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Allgemeine Zeitung, Nr. 136, 22. März 1908.

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Nr. 136. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 22. März 1908. Seite 3.
Hof und Gesellschaft.

-- Wie die Karlsruher Bad. Landesztg. meldet, gingen am
Donnerstag zwei Pferde mit einem dem Leibdragoner-Regiment
gehörigen, im Hofe des Hauptpostgebäudes aufgestellten Wagen
durch. Sie nahmen ihren Weg nach dem Schloßplatz, woselbst
sie durch zwei Unteroffiziere angehalten werden konnten. Ein
Unglück ist nicht entstanden, dagegen kam der Großherzog
in große Gefahr,
da der Hofwagen, vom Zirkel kommend,
kaum die Waldstraße nach der Linkenheimerstraße passiert hatte,
als die durchgehenden Pferde mit dem Wagen die Zirkelstraße
kreuzten.

-- Am 23. März feiert Oberstleutnant a. D. Arthur
Burger seinen 70. Geburtstag. 1838 zu Nürnberg geboren,
wurde er 1859 Leutnant im 14. Infanterie-Regiment, 1866 Ober-
leutnant, 1870 Hauptmann, 1882 Major und nahm 1887 unter
Verleihung des Charakters als Oberstleutnant seinen Abschied.
Er hat die Feldzüge 1866 und 1870/71 mit Auszeichnung mit-
gemacht.

-- Zu der angeblich geplanten Verheiratung des Herzogs
der Abruzzeu,
Vetters des Königs von Italien, mit der
Amerikanerin Katharina Elkins, behauptet das römische
Blatt Vita, daß der König seine Zustimmung bereits erteilt
habe. Die Trauung werde an einem noch festzusetzenden Tage
im Auslande stattfinden; jeder italienische Konsul könne als
Standesbeamter fungieren, wenn die Einwilligung des Königs
vorliege. Der Corriere della Sera bestätigt diese Meldung und
fügt hinzu, der König, der von allen seinen Vettern dem Herzog
der Abruzzen am meisten zugetan sei, habe dessen Herzenswunsch
nicht im Wege sein können. -- Während die Angaben über das
Vermögen der Brant in den italienischen Blättern immer mehr
zusammenschrumpfen, wird hervorgehoben, der Herzog habe nebst
seinen Brüdern von mütterlicher Seite und von anderen Ver-
wandten eine ansehnliche Anzahl von Millionen geerbt.



Münchener Stadtanzeiger.

Eine Rede des päpstlichen Nuntius.

Aus Anlaß des Festmahls zur Feier des Papstjubi-
läums hat der apostolische Nuntius, Msgr. Dr. Früh-
wirth,
in Erwiderung auf die Ansprache des Minister-
präsidenten Frhrn. v. Podewils einen Toast auf den
Prinzregenten ausgebracht. Nicht nur die Tatsache, daß
ein apostolischer Nuntius in München in deutscher
Sprache unseren Landesherrn gefeiert hat, macht die Worte
Dr. Frühwirths bemerkenswert, sondern vor allem die
Wärme und schlichte Herzlichkeit, die seine Rede aus-
zeichnete. Der Nuntius sagte:

"Es ist mir eine hohe Ehre, daß es mir vergönnt ist, Euere
Exzellenz allsogleich in der Sprache Ihres Vertrauens,
in der Sprache meiner Jugend erwidern zu können.
Und ich bin glücklich über den erhabenen Anlaß, der sich mir
als Vertreter Seiner Heiligkeit heute bietet, in wahrer
Herzensfreude des gütigen herrlichen Fürsten zu
gedenken, dem Gott der Allmächtige die Geschicke des Landes
anvertraut hat, über das Seine Erlauchte Dynastie schon mehr
als ein Jahrtausend herrscht.
Verehrungswürdig in der Kraft seines Wollens, in der
Weisheit seines Wägens, in der Milde seines Urteils steht
Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs
Bayern Verweser, da vor seinen Untertanen, das Bild eines
ritterlichen Fürsten, in dem sich all die Herrschertugenden ver-
körpern, die den Stamm der Wittelsbacher mit unausreißbaren
Wurzeln festgeankert haben in urdeutscher, in bayerischer Erde.
Ungebeugt steht Seine hoheitsvolle Gestalt vor ihrem Blick.
Die Sorgen des fürstlichen Amtes, das Gott in Tagen schweren
Leides ihm auferlegt hat, die Last der Jahre, die Schicksals-
schläge im eigenen Hochfürstlichen Haus haben nichts über seine
Schaffenskraft vermocht. Straff und stahlhart schreitet er den
jüngeren Generationen des Landes voran auf dem Wege treuer
unentwegter Pflichterfüllung, fürstlicher Güte und Milde.
In inniger Glaubenstreue, dem ganzen Volk zum auf-
erbaulichen Beispiel, senkt dieser ehrwürdige Fürst das Haupt
vor Gott, dem Vater aller Fürsten und Völker. Werke frommer
Andacht stehen am Eingang und am Schluß seiner nur dem
Wohle des Staates, der Sorge für die Allgemeinheit gewid-
meten Togesarbeit. Wenn wo im Lande die Trauer einkehrt,
wenn jähes Unglück eine Familie des Vaters, des Ernährers
beraubt, so öffnet sich seine mildtätige Hand zu christlicher
Liebestat.
Höher schlagen darum die Herzen, froher glänzen die
Augen, wenn seine ehrfurchtgebietende Gestalt sich unter dem
[Spaltenumbruch] Volke zeigt, in dessen Mitte er sich treu geschirmt weiß. In
Liebe und Dankbarkeit, in echter stiller Treue gedenkt
das ganze Land seines durchlauchtigsten Fürsten. Die ver-
bündeten deutschen Fürsten und Stämme, an ihrer Spitze der
erhabene Kaiser, blicken in Ehrfurcht auf ihn, in dem
sie das Vorbild weisheitsvoller Pflichterfüllung, fürstlicher
Güte und Hoheit bewundern.
Bei uns, denen es allen schon vergönnt war, dem durch-
lauchtigsten Herrn in das milde Auge zu schauen, begegnet
diese Liebe, mit der das bayerische Volk an seinem Fürsten
hängt, begeistertem Verständnis. Wir fühlen es mit, mehr
noch, wir beten es mit, das Gebet, das dieses treue Volk täglich
zum Himmel sendet: Gott schütze, Gott segne, Gott erhalte den
Prinzregenten."
Frühlingsanfang.

* Dieser Anfang ist wenig versprechend. Der Himmel ist
grau, die Luft ist kühl, die Stimmung trübe. Man soll sich ja
durch solche Aeußerlichkeiten nicht beeinflussen lassen. Dieser
Frühling hat vielleicht einen ganz guten Charakter. Er muß
sich nur erst entwickeln. Indessen empfinden wir nichts von dem
bänglich-schönen Frühlingsempfinden. Wir haben noch nicht ein-
mal eine Ahnung. In manchen Gärten sprießen zwar Schnee-
glöckchen und die Vögel zwitschern schon recht verliebt. Wir Men-
schen aber mögen noch nicht daran glauben. Der 21. März ver-
pflichtet zu gar nichts. Ohne zu murren heizen wir unsere Oefen,
wir tragen noch unsere Winterkleider. Die Vorbereitung zum
Frühlingszauber liegt noch in den Händen der Schneider und
Schneiderinnen. Mit welch zarten Empfindungen regen sich dort
die Hände! Mit welcher Gründlichkeit werden alle Einzelheiten
durchberaten, die Frühjahrsmode, das Hochzeitskleid der Men-
schen, endgültig festzustellen. Die Damen schwelgen in Einkäufen,
aber auch die Herren statten höchst ernsthaft ihren Schneidern
Besuche ab. Man will die Mode mitmachen -- aber doch nicht
ganz so aussehen wie die Blumengebilde von Jünglingen in
den Modejournalen. Nur ein bißchen solider -- nicht ganz so
exzentrisch. Die Streifen nicht so aufdringlich. Der Schnitt
nicht so verwegen.

Die Hausherren steigern, die Hausfrauen suchen Dienstmäd-
chen -- und das ist trotz des grauen Himmels das sicherste Zeichen,
daß es Frühling werden wird.



eh. Deutsches Museum.

Das Modell einer Dampf-
dreschmaschine
aus der Fabrik von Heinrich Lanz in
Mannheim ist gestern in der Gruppe Futterberei-
tungsgeräte der landw. Abteilung aufgestellt worden. Das
sehr exakt gearbeitete Modell ist aus amerikanischem Holz
und Eisen hergestellt und hat einen Wert von 7000 M,
während die ausgeführte Maschine 30,000 M kostet. Inter-
essant sind die selbsttätige Einlegevorrichtung und die
beiden Spreuableger. -- Im Saal I (Geologie) ist ein
Molassesandstein mit fossilen Wellenfurchen aus den
Steinbrüchen westlich von Lechbruck neu hinzugekommen.
Stifter ist Bergmeister Dr. Stuchlik in Traunstein. --
Im Vorraum des Museums werden außer dem offiziellen
Führer auch hübsche Ansichtskarten mit dem Stempel-
aufdruck "Deutsches Museum München" verkauft, unter
denen sich auch weiß auf schwarzem Grund das Modell des
Museumsneubaus nach Gabriel v. Seidls Projekt befindet.

Bl. Ordensfest.

Wie bereits berichtet, feierten heute
die Benediktiner das Fest ihres Ordensstifters St. Bene-
dikt. Für das Pontifikalamt, das cum plena assistentia
in der hiesigen Benediktiner-Abtei-Kirche St. Bonifaz ab-
gehalten wurde, war der Hochaltar, der sonst sehr nüchtern
wirkt, von dem herrlichsten Frühjahrsblumenschmuck um-
geben, der dem Kunstgeschmack des Klostergärtners alle
Ehre macht. Der Nuntius, Msgr. Dr. Frühwirth, war
einer Einladung der Benediktiner in Schäftlarn gefolgt
und hielt heute vormittag im Benediktinerkloster ein feier-
liches Pontifikalamt.

dr. Die Aussperrung der Droschkenkutscher

scheint Ver-
anlassung zu einer umfangreichen Lohnbewegung zu wer-
den. Der Transportarbeiter-Verband fordert alle Kutscher
und Fuhrleute zu einer Versammlung am Sonntag auf,
in welcher Stellung genommen werden soll zur Tarifver-
tragskündigung der Schwerfuhrwerksinnung und zur Aus-
sperrung der Droschkenkutscher und Chauffeure.

m. Trambahnverbindung Arnulsstraße--Bayerstraße.

Die
Arbeiten an der Unterfahrt Hasenstraße--Bayerstraße, die der
Linie 3 (Schwabing--Bahnhof) in Zukunft die direkte Verbin-
[Spaltenumbruch] dung mit dem Ausstellungsplatz eröffnen wird, schreiten sehr rasch
vorwärts. Am Mittwoch, 11. März, wurde mit der Gleislegung
begonnen, wobei 40 Mann beschäftigt sind. Mit Zuhilfenahme
einer Nachtarbeit ist die Einfügung in das rechtsseitige Gleis
an der Bayerstraße bereits fertiggestellt, eine weitere Nachtarbeit
in der nächsten Woche wird auch den Anschluß an das linksseitige
Gleis herstellen, so daß die ganze Arbeit bis Samstag, 28. März.
beendet sein wird. Die Oberleitung mit allen Verschalungen ist
im Tunnel ebenfalls fast vollständig fertig, ihre Weiterführung
wird mit Beendigung der Gleisbauten sofort aufgenommen wer-
den. -- Unsere Straßenbahn hat sich in allen Bauarbeiten ein
außerordentlich erfreuliches rasches Tempo angewöhnt.

* Trockenlegung feuchter Gebäude.

Die Baufirma Stadler
u. Geyer
in München, deren System der Trockenlegung von
Gebäuden sich bei der hiesigen Heiliggeistkirche so sehr bewährte,
führt zurzeit die Trockenlegung des Bismarckschen
Schlosses
zu Friedrichsruh durch, das infolge langjäh-
riger Vernachlässigung tiefgehende Schädigungen, die auf Boden-
feuchtigkeit zurückzuführen sind, aufweist. Das Schloß wird bis
zur Kellersohle mit einem Luftschachte versehen, die sämtlichen
Mauern (Außen- wie Innenmauern) werden in Höhe des Keller-
fußbodens mit der patentierten Sägevorrichtung abgeschnitten
und durch Einlagen von Bleiisolierungspappen gegen aussteigende
Feuchtigkeit gesichert. Es sind hierbei ca. 220 Quadratmeter
Mauerwerk zu durchsägen, was in ca. 4 Wochen geschehen sein
wird.

* 40jähriges Künstler-Jubiläum.

Musikdirektor Fritz Feyer-
tag,
langjähriger Lehrer für Musik und Gesang am kgl. Ka-
dettenkorps, begeht am 25. d. M. das Jubiläum seiner 40jährigen
Tätigkeit im Chore der St. Michaelhofkirche. Als Singknabe
im Alter von 10 Jahren wurde der Jubilar unter Chordirektor
A. Pacher in den Chor der genannten Kirche aufgenommen und
hat sich im Laufe der 40 Jahre in verschiedenen Zweigen der
Gesangs- und Jnstrumentalmusik in aufopfernder und hervor-
ragender Weise betätigt. Mit seinem 40jährigen Jubiläum
kann der Jubilar noch das 25jährige als Solotenorist an dieser
Kirche verbinden. Musikdirektor Feyertag, der in hiesigen Künst-
lerkreisen sich allgemeiner Wertschätzung und Beliebtheit erfreul,
war auch Musiklehrer der Prinzen Georg und Konrad.

* Otto Ernst hat sich nach dem glänzenden Erfolge in seinem
kürzlich veranstalteten humoristischen Abend entschlossen, diesem
einen zweiten Rezitationsabend folgen zu lassen, der auf Freitag,
den 27. März, im Bayerischen Hof angesetzt ist. Karten bei
Alfred Schmid Nachf., Theatinerstr. 34.

dr. Die Heilsarmee in München.

Wie es scheint, beabsichtigt
General Booth gegen München anzurücken, denn seit gestern
bietet eine "Offizierin" den Gästen größerer Wirtschaftsbetriebe
-- so geschah dies auch im Hofbräuhaus -- verschiedene Traktät-
chen an, z. B. "Wann verjährt deine Schuld?" von General
Viebahn. Auch das offizielle Organ der Heilsarmee für Deutsch-
land "Der Kriegsruf" kommt zur Verbreitung. Wie bekannt,
verfügt die Heilsarmee für ihre männlichen und weiblichen An-
gehörigen über alle militärischen Grade. Da liest man vom
Kommandeur, von der Kommandeurin, Kapitän und Kapitänin,
Adjutant, Leutnant, Major, Kadetten, Rekruten, sowie Soldaten
und Soldatinnen. Selbstverständlich gibt es auch Divisionen, so
eine mitteldeutsche Division. Für Berichte und letzte Nachrichten
im "Kriegsruf" sind Preise vorgesehen, außerdem wird eine
Wetteiferliste veröffentlicht, in der alle die tüchtigen ver-
dienten Kräfte aufgeführt werden, die möglichst viele "Kriegs-
rufe" abgesetzt haben.

ch. Die 37. Geflügel- und Vogelausstellung

des Vereins
für Geflügelzucht wurde heute vormittag 9 Uhr im hübsch deko-
rierten mittleren Schrannenpavillon eröffnet. Die unter dem
Protektorat der Prinzessin Ludwig stehende Ausstellung weist
eine überaus reiche Kollektion Hühner, Truthühner, Ziergeflügel.
Wassergeflügel, Tauben aller Arten. Möven und Singvögel auf.
Die Tiere sind durchweg sehr schön, so daß die Preisrichter keine
leichte Arbeit haben werden. Die Zahl der beteiligten auswär-
tigen Aussteller beträgt 100. Sehr sehenswert ist die Zierenten-
kolonie der kgl. Hofgärtnerei "Englischer Garten", die sich in


[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]

hervorhebend, nicht alles dies ist es, was sein Schaffen auf
der künstlerischen Höhe gehalten hat. In dieser Vielseitig-
keit, die uns in mehr als zweihundert Gemälden, Zeich-
nungen und Radierungen überrascht, liegt eine Art Ver-
zichtleistung. Er hat, was wohl den wenigsten klar ge-
worden sein wird, den Versuchungen des Kunsthandels
widerstanden. Andere würden, als die Grenadierbilder ein-
schlugen, fortan nichts weiter auf den Markt gebracht haben;
wie gewisse Schriftsteller nur noch das ab- und umwandeln,
was ihnen als Roman oder Lustspiel den ersten Erfolg ver-
schaffte. Werner legte sich diese unkünstlerische Beschrän-
kung nicht auf; sein Lebenswerk stellt einen Orbis pietus
im Kleinen dar; die Vorwürfe, die er sich wählte, sind sehr
verschiedenartig, stets sorgfältig durchdacht, doch so, daß die
Fülle des Wissens, dem Botaniker, dem Trachtenforscher,
dem Naturkundigen leicht erkennbar, nur als selbstver-
ständliches Beiwerk erscheint. In erster Linie redet er eine
formgewandte, vernehmliche Farbensprache. Nirgends ent-
decken wir eine falsche Pose, keine Verkleidung wackerer
Zeitgenossen in Helden oder Staatsmänner vergangener
Zeiten, keine Mythologie, keine Theaterßene mit gestellten
Figuren hat er jemals auf die Leinwand gebracht. Er ist
immer ein rechter Wirklichkeitsschilderer gewesen, rund
und ernst steht der Teilausschnitt des Lebens vor uns,
den er uns zumessen will. Er hat nie eine Frau gemalt,
weil sie schön war, aber wenn er zum Stift griff, um einen
Kopf festzuhalten auf dem Papier, dann entstand er in
seiner ganzen Eigenart, und so haben wir Fontane, Gussow,
Knaus, Wildenbruch und andere erhalten, jeden Kopf so
sprechend und voll geistigen Gehalts, wie es nie eine Pho-
tographie zum Ausdruck bringen kann.

Die Ausstellung bietet, wie schon angedeutet, keine
vollständige Uebersicht über Fritz Werners Schaffen, aber
was sie uns bietet, läßt uns eine in sich abgeschlossene
Künstlerpersönlichkeit erkennen, die von Anbeginn an fest-
umgrenzt, vollkommen in ihrem Können ihren Platz ein-
nahm und ihn behauptet hat, ohne dem wechselnden Zeit-
geschmack Zugeständnisse zu machen oder, wie es heute trau-
rige Beispiele beweisen, von einer Richtung zur anderen
eilen, in der Besorgnis, zu spät zu kommen.



[Spaltenumbruch]
Theater und Musik.
-tz. Konzerte.

Nachdem man in den letzten Tagen nachein-
ander Backhaus, Lamond und Dohnanyi gehört hat, haben andere
Pianisten einen schweren Stand, selbst wenn sie ein so ansprechen-
des Talent ihr eigen nennen wie Herr Franz Rösler. Bei
gut entwickelter Technik, der hin und wieder nur noch etwas
mehr Sauberkeit (vor allem sorgfältigere Pedalbehandlung!)
zu wünschen wäre, und sympathischem Musikempfinden fehlt es
dem jungen Künstler nur noch an etwas Wichtigem, an der "per-
sönlichen Note". Von dem, was ich hörte, verdiente das Beet-
hovensche Andante favori den Vorzug, dessen liebliche Melodik
und gemütvolle Sinnigkeit recht wirkungsvoll zur Geltung kam,
während dem ersten Satz der Appassionata von Beethoven der
große Zug fehlte. Anerkennenswert ist es, daß der Künstler
durch Aufnahme einiger hübscher Klavierminiaturen von
Couperin seinem Programm auch historisches Interesse zu ver-
leihen wußte.

Ein glänzender pianistischer Techniker ist Herr Paul Gold-
schmidt,
der am folgenden Abend konzertierte; auch Auffassung
und Vortrag des Künstlers weisen Züge intelligenten Empfindens
auf, so daß sehr günstige Eindrücke erzielt wurden. Gleich
Schuberts Wandererphantasie, mit der der Abend begann, wirkte
sehr frisch und ansprechend. In der F-moll-Sonate von Brahms
kamen namentlich die weicheren lyrischen Elemente sehr schön
heraus, wie überhaupt die ganze Auffassung von erquickendem
poetischen Geist erfüllt war. Von den Chopin-Stücken gelang
am brillantesten die A-dur-Polonaise. Den Schluß des Abends
bildeten zwei Novitäten "Nachtbild" von A. Schnabel und Sieben
Walzer von Werner Wolff. Das erste, eine von Chopin teilweise
stark inspirierte Schöpfung, vermochte tieferes Interesse nicht zu
erregen; die Walzer, soweit ich sie noch hörte, entbehren nicht
mancher ganz originellen Wendungen.

Im letzten Volks-Symphonie-Konzert des neuen
Kaim-Orchesters hörte ich einen Teil von Mendelssohns schöner
A-dur-Symphonie. Die nicht eben schwierige Musik wurde recht
ansprechend exekutiert; die Bläser, die nach wie vor die schwache
Seite des Orchesters sind, waren manchmal, so namentlich in
einigen Partien des klangschönen dritten Satzes, recht gut, manch-
mal freilich auch wieder ziemlich unsicher und unrein. Als Diri-
gent fungierte Herr Cor de Las mit gewohnter Gewandtheit.

* Münchner Schauspielhaus.

"Wolkenkratzer", eine
amerikanische Komödie von Karl Rößler und Ludw. Heller,
heißt die nächste Novität, welche Samstag, den 28. März, erst-
malig in Szene geht. Mittwoch nachmittag kommen "Die
Brüder von St. Bernhard
" bei erwäßigten Preisen zur
Aufführung.

[Spaltenumbruch]
* Theater am Gärtnerplatz.

Ludwig Nachbaur, ein
Sohn des unvergeßlichen Kammersängers Nachbaur, wird am
Montag, den 23. März, als Don Cesar zum ersten Male vor das
Münchener Publikum treten. Der erste Akt des "Don Cesar" geht
an diesem Abend dem Gastspiel Miß Ruth St. Denis' voraus.
Die Tänzerin tritt außer Mittwoch und Sonntag allabend-
lich
in ihren indischen Tänzen auf. Außer "Don Cesar" kommen
an den Gastabenden Ruth St. Denis' noch abwechselnd der zweite
Akt der "Lustigen Witwe" und der zweite Akt "Fledermaus"
zur Aufführung. Mittwoch nachmittag geht bei ermäßigten
Preisen "Der Zigeunerbaron" in Szene, abends wird
"Jadwiga" wiederholt. Der Vorstellung am 20. März. "Jad-
wiga", wohnten Se. kgl. Hoheit Prinz Leopold mit Gemahlin bei.

* Sven Scholander.

Morgen (Sonntag), den 22. März, findet
im Museum der längst mit Spannung erwartete Lauten-Abend
von Sven Scholander statt. Die Vorträge des schwedischen Lauten-
sängers versprechen einen heiteren Abend. (Karten bei Otto
Bauer, Maximilianstraße 5.)

* Alice Ripper.

Der bereits angekündigte Klavierabend der
jugendlichen Pianistin findet nunmehr bestimmt Montag, den
23. März, im Museum statt. Das Programm bleibt das gleiche,
wie an dieser Stelle schon bekannt gegeben. (Karten bei Otto
Bauer, Maximilianstraße 5.)



Bildende Kunst.
* Zwei Maleranekdoten.

Der in München bestens bekannte
Maler William Merritt Chase erzählte kürzlich in einem Vor-
trage, den er in New-York gehalten, folgende Whistler-Anek-
dote. Eine junge Schülerin von Chase ging zu Whistler über
und begann eine Landschaft im schönsten Purpurrot und Grün.
Whistler sieht ihr über die Schulter und fragt, was sie denn da
eigentlich mache. Mit träumerischem Augenaufschlag kommt die
Antwort: "Ich male die Natur wie ich sie sehe, soll man das
nicht, Mr. Whistler?" "Doch, doch", stimmte Whistler sarkastisch
bei, "vorausgesetzt, daß man die Natur nicht sieht, wie Sie sie
malen." -- Als J. E. Rjepin, der berühmte russische Maler,
seine Studien zu den "Saporogern" machte, hatte er ein nettes
kleines Erlebnis, über das er, nach dem St. Petersburger Herold,
wie folgt berichtet: "Ich sehe in Klein-Rußland eine Gruppe
Männer im Grase liegen. Während ich rasch Skizzen mache, rüstet
sich der eine, der interessanteste, einzuschlafen. "Ich gebe dir fünf
Rubel, wenn du dich zeichnen läßt," sagte ich zu ihm. Der Kerl
sieht mich an und sagt dann bedächtig: "Da hast du zwei Kopeken,
laß mich aber in Ruhe schlafen," legt sich hin und beginnt zu
schnarchen."

Nr. 136. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 22. März 1908. Seite 3.
Hof und Geſellſchaft.

— Wie die Karlsruher Bad. Landesztg. meldet, gingen am
Donnerstag zwei Pferde mit einem dem Leibdragoner-Regiment
gehörigen, im Hofe des Hauptpoſtgebäudes aufgeſtellten Wagen
durch. Sie nahmen ihren Weg nach dem Schloßplatz, woſelbſt
ſie durch zwei Unteroffiziere angehalten werden konnten. Ein
Unglück iſt nicht entſtanden, dagegen kam der Großherzog
in große Gefahr,
da der Hofwagen, vom Zirkel kommend,
kaum die Waldſtraße nach der Linkenheimerſtraße paſſiert hatte,
als die durchgehenden Pferde mit dem Wagen die Zirkelſtraße
kreuzten.

— Am 23. März feiert Oberſtleutnant a. D. Arthur
Burger ſeinen 70. Geburtstag. 1838 zu Nürnberg geboren,
wurde er 1859 Leutnant im 14. Infanterie-Regiment, 1866 Ober-
leutnant, 1870 Hauptmann, 1882 Major und nahm 1887 unter
Verleihung des Charakters als Oberſtleutnant ſeinen Abſchied.
Er hat die Feldzüge 1866 und 1870/71 mit Auszeichnung mit-
gemacht.

— Zu der angeblich geplanten Verheiratung des Herzogs
der Abruzzeu,
Vetters des Königs von Italien, mit der
Amerikanerin Katharina Elkins, behauptet das römiſche
Blatt Vita, daß der König ſeine Zuſtimmung bereits erteilt
habe. Die Trauung werde an einem noch feſtzuſetzenden Tage
im Auslande ſtattfinden; jeder italieniſche Konſul könne als
Standesbeamter fungieren, wenn die Einwilligung des Königs
vorliege. Der Corriere della Sera beſtätigt dieſe Meldung und
fügt hinzu, der König, der von allen ſeinen Vettern dem Herzog
der Abruzzen am meiſten zugetan ſei, habe deſſen Herzenswunſch
nicht im Wege ſein können. — Während die Angaben über das
Vermögen der Brant in den italieniſchen Blättern immer mehr
zuſammenſchrumpfen, wird hervorgehoben, der Herzog habe nebſt
ſeinen Brüdern von mütterlicher Seite und von anderen Ver-
wandten eine anſehnliche Anzahl von Millionen geerbt.



Münchener Stadtanzeiger.

Eine Rede des päpſtlichen Nuntius.

Aus Anlaß des Feſtmahls zur Feier des Papſtjubi-
läums hat der apoſtoliſche Nuntius, Mſgr. Dr. Früh-
wirth,
in Erwiderung auf die Anſprache des Miniſter-
präſidenten Frhrn. v. Podewils einen Toaſt auf den
Prinzregenten ausgebracht. Nicht nur die Tatſache, daß
ein apoſtoliſcher Nuntius in München in deutſcher
Sprache unſeren Landesherrn gefeiert hat, macht die Worte
Dr. Frühwirths bemerkenswert, ſondern vor allem die
Wärme und ſchlichte Herzlichkeit, die ſeine Rede aus-
zeichnete. Der Nuntius ſagte:

„Es iſt mir eine hohe Ehre, daß es mir vergönnt iſt, Euere
Exzellenz allſogleich in der Sprache Ihres Vertrauens,
in der Sprache meiner Jugend erwidern zu können.
Und ich bin glücklich über den erhabenen Anlaß, der ſich mir
als Vertreter Seiner Heiligkeit heute bietet, in wahrer
Herzensfreude des gütigen herrlichen Fürſten zu
gedenken, dem Gott der Allmächtige die Geſchicke des Landes
anvertraut hat, über das Seine Erlauchte Dynaſtie ſchon mehr
als ein Jahrtauſend herrſcht.
Verehrungswürdig in der Kraft ſeines Wollens, in der
Weisheit ſeines Wägens, in der Milde ſeines Urteils ſteht
Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs
Bayern Verweſer, da vor ſeinen Untertanen, das Bild eines
ritterlichen Fürſten, in dem ſich all die Herrſchertugenden ver-
körpern, die den Stamm der Wittelsbacher mit unausreißbaren
Wurzeln feſtgeankert haben in urdeutſcher, in bayeriſcher Erde.
Ungebeugt ſteht Seine hoheitsvolle Geſtalt vor ihrem Blick.
Die Sorgen des fürſtlichen Amtes, das Gott in Tagen ſchweren
Leides ihm auferlegt hat, die Laſt der Jahre, die Schickſals-
ſchläge im eigenen Hochfürſtlichen Haus haben nichts über ſeine
Schaffenskraft vermocht. Straff und ſtahlhart ſchreitet er den
jüngeren Generationen des Landes voran auf dem Wege treuer
unentwegter Pflichterfüllung, fürſtlicher Güte und Milde.
In inniger Glaubenstreue, dem ganzen Volk zum auf-
erbaulichen Beiſpiel, ſenkt dieſer ehrwürdige Fürſt das Haupt
vor Gott, dem Vater aller Fürſten und Völker. Werke frommer
Andacht ſtehen am Eingang und am Schluß ſeiner nur dem
Wohle des Staates, der Sorge für die Allgemeinheit gewid-
meten Togesarbeit. Wenn wo im Lande die Trauer einkehrt,
wenn jähes Unglück eine Familie des Vaters, des Ernährers
beraubt, ſo öffnet ſich ſeine mildtätige Hand zu chriſtlicher
Liebestat.
Höher ſchlagen darum die Herzen, froher glänzen die
Augen, wenn ſeine ehrfurchtgebietende Geſtalt ſich unter dem
[Spaltenumbruch] Volke zeigt, in deſſen Mitte er ſich treu geſchirmt weiß. In
Liebe und Dankbarkeit, in echter ſtiller Treue gedenkt
das ganze Land ſeines durchlauchtigſten Fürſten. Die ver-
bündeten deutſchen Fürſten und Stämme, an ihrer Spitze der
erhabene Kaiſer, blicken in Ehrfurcht auf ihn, in dem
ſie das Vorbild weisheitsvoller Pflichterfüllung, fürſtlicher
Güte und Hoheit bewundern.
Bei uns, denen es allen ſchon vergönnt war, dem durch-
lauchtigſten Herrn in das milde Auge zu ſchauen, begegnet
dieſe Liebe, mit der das bayeriſche Volk an ſeinem Fürſten
hängt, begeiſtertem Verſtändnis. Wir fühlen es mit, mehr
noch, wir beten es mit, das Gebet, das dieſes treue Volk täglich
zum Himmel ſendet: Gott ſchütze, Gott ſegne, Gott erhalte den
Prinzregenten.“
Frühlingsanfang.

* Dieſer Anfang iſt wenig verſprechend. Der Himmel iſt
grau, die Luft iſt kühl, die Stimmung trübe. Man ſoll ſich ja
durch ſolche Aeußerlichkeiten nicht beeinfluſſen laſſen. Dieſer
Frühling hat vielleicht einen ganz guten Charakter. Er muß
ſich nur erſt entwickeln. Indeſſen empfinden wir nichts von dem
bänglich-ſchönen Frühlingsempfinden. Wir haben noch nicht ein-
mal eine Ahnung. In manchen Gärten ſprießen zwar Schnee-
glöckchen und die Vögel zwitſchern ſchon recht verliebt. Wir Men-
ſchen aber mögen noch nicht daran glauben. Der 21. März ver-
pflichtet zu gar nichts. Ohne zu murren heizen wir unſere Oefen,
wir tragen noch unſere Winterkleider. Die Vorbereitung zum
Frühlingszauber liegt noch in den Händen der Schneider und
Schneiderinnen. Mit welch zarten Empfindungen regen ſich dort
die Hände! Mit welcher Gründlichkeit werden alle Einzelheiten
durchberaten, die Frühjahrsmode, das Hochzeitskleid der Men-
ſchen, endgültig feſtzuſtellen. Die Damen ſchwelgen in Einkäufen,
aber auch die Herren ſtatten höchſt ernſthaft ihren Schneidern
Beſuche ab. Man will die Mode mitmachen — aber doch nicht
ganz ſo ausſehen wie die Blumengebilde von Jünglingen in
den Modejournalen. Nur ein bißchen ſolider — nicht ganz ſo
exzentriſch. Die Streifen nicht ſo aufdringlich. Der Schnitt
nicht ſo verwegen.

Die Hausherren ſteigern, die Hausfrauen ſuchen Dienſtmäd-
chen — und das iſt trotz des grauen Himmels das ſicherſte Zeichen,
daß es Frühling werden wird.



eh. Deutſches Muſeum.

Das Modell einer Dampf-
dreſchmaſchine
aus der Fabrik von Heinrich Lanz in
Mannheim iſt geſtern in der Gruppe Futterberei-
tungsgeräte der landw. Abteilung aufgeſtellt worden. Das
ſehr exakt gearbeitete Modell iſt aus amerikaniſchem Holz
und Eiſen hergeſtellt und hat einen Wert von 7000 M,
während die ausgeführte Maſchine 30,000 M koſtet. Inter-
eſſant ſind die ſelbſttätige Einlegevorrichtung und die
beiden Spreuableger. — Im Saal I (Geologie) iſt ein
Molaſſeſandſtein mit foſſilen Wellenfurchen aus den
Steinbrüchen weſtlich von Lechbruck neu hinzugekommen.
Stifter iſt Bergmeiſter Dr. Stuchlik in Traunſtein. —
Im Vorraum des Muſeums werden außer dem offiziellen
Führer auch hübſche Anſichtskarten mit dem Stempel-
aufdruck „Deutſches Muſeum München“ verkauft, unter
denen ſich auch weiß auf ſchwarzem Grund das Modell des
Muſeumsneubaus nach Gabriel v. Seidls Projekt befindet.

Bl. Ordensfeſt.

Wie bereits berichtet, feierten heute
die Benediktiner das Feſt ihres Ordensſtifters St. Bene-
dikt. Für das Pontifikalamt, das cum plena assistentia
in der hieſigen Benediktiner-Abtei-Kirche St. Bonifaz ab-
gehalten wurde, war der Hochaltar, der ſonſt ſehr nüchtern
wirkt, von dem herrlichſten Frühjahrsblumenſchmuck um-
geben, der dem Kunſtgeſchmack des Kloſtergärtners alle
Ehre macht. Der Nuntius, Mſgr. Dr. Frühwirth, war
einer Einladung der Benediktiner in Schäftlarn gefolgt
und hielt heute vormittag im Benediktinerkloſter ein feier-
liches Pontifikalamt.

dr. Die Ausſperrung der Droſchkenkutſcher

ſcheint Ver-
anlaſſung zu einer umfangreichen Lohnbewegung zu wer-
den. Der Transportarbeiter-Verband fordert alle Kutſcher
und Fuhrleute zu einer Verſammlung am Sonntag auf,
in welcher Stellung genommen werden ſoll zur Tarifver-
tragskündigung der Schwerfuhrwerksinnung und zur Aus-
ſperrung der Droſchkenkutſcher und Chauffeure.

m. Trambahnverbindung Arnulſſtraße—Bayerſtraße.

Die
Arbeiten an der Unterfahrt Haſenſtraße—Bayerſtraße, die der
Linie 3 (Schwabing—Bahnhof) in Zukunft die direkte Verbin-
[Spaltenumbruch] dung mit dem Ausſtellungsplatz eröffnen wird, ſchreiten ſehr raſch
vorwärts. Am Mittwoch, 11. März, wurde mit der Gleislegung
begonnen, wobei 40 Mann beſchäftigt ſind. Mit Zuhilfenahme
einer Nachtarbeit iſt die Einfügung in das rechtsſeitige Gleis
an der Bayerſtraße bereits fertiggeſtellt, eine weitere Nachtarbeit
in der nächſten Woche wird auch den Anſchluß an das linksſeitige
Gleis herſtellen, ſo daß die ganze Arbeit bis Samstag, 28. März.
beendet ſein wird. Die Oberleitung mit allen Verſchalungen iſt
im Tunnel ebenfalls faſt vollſtändig fertig, ihre Weiterführung
wird mit Beendigung der Gleisbauten ſofort aufgenommen wer-
den. — Unſere Straßenbahn hat ſich in allen Bauarbeiten ein
außerordentlich erfreuliches raſches Tempo angewöhnt.

* Trockenlegung feuchter Gebäude.

Die Baufirma Stadler
u. Geyer
in München, deren Syſtem der Trockenlegung von
Gebäuden ſich bei der hieſigen Heiliggeiſtkirche ſo ſehr bewährte,
führt zurzeit die Trockenlegung des Bismarckſchen
Schloſſes
zu Friedrichsruh durch, das infolge langjäh-
riger Vernachläſſigung tiefgehende Schädigungen, die auf Boden-
feuchtigkeit zurückzuführen ſind, aufweiſt. Das Schloß wird bis
zur Kellerſohle mit einem Luftſchachte verſehen, die ſämtlichen
Mauern (Außen- wie Innenmauern) werden in Höhe des Keller-
fußbodens mit der patentierten Sägevorrichtung abgeſchnitten
und durch Einlagen von Bleiiſolierungspappen gegen auſſteigende
Feuchtigkeit geſichert. Es ſind hierbei ca. 220 Quadratmeter
Mauerwerk zu durchſägen, was in ca. 4 Wochen geſchehen ſein
wird.

* 40jähriges Künſtler-Jubiläum.

Muſikdirektor Fritz Feyer-
tag,
langjähriger Lehrer für Muſik und Geſang am kgl. Ka-
dettenkorps, begeht am 25. d. M. das Jubiläum ſeiner 40jährigen
Tätigkeit im Chore der St. Michaelhofkirche. Als Singknabe
im Alter von 10 Jahren wurde der Jubilar unter Chordirektor
A. Pacher in den Chor der genannten Kirche aufgenommen und
hat ſich im Laufe der 40 Jahre in verſchiedenen Zweigen der
Geſangs- und Jnſtrumentalmuſik in aufopfernder und hervor-
ragender Weiſe betätigt. Mit ſeinem 40jährigen Jubiläum
kann der Jubilar noch das 25jährige als Solotenoriſt an dieſer
Kirche verbinden. Muſikdirektor Feyertag, der in hieſigen Künſt-
lerkreiſen ſich allgemeiner Wertſchätzung und Beliebtheit erfreul,
war auch Muſiklehrer der Prinzen Georg und Konrad.

* Otto Ernſt hat ſich nach dem glänzenden Erfolge in ſeinem
kürzlich veranſtalteten humoriſtiſchen Abend entſchloſſen, dieſem
einen zweiten Rezitationsabend folgen zu laſſen, der auf Freitag,
den 27. März, im Bayeriſchen Hof angeſetzt iſt. Karten bei
Alfred Schmid Nachf., Theatinerſtr. 34.

dr. Die Heilsarmee in München.

Wie es ſcheint, beabſichtigt
General Booth gegen München anzurücken, denn ſeit geſtern
bietet eine „Offizierin“ den Gäſten größerer Wirtſchaftsbetriebe
— ſo geſchah dies auch im Hofbräuhaus — verſchiedene Traktät-
chen an, z. B. „Wann verjährt deine Schuld?“ von General
Viebahn. Auch das offizielle Organ der Heilsarmee für Deutſch-
land „Der Kriegsruf“ kommt zur Verbreitung. Wie bekannt,
verfügt die Heilsarmee für ihre männlichen und weiblichen An-
gehörigen über alle militäriſchen Grade. Da lieſt man vom
Kommandeur, von der Kommandeurin, Kapitän und Kapitänin,
Adjutant, Leutnant, Major, Kadetten, Rekruten, ſowie Soldaten
und Soldatinnen. Selbſtverſtändlich gibt es auch Diviſionen, ſo
eine mitteldeutſche Diviſion. Für Berichte und letzte Nachrichten
im „Kriegsruf“ ſind Preiſe vorgeſehen, außerdem wird eine
Wetteiferliſte veröffentlicht, in der alle die tüchtigen ver-
dienten Kräfte aufgeführt werden, die möglichſt viele „Kriegs-
rufe“ abgeſetzt haben.

ch. Die 37. Geflügel- und Vogelausſtellung

des Vereins
für Geflügelzucht wurde heute vormittag 9 Uhr im hübſch deko-
rierten mittleren Schrannenpavillon eröffnet. Die unter dem
Protektorat der Prinzeſſin Ludwig ſtehende Ausſtellung weiſt
eine überaus reiche Kollektion Hühner, Truthühner, Ziergeflügel.
Waſſergeflügel, Tauben aller Arten. Möven und Singvögel auf.
Die Tiere ſind durchweg ſehr ſchön, ſo daß die Preisrichter keine
leichte Arbeit haben werden. Die Zahl der beteiligten auswär-
tigen Ausſteller beträgt 100. Sehr ſehenswert iſt die Zierenten-
kolonie der kgl. Hofgärtnerei „Engliſcher Garten“, die ſich in


[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]

hervorhebend, nicht alles dies iſt es, was ſein Schaffen auf
der künſtleriſchen Höhe gehalten hat. In dieſer Vielſeitig-
keit, die uns in mehr als zweihundert Gemälden, Zeich-
nungen und Radierungen überraſcht, liegt eine Art Ver-
zichtleiſtung. Er hat, was wohl den wenigſten klar ge-
worden ſein wird, den Verſuchungen des Kunſthandels
widerſtanden. Andere würden, als die Grenadierbilder ein-
ſchlugen, fortan nichts weiter auf den Markt gebracht haben;
wie gewiſſe Schriftſteller nur noch das ab- und umwandeln,
was ihnen als Roman oder Luſtſpiel den erſten Erfolg ver-
ſchaffte. Werner legte ſich dieſe unkünſtleriſche Beſchrän-
kung nicht auf; ſein Lebenswerk ſtellt einen Orbis pietus
im Kleinen dar; die Vorwürfe, die er ſich wählte, ſind ſehr
verſchiedenartig, ſtets ſorgfältig durchdacht, doch ſo, daß die
Fülle des Wiſſens, dem Botaniker, dem Trachtenforſcher,
dem Naturkundigen leicht erkennbar, nur als ſelbſtver-
ſtändliches Beiwerk erſcheint. In erſter Linie redet er eine
formgewandte, vernehmliche Farbenſprache. Nirgends ent-
decken wir eine falſche Poſe, keine Verkleidung wackerer
Zeitgenoſſen in Helden oder Staatsmänner vergangener
Zeiten, keine Mythologie, keine Theaterſzene mit geſtellten
Figuren hat er jemals auf die Leinwand gebracht. Er iſt
immer ein rechter Wirklichkeitsſchilderer geweſen, rund
und ernſt ſteht der Teilausſchnitt des Lebens vor uns,
den er uns zumeſſen will. Er hat nie eine Frau gemalt,
weil ſie ſchön war, aber wenn er zum Stift griff, um einen
Kopf feſtzuhalten auf dem Papier, dann entſtand er in
ſeiner ganzen Eigenart, und ſo haben wir Fontane, Guſſow,
Knaus, Wildenbruch und andere erhalten, jeden Kopf ſo
ſprechend und voll geiſtigen Gehalts, wie es nie eine Pho-
tographie zum Ausdruck bringen kann.

Die Ausſtellung bietet, wie ſchon angedeutet, keine
vollſtändige Ueberſicht über Fritz Werners Schaffen, aber
was ſie uns bietet, läßt uns eine in ſich abgeſchloſſene
Künſtlerperſönlichkeit erkennen, die von Anbeginn an feſt-
umgrenzt, vollkommen in ihrem Können ihren Platz ein-
nahm und ihn behauptet hat, ohne dem wechſelnden Zeit-
geſchmack Zugeſtändniſſe zu machen oder, wie es heute trau-
rige Beiſpiele beweiſen, von einer Richtung zur anderen
eilen, in der Beſorgnis, zu ſpät zu kommen.



[Spaltenumbruch]
Theater und Muſik.
-tz. Konzerte.

Nachdem man in den letzten Tagen nachein-
ander Backhaus, Lamond und Dohnányi gehört hat, haben andere
Pianiſten einen ſchweren Stand, ſelbſt wenn ſie ein ſo anſprechen-
des Talent ihr eigen nennen wie Herr Franz Rösler. Bei
gut entwickelter Technik, der hin und wieder nur noch etwas
mehr Sauberkeit (vor allem ſorgfältigere Pedalbehandlung!)
zu wünſchen wäre, und ſympathiſchem Muſikempfinden fehlt es
dem jungen Künſtler nur noch an etwas Wichtigem, an der „per-
ſönlichen Note“. Von dem, was ich hörte, verdiente das Beet-
hovenſche Andante favori den Vorzug, deſſen liebliche Melodik
und gemütvolle Sinnigkeit recht wirkungsvoll zur Geltung kam,
während dem erſten Satz der Appassionata von Beethoven der
große Zug fehlte. Anerkennenswert iſt es, daß der Künſtler
durch Aufnahme einiger hübſcher Klavierminiaturen von
Couperin ſeinem Programm auch hiſtoriſches Intereſſe zu ver-
leihen wußte.

Ein glänzender pianiſtiſcher Techniker iſt Herr Paul Gold-
ſchmidt,
der am folgenden Abend konzertierte; auch Auffaſſung
und Vortrag des Künſtlers weiſen Züge intelligenten Empfindens
auf, ſo daß ſehr günſtige Eindrücke erzielt wurden. Gleich
Schuberts Wandererphantaſie, mit der der Abend begann, wirkte
ſehr friſch und anſprechend. In der F-moll-Sonate von Brahms
kamen namentlich die weicheren lyriſchen Elemente ſehr ſchön
heraus, wie überhaupt die ganze Auffaſſung von erquickendem
poetiſchen Geiſt erfüllt war. Von den Chopin-Stücken gelang
am brillanteſten die A-dur-Polonaiſe. Den Schluß des Abends
bildeten zwei Novitäten „Nachtbild“ von A. Schnabel und Sieben
Walzer von Werner Wolff. Das erſte, eine von Chopin teilweiſe
ſtark inſpirierte Schöpfung, vermochte tieferes Intereſſe nicht zu
erregen; die Walzer, ſoweit ich ſie noch hörte, entbehren nicht
mancher ganz originellen Wendungen.

Im letzten Volks-Symphonie-Konzert des neuen
Kaim-Orcheſters hörte ich einen Teil von Mendelsſohns ſchöner
A-dur-Symphonie. Die nicht eben ſchwierige Muſik wurde recht
anſprechend exekutiert; die Bläſer, die nach wie vor die ſchwache
Seite des Orcheſters ſind, waren manchmal, ſo namentlich in
einigen Partien des klangſchönen dritten Satzes, recht gut, manch-
mal freilich auch wieder ziemlich unſicher und unrein. Als Diri-
gent fungierte Herr Cor de Las mit gewohnter Gewandtheit.

* Münchner Schauſpielhaus.

Wolkenkratzer“, eine
amerikaniſche Komödie von Karl Rößler und Ludw. Heller,
heißt die nächſte Novität, welche Samstag, den 28. März, erſt-
malig in Szene geht. Mittwoch nachmittag kommen „Die
Brüder von St. Bernhard
“ bei erwäßigten Preiſen zur
Aufführung.

[Spaltenumbruch]
* Theater am Gärtnerplatz.

Ludwig Nachbaur, ein
Sohn des unvergeßlichen Kammerſängers Nachbaur, wird am
Montag, den 23. März, als Don Ceſar zum erſten Male vor das
Münchener Publikum treten. Der erſte Akt des „Don Ceſar“ geht
an dieſem Abend dem Gaſtſpiel Miß Ruth St. Denis’ voraus.
Die Tänzerin tritt außer Mittwoch und Sonntag allabend-
lich
in ihren indiſchen Tänzen auf. Außer „Don Ceſar“ kommen
an den Gaſtabenden Ruth St. Denis’ noch abwechſelnd der zweite
Akt der „Luſtigen Witwe“ und der zweite Akt „Fledermaus“
zur Aufführung. Mittwoch nachmittag geht bei ermäßigten
Preiſen „Der Zigeunerbaron“ in Szene, abends wird
Jadwiga“ wiederholt. Der Vorſtellung am 20. März. „Jad-
wiga“, wohnten Se. kgl. Hoheit Prinz Leopold mit Gemahlin bei.

* Sven Scholander.

Morgen (Sonntag), den 22. März, findet
im Muſeum der längſt mit Spannung erwartete Lauten-Abend
von Sven Scholander ſtatt. Die Vorträge des ſchwediſchen Lauten-
ſängers verſprechen einen heiteren Abend. (Karten bei Otto
Bauer, Maximilianſtraße 5.)

* Alice Ripper.

Der bereits angekündigte Klavierabend der
jugendlichen Pianiſtin findet nunmehr beſtimmt Montag, den
23. März, im Muſeum ſtatt. Das Programm bleibt das gleiche,
wie an dieſer Stelle ſchon bekannt gegeben. (Karten bei Otto
Bauer, Maximilianſtraße 5.)



Bildende Kunſt.
* Zwei Maleranekdoten.

Der in München beſtens bekannte
Maler William Merritt Chaſe erzählte kürzlich in einem Vor-
trage, den er in New-York gehalten, folgende Whiſtler-Anek-
dote. Eine junge Schülerin von Chaſe ging zu Whiſtler über
und begann eine Landſchaft im ſchönſten Purpurrot und Grün.
Whiſtler ſieht ihr über die Schulter und fragt, was ſie denn da
eigentlich mache. Mit träumeriſchem Augenaufſchlag kommt die
Antwort: „Ich male die Natur wie ich ſie ſehe, ſoll man das
nicht, Mr. Whiſtler?“ „Doch, doch“, ſtimmte Whiſtler ſarkaſtiſch
bei, „vorausgeſetzt, daß man die Natur nicht ſieht, wie Sie ſie
malen.“ — Als J. E. Rjepin, der berühmte ruſſiſche Maler,
ſeine Studien zu den „Saporogern“ machte, hatte er ein nettes
kleines Erlebnis, über das er, nach dem St. Petersburger Herold,
wie folgt berichtet: „Ich ſehe in Klein-Rußland eine Gruppe
Männer im Graſe liegen. Während ich raſch Skizzen mache, rüſtet
ſich der eine, der intereſſanteſte, einzuſchlafen. „Ich gebe dir fünf
Rubel, wenn du dich zeichnen läßt,“ ſagte ich zu ihm. Der Kerl
ſieht mich an und ſagt dann bedächtig: „Da haſt du zwei Kopeken,
laß mich aber in Ruhe ſchlafen,“ legt ſich hin und beginnt zu
ſchnarchen.“

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[3/0003] Nr. 136. München, Sonntag Allgemeine Zeitung 22. März 1908. Seite 3. Hof und Geſellſchaft. * München, 21. März. — Wie die Karlsruher Bad. Landesztg. meldet, gingen am Donnerstag zwei Pferde mit einem dem Leibdragoner-Regiment gehörigen, im Hofe des Hauptpoſtgebäudes aufgeſtellten Wagen durch. Sie nahmen ihren Weg nach dem Schloßplatz, woſelbſt ſie durch zwei Unteroffiziere angehalten werden konnten. Ein Unglück iſt nicht entſtanden, dagegen kam der Großherzog in große Gefahr, da der Hofwagen, vom Zirkel kommend, kaum die Waldſtraße nach der Linkenheimerſtraße paſſiert hatte, als die durchgehenden Pferde mit dem Wagen die Zirkelſtraße kreuzten. — Am 23. März feiert Oberſtleutnant a. D. Arthur Burger ſeinen 70. Geburtstag. 1838 zu Nürnberg geboren, wurde er 1859 Leutnant im 14. Infanterie-Regiment, 1866 Ober- leutnant, 1870 Hauptmann, 1882 Major und nahm 1887 unter Verleihung des Charakters als Oberſtleutnant ſeinen Abſchied. Er hat die Feldzüge 1866 und 1870/71 mit Auszeichnung mit- gemacht. — Zu der angeblich geplanten Verheiratung des Herzogs der Abruzzeu, Vetters des Königs von Italien, mit der Amerikanerin Katharina Elkins, behauptet das römiſche Blatt Vita, daß der König ſeine Zuſtimmung bereits erteilt habe. Die Trauung werde an einem noch feſtzuſetzenden Tage im Auslande ſtattfinden; jeder italieniſche Konſul könne als Standesbeamter fungieren, wenn die Einwilligung des Königs vorliege. Der Corriere della Sera beſtätigt dieſe Meldung und fügt hinzu, der König, der von allen ſeinen Vettern dem Herzog der Abruzzen am meiſten zugetan ſei, habe deſſen Herzenswunſch nicht im Wege ſein können. — Während die Angaben über das Vermögen der Brant in den italieniſchen Blättern immer mehr zuſammenſchrumpfen, wird hervorgehoben, der Herzog habe nebſt ſeinen Brüdern von mütterlicher Seite und von anderen Ver- wandten eine anſehnliche Anzahl von Millionen geerbt. Münchener Stadtanzeiger. * München, 21. März. Eine Rede des päpſtlichen Nuntius. Aus Anlaß des Feſtmahls zur Feier des Papſtjubi- läums hat der apoſtoliſche Nuntius, Mſgr. Dr. Früh- wirth, in Erwiderung auf die Anſprache des Miniſter- präſidenten Frhrn. v. Podewils einen Toaſt auf den Prinzregenten ausgebracht. Nicht nur die Tatſache, daß ein apoſtoliſcher Nuntius in München in deutſcher Sprache unſeren Landesherrn gefeiert hat, macht die Worte Dr. Frühwirths bemerkenswert, ſondern vor allem die Wärme und ſchlichte Herzlichkeit, die ſeine Rede aus- zeichnete. Der Nuntius ſagte: „Es iſt mir eine hohe Ehre, daß es mir vergönnt iſt, Euere Exzellenz allſogleich in der Sprache Ihres Vertrauens, in der Sprache meiner Jugend erwidern zu können. Und ich bin glücklich über den erhabenen Anlaß, der ſich mir als Vertreter Seiner Heiligkeit heute bietet, in wahrer Herzensfreude des gütigen herrlichen Fürſten zu gedenken, dem Gott der Allmächtige die Geſchicke des Landes anvertraut hat, über das Seine Erlauchte Dynaſtie ſchon mehr als ein Jahrtauſend herrſcht. Verehrungswürdig in der Kraft ſeines Wollens, in der Weisheit ſeines Wägens, in der Milde ſeines Urteils ſteht Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweſer, da vor ſeinen Untertanen, das Bild eines ritterlichen Fürſten, in dem ſich all die Herrſchertugenden ver- körpern, die den Stamm der Wittelsbacher mit unausreißbaren Wurzeln feſtgeankert haben in urdeutſcher, in bayeriſcher Erde. Ungebeugt ſteht Seine hoheitsvolle Geſtalt vor ihrem Blick. Die Sorgen des fürſtlichen Amtes, das Gott in Tagen ſchweren Leides ihm auferlegt hat, die Laſt der Jahre, die Schickſals- ſchläge im eigenen Hochfürſtlichen Haus haben nichts über ſeine Schaffenskraft vermocht. Straff und ſtahlhart ſchreitet er den jüngeren Generationen des Landes voran auf dem Wege treuer unentwegter Pflichterfüllung, fürſtlicher Güte und Milde. In inniger Glaubenstreue, dem ganzen Volk zum auf- erbaulichen Beiſpiel, ſenkt dieſer ehrwürdige Fürſt das Haupt vor Gott, dem Vater aller Fürſten und Völker. Werke frommer Andacht ſtehen am Eingang und am Schluß ſeiner nur dem Wohle des Staates, der Sorge für die Allgemeinheit gewid- meten Togesarbeit. Wenn wo im Lande die Trauer einkehrt, wenn jähes Unglück eine Familie des Vaters, des Ernährers beraubt, ſo öffnet ſich ſeine mildtätige Hand zu chriſtlicher Liebestat. Höher ſchlagen darum die Herzen, froher glänzen die Augen, wenn ſeine ehrfurchtgebietende Geſtalt ſich unter dem Volke zeigt, in deſſen Mitte er ſich treu geſchirmt weiß. In Liebe und Dankbarkeit, in echter ſtiller Treue gedenkt das ganze Land ſeines durchlauchtigſten Fürſten. Die ver- bündeten deutſchen Fürſten und Stämme, an ihrer Spitze der erhabene Kaiſer, blicken in Ehrfurcht auf ihn, in dem ſie das Vorbild weisheitsvoller Pflichterfüllung, fürſtlicher Güte und Hoheit bewundern. Bei uns, denen es allen ſchon vergönnt war, dem durch- lauchtigſten Herrn in das milde Auge zu ſchauen, begegnet dieſe Liebe, mit der das bayeriſche Volk an ſeinem Fürſten hängt, begeiſtertem Verſtändnis. Wir fühlen es mit, mehr noch, wir beten es mit, das Gebet, das dieſes treue Volk täglich zum Himmel ſendet: Gott ſchütze, Gott ſegne, Gott erhalte den Prinzregenten.“ Frühlingsanfang. * Dieſer Anfang iſt wenig verſprechend. Der Himmel iſt grau, die Luft iſt kühl, die Stimmung trübe. Man ſoll ſich ja durch ſolche Aeußerlichkeiten nicht beeinfluſſen laſſen. Dieſer Frühling hat vielleicht einen ganz guten Charakter. Er muß ſich nur erſt entwickeln. Indeſſen empfinden wir nichts von dem bänglich-ſchönen Frühlingsempfinden. Wir haben noch nicht ein- mal eine Ahnung. In manchen Gärten ſprießen zwar Schnee- glöckchen und die Vögel zwitſchern ſchon recht verliebt. Wir Men- ſchen aber mögen noch nicht daran glauben. Der 21. März ver- pflichtet zu gar nichts. Ohne zu murren heizen wir unſere Oefen, wir tragen noch unſere Winterkleider. Die Vorbereitung zum Frühlingszauber liegt noch in den Händen der Schneider und Schneiderinnen. Mit welch zarten Empfindungen regen ſich dort die Hände! Mit welcher Gründlichkeit werden alle Einzelheiten durchberaten, die Frühjahrsmode, das Hochzeitskleid der Men- ſchen, endgültig feſtzuſtellen. Die Damen ſchwelgen in Einkäufen, aber auch die Herren ſtatten höchſt ernſthaft ihren Schneidern Beſuche ab. Man will die Mode mitmachen — aber doch nicht ganz ſo ausſehen wie die Blumengebilde von Jünglingen in den Modejournalen. Nur ein bißchen ſolider — nicht ganz ſo exzentriſch. Die Streifen nicht ſo aufdringlich. Der Schnitt nicht ſo verwegen. Die Hausherren ſteigern, die Hausfrauen ſuchen Dienſtmäd- chen — und das iſt trotz des grauen Himmels das ſicherſte Zeichen, daß es Frühling werden wird. eh. Deutſches Muſeum. Das Modell einer Dampf- dreſchmaſchine aus der Fabrik von Heinrich Lanz in Mannheim iſt geſtern in der Gruppe Futterberei- tungsgeräte der landw. Abteilung aufgeſtellt worden. Das ſehr exakt gearbeitete Modell iſt aus amerikaniſchem Holz und Eiſen hergeſtellt und hat einen Wert von 7000 M, während die ausgeführte Maſchine 30,000 M koſtet. Inter- eſſant ſind die ſelbſttätige Einlegevorrichtung und die beiden Spreuableger. — Im Saal I (Geologie) iſt ein Molaſſeſandſtein mit foſſilen Wellenfurchen aus den Steinbrüchen weſtlich von Lechbruck neu hinzugekommen. Stifter iſt Bergmeiſter Dr. Stuchlik in Traunſtein. — Im Vorraum des Muſeums werden außer dem offiziellen Führer auch hübſche Anſichtskarten mit dem Stempel- aufdruck „Deutſches Muſeum München“ verkauft, unter denen ſich auch weiß auf ſchwarzem Grund das Modell des Muſeumsneubaus nach Gabriel v. Seidls Projekt befindet. Bl. Ordensfeſt. Wie bereits berichtet, feierten heute die Benediktiner das Feſt ihres Ordensſtifters St. Bene- dikt. Für das Pontifikalamt, das cum plena assistentia in der hieſigen Benediktiner-Abtei-Kirche St. Bonifaz ab- gehalten wurde, war der Hochaltar, der ſonſt ſehr nüchtern wirkt, von dem herrlichſten Frühjahrsblumenſchmuck um- geben, der dem Kunſtgeſchmack des Kloſtergärtners alle Ehre macht. Der Nuntius, Mſgr. Dr. Frühwirth, war einer Einladung der Benediktiner in Schäftlarn gefolgt und hielt heute vormittag im Benediktinerkloſter ein feier- liches Pontifikalamt. dr. Die Ausſperrung der Droſchkenkutſcher ſcheint Ver- anlaſſung zu einer umfangreichen Lohnbewegung zu wer- den. Der Transportarbeiter-Verband fordert alle Kutſcher und Fuhrleute zu einer Verſammlung am Sonntag auf, in welcher Stellung genommen werden ſoll zur Tarifver- tragskündigung der Schwerfuhrwerksinnung und zur Aus- ſperrung der Droſchkenkutſcher und Chauffeure. m. Trambahnverbindung Arnulſſtraße—Bayerſtraße. Die Arbeiten an der Unterfahrt Haſenſtraße—Bayerſtraße, die der Linie 3 (Schwabing—Bahnhof) in Zukunft die direkte Verbin- dung mit dem Ausſtellungsplatz eröffnen wird, ſchreiten ſehr raſch vorwärts. Am Mittwoch, 11. März, wurde mit der Gleislegung begonnen, wobei 40 Mann beſchäftigt ſind. Mit Zuhilfenahme einer Nachtarbeit iſt die Einfügung in das rechtsſeitige Gleis an der Bayerſtraße bereits fertiggeſtellt, eine weitere Nachtarbeit in der nächſten Woche wird auch den Anſchluß an das linksſeitige Gleis herſtellen, ſo daß die ganze Arbeit bis Samstag, 28. März. beendet ſein wird. Die Oberleitung mit allen Verſchalungen iſt im Tunnel ebenfalls faſt vollſtändig fertig, ihre Weiterführung wird mit Beendigung der Gleisbauten ſofort aufgenommen wer- den. — Unſere Straßenbahn hat ſich in allen Bauarbeiten ein außerordentlich erfreuliches raſches Tempo angewöhnt. * Trockenlegung feuchter Gebäude. Die Baufirma Stadler u. Geyer in München, deren Syſtem der Trockenlegung von Gebäuden ſich bei der hieſigen Heiliggeiſtkirche ſo ſehr bewährte, führt zurzeit die Trockenlegung des Bismarckſchen Schloſſes zu Friedrichsruh durch, das infolge langjäh- riger Vernachläſſigung tiefgehende Schädigungen, die auf Boden- feuchtigkeit zurückzuführen ſind, aufweiſt. Das Schloß wird bis zur Kellerſohle mit einem Luftſchachte verſehen, die ſämtlichen Mauern (Außen- wie Innenmauern) werden in Höhe des Keller- fußbodens mit der patentierten Sägevorrichtung abgeſchnitten und durch Einlagen von Bleiiſolierungspappen gegen auſſteigende Feuchtigkeit geſichert. Es ſind hierbei ca. 220 Quadratmeter Mauerwerk zu durchſägen, was in ca. 4 Wochen geſchehen ſein wird. * 40jähriges Künſtler-Jubiläum. Muſikdirektor Fritz Feyer- tag, langjähriger Lehrer für Muſik und Geſang am kgl. Ka- dettenkorps, begeht am 25. d. M. das Jubiläum ſeiner 40jährigen Tätigkeit im Chore der St. Michaelhofkirche. Als Singknabe im Alter von 10 Jahren wurde der Jubilar unter Chordirektor A. Pacher in den Chor der genannten Kirche aufgenommen und hat ſich im Laufe der 40 Jahre in verſchiedenen Zweigen der Geſangs- und Jnſtrumentalmuſik in aufopfernder und hervor- ragender Weiſe betätigt. Mit ſeinem 40jährigen Jubiläum kann der Jubilar noch das 25jährige als Solotenoriſt an dieſer Kirche verbinden. Muſikdirektor Feyertag, der in hieſigen Künſt- lerkreiſen ſich allgemeiner Wertſchätzung und Beliebtheit erfreul, war auch Muſiklehrer der Prinzen Georg und Konrad. * Otto Ernſt hat ſich nach dem glänzenden Erfolge in ſeinem kürzlich veranſtalteten humoriſtiſchen Abend entſchloſſen, dieſem einen zweiten Rezitationsabend folgen zu laſſen, der auf Freitag, den 27. März, im Bayeriſchen Hof angeſetzt iſt. Karten bei Alfred Schmid Nachf., Theatinerſtr. 34. dr. Die Heilsarmee in München. Wie es ſcheint, beabſichtigt General Booth gegen München anzurücken, denn ſeit geſtern bietet eine „Offizierin“ den Gäſten größerer Wirtſchaftsbetriebe — ſo geſchah dies auch im Hofbräuhaus — verſchiedene Traktät- chen an, z. B. „Wann verjährt deine Schuld?“ von General Viebahn. Auch das offizielle Organ der Heilsarmee für Deutſch- land „Der Kriegsruf“ kommt zur Verbreitung. Wie bekannt, verfügt die Heilsarmee für ihre männlichen und weiblichen An- gehörigen über alle militäriſchen Grade. Da lieſt man vom Kommandeur, von der Kommandeurin, Kapitän und Kapitänin, Adjutant, Leutnant, Major, Kadetten, Rekruten, ſowie Soldaten und Soldatinnen. Selbſtverſtändlich gibt es auch Diviſionen, ſo eine mitteldeutſche Diviſion. Für Berichte und letzte Nachrichten im „Kriegsruf“ ſind Preiſe vorgeſehen, außerdem wird eine Wetteiferliſte veröffentlicht, in der alle die tüchtigen ver- dienten Kräfte aufgeführt werden, die möglichſt viele „Kriegs- rufe“ abgeſetzt haben. ch. Die 37. Geflügel- und Vogelausſtellung des Vereins für Geflügelzucht wurde heute vormittag 9 Uhr im hübſch deko- rierten mittleren Schrannenpavillon eröffnet. Die unter dem Protektorat der Prinzeſſin Ludwig ſtehende Ausſtellung weiſt eine überaus reiche Kollektion Hühner, Truthühner, Ziergeflügel. Waſſergeflügel, Tauben aller Arten. Möven und Singvögel auf. Die Tiere ſind durchweg ſehr ſchön, ſo daß die Preisrichter keine leichte Arbeit haben werden. Die Zahl der beteiligten auswär- tigen Ausſteller beträgt 100. Sehr ſehenswert iſt die Zierenten- kolonie der kgl. Hofgärtnerei „Engliſcher Garten“, die ſich in _ hervorhebend, nicht alles dies iſt es, was ſein Schaffen auf der künſtleriſchen Höhe gehalten hat. In dieſer Vielſeitig- keit, die uns in mehr als zweihundert Gemälden, Zeich- nungen und Radierungen überraſcht, liegt eine Art Ver- zichtleiſtung. Er hat, was wohl den wenigſten klar ge- worden ſein wird, den Verſuchungen des Kunſthandels widerſtanden. Andere würden, als die Grenadierbilder ein- ſchlugen, fortan nichts weiter auf den Markt gebracht haben; wie gewiſſe Schriftſteller nur noch das ab- und umwandeln, was ihnen als Roman oder Luſtſpiel den erſten Erfolg ver- ſchaffte. Werner legte ſich dieſe unkünſtleriſche Beſchrän- kung nicht auf; ſein Lebenswerk ſtellt einen Orbis pietus im Kleinen dar; die Vorwürfe, die er ſich wählte, ſind ſehr verſchiedenartig, ſtets ſorgfältig durchdacht, doch ſo, daß die Fülle des Wiſſens, dem Botaniker, dem Trachtenforſcher, dem Naturkundigen leicht erkennbar, nur als ſelbſtver- ſtändliches Beiwerk erſcheint. In erſter Linie redet er eine formgewandte, vernehmliche Farbenſprache. Nirgends ent- decken wir eine falſche Poſe, keine Verkleidung wackerer Zeitgenoſſen in Helden oder Staatsmänner vergangener Zeiten, keine Mythologie, keine Theaterſzene mit geſtellten Figuren hat er jemals auf die Leinwand gebracht. Er iſt immer ein rechter Wirklichkeitsſchilderer geweſen, rund und ernſt ſteht der Teilausſchnitt des Lebens vor uns, den er uns zumeſſen will. Er hat nie eine Frau gemalt, weil ſie ſchön war, aber wenn er zum Stift griff, um einen Kopf feſtzuhalten auf dem Papier, dann entſtand er in ſeiner ganzen Eigenart, und ſo haben wir Fontane, Guſſow, Knaus, Wildenbruch und andere erhalten, jeden Kopf ſo ſprechend und voll geiſtigen Gehalts, wie es nie eine Pho- tographie zum Ausdruck bringen kann. Die Ausſtellung bietet, wie ſchon angedeutet, keine vollſtändige Ueberſicht über Fritz Werners Schaffen, aber was ſie uns bietet, läßt uns eine in ſich abgeſchloſſene Künſtlerperſönlichkeit erkennen, die von Anbeginn an feſt- umgrenzt, vollkommen in ihrem Können ihren Platz ein- nahm und ihn behauptet hat, ohne dem wechſelnden Zeit- geſchmack Zugeſtändniſſe zu machen oder, wie es heute trau- rige Beiſpiele beweiſen, von einer Richtung zur anderen eilen, in der Beſorgnis, zu ſpät zu kommen. Paul Roland. Theater und Muſik. -tz. Konzerte. Nachdem man in den letzten Tagen nachein- ander Backhaus, Lamond und Dohnányi gehört hat, haben andere Pianiſten einen ſchweren Stand, ſelbſt wenn ſie ein ſo anſprechen- des Talent ihr eigen nennen wie Herr Franz Rösler. Bei gut entwickelter Technik, der hin und wieder nur noch etwas mehr Sauberkeit (vor allem ſorgfältigere Pedalbehandlung!) zu wünſchen wäre, und ſympathiſchem Muſikempfinden fehlt es dem jungen Künſtler nur noch an etwas Wichtigem, an der „per- ſönlichen Note“. Von dem, was ich hörte, verdiente das Beet- hovenſche Andante favori den Vorzug, deſſen liebliche Melodik und gemütvolle Sinnigkeit recht wirkungsvoll zur Geltung kam, während dem erſten Satz der Appassionata von Beethoven der große Zug fehlte. Anerkennenswert iſt es, daß der Künſtler durch Aufnahme einiger hübſcher Klavierminiaturen von Couperin ſeinem Programm auch hiſtoriſches Intereſſe zu ver- leihen wußte. Ein glänzender pianiſtiſcher Techniker iſt Herr Paul Gold- ſchmidt, der am folgenden Abend konzertierte; auch Auffaſſung und Vortrag des Künſtlers weiſen Züge intelligenten Empfindens auf, ſo daß ſehr günſtige Eindrücke erzielt wurden. Gleich Schuberts Wandererphantaſie, mit der der Abend begann, wirkte ſehr friſch und anſprechend. In der F-moll-Sonate von Brahms kamen namentlich die weicheren lyriſchen Elemente ſehr ſchön heraus, wie überhaupt die ganze Auffaſſung von erquickendem poetiſchen Geiſt erfüllt war. Von den Chopin-Stücken gelang am brillanteſten die A-dur-Polonaiſe. Den Schluß des Abends bildeten zwei Novitäten „Nachtbild“ von A. Schnabel und Sieben Walzer von Werner Wolff. Das erſte, eine von Chopin teilweiſe ſtark inſpirierte Schöpfung, vermochte tieferes Intereſſe nicht zu erregen; die Walzer, ſoweit ich ſie noch hörte, entbehren nicht mancher ganz originellen Wendungen. Im letzten Volks-Symphonie-Konzert des neuen Kaim-Orcheſters hörte ich einen Teil von Mendelsſohns ſchöner A-dur-Symphonie. Die nicht eben ſchwierige Muſik wurde recht anſprechend exekutiert; die Bläſer, die nach wie vor die ſchwache Seite des Orcheſters ſind, waren manchmal, ſo namentlich in einigen Partien des klangſchönen dritten Satzes, recht gut, manch- mal freilich auch wieder ziemlich unſicher und unrein. Als Diri- gent fungierte Herr Cor de Las mit gewohnter Gewandtheit. * Münchner Schauſpielhaus. „Wolkenkratzer“, eine amerikaniſche Komödie von Karl Rößler und Ludw. Heller, heißt die nächſte Novität, welche Samstag, den 28. März, erſt- malig in Szene geht. Mittwoch nachmittag kommen „Die Brüder von St. Bernhard“ bei erwäßigten Preiſen zur Aufführung. * Theater am Gärtnerplatz. Ludwig Nachbaur, ein Sohn des unvergeßlichen Kammerſängers Nachbaur, wird am Montag, den 23. März, als Don Ceſar zum erſten Male vor das Münchener Publikum treten. Der erſte Akt des „Don Ceſar“ geht an dieſem Abend dem Gaſtſpiel Miß Ruth St. Denis’ voraus. Die Tänzerin tritt außer Mittwoch und Sonntag allabend- lich in ihren indiſchen Tänzen auf. Außer „Don Ceſar“ kommen an den Gaſtabenden Ruth St. Denis’ noch abwechſelnd der zweite Akt der „Luſtigen Witwe“ und der zweite Akt „Fledermaus“ zur Aufführung. Mittwoch nachmittag geht bei ermäßigten Preiſen „Der Zigeunerbaron“ in Szene, abends wird „Jadwiga“ wiederholt. Der Vorſtellung am 20. März. „Jad- wiga“, wohnten Se. kgl. Hoheit Prinz Leopold mit Gemahlin bei. * Sven Scholander. Morgen (Sonntag), den 22. März, findet im Muſeum der längſt mit Spannung erwartete Lauten-Abend von Sven Scholander ſtatt. Die Vorträge des ſchwediſchen Lauten- ſängers verſprechen einen heiteren Abend. (Karten bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5.) * Alice Ripper. Der bereits angekündigte Klavierabend der jugendlichen Pianiſtin findet nunmehr beſtimmt Montag, den 23. März, im Muſeum ſtatt. Das Programm bleibt das gleiche, wie an dieſer Stelle ſchon bekannt gegeben. (Karten bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5.) Bildende Kunſt. * Zwei Maleranekdoten. Der in München beſtens bekannte Maler William Merritt Chaſe erzählte kürzlich in einem Vor- trage, den er in New-York gehalten, folgende Whiſtler-Anek- dote. Eine junge Schülerin von Chaſe ging zu Whiſtler über und begann eine Landſchaft im ſchönſten Purpurrot und Grün. Whiſtler ſieht ihr über die Schulter und fragt, was ſie denn da eigentlich mache. Mit träumeriſchem Augenaufſchlag kommt die Antwort: „Ich male die Natur wie ich ſie ſehe, ſoll man das nicht, Mr. Whiſtler?“ „Doch, doch“, ſtimmte Whiſtler ſarkaſtiſch bei, „vorausgeſetzt, daß man die Natur nicht ſieht, wie Sie ſie malen.“ — Als J. E. Rjepin, der berühmte ruſſiſche Maler, ſeine Studien zu den „Saporogern“ machte, hatte er ein nettes kleines Erlebnis, über das er, nach dem St. Petersburger Herold, wie folgt berichtet: „Ich ſehe in Klein-Rußland eine Gruppe Männer im Graſe liegen. Während ich raſch Skizzen mache, rüſtet ſich der eine, der intereſſanteſte, einzuſchlafen. „Ich gebe dir fünf Rubel, wenn du dich zeichnen läßt,“ ſagte ich zu ihm. Der Kerl ſieht mich an und ſagt dann bedächtig: „Da haſt du zwei Kopeken, laß mich aber in Ruhe ſchlafen,“ legt ſich hin und beginnt zu ſchnarchen.“

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 136, 22. März 1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine136_1908/3>, abgerufen am 14.08.2024.