Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908.Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. [Spaltenumbruch]
Hof und Gesellschaft. * München, 21. März.-- Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinzregenten waren -- Prinzessin Helmtrud. Tochter des Prinzen und der Münchener Stadtanzeiger. * München, 21. März.Nockherberg-Finale. * Drei Uhr. Drinnen hier und da noch ein Platz, eingeengt. * Pasing oder München? Der Antrag der ultramon- * Die Bewegung unter den Orchestermusikern. Der Vorsitzende
Es wird der Direktion der Vereinigten Theater wohl möglich * Der Tarifvertrag in München. Als Heft 7 der Ein- + Zum freiwilligen Tod des Kunstmalers Hermann Armin. Freunde, die den freiwillig aus dem Leben geschiedenen Kunst- * Ein Vortrag Felix Weingartners. Am 6. Vortrags- * Hausbesitzerbank in München. Auf der Tagesord-
Nicht aus dem Auge zu lassen ist, daß der ganze Gewinn des sqrt Zur Bogenhauser Erpressungsaffäre. Am Donnerstag sqrt Kindsmord. Am Mittwoch wurde, wie bereits bekannt, diskret, während ihre Gedanken in wirrer Hast durch den Der alte Herr von Halbach war schweigsam und sah Die beiden Komtessen Kramsdorff waren befangen, Rittmeister Degenhardt sprach laut und mit einer Man war nicht "unter sich" -- wie die alte Frau von Das Souper dauerte über zwei Stunden, obwohl schnell Georg hatte von Anfang an viel und hastig getrunken Wiederholt hatte Hanna mit unruhigen und besorgten "Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Udo?" hörte sie Die Komtesse hatte wieder das "gefrorene Lächeln" auf (Fortsetzung folgt.) Theater und Musik. * Kgl. Hoftheater. Als Vertreter des ersten Charakter- -nn. Kgl. Residenz-Theater. Ibsens dreiaktiges * 3. Bayerisches Musikfest Pfingsten 1908. Der Lehrer- * Kaim-Konzert. Das 10. Kaim-Konzert findet am Diens- Bildende Kunst. h. Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft hielt Freitag, * Galerie Heinemann. Die Kollektion Karl Leipold ist Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. [Spaltenumbruch]
Hof und Geſellſchaft. * München, 21. März.— Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinzregenten waren — Prinzeſſin Helmtrud. Tochter des Prinzen und der Münchener Stadtanzeiger. * München, 21. März.Nockherberg-Finale. * Drei Uhr. Drinnen hier und da noch ein Platz, eingeengt. * Paſing oder München? Der Antrag der ultramon- * Die Bewegung unter den Orcheſtermuſikern. Der Vorſitzende
Es wird der Direktion der Vereinigten Theater wohl möglich * Der Tarifvertrag in München. Als Heft 7 der Ein- † Zum freiwilligen Tod des Kunſtmalers Hermann Armin. Freunde, die den freiwillig aus dem Leben geſchiedenen Kunſt- * Ein Vortrag Felix Weingartners. Am 6. Vortrags- * Hausbeſitzerbank in München. Auf der Tagesord-
Nicht aus dem Auge zu laſſen iſt, daß der ganze Gewinn des √ Zur Bogenhauſer Erpreſſungsaffäre. Am Donnerstag √ Kindsmord. Am Mittwoch wurde, wie bereits bekannt, diskret, während ihre Gedanken in wirrer Haſt durch den Der alte Herr von Halbach war ſchweigſam und ſah Die beiden Komteſſen Kramsdorff waren befangen, Rittmeiſter Degenhardt ſprach laut und mit einer Man war nicht „unter ſich“ — wie die alte Frau von Das Souper dauerte über zwei Stunden, obwohl ſchnell Georg hatte von Anfang an viel und haſtig getrunken Wiederholt hatte Hanna mit unruhigen und beſorgten „Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Udo?“ hörte ſie Die Komteſſe hatte wieder das „gefrorene Lächeln“ auf (Fortſetzung folgt.) Theater und Muſik. * Kgl. Hoftheater. Als Vertreter des erſten Charakter- -nn. Kgl. Reſidenz-Theater. Ibſens dreiaktiges * 3. Bayeriſches Muſikfeſt Pfingſten 1908. Der Lehrer- * Kaim-Konzert. Das 10. Kaim-Konzert findet am Diens- Bildende Kunſt. h. Die Allgemeine Deutſche Kunſtgenoſſenſchaft hielt Freitag, * Galerie Heinemann. Die Kollektion Karl Leipold iſt <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.</fw><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hof und Geſellſchaft.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* München,</hi> 21. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Bei Sr. kgl. Hoh. dem <hi rendition="#g">Prinzregenten</hi> waren<lb/> heute zur <hi rendition="#g">Tafel</hi> geladen: die kgl. Kämmerer: Karl Frhr.<lb/> v. <hi rendition="#g">Müller,</hi> Regierungsdirektor in Augsburg; Dr. Fried-<lb/> rich v. <hi rendition="#g">Haupt,</hi> Bezirksamtmann a. D.; Max Frhr. <hi rendition="#g">von<lb/> Pfetten,</hi> Mitglied des Reichstages; Franz Frhr. <hi rendition="#g">von<lb/> Tautphoeus,</hi> Oberſt z. D.; Karl Frhr. v. <hi rendition="#g">Lupin,</hi><lb/> Oberſtleutnant a. D.; Rudolf Frhr. v. <hi rendition="#g">Guttenberg,</hi><lb/> Major a. D., ſowie Dr. Friedrich v. <hi rendition="#g">Keller,</hi> Oberleut-<lb/> nant der Reſerve des 1. Feld-Artillerie-Regiments und kaiſ.<lb/> Vizekonſul in Kalkutta.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Prinzeſſin <hi rendition="#g">Helmtrud.</hi> Tochter des Prinzen und der<lb/> Prinzeſſin Ludwig, vollendet morgen Sonntag ihr 21. Lebensjahr.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Münchener Stadtanzeiger.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* München,</hi> 21. März.</dateline><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Nockherberg-Finale.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* Drei Uhr. Drinnen hier und da noch ein Platz, eingeengt.<lb/> Aber draußen im Garten, da gibt’s noch viele. Die Konturen<lb/> der Berge ſtehen ſcharf und klar. Die Sonne ſticht, eine wilde<lb/> Luft trocknet die Kehle aus — die erſte Maß. Man trinkt ſie<lb/> ſorgſam, behaglich, prüfend. Man wundert ſich, daß die Stim-<lb/> mung ausbleibt. Aber unterdeſſen iſt die Maß leer. Eine<lb/> zweite. Die Berge ſind immer noch ſcharf zu ſehen, ja noch<lb/> ſchärfer. So viele Spitzen. Die Kellnerin neigt ſich liebevoll<lb/> über die Schulter. Iſt es eine amuröſe Ambition, ſind es<lb/> Frühlingsgefühle heut bei Frühlingsanfang? ... Sie flüſtert:<lb/> „Es wird heut noch gar“. Die Kunde wird flüſternd weiter-<lb/> gegeben. Das Bier bekommt einen tragiſchen Geſchmack. Eine<lb/> Geliebte, der die Scheideſtunde ſchlägt. Aber die Geliebten, die<lb/> ſich ſo früh verabſchieden, kommen gewöhnlich noch einmal oder<lb/> zweimal wieder. „Alſo morgen ſind’s wieder hier, Herr Nach-<lb/> bar?“ „Glaub’s ſchon.“ — Die dritte Maß. Es wird immer<lb/> wärmer draußen. Sonderbar. Schweigend krümmt ſich ein ge-<lb/> bratener Fiſch auf dem Tiſche. „Die letzten zwei Tonnen werden<lb/> an’zapſt.“ Aber wir hören es lächelnd, wie wir die Gerüchte<lb/> von der Niederlage Rußlands vor drei Jahren lächelnd und un-<lb/> gläubig hinnahmen. Die Berge verſchwimmen. Einen Schank-<lb/> ſtätte wird durch einen Rolladen geſchloſſen. Ein ſchlechtes Vor-<lb/> zeichen. Furcht beſchleicht die einen, aber nichts ahnend, ſitzen<lb/> die anderen hinter ihren Krügen. Die Schlücke werden gieriger,<lb/> haſtiger. Die Unruhe wächſt. Eine zweite Schankſtätte ver-<lb/> ſtummt. Die Kellnerin hat noch drei Maß zu vergeben. Sie<lb/> ſind ſchnell fort. Draußen iſt nichts mehr zu holen. Alſo in der<lb/> Halle. Aber gerade zieht der Schenkkellner ſeinen Schurz ab,<lb/> wäſcht ſich die Hände. Er hat kein Bier mehr und muß ſchnell<lb/> fort zum Auer Kraftbier. Eine tiefe Trauer liegt mit ihren<lb/> Fittichen auf den Schultern. Man möchte weinen. 5¾ Uhr<lb/> und kein Bier mehr. Der Saal iſt auch geſperrt. Ein Schutz-<lb/> mann am Ausgang waltet ſeines ſchweren, trockenen Amtes, er<lb/> läßt hinaus, aber nicht wieder hinein. Wir wandern an ihm<lb/> vorbei ins Tal hinab. — Fürwahr ein trauriger Frühlings-<lb/> anfang, der Salvators Ende wurde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Paſing oder München?</hi> </head> <p>Der Antrag der ultramon-<lb/> tanen Gemeindebevollmächtigten Dr. Heigl und Genoſſen,<lb/> der Magiſtrat möge mit dem Kultusminiſterium neue Ver-<lb/> handlungen anknüpfen, um die Lehrerbildungsanſtalt, als<lb/> rein konfeſſionelle Anſtalt, für München zu „retten“, ſoll<lb/> die nächſte <hi rendition="#g">geheime</hi> Sitzung des Kollegiums am Don-<lb/> nerstag, 26. März, beſchäftigen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Die Bewegung unter den Orcheſtermuſikern.</hi> </head> <p>Der Vorſitzende<lb/> der Münchener Muſikerverbindung hat folgende Eingabe an die<lb/> Direktion des Theaters am Gärtnerplatz gerichtet:</p><lb/> <cit> <quote> <p>Der ergebenſt unterzeichnete erſte Vorſitzende der Münchener<lb/> Muſikerverbindung hat, veranlaßt durch Ihre letzte Zeitungs-<lb/> notiz, im Verein mit dem Ausſchuß der Münchener Muſikerver-<lb/> bindung beſchloſſen, nunmehr betreffs der Verhältniſſe der Orche-<lb/> ſtermitglieder des Theaters am Gärtnerplatz auch den Weg der<lb/> Oeffentlichkeit zu beſchreiten. Doch vorher erlaubte ſich derſelbe,<lb/> ſämtliche Mitglieder Ihres Orcheſters zu einer Verſammlung<lb/> einzuladen, um denſelben die Anforderungen, die die M. M.-V.<lb/> betreffs unſeres Minimaltarifs ſtellt, klarzulegen. Ich erlaube<lb/> mir nun folgende Forderungen, die auf ganz humaner Grund-<lb/> lage beruhen und von den Orcheſtermitgliedern als dringlich<lb/> anerkannt wurden, mit dem Wunſche einer gütigen Berückſichti-<lb/> gung zu unterbreiten.</p><lb/> <cb/> <p>1. Es möge die Direktion in Anbetracht der Teuerung den<lb/> Orcheſtermitgliedern eine <hi rendition="#g">Aufbeſſerung der Gage ab<lb/> 1. Mai</hi> 1908 um monatlich 5 Mark gütigſt gewähren. Dieſe Zu-<lb/> lage ſoll ſich alljährlich um den gleichen Betrag ſteigern, bis der<lb/> Minimaltarif (1. Stimme 130 M, 2. Stimme 120 M) erreicht iſt.</p><lb/> <p>2. Die <hi rendition="#g">Nachmittagsvorſtellungen</hi> ſollen mit 2 M<lb/> ab 1. März 1908 vergütet werden.</p><lb/> <p>3. Bei <hi rendition="#g">Neuengagements</hi> iſt der Tarif ſofort zu be-<lb/> zahlen.</p><lb/> <p>4. Im Falle ſich die Gerüchte beſtätigen ſollten, daß die Direk-<lb/> tion gewillt iſt, die Nachmittagsvorſtellungen ohne Unterbrechung<lb/> den ganzen Sommer durch fortzuſetzen, möge die Direktion den<lb/> Orcheſtermitgliedern analog dem techniſchen Perſonal einen acht-<lb/> tägigen Erholungsurlaub gewähren.</p><lb/> <p>Der ergebenſt Unterzeichnete bittet um einen gütigen, end-<lb/> gültigen Beſcheid innerhalb drei Tagen. Hochachtungsvoll Adolf<lb/><hi rendition="#g">Marggraf,</hi> 1. Vorſitzender der Münchener Muſikerverbindung.“</p> </quote> </cit><lb/> <p>Es wird der Direktion der Vereinigten Theater wohl möglich<lb/> ſein, dieſe Forderungen zu erfüllen.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Der Tarifvertrag in München.</hi> </head> <p>Als Heft 7 der Ein-<lb/> zelſchriften des Statiſtiſchen Amtes der Stadt München<lb/> erſchien ſoeben eine Schrift von Dr. Adolf <hi rendition="#g">Günther,</hi><lb/> betitelt: Der Tarifvertrag in München. Seine geſchichtliche<lb/> Entwicklung, ſeine rechtliche Natur, ſeine ſtatiſtiſch-wirt-<lb/> ſchaftlichen Grundlagen. (München, F. Lindauer [Schoep-<lb/> ping].) Der Verfaſſer bietet an der Hand der Akten des<lb/> Gewerbegerichts München eine äußerſt wertvolle Darſtel-<lb/> lung der Münchener Tarifgeſchichte und der tariflichen<lb/> Rechtſprechung, ſowie der ſozialen und wirtſchaftlichen<lb/> Wirkungen der Tarifverträge. Wir werden auf die inter-<lb/> eſſante Publikation, die im gegenwärtigen Augenblick<lb/> entſcheidender Tarifkämpfe im Baugewerbe erhöhte Be-<lb/> deutung hat, noch zurückkommen.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">† Zum freiwilligen Tod des Kunſtmalers Hermann Armin.</hi> </head><lb/> <p>Freunde, die den freiwillig aus dem Leben geſchiedenen Kunſt-<lb/> maler Hermann Armin (Familienname Hermann Mayer) ſeit<lb/> Jahren kennen, darunter ſolche, die noch in den letzten Tagen<lb/> mit ihm verkehrten und ſahen, wie er den Joſephitag in beſter<lb/> Laune verlebte, gaben, als ſie die Art ſeines Todes erfuhren,<lb/> der Meinung Ausdruck, daß es ſich um einen Unglücksfall handeln<lb/> müſſe, denn es ſei kein Grund vorhanden, der dem ſo Lebens-<lb/> frohen auf einmal das Daſein verleidet hätte. Da Armin bei<lb/> Herſtellung kinematographiſcher Lichtbilder auch Cyankali be-<lb/> nötigte, durfte vielleicht, wie ſie meinten, irgend eine <hi rendition="#g">Unvor-<lb/> ſichtigkeit,</hi> eine Verwechslung an dem Tode des Mannes<lb/> ſchuld ſein. Den vielen Spaziergängern, die nach Nymphenburg,<lb/> Hartmannshofen, Neuluſtheim uſw. ihren Weg am Schloßmühl-<lb/> Gerner Kanal aufwärts nehmen, iſt die trauliche, ſinnig bemalte,<lb/> von einem großen Garten umgebene kleine Villa, die Armin<lb/> ſeit Jahren als Eigentümer mit ſeiner Frau und ſeiner betagten<lb/> Mutter bewohnte, wohl bekannt. Sowohl Armin als ſeine Frau<lb/> ſah man ſtets in ungetrübt heiterer Laune, die materiellen Ver-<lb/> hältniſſe waren günſtig und geſtatteten der Familie ein ſorgen-<lb/> loſes Daſein. Das Ehepaar war wegen ſeines freundlichen und<lb/> liebenswürdigen Weſens ſehr beliebt; nur mit einem Nachbarn<lb/> war es vor Jahren zu Differenzen gekommen, die ſchließlich zu<lb/> einem Prozeſſe führten. Nach außen kam das geſpannte Verhält-<lb/> nis dadurch zum Ausdruck, daß der betreffende Nachbar die ganze<lb/> Frontbreite ſeiner Villa entlang in großen Lettern den Spruch<lb/> anbringen ließ: „Es kann der Beſte nicht in Frieden leben, wenn<lb/> es dem böſen Nachbarn nicht gefällt.“ Armin erblickte hierin eine<lb/> Beleidigung gegen ſich und die Seinen, und ſtellte Klage mit<lb/> dem Antrag auf Entfernung der oſtentativen Inſchrift. Der<lb/> Prozeß wurde in der Hauptſache zugunſten Armins entſchieden,<lb/> er war aber damit nicht beendigt, ſondern wurde von der<lb/> Gegenpartei fortgeſetzt. Auf das Gemüt Armins ſchien die Sache<lb/> für Außenſtehende keinen Einfluß zu üben, ſeine Gattin aber<lb/> mußte die Wahrnehmung machen, daß ihr Mann ſeitdem, wenn<lb/> er allein war, ſich trüben, ſchwermutsvollen Gedanken hingab,<lb/> und grübelnd vor ſich hinſtarrte. Sie ſuchte daher auch jedes<lb/> Alleinſein ihres Gatten zu verhindern und beruhigte ſich nach<lb/> und nach wieder, da ſie dieſen Zuſtand bei dem ſonſt ſtets froh-<lb/> launigen Manne nur für vorübergehend hielt. Er ſcheint ſich<lb/> aber doch zu einer ernſten <hi rendition="#g">geiſtigen Störung</hi> entwickelt<lb/> zu haben. Als am Freitag die Familie den Morgenkaffe genoß,<lb/> deutete nichts im Benehmen des Mannes auf düſtere Abſichten.<lb/> Die Frau begab ſich auf einige Zeit ins Erdgeſchoß zu häuslichen<lb/> Verrichtungen, und als ſie in das im erſten Stock gelegene Wohn-<lb/> zimmer zurückkam, fand ſie ihren Mann <hi rendition="#g">tot</hi> auf dem Boden<lb/> liegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Ein Vortrag Felix Weingartners.</hi> </head> <p>Am 6. <hi rendition="#g">Vortrags-<lb/> abend</hi> des <hi rendition="#g">Neuen Vereins</hi> wird Felix Weingartner, der<lb/> Direktor der Wiener Hofoper, ein ſelbſtverfaßtes <hi rendition="#g">Drama</hi> in zwei<lb/> Teilen, „<hi rendition="#g">Golgatha</hi>“, das zur muſikaliſchen Kompoſition be-<lb/> ſtimmt iſt, zur Vorleſung bringen. Die Vorleſung findet an<lb/><hi rendition="#g">zwei Abenden,</hi> am 2. (1. Teil) und 4. April (2. Teil), abends<lb/><cb/> 8 Uhr, im <hi rendition="#g">Muſeum</hi> ſtatt. Karten zu je 5, 4, 3, 2 M (Katego-<lb/> rien 1 M) für jeden Abend bei der Geſchäftsſtelle des Neuen<lb/> Vereins, Buchhandlung H. Jaffe, Briennerſtraße 54, ferner bei<lb/> W. Seyfferth, Amalienſtraße 17, und O. Bauer, Maximilian-<lb/> ſtraße 5.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Hausbeſitzerbank in München.</hi> </head> <p>Auf der Tagesord-<lb/> nung der Generalverſammlung des Münchener Grund- und<lb/> Hausbeſitzervereins ſteht die Errichtung einer Hausbeſitzer-<lb/> bank. Das Projekt, das ſchon auf dem letzten Hausbeſitzer-<lb/> kongreß in Hamburg erörtert worden iſt, gründet ſich auf<lb/> folgenden Prinzipien:</p><lb/> <cit> <quote> <p>1. Die Hausbeſitzerbank bildet ein vom Grund- und Haus-<lb/> beſitzer-Verein vollſtändig getrenntes Inſtitut, doch können <hi rendition="#g">nur<lb/> Mitglieder des Grund- und Hausbeſitzer-Ver-<lb/> eins</hi> Mitglieder der Hausbeſitzerbank ſein.</p><lb/> <p>2. Die Form der Vereinigung iſt die der <hi rendition="#g">Genoſſenſchaft<lb/> mit beſchränkter Haftpflicht,</hi> die Genoſſen haften nicht<lb/> mit ihrem geſamten Vermögen, ſondern <hi rendition="#g">nur</hi> für eine <hi rendition="#g">im vor-<lb/> aus beſtimmte</hi> Summe.</p><lb/> <p>3. <hi rendition="#g">Zweck der Bank</hi> iſt die Gewährung von Darlehen an<lb/> die Genoſſenſchaftsmitglieder, ſowie Vornahme von Bank-<lb/> geſchäften für die Mitglieder (Einziehung von Mieten, Häuſer-<lb/> verwaltung, Kontokorrent- und Depoſitenverkehr).</p><lb/> <p>4. Die Verpflichtung der Mitglieder beſteht in Bezahlung<lb/> eines Eintrittsgeldes, das jedoch den bis zu einem beſtimmten<lb/> Termin entretenden Genoſſen erlaſſen wird, ferner im Erwerb<lb/> von mindeſtens einem <hi rendition="#g">Geſchäftsanteil von ein-<lb/> hundert Mark,</hi> wovon 30 Mark ſofort beim Eintritt, ferner<lb/> monatlich 10 Mark zu bezahlen ſind; weitere Stundung kann mit<lb/> Genehmigung des Aufſichtsrates gewährt werden. Vollzahlung<lb/> und Zahlung höherer Raten iſt zuläſſig.</p><lb/> <p>Jeder Genoſſe kann <hi rendition="#g">höchſtens 50 Anteile</hi> erwerben.</p><lb/> <p>5. Auf einen Geſchäftsanteil kann höchſtens ein <hi rendition="#g">Kredit<lb/> von 1000 Mark</hi> gegeben werden. Zur Gewährung eines<lb/> Kredits im Geſamtbetrage bis 5000 Mark iſt der Vorſtand ſelb-<lb/> ſtändig berechtigt, bei höherem Betrage iſt die Genehmigung des<lb/> Aufſichtsrates erforderlich. Ohne Sicherheit dürfen keine Dar-<lb/> lehen gegeben werden. Dieſe <hi rendition="#g">Sicherheit</hi> kann durch Be-<lb/> ſtellung einer Sicherungshypothek, durch Bürgſchaft, Hinterlegung<lb/> von Wertpapieren, von Sparkaſſenbüchern, Lebensverſicherungen<lb/> uſw., ſowie durch Verpfändung von Mieten geleiſtet werden.</p><lb/> <p>6. Die <hi rendition="#g">Verzinſung</hi> für Darlehen beträgt 1 Prozent über<lb/> Reichsbankdiskont.</p><lb/> <p>7. Ins Auge zu faſſen wäre auch die Errichtung einer <hi rendition="#g">Spar-<lb/> kaſſa</hi> (auch für Nichtmitglieder).</p><lb/> <p>8. Vor allem iſt Wert zu legen auf den Depoſitenverkehr, der<lb/> dadurch, daß ſämtliche Mitglieder des Vereins ihre verfügbaren<lb/> Geldbeträge anſtatt anderen Geldinſtituten zur Verfügung zu<lb/> ſtellen, der Hausbeſitzerbank zufließen laſſen, dazu dienen ſoll,<lb/> ſtets flüſſige Geldmittel bereit zu ſtellen.</p> </quote> </cit><lb/> <p>Nicht aus dem Auge zu laſſen iſt, daß der ganze Gewinn des<lb/> Bankbetriebes in Form von <hi rendition="#g">Dividenden</hi> den Genoſſen zu-<lb/> gute kommt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>√ <hi rendition="#b">Zur Bogenhauſer Erpreſſungsaffäre.</hi></head> <p>Am Donnerstag<lb/> machte ein Herr einen Schutzmann auf einen Gaſt eines Caf<hi rendition="#aq">é</hi>s<lb/> am Marienplatz aufmerkſam, auf den die Beſchreibung des Er-<lb/> preſſers paßte. Der Schutzmann ließ den Herrn aus dem Lokal<lb/> rufen und ſtellte ſeine Perſonalien feſt. Der Betreffende, ein<lb/> Kaufmann, kommt jedoch ebenſo wenig wie einer der übrigen<lb/> bisher polizeilich beanſtandeten Perſonen als Täter oder Mit-<lb/> täter in Betracht.</p> </div><lb/> <div xml:id="a2a" next="#a2b" type="jArticle" n="3"> <head>√ <hi rendition="#b">Kindsmord.</hi></head> <p>Am Mittwoch wurde, wie bereits bekannt,<lb/> in einem Kloſett einer Wirtſchaft in der <hi rendition="#g">Neuberghauſer-<lb/> ſtraße</hi> die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Die<lb/> gerichtliche Sektion ergab, daß das Kind gelebt hatte, alsbald<lb/> nach der Geburt aber auf grauſame Weiſe <hi rendition="#g">erſtickt</hi> worden<lb/> war. Die Mutter, ein in der Wirtſchaft bedienſtetes 18jähriges<lb/> Mädchen, hatte dem kleinen Weſen den Schlund voll Zeitungs-<lb/> papier geſtopft, ſo daß man von außen an der kleinen Leiche<lb/> keinerlei Spuren eines gewaltſamen Todes wahrnehmen konnte.<lb/> Nachdem es das eben geborene Kind getötet und kopfüber in<lb/> die Kloſettröhre gepreßt hatte, begab ſich das Mädchen wieder in<lb/> die Küche an die Arbeit, wurde aber bald ohnmächtig vor<lb/> Schwäche. Sie behauptete den Sanitätsmännern gegenüber, die<lb/> ſie nach der Frauenklinik verbrachten, ſie habe einen Abgang<lb/> gehabt; erſt eine Stunde ſpäter entdeckte man zufällig die Kinds-<lb/> leiche im Abort. Gegen die Kindsmörderin iſt <hi rendition="#g">Haftbefehl</hi><lb/> erlaſſen. Was ſie zu dem verzweifelten Schritte trieb, iſt noch<lb/> unaufgeklärt, Notlage kommt jedenfalls nicht in Betracht, da das<lb/> Mädchen im Beſitz einer nicht unbeträchtlichen Barſchaft iſt. —<lb/> Der Polizeibericht meldete übrigens innerhalb dreier Tage außer<lb/> dieſem noch zwei Funde von Kindsleichen (eine ſolche fand man<lb/> bekanntlich in der Damenſtiftskirche). In den beiden übrigen</p><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jArticle" n="2"> <p>diskret, während ihre Gedanken in wirrer Haſt durch den<lb/> Kopf jagten und ihre eigenen Worte an ihr Ohr ſchlugen,<lb/> als habe ein Fremder ſie geſprochen...</p><lb/> <p>Der alte Herr von Halbach war ſchweigſam und ſah<lb/> verdroſſen aus. Er fühlte ſich grenzenlos unbehaglich.</p><lb/> <p>Die beiden Komteſſen Kramsdorff waren befangen,<lb/> wechſelten wiederholt verſtohlene Blicke und hatten ein „ge-<lb/> frorenes Lächeln“ auf den Lippen, ſobald Georg oder<lb/> Hanna ſich an ſie wandten.</p><lb/> <p>Rittmeiſter Degenhardt ſprach laut und mit einer<lb/> etwas knarrenden Kommandoſtimme von Pferdezucht, land-<lb/> wirtſchaftlichen Maſchinen, vom Bodenertrag in ſeiner Hei-<lb/> mat und von Politik. ... Aber er ſprach doch wenigſtens<lb/> und half immer wieder über das beängſtigende Schweigen<lb/> hinweg, das eintrat, ſobald er ſich für einige Augenblicke<lb/> dem Eſſen widmete. ...</p><lb/> <p>Man war nicht „unter ſich“ — wie die alte Frau von<lb/> Helldorf es genannt haben würde. Georg hatte bei den<lb/> Einladungen nur auf eine möglichſt große Zahl geſehen<lb/> und war deshalb nicht wähleriſch geweſen. Rittmeiſter<lb/> Degenhardt mochte ja vielleicht, als Beſitzer von Wilkenau<lb/> und Denzin, für voll gelten. Aber da waren auch die<lb/> beiden Aerzte geladen, der Oberförſter Barnikow, der<lb/> Amtsrichter aus der Kreisſtadt mit ſeiner jungen, ſchüchter-<lb/> nen und geſellſchaftlich wenig gewandten Frau und ein<lb/> ſehr wohlhabender Fabrikbeſitzer mit zwei erwachſenen<lb/> Töchtern, die häßlich und ungraziös waren, aber viel und<lb/> koſtbaren Schmuck trugen.</p><lb/> <p>Das Souper dauerte über zwei Stunden, obwohl ſchnell<lb/> und mit einer gewiſſen Haſt ſerviert wurde. Endlich wurde<lb/> aber doch das Deſſert gereicht, und der Sekt kam.</p><lb/> <p>Georg hatte von Anfang an viel und haſtig getrunken<lb/> — ganz gegen ſeine ſonſtige Gewohnheit. Er wollte ſich ge-<lb/> waltſam in Stimmung bringen, da er das Gefühl nicht los-<lb/> werden konnte, daß das Ganze mehr einem Leichenſchmaus<lb/> als einem Feſte fröhlicher Geſelligkeit glich.</p><lb/> <p>Wiederholt hatte Hanna mit unruhigen und beſorgten<lb/> Blicken zu ihm hinübergeſehen. Er hatte die ältere Kom-<lb/> teſſe Kramsdorff zu Tiſch geführt und ſprach immer leb-<lb/> hafter, wenn auch flüſternd, auf ſie ein. Hanna, die an der<lb/> Seite des Herrn von Halbach ihrem Manne gegenüber ſaß,<lb/> verſtand jedes Wort, das er ſprach. Ihre Nerven und die<lb/> Tätigkeit ihrer Sinne waren aufs äußerſte angeſpannt, ſo<lb/><cb/> daß ſie zu gleicher Zeit auf Georgs Worte hören, ihrem<lb/> Tiſchnachbar antworten und faſt die ganze Tiſchgeſellſchaft<lb/> mit den Augen beobachten konnte.</p><lb/> <p>„Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Udo?“ hörte ſie<lb/> plötzlich ihren Mann fragen.</p><lb/> <p>Die Komteſſe hatte wieder das „gefrorene Lächeln“ auf<lb/> den Lippen, das Hanna ſchon den ganzen Abend über aufs<lb/> peinlichſte berührt hatte.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Theater und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Kgl. Hoftheater.</hi> </head> <p>Als Vertreter des erſten Charakter-<lb/> faches gaſtiert in kommender Woche auf Engagement Herr Max<lb/><hi rendition="#g">Montor</hi> vom Deutſchen Schauſpielhaus in Hamburg am Diens-<lb/> tag als König Philipp in Don Carlos und am Freitag als<lb/> Mephiſto in Fauſt.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">-nn.</hi> <hi rendition="#b">Kgl. Reſidenz-Theater.</hi> </head> <p><hi rendition="#g">Ibſens</hi> dreiaktiges<lb/> Schauſpiel „<hi rendition="#g">Baumeiſter Solneß</hi>“ wurde am Sams-<lb/> tag, wie auf dem Zettel ausdrücklich vermerkt war, an<lb/> unſerer Hofbühne „zum erſtenmal“ aufgeführt und von dem<lb/> gutbeſuchten Hauſe mit dem erwarteten ſtarken Beifall<lb/> aufgenommen. <hi rendition="#g">Monnard</hi> bot in der Titelrolle eine<lb/> Prachtleiſtung. Näherer Bericht folgt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* 3. Bayeriſches Muſikfeſt Pfingſten 1908.</hi> </head> <p>Der <hi rendition="#g">Lehrer-<lb/> Geſangvere</hi>in <hi rendition="#g">München</hi> wurde von der Stadt <hi rendition="#g">Nürn-<lb/> berg</hi> eingeladen, beim 3. Bayeriſchen Muſikfeſt unter Leitung<lb/> des kgl. Hofoperndirektors Felix <hi rendition="#g">Mottl</hi> die <hi rendition="#aq">Missa solemnis</hi><lb/> von L. van Beethoven zur Aufführung zu bringen. Der Verein<lb/> wird der Einladung Folge leiſten und mit ſeinem Chore (450<lb/> Sänger und Sängerinnen) das Werk in Nürnberg aufführen.<lb/> Die Solis werden geſungen von den Damen H. <hi rendition="#g">Boſetti, M.<lb/> Preuſe-Matzenauer</hi> und den Herren Dr. R. <hi rendition="#g">Walter</hi><lb/> und P. <hi rendition="#g">Bender.</hi> Die hieſige Aufführung der <hi rendition="#aq">Missa solemnis</hi><lb/> durch den Lehrer-Geſangverein mit dem genannten Soloquartett<lb/> und dem kgl. Hoforcheſter findet am 30. März 1908, abends 7½<lb/> Uhr, im kgl. Odeon ſtatt. Karten bei Aibl, Promenadeplatz 12.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Kaim-Konzert.</hi> </head> <p>Das 10. Kaim-Konzert findet am Diens-<lb/> tag, 24. März, ſtatt und zwar unter Leitung von Hofkapellmeiſter<lb/> Peter <hi rendition="#g">Raabe.</hi> Zur Aufführung gelangen die Haydnſche Sym-<lb/> phonie „<hi rendition="#aq">Le Midi</hi>“, Mozarts „Kleine Nachtmuſik“ und die Ouver-<lb/> türe zu „Prometheus“ von Beethoven. Frau Anna Hirzel-Lan-<lb/> genhan, die Soliſtin des Abends, ſpielt das <hi rendition="#aq">F-moll</hi>-Konzert von<lb/> Chopin. Die öffentliche Hauptprobe beginnt am Dienstag Vor-<lb/><cb/> mittag 10 Uhr. Eintrittskarten zum Konzert ſind in der Ton-<lb/> halle (Laden), bei A. Schmid Nachf., Theatinerſtraße 34, und im<lb/> Billettenkiosk am Maximiliansplatz zu haben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bildende Kunſt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#aq">h.</hi><hi rendition="#b">Die Allgemeine Deutſche Kunſtgenoſſenſchaft</hi> hielt Freitag,<lb/> 20. März, im Künſtlerhauſe ihre <hi rendition="#g">ordentliche Hauptver-<lb/> ſammlung</hi> ab. Außer den Münchener Herren des Hauptaus-<lb/> ſchuſſes waren hierzu erſchienen die Herren: Maler Pape und<lb/> Markus (Berlin), Regierungsbaumeiſter Bock (Braunſchweig),<lb/> die Maler Dreßler (Breslau), Koch (Kaſſel), Thamm (Dresden),<lb/> Zinkeiſen, Wansleben und Fritzel (Düſſeldorf), Forel (Frank-<lb/> furt), Rehder für Hamburg und Kiel, Glink (Hannover), Straß-<lb/> berger (Karlsruhe), Kado (Königsberg), der Graphiker Heroux<lb/> (Leipzig), die Maler Prof. v. Peterſen und Groß (München <hi rendition="#aq">I</hi>),<lb/> Profeſſor Bär (München <hi rendition="#aq">II</hi>), Profeſſor Bek-Gran (Nürnberg),<lb/> Profeſſor Reinhold Schmidt (Stuttgart), Graf (Weimar), Ame-<lb/> ſeder (Wien). Nach Begrüßung durch den zweiten Vorſitzenden,<lb/> Prof. Löwith (München), wurde der Verluſte gedacht, die die<lb/> Korporation durch das Hinſcheiden der Profeſſoren K. A. v. Baur<lb/> (München), Peter Janſſen (Düſſeldorf), Thumann (Berlin).<lb/> Pohle (Dresden) und des Malers Pahlmann (Braunſchweig) er-<lb/> litten hat. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde durch Pro-<lb/> feſſor v. Peterſen ein Antrag des Ortsvereins München <hi rendition="#aq">I</hi> der<lb/> Hauptverſammlung unterbreitet, wonach der bisherige Vorſitzende<lb/> Prof. Löwith zum 1. Vorſitzenden gewählt werden ſolle. 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Nach Be-<lb/> ſprechung weiterer interner Angelegenheiten endete abends 6 Uhr<lb/> die vormittags 10 Uhr begonnene Hauptverſammlung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Galerie Heinemann.</hi> </head> <p>Die Kollektion Karl <hi rendition="#g">Leipold</hi> iſt<lb/> noch durch zwei größere bedeutende Werke „Der Atlantic“ und<lb/> „Es werde Licht!“, die zur Eröffnung der Ausſtellung nicht recht-<lb/> zeitig fertig und ſoeben erſt vom Künſtler vollendet wurden, be-<lb/> reichert worden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.
Hof und Geſellſchaft.
* München, 21. März.
— Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinzregenten waren
heute zur Tafel geladen: die kgl. Kämmerer: Karl Frhr.
v. Müller, Regierungsdirektor in Augsburg; Dr. Fried-
rich v. Haupt, Bezirksamtmann a. D.; Max Frhr. von
Pfetten, Mitglied des Reichstages; Franz Frhr. von
Tautphoeus, Oberſt z. D.; Karl Frhr. v. Lupin,
Oberſtleutnant a. D.; Rudolf Frhr. v. Guttenberg,
Major a. D., ſowie Dr. Friedrich v. Keller, Oberleut-
nant der Reſerve des 1. Feld-Artillerie-Regiments und kaiſ.
Vizekonſul in Kalkutta.
— Prinzeſſin Helmtrud. Tochter des Prinzen und der
Prinzeſſin Ludwig, vollendet morgen Sonntag ihr 21. Lebensjahr.
Münchener Stadtanzeiger.
* München, 21. März.
Nockherberg-Finale.
* Drei Uhr. Drinnen hier und da noch ein Platz, eingeengt.
Aber draußen im Garten, da gibt’s noch viele. Die Konturen
der Berge ſtehen ſcharf und klar. Die Sonne ſticht, eine wilde
Luft trocknet die Kehle aus — die erſte Maß. Man trinkt ſie
ſorgſam, behaglich, prüfend. Man wundert ſich, daß die Stim-
mung ausbleibt. Aber unterdeſſen iſt die Maß leer. Eine
zweite. Die Berge ſind immer noch ſcharf zu ſehen, ja noch
ſchärfer. So viele Spitzen. Die Kellnerin neigt ſich liebevoll
über die Schulter. Iſt es eine amuröſe Ambition, ſind es
Frühlingsgefühle heut bei Frühlingsanfang? ... Sie flüſtert:
„Es wird heut noch gar“. Die Kunde wird flüſternd weiter-
gegeben. Das Bier bekommt einen tragiſchen Geſchmack. Eine
Geliebte, der die Scheideſtunde ſchlägt. Aber die Geliebten, die
ſich ſo früh verabſchieden, kommen gewöhnlich noch einmal oder
zweimal wieder. „Alſo morgen ſind’s wieder hier, Herr Nach-
bar?“ „Glaub’s ſchon.“ — Die dritte Maß. Es wird immer
wärmer draußen. Sonderbar. Schweigend krümmt ſich ein ge-
bratener Fiſch auf dem Tiſche. „Die letzten zwei Tonnen werden
an’zapſt.“ Aber wir hören es lächelnd, wie wir die Gerüchte
von der Niederlage Rußlands vor drei Jahren lächelnd und un-
gläubig hinnahmen. Die Berge verſchwimmen. Einen Schank-
ſtätte wird durch einen Rolladen geſchloſſen. Ein ſchlechtes Vor-
zeichen. Furcht beſchleicht die einen, aber nichts ahnend, ſitzen
die anderen hinter ihren Krügen. Die Schlücke werden gieriger,
haſtiger. Die Unruhe wächſt. Eine zweite Schankſtätte ver-
ſtummt. Die Kellnerin hat noch drei Maß zu vergeben. Sie
ſind ſchnell fort. Draußen iſt nichts mehr zu holen. Alſo in der
Halle. Aber gerade zieht der Schenkkellner ſeinen Schurz ab,
wäſcht ſich die Hände. Er hat kein Bier mehr und muß ſchnell
fort zum Auer Kraftbier. Eine tiefe Trauer liegt mit ihren
Fittichen auf den Schultern. Man möchte weinen. 5¾ Uhr
und kein Bier mehr. Der Saal iſt auch geſperrt. Ein Schutz-
mann am Ausgang waltet ſeines ſchweren, trockenen Amtes, er
läßt hinaus, aber nicht wieder hinein. Wir wandern an ihm
vorbei ins Tal hinab. — Fürwahr ein trauriger Frühlings-
anfang, der Salvators Ende wurde.
* Paſing oder München? Der Antrag der ultramon-
tanen Gemeindebevollmächtigten Dr. Heigl und Genoſſen,
der Magiſtrat möge mit dem Kultusminiſterium neue Ver-
handlungen anknüpfen, um die Lehrerbildungsanſtalt, als
rein konfeſſionelle Anſtalt, für München zu „retten“, ſoll
die nächſte geheime Sitzung des Kollegiums am Don-
nerstag, 26. März, beſchäftigen.
* Die Bewegung unter den Orcheſtermuſikern. Der Vorſitzende
der Münchener Muſikerverbindung hat folgende Eingabe an die
Direktion des Theaters am Gärtnerplatz gerichtet:
Der ergebenſt unterzeichnete erſte Vorſitzende der Münchener
Muſikerverbindung hat, veranlaßt durch Ihre letzte Zeitungs-
notiz, im Verein mit dem Ausſchuß der Münchener Muſikerver-
bindung beſchloſſen, nunmehr betreffs der Verhältniſſe der Orche-
ſtermitglieder des Theaters am Gärtnerplatz auch den Weg der
Oeffentlichkeit zu beſchreiten. Doch vorher erlaubte ſich derſelbe,
ſämtliche Mitglieder Ihres Orcheſters zu einer Verſammlung
einzuladen, um denſelben die Anforderungen, die die M. M.-V.
betreffs unſeres Minimaltarifs ſtellt, klarzulegen. Ich erlaube
mir nun folgende Forderungen, die auf ganz humaner Grund-
lage beruhen und von den Orcheſtermitgliedern als dringlich
anerkannt wurden, mit dem Wunſche einer gütigen Berückſichti-
gung zu unterbreiten.
1. Es möge die Direktion in Anbetracht der Teuerung den
Orcheſtermitgliedern eine Aufbeſſerung der Gage ab
1. Mai 1908 um monatlich 5 Mark gütigſt gewähren. Dieſe Zu-
lage ſoll ſich alljährlich um den gleichen Betrag ſteigern, bis der
Minimaltarif (1. Stimme 130 M, 2. Stimme 120 M) erreicht iſt.
2. Die Nachmittagsvorſtellungen ſollen mit 2 M
ab 1. März 1908 vergütet werden.
3. Bei Neuengagements iſt der Tarif ſofort zu be-
zahlen.
4. Im Falle ſich die Gerüchte beſtätigen ſollten, daß die Direk-
tion gewillt iſt, die Nachmittagsvorſtellungen ohne Unterbrechung
den ganzen Sommer durch fortzuſetzen, möge die Direktion den
Orcheſtermitgliedern analog dem techniſchen Perſonal einen acht-
tägigen Erholungsurlaub gewähren.
Der ergebenſt Unterzeichnete bittet um einen gütigen, end-
gültigen Beſcheid innerhalb drei Tagen. Hochachtungsvoll Adolf
Marggraf, 1. Vorſitzender der Münchener Muſikerverbindung.“
Es wird der Direktion der Vereinigten Theater wohl möglich
ſein, dieſe Forderungen zu erfüllen.
* Der Tarifvertrag in München. Als Heft 7 der Ein-
zelſchriften des Statiſtiſchen Amtes der Stadt München
erſchien ſoeben eine Schrift von Dr. Adolf Günther,
betitelt: Der Tarifvertrag in München. Seine geſchichtliche
Entwicklung, ſeine rechtliche Natur, ſeine ſtatiſtiſch-wirt-
ſchaftlichen Grundlagen. (München, F. Lindauer [Schoep-
ping].) Der Verfaſſer bietet an der Hand der Akten des
Gewerbegerichts München eine äußerſt wertvolle Darſtel-
lung der Münchener Tarifgeſchichte und der tariflichen
Rechtſprechung, ſowie der ſozialen und wirtſchaftlichen
Wirkungen der Tarifverträge. Wir werden auf die inter-
eſſante Publikation, die im gegenwärtigen Augenblick
entſcheidender Tarifkämpfe im Baugewerbe erhöhte Be-
deutung hat, noch zurückkommen.
† Zum freiwilligen Tod des Kunſtmalers Hermann Armin.
Freunde, die den freiwillig aus dem Leben geſchiedenen Kunſt-
maler Hermann Armin (Familienname Hermann Mayer) ſeit
Jahren kennen, darunter ſolche, die noch in den letzten Tagen
mit ihm verkehrten und ſahen, wie er den Joſephitag in beſter
Laune verlebte, gaben, als ſie die Art ſeines Todes erfuhren,
der Meinung Ausdruck, daß es ſich um einen Unglücksfall handeln
müſſe, denn es ſei kein Grund vorhanden, der dem ſo Lebens-
frohen auf einmal das Daſein verleidet hätte. Da Armin bei
Herſtellung kinematographiſcher Lichtbilder auch Cyankali be-
nötigte, durfte vielleicht, wie ſie meinten, irgend eine Unvor-
ſichtigkeit, eine Verwechslung an dem Tode des Mannes
ſchuld ſein. Den vielen Spaziergängern, die nach Nymphenburg,
Hartmannshofen, Neuluſtheim uſw. ihren Weg am Schloßmühl-
Gerner Kanal aufwärts nehmen, iſt die trauliche, ſinnig bemalte,
von einem großen Garten umgebene kleine Villa, die Armin
ſeit Jahren als Eigentümer mit ſeiner Frau und ſeiner betagten
Mutter bewohnte, wohl bekannt. Sowohl Armin als ſeine Frau
ſah man ſtets in ungetrübt heiterer Laune, die materiellen Ver-
hältniſſe waren günſtig und geſtatteten der Familie ein ſorgen-
loſes Daſein. Das Ehepaar war wegen ſeines freundlichen und
liebenswürdigen Weſens ſehr beliebt; nur mit einem Nachbarn
war es vor Jahren zu Differenzen gekommen, die ſchließlich zu
einem Prozeſſe führten. Nach außen kam das geſpannte Verhält-
nis dadurch zum Ausdruck, daß der betreffende Nachbar die ganze
Frontbreite ſeiner Villa entlang in großen Lettern den Spruch
anbringen ließ: „Es kann der Beſte nicht in Frieden leben, wenn
es dem böſen Nachbarn nicht gefällt.“ Armin erblickte hierin eine
Beleidigung gegen ſich und die Seinen, und ſtellte Klage mit
dem Antrag auf Entfernung der oſtentativen Inſchrift. Der
Prozeß wurde in der Hauptſache zugunſten Armins entſchieden,
er war aber damit nicht beendigt, ſondern wurde von der
Gegenpartei fortgeſetzt. Auf das Gemüt Armins ſchien die Sache
für Außenſtehende keinen Einfluß zu üben, ſeine Gattin aber
mußte die Wahrnehmung machen, daß ihr Mann ſeitdem, wenn
er allein war, ſich trüben, ſchwermutsvollen Gedanken hingab,
und grübelnd vor ſich hinſtarrte. Sie ſuchte daher auch jedes
Alleinſein ihres Gatten zu verhindern und beruhigte ſich nach
und nach wieder, da ſie dieſen Zuſtand bei dem ſonſt ſtets froh-
launigen Manne nur für vorübergehend hielt. Er ſcheint ſich
aber doch zu einer ernſten geiſtigen Störung entwickelt
zu haben. Als am Freitag die Familie den Morgenkaffe genoß,
deutete nichts im Benehmen des Mannes auf düſtere Abſichten.
Die Frau begab ſich auf einige Zeit ins Erdgeſchoß zu häuslichen
Verrichtungen, und als ſie in das im erſten Stock gelegene Wohn-
zimmer zurückkam, fand ſie ihren Mann tot auf dem Boden
liegen.
* Ein Vortrag Felix Weingartners. Am 6. Vortrags-
abend des Neuen Vereins wird Felix Weingartner, der
Direktor der Wiener Hofoper, ein ſelbſtverfaßtes Drama in zwei
Teilen, „Golgatha“, das zur muſikaliſchen Kompoſition be-
ſtimmt iſt, zur Vorleſung bringen. Die Vorleſung findet an
zwei Abenden, am 2. (1. Teil) und 4. April (2. Teil), abends
8 Uhr, im Muſeum ſtatt. Karten zu je 5, 4, 3, 2 M (Katego-
rien 1 M) für jeden Abend bei der Geſchäftsſtelle des Neuen
Vereins, Buchhandlung H. Jaffe, Briennerſtraße 54, ferner bei
W. Seyfferth, Amalienſtraße 17, und O. Bauer, Maximilian-
ſtraße 5.
* Hausbeſitzerbank in München. Auf der Tagesord-
nung der Generalverſammlung des Münchener Grund- und
Hausbeſitzervereins ſteht die Errichtung einer Hausbeſitzer-
bank. Das Projekt, das ſchon auf dem letzten Hausbeſitzer-
kongreß in Hamburg erörtert worden iſt, gründet ſich auf
folgenden Prinzipien:
1. Die Hausbeſitzerbank bildet ein vom Grund- und Haus-
beſitzer-Verein vollſtändig getrenntes Inſtitut, doch können nur
Mitglieder des Grund- und Hausbeſitzer-Ver-
eins Mitglieder der Hausbeſitzerbank ſein.
2. Die Form der Vereinigung iſt die der Genoſſenſchaft
mit beſchränkter Haftpflicht, die Genoſſen haften nicht
mit ihrem geſamten Vermögen, ſondern nur für eine im vor-
aus beſtimmte Summe.
3. Zweck der Bank iſt die Gewährung von Darlehen an
die Genoſſenſchaftsmitglieder, ſowie Vornahme von Bank-
geſchäften für die Mitglieder (Einziehung von Mieten, Häuſer-
verwaltung, Kontokorrent- und Depoſitenverkehr).
4. Die Verpflichtung der Mitglieder beſteht in Bezahlung
eines Eintrittsgeldes, das jedoch den bis zu einem beſtimmten
Termin entretenden Genoſſen erlaſſen wird, ferner im Erwerb
von mindeſtens einem Geſchäftsanteil von ein-
hundert Mark, wovon 30 Mark ſofort beim Eintritt, ferner
monatlich 10 Mark zu bezahlen ſind; weitere Stundung kann mit
Genehmigung des Aufſichtsrates gewährt werden. Vollzahlung
und Zahlung höherer Raten iſt zuläſſig.
Jeder Genoſſe kann höchſtens 50 Anteile erwerben.
5. Auf einen Geſchäftsanteil kann höchſtens ein Kredit
von 1000 Mark gegeben werden. Zur Gewährung eines
Kredits im Geſamtbetrage bis 5000 Mark iſt der Vorſtand ſelb-
ſtändig berechtigt, bei höherem Betrage iſt die Genehmigung des
Aufſichtsrates erforderlich. Ohne Sicherheit dürfen keine Dar-
lehen gegeben werden. Dieſe Sicherheit kann durch Be-
ſtellung einer Sicherungshypothek, durch Bürgſchaft, Hinterlegung
von Wertpapieren, von Sparkaſſenbüchern, Lebensverſicherungen
uſw., ſowie durch Verpfändung von Mieten geleiſtet werden.
6. Die Verzinſung für Darlehen beträgt 1 Prozent über
Reichsbankdiskont.
7. Ins Auge zu faſſen wäre auch die Errichtung einer Spar-
kaſſa (auch für Nichtmitglieder).
8. Vor allem iſt Wert zu legen auf den Depoſitenverkehr, der
dadurch, daß ſämtliche Mitglieder des Vereins ihre verfügbaren
Geldbeträge anſtatt anderen Geldinſtituten zur Verfügung zu
ſtellen, der Hausbeſitzerbank zufließen laſſen, dazu dienen ſoll,
ſtets flüſſige Geldmittel bereit zu ſtellen.
Nicht aus dem Auge zu laſſen iſt, daß der ganze Gewinn des
Bankbetriebes in Form von Dividenden den Genoſſen zu-
gute kommt.
√ Zur Bogenhauſer Erpreſſungsaffäre. Am Donnerstag
machte ein Herr einen Schutzmann auf einen Gaſt eines Cafés
am Marienplatz aufmerkſam, auf den die Beſchreibung des Er-
preſſers paßte. Der Schutzmann ließ den Herrn aus dem Lokal
rufen und ſtellte ſeine Perſonalien feſt. Der Betreffende, ein
Kaufmann, kommt jedoch ebenſo wenig wie einer der übrigen
bisher polizeilich beanſtandeten Perſonen als Täter oder Mit-
täter in Betracht.
√ Kindsmord. Am Mittwoch wurde, wie bereits bekannt,
in einem Kloſett einer Wirtſchaft in der Neuberghauſer-
ſtraße die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Die
gerichtliche Sektion ergab, daß das Kind gelebt hatte, alsbald
nach der Geburt aber auf grauſame Weiſe erſtickt worden
war. Die Mutter, ein in der Wirtſchaft bedienſtetes 18jähriges
Mädchen, hatte dem kleinen Weſen den Schlund voll Zeitungs-
papier geſtopft, ſo daß man von außen an der kleinen Leiche
keinerlei Spuren eines gewaltſamen Todes wahrnehmen konnte.
Nachdem es das eben geborene Kind getötet und kopfüber in
die Kloſettröhre gepreßt hatte, begab ſich das Mädchen wieder in
die Küche an die Arbeit, wurde aber bald ohnmächtig vor
Schwäche. Sie behauptete den Sanitätsmännern gegenüber, die
ſie nach der Frauenklinik verbrachten, ſie habe einen Abgang
gehabt; erſt eine Stunde ſpäter entdeckte man zufällig die Kinds-
leiche im Abort. Gegen die Kindsmörderin iſt Haftbefehl
erlaſſen. Was ſie zu dem verzweifelten Schritte trieb, iſt noch
unaufgeklärt, Notlage kommt jedenfalls nicht in Betracht, da das
Mädchen im Beſitz einer nicht unbeträchtlichen Barſchaft iſt. —
Der Polizeibericht meldete übrigens innerhalb dreier Tage außer
dieſem noch zwei Funde von Kindsleichen (eine ſolche fand man
bekanntlich in der Damenſtiftskirche). In den beiden übrigen
diskret, während ihre Gedanken in wirrer Haſt durch den
Kopf jagten und ihre eigenen Worte an ihr Ohr ſchlugen,
als habe ein Fremder ſie geſprochen...
Der alte Herr von Halbach war ſchweigſam und ſah
verdroſſen aus. Er fühlte ſich grenzenlos unbehaglich.
Die beiden Komteſſen Kramsdorff waren befangen,
wechſelten wiederholt verſtohlene Blicke und hatten ein „ge-
frorenes Lächeln“ auf den Lippen, ſobald Georg oder
Hanna ſich an ſie wandten.
Rittmeiſter Degenhardt ſprach laut und mit einer
etwas knarrenden Kommandoſtimme von Pferdezucht, land-
wirtſchaftlichen Maſchinen, vom Bodenertrag in ſeiner Hei-
mat und von Politik. ... Aber er ſprach doch wenigſtens
und half immer wieder über das beängſtigende Schweigen
hinweg, das eintrat, ſobald er ſich für einige Augenblicke
dem Eſſen widmete. ...
Man war nicht „unter ſich“ — wie die alte Frau von
Helldorf es genannt haben würde. Georg hatte bei den
Einladungen nur auf eine möglichſt große Zahl geſehen
und war deshalb nicht wähleriſch geweſen. Rittmeiſter
Degenhardt mochte ja vielleicht, als Beſitzer von Wilkenau
und Denzin, für voll gelten. Aber da waren auch die
beiden Aerzte geladen, der Oberförſter Barnikow, der
Amtsrichter aus der Kreisſtadt mit ſeiner jungen, ſchüchter-
nen und geſellſchaftlich wenig gewandten Frau und ein
ſehr wohlhabender Fabrikbeſitzer mit zwei erwachſenen
Töchtern, die häßlich und ungraziös waren, aber viel und
koſtbaren Schmuck trugen.
Das Souper dauerte über zwei Stunden, obwohl ſchnell
und mit einer gewiſſen Haſt ſerviert wurde. Endlich wurde
aber doch das Deſſert gereicht, und der Sekt kam.
Georg hatte von Anfang an viel und haſtig getrunken
— ganz gegen ſeine ſonſtige Gewohnheit. Er wollte ſich ge-
waltſam in Stimmung bringen, da er das Gefühl nicht los-
werden konnte, daß das Ganze mehr einem Leichenſchmaus
als einem Feſte fröhlicher Geſelligkeit glich.
Wiederholt hatte Hanna mit unruhigen und beſorgten
Blicken zu ihm hinübergeſehen. Er hatte die ältere Kom-
teſſe Kramsdorff zu Tiſch geführt und ſprach immer leb-
hafter, wenn auch flüſternd, auf ſie ein. Hanna, die an der
Seite des Herrn von Halbach ihrem Manne gegenüber ſaß,
verſtand jedes Wort, das er ſprach. Ihre Nerven und die
Tätigkeit ihrer Sinne waren aufs äußerſte angeſpannt, ſo
daß ſie zu gleicher Zeit auf Georgs Worte hören, ihrem
Tiſchnachbar antworten und faſt die ganze Tiſchgeſellſchaft
mit den Augen beobachten konnte.
„Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Udo?“ hörte ſie
plötzlich ihren Mann fragen.
Die Komteſſe hatte wieder das „gefrorene Lächeln“ auf
den Lippen, das Hanna ſchon den ganzen Abend über aufs
peinlichſte berührt hatte.
(Fortſetzung folgt.)
Theater und Muſik.
* Kgl. Hoftheater. Als Vertreter des erſten Charakter-
faches gaſtiert in kommender Woche auf Engagement Herr Max
Montor vom Deutſchen Schauſpielhaus in Hamburg am Diens-
tag als König Philipp in Don Carlos und am Freitag als
Mephiſto in Fauſt.
-nn. Kgl. Reſidenz-Theater. Ibſens dreiaktiges
Schauſpiel „Baumeiſter Solneß“ wurde am Sams-
tag, wie auf dem Zettel ausdrücklich vermerkt war, an
unſerer Hofbühne „zum erſtenmal“ aufgeführt und von dem
gutbeſuchten Hauſe mit dem erwarteten ſtarken Beifall
aufgenommen. Monnard bot in der Titelrolle eine
Prachtleiſtung. Näherer Bericht folgt.
* 3. Bayeriſches Muſikfeſt Pfingſten 1908. Der Lehrer-
Geſangverein München wurde von der Stadt Nürn-
berg eingeladen, beim 3. Bayeriſchen Muſikfeſt unter Leitung
des kgl. Hofoperndirektors Felix Mottl die Missa solemnis
von L. van Beethoven zur Aufführung zu bringen. Der Verein
wird der Einladung Folge leiſten und mit ſeinem Chore (450
Sänger und Sängerinnen) das Werk in Nürnberg aufführen.
Die Solis werden geſungen von den Damen H. Boſetti, M.
Preuſe-Matzenauer und den Herren Dr. R. Walter
und P. Bender. Die hieſige Aufführung der Missa solemnis
durch den Lehrer-Geſangverein mit dem genannten Soloquartett
und dem kgl. Hoforcheſter findet am 30. März 1908, abends 7½
Uhr, im kgl. Odeon ſtatt. Karten bei Aibl, Promenadeplatz 12.
* Kaim-Konzert. Das 10. Kaim-Konzert findet am Diens-
tag, 24. März, ſtatt und zwar unter Leitung von Hofkapellmeiſter
Peter Raabe. Zur Aufführung gelangen die Haydnſche Sym-
phonie „Le Midi“, Mozarts „Kleine Nachtmuſik“ und die Ouver-
türe zu „Prometheus“ von Beethoven. Frau Anna Hirzel-Lan-
genhan, die Soliſtin des Abends, ſpielt das F-moll-Konzert von
Chopin. Die öffentliche Hauptprobe beginnt am Dienstag Vor-
mittag 10 Uhr. Eintrittskarten zum Konzert ſind in der Ton-
halle (Laden), bei A. Schmid Nachf., Theatinerſtraße 34, und im
Billettenkiosk am Maximiliansplatz zu haben.
Bildende Kunſt.
h. Die Allgemeine Deutſche Kunſtgenoſſenſchaft hielt Freitag,
20. März, im Künſtlerhauſe ihre ordentliche Hauptver-
ſammlung ab. Außer den Münchener Herren des Hauptaus-
ſchuſſes waren hierzu erſchienen die Herren: Maler Pape und
Markus (Berlin), Regierungsbaumeiſter Bock (Braunſchweig),
die Maler Dreßler (Breslau), Koch (Kaſſel), Thamm (Dresden),
Zinkeiſen, Wansleben und Fritzel (Düſſeldorf), Forel (Frank-
furt), Rehder für Hamburg und Kiel, Glink (Hannover), Straß-
berger (Karlsruhe), Kado (Königsberg), der Graphiker Heroux
(Leipzig), die Maler Prof. v. Peterſen und Groß (München I),
Profeſſor Bär (München II), Profeſſor Bek-Gran (Nürnberg),
Profeſſor Reinhold Schmidt (Stuttgart), Graf (Weimar), Ame-
ſeder (Wien). Nach Begrüßung durch den zweiten Vorſitzenden,
Prof. Löwith (München), wurde der Verluſte gedacht, die die
Korporation durch das Hinſcheiden der Profeſſoren K. A. v. Baur
(München), Peter Janſſen (Düſſeldorf), Thumann (Berlin).
Pohle (Dresden) und des Malers Pahlmann (Braunſchweig) er-
litten hat. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde durch Pro-
feſſor v. Peterſen ein Antrag des Ortsvereins München I der
Hauptverſammlung unterbreitet, wonach der bisherige Vorſitzende
Prof. Löwith zum 1. Vorſitzenden gewählt werden ſolle. Die
Verſammlung vollzog unter lebhaften Beifallskundgebungen ein-
ſtimmig die Wahl des Profeſſors Löwith zum 1. Vorſitzen-
den des Hauptausſchuſſes. Ebenſo wurde Herr Maler
Franz Schmidt-Breitenbach auf Antrag des Ortsver-
eins München I zum 2. Vorſitzenden gewählt. Nach Erledigung des
Rechenſchafts- und Kaſſenberichtes und des Voranſchlages für das
kommende Geſchäftsjahr wurde dem Hauptausſchuß Entlaſtung er-
teilt. Die Anträge des Hauptausſchuſſes und mehrerer Ortsver-
eine wurden eingehend beſprochen und hierüber Beſchlüſſe gefaßt.
Die Zentraljury für die kommende Jubiläums-Ausſtellung
wurde feſtgeſetzt und das vom Hauptausſchuſſe aufgeſtellte Pro-
gramm für den Anfang Juni hier ſtattfindenden allge-
meinen Deutſchen Künſtlertag genehmigt. Nach Be-
ſprechung weiterer interner Angelegenheiten endete abends 6 Uhr
die vormittags 10 Uhr begonnene Hauptverſammlung.
* Galerie Heinemann. Die Kollektion Karl Leipold iſt
noch durch zwei größere bedeutende Werke „Der Atlantic“ und
„Es werde Licht!“, die zur Eröffnung der Ausſtellung nicht recht-
zeitig fertig und ſoeben erſt vom Künſtler vollendet wurden, be-
reichert worden.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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