Allgemeine Zeitung, Nr. 138, 24. März 1908.München, Dienstag Allgemeine Zeitung 24. März 1908. Nr. 138. [Spaltenumbruch]
1. Juni die Linien Bad Kissingen-Brückenau, dr. Tarifverhandlungen in der Holzindustrie. Am Montag * Die Schlierseer brachten bei ihrem Gastspiel im Deut- * Die Alpenvereinssektion München (e. V.) hält am dr. Oeffentliche Versammlung der Kutscher und Fuhrleute. Am Sonntag Nachmittag fand die vom Transportarbeiterverband * Die kgl. öffentliche Turnanstalt ist vom 1. April bis 30. * 7. Deutscher Taubstummenkongreß in München. Am cs. Ein frecher Einbruchdiebstahl wurde vergangene Nacht Der Einbruch ist mit einer beispiellosen Frechheit begangen is. Unglücklicher Sturz. Im Hause 71 an der Thalkirchner- Bayerische Chronik. Die Wahl in Erding. * Erding, 22. März. Bei der heute nachmittag erfolg- Bei der Wahl am 31. Mai 1907 hatte der inzwischen [Spaltenumbruch] * Ministervortrag. Se. kgl. Hoheit der Prinz- * Kammer der Relchsräte. Die 12. öffentliche Plenar- * Der Nationalliberale Kreisausschuß der Oberpfalz * Landshut, 22. März. Der Kurier für Niederbayer * Regensburg, 22. März. Gestern wurde in einer Wirtschaft F. Bamberg, 21. März. Eine Submissionsblüte, wie [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch] mentalwerken des modernen Italiens eines der interessantesten, * Kleine Mitteilungen. Am Wurzburger Stadt- + Kaim-Konzert. Im Interesse der Abonnenten sei noch- + Wilhelm Backhaus ist in Leipzig an Influenza erkrankt. + Konzert. Sophie Blum, eine junge Münchener Geigerin, Bildende Kunst. * Kgl. Glyptothek. Die Münchener Glyptothek ist im * Münchener Auktionen. Eine sehr interessante Sammlung * Kleine Kunstnachrichten. Die graphische Kunsthandlung Von Frauen -- für Frauen. * Aus Zeitschriften. Das Märzheft der Neuen Gene- [irrelevantes Material] München, Dienstag Allgemeine Zeitung 24. März 1908. Nr. 138. [Spaltenumbruch]
1. Juni die Linien Bad Kiſſingen-Brückenau, dr. Tarifverhandlungen in der Holzinduſtrie. Am Montag * Die Schlierſeer brachten bei ihrem Gaſtſpiel im Deut- * Die Alpenvereinsſektion München (e. V.) hält am dr. Oeffentliche Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute. Am Sonntag Nachmittag fand die vom Transportarbeiterverband * Die kgl. öffentliche Turnanſtalt iſt vom 1. April bis 30. * 7. Deutſcher Taubſtummenkongreß in München. Am cs. Ein frecher Einbruchdiebſtahl wurde vergangene Nacht Der Einbruch iſt mit einer beiſpielloſen Frechheit begangen is. Unglücklicher Sturz. Im Hauſe 71 an der Thalkirchner- Bayeriſche Chronik. Die Wahl in Erding. * Erding, 22. März. Bei der heute nachmittag erfolg- Bei der Wahl am 31. Mai 1907 hatte der inzwiſchen [Spaltenumbruch] * Miniſtervortrag. Se. kgl. Hoheit der Prinz- * Kammer der Relchsräte. Die 12. öffentliche Plenar- * Der Nationalliberale Kreisausſchuß der Oberpfalz * Landshut, 22. März. Der Kurier für Niederbayer * Regensburg, 22. März. Geſtern wurde in einer Wirtſchaft F. Bamberg, 21. März. Eine Submiſſionsblüte, wie [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch] mentalwerken des modernen Italiens eines der intereſſanteſten, * Kleine Mitteilungen. Am Wurzburger Stadt- † Kaim-Konzert. Im Intereſſe der Abonnenten ſei noch- † Wilhelm Backhaus iſt in Leipzig an Influenza erkrankt. † Konzert. Sophie Blum, eine junge Münchener Geigerin, Bildende Kunſt. * Kgl. Glyptothek. Die Münchener Glyptothek iſt im * Münchener Auktionen. Eine ſehr intereſſante Sammlung * Kleine Kunſtnachrichten. Die graphiſche Kunſthandlung Von Frauen — für Frauen. * Aus Zeitſchriften. Das Märzheft der Neuen Gene- [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a4a" next="#a4b" type="jComment" n="3"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header">München, Dienstag Allgemeine Zeitung 24. März 1908. Nr. 138.</fw><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a3b" prev="a3a" type="jArticle" n="3"> <p>1. Juni die Linien <hi rendition="#g">Bad Kiſſingen-Brückenau</hi>,<lb/> dann <hi rendition="#g">Bad Reichenhall-Unken</hi> und <hi rendition="#g">Bad Rei-<lb/> chenhall-Thumſee</hi>, am 6. Juni die Linie <hi rendition="#g">Kochel-<lb/> Mittenwald</hi> und am 1. Juli die Linie <hi rendition="#g">Paſſau-<lb/> Schönberg</hi>. Mit Eröffnung dieſer Linien ſind ſodann<lb/> insgeſamt 17 ſtaatliche Motorwagenlinien in Betrieb. Der<lb/> Wagenpark für die Motorwagenlinien umfaßt nach Ein-<lb/> reihung von 30 neuen Motorwagen und 15 neuen An-<lb/> hängewagen für die neuen Linien dann insgeſamt 67<lb/> Motorwagen einſchließlich der Laſtwagen und 42 Anhänge-<lb/> wagen einſchließlich der Laſt-Anhängewagen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">dr.</hi> <hi rendition="#b">Tarifverhandlungen in der Holzinduſtrie.</hi> </head> <p>Am Montag<lb/> Vormittag begannen vor dem Einigungsamte die Tarifver-<lb/> handlungen für ſämtliche in Bau- und Möbelſchreinereien,<lb/> Möbelfabriken, Holzbearbeitungsgeſchäften, in Klavierfabriken,<lb/> ſowie in den Schreinereien der Bau- und Zimmermeiſter beſchäf-<lb/> tigten Schreiner und Maſchinenbauer. Die Verhandlungen be-<lb/> wegen ſich zwiſchen dem Arbeitgeberverband und den frei und<lb/> chriſtlich organiſierten Arbeitern. Die hauptſächlichſten Streit-<lb/> punkte bilden Durchſchnitts- und Minimallöhne, ſowie die Ak-<lb/> kordarbeit und Vertragsdauer. In der Generaldebatte zu dieſen<lb/> Punkten vertritt einleitend Schreinermeiſter <hi rendition="#g">Berndl</hi> die<lb/> Stellungnahme der Arbeitgeber und Arbeiterſekretär <hi rendition="#g">Schwar-<lb/> zer</hi> der chriſtlichen Organiſation die der Arbeitnehmer. Gau-<lb/> vorſtand <hi rendition="#g">Raith</hi> des Holzarbeiterverbandes betont die Frie-<lb/> densliebe der Arbeiter und erklärt ſich ebenſo zu den Lohnver-<lb/> hältniſſen und der Tarifdauer. Die Beſeitigung des Garantie-<lb/> lohnes bei Akkordarbeiten lehnten die Arbeiter ab. Der Vor-<lb/> ſitzende ſchlägt nach längerer Debatte vor, die jetzigen Tarifver-<lb/> träge einfach weiterlaufen zu laſſen. Die Klagen im Schreiner-<lb/> gewerbe ſeien ſeit der Tarifdauer faſt völlig verſchwunden, auch<lb/> ſeien keinerlei erhebliche Störungen vorgekommen. Der Vorſchlag<lb/> des Vorſitzenden ſoll der Vollverſammlung der Arbeitgeber<lb/> unterbreitet werden; die Verhandlungen werden bis Samstag<lb/> vertagt.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Die Schlierſeer</hi> brachten bei ihrem Gaſtſpiel im <hi rendition="#g">Deut-<lb/> ſchen Theater</hi> am Samstag wieder eine Novität zur Auf-<lb/> führung, die ſich gleich den bisherigen Repertoireſtücken einer<lb/> recht beifälligen Aufnahme erfreute. Die Verfaſſerin, Frau<lb/> Hartl-Mitius, führt uns zeitgemäßerweiſe „<hi rendition="#g">Sherlock Holmes<lb/> im Gebirge</hi>“ vor; aber es iſt nicht eine der Conan Doyleſchen<lb/> Geſchichten, die hier dramatiſiert worden iſt; der Detektiv, den<lb/> wir kennen lernen, iſt vielmehr nur ein entfernter Verwandter<lb/> ſeines renommierten Namensgenoſſen, und die Handlung des<lb/> Stückes iſt weit weniger als Sherlock Holmes’ verwegene Taten<lb/> geeignet, uns gruſeln zu machen und eine Gänſehaut überlaufen<lb/> zu laſſen. Der Bauer Vinzenz iſt wegen Brandſtiftungsbeſchuldi-<lb/> gung ins Zuchthaus gekommen, ſo viel er auch ſeine Unſchuld<lb/> beteuerte. Nur ſein Freund Einſele glaubt ſeinen Verſicherungen<lb/> und ſteht ihm wacker zur Seite, als er nach verbüßter Strafe<lb/> die Freiheit wieder erhält, ja er fühlt ſich berufen, den wirklichen<lb/> Täter ausfindig zu machen. Auf der Suche nach ihm ſchießt er<lb/> nun freilich die tollſten Purzelbäume, ſchließlich iſt jedoch er es,<lb/> dem der Georg Thalhammer, Vinzenz’ Liebesrivale, im Sekt-<lb/> rauſch geſteht, ſeinerzeit den Brand ſelbſt angelegt zu haben, und<lb/> Sherlock Holmes im Gebirge zeigt ſich mithin ſeines großen<lb/> Bruders immerhin würdig. — Xaver Terofal fand als Photo-<lb/> graph Einſele prächtige Gelegenheit zu erfolgreicher Betätigung<lb/> ſeiner humorvollen Kunſt, und auch die übrigen Mitwirkenden,<lb/> vor allem Georg Schüller als Vinzenz, taten ihr Möglichſtes im<lb/> Intereſſe einer effektvollen Wiedergabe der Novität, deren Autorin<lb/> zum Schluß auf der Bühne erſchien und von dem beifallsfreudigen<lb/> Publikum lebhaft begrüßt und durch reiche Kranz- und Blumen-<lb/> ſpenden ausgezeichnet wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Die Alpenvereinsſektion München (e. V.)</hi> hält am<lb/><hi rendition="#g">Mittwoch,</hi> den 8. April, abends 8 Uhr im Gr. Wagners<lb/> Konzertſaal, Sonnenſtraße 23, eine <hi rendition="#g">außerordent-<lb/> liche Generalverſammlung</hi> ab mit der Tages-<lb/> ordnung: 1. Ordnung der <hi rendition="#g">Finanzverhältniſſe</hi>;<lb/> 2. Watzmannhaus-Neubau; 3. Generalverſammlung 1908<lb/> des D. u. Oe. Alpenvereins; 4. Pachtverlängerung auf den<lb/> Herzogſtandhäuſern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">dr.</hi> <hi rendition="#b">Oeffentliche Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute.</hi> </head><lb/> <p>Am Sonntag Nachmittag fand die vom Transportarbeiterverband<lb/> einberufene Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute ſtatt. Der<lb/> Referent, Gem.-Bev. <hi rendition="#g">Dobler</hi>, beſprach eingehend die Verhält-<lb/> niſſe der Lohnkutſcher und Chauffeure. Nach einer längeren Dis-<lb/> kuſſion kam eine <hi rendition="#g">Reſolution</hi> zur Annahme, in der ausge-<lb/> ſprochen wird, daß das Vorgehen des Arbeitgeberverbandes ein<lb/> herausforderndes iſt und daß in der gegenwärtigen Zeit der<lb/> Lebensmittel- und Wohnungsverteuerung, ſowie der Erhöhung<lb/> der Steuern unter keinen Umſtänden eine Herabminderung der<lb/> Löhne, Verlängerung der Arbeitszeit ſtattfinden kann. Sollte<lb/><cb/> bei den kommenden Tarifverhandlungen <hi rendition="#g">keine Einigung</hi> zu-<lb/> ſtande kommen, ſo verpflichten ſich die Angehörigen der Organiſa-<lb/> tion Folge zu leiſten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Die kgl. öffentliche Turnanſtalt</hi> iſt vom 1. April bis 30.<lb/> September für die Schüler der verſchiedenen Schulen geöffnet.<lb/> Wir verweiſen auf das Inſerat in vorliegender Nummer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">7. Deutſcher Taubſtummenkongreß in München.</hi></head> <p>Am<lb/> 15., 16. und 17. Auguſt 1908 findet in München der 7. Deut-<lb/> ſche Taubſtummenkongreß ſtatt. Verſammlungslokal Hotel<lb/> Union, Barerſtr. 7. — Anmeldungen und Anfragen ſind zu<lb/> richten an Herrn Hch. Fick, Kunſtmaler in Neupaſing <hi rendition="#aq">II</hi><lb/> bei München. Alle Taubſtummen und Taubſtummen-<lb/> freunde ſind als Teilnehmer herzlichſt willkommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#aq">cs.</hi><hi rendition="#b">Ein frecher Einbruchdiebſtahl</hi> wurde vergangene Nacht<lb/> im Geſchäft des Juweliers <hi rendition="#g">Silberthal,</hi> Kaufingerſtraße 14,<lb/> verübt. Gegen 3¾ Uhr morgens kam ein Schutzmann am Ge-<lb/> ſchäft vorbei. Als der Hüter der Ordnung beim Bürgerbräu-<lb/> reſtaurant angelangt war, hörte er hinter ſich ein heftiges<lb/> Klirren. Er eilte zurück und ſah ein paar Burſchen, von denen<lb/> der eine einen größeren Gegenſtand in den Händen hielt, in<lb/> der Domfreiheit gegen die Frauenkirche zu verſchwinden. Da<lb/> ſich vor dem Laden ſchon eine Gruppe von 15—20 Perſonen an-<lb/> geſammelt hatte und die Auslage offen dalag, konnte der Schutz-<lb/> mann die Flüchtigen nicht verfolgen, ſondern bewachte die Aus-<lb/> lage. Sein bald darauf hinzukommender Kollege machte ſich<lb/> an die Verfolgung. In einem engen Seitengäßchen bei der<lb/> Frauenkirche verſchwanden aber die beiden Burſchen, ohne daß<lb/> man ſie noch erreichen konnte. — Die Zertrümmerung des<lb/> Fenſters war mit einem großen, in ein blaues Schnupftuch einge-<lb/> wickelten Stein geſchehen, und zwar in einer Höhe von etwa<lb/> 1½ Meter. Dort waren auf einer Glasplatte drei mit ſchweren<lb/><hi rendition="#g">goldenen Uhrketten</hi> behangene, mit weißer Seide über-<lb/> zogene Ständer aufgeſtellt. Der eine der Ständer fehlte voll-<lb/> kommen, während von dem zweiten nur drei Damenuhrketten<lb/> und einige goldene Medaillons entwendet waren, den Ständer<lb/> ſelbſt aber, weil er durch die Oeffnung nicht herausgebracht werden<lb/> konnte, mußten die Einbrecher ſtehen laſſen. Der entwendete<lb/> Ständer war mit Uhrketten im Werte von 4000 Mark behangen,<lb/> und zwar waren dieſelben an ganz ſchwachen Stecknadeln ange-<lb/> hängt. Auf ihrer eiligen Flucht <hi rendition="#g">verloren</hi> nun die Einbrecher<lb/> den größten Teil der Ketten; es wurden von einem Schutzmann<lb/> 15 Stück auf der Straße gefunden und ſpäter noch von einem<lb/> jungen Mann in den Trambahnſchienen weitere drei Stück im<lb/> Geſamtwerte von etwa 3000 Mark. Die Beute, die die Ein-<lb/> brecher in ihren Beſitz brachten, dürfte nach vorläufiger Schätzung<lb/> des Ladeninhabers einen Wert von etwa 800 Mark repräſen-<lb/> tieren.</p><lb/> <p>Der Einbruch iſt mit einer beiſpielloſen Frechheit begangen<lb/> worden, da die Kaufingerſtraße ſtets belebt iſt und auch die<lb/> Auslagfenſter hell erleuchtet waren. Heute in aller Frühe wurden<lb/> ſchon in einer Reihe von Lokalen Razzien abgehalten; es wurden<lb/> dabei zwei Burſchen abgefaßt, in deren Beſitz man etwa 20 Stück<lb/> Nachſchlüſſel und Dietriche fand; die Einbrecher waren dies<lb/> aber nicht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">is.</hi> <hi rendition="#b">Unglücklicher Sturz.</hi> </head> <p>Im Hauſe 71 an der Thalkirchner-<lb/> ſtraße <hi rendition="#g">ſtürzte</hi> heute nacht der 35 Jahre alte verheiratete<lb/> Schreiner <hi rendition="#g">Wirnfer</hi> infolge Schlaftrunkenheit vom Treppen-<lb/> geländer des 2. Stockwerkes in den 1. Stock; er blieb bewußtlos<lb/> liegen. In die Chirurgiſche Klinik geſchafft, verſchied er dort<lb/> bald an den erlittenen Verletzungen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Wahl in Erding.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Erding,</hi> 22. März.</dateline> <p>Bei der heute nachmittag erfolg-<lb/> ten Landtagserſatzwahl im Wahlkreiſe Erding-Dorfen er-<lb/> hielten: <hi rendition="#g">Hupfer</hi> (Zentr.) 2991, <hi rendition="#g">Holzmann</hi> (lib.) 302<lb/> und Pfarrer <hi rendition="#g">Aicher</hi> (Zentr.) 698 Stimmen. Zerſplittert<lb/> ſind 8 Stimmen. <hi rendition="#g">Hupfer</hi> (Ztr.) <hi rendition="#g">iſt ſomit gewählt</hi>.</p><lb/> <p>Bei der Wahl am 31. Mai 1907 hatte der inzwiſchen<lb/> verſtorbene Vertreter des Zentrums, Anton <hi rendition="#g">Ecker</hi>, 2886,<lb/> ſein ultramontaner Gegenkandidat 182 Stimmen erhalten,<lb/> der Bauernbund hatte 458, die Sozialdemokraten 80 Stim-<lb/> men aufgebracht. — Der Erfolg des Herrn Hupfer iſt an-<lb/> geſichts der ſkrupelloſen und keineswegs ſehr chriſtlichen<lb/> Agitation des Herrn Pfarrer Aicher recht beträchtlich. Die<lb/> liberale Kandidatur hatte, wie vorauszuſehen war und von<lb/> allen Kennern der Verhältniſſe auch vorausgeſehen worden<lb/> iſt, keine große Bedeutung; hoffentlich arbeitet die junge<lb/> liberale Organiſation des Kreiſes tapfer weiter!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Miniſtervortrag.</hi> </head> <p>Se. kgl. Hoheit der <hi rendition="#g">Prinz-<lb/> regent</hi> hat geſtern mittag den Staatsminiſter der Fi-<lb/> nanzen, Ritter v. <hi rendition="#g">Pfaff</hi>, zum Vortrag empfangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head><hi rendition="#b">* Kammer der Relchsräte</hi>.</head> <p>Die 12. öffentliche Plenar-<lb/> ſitzung findet am Samstag, den 28. März, vormittags<lb/> 10 Uhr, mit folgender Tagesordnung ſtatt: Antrag Dr.<lb/><hi rendition="#g">Heim-Held</hi> betr. Errichtung eines ſtaatlichen <hi rendition="#g">Port-<lb/> landzementwerkes;</hi> Antrag des <hi rendition="#g">Grafen zu<lb/> Törring</hi>-Jettenbach betr. <hi rendition="#g">Nutzungen aus der<lb/> bayeriſchen Staatswaldungen; Auguſtiner<lb/> ſtock;</hi> Antrag Dr. Jäger-Dr. Pichler betr. Verkehr mit<lb/><hi rendition="#g">Kraftwagen</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Der Nationalliberale Kreisausſchuß der Oberpfalz</hi><lb/> tagt am Sonntag. den 12. April, in <hi rendition="#g">Schwandorf</hi>. Nach-<lb/> mittags ſpricht Reichstagsabgeordneter <hi rendition="#g">Beck</hi> über „Die<lb/> politiſchen Zeit- und Streitfragen“ in Vertretung des<lb/> verhinderten Reichstagsabgeordneten Grafen Oriola.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Landshut,</hi> 22. März.</dateline> <p>Der Kurier für Niederbayer<lb/> meldet: In Bruckbergerau drang heute nachmittag ein<lb/> bis jetzt unbekannter Mann in die Behauſung des Gütlers<lb/> Wimmer, <hi rendition="#g">ermordete</hi> die dort anweſende <hi rendition="#g">Ehefrau<lb/> des Wimmer</hi> und deſſen halbjähriges <hi rendition="#g">Kind,</hi> das in<lb/> der Wiege lag. Sämtliche Käſten waren erbrochen, doch<lb/> konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, was geraubt wurde.<lb/> Ein Knabe des Wimmer, der etwas vom Anweſen entfernt<lb/> geſpielt hatte, und ſich ein Stück Brot holen wollte, fand<lb/> ſeine Mutter und ſein Schweſterchen mit durchſchnittenem<lb/> Halſe in der Wohnung auf. Von dem Täter hat man noch<lb/> keine Spur. Dringend verdächtig iſt ein mittelgroßer unter<lb/> ſetzter Mann, welcher nach Verübung der Tat in den Auen<lb/> gegen Bruckbergerau zu ging. Ein Aermel iſt vermutlich<lb/> blutbefleckt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Regensburg,</hi> 22. März.</dateline> <p>Geſtern wurde in einer Wirtſchaft<lb/> in Keilberg bei Regensburg der verheiratete Maurer <hi rendition="#g">Fried-<lb/> mann</hi> von einem jungen Mann namens Rockinger <hi rendition="#g">er-<lb/> ſchlagen</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">F.</hi><hi rendition="#b">Bamberg,</hi> 21. März.</dateline> <p>Eine <hi rendition="#g">Submiſſionsblüte</hi>, wie<lb/> ſie wohl ſelten vorkommen dürfte, zeitigte heute die Vergebung<lb/> der Bauarbeiten zur Kanaliſation in einem äußeren Viertel<lb/> der Stadt. Das Mindeſtgebot (Firma Zweier-Bamberg) betrug<lb/> 59,501.25 M und das Höchſtgebot (Dickerhof u. Wittmann-Mün-<lb/> chen) 143.843 M. Das gibt eine Differenz von 84,342.75 M.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a4b" prev="#a4a" type="jComment" n="3"> <p>mentalwerken des modernen Italiens eines der intereſſanteſten,<lb/> fand eine geradezu virtuoſe Wiedergabe, virtuos namentlich, was<lb/> das aufs feinſte abgetönte, die horrenden Schwierigkeiten mit<lb/> ſpielender Leichtigkeit überwindende Zuſammenſpiel anlangt.<lb/> Entzückend war insbeſondere das originelle Scherzo im <formula notation="TeX">\frac{9}{4}</formula>-Takt.<lb/> Dem Publikum freilich ſchien die Polacca im Beethovenſchen<lb/> Streichtrio <hi rendition="#aq">op.</hi> 8 faſt noch beſſer zu gefallen; in der Tat war<lb/> auch dieſe Darbietung ein Kabinettſtück, wie man es ſelten wieder<lb/> finden wird. Ueberhaupt brachten uns unſere Künſtler durch<lb/> ihre vollendete Interpretation die ſtupende Genialität dieſes in<lb/> kräftigſter Jugendfriſche prangenden Frühwerkes Beethovens voll<lb/> zum Bewußtſein. Der Form nach der harmloſen Gattung der<lb/> ſuitenmäßigen Kaſſationsliteratur zugehörig, hat die „Serenade“<lb/> in Wahrheit damit ebenſowenig zu tun wie Beethovens Sym-<lb/> phonien mit der zunächſt als leicht ausführbare Dilettantenmuſik<lb/> berechneten Symphonie des 18. Jahrhunderts. Den Beſchluß des<lb/> Abends bildete Brahms’ gehaltvolles Klarinettenquintett in<lb/><hi rendition="#aq">H-moll,</hi> bei deſſen den übrigen Leiſtungen des Abends eben-<lb/> bürtiger Ausführung Kammermuſiker Karl <hi rendition="#g">Wagner</hi>, den man<lb/> ja ſchon von der „Bläſervereinigung“ als trefflichen Kammer-<lb/> muſikſpieler kennt, das Enſemble aufs beſte ergänzte.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Kleine Mitteilungen.</hi></head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Am <hi rendition="#g">Wurzburger Stadt-<lb/> theater</hi> gaſtierte Frl. Tilde <hi rendition="#g">Wagner</hi> aus Frankfurt a. M.<lb/> mit großem Erfolge als Agathe im „Freiſchütz“ und wurde für<lb/> die nächſte Saiſon verpflichtet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>† <hi rendition="#b">Kaim-Konzert.</hi></head> <p>Im Intereſſe der Abonnenten ſei noch-<lb/> mals darauf aufmerkſam gemacht, daß das 10. <hi rendition="#g">Kaim-Kon-<lb/> zert</hi> nicht heute, ſondern morgen, Dienstag, ſtattfindet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>† <hi rendition="#b">Wilhelm Backhaus</hi> iſt in Leipzig an Influenza <hi rendition="#g">erkrankt</hi>.<lb/> Sein auf nächſten Dienstag im Jahreszeiten-Saale anberaumter<lb/> zweiter Klavierabend muß infolgedeſſen auf Dienstag, den<lb/> 31. März, <hi rendition="#g">verſchoben</hi> werden. Der Abend findet zu populären<lb/> Preiſen ſtatt und werden die Inhaber der auf 24. März lauten-<lb/> den Karten gebeten, ihre Plätze in der Hofbuchhandlung Karl<lb/> Schüler, Maximilianſtraße 2, umzutauſchen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>† <hi rendition="#b">Konzert.</hi></head> <p>Sophie <hi rendition="#g">Blum</hi>, eine junge Münchener Geigerin,<lb/> gibt am Dienstag, den 24. März, im Muſeum ein Konzert unter<lb/> Mitwirkung von Prof. <hi rendition="#g">Aug. Schmid-Lindner</hi>. Das Pro-<lb/> gramm enthält außer der Sonate in <hi rendition="#aq">A-moll</hi> (<hi rendition="#aq">op.</hi> 19) von Rubin-<lb/><cb/> ſtein und dem <hi rendition="#aq">G-moll</hi>-Konzert von Bruch zwei kleinere Stücke<lb/> des früh verſtorbenen Müncheners Felix v. Rath und eine Sonate<lb/> in <hi rendition="#aq">D-moll (op.</hi> 30) unſeres heimiſchen Komponiſten Anton<lb/><hi rendition="#g">Beer-Walbrunn</hi>. (Karten bei Otto Bauer, Maximilian-<lb/> ſtraße 5.)</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bildende Kunſt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Kgl. Glyptothek.</hi></head> <p>Die Münchener Glyptothek iſt im<lb/> Begriff, eine antike griechiſche Originalplaſtik, eine 2.20<lb/> Meter hohe, aus pariſchem Marmor gebildete <hi rendition="#g">Statue<lb/> eines Gottes</hi> zu erwerben, die in das 6. Jahrhundert<lb/> zu ſetzen iſt und ſtiliſtiſch zwiſchen den Aegineten und dem<lb/> Apoll von Tenea ſteht. Für das von den Fachleuten ſehr<lb/> hochgeſchätzte antike Kunſtwerk wurden, wie es heißt,<lb/> 163,000 Mark bezahlt.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Münchener Auktionen.</hi> </head> <p>Eine ſehr intereſſante Sammlung<lb/> von Erzeugniſſen <hi rendition="#g">oberbayeriſcher Bauernkunſt</hi> iſt<lb/> zurzeit in der Galerie Helbing ausgeſtellt und kommt daſelbſt<lb/> am Donnerstag, den 26. d. M., zur Verſteigerung. Es iſt der<lb/> Beſitz des Herrn Anton Dietl, Beſtände, die bisher im Gemeinde-<lb/> haus zu Aying (Oberbayern) als „Muſeum“ aufgeſtellt waren<lb/> und daher vielen Freunden der Volkskunſt bereits bekannt ſind.<lb/> Die Sammlung, deren Beſchreibung ein Vorwort des bekannten<lb/> Spezialforſchers für oberbayeriſche Volkskunſt, des Architekten<lb/> Fr. Zell, einleitet, enthält erſtens nur alte Objekte, alſo keinerlei<lb/> Erzeugniſſe moderner Dorfinduſtrie, ſodann hauptſächlich Gegen-<lb/> ſtände aus dem Ayinger Bezirk. Dieſe Beſchränkung verleiht dem<lb/> Enſemble naturgemäß einen beſonderen Wert, der erhöht wird<lb/> durch die Vollſtändigkeit des innerhalb der angedeuteten Grenzen<lb/> Geſammelten. Wir finden da die verſchiedenen Manifeſtationen<lb/> der Bauernkunſt, alles, was der Bauer braucht und was er ſchätzt.<lb/> Zunächſt eine reiche Abteilung religiöſer Bauernkunſt, dabei ſehr<lb/> beachtenswerte frühe Hafnerarbeiten (Madonnen, Heiligen-<lb/> figuren, Weihwaſſerbecken) und Holzſchnitzereien, beſonders aber<lb/> die in der Gegend ſehr beliebten Glasbilder (meiſt gute Ammer-<lb/> gauer Arbeiten), ſodann ganz ſinguläre Schmiedearbeiten, ſchließ-<lb/> lich Wachsſtöcke von feiner reicher Arbeit, Gebetbücher, von<lb/><cb/> Bauern ſelbſt ſorgfältig geſchrieben, illuminiert und mit ſchönem<lb/> bunten Vorſatzpapier eingebunden. Die zweite Abteilung um-<lb/> faßt alte Bauernmöbel von der Rokoko- bis zur Biedermeierzeit,<lb/> dabei einige ſehr charakteriſtiſche Muſeumſtücke und Raritäten,<lb/> z. B. alte Rokoko-Himmelbettladen. In der dritten Abteilung<lb/> „Allerlei Hausrat“ treffen wir eine Menge kulturhiſtoriſch inter-<lb/> eſſante Stücke, von den Habererwaffen bis zu Talismanen. —<lb/> Am nächſten Tag, den 27. März, findet in der Galerie Helbing<lb/> eine Auktion <hi rendition="#g">chineſiſcher und japaniſcher Kunſt-<lb/> gegenſtände</hi> ſtatt (Sammlung J. J. Wilgaard-Apenrade).<lb/> Es ſind vorwiegend Arbeiten in Fayence, Porzellan und Jade,<lb/> Bronze, Kupferemaille, Edelholz und Elfenbein, eine Reihe<lb/> intereſſanter Lackarbeiten, Textilien, Originalzeichnungen und<lb/> Farbholzſchnitte beſchließt dieſe Sammlung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Kleine Kunſtnachrichten.</hi></head> <p>Die graphiſche Kunſthandlung<lb/> Steinicke, Leopoldſtraße 23, veranſtaltet demnächſt eine umfaſſende<lb/> Kollektiv-Ausſtellung von Käthe <hi rendition="#g">Kollwitz</hi>-Originalradie-<lb/> rungen und -zeichnungen. — Zum <hi rendition="#g">Neubau des Stadt-<lb/> theaters in Lübeck</hi>, bekanntlich eine Schöpfung von Pro-<lb/> feſſor Martin <hi rendition="#g">Dülfer</hi> (Dresden), ſtifteten zur künſtleriſchen<lb/> Ausſchmückung des Hauſes Private die Summe von 40,000 M.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von Frauen — für Frauen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Aus Zeitſchriften.</hi></head> <p>Das Märzheft der <hi rendition="#g">Neuen Gene-<lb/> ration</hi> (Herausgeberin Dr. phil. Helene <hi rendition="#g">Stöcker</hi>) enthält<lb/> wieder eine reiche Fülle neuen Materials auf dem Gebiete der<lb/> Ethik, mancherlei Anregungen und Forderungen in ſozialhygieni-<lb/> ſcher Beziehung. Aus dem Inhalte des Heftes ſeien folgende<lb/> Abhandlungen hervorgehoben: Dr. phil. Helene <hi rendition="#g">Stöcker:</hi> Rahel<lb/> Varnhagen in Liebe und Ehe. — Dir. Dr. Wilhelm <hi rendition="#g">Böhmert</hi>-<lb/> Bremen: Die Säuglingsſterblichkeit in Deutſchland und ihre Ur-<lb/> ſachen. — Robert <hi rendition="#g">Heſſen:</hi> Proſtitution in Japan. — Henriette<lb/><hi rendition="#g">Fürth:</hi> Mutterſchaft und Beruf. — Literariſche Berichte. —<lb/> Zeitungsſchau. — Aus der Tagesgeſchichte. — Mitteilungen des<lb/> Bundes für Mutterſchutz. — Bibliographie. Probenummern<lb/> gratis durch den Verlag Oeſterheld u. Co., Berlin <hi rendition="#aq">W.</hi> 15, Lietzen-<lb/> burgerſtraße 48.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
München, Dienstag Allgemeine Zeitung 24. März 1908. Nr. 138.
1. Juni die Linien Bad Kiſſingen-Brückenau,
dann Bad Reichenhall-Unken und Bad Rei-
chenhall-Thumſee, am 6. Juni die Linie Kochel-
Mittenwald und am 1. Juli die Linie Paſſau-
Schönberg. Mit Eröffnung dieſer Linien ſind ſodann
insgeſamt 17 ſtaatliche Motorwagenlinien in Betrieb. Der
Wagenpark für die Motorwagenlinien umfaßt nach Ein-
reihung von 30 neuen Motorwagen und 15 neuen An-
hängewagen für die neuen Linien dann insgeſamt 67
Motorwagen einſchließlich der Laſtwagen und 42 Anhänge-
wagen einſchließlich der Laſt-Anhängewagen.
dr. Tarifverhandlungen in der Holzinduſtrie. Am Montag
Vormittag begannen vor dem Einigungsamte die Tarifver-
handlungen für ſämtliche in Bau- und Möbelſchreinereien,
Möbelfabriken, Holzbearbeitungsgeſchäften, in Klavierfabriken,
ſowie in den Schreinereien der Bau- und Zimmermeiſter beſchäf-
tigten Schreiner und Maſchinenbauer. Die Verhandlungen be-
wegen ſich zwiſchen dem Arbeitgeberverband und den frei und
chriſtlich organiſierten Arbeitern. Die hauptſächlichſten Streit-
punkte bilden Durchſchnitts- und Minimallöhne, ſowie die Ak-
kordarbeit und Vertragsdauer. In der Generaldebatte zu dieſen
Punkten vertritt einleitend Schreinermeiſter Berndl die
Stellungnahme der Arbeitgeber und Arbeiterſekretär Schwar-
zer der chriſtlichen Organiſation die der Arbeitnehmer. Gau-
vorſtand Raith des Holzarbeiterverbandes betont die Frie-
densliebe der Arbeiter und erklärt ſich ebenſo zu den Lohnver-
hältniſſen und der Tarifdauer. Die Beſeitigung des Garantie-
lohnes bei Akkordarbeiten lehnten die Arbeiter ab. Der Vor-
ſitzende ſchlägt nach längerer Debatte vor, die jetzigen Tarifver-
träge einfach weiterlaufen zu laſſen. Die Klagen im Schreiner-
gewerbe ſeien ſeit der Tarifdauer faſt völlig verſchwunden, auch
ſeien keinerlei erhebliche Störungen vorgekommen. Der Vorſchlag
des Vorſitzenden ſoll der Vollverſammlung der Arbeitgeber
unterbreitet werden; die Verhandlungen werden bis Samstag
vertagt.
* Die Schlierſeer brachten bei ihrem Gaſtſpiel im Deut-
ſchen Theater am Samstag wieder eine Novität zur Auf-
führung, die ſich gleich den bisherigen Repertoireſtücken einer
recht beifälligen Aufnahme erfreute. Die Verfaſſerin, Frau
Hartl-Mitius, führt uns zeitgemäßerweiſe „Sherlock Holmes
im Gebirge“ vor; aber es iſt nicht eine der Conan Doyleſchen
Geſchichten, die hier dramatiſiert worden iſt; der Detektiv, den
wir kennen lernen, iſt vielmehr nur ein entfernter Verwandter
ſeines renommierten Namensgenoſſen, und die Handlung des
Stückes iſt weit weniger als Sherlock Holmes’ verwegene Taten
geeignet, uns gruſeln zu machen und eine Gänſehaut überlaufen
zu laſſen. Der Bauer Vinzenz iſt wegen Brandſtiftungsbeſchuldi-
gung ins Zuchthaus gekommen, ſo viel er auch ſeine Unſchuld
beteuerte. Nur ſein Freund Einſele glaubt ſeinen Verſicherungen
und ſteht ihm wacker zur Seite, als er nach verbüßter Strafe
die Freiheit wieder erhält, ja er fühlt ſich berufen, den wirklichen
Täter ausfindig zu machen. Auf der Suche nach ihm ſchießt er
nun freilich die tollſten Purzelbäume, ſchließlich iſt jedoch er es,
dem der Georg Thalhammer, Vinzenz’ Liebesrivale, im Sekt-
rauſch geſteht, ſeinerzeit den Brand ſelbſt angelegt zu haben, und
Sherlock Holmes im Gebirge zeigt ſich mithin ſeines großen
Bruders immerhin würdig. — Xaver Terofal fand als Photo-
graph Einſele prächtige Gelegenheit zu erfolgreicher Betätigung
ſeiner humorvollen Kunſt, und auch die übrigen Mitwirkenden,
vor allem Georg Schüller als Vinzenz, taten ihr Möglichſtes im
Intereſſe einer effektvollen Wiedergabe der Novität, deren Autorin
zum Schluß auf der Bühne erſchien und von dem beifallsfreudigen
Publikum lebhaft begrüßt und durch reiche Kranz- und Blumen-
ſpenden ausgezeichnet wurde.
* Die Alpenvereinsſektion München (e. V.) hält am
Mittwoch, den 8. April, abends 8 Uhr im Gr. Wagners
Konzertſaal, Sonnenſtraße 23, eine außerordent-
liche Generalverſammlung ab mit der Tages-
ordnung: 1. Ordnung der Finanzverhältniſſe;
2. Watzmannhaus-Neubau; 3. Generalverſammlung 1908
des D. u. Oe. Alpenvereins; 4. Pachtverlängerung auf den
Herzogſtandhäuſern.
dr. Oeffentliche Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute.
Am Sonntag Nachmittag fand die vom Transportarbeiterverband
einberufene Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute ſtatt. Der
Referent, Gem.-Bev. Dobler, beſprach eingehend die Verhält-
niſſe der Lohnkutſcher und Chauffeure. Nach einer längeren Dis-
kuſſion kam eine Reſolution zur Annahme, in der ausge-
ſprochen wird, daß das Vorgehen des Arbeitgeberverbandes ein
herausforderndes iſt und daß in der gegenwärtigen Zeit der
Lebensmittel- und Wohnungsverteuerung, ſowie der Erhöhung
der Steuern unter keinen Umſtänden eine Herabminderung der
Löhne, Verlängerung der Arbeitszeit ſtattfinden kann. Sollte
bei den kommenden Tarifverhandlungen keine Einigung zu-
ſtande kommen, ſo verpflichten ſich die Angehörigen der Organiſa-
tion Folge zu leiſten.
* Die kgl. öffentliche Turnanſtalt iſt vom 1. April bis 30.
September für die Schüler der verſchiedenen Schulen geöffnet.
Wir verweiſen auf das Inſerat in vorliegender Nummer.
* 7. Deutſcher Taubſtummenkongreß in München. Am
15., 16. und 17. Auguſt 1908 findet in München der 7. Deut-
ſche Taubſtummenkongreß ſtatt. Verſammlungslokal Hotel
Union, Barerſtr. 7. — Anmeldungen und Anfragen ſind zu
richten an Herrn Hch. Fick, Kunſtmaler in Neupaſing II
bei München. Alle Taubſtummen und Taubſtummen-
freunde ſind als Teilnehmer herzlichſt willkommen.
cs. Ein frecher Einbruchdiebſtahl wurde vergangene Nacht
im Geſchäft des Juweliers Silberthal, Kaufingerſtraße 14,
verübt. Gegen 3¾ Uhr morgens kam ein Schutzmann am Ge-
ſchäft vorbei. Als der Hüter der Ordnung beim Bürgerbräu-
reſtaurant angelangt war, hörte er hinter ſich ein heftiges
Klirren. Er eilte zurück und ſah ein paar Burſchen, von denen
der eine einen größeren Gegenſtand in den Händen hielt, in
der Domfreiheit gegen die Frauenkirche zu verſchwinden. Da
ſich vor dem Laden ſchon eine Gruppe von 15—20 Perſonen an-
geſammelt hatte und die Auslage offen dalag, konnte der Schutz-
mann die Flüchtigen nicht verfolgen, ſondern bewachte die Aus-
lage. Sein bald darauf hinzukommender Kollege machte ſich
an die Verfolgung. In einem engen Seitengäßchen bei der
Frauenkirche verſchwanden aber die beiden Burſchen, ohne daß
man ſie noch erreichen konnte. — Die Zertrümmerung des
Fenſters war mit einem großen, in ein blaues Schnupftuch einge-
wickelten Stein geſchehen, und zwar in einer Höhe von etwa
1½ Meter. Dort waren auf einer Glasplatte drei mit ſchweren
goldenen Uhrketten behangene, mit weißer Seide über-
zogene Ständer aufgeſtellt. Der eine der Ständer fehlte voll-
kommen, während von dem zweiten nur drei Damenuhrketten
und einige goldene Medaillons entwendet waren, den Ständer
ſelbſt aber, weil er durch die Oeffnung nicht herausgebracht werden
konnte, mußten die Einbrecher ſtehen laſſen. Der entwendete
Ständer war mit Uhrketten im Werte von 4000 Mark behangen,
und zwar waren dieſelben an ganz ſchwachen Stecknadeln ange-
hängt. Auf ihrer eiligen Flucht verloren nun die Einbrecher
den größten Teil der Ketten; es wurden von einem Schutzmann
15 Stück auf der Straße gefunden und ſpäter noch von einem
jungen Mann in den Trambahnſchienen weitere drei Stück im
Geſamtwerte von etwa 3000 Mark. Die Beute, die die Ein-
brecher in ihren Beſitz brachten, dürfte nach vorläufiger Schätzung
des Ladeninhabers einen Wert von etwa 800 Mark repräſen-
tieren.
Der Einbruch iſt mit einer beiſpielloſen Frechheit begangen
worden, da die Kaufingerſtraße ſtets belebt iſt und auch die
Auslagfenſter hell erleuchtet waren. Heute in aller Frühe wurden
ſchon in einer Reihe von Lokalen Razzien abgehalten; es wurden
dabei zwei Burſchen abgefaßt, in deren Beſitz man etwa 20 Stück
Nachſchlüſſel und Dietriche fand; die Einbrecher waren dies
aber nicht.
is. Unglücklicher Sturz. Im Hauſe 71 an der Thalkirchner-
ſtraße ſtürzte heute nacht der 35 Jahre alte verheiratete
Schreiner Wirnfer infolge Schlaftrunkenheit vom Treppen-
geländer des 2. Stockwerkes in den 1. Stock; er blieb bewußtlos
liegen. In die Chirurgiſche Klinik geſchafft, verſchied er dort
bald an den erlittenen Verletzungen.
Bayeriſche Chronik.
Die Wahl in Erding.
* Erding, 22. März. Bei der heute nachmittag erfolg-
ten Landtagserſatzwahl im Wahlkreiſe Erding-Dorfen er-
hielten: Hupfer (Zentr.) 2991, Holzmann (lib.) 302
und Pfarrer Aicher (Zentr.) 698 Stimmen. Zerſplittert
ſind 8 Stimmen. Hupfer (Ztr.) iſt ſomit gewählt.
Bei der Wahl am 31. Mai 1907 hatte der inzwiſchen
verſtorbene Vertreter des Zentrums, Anton Ecker, 2886,
ſein ultramontaner Gegenkandidat 182 Stimmen erhalten,
der Bauernbund hatte 458, die Sozialdemokraten 80 Stim-
men aufgebracht. — Der Erfolg des Herrn Hupfer iſt an-
geſichts der ſkrupelloſen und keineswegs ſehr chriſtlichen
Agitation des Herrn Pfarrer Aicher recht beträchtlich. Die
liberale Kandidatur hatte, wie vorauszuſehen war und von
allen Kennern der Verhältniſſe auch vorausgeſehen worden
iſt, keine große Bedeutung; hoffentlich arbeitet die junge
liberale Organiſation des Kreiſes tapfer weiter!
* Miniſtervortrag. Se. kgl. Hoheit der Prinz-
regent hat geſtern mittag den Staatsminiſter der Fi-
nanzen, Ritter v. Pfaff, zum Vortrag empfangen.
* Kammer der Relchsräte. Die 12. öffentliche Plenar-
ſitzung findet am Samstag, den 28. März, vormittags
10 Uhr, mit folgender Tagesordnung ſtatt: Antrag Dr.
Heim-Held betr. Errichtung eines ſtaatlichen Port-
landzementwerkes; Antrag des Grafen zu
Törring-Jettenbach betr. Nutzungen aus der
bayeriſchen Staatswaldungen; Auguſtiner
ſtock; Antrag Dr. Jäger-Dr. Pichler betr. Verkehr mit
Kraftwagen.
* Der Nationalliberale Kreisausſchuß der Oberpfalz
tagt am Sonntag. den 12. April, in Schwandorf. Nach-
mittags ſpricht Reichstagsabgeordneter Beck über „Die
politiſchen Zeit- und Streitfragen“ in Vertretung des
verhinderten Reichstagsabgeordneten Grafen Oriola.
* Landshut, 22. März. Der Kurier für Niederbayer
meldet: In Bruckbergerau drang heute nachmittag ein
bis jetzt unbekannter Mann in die Behauſung des Gütlers
Wimmer, ermordete die dort anweſende Ehefrau
des Wimmer und deſſen halbjähriges Kind, das in
der Wiege lag. Sämtliche Käſten waren erbrochen, doch
konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, was geraubt wurde.
Ein Knabe des Wimmer, der etwas vom Anweſen entfernt
geſpielt hatte, und ſich ein Stück Brot holen wollte, fand
ſeine Mutter und ſein Schweſterchen mit durchſchnittenem
Halſe in der Wohnung auf. Von dem Täter hat man noch
keine Spur. Dringend verdächtig iſt ein mittelgroßer unter
ſetzter Mann, welcher nach Verübung der Tat in den Auen
gegen Bruckbergerau zu ging. Ein Aermel iſt vermutlich
blutbefleckt.
* Regensburg, 22. März. Geſtern wurde in einer Wirtſchaft
in Keilberg bei Regensburg der verheiratete Maurer Fried-
mann von einem jungen Mann namens Rockinger er-
ſchlagen.
F. Bamberg, 21. März. Eine Submiſſionsblüte, wie
ſie wohl ſelten vorkommen dürfte, zeitigte heute die Vergebung
der Bauarbeiten zur Kanaliſation in einem äußeren Viertel
der Stadt. Das Mindeſtgebot (Firma Zweier-Bamberg) betrug
59,501.25 M und das Höchſtgebot (Dickerhof u. Wittmann-Mün-
chen) 143.843 M. Das gibt eine Differenz von 84,342.75 M.
_
mentalwerken des modernen Italiens eines der intereſſanteſten,
fand eine geradezu virtuoſe Wiedergabe, virtuos namentlich, was
das aufs feinſte abgetönte, die horrenden Schwierigkeiten mit
ſpielender Leichtigkeit überwindende Zuſammenſpiel anlangt.
Entzückend war insbeſondere das originelle Scherzo im [FORMEL]-Takt.
Dem Publikum freilich ſchien die Polacca im Beethovenſchen
Streichtrio op. 8 faſt noch beſſer zu gefallen; in der Tat war
auch dieſe Darbietung ein Kabinettſtück, wie man es ſelten wieder
finden wird. Ueberhaupt brachten uns unſere Künſtler durch
ihre vollendete Interpretation die ſtupende Genialität dieſes in
kräftigſter Jugendfriſche prangenden Frühwerkes Beethovens voll
zum Bewußtſein. Der Form nach der harmloſen Gattung der
ſuitenmäßigen Kaſſationsliteratur zugehörig, hat die „Serenade“
in Wahrheit damit ebenſowenig zu tun wie Beethovens Sym-
phonien mit der zunächſt als leicht ausführbare Dilettantenmuſik
berechneten Symphonie des 18. Jahrhunderts. Den Beſchluß des
Abends bildete Brahms’ gehaltvolles Klarinettenquintett in
H-moll, bei deſſen den übrigen Leiſtungen des Abends eben-
bürtiger Ausführung Kammermuſiker Karl Wagner, den man
ja ſchon von der „Bläſervereinigung“ als trefflichen Kammer-
muſikſpieler kennt, das Enſemble aufs beſte ergänzte.
* Kleine Mitteilungen.
Am Wurzburger Stadt-
theater gaſtierte Frl. Tilde Wagner aus Frankfurt a. M.
mit großem Erfolge als Agathe im „Freiſchütz“ und wurde für
die nächſte Saiſon verpflichtet.
† Kaim-Konzert. Im Intereſſe der Abonnenten ſei noch-
mals darauf aufmerkſam gemacht, daß das 10. Kaim-Kon-
zert nicht heute, ſondern morgen, Dienstag, ſtattfindet.
† Wilhelm Backhaus iſt in Leipzig an Influenza erkrankt.
Sein auf nächſten Dienstag im Jahreszeiten-Saale anberaumter
zweiter Klavierabend muß infolgedeſſen auf Dienstag, den
31. März, verſchoben werden. Der Abend findet zu populären
Preiſen ſtatt und werden die Inhaber der auf 24. März lauten-
den Karten gebeten, ihre Plätze in der Hofbuchhandlung Karl
Schüler, Maximilianſtraße 2, umzutauſchen.
† Konzert. Sophie Blum, eine junge Münchener Geigerin,
gibt am Dienstag, den 24. März, im Muſeum ein Konzert unter
Mitwirkung von Prof. Aug. Schmid-Lindner. Das Pro-
gramm enthält außer der Sonate in A-moll (op. 19) von Rubin-
ſtein und dem G-moll-Konzert von Bruch zwei kleinere Stücke
des früh verſtorbenen Müncheners Felix v. Rath und eine Sonate
in D-moll (op. 30) unſeres heimiſchen Komponiſten Anton
Beer-Walbrunn. (Karten bei Otto Bauer, Maximilian-
ſtraße 5.)
Bildende Kunſt.
* Kgl. Glyptothek. Die Münchener Glyptothek iſt im
Begriff, eine antike griechiſche Originalplaſtik, eine 2.20
Meter hohe, aus pariſchem Marmor gebildete Statue
eines Gottes zu erwerben, die in das 6. Jahrhundert
zu ſetzen iſt und ſtiliſtiſch zwiſchen den Aegineten und dem
Apoll von Tenea ſteht. Für das von den Fachleuten ſehr
hochgeſchätzte antike Kunſtwerk wurden, wie es heißt,
163,000 Mark bezahlt.
* Münchener Auktionen. Eine ſehr intereſſante Sammlung
von Erzeugniſſen oberbayeriſcher Bauernkunſt iſt
zurzeit in der Galerie Helbing ausgeſtellt und kommt daſelbſt
am Donnerstag, den 26. d. M., zur Verſteigerung. Es iſt der
Beſitz des Herrn Anton Dietl, Beſtände, die bisher im Gemeinde-
haus zu Aying (Oberbayern) als „Muſeum“ aufgeſtellt waren
und daher vielen Freunden der Volkskunſt bereits bekannt ſind.
Die Sammlung, deren Beſchreibung ein Vorwort des bekannten
Spezialforſchers für oberbayeriſche Volkskunſt, des Architekten
Fr. Zell, einleitet, enthält erſtens nur alte Objekte, alſo keinerlei
Erzeugniſſe moderner Dorfinduſtrie, ſodann hauptſächlich Gegen-
ſtände aus dem Ayinger Bezirk. Dieſe Beſchränkung verleiht dem
Enſemble naturgemäß einen beſonderen Wert, der erhöht wird
durch die Vollſtändigkeit des innerhalb der angedeuteten Grenzen
Geſammelten. Wir finden da die verſchiedenen Manifeſtationen
der Bauernkunſt, alles, was der Bauer braucht und was er ſchätzt.
Zunächſt eine reiche Abteilung religiöſer Bauernkunſt, dabei ſehr
beachtenswerte frühe Hafnerarbeiten (Madonnen, Heiligen-
figuren, Weihwaſſerbecken) und Holzſchnitzereien, beſonders aber
die in der Gegend ſehr beliebten Glasbilder (meiſt gute Ammer-
gauer Arbeiten), ſodann ganz ſinguläre Schmiedearbeiten, ſchließ-
lich Wachsſtöcke von feiner reicher Arbeit, Gebetbücher, von
Bauern ſelbſt ſorgfältig geſchrieben, illuminiert und mit ſchönem
bunten Vorſatzpapier eingebunden. Die zweite Abteilung um-
faßt alte Bauernmöbel von der Rokoko- bis zur Biedermeierzeit,
dabei einige ſehr charakteriſtiſche Muſeumſtücke und Raritäten,
z. B. alte Rokoko-Himmelbettladen. In der dritten Abteilung
„Allerlei Hausrat“ treffen wir eine Menge kulturhiſtoriſch inter-
eſſante Stücke, von den Habererwaffen bis zu Talismanen. —
Am nächſten Tag, den 27. März, findet in der Galerie Helbing
eine Auktion chineſiſcher und japaniſcher Kunſt-
gegenſtände ſtatt (Sammlung J. J. Wilgaard-Apenrade).
Es ſind vorwiegend Arbeiten in Fayence, Porzellan und Jade,
Bronze, Kupferemaille, Edelholz und Elfenbein, eine Reihe
intereſſanter Lackarbeiten, Textilien, Originalzeichnungen und
Farbholzſchnitte beſchließt dieſe Sammlung.
* Kleine Kunſtnachrichten. Die graphiſche Kunſthandlung
Steinicke, Leopoldſtraße 23, veranſtaltet demnächſt eine umfaſſende
Kollektiv-Ausſtellung von Käthe Kollwitz-Originalradie-
rungen und -zeichnungen. — Zum Neubau des Stadt-
theaters in Lübeck, bekanntlich eine Schöpfung von Pro-
feſſor Martin Dülfer (Dresden), ſtifteten zur künſtleriſchen
Ausſchmückung des Hauſes Private die Summe von 40,000 M.
Von Frauen — für Frauen.
* Aus Zeitſchriften. Das Märzheft der Neuen Gene-
ration (Herausgeberin Dr. phil. Helene Stöcker) enthält
wieder eine reiche Fülle neuen Materials auf dem Gebiete der
Ethik, mancherlei Anregungen und Forderungen in ſozialhygieni-
ſcher Beziehung. Aus dem Inhalte des Heftes ſeien folgende
Abhandlungen hervorgehoben: Dr. phil. Helene Stöcker: Rahel
Varnhagen in Liebe und Ehe. — Dir. Dr. Wilhelm Böhmert-
Bremen: Die Säuglingsſterblichkeit in Deutſchland und ihre Ur-
ſachen. — Robert Heſſen: Proſtitution in Japan. — Henriette
Fürth: Mutterſchaft und Beruf. — Literariſche Berichte. —
Zeitungsſchau. — Aus der Tagesgeſchichte. — Mitteilungen des
Bundes für Mutterſchutz. — Bibliographie. Probenummern
gratis durch den Verlag Oeſterheld u. Co., Berlin W. 15, Lietzen-
burgerſtraße 48.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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