Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 13. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
* Paris, 10 Jan. Nichts ist würdeloser als die Gespreiztheit womit die Italien. Rom, 6 Jan. Ueber die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform des Dänemark. Aus Kopenhagen, 5 Jan., schreibt man der "Schles. Ztg.:" "Es ist im Rußland. §§. St. Petersburg, 4 Jan. Mit großer Befriedigung nimmt unser [Spaltenumbruch]
* Paris, 10 Jan. Nichts iſt würdeloſer als die Geſpreiztheit womit die Italien. ⵔ Rom, 6 Jan. Ueber die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform des Dänemark. Aus Kopenhagen, 5 Jan., ſchreibt man der „Schleſ. Ztg.:“ „Es iſt im Rußland. §§. St. Petersburg, 4 Jan. Mit großer Befriedigung nimmt unſer <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0007" n="183"/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Paris,</hi> 10 Jan.</dateline><lb/> <p>Nichts iſt würdeloſer als die Geſpreiztheit womit die<lb/> Kammermehrheit es ihrer Würde ſchuldig zu ſein glaubt ſich bei der Rückkehr nach<lb/> Paris nicht zu übereilen, ſondern die Frage noch einem zweiten Prüfungsausſchuß<lb/> bis ans Ende des Monats zuzuweiſen. Der Kammerpräſident Hr. Grévy räth<lb/> dieſe Galgenfriſt noch zu bewilligen um keine Bosheiten der Rechten hervorzurufen.<lb/> Sie wird ſich vielleicht an Paris für die Abſicht des linken Centrums rächen, die<lb/> endgültige Republik mit Drittel-Erneuerung und einem Oberhauſe ſofort zu verkün-<lb/> den. Es iſt dieß der einzige Weg auf welchem die Nationalverſammlung der Auf-<lb/> löſung zu entgehen vermag. Eben deßhalb wird der bezügliche Antrag, welcher<lb/> übrigens durch die Umſtände aufgedrungen wird, von vielen Mitgliedern der Linken,<lb/> die auf der vollſtändigen und baldigen Auflöſung beſtehen, mißbilligt. Auch<lb/> die Freunde des Herzogs von Aumale wollen die beſtehende Ordnung bewahren,<lb/> weil in ihr Thiers und die Nationalverſammlung an eine gleiche dauernd gebun-<lb/> den find, und Aumale von Thiers nichts zu erwarten hat, hingegen mit der<lb/> Kammermehrheit ſich abfinden könnte. In jenen brennenden Fragen wird<lb/> Thiers die Mehrheit zu ſchonen ſuchen, ſolange nicht die neuen Steuern be-<lb/> willigt find und das Budget für 1872 richtig geſtellt iſt. Im neuen Budgetaus-<lb/> ſchuß ſitzen tüchtige Fachmänner, wie der ultraconſervative Baron Soubeyran und<lb/> der republicaniſche Duclerc, welcher Finanzminiſter geweſen iſt. Die Linke iſt in<lb/> dem Ausſchuß ſtärker als gewöhnlich vertreten. Von ihr hat Thiers kaum eine<lb/> Oppoſition zu beſorgen, ſogar nicht gegen ſeine augenſcheinlichen Irrthümer. Die<lb/> Mehrzahl der Ausſchußmitglieder will mit außerordentlicher Beſchleunigung vor-<lb/> erſt den Staatsbedarf feſtſtellen, um hernach die Deckung, mithin auch die Ein-<lb/> nahmsquellen, zu beſtimmen. So wollen ſie die 200 Millionen Frcs. für Schulden-<lb/> tilgung gänzlich oder theilweiſe ſtreichen und die militäriſchen Paſſionen des Prä-<lb/> ſidenten der Republik minder koſtſpielig machen. Die erſtere Forderung wird auch<lb/> die Linke genehmigen, hingegen wird ſie an Heereskoſten keinen Centime<lb/> herunterhandeln. Die Methode des Ausſchuſſes würde die Angelegenheit<lb/> der neuen Steuern ſehr vereinfachen, und ihre Löſung deſto mehr erleichtern,<lb/> je geringer ſich der Bedarf darſtellt. Die Anweſenheit des Hrn. v. Sou-<lb/> beyran im Ausſchuß verbürgt z. B. ſchon die Veſeitigung von Abgaben<lb/> welche den Verkehr der Börſe treffen würden. Die Einfuhrzölle würden ebenfalls<lb/> weniger in Anſpruch genommen werden. Aber der Miniſter beſteht auf der ſofor-<lb/> tigen Bewilligung der neuen Einnahmsquellen, und hofft in letzter Inſtanz ſeine<lb/> Einfuhrzölle durchzubringen, nachdem nämlich die Kammer alle anderen Steuer-<lb/> vorſchläge verworfen hat, und ihr ſchließlich keine Wahl bleibt. — Es laufen heute<lb/> wieder ſchlimme Nachrichten über Unverträglichkeit in der Champagne herum. Alle<lb/> Blätter beſprechen eine obſcöne Stelle in dem Blatt „L’Alſacien,“ welches gewiſſe<lb/> Frauen ſtyliſtiſch à la Haynau behandelt. Hr. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Mommſen, deſſen Entrüſtung<lb/> nur zu begreiflich iſt, wird auch daran erinnert daß ſich wieder 30,000 Deutſche in<lb/> Paris aufhalten ohne einer Unfreundlichkeit oder Unhöflichkeit zu begegnen, ſolange<lb/> ſie keine Anſprüche auf franzöſiſche Geſellſchaft erheben. Gegenſeitige Berichti-<lb/> gungen dürften am ſicherſten zur Nachahmung des Beiſpiels führen welches Thiers<lb/> und Graf Arnim mit lebhafter Genugthuung zur Schau ſtellen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>ⵔ <hi rendition="#b">Rom,</hi> 6 Jan.</dateline><lb/> <p>Ueber die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform des<lb/> italieniſchen Univerſitätsweſens iſt ſeit zehn Jahren ſehr viel geredet und geſchrie-<lb/> ben worden. Niemand bezweifelt dieſe Nothwendigkeit; auch ſcheint man darüber<lb/> einig zu ſein daß die Reform zu beginnen hätte mit der Verringerung der Zahl der<lb/> Univerſitäten; denn dieſe Zahl ſteht außer Verhältniß zu dem wiſſenſchaftlichen<lb/> Bedürfniß und Vermögen des Landes, zu den vohandenen gelehrten Kräften und<lb/> finanziellen Mitteln. (Die Zahl der italieniſchen Univerſitäten, Rom einbegriffen,<lb/> iſt genau die der deutſchen, Straßburg einbegriffen, d. i. 20, während — von dem<lb/> Unterſchied in Umfang und Intenſität der wiſſenſchaftlichen Thätigkeit in beiden<lb/> Ländern ganz abgeſehen — die Bevölkerung Deutſchlands um die Hälfte ſtärker iſt<lb/> als die Italiens). Allein eben weil die Reform zunächſt in der Aufhebung von<lb/> ſo und ſo vielen Univerſitäten zu beſtehen hätte, iſt bis jetzt nichts geſchehen. Der<lb/> Regional- und Municipalpatriotismus wehrt ſich aller Orten, und die Regierung<lb/> hat nicht einmal die Abſchaffung einer der beiden Hochſchulen der Inſel Sardinien<lb/> durchzuſetzen vermocht, obwohl ſchon eine zu viel wäre. Als vor einigen Monaten<lb/> Ruggiero Bonghi, der ſchon mehrere zum Theil auch in der „Allg. Ztg.“ beſpro-<lb/> chene Schriften über den Gegenſtand veröffentlicht hat, den Vorſchlag machte:<lb/> Florenz für die durch die Verlegung des Regierungsſitzes erlittene Einbuße dadurch<lb/> zu entſchädigen daß einige der in Piſa und Siena beſtehenden Facultäten nach<lb/> Florenz verbracht und hier eine große mit all den nöthigen Mitteln und Anſtalten<lb/> ausgeſtattete Univerſität gegründet werden ſolle, wollte man in Florenz von dieſem,<lb/> an und für ſich ſo vortheilhaften Plane nichts wiſſen, aus dem bezeichnenden Grunde<lb/> daß Florenz ſich nur den Zorn der beiden Nachbarſtädte zuziehen, ihnen aber nim-<lb/> mermehr ihren eiferſüchtig bewachten Beſitz entreißen würde. In dieſer Lage der<lb/> Dinge ſind nun zwei angeſehene Docenten, der Profeſſor der Phyſik in Palermo,<lb/> Blaſerna, und der Profeſſor der phyſiologiſchen Pathologie in Rom, Tommaſi, mit<lb/> einem neuen ſehr verſtändigen Vorſchlag hervorgetreten, der dahin geht die Reform<lb/> einſtweilen auf die Univerſität Rom zu beſchränken. Dieſe befindet ſich nämlich<lb/> noch in einem Proviſorium, welches Neuerungen erlaubt. Als die italieniſche<lb/> Regierung dieſelbe überkam, ſuchte der betreffende Commiſſär, Profeſſor Brioschi,<lb/> den Mängeln der bisher päpſtlichen Anſtalt dadurch abzuhelfen daß er<lb/> ein phyſio-pathologiſches Inſtitut, eine chirurgiſche und eine geburtshülfliche<lb/> Klinik und ein anatomiſches Laboratorium ſchuf, die mediciniſche Klinik ver-<lb/> beſſerte, die Zahl der Lehrſtühle in den verſchiedenen Facultäten vermehrte und<lb/> alle Laboratorien ſo gut als möglich dotirte. Nach Brioschi’s Abgang aber<lb/> wurde dieſes Reorganiſationswerk unterbrochen; ja, es ſchien eine Zeitlang ſogar<lb/> zweifelhaft ob man die Univerſität überhaupt beſtehen laſſen ſollte. Seitdem aber<lb/> der Papſt im Vatican die Lehrſtühle der ehemaligen Profeſſoren der römiſchen<lb/> Univerſität welche ſich mit der neuen Regierung nicht haben verſtändigen mögen<lb/> wieder aufgerichtet hat, iſt die Regierung zur Ueberzeugung gekommen daß in der<lb/> Hauptſtadt des Königreichs neben der wiederſtandenen päpſtlichen Univerſität eine<lb/> italieniſche Univerfität nicht fehlen dürfe. In welchem Sinne ſoll aber dieſe letztere<lb/> eingerichtet werden? Soll ſie nur eine Wiederholung der vielen anderen vorſtellen,<lb/><cb/> von deren mangelhafter und ungenügender Beſchaffenheit alle Welt überzeugt iſt?<lb/> Die genannten beiden Profeſſoren verneinen dieß in einem Schriftchen, betitelt<lb/> „<hi rendition="#aq">L’Università di Roma</hi>,“ deſſen Grundgedanke dieſer iſt: daß man in Italien bis-<lb/> her zu große Wichtigkeit auf das Dociren vom Katheder herunter, zu geringe auf<lb/> die ſelbſtthätige Beſchäftigung der Studenten im Seminar und Laboratorium ge-<lb/> legt habe. Außerdem verwirft das Schriftchen die in Italien den Lehrer und den<lb/> Studenten einſchnürenden Regulamente und die dürftige und ohne alle Rückſicht<lb/> auf das wiſſenſchaftliche Verdienſt ein für allemal feſtgeſtellte Bezahlung der Pro-<lb/> feſſoren. Das Schriftchen verlangt daher die Reorganiſation der Univerſität Rom<lb/> auf neuen — wie man aus den Prämiſſen bereits erſieht, den deutſchen Einrich-<lb/> tungen nachgebildeten — Grundlagen. Beſchränkung des bloß kathedratiſchen.<lb/> Unterrichts, aber Vermehrung und Erweiterung der wiſſenſchaftlichen Anſtalten,<lb/> Gründung praktiſcher Schulen für Chemie, Phyſik, Anatomie und Phyſiologie und<lb/> hiſtoriſcher, philologiſcher und archäologiſcher Seminarien; Befreiung der Stu-<lb/> denten von der Beobachtung des für die übrigen Univerſitäten (mit Ausnahme<lb/> Neapels) gültigen Regulamento, Herabſetzung der Studienzeit und der obligato-<lb/> riſchen Collegien auf ein Minimum, Zulaſſung von Privatdocenten und Einführung<lb/> des Syſtems der Collegiengelder — das ſind die Reformen welche empfohlen wer-<lb/> den. Ein ähnlicher Reformplan iſt ſchon öfter aufgeſtellt worden, zumal auch von<lb/> Bonghi, der als Sachverſtändiger im Unterrichtsweſen kein ſo großer Gegner<lb/> Deutſchlands iſt denn als Politiker. Allein indem dießmal die Reform nur für die<lb/> Univerſität Rom begehrt wird, und als unabhängig erſcheint von der Reduction der<lb/> andern Univerſitäten, läßt ſich vielleicht die praktiſche Verwirklichung eher erhoffen.<lb/> Und daß eine in modernem Sinn eingerichtete und arbeitende Hochſchule gerade<lb/> auf dem mit dogmatiſchem Schutt bedeckten Ruinenboden von Rom ſegensreich zu<lb/> wirken vermöchte — wer dürfte das bezweifeln? Die Herſtellung einer ſolchen Uni-<lb/> verſität erſchiene ſo recht als der erſte Schritt zu einer nicht mehr bloß äußerlich<lb/> politiſchen, ſondern innerlich moraliſchen Löſung der römiſchen Frage.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dänemark.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>Aus <hi rendition="#b">Kopenhagen,</hi> 5 Jan.,</dateline><lb/> <p>ſchreibt man der „Schleſ. Ztg.:“ „Es iſt im<lb/> verfloſſenen Jahre vielfach die Rede von einer endlichen Erledigung der nord-<lb/> ſchleswigiſchen Frage geweſen; wir ſind inzwiſchen im Stande die Verſicherung ab-<lb/> zugeben daß dieſe Frage gar nicht zur Verhandlung zwiſchen den Cabineten in<lb/> Kopenhagen und Berlin gekommen iſt, wenn es ſich gleich richtig verhält daß die<lb/> ruſſiſche Regierung, ja ſelbſt der ruſſiſche Kaiſer, ſehr wünſcht daß dieſe Frage ein-<lb/> mal definitiv aus der Welt gebracht werde. Man wird in dieſem Wunſch eine<lb/> fernere Beſtätigung von Rußlands friedlichen Abſichten Deutſchland gegenüber<lb/> finden; denn falls Rußland kriegeriſche Zwecke verfolgen ſollte, würde es gerade<lb/> wünſchen die nordſchleswigiſche Frage offen zu erhalten, um in Dänemark einen<lb/> Alliirten zu haben. Es iſt inzwiſchen klar daß dieſe Frage ſich nicht wird löſen<lb/> laſſen ohne daß Preußen ſich ausbedingt daß Dänemark eine ähnliche Stellung zu<lb/> Deutſchland einnehme wie z. B. Bayern ſeiner Zeit zum Norddeutſchen Bund.<lb/> Die däniſche Regierung ſoll auf verſchiedene Weiſe indirect ihren Wunſch in Be-<lb/> zug auf die definitive Ordnung der deutſch-däniſchen Gränzfrage zu erkennen ge-<lb/> geben haben, man hat jedoch in Berlin derſelben mit Stillſchweigen geantwortet.<lb/> Was Dänemark anbelangt, iſt dieſe Stellung demſelben im höchſten Grad unan-<lb/> genehm, wie es ebenfalls ſowohl hier als in Hamburg und an andern Orten zu<lb/> höchſt phantaſtiſchen Combinationen Anlaß gibt, welche die Gemüther in einer<lb/> gewiſſen Spannung erhalten. Solchergeſtalt kann keine Däne nach Hamburg kom-<lb/> men ohne daß dortige Freunde ihn mit dem Ausruf begrüßen: „Jetzt ſollt ihr<lb/> unſer Admiralſtaat werden!“ Die Stimmung in Dänemark iſt der Art daß man<lb/> faſt mit Ungeduld einer endlichen Ordnung entgegenſieht. Die däniſche Preſſe gibt<lb/> Zeugniß hievon, mit alleiniger Ausnahme des „Dagblad,“ welches im napoleo-<lb/> niſchen Syſtem feſtgerannt iſt, und deſſen Bedeutung — ſeiner Zeit ſehr groß —<lb/> mit jedem Tag abnimmt, was durch die Abonnentenliſte in traurigſter Weiſe con<lb/> ſtatirt werden ſoll, wogegen das gemäßigte Blatt „Dagstelegraphen“ es au-<lb/> 15,000 Abonnenten gebracht hat. Wir können nicht umhin den jetzigen Zeitpunkf<lb/> als ſehr gut gewählt zu einer definitiven Erledigung der nordſchleswigiſchen Fragt<lb/> anzuſehen, gleichwie dieß in bedeutendem Grade die baltiſchen Intereſſen beidee<lb/> Staaten würde fördern können. Die in Schleswig inſtallirte „internationalr<lb/> Commiſſion“ läßt wohl auf ein zukünftiges Einverſtändniß der beiden Ländere<lb/> ſchließen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>§§. <hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 4 Jan.</dateline><lb/> <p>Mit großer Befriedigung nimmt unſer<lb/> Publicum die Anerkennung wahr welche die Wiener Zeitungs-Preſſe in ihren be-<lb/> deutenderen Organen der friedlichen Politik unſerer Regierung zollt. Offenbar<lb/> betrachtet die öffentliche Meinung Oeſterreichs das als ein Glück daß nach ſo man-<lb/> chen Zerwürfniſſen endlich in Bezug auf Rußland eine Aera gegenſeitiger Befrie-<lb/> digung eingetreten iſt. Nur verleitet das Bewußtſein der eigenen Glückſeligkeit<lb/> eine der wichtigſten Stimmen Oeſterreichs, die „N. Fr. Pr.,“ in einem ausführ-<lb/> licheren Artikel (Nr. 2628) auch die Zufriedenſtellung des ruſſiſchen Volkes zu ver-<lb/> langen. Das Mittel das ruſſiſche Volk ebenſo glücklich zu machen wie das öſter-<lb/> reichiſche, ſoll nun die Verleihung einer Conſtitution ſein! Der „Uebergang vom ab-<lb/> ſoluten Staate zum Rechtsſtaat,“ meint die „N. Fr. Pr.,“ würde als Ausdruck „natio-<lb/> naler Wiedergeburt“ die Friedensverſicherungen des Czaren, „die ſonſt nur Worte<lb/> bleiben,“ erſt recht dauerhaft hinſtellen „durch die politiſche Mündigſprechung des ruſſi-<lb/> ſchen Volkes.“ Bei der Bedeutung der „N. Fr. Pr.“ dürften wir nicht Unrecht haben,<lb/> wenn wir annehmen daß gewiß ein großer Theil des öſterreichiſchen Publicums hinter<lb/> ſolcher Anſicht ſteht, und die „politiſche Mündigſprechung des ruſſiſchen Volkes“<lb/> als eine weſentliche Errungenſchaft für den Weltfrieden zu betrachten geneigt iſt.<lb/> Dieſem müſſen wir durchaus widerſprechen. Wir laſſen ganz die <hi rendition="#g">inneren</hi><lb/> Gründe beiſeite, nach welchen unſer Volk erweislich für Verleihung einer Conſti-<lb/> tution noch lange nicht reif iſt, und welche die Leſer der „Allgemeinen Zeitung“<lb/> ſich aus unſeren Berichten wohl ſelbſt mit Leichtigkeit entnehmen werden. Wir<lb/> wollen vielmehr erwägen ob von der Verleihung einer Conſtitution für die<lb/><hi rendition="#g">äußere</hi> Politik ein Vortheil zu erwarten iſt. Der „Neuen Freien Preſſe“ und<lb/> dem ganzen öſterreichiſchen Publicum iſt es zu nächſt doch um Forterhaltung des Frie-<lb/> dens mit Rußland zu thun, und alles von Werth was darauf hinwirkt. Die „ruſſi-<lb/> ſche Schwenkung,“ wie man das neue Verhalten des Czarenreichs zu nennen beliebt<lb/> hat, iſt aber erweislich nach dem Georgenfeſte lediglich aus dem Toaſte des Kaiſers<lb/> herzuleiten. Ein moraliſcher Toaſt, der ſolche Wendung bewirkt, iſt mit ſeinen gegen-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0007]
* Paris, 10 Jan.
Nichts iſt würdeloſer als die Geſpreiztheit womit die
Kammermehrheit es ihrer Würde ſchuldig zu ſein glaubt ſich bei der Rückkehr nach
Paris nicht zu übereilen, ſondern die Frage noch einem zweiten Prüfungsausſchuß
bis ans Ende des Monats zuzuweiſen. Der Kammerpräſident Hr. Grévy räth
dieſe Galgenfriſt noch zu bewilligen um keine Bosheiten der Rechten hervorzurufen.
Sie wird ſich vielleicht an Paris für die Abſicht des linken Centrums rächen, die
endgültige Republik mit Drittel-Erneuerung und einem Oberhauſe ſofort zu verkün-
den. Es iſt dieß der einzige Weg auf welchem die Nationalverſammlung der Auf-
löſung zu entgehen vermag. Eben deßhalb wird der bezügliche Antrag, welcher
übrigens durch die Umſtände aufgedrungen wird, von vielen Mitgliedern der Linken,
die auf der vollſtändigen und baldigen Auflöſung beſtehen, mißbilligt. Auch
die Freunde des Herzogs von Aumale wollen die beſtehende Ordnung bewahren,
weil in ihr Thiers und die Nationalverſammlung an eine gleiche dauernd gebun-
den find, und Aumale von Thiers nichts zu erwarten hat, hingegen mit der
Kammermehrheit ſich abfinden könnte. In jenen brennenden Fragen wird
Thiers die Mehrheit zu ſchonen ſuchen, ſolange nicht die neuen Steuern be-
willigt find und das Budget für 1872 richtig geſtellt iſt. Im neuen Budgetaus-
ſchuß ſitzen tüchtige Fachmänner, wie der ultraconſervative Baron Soubeyran und
der republicaniſche Duclerc, welcher Finanzminiſter geweſen iſt. Die Linke iſt in
dem Ausſchuß ſtärker als gewöhnlich vertreten. Von ihr hat Thiers kaum eine
Oppoſition zu beſorgen, ſogar nicht gegen ſeine augenſcheinlichen Irrthümer. Die
Mehrzahl der Ausſchußmitglieder will mit außerordentlicher Beſchleunigung vor-
erſt den Staatsbedarf feſtſtellen, um hernach die Deckung, mithin auch die Ein-
nahmsquellen, zu beſtimmen. So wollen ſie die 200 Millionen Frcs. für Schulden-
tilgung gänzlich oder theilweiſe ſtreichen und die militäriſchen Paſſionen des Prä-
ſidenten der Republik minder koſtſpielig machen. Die erſtere Forderung wird auch
die Linke genehmigen, hingegen wird ſie an Heereskoſten keinen Centime
herunterhandeln. Die Methode des Ausſchuſſes würde die Angelegenheit
der neuen Steuern ſehr vereinfachen, und ihre Löſung deſto mehr erleichtern,
je geringer ſich der Bedarf darſtellt. Die Anweſenheit des Hrn. v. Sou-
beyran im Ausſchuß verbürgt z. B. ſchon die Veſeitigung von Abgaben
welche den Verkehr der Börſe treffen würden. Die Einfuhrzölle würden ebenfalls
weniger in Anſpruch genommen werden. Aber der Miniſter beſteht auf der ſofor-
tigen Bewilligung der neuen Einnahmsquellen, und hofft in letzter Inſtanz ſeine
Einfuhrzölle durchzubringen, nachdem nämlich die Kammer alle anderen Steuer-
vorſchläge verworfen hat, und ihr ſchließlich keine Wahl bleibt. — Es laufen heute
wieder ſchlimme Nachrichten über Unverträglichkeit in der Champagne herum. Alle
Blätter beſprechen eine obſcöne Stelle in dem Blatt „L’Alſacien,“ welches gewiſſe
Frauen ſtyliſtiſch à la Haynau behandelt. Hr. Dr. Mommſen, deſſen Entrüſtung
nur zu begreiflich iſt, wird auch daran erinnert daß ſich wieder 30,000 Deutſche in
Paris aufhalten ohne einer Unfreundlichkeit oder Unhöflichkeit zu begegnen, ſolange
ſie keine Anſprüche auf franzöſiſche Geſellſchaft erheben. Gegenſeitige Berichti-
gungen dürften am ſicherſten zur Nachahmung des Beiſpiels führen welches Thiers
und Graf Arnim mit lebhafter Genugthuung zur Schau ſtellen.
Italien.
ⵔ Rom, 6 Jan.
Ueber die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform des
italieniſchen Univerſitätsweſens iſt ſeit zehn Jahren ſehr viel geredet und geſchrie-
ben worden. Niemand bezweifelt dieſe Nothwendigkeit; auch ſcheint man darüber
einig zu ſein daß die Reform zu beginnen hätte mit der Verringerung der Zahl der
Univerſitäten; denn dieſe Zahl ſteht außer Verhältniß zu dem wiſſenſchaftlichen
Bedürfniß und Vermögen des Landes, zu den vohandenen gelehrten Kräften und
finanziellen Mitteln. (Die Zahl der italieniſchen Univerſitäten, Rom einbegriffen,
iſt genau die der deutſchen, Straßburg einbegriffen, d. i. 20, während — von dem
Unterſchied in Umfang und Intenſität der wiſſenſchaftlichen Thätigkeit in beiden
Ländern ganz abgeſehen — die Bevölkerung Deutſchlands um die Hälfte ſtärker iſt
als die Italiens). Allein eben weil die Reform zunächſt in der Aufhebung von
ſo und ſo vielen Univerſitäten zu beſtehen hätte, iſt bis jetzt nichts geſchehen. Der
Regional- und Municipalpatriotismus wehrt ſich aller Orten, und die Regierung
hat nicht einmal die Abſchaffung einer der beiden Hochſchulen der Inſel Sardinien
durchzuſetzen vermocht, obwohl ſchon eine zu viel wäre. Als vor einigen Monaten
Ruggiero Bonghi, der ſchon mehrere zum Theil auch in der „Allg. Ztg.“ beſpro-
chene Schriften über den Gegenſtand veröffentlicht hat, den Vorſchlag machte:
Florenz für die durch die Verlegung des Regierungsſitzes erlittene Einbuße dadurch
zu entſchädigen daß einige der in Piſa und Siena beſtehenden Facultäten nach
Florenz verbracht und hier eine große mit all den nöthigen Mitteln und Anſtalten
ausgeſtattete Univerſität gegründet werden ſolle, wollte man in Florenz von dieſem,
an und für ſich ſo vortheilhaften Plane nichts wiſſen, aus dem bezeichnenden Grunde
daß Florenz ſich nur den Zorn der beiden Nachbarſtädte zuziehen, ihnen aber nim-
mermehr ihren eiferſüchtig bewachten Beſitz entreißen würde. In dieſer Lage der
Dinge ſind nun zwei angeſehene Docenten, der Profeſſor der Phyſik in Palermo,
Blaſerna, und der Profeſſor der phyſiologiſchen Pathologie in Rom, Tommaſi, mit
einem neuen ſehr verſtändigen Vorſchlag hervorgetreten, der dahin geht die Reform
einſtweilen auf die Univerſität Rom zu beſchränken. Dieſe befindet ſich nämlich
noch in einem Proviſorium, welches Neuerungen erlaubt. Als die italieniſche
Regierung dieſelbe überkam, ſuchte der betreffende Commiſſär, Profeſſor Brioschi,
den Mängeln der bisher päpſtlichen Anſtalt dadurch abzuhelfen daß er
ein phyſio-pathologiſches Inſtitut, eine chirurgiſche und eine geburtshülfliche
Klinik und ein anatomiſches Laboratorium ſchuf, die mediciniſche Klinik ver-
beſſerte, die Zahl der Lehrſtühle in den verſchiedenen Facultäten vermehrte und
alle Laboratorien ſo gut als möglich dotirte. Nach Brioschi’s Abgang aber
wurde dieſes Reorganiſationswerk unterbrochen; ja, es ſchien eine Zeitlang ſogar
zweifelhaft ob man die Univerſität überhaupt beſtehen laſſen ſollte. Seitdem aber
der Papſt im Vatican die Lehrſtühle der ehemaligen Profeſſoren der römiſchen
Univerſität welche ſich mit der neuen Regierung nicht haben verſtändigen mögen
wieder aufgerichtet hat, iſt die Regierung zur Ueberzeugung gekommen daß in der
Hauptſtadt des Königreichs neben der wiederſtandenen päpſtlichen Univerſität eine
italieniſche Univerfität nicht fehlen dürfe. In welchem Sinne ſoll aber dieſe letztere
eingerichtet werden? Soll ſie nur eine Wiederholung der vielen anderen vorſtellen,
von deren mangelhafter und ungenügender Beſchaffenheit alle Welt überzeugt iſt?
Die genannten beiden Profeſſoren verneinen dieß in einem Schriftchen, betitelt
„L’Università di Roma,“ deſſen Grundgedanke dieſer iſt: daß man in Italien bis-
her zu große Wichtigkeit auf das Dociren vom Katheder herunter, zu geringe auf
die ſelbſtthätige Beſchäftigung der Studenten im Seminar und Laboratorium ge-
legt habe. Außerdem verwirft das Schriftchen die in Italien den Lehrer und den
Studenten einſchnürenden Regulamente und die dürftige und ohne alle Rückſicht
auf das wiſſenſchaftliche Verdienſt ein für allemal feſtgeſtellte Bezahlung der Pro-
feſſoren. Das Schriftchen verlangt daher die Reorganiſation der Univerſität Rom
auf neuen — wie man aus den Prämiſſen bereits erſieht, den deutſchen Einrich-
tungen nachgebildeten — Grundlagen. Beſchränkung des bloß kathedratiſchen.
Unterrichts, aber Vermehrung und Erweiterung der wiſſenſchaftlichen Anſtalten,
Gründung praktiſcher Schulen für Chemie, Phyſik, Anatomie und Phyſiologie und
hiſtoriſcher, philologiſcher und archäologiſcher Seminarien; Befreiung der Stu-
denten von der Beobachtung des für die übrigen Univerſitäten (mit Ausnahme
Neapels) gültigen Regulamento, Herabſetzung der Studienzeit und der obligato-
riſchen Collegien auf ein Minimum, Zulaſſung von Privatdocenten und Einführung
des Syſtems der Collegiengelder — das ſind die Reformen welche empfohlen wer-
den. Ein ähnlicher Reformplan iſt ſchon öfter aufgeſtellt worden, zumal auch von
Bonghi, der als Sachverſtändiger im Unterrichtsweſen kein ſo großer Gegner
Deutſchlands iſt denn als Politiker. Allein indem dießmal die Reform nur für die
Univerſität Rom begehrt wird, und als unabhängig erſcheint von der Reduction der
andern Univerſitäten, läßt ſich vielleicht die praktiſche Verwirklichung eher erhoffen.
Und daß eine in modernem Sinn eingerichtete und arbeitende Hochſchule gerade
auf dem mit dogmatiſchem Schutt bedeckten Ruinenboden von Rom ſegensreich zu
wirken vermöchte — wer dürfte das bezweifeln? Die Herſtellung einer ſolchen Uni-
verſität erſchiene ſo recht als der erſte Schritt zu einer nicht mehr bloß äußerlich
politiſchen, ſondern innerlich moraliſchen Löſung der römiſchen Frage.
Dänemark.
Aus Kopenhagen, 5 Jan.,
ſchreibt man der „Schleſ. Ztg.:“ „Es iſt im
verfloſſenen Jahre vielfach die Rede von einer endlichen Erledigung der nord-
ſchleswigiſchen Frage geweſen; wir ſind inzwiſchen im Stande die Verſicherung ab-
zugeben daß dieſe Frage gar nicht zur Verhandlung zwiſchen den Cabineten in
Kopenhagen und Berlin gekommen iſt, wenn es ſich gleich richtig verhält daß die
ruſſiſche Regierung, ja ſelbſt der ruſſiſche Kaiſer, ſehr wünſcht daß dieſe Frage ein-
mal definitiv aus der Welt gebracht werde. Man wird in dieſem Wunſch eine
fernere Beſtätigung von Rußlands friedlichen Abſichten Deutſchland gegenüber
finden; denn falls Rußland kriegeriſche Zwecke verfolgen ſollte, würde es gerade
wünſchen die nordſchleswigiſche Frage offen zu erhalten, um in Dänemark einen
Alliirten zu haben. Es iſt inzwiſchen klar daß dieſe Frage ſich nicht wird löſen
laſſen ohne daß Preußen ſich ausbedingt daß Dänemark eine ähnliche Stellung zu
Deutſchland einnehme wie z. B. Bayern ſeiner Zeit zum Norddeutſchen Bund.
Die däniſche Regierung ſoll auf verſchiedene Weiſe indirect ihren Wunſch in Be-
zug auf die definitive Ordnung der deutſch-däniſchen Gränzfrage zu erkennen ge-
geben haben, man hat jedoch in Berlin derſelben mit Stillſchweigen geantwortet.
Was Dänemark anbelangt, iſt dieſe Stellung demſelben im höchſten Grad unan-
genehm, wie es ebenfalls ſowohl hier als in Hamburg und an andern Orten zu
höchſt phantaſtiſchen Combinationen Anlaß gibt, welche die Gemüther in einer
gewiſſen Spannung erhalten. Solchergeſtalt kann keine Däne nach Hamburg kom-
men ohne daß dortige Freunde ihn mit dem Ausruf begrüßen: „Jetzt ſollt ihr
unſer Admiralſtaat werden!“ Die Stimmung in Dänemark iſt der Art daß man
faſt mit Ungeduld einer endlichen Ordnung entgegenſieht. Die däniſche Preſſe gibt
Zeugniß hievon, mit alleiniger Ausnahme des „Dagblad,“ welches im napoleo-
niſchen Syſtem feſtgerannt iſt, und deſſen Bedeutung — ſeiner Zeit ſehr groß —
mit jedem Tag abnimmt, was durch die Abonnentenliſte in traurigſter Weiſe con
ſtatirt werden ſoll, wogegen das gemäßigte Blatt „Dagstelegraphen“ es au-
15,000 Abonnenten gebracht hat. Wir können nicht umhin den jetzigen Zeitpunkf
als ſehr gut gewählt zu einer definitiven Erledigung der nordſchleswigiſchen Fragt
anzuſehen, gleichwie dieß in bedeutendem Grade die baltiſchen Intereſſen beidee
Staaten würde fördern können. Die in Schleswig inſtallirte „internationalr
Commiſſion“ läßt wohl auf ein zukünftiges Einverſtändniß der beiden Ländere
ſchließen.
Rußland.
§§. St. Petersburg, 4 Jan.
Mit großer Befriedigung nimmt unſer
Publicum die Anerkennung wahr welche die Wiener Zeitungs-Preſſe in ihren be-
deutenderen Organen der friedlichen Politik unſerer Regierung zollt. Offenbar
betrachtet die öffentliche Meinung Oeſterreichs das als ein Glück daß nach ſo man-
chen Zerwürfniſſen endlich in Bezug auf Rußland eine Aera gegenſeitiger Befrie-
digung eingetreten iſt. Nur verleitet das Bewußtſein der eigenen Glückſeligkeit
eine der wichtigſten Stimmen Oeſterreichs, die „N. Fr. Pr.,“ in einem ausführ-
licheren Artikel (Nr. 2628) auch die Zufriedenſtellung des ruſſiſchen Volkes zu ver-
langen. Das Mittel das ruſſiſche Volk ebenſo glücklich zu machen wie das öſter-
reichiſche, ſoll nun die Verleihung einer Conſtitution ſein! Der „Uebergang vom ab-
ſoluten Staate zum Rechtsſtaat,“ meint die „N. Fr. Pr.,“ würde als Ausdruck „natio-
naler Wiedergeburt“ die Friedensverſicherungen des Czaren, „die ſonſt nur Worte
bleiben,“ erſt recht dauerhaft hinſtellen „durch die politiſche Mündigſprechung des ruſſi-
ſchen Volkes.“ Bei der Bedeutung der „N. Fr. Pr.“ dürften wir nicht Unrecht haben,
wenn wir annehmen daß gewiß ein großer Theil des öſterreichiſchen Publicums hinter
ſolcher Anſicht ſteht, und die „politiſche Mündigſprechung des ruſſiſchen Volkes“
als eine weſentliche Errungenſchaft für den Weltfrieden zu betrachten geneigt iſt.
Dieſem müſſen wir durchaus widerſprechen. Wir laſſen ganz die inneren
Gründe beiſeite, nach welchen unſer Volk erweislich für Verleihung einer Conſti-
tution noch lange nicht reif iſt, und welche die Leſer der „Allgemeinen Zeitung“
ſich aus unſeren Berichten wohl ſelbſt mit Leichtigkeit entnehmen werden. Wir
wollen vielmehr erwägen ob von der Verleihung einer Conſtitution für die
äußere Politik ein Vortheil zu erwarten iſt. Der „Neuen Freien Preſſe“ und
dem ganzen öſterreichiſchen Publicum iſt es zu nächſt doch um Forterhaltung des Frie-
dens mit Rußland zu thun, und alles von Werth was darauf hinwirkt. Die „ruſſi-
ſche Schwenkung,“ wie man das neue Verhalten des Czarenreichs zu nennen beliebt
hat, iſt aber erweislich nach dem Georgenfeſte lediglich aus dem Toaſte des Kaiſers
herzuleiten. Ein moraliſcher Toaſt, der ſolche Wendung bewirkt, iſt mit ſeinen gegen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |