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Allgemeine Zeitung, Nr. 140, 25. März 1908.

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Nr. 140. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 25. März 1908.
[Spaltenumbruch]
Münchener Stadtanzeiger.

Fußwaschung 1908.

* Zur diesjährigen Fußwaschung am Gründonnerstag
(16. April) wurden folgende 12 alten Männer, im Volks-
munde "Apostel" genannt, zugelassen: 1. Anton Storr,
Pfründner aus Biberbach, Amtsbezirk Wertingen, 95 Jahre alt;
2. Johann Flachsmayr, Austrägler aus Brunnen, Amts-
bezirk Füssen, 92 Jahre alt; 3. Johann Preiß, ehem. Straßen-
wärter aus Au, Amtsbezirk Mainburg (Ndb.). 92 Jahre alt;
4. Andreas Framberger, Spitalpfründner aus München,
92 Jahre alt; 5. Lorenz Aichmayer, Austrägler aus Retten-
bach, Amtsbezirk Wasserburg, 92 Jahre alt; 6. Matthias Lech-
mann
, ehem. Taglöhner aus Gerolsbach, Amtsbezirk Schroben-
hausen, 92 Jahre alt; 7. Melchior Schenkl, ehem. Maurer-
polier aus München, 92 Jahre alt; 8. Michael Wenzl, Aus-
trägler aus Klautzenbach, Amtsbezirk Regen, 92 Jahre alt;
9. Georg Bauer, Austrägler aus Aidenbach, Amtsbezirk Vils-
hofen, 92 Jahre alt; 10. Joseph Maier, ehem. Gütler aus
Waith, Amtsbezirk Aibling, 92 Jahre alt; 11. Matthias Reigl,
Austrägler aus Unterbaar, Amtsbezirk Neuburg a. D., 92 Jahre
alt; 12. Johann Bergler, ehem. Hirte aus Tirschenreuth,
92 Jahre alt. Die 12 alten Männer haben ein Gesamtalter von
1107 Jahren; im Vorjahre betrug das Gesamtalter 1123 Jahre.
Die meisten alten Männer stellte diesmal der Regierungsbezirk
Oberbayern, nämlich 5; dann folgen die Regierungsbezirke
Niederbayern und Schwaben mit je 3 und die Oberpfalz mit 1;
Franken und die Pfalz sind diesmal nicht vertreten. Auch in
diesem Jahre war die Anzahl der Gesuche um Zulassung zur
Fußwaschung eine große; es sind über 100 Gesuche aus ganz
Bayern eingelaufen. Der älteste der diesjährigen Apostel, der
35jährige Anton Storr, wohnte bereits der Fußwaschung im
Jahre 1905 bei.

Außer den alten Männern werden am Gründonnerstag noch
12 arme Mädchen, meist Waisen, die sogen. "Sklaven-
mädchen
", auf Allerhöchsten Befehl gekleidet und mit Geld
beschenkt; diese sind sämtlich aus München und heißen: Anna
Altendorfer, Maschinenarbeiterswaise, 12 Jahre alt; Josepha
Fuchsohr, Wagnerswaise, 15 Jahre alt; Ludowika Füß, Maurers-
waise, 11 Jahre alt; Ernestine Hackl, Taglöhnerswaise, 13 Jahre
alt: Babette Haarpaintner, Kutscherswaise, 13 Jahre alt; Petro-
nella Jedelhauser, Taglöhnerswaise, 13 Jahre alt; Anna Joachim,
Schneiderstochter, 12 Jahre alt; Korona Langenegger, Schneiders-
tochter, 12 Jahre alt; Marie Liebhart, Zimmermannstochter,
12 Jahre alt; Marie Radspieler, Maurerswaise, 12 Jahre alt;
Walburga Weiß, Maurerswaise, 12 Jahre alt, und Anna Ziegler,
Taglöhnerstochter, 11 Jahre alt. Als Führerin der 12 Mädchen
wurde die 86 Jahre alte Taglöhnerswitwe Rosine Kleinhans
aus München bestimmt.



k. Die Tarifbewegung im Baugewerbe.

In die un-
parteiische Kommission zur Beilegung der Differenzen
im deutschen Baugewerbe
wurde u. a. auch Ge-
richtsrat Dr. Prenner gewählt, der auf telegraphische
Benachrichtigung hin noch gestern nach Berlin reiste; heute
beginnen die Beratungen der Kommission.

* Das Tax-Regulativ für Beerdigungswesen in München

wurde in letzter Zeit einer eingehenden Revision unterzogen.
Der Magistratsreferent, Rechtsrat Hörburger, schlug im Ver-
folge dieser Revision eine durchgehende Erhöhung des gesamten
Beerdigungsgebührenwesens vor. Begründet ist die Erhöhung
damit, daß sachliche Aufwendungen und Steigerung der Löhne die
Erhöhung der bisherigen Sätze notwendig macht.

* Wohnungsaufsicht.

Der Magistrat vertagte heute abermals
die Beratung über die Instruktion für die Wohnungsaufsicht,
nachdem zwischen Referat und Ausschuß noch wesentliche Diffe-
renzen bestehen, die der Aufklärung bedürfen.

mt. Geographische Gesellschaft München.

Der frühere erste
Vorsitzende der Gesellschaft und nunmehrige Professor für Erd-
kunde an der Universität Wien Dr. Eugen Oberhummer
hielt Freitag abend im großen Saal des Museums einen Vortrag
über: "Wien nach seiner geographischen Lage
und Entwicklung
", wozu auch Prinz Ludwig in Beglei-
tung seines Hofmarschalls Baron Laßberg erschienen war. Von
der geographischen Bedeutung Wiens im allgemeinen ausgehend,
beleuchtete er zunächst die Entwicklung Wiens als Hauptpunkt
des europäischen Verkehrs nach dem Orient, die allerdings erst
nach Niederwerfung der Türkenmacht und durch die weitsichtige
Politik Maximilians und Ferdinands und weiterhin Maria
Theresias so recht zur ganzen Entfaltung kam; hierzu trug auch
der Verkehr auf der Donau bei, der im Mittelalter seinen Höhe-
punkt erreichte, aber auch heute noch, namentlich für Verschif-
fung von Getreide, von großer Bedeutung ist. Der Redner
[Spaltenumbruch] zieht nun interessante Vergleiche zwischen Wien und
München, auf die des näheren einzugehen leider der Platz
mangelt. Die Donau hat allerdings seit der in den 60er Jahren
vorgenommenen Donauregulierung nichts mehr von ihrem Ur-
zustande, ebensowenig wie das Flüßchen Wien, von dem die Stadt
ihren Namen hat. Wien hat nunmehr die zweite Million seiner
Einwohnerzahl überschritten und umfaßt nach der 1857 erfolgten
Verschmelzung mit den Vororten und der 1891 aufgelassenen
Linienwälle ein Areal von 275 Quadratkilometer, während
Berlin nur 62 Quadratkilometer zählt. Nach einem eingehenden
Vergleich mit den anderen europäischen Großstädten kommt der
Redner auf die Bevölkerung zu sprechen, die trotz des starken
slawischen Zugangs noch immer den deutschen Charakter siegreich
bewahrt hat. Der Vortragende weist interessante Pläne des
alten Wiens vor, darunter einen während der Belagerung durch
die Türken vom Stephansturm aufgenommenen und einen weite-
ren, der im türkischen Hauptquartier gefunden wurde. Mit der
Bemerkung, daß die politischen Verhältnisse Wiens außerhalb
Oesterreichs vielfach falsch beurteilt würden und auch fernerhin
zu hoffen sei, daß Wien die deutsche Stadt bleiben werde, die es
bisher gewesen, schloß der Redner seine mit lebhaftem Beifall
ausgezeichneten Ausführungen.

* Die Demokraten und das Reichsvereinsgesetz.

Der demo-
kratische Verein München hat gestern Montag abend in seiner
stark besuchten Mitgliederversammlung nach eingehender leb-
hafter Diskussion über die Frage des Reichsvereinsgesetzes, ins-
besondere des Sprachen-Paragraphen, mit allen gegen zwei
Stimmen (die aber in der Verurteilung des Kompromisses mit
der Mehrheit einig waren und nur Einzelheiten der Resolution
beanstandeten) folgenden Beschluß gefaßt: Die heutige Mit-
gliederversammlung des Demokratischen Vereins München ver-
kennt nicht die Schwierigkeiten, unter denen die Reichstags-
Fraktion der Deutschen Volkspartei die freiheitlichen Forderun-
gen der Partei zu vertreten hat; sie verkennt nicht die Bedeutung
der linksliberalen Fraktionsgemeinschaft; sie muß aber, bei aller
persönlichen Wertschätzung für die demokratischen Abgeordneten
und ungeachtet scharfer Mißbilligung des in einem Teil der Presse
gegen bewährte Führer angeschlagenen Tones, die der Partei an-
gesonnene Zustimmung zum Sprachen-Paragraphen des
Vereinsgesetzes auf das entschiedenste ablehnen; sie ersucht
deshalb die Fraktion, ihre Zustimmung angesichts der in allen
Kundgebungen der Partei im Lande hervorgetretenen Miß-
stimmung zurückzuziehen; sie ersucht die Parteileitung der Ge-
samtpartei, alles zu tun, um die Einigkeit der Partei zu er-
halten; sie unterstützt, für den Fall, daß eine Verständigung auf
anderem Wege nicht möglich ist, den Antrag ihres Vorsitzenden
auf schleunige Einberufung eines außerordent-
lichen Parteitages
.

* Otto Ernst wird in seinem für Freitag, 27. März, im
Bayerischen Hof angekündigten Vortragsabend u. a. ein
Bruchstück von seinem soeben erschienenen Roman: "Semper, der
Jüngling" zum Vortrag bringen. Karten bei Alfred Schmid
Nachf., Theatinerstraße 34.

* Münchener Märchenspiele.

Da es sich nicht um ein ständi-
ges Theater handelt, dem ein eingeschultes Personal zur Ver-
fügung steht, so waren zur Ermöglichung der ersten Aufführung
("Der Schweinehirt") nicht unwesentliche Schwierigkeiten zu
überwinden. Um so wichtiger für ein Gelingen ist, daß die
Hauptrollen in bewährten Händen liegen, insbesondere, daß die
kgl. Hofschauspielerin Frln. Brünner die Rolle der Prinzessin
übernommen hat, welche das ganze Stück wesentlich trägt, und
daß der König durch den Regisseur des Ansbacher Stadtheaters
Herrn Vogl dargestellt wird.

* Der Reit- und Fehrverein München hielt am 23. März,
4 Uhr nachmittags, im Hotel Vier Jahreszeiten eine außer-
ordentliche Generalversammlung
, die sehr schwach
besucht war. Auf der Tagesordnung stand die Erhöhung der Mit-
gliederbeiträge. Der 1. Präsident, Reichsrat Frhr. v. Cramer-
Klett
begrüßte die Versammlung und begründete ihre Be-
rufung. Hierauf nahm Prinz Alfons das Wort, um die
Anwesenden vor der Abstimmung in eingehender Darstellung auf
die Licht- und Schattenseiten und auf die Folgen, die aus der
Stellungnahme der außerordentlichen Generalversammlung je
nach der Annahme der in verschiedener Höhe vorgeschlagenen
Jahresbeiträge resultieren würden, aufmerksam zu machen und
wies auf die Tragweite des von der Versammlung zu erwarten-
den Beschlusses hin. Es wäre auch im Interesse der Stadt Mün-
chen lebhaft zu bedauern, wenn durch einen folgenschweren Be-
schluß der Generalversammlung das Fortbestehen des Vereins
gefährdet würde. In der folgenden Diskussion, an der sich fast
alle Anwesenden beteiligten, wurde zum Ausdruck gebracht, daß
der Verein bei Beibehaltung des jetzigen Jahresbeitrages nicht
weiter bestehen könne. Auf die Freigebigkeit einzelner Mitglie-
der könne man auf die Dauer nicht reflektieren. Der Verein
solle und müsse mehr leisten und dieses sei nur möglich, wenn er
[Spaltenumbruch] die hierfür notwendigen Mittel besäße. Der Vorschlag zur Schaf-
fung verschieden hoher Beiträge und zur Erhebung von beson-
deren Beiträgen für besondere Veranstaltungen fand keinen Bei-
fall. In der Abstimmung wurde die Erhöhung des jährlichen
Mitgliederbeitrages auf 30 M mit großer Majorität beschlossen.

* Hygienische Vorträge für Damen.

Die amerikanische
Aerztin Emanuela M. Meyer hält am 26. und 31. März, abends
8 Uhr, im Hotel Union, Barerstraße 7, zwei Vorträge für Frauen
und erwachsene Mädchen über "den Niedergang der Frauen-
gesundheit, Frauennervenkraft und Frauenblüte, Winke zur Re-
formarbeit" und "Das Berufs- und Gesellschaftsleben der modernen
Frau und das Krankhafte ihres Gefühls- und Seelenlebens".
Die von Frau Meyer vor zwei Jahren veranstalteten hygienischen
Vorträge haben sich allgemeiner Teilnahme in den besten Kreisen
der Bevölkerung erfreut; auch diesmal steht den Hörern reiche
Anregung und Belehrung bevor. Kartenvorverkauf bei Flora,
Marienplatz, und Zeitungskiosk am Karlsplatz.

i. Die Straßenbahnbediensteten erhalten ab Samstag neue
Abzeichen
in der Art, wie sie bereits von den Führerkontrol-
leuren getragen werden. Die bisherige "M. T."- (Münchener
Trambahn) Embleme verschwinden, an ihre Stelle tritt ein
kleines, nach unten abgerundetes Schild, das das Münchner Kindl
trägt und links und rechts Merkurflügel zeigt. Auch die Ziffern
erhalten eine moderne Schriftänderung nach den Entwürfen des
Herrn Bildhauer Römer.

is. Der Umbau des Hotels Central an der Arnulfstraße
wurde gestern beendet. Die umfangreichen Auswechslungsarbei-
ten, durch die das Haus zu einem mustergültigen Hotel einge-
richtet wurde, wurden von der Firma Heilmann u. Litt-
mann
vorgenommen; die Innenausstattung wurde von dem
Hoflieferanten Möbelfabrikanten M. Ballin ausgeführt. Das
mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattete Hotel ist bereits seit
gestern dem Betrieb übergeben.

* Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung München.

Freitag,
27. März, abends 81/2 Uhr, allgemeine Versammlung im zoologi-
schen Hörsaal der alten Akademie (Eingang Neuhauserstraße).
Vortrag des Herrn Major a. D. J. Baumann: "Ein Besuch
im Bismarck-Archipel (Deutsch-Neuguinea)
"
(mit Lichtbildern). Gäste, auch Damen, willkommen.

* Fritz v. Ostini-Ludwig Thoma.

Der nächste Abend des
Südbayerischen Volksbildungsverbandes verspricht den Besuchern
einen ganz besonderen Genuß. Fritz v. Ostini wird im alten
Rathaussaale persönlich eine Auswahl seiner bekannten meister-
haften Dichtungen vortragen, während für Ludwig Thoma der
bekannte Rezitator Herr Erlbeck gewonnen wurde. Karten bei
Brauneis, Zweibrückenstraße 24, Gründl, Ohlmüllerstraße 14
Tel. 4177), Feucht, Dachauerstraße 12, Steinicke, Lindwurm-
straße 5a und Leopoldstraße 23.

* Verlegung der Amtslokale der Polizeikommissare für den
22. und 5. Stadtbezirk.

Vom 1. April ab befinden sich Amts-
lokal und Dienstwohnung des Polizeikommissars für den 22.
Stadtbezirk nicht mehr im Hause Leopoldstraße 70, sondern im
Hause Fendstraße Nr. 3 (Ecke Fend- und Knollerstraße), das
Amtslokal und die Dienstwohnung des Polizeikommissars für
den 5. Stadtbezirk nicht mehr im Hause Amalienstraße Nr. 29,
sondern im Hause Schellingstraße Nr. 15.

* Marcel Salzer hat für Donnerstag, 26. März, im Bayeri-
schen Hof einen zweiten, letzten lustigen Abend angesagt. Das
unterhaltende und abwechslungsreiche Programm enthält nur
heitere Dichtungen in Vers und Prosa bekannter Autoren. Kar-
ten bei Otto Bauer, Maximilianstraße 5.

* Im Kleinen Theater gelangte gestern ein kleines Satyr-
spiel von Dr. Lion Feuchtwanger, "Der Fächer der Manon Les-
caut", zur Uraufführung. Der Verfasser stellt den ernsthaft
strebenden Dichter dem Utilitäts-Literaten gegenüber, läßt jenen,



[irrelevantes Material]


[Spaltenumbruch]

für gewöhnlich recht gelangweilt auf das Treiben -- beinahe
hätte ich gesagt: zu ihren Füßen, aber sie haben ja keine -- im
Saale herunterschauen, freundlicher zu blicken. Vielleicht freuten
sie still grüßend sich der beiden Meister, die als Nachschaffende
groß sind, wie sie einst groß waren als Schaffende: Felix
v. Kraus und Felix Mottl. Kraus sang zum erstenmal nach
seiner Ernennung an der Stätte, an der zu wirken er berufen
ist; und er ließ keinen Zweifel darüber, daß sein Wirken für
unsere Akademie der Tonkunst segensreich sein wird. Ich erinnere
mich nicht, altitalienische Gesänge im Konzertsaal je in solcher
Vollendung gehört zu haben, stimmlich ebensowohl wie nach
Seite des Vortrags; da glaubte man die schier vergessene Kunst
des bei canto wieder erwacht, veredelt durch den tiefen und ver-
innerlichten Empfindungsausdruck, der ganz besonders Caldaras
"Come raggio di sol" durchdrang und dem Hörer einen fast
weihevollen Genuß gewährte. Von Kraus' eminentem gesangs-
technischen Können, von der Schönheit seiner Stimme, von seiner
ganz seltenen Beherrschung der Atemführung, die es ihm auch
ermöglicht, seinen mächtigen Baß bis fast zu einem Nichts an
Ton zusammenschrumpfen zu lassen und dabei doch immer klar
und tragfähig zu erhalten, habe ich bei Gelegenheit seiner früheren
Abende schon gesprochen, nicht minder von Mottls eigengearteter,
so ungemein sympathischer Begleitungskunst, die der Indivi-
dualität jedes einzelnen Liedes bis ins Kleinste gerecht wird.
Brahms und Schumann war diesmal das weitere Programm
gewidmet, eine Zusammenstellung, die Brahms stets gefährlicher
wird wie irgend eine andere. Kraus übertraf sich selbst, vorab
in Brahms' ernsten Liedern, wie "Mit vierzig Jahren", "Auf
dem Kirchhof", "Unbewegte laue Luft" usw. Was er und Mottl
da gaben, ist unvergleichlich und unvergeßlich. Bei Schumann
waren es dann neben der wundervollen "Frühlingsfahrt" und
dem ganz virtuos wiedergegebenen "Der Nußbaum" hauptsächlich
die frisch-fröhlichen Gesänge "Freisinn" und "Lied eines
Schmiedes", die das Publikum zu nimmermüdem Enthusiasmus
hinrissen; es klatschte und rief die beiden Künstler immer wieder
heraus, um zum zweiten Male zu hören, was es gerne zum
dritten Male noch genossen hätte. Ja mir schien -- und ich konnte
es wohl begreifen --, auch die Großen an der Wand hätten alle
Lust gehabt mitzuklatschen, wenn sie nur -- nicht bloß fuß-,
sondern auch händelos wären. ...

+ Quartett Rebner.

In dem zweiten (letzten) Kammer-
musik-Abend der Frankfurter Vereinigung, welcher auf Sonn-
tag, den 29. März, im Jahreszeitensaale anberaumt wurde, ge-
langen folgende Werke zur Aufführung: Claude Debussy:
Streich-Quartett G-moll op. 10; Schubert: Quartettsatz C-moll
(op. posth.)
; Beethoven: Streich-Quartett A-moll op. 132 ("Mit
dem heiligen Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit").
(Karten bei Karl Schüler, Maximilianstraße 2.)

[Spaltenumbruch]
+ Konzert.

Die jugendliche Geigerin Erika Rauscher,
die unter Mitwirkung der Pianistin Louise Gerlach am
Donnerstag, den 26. März, im Museum einen Abend gibt, wird
neben zwei Konzerten von Bach (G-moll) und Mozart (D-dur)
auch eine Sonate für Violine allein von Max Reger zum Vor-
trag bringen. (Karten bei Otto Bauer, Maximilianstraße 5.)

+ Letzter Liederabend.

Ludwig Heß veranstaltet am Sams-
tag, den 4. April, im Odeon seinen letzten Liederabend, der den
Charakter eines Goethe-Schubert-Abends tragen wird. (Karten
bei Otto Bauer, Maximilianstraße 5.)

* Konzert.

Professor Heinrich Schwartz und das Mün-
chener Streichquartett
veranstalten ihren zweiten Kam-
mermusikabend am Freitag, den 3. April, im Jahreszeitensaal.
(Karten bei Alfred Schmid Nachf., Theatinerstr. 34.)



Bildende Kunst.
* Die Komposition als künstlerisches Ausdrucksmittel.

Der
letzte Abend vereinigte die Mitglieder des Bayerischen Kunst-
gewerbevereins zu einem interessanten Vortrag über "Die Kom-
position als künstlerisches Ausdrucksmittel". Professor Dr.
Doehlemann führte in seinem Vortrag folgendes aus: Zahl-
reich sind die Ausdrucksmittel, die dem bildenden Künstler,
speziell dem Maler, zu Gebote stehen: die Zeichnung, also die
richtige Darstellung der Linien, der Verkürzungen, Ueberschnei-
dungen und Deckungen, sodann die Verteilung von Licht und
Schatten, das heißt die Modellierung der Formen und die Aus-
bildung der Raumvorstellung durch Schlag-Schatten oder Hell-
Dunkel-Wirkung und endlich das vielseitige Mittel der Farbe.
Aber neben der Anwendung aller dieser Mittel ist auch eine auf
die Herstellung des Totaleindruckes gerichtete Tätigkeit nötig,
wie sie in ähnlicher Weise beim Theater der Regisseur entwickelt.
Die mit Rücksicht auf die Gesamtwirkung durchgeführte Anord-
nung der Linien, Massen, Lichter, Schatten und Farben eines
Bildes bezeichnet man als Komposition. Sie hat mit einem
theatermäßigen Arrangement nichts gemein, vielmehr ist jedes
Bild komponiert, mag dieses nun in bewußter oder unbewußter
Weise geschehen sein. Bei der Prüfung eines Bildes in bezug
auf die Komposition macht sich nun vor allem ein Gesetz geltend,
das allgemein für alle Sinneseindrücke gültig als das der Gegen-
seitigkeit oder Relativität bezeichnet werden könnte. Es besagt
für die optischen Wahrnehmungen, daß wir eine Größe nie für
sich allein beurteilen, sondern immer im Zusammenhang mit
anderen Größen oder mit der Umgebung, und daß durch diese
Umgebung unser Urteil wesentlich bedingt wird. Für das Ge-
mälde ergibt sich daraus die Tatsache, daß alle in ihm vorkom-
[Spaltenumbruch] menden Linien, Flächen, Massen und Farben sich gegenseitig be-
einflussen. Ein hoher Himmel läßt beispielsweise den Vorder-
grund klein erscheinen, ein enger Rahmen bringt das eigentliche
Sujet stärker zur Geltung. Auch das Gebiet der optischen Täu-
schungen ist hierbei heranzuziehen. Im Gebiete der Farben führt
das erwähnte Gesetz zur Erscheinung des simultanen Kontrastes
und der Wirkung kalter und warmer Farben, deren physikalische
Entstehung erörtert wurde. -- Mit sichtlichem Interesse folgten
die anwesenden Künstler und Kunstgewerbetreibenden den Aus-
führungen, die durch Lichtbilder und Experimente erläutert
wurden. Reicher Beifall lohnte den Redner.

* Berliner Auktion.

Am Dienstag, den 31. März, wird in
Rudolf Lepkes Kunst-Auktions-Haus, Berlin SW. 68, die Kol-
lektion von Antiquitäten aus dem Besitz des Herrn Wilh.
Rehbock-Hannover versteigert. Die kleine Sammlung bringt
vorzügliches Renaissance-Silber, Porzellane verschiedener Manu-
fakturen, gotische Möbel, Dosen, Miniaturen, Fächer, Oelgemälde
alter Meister. Fayencen u. a. Illustrierter Katalog 1509 auf
Verlangen kostenfrei.

* Galerie Heinemann.

Die Ausstellung der Kollektionen
von Karl Leipold, Stoerort, Hermann von Le Suire, München,
Clemens Fraenkel, Frankfurt a. M., sowie der Gemälde von
Giov. Segantini schließt Sonntag, den 29. März. -- Während
des Monats April kommen neben dem künstlerischen Nachlaß
von Wilhelm Busch noch Kollektionen von Friedrich Delcroix,
München, und Hans Schwegerle, München (Skulpturen) zur
Ausstellung.

* Kleine Kunstnachrichten.

Auf dem Delegiertentag
des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine,
der am Sonntag in Hannover abgehalten wurde, wurde
u. a. bekannt gegeben, daß der Verband am Schlusse des Ge-
schäftsjahres 41 deutsche Kunstgewerbevereine mit 17,352 Mit-
gliedern umfaßt. Der Münchener Antrag auf Abhaltung eines
Kunstgewerbetages anläßlich der Ausstellung "München 1908"
wurde nach Meinungsaustausch zurückgezogen. Der nächste Dele-
giertentag findet am 28. März in Halle statt. -- Aus Salz-
burg
wird uns geschrieben: Die Kommission für modernes
Kunstgewerbe beschloß die Errichtung eines Kunstgewerbe-
Museums
in Salzburg, das den Namen Francisco-Josephi-
num tragen soll. Die Kommission dotierte das Unternehmen
bereits mit 4000 Kronen.



Von Frauen -- für Frauen.
h. Isolde Kurz.

Der Münchener Verein für Fraueninteressen
bot seinen Gästen und Mitgliedern am letzten Montag durch einen
Vortrag von Helene Raff über Isolde Kurz außerordentlich ge-

Nr. 140. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 25. März 1908.
[Spaltenumbruch]
Münchener Stadtanzeiger.

Fußwaſchung 1908.

* Zur diesjährigen Fußwaſchung am Gründonnerstag
(16. April) wurden folgende 12 alten Männer, im Volks-
munde „Apoſtel“ genannt, zugelaſſen: 1. Anton Storr,
Pfründner aus Biberbach, Amtsbezirk Wertingen, 95 Jahre alt;
2. Johann Flachsmayr, Austrägler aus Brunnen, Amts-
bezirk Füſſen, 92 Jahre alt; 3. Johann Preiß, ehem. Straßen-
wärter aus Au, Amtsbezirk Mainburg (Ndb.). 92 Jahre alt;
4. Andreas Framberger, Spitalpfründner aus München,
92 Jahre alt; 5. Lorenz Aichmayer, Austrägler aus Retten-
bach, Amtsbezirk Waſſerburg, 92 Jahre alt; 6. Matthias Lech-
mann
, ehem. Taglöhner aus Gerolsbach, Amtsbezirk Schroben-
hauſen, 92 Jahre alt; 7. Melchior Schenkl, ehem. Maurer-
polier aus München, 92 Jahre alt; 8. Michael Wenzl, Aus-
trägler aus Klautzenbach, Amtsbezirk Regen, 92 Jahre alt;
9. Georg Bauer, Austrägler aus Aidenbach, Amtsbezirk Vils-
hofen, 92 Jahre alt; 10. Joſeph Maier, ehem. Gütler aus
Waith, Amtsbezirk Aibling, 92 Jahre alt; 11. Matthias Reigl,
Austrägler aus Unterbaar, Amtsbezirk Neuburg a. D., 92 Jahre
alt; 12. Johann Bergler, ehem. Hirte aus Tirſchenreuth,
92 Jahre alt. Die 12 alten Männer haben ein Geſamtalter von
1107 Jahren; im Vorjahre betrug das Geſamtalter 1123 Jahre.
Die meiſten alten Männer ſtellte diesmal der Regierungsbezirk
Oberbayern, nämlich 5; dann folgen die Regierungsbezirke
Niederbayern und Schwaben mit je 3 und die Oberpfalz mit 1;
Franken und die Pfalz ſind diesmal nicht vertreten. Auch in
dieſem Jahre war die Anzahl der Geſuche um Zulaſſung zur
Fußwaſchung eine große; es ſind über 100 Geſuche aus ganz
Bayern eingelaufen. Der älteſte der diesjährigen Apoſtel, der
35jährige Anton Storr, wohnte bereits der Fußwaſchung im
Jahre 1905 bei.

Außer den alten Männern werden am Gründonnerstag noch
12 arme Mädchen, meiſt Waiſen, die ſogen. „Sklaven-
mädchen
“, auf Allerhöchſten Befehl gekleidet und mit Geld
beſchenkt; dieſe ſind ſämtlich aus München und heißen: Anna
Altendorfer, Maſchinenarbeiterswaiſe, 12 Jahre alt; Joſepha
Fuchsohr, Wagnerswaiſe, 15 Jahre alt; Ludowika Füß, Maurers-
waiſe, 11 Jahre alt; Erneſtine Hackl, Taglöhnerswaiſe, 13 Jahre
alt: Babette Haarpaintner, Kutſcherswaiſe, 13 Jahre alt; Petro-
nella Jedelhauſer, Taglöhnerswaiſe, 13 Jahre alt; Anna Joachim,
Schneiderstochter, 12 Jahre alt; Korona Langenegger, Schneiders-
tochter, 12 Jahre alt; Marie Liebhart, Zimmermannstochter,
12 Jahre alt; Marie Radſpieler, Maurerswaiſe, 12 Jahre alt;
Walburga Weiß, Maurerswaiſe, 12 Jahre alt, und Anna Ziegler,
Taglöhnerstochter, 11 Jahre alt. Als Führerin der 12 Mädchen
wurde die 86 Jahre alte Taglöhnerswitwe Roſine Kleinhans
aus München beſtimmt.



k. Die Tarifbewegung im Baugewerbe.

In die un-
parteiiſche Kommiſſion zur Beilegung der Differenzen
im deutſchen Baugewerbe
wurde u. a. auch Ge-
richtsrat Dr. Prenner gewählt, der auf telegraphiſche
Benachrichtigung hin noch geſtern nach Berlin reiſte; heute
beginnen die Beratungen der Kommiſſion.

* Das Tax-Regulativ für Beerdigungsweſen in München

wurde in letzter Zeit einer eingehenden Reviſion unterzogen.
Der Magiſtratsreferent, Rechtsrat Hörburger, ſchlug im Ver-
folge dieſer Reviſion eine durchgehende Erhöhung des geſamten
Beerdigungsgebührenweſens vor. Begründet iſt die Erhöhung
damit, daß ſachliche Aufwendungen und Steigerung der Löhne die
Erhöhung der bisherigen Sätze notwendig macht.

* Wohnungsaufſicht.

Der Magiſtrat vertagte heute abermals
die Beratung über die Inſtruktion für die Wohnungsaufſicht,
nachdem zwiſchen Referat und Ausſchuß noch weſentliche Diffe-
renzen beſtehen, die der Aufklärung bedürfen.

mt. Geographiſche Geſellſchaft München.

Der frühere erſte
Vorſitzende der Geſellſchaft und nunmehrige Profeſſor für Erd-
kunde an der Univerſität Wien Dr. Eugen Oberhummer
hielt Freitag abend im großen Saal des Muſeums einen Vortrag
über: „Wien nach ſeiner geographiſchen Lage
und Entwicklung
“, wozu auch Prinz Ludwig in Beglei-
tung ſeines Hofmarſchalls Baron Laßberg erſchienen war. Von
der geographiſchen Bedeutung Wiens im allgemeinen ausgehend,
beleuchtete er zunächſt die Entwicklung Wiens als Hauptpunkt
des europäiſchen Verkehrs nach dem Orient, die allerdings erſt
nach Niederwerfung der Türkenmacht und durch die weitſichtige
Politik Maximilians und Ferdinands und weiterhin Maria
Thereſias ſo recht zur ganzen Entfaltung kam; hierzu trug auch
der Verkehr auf der Donau bei, der im Mittelalter ſeinen Höhe-
punkt erreichte, aber auch heute noch, namentlich für Verſchif-
fung von Getreide, von großer Bedeutung iſt. Der Redner
[Spaltenumbruch] zieht nun intereſſante Vergleiche zwiſchen Wien und
München, auf die des näheren einzugehen leider der Platz
mangelt. Die Donau hat allerdings ſeit der in den 60er Jahren
vorgenommenen Donauregulierung nichts mehr von ihrem Ur-
zuſtande, ebenſowenig wie das Flüßchen Wien, von dem die Stadt
ihren Namen hat. Wien hat nunmehr die zweite Million ſeiner
Einwohnerzahl überſchritten und umfaßt nach der 1857 erfolgten
Verſchmelzung mit den Vororten und der 1891 aufgelaſſenen
Linienwälle ein Areal von 275 Quadratkilometer, während
Berlin nur 62 Quadratkilometer zählt. Nach einem eingehenden
Vergleich mit den anderen europäiſchen Großſtädten kommt der
Redner auf die Bevölkerung zu ſprechen, die trotz des ſtarken
ſlawiſchen Zugangs noch immer den deutſchen Charakter ſiegreich
bewahrt hat. Der Vortragende weiſt intereſſante Pläne des
alten Wiens vor, darunter einen während der Belagerung durch
die Türken vom Stephansturm aufgenommenen und einen weite-
ren, der im türkiſchen Hauptquartier gefunden wurde. Mit der
Bemerkung, daß die politiſchen Verhältniſſe Wiens außerhalb
Oeſterreichs vielfach falſch beurteilt würden und auch fernerhin
zu hoffen ſei, daß Wien die deutſche Stadt bleiben werde, die es
bisher geweſen, ſchloß der Redner ſeine mit lebhaftem Beifall
ausgezeichneten Ausführungen.

* Die Demokraten und das Reichsvereinsgeſetz.

Der demo-
kratiſche Verein München hat geſtern Montag abend in ſeiner
ſtark beſuchten Mitgliederverſammlung nach eingehender leb-
hafter Diskuſſion über die Frage des Reichsvereinsgeſetzes, ins-
beſondere des Sprachen-Paragraphen, mit allen gegen zwei
Stimmen (die aber in der Verurteilung des Kompromiſſes mit
der Mehrheit einig waren und nur Einzelheiten der Reſolution
beanſtandeten) folgenden Beſchluß gefaßt: Die heutige Mit-
gliederverſammlung des Demokratiſchen Vereins München ver-
kennt nicht die Schwierigkeiten, unter denen die Reichstags-
Fraktion der Deutſchen Volkspartei die freiheitlichen Forderun-
gen der Partei zu vertreten hat; ſie verkennt nicht die Bedeutung
der linksliberalen Fraktionsgemeinſchaft; ſie muß aber, bei aller
perſönlichen Wertſchätzung für die demokratiſchen Abgeordneten
und ungeachtet ſcharfer Mißbilligung des in einem Teil der Preſſe
gegen bewährte Führer angeſchlagenen Tones, die der Partei an-
geſonnene Zuſtimmung zum Sprachen-Paragraphen des
Vereinsgeſetzes auf das entſchiedenſte ablehnen; ſie erſucht
deshalb die Fraktion, ihre Zuſtimmung angeſichts der in allen
Kundgebungen der Partei im Lande hervorgetretenen Miß-
ſtimmung zurückzuziehen; ſie erſucht die Parteileitung der Ge-
ſamtpartei, alles zu tun, um die Einigkeit der Partei zu er-
halten; ſie unterſtützt, für den Fall, daß eine Verſtändigung auf
anderem Wege nicht möglich iſt, den Antrag ihres Vorſitzenden
auf ſchleunige Einberufung eines außerordent-
lichen Parteitages
.

* Otto Ernſt wird in ſeinem für Freitag, 27. März, im
Bayeriſchen Hof angekündigten Vortragsabend u. a. ein
Bruchſtück von ſeinem ſoeben erſchienenen Roman: „Semper, der
Jüngling“ zum Vortrag bringen. Karten bei Alfred Schmid
Nachf., Theatinerſtraße 34.

* Münchener Märchenſpiele.

Da es ſich nicht um ein ſtändi-
ges Theater handelt, dem ein eingeſchultes Perſonal zur Ver-
fügung ſteht, ſo waren zur Ermöglichung der erſten Aufführung
(„Der Schweinehirt“) nicht unweſentliche Schwierigkeiten zu
überwinden. Um ſo wichtiger für ein Gelingen iſt, daß die
Hauptrollen in bewährten Händen liegen, insbeſondere, daß die
kgl. Hofſchauſpielerin Frln. Brünner die Rolle der Prinzeſſin
übernommen hat, welche das ganze Stück weſentlich trägt, und
daß der König durch den Regiſſeur des Ansbacher Stadtheaters
Herrn Vogl dargeſtellt wird.

* Der Reit- und Fehrverein München hielt am 23. März,
4 Uhr nachmittags, im Hotel Vier Jahreszeiten eine außer-
ordentliche Generalverſammlung
, die ſehr ſchwach
beſucht war. Auf der Tagesordnung ſtand die Erhöhung der Mit-
gliederbeiträge. Der 1. Präſident, Reichsrat Frhr. v. Cramer-
Klett
begrüßte die Verſammlung und begründete ihre Be-
rufung. Hierauf nahm Prinz Alfons das Wort, um die
Anweſenden vor der Abſtimmung in eingehender Darſtellung auf
die Licht- und Schattenſeiten und auf die Folgen, die aus der
Stellungnahme der außerordentlichen Generalverſammlung je
nach der Annahme der in verſchiedener Höhe vorgeſchlagenen
Jahresbeiträge reſultieren würden, aufmerkſam zu machen und
wies auf die Tragweite des von der Verſammlung zu erwarten-
den Beſchluſſes hin. Es wäre auch im Intereſſe der Stadt Mün-
chen lebhaft zu bedauern, wenn durch einen folgenſchweren Be-
ſchluß der Generalverſammlung das Fortbeſtehen des Vereins
gefährdet würde. In der folgenden Diskuſſion, an der ſich faſt
alle Anweſenden beteiligten, wurde zum Ausdruck gebracht, daß
der Verein bei Beibehaltung des jetzigen Jahresbeitrages nicht
weiter beſtehen könne. Auf die Freigebigkeit einzelner Mitglie-
der könne man auf die Dauer nicht reflektieren. Der Verein
ſolle und müſſe mehr leiſten und dieſes ſei nur möglich, wenn er
[Spaltenumbruch] die hierfür notwendigen Mittel beſäße. Der Vorſchlag zur Schaf-
fung verſchieden hoher Beiträge und zur Erhebung von beſon-
deren Beiträgen für beſondere Veranſtaltungen fand keinen Bei-
fall. In der Abſtimmung wurde die Erhöhung des jährlichen
Mitgliederbeitrages auf 30 M mit großer Majorität beſchloſſen.

* Hygieniſche Vorträge für Damen.

Die amerikaniſche
Aerztin Emanuela M. Meyer hält am 26. und 31. März, abends
8 Uhr, im Hotel Union, Barerſtraße 7, zwei Vorträge für Frauen
und erwachſene Mädchen über „den Niedergang der Frauen-
geſundheit, Frauennervenkraft und Frauenblüte, Winke zur Re-
formarbeit“ und „Das Berufs- und Geſellſchaftsleben der modernen
Frau und das Krankhafte ihres Gefühls- und Seelenlebens“.
Die von Frau Meyer vor zwei Jahren veranſtalteten hygieniſchen
Vorträge haben ſich allgemeiner Teilnahme in den beſten Kreiſen
der Bevölkerung erfreut; auch diesmal ſteht den Hörern reiche
Anregung und Belehrung bevor. Kartenvorverkauf bei Flora,
Marienplatz, und Zeitungskiosk am Karlsplatz.

i. Die Straßenbahnbedienſteten erhalten ab Samstag neue
Abzeichen
in der Art, wie ſie bereits von den Führerkontrol-
leuren getragen werden. Die bisherige „M. T.“- (Münchener
Trambahn) Embleme verſchwinden, an ihre Stelle tritt ein
kleines, nach unten abgerundetes Schild, das das Münchner Kindl
trägt und links und rechts Merkurflügel zeigt. Auch die Ziffern
erhalten eine moderne Schriftänderung nach den Entwürfen des
Herrn Bildhauer Römer.

is. Der Umbau des Hotels Central an der Arnulfſtraße
wurde geſtern beendet. Die umfangreichen Auswechslungsarbei-
ten, durch die das Haus zu einem muſtergültigen Hotel einge-
richtet wurde, wurden von der Firma Heilmann u. Litt-
mann
vorgenommen; die Innenausſtattung wurde von dem
Hoflieferanten Möbelfabrikanten M. Ballin ausgeführt. Das
mit allem Komfort der Neuzeit ausgeſtattete Hotel iſt bereits ſeit
geſtern dem Betrieb übergeben.

* Deutſche Kolonialgeſellſchaft, Abteilung München.

Freitag,
27. März, abends 8½ Uhr, allgemeine Verſammlung im zoologi-
ſchen Hörſaal der alten Akademie (Eingang Neuhauſerſtraße).
Vortrag des Herrn Major a. D. J. Baumann: „Ein Beſuch
im Bismarck-Archipel (Deutſch-Neuguinea)

(mit Lichtbildern). Gäſte, auch Damen, willkommen.

* Fritz v. Oſtini-Ludwig Thoma.

Der nächſte Abend des
Südbayeriſchen Volksbildungsverbandes verſpricht den Beſuchern
einen ganz beſonderen Genuß. Fritz v. Oſtini wird im alten
Rathausſaale perſönlich eine Auswahl ſeiner bekannten meiſter-
haften Dichtungen vortragen, während für Ludwig Thoma der
bekannte Rezitator Herr Erlbeck gewonnen wurde. Karten bei
Brauneis, Zweibrückenſtraße 24, Gründl, Ohlmüllerſtraße 14
Tel. 4177), Feucht, Dachauerſtraße 12, Steinicke, Lindwurm-
ſtraße 5a und Leopoldſtraße 23.

* Verlegung der Amtslokale der Polizeikommiſſare für den
22. und 5. Stadtbezirk.

Vom 1. April ab befinden ſich Amts-
lokal und Dienſtwohnung des Polizeikommiſſars für den 22.
Stadtbezirk nicht mehr im Hauſe Leopoldſtraße 70, ſondern im
Hauſe Fendſtraße Nr. 3 (Ecke Fend- und Knollerſtraße), das
Amtslokal und die Dienſtwohnung des Polizeikommiſſars für
den 5. Stadtbezirk nicht mehr im Hauſe Amalienſtraße Nr. 29,
ſondern im Hauſe Schellingſtraße Nr. 15.

* Marcel Salzer hat für Donnerstag, 26. März, im Bayeri-
ſchen Hof einen zweiten, letzten luſtigen Abend angeſagt. Das
unterhaltende und abwechslungsreiche Programm enthält nur
heitere Dichtungen in Vers und Proſa bekannter Autoren. Kar-
ten bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5.

* Im Kleinen Theater gelangte geſtern ein kleines Satyr-
ſpiel von Dr. Lion Feuchtwanger, „Der Fächer der Manon Les-
caut“, zur Uraufführung. Der Verfaſſer ſtellt den ernſthaft
ſtrebenden Dichter dem Utilitäts-Literaten gegenüber, läßt jenen,



[irrelevantes Material]


[Spaltenumbruch]

für gewöhnlich recht gelangweilt auf das Treiben — beinahe
hätte ich geſagt: zu ihren Füßen, aber ſie haben ja keine — im
Saale herunterſchauen, freundlicher zu blicken. Vielleicht freuten
ſie ſtill grüßend ſich der beiden Meiſter, die als Nachſchaffende
groß ſind, wie ſie einſt groß waren als Schaffende: Felix
v. Kraus und Felix Mottl. Kraus ſang zum erſtenmal nach
ſeiner Ernennung an der Stätte, an der zu wirken er berufen
iſt; und er ließ keinen Zweifel darüber, daß ſein Wirken für
unſere Akademie der Tonkunſt ſegensreich ſein wird. Ich erinnere
mich nicht, altitalieniſche Geſänge im Konzertſaal je in ſolcher
Vollendung gehört zu haben, ſtimmlich ebenſowohl wie nach
Seite des Vortrags; da glaubte man die ſchier vergeſſene Kunſt
des bei canto wieder erwacht, veredelt durch den tiefen und ver-
innerlichten Empfindungsausdruck, der ganz beſonders Caldaras
„Come raggio di sol“ durchdrang und dem Hörer einen faſt
weihevollen Genuß gewährte. Von Kraus’ eminentem geſangs-
techniſchen Können, von der Schönheit ſeiner Stimme, von ſeiner
ganz ſeltenen Beherrſchung der Atemführung, die es ihm auch
ermöglicht, ſeinen mächtigen Baß bis faſt zu einem Nichts an
Ton zuſammenſchrumpfen zu laſſen und dabei doch immer klar
und tragfähig zu erhalten, habe ich bei Gelegenheit ſeiner früheren
Abende ſchon geſprochen, nicht minder von Mottls eigengearteter,
ſo ungemein ſympathiſcher Begleitungskunſt, die der Indivi-
dualität jedes einzelnen Liedes bis ins Kleinſte gerecht wird.
Brahms und Schumann war diesmal das weitere Programm
gewidmet, eine Zuſammenſtellung, die Brahms ſtets gefährlicher
wird wie irgend eine andere. Kraus übertraf ſich ſelbſt, vorab
in Brahms’ ernſten Liedern, wie „Mit vierzig Jahren“, „Auf
dem Kirchhof“, „Unbewegte laue Luft“ uſw. Was er und Mottl
da gaben, iſt unvergleichlich und unvergeßlich. Bei Schumann
waren es dann neben der wundervollen „Frühlingsfahrt“ und
dem ganz virtuos wiedergegebenen „Der Nußbaum“ hauptſächlich
die friſch-fröhlichen Geſänge „Freiſinn“ und „Lied eines
Schmiedes“, die das Publikum zu nimmermüdem Enthuſiasmus
hinriſſen; es klatſchte und rief die beiden Künſtler immer wieder
heraus, um zum zweiten Male zu hören, was es gerne zum
dritten Male noch genoſſen hätte. Ja mir ſchien — und ich konnte
es wohl begreifen —, auch die Großen an der Wand hätten alle
Luſt gehabt mitzuklatſchen, wenn ſie nur — nicht bloß fuß-,
ſondern auch händelos wären. ...

Quartett Rebner.

In dem zweiten (letzten) Kammer-
muſik-Abend der Frankfurter Vereinigung, welcher auf Sonn-
tag, den 29. März, im Jahreszeitenſaale anberaumt wurde, ge-
langen folgende Werke zur Aufführung: Claude Debuſſy:
Streich-Quartett G-moll op. 10; Schubert: Quartettſatz C-moll
(op. posth.)
; Beethoven: Streich-Quartett A-moll op. 132 („Mit
dem heiligen Dankgeſang eines Geneſenen an die Gottheit“).
(Karten bei Karl Schüler, Maximilianſtraße 2.)

[Spaltenumbruch]
Konzert.

Die jugendliche Geigerin Erika Rauſcher,
die unter Mitwirkung der Pianiſtin Louiſe Gerlach am
Donnerstag, den 26. März, im Muſeum einen Abend gibt, wird
neben zwei Konzerten von Bach (G-moll) und Mozart (D-dur)
auch eine Sonate für Violine allein von Max Reger zum Vor-
trag bringen. (Karten bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5.)

Letzter Liederabend.

Ludwig Heß veranſtaltet am Sams-
tag, den 4. April, im Odeon ſeinen letzten Liederabend, der den
Charakter eines Goethe-Schubert-Abends tragen wird. (Karten
bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5.)

* Konzert.

Profeſſor Heinrich Schwartz und das Mün-
chener Streichquartett
veranſtalten ihren zweiten Kam-
mermuſikabend am Freitag, den 3. April, im Jahreszeitenſaal.
(Karten bei Alfred Schmid Nachf., Theatinerſtr. 34.)



Bildende Kunſt.
* Die Kompoſition als künſtleriſches Ausdrucksmittel.

Der
letzte Abend vereinigte die Mitglieder des Bayeriſchen Kunſt-
gewerbevereins zu einem intereſſanten Vortrag über „Die Kom-
poſition als künſtleriſches Ausdrucksmittel“. Profeſſor Dr.
Doehlemann führte in ſeinem Vortrag folgendes aus: Zahl-
reich ſind die Ausdrucksmittel, die dem bildenden Künſtler,
ſpeziell dem Maler, zu Gebote ſtehen: die Zeichnung, alſo die
richtige Darſtellung der Linien, der Verkürzungen, Ueberſchnei-
dungen und Deckungen, ſodann die Verteilung von Licht und
Schatten, das heißt die Modellierung der Formen und die Aus-
bildung der Raumvorſtellung durch Schlag-Schatten oder Hell-
Dunkel-Wirkung und endlich das vielſeitige Mittel der Farbe.
Aber neben der Anwendung aller dieſer Mittel iſt auch eine auf
die Herſtellung des Totaleindruckes gerichtete Tätigkeit nötig,
wie ſie in ähnlicher Weiſe beim Theater der Regiſſeur entwickelt.
Die mit Rückſicht auf die Geſamtwirkung durchgeführte Anord-
nung der Linien, Maſſen, Lichter, Schatten und Farben eines
Bildes bezeichnet man als Kompoſition. Sie hat mit einem
theatermäßigen Arrangement nichts gemein, vielmehr iſt jedes
Bild komponiert, mag dieſes nun in bewußter oder unbewußter
Weiſe geſchehen ſein. Bei der Prüfung eines Bildes in bezug
auf die Kompoſition macht ſich nun vor allem ein Geſetz geltend,
das allgemein für alle Sinneseindrücke gültig als das der Gegen-
ſeitigkeit oder Relativität bezeichnet werden könnte. Es beſagt
für die optiſchen Wahrnehmungen, daß wir eine Größe nie für
ſich allein beurteilen, ſondern immer im Zuſammenhang mit
anderen Größen oder mit der Umgebung, und daß durch dieſe
Umgebung unſer Urteil weſentlich bedingt wird. Für das Ge-
mälde ergibt ſich daraus die Tatſache, daß alle in ihm vorkom-
[Spaltenumbruch] menden Linien, Flächen, Maſſen und Farben ſich gegenſeitig be-
einfluſſen. Ein hoher Himmel läßt beiſpielsweiſe den Vorder-
grund klein erſcheinen, ein enger Rahmen bringt das eigentliche
Sujet ſtärker zur Geltung. Auch das Gebiet der optiſchen Täu-
ſchungen iſt hierbei heranzuziehen. Im Gebiete der Farben führt
das erwähnte Geſetz zur Erſcheinung des ſimultanen Kontraſtes
und der Wirkung kalter und warmer Farben, deren phyſikaliſche
Entſtehung erörtert wurde. — Mit ſichtlichem Intereſſe folgten
die anweſenden Künſtler und Kunſtgewerbetreibenden den Aus-
führungen, die durch Lichtbilder und Experimente erläutert
wurden. Reicher Beifall lohnte den Redner.

* Berliner Auktion.

Am Dienstag, den 31. März, wird in
Rudolf Lepkes Kunſt-Auktions-Haus, Berlin SW. 68, die Kol-
lektion von Antiquitäten aus dem Beſitz des Herrn Wilh.
Rehbock-Hannover verſteigert. Die kleine Sammlung bringt
vorzügliches Renaiſſance-Silber, Porzellane verſchiedener Manu-
fakturen, gotiſche Möbel, Doſen, Miniaturen, Fächer, Oelgemälde
alter Meiſter. Fayencen u. a. Illuſtrierter Katalog 1509 auf
Verlangen koſtenfrei.

* Galerie Heinemann.

Die Ausſtellung der Kollektionen
von Karl Leipold, Stoerort, Hermann von Le Suire, München,
Clemens Fraenkel, Frankfurt a. M., ſowie der Gemälde von
Giov. Segantini ſchließt Sonntag, den 29. März. — Während
des Monats April kommen neben dem künſtleriſchen Nachlaß
von Wilhelm Buſch noch Kollektionen von Friedrich Delcroix,
München, und Hans Schwegerle, München (Skulpturen) zur
Ausſtellung.

* Kleine Kunſtnachrichten.

Auf dem Delegiertentag
des Verbandes Deutſcher Kunſtgewerbevereine,
der am Sonntag in Hannover abgehalten wurde, wurde
u. a. bekannt gegeben, daß der Verband am Schluſſe des Ge-
ſchäftsjahres 41 deutſche Kunſtgewerbevereine mit 17,352 Mit-
gliedern umfaßt. Der Münchener Antrag auf Abhaltung eines
Kunſtgewerbetages anläßlich der Ausſtellung „München 1908“
wurde nach Meinungsaustauſch zurückgezogen. Der nächſte Dele-
giertentag findet am 28. März in Halle ſtatt. — Aus Salz-
burg
wird uns geſchrieben: Die Kommiſſion für modernes
Kunſtgewerbe beſchloß die Errichtung eines Kunſtgewerbe-
Muſeums
in Salzburg, das den Namen Francisco-Joſephi-
num tragen ſoll. Die Kommiſſion dotierte das Unternehmen
bereits mit 4000 Kronen.



Von Frauen — für Frauen.
h. Iſolde Kurz.

Der Münchener Verein für Frauenintereſſen
bot ſeinen Gäſten und Mitgliedern am letzten Montag durch einen
Vortrag von Helene Raff über Iſolde Kurz außerordentlich ge-

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[3/0003] Nr. 140. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 25. März 1908. Münchener Stadtanzeiger. * München, 24. März. Fußwaſchung 1908. * Zur diesjährigen Fußwaſchung am Gründonnerstag (16. April) wurden folgende 12 alten Männer, im Volks- munde „Apoſtel“ genannt, zugelaſſen: 1. Anton Storr, Pfründner aus Biberbach, Amtsbezirk Wertingen, 95 Jahre alt; 2. Johann Flachsmayr, Austrägler aus Brunnen, Amts- bezirk Füſſen, 92 Jahre alt; 3. Johann Preiß, ehem. Straßen- wärter aus Au, Amtsbezirk Mainburg (Ndb.). 92 Jahre alt; 4. Andreas Framberger, Spitalpfründner aus München, 92 Jahre alt; 5. Lorenz Aichmayer, Austrägler aus Retten- bach, Amtsbezirk Waſſerburg, 92 Jahre alt; 6. Matthias Lech- mann, ehem. Taglöhner aus Gerolsbach, Amtsbezirk Schroben- hauſen, 92 Jahre alt; 7. Melchior Schenkl, ehem. Maurer- polier aus München, 92 Jahre alt; 8. Michael Wenzl, Aus- trägler aus Klautzenbach, Amtsbezirk Regen, 92 Jahre alt; 9. Georg Bauer, Austrägler aus Aidenbach, Amtsbezirk Vils- hofen, 92 Jahre alt; 10. Joſeph Maier, ehem. Gütler aus Waith, Amtsbezirk Aibling, 92 Jahre alt; 11. Matthias Reigl, Austrägler aus Unterbaar, Amtsbezirk Neuburg a. D., 92 Jahre alt; 12. Johann Bergler, ehem. Hirte aus Tirſchenreuth, 92 Jahre alt. Die 12 alten Männer haben ein Geſamtalter von 1107 Jahren; im Vorjahre betrug das Geſamtalter 1123 Jahre. Die meiſten alten Männer ſtellte diesmal der Regierungsbezirk Oberbayern, nämlich 5; dann folgen die Regierungsbezirke Niederbayern und Schwaben mit je 3 und die Oberpfalz mit 1; Franken und die Pfalz ſind diesmal nicht vertreten. Auch in dieſem Jahre war die Anzahl der Geſuche um Zulaſſung zur Fußwaſchung eine große; es ſind über 100 Geſuche aus ganz Bayern eingelaufen. Der älteſte der diesjährigen Apoſtel, der 35jährige Anton Storr, wohnte bereits der Fußwaſchung im Jahre 1905 bei. Außer den alten Männern werden am Gründonnerstag noch 12 arme Mädchen, meiſt Waiſen, die ſogen. „Sklaven- mädchen“, auf Allerhöchſten Befehl gekleidet und mit Geld beſchenkt; dieſe ſind ſämtlich aus München und heißen: Anna Altendorfer, Maſchinenarbeiterswaiſe, 12 Jahre alt; Joſepha Fuchsohr, Wagnerswaiſe, 15 Jahre alt; Ludowika Füß, Maurers- waiſe, 11 Jahre alt; Erneſtine Hackl, Taglöhnerswaiſe, 13 Jahre alt: Babette Haarpaintner, Kutſcherswaiſe, 13 Jahre alt; Petro- nella Jedelhauſer, Taglöhnerswaiſe, 13 Jahre alt; Anna Joachim, Schneiderstochter, 12 Jahre alt; Korona Langenegger, Schneiders- tochter, 12 Jahre alt; Marie Liebhart, Zimmermannstochter, 12 Jahre alt; Marie Radſpieler, Maurerswaiſe, 12 Jahre alt; Walburga Weiß, Maurerswaiſe, 12 Jahre alt, und Anna Ziegler, Taglöhnerstochter, 11 Jahre alt. Als Führerin der 12 Mädchen wurde die 86 Jahre alte Taglöhnerswitwe Roſine Kleinhans aus München beſtimmt. k. Die Tarifbewegung im Baugewerbe. In die un- parteiiſche Kommiſſion zur Beilegung der Differenzen im deutſchen Baugewerbe wurde u. a. auch Ge- richtsrat Dr. Prenner gewählt, der auf telegraphiſche Benachrichtigung hin noch geſtern nach Berlin reiſte; heute beginnen die Beratungen der Kommiſſion. * Das Tax-Regulativ für Beerdigungsweſen in München wurde in letzter Zeit einer eingehenden Reviſion unterzogen. Der Magiſtratsreferent, Rechtsrat Hörburger, ſchlug im Ver- folge dieſer Reviſion eine durchgehende Erhöhung des geſamten Beerdigungsgebührenweſens vor. Begründet iſt die Erhöhung damit, daß ſachliche Aufwendungen und Steigerung der Löhne die Erhöhung der bisherigen Sätze notwendig macht. * Wohnungsaufſicht. Der Magiſtrat vertagte heute abermals die Beratung über die Inſtruktion für die Wohnungsaufſicht, nachdem zwiſchen Referat und Ausſchuß noch weſentliche Diffe- renzen beſtehen, die der Aufklärung bedürfen. mt. Geographiſche Geſellſchaft München. Der frühere erſte Vorſitzende der Geſellſchaft und nunmehrige Profeſſor für Erd- kunde an der Univerſität Wien Dr. Eugen Oberhummer hielt Freitag abend im großen Saal des Muſeums einen Vortrag über: „Wien nach ſeiner geographiſchen Lage und Entwicklung“, wozu auch Prinz Ludwig in Beglei- tung ſeines Hofmarſchalls Baron Laßberg erſchienen war. Von der geographiſchen Bedeutung Wiens im allgemeinen ausgehend, beleuchtete er zunächſt die Entwicklung Wiens als Hauptpunkt des europäiſchen Verkehrs nach dem Orient, die allerdings erſt nach Niederwerfung der Türkenmacht und durch die weitſichtige Politik Maximilians und Ferdinands und weiterhin Maria Thereſias ſo recht zur ganzen Entfaltung kam; hierzu trug auch der Verkehr auf der Donau bei, der im Mittelalter ſeinen Höhe- punkt erreichte, aber auch heute noch, namentlich für Verſchif- fung von Getreide, von großer Bedeutung iſt. Der Redner zieht nun intereſſante Vergleiche zwiſchen Wien und München, auf die des näheren einzugehen leider der Platz mangelt. Die Donau hat allerdings ſeit der in den 60er Jahren vorgenommenen Donauregulierung nichts mehr von ihrem Ur- zuſtande, ebenſowenig wie das Flüßchen Wien, von dem die Stadt ihren Namen hat. Wien hat nunmehr die zweite Million ſeiner Einwohnerzahl überſchritten und umfaßt nach der 1857 erfolgten Verſchmelzung mit den Vororten und der 1891 aufgelaſſenen Linienwälle ein Areal von 275 Quadratkilometer, während Berlin nur 62 Quadratkilometer zählt. Nach einem eingehenden Vergleich mit den anderen europäiſchen Großſtädten kommt der Redner auf die Bevölkerung zu ſprechen, die trotz des ſtarken ſlawiſchen Zugangs noch immer den deutſchen Charakter ſiegreich bewahrt hat. Der Vortragende weiſt intereſſante Pläne des alten Wiens vor, darunter einen während der Belagerung durch die Türken vom Stephansturm aufgenommenen und einen weite- ren, der im türkiſchen Hauptquartier gefunden wurde. Mit der Bemerkung, daß die politiſchen Verhältniſſe Wiens außerhalb Oeſterreichs vielfach falſch beurteilt würden und auch fernerhin zu hoffen ſei, daß Wien die deutſche Stadt bleiben werde, die es bisher geweſen, ſchloß der Redner ſeine mit lebhaftem Beifall ausgezeichneten Ausführungen. * Die Demokraten und das Reichsvereinsgeſetz. Der demo- kratiſche Verein München hat geſtern Montag abend in ſeiner ſtark beſuchten Mitgliederverſammlung nach eingehender leb- hafter Diskuſſion über die Frage des Reichsvereinsgeſetzes, ins- beſondere des Sprachen-Paragraphen, mit allen gegen zwei Stimmen (die aber in der Verurteilung des Kompromiſſes mit der Mehrheit einig waren und nur Einzelheiten der Reſolution beanſtandeten) folgenden Beſchluß gefaßt: Die heutige Mit- gliederverſammlung des Demokratiſchen Vereins München ver- kennt nicht die Schwierigkeiten, unter denen die Reichstags- Fraktion der Deutſchen Volkspartei die freiheitlichen Forderun- gen der Partei zu vertreten hat; ſie verkennt nicht die Bedeutung der linksliberalen Fraktionsgemeinſchaft; ſie muß aber, bei aller perſönlichen Wertſchätzung für die demokratiſchen Abgeordneten und ungeachtet ſcharfer Mißbilligung des in einem Teil der Preſſe gegen bewährte Führer angeſchlagenen Tones, die der Partei an- geſonnene Zuſtimmung zum Sprachen-Paragraphen des Vereinsgeſetzes auf das entſchiedenſte ablehnen; ſie erſucht deshalb die Fraktion, ihre Zuſtimmung angeſichts der in allen Kundgebungen der Partei im Lande hervorgetretenen Miß- ſtimmung zurückzuziehen; ſie erſucht die Parteileitung der Ge- ſamtpartei, alles zu tun, um die Einigkeit der Partei zu er- halten; ſie unterſtützt, für den Fall, daß eine Verſtändigung auf anderem Wege nicht möglich iſt, den Antrag ihres Vorſitzenden auf ſchleunige Einberufung eines außerordent- lichen Parteitages. * Otto Ernſt wird in ſeinem für Freitag, 27. März, im Bayeriſchen Hof angekündigten Vortragsabend u. a. ein Bruchſtück von ſeinem ſoeben erſchienenen Roman: „Semper, der Jüngling“ zum Vortrag bringen. Karten bei Alfred Schmid Nachf., Theatinerſtraße 34. * Münchener Märchenſpiele.Da es ſich nicht um ein ſtändi- ges Theater handelt, dem ein eingeſchultes Perſonal zur Ver- fügung ſteht, ſo waren zur Ermöglichung der erſten Aufführung („Der Schweinehirt“) nicht unweſentliche Schwierigkeiten zu überwinden. Um ſo wichtiger für ein Gelingen iſt, daß die Hauptrollen in bewährten Händen liegen, insbeſondere, daß die kgl. Hofſchauſpielerin Frln. Brünner die Rolle der Prinzeſſin übernommen hat, welche das ganze Stück weſentlich trägt, und daß der König durch den Regiſſeur des Ansbacher Stadtheaters Herrn Vogl dargeſtellt wird. * Der Reit- und Fehrverein München hielt am 23. März, 4 Uhr nachmittags, im Hotel Vier Jahreszeiten eine außer- ordentliche Generalverſammlung, die ſehr ſchwach beſucht war. Auf der Tagesordnung ſtand die Erhöhung der Mit- gliederbeiträge. Der 1. Präſident, Reichsrat Frhr. v. Cramer- Klett begrüßte die Verſammlung und begründete ihre Be- rufung. Hierauf nahm Prinz Alfons das Wort, um die Anweſenden vor der Abſtimmung in eingehender Darſtellung auf die Licht- und Schattenſeiten und auf die Folgen, die aus der Stellungnahme der außerordentlichen Generalverſammlung je nach der Annahme der in verſchiedener Höhe vorgeſchlagenen Jahresbeiträge reſultieren würden, aufmerkſam zu machen und wies auf die Tragweite des von der Verſammlung zu erwarten- den Beſchluſſes hin. Es wäre auch im Intereſſe der Stadt Mün- chen lebhaft zu bedauern, wenn durch einen folgenſchweren Be- ſchluß der Generalverſammlung das Fortbeſtehen des Vereins gefährdet würde. In der folgenden Diskuſſion, an der ſich faſt alle Anweſenden beteiligten, wurde zum Ausdruck gebracht, daß der Verein bei Beibehaltung des jetzigen Jahresbeitrages nicht weiter beſtehen könne. Auf die Freigebigkeit einzelner Mitglie- der könne man auf die Dauer nicht reflektieren. Der Verein ſolle und müſſe mehr leiſten und dieſes ſei nur möglich, wenn er die hierfür notwendigen Mittel beſäße. Der Vorſchlag zur Schaf- fung verſchieden hoher Beiträge und zur Erhebung von beſon- deren Beiträgen für beſondere Veranſtaltungen fand keinen Bei- fall. In der Abſtimmung wurde die Erhöhung des jährlichen Mitgliederbeitrages auf 30 M mit großer Majorität beſchloſſen. * Hygieniſche Vorträge für Damen. Die amerikaniſche Aerztin Emanuela M. Meyer hält am 26. und 31. März, abends 8 Uhr, im Hotel Union, Barerſtraße 7, zwei Vorträge für Frauen und erwachſene Mädchen über „den Niedergang der Frauen- geſundheit, Frauennervenkraft und Frauenblüte, Winke zur Re- formarbeit“ und „Das Berufs- und Geſellſchaftsleben der modernen Frau und das Krankhafte ihres Gefühls- und Seelenlebens“. Die von Frau Meyer vor zwei Jahren veranſtalteten hygieniſchen Vorträge haben ſich allgemeiner Teilnahme in den beſten Kreiſen der Bevölkerung erfreut; auch diesmal ſteht den Hörern reiche Anregung und Belehrung bevor. Kartenvorverkauf bei Flora, Marienplatz, und Zeitungskiosk am Karlsplatz. i. Die Straßenbahnbedienſteten erhalten ab Samstag neue Abzeichen in der Art, wie ſie bereits von den Führerkontrol- leuren getragen werden. Die bisherige „M. T.“- (Münchener Trambahn) Embleme verſchwinden, an ihre Stelle tritt ein kleines, nach unten abgerundetes Schild, das das Münchner Kindl trägt und links und rechts Merkurflügel zeigt. Auch die Ziffern erhalten eine moderne Schriftänderung nach den Entwürfen des Herrn Bildhauer Römer. is. Der Umbau des Hotels Central an der Arnulfſtraße wurde geſtern beendet. Die umfangreichen Auswechslungsarbei- ten, durch die das Haus zu einem muſtergültigen Hotel einge- richtet wurde, wurden von der Firma Heilmann u. Litt- mann vorgenommen; die Innenausſtattung wurde von dem Hoflieferanten Möbelfabrikanten M. Ballin ausgeführt. Das mit allem Komfort der Neuzeit ausgeſtattete Hotel iſt bereits ſeit geſtern dem Betrieb übergeben. * Deutſche Kolonialgeſellſchaft, Abteilung München. Freitag, 27. März, abends 8½ Uhr, allgemeine Verſammlung im zoologi- ſchen Hörſaal der alten Akademie (Eingang Neuhauſerſtraße). Vortrag des Herrn Major a. D. J. Baumann: „Ein Beſuch im Bismarck-Archipel (Deutſch-Neuguinea)“ (mit Lichtbildern). Gäſte, auch Damen, willkommen. * Fritz v. Oſtini-Ludwig Thoma. Der nächſte Abend des Südbayeriſchen Volksbildungsverbandes verſpricht den Beſuchern einen ganz beſonderen Genuß. Fritz v. Oſtini wird im alten Rathausſaale perſönlich eine Auswahl ſeiner bekannten meiſter- haften Dichtungen vortragen, während für Ludwig Thoma der bekannte Rezitator Herr Erlbeck gewonnen wurde. Karten bei Brauneis, Zweibrückenſtraße 24, Gründl, Ohlmüllerſtraße 14 Tel. 4177), Feucht, Dachauerſtraße 12, Steinicke, Lindwurm- ſtraße 5a und Leopoldſtraße 23. * Verlegung der Amtslokale der Polizeikommiſſare für den 22. und 5. Stadtbezirk. Vom 1. April ab befinden ſich Amts- lokal und Dienſtwohnung des Polizeikommiſſars für den 22. Stadtbezirk nicht mehr im Hauſe Leopoldſtraße 70, ſondern im Hauſe Fendſtraße Nr. 3 (Ecke Fend- und Knollerſtraße), das Amtslokal und die Dienſtwohnung des Polizeikommiſſars für den 5. Stadtbezirk nicht mehr im Hauſe Amalienſtraße Nr. 29, ſondern im Hauſe Schellingſtraße Nr. 15. * Marcel Salzer hat für Donnerstag, 26. März, im Bayeri- ſchen Hof einen zweiten, letzten luſtigen Abend angeſagt. Das unterhaltende und abwechslungsreiche Programm enthält nur heitere Dichtungen in Vers und Proſa bekannter Autoren. Kar- ten bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5. * Im Kleinen Theater gelangte geſtern ein kleines Satyr- ſpiel von Dr. Lion Feuchtwanger, „Der Fächer der Manon Les- caut“, zur Uraufführung. Der Verfaſſer ſtellt den ernſthaft ſtrebenden Dichter dem Utilitäts-Literaten gegenüber, läßt jenen, _ für gewöhnlich recht gelangweilt auf das Treiben — beinahe hätte ich geſagt: zu ihren Füßen, aber ſie haben ja keine — im Saale herunterſchauen, freundlicher zu blicken. Vielleicht freuten ſie ſtill grüßend ſich der beiden Meiſter, die als Nachſchaffende groß ſind, wie ſie einſt groß waren als Schaffende: Felix v. Kraus und Felix Mottl. Kraus ſang zum erſtenmal nach ſeiner Ernennung an der Stätte, an der zu wirken er berufen iſt; und er ließ keinen Zweifel darüber, daß ſein Wirken für unſere Akademie der Tonkunſt ſegensreich ſein wird. Ich erinnere mich nicht, altitalieniſche Geſänge im Konzertſaal je in ſolcher Vollendung gehört zu haben, ſtimmlich ebenſowohl wie nach Seite des Vortrags; da glaubte man die ſchier vergeſſene Kunſt des bei canto wieder erwacht, veredelt durch den tiefen und ver- innerlichten Empfindungsausdruck, der ganz beſonders Caldaras „Come raggio di sol“ durchdrang und dem Hörer einen faſt weihevollen Genuß gewährte. Von Kraus’ eminentem geſangs- techniſchen Können, von der Schönheit ſeiner Stimme, von ſeiner ganz ſeltenen Beherrſchung der Atemführung, die es ihm auch ermöglicht, ſeinen mächtigen Baß bis faſt zu einem Nichts an Ton zuſammenſchrumpfen zu laſſen und dabei doch immer klar und tragfähig zu erhalten, habe ich bei Gelegenheit ſeiner früheren Abende ſchon geſprochen, nicht minder von Mottls eigengearteter, ſo ungemein ſympathiſcher Begleitungskunſt, die der Indivi- dualität jedes einzelnen Liedes bis ins Kleinſte gerecht wird. Brahms und Schumann war diesmal das weitere Programm gewidmet, eine Zuſammenſtellung, die Brahms ſtets gefährlicher wird wie irgend eine andere. Kraus übertraf ſich ſelbſt, vorab in Brahms’ ernſten Liedern, wie „Mit vierzig Jahren“, „Auf dem Kirchhof“, „Unbewegte laue Luft“ uſw. Was er und Mottl da gaben, iſt unvergleichlich und unvergeßlich. Bei Schumann waren es dann neben der wundervollen „Frühlingsfahrt“ und dem ganz virtuos wiedergegebenen „Der Nußbaum“ hauptſächlich die friſch-fröhlichen Geſänge „Freiſinn“ und „Lied eines Schmiedes“, die das Publikum zu nimmermüdem Enthuſiasmus hinriſſen; es klatſchte und rief die beiden Künſtler immer wieder heraus, um zum zweiten Male zu hören, was es gerne zum dritten Male noch genoſſen hätte. Ja mir ſchien — und ich konnte es wohl begreifen —, auch die Großen an der Wand hätten alle Luſt gehabt mitzuklatſchen, wenn ſie nur — nicht bloß fuß-, ſondern auch händelos wären. ... † Quartett Rebner. In dem zweiten (letzten) Kammer- muſik-Abend der Frankfurter Vereinigung, welcher auf Sonn- tag, den 29. März, im Jahreszeitenſaale anberaumt wurde, ge- langen folgende Werke zur Aufführung: Claude Debuſſy: Streich-Quartett G-moll op. 10; Schubert: Quartettſatz C-moll (op. posth.); Beethoven: Streich-Quartett A-moll op. 132 („Mit dem heiligen Dankgeſang eines Geneſenen an die Gottheit“). (Karten bei Karl Schüler, Maximilianſtraße 2.) † Konzert. Die jugendliche Geigerin Erika Rauſcher, die unter Mitwirkung der Pianiſtin Louiſe Gerlach am Donnerstag, den 26. März, im Muſeum einen Abend gibt, wird neben zwei Konzerten von Bach (G-moll) und Mozart (D-dur) auch eine Sonate für Violine allein von Max Reger zum Vor- trag bringen. (Karten bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5.) † Letzter Liederabend. Ludwig Heß veranſtaltet am Sams- tag, den 4. April, im Odeon ſeinen letzten Liederabend, der den Charakter eines Goethe-Schubert-Abends tragen wird. (Karten bei Otto Bauer, Maximilianſtraße 5.) * Konzert. Profeſſor Heinrich Schwartz und das Mün- chener Streichquartett veranſtalten ihren zweiten Kam- mermuſikabend am Freitag, den 3. April, im Jahreszeitenſaal. (Karten bei Alfred Schmid Nachf., Theatinerſtr. 34.) Bildende Kunſt. * Die Kompoſition als künſtleriſches Ausdrucksmittel. Der letzte Abend vereinigte die Mitglieder des Bayeriſchen Kunſt- gewerbevereins zu einem intereſſanten Vortrag über „Die Kom- poſition als künſtleriſches Ausdrucksmittel“. Profeſſor Dr. Doehlemann führte in ſeinem Vortrag folgendes aus: Zahl- reich ſind die Ausdrucksmittel, die dem bildenden Künſtler, ſpeziell dem Maler, zu Gebote ſtehen: die Zeichnung, alſo die richtige Darſtellung der Linien, der Verkürzungen, Ueberſchnei- dungen und Deckungen, ſodann die Verteilung von Licht und Schatten, das heißt die Modellierung der Formen und die Aus- bildung der Raumvorſtellung durch Schlag-Schatten oder Hell- Dunkel-Wirkung und endlich das vielſeitige Mittel der Farbe. Aber neben der Anwendung aller dieſer Mittel iſt auch eine auf die Herſtellung des Totaleindruckes gerichtete Tätigkeit nötig, wie ſie in ähnlicher Weiſe beim Theater der Regiſſeur entwickelt. Die mit Rückſicht auf die Geſamtwirkung durchgeführte Anord- nung der Linien, Maſſen, Lichter, Schatten und Farben eines Bildes bezeichnet man als Kompoſition. Sie hat mit einem theatermäßigen Arrangement nichts gemein, vielmehr iſt jedes Bild komponiert, mag dieſes nun in bewußter oder unbewußter Weiſe geſchehen ſein. Bei der Prüfung eines Bildes in bezug auf die Kompoſition macht ſich nun vor allem ein Geſetz geltend, das allgemein für alle Sinneseindrücke gültig als das der Gegen- ſeitigkeit oder Relativität bezeichnet werden könnte. Es beſagt für die optiſchen Wahrnehmungen, daß wir eine Größe nie für ſich allein beurteilen, ſondern immer im Zuſammenhang mit anderen Größen oder mit der Umgebung, und daß durch dieſe Umgebung unſer Urteil weſentlich bedingt wird. Für das Ge- mälde ergibt ſich daraus die Tatſache, daß alle in ihm vorkom- menden Linien, Flächen, Maſſen und Farben ſich gegenſeitig be- einfluſſen. Ein hoher Himmel läßt beiſpielsweiſe den Vorder- grund klein erſcheinen, ein enger Rahmen bringt das eigentliche Sujet ſtärker zur Geltung. Auch das Gebiet der optiſchen Täu- ſchungen iſt hierbei heranzuziehen. Im Gebiete der Farben führt das erwähnte Geſetz zur Erſcheinung des ſimultanen Kontraſtes und der Wirkung kalter und warmer Farben, deren phyſikaliſche Entſtehung erörtert wurde. — Mit ſichtlichem Intereſſe folgten die anweſenden Künſtler und Kunſtgewerbetreibenden den Aus- führungen, die durch Lichtbilder und Experimente erläutert wurden. Reicher Beifall lohnte den Redner. * Berliner Auktion. Am Dienstag, den 31. März, wird in Rudolf Lepkes Kunſt-Auktions-Haus, Berlin SW. 68, die Kol- lektion von Antiquitäten aus dem Beſitz des Herrn Wilh. Rehbock-Hannover verſteigert. Die kleine Sammlung bringt vorzügliches Renaiſſance-Silber, Porzellane verſchiedener Manu- fakturen, gotiſche Möbel, Doſen, Miniaturen, Fächer, Oelgemälde alter Meiſter. Fayencen u. a. Illuſtrierter Katalog 1509 auf Verlangen koſtenfrei. * Galerie Heinemann. Die Ausſtellung der Kollektionen von Karl Leipold, Stoerort, Hermann von Le Suire, München, Clemens Fraenkel, Frankfurt a. M., ſowie der Gemälde von Giov. Segantini ſchließt Sonntag, den 29. März. — Während des Monats April kommen neben dem künſtleriſchen Nachlaß von Wilhelm Buſch noch Kollektionen von Friedrich Delcroix, München, und Hans Schwegerle, München (Skulpturen) zur Ausſtellung. * Kleine Kunſtnachrichten. Auf dem Delegiertentag des Verbandes Deutſcher Kunſtgewerbevereine, der am Sonntag in Hannover abgehalten wurde, wurde u. a. bekannt gegeben, daß der Verband am Schluſſe des Ge- ſchäftsjahres 41 deutſche Kunſtgewerbevereine mit 17,352 Mit- gliedern umfaßt. Der Münchener Antrag auf Abhaltung eines Kunſtgewerbetages anläßlich der Ausſtellung „München 1908“ wurde nach Meinungsaustauſch zurückgezogen. Der nächſte Dele- giertentag findet am 28. März in Halle ſtatt. — Aus Salz- burg wird uns geſchrieben: Die Kommiſſion für modernes Kunſtgewerbe beſchloß die Errichtung eines Kunſtgewerbe- Muſeums in Salzburg, das den Namen Francisco-Joſephi- num tragen ſoll. Die Kommiſſion dotierte das Unternehmen bereits mit 4000 Kronen. Von Frauen — für Frauen. h. Iſolde Kurz. Der Münchener Verein für Frauenintereſſen bot ſeinen Gäſten und Mitgliedern am letzten Montag durch einen Vortrag von Helene Raff über Iſolde Kurz außerordentlich ge-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 140, 25. März 1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine140_1908/3>, abgerufen am 21.11.2024.