Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 14. Januar 1830.[Spaltenumbruch]
der König den beiden kaiserl. russischen Feldmarschällen Grafen Rußland. Die Zeitung von Tiflis schrieb unterm 3 Dec.: "Zur Feier Türkei. In der Gazette de France vom 7 Jan. las man Folgendes: [irrelevantes Material][Spaltenumbruch]
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der König den beiden kaiſerl. ruſſiſchen Feldmarſchällen Grafen Rußland. Die Zeitung von Tiflis ſchrieb unterm 3 Dec.: „Zur Feier Türkei. In der Gazette de France vom 7 Jan. las man Folgendes: [irrelevantes Material][Spaltenumbruch]
<TEI> <text> <body> <div type="jSupplement"> <floatingText> <body> <div type="jVarious" n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0007" n="55"/><cb/> der König den beiden kaiſerl. ruſſiſchen Feldmarſchällen Grafen<lb/> Paskewitſch-Eriwansky und Diebitſch-Sabalkansky den ſchwarzen<lb/> Adlerorden zu verleihen geruhten, dürfte es intereſſant ſeyn zu<lb/> erfahren, welch’ einer zufälligen Urſache es beizumeſſen iſt, daß der<lb/> leztgenannte berühmte Feldherr in ruſſiſche Kriegsdienſte trat,<lb/> nachdem er, durch ſeine erſte Erziehung im hieſigen Kadettenhauſe,<lb/> für die preußiſchen beſtimmt war. Der Vater nemlich des Feld-<lb/> marſchalls Diebitſch war ein ſo ausgezeichneter Offizier, daß<lb/> Friedrich der Große, in der lezten Zeit ſeines Lebens, denſelben<lb/> in ſeiner Suite als Flügeladjutanten anſtellte. Nach dem Tode<lb/> des großen Königs ſtand er (wenn wir nicht irren) als Major in<lb/> der Garniſon zu Breslau. Hier erhielt er eines Tages ein kö-<lb/> nigliches Kabinetsſchreiben mit der Adreſſe an den Obriſtlieutenant<lb/> v. Diebitſch. In dem begreiflichen Wahne avancirt zu ſeyn,<lb/> theilte er ſeinen Regimentskameraden dieſes erfreuliche Ereigniß<lb/> mit, und erſuchte den damaligen Kommandirenden, es bei der<lb/> Parade bekannt zu machen, welches dieſer aber, weil er ohne alle<lb/> Nachricht darüber war, ablehnen mußte. Auch erklärte es ſich<lb/> bald, daß ſowol auf der Adreſſe des Briefes als in dem Schrei-<lb/> ben ſelbſt, die Titulatur Obriſtlieutenant ein Verſehen des Sekre-<lb/> tairs war. Und dieſes Verſehen war die Veranlaſſung, daß der<lb/> Major Diebitſch, der ſich kompromittirt glaubte, um ſeinen Ab-<lb/> ſchied bat, ſolchen auf höchſt ehrenvolle Weiſe erhielt, und, wäh-<lb/> rend ſein Sohn im Kadettenhauſe zu Berlin verblieb, in ruſſiſche<lb/> Dienſte trat. Einem ſo bedeutenden Militair konnte es dort<lb/> nicht fehlen ausgezeichnet zu werden; und zu dieſen Auszeichnun-<lb/> gen gehörte, daß eine Offizierſtelle bei der Garde für ſeinen Sohn<lb/> ihm eröfnet wurde. In einem Schreiben an Friedrich Wilhelm <hi rendition="#aq">II</hi><lb/> bat er nun um die Erlaubniß hiezu, indem er gerne geſtand, daß,<lb/> da ſein Sohn in einer preußiſchen Militairſchule erzogen ſey, der-<lb/> ſelbe auch dem preußiſchen Staate ſeine Dienſte zu widmen habe.<lb/> Der hochſelige König aber legte einem ſo braven Kriegsmanne<lb/> keine Schwierigkeiten in den Weg, bewilligte ſein Geſuch, und<lb/> der heutige berühmte Feldherr Feldmarſchall Diebitſch der Balkan-<lb/> überſteiger trat in ruſſiſche Kriegsdienſte. 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Auch bei die-<lb/> ſer Gelegenheit war es höchſt erfreulich zu ſehen, wie ſehr die<lb/> hieſigen verſchiedenen Stände ſich den europäiſchen Begriffen ſchon<lb/> genähert haben; der größte Theil der Kaufmannſchaft iſt vollkom-<lb/> men mit unſerm geſellſchaftlichen Tone vertraut; die angeſehen-<lb/> ſten Mitglieder derſelben ſind in Europa geweſen, und wiſſen im<lb/> vollen Maaße die Vortheile des geſelligen Lebens zu ſchäzen, und<lb/> wenn es unter unſern Mitbürgern noch einige wenige gibt, die<lb/> manche eingewurzelte Gewohnheiten und Vorurtheile noch nicht<lb/> ablegen können, ſo erkennen doch die meiſten das Beſſere, und<lb/> nehmen gern die europäiſchen Gebräuche an. 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der König den beiden kaiſerl. ruſſiſchen Feldmarſchällen Grafen
Paskewitſch-Eriwansky und Diebitſch-Sabalkansky den ſchwarzen
Adlerorden zu verleihen geruhten, dürfte es intereſſant ſeyn zu
erfahren, welch’ einer zufälligen Urſache es beizumeſſen iſt, daß der
leztgenannte berühmte Feldherr in ruſſiſche Kriegsdienſte trat,
nachdem er, durch ſeine erſte Erziehung im hieſigen Kadettenhauſe,
für die preußiſchen beſtimmt war. Der Vater nemlich des Feld-
marſchalls Diebitſch war ein ſo ausgezeichneter Offizier, daß
Friedrich der Große, in der lezten Zeit ſeines Lebens, denſelben
in ſeiner Suite als Flügeladjutanten anſtellte. Nach dem Tode
des großen Königs ſtand er (wenn wir nicht irren) als Major in
der Garniſon zu Breslau. Hier erhielt er eines Tages ein kö-
nigliches Kabinetsſchreiben mit der Adreſſe an den Obriſtlieutenant
v. Diebitſch. In dem begreiflichen Wahne avancirt zu ſeyn,
theilte er ſeinen Regimentskameraden dieſes erfreuliche Ereigniß
mit, und erſuchte den damaligen Kommandirenden, es bei der
Parade bekannt zu machen, welches dieſer aber, weil er ohne alle
Nachricht darüber war, ablehnen mußte. Auch erklärte es ſich
bald, daß ſowol auf der Adreſſe des Briefes als in dem Schrei-
ben ſelbſt, die Titulatur Obriſtlieutenant ein Verſehen des Sekre-
tairs war. Und dieſes Verſehen war die Veranlaſſung, daß der
Major Diebitſch, der ſich kompromittirt glaubte, um ſeinen Ab-
ſchied bat, ſolchen auf höchſt ehrenvolle Weiſe erhielt, und, wäh-
rend ſein Sohn im Kadettenhauſe zu Berlin verblieb, in ruſſiſche
Dienſte trat. Einem ſo bedeutenden Militair konnte es dort
nicht fehlen ausgezeichnet zu werden; und zu dieſen Auszeichnun-
gen gehörte, daß eine Offizierſtelle bei der Garde für ſeinen Sohn
ihm eröfnet wurde. In einem Schreiben an Friedrich Wilhelm II
bat er nun um die Erlaubniß hiezu, indem er gerne geſtand, daß,
da ſein Sohn in einer preußiſchen Militairſchule erzogen ſey, der-
ſelbe auch dem preußiſchen Staate ſeine Dienſte zu widmen habe.
Der hochſelige König aber legte einem ſo braven Kriegsmanne
keine Schwierigkeiten in den Weg, bewilligte ſein Geſuch, und
der heutige berühmte Feldherr Feldmarſchall Diebitſch der Balkan-
überſteiger trat in ruſſiſche Kriegsdienſte. Aus ſo geringen Zu-
fälligkeiten entwikeln ſich zuweilen ſo wichtige Weltereigniſſe.
Rußland.
Die Zeitung von Tiflis ſchrieb unterm 3 Dec.: „Zur Feier
des glüklich beendigten Krieges mit der ottomaniſchen Pforte gab
die hieſige Bürgerſchaft am 26 v. M. einen glänzenden Ball, zu
welchem die vom Felde zurük gekehrten HH. Generale, Stabs-
und Oberoffiziere eingeladen wurden. Das Publikum war zahl-
reich und nichts vergeſſen, was den Glanz dieſes fröhlichen Fe-
ſtes erhöhen konnte. Beſondere Aufmerkſamkeit erregte die ein-
fache, aber geſchmakvolle Einrichtung der Zimmer. Auch bei die-
ſer Gelegenheit war es höchſt erfreulich zu ſehen, wie ſehr die
hieſigen verſchiedenen Stände ſich den europäiſchen Begriffen ſchon
genähert haben; der größte Theil der Kaufmannſchaft iſt vollkom-
men mit unſerm geſellſchaftlichen Tone vertraut; die angeſehen-
ſten Mitglieder derſelben ſind in Europa geweſen, und wiſſen im
vollen Maaße die Vortheile des geſelligen Lebens zu ſchäzen, und
wenn es unter unſern Mitbürgern noch einige wenige gibt, die
manche eingewurzelte Gewohnheiten und Vorurtheile noch nicht
ablegen können, ſo erkennen doch die meiſten das Beſſere, und
nehmen gern die europäiſchen Gebräuche an. So war es dem
Beobachter im höchſten Grade erfreulich zu ſehen, daß die Frauen
und Töchter der bieſigen Bürger dieſes Feſt durch ihre Gegen-
wart verſchönerten, indem es in den dreißig Jahren, ſeit die
Ruſſen in dieſem Lande ſind, das erſtemal war, daß ſie in der
Geſellſchaft erſchienen. — Als unſre Truppen Erzerum beſezten,
fanden ſie daſelbſt die Produkte ſo ſehr in Ueberfluß und zu ſo
niedrigen Preiſen, daß ſelbſt der Krieg und der Zuwachs von mehr
als 25,000 Mann (Alles was nicht zur Fronte gehörte, mit ein-
gerechnet) die Marktpreiſe der Lebensmittel nur um ein Gerin-
ges erhöhten, welches ein Beweis von der großen Fruchtbarkeit
des Landes iſt.“
Türkei.
In der Gazette de France vom 7 Jan. las man Folgendes:
„Mehemed Ali, Paſcha von Aegypten, hat einen repräſentativen
Rath um ſich verſammelt, der aus Deputirten beſteht, die von
den Städten und den Provinzen gewählt ſind. Er hat demſelben
bereits verſchiedene Fragen in Geſezgebungs- und Verwaltungs-
ſachen vorgelegt. Zu gleicher Zeit hat er angefangen, durch eine
in türkiſcher und arabiſcher Sprache gedrukte Zeitung die Bera-
thungen und Beſchlüſſe dieſer neuen Verſammlung bekannt zu ma-
chen. Dieſe merkwürdigen Neuerungen wurden plözlich ausge-
führt, ohne daß etwas davon verlautet hatte. Die erſten Num-
mern des neuen ägyptiſchen Journals ſind einem unſrer Gelehr-
ten zugekommen, der durch ſeine beſonderen Verbindungen mit
der gegenwärtigen Regierung von Aegypten bekannt iſt; und wir
haben erfahren, daß nun eine beſondere Bekanntmachung über
das Ganze der erwähnten Ereigniſſe erfolgen ſoll.“
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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