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Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] genwärtig die Wiener Börse nach der hiesigen, von der Rükwir-
kung aber lasse sich ein noch fernerweites Steigen hier erwarten.
Auf Lieferung war der Umsaz besonders sehr lebhaft in den neuen
4proz. Metalliques, die man für Ende Februars zu 953/4 bezahlte,
und in dem Wiener Stadt-Banco, wovon ansehuliche Partien
für den nemlichen Termin zu 60 3/8 bedungen wurden. Die gün-
stigen Wechselfälle, welche das zulezt genannte Effekt erfuhr, da
es in den beiden jüngsten Serienziehungen herauskam, wodurch
für den Betrag von zwei Millionen Gulden davon außer Umlauf
gesezt wurden, haben demselben neuerdings viele Liebhaber zuge-
wandt. Auch schmeichelt man sich noch mit der Hofnung, daß
der Zeitpunkt demnächst eintreten möchte, wo die Zinsen dieses
Effekts, die bekanntlich zeither in Papiergeld berechuet wurden, in
klingender Münze nach ihrem Nominalbetrage bezahlt werden
dürften. Darmstädter 50 Guldenloose sind zu 1191/2 Proz. und
polnische Loose zu 58 3/8 preuß. Thaler gegen Baares und zu 58 5/8
pr. Thlr. für Ende dieses Monats gekauft worden. -- Gegen die
Lebhaftigkeit im Staatspapierhandel bildet die Stille, die im Wech-
selhandel fortwährend herrscht, einen auffallenden Abslich. Nur
Paris wird gesucht, und ist daher in kurzer Sicht auf 783/4 gestie-
gen. London dagegen ist in kurzer Sicht auf 151 und in 2 Mo-
nat Sicht auf 1501/2 zurükgegangen; Hamburg k. S. 1453/4.
Jn allen übrigen Devisen findet gar kein Umsaz statt; ihre Kurse
sind daher nur nominell. Der Diskonto ist auf 4 Prozent zurük-
gegangen. -- Jn der lezten Sizung des gesezgebenden Körpers
unsrer freien Stadt ist die Frage wegen Ratifikation der auf dem
jüngsten Kongresse zu Kassel von den Bevollmächtigten der mit-
teldeutschen Vereinsstaaten gefaßten Beschlüsse mit einer Stim-
menmehrheit von 65 gegen 10 affirmativ beantwortet worden.
Unter diesen Beschlüssen nennt man bekanntlich als einen der
wichtigsten, die Verlängerung der Dauer des Vereinsvertrags auf
fernerweite sechs Jahre, nach Ablauf der ersten sechsjährigen Pe-
riode. -- Am 9 d. hatten wir bis jezt die strengste Kälte in die-
sem Winter. Der Thermometer fiel um 7 Uhr Morgens auf
16 Grad unter dem Gefrierpunkt nach Reaumur. Tags zuvor
hatten wir 3 Grad Wärme gehabt.

Preußen.

Ein Schreiben aus Berlin vom 8 Jan. im Nürnberger
Korrespondenten sagt: "Der Freiherr v. Müffling ist nach St.
Petersburg abgereist, um Sr. Maj. dem Kaiser persönlich Bericht
über den Zustand der Pforte und die dortigen Verhältnisse abzu-
statten. Am 1 Jan. ist auch Se. königl. Hoh. der Prinz Albrecht
nach St. Petersburg abgegangen, und man will wissen, daß auch
Se. Maj. der König mit Jhrer Durchl. der Frau Fürstin von Liegnitz
im nächsten Sommer daselbst einen Besuch abstatten werde. --
Vor einigen Tagen wurde hier von einer Anleihe gesprochen,
welche Preußen zur Ablösung seiner 5prozentigen englischen An-
leihe abschließen wolle. Sicheres ist jedoch darüber nicht zu er-
fahren, und es scheint an diesem Gerüchte kaum etwas Wahres
zu seyn. Man weiß, daß sich in unserm Staatsschaze eine Sum-
me von wenigstens zwölf Millionen Thalern befindet, so daß der
Aufkauf der ersten englischen Anleihe, welcher übrigens bereits
mit der Ausloosung von Schuldscheinen im Werth zu beinahe 21/2
Millionen begonnen hat, auch ohne eine Anleihe bewirkt werden
kan. -- Wenn es Preußen gelingt sein jeziges System, sich in
die politischen Verwikelungen nicht anders als mit einem wohlge-
meynten Rath zur rechten Zeit zu mischen, konsequent zu verfol-
[Spaltenumbruch] gen, so ist das Land binnen 60 Jahren schuldenfrei, und eine
Summe von sieben bis acht Millionen Thalern, die jezt für Zin-
sen verausgabt wird, kan theils an den Steuern erlassen, theils
zu andern Zweken verwendet werden. Bewunderung verdient es
immer, daß Preußen nach einem so unglüklichen Jahre, in wel-
chem die Verwaltung aus mehrern Regierungsbezirken nicht allein
keine Steuern beziehen konnte, sondern sogar noch beträchtliche Sum-
men zur Unterstüzung der Ueberschwemmten anweisen mußte, eine
solche Finanzoperation unternimmt, ohne daß dis auf den ge-
wöhnlichen Gang der Schuldentilgung einen Einfluß äußert. Die
allgemeine Achtung, welche sich die preußische Finanzverwaltung
unter dem wakern Minister v. Motz erworben hat, zeigt sich auch
in dem hohen Stande mehrerer Staatspapiere, da die 5prozen-
tigen Staatsschuldscheine bereits über pari und so hoch als die
östreichischen 5prozentigen Metalliques stehen."

Rußland.

Aus Satunoff in Vessarabien schreibt man unterm 2 Dec.:
"Das ganze Korps des Generals der Kavallerie, Grafen Pahlen,
ist bereits aus Rumelien zurükgekehrt und über die Donau gegan-
gen. Den Gesundheitsvorschriften zufolge, hat man alle Offiziere
und Soldaten untersucht und keinen verdächtigen Kranken gefun-
den. Alles Gepäk und alle Geräthschaften ohne Ausnahme wur-
den nach der Methode von Guiton Morvaur gereinigt. Das ge-
nannte Korps besteht aus 7 Regimentern Jnfanterie, 4 Regimen-
tern Jäger, 4 Regimentern Husaren und 5 Kompagnien Artille-
rie. Graf Pahlen selbst hat die Quarantaineanstalt zu Dubossarp
bezogen, und wird nach beendigtem Termine ins innere Rußland
abreisen."


Jn einem Schreiben aus Jsmail vom 13 Dec. heißt es:
"Kaum hatten wir uns von dem durch das neuliche Erdbeben
verursachten Schreken erholt, als ein neues Ereigniß unsre Stadt
in die größte Angst und Trauer versezte. Gestern um 1 Uhr Nach-
mittags flog das hier überwinternde, den Türken abgenommene,
und mit Pulver und anderer Artilleriemunition beladene Schif
St. Nikolaus mit zwei Matrosen, die sich an Bord desselben be-
fanden, in die Luft. Vier Fahrzeuge, die in der Nähe lagen,
wurden in einem Nu vernichtet und ihre Trümmer weithin durch
die Lüfte fortgeschleudert; mehrere andere Fahrzeuge erlitten be-
deutende Beschädigungen. Die einzelnen Gegenstände von Eisen
und Holz, so wie die großen Stüke Eis, welche durch die Gewalt
der Erplosion umhergeschleudert wurden, haben in der Stadt gro-
ßen Schaden verursacht. Zwei Magazine wurden gänzlich zertrüm-
mert; in mehr als 50 Hänsern stürzten Dächer, Zimmerdeken
und Mauern ein; in 460 Gebäuden blieb keine Fensterscheibe
ganz, und Oefen sowol als Thüren wurden stark beschädigt. Noch
kennt man nicht genau die Zahl der durch dieses traurige Ereigniß
umgekommenen Menschen; indessen weiß man bereits, daß 42 ver-
wundet und 6 getödtet worden sind."


Die Rükkehr der Kälte und aus der Mündung des Dnieper
angetriebenes Eis hatten den Hafen von Odessa auf's Neue ge-
schlossen. Vom 9 bis zum 20 Dec. waren 28 mit Getreide be-
ladene Schiffe von dort nach dem Auslande gesegelt; am 19 kam
ein englisches Schif von Galacz an.

Oestreich.

Der Kourierwechsel zwischen Konstantino-
pel, London und Paris ist wieder sehr lebhaft; man sieht daher
in kurzer Zeit wichtigen Resultaten entgegen, und glaubt allge-
mein, daß die Pforte nächstens Griechenland anerkennen werde. --
J. königl. Hoh. die Frau Herzogin von Lucca, Se. Durchl. der
regierende Herzog von Nassau, und der bei dem k. k. Hofe akkre-
ditirte königl. französische Botschafter, Hr. v. Rayneval, sind hier
eingetroffen.

Türkei.

Die beiden neuesten Blätter des Courrier de Smyrne sind zum
erstenmal mit einer Vignette erschienen, die einen Tataren zu
Pferde darstellt; darunter steht als Motto: Victrix causa Diis
placuit, sed victa. . . .

Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.

[Spaltenumbruch] genwärtig die Wiener Börſe nach der hieſigen, von der Rükwir-
kung aber laſſe ſich ein noch fernerweites Steigen hier erwarten.
Auf Lieferung war der Umſaz beſonders ſehr lebhaft in den neuen
4proz. Metalliques, die man für Ende Februars zu 95¾ bezahlte,
und in dem Wiener Stadt-Banco, wovon anſehuliche Partien
für den nemlichen Termin zu 60⅜ bedungen wurden. Die gün-
ſtigen Wechſelfälle, welche das zulezt genannte Effekt erfuhr, da
es in den beiden jüngſten Serienziehungen herauskam, wodurch
für den Betrag von zwei Millionen Gulden davon außer Umlauf
geſezt wurden, haben demſelben neuerdings viele Liebhaber zuge-
wandt. Auch ſchmeichelt man ſich noch mit der Hofnung, daß
der Zeitpunkt demnächſt eintreten möchte, wo die Zinſen dieſes
Effekts, die bekanntlich zeither in Papiergeld berechuet wurden, in
klingender Münze nach ihrem Nominalbetrage bezahlt werden
dürften. Darmſtädter 50 Guldenlooſe ſind zu 119½ Proz. und
polniſche Looſe zu 58⅜ preuß. Thaler gegen Baares und zu 58⅝
pr. Thlr. für Ende dieſes Monats gekauft worden. — Gegen die
Lebhaftigkeit im Staatspapierhandel bildet die Stille, die im Wech-
ſelhandel fortwährend herrſcht, einen auffallenden Abſlich. Nur
Paris wird geſucht, und iſt daher in kurzer Sicht auf 78¾ geſtie-
gen. London dagegen iſt in kurzer Sicht auf 151 und in 2 Mo-
nat Sicht auf 150½ zurükgegangen; Hamburg k. S. 145¾.
Jn allen übrigen Deviſen findet gar kein Umſaz ſtatt; ihre Kurſe
ſind daher nur nominell. Der Diskonto iſt auf 4 Prozent zurük-
gegangen. — Jn der lezten Sizung des geſezgebenden Körpers
unſrer freien Stadt iſt die Frage wegen Ratifikation der auf dem
jüngſten Kongreſſe zu Kaſſel von den Bevollmächtigten der mit-
teldeutſchen Vereinsſtaaten gefaßten Beſchlüſſe mit einer Stim-
menmehrheit von 65 gegen 10 affirmativ beantwortet worden.
Unter dieſen Beſchlüſſen nennt man bekanntlich als einen der
wichtigſten, die Verlängerung der Dauer des Vereinsvertrags auf
fernerweite ſechs Jahre, nach Ablauf der erſten ſechsjährigen Pe-
riode. — Am 9 d. hatten wir bis jezt die ſtrengſte Kälte in die-
ſem Winter. Der Thermometer fiel um 7 Uhr Morgens auf
16 Grad unter dem Gefrierpunkt nach Reaumur. Tags zuvor
hatten wir 3 Grad Wärme gehabt.

Preußen.

Ein Schreiben aus Berlin vom 8 Jan. im Nürnberger
Korreſpondenten ſagt: „Der Freiherr v. Müffling iſt nach St.
Petersburg abgereist, um Sr. Maj. dem Kaiſer perſönlich Bericht
über den Zuſtand der Pforte und die dortigen Verhältniſſe abzu-
ſtatten. Am 1 Jan. iſt auch Se. königl. Hoh. der Prinz Albrecht
nach St. Petersburg abgegangen, und man will wiſſen, daß auch
Se. Maj. der König mit Jhrer Durchl. der Frau Fürſtin von Liegnitz
im nächſten Sommer daſelbſt einen Beſuch abſtatten werde. —
Vor einigen Tagen wurde hier von einer Anleihe geſprochen,
welche Preußen zur Ablöſung ſeiner 5prozentigen engliſchen An-
leihe abſchließen wolle. Sicheres iſt jedoch darüber nicht zu er-
fahren, und es ſcheint an dieſem Gerüchte kaum etwas Wahres
zu ſeyn. Man weiß, daß ſich in unſerm Staatsſchaze eine Sum-
me von wenigſtens zwölf Millionen Thalern befindet, ſo daß der
Aufkauf der erſten engliſchen Anleihe, welcher übrigens bereits
mit der Auslooſung von Schuldſcheinen im Werth zu beinahe 2½
Millionen begonnen hat, auch ohne eine Anleihe bewirkt werden
kan. — Wenn es Preußen gelingt ſein jeziges Syſtem, ſich in
die politiſchen Verwikelungen nicht anders als mit einem wohlge-
meynten Rath zur rechten Zeit zu miſchen, konſequent zu verfol-
[Spaltenumbruch] gen, ſo iſt das Land binnen 60 Jahren ſchuldenfrei, und eine
Summe von ſieben bis acht Millionen Thalern, die jezt für Zin-
ſen verausgabt wird, kan theils an den Steuern erlaſſen, theils
zu andern Zweken verwendet werden. Bewunderung verdient es
immer, daß Preußen nach einem ſo unglüklichen Jahre, in wel-
chem die Verwaltung aus mehrern Regierungsbezirken nicht allein
keine Steuern beziehen konnte, ſondern ſogar noch beträchtliche Sum-
men zur Unterſtüzung der Ueberſchwemmten anweiſen mußte, eine
ſolche Finanzoperation unternimmt, ohne daß dis auf den ge-
wöhnlichen Gang der Schuldentilgung einen Einfluß äußert. Die
allgemeine Achtung, welche ſich die preußiſche Finanzverwaltung
unter dem wakern Miniſter v. Motz erworben hat, zeigt ſich auch
in dem hohen Stande mehrerer Staatspapiere, da die 5prozen-
tigen Staatsſchuldſcheine bereits über pari und ſo hoch als die
öſtreichiſchen 5prozentigen Metalliques ſtehen.“

Rußland.

Aus Satunoff in Veſſarabien ſchreibt man unterm 2 Dec.:
„Das ganze Korps des Generals der Kavallerie, Grafen Pahlen,
iſt bereits aus Rumelien zurükgekehrt und über die Donau gegan-
gen. Den Geſundheitsvorſchriften zufolge, hat man alle Offiziere
und Soldaten unterſucht und keinen verdächtigen Kranken gefun-
den. Alles Gepäk und alle Geräthſchaften ohne Ausnahme wur-
den nach der Methode von Guiton Morvaur gereinigt. Das ge-
nannte Korps beſteht aus 7 Regimentern Jnfanterie, 4 Regimen-
tern Jäger, 4 Regimentern Huſaren und 5 Kompagnien Artille-
rie. Graf Pahlen ſelbſt hat die Quarantaineanſtalt zu Duboſſarp
bezogen, und wird nach beendigtem Termine ins innere Rußland
abreiſen.“


Jn einem Schreiben aus Jſmail vom 13 Dec. heißt es:
„Kaum hatten wir uns von dem durch das neuliche Erdbeben
verurſachten Schreken erholt, als ein neues Ereigniß unſre Stadt
in die größte Angſt und Trauer verſezte. Geſtern um 1 Uhr Nach-
mittags flog das hier überwinternde, den Türken abgenommene,
und mit Pulver und anderer Artilleriemunition beladene Schif
St. Nikolaus mit zwei Matroſen, die ſich an Bord deſſelben be-
fanden, in die Luft. Vier Fahrzeuge, die in der Nähe lagen,
wurden in einem Nu vernichtet und ihre Trümmer weithin durch
die Lüfte fortgeſchleudert; mehrere andere Fahrzeuge erlitten be-
deutende Beſchädigungen. Die einzelnen Gegenſtände von Eiſen
und Holz, ſo wie die großen Stüke Eis, welche durch die Gewalt
der Erploſion umhergeſchleudert wurden, haben in der Stadt gro-
ßen Schaden verurſacht. Zwei Magazine wurden gänzlich zertrüm-
mert; in mehr als 50 Hänſern ſtürzten Dächer, Zimmerdeken
und Mauern ein; in 460 Gebäuden blieb keine Fenſterſcheibe
ganz, und Oefen ſowol als Thüren wurden ſtark beſchädigt. Noch
kennt man nicht genau die Zahl der durch dieſes traurige Ereigniß
umgekommenen Menſchen; indeſſen weiß man bereits, daß 42 ver-
wundet und 6 getödtet worden ſind.“


Die Rükkehr der Kälte und aus der Mündung des Dnieper
angetriebenes Eis hatten den Hafen von Odeſſa auf’s Neue ge-
ſchloſſen. Vom 9 bis zum 20 Dec. waren 28 mit Getreide be-
ladene Schiffe von dort nach dem Auslande geſegelt; am 19 kam
ein engliſches Schif von Galacz an.

Oeſtreich.

Der Kourierwechſel zwiſchen Konſtantino-
pel, London und Paris iſt wieder ſehr lebhaft; man ſieht daher
in kurzer Zeit wichtigen Reſultaten entgegen, und glaubt allge-
mein, daß die Pforte nächſtens Griechenland anerkennen werde. —
J. königl. Hoh. die Frau Herzogin von Lucca, Se. Durchl. der
regierende Herzog von Naſſau, und der bei dem k. k. Hofe akkre-
ditirte königl. franzöſiſche Botſchafter, Hr. v. Rayneval, ſind hier
eingetroffen.

Türkei.

Die beiden neueſten Blätter des Courrier de Smyrne ſind zum
erſtenmal mit einer Vignette erſchienen, die einen Tataren zu
Pferde darſtellt; darunter ſteht als Motto: Victrix causa Diis
placuit, sed victa. . . .

Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.
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[60/0004] genwärtig die Wiener Börſe nach der hieſigen, von der Rükwir- kung aber laſſe ſich ein noch fernerweites Steigen hier erwarten. Auf Lieferung war der Umſaz beſonders ſehr lebhaft in den neuen 4proz. Metalliques, die man für Ende Februars zu 95¾ bezahlte, und in dem Wiener Stadt-Banco, wovon anſehuliche Partien für den nemlichen Termin zu 60⅜ bedungen wurden. Die gün- ſtigen Wechſelfälle, welche das zulezt genannte Effekt erfuhr, da es in den beiden jüngſten Serienziehungen herauskam, wodurch für den Betrag von zwei Millionen Gulden davon außer Umlauf geſezt wurden, haben demſelben neuerdings viele Liebhaber zuge- wandt. Auch ſchmeichelt man ſich noch mit der Hofnung, daß der Zeitpunkt demnächſt eintreten möchte, wo die Zinſen dieſes Effekts, die bekanntlich zeither in Papiergeld berechuet wurden, in klingender Münze nach ihrem Nominalbetrage bezahlt werden dürften. Darmſtädter 50 Guldenlooſe ſind zu 119½ Proz. und polniſche Looſe zu 58⅜ preuß. Thaler gegen Baares und zu 58⅝ pr. Thlr. für Ende dieſes Monats gekauft worden. — Gegen die Lebhaftigkeit im Staatspapierhandel bildet die Stille, die im Wech- ſelhandel fortwährend herrſcht, einen auffallenden Abſlich. Nur Paris wird geſucht, und iſt daher in kurzer Sicht auf 78¾ geſtie- gen. London dagegen iſt in kurzer Sicht auf 151 und in 2 Mo- nat Sicht auf 150½ zurükgegangen; Hamburg k. S. 145¾. Jn allen übrigen Deviſen findet gar kein Umſaz ſtatt; ihre Kurſe ſind daher nur nominell. Der Diskonto iſt auf 4 Prozent zurük- gegangen. — Jn der lezten Sizung des geſezgebenden Körpers unſrer freien Stadt iſt die Frage wegen Ratifikation der auf dem jüngſten Kongreſſe zu Kaſſel von den Bevollmächtigten der mit- teldeutſchen Vereinsſtaaten gefaßten Beſchlüſſe mit einer Stim- menmehrheit von 65 gegen 10 affirmativ beantwortet worden. Unter dieſen Beſchlüſſen nennt man bekanntlich als einen der wichtigſten, die Verlängerung der Dauer des Vereinsvertrags auf fernerweite ſechs Jahre, nach Ablauf der erſten ſechsjährigen Pe- riode. — Am 9 d. hatten wir bis jezt die ſtrengſte Kälte in die- ſem Winter. Der Thermometer fiel um 7 Uhr Morgens auf 16 Grad unter dem Gefrierpunkt nach Reaumur. Tags zuvor hatten wir 3 Grad Wärme gehabt. Preußen. Ein Schreiben aus Berlin vom 8 Jan. im Nürnberger Korreſpondenten ſagt: „Der Freiherr v. Müffling iſt nach St. Petersburg abgereist, um Sr. Maj. dem Kaiſer perſönlich Bericht über den Zuſtand der Pforte und die dortigen Verhältniſſe abzu- ſtatten. Am 1 Jan. iſt auch Se. königl. Hoh. der Prinz Albrecht nach St. Petersburg abgegangen, und man will wiſſen, daß auch Se. Maj. der König mit Jhrer Durchl. der Frau Fürſtin von Liegnitz im nächſten Sommer daſelbſt einen Beſuch abſtatten werde. — Vor einigen Tagen wurde hier von einer Anleihe geſprochen, welche Preußen zur Ablöſung ſeiner 5prozentigen engliſchen An- leihe abſchließen wolle. Sicheres iſt jedoch darüber nicht zu er- fahren, und es ſcheint an dieſem Gerüchte kaum etwas Wahres zu ſeyn. Man weiß, daß ſich in unſerm Staatsſchaze eine Sum- me von wenigſtens zwölf Millionen Thalern befindet, ſo daß der Aufkauf der erſten engliſchen Anleihe, welcher übrigens bereits mit der Auslooſung von Schuldſcheinen im Werth zu beinahe 2½ Millionen begonnen hat, auch ohne eine Anleihe bewirkt werden kan. — Wenn es Preußen gelingt ſein jeziges Syſtem, ſich in die politiſchen Verwikelungen nicht anders als mit einem wohlge- meynten Rath zur rechten Zeit zu miſchen, konſequent zu verfol- gen, ſo iſt das Land binnen 60 Jahren ſchuldenfrei, und eine Summe von ſieben bis acht Millionen Thalern, die jezt für Zin- ſen verausgabt wird, kan theils an den Steuern erlaſſen, theils zu andern Zweken verwendet werden. Bewunderung verdient es immer, daß Preußen nach einem ſo unglüklichen Jahre, in wel- chem die Verwaltung aus mehrern Regierungsbezirken nicht allein keine Steuern beziehen konnte, ſondern ſogar noch beträchtliche Sum- men zur Unterſtüzung der Ueberſchwemmten anweiſen mußte, eine ſolche Finanzoperation unternimmt, ohne daß dis auf den ge- wöhnlichen Gang der Schuldentilgung einen Einfluß äußert. Die allgemeine Achtung, welche ſich die preußiſche Finanzverwaltung unter dem wakern Miniſter v. Motz erworben hat, zeigt ſich auch in dem hohen Stande mehrerer Staatspapiere, da die 5prozen- tigen Staatsſchuldſcheine bereits über pari und ſo hoch als die öſtreichiſchen 5prozentigen Metalliques ſtehen.“ Rußland. Aus Satunoff in Veſſarabien ſchreibt man unterm 2 Dec.: „Das ganze Korps des Generals der Kavallerie, Grafen Pahlen, iſt bereits aus Rumelien zurükgekehrt und über die Donau gegan- gen. Den Geſundheitsvorſchriften zufolge, hat man alle Offiziere und Soldaten unterſucht und keinen verdächtigen Kranken gefun- den. Alles Gepäk und alle Geräthſchaften ohne Ausnahme wur- den nach der Methode von Guiton Morvaur gereinigt. Das ge- nannte Korps beſteht aus 7 Regimentern Jnfanterie, 4 Regimen- tern Jäger, 4 Regimentern Huſaren und 5 Kompagnien Artille- rie. Graf Pahlen ſelbſt hat die Quarantaineanſtalt zu Duboſſarp bezogen, und wird nach beendigtem Termine ins innere Rußland abreiſen.“ Jn einem Schreiben aus Jſmail vom 13 Dec. heißt es: „Kaum hatten wir uns von dem durch das neuliche Erdbeben verurſachten Schreken erholt, als ein neues Ereigniß unſre Stadt in die größte Angſt und Trauer verſezte. Geſtern um 1 Uhr Nach- mittags flog das hier überwinternde, den Türken abgenommene, und mit Pulver und anderer Artilleriemunition beladene Schif St. Nikolaus mit zwei Matroſen, die ſich an Bord deſſelben be- fanden, in die Luft. Vier Fahrzeuge, die in der Nähe lagen, wurden in einem Nu vernichtet und ihre Trümmer weithin durch die Lüfte fortgeſchleudert; mehrere andere Fahrzeuge erlitten be- deutende Beſchädigungen. Die einzelnen Gegenſtände von Eiſen und Holz, ſo wie die großen Stüke Eis, welche durch die Gewalt der Erploſion umhergeſchleudert wurden, haben in der Stadt gro- ßen Schaden verurſacht. Zwei Magazine wurden gänzlich zertrüm- mert; in mehr als 50 Hänſern ſtürzten Dächer, Zimmerdeken und Mauern ein; in 460 Gebäuden blieb keine Fenſterſcheibe ganz, und Oefen ſowol als Thüren wurden ſtark beſchädigt. Noch kennt man nicht genau die Zahl der durch dieſes traurige Ereigniß umgekommenen Menſchen; indeſſen weiß man bereits, daß 42 ver- wundet und 6 getödtet worden ſind.“ Die Rükkehr der Kälte und aus der Mündung des Dnieper angetriebenes Eis hatten den Hafen von Odeſſa auf’s Neue ge- ſchloſſen. Vom 9 bis zum 20 Dec. waren 28 mit Getreide be- ladene Schiffe von dort nach dem Auslande geſegelt; am 19 kam ein engliſches Schif von Galacz an. Oeſtreich. † Wien, 9 Jan. Der Kourierwechſel zwiſchen Konſtantino- pel, London und Paris iſt wieder ſehr lebhaft; man ſieht daher in kurzer Zeit wichtigen Reſultaten entgegen, und glaubt allge- mein, daß die Pforte nächſtens Griechenland anerkennen werde. — J. königl. Hoh. die Frau Herzogin von Lucca, Se. Durchl. der regierende Herzog von Naſſau, und der bei dem k. k. Hofe akkre- ditirte königl. franzöſiſche Botſchafter, Hr. v. Rayneval, ſind hier eingetroffen. Türkei. Die beiden neueſten Blätter des Courrier de Smyrne ſind zum erſtenmal mit einer Vignette erſchienen, die einen Tataren zu Pferde darſtellt; darunter ſteht als Motto: Victrix causa Diis placuit, sed victa. . . . Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1830/4>, abgerufen am 23.11.2024.