Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830.[Spaltenumbruch]
genwärtig die Wiener Börse nach der hiesigen, von der Rükwir- Preußen. Ein Schreiben aus Berlin vom 8 Jan. im Nürnberger Rußland. Aus Satunoff in Vessarabien schreibt man unterm 2 Dec.: Jn einem Schreiben aus Jsmail vom 13 Dec. heißt es: Die Rükkehr der Kälte und aus der Mündung des Dnieper Oestreich. + Wien, 9 Jan. Der Kourierwechsel zwischen Konstantino- Türkei. Die beiden neuesten Blätter des Courrier de Smyrne sind zum Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann. [Spaltenumbruch]
genwärtig die Wiener Börſe nach der hieſigen, von der Rükwir- Preußen. Ein Schreiben aus Berlin vom 8 Jan. im Nürnberger Rußland. Aus Satunoff in Veſſarabien ſchreibt man unterm 2 Dec.: Jn einem Schreiben aus Jſmail vom 13 Dec. heißt es: Die Rükkehr der Kälte und aus der Mündung des Dnieper Oeſtreich. † Wien, 9 Jan. Der Kourierwechſel zwiſchen Konſtantino- Türkei. Die beiden neueſten Blätter des Courrier de Smyrne ſind zum Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann. <TEI> <text> <body> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="60"/><cb/> genwärtig die Wiener Börſe nach der hieſigen, von der Rükwir-<lb/> kung aber laſſe ſich ein noch fernerweites Steigen hier erwarten.<lb/> Auf Lieferung war der Umſaz beſonders ſehr lebhaft in den neuen<lb/> 4proz. Metalliques, die man für Ende Februars zu 95¾ bezahlte,<lb/> und in dem Wiener Stadt-Banco, wovon anſehuliche Partien<lb/> für den nemlichen Termin zu 60⅜ bedungen wurden. Die gün-<lb/> ſtigen Wechſelfälle, welche das zulezt genannte Effekt erfuhr, da<lb/> es in den beiden jüngſten Serienziehungen herauskam, wodurch<lb/> für den Betrag von zwei Millionen Gulden davon außer Umlauf<lb/> geſezt wurden, haben demſelben neuerdings viele Liebhaber zuge-<lb/> wandt. Auch ſchmeichelt man ſich noch mit der Hofnung, daß<lb/> der Zeitpunkt demnächſt eintreten möchte, wo die Zinſen dieſes<lb/> Effekts, die bekanntlich zeither in Papiergeld berechuet wurden, in<lb/> klingender Münze nach ihrem Nominalbetrage bezahlt werden<lb/> dürften. Darmſtädter 50 Guldenlooſe ſind zu 119½ Proz. und<lb/> polniſche Looſe zu 58⅜ preuß. Thaler gegen Baares und zu 58⅝<lb/> pr. Thlr. für Ende dieſes Monats gekauft worden. — Gegen die<lb/> Lebhaftigkeit im Staatspapierhandel bildet die Stille, die im Wech-<lb/> ſelhandel fortwährend herrſcht, einen auffallenden Abſlich. Nur<lb/> Paris wird geſucht, und iſt daher in kurzer Sicht auf 78¾ geſtie-<lb/> gen. London dagegen iſt in kurzer Sicht auf 151 und in 2 Mo-<lb/> nat Sicht auf 150½ zurükgegangen; Hamburg k. S. 145¾.<lb/> Jn allen übrigen Deviſen findet gar kein Umſaz ſtatt; ihre Kurſe<lb/> ſind daher nur nominell. Der Diskonto iſt auf 4 Prozent zurük-<lb/> gegangen. — Jn der lezten Sizung des geſezgebenden Körpers<lb/> unſrer freien Stadt iſt die Frage wegen Ratifikation der auf dem<lb/> jüngſten Kongreſſe zu Kaſſel von den Bevollmächtigten der mit-<lb/> teldeutſchen Vereinsſtaaten gefaßten Beſchlüſſe mit einer Stim-<lb/> menmehrheit von 65 gegen 10 affirmativ beantwortet worden.<lb/> Unter dieſen Beſchlüſſen nennt man bekanntlich als einen der<lb/> wichtigſten, die Verlängerung der Dauer des Vereinsvertrags auf<lb/> fernerweite ſechs Jahre, nach Ablauf der erſten ſechsjährigen Pe-<lb/> riode. — Am 9 d. hatten wir bis jezt die ſtrengſte Kälte in die-<lb/> ſem Winter. Der Thermometer fiel um 7 Uhr Morgens auf<lb/> 16 Grad unter dem Gefrierpunkt nach Reaumur. 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Sicheres iſt jedoch darüber nicht zu er-<lb/> fahren, und es ſcheint an dieſem Gerüchte kaum etwas Wahres<lb/> zu ſeyn. Man weiß, daß ſich in unſerm Staatsſchaze eine Sum-<lb/> me von wenigſtens zwölf Millionen Thalern befindet, ſo daß der<lb/> Aufkauf der erſten engliſchen Anleihe, welcher übrigens bereits<lb/> mit der Auslooſung von Schuldſcheinen im Werth zu beinahe 2½<lb/> Millionen begonnen hat, auch ohne eine Anleihe bewirkt werden<lb/> kan. — Wenn es Preußen gelingt ſein jeziges Syſtem, ſich in<lb/> die politiſchen Verwikelungen nicht anders als mit einem wohlge-<lb/> meynten Rath zur rechten Zeit zu miſchen, konſequent zu verfol-<lb/><cb/> gen, ſo iſt das Land binnen 60 Jahren ſchuldenfrei, und eine<lb/> Summe von ſieben bis acht Millionen Thalern, die jezt für Zin-<lb/> ſen verausgabt wird, kan theils an den Steuern erlaſſen, theils<lb/> zu andern Zweken verwendet werden. Bewunderung verdient es<lb/> immer, daß Preußen nach einem ſo unglüklichen Jahre, in wel-<lb/> chem die Verwaltung aus mehrern Regierungsbezirken nicht allein<lb/> keine Steuern beziehen konnte, ſondern ſogar noch beträchtliche Sum-<lb/> men zur Unterſtüzung der Ueberſchwemmten anweiſen mußte, eine<lb/> ſolche Finanzoperation unternimmt, ohne daß dis auf den ge-<lb/> wöhnlichen Gang der Schuldentilgung einen Einfluß äußert. Die<lb/> allgemeine Achtung, welche ſich die preußiſche Finanzverwaltung<lb/> unter dem wakern Miniſter v. Motz erworben hat, zeigt ſich auch<lb/> in dem hohen Stande mehrerer Staatspapiere, da die 5prozen-<lb/> tigen Staatsſchuldſcheine bereits über <hi rendition="#aq">pari</hi> und ſo hoch als die<lb/> öſtreichiſchen 5prozentigen Metalliques ſtehen.“</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Rußland</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Aus <hi rendition="#g">Satunoff</hi> in Veſſarabien ſchreibt man unterm 2 Dec.:<lb/> „Das ganze Korps des Generals der Kavallerie, Grafen Pahlen,<lb/> iſt bereits aus Rumelien zurükgekehrt und über die Donau gegan-<lb/> gen. Den Geſundheitsvorſchriften zufolge, hat man alle Offiziere<lb/> und Soldaten unterſucht und keinen verdächtigen Kranken gefun-<lb/> den. Alles Gepäk und alle Geräthſchaften ohne Ausnahme wur-<lb/> den nach der Methode von Guiton Morvaur gereinigt. Das ge-<lb/> nannte Korps beſteht aus 7 Regimentern Jnfanterie, 4 Regimen-<lb/> tern Jäger, 4 Regimentern Huſaren und 5 Kompagnien Artille-<lb/> rie. Graf Pahlen ſelbſt hat die Quarantaineanſtalt zu Duboſſarp<lb/> bezogen, und wird nach beendigtem Termine ins innere Rußland<lb/> abreiſen.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Jn einem Schreiben aus <hi rendition="#g">Jſmail</hi> vom 13 Dec. heißt es:<lb/> „Kaum hatten wir uns von dem durch das neuliche Erdbeben<lb/> verurſachten Schreken erholt, als ein neues Ereigniß unſre Stadt<lb/> in die größte Angſt und Trauer verſezte. Geſtern um 1 Uhr Nach-<lb/> mittags flog das hier überwinternde, den Türken abgenommene,<lb/> und mit Pulver und anderer Artilleriemunition beladene Schif<lb/> St. Nikolaus mit zwei Matroſen, die ſich an Bord deſſelben be-<lb/> fanden, in die Luft. Vier Fahrzeuge, die in der Nähe lagen,<lb/> wurden in einem Nu vernichtet und ihre Trümmer weithin durch<lb/> die Lüfte fortgeſchleudert; mehrere andere Fahrzeuge erlitten be-<lb/> deutende Beſchädigungen. Die einzelnen Gegenſtände von Eiſen<lb/> und Holz, ſo wie die großen Stüke Eis, welche durch die Gewalt<lb/> der Erploſion umhergeſchleudert wurden, haben in der Stadt gro-<lb/> ßen Schaden verurſacht. Zwei Magazine wurden gänzlich zertrüm-<lb/> mert; in mehr als 50 Hänſern ſtürzten Dächer, Zimmerdeken<lb/> und Mauern ein; in 460 Gebäuden blieb keine Fenſterſcheibe<lb/> ganz, und Oefen ſowol als Thüren wurden ſtark beſchädigt. Noch<lb/> kennt man nicht genau die Zahl der durch dieſes traurige Ereigniß<lb/> umgekommenen Menſchen; indeſſen weiß man bereits, daß 42 ver-<lb/> wundet und 6 getödtet worden ſind.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Die Rükkehr der Kälte und aus der Mündung des Dnieper<lb/> angetriebenes Eis hatten den Hafen von <hi rendition="#g">Odeſſa</hi> auf’s Neue ge-<lb/> ſchloſſen. 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genwärtig die Wiener Börſe nach der hieſigen, von der Rükwir-
kung aber laſſe ſich ein noch fernerweites Steigen hier erwarten.
Auf Lieferung war der Umſaz beſonders ſehr lebhaft in den neuen
4proz. Metalliques, die man für Ende Februars zu 95¾ bezahlte,
und in dem Wiener Stadt-Banco, wovon anſehuliche Partien
für den nemlichen Termin zu 60⅜ bedungen wurden. Die gün-
ſtigen Wechſelfälle, welche das zulezt genannte Effekt erfuhr, da
es in den beiden jüngſten Serienziehungen herauskam, wodurch
für den Betrag von zwei Millionen Gulden davon außer Umlauf
geſezt wurden, haben demſelben neuerdings viele Liebhaber zuge-
wandt. Auch ſchmeichelt man ſich noch mit der Hofnung, daß
der Zeitpunkt demnächſt eintreten möchte, wo die Zinſen dieſes
Effekts, die bekanntlich zeither in Papiergeld berechuet wurden, in
klingender Münze nach ihrem Nominalbetrage bezahlt werden
dürften. Darmſtädter 50 Guldenlooſe ſind zu 119½ Proz. und
polniſche Looſe zu 58⅜ preuß. Thaler gegen Baares und zu 58⅝
pr. Thlr. für Ende dieſes Monats gekauft worden. — Gegen die
Lebhaftigkeit im Staatspapierhandel bildet die Stille, die im Wech-
ſelhandel fortwährend herrſcht, einen auffallenden Abſlich. Nur
Paris wird geſucht, und iſt daher in kurzer Sicht auf 78¾ geſtie-
gen. London dagegen iſt in kurzer Sicht auf 151 und in 2 Mo-
nat Sicht auf 150½ zurükgegangen; Hamburg k. S. 145¾.
Jn allen übrigen Deviſen findet gar kein Umſaz ſtatt; ihre Kurſe
ſind daher nur nominell. Der Diskonto iſt auf 4 Prozent zurük-
gegangen. — Jn der lezten Sizung des geſezgebenden Körpers
unſrer freien Stadt iſt die Frage wegen Ratifikation der auf dem
jüngſten Kongreſſe zu Kaſſel von den Bevollmächtigten der mit-
teldeutſchen Vereinsſtaaten gefaßten Beſchlüſſe mit einer Stim-
menmehrheit von 65 gegen 10 affirmativ beantwortet worden.
Unter dieſen Beſchlüſſen nennt man bekanntlich als einen der
wichtigſten, die Verlängerung der Dauer des Vereinsvertrags auf
fernerweite ſechs Jahre, nach Ablauf der erſten ſechsjährigen Pe-
riode. — Am 9 d. hatten wir bis jezt die ſtrengſte Kälte in die-
ſem Winter. Der Thermometer fiel um 7 Uhr Morgens auf
16 Grad unter dem Gefrierpunkt nach Reaumur. Tags zuvor
hatten wir 3 Grad Wärme gehabt.
Preußen.
Ein Schreiben aus Berlin vom 8 Jan. im Nürnberger
Korreſpondenten ſagt: „Der Freiherr v. Müffling iſt nach St.
Petersburg abgereist, um Sr. Maj. dem Kaiſer perſönlich Bericht
über den Zuſtand der Pforte und die dortigen Verhältniſſe abzu-
ſtatten. Am 1 Jan. iſt auch Se. königl. Hoh. der Prinz Albrecht
nach St. Petersburg abgegangen, und man will wiſſen, daß auch
Se. Maj. der König mit Jhrer Durchl. der Frau Fürſtin von Liegnitz
im nächſten Sommer daſelbſt einen Beſuch abſtatten werde. —
Vor einigen Tagen wurde hier von einer Anleihe geſprochen,
welche Preußen zur Ablöſung ſeiner 5prozentigen engliſchen An-
leihe abſchließen wolle. Sicheres iſt jedoch darüber nicht zu er-
fahren, und es ſcheint an dieſem Gerüchte kaum etwas Wahres
zu ſeyn. Man weiß, daß ſich in unſerm Staatsſchaze eine Sum-
me von wenigſtens zwölf Millionen Thalern befindet, ſo daß der
Aufkauf der erſten engliſchen Anleihe, welcher übrigens bereits
mit der Auslooſung von Schuldſcheinen im Werth zu beinahe 2½
Millionen begonnen hat, auch ohne eine Anleihe bewirkt werden
kan. — Wenn es Preußen gelingt ſein jeziges Syſtem, ſich in
die politiſchen Verwikelungen nicht anders als mit einem wohlge-
meynten Rath zur rechten Zeit zu miſchen, konſequent zu verfol-
gen, ſo iſt das Land binnen 60 Jahren ſchuldenfrei, und eine
Summe von ſieben bis acht Millionen Thalern, die jezt für Zin-
ſen verausgabt wird, kan theils an den Steuern erlaſſen, theils
zu andern Zweken verwendet werden. Bewunderung verdient es
immer, daß Preußen nach einem ſo unglüklichen Jahre, in wel-
chem die Verwaltung aus mehrern Regierungsbezirken nicht allein
keine Steuern beziehen konnte, ſondern ſogar noch beträchtliche Sum-
men zur Unterſtüzung der Ueberſchwemmten anweiſen mußte, eine
ſolche Finanzoperation unternimmt, ohne daß dis auf den ge-
wöhnlichen Gang der Schuldentilgung einen Einfluß äußert. Die
allgemeine Achtung, welche ſich die preußiſche Finanzverwaltung
unter dem wakern Miniſter v. Motz erworben hat, zeigt ſich auch
in dem hohen Stande mehrerer Staatspapiere, da die 5prozen-
tigen Staatsſchuldſcheine bereits über pari und ſo hoch als die
öſtreichiſchen 5prozentigen Metalliques ſtehen.“
Rußland.
Aus Satunoff in Veſſarabien ſchreibt man unterm 2 Dec.:
„Das ganze Korps des Generals der Kavallerie, Grafen Pahlen,
iſt bereits aus Rumelien zurükgekehrt und über die Donau gegan-
gen. Den Geſundheitsvorſchriften zufolge, hat man alle Offiziere
und Soldaten unterſucht und keinen verdächtigen Kranken gefun-
den. Alles Gepäk und alle Geräthſchaften ohne Ausnahme wur-
den nach der Methode von Guiton Morvaur gereinigt. Das ge-
nannte Korps beſteht aus 7 Regimentern Jnfanterie, 4 Regimen-
tern Jäger, 4 Regimentern Huſaren und 5 Kompagnien Artille-
rie. Graf Pahlen ſelbſt hat die Quarantaineanſtalt zu Duboſſarp
bezogen, und wird nach beendigtem Termine ins innere Rußland
abreiſen.“
Jn einem Schreiben aus Jſmail vom 13 Dec. heißt es:
„Kaum hatten wir uns von dem durch das neuliche Erdbeben
verurſachten Schreken erholt, als ein neues Ereigniß unſre Stadt
in die größte Angſt und Trauer verſezte. Geſtern um 1 Uhr Nach-
mittags flog das hier überwinternde, den Türken abgenommene,
und mit Pulver und anderer Artilleriemunition beladene Schif
St. Nikolaus mit zwei Matroſen, die ſich an Bord deſſelben be-
fanden, in die Luft. Vier Fahrzeuge, die in der Nähe lagen,
wurden in einem Nu vernichtet und ihre Trümmer weithin durch
die Lüfte fortgeſchleudert; mehrere andere Fahrzeuge erlitten be-
deutende Beſchädigungen. Die einzelnen Gegenſtände von Eiſen
und Holz, ſo wie die großen Stüke Eis, welche durch die Gewalt
der Erploſion umhergeſchleudert wurden, haben in der Stadt gro-
ßen Schaden verurſacht. Zwei Magazine wurden gänzlich zertrüm-
mert; in mehr als 50 Hänſern ſtürzten Dächer, Zimmerdeken
und Mauern ein; in 460 Gebäuden blieb keine Fenſterſcheibe
ganz, und Oefen ſowol als Thüren wurden ſtark beſchädigt. Noch
kennt man nicht genau die Zahl der durch dieſes traurige Ereigniß
umgekommenen Menſchen; indeſſen weiß man bereits, daß 42 ver-
wundet und 6 getödtet worden ſind.“
Die Rükkehr der Kälte und aus der Mündung des Dnieper
angetriebenes Eis hatten den Hafen von Odeſſa auf’s Neue ge-
ſchloſſen. Vom 9 bis zum 20 Dec. waren 28 mit Getreide be-
ladene Schiffe von dort nach dem Auslande geſegelt; am 19 kam
ein engliſches Schif von Galacz an.
Oeſtreich.
† Wien, 9 Jan.
Der Kourierwechſel zwiſchen Konſtantino-
pel, London und Paris iſt wieder ſehr lebhaft; man ſieht daher
in kurzer Zeit wichtigen Reſultaten entgegen, und glaubt allge-
mein, daß die Pforte nächſtens Griechenland anerkennen werde. —
J. königl. Hoh. die Frau Herzogin von Lucca, Se. Durchl. der
regierende Herzog von Naſſau, und der bei dem k. k. Hofe akkre-
ditirte königl. franzöſiſche Botſchafter, Hr. v. Rayneval, ſind hier
eingetroffen.
Türkei.
Die beiden neueſten Blätter des Courrier de Smyrne ſind zum
erſtenmal mit einer Vignette erſchienen, die einen Tataren zu
Pferde darſtellt; darunter ſteht als Motto: Victrix causa Diis
placuit, sed victa. . . .
Verantwortlicher Redakteur, C. J. Stegmann.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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