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Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] Bestimmungsort gelange, nämlich Giuseppe Dolst ward beauftragt dasselbe
in die Casse des Deputirten Bertani in Genua zu übermitteln. Der gestri-
gen Jahresfeier wohnten 28 Priester bei, und der bekannte Canonicus und
Secretär der Accademia della Crusca, hielt eine Dankrede, in welcher er die
Uebereinstimmung der Religion mit der Freiheit entwickelte, und die Behaup-
tung durchführte daß die Religion den Nationen gebiete ihre Unabhängigkeit
zu erwerben. Er will seine Rede drucken lassen und den Ertrag derselben
ebenfalls zum Besten Siciliens verwenden. Aus dem obigen ziehen Sie das
einfache Ergebniß: daß bei einer officiellen Feier, zu welcher der Prinz von
Carignan, der Generalgouverneur Ricasoli und alle betreffenden Behörden
in officieller Form erschienen, für die Revolution in Sicilien Geld gesam-
melt werde. Der "Monitore Toscano" erzählt das Factum mit der Einlei-
tung: "Aber welches Gefühl in den Gemüthern bei dem Anblick mehrerer
Frauen aufstieg die für Sicilien sammelten, könnte man mit Worten nicht
bezeichnen: viele antworteten auf die schweigende Einladung mit dem Opfer,
alle zeigten lebhafte Bewegung." Es verlautet hier und da daß die Regie-
rung einen factischen Bund mit der Partei Mazzini's geschlossen habe; aber
man muß solche Dinge mit einem Körnchen Salz aufnehmen. Das Ca-
vour'sche System, welches alle Parteien auf dem "Gebiet der Freiheit" zu-
sammenrufen will, wird die Mazzinisten ausnutzen, so weit diese selbst es für
nothwendig und für ihren eigenen Endzweck zuträglich halten, und länger
nicht. Auch heute wiederholen die Männer der "Unita Italia" daß die Ab-
tretung Nizza's für sie ein schwarzer Verrath ist, und daß der Vertrag der
Bereinigung Toscana's und der Aemilia durch Cavour bereits gebrochen
worden ist, denn die Vereinigung sey mit der Vertragsclausel geschehen ein
einheitliches Italien zu bilden, und Cavour habe darauf mit der Zerstücke-
lung geantwortet. Sie haben schon erfahren wie Garibaldi seine Soldaten
durch Gemeindefelder belohnt. Daraus folgert man: "Jalien werde bald
zu Gericht sitzen über heuchlerische Protection und über Personen und Dinge
welche unter dem Vorgeben der Anhänglichkeit an die Nation dasselbe dem
Fremden in Stücken hinwerfen."

Die Ungewißheit in Bezug auf die sicilianischen
Angelegenheiten währt fort, und mit ihr die außerordentliche Spannung der
Gemüther in Toscana. Viele von der Bewegungspartei mögen gewünscht
haben der Garibaldi'sche Zug hätte nie stattgefunden, indem das rasche
Fortschreiten der Revolution ihnen das Errungene wieder in Frage zu stel-
len, und überdieß durch deren Auftreten mit bewaffneter Hand eine ganz
neue Phase einzuleiten schien, obgleich die bewaffnete Hand in Sicilien dem
Boncompagni'schen Kauf- und Verrathssystem in Toscana im Grunde gleich
steht, nur daß Garibaldi der ehrlichere ist. Da die Unternehmung aber ein-
mal begonnen, harrt alles in ruheloser Erregung des Ausgangs. Selbst
einem Fremden wird's schwer der Aufregung aus dem Wege zu gehen. Frage
ich nach einem Maler oder Bildhauer des 15ten Jahrhunderts, so antwortet
man mir Garibaldi und Bixis. Kaum hat die Leichenfeier des Professors
Taddei, der die neuen von der Revolution von 1859 für seine Theilnahme
an der Revolution von 1849 auf ihn gehäuften Ehren nicht lange genossen
hat, einen halben Tag die Leute beschäftigt -- jetzt ist er mitsammt seiner
Chemie und seiner Constituante schon vergessen. An Studien, ich meldete
es schon, ist hier wenig zu denken. Die Universität ist schwach besucht, die
für eine Stadt zweiten Ranges immerhin schöne, obgleich in neuerer Littera-
tur sehr mangelhafte, Bibliothek schwach benutzt. Auch im Staatsarchiv
scheint wenig gearbeitet zu werden. Es bildet gleich denen von Pisa und
von Lucca eine Abtheilung des Gesammtarchivs für Toscana. Das Local
ist gleichfalls hier sehr geeignet. Das Archiv nimmt nämlich das obere Ge-
schoß des alten Piccolomini'schen Palastes ein, welcher der Regierung gehört
und in dessen erstem Geschoß der Präfect zu wohnen pflegt. Der Raum ist
minder groß als in Lucca, reicht aber vollkommen hin. Manches ist erst in
der Einrichtung begriffen und man erwartet einzelne Archivtheile aus der
Hauptstadt zurück. Der Director, F. Polidori, von Geburt ein Roma-
gnole, wenn wir nicht irren, ist ein sehr kenntnißreicher Mann, freilich mehr
Philolog als Historiker, aber doch sehr bewandert in geschichtlichen Dingen.
Es ist sehr zu wünschen daß er sich mit der Localgeschichte beschäftige, welche
noch so manche Studien erheifcht, wofür es leider hier an Arbeitern zu man-
geln scheint, nachdem einst so reger Eifer an den Tag gelegt wurde. Die
Sucht in der Hauptstadt zu leben, hat Siena um tüchtige jüngere Kräfte
ärmer gemacht. Der Municipalpatriotismus der Sienesen hat sich über-
dieß neuerdings mehr in andern Zweigen als in der Wissenschaft kundgege-
ben. Sie haben ihre Paläste restaurirt und neu ausgebaut, wie der Cav.
Saracini, der Cav. Grottanelli und andere; sie haben sich für ihre Eisen-
bahn lebendig und nicht ohne Opfer interessirt, aber das Wissenschaftliche ist
ziemlich beiseite geblieben. Nur der Graf Borghest soll in dieser Beziehung
eine rühmliche Ausnahme machen. Dieser hat sich aber, wie es heißt, ganz
der Politik in die Arme geworfen, welche den toscanischen Städten das we-
nige was ihnen von eigenthümlichem Leben geblieben ganz zu entziehen
droht. Ein Senator in Turin vergißt wenigstens augenblicklich leicht das
[Spaltenumbruch] Campanile des Palazzo pubblico -- wir wünschen nur daß es ihn nicht allzu
unsanft durch einige Dachziegel mahnen möge.

Merkwürdigerweise ist auch das "geschlagene,"
das "am Abgrund stehende" Oesterreich den Sarden ein wahrer Horror.
Die "Turiner Ztg." schlägt am 5 d. mit der großen Trommel Allarm; ganz
Italien ist wieder in Gefahr von Oesterreich, diesem heillosen Oesterreich, ver-
schlungen zu werden. "Uns kommen," schreibt das Blatt, "von Verona schreck-
liche Nachrichten zu. Es scheint Oesterreich seine Politik der Verstellung ver-
lassen, und die scheinbare Passivität die es vom Tag zu Villafranca bis heute
in allen diplomatischen Sphären zur Schau trug, obwohl es unter der Hand
nie aufhörte Leute und Geld und gute Räthe an den h. Vater und an den
Hof von Neapel südwärts zu schicken, aufgeben zu wollen. In Verona er-
wartet man 70,000 Mann aus Tirol, die um Peschiera ein Lager bilden
sollen; in Padua erwartet man zu gleicher Zeit 40,000 Mann, die von Triest
her zu Schiff kommen werden, an den untern Po dirigirt sind und an den
Gränzen der Romagna ein anderes Lager aufschlagen werden." Alles dieses
und noch vieles andere weiß unsere Turiner Matrone aus bester Quelle,
weiß schon von abgeschlossenen Verträgen mit Bäckern, kurz von einem un-
geheuern Krieg den Oesterreich mit einem Schlag ins Werk setzen werde.
Nun, wozu so viel Furcht, siegreiches Piemont, mit deinen Völkern?

Ein neues Zeichen ihrer ungewöhnlichen Thätig-
keit auf dem Gebiet der Presse gab die mazzinistische Partei durch einen Ar-
tikel welcher sich in Nro. 62 und 63 der Unita Italiana findet. In die-
sem Artikel werden Cavour und die Majorität der Kammer mit der bittersten
Ironie, mit dem herbsten Spott gegeißelt, und wird alles aufgeboten um die
Partei welche sich am Ruder befindet dem Volk verhaßt und verächtlich zu machen.
Einige wenige Stellen aus diesem Artikel werden genügen um einen Begriff
zu verschaffen: "Der Kaiser ist zufrieden mit euch!" An diese Worte Napo-
leons I, welche dieser seinen Soldaten als Dank zurief, anknüpfend, führt der Ver-
fasser durch den ganzen Artikel das Gleichniß durch, die Deputirten im Parlament
mit den Soldaten des Kaiserreichs zusammenstellend.

Wohl hätte Napoleon III
Ursache mit ihnen zufrieden zu seyn, unerfahren, ganz grün noch in allen Din-
gen der Politik, bewiesen die Abgeordneten der Lombardei, der Aemilia und
Toscana's gleich in der ersten Schlacht einen Heldenmuth der auch die kühn-
sten Erwartungen weit übertraf. Sie sind muthig geworden sobald ihre Füh-
rer vertraulich ihnen auf die Schultern klopften, sobald sie nur von ferne
Ehrenkreuze, Quasten und Ordensbänder erblickten. Da befiel sie plötzlich
der Corpsgeist, und jeder träumte nur von Decorationen, Aemtern und Pen-
sionen. Die Monarchie hatte ihre Wiege weggegeben für die Lombardei und
Parma, und für die Toleranz mit welcher Napoleon der Annexion von Tos-
cana, Modena und der Romagna zusah. Der Vertrag sollte der Kammer vorge-
legt werden; für sie mußte die Frage eine Territorial- und Nationalitätsfrage
seyn; aber Napoleon und Cavour wollten daß es nichts als eine leere Forma-
lität seyn solle. Nach dem Willen dieser beiden Gerechten sollte die Kammer
nur das Recht zu billigen, nie aber das Recht zu mißbilligen besitzen. Ihr
dürft nun stolz seyn, ihr Herren beim sardinischen Parlament, ihr habt gleich
beim ersten Zusammenstoß eure Tressen verdient. Seyd gewiß, Orden, Pen-
sionen, Privilegien, Stellen wird es auf euch nur so herabregnen. Seyd stolz
und hoffet, hoffet viel, denn für euer Verdienst ist kein Lohn zu hoch! Es ist
möglich daß die Stimme des Oificiers zitterte welcher im Graben zu Vincen-
nes der Abtheilung Feuer commandirte, die den Herzog von Enghien ermor-
den sollten. Es ist möglich daß die Muskete in der Hand der Soldaten welche
Murat erschießen sollten zitterte, es ist möglich daß Bonaparte einen Augen-
blick inne hielt als er den Vertrag von Campoformio unterschreiben wollte,
wodurch er Venedig zerriß, ihr allein, ihr Tapferen unter den Tapferen, hattet
nur Gehör für euren General. Vergebens suchte Castellani die Saite eures
Nationalstolzes anzuschlagen, ihr hieltet alle Angriffe des Feindes uner-
schrocken aus. Der Kampf schien ernst zu werden bis Cavour zu Hülfe eilte,
er kannte die Waffen über welche Rattazzi verfügte, weil er sie mit ihm ge-
schmiedet hatte. Sie hatten beide mitsammen Napoleon zu Hülfe gerufen,
beide mitsammen hatten die Bedingungen angenommen. Ihr also, eine Pha-
lanz von 229 Helden, schlugt das Bataillon eurer 33 offenen Feinde, und ver-
lachtet jene 25 welche weder den Muth hatten mit noch den gegen euch zu
marschiren. -- Wenn nun berichtet werden soll wer der tapferste war, so nen-
nen wir ohne Zaudern den tapferen Grafen Cavour. Gleich nach ihm jedoch
kommt son enfant cheri Boggio zu stehen, der unermüdliche, der unbezahl-
bare, wenn es gilt zu unterbrechen, zu verleumden, zu verdrehen; gleich auf
ihn folgt Carutti, welcher sich schon im geheimen als Minister der auswär-
tigen Angelegenheiten träumt. Nicht zu vergessen ist Barella, auf welchen man
bei jeder etwa geforderten neuen Abtretung zählen darf. Auch Frapolli's re-
volutionäre Phrasen dürfen nicht scheu machen, man kann Häuser bauen auf
ihn. Lobenswerth sind ferner noch mehrere alte Republicaner welche mit dem
größten Seelenschmerz mit dem Eigenthum anderer zum Opfer giengen. Nur
von Cavour und Lafarina an Muth übertroffen, sind ferner noch zu nennen
die Deputirten Venetiens und Neapels, welche, um die Erlaubniß zu erhalten

[Spaltenumbruch] Beſtimmungsort gelange, nämlich Giuſeppe Dolſt ward beauftragt dasſelbe
in die Caſſe des Deputirten Bertani in Genua zu übermitteln. Der geſtri-
gen Jahresfeier wohnten 28 Prieſter bei, und der bekannte Canonicus und
Secretär der Accademia della Crusca, hielt eine Dankrede, in welcher er die
Uebereinſtimmung der Religion mit der Freiheit entwickelte, und die Behaup-
tung durchführte daß die Religion den Nationen gebiete ihre Unabhängigkeit
zu erwerben. Er will ſeine Rede drucken laſſen und den Ertrag derſelben
ebenfalls zum Beſten Siciliens verwenden. Aus dem obigen ziehen Sie das
einfache Ergebniß: daß bei einer officiellen Feier, zu welcher der Prinz von
Carignan, der Generalgouverneur Ricaſoli und alle betreffenden Behörden
in officieller Form erſchienen, für die Revolution in Sicilien Geld geſam-
melt werde. Der „Monitore Toscano“ erzählt das Factum mit der Einlei-
tung: „Aber welches Gefühl in den Gemüthern bei dem Anblick mehrerer
Frauen aufſtieg die für Sicilien ſammelten, könnte man mit Worten nicht
bezeichnen: viele antworteten auf die ſchweigende Einladung mit dem Opfer,
alle zeigten lebhafte Bewegung.“ Es verlautet hier und da daß die Regie-
rung einen factiſchen Bund mit der Partei Mazzini’s geſchloſſen habe; aber
man muß ſolche Dinge mit einem Körnchen Salz aufnehmen. Das Ca-
vour’ſche Syſtem, welches alle Parteien auf dem „Gebiet der Freiheit“ zu-
ſammenrufen will, wird die Mazziniſten ausnutzen, ſo weit dieſe ſelbſt es für
nothwendig und für ihren eigenen Endzweck zuträglich halten, und länger
nicht. Auch heute wiederholen die Männer der „Unità Italia“ daß die Ab-
tretung Nizza’s für ſie ein ſchwarzer Verrath iſt, und daß der Vertrag der
Bereinigung Toscana’s und der Aemilia durch Cavour bereits gebrochen
worden iſt, denn die Vereinigung ſey mit der Vertragsclauſel geſchehen ein
einheitliches Italien zu bilden, und Cavour habe darauf mit der Zerſtücke-
lung geantwortet. Sie haben ſchon erfahren wie Garibaldi ſeine Soldaten
durch Gemeindefelder belohnt. Daraus folgert man: „Jalien werde bald
zu Gericht ſitzen über heuchleriſche Protection und über Perſonen und Dinge
welche unter dem Vorgeben der Anhänglichkeit an die Nation dasſelbe dem
Fremden in Stücken hinwerfen.“

Die Ungewißheit in Bezug auf die ſicilianiſchen
Angelegenheiten währt fort, und mit ihr die außerordentliche Spannung der
Gemüther in Toscana. Viele von der Bewegungspartei mögen gewünſcht
haben der Garibaldi’ſche Zug hätte nie ſtattgefunden, indem das raſche
Fortſchreiten der Revolution ihnen das Errungene wieder in Frage zu ſtel-
len, und überdieß durch deren Auftreten mit bewaffneter Hand eine ganz
neue Phaſe einzuleiten ſchien, obgleich die bewaffnete Hand in Sicilien dem
Boncompagni’ſchen Kauf- und Verrathsſyſtem in Toscana im Grunde gleich
ſteht, nur daß Garibaldi der ehrlichere iſt. Da die Unternehmung aber ein-
mal begonnen, harrt alles in ruheloſer Erregung des Ausgangs. Selbſt
einem Fremden wird’s ſchwer der Aufregung aus dem Wege zu gehen. Frage
ich nach einem Maler oder Bildhauer des 15ten Jahrhunderts, ſo antwortet
man mir Garibaldi und Bixiſ. Kaum hat die Leichenfeier des Profeſſors
Taddei, der die neuen von der Revolution von 1859 für ſeine Theilnahme
an der Revolution von 1849 auf ihn gehäuften Ehren nicht lange genoſſen
hat, einen halben Tag die Leute beſchäftigt — jetzt iſt er mitſammt ſeiner
Chemie und ſeiner Conſtituante ſchon vergeſſen. An Studien, ich meldete
es ſchon, iſt hier wenig zu denken. Die Univerſität iſt ſchwach beſucht, die
für eine Stadt zweiten Ranges immerhin ſchöne, obgleich in neuerer Littera-
tur ſehr mangelhafte, Bibliothek ſchwach benutzt. Auch im Staatsarchiv
ſcheint wenig gearbeitet zu werden. Es bildet gleich denen von Piſa und
von Lucca eine Abtheilung des Geſammtarchivs für Toscana. Das Local
iſt gleichfalls hier ſehr geeignet. Das Archiv nimmt nämlich das obere Ge-
ſchoß des alten Piccolomini’ſchen Palaſtes ein, welcher der Regierung gehört
und in deſſen erſtem Geſchoß der Präfect zu wohnen pflegt. Der Raum iſt
minder groß als in Lucca, reicht aber vollkommen hin. Manches iſt erſt in
der Einrichtung begriffen und man erwartet einzelne Archivtheile aus der
Hauptſtadt zurück. Der Director, F. Polidori, von Geburt ein Roma-
gnole, wenn wir nicht irren, iſt ein ſehr kenntnißreicher Mann, freilich mehr
Philolog als Hiſtoriker, aber doch ſehr bewandert in geſchichtlichen Dingen.
Es iſt ſehr zu wünſchen daß er ſich mit der Localgeſchichte beſchäftige, welche
noch ſo manche Studien erheifcht, wofür es leider hier an Arbeitern zu man-
geln ſcheint, nachdem einſt ſo reger Eifer an den Tag gelegt wurde. Die
Sucht in der Hauptſtadt zu leben, hat Siena um tüchtige jüngere Kräfte
ärmer gemacht. Der Municipalpatriotismus der Sieneſen hat ſich über-
dieß neuerdings mehr in andern Zweigen als in der Wiſſenſchaft kundgege-
ben. Sie haben ihre Paläſte reſtaurirt und neu ausgebaut, wie der Cav.
Saracini, der Cav. Grottanelli und andere; ſie haben ſich für ihre Eiſen-
bahn lebendig und nicht ohne Opfer intereſſirt, aber das Wiſſenſchaftliche iſt
ziemlich beiſeite geblieben. Nur der Graf Borgheſt ſoll in dieſer Beziehung
eine rühmliche Ausnahme machen. Dieſer hat ſich aber, wie es heißt, ganz
der Politik in die Arme geworfen, welche den toscaniſchen Städten das we-
nige was ihnen von eigenthümlichem Leben geblieben ganz zu entziehen
droht. Ein Senator in Turin vergißt wenigſtens augenblicklich leicht das
[Spaltenumbruch] Campanile des Palazzo pubblico — wir wünſchen nur daß es ihn nicht allzu
unſanft durch einige Dachziegel mahnen möge.

Merkwürdigerweiſe iſt auch das „geſchlagene,“
das „am Abgrund ſtehende“ Oeſterreich den Sarden ein wahrer Horror.
Die „Turiner Ztg.“ ſchlägt am 5 d. mit der großen Trommel Allarm; ganz
Italien iſt wieder in Gefahr von Oeſterreich, dieſem heilloſen Oeſterreich, ver-
ſchlungen zu werden. „Uns kommen,“ ſchreibt das Blatt, „von Verona ſchreck-
liche Nachrichten zu. Es ſcheint Oeſterreich ſeine Politik der Verſtellung ver-
laſſen, und die ſcheinbare Paſſivität die es vom Tag zu Villafranca bis heute
in allen diplomatiſchen Sphären zur Schau trug, obwohl es unter der Hand
nie aufhörte Leute und Geld und gute Räthe an den h. Vater und an den
Hof von Neapel ſüdwärts zu ſchicken, aufgeben zu wollen. In Verona er-
wartet man 70,000 Mann aus Tirol, die um Peschiera ein Lager bilden
ſollen; in Padua erwartet man zu gleicher Zeit 40,000 Mann, die von Trieſt
her zu Schiff kommen werden, an den untern Po dirigirt ſind und an den
Gränzen der Romagna ein anderes Lager aufſchlagen werden.“ Alles dieſes
und noch vieles andere weiß unſere Turiner Matrone aus beſter Quelle,
weiß ſchon von abgeſchloſſenen Verträgen mit Bäckern, kurz von einem un-
geheuern Krieg den Oeſterreich mit einem Schlag ins Werk ſetzen werde.
Nun, wozu ſo viel Furcht, ſiegreiches Piemont, mit deinen Völkern?

Ein neues Zeichen ihrer ungewöhnlichen Thätig-
keit auf dem Gebiet der Preſſe gab die mazziniſtiſche Partei durch einen Ar-
tikel welcher ſich in Nro. 62 und 63 der Unità Italiana findet. In die-
ſem Artikel werden Cavour und die Majorität der Kammer mit der bitterſten
Ironie, mit dem herbſten Spott gegeißelt, und wird alles aufgeboten um die
Partei welche ſich am Ruder befindet dem Volk verhaßt und verächtlich zu machen.
Einige wenige Stellen aus dieſem Artikel werden genügen um einen Begriff
zu verſchaffen: „Der Kaiſer iſt zufrieden mit euch!“ An dieſe Worte Napo-
leons I, welche dieſer ſeinen Soldaten als Dank zurief, anknüpfend, führt der Ver-
faſſer durch den ganzen Artikel das Gleichniß durch, die Deputirten im Parlament
mit den Soldaten des Kaiſerreichs zuſammenſtellend.

Wohl hätte Napoleon III
Urſache mit ihnen zufrieden zu ſeyn, unerfahren, ganz grün noch in allen Din-
gen der Politik, bewieſen die Abgeordneten der Lombardei, der Aemilia und
Toscana’s gleich in der erſten Schlacht einen Heldenmuth der auch die kühn-
ſten Erwartungen weit übertraf. Sie ſind muthig geworden ſobald ihre Füh-
rer vertraulich ihnen auf die Schultern klopften, ſobald ſie nur von ferne
Ehrenkreuze, Quaſten und Ordensbänder erblickten. Da befiel ſie plötzlich
der Corpsgeiſt, und jeder träumte nur von Decorationen, Aemtern und Pen-
ſionen. Die Monarchie hatte ihre Wiege weggegeben für die Lombardei und
Parma, und für die Toleranz mit welcher Napoleon der Annexion von Tos-
cana, Modena und der Romagna zuſah. Der Vertrag ſollte der Kammer vorge-
legt werden; für ſie mußte die Frage eine Territorial- und Nationalitätsfrage
ſeyn; aber Napoleon und Cavour wollten daß es nichts als eine leere Forma-
lität ſeyn ſolle. Nach dem Willen dieſer beiden Gerechten ſollte die Kammer
nur das Recht zu billigen, nie aber das Recht zu mißbilligen beſitzen. Ihr
dürft nun ſtolz ſeyn, ihr Herren beim ſardiniſchen Parlament, ihr habt gleich
beim erſten Zuſammenſtoß eure Treſſen verdient. Seyd gewiß, Orden, Pen-
ſionen, Privilegien, Stellen wird es auf euch nur ſo herabregnen. Seyd ſtolz
und hoffet, hoffet viel, denn für euer Verdienſt iſt kein Lohn zu hoch! Es iſt
möglich daß die Stimme des Oificiers zitterte welcher im Graben zu Vincen-
nes der Abtheilung Feuer commandirte, die den Herzog von Enghien ermor-
den ſollten. Es iſt möglich daß die Muskete in der Hand der Soldaten welche
Murat erſchießen ſollten zitterte, es iſt möglich daß Bonaparte einen Augen-
blick inne hielt als er den Vertrag von Campoformio unterſchreiben wollte,
wodurch er Venedig zerriß, ihr allein, ihr Tapferen unter den Tapferen, hattet
nur Gehör für euren General. Vergebens ſuchte Caſtellani die Saite eures
Nationalſtolzes anzuſchlagen, ihr hieltet alle Angriffe des Feindes uner-
ſchrocken aus. Der Kampf ſchien ernſt zu werden bis Cavour zu Hülfe eilte,
er kannte die Waffen über welche Rattazzi verfügte, weil er ſie mit ihm ge-
ſchmiedet hatte. Sie hatten beide mitſammen Napoleon zu Hülfe gerufen,
beide mitſammen hatten die Bedingungen angenommen. Ihr alſo, eine Pha-
lanz von 229 Helden, ſchlugt das Bataillon eurer 33 offenen Feinde, und ver-
lachtet jene 25 welche weder den Muth hatten mit noch den gegen euch zu
marſchiren. — Wenn nun berichtet werden ſoll wer der tapferſte war, ſo nen-
nen wir ohne Zaudern den tapferen Grafen Cavour. Gleich nach ihm jedoch
kommt son enfant chèri Boggio zu ſtehen, der unermüdliche, der unbezahl-
bare, wenn es gilt zu unterbrechen, zu verleumden, zu verdrehen; gleich auf
ihn folgt Carutti, welcher ſich ſchon im geheimen als Miniſter der auswär-
tigen Angelegenheiten träumt. Nicht zu vergeſſen iſt Barella, auf welchen man
bei jeder etwa geforderten neuen Abtretung zählen darf. Auch Frapolli’s re-
volutionäre Phraſen dürfen nicht ſcheu machen, man kann Häuſer bauen auf
ihn. Lobenswerth ſind ferner noch mehrere alte Republicaner welche mit dem
größten Seelenſchmerz mit dem Eigenthum anderer zum Opfer giengen. Nur
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[2755/0011] Beſtimmungsort gelange, nämlich Giuſeppe Dolſt ward beauftragt dasſelbe in die Caſſe des Deputirten Bertani in Genua zu übermitteln. Der geſtri- gen Jahresfeier wohnten 28 Prieſter bei, und der bekannte Canonicus und Secretär der Accademia della Crusca, hielt eine Dankrede, in welcher er die Uebereinſtimmung der Religion mit der Freiheit entwickelte, und die Behaup- tung durchführte daß die Religion den Nationen gebiete ihre Unabhängigkeit zu erwerben. Er will ſeine Rede drucken laſſen und den Ertrag derſelben ebenfalls zum Beſten Siciliens verwenden. Aus dem obigen ziehen Sie das einfache Ergebniß: daß bei einer officiellen Feier, zu welcher der Prinz von Carignan, der Generalgouverneur Ricaſoli und alle betreffenden Behörden in officieller Form erſchienen, für die Revolution in Sicilien Geld geſam- melt werde. Der „Monitore Toscano“ erzählt das Factum mit der Einlei- tung: „Aber welches Gefühl in den Gemüthern bei dem Anblick mehrerer Frauen aufſtieg die für Sicilien ſammelten, könnte man mit Worten nicht bezeichnen: viele antworteten auf die ſchweigende Einladung mit dem Opfer, alle zeigten lebhafte Bewegung.“ Es verlautet hier und da daß die Regie- rung einen factiſchen Bund mit der Partei Mazzini’s geſchloſſen habe; aber man muß ſolche Dinge mit einem Körnchen Salz aufnehmen. Das Ca- vour’ſche Syſtem, welches alle Parteien auf dem „Gebiet der Freiheit“ zu- ſammenrufen will, wird die Mazziniſten ausnutzen, ſo weit dieſe ſelbſt es für nothwendig und für ihren eigenen Endzweck zuträglich halten, und länger nicht. Auch heute wiederholen die Männer der „Unità Italia“ daß die Ab- tretung Nizza’s für ſie ein ſchwarzer Verrath iſt, und daß der Vertrag der Bereinigung Toscana’s und der Aemilia durch Cavour bereits gebrochen worden iſt, denn die Vereinigung ſey mit der Vertragsclauſel geſchehen ein einheitliches Italien zu bilden, und Cavour habe darauf mit der Zerſtücke- lung geantwortet. Sie haben ſchon erfahren wie Garibaldi ſeine Soldaten durch Gemeindefelder belohnt. Daraus folgert man: „Jalien werde bald zu Gericht ſitzen über heuchleriſche Protection und über Perſonen und Dinge welche unter dem Vorgeben der Anhänglichkeit an die Nation dasſelbe dem Fremden in Stücken hinwerfen.“ = Siena, 5 Jun. Die Ungewißheit in Bezug auf die ſicilianiſchen Angelegenheiten währt fort, und mit ihr die außerordentliche Spannung der Gemüther in Toscana. Viele von der Bewegungspartei mögen gewünſcht haben der Garibaldi’ſche Zug hätte nie ſtattgefunden, indem das raſche Fortſchreiten der Revolution ihnen das Errungene wieder in Frage zu ſtel- len, und überdieß durch deren Auftreten mit bewaffneter Hand eine ganz neue Phaſe einzuleiten ſchien, obgleich die bewaffnete Hand in Sicilien dem Boncompagni’ſchen Kauf- und Verrathsſyſtem in Toscana im Grunde gleich ſteht, nur daß Garibaldi der ehrlichere iſt. Da die Unternehmung aber ein- mal begonnen, harrt alles in ruheloſer Erregung des Ausgangs. Selbſt einem Fremden wird’s ſchwer der Aufregung aus dem Wege zu gehen. Frage ich nach einem Maler oder Bildhauer des 15ten Jahrhunderts, ſo antwortet man mir Garibaldi und Bixiſ. Kaum hat die Leichenfeier des Profeſſors Taddei, der die neuen von der Revolution von 1859 für ſeine Theilnahme an der Revolution von 1849 auf ihn gehäuften Ehren nicht lange genoſſen hat, einen halben Tag die Leute beſchäftigt — jetzt iſt er mitſammt ſeiner Chemie und ſeiner Conſtituante ſchon vergeſſen. An Studien, ich meldete es ſchon, iſt hier wenig zu denken. Die Univerſität iſt ſchwach beſucht, die für eine Stadt zweiten Ranges immerhin ſchöne, obgleich in neuerer Littera- tur ſehr mangelhafte, Bibliothek ſchwach benutzt. Auch im Staatsarchiv ſcheint wenig gearbeitet zu werden. Es bildet gleich denen von Piſa und von Lucca eine Abtheilung des Geſammtarchivs für Toscana. Das Local iſt gleichfalls hier ſehr geeignet. Das Archiv nimmt nämlich das obere Ge- ſchoß des alten Piccolomini’ſchen Palaſtes ein, welcher der Regierung gehört und in deſſen erſtem Geſchoß der Präfect zu wohnen pflegt. Der Raum iſt minder groß als in Lucca, reicht aber vollkommen hin. Manches iſt erſt in der Einrichtung begriffen und man erwartet einzelne Archivtheile aus der Hauptſtadt zurück. Der Director, F. Polidori, von Geburt ein Roma- gnole, wenn wir nicht irren, iſt ein ſehr kenntnißreicher Mann, freilich mehr Philolog als Hiſtoriker, aber doch ſehr bewandert in geſchichtlichen Dingen. Es iſt ſehr zu wünſchen daß er ſich mit der Localgeſchichte beſchäftige, welche noch ſo manche Studien erheifcht, wofür es leider hier an Arbeitern zu man- geln ſcheint, nachdem einſt ſo reger Eifer an den Tag gelegt wurde. Die Sucht in der Hauptſtadt zu leben, hat Siena um tüchtige jüngere Kräfte ärmer gemacht. Der Municipalpatriotismus der Sieneſen hat ſich über- dieß neuerdings mehr in andern Zweigen als in der Wiſſenſchaft kundgege- ben. Sie haben ihre Paläſte reſtaurirt und neu ausgebaut, wie der Cav. Saracini, der Cav. Grottanelli und andere; ſie haben ſich für ihre Eiſen- bahn lebendig und nicht ohne Opfer intereſſirt, aber das Wiſſenſchaftliche iſt ziemlich beiſeite geblieben. Nur der Graf Borgheſt ſoll in dieſer Beziehung eine rühmliche Ausnahme machen. Dieſer hat ſich aber, wie es heißt, ganz der Politik in die Arme geworfen, welche den toscaniſchen Städten das we- nige was ihnen von eigenthümlichem Leben geblieben ganz zu entziehen droht. Ein Senator in Turin vergißt wenigſtens augenblicklich leicht das Campanile des Palazzo pubblico — wir wünſchen nur daß es ihn nicht allzu unſanft durch einige Dachziegel mahnen möge. × Turin, 8 Jun. Merkwürdigerweiſe iſt auch das „geſchlagene,“ das „am Abgrund ſtehende“ Oeſterreich den Sarden ein wahrer Horror. Die „Turiner Ztg.“ ſchlägt am 5 d. mit der großen Trommel Allarm; ganz Italien iſt wieder in Gefahr von Oeſterreich, dieſem heilloſen Oeſterreich, ver- ſchlungen zu werden. „Uns kommen,“ ſchreibt das Blatt, „von Verona ſchreck- liche Nachrichten zu. Es ſcheint Oeſterreich ſeine Politik der Verſtellung ver- laſſen, und die ſcheinbare Paſſivität die es vom Tag zu Villafranca bis heute in allen diplomatiſchen Sphären zur Schau trug, obwohl es unter der Hand nie aufhörte Leute und Geld und gute Räthe an den h. Vater und an den Hof von Neapel ſüdwärts zu ſchicken, aufgeben zu wollen. In Verona er- wartet man 70,000 Mann aus Tirol, die um Peschiera ein Lager bilden ſollen; in Padua erwartet man zu gleicher Zeit 40,000 Mann, die von Trieſt her zu Schiff kommen werden, an den untern Po dirigirt ſind und an den Gränzen der Romagna ein anderes Lager aufſchlagen werden.“ Alles dieſes und noch vieles andere weiß unſere Turiner Matrone aus beſter Quelle, weiß ſchon von abgeſchloſſenen Verträgen mit Bäckern, kurz von einem un- geheuern Krieg den Oeſterreich mit einem Schlag ins Werk ſetzen werde. Nun, wozu ſo viel Furcht, ſiegreiches Piemont, mit deinen Völkern? × Turin, 9 Jun. Ein neues Zeichen ihrer ungewöhnlichen Thätig- keit auf dem Gebiet der Preſſe gab die mazziniſtiſche Partei durch einen Ar- tikel welcher ſich in Nro. 62 und 63 der Unità Italiana findet. In die- ſem Artikel werden Cavour und die Majorität der Kammer mit der bitterſten Ironie, mit dem herbſten Spott gegeißelt, und wird alles aufgeboten um die Partei welche ſich am Ruder befindet dem Volk verhaßt und verächtlich zu machen. Einige wenige Stellen aus dieſem Artikel werden genügen um einen Begriff zu verſchaffen: „Der Kaiſer iſt zufrieden mit euch!“ An dieſe Worte Napo- leons I, welche dieſer ſeinen Soldaten als Dank zurief, anknüpfend, führt der Ver- faſſer durch den ganzen Artikel das Gleichniß durch, die Deputirten im Parlament mit den Soldaten des Kaiſerreichs zuſammenſtellend. Wohl hätte Napoleon III Urſache mit ihnen zufrieden zu ſeyn, unerfahren, ganz grün noch in allen Din- gen der Politik, bewieſen die Abgeordneten der Lombardei, der Aemilia und Toscana’s gleich in der erſten Schlacht einen Heldenmuth der auch die kühn- ſten Erwartungen weit übertraf. Sie ſind muthig geworden ſobald ihre Füh- rer vertraulich ihnen auf die Schultern klopften, ſobald ſie nur von ferne Ehrenkreuze, Quaſten und Ordensbänder erblickten. Da befiel ſie plötzlich der Corpsgeiſt, und jeder träumte nur von Decorationen, Aemtern und Pen- ſionen. Die Monarchie hatte ihre Wiege weggegeben für die Lombardei und Parma, und für die Toleranz mit welcher Napoleon der Annexion von Tos- cana, Modena und der Romagna zuſah. Der Vertrag ſollte der Kammer vorge- legt werden; für ſie mußte die Frage eine Territorial- und Nationalitätsfrage ſeyn; aber Napoleon und Cavour wollten daß es nichts als eine leere Forma- lität ſeyn ſolle. Nach dem Willen dieſer beiden Gerechten ſollte die Kammer nur das Recht zu billigen, nie aber das Recht zu mißbilligen beſitzen. Ihr dürft nun ſtolz ſeyn, ihr Herren beim ſardiniſchen Parlament, ihr habt gleich beim erſten Zuſammenſtoß eure Treſſen verdient. Seyd gewiß, Orden, Pen- ſionen, Privilegien, Stellen wird es auf euch nur ſo herabregnen. Seyd ſtolz und hoffet, hoffet viel, denn für euer Verdienſt iſt kein Lohn zu hoch! Es iſt möglich daß die Stimme des Oificiers zitterte welcher im Graben zu Vincen- nes der Abtheilung Feuer commandirte, die den Herzog von Enghien ermor- den ſollten. Es iſt möglich daß die Muskete in der Hand der Soldaten welche Murat erſchießen ſollten zitterte, es iſt möglich daß Bonaparte einen Augen- blick inne hielt als er den Vertrag von Campoformio unterſchreiben wollte, wodurch er Venedig zerriß, ihr allein, ihr Tapferen unter den Tapferen, hattet nur Gehör für euren General. Vergebens ſuchte Caſtellani die Saite eures Nationalſtolzes anzuſchlagen, ihr hieltet alle Angriffe des Feindes uner- ſchrocken aus. Der Kampf ſchien ernſt zu werden bis Cavour zu Hülfe eilte, er kannte die Waffen über welche Rattazzi verfügte, weil er ſie mit ihm ge- ſchmiedet hatte. Sie hatten beide mitſammen Napoleon zu Hülfe gerufen, beide mitſammen hatten die Bedingungen angenommen. Ihr alſo, eine Pha- lanz von 229 Helden, ſchlugt das Bataillon eurer 33 offenen Feinde, und ver- lachtet jene 25 welche weder den Muth hatten mit noch den gegen euch zu marſchiren. — Wenn nun berichtet werden ſoll wer der tapferſte war, ſo nen- nen wir ohne Zaudern den tapferen Grafen Cavour. Gleich nach ihm jedoch kommt son enfant chèri Boggio zu ſtehen, der unermüdliche, der unbezahl- bare, wenn es gilt zu unterbrechen, zu verleumden, zu verdrehen; gleich auf ihn folgt Carutti, welcher ſich ſchon im geheimen als Miniſter der auswär- tigen Angelegenheiten träumt. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860, S. 2755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine165_1860/11>, abgerufen am 21.11.2024.