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Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] ihr Joch abschütteln zu dürfen, ihre Brüder muthig und unbedenklich verkauf-
ten. Ruhm und Ehre also euch Soldaten des Kampfes im Parlament! Man
könnte euch erinnern daran daß, als 1827 die Opposition im französischen
Parlament nur sieben Mann betrug, und ein Homerisches Gelächter ihre Nieder-
lage begleitete, Casimir Perier ausrief: lachet nur, wir sind zwar hier nur
sieben, außerhalb dieses Saales aber 35 Millionen, das französische Volk
ist mit uns; man könnte euch erinnern daran daß drei Jahre darauf die Juli-
revolution ausbrach. Ihr werdet aber dieß und manches andere hören; aber
habt keine Furcht, tapfere Soldaten: Der Kaiser ist zufrieden mit euch!"


Telegraphische Berichte.

Lord J. Rufsell zieht seine
Reformbill zurück,
und motivirt die Zurückziehung damit daß
dieselbe offenbar in dieser Session nicht mehr durchgehen könnte.

Der Moniteur veröffentlicht den An-
schlußvertrag. Hrn. Thouvenels Bericht sagt: die Politik des Kai-
sers verfolge nicht Eroberungen, sondern suche nur Garantie, und
verlange Erwerbungen nur aus Dankbarkeit des Souveräns und dem
elan populaire.

Die Veröffentlichung einer der franzö-
sischen nachgeahmten Constitution steht bevor.

Der Bevollmächtigte Neapels conferirte
mit den Gesandten Frankreichs und Rußlands vor Fortsetzung seiner
Reise nach Paris.



Neueste Posten.

Mehrere Blätter berichten fälschlich von
der bereits erfolgten Abreise J. k. Hoh. der Prinzessin Luitpold. J. k. Hoh.
wird erst gegen Ende dieser Woche sich nach Villa Amsee begeben. -- Aus
Münster trafen bei der hiesigen Nuntiatur 20,800 fl. für den heiligen
Vater ein. -- Unser Hr. Erzbischof, in der Fürsorge taugliche und würdige
Priester heranzubilden, hat mit dem Abt des Klosters Scheyern einen Con-
tract abgeschlossen, dahin daß letzterer eine Anzahl von 150 Knaben, welche
dem priesterlichen Stand sich widmen wollen, aufnehme. Dieselben werden
die vier Lateinschulen in Scheyern besuchen, wenn nicht inzwischen der Hr.
Erzbischof einen passenden Ort für das zu errichtende Knabenseminar, für
dessen Gründung bereits eine bedeutende Summe vorliegt, ausgemittelt haben
wird. Die Anstalt wird für ungefähr 200 Zöglinge berechnet werden. Auf
dem Gymnasium zu Freysing studieren bereits mehrere Jünglinge welche aus
dem Fonds dieses Seminars ihren Unterhalt beziehen. -- Der sardinische
Geschäftsträger Marchese Cantono di Ceva hat bereits seine Einrichtung zum
Verkauf ausgeboten, und wird in wenigen Tagen unsere Stadt verlassen.

Der Stadtrath und der Bürgerausschuß haben ge-
stern Abend eine Adresse an den Bundestag beschlossen und unterzeichnet,
worin sie eine Verwahrung gegen die Verfassung vom 30 Mai niederlegen.
(D. Bl.)

Der Prinz-Regent, dessen Abreise nach Baden auf den
13 Abends festgesetzt ist, wird begleitet seyn von dem Chef des Militärcabinets
Generalmajor Frhrn. v. Manteuffel, Generalmajor v. Alvensleben, Oberst-
lieutenant v. Schimmelmann und Rittmeister Frhrn. v. Loe; ferner Hofmar-
schall Graf Pückler, Cabinetsrath Illaire und Secretär Hofrath Bork. Hr.
v. Schle[m]itz wird sich nicht im Gefolge des Regenten befinden, und wie es
scheint auch keiner der andern Minister. Wie mehreren Blättern geschrieben
wird, ist der Wunsch Napoleons in so zudringlicher Weise wiederholt worden,
daß eine Ablehnung ohne persönliche Verletzung des Kaisers kaum möglich
war. Die deutschen Fürsten, welche zuvor zu dem Rendezoous in Berlin zu-
gesagt hatten, befinden sich mit dem Bescheid des Prinz-Regenten in Ueber-
einstimmung. Der Prinz-Regent scheint zur Bedingung gemacht zu haben
daß die Zusammenkunft gleichzeitig mit dem Congreß der deutschen Fürsten
stattfinde.

Wegen der bevorstehenden Zusammenkunft des
Prinz-Regenten mit dem Kaiser Louis Napoleon war gestern die ganze diplo-
matische Welt hier auf den Beinen. Louis Napoleon hat durch den hiesigen
Vertreter Frankreichs die Eröffnung machen lassen daß er den Prinz-Regenten
bei dessen Anwesenheit in Baden-Baden zu begrüßen wünsche, indem der
Kaiser zugleich hoffe daß diese Begrüßung das "unglückselige" Mißtrauen
[Spaltenumbruch] Deutschlands gegen Frankreich am wirksamsten zu beseitigen geeignet seyn
werde. Von Seite des hiesigen Cabinets ward in freundlich ausweichender
Weise darauf hingewiesen daß bereits wegen einer Zusammen-
kunft des Prinz-Regenten mit mehreren deutschen Fürsten
in Baden-Baden unterhandelt werde.
Der Kaiser fand dieß
sehr erwünscht, weil die Anwesenheit auch anderer deutscher Herr-
scher in Baden-Baden zur Erreichung des Zweckes, das Mißtrauen
Deutschlands gegen Frankreich zu beseitigen, um so mehr beitragen werde.
Der Prinz-Regent konnte auf diese Weise nicht umhin auf den Wunsch des
Kaisers einzugehen, da ein Nichteingehen eine offenbare Beleidigung gewesen
seyn würde. Mit Nachdruck können wir aber hervorheben daß unser hoch-
herziger Prinz-Regent den beabsichtigten Besuch des Kaisers Louis Napoleon in
einer deutschen Stadt, welche den Gränzen Frankreichs nahe liegt, in der
Voraussetzung angenommen hat daß mehrere der hervor-
ragendsten Fürsten Deutschlands zugegen sind, so daß bei
dieser Gelegenheit gerade eine Einheit der Auffassung sei-
tens der anwesenden deutschen Herrscher zum Ausdruck gelan-
gen könne.
Ferner ist zu betonen daß der Prinz-Regent angenommen hat um
den Interessen des gesammten Deutschlands, und nicht bloß jenen Preußens,
auf alle Fälle entschieden das Wort zu reden, und von den friedlichen Ver-
sicherungen des Kaisers Louis Napoleon Act zu nehmen. Von diesen Ge-
sichtspunkten aus würde die Zusammenkunft Louis Napoleons mit dem Prinz-
Regenten und andern Herrschern Deutschlands den Erfolg haben können den
Ungewißheiten, welche die friedliche Thätigkeit allenthalben lähmen, ein Ziel
zu setzen.

Eine Verordnung des Ministers des Innern vom
7 d. M. bestimmt daß, um jede nicht durch das dringendste Bedürfniß gerecht-
fertigte Belastung des Staatsschatzes zu vermeiden, bei der Gleichartigkeit
der wissenschaftlichen Zwecke welche die geologische Reichsanstalt und die
mathematisch-naturwissenschaftliche Classe der kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften verfolgen, die geologische Reichsanstalt vom 1 Nov. l. J. angefan-
gen mit der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, beziehungsweise mit der ma-
thematisch-naturwissenschaftlichen Classe derselben vereinigt werde, und bis zur
Vollendung der begonnenen geologischen Durchforschung der Kronländer eine
Abtheilung der genannten Akademie zu bilden habe. (Wiener Ztg.)

Die Oesterr. Ztg. theilt mit daß die Plenar-
be rathungen des Reichsraths auf vierzehn Tage vertagt worden sind, und daß
nur in den Comiteen während dieser Zeit Berathungen stattfinden werden.
Ein Voranschlag über die Einnahmen, über die directen und indirecten
Steuern liegt bereits vor. (W. T. B.)

Der Congreß hat mit 200 Stimmen gegen 28
den Antrag der Progressisten in Bezug auf die Adresse der Königin verworfen.
Morgen wird über das Amendement von Olozaga verhandelt werden. Ge-
neral Dulce hat eine Versammlung anberaumt, in welcher er sich hat ver-
nehmen lassen. Die Freunde von Ortega sind überzeugt daß der General
sich auf das beste benommen habe. (T. Hav.)

Dem Moniteur telegraphirt man aus Neapel
vom 10: Die Räumung Palermo's muß am 11 beendigt seyn. Die Truppen
fangen an einzutreffen. Sie werden nach Castellamare und Gaeta geschickt.
Die in Sicilien bleibenden Truppen sind in Messina, Syracus und Agosta
concentrirt.

Der Constitutionnel republicirt den Dumas'schen Bericht über die
gegen den englisch-französischen Handelsvertrag eingelaufenen Petitionen.

Die Debats behaupten daß der Notenwechsel zwischen der französischen
Regierung und Preußen wegen der schleswigischen Angelegenheit fortdauere.

Der Siecle fährt fort den Ausbruch der Revolution in Neapel und
den Sturz der Bourbonen zu verkündigen, und stellt die Haltung der Geist-
lichkeit in Sicilien dem französischen Klerus als Muster auf.

Der Courrier de Paris hat, obgleich er ein officielles Blatt ist,
eine Verwarnung wegen eines Artikels "über die Freiheit des Associations-
rechts" erhalten.

Der Kaiser der Franzosen wird auf der Reise
nach Baden am Freitag Abends 5 Uhr Straßburg passiren, und unverzüg-
lich die Reise im strengsten Incognito fortsetzen. (T. d. Schw. M.)

Uns kommen heute die ersten zwei Nummern
des "Giornale officiale del Governo provvisorio di Sicilia" zu. Die erste
Nummer datirt vom 29 Mai. Die Decrete sind unterzeichnet: Giuseppe
Garibaldi, Commandant en Chef der Nationalarmee von Sicilien, und contra-
signirt vom Staatssecretär Francesco Crispi; sie führen als Ueberschrift:
Italien und Victor Emmanuel. Die Decrete betreffen die Vertheidigung
Palermo's, die Errichtung einer Nationalgarde, die Aufhebung einer Reihe
von Abgaben u. s. w.

Die von mehreren Blättern mitgetheilte Nachricht

*) Diese und die folgenden drei Depeschen aus dem gestrigen Hauptblatt hier wiederholt.
[Spaltenumbruch] ihr Joch abſchütteln zu dürfen, ihre Brüder muthig und unbedenklich verkauf-
ten. Ruhm und Ehre alſo euch Soldaten des Kampfes im Parlament! Man
könnte euch erinnern daran daß, als 1827 die Oppoſition im franzöſiſchen
Parlament nur ſieben Mann betrug, und ein Homeriſches Gelächter ihre Nieder-
lage begleitete, Caſimir Perier ausrief: lachet nur, wir ſind zwar hier nur
ſieben, außerhalb dieſes Saales aber 35 Millionen, das franzöſiſche Volk
iſt mit uns; man könnte euch erinnern daran daß drei Jahre darauf die Juli-
revolution ausbrach. Ihr werdet aber dieß und manches andere hören; aber
habt keine Furcht, tapfere Soldaten: Der Kaiſer iſt zufrieden mit euch!“


Telegraphiſche Berichte.

Lord J. Rufſell zieht ſeine
Reformbill zurück,
und motivirt die Zurückziehung damit daß
dieſelbe offenbar in dieſer Seſſion nicht mehr durchgehen könnte.

Der Moniteur veröffentlicht den An-
ſchlußvertrag. Hrn. Thouvenels Bericht ſagt: die Politik des Kai-
ſers verfolge nicht Eroberungen, ſondern ſuche nur Garantie, und
verlange Erwerbungen nur aus Dankbarkeit des Souveräns und dem
élan populaire.

Die Veröffentlichung einer der franzö-
ſiſchen nachgeahmten Conſtitution ſteht bevor.

Der Bevollmächtigte Neapels conferirte
mit den Geſandten Frankreichs und Rußlands vor Fortſetzung ſeiner
Reiſe nach Paris.



Neueſte Poſten.

Mehrere Blätter berichten fälſchlich von
der bereits erfolgten Abreiſe J. k. Hoh. der Prinzeſſin Luitpold. J. k. Hoh.
wird erſt gegen Ende dieſer Woche ſich nach Villa Amſee begeben. — Aus
Münſter trafen bei der hieſigen Nuntiatur 20,800 fl. für den heiligen
Vater ein. — Unſer Hr. Erzbiſchof, in der Fürſorge taugliche und würdige
Prieſter heranzubilden, hat mit dem Abt des Kloſters Scheyern einen Con-
tract abgeſchloſſen, dahin daß letzterer eine Anzahl von 150 Knaben, welche
dem prieſterlichen Stand ſich widmen wollen, aufnehme. Dieſelben werden
die vier Lateinſchulen in Scheyern beſuchen, wenn nicht inzwiſchen der Hr.
Erzbiſchof einen paſſenden Ort für das zu errichtende Knabenſeminar, für
deſſen Gründung bereits eine bedeutende Summe vorliegt, ausgemittelt haben
wird. Die Anſtalt wird für ungefähr 200 Zöglinge berechnet werden. Auf
dem Gymnaſium zu Freyſing ſtudieren bereits mehrere Jünglinge welche aus
dem Fonds dieſes Seminars ihren Unterhalt beziehen. — Der ſardiniſche
Geſchäftsträger Marcheſe Cantono di Ceva hat bereits ſeine Einrichtung zum
Verkauf ausgeboten, und wird in wenigen Tagen unſere Stadt verlaſſen.

Der Stadtrath und der Bürgerausſchuß haben ge-
ſtern Abend eine Adreſſe an den Bundestag beſchloſſen und unterzeichnet,
worin ſie eine Verwahrung gegen die Verfaſſung vom 30 Mai niederlegen.
(D. Bl.)

Der Prinz-Regent, deſſen Abreiſe nach Baden auf den
13 Abends feſtgeſetzt iſt, wird begleitet ſeyn von dem Chef des Militärcabinets
Generalmajor Frhrn. v. Manteuffel, Generalmajor v. Alvensleben, Oberſt-
lieutenant v. Schimmelmann und Rittmeiſter Frhrn. v. Loë; ferner Hofmar-
ſchall Graf Pückler, Cabinetsrath Illaire und Secretär Hofrath Bork. Hr.
v. Schle[m]itz wird ſich nicht im Gefolge des Regenten befinden, und wie es
ſcheint auch keiner der andern Miniſter. Wie mehreren Blättern geſchrieben
wird, iſt der Wunſch Napoleons in ſo zudringlicher Weiſe wiederholt worden,
daß eine Ablehnung ohne perſönliche Verletzung des Kaiſers kaum möglich
war. Die deutſchen Fürſten, welche zuvor zu dem Rendezoous in Berlin zu-
geſagt hatten, befinden ſich mit dem Beſcheid des Prinz-Regenten in Ueber-
einſtimmung. Der Prinz-Regent ſcheint zur Bedingung gemacht zu haben
daß die Zuſammenkunft gleichzeitig mit dem Congreß der deutſchen Fürſten
ſtattfinde.

Wegen der bevorſtehenden Zuſammenkunft des
Prinz-Regenten mit dem Kaiſer Louis Napoleon war geſtern die ganze diplo-
matiſche Welt hier auf den Beinen. Louis Napoleon hat durch den hieſigen
Vertreter Frankreichs die Eröffnung machen laſſen daß er den Prinz-Regenten
bei deſſen Anweſenheit in Baden-Baden zu begrüßen wünſche, indem der
Kaiſer zugleich hoffe daß dieſe Begrüßung das „unglückſelige“ Mißtrauen
[Spaltenumbruch] Deutſchlands gegen Frankreich am wirkſamſten zu beſeitigen geeignet ſeyn
werde. Von Seite des hieſigen Cabinets ward in freundlich ausweichender
Weiſe darauf hingewieſen daß bereits wegen einer Zuſammen-
kunft des Prinz-Regenten mit mehreren deutſchen Fürſten
in Baden-Baden unterhandelt werde.
Der Kaiſer fand dieß
ſehr erwünſcht, weil die Anweſenheit auch anderer deutſcher Herr-
ſcher in Baden-Baden zur Erreichung des Zweckes, das Mißtrauen
Deutſchlands gegen Frankreich zu beſeitigen, um ſo mehr beitragen werde.
Der Prinz-Regent konnte auf dieſe Weiſe nicht umhin auf den Wunſch des
Kaiſers einzugehen, da ein Nichteingehen eine offenbare Beleidigung geweſen
ſeyn würde. Mit Nachdruck können wir aber hervorheben daß unſer hoch-
herziger Prinz-Regent den beabſichtigten Beſuch des Kaiſers Louis Napoleon in
einer deutſchen Stadt, welche den Gränzen Frankreichs nahe liegt, in der
Vorausſetzung angenommen hat daß mehrere der hervor-
ragendſten Fürſten Deutſchlands zugegen ſind, ſo daß bei
dieſer Gelegenheit gerade eine Einheit der Auffaſſung ſei-
tens der anweſenden deutſchen Herrſcher zum Ausdruck gelan-
gen könne.
Ferner iſt zu betonen daß der Prinz-Regent angenommen hat um
den Intereſſen des geſammten Deutſchlands, und nicht bloß jenen Preußens,
auf alle Fälle entſchieden das Wort zu reden, und von den friedlichen Ver-
ſicherungen des Kaiſers Louis Napoleon Act zu nehmen. Von dieſen Ge-
ſichtspunkten aus würde die Zuſammenkunft Louis Napoleons mit dem Prinz-
Regenten und andern Herrſchern Deutſchlands den Erfolg haben können den
Ungewißheiten, welche die friedliche Thätigkeit allenthalben lähmen, ein Ziel
zu ſetzen.

Eine Verordnung des Miniſters des Innern vom
7 d. M. beſtimmt daß, um jede nicht durch das dringendſte Bedürfniß gerecht-
fertigte Belaſtung des Staatsſchatzes zu vermeiden, bei der Gleichartigkeit
der wiſſenſchaftlichen Zwecke welche die geologiſche Reichsanſtalt und die
mathematiſch-naturwiſſenſchaftliche Claſſe der kaiſerl. Akademie der Wiſſen-
ſchaften verfolgen, die geologiſche Reichsanſtalt vom 1 Nov. l. J. angefan-
gen mit der kaiſerl. Akademie der Wiſſenſchaften, beziehungsweiſe mit der ma-
thematiſch-naturwiſſenſchaftlichen Claſſe derſelben vereinigt werde, und bis zur
Vollendung der begonnenen geologiſchen Durchforſchung der Kronländer eine
Abtheilung der genannten Akademie zu bilden habe. (Wiener Ztg.)

Die Oeſterr. Ztg. theilt mit daß die Plenar-
be rathungen des Reichsraths auf vierzehn Tage vertagt worden ſind, und daß
nur in den Comitéen während dieſer Zeit Berathungen ſtattfinden werden.
Ein Voranſchlag über die Einnahmen, über die directen und indirecten
Steuern liegt bereits vor. (W. T. B.)

Der Congreß hat mit 200 Stimmen gegen 28
den Antrag der Progreſſiſten in Bezug auf die Adreſſe der Königin verworfen.
Morgen wird über das Amendement von Olozaga verhandelt werden. Ge-
neral Dulce hat eine Verſammlung anberaumt, in welcher er ſich hat ver-
nehmen laſſen. Die Freunde von Ortega ſind überzeugt daß der General
ſich auf das beſte benommen habe. (T. Hav.)

Dem Moniteur telegraphirt man aus Neapel
vom 10: Die Räumung Palermo’s muß am 11 beendigt ſeyn. Die Truppen
fangen an einzutreffen. Sie werden nach Caſtellamare und Gaëta geſchickt.
Die in Sicilien bleibenden Truppen ſind in Meſſina, Syracus und Agoſta
concentrirt.

Der Conſtitutionnel republicirt den Dumas’ſchen Bericht über die
gegen den engliſch-franzöſiſchen Handelsvertrag eingelaufenen Petitionen.

Die Débats behaupten daß der Notenwechſel zwiſchen der franzöſiſchen
Regierung und Preußen wegen der ſchleswigiſchen Angelegenheit fortdauere.

Der Siècle fährt fort den Ausbruch der Revolution in Neapel und
den Sturz der Bourbonen zu verkündigen, und ſtellt die Haltung der Geiſt-
lichkeit in Sicilien dem franzöſiſchen Klerus als Muſter auf.

Der Courrier de Paris hat, obgleich er ein officielles Blatt iſt,
eine Verwarnung wegen eines Artikels „über die Freiheit des Aſſociations-
rechts“ erhalten.

Der Kaiſer der Franzoſen wird auf der Reiſe
nach Baden am Freitag Abends 5 Uhr Straßburg paſſiren, und unverzüg-
lich die Reiſe im ſtrengſten Incognito fortſetzen. (T. d. Schw. M.)

Uns kommen heute die erſten zwei Nummern
des „Giornale officiale del Governo provviſorio di Sicilia“ zu. Die erſte
Nummer datirt vom 29 Mai. Die Decrete ſind unterzeichnet: Giuſeppe
Garibaldi, Commandant en Chef der Nationalarmee von Sicilien, und contra-
ſignirt vom Staatsſecretär Francesco Crispi; ſie führen als Ueberſchrift:
Italien und Victor Emmanuel. Die Decrete betreffen die Vertheidigung
Palermo’s, die Errichtung einer Nationalgarde, die Aufhebung einer Reihe
von Abgaben u. ſ. w.

Die von mehreren Blättern mitgetheilte Nachricht

*) Dieſe und die folgenden drei Depeſchen aus dem geſtrigen Hauptblatt hier wiederholt.
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[2756/0012] ihr Joch abſchütteln zu dürfen, ihre Brüder muthig und unbedenklich verkauf- ten. Ruhm und Ehre alſo euch Soldaten des Kampfes im Parlament! Man könnte euch erinnern daran daß, als 1827 die Oppoſition im franzöſiſchen Parlament nur ſieben Mann betrug, und ein Homeriſches Gelächter ihre Nieder- lage begleitete, Caſimir Perier ausrief: lachet nur, wir ſind zwar hier nur ſieben, außerhalb dieſes Saales aber 35 Millionen, das franzöſiſche Volk iſt mit uns; man könnte euch erinnern daran daß drei Jahre darauf die Juli- revolution ausbrach. Ihr werdet aber dieß und manches andere hören; aber habt keine Furcht, tapfere Soldaten: Der Kaiſer iſt zufrieden mit euch!“ Telegraphiſche Berichte. ⸫ London, 11 Jun., Nachts. *) Lord J. Rufſell zieht ſeine Reformbill zurück, und motivirt die Zurückziehung damit daß dieſelbe offenbar in dieſer Seſſion nicht mehr durchgehen könnte. ⸫ Paris, 12 Jun. Der Moniteur veröffentlicht den An- ſchlußvertrag. Hrn. Thouvenels Bericht ſagt: die Politik des Kai- ſers verfolge nicht Eroberungen, ſondern ſuche nur Garantie, und verlange Erwerbungen nur aus Dankbarkeit des Souveräns und dem élan populaire. ⸫ Neapel, 9 Jun. Die Veröffentlichung einer der franzö- ſiſchen nachgeahmten Conſtitution ſteht bevor. ⸫ Rom, 9 Jun. Der Bevollmächtigte Neapels conferirte mit den Geſandten Frankreichs und Rußlands vor Fortſetzung ſeiner Reiſe nach Paris. Neueſte Poſten. .×. München, 11 Jun. Mehrere Blätter berichten fälſchlich von der bereits erfolgten Abreiſe J. k. Hoh. der Prinzeſſin Luitpold. J. k. Hoh. wird erſt gegen Ende dieſer Woche ſich nach Villa Amſee begeben. — Aus Münſter trafen bei der hieſigen Nuntiatur 20,800 fl. für den heiligen Vater ein. — Unſer Hr. Erzbiſchof, in der Fürſorge taugliche und würdige Prieſter heranzubilden, hat mit dem Abt des Kloſters Scheyern einen Con- tract abgeſchloſſen, dahin daß letzterer eine Anzahl von 150 Knaben, welche dem prieſterlichen Stand ſich widmen wollen, aufnehme. Dieſelben werden die vier Lateinſchulen in Scheyern beſuchen, wenn nicht inzwiſchen der Hr. Erzbiſchof einen paſſenden Ort für das zu errichtende Knabenſeminar, für deſſen Gründung bereits eine bedeutende Summe vorliegt, ausgemittelt haben wird. Die Anſtalt wird für ungefähr 200 Zöglinge berechnet werden. Auf dem Gymnaſium zu Freyſing ſtudieren bereits mehrere Jünglinge welche aus dem Fonds dieſes Seminars ihren Unterhalt beziehen. — Der ſardiniſche Geſchäftsträger Marcheſe Cantono di Ceva hat bereits ſeine Einrichtung zum Verkauf ausgeboten, und wird in wenigen Tagen unſere Stadt verlaſſen. Kaſſel, 10 Jun. Der Stadtrath und der Bürgerausſchuß haben ge- ſtern Abend eine Adreſſe an den Bundestag beſchloſſen und unterzeichnet, worin ſie eine Verwahrung gegen die Verfaſſung vom 30 Mai niederlegen. (D. Bl.) Berlin, 11 Jun. Der Prinz-Regent, deſſen Abreiſe nach Baden auf den 13 Abends feſtgeſetzt iſt, wird begleitet ſeyn von dem Chef des Militärcabinets Generalmajor Frhrn. v. Manteuffel, Generalmajor v. Alvensleben, Oberſt- lieutenant v. Schimmelmann und Rittmeiſter Frhrn. v. Loë; ferner Hofmar- ſchall Graf Pückler, Cabinetsrath Illaire und Secretär Hofrath Bork. Hr. v. Schlemitz wird ſich nicht im Gefolge des Regenten befinden, und wie es ſcheint auch keiner der andern Miniſter. Wie mehreren Blättern geſchrieben wird, iſt der Wunſch Napoleons in ſo zudringlicher Weiſe wiederholt worden, daß eine Ablehnung ohne perſönliche Verletzung des Kaiſers kaum möglich war. Die deutſchen Fürſten, welche zuvor zu dem Rendezoous in Berlin zu- geſagt hatten, befinden ſich mit dem Beſcheid des Prinz-Regenten in Ueber- einſtimmung. Der Prinz-Regent ſcheint zur Bedingung gemacht zu haben daß die Zuſammenkunft gleichzeitig mit dem Congreß der deutſchen Fürſten ſtattfinde. ≏ Berlin, 11 Jun. Wegen der bevorſtehenden Zuſammenkunft des Prinz-Regenten mit dem Kaiſer Louis Napoleon war geſtern die ganze diplo- matiſche Welt hier auf den Beinen. Louis Napoleon hat durch den hieſigen Vertreter Frankreichs die Eröffnung machen laſſen daß er den Prinz-Regenten bei deſſen Anweſenheit in Baden-Baden zu begrüßen wünſche, indem der Kaiſer zugleich hoffe daß dieſe Begrüßung das „unglückſelige“ Mißtrauen Deutſchlands gegen Frankreich am wirkſamſten zu beſeitigen geeignet ſeyn werde. Von Seite des hieſigen Cabinets ward in freundlich ausweichender Weiſe darauf hingewieſen daß bereits wegen einer Zuſammen- kunft des Prinz-Regenten mit mehreren deutſchen Fürſten in Baden-Baden unterhandelt werde. Der Kaiſer fand dieß ſehr erwünſcht, weil die Anweſenheit auch anderer deutſcher Herr- ſcher in Baden-Baden zur Erreichung des Zweckes, das Mißtrauen Deutſchlands gegen Frankreich zu beſeitigen, um ſo mehr beitragen werde. Der Prinz-Regent konnte auf dieſe Weiſe nicht umhin auf den Wunſch des Kaiſers einzugehen, da ein Nichteingehen eine offenbare Beleidigung geweſen ſeyn würde. Mit Nachdruck können wir aber hervorheben daß unſer hoch- herziger Prinz-Regent den beabſichtigten Beſuch des Kaiſers Louis Napoleon in einer deutſchen Stadt, welche den Gränzen Frankreichs nahe liegt, in der Vorausſetzung angenommen hat daß mehrere der hervor- ragendſten Fürſten Deutſchlands zugegen ſind, ſo daß bei dieſer Gelegenheit gerade eine Einheit der Auffaſſung ſei- tens der anweſenden deutſchen Herrſcher zum Ausdruck gelan- gen könne. Ferner iſt zu betonen daß der Prinz-Regent angenommen hat um den Intereſſen des geſammten Deutſchlands, und nicht bloß jenen Preußens, auf alle Fälle entſchieden das Wort zu reden, und von den friedlichen Ver- ſicherungen des Kaiſers Louis Napoleon Act zu nehmen. Von dieſen Ge- ſichtspunkten aus würde die Zuſammenkunft Louis Napoleons mit dem Prinz- Regenten und andern Herrſchern Deutſchlands den Erfolg haben können den Ungewißheiten, welche die friedliche Thätigkeit allenthalben lähmen, ein Ziel zu ſetzen. Wien, 10 Jun. Eine Verordnung des Miniſters des Innern vom 7 d. M. beſtimmt daß, um jede nicht durch das dringendſte Bedürfniß gerecht- fertigte Belaſtung des Staatsſchatzes zu vermeiden, bei der Gleichartigkeit der wiſſenſchaftlichen Zwecke welche die geologiſche Reichsanſtalt und die mathematiſch-naturwiſſenſchaftliche Claſſe der kaiſerl. Akademie der Wiſſen- ſchaften verfolgen, die geologiſche Reichsanſtalt vom 1 Nov. l. J. angefan- gen mit der kaiſerl. Akademie der Wiſſenſchaften, beziehungsweiſe mit der ma- thematiſch-naturwiſſenſchaftlichen Claſſe derſelben vereinigt werde, und bis zur Vollendung der begonnenen geologiſchen Durchforſchung der Kronländer eine Abtheilung der genannten Akademie zu bilden habe. (Wiener Ztg.) Wien, 11 Jun. Die Oeſterr. Ztg. theilt mit daß die Plenar- be rathungen des Reichsraths auf vierzehn Tage vertagt worden ſind, und daß nur in den Comitéen während dieſer Zeit Berathungen ſtattfinden werden. Ein Voranſchlag über die Einnahmen, über die directen und indirecten Steuern liegt bereits vor. (W. T. B.) Madrid, 10 Jun. Der Congreß hat mit 200 Stimmen gegen 28 den Antrag der Progreſſiſten in Bezug auf die Adreſſe der Königin verworfen. Morgen wird über das Amendement von Olozaga verhandelt werden. Ge- neral Dulce hat eine Verſammlung anberaumt, in welcher er ſich hat ver- nehmen laſſen. Die Freunde von Ortega ſind überzeugt daß der General ſich auf das beſte benommen habe. (T. Hav.) Paris, 11 Jun. Dem Moniteur telegraphirt man aus Neapel vom 10: Die Räumung Palermo’s muß am 11 beendigt ſeyn. Die Truppen fangen an einzutreffen. Sie werden nach Caſtellamare und Gaëta geſchickt. Die in Sicilien bleibenden Truppen ſind in Meſſina, Syracus und Agoſta concentrirt. Der Conſtitutionnel republicirt den Dumas’ſchen Bericht über die gegen den engliſch-franzöſiſchen Handelsvertrag eingelaufenen Petitionen. Die Débats behaupten daß der Notenwechſel zwiſchen der franzöſiſchen Regierung und Preußen wegen der ſchleswigiſchen Angelegenheit fortdauere. Der Siècle fährt fort den Ausbruch der Revolution in Neapel und den Sturz der Bourbonen zu verkündigen, und ſtellt die Haltung der Geiſt- lichkeit in Sicilien dem franzöſiſchen Klerus als Muſter auf. Der Courrier de Paris hat, obgleich er ein officielles Blatt iſt, eine Verwarnung wegen eines Artikels „über die Freiheit des Aſſociations- rechts“ erhalten. Straßburg, 12 Jun. Der Kaiſer der Franzoſen wird auf der Reiſe nach Baden am Freitag Abends 5 Uhr Straßburg paſſiren, und unverzüg- lich die Reiſe im ſtrengſten Incognito fortſetzen. (T. d. Schw. M.) Palermo, 2 Jun. Uns kommen heute die erſten zwei Nummern des „Giornale officiale del Governo provviſorio di Sicilia“ zu. Die erſte Nummer datirt vom 29 Mai. Die Decrete ſind unterzeichnet: Giuſeppe Garibaldi, Commandant en Chef der Nationalarmee von Sicilien, und contra- ſignirt vom Staatsſecretär Francesco Crispi; ſie führen als Ueberſchrift: Italien und Victor Emmanuel. Die Decrete betreffen die Vertheidigung Palermo’s, die Errichtung einer Nationalgarde, die Aufhebung einer Reihe von Abgaben u. ſ. w. Turin, 11 Jun. Die von mehreren Blättern mitgetheilte Nachricht *) Dieſe und die folgenden drei Depeſchen aus dem geſtrigen Hauptblatt hier wiederholt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860, S. 2756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine165_1860/12>, abgerufen am 01.11.2024.