Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
kommenen Seeschiffe auf 1957 gegen 1681 durchschnittlich in der nämlichen K. Hannover. Hannover, 10 Jun. Bei wiederholter Berathung Preußen. Berlin, 11 Jun. Die Nat.-Ztg. schreibt: "Wie be- Die politischen Freunde des verstorbenen Abg. für Berlin Dr. Wentzel Oesterreich. @ Vom Jun. Gestatten Sie mir einige Worte über Wien, 10 Jun. Die Staatsschuldencommission hat ge- Wien, 10 Jun. Die Wiener Ztg. beginnt heute auch über die "Kaiserl. Hoheit! Hochverehrte Versammlung! Ich glaube daß bei dem vor- [Spaltenumbruch]
kommenen Seeſchiffe auf 1957 gegen 1681 durchſchnittlich in der nämlichen K. Hannover. Hannover, 10 Jun. Bei wiederholter Berathung Preußen. Berlin, 11 Jun. Die Nat.-Ztg. ſchreibt: „Wie be- Die politiſchen Freunde des verſtorbenen Abg. für Berlin Dr. Wentzel Oeſterreich.  Vom Jun. Geſtatten Sie mir einige Worte über ∆ Wien, 10 Jun. Die Staatsſchuldencommiſſion hat ge- Wien, 10 Jun. Die Wiener Ztg. beginnt heute auch über die „Kaiſerl. Hoheit! Hochverehrte Verſammlung! Ich glaube daß bei dem vor- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0003" n="2747"/><cb/> kommenen Seeſchiffe auf 1957 gegen 1681 durchſchnittlich in der nämlichen<lb/> Zeit während der letzten fünf Jahre. Es kamen davon 170 mit Ladung aus<lb/> transatlantiſchen Hafenplätzen, 1787 aus europäiſchen, von denen 1456 be-<lb/> laden, 331 leer waren. Der Dampfſchiffe zählte man 431, der Kohlenſchiffe 549.<lb/> In demſelben Zeitraum giengen von hier aus in See nach transatlantiſchen<lb/> Plätzen 156 Schiffe mit Ladung und 4 leer, nach europäiſchen Häfen 986 mit<lb/> Ladung, 633 leer, zuſammen alſo 1779 Schiffe gegen 1599 durchſchnittlich im<lb/> letzten Quinquennium.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">K. Hannover.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Hannover,</hi> 10 Jun.</dateline> <p>Bei wiederholter Berathung<lb/> des Haushaltsſchreibens drang Hr. v. Borries auf Zurücknahme des Beſchluffes<lb/> welcher dem bekannten Häuſerkauf die nachträgliche Genehmigung verſagt.<lb/> Der Miniſter ſuchte die Verlegenheit der Regierung nachzuweiſen, und fügte<lb/> hinzu, es würde ſchwerlich im Intereſſe des Landes ſeyn, auch wenn es an-<lb/> ginge den Miethcontract mit dem Vertreter einer auswärtigen Macht rück-<lb/> gängig zu machen, zwiſchen der und Hannover wichtige finanzielle Verhand-<lb/> lungen gepflogen würden. Hr. v. Bennigſen hielt es nicht für wohlüberlegt,<lb/> jedenfalls nicht für angemeſſen, daß der Miniſter hier in öffentlicher Verſamm-<lb/> lung die Politik verrathe, durch angenehme Miethcontracte mit dem engliſchen<lb/> Geſandten deſſen Regierung für möglichſt vortheilhafte Zugeſtändniſſe in Betreff<lb/> des Stader Zolls zu gewinnen. Die beabſichtigte Wirkung auf die Abſtimmung<lb/> verfehlte der Miniſter vollſtändig; der vorige ablehnende Beſchluß wurde<lb/> einfach wiederholt. Daß auch die Oſteroder Bittſchrift um Herſtellung des<lb/> dortigen Obergerichts in der zweiten Kammer keine Empfehlung finden würde,<lb/> iſt unerwartet geweſen, denn hier war man entſchiedener wie ſonſtwo über-<lb/> zeugt daß die neue Organiſation einen Fehler begangen habe. Hierzu kam<lb/> daß ſich die Harzabgeordneten theilweiſe der Minorität anſchloſſen, der bei<lb/> der Entſcheidung freilich nur <hi rendition="#g">eine</hi> Stimme fehlte um die Majorität zu wer-<lb/> den. Nach der Abſtimmung brachte der Vertreter der Stadt Oſterode einen<lb/> Urantrag ein, welcher eine angemeſſene Entſchädigung für die von der Stadt<lb/> zu den Einrichtungen des Obergerichts geleiſteten Zuſchüſſe fordert. Man<lb/> überwies die Forderung dem Petitionsausſchuß zur Begutachtung. (Pr. 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Vincke) haben beſchloſſen, in Gemeinſchaft mit den<lb/> Wahlmännern des vierten Berliner Wahlbezirks, welcher Wentzel bekanntlich<lb/> gewählt hatte, dem verewigten und allerverehrteſten Manne ein Grabdenkmal<lb/> auf dem hieſigen Kirchhof der St. Matthäi Gemeinde zu errichten. Die Frac-<lb/> tion hat bereits eine beträchtliche Summe dafür aufgebracht. (B. <hi rendition="#g">Bl.</hi>)</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Oeſterreich.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="4"> <dateline> <hi rendition="#b">Vom Jun.</hi></dateline> <p>Geſtatten Sie mir einige Worte über<lb/> die tiroliſchen Reichsräthe, weil ihre Auswahl ein klares Licht auf die Grund-<lb/> ſätze wirft von denen ſich die Regierung hier wie anderwärts leiten ließ. Un-<lb/> abhängigkeit der äußern Lebensſtellung und Entſchiedenheit einer Geſinnung<lb/> die gleich entfernt iſt von jedem religiöſen wie politiſchen Extrem, gehörten<lb/> zu den erſten Auforderungen welche die Regierung an die vorzuſchlagenden<lb/> Candidaten ſtellte. Durch das erſte Erforderniß war die ganze Beamten-<lb/> ſchaft ausgeſchloſſen, und nur dem ſtrengen Feſthalten an dieſem Grundſatz<lb/> iſt es zuzuſchreiben daß der Oberlandesgerichtsrath v. <hi rendition="#g">Klebelsberg</hi> nicht<lb/> in die hohe Körperſchaft berufen wurde, obwohl er, wie kein zweiter, vom<lb/> allgemeinen Vertrauen des Landes getragen und ſeine Wahl auch von der<lb/> höchſten tiroliſchen Stelle auf das nachdrücklichſte befürwortet war. So ſehr<lb/> man nun bedauert dieſen wackern Mann nicht im Reichsrath zu ſehen, ſo<lb/> ehrt man doch andrerſeits die ſtrenge Conſequenz der Regierung, welche auch<lb/> den leiſeſten Schein zu vermeiden ſuchte als wolle ſie Männer berufen die<lb/> in irgendwelchem Abhängigkeitsverhältniß zu ihr ſtehen. Folge des zweiten<lb/> angeführten Erforderniſſes war die Uebergehung des Grafen Brandis und<lb/> des kleinen Häufleins ſeiner Getreuen, die in der Rückkehr zu den <hi rendition="#g">Formen</hi><lb/> einer abgelebten Vergangenheit das Heil für eine neu aufblühende Zukunft<lb/> ſehen. Alle in Wien gemachten Anſtrengungen ſcheiterten, wie uns gemel-<lb/> det wird, an der klaren Einſicht und der Feſtigkeit des erlauchten Prinzen,<lb/> in deſſen Hand die Geſchicke unſeres Landes ruhen. Tirol gewann dadurch<lb/> die beruhigende Ueberzeugung daß die wenigen Leute dieſer Richtung, ſo eh-<lb/> renwerth mancher im Privatleben ſeyn mag, doch in öffentlichen Dingen<lb/> ebenſowenig die Vertrauensmänner der Regierung als des Landes ſind. Von<lb/> den Gewählten iſt Graf <hi rendition="#g">Wolkenſtein</hi> ein wohlwollender redlicher Mann<lb/> von gemäßigten Anſichten, Feind unnöthiger Centraliſation und Vielregie-<lb/> rerei, und was insbeſondere die tiroliſchen Verhältniſſe anbelangt ſo läßt<lb/> ſein politiſches Wirken als Präſident der Stände und des ſtändiſchen Aus-<lb/> ſchuſſes (1848 bis 1852) erwarten daß er den unter ſeinem Präſidium ge-<lb/> ſchaffenen Zuſtand als den richtigen Ausgangspunkt für die Neugeſtaltung<lb/> unſerer provinciellen Verhältniſſe betrachten werde. Was die Wahl <hi rendition="#g">Kof-<lb/><cb/> lers</hi> (der mittlerweile abgelehnt hat) bedeutungsvoll macht, war der Um-<lb/> ſtand daß er an der Spitze der Botzener Handelskammer ſteht, welche gleich<lb/> ihrer Innsbrucker Schweſter gegen den Brandis’ſchen Landesverfaſſungsent-<lb/> wurf, ſo weit es die Zuſammenſetzung des Ständekörpers betrifft, petitio-<lb/> nirt hatte. Der an ſeine Stelle berufene Advocat <hi rendition="#g">Straſſer</hi> iſt ebenſo-<lb/> wenig ein Freund dieſes Hochtoryismus, ſondern ein Mann deſſen Kopf und<lb/> Herz nicht den Wünſchen eines excluſiven Häufleins, mag dieſes links oder<lb/> rechts ſtehen, ſondern den wahren allgemeinen Landesintereſſen zugewendet<lb/> iſt. <hi rendition="#g">Wohlwend</hi> aus Feldkirch iſt ein wackerer entſchiedener Patriot, der<lb/> durch ſeine Offenheit, und den loyalen Freiſinn den er bei Berathung des Ge-<lb/> meindegeſetzes und des Verfaſſungsentwurfs bethätigte, das Vertrauen der<lb/> Tiroler in gleichem Maß wie das der Vorarlberger gewonnen hat. So ge-<lb/> ben uns dieſe Wahlen die Ueberzeugung daß unſer Statthalter zwiſchen dem<lb/> lauten Geſchrei einzelner Leute und den Wünſchen eines treuen Volkes wohl<lb/><hi rendition="#g">zu</hi> unterſcheiden verſteht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>∆ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 10 Jun.</dateline> <p>Die Staatsſchuldencommiſſion hat ge-<lb/> ſtern dem Kaiſer durch eine Deputation ihrer Mitglieder ihr Ela-<lb/> borat bezüglich der Feſtſtellung der Staatsſchuld überreicht, und die<lb/> Welt wird nun endlich ſowohl die Ziffer der Staatsſchuld als auch<lb/> den Betrag kennen der zur Verzinſung derſelben beanſprucht wird. Wie<lb/> man glaubt, beträgt die Ziffer der Staatsſchuld etwa 2½ Milliarden,<lb/> allein da der Zinsfuß dieſer in verſchiedenen Zeiten und unter verſchiedenen<lb/> Verhältniſſen aufgenommenen Anleihen ungemein ſchwankt, ſo kann dieſe Ziffer<lb/> nur eine nominelle ſeyn, und wird es ſich wohl zunächſt darum handeln einen<lb/> großen Theil der Schuld in eine allgemeine 5procentige zu convertiren, um<lb/> eine genauere Ueberſicht zu gewinnen und eine gewiſſe Einheit in dem Staats-<lb/> ſchuldenweſen herſtellen zu können. Der Reichsrath dürfte wohl zunächſt dazu<lb/> berufen ſeyn das Staatsſchuldenweſen nicht bloß zu controliren, ſondern auch<lb/> zu reguliren, und man erwartet dieß um ſo eher, als nur dadurch jene<lb/> Ueberſichtlichkeit des Staatsſchuldenweſens ermöglicht wird die ſchon längſt<lb/> zu den frommen Wünſchen der öſterreichiſchen Staatsgläubiger gehört. —<lb/> Ein peinliches Aufſehen erregt die heute in der Wiener Zeitung veröffentlichte<lb/> Erklärung des Handelsgerichts, ſowie des <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Berger, über die auch in Ihrem<lb/> Blatt erwähnte Edictalvorladung Moriz v. Habers. Hr. v. Haber iſt aller-<lb/> dings ſchon ſeit längerer Zeit von Wien abweſend, aber da ſein Aufent-<lb/> halt der Creditanſtalt nicht unbekannt ſeyn konnte, iſt der Eclat mit welcher<lb/> die Forderung der Anſtalt zur öffentlichen Kenntniß gebracht wurde aller<lb/> Welt aufgefallen. Die Anſtalt erklärte freilich daß die Edictalvorladung<lb/> ohne ihr Zuthun veröffentlicht worden, allein da das ohne Zuſtimmung<lb/> der Partei nicht möglich geweſen wäre, ſo ſieht ſich das Handelsgericht<lb/> heute zu der Erklärung veranlaßt daß die Veröffentlichung dieſer Vor-<lb/> ladung ſpeciell von der Kanzlei des Vertreters der Creditanſtalt veranlaßt<lb/> wurde. Gleichzeitig ſieht ſich auch <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Berger, der Vertreter der Anſtalt,<lb/> ſelbſt zu einer ähnlichen Erklärung veranlaßt, und fragt es ſich alſo warum<lb/> die Direction der Creditanſtalt dieß in ihrer erſten Erklärung in Abrede ge-<lb/> ſtellt. Die für unſere Handelswelt höchſt intereſſante Geſchichte iſt durch die<lb/> neueſten Erklärungen des Handelsgerichts und des <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Berger jedenfalls nur<lb/> noch verwickelter geworden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 10 Jun.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">Wiener Ztg.</hi> beginnt heute auch über die<lb/> Sitzung des Reichsraths vom 8 d. M. einen ſehr ausführlichen Bericht, in-<lb/> dem ſie zunächſt die Reden des Grafen B<hi rendition="#aq">á</hi>rkoczy und des Juſtizminiſters dem<lb/> Wortlaut nach mittheilt. Graf <hi rendition="#g">B<hi rendition="#aq">á</hi>rkoczy</hi> ſprach:</p><lb/> <cit> <quote>„Kaiſerl. Hoheit! Hochverehrte Verſammlung! Ich glaube daß bei dem vor-<lb/> liegenden Gegenſtand der Berathung der Grundbuchsordnung allerdings zuerſt die<lb/> Frage zur Erörterung gelangen müſſe ob dieſe Angelegenheit <hi rendition="#aq">in pleno</hi> zu verhan-<lb/> deln ſey, oder ob zu ſolchem Ende ein Comit<hi rendition="#aq">é</hi> gebildet werden ſolle. Ich glaube<lb/> kaum daß triſtige Gründe für die Verhandlung <hi rendition="#aq">in pleno</hi> obwalten, und bin viel-<lb/> mehr feſt überzeugt daß die Mehrheit der hohen Verſammlung ſich für die vor-<lb/> läufige Ueberweiſung des Gegenſtandes an ein Comit<hi rendition="#aq">é</hi> entſcheiden werde. Bevor<lb/> aber zur Wahl der Mitglieder des Comit<hi rendition="#aq">é</hi>’s geſchritten wird, wäre meines Erach-<lb/> tens eine Vorfrage zu erledigen, von deren Löſung das fernere Schickſal des Ge-<lb/> genſtandes dieſer Verhandlung abhängen wird. Das zu wählende Comit<hi rendition="#aq">é</hi> beſitzt<lb/> jetzt allerdings keine nähere Inſtruction, und eine ſolche verträgt ſich auch durchaus<lb/> nicht mit der Natur der Sache. Aber über den Grundſatz muß ſich die hohe Ver-<lb/> ſammlung vor allem mit Klarheit ausſprechen: ob es überhaupt die Aufgabe des<lb/> verſtärkten Reichsraths bei Berathung dieſer Grundbuchsordnung ſeyn werde eine<lb/> ſolche für das Geſammtgebiet der Monarchie und in welcher Form zu Stande zu<lb/> bringen. In dieſer Beziehung erlaube ich mir mehrere vorläufige Bemerkungen<lb/> zu machen, welche wohl geeignet ſeyn dürften einiges Licht über den Gegenſtand<lb/> unſerer Erwägung zu verbreiten. Das Comit<hi rendition="#aq">é</hi>, es mag dasſelbe aus fünf oder<lb/> ſieben Mitglieder beſtehen, wird gewiß wie jede berathende Verſammlung von dem<lb/> Geſichtspunkt ausgehen daß die Majorität über die vorkommenden Anträge zu ent-<lb/> ſcheiden habe. Ich ſetze den Fall, von ſieben Mitgliedern würden vier für die<lb/> Verhandlung der Grundbuchsordnung ſtimmen, ſo würde den andern drei Comit<hi rendition="#aq">é</hi>-<lb/> mitgliedern nichts übrig bleiben, als ſich der Majorität zu unterwerfen und in die<lb/> detaillirte paragraphenweiſe Verhandlung des Gegenſtandes einzugehen. Um dem<lb/> vorzubeugen, muß ſich alſo meines Erachtens die hohe Verſammlung vorerſt über die<lb/> Frage ausſprechen: iſt es Aufgabe des Comit<hi rendition="#aq">é</hi>s und wird es gewünſcht, daß dasſelbe<lb/> alſogleich eine detaillirte Verhandlung beginne, oder ſoll dasſelbe nicht vor allem<lb/> über das Princip der Grundbuchsordnung berathen und darüber der Plenarver-<lb/> ſammlung Bericht erſtatten? Das iſt, glaube ich, die Aufgabe welche zunächſt zu<lb/></quote> </cit> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2747/0003]
kommenen Seeſchiffe auf 1957 gegen 1681 durchſchnittlich in der nämlichen
Zeit während der letzten fünf Jahre. Es kamen davon 170 mit Ladung aus
transatlantiſchen Hafenplätzen, 1787 aus europäiſchen, von denen 1456 be-
laden, 331 leer waren. Der Dampfſchiffe zählte man 431, der Kohlenſchiffe 549.
In demſelben Zeitraum giengen von hier aus in See nach transatlantiſchen
Plätzen 156 Schiffe mit Ladung und 4 leer, nach europäiſchen Häfen 986 mit
Ladung, 633 leer, zuſammen alſo 1779 Schiffe gegen 1599 durchſchnittlich im
letzten Quinquennium.
K. Hannover.
Hannover, 10 Jun. Bei wiederholter Berathung
des Haushaltsſchreibens drang Hr. v. Borries auf Zurücknahme des Beſchluffes
welcher dem bekannten Häuſerkauf die nachträgliche Genehmigung verſagt.
Der Miniſter ſuchte die Verlegenheit der Regierung nachzuweiſen, und fügte
hinzu, es würde ſchwerlich im Intereſſe des Landes ſeyn, auch wenn es an-
ginge den Miethcontract mit dem Vertreter einer auswärtigen Macht rück-
gängig zu machen, zwiſchen der und Hannover wichtige finanzielle Verhand-
lungen gepflogen würden. Hr. v. Bennigſen hielt es nicht für wohlüberlegt,
jedenfalls nicht für angemeſſen, daß der Miniſter hier in öffentlicher Verſamm-
lung die Politik verrathe, durch angenehme Miethcontracte mit dem engliſchen
Geſandten deſſen Regierung für möglichſt vortheilhafte Zugeſtändniſſe in Betreff
des Stader Zolls zu gewinnen. Die beabſichtigte Wirkung auf die Abſtimmung
verfehlte der Miniſter vollſtändig; der vorige ablehnende Beſchluß wurde
einfach wiederholt. Daß auch die Oſteroder Bittſchrift um Herſtellung des
dortigen Obergerichts in der zweiten Kammer keine Empfehlung finden würde,
iſt unerwartet geweſen, denn hier war man entſchiedener wie ſonſtwo über-
zeugt daß die neue Organiſation einen Fehler begangen habe. Hierzu kam
daß ſich die Harzabgeordneten theilweiſe der Minorität anſchloſſen, der bei
der Entſcheidung freilich nur eine Stimme fehlte um die Majorität zu wer-
den. Nach der Abſtimmung brachte der Vertreter der Stadt Oſterode einen
Urantrag ein, welcher eine angemeſſene Entſchädigung für die von der Stadt
zu den Einrichtungen des Obergerichts geleiſteten Zuſchüſſe fordert. Man
überwies die Forderung dem Petitionsausſchuß zur Begutachtung. (Pr. Z.)
Preußen.
Berlin, 11 Jun. Die Nat.-Ztg. ſchreibt: „Wie be-
kannt, wollte die hieſige Studentenſchaft dem Prof. Dr. Nitzſch am Tage
ſeines 50jährigen Jubiläums einen ſolennen Fackelzug bringen. Derſelbe
muß jedoch unterbleiben, da der Univerſitätsrichter Lehnert dem Vernehmen
nach dem Comité gegenüber erklärt hat, er würde ſeine Zuſtimmung ver-
ſagen, ſelbſt wenn Rector, Senat und Polizeipräſidium einwilligten.“
Die politiſchen Freunde des verſtorbenen Abg. für Berlin Dr. Wentzel
(d. h. die Fraction v. Vincke) haben beſchloſſen, in Gemeinſchaft mit den
Wahlmännern des vierten Berliner Wahlbezirks, welcher Wentzel bekanntlich
gewählt hatte, dem verewigten und allerverehrteſten Manne ein Grabdenkmal
auf dem hieſigen Kirchhof der St. Matthäi Gemeinde zu errichten. Die Frac-
tion hat bereits eine beträchtliche Summe dafür aufgebracht. (B. Bl.)
Oeſterreich.
 Vom Jun. Geſtatten Sie mir einige Worte über
die tiroliſchen Reichsräthe, weil ihre Auswahl ein klares Licht auf die Grund-
ſätze wirft von denen ſich die Regierung hier wie anderwärts leiten ließ. Un-
abhängigkeit der äußern Lebensſtellung und Entſchiedenheit einer Geſinnung
die gleich entfernt iſt von jedem religiöſen wie politiſchen Extrem, gehörten
zu den erſten Auforderungen welche die Regierung an die vorzuſchlagenden
Candidaten ſtellte. Durch das erſte Erforderniß war die ganze Beamten-
ſchaft ausgeſchloſſen, und nur dem ſtrengen Feſthalten an dieſem Grundſatz
iſt es zuzuſchreiben daß der Oberlandesgerichtsrath v. Klebelsberg nicht
in die hohe Körperſchaft berufen wurde, obwohl er, wie kein zweiter, vom
allgemeinen Vertrauen des Landes getragen und ſeine Wahl auch von der
höchſten tiroliſchen Stelle auf das nachdrücklichſte befürwortet war. So ſehr
man nun bedauert dieſen wackern Mann nicht im Reichsrath zu ſehen, ſo
ehrt man doch andrerſeits die ſtrenge Conſequenz der Regierung, welche auch
den leiſeſten Schein zu vermeiden ſuchte als wolle ſie Männer berufen die
in irgendwelchem Abhängigkeitsverhältniß zu ihr ſtehen. Folge des zweiten
angeführten Erforderniſſes war die Uebergehung des Grafen Brandis und
des kleinen Häufleins ſeiner Getreuen, die in der Rückkehr zu den Formen
einer abgelebten Vergangenheit das Heil für eine neu aufblühende Zukunft
ſehen. Alle in Wien gemachten Anſtrengungen ſcheiterten, wie uns gemel-
det wird, an der klaren Einſicht und der Feſtigkeit des erlauchten Prinzen,
in deſſen Hand die Geſchicke unſeres Landes ruhen. Tirol gewann dadurch
die beruhigende Ueberzeugung daß die wenigen Leute dieſer Richtung, ſo eh-
renwerth mancher im Privatleben ſeyn mag, doch in öffentlichen Dingen
ebenſowenig die Vertrauensmänner der Regierung als des Landes ſind. Von
den Gewählten iſt Graf Wolkenſtein ein wohlwollender redlicher Mann
von gemäßigten Anſichten, Feind unnöthiger Centraliſation und Vielregie-
rerei, und was insbeſondere die tiroliſchen Verhältniſſe anbelangt ſo läßt
ſein politiſches Wirken als Präſident der Stände und des ſtändiſchen Aus-
ſchuſſes (1848 bis 1852) erwarten daß er den unter ſeinem Präſidium ge-
ſchaffenen Zuſtand als den richtigen Ausgangspunkt für die Neugeſtaltung
unſerer provinciellen Verhältniſſe betrachten werde. Was die Wahl Kof-
lers (der mittlerweile abgelehnt hat) bedeutungsvoll macht, war der Um-
ſtand daß er an der Spitze der Botzener Handelskammer ſteht, welche gleich
ihrer Innsbrucker Schweſter gegen den Brandis’ſchen Landesverfaſſungsent-
wurf, ſo weit es die Zuſammenſetzung des Ständekörpers betrifft, petitio-
nirt hatte. Der an ſeine Stelle berufene Advocat Straſſer iſt ebenſo-
wenig ein Freund dieſes Hochtoryismus, ſondern ein Mann deſſen Kopf und
Herz nicht den Wünſchen eines excluſiven Häufleins, mag dieſes links oder
rechts ſtehen, ſondern den wahren allgemeinen Landesintereſſen zugewendet
iſt. Wohlwend aus Feldkirch iſt ein wackerer entſchiedener Patriot, der
durch ſeine Offenheit, und den loyalen Freiſinn den er bei Berathung des Ge-
meindegeſetzes und des Verfaſſungsentwurfs bethätigte, das Vertrauen der
Tiroler in gleichem Maß wie das der Vorarlberger gewonnen hat. So ge-
ben uns dieſe Wahlen die Ueberzeugung daß unſer Statthalter zwiſchen dem
lauten Geſchrei einzelner Leute und den Wünſchen eines treuen Volkes wohl
zu unterſcheiden verſteht.
∆ Wien, 10 Jun. Die Staatsſchuldencommiſſion hat ge-
ſtern dem Kaiſer durch eine Deputation ihrer Mitglieder ihr Ela-
borat bezüglich der Feſtſtellung der Staatsſchuld überreicht, und die
Welt wird nun endlich ſowohl die Ziffer der Staatsſchuld als auch
den Betrag kennen der zur Verzinſung derſelben beanſprucht wird. Wie
man glaubt, beträgt die Ziffer der Staatsſchuld etwa 2½ Milliarden,
allein da der Zinsfuß dieſer in verſchiedenen Zeiten und unter verſchiedenen
Verhältniſſen aufgenommenen Anleihen ungemein ſchwankt, ſo kann dieſe Ziffer
nur eine nominelle ſeyn, und wird es ſich wohl zunächſt darum handeln einen
großen Theil der Schuld in eine allgemeine 5procentige zu convertiren, um
eine genauere Ueberſicht zu gewinnen und eine gewiſſe Einheit in dem Staats-
ſchuldenweſen herſtellen zu können. Der Reichsrath dürfte wohl zunächſt dazu
berufen ſeyn das Staatsſchuldenweſen nicht bloß zu controliren, ſondern auch
zu reguliren, und man erwartet dieß um ſo eher, als nur dadurch jene
Ueberſichtlichkeit des Staatsſchuldenweſens ermöglicht wird die ſchon längſt
zu den frommen Wünſchen der öſterreichiſchen Staatsgläubiger gehört. —
Ein peinliches Aufſehen erregt die heute in der Wiener Zeitung veröffentlichte
Erklärung des Handelsgerichts, ſowie des Dr. Berger, über die auch in Ihrem
Blatt erwähnte Edictalvorladung Moriz v. Habers. Hr. v. Haber iſt aller-
dings ſchon ſeit längerer Zeit von Wien abweſend, aber da ſein Aufent-
halt der Creditanſtalt nicht unbekannt ſeyn konnte, iſt der Eclat mit welcher
die Forderung der Anſtalt zur öffentlichen Kenntniß gebracht wurde aller
Welt aufgefallen. Die Anſtalt erklärte freilich daß die Edictalvorladung
ohne ihr Zuthun veröffentlicht worden, allein da das ohne Zuſtimmung
der Partei nicht möglich geweſen wäre, ſo ſieht ſich das Handelsgericht
heute zu der Erklärung veranlaßt daß die Veröffentlichung dieſer Vor-
ladung ſpeciell von der Kanzlei des Vertreters der Creditanſtalt veranlaßt
wurde. Gleichzeitig ſieht ſich auch Dr. Berger, der Vertreter der Anſtalt,
ſelbſt zu einer ähnlichen Erklärung veranlaßt, und fragt es ſich alſo warum
die Direction der Creditanſtalt dieß in ihrer erſten Erklärung in Abrede ge-
ſtellt. Die für unſere Handelswelt höchſt intereſſante Geſchichte iſt durch die
neueſten Erklärungen des Handelsgerichts und des Dr. Berger jedenfalls nur
noch verwickelter geworden.
Wien, 10 Jun. Die Wiener Ztg. beginnt heute auch über die
Sitzung des Reichsraths vom 8 d. M. einen ſehr ausführlichen Bericht, in-
dem ſie zunächſt die Reden des Grafen Bárkoczy und des Juſtizminiſters dem
Wortlaut nach mittheilt. Graf Bárkoczy ſprach:
„Kaiſerl. Hoheit! Hochverehrte Verſammlung! Ich glaube daß bei dem vor-
liegenden Gegenſtand der Berathung der Grundbuchsordnung allerdings zuerſt die
Frage zur Erörterung gelangen müſſe ob dieſe Angelegenheit in pleno zu verhan-
deln ſey, oder ob zu ſolchem Ende ein Comité gebildet werden ſolle. Ich glaube
kaum daß triſtige Gründe für die Verhandlung in pleno obwalten, und bin viel-
mehr feſt überzeugt daß die Mehrheit der hohen Verſammlung ſich für die vor-
läufige Ueberweiſung des Gegenſtandes an ein Comité entſcheiden werde. Bevor
aber zur Wahl der Mitglieder des Comité’s geſchritten wird, wäre meines Erach-
tens eine Vorfrage zu erledigen, von deren Löſung das fernere Schickſal des Ge-
genſtandes dieſer Verhandlung abhängen wird. Das zu wählende Comité beſitzt
jetzt allerdings keine nähere Inſtruction, und eine ſolche verträgt ſich auch durchaus
nicht mit der Natur der Sache. Aber über den Grundſatz muß ſich die hohe Ver-
ſammlung vor allem mit Klarheit ausſprechen: ob es überhaupt die Aufgabe des
verſtärkten Reichsraths bei Berathung dieſer Grundbuchsordnung ſeyn werde eine
ſolche für das Geſammtgebiet der Monarchie und in welcher Form zu Stande zu
bringen. In dieſer Beziehung erlaube ich mir mehrere vorläufige Bemerkungen
zu machen, welche wohl geeignet ſeyn dürften einiges Licht über den Gegenſtand
unſerer Erwägung zu verbreiten. Das Comité, es mag dasſelbe aus fünf oder
ſieben Mitglieder beſtehen, wird gewiß wie jede berathende Verſammlung von dem
Geſichtspunkt ausgehen daß die Majorität über die vorkommenden Anträge zu ent-
ſcheiden habe. Ich ſetze den Fall, von ſieben Mitgliedern würden vier für die
Verhandlung der Grundbuchsordnung ſtimmen, ſo würde den andern drei Comité-
mitgliedern nichts übrig bleiben, als ſich der Majorität zu unterwerfen und in die
detaillirte paragraphenweiſe Verhandlung des Gegenſtandes einzugehen. Um dem
vorzubeugen, muß ſich alſo meines Erachtens die hohe Verſammlung vorerſt über die
Frage ausſprechen: iſt es Aufgabe des Comités und wird es gewünſcht, daß dasſelbe
alſogleich eine detaillirte Verhandlung beginne, oder ſoll dasſelbe nicht vor allem
über das Princip der Grundbuchsordnung berathen und darüber der Plenarver-
ſammlung Bericht erſtatten? Das iſt, glaube ich, die Aufgabe welche zunächſt zu
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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