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Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860.

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28 Mai Abends. Im Hauptquartier fand ich heute Nachmittag alles
in einem Zustand großer Entrüstung. Denn nicht genug daß das Castell sein
Bombardement nicht eingestellt hatte, hatten die Neapolitaner, trotz des Waf-
fenstillstands, auf die sicilianischen Vorposten geschossen, und da diese, dem
Befehl ihres Generals gehorchend, das Feuer nicht erwiederten, sich einiger
wichtigen Häusergruppen und Barricaden bemächtigt. Mehrere Alpenjäger
waren dabei erschossen worden, und schon wollte der General eine Beschwerde-
schrift an Admiral Mundy absenden, als dessen Flaggenlieutenant (um 6 Uhr
Abends) ankam, und vom Admiral die Meldung brachte daß, da der Como-
dore nichts weiter von sich hören ließ, der General seines Worts füglich ent-
hoben sey. Darauf hin ertheilte dieser Befehl die verlornen Positionen wieder
zu nehmen. In der That war dieß mit Hülfe von ein paar Orsinischen Vom-
ben sofort bewerkstelligt. Eine halbe Stunde später war Flaggenlieutenant
Willnert wieder da. Der Commodore hatte geantwortet, und zwar mit dem
Ansuchen an den Admiral daß er die beiden Generale auf ihrem Weg durch
die Stadt durch die brittische Flagge beschützen lassen möge. Da der Admiral
dieß kategorisch verweigerte, erklärte der Commodore daß alle Unterhandlungen
zu Ende seyen. Allgemein glaubte man die ganzen Verhandlungen seyen vom
Neapolitaner bloß deßhalb eingeleitet worden um Zeit zur Ausführung irgend-
eines Angriffsplans zu gewinnen.

29 Mai Morgens. Die Nacht vergieng ohne Störung. Sämmtliche
neapolitanische Kriegsschiffe waren in die hohe See, in der Richtung von Ter-
mini, hinausgefahren, wo sich die neapolitanischen Truppen im Jahr 1848
eingeschifft hatten. Auch die Bastei Montalto, hart am k. Palast, war, mit
Zurücklassung eines 32 Pfünders geräumt worden, während vom Finanz-
gebäude ein Officier als Parlamentär, mit dem Antrag abziehen zu wollen,
abgesandt worden war. Garibaldi wollte dieß nur gestatten wenn sie ihre
Waffen im Stich ließen. Sie werden sich wohl dazu bequemen müssen, da
ihnen Wasser und Lebensmittel abgeschnitten sind. Während ich beim General
war, kam ein Schreiben von Corleone mit der Meldung: der dort comman-
dirende neapolitanische Oberst sey geneigt überzugehen, wenn ihm sein jetziger
Officiersrang gelassen würde. Natürlich wurde sein, auf indirectem Weg ge-
machtes, Anerbieten angenommen. Es überrascht uns dieser Antrag nicht im
geringsten. Gestern kamen mehrere Officiere in Civilkleidung herüber, und
ergaben sich, und auf einem einzigen Punkt sah ich 60 bis 70 Mann, theils
Gefangene, theils Ausreißer, die alle für die Unabhängigkeit Italiens zu fech-
ten wünschten.

29 Mai, 6 Uhr Abends. Um 3 Uhr hatten wir wieder panischen
Schrecken und Durcheinanderlaufen, weil die Kriegsschiffe zurückgekommen
waren. Dann wieder Gefecht an den Barricaden. Dießmal war Garibaldi
selbst dabei, und seinem wunderbaren Ansehen gelang es selbst die Picciotti
zum Fechten zu bringen. Einer derselben fiel an seiner Seite, und Oberst Türr
wurde, in demselben Augenblick als er den General bei Seite riß, von einer
Ricochetkugel am Bein getroffen. Schließlich blieben die Truppen Garibal-
di's Herren der gewünschten Positionen. Zwei Dampfer die von Neapel an-
gekommen waren, hatten mittlerweile beim Castell unter den Kanonen der
Flotte Truppen gelandet. Es sind Deutsche, man sagt Bayern;(!) ob sie den
Neapolitanern ihren Muth wieder zurückgeben werden, muß sich erst zeigen.
(Beschluß folgt.)



Deutschland.
Bayern.

Die Besitzer der Kunstanstalt von Piloty und
Löhle in München erhielten von der Kaiserin von Rußland durch den dorti-
gen russischen Gesandten zwei Brillantringe als Anerkennung der kunstsinni-
gen Leitung und Herausgabe des photographischen Bildnisses Ihrer Maj.
im kaiserlichen Krönungsornat zugesandt.

In Reichenhall sind bis zum 5
d. M. 70 Partien mit 132 Badegästen eingetroffen, und 103 Partien
durchpassirt. Unter den Badegästen ist der Hr. Erzbischof von München-
Freysing. Die Hälfte der Gäste sind Norddeutsche oder Ausländer, unter
diesen ein Gast aus Moskau und eine Dame aus New-York.

Gr. Hessen.

Der gestern erwähnte Toast des Minister-
präsidenten Frhrn. v. Dalwigk lautet des nähern wie folgt:

"Als wir das
letztemal hier vereinigt waren, sagte ich Ihnen daß die Lage eine sehr ernste
sey. Und heute, meine Herren? Wenn Deutschland am 9 Jun. 1859 dastand,
wie der Soldat, Gewehr im Arm, den Ruf der Führer erwartend, ist es heute
anders? Aber nicht von außen drohen uns die größten Gefahren. Deutsch-
land ist stark genug den Kampf gegen jeden aufzunehmen, wenn es einig ist.
Nein! Die größten Gefahren kommen uns von innen. Parteistreitigkeiten,
Mißtrauen, confessionelle Spaltungen sind es die uns schwächen, erniedrigen,
die uns zur Beute des Auslands machen. Wir sehen alte erbitterte politische
Feinde sich verbinden zu gemeinsamer Wirksamkeit in einem Verein, über dessen
letzte Tendenzen man dem Vaterland noch die Antwort schuldig ist. Wir sehen
die Parteipresse unablässig bemüht zwischen den beiden deutschen Großmächten
Haß zu säen, während deren aufrichtiges Zusammengehen das tägliche Gebet
jedes wahren Vaterlandsfreundes seyn sollte. Wir sehen wie der Geist der
[Spaltenumbruch] religiösen Intoleranz, dem Deutschland all' seinen Jammer, seine Zerrissen-
heit verdankt, aufs neue angefacht wird, und zwar mitunter gerade von denen
deren Aufgabe es vor allem seyn sollte Duldung und Liebe zu predigen. Wir
sehen wie man sich bemüht die Regierungen der deutschen Mittelstaaten, der
Staaten in denen vorzugsweise deutscher Stamm und deutscher Sinn vertre-
ten ist, dem Haß und der Verachtung der Nation zu signalisiren. Wir sehen
wie man von der unüberlegten, aber gewiß nicht so schlimm gemeinten, Aeuße-
rung eines Ministers eines deutschen Mittelstaats Act nimmt zu Demonstra-
tionen, zu Verwahrungen, die, bewußt oder unbewußt, ebenso viele, Gott weiß
es, unverdiente Mißtrauensvota gegen die Regierungen der übrigen Mittel-
staaten enthalten. Und das alles in dem Augenblick in dem man uns sagt
daß Hannibal vor den Thoren stehe! Meine Herren! Solchen Erscheinungen
gegenüber ist es nicht bloß die Aufgabe zu klagen, sondern auch zu handeln, in
dem vollen Bewußtseyn daß jeder der Zwietracht ausstreut, der die Nation
eines Theils ihrer sittlichen, auf Vertrauen beruhenden, eines Theils ihrer
territorialen Kräfte berauben will, deren sie so nöthig bedarf wenn es je zum
Kampf kommen sollte, ebenso gut ein Vaterlandsverräther ist als der welcher
einen Deutschland gefährlichen Bund mit dem Ausland schließen wollte. Und
Se. k. H. der Großherzog wird dereinst Gott und dem deutschen Volk freudig
Rechenschaft ablegen können darüber wie er gehandelt hat. Seit 12 Jahren
unablässig bestrebt die Interessen und die ehre unseres großen Vaterlandes
zu fördern, soweit es unter den gegebenen Verhältnissen möglich war, darf unser
edler Fürst sich das Zeugniß geben daß sein Name bei keinem Bemühen ge-
fehlt hat deutsche Einrichtungen und Gesetze zu verbessern und zu generali-
siren, Deutschlands Einigkeit und Einheit nach innen, Deutschlands Stärke
nach außen zu fördern. Stets zu Opfern bereit, stets nur das allgemeine
Wohl im Auge, wird Se. k. H. der Großherzog nur auf eines nicht verzich-
ten, auf das Recht in deutschen Dingen mitzureden und mitzuhandeln im
Sinn seines Volks, dessen Geist, Gesinnung und berechtigte Ansprüche Sie
zu den Ihrigen gemacht haben. Und soll ich Ihnen, meine Herren, noch von
den Grundsätzen unsers erhabenen Herrn den confessionellen Bewegungen
gegenüber sprechen? Die beste Antwort läge in einem Hinweis auf den Thron,
den, neben Sr. k. H. dem Großherzog, eine Fürstin ziert die uns das er-
habenste Beispiel wahrer Religiosität, christlicher Liebe und Duldung gewährt,
deren Name in den Herzen aller Hessen, welchem Bekenntniß sie auch ange-
hören mögen, ewig fortleben wird. Achtung vor jedem wahren Glauben, Freiheit
der religiösen Ueberzeugungen, Verzicht auf systematisches bureaukratisches
Mißtrauen, auf polizeiliches Controliren einzelner Religionsbekenntnisse, das
ist der Grundsatz der die Handlungen Sr. k. H. des Großherzogs und seiner
Regierung leitet. Und darum, meine Herren, besitzt Se. k. H. der Großherzog
das Vertrauen und die Liebe seines Volks, und darum glaube ich nicht bloß
in Ihrem Namen, sondern im Namen und Geist aller Hessen zu sprechen,
wenn ich Sie bitte mit mir zu trinken auf das Wohl Sr. k. H. des Groß-
herzogs. Er lebe hoch!"
Kurhessen.

Die französische Gemeinde war
bis zum Jahr 1831 in dem Besitz sehr ausgedehnter Privilegien und Vor-
rechte, welche man jedoch der Verfassung vom 5 Jan. 1831 freudig zum Opfer
brachte. Da nun diese Verfassung factisch nicht mehr besteht, und an ein
Wiederaufleben derselben kaum mehr zu denken ist, so glauben die Mitglieder
unserer französischen Gemeinde im Hinblick auf die von ihnen aufgegebenen
Rechte gegen das neue Staatsgrundgesetz Verwahrung einlegen zu müssen, und
die unter einer Bedingung (Ertheilung der Verfassung von 1831) aufgegebenen
Privilegien u. s. w. zurückfordern zu können. Dieß soll nach dem Beschluß
einer Versammlung von Gemeindegliedern und anderer angesehenen Bürger
unserer Stadt in einer Adresse an den Landesherrn geschehen, und es wurde zu
deren Entwerfung aus der Versammlung bereits ein Ausschuß gebildet, welcher
sich zur Klarstellung des Rechtspunkts des Beiraths der angesehensten Juristen
unseres Landes bedienen wird.

Hansestädte.

Die Nachricht von der Er-
hebung des Hrn. v. Borries in den Grafenstand, welche zuerst telegra-
phisch dem hiesigen Abendblatt "Börsenhalle" gemeldet, und anfangs nicht
allgemein geglaubt wurde, findet in allen Schichten unserer Bevölkerung
eine und dieselbe Beurtheilung, wie überall..... Der kürzlich verstorbene
Richard Parish, einer der reichsten Privatleute unter unsern sehr zahlrei-
chen begüterten Bürgern, hat bedeutende Legate für Wohlthätigkeitsanstal-
ten und Kirchen in seinem Testament ausgesetzt. So erhält unter anderm
die im Bau begriffene St. Nikolaikirche 5000 Mark, die hiesigen Warte-
schulen 4000 und die zu erbauende Separat-Irrenanstalt 10,000 Mark
Banco. -- Der seitherige hiesige englische Generalconsul Oberst Hodges ist
pensionirt, und an dessen Stelle der bis jetzt als Generalconsul in Leipzig
fungirende Hr. Ward zum Geschäftsträger der englischen Regierung bei uns
ernannt worden. Irren wir nicht, so war es der genannte welcher vor
längerer Zeit sich zu Gunsten der deutschen Bevölkerung in Schleswig aus-
sprach, als die brittische Regierung ein Urtheil über die dortigen so traurig ver-
worrenen Verhältnisse zu hören verlangte. -- Die Schifffahrt florirt in diesem
Jahr; entsprächen die Frachten und deren Werth der Zahl der absegelnden
und ankommenden Schiffe, was nicht immer der Fall ist, so wären bessere
Zeiten kaum zu wünschen. Nach den Aufmachungen des handelsstatistischen
Bureau's stieg die Zahl der seit Anfang Januars bis Ende Mai's hier ange-

[Spaltenumbruch]

28 Mai Abends. Im Hauptquartier fand ich heute Nachmittag alles
in einem Zuſtand großer Entrüſtung. Denn nicht genug daß das Caſtell ſein
Bombardement nicht eingeſtellt hatte, hatten die Neapolitaner, trotz des Waf-
fenſtillſtands, auf die ſicilianiſchen Vorpoſten geſchoſſen, und da dieſe, dem
Befehl ihres Generals gehorchend, das Feuer nicht erwiederten, ſich einiger
wichtigen Häuſergruppen und Barricaden bemächtigt. Mehrere Alpenjäger
waren dabei erſchoſſen worden, und ſchon wollte der General eine Beſchwerde-
ſchrift an Admiral Mundy abſenden, als deſſen Flaggenlieutenant (um 6 Uhr
Abends) ankam, und vom Admiral die Meldung brachte daß, da der Como-
dore nichts weiter von ſich hören ließ, der General ſeines Worts füglich ent-
hoben ſey. Darauf hin ertheilte dieſer Befehl die verlornen Poſitionen wieder
zu nehmen. In der That war dieß mit Hülfe von ein paar Orſiniſchen Vom-
ben ſofort bewerkſtelligt. Eine halbe Stunde ſpäter war Flaggenlieutenant
Willnert wieder da. Der Commodore hatte geantwortet, und zwar mit dem
Anſuchen an den Admiral daß er die beiden Generale auf ihrem Weg durch
die Stadt durch die brittiſche Flagge beſchützen laſſen möge. Da der Admiral
dieß kategoriſch verweigerte, erklärte der Commodore daß alle Unterhandlungen
zu Ende ſeyen. Allgemein glaubte man die ganzen Verhandlungen ſeyen vom
Neapolitaner bloß deßhalb eingeleitet worden um Zeit zur Ausführung irgend-
eines Angriffsplans zu gewinnen.

29 Mai Morgens. Die Nacht vergieng ohne Störung. Sämmtliche
neapolitaniſche Kriegsſchiffe waren in die hohe See, in der Richtung von Ter-
mini, hinausgefahren, wo ſich die neapolitaniſchen Truppen im Jahr 1848
eingeſchifft hatten. Auch die Baſtei Montalto, hart am k. Palaſt, war, mit
Zurücklaſſung eines 32 Pfünders geräumt worden, während vom Finanz-
gebäude ein Officier als Parlamentär, mit dem Antrag abziehen zu wollen,
abgeſandt worden war. Garibaldi wollte dieß nur geſtatten wenn ſie ihre
Waffen im Stich ließen. Sie werden ſich wohl dazu bequemen müſſen, da
ihnen Waſſer und Lebensmittel abgeſchnitten ſind. Während ich beim General
war, kam ein Schreiben von Corleone mit der Meldung: der dort comman-
dirende neapolitaniſche Oberſt ſey geneigt überzugehen, wenn ihm ſein jetziger
Officiersrang gelaſſen würde. Natürlich wurde ſein, auf indirectem Weg ge-
machtes, Anerbieten angenommen. Es überraſcht uns dieſer Antrag nicht im
geringſten. Geſtern kamen mehrere Officiere in Civilkleidung herüber, und
ergaben ſich, und auf einem einzigen Punkt ſah ich 60 bis 70 Mann, theils
Gefangene, theils Ausreißer, die alle für die Unabhängigkeit Italiens zu fech-
ten wünſchten.

29 Mai, 6 Uhr Abends. Um 3 Uhr hatten wir wieder paniſchen
Schrecken und Durcheinanderlaufen, weil die Kriegsſchiffe zurückgekommen
waren. Dann wieder Gefecht an den Barricaden. Dießmal war Garibaldi
ſelbſt dabei, und ſeinem wunderbaren Anſehen gelang es ſelbſt die Picciotti
zum Fechten zu bringen. Einer derſelben fiel an ſeiner Seite, und Oberſt Türr
wurde, in demſelben Augenblick als er den General bei Seite riß, von einer
Ricochetkugel am Bein getroffen. Schließlich blieben die Truppen Garibal-
di’s Herren der gewünſchten Poſitionen. Zwei Dampfer die von Neapel an-
gekommen waren, hatten mittlerweile beim Caſtell unter den Kanonen der
Flotte Truppen gelandet. Es ſind Deutſche, man ſagt Bayern;(!) ob ſie den
Neapolitanern ihren Muth wieder zurückgeben werden, muß ſich erſt zeigen.
(Beſchluß folgt.)



Deutſchland.
Bayern.

Die Beſitzer der Kunſtanſtalt von Piloty und
Löhle in München erhielten von der Kaiſerin von Rußland durch den dorti-
gen ruſſiſchen Geſandten zwei Brillantringe als Anerkennung der kunſtſinni-
gen Leitung und Herausgabe des photographiſchen Bildniſſes Ihrer Maj.
im kaiſerlichen Krönungsornat zugeſandt.

In Reichenhall ſind bis zum 5
d. M. 70 Partien mit 132 Badegäſten eingetroffen, und 103 Partien
durchpaſſirt. Unter den Badegäſten iſt der Hr. Erzbiſchof von München-
Freyſing. Die Hälfte der Gäſte ſind Norddeutſche oder Ausländer, unter
dieſen ein Gaſt aus Moskau und eine Dame aus New-York.

Gr. Heſſen.

Der geſtern erwähnte Toaſt des Miniſter-
präſidenten Frhrn. v. Dalwigk lautet des nähern wie folgt:

„Als wir das
letztemal hier vereinigt waren, ſagte ich Ihnen daß die Lage eine ſehr ernſte
ſey. Und heute, meine Herren? Wenn Deutſchland am 9 Jun. 1859 daſtand,
wie der Soldat, Gewehr im Arm, den Ruf der Führer erwartend, iſt es heute
anders? Aber nicht von außen drohen uns die größten Gefahren. Deutſch-
land iſt ſtark genug den Kampf gegen jeden aufzunehmen, wenn es einig iſt.
Nein! Die größten Gefahren kommen uns von innen. Parteiſtreitigkeiten,
Mißtrauen, confeſſionelle Spaltungen ſind es die uns ſchwächen, erniedrigen,
die uns zur Beute des Auslands machen. Wir ſehen alte erbitterte politiſche
Feinde ſich verbinden zu gemeinſamer Wirkſamkeit in einem Verein, über deſſen
letzte Tendenzen man dem Vaterland noch die Antwort ſchuldig iſt. Wir ſehen
die Parteipreſſe unabläſſig bemüht zwiſchen den beiden deutſchen Großmächten
Haß zu ſäen, während deren aufrichtiges Zuſammengehen das tägliche Gebet
jedes wahren Vaterlandsfreundes ſeyn ſollte. Wir ſehen wie der Geiſt der
[Spaltenumbruch] religiöſen Intoleranz, dem Deutſchland all’ ſeinen Jammer, ſeine Zerriſſen-
heit verdankt, aufs neue angefacht wird, und zwar mitunter gerade von denen
deren Aufgabe es vor allem ſeyn ſollte Duldung und Liebe zu predigen. Wir
ſehen wie man ſich bemüht die Regierungen der deutſchen Mittelſtaaten, der
Staaten in denen vorzugsweiſe deutſcher Stamm und deutſcher Sinn vertre-
ten iſt, dem Haß und der Verachtung der Nation zu ſignaliſiren. Wir ſehen
wie man von der unüberlegten, aber gewiß nicht ſo ſchlimm gemeinten, Aeuße-
rung eines Miniſters eines deutſchen Mittelſtaats Act nimmt zu Demonſtra-
tionen, zu Verwahrungen, die, bewußt oder unbewußt, ebenſo viele, Gott weiß
es, unverdiente Mißtrauensvota gegen die Regierungen der übrigen Mittel-
ſtaaten enthalten. Und das alles in dem Augenblick in dem man uns ſagt
daß Hannibal vor den Thoren ſtehe! Meine Herren! Solchen Erſcheinungen
gegenüber iſt es nicht bloß die Aufgabe zu klagen, ſondern auch zu handeln, in
dem vollen Bewußtſeyn daß jeder der Zwietracht ausſtreut, der die Nation
eines Theils ihrer ſittlichen, auf Vertrauen beruhenden, eines Theils ihrer
territorialen Kräfte berauben will, deren ſie ſo nöthig bedarf wenn es je zum
Kampf kommen ſollte, ebenſo gut ein Vaterlandsverräther iſt als der welcher
einen Deutſchland gefährlichen Bund mit dem Ausland ſchließen wollte. Und
Se. k. H. der Großherzog wird dereinſt Gott und dem deutſchen Volk freudig
Rechenſchaft ablegen können darüber wie er gehandelt hat. Seit 12 Jahren
unabläſſig beſtrebt die Intereſſen und die ehre unſeres großen Vaterlandes
zu fördern, ſoweit es unter den gegebenen Verhältniſſen möglich war, darf unſer
edler Fürſt ſich das Zeugniß geben daß ſein Name bei keinem Bemühen ge-
fehlt hat deutſche Einrichtungen und Geſetze zu verbeſſern und zu generali-
ſiren, Deutſchlands Einigkeit und Einheit nach innen, Deutſchlands Stärke
nach außen zu fördern. Stets zu Opfern bereit, ſtets nur das allgemeine
Wohl im Auge, wird Se. k. H. der Großherzog nur auf eines nicht verzich-
ten, auf das Recht in deutſchen Dingen mitzureden und mitzuhandeln im
Sinn ſeines Volks, deſſen Geiſt, Geſinnung und berechtigte Anſprüche Sie
zu den Ihrigen gemacht haben. Und ſoll ich Ihnen, meine Herren, noch von
den Grundſätzen unſers erhabenen Herrn den confeſſionellen Bewegungen
gegenüber ſprechen? Die beſte Antwort läge in einem Hinweis auf den Thron,
den, neben Sr. k. H. dem Großherzog, eine Fürſtin ziert die uns das er-
habenſte Beiſpiel wahrer Religioſität, chriſtlicher Liebe und Duldung gewährt,
deren Name in den Herzen aller Heſſen, welchem Bekenntniß ſie auch ange-
hören mögen, ewig fortleben wird. Achtung vor jedem wahren Glauben, Freiheit
der religiöſen Ueberzeugungen, Verzicht auf ſyſtematiſches bureaukratiſches
Mißtrauen, auf polizeiliches Controliren einzelner Religionsbekenntniſſe, das
iſt der Grundſatz der die Handlungen Sr. k. H. des Großherzogs und ſeiner
Regierung leitet. Und darum, meine Herren, beſitzt Se. k. H. der Großherzog
das Vertrauen und die Liebe ſeines Volks, und darum glaube ich nicht bloß
in Ihrem Namen, ſondern im Namen und Geiſt aller Heſſen zu ſprechen,
wenn ich Sie bitte mit mir zu trinken auf das Wohl Sr. k. H. des Groß-
herzogs. Er lebe hoch!“
Kurheſſen.

Die franzöſiſche Gemeinde war
bis zum Jahr 1831 in dem Beſitz ſehr ausgedehnter Privilegien und Vor-
rechte, welche man jedoch der Verfaſſung vom 5 Jan. 1831 freudig zum Opfer
brachte. Da nun dieſe Verfaſſung factiſch nicht mehr beſteht, und an ein
Wiederaufleben derſelben kaum mehr zu denken iſt, ſo glauben die Mitglieder
unſerer franzöſiſchen Gemeinde im Hinblick auf die von ihnen aufgegebenen
Rechte gegen das neue Staatsgrundgeſetz Verwahrung einlegen zu müſſen, und
die unter einer Bedingung (Ertheilung der Verfaſſung von 1831) aufgegebenen
Privilegien u. ſ. w. zurückfordern zu können. Dieß ſoll nach dem Beſchluß
einer Verſammlung von Gemeindegliedern und anderer angeſehenen Bürger
unſerer Stadt in einer Adreſſe an den Landesherrn geſchehen, und es wurde zu
deren Entwerfung aus der Verſammlung bereits ein Ausſchuß gebildet, welcher
ſich zur Klarſtellung des Rechtspunkts des Beiraths der angeſehenſten Juriſten
unſeres Landes bedienen wird.

Hanſeſtädte.

Die Nachricht von der Er-
hebung des Hrn. v. Borries in den Grafenſtand, welche zuerſt telegra-
phiſch dem hieſigen Abendblatt „Börſenhalle“ gemeldet, und anfangs nicht
allgemein geglaubt wurde, findet in allen Schichten unſerer Bevölkerung
eine und dieſelbe Beurtheilung, wie überall..... Der kürzlich verſtorbene
Richard Pariſh, einer der reichſten Privatleute unter unſern ſehr zahlrei-
chen begüterten Bürgern, hat bedeutende Legate für Wohlthätigkeitsanſtal-
ten und Kirchen in ſeinem Teſtament ausgeſetzt. So erhält unter anderm
die im Bau begriffene St. Nikolaikirche 5000 Mark, die hieſigen Warte-
ſchulen 4000 und die zu erbauende Separat-Irrenanſtalt 10,000 Mark
Banco. — Der ſeitherige hieſige engliſche Generalconſul Oberſt Hodges iſt
penſionirt, und an deſſen Stelle der bis jetzt als Generalconſul in Leipzig
fungirende Hr. Ward zum Geſchäftsträger der engliſchen Regierung bei uns
ernannt worden. Irren wir nicht, ſo war es der genannte welcher vor
längerer Zeit ſich zu Gunſten der deutſchen Bevölkerung in Schleswig aus-
ſprach, als die brittiſche Regierung ein Urtheil über die dortigen ſo traurig ver-
worrenen Verhältniſſe zu hören verlangte. — Die Schifffahrt florirt in dieſem
Jahr; entſprächen die Frachten und deren Werth der Zahl der abſegelnden
und ankommenden Schiffe, was nicht immer der Fall iſt, ſo wären beſſere
Zeiten kaum zu wünſchen. Nach den Aufmachungen des handelsſtatiſtiſchen
Bureau’s ſtieg die Zahl der ſeit Anfang Januars bis Ende Mai’s hier ange-

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[2746/0002] 28 Mai Abends. Im Hauptquartier fand ich heute Nachmittag alles in einem Zuſtand großer Entrüſtung. Denn nicht genug daß das Caſtell ſein Bombardement nicht eingeſtellt hatte, hatten die Neapolitaner, trotz des Waf- fenſtillſtands, auf die ſicilianiſchen Vorpoſten geſchoſſen, und da dieſe, dem Befehl ihres Generals gehorchend, das Feuer nicht erwiederten, ſich einiger wichtigen Häuſergruppen und Barricaden bemächtigt. Mehrere Alpenjäger waren dabei erſchoſſen worden, und ſchon wollte der General eine Beſchwerde- ſchrift an Admiral Mundy abſenden, als deſſen Flaggenlieutenant (um 6 Uhr Abends) ankam, und vom Admiral die Meldung brachte daß, da der Como- dore nichts weiter von ſich hören ließ, der General ſeines Worts füglich ent- hoben ſey. Darauf hin ertheilte dieſer Befehl die verlornen Poſitionen wieder zu nehmen. In der That war dieß mit Hülfe von ein paar Orſiniſchen Vom- ben ſofort bewerkſtelligt. Eine halbe Stunde ſpäter war Flaggenlieutenant Willnert wieder da. Der Commodore hatte geantwortet, und zwar mit dem Anſuchen an den Admiral daß er die beiden Generale auf ihrem Weg durch die Stadt durch die brittiſche Flagge beſchützen laſſen möge. Da der Admiral dieß kategoriſch verweigerte, erklärte der Commodore daß alle Unterhandlungen zu Ende ſeyen. Allgemein glaubte man die ganzen Verhandlungen ſeyen vom Neapolitaner bloß deßhalb eingeleitet worden um Zeit zur Ausführung irgend- eines Angriffsplans zu gewinnen. 29 Mai Morgens. Die Nacht vergieng ohne Störung. Sämmtliche neapolitaniſche Kriegsſchiffe waren in die hohe See, in der Richtung von Ter- mini, hinausgefahren, wo ſich die neapolitaniſchen Truppen im Jahr 1848 eingeſchifft hatten. Auch die Baſtei Montalto, hart am k. Palaſt, war, mit Zurücklaſſung eines 32 Pfünders geräumt worden, während vom Finanz- gebäude ein Officier als Parlamentär, mit dem Antrag abziehen zu wollen, abgeſandt worden war. Garibaldi wollte dieß nur geſtatten wenn ſie ihre Waffen im Stich ließen. Sie werden ſich wohl dazu bequemen müſſen, da ihnen Waſſer und Lebensmittel abgeſchnitten ſind. Während ich beim General war, kam ein Schreiben von Corleone mit der Meldung: der dort comman- dirende neapolitaniſche Oberſt ſey geneigt überzugehen, wenn ihm ſein jetziger Officiersrang gelaſſen würde. Natürlich wurde ſein, auf indirectem Weg ge- machtes, Anerbieten angenommen. Es überraſcht uns dieſer Antrag nicht im geringſten. Geſtern kamen mehrere Officiere in Civilkleidung herüber, und ergaben ſich, und auf einem einzigen Punkt ſah ich 60 bis 70 Mann, theils Gefangene, theils Ausreißer, die alle für die Unabhängigkeit Italiens zu fech- ten wünſchten. 29 Mai, 6 Uhr Abends. Um 3 Uhr hatten wir wieder paniſchen Schrecken und Durcheinanderlaufen, weil die Kriegsſchiffe zurückgekommen waren. Dann wieder Gefecht an den Barricaden. Dießmal war Garibaldi ſelbſt dabei, und ſeinem wunderbaren Anſehen gelang es ſelbſt die Picciotti zum Fechten zu bringen. Einer derſelben fiel an ſeiner Seite, und Oberſt Türr wurde, in demſelben Augenblick als er den General bei Seite riß, von einer Ricochetkugel am Bein getroffen. Schließlich blieben die Truppen Garibal- di’s Herren der gewünſchten Poſitionen. Zwei Dampfer die von Neapel an- gekommen waren, hatten mittlerweile beim Caſtell unter den Kanonen der Flotte Truppen gelandet. Es ſind Deutſche, man ſagt Bayern;(!) ob ſie den Neapolitanern ihren Muth wieder zurückgeben werden, muß ſich erſt zeigen. (Beſchluß folgt.) Deutſchland. Bayern. München. Die Beſitzer der Kunſtanſtalt von Piloty und Löhle in München erhielten von der Kaiſerin von Rußland durch den dorti- gen ruſſiſchen Geſandten zwei Brillantringe als Anerkennung der kunſtſinni- gen Leitung und Herausgabe des photographiſchen Bildniſſes Ihrer Maj. im kaiſerlichen Krönungsornat zugeſandt. ᴕ Aus Oberbayern, 9 Jun. In Reichenhall ſind bis zum 5 d. M. 70 Partien mit 132 Badegäſten eingetroffen, und 103 Partien durchpaſſirt. Unter den Badegäſten iſt der Hr. Erzbiſchof von München- Freyſing. Die Hälfte der Gäſte ſind Norddeutſche oder Ausländer, unter dieſen ein Gaſt aus Moskau und eine Dame aus New-York. Gr. Heſſen. Darmſtadt. Der geſtern erwähnte Toaſt des Miniſter- präſidenten Frhrn. v. Dalwigk lautet des nähern wie folgt: „Als wir das letztemal hier vereinigt waren, ſagte ich Ihnen daß die Lage eine ſehr ernſte ſey. Und heute, meine Herren? Wenn Deutſchland am 9 Jun. 1859 daſtand, wie der Soldat, Gewehr im Arm, den Ruf der Führer erwartend, iſt es heute anders? Aber nicht von außen drohen uns die größten Gefahren. Deutſch- land iſt ſtark genug den Kampf gegen jeden aufzunehmen, wenn es einig iſt. Nein! Die größten Gefahren kommen uns von innen. Parteiſtreitigkeiten, Mißtrauen, confeſſionelle Spaltungen ſind es die uns ſchwächen, erniedrigen, die uns zur Beute des Auslands machen. Wir ſehen alte erbitterte politiſche Feinde ſich verbinden zu gemeinſamer Wirkſamkeit in einem Verein, über deſſen letzte Tendenzen man dem Vaterland noch die Antwort ſchuldig iſt. Wir ſehen die Parteipreſſe unabläſſig bemüht zwiſchen den beiden deutſchen Großmächten Haß zu ſäen, während deren aufrichtiges Zuſammengehen das tägliche Gebet jedes wahren Vaterlandsfreundes ſeyn ſollte. Wir ſehen wie der Geiſt der religiöſen Intoleranz, dem Deutſchland all’ ſeinen Jammer, ſeine Zerriſſen- heit verdankt, aufs neue angefacht wird, und zwar mitunter gerade von denen deren Aufgabe es vor allem ſeyn ſollte Duldung und Liebe zu predigen. Wir ſehen wie man ſich bemüht die Regierungen der deutſchen Mittelſtaaten, der Staaten in denen vorzugsweiſe deutſcher Stamm und deutſcher Sinn vertre- ten iſt, dem Haß und der Verachtung der Nation zu ſignaliſiren. Wir ſehen wie man von der unüberlegten, aber gewiß nicht ſo ſchlimm gemeinten, Aeuße- rung eines Miniſters eines deutſchen Mittelſtaats Act nimmt zu Demonſtra- tionen, zu Verwahrungen, die, bewußt oder unbewußt, ebenſo viele, Gott weiß es, unverdiente Mißtrauensvota gegen die Regierungen der übrigen Mittel- ſtaaten enthalten. Und das alles in dem Augenblick in dem man uns ſagt daß Hannibal vor den Thoren ſtehe! Meine Herren! Solchen Erſcheinungen gegenüber iſt es nicht bloß die Aufgabe zu klagen, ſondern auch zu handeln, in dem vollen Bewußtſeyn daß jeder der Zwietracht ausſtreut, der die Nation eines Theils ihrer ſittlichen, auf Vertrauen beruhenden, eines Theils ihrer territorialen Kräfte berauben will, deren ſie ſo nöthig bedarf wenn es je zum Kampf kommen ſollte, ebenſo gut ein Vaterlandsverräther iſt als der welcher einen Deutſchland gefährlichen Bund mit dem Ausland ſchließen wollte. Und Se. k. 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Die beſte Antwort läge in einem Hinweis auf den Thron, den, neben Sr. k. H. dem Großherzog, eine Fürſtin ziert die uns das er- habenſte Beiſpiel wahrer Religioſität, chriſtlicher Liebe und Duldung gewährt, deren Name in den Herzen aller Heſſen, welchem Bekenntniß ſie auch ange- hören mögen, ewig fortleben wird. Achtung vor jedem wahren Glauben, Freiheit der religiöſen Ueberzeugungen, Verzicht auf ſyſtematiſches bureaukratiſches Mißtrauen, auf polizeiliches Controliren einzelner Religionsbekenntniſſe, das iſt der Grundſatz der die Handlungen Sr. k. H. des Großherzogs und ſeiner Regierung leitet. Und darum, meine Herren, beſitzt Se. k. H. der Großherzog das Vertrauen und die Liebe ſeines Volks, und darum glaube ich nicht bloß in Ihrem Namen, ſondern im Namen und Geiſt aller Heſſen zu ſprechen, wenn ich Sie bitte mit mir zu trinken auf das Wohl Sr. k. H. des Groß- herzogs. Er lebe hoch!“ Kurheſſen. √ Hanan, 11 Jun. Die franzöſiſche Gemeinde war bis zum Jahr 1831 in dem Beſitz ſehr ausgedehnter Privilegien und Vor- rechte, welche man jedoch der Verfaſſung vom 5 Jan. 1831 freudig zum Opfer brachte. Da nun dieſe Verfaſſung factiſch nicht mehr beſteht, und an ein Wiederaufleben derſelben kaum mehr zu denken iſt, ſo glauben die Mitglieder unſerer franzöſiſchen Gemeinde im Hinblick auf die von ihnen aufgegebenen Rechte gegen das neue Staatsgrundgeſetz Verwahrung einlegen zu müſſen, und die unter einer Bedingung (Ertheilung der Verfaſſung von 1831) aufgegebenen Privilegien u. ſ. w. zurückfordern zu können. Dieß ſoll nach dem Beſchluß einer Verſammlung von Gemeindegliedern und anderer angeſehenen Bürger unſerer Stadt in einer Adreſſe an den Landesherrn geſchehen, und es wurde zu deren Entwerfung aus der Verſammlung bereits ein Ausſchuß gebildet, welcher ſich zur Klarſtellung des Rechtspunkts des Beiraths der angeſehenſten Juriſten unſeres Landes bedienen wird. Hanſeſtädte. * Hamburg, 9 Jun. Die Nachricht von der Er- hebung des Hrn. v. Borries in den Grafenſtand, welche zuerſt telegra- phiſch dem hieſigen Abendblatt „Börſenhalle“ gemeldet, und anfangs nicht allgemein geglaubt wurde, findet in allen Schichten unſerer Bevölkerung eine und dieſelbe Beurtheilung, wie überall..... Der kürzlich verſtorbene Richard Pariſh, einer der reichſten Privatleute unter unſern ſehr zahlrei- chen begüterten Bürgern, hat bedeutende Legate für Wohlthätigkeitsanſtal- ten und Kirchen in ſeinem Teſtament ausgeſetzt. So erhält unter anderm die im Bau begriffene St. Nikolaikirche 5000 Mark, die hieſigen Warte- ſchulen 4000 und die zu erbauende Separat-Irrenanſtalt 10,000 Mark Banco. — Der ſeitherige hieſige engliſche Generalconſul Oberſt Hodges iſt penſionirt, und an deſſen Stelle der bis jetzt als Generalconſul in Leipzig fungirende Hr. Ward zum Geſchäftsträger der engliſchen Regierung bei uns ernannt worden. Irren wir nicht, ſo war es der genannte welcher vor längerer Zeit ſich zu Gunſten der deutſchen Bevölkerung in Schleswig aus- ſprach, als die brittiſche Regierung ein Urtheil über die dortigen ſo traurig ver- worrenen Verhältniſſe zu hören verlangte. — Die Schifffahrt florirt in dieſem Jahr; entſprächen die Frachten und deren Werth der Zahl der abſegelnden und ankommenden Schiffe, was nicht immer der Fall iſt, ſo wären beſſere Zeiten kaum zu wünſchen. Nach den Aufmachungen des handelsſtatiſtiſchen Bureau’s ſtieg die Zahl der ſeit Anfang Januars bis Ende Mai’s hier ange-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860, S. 2746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine165_1860/2>, abgerufen am 03.12.2024.