Allgemeine Zeitung, Nr. 166, 14. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
liche Colonne in die Stadt eingedrungen sey. Garibaldi sammelte alsbald, 4 Uhr Nachmittags. Die Conferenz an Bord ist noch nicht vor- Halb 5 Uhr. Die Conferenz ist eben vorüber. Garibaldi hat ge- Deutschland. Vom Main, 10 Jan. Die sardinische Gesandtschaft am Bundestag Frankfurt a. M., 10 Jun. So eben ist hier der Prospect eines Bayern. Ueber den Aufenthalt JJ. MM. des Königs Max und der Gr. Baden. Durlach. Der Wortlaut der zehn Thesen der Dur- [Spaltenumbruch]
liche Colonne in die Stadt eingedrungen ſey. Garibaldi ſammelte alsbald, 4 Uhr Nachmittags. Die Conferenz an Bord iſt noch nicht vor- Halb 5 Uhr. Die Conferenz iſt eben vorüber. Garibaldi hat ge- Deutſchland. Vom Main, 10 Jan. Die ſardiniſche Geſandtſchaft am Bundestag Frankfurt a. M., 10 Jun. So eben iſt hier der Proſpect eines Bayern. Ueber den Aufenthalt JJ. MM. des Königs Max und der Gr. Baden. Durlach. Der Wortlaut der zehn Theſen der Dur- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="2762"/><cb/> liche Colonne in die Stadt eingedrungen ſey. Garibaldi ſammelte alsbald,<lb/> wie geſtern ſeine Reſerven, und rückte vor. Die Sache beſtätigte ſich, und<lb/> der eugliſche Schiffslieutenant Wilmot, der ans Land geſtiegen war um die<lb/> Zuſtimmung ſeines Admirals zur Conferenz zu überbringen, befand ſich<lb/> zwiſchen den aufeinander rückenden Colonnen. In demſelben Augenblick platzte<lb/> eine vom Caſtell geſchleuderte Bombe ganz nahe bei ihm, die Neapolitaner<lb/> ſchlugen mit ihren Flinten an, und nur mit augenſcheinlicher Gefahr erreichte<lb/> er endlich Garibaldi. Es war 5 Minuten nach 12 Uhr, und ein paar Mi-<lb/> nuten darauf kamen die beiden neapolitaniſchen Officiere. — Die Admirals-<lb/> boote ſollen ein Viertel nach 1 Uhr bereit ſeyn. Ich geſtehe, an Garibaldi’s<lb/> Stelle würde ich keinen Vorſchlag angehört haben bis die von außen her ein-<lb/> gerückte feindliche Colonne die von ihr erſchlichene Poſition wieder aufgegeben<lb/> hätte. Aber Garibaldi iſt unverbeſſerlich in ſeiner Großmuth.</p><lb/> <p>4 <hi rendition="#g">Uhr Nachmittags.</hi> Die Conferenz an Bord iſt noch nicht vor-<lb/> über, und alle Boote ſind um den „Hannibal“ verſammelt. Die Stadt iſt<lb/> in höchſter Aufregung, indem ſich das Gerücht verbreitet: man habe neapoli-<lb/> taniſcherſeits Garibaldi eine Capitulation und freien Rückzug angeboten. In<lb/> ſolchen Momenten erkennt man aus welchem Stoff eine Bevölkerung gemacht<lb/> iſt, und gewißlich beſteht die von Palermo nicht aus dem Stoff woraus man<lb/> Helden und Martyrer macht. Anſtatt ſich in die dem Feind nächſtgelegenen<lb/> Häuſer zu werfen, rennen die Einwohner jammernd in den Straßen herum,<lb/> und entmuthigen einander.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Halb 5 Uhr.</hi> Die Conferenz iſt eben vorüber. Garibaldi hat ge-<lb/> landet, und ſich mit den beiden neapolitaniſchen Generalen in den Palſt ver-<lb/> fügt. Die franzöſiſche Poſt geht ab, und ich muß meinen Brief abſenden<lb/> ohne Ihnen die Details der Conferenz mittheilen zu können. Es heißt aber:<lb/> ein Waffenſtillſtand ſey bis morgen Mittags geſchloſſen, und die Neapolitaner<lb/> hätten ihn beſonders verlangt um für ihre zahlreichen Verwundeten ſorgen zu<lb/> können. Jedenfalls können beide Theile nicht mehr lange aushalten. Ein<lb/> epiſches Gedicht ließe ſich ſchreiben über das was die 1062 Italiener und<lb/> 5 Ungarn in den letzten zwanzig Tagen in Sicilien gethan; wie ſie fochten,<lb/> marſchirten, Strapazen ertrugen. Wäre jeder Sicilianer bereit nur den<lb/> tauſendſten Theil deſſen zu thun was ſie thaten, ſo würde kein Fechten mehr<lb/> nöthig ſeyn. Von Sold iſt keine Rede; die meiſten der italieniſchen Kämpfer<lb/> beſitzen eigene Mittel, ſie verlangen nichts als Munition, leben von dem was<lb/> ſie kaufen können, und ſcheinen faſt vergeſſen zu haben was Schlaf iſt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Deutſchland.</hi> </head><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Vom Main,</hi> 10 Jan.</dateline> <p>Die ſardiniſche Geſandtſchaft am Bundestag<lb/> hat die Nachricht erhalten daß die Verhandlungen zwiſchen Frankreich und<lb/> Sardinien behufs der Regulirung der Gränzen ſiſtirt ſind; ſelbſt die Zoll-<lb/> gränzverhandlungen ruhen einſtweilen. So weit die Thatſache. Es iſt nur<lb/> noch hinzuzuſügen daß man in anderweitigen diplomatiſchen Kreiſen mit Be-<lb/> ſtimmtheit verſichert: dieſe Siftirung ſey die Folge der neueſten Ereigniſſe in<lb/> Süditalien, und die franzöfiſche Regierung halte es angeſichts jener Ereigniſſe<lb/> für zeitgemäß mit der definitiven Feſtſtellung der neuen Gränzen noch zuzu-<lb/> warten, bis ſich ergeben haben würde ob nicht, falls etwa Piemont eine wei-<lb/> tere Vergrößerung erfahren ſollte, die „Sicherheit“ Frankreichs ein abermali-<lb/> ges Vorſchieben auf der franzöſiſch-italieniſchen Gränze erfordern möchte. Es<lb/> würde daraus zugleich hervorgehen daß Frankreich eventuell, und bei entſpre-<lb/> chender Compenſation für ſich, gegen weitere piemonteſiſche Annexionen nichts<lb/> einzuwenden hätte. (N. K.)</p> </div> </div><lb/> <div type="jFeuilleton" n="2"><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Frankfurt a. M.,</hi> 10 Jun.</dateline> <p>So eben iſt hier der Proſpect eines<lb/> „Militär-Wochenblattes für das deutſche Bundesheer“ ausgegeben worden,<lb/> das vom 1 Jul. an erſcheinen wird, und als Hauptzweck die Erfüllung der<lb/> ſchönen und großen Aufgabe vor Augen hat: als Centralorgan für das deut-<lb/> ſche Bundesheer in ſeiner ganzen Ausdehnung, alſo als einigendes Band<lb/> zwiſchen allen ſeinen Gliedern und Theilen zu dienen, <hi rendition="#g">zum Zweck der Kräf-<lb/> tigung der deutſchen Wehrkraft zu Schutz und Trutz.</hi> Es wird<lb/> in zwei Theile, ein Hauptblatt und eine Beilage, geſchieden werden. In<lb/> ſeinem den thatſächlichen Verhältniſſen gewidmeten Hauptblatt wird es in<lb/> ſtreng geregelter überſichtlicher Form laufend veröffentlichen: 1) alle in den<lb/> deutſchen Bundesſtaaten erlaſſenen neuen militäriſchen Verordnungen und<lb/> Beſtimmungen von allgemeinem Intereſſe; 2) die Verfügungen der Militär-<lb/> commiſſion des deutſchen Bundes welche ein allgemeines Intereſſe haben;<lb/> 3) ſämmtliche Veränderungen in den Perſonalverhältniſſen der deutſchen Ar-<lb/> meen; 4) vergleichende Ueberſicht der beſtehenden, ſo wie der neuen Einrich-<lb/> tungen und Vorſchriften der deutſchen Armeen im Gebiete der Formation,<lb/> der Ausrüſtung, der Ausbildung, der Erhaltung und Verwendung der<lb/> Truppen und Waffen, der Heere wie der Feſtungen; 5) Ueberſicht der Be-<lb/> hörden und Befehlshaber über die Hauptkörper und Glieder deutſcher Ar-<lb/> meen; 6) vergleichende Ueberſicht der bei den Bundesheeren üblichen Termino-<lb/> logie (Commandos und Signale) im Gebiete der Organiſation, der Taktik,<lb/> und der Technik. Ueberall werden dabei die Angaben über Rang, Gewicht,<lb/> Längenausdehnung, Geld ꝛc. auf ein gemeinſchaftliches Maß zurückgeführt<lb/><cb/> werden, zu welchem alle beſtehenden allgemeinen Maßeinheiten: das Zoll-<lb/> gewicht ꝛc., die Baſis liefern werden. Die Beilage des Blattes wird zunächſt<lb/> diejenigen Theile der deutſchen Wehrkraft behandeln welche bis jetzt der Ein-<lb/> wirkung des Bundes ganz entzogen ſind: die Flotten und das Marineweſen,<lb/> ferner diejenigen ſtaatlichen Einrichtungen welche in unmittelbarer Beziehung<lb/> zur Wehrkraft ſtehen: die Eiſenbahnen innerhalb der deutſchen Gränzen, die<lb/> Benutzung derſelben für Truppentransporte. Dem wird ſich eine weitere<lb/> Erörterung der im Hauptblatt gegebenen thatſächlichen Verhältniſſe zur<lb/> näheren Beleuchtung und Erklärung derſelben anſchließen. Endlich wird die<lb/> Beilage Mittheilungen über alle neuen Erfindungen und neuen Syſteme,<lb/> deren Kenntniß für das Bundesheer von beſonderem Werth iſt, bringen. Auch<lb/> bei dieſem Inhalt wird das Princip feſtgehalten werden: alle Angaben auf<lb/> die adoptirte Maßeinheit zurück zuführen, und den Inhalt in einem Inhalts-<lb/> verzeichniß von Zeit zu Zeit zuſammenzufaſſen. Die Beilage ſoll ſo als<lb/> nothwendige Ergänzung des Hauptblattes dienen, das Thatſächliche derſelben<lb/> erläutern, und die Entwicklung der deutſchen Wehrkraft in allen ihren Theilen<lb/> vorbereiten und unterſtützen. Das Ganze ſoll ſomit eine allgemeine genaue<lb/> Kenntniß der geſammten deutſchen Wehrkraft erleichtern und verbreiten, es<lb/> wird die einzelnen Theile verbinden und die Einigung zwiſchen ihnen in gei-<lb/> ſtiger wie materieller Beziehung erhalten und fördern.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Bayern.</hi> </dateline> <p>Ueber den Aufenthalt JJ. MM. des Königs Max und der<lb/> Königin Marie in der Pfalz enthält die <hi rendition="#g">Pfälzer Ztg.</hi> folgende Berichte:<lb/> JJ. MM. der König Max und die Königin Marie trafen am 9 Nachmittags<lb/> um halb 3 Uhr in Ludwigshafen ein. Der Regierungspräſident, ſo wie der<lb/> Vorſtand des Verwaltungsraths und die Directoren der pfälziſchen Bahnen<lb/> waren dem Königspaar bis Worms entgegengefahren. Ludwigshafen war<lb/> aufs feſtlichſte geſchmückt, und eine zahlreiche Menge empfieng JJ. Majeſtäten<lb/> mit den ungeheucheltſten Zeichen der Freude. Speyer, die alte deutſche<lb/> Kaiſerſtadt am Rhein, hatte ſich in ein glänzendes Feſtgewand gehüllt um<lb/> ihr Herrſcherpaar würdig zu empfangen. Abends erſchien ein langer Zug<lb/> hieſiger Bewohner mit bunten Lampen, Muſik und Geſang, den ein Feuer-<lb/> werk ſchloß. Prof. Lehmann brachte Ihren Majeſtäten folgendes von allen<lb/> Anweſenden begeiſtert wiederholtes Lebehoch aus: „Unſerem erhabenen all-<lb/> geliebten König und Pfalzgrafen Maximilian <hi rendition="#aq">II,</hi> dem hochſinnigen deutſchen<lb/> Fürſten, unſerer hocherlauchten allverehrten Königin Marie, dem hellleuch-<lb/> tenden Vorbild der deutſchen Frauen, unſerm theuren Königspaar, in ſeiner<lb/> treuen Pfalz allzeit herzlich, <hi rendition="#g">in dieſer ernſten Zeit doppelt freudig</hi><lb/> willkommen und begrüßt, erſchalle aus treuen deutſchen Herzen ein tauſend-<lb/> ſtimmig dreifach donnernd Hoch!“ Aus den Städten Pirmaſens, St. Ing-<lb/> bert, Blieskaſtel, Zweibrücken, Kaiſerslautern und Kirchheimbolanden waren<lb/> am 10 Deputationen hier um die kk. Majeſtäten zu bergrüßen. Die Deputa-<lb/> tion aus St. Ingbert bat Se. Majeſtät um den Bau der Zweigbahn von.<lb/> Homburg nach ihrer Stadt, und um die Erhebung derſelben zu einem Kantons-<lb/> hauptort. Die von Kirchheimbolanden brachte das Project der Kaiſerslautern-<lb/> Alzeyer Bahn wieder in Anregung. Auch die Geſangbuchsdeputation wurde<lb/> vom König empfangen; wie verlautet, wurde ihr bedeutet daß an allerhöchſt<lb/> ſanctionirten Beſchlüſſen nichts geändert werden könne, daß indeſſen über ihre<lb/> Petition das Miniſterium gutachtlich vernommen werden ſolle. Die Depu-<lb/> tation wird ſich nächſtens nach München begeben um ihre Anliegen beim<lb/> Cultusminiſterium vorzubringen. Unmittelbar nach ihr hatte der Conſiſtorial-<lb/> director Prinz bei Sr. Majeſtät eine längere Audienz.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Gr. Baden.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline> <hi rendition="#b">Durlach.</hi> </dateline> <p>Der Wortlaut der zehn Theſen der Dur-<lb/> lacher Conferenz iſt nach dem <hi rendition="#g">Südd. ev.-prot. Wochenbl.</hi> folgender:<lb/><cit><quote>1) Die vereinigte evangeliſch-proteſtantiſche Kirche des Großherzogthums Baden<lb/> ruht in der evangeliſch-proteſtantiſchen Gemeinde, welche in der Pfarrgemeinde,<lb/> der Diöceſangemeinde und der Landesgemeinde zur verfaſſungsmäßigen Erſcheinung<lb/> kommt. Ihre Rechte und Befugniſſe übt ſie durch die von ihr ſelbſt gewählte Ver-<lb/> tretung aus. 2) Der evangeliſche Großherzog verwaltet das landesherrliche Kirchen-<lb/> regiment nach den Beſtimmungen der Kirchenverfaſſung. 3) Die Pfarrgemeinden<lb/> ſind durch Kirchen-Gemeinderäthe vertreten, welche von allen ſelbſtändigen Gemeinde-<lb/> gliedern unmittelbar oder mittelbar auf eine beſtimmte Anzahl von Jahren gewählt<lb/> werden. 4) Die Pfarrer werden unter Mitwirkung der Pfarrgemeinden vom Groß-<lb/> herzog ernannt. Die Patronatsrechte bleiben vorbehalten. 5) Die Diöceſangemein-<lb/> den ſind durch Diöceſanſynoden vertreten, in welchen jede Pfarrgemeinde durch<lb/> mindeſtens eben ſo viele weltliche als geiſtliche Mitglieder repräſentirt iſt. Dieſelben<lb/> verſammeln ſich wenigſtens alle zwei Jahre zur Berathung über allgemeine kirchliche<lb/> Angelegenheiten und zur Beſchlußfaſſung über die beſondern Angelegenheiten der<lb/> Diöceſe. Sie ſind durch einen von ihnen gewählten ſtändigen Ausſchuß von einer<lb/> Sitzungsperiode bis zur andern vertreten. 6) Die Dekane werden unter Mitwirkung<lb/> der Diöceſanſynoden vom Großherzog auf eine beſtimmte Anzahl von Jahren er-<lb/> nannt. 7) Die Landesgemeinde iſt durch die Generalſynode vertreten, und wird<lb/> mindeſtens aus eben ſo vielen weltlichen als geiſtlichen Abgeordneten gebildet. 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liche Colonne in die Stadt eingedrungen ſey. Garibaldi ſammelte alsbald,
wie geſtern ſeine Reſerven, und rückte vor. Die Sache beſtätigte ſich, und
der eugliſche Schiffslieutenant Wilmot, der ans Land geſtiegen war um die
Zuſtimmung ſeines Admirals zur Conferenz zu überbringen, befand ſich
zwiſchen den aufeinander rückenden Colonnen. In demſelben Augenblick platzte
eine vom Caſtell geſchleuderte Bombe ganz nahe bei ihm, die Neapolitaner
ſchlugen mit ihren Flinten an, und nur mit augenſcheinlicher Gefahr erreichte
er endlich Garibaldi. Es war 5 Minuten nach 12 Uhr, und ein paar Mi-
nuten darauf kamen die beiden neapolitaniſchen Officiere. — Die Admirals-
boote ſollen ein Viertel nach 1 Uhr bereit ſeyn. Ich geſtehe, an Garibaldi’s
Stelle würde ich keinen Vorſchlag angehört haben bis die von außen her ein-
gerückte feindliche Colonne die von ihr erſchlichene Poſition wieder aufgegeben
hätte. Aber Garibaldi iſt unverbeſſerlich in ſeiner Großmuth.
4 Uhr Nachmittags. Die Conferenz an Bord iſt noch nicht vor-
über, und alle Boote ſind um den „Hannibal“ verſammelt. Die Stadt iſt
in höchſter Aufregung, indem ſich das Gerücht verbreitet: man habe neapoli-
taniſcherſeits Garibaldi eine Capitulation und freien Rückzug angeboten. In
ſolchen Momenten erkennt man aus welchem Stoff eine Bevölkerung gemacht
iſt, und gewißlich beſteht die von Palermo nicht aus dem Stoff woraus man
Helden und Martyrer macht. Anſtatt ſich in die dem Feind nächſtgelegenen
Häuſer zu werfen, rennen die Einwohner jammernd in den Straßen herum,
und entmuthigen einander.
Halb 5 Uhr. Die Conferenz iſt eben vorüber. Garibaldi hat ge-
landet, und ſich mit den beiden neapolitaniſchen Generalen in den Palſt ver-
fügt. Die franzöſiſche Poſt geht ab, und ich muß meinen Brief abſenden
ohne Ihnen die Details der Conferenz mittheilen zu können. Es heißt aber:
ein Waffenſtillſtand ſey bis morgen Mittags geſchloſſen, und die Neapolitaner
hätten ihn beſonders verlangt um für ihre zahlreichen Verwundeten ſorgen zu
können. Jedenfalls können beide Theile nicht mehr lange aushalten. Ein
epiſches Gedicht ließe ſich ſchreiben über das was die 1062 Italiener und
5 Ungarn in den letzten zwanzig Tagen in Sicilien gethan; wie ſie fochten,
marſchirten, Strapazen ertrugen. Wäre jeder Sicilianer bereit nur den
tauſendſten Theil deſſen zu thun was ſie thaten, ſo würde kein Fechten mehr
nöthig ſeyn. Von Sold iſt keine Rede; die meiſten der italieniſchen Kämpfer
beſitzen eigene Mittel, ſie verlangen nichts als Munition, leben von dem was
ſie kaufen können, und ſcheinen faſt vergeſſen zu haben was Schlaf iſt.
Deutſchland.
Vom Main, 10 Jan. Die ſardiniſche Geſandtſchaft am Bundestag
hat die Nachricht erhalten daß die Verhandlungen zwiſchen Frankreich und
Sardinien behufs der Regulirung der Gränzen ſiſtirt ſind; ſelbſt die Zoll-
gränzverhandlungen ruhen einſtweilen. So weit die Thatſache. Es iſt nur
noch hinzuzuſügen daß man in anderweitigen diplomatiſchen Kreiſen mit Be-
ſtimmtheit verſichert: dieſe Siftirung ſey die Folge der neueſten Ereigniſſe in
Süditalien, und die franzöfiſche Regierung halte es angeſichts jener Ereigniſſe
für zeitgemäß mit der definitiven Feſtſtellung der neuen Gränzen noch zuzu-
warten, bis ſich ergeben haben würde ob nicht, falls etwa Piemont eine wei-
tere Vergrößerung erfahren ſollte, die „Sicherheit“ Frankreichs ein abermali-
ges Vorſchieben auf der franzöſiſch-italieniſchen Gränze erfordern möchte. Es
würde daraus zugleich hervorgehen daß Frankreich eventuell, und bei entſpre-
chender Compenſation für ſich, gegen weitere piemonteſiſche Annexionen nichts
einzuwenden hätte. (N. K.)
Frankfurt a. M., 10 Jun. So eben iſt hier der Proſpect eines
„Militär-Wochenblattes für das deutſche Bundesheer“ ausgegeben worden,
das vom 1 Jul. an erſcheinen wird, und als Hauptzweck die Erfüllung der
ſchönen und großen Aufgabe vor Augen hat: als Centralorgan für das deut-
ſche Bundesheer in ſeiner ganzen Ausdehnung, alſo als einigendes Band
zwiſchen allen ſeinen Gliedern und Theilen zu dienen, zum Zweck der Kräf-
tigung der deutſchen Wehrkraft zu Schutz und Trutz. Es wird
in zwei Theile, ein Hauptblatt und eine Beilage, geſchieden werden. In
ſeinem den thatſächlichen Verhältniſſen gewidmeten Hauptblatt wird es in
ſtreng geregelter überſichtlicher Form laufend veröffentlichen: 1) alle in den
deutſchen Bundesſtaaten erlaſſenen neuen militäriſchen Verordnungen und
Beſtimmungen von allgemeinem Intereſſe; 2) die Verfügungen der Militär-
commiſſion des deutſchen Bundes welche ein allgemeines Intereſſe haben;
3) ſämmtliche Veränderungen in den Perſonalverhältniſſen der deutſchen Ar-
meen; 4) vergleichende Ueberſicht der beſtehenden, ſo wie der neuen Einrich-
tungen und Vorſchriften der deutſchen Armeen im Gebiete der Formation,
der Ausrüſtung, der Ausbildung, der Erhaltung und Verwendung der
Truppen und Waffen, der Heere wie der Feſtungen; 5) Ueberſicht der Be-
hörden und Befehlshaber über die Hauptkörper und Glieder deutſcher Ar-
meen; 6) vergleichende Ueberſicht der bei den Bundesheeren üblichen Termino-
logie (Commandos und Signale) im Gebiete der Organiſation, der Taktik,
und der Technik. Ueberall werden dabei die Angaben über Rang, Gewicht,
Längenausdehnung, Geld ꝛc. auf ein gemeinſchaftliches Maß zurückgeführt
werden, zu welchem alle beſtehenden allgemeinen Maßeinheiten: das Zoll-
gewicht ꝛc., die Baſis liefern werden. Die Beilage des Blattes wird zunächſt
diejenigen Theile der deutſchen Wehrkraft behandeln welche bis jetzt der Ein-
wirkung des Bundes ganz entzogen ſind: die Flotten und das Marineweſen,
ferner diejenigen ſtaatlichen Einrichtungen welche in unmittelbarer Beziehung
zur Wehrkraft ſtehen: die Eiſenbahnen innerhalb der deutſchen Gränzen, die
Benutzung derſelben für Truppentransporte. Dem wird ſich eine weitere
Erörterung der im Hauptblatt gegebenen thatſächlichen Verhältniſſe zur
näheren Beleuchtung und Erklärung derſelben anſchließen. Endlich wird die
Beilage Mittheilungen über alle neuen Erfindungen und neuen Syſteme,
deren Kenntniß für das Bundesheer von beſonderem Werth iſt, bringen. Auch
bei dieſem Inhalt wird das Princip feſtgehalten werden: alle Angaben auf
die adoptirte Maßeinheit zurück zuführen, und den Inhalt in einem Inhalts-
verzeichniß von Zeit zu Zeit zuſammenzufaſſen. Die Beilage ſoll ſo als
nothwendige Ergänzung des Hauptblattes dienen, das Thatſächliche derſelben
erläutern, und die Entwicklung der deutſchen Wehrkraft in allen ihren Theilen
vorbereiten und unterſtützen. Das Ganze ſoll ſomit eine allgemeine genaue
Kenntniß der geſammten deutſchen Wehrkraft erleichtern und verbreiten, es
wird die einzelnen Theile verbinden und die Einigung zwiſchen ihnen in gei-
ſtiger wie materieller Beziehung erhalten und fördern.
Bayern. Ueber den Aufenthalt JJ. MM. des Königs Max und der
Königin Marie in der Pfalz enthält die Pfälzer Ztg. folgende Berichte:
JJ. MM. der König Max und die Königin Marie trafen am 9 Nachmittags
um halb 3 Uhr in Ludwigshafen ein. Der Regierungspräſident, ſo wie der
Vorſtand des Verwaltungsraths und die Directoren der pfälziſchen Bahnen
waren dem Königspaar bis Worms entgegengefahren. Ludwigshafen war
aufs feſtlichſte geſchmückt, und eine zahlreiche Menge empfieng JJ. Majeſtäten
mit den ungeheucheltſten Zeichen der Freude. Speyer, die alte deutſche
Kaiſerſtadt am Rhein, hatte ſich in ein glänzendes Feſtgewand gehüllt um
ihr Herrſcherpaar würdig zu empfangen. Abends erſchien ein langer Zug
hieſiger Bewohner mit bunten Lampen, Muſik und Geſang, den ein Feuer-
werk ſchloß. Prof. Lehmann brachte Ihren Majeſtäten folgendes von allen
Anweſenden begeiſtert wiederholtes Lebehoch aus: „Unſerem erhabenen all-
geliebten König und Pfalzgrafen Maximilian II, dem hochſinnigen deutſchen
Fürſten, unſerer hocherlauchten allverehrten Königin Marie, dem hellleuch-
tenden Vorbild der deutſchen Frauen, unſerm theuren Königspaar, in ſeiner
treuen Pfalz allzeit herzlich, in dieſer ernſten Zeit doppelt freudig
willkommen und begrüßt, erſchalle aus treuen deutſchen Herzen ein tauſend-
ſtimmig dreifach donnernd Hoch!“ Aus den Städten Pirmaſens, St. Ing-
bert, Blieskaſtel, Zweibrücken, Kaiſerslautern und Kirchheimbolanden waren
am 10 Deputationen hier um die kk. Majeſtäten zu bergrüßen. Die Deputa-
tion aus St. Ingbert bat Se. Majeſtät um den Bau der Zweigbahn von.
Homburg nach ihrer Stadt, und um die Erhebung derſelben zu einem Kantons-
hauptort. Die von Kirchheimbolanden brachte das Project der Kaiſerslautern-
Alzeyer Bahn wieder in Anregung. Auch die Geſangbuchsdeputation wurde
vom König empfangen; wie verlautet, wurde ihr bedeutet daß an allerhöchſt
ſanctionirten Beſchlüſſen nichts geändert werden könne, daß indeſſen über ihre
Petition das Miniſterium gutachtlich vernommen werden ſolle. Die Depu-
tation wird ſich nächſtens nach München begeben um ihre Anliegen beim
Cultusminiſterium vorzubringen. Unmittelbar nach ihr hatte der Conſiſtorial-
director Prinz bei Sr. Majeſtät eine längere Audienz.
Gr. Baden.
Durlach. Der Wortlaut der zehn Theſen der Dur-
lacher Conferenz iſt nach dem Südd. ev.-prot. Wochenbl. folgender:
1) Die vereinigte evangeliſch-proteſtantiſche Kirche des Großherzogthums Baden
ruht in der evangeliſch-proteſtantiſchen Gemeinde, welche in der Pfarrgemeinde,
der Diöceſangemeinde und der Landesgemeinde zur verfaſſungsmäßigen Erſcheinung
kommt. Ihre Rechte und Befugniſſe übt ſie durch die von ihr ſelbſt gewählte Ver-
tretung aus. 2) Der evangeliſche Großherzog verwaltet das landesherrliche Kirchen-
regiment nach den Beſtimmungen der Kirchenverfaſſung. 3) Die Pfarrgemeinden
ſind durch Kirchen-Gemeinderäthe vertreten, welche von allen ſelbſtändigen Gemeinde-
gliedern unmittelbar oder mittelbar auf eine beſtimmte Anzahl von Jahren gewählt
werden. 4) Die Pfarrer werden unter Mitwirkung der Pfarrgemeinden vom Groß-
herzog ernannt. Die Patronatsrechte bleiben vorbehalten. 5) Die Diöceſangemein-
den ſind durch Diöceſanſynoden vertreten, in welchen jede Pfarrgemeinde durch
mindeſtens eben ſo viele weltliche als geiſtliche Mitglieder repräſentirt iſt. Dieſelben
verſammeln ſich wenigſtens alle zwei Jahre zur Berathung über allgemeine kirchliche
Angelegenheiten und zur Beſchlußfaſſung über die beſondern Angelegenheiten der
Diöceſe. Sie ſind durch einen von ihnen gewählten ſtändigen Ausſchuß von einer
Sitzungsperiode bis zur andern vertreten. 6) Die Dekane werden unter Mitwirkung
der Diöceſanſynoden vom Großherzog auf eine beſtimmte Anzahl von Jahren er-
nannt. 7) Die Landesgemeinde iſt durch die Generalſynode vertreten, und wird
mindeſtens aus eben ſo vielen weltlichen als geiſtlichen Abgeordneten gebildet. Die-
ſelbe verſammelt ſich wenigſtens alle fünf Jahre zur Beralhung und Beſchlußfaſſung
über alle in das Gebiet der kirchlichen Geſetzgebung und Verwaltung einſchlagenden
Angelegenheiten. Ihre Beſchlüſſe bedürfen zur Gültigkeit der Genehmigung des
Großherzogs. Sie iſt durch einen von ihr gewählten ſtändigen Ausſchuß von einer
Sitzungsperiode bis zur andern vertreten. 8) Die Mitglieder des Oberkirchenraths
werden unter Mitwirkung der Generalſynode oder des Generalſynodalausſchuſſes
vom Großberzog ernannt. Derſelbe iſt der Generalſynode in Beziehung auf ſeine
geſammte Thätigkeit verantwortlich, und in beſondern Fällen auf den Beirath des
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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