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Allgemeine Zeitung, Nr. 167, 15. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] fen Pourtales gelungen ist. Ob der Fürst von Hohenzollern, wie die Krenz-
zeitung und die Kölnische Zeitung melden, sich ebenfalls nach Baden-Baden
begeben wird, war gestern Nachmittag noch durchaus unentschieden,
weil sich neue Bedenken erhoben hatten ob dieser Mitanwesenheit nicht doch
eine politische Bedeutung beigelegt werden könne, die man hierorts entschieden
vermieden wissen will, und durch den Umstand daß der Fürst von Hohenzol-
lern Mitglied der königlichen Familie ist, bisher genügend vermieden zu haben
glaubte. Es sollen dagegen aber von einigen diplomatischen Stellen neue Ge-
sichtspunkte der Erwägung unterbreitet seyn. In jedem Fall wird auch die
eventuelle Mitanwesenheit des Fürsten von Hohenzollern doch die Vornahme
irgendwelcher politischer Acte oder Beschlüsse in keiner Weise zur Folge haben.
Es soll, wie mir gestern Abend noch ein mal bestimmt mitgetheilt worden ist,
die ganze Zusammenkunft sich auf den Austausch gegenseitiger Höflichkeiten
beschränken, um dadurch die aufgeregten Befürchtungen Deutschlands vor
französischen Eroberungsgelüsten zu beschwichtigen, und der politischen Atmo-
sphäre überhaupt einen friedlichern Charakter zu verleihen. Ob ein österrei-
chischer Prinz anwesend seyn wird, scheint hier augenblicklich noch ungewiß zu
seyn, daß Schrilte zur Herbeiführung einer Theilnahme geschehen sind, glaube
ich versichern zu können. Uebrigens wird es wohl Deutschlands Sache seyn
sich durch den ganzen Vorgang nicht weiter beruhigen oder gar einschläfern zu
lassen, als die bisherige Friedenspolitik des Kaisers Louis Napoleon dieß
rechtfertigt. -- Mit den militärischen Organisationen durch Veränderung der
bestehenden und Errichtung neuer sogenannter combinirter Regimenter wird
unausgesetzt bei uns vorgegangen. Dieser Tage herrschte besonders unter
einem Theil des hiesigen Officierscorps eine lebhafte Bewegung, weil viele eine
andere Verwendung, theilweise nach außerhalb, erhalten, und alte liebgewor-
dene Beziehungen aufgeben müssen. Die Landwehrcavallerie wird ganz auf-
gelöst, und geht größtentheils in die neuerrichteten combinirten Cavallerie-
regimenter über, während ein kleiner Theil an die jetzigen Landwehr-
Reservebataillone, die frühern Bataillone zweiten Aufgebots, abgegeben
wird. Wenn man diese durchgreifenden, mit Zeit, großer Arbeit und
vielen Kosten verbundene Umgestaltung täglich nach allen Seiten mäch-
tiger ins Staatsleben eindringen, und hier bis auf die materiellen Be-
deutungen eines Garnisonwechsels sich zur praktischen Geltung bringen
sieht, dann begreift man was es mit dem "einstweilen" der Vincke'schen
Geldbewilligung auf sich haben kann, und wird. Die Politik der vollendeten
Thatsachen wird mit dem Frhrn. v. Zedlitz darüber zur Tagesordnung schreiten!
-- Eine der Hauptstützen unserer evangelisch unirten Kirche, der Oberconsi-
storialrath, Propst der St. Nicolaikirche, Mitglied des evangelischen Ober-
kirchenraths und Professor der Theologie, Dr. Nitzsch, feiert am 16 d. M.
sein fünfzigjähriges Jubiläum. Es werden ihm dabei von Seiten der Stadt
wie hiesiger berufsgenossenschaftlicher Kreise große Auf merksamkeiten darge-
bracht werden, und andere stehen aus den weiteren evangelischen Kreisen
Deutschlands zu erwarten. -- Unter den Wählern des vierten Berliner
Wahlbezirks beginnt sich bereits eine Agitation in Bezug auf die Wieder-
besetzung des durch den Tod Wentzels erledigten Sitzes im Abgeordnetenhaus
zu regen. Dieser Wahlkreis, in welchem das demokratische und vorgeschritte-
nere liberale Element hierorts vielleicht am stärksten vertreten ist, hatte den
Präsidenten Wentzel wiederholt, auch unter dem frühern System, mit seiner
parlamentarischen Vertretung betraut. Jedenfalls wird der Wahlkampf, trotz
der ungünstigen Jahreszeit, ein ziemlich leidenschaftlicher werden, und man
darf ihm als einem Criterium für die allgemeinere Stimmung mit Interesse
entgegensehen. Die Wahl wird in einigen Wochen stattfinden müssen.

Der württembergische Justizminister, Frhr. v. Wächter-Spittler, hat
unterm 31 Mai an die Commission der hiesigen juristischen Gesellschaft für
Ausschreibung eines deutschen Juristentages zu Händen des Grafen v. Wartens-
leben folgendes Anschreiben gerichtet:

"Ew. etc. als Vorsitzendem der Commission der juristischen Gesellschaft für Aus-
schreibung eines deutschen Juristentages, ermangele ich nicht den Empfang des
Schreibens vom 10 Jun. auzuzeigen, welches die gedachte Commission, unter Bei-
legung des Entwurfs eines öffentlichen Aufrufes, so wie einer vorläusigen Ordnung
für jene Versammlung, an mich zu richten mir die Ehre erwiesen hat. Die leitende
Idee bei jenem Unternehmen, wie sie sich aus diesen Mittheilungen ergibt, ist eine
so glückliche, und der Zweck den sich die Gesellschaft vorgesetzt hat ein so patriotischer,
daß ich mich für verpflichtet erachtete die ersteren auch Sr. k. Maj., meinem aller-
gnädigsten Herrn, vor Augen zu legen. Höchstdieselben, stets gewohnt allem ihre
Aufmerkjamkeit zuzuwenden was dazu dient die Interessen des gemeinsamen Vater-
landes zu sördern, haben nun nicht nur von dem erwähnten Unternehmen an sich
mit Befriedigung Kenntniß genommen, sondern auch insbesondere der praktischen
Weise in welcher dasselbe ins Leben zu führen beabsichtigt ist, und wovon die für
die erste Zusammenkunft bestimmten Gegenstände der Erörterung redendes Zeugniß
geben, ungetheilten Beifall gezollt. Ich bin hiernach in der angenchmen Lage auf
die Zustimmung meines kömglichen Herrn, der längst durch die That bewiesen hat
wie er jeden Schritt zu einer Annäherung der Rechtseinheit Deutschlands als wahren
Gewinn betrachtet, mich stützen zu können, wenn ich Ew. etc. hiermit ergebenst er-
suche der Commission neben dem Ausdruck meines verbindlichsten Dankes die Ver-
sicherung übermittein zu wollen daß mir jede Gelegenheit deren Zwecke zu sördern
willkommen seyn wird. Mit ausgezeichneter Hochachtung etc." (Preuß. Z.)

Die Preuß. Ztg. schreibt heute über den verstärktev. Reichsrath in
[Spaltenumbruch] Wien: "Die bisherigen Verhandlungen des Reichsraths, für deren Publici-
tät man so weise gewesen ist in einem unerwarteten Umfang zu sorgen, haben
denen nicht Recht gegeben welche von einer lebensunfähigen Geburt sprachen.
Ein Staat der, wie Oesterreich, seit fast zwölf Jahren in den Formen des
straffsten Absolutismus gelebt hat, empfindet es als eine entschiedene Wohl-
that wenn hervorragende Männer aus den verschiedenen Landestheilen zu
einer Prüfung der dringendsten Angelegenheiten zusammentreten. Wie ge-
bunden diese Prüsung sey, sie bereichert die Einsicht der Regierenden, vermehrt
das Gewicht der öffentlichen Wünsche, belebt das allgemeine Interesse, erhöht
die Thätigkeit derer welche an der Spitze stehen, und ermuthigt alle welche
sich gedrückt fühlen. Wenn es gestattet ist nach den vier ersten Sitzungen zu
urtheilen, so sind den Erörterungen des Reichsraths die Schranken nicht gar
zu eng gezogen. Der wohlthuende Eindruck den diese ersten Vorgänge ge-
macht haben, wird sich zum Frommen Oesterreichs befestigen und verstärken,
wenn man sich durch ein freieres Wort, welches die Lebhaftigkeit der Erörte-
rung hervorruft, nicht erschrecken läßt, und wenn man sich des Ansehens wel-
ches die junge Schöpfung im Reich durch ein rascheres Eingreifen in wichtige
Fragen erwerben kann, deßhalb nicht weniger freut, weil es in einzelnen Fäl-
len der Regierung unbequem werden könnte." Zugleich spricht sich die Preuß.
Ztg. gegen die Horn'sche Broschüre aus, und hofft diese französisch gefärbten
Nadicalismen werden den verständigen Ungarn den Kopf nicht erhitzen. "Die
Stimmen von der Seine ertönten im siebzehnten und im Beginn des achtzehnten
Jahrhunderts eben so kräftig; Ungarn hat seine Rechnung niemals gefunden
wenn es ihnen folgte."

Die Bonner Ztg. enthält folgende Erklärung: "Die Unterzeichneten
erklären hierdurch ihre Zustimmung zu der von Heidelberg aus gegen Hrn.
v. Borries in Hannover erlassenen Erklärung. Bonn, 8 Jun. 1860.
Geh. Medicinalrath Professor Dr. Naumann. Geheimrath Löbell. Ge-
heimrath Professor Mayer. Wirkl. Geheimrath Frhr. v. Bunsen. Dr. G.
v. Bunsen in Grav-Rheindorf."

Die Suspensionsgeschichte des hiesigen Dom-
herrn und Professors der Theologie, Dr. Baltzer, die vor kurzem so vieles
Auffehen gemacht hat, ist in ein neues Stadium getreten und ihrem Ziel
nahe gebracht. Unser Fürstbischof Dr. Förster hatte die von dem Professor
Baltzer vorgetragene Lehre über den menschlichen Geist auf Bitte des genann-
ten Professors dem apostolischen Stuhl zu Rom zur Prüsung und Entschei-
dung vorgetragen. Se. Heil. Papst Pius IX hat hierauf in einem Breve
vom 30 April erklärt daß die von Baltzer vorgetragene Lehre dieselbe sey,
welche von Günther früher aufgestellt worden, daß, da diese Lehre Günthers
vom römischen Stuhl verworfen worden, die Entscheidung von selbst klar sey-
und die von Baltzer von neuem vertheidigte Lehre ebenfalls verworfen werden
müsse. Man glaubt hier daß hiermit die Suspensionsgeschichte für den einen
der beiden suspendirten Professoren zu Ende sey.

Schweiz.

Gestern hat die in Zürich tagende eidgenösische
Anklagekammer in dem Proceß des John Perrier und Genossen ihr Endurtheil
abgegeben. Dasselbe ist, nicht unerwartet, mehr als glimpflich ausgefallen.
Es lautet: 1) Es findet eine Versetzung in den Anklagestand nicht statt, und
ist demnach die weitere gerichtliche Verfolgung aufgegeben; 2) in Folge dessen
ist der noch im Verhaft besindliche John Perrier der Haft zu entlassen; 3)
John Perrier und Genossen haben der gegen sie geführten Untersuchung we-
gen, weil sie dieselbe durch ihre Handlungen verschuldeten, keine Entschädigung
anzusprechen. Letzterer Punkt wird John Perrier, der, wie es hieß, 25000 Fr.
Entschädigung beanspruchen wollte, nicht sehr angeuehm seyn. -- Das eidge-
nössische Budget für 1861, das gestern von dem Bundesrath angenommen
worden ist, zeigt ein Surplus von 600,000 Fr. Dieß würde das Deficit des
verslossenen Jahres ausgleichen. -- An der am vergangenen Freitag zu Luzern
abgehalenen Gotthardt. Conferenz waren Abgeordnete von Luzern, Zürich.
Bern, Uri, Schwyz, Obwalden, Zug, Solothurn, Baselstadt, Aargau, Tessin
und der Central- und Ost-West-Bahn anwesend. Allgemein ward der St. Gott-
hardt als der wichtigste schweizerische Alpenpaß bezeichnet. Die Ausführung der
der Conferenz vorgelegten Plane ward auf mehr als 2 Mill. Franken berech-
net. Die meisten der anwesenden Abgeordneten waren nur ad reserendum
da; von einigen ward dagegen schon am Freitag der Beschluß gefaßt, bei dem
Bund um einen Beitrag einzukommen. -- So eben wird folgende neue vom
Bundesrath in der savoyischen Frage an seine Geschäftsträger im Ausland
erlassene Note bekannt: Berne, 23 Mai. Nous apprenons de source cer-
taine que le gouvernement francais, ne tenant aucun compte de pre
tentions elevees par la Suisse dans la question de Savoie, s'efforce de
saire agreer aux hautes puissances d'autres expedients, a l'egard des-
quels on pretend qu'ils sont aussi bien dans l'interet europeen que
dans celui de la Suisse, et de nature a offrir une compensation suf-
fisante pour les droits revendiques par la Consederation, et qui lui ont
ete garantis. Les nouvelles propositions consisteraient essentiellement:
1) a ceder a la Suisse une petite ligne de montagnes depuis Meillerie
jusqu'au Col-de-Ferret; 2) dans l'engagement de la part de la Franoe

[Spaltenumbruch] fen Pourtalès gelungen iſt. Ob der Fürſt von Hohenzollern, wie die Krenz-
zeitung und die Kölniſche Zeitung melden, ſich ebenfalls nach Baden-Baden
begeben wird, war geſtern Nachmittag noch durchaus unentſchieden,
weil ſich neue Bedenken erhoben hatten ob dieſer Mitanweſenheit nicht doch
eine politiſche Bedeutung beigelegt werden könne, die man hierorts entſchieden
vermieden wiſſen will, und durch den Umſtand daß der Fürſt von Hohenzol-
lern Mitglied der königlichen Familie iſt, bisher genügend vermieden zu haben
glaubte. Es ſollen dagegen aber von einigen diplomatiſchen Stellen neue Ge-
ſichtspunkte der Erwägung unterbreitet ſeyn. In jedem Fall wird auch die
eventuelle Mitanweſenheit des Fürſten von Hohenzollern doch die Vornahme
irgendwelcher politiſcher Acte oder Beſchlüſſe in keiner Weiſe zur Folge haben.
Es ſoll, wie mir geſtern Abend noch ein mal beſtimmt mitgetheilt worden iſt,
die ganze Zuſammenkunft ſich auf den Austauſch gegenſeitiger Höflichkeiten
beſchränken, um dadurch die aufgeregten Befürchtungen Deutſchlands vor
franzöſiſchen Eroberungsgelüſten zu beſchwichtigen, und der politiſchen Atmo-
ſphäre überhaupt einen friedlichern Charakter zu verleihen. Ob ein öſterrei-
chiſcher Prinz anweſend ſeyn wird, ſcheint hier augenblicklich noch ungewiß zu
ſeyn, daß Schrilte zur Herbeiführung einer Theilnahme geſchehen ſind, glaube
ich verſichern zu können. Uebrigens wird es wohl Deutſchlands Sache ſeyn
ſich durch den ganzen Vorgang nicht weiter beruhigen oder gar einſchläfern zu
laſſen, als die bisherige Friedenspolitik des Kaiſers Louis Napoleon dieß
rechtfertigt. — Mit den militäriſchen Organiſationen durch Veränderung der
beſtehenden und Errichtung neuer ſogenannter combinirter Regimenter wird
unausgeſetzt bei uns vorgegangen. Dieſer Tage herrſchte beſonders unter
einem Theil des hieſigen Officierscorps eine lebhafte Bewegung, weil viele eine
andere Verwendung, theilweiſe nach außerhalb, erhalten, und alte liebgewor-
dene Beziehungen aufgeben müſſen. Die Landwehrcavallerie wird ganz auf-
gelöst, und geht größtentheils in die neuerrichteten combinirten Cavallerie-
regimenter über, während ein kleiner Theil an die jetzigen Landwehr-
Reſervebataillone, die frühern Bataillone zweiten Aufgebots, abgegeben
wird. Wenn man dieſe durchgreifenden, mit Zeit, großer Arbeit und
vielen Koſten verbundene Umgeſtaltung täglich nach allen Seiten mäch-
tiger ins Staatsleben eindringen, und hier bis auf die materiellen Be-
deutungen eines Garniſonwechſels ſich zur praktiſchen Geltung bringen
ſieht, dann begreift man was es mit dem „einſtweilen“ der Vincke’ſchen
Geldbewilligung auf ſich haben kann, und wird. Die Politik der vollendeten
Thatſachen wird mit dem Frhrn. v. Zedlitz darüber zur Tagesordnung ſchreiten!
— Eine der Hauptſtützen unſerer evangeliſch unirten Kirche, der Oberconſi-
ſtorialrath, Propſt der St. Nicolaikirche, Mitglied des evangeliſchen Ober-
kirchenraths und Profeſſor der Theologie, Dr. Nitzſch, feiert am 16 d. M.
ſein fünfzigjähriges Jubiläum. Es werden ihm dabei von Seiten der Stadt
wie hieſiger berufsgenoſſenſchaftlicher Kreiſe große Auf merkſamkeiten darge-
bracht werden, und andere ſtehen aus den weiteren evangeliſchen Kreiſen
Deutſchlands zu erwarten. — Unter den Wählern des vierten Berliner
Wahlbezirks beginnt ſich bereits eine Agitation in Bezug auf die Wieder-
beſetzung des durch den Tod Wentzels erledigten Sitzes im Abgeordnetenhaus
zu regen. Dieſer Wahlkreis, in welchem das demokratiſche und vorgeſchritte-
nere liberale Element hierorts vielleicht am ſtärkſten vertreten iſt, hatte den
Präſidenten Wentzel wiederholt, auch unter dem frühern Syſtem, mit ſeiner
parlamentariſchen Vertretung betraut. Jedenfalls wird der Wahlkampf, trotz
der ungünſtigen Jahreszeit, ein ziemlich leidenſchaftlicher werden, und man
darf ihm als einem Criterium für die allgemeinere Stimmung mit Intereſſe
entgegenſehen. Die Wahl wird in einigen Wochen ſtattfinden müſſen.

Der württembergiſche Juſtizminiſter, Frhr. v. Wächter-Spittler, hat
unterm 31 Mai an die Commiſſion der hieſigen juriſtiſchen Geſellſchaft für
Ausſchreibung eines deutſchen Juriſtentages zu Händen des Grafen v. Wartens-
leben folgendes Anſchreiben gerichtet:

„Ew. ꝛc. als Vorſitzendem der Commiſſion der juriſtiſchen Geſellſchaft für Aus-
ſchreibung eines deutſchen Juriſtentages, ermangele ich nicht den Empfang des
Schreibens vom 10 Jun. auzuzeigen, welches die gedachte Commiſſion, unter Bei-
legung des Entwurfs eines öffentlichen Aufrufes, ſo wie einer vorläuſigen Ordnung
für jene Verſammlung, an mich zu richten mir die Ehre erwieſen hat. Die leitende
Idee bei jenem Unternehmen, wie ſie ſich aus dieſen Mittheilungen ergibt, iſt eine
ſo glückliche, und der Zweck den ſich die Geſellſchaft vorgeſetzt hat ein ſo patriotiſcher,
daß ich mich für verpflichtet erachtete die erſteren auch Sr. k. Maj., meinem aller-
gnädigſten Herrn, vor Augen zu legen. Höchſtdieſelben, ſtets gewohnt allem ihre
Aufmerkjamkeit zuzuwenden was dazu dient die Intereſſen des gemeinſamen Vater-
landes zu ſördern, haben nun nicht nur von dem erwähnten Unternehmen an ſich
mit Befriedigung Kenntniß genommen, ſondern auch insbeſondere der praktiſchen
Weiſe in welcher dasſelbe ins Leben zu führen beabſichtigt iſt, und wovon die für
die erſte Zuſammenkunft beſtimmten Gegenſtände der Erörterung redendes Zeugniß
geben, ungetheilten Beifall gezollt. Ich bin hiernach in der angenchmen Lage auf
die Zuſtimmung meines kömglichen Herrn, der längſt durch die That bewieſen hat
wie er jeden Schritt zu einer Annäherung der Rechtseinheit Deutſchlands als wahren
Gewinn betrachtet, mich ſtützen zu können, wenn ich Ew. ꝛc. hiermit ergebenſt er-
ſuche der Commiſſion neben dem Ausdruck meines verbindlichſten Dankes die Ver-
ſicherung übermittein zu wollen daß mir jede Gelegenheit deren Zwecke zu ſördern
willkommen ſeyn wird. Mit ausgezeichneter Hochachtung ꝛc.“ (Preuß. Z.)

Die Preuß. Ztg. ſchreibt heute über den verſtärktev. Reichsrath in
[Spaltenumbruch] Wien: „Die bisherigen Verhandlungen des Reichsraths, für deren Publici-
tät man ſo weiſe geweſen iſt in einem unerwarteten Umfang zu ſorgen, haben
denen nicht Recht gegeben welche von einer lebensunfähigen Geburt ſprachen.
Ein Staat der, wie Oeſterreich, ſeit faſt zwölf Jahren in den Formen des
ſtraffſten Abſolutismus gelebt hat, empfindet es als eine entſchiedene Wohl-
that wenn hervorragende Männer aus den verſchiedenen Landestheilen zu
einer Prüfung der dringendſten Angelegenheiten zuſammentreten. Wie ge-
bunden dieſe Prüſung ſey, ſie bereichert die Einſicht der Regierenden, vermehrt
das Gewicht der öffentlichen Wünſche, belebt das allgemeine Intereſſe, erhöht
die Thätigkeit derer welche an der Spitze ſtehen, und ermuthigt alle welche
ſich gedrückt fühlen. Wenn es geſtattet iſt nach den vier erſten Sitzungen zu
urtheilen, ſo ſind den Erörterungen des Reichsraths die Schranken nicht gar
zu eng gezogen. Der wohlthuende Eindruck den dieſe erſten Vorgänge ge-
macht haben, wird ſich zum Frommen Oeſterreichs befeſtigen und verſtärken,
wenn man ſich durch ein freieres Wort, welches die Lebhaftigkeit der Erörte-
rung hervorruft, nicht erſchrecken läßt, und wenn man ſich des Anſehens wel-
ches die junge Schöpfung im Reich durch ein raſcheres Eingreifen in wichtige
Fragen erwerben kann, deßhalb nicht weniger freut, weil es in einzelnen Fäl-
len der Regierung unbequem werden könnte.“ Zugleich ſpricht ſich die Preuß.
Ztg. gegen die Horn’ſche Broſchüre aus, und hofft dieſe franzöſiſch gefärbten
Nadicalismen werden den verſtändigen Ungarn den Kopf nicht erhitzen. „Die
Stimmen von der Seine ertönten im ſiebzehnten und im Beginn des achtzehnten
Jahrhunderts eben ſo kräftig; Ungarn hat ſeine Rechnung niemals gefunden
wenn es ihnen folgte.“

Die Bonner Ztg. enthält folgende Erklärung: „Die Unterzeichneten
erklären hierdurch ihre Zuſtimmung zu der von Heidelberg aus gegen Hrn.
v. Borries in Hannover erlaſſenen Erklärung. Bonn, 8 Jun. 1860.
Geh. Medicinalrath Profeſſor Dr. Naumann. Geheimrath Löbell. Ge-
heimrath Profeſſor Mayer. Wirkl. Geheimrath Frhr. v. Bunſen. Dr. G.
v. Bunſen in Grav-Rheindorf.“

Die Suspenſionsgeſchichte des hieſigen Dom-
herrn und Profeſſors der Theologie, Dr. Baltzer, die vor kurzem ſo vieles
Auffehen gemacht hat, iſt in ein neues Stadium getreten und ihrem Ziel
nahe gebracht. Unſer Fürſtbiſchof Dr. Förſter hatte die von dem Profeſſor
Baltzer vorgetragene Lehre über den menſchlichen Geiſt auf Bitte des genann-
ten Profeſſors dem apoſtoliſchen Stuhl zu Rom zur Prüſung und Entſchei-
dung vorgetragen. Se. Heil. Papſt Pius IX hat hierauf in einem Breve
vom 30 April erklärt daß die von Baltzer vorgetragene Lehre dieſelbe ſey,
welche von Günther früher aufgeſtellt worden, daß, da dieſe Lehre Günthers
vom römiſchen Stuhl verworfen worden, die Entſcheidung von ſelbſt klar ſey-
und die von Baltzer von neuem vertheidigte Lehre ebenfalls verworfen werden
müſſe. Man glaubt hier daß hiermit die Suspenſionsgeſchichte für den einen
der beiden ſuspendirten Profeſſoren zu Ende ſey.

Schweiz.

Geſtern hat die in Zürich tagende eidgenöſiſche
Anklagekammer in dem Proceß des John Perrier und Genoſſen ihr Endurtheil
abgegeben. Dasſelbe iſt, nicht unerwartet, mehr als glimpflich ausgefallen.
Es lautet: 1) Es findet eine Verſetzung in den Anklageſtand nicht ſtatt, und
iſt demnach die weitere gerichtliche Verfolgung aufgegeben; 2) in Folge deſſen
iſt der noch im Verhaft beſindliche John Perrier der Haft zu entlaſſen; 3)
John Perrier und Genoſſen haben der gegen ſie geführten Unterſuchung we-
gen, weil ſie dieſelbe durch ihre Handlungen verſchuldeten, keine Entſchädigung
anzuſprechen. Letzterer Punkt wird John Perrier, der, wie es hieß, 25000 Fr.
Entſchädigung beanſpruchen wollte, nicht ſehr angeuehm ſeyn. — Das eidge-
nöſſiſche Budget für 1861, das geſtern von dem Bundesrath angenommen
worden iſt, zeigt ein Surplus von 600,000 Fr. Dieß würde das Deficit des
verſloſſenen Jahres ausgleichen. — An der am vergangenen Freitag zu Luzern
abgehalenen Gotthardt. Conferenz waren Abgeordnete von Luzern, Zürich.
Bern, Uri, Schwyz, Obwalden, Zug, Solothurn, Baſelſtadt, Aargau, Teſſin
und der Central- und Oſt-Weſt-Bahn anweſend. Allgemein ward der St. Gott-
hardt als der wichtigſte ſchweizeriſche Alpenpaß bezeichnet. Die Ausführung der
der Conferenz vorgelegten Plane ward auf mehr als 2 Mill. Franken berech-
net. Die meiſten der anweſenden Abgeordneten waren nur ad reserendum
da; von einigen ward dagegen ſchon am Freitag der Beſchluß gefaßt, bei dem
Bund um einen Beitrag einzukommen. — So eben wird folgende neue vom
Bundesrath in der ſavoyiſchen Frage an ſeine Geſchäftsträger im Ausland
erlaſſene Note bekannt: Berne, 23 Mai. Nous apprenons de source cer-
taine que le gouvernement francais, ne tenant aucun compte de pré
tentions élevées par la Suisse dans la question de Savoie, s’efforce de
saire agréer aux hautes puissances d’autres expédients, à l’égard des-
quels on prétend qu’ils sont aussi bien dans l’intérêt européen que
dans celui de la Suisse, et de nature à offrir une compensation suf-
fisante pour les droits revendiqués par la Consédération, et qui lui ont
été garantis. Les nouvelles propositions consisteraient essentiellement:
1) à céder à la Suisse une petite ligne de montagnes depuis Meillerie
jusqu’au Col-de-Ferret; 2) dans l’engagement de la part de la Franoe

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[2783/0003] fen Pourtalès gelungen iſt. Ob der Fürſt von Hohenzollern, wie die Krenz- zeitung und die Kölniſche Zeitung melden, ſich ebenfalls nach Baden-Baden begeben wird, war geſtern Nachmittag noch durchaus unentſchieden, weil ſich neue Bedenken erhoben hatten ob dieſer Mitanweſenheit nicht doch eine politiſche Bedeutung beigelegt werden könne, die man hierorts entſchieden vermieden wiſſen will, und durch den Umſtand daß der Fürſt von Hohenzol- lern Mitglied der königlichen Familie iſt, bisher genügend vermieden zu haben glaubte. Es ſollen dagegen aber von einigen diplomatiſchen Stellen neue Ge- ſichtspunkte der Erwägung unterbreitet ſeyn. In jedem Fall wird auch die eventuelle Mitanweſenheit des Fürſten von Hohenzollern doch die Vornahme irgendwelcher politiſcher Acte oder Beſchlüſſe in keiner Weiſe zur Folge haben. Es ſoll, wie mir geſtern Abend noch ein mal beſtimmt mitgetheilt worden iſt, die ganze Zuſammenkunft ſich auf den Austauſch gegenſeitiger Höflichkeiten beſchränken, um dadurch die aufgeregten Befürchtungen Deutſchlands vor franzöſiſchen Eroberungsgelüſten zu beſchwichtigen, und der politiſchen Atmo- ſphäre überhaupt einen friedlichern Charakter zu verleihen. Ob ein öſterrei- chiſcher Prinz anweſend ſeyn wird, ſcheint hier augenblicklich noch ungewiß zu ſeyn, daß Schrilte zur Herbeiführung einer Theilnahme geſchehen ſind, glaube ich verſichern zu können. Uebrigens wird es wohl Deutſchlands Sache ſeyn ſich durch den ganzen Vorgang nicht weiter beruhigen oder gar einſchläfern zu laſſen, als die bisherige Friedenspolitik des Kaiſers Louis Napoleon dieß rechtfertigt. — Mit den militäriſchen Organiſationen durch Veränderung der beſtehenden und Errichtung neuer ſogenannter combinirter Regimenter wird unausgeſetzt bei uns vorgegangen. Dieſer Tage herrſchte beſonders unter einem Theil des hieſigen Officierscorps eine lebhafte Bewegung, weil viele eine andere Verwendung, theilweiſe nach außerhalb, erhalten, und alte liebgewor- dene Beziehungen aufgeben müſſen. Die Landwehrcavallerie wird ganz auf- gelöst, und geht größtentheils in die neuerrichteten combinirten Cavallerie- regimenter über, während ein kleiner Theil an die jetzigen Landwehr- Reſervebataillone, die frühern Bataillone zweiten Aufgebots, abgegeben wird. Wenn man dieſe durchgreifenden, mit Zeit, großer Arbeit und vielen Koſten verbundene Umgeſtaltung täglich nach allen Seiten mäch- tiger ins Staatsleben eindringen, und hier bis auf die materiellen Be- deutungen eines Garniſonwechſels ſich zur praktiſchen Geltung bringen ſieht, dann begreift man was es mit dem „einſtweilen“ der Vincke’ſchen Geldbewilligung auf ſich haben kann, und wird. Die Politik der vollendeten Thatſachen wird mit dem Frhrn. v. Zedlitz darüber zur Tagesordnung ſchreiten! — Eine der Hauptſtützen unſerer evangeliſch unirten Kirche, der Oberconſi- ſtorialrath, Propſt der St. Nicolaikirche, Mitglied des evangeliſchen Ober- kirchenraths und Profeſſor der Theologie, Dr. Nitzſch, feiert am 16 d. M. ſein fünfzigjähriges Jubiläum. Es werden ihm dabei von Seiten der Stadt wie hieſiger berufsgenoſſenſchaftlicher Kreiſe große Auf merkſamkeiten darge- bracht werden, und andere ſtehen aus den weiteren evangeliſchen Kreiſen Deutſchlands zu erwarten. — Unter den Wählern des vierten Berliner Wahlbezirks beginnt ſich bereits eine Agitation in Bezug auf die Wieder- beſetzung des durch den Tod Wentzels erledigten Sitzes im Abgeordnetenhaus zu regen. Dieſer Wahlkreis, in welchem das demokratiſche und vorgeſchritte- nere liberale Element hierorts vielleicht am ſtärkſten vertreten iſt, hatte den Präſidenten Wentzel wiederholt, auch unter dem frühern Syſtem, mit ſeiner parlamentariſchen Vertretung betraut. Jedenfalls wird der Wahlkampf, trotz der ungünſtigen Jahreszeit, ein ziemlich leidenſchaftlicher werden, und man darf ihm als einem Criterium für die allgemeinere Stimmung mit Intereſſe entgegenſehen. Die Wahl wird in einigen Wochen ſtattfinden müſſen. Der württembergiſche Juſtizminiſter, Frhr. v. Wächter-Spittler, hat unterm 31 Mai an die Commiſſion der hieſigen juriſtiſchen Geſellſchaft für Ausſchreibung eines deutſchen Juriſtentages zu Händen des Grafen v. Wartens- leben folgendes Anſchreiben gerichtet: „Ew. ꝛc. als Vorſitzendem der Commiſſion der juriſtiſchen Geſellſchaft für Aus- ſchreibung eines deutſchen Juriſtentages, ermangele ich nicht den Empfang des Schreibens vom 10 Jun. auzuzeigen, welches die gedachte Commiſſion, unter Bei- legung des Entwurfs eines öffentlichen Aufrufes, ſo wie einer vorläuſigen Ordnung für jene Verſammlung, an mich zu richten mir die Ehre erwieſen hat. Die leitende Idee bei jenem Unternehmen, wie ſie ſich aus dieſen Mittheilungen ergibt, iſt eine ſo glückliche, und der Zweck den ſich die Geſellſchaft vorgeſetzt hat ein ſo patriotiſcher, daß ich mich für verpflichtet erachtete die erſteren auch Sr. k. Maj., meinem aller- gnädigſten Herrn, vor Augen zu legen. Höchſtdieſelben, ſtets gewohnt allem ihre Aufmerkjamkeit zuzuwenden was dazu dient die Intereſſen des gemeinſamen Vater- landes zu ſördern, haben nun nicht nur von dem erwähnten Unternehmen an ſich mit Befriedigung Kenntniß genommen, ſondern auch insbeſondere der praktiſchen Weiſe in welcher dasſelbe ins Leben zu führen beabſichtigt iſt, und wovon die für die erſte Zuſammenkunft beſtimmten Gegenſtände der Erörterung redendes Zeugniß geben, ungetheilten Beifall gezollt. Ich bin hiernach in der angenchmen Lage auf die Zuſtimmung meines kömglichen Herrn, der längſt durch die That bewieſen hat wie er jeden Schritt zu einer Annäherung der Rechtseinheit Deutſchlands als wahren Gewinn betrachtet, mich ſtützen zu können, wenn ich Ew. ꝛc. hiermit ergebenſt er- ſuche der Commiſſion neben dem Ausdruck meines verbindlichſten Dankes die Ver- ſicherung übermittein zu wollen daß mir jede Gelegenheit deren Zwecke zu ſördern willkommen ſeyn wird. Mit ausgezeichneter Hochachtung ꝛc.“ (Preuß. Z.) Die Preuß. Ztg. ſchreibt heute über den verſtärktev. Reichsrath in Wien: „Die bisherigen Verhandlungen des Reichsraths, für deren Publici- tät man ſo weiſe geweſen iſt in einem unerwarteten Umfang zu ſorgen, haben denen nicht Recht gegeben welche von einer lebensunfähigen Geburt ſprachen. Ein Staat der, wie Oeſterreich, ſeit faſt zwölf Jahren in den Formen des ſtraffſten Abſolutismus gelebt hat, empfindet es als eine entſchiedene Wohl- that wenn hervorragende Männer aus den verſchiedenen Landestheilen zu einer Prüfung der dringendſten Angelegenheiten zuſammentreten. Wie ge- bunden dieſe Prüſung ſey, ſie bereichert die Einſicht der Regierenden, vermehrt das Gewicht der öffentlichen Wünſche, belebt das allgemeine Intereſſe, erhöht die Thätigkeit derer welche an der Spitze ſtehen, und ermuthigt alle welche ſich gedrückt fühlen. Wenn es geſtattet iſt nach den vier erſten Sitzungen zu urtheilen, ſo ſind den Erörterungen des Reichsraths die Schranken nicht gar zu eng gezogen. Der wohlthuende Eindruck den dieſe erſten Vorgänge ge- macht haben, wird ſich zum Frommen Oeſterreichs befeſtigen und verſtärken, wenn man ſich durch ein freieres Wort, welches die Lebhaftigkeit der Erörte- rung hervorruft, nicht erſchrecken läßt, und wenn man ſich des Anſehens wel- ches die junge Schöpfung im Reich durch ein raſcheres Eingreifen in wichtige Fragen erwerben kann, deßhalb nicht weniger freut, weil es in einzelnen Fäl- len der Regierung unbequem werden könnte.“ Zugleich ſpricht ſich die Preuß. Ztg. gegen die Horn’ſche Broſchüre aus, und hofft dieſe franzöſiſch gefärbten Nadicalismen werden den verſtändigen Ungarn den Kopf nicht erhitzen. „Die Stimmen von der Seine ertönten im ſiebzehnten und im Beginn des achtzehnten Jahrhunderts eben ſo kräftig; Ungarn hat ſeine Rechnung niemals gefunden wenn es ihnen folgte.“ Die Bonner Ztg. enthält folgende Erklärung: „Die Unterzeichneten erklären hierdurch ihre Zuſtimmung zu der von Heidelberg aus gegen Hrn. v. Borries in Hannover erlaſſenen Erklärung. Bonn, 8 Jun. 1860. Geh. Medicinalrath Profeſſor Dr. Naumann. Geheimrath Löbell. Ge- heimrath Profeſſor Mayer. Wirkl. Geheimrath Frhr. v. Bunſen. Dr. G. v. Bunſen in Grav-Rheindorf.“ ♁ Breslau, 10 Jun. Die Suspenſionsgeſchichte des hieſigen Dom- herrn und Profeſſors der Theologie, Dr. Baltzer, die vor kurzem ſo vieles Auffehen gemacht hat, iſt in ein neues Stadium getreten und ihrem Ziel nahe gebracht. Unſer Fürſtbiſchof Dr. Förſter hatte die von dem Profeſſor Baltzer vorgetragene Lehre über den menſchlichen Geiſt auf Bitte des genann- ten Profeſſors dem apoſtoliſchen Stuhl zu Rom zur Prüſung und Entſchei- dung vorgetragen. Se. Heil. Papſt Pius IX hat hierauf in einem Breve vom 30 April erklärt daß die von Baltzer vorgetragene Lehre dieſelbe ſey, welche von Günther früher aufgeſtellt worden, daß, da dieſe Lehre Günthers vom römiſchen Stuhl verworfen worden, die Entſcheidung von ſelbſt klar ſey- und die von Baltzer von neuem vertheidigte Lehre ebenfalls verworfen werden müſſe. Man glaubt hier daß hiermit die Suspenſionsgeſchichte für den einen der beiden ſuspendirten Profeſſoren zu Ende ſey. Schweiz. ⊕ Bern, 12 Jun. Geſtern hat die in Zürich tagende eidgenöſiſche Anklagekammer in dem Proceß des John Perrier und Genoſſen ihr Endurtheil abgegeben. Dasſelbe iſt, nicht unerwartet, mehr als glimpflich ausgefallen. Es lautet: 1) Es findet eine Verſetzung in den Anklageſtand nicht ſtatt, und iſt demnach die weitere gerichtliche Verfolgung aufgegeben; 2) in Folge deſſen iſt der noch im Verhaft beſindliche John Perrier der Haft zu entlaſſen; 3) John Perrier und Genoſſen haben der gegen ſie geführten Unterſuchung we- gen, weil ſie dieſelbe durch ihre Handlungen verſchuldeten, keine Entſchädigung anzuſprechen. Letzterer Punkt wird John Perrier, der, wie es hieß, 25000 Fr. Entſchädigung beanſpruchen wollte, nicht ſehr angeuehm ſeyn. — Das eidge- nöſſiſche Budget für 1861, das geſtern von dem Bundesrath angenommen worden iſt, zeigt ein Surplus von 600,000 Fr. Dieß würde das Deficit des verſloſſenen Jahres ausgleichen. — An der am vergangenen Freitag zu Luzern abgehalenen Gotthardt. Conferenz waren Abgeordnete von Luzern, Zürich. Bern, Uri, Schwyz, Obwalden, Zug, Solothurn, Baſelſtadt, Aargau, Teſſin und der Central- und Oſt-Weſt-Bahn anweſend. Allgemein ward der St. Gott- hardt als der wichtigſte ſchweizeriſche Alpenpaß bezeichnet. Die Ausführung der der Conferenz vorgelegten Plane ward auf mehr als 2 Mill. Franken berech- net. Die meiſten der anweſenden Abgeordneten waren nur ad reserendum da; von einigen ward dagegen ſchon am Freitag der Beſchluß gefaßt, bei dem Bund um einen Beitrag einzukommen. — So eben wird folgende neue vom Bundesrath in der ſavoyiſchen Frage an ſeine Geſchäftsträger im Ausland erlaſſene Note bekannt: Berne, 23 Mai. Nous apprenons de source cer- taine que le gouvernement francais, ne tenant aucun compte de pré tentions élevées par la Suisse dans la question de Savoie, s’efforce de saire agréer aux hautes puissances d’autres expédients, à l’égard des- quels on prétend qu’ils sont aussi bien dans l’intérêt européen que dans celui de la Suisse, et de nature à offrir une compensation suf- fisante pour les droits revendiqués par la Consédération, et qui lui ont été garantis. Les nouvelles propositions consisteraient essentiellement: 1) à céder à la Suisse une petite ligne de montagnes depuis Meillerie jusqu’au Col-de-Ferret; 2) dans l’engagement de la part de la Franoe

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 167, 15. Juni 1860, S. 2783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine167_1860/3>, abgerufen am 21.11.2024.