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Allgemeine Zeitung, Nr. 167, 15. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] brittische Handel zu kämpfen hatte, hinweggeräumt. Der Vertrag mit
Frankreich sey ebenfalls ein großes Factum in der Geschichte Englands, und er
habe Grund zu glauben daß selbst die sanguinischsten Erwartungen die er bei
feinen Gesinnungsgenoffen angeregt, übertroffen werden würden. Er freue
sich über den Entschluß der Regierung die Bill zurückzunehmen, denn dieß sey
viel besser als daß sie in der Committee verstümmelt würde. Jeder Vorschlag
den Wahlcensus in Burgflecken von 6 auf 8 Pf. St. zu erhöhen, würde vom
Publicum mit großem Mißfallen aufgenommen werden, und er warne die
Regierung in ihrer künftigen Bill sich auf keinen Compromiß derart einzulas-
sen. Hr. Newdegate zeigt bei Zeiten an daß er jede künftige Bill, welche
den Grafschaften-Wahlcensus auf 10 Pf. St. ermäßigte, entschieden bekäm-
pfen werde. Hr. Edwin James ist der erste Sprecher dieses Abends welcher
mit der Zurücknahme der Reformbill unzufrieden ist. Ihre Grabschrift sollte
gleich der auf vielen Kindergräbern lauten: "Wenn's so gar schnell mit mir
zu End ist, so möcht' ich wissen wozu ich auf die Welt kam." Lord Fermoy
gesteht daß Lord J. Russells Erklärung ihn bestürzt habe. Wenn es je eine
Regierung gab deren Hauptsendung darin bestand eine Reformbill durchzu-
führen, so sey es die gegenwärtige. Eine schöne Gelegenheit sey hinweggewor-
fen, und das Zugeständniß welches man dieses Jahr mit Dank angenommen
haben würde, werde nächstes Jahr gewiß verschmäht und zurückgewiesen wer-
den. Hr. Osborne sagt: es wäre eine Ungerechtigkeit die Regierung für das
Scheitern der Reform verantwortlich zu machen, denn die Schuld liege nicht
an ihr, sondern am Hause, nämlich an der Opposition und gewissen Pseudo-
liberalen. Einem offenen ehrlichen Kampf bei der zweiten Lesung seyen sie
ausgewichen, um dafür zum parlamentarischen Meuchelmord zu greifen, und
die Maßregel durch kleine Dosen Vertagung und andere langsame Gifte aus
dem Weg zu räumen. Dieß sey nun zwar gelungen, doch müsse er sich über
die Kurzsichtigkeit der Conservativen wundern; sie würden es bereuen daß sie
die gemäßigte Bill von 1860 nicht angenommen haben, denn nächste Session
werde man gewiß auf einer viel weitgreifendern Reform bestehen. Hr. Hors-
man
sagt: es gebe zwei Ursachen welche das klägliche Schicksal der Bill er-
klären: die vorgerückte Sessionsperiode, und die Unpopularität der Maßregel
selbst. Der edle Lord an der Spitze des Auswärtigen habe von der großen
Anzahl vorangezeigter Amendements gesprochen, so als ob dieselben von den
traditionellen Reformfeinden ausgegangen wären, eine Durchsicht des Notizen-
blattes aber werde ihm zeigen daß von den 90 Verbesserungsanträgen 70 von
liberalen und nur 20 von conservativen Mitgliedern angezeigt wurden. Der
sehr ehrenw. Gentleman äußert sich mit großer Strenge über das Verfahren
des vorigen wie des jetzigen Ministeriums, und nennt es einfach unwürdig
und unstaatsmännisch Reformen zu versprechen, wenn man nicht die redliche
und aufrichtige Absicht habe Wort zu halten. Nach einigen Bemerkungen an-
derer Milglieder wird Hrn. Mackinnon's Amendement und dann die Reform-
bill selbst als zurückgenommen von der Tagesordnung gestrichen. -- Es ge-
langten darauf sieben Bills zur Verbesserung und Vereinfachung der Crimi-
nalgesetze ohne Discussion zur zweiten Lesung.

Admiral Hawker ist hochbetagt in Brighton gestorben. Er trat schon
im Jahr 1793 als Midshipman in den Seedienst, ward 1804 Capitän, 1837
R[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ar-Admiral, 1847 Vice- und 1853 wirklicher Admiral. Seit 1858 war
er pensionirt.

"So folgt denn," frohlockt die zuweilen sehr sanguinische Times, "auf
die lange Nacht Italiens die Morgenröthe eines herrlichen Tags! Mit fast
tropischer Plötzlichkeit ist das Licht angebrochen -- kein langes Zwielicht ist
dem vollen Glanz der Freiheitssonne vorhergegangen. Vor 14 Monaten noch
standen die Oesterreicher am Tessin und bedrohten die Hauptstadt Sardiniens,
hielten die Unterthanen des Papstes in den Legationen nieder, und zügelten
die Mißvergnügten der drei Herzogthümer durch ihre Anwesenheit in Pia-
cenza. Und jetzt, außerhalb des kleinen Gebiets von Venetien, welches viel-
leicht dem Kaiserstaat auch bald entrissen werden wird, hat Oesterreich in
Italien nichts zu befehlen. Sein verachteter Gegner hat ein Gebiet erworben
das ihn beinahe zu einem Monarchen ersten Rangs macht, und einen Einfluß
der im steten Wachsen ist und sein Königreich um eine Provinz nach der an-
dern ver größern kann. Und was das Volk betrifft, so find diese Italiener durch
die schlechte Verwaltung unter der sie zu leiden hatten, durch die Vorenthal-
tung alles erhebenden Unterrichts und den Mangel an öffentlicher Laufbahn,
doch weit weniger angegriffen als man hätte erwarten sollen. Aehnlich dem
Aussehen ihrer verschütteten Städte, wenn man die Lava hinweggeräumt hat,
zeigt sich der Rationalcharakter wieder in all seiner Kraft und Frische. Dieß
ist das erfreulichste Zeichen der letzten Umwälzung. Wir als ein freies Volk
sympathistren natürlich mit den Italienern; aber als eine friedliebende Race
wären wir durch das Schanspiel blutiger Ausschweifungen ihnen leicht ent-
fremdet worden. Wir dürfen uns daher freuen daß während des ganzen ver-
gangenen Jahrs nicht ein einziges Beispiel von Grausamkeit, oder nur über-
mäßiger Rache, von Seiten der italienischen Liberalen vorgekommen ist. Bei
Renuung der neapolitanischen Dynastie hingegen wird man stets an die Folter-
kammer in Palermo*) mit ihren versaulenden Menschenleibern denken."

[Spaltenumbruch]

Die dießjährige (30ste) Versammlung der "brittischen wissenschaftlichen
Gesellschaft (Association for the advancement of science)" wird um drei
bis vier Monate früher als gewöhnlich stattsinden, nämlich am 27 Jun., und
zwar in Oxford, Man erwartet zahlreichen Zuspruch auch auswärtiger
Naturforscher.

Frankreich.

Es ist eine von allen Seiten bestätigte Thatsache daß der Prinz-Regent
von Preußen in Baden-Baden mit niemandem als mit deutschen Fürsten
zusammenzukommen wünschte. Der Zweck dieser Zusammenkunft war ein
doppelter: der Prinz wollte persönlich jeden Argwohn beseitigen als theile
er eine Aggressivpolitik, zu der man von verschiedenen Seiten den preußischen
Regenten zu drängen sucht, und welche bei der Lage Europa's niemals un-
heilvoller für Preußen und Dentschlaud seyn würde als eben jetzt. Der Prinz
wollte ferner Maßnahmen erörtern welche die so außerordentlich be-
drohte Unabhängigkeit und Freiheit des deutschen Vaterlandes und des deut-
schen Volkes dringend wünschenswerth machen. Es ist unzweifelhaft daß die
Einladung zu einer Zusammenkunft in Baden Baden lediglich eine Bethä-
tigung der denkwürdigen Erklärung Sr. k. Hoh. vom 23 Mai war, daß die-
selbe den ersten factischen Grundstein zu einer Einigung der Bedrohten seyn
sollte, der das dringendste Bedürfniß des Augenblicks ist. Der Besuch zu
dem sich Louis Napoleon beim Prinz-Regenten angemeldet, ist ein Zwischen-
fall auf den die deutschen Fürsten nicht gerechnet hatten; daß er sich gleich-
wohl nicht umgehen ließ ohne die gebräuchlichen Formen zu verletzen, bedarf
keines Beweises. Baden-Baden ist ein dritter Ort den zu besuchen es keiner
Einladung von Seiten des Prinz-Regenten bedurfte. Den Zweck dieses Be-
suches haben wir bereits gestern erwähnt. Er soll die Mittel bieten um den
Charakter jener Zusammenkunft deutscher Fürsten möglichst zu entstellen, in
Deutschland Mißtrauen gegen sie zu säen, England von jeder Coalition mit
so unzuverlässigen Regierungen abzuhalten, und endlich die Franzosen an ein
geheimes Einverständniß Louis Napoleons mit Preußen glauben zu machen,
welches die Eroberung des westrheinischen Landes sehr erleichtern würde.
Die inspirirte Presse lehrt bekanntlich die Franzosen seit lange daß Hannover
ein sehr bequemes Ausgleichungsmittel sey um Preußen zu vermögen das
westrheinische Land abzutreten. Hr. Mocquard machte sichtlich außerordent-
liche Anstrengungen um die ihm gestellte Aufgabe in der Presse so vollkom-
men als möglich zu erreichen. Alle Blätter posaunen als ein überaus wich-
tiges Ereigniß aus was nichts als Annahme einer leeren Höflichkeit ist, die
abzulehnen die gewöhnlichste Form dem Prinz-Regenten unmöglich macht,
wie man allgemein jedem Gruß einen entsprechenden Dank nicht verweigern
kann. Der Siecle meldet wörtlich über diese Zusammenkunft wie folgt:
"Man erwartet zu Baden-Baden die Könige von Bayern und Württemberg,
die Großherzoge von Baden und Hessen-Darmstadt. Die deutschen Fürsten
welche die ersten waren die eine Unterredung vor jeder Zusammenkunft zwi-
schen dem französischen und dem preußischen Regenten vorschlugen, wollen zu
der Conferenz zugelassen seyn."

In ähnlicher Weise berichtet der Pays. Wie wohl fast alle deutschen
Zeitungen, so gehört auch die Allgemeine Zeitung nicht zu den Subscribenten
des in Straßburg in deutscher Sprache erscheinenden officiösen Blattes. Hr.
Mocquard hat aber die Anordnung getroffen daß allen Redactionen größerer
deutschen Blätter die Nummer 61 des Straßburger Correspondenten zugesen-
det werde. Sie ist so auch der Allg. Zeitung zugegangen. In dieser Num-
mer befindet sich ein "Aufruf an die Redactionen deutscher Blätter," der sich
über denz Besuch des französischen Kaisers in Baden-Baden unter anderm
also äußert:

"Der Kaiser der Franzosen und der Prinz Regent von Preußen
nebst vielen andern deutschen Fürsten werden in Baden Baden zusammen-
treten, und Auge in Auge werden sie, ein leuchtendes Vorbild, den Völkern
zeigen daß in ihrer Seele kein Argwohn und Mißtrauen, in ihrem Herzen
nicht Bangen noch Furcht Raum hat, daß jeder gleich viel bemüht und gleich

*) Die Times bezieht sich auf eine (doch wohl starkgesärbte) Zuschrift von dem
Reverend J. W. Bridges, der am 17 Februar 1848 in Palermo war, und
nach der Erstürmung des Polizeihauses mit dem Publicum hineindrang. Aus
der haarsträubenden Schilderung, die er von dem mit eigenen Augen Gesehenen
entwirft, sey nur folgendes erwähnt. Ein Theil des Gebäudes schien unzu-
gänglich, bis man hinter einem Bücherschrank eine vor kurzem vermauerte
Thüre entdeckte. Dahinter fand man sieben Kammern voll von Gerippen und
Leichen in den verschiedensten Stadien der Verwesung; manche in Ketten, und
zwei hiengen gekreuzigt an der Wand. Der Aublick versetzte das Volk ist die
rasendste Wuth, so daß es ungefähr 40 Sbirren, die früher von den Revo-
lutionären gütig behandelt und nur zu ihrer eigenen Sicherheit eingesperrt
worden waren um nach Neapel gesaudt zu werden, aus dem Gefängniß
holte und erschoß. Viele wühlten noch lange wie Verzweifelte in dem Gebein-
und Leichenhaufen, um vielleicht die Reste von Vätern, Brüdern, Bettern und
andern Verwandten zu finden, die verschwunden waren, und über deren Schick-
sal man nie etwas gehört hatte. "Einer der Sbirren" -- sagt Hr Bridges --
"den ich vergebens zu retten suchte, wollte mir einreden daß die an der Wand
Häugenden nicht lebendig gekreuzigt, soudern nach dem Tod an die Wand
genagelt worden waren, um die Folterqual der noch lebenden Gefangenen zu
erhöhen!" Die Haltung der zwei Gekreuzigten sprach dagegen, sie schienen
sich noch zu winden und zu krümmen.

[Spaltenumbruch] brittiſche Handel zu kämpfen hatte, hinweggeräumt. Der Vertrag mit
Frankreich ſey ebenfalls ein großes Factum in der Geſchichte Englands, und er
habe Grund zu glauben daß ſelbſt die ſanguiniſchſten Erwartungen die er bei
feinen Geſinnungsgenoffen angeregt, übertroffen werden würden. Er freue
ſich über den Entſchluß der Regierung die Bill zurückzunehmen, denn dieß ſey
viel beſſer als daß ſie in der Committee verſtümmelt würde. Jeder Vorſchlag
den Wahlcenſus in Burgflecken von 6 auf 8 Pf. St. zu erhöhen, würde vom
Publicum mit großem Mißfallen aufgenommen werden, und er warne die
Regierung in ihrer künftigen Bill ſich auf keinen Compromiß derart einzulaſ-
ſen. Hr. Newdegate zeigt bei Zeiten an daß er jede künftige Bill, welche
den Grafſchaften-Wahlcenſus auf 10 Pf. St. ermäßigte, entſchieden bekäm-
pfen werde. Hr. Edwin James iſt der erſte Sprecher dieſes Abends welcher
mit der Zurücknahme der Reformbill unzufrieden iſt. Ihre Grabſchrift ſollte
gleich der auf vielen Kindergräbern lauten: „Wenn’s ſo gar ſchnell mit mir
zu End iſt, ſo möcht’ ich wiſſen wozu ich auf die Welt kam.“ Lord Fermoy
geſteht daß Lord J. Ruſſells Erklärung ihn beſtürzt habe. Wenn es je eine
Regierung gab deren Hauptſendung darin beſtand eine Reformbill durchzu-
führen, ſo ſey es die gegenwärtige. Eine ſchöne Gelegenheit ſey hinweggewor-
fen, und das Zugeſtändniß welches man dieſes Jahr mit Dank angenommen
haben würde, werde nächſtes Jahr gewiß verſchmäht und zurückgewieſen wer-
den. Hr. Osborne ſagt: es wäre eine Ungerechtigkeit die Regierung für das
Scheitern der Reform verantwortlich zu machen, denn die Schuld liege nicht
an ihr, ſondern am Hauſe, nämlich an der Oppoſition und gewiſſen Pſeudo-
liberalen. Einem offenen ehrlichen Kampf bei der zweiten Leſung ſeyen ſie
ausgewichen, um dafür zum parlamentariſchen Meuchelmord zu greifen, und
die Maßregel durch kleine Doſen Vertagung und andere langſame Gifte aus
dem Weg zu räumen. Dieß ſey nun zwar gelungen, doch müſſe er ſich über
die Kurzſichtigkeit der Conſervativen wundern; ſie würden es bereuen daß ſie
die gemäßigte Bill von 1860 nicht angenommen haben, denn nächſte Seſſion
werde man gewiß auf einer viel weitgreifendern Reform beſtehen. Hr. Hors-
man
ſagt: es gebe zwei Urſachen welche das klägliche Schickſal der Bill er-
klären: die vorgerückte Seſſionsperiode, und die Unpopularität der Maßregel
ſelbſt. Der edle Lord an der Spitze des Auswärtigen habe von der großen
Anzahl vorangezeigter Amendements geſprochen, ſo als ob dieſelben von den
traditionellen Reformfeinden ausgegangen wären, eine Durchſicht des Notizen-
blattes aber werde ihm zeigen daß von den 90 Verbeſſerungsanträgen 70 von
liberalen und nur 20 von conſervativen Mitgliedern angezeigt wurden. Der
ſehr ehrenw. Gentleman äußert ſich mit großer Strenge über das Verfahren
des vorigen wie des jetzigen Miniſteriums, und nennt es einfach unwürdig
und unſtaatsmänniſch Reformen zu verſprechen, wenn man nicht die redliche
und aufrichtige Abſicht habe Wort zu halten. Nach einigen Bemerkungen an-
derer Milglieder wird Hrn. Mackinnon’s Amendement und dann die Reform-
bill ſelbſt als zurückgenommen von der Tagesordnung geſtrichen. — Es ge-
langten darauf ſieben Bills zur Verbeſſerung und Vereinfachung der Crimi-
nalgeſetze ohne Discuſſion zur zweiten Leſung.

Admiral Hawker iſt hochbetagt in Brighton geſtorben. Er trat ſchon
im Jahr 1793 als Midſhipman in den Seedienſt, ward 1804 Capitän, 1837
R[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ar-Admiral, 1847 Vice- und 1853 wirklicher Admiral. Seit 1858 war
er penſionirt.

„So folgt denn,“ frohlockt die zuweilen ſehr ſanguiniſche Times, „auf
die lange Nacht Italiens die Morgenröthe eines herrlichen Tags! Mit faſt
tropiſcher Plötzlichkeit iſt das Licht angebrochen — kein langes Zwielicht iſt
dem vollen Glanz der Freiheitsſonne vorhergegangen. Vor 14 Monaten noch
ſtanden die Oeſterreicher am Teſſin und bedrohten die Hauptſtadt Sardiniens,
hielten die Unterthanen des Papſtes in den Legationen nieder, und zügelten
die Mißvergnügten der drei Herzogthümer durch ihre Anweſenheit in Pia-
cenza. Und jetzt, außerhalb des kleinen Gebiets von Venetien, welches viel-
leicht dem Kaiſerſtaat auch bald entriſſen werden wird, hat Oeſterreich in
Italien nichts zu befehlen. Sein verachteter Gegner hat ein Gebiet erworben
das ihn beinahe zu einem Monarchen erſten Rangs macht, und einen Einfluß
der im ſteten Wachſen iſt und ſein Königreich um eine Provinz nach der an-
dern ver größern kann. Und was das Volk betrifft, ſo find dieſe Italiener durch
die ſchlechte Verwaltung unter der ſie zu leiden hatten, durch die Vorenthal-
tung alles erhebenden Unterrichts und den Mangel an öffentlicher Laufbahn,
doch weit weniger angegriffen als man hätte erwarten ſollen. Aehnlich dem
Ausſehen ihrer verſchütteten Städte, wenn man die Lava hinweggeräumt hat,
zeigt ſich der Rationalcharakter wieder in all ſeiner Kraft und Friſche. Dieß
iſt das erfreulichſte Zeichen der letzten Umwälzung. Wir als ein freies Volk
ſympathiſtren natürlich mit den Italienern; aber als eine friedliebende Race
wären wir durch das Schanſpiel blutiger Ausſchweifungen ihnen leicht ent-
fremdet worden. Wir dürfen uns daher freuen daß während des ganzen ver-
gangenen Jahrs nicht ein einziges Beiſpiel von Grauſamkeit, oder nur über-
mäßiger Rache, von Seiten der italieniſchen Liberalen vorgekommen iſt. Bei
Renuung der neapolitaniſchen Dynaſtie hingegen wird man ſtets an die Folter-
kammer in Palermo*) mit ihren verſaulenden Menſchenleibern denken.“

[Spaltenumbruch]

Die dießjährige (30ſte) Verſammlung der „brittiſchen wiſſenſchaftlichen
Geſellſchaft (Association for the advancement of science)“ wird um drei
bis vier Monate früher als gewöhnlich ſtattſinden, nämlich am 27 Jun., und
zwar in Oxford, Man erwartet zahlreichen Zuſpruch auch auswärtiger
Naturforſcher.

Frankreich.

Es iſt eine von allen Seiten beſtätigte Thatſache daß der Prinz-Regent
von Preußen in Baden-Baden mit niemandem als mit deutſchen Fürſten
zuſammenzukommen wünſchte. Der Zweck dieſer Zuſammenkunft war ein
doppelter: der Prinz wollte perſönlich jeden Argwohn beſeitigen als theile
er eine Aggreſſivpolitik, zu der man von verſchiedenen Seiten den preußiſchen
Regenten zu drängen ſucht, und welche bei der Lage Europa’s niemals un-
heilvoller für Preußen und Dentſchlaud ſeyn würde als eben jetzt. Der Prinz
wollte ferner Maßnahmen erörtern welche die ſo außerordentlich be-
drohte Unabhängigkeit und Freiheit des deutſchen Vaterlandes und des deut-
ſchen Volkes dringend wünſchenswerth machen. Es iſt unzweifelhaft daß die
Einladung zu einer Zuſammenkunft in Baden Baden lediglich eine Bethä-
tigung der denkwürdigen Erklärung Sr. k. Hoh. vom 23 Mai war, daß die-
ſelbe den erſten factiſchen Grundſtein zu einer Einigung der Bedrohten ſeyn
ſollte, der das dringendſte Bedürfniß des Augenblicks iſt. Der Beſuch zu
dem ſich Louis Napoleon beim Prinz-Regenten angemeldet, iſt ein Zwiſchen-
fall auf den die deutſchen Fürſten nicht gerechnet hatten; daß er ſich gleich-
wohl nicht umgehen ließ ohne die gebräuchlichen Formen zu verletzen, bedarf
keines Beweiſes. Baden-Baden iſt ein dritter Ort den zu beſuchen es keiner
Einladung von Seiten des Prinz-Regenten bedurfte. Den Zweck dieſes Be-
ſuches haben wir bereits geſtern erwähnt. Er ſoll die Mittel bieten um den
Charakter jener Zuſammenkunft deutſcher Fürſten möglichſt zu entſtellen, in
Deutſchland Mißtrauen gegen ſie zu ſäen, England von jeder Coalition mit
ſo unzuverläſſigen Regierungen abzuhalten, und endlich die Franzoſen an ein
geheimes Einverſtändniß Louis Napoleons mit Preußen glauben zu machen,
welches die Eroberung des weſtrheiniſchen Landes ſehr erleichtern würde.
Die inſpirirte Preſſe lehrt bekanntlich die Franzoſen ſeit lange daß Hannover
ein ſehr bequemes Ausgleichungsmittel ſey um Preußen zu vermögen das
weſtrheiniſche Land abzutreten. Hr. Mocquard machte ſichtlich außerordent-
liche Anſtrengungen um die ihm geſtellte Aufgabe in der Preſſe ſo vollkom-
men als möglich zu erreichen. Alle Blätter poſaunen als ein überaus wich-
tiges Ereigniß aus was nichts als Annahme einer leeren Höflichkeit iſt, die
abzulehnen die gewöhnlichſte Form dem Prinz-Regenten unmöglich macht,
wie man allgemein jedem Gruß einen entſprechenden Dank nicht verweigern
kann. Der Siècle meldet wörtlich über dieſe Zuſammenkunft wie folgt:
„Man erwartet zu Baden-Baden die Könige von Bayern und Württemberg,
die Großherzoge von Baden und Heſſen-Darmſtadt. Die deutſchen Fürſten
welche die erſten waren die eine Unterredung vor jeder Zuſammenkunft zwi-
ſchen dem franzöſiſchen und dem preußiſchen Regenten vorſchlugen, wollen zu
der Conferenz zugelaſſen ſeyn.“

In ähnlicher Weiſe berichtet der Pays. Wie wohl faſt alle deutſchen
Zeitungen, ſo gehört auch die Allgemeine Zeitung nicht zu den Subſcribenten
des in Straßburg in deutſcher Sprache erſcheinenden officiöſen Blattes. Hr.
Mocquard hat aber die Anordnung getroffen daß allen Redactionen größerer
deutſchen Blätter die Nummer 61 des Straßburger Correſpondenten zugeſen-
det werde. Sie iſt ſo auch der Allg. Zeitung zugegangen. In dieſer Num-
mer befindet ſich ein „Aufruf an die Redactionen deutſcher Blätter,“ der ſich
über denz Beſuch des franzöſiſchen Kaiſers in Baden-Baden unter anderm
alſo äußert:

„Der Kaiſer der Franzoſen und der Prinz Regent von Preußen
nebſt vielen andern deutſchen Fürſten werden in Baden Baden zuſammen-
treten, und Auge in Auge werden ſie, ein leuchtendes Vorbild, den Völkern
zeigen daß in ihrer Seele kein Argwohn und Mißtrauen, in ihrem Herzen
nicht Bangen noch Furcht Raum hat, daß jeder gleich viel bemüht und gleich

*) Die Times bezieht ſich auf eine (doch wohl ſtarkgeſärbte) Zuſchrift von dem
Reverend J. W. Bridges, der am 17 Februar 1848 in Palermo war, und
nach der Erſtürmung des Polizeihauſes mit dem Publicum hineindrang. Aus
der haarſträubenden Schilderung, die er von dem mit eigenen Augen Geſehenen
entwirft, ſey nur folgendes erwähnt. Ein Theil des Gebäudes ſchien unzu-
gänglich, bis man hinter einem Bücherſchrank eine vor kurzem vermauerte
Thüre entdeckte. Dahinter fand man ſieben Kammern voll von Gerippen und
Leichen in den verſchiedenſten Stadien der Verweſung; manche in Ketten, und
zwei hiengen gekreuzigt an der Wand. Der Aublick verſetzte das Volk iſt die
raſendſte Wuth, ſo daß es ungefähr 40 Sbirren, die früher von den Revo-
lutionären gütig behandelt und nur zu ihrer eigenen Sicherheit eingeſperrt
worden waren um nach Neapel geſaudt zu werden, aus dem Gefängniß
holte und erſchoß. Viele wühlten noch lange wie Verzweifelte in dem Gebein-
und Leichenhaufen, um vielleicht die Reſte von Vätern, Brüdern, Bettern und
andern Verwandten zu finden, die verſchwunden waren, und über deren Schick-
ſal man nie etwas gehört hatte. „Einer der Sbirren“ — ſagt Hr Bridges —
„den ich vergebens zu retten ſuchte, wollte mir einreden daß die an der Wand
Häugenden nicht lebendig gekreuzigt, ſoudern nach dem Tod an die Wand
genagelt worden waren, um die Folterqual der noch lebenden Gefangenen zu
erhöhen!“ Die Haltung der zwei Gekreuzigten ſprach dagegen, ſie ſchienen
ſich noch zu winden und zu krümmen.
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[2785/0005] brittiſche Handel zu kämpfen hatte, hinweggeräumt. Der Vertrag mit Frankreich ſey ebenfalls ein großes Factum in der Geſchichte Englands, und er habe Grund zu glauben daß ſelbſt die ſanguiniſchſten Erwartungen die er bei feinen Geſinnungsgenoffen angeregt, übertroffen werden würden. Er freue ſich über den Entſchluß der Regierung die Bill zurückzunehmen, denn dieß ſey viel beſſer als daß ſie in der Committee verſtümmelt würde. Jeder Vorſchlag den Wahlcenſus in Burgflecken von 6 auf 8 Pf. St. zu erhöhen, würde vom Publicum mit großem Mißfallen aufgenommen werden, und er warne die Regierung in ihrer künftigen Bill ſich auf keinen Compromiß derart einzulaſ- ſen. Hr. Newdegate zeigt bei Zeiten an daß er jede künftige Bill, welche den Grafſchaften-Wahlcenſus auf 10 Pf. St. ermäßigte, entſchieden bekäm- pfen werde. Hr. Edwin James iſt der erſte Sprecher dieſes Abends welcher mit der Zurücknahme der Reformbill unzufrieden iſt. Ihre Grabſchrift ſollte gleich der auf vielen Kindergräbern lauten: „Wenn’s ſo gar ſchnell mit mir zu End iſt, ſo möcht’ ich wiſſen wozu ich auf die Welt kam.“ Lord Fermoy geſteht daß Lord J. Ruſſells Erklärung ihn beſtürzt habe. Wenn es je eine Regierung gab deren Hauptſendung darin beſtand eine Reformbill durchzu- führen, ſo ſey es die gegenwärtige. Eine ſchöne Gelegenheit ſey hinweggewor- fen, und das Zugeſtändniß welches man dieſes Jahr mit Dank angenommen haben würde, werde nächſtes Jahr gewiß verſchmäht und zurückgewieſen wer- den. Hr. Osborne ſagt: es wäre eine Ungerechtigkeit die Regierung für das Scheitern der Reform verantwortlich zu machen, denn die Schuld liege nicht an ihr, ſondern am Hauſe, nämlich an der Oppoſition und gewiſſen Pſeudo- liberalen. Einem offenen ehrlichen Kampf bei der zweiten Leſung ſeyen ſie ausgewichen, um dafür zum parlamentariſchen Meuchelmord zu greifen, und die Maßregel durch kleine Doſen Vertagung und andere langſame Gifte aus dem Weg zu räumen. Dieß ſey nun zwar gelungen, doch müſſe er ſich über die Kurzſichtigkeit der Conſervativen wundern; ſie würden es bereuen daß ſie die gemäßigte Bill von 1860 nicht angenommen haben, denn nächſte Seſſion werde man gewiß auf einer viel weitgreifendern Reform beſtehen. Hr. Hors- man ſagt: es gebe zwei Urſachen welche das klägliche Schickſal der Bill er- klären: die vorgerückte Seſſionsperiode, und die Unpopularität der Maßregel ſelbſt. Der edle Lord an der Spitze des Auswärtigen habe von der großen Anzahl vorangezeigter Amendements geſprochen, ſo als ob dieſelben von den traditionellen Reformfeinden ausgegangen wären, eine Durchſicht des Notizen- blattes aber werde ihm zeigen daß von den 90 Verbeſſerungsanträgen 70 von liberalen und nur 20 von conſervativen Mitgliedern angezeigt wurden. Der ſehr ehrenw. Gentleman äußert ſich mit großer Strenge über das Verfahren des vorigen wie des jetzigen Miniſteriums, und nennt es einfach unwürdig und unſtaatsmänniſch Reformen zu verſprechen, wenn man nicht die redliche und aufrichtige Abſicht habe Wort zu halten. Nach einigen Bemerkungen an- derer Milglieder wird Hrn. Mackinnon’s Amendement und dann die Reform- bill ſelbſt als zurückgenommen von der Tagesordnung geſtrichen. — Es ge- langten darauf ſieben Bills zur Verbeſſerung und Vereinfachung der Crimi- nalgeſetze ohne Discuſſion zur zweiten Leſung. Admiral Hawker iſt hochbetagt in Brighton geſtorben. Er trat ſchon im Jahr 1793 als Midſhipman in den Seedienſt, ward 1804 Capitän, 1837 R_ar-Admiral, 1847 Vice- und 1853 wirklicher Admiral. Seit 1858 war er penſionirt. „So folgt denn,“ frohlockt die zuweilen ſehr ſanguiniſche Times, „auf die lange Nacht Italiens die Morgenröthe eines herrlichen Tags! Mit faſt tropiſcher Plötzlichkeit iſt das Licht angebrochen — kein langes Zwielicht iſt dem vollen Glanz der Freiheitsſonne vorhergegangen. Vor 14 Monaten noch ſtanden die Oeſterreicher am Teſſin und bedrohten die Hauptſtadt Sardiniens, hielten die Unterthanen des Papſtes in den Legationen nieder, und zügelten die Mißvergnügten der drei Herzogthümer durch ihre Anweſenheit in Pia- cenza. Und jetzt, außerhalb des kleinen Gebiets von Venetien, welches viel- leicht dem Kaiſerſtaat auch bald entriſſen werden wird, hat Oeſterreich in Italien nichts zu befehlen. Sein verachteter Gegner hat ein Gebiet erworben das ihn beinahe zu einem Monarchen erſten Rangs macht, und einen Einfluß der im ſteten Wachſen iſt und ſein Königreich um eine Provinz nach der an- dern ver größern kann. Und was das Volk betrifft, ſo find dieſe Italiener durch die ſchlechte Verwaltung unter der ſie zu leiden hatten, durch die Vorenthal- tung alles erhebenden Unterrichts und den Mangel an öffentlicher Laufbahn, doch weit weniger angegriffen als man hätte erwarten ſollen. Aehnlich dem Ausſehen ihrer verſchütteten Städte, wenn man die Lava hinweggeräumt hat, zeigt ſich der Rationalcharakter wieder in all ſeiner Kraft und Friſche. Dieß iſt das erfreulichſte Zeichen der letzten Umwälzung. Wir als ein freies Volk ſympathiſtren natürlich mit den Italienern; aber als eine friedliebende Race wären wir durch das Schanſpiel blutiger Ausſchweifungen ihnen leicht ent- fremdet worden. Wir dürfen uns daher freuen daß während des ganzen ver- gangenen Jahrs nicht ein einziges Beiſpiel von Grauſamkeit, oder nur über- mäßiger Rache, von Seiten der italieniſchen Liberalen vorgekommen iſt. Bei Renuung der neapolitaniſchen Dynaſtie hingegen wird man ſtets an die Folter- kammer in Palermo *) mit ihren verſaulenden Menſchenleibern denken.“ Die dießjährige (30ſte) Verſammlung der „brittiſchen wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft (Association for the advancement of science)“ wird um drei bis vier Monate früher als gewöhnlich ſtattſinden, nämlich am 27 Jun., und zwar in Oxford, Man erwartet zahlreichen Zuſpruch auch auswärtiger Naturforſcher. Frankreich. Paris, 13 Jun. Es iſt eine von allen Seiten beſtätigte Thatſache daß der Prinz-Regent von Preußen in Baden-Baden mit niemandem als mit deutſchen Fürſten zuſammenzukommen wünſchte. Der Zweck dieſer Zuſammenkunft war ein doppelter: der Prinz wollte perſönlich jeden Argwohn beſeitigen als theile er eine Aggreſſivpolitik, zu der man von verſchiedenen Seiten den preußiſchen Regenten zu drängen ſucht, und welche bei der Lage Europa’s niemals un- heilvoller für Preußen und Dentſchlaud ſeyn würde als eben jetzt. Der Prinz wollte ferner Maßnahmen erörtern welche die ſo außerordentlich be- drohte Unabhängigkeit und Freiheit des deutſchen Vaterlandes und des deut- ſchen Volkes dringend wünſchenswerth machen. Es iſt unzweifelhaft daß die Einladung zu einer Zuſammenkunft in Baden Baden lediglich eine Bethä- tigung der denkwürdigen Erklärung Sr. k. Hoh. vom 23 Mai war, daß die- ſelbe den erſten factiſchen Grundſtein zu einer Einigung der Bedrohten ſeyn ſollte, der das dringendſte Bedürfniß des Augenblicks iſt. Der Beſuch zu dem ſich Louis Napoleon beim Prinz-Regenten angemeldet, iſt ein Zwiſchen- fall auf den die deutſchen Fürſten nicht gerechnet hatten; daß er ſich gleich- wohl nicht umgehen ließ ohne die gebräuchlichen Formen zu verletzen, bedarf keines Beweiſes. Baden-Baden iſt ein dritter Ort den zu beſuchen es keiner Einladung von Seiten des Prinz-Regenten bedurfte. Den Zweck dieſes Be- ſuches haben wir bereits geſtern erwähnt. Er ſoll die Mittel bieten um den Charakter jener Zuſammenkunft deutſcher Fürſten möglichſt zu entſtellen, in Deutſchland Mißtrauen gegen ſie zu ſäen, England von jeder Coalition mit ſo unzuverläſſigen Regierungen abzuhalten, und endlich die Franzoſen an ein geheimes Einverſtändniß Louis Napoleons mit Preußen glauben zu machen, welches die Eroberung des weſtrheiniſchen Landes ſehr erleichtern würde. Die inſpirirte Preſſe lehrt bekanntlich die Franzoſen ſeit lange daß Hannover ein ſehr bequemes Ausgleichungsmittel ſey um Preußen zu vermögen das weſtrheiniſche Land abzutreten. Hr. Mocquard machte ſichtlich außerordent- liche Anſtrengungen um die ihm geſtellte Aufgabe in der Preſſe ſo vollkom- men als möglich zu erreichen. Alle Blätter poſaunen als ein überaus wich- tiges Ereigniß aus was nichts als Annahme einer leeren Höflichkeit iſt, die abzulehnen die gewöhnlichſte Form dem Prinz-Regenten unmöglich macht, wie man allgemein jedem Gruß einen entſprechenden Dank nicht verweigern kann. Der Siècle meldet wörtlich über dieſe Zuſammenkunft wie folgt: „Man erwartet zu Baden-Baden die Könige von Bayern und Württemberg, die Großherzoge von Baden und Heſſen-Darmſtadt. Die deutſchen Fürſten welche die erſten waren die eine Unterredung vor jeder Zuſammenkunft zwi- ſchen dem franzöſiſchen und dem preußiſchen Regenten vorſchlugen, wollen zu der Conferenz zugelaſſen ſeyn.“ In ähnlicher Weiſe berichtet der Pays. Wie wohl faſt alle deutſchen Zeitungen, ſo gehört auch die Allgemeine Zeitung nicht zu den Subſcribenten des in Straßburg in deutſcher Sprache erſcheinenden officiöſen Blattes. Hr. Mocquard hat aber die Anordnung getroffen daß allen Redactionen größerer deutſchen Blätter die Nummer 61 des Straßburger Correſpondenten zugeſen- det werde. Sie iſt ſo auch der Allg. Zeitung zugegangen. In dieſer Num- mer befindet ſich ein „Aufruf an die Redactionen deutſcher Blätter,“ der ſich über denz Beſuch des franzöſiſchen Kaiſers in Baden-Baden unter anderm alſo äußert: „Der Kaiſer der Franzoſen und der Prinz Regent von Preußen nebſt vielen andern deutſchen Fürſten werden in Baden Baden zuſammen- treten, und Auge in Auge werden ſie, ein leuchtendes Vorbild, den Völkern zeigen daß in ihrer Seele kein Argwohn und Mißtrauen, in ihrem Herzen nicht Bangen noch Furcht Raum hat, daß jeder gleich viel bemüht und gleich *) Die Times bezieht ſich auf eine (doch wohl ſtarkgeſärbte) Zuſchrift von dem Reverend J. W. Bridges, der am 17 Februar 1848 in Palermo war, und nach der Erſtürmung des Polizeihauſes mit dem Publicum hineindrang. Aus der haarſträubenden Schilderung, die er von dem mit eigenen Augen Geſehenen entwirft, ſey nur folgendes erwähnt. Ein Theil des Gebäudes ſchien unzu- gänglich, bis man hinter einem Bücherſchrank eine vor kurzem vermauerte Thüre entdeckte. Dahinter fand man ſieben Kammern voll von Gerippen und Leichen in den verſchiedenſten Stadien der Verweſung; manche in Ketten, und zwei hiengen gekreuzigt an der Wand. Der Aublick verſetzte das Volk iſt die raſendſte Wuth, ſo daß es ungefähr 40 Sbirren, die früher von den Revo- lutionären gütig behandelt und nur zu ihrer eigenen Sicherheit eingeſperrt worden waren um nach Neapel geſaudt zu werden, aus dem Gefängniß holte und erſchoß. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 167, 15. Juni 1860, S. 2785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine167_1860/5>, abgerufen am 21.11.2024.