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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.

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Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
[Spaltenumbruch]
Der Feind im Westen.

Die französische Offensive hält in bescheidenen Gren-
zen und ohne nennenswerten Erfolg an. Freilich, liest man die
Telegramme der französischen Heeresleitung, so stände bald kem
deutscher Soldat mehr auf französischem und belgischem Boden.
Wie stark sich unsere Heeresleitung fühlt, geht wohl am besten daraus
hervor, daß sie diese erlogenen französischen Siegesnachrichten ohne
jeden Zusatz veröffentlichen läßt. Die ruhigen und sachlichen Depeschen
des Wolffschen Bureaus sind eben an sich die wirksamste Richtig-
stellung. Die letzten Telegramme lauten:

16. April:

Vor Ostende-Nieuport beteiligten sich gestern am Artil-
leriekampfe einige feindliche Torpedoboote, deren Feuer schnell zum
Schweigen gebracht wurde. Am Südrande von St. Eloi besetz-
ten wir nach Sprengung zwei Häuser. Am Südrande der
Loretto-Höhe wird seit heute nacht wieder gekämpft.

Zwischen Maas und Mosel fanden nur Artillerie-
kämpfe statt. Die Verwendung von Bomben mit erstickend wir-
kender Gasentwicklung und von Infanterie-Explosivgeschossen seitens
der Franzosen nimmt zu.

Bei dem klaren sichtigen Wetter war die Fliegertätig-
keit
gestern wieder sehr rege. Feindliche Flieger bewarfen die Ort-
schaften hinter unseren Stellungen mit Bomben. Auch Freiburg
wurde wieder heimgesucht, wo mehrere Zivilpersonen, hauptsäch-
lich Kinder, getötet und verletzt wurden.


17. April:

Gestern brachten auch die Engländer östlich Ypern Gra-
naten und Bomben mit erstickend wirkender Gasentwicklung zur
Anwendung.

Am Südhang der Lorettohöhe nordwestlich von Arras
ging uns ein kleiner Stützpunkt von 60 Meter Breite und 50 Meter
Tiefe verloren.

In der Champagne nordwestlich von Perthes wurde nach
umfangreicher Sprengung eine französische Befestigungsgruppe im
Sturm genommen. Ein heute früh angesetzter feindlicher Gegen-
angriff mißglückte.

Zwischen Maas und Mosel fanden heftige Artillerie-
kämpfe statt. Bei Flirey griffen die Franzosen mehrfach an, mit
schweren Verlusten wurden sie in ihre Stellungen zurückgeworfen.

Bei einem Erkundungsvorstoß nahmen unsere Truppen
eine feindliche Stellung nordwestlich von Urbeis (Vogesen), die, für
uns ungünstig gelegen, unter Mitnahme einer Anzahl gefangen
genommener Alpenjäger, morgens wieder geräumt wurde.

Ein französisches Luftschiff erschien heute nacht über
Straßburg und warf mehrere Bomben ab. Der Sachschaden,
der hauptsächlich Fensterscheiben betrifft, ist unbedeutend. Einige
Zivilpersonen sind leider verletzt worden.

Einer unserer Flieger, der vorgestern Calais mit Bomben
belegte, bewarf gestern Greenwich bei London.


18. April:

Nach Vornahme von Sprengungen drangen die Engländer
gestern abend südöstlich von Ypern in unsere Höhenstellung dicht
nördlich des Kanals ein, wurden aber im Gegenangriff sofort wieder
zurückgeworfen; nur um drei von den Engländern besetzte Spreng-
trichter wird noch gekämpft.

In der Champagne sprengten die Franzosen neben der
vorgestern von uns eroberten Stellung einen Graben, ohne Vor-
teil zu erringen.

Zwischen Maas und Mosel fanden nur Artilleriekämpfe
statt. In den Vogesen bemächtigten wir uns südwestlich von
Stoßweiher am Sattel einer vorgeschobenen französischen Stellung.
Südwestlich von Metzeral wurden unsere Vorposten vor überlege-
nem Feind auf ihre Unterstützungen zurückgenommen.


19. April:

Südöstlich von Ypern wurden die Engländer aus den noch
gehaltenen kleinen Teilen unserer Stellung vertrieben. Mit starkem
Angriff links der Bahn Ypern--Comines versuchten sie gestern abend
sich erneut in den Besitz der Höhenstellung zu setzen. Der Angriff
brach unter schwersten Verlusten zusammen.

Bei Ingelmunster ist der französische Fliegerleutnant Garros
zur Landung gezwungen und gefangen genommen worden. (Garros
gilt als der bedeutendste und glücklichste der französischen Flieger,
der auch in Deutschland bei Wettflügen bekannt geworden ist. Nach
französischen Quellen müßte er den Untergang einer Menge deut-
scher Flieger auf dem Gewissen haben.)

[Spaltenumbruch]

Zwischen Maas und Mosel verlief der Tag unter Ar-
tilleriekämpfen. Ein schwächlicher französischer Angriffsversuch gegen
die Combres-Stellung wurde durch unser Feuer im Keime erstickt.

In den Vogesen mißglückten zwei französische Angriffe
gegen die von uns genommene Sattelstellung westlich des Reichs-
ackerkopfes und ein Angriff gegen die Höhen nördlich von Steiner-
brück. Nach starken Verlusten zogen sich die Franzosen zurück.




Das Ausland wird von Frankreich und England aus, scheinbar
sogar von amtlichen Stellen, mit Siegesnachrichten über an-
gebliche Erfolge unserer Gegner
auf dem westlichen
Kriegsschauplatze überschwemmt. Alle diese Behauptungen sind ein-
fach erfunden. Ihre Widerlegung im einzelnen lohnt sich nicht, es
wird vielmehr lediglich auf ihre Nachprüfung an der Hand der
dienstlichen deutschen Kriegsberichte verwiesen.



Ueber einen am 18. d. M. auf die Pulverfabrik Rott-
weil
von einem französischen Flieger erfolgten Angriff werden dem
"Berliner Tageblatt" aus Stuttgart folgende Einzelheiten gemeldet:

Gegen 9 Uhr vorm. wurde dem Kommando der Landsturmkompagnie,
die in Rottweil den Wachdienst versieht, gemeldet, daß über dem
badischen Schwarzwald ein feindlicher Flieger gesichtet wurde, der
die Richtung nach Rottweil einschlage. Um halb 10 Uhr erschien
ein französischer Doppeldecker über Rottweil, wo er in beträchtlicher
Höhe mehrere Kreise beschrieb und rasch aufeinander mehrere
Bomben warf. Die Wachmannschaft hatte dafür gesorgt, daß die
Bewohner der Stadt in den Häusern blieben. Mehrere Bauarbeiter,
die sich in der Kantine der Pulverfabrik aufhielten, konnten aber
ihre Neugierde nicht bezähmen und traten in dem Moment auf den
Hof, wo eine Bombe niederftel. Zwei Arbeiter wurden so schwer
verletzt, daß sie bald starben. Der Bauunternehmer Müller aus
Rottweil erlitt ebenfalls so schwere Verletzungen, daß ihm ein Bein
abgenommen werden mußte; es scheint fraglich, ob er mit dem
Leben davonkommen wird. Von den Arbeitern, die in der Pulver-
fabrik beschäftigt waren, wurde niemand verletzt. Der Flieger
wurde heftig beschossen; nachdem das Flugzeug, das mehrere Tref-
fer erhalten hatte, etwa eine Viertelstunde über der Stadt gekreuzt
hatte, flog es in der Richtung nach dem südlichen badischen Schwarz-
walde davon.



Der "Temps" meldet:

Eine Taube überflog gestern vormittag
Calais und warf sechs Bomben ab. Zwei Personen wurden
verletzt, zwei Häuser stark beschädigt. Die Taube flog so hoch, daß
die Beschießung durch die französische Artillerie wirkungslos war.

20. April:

In der Champagne machte unser Sappenangriff Fort-
schritte. In den Argonnen mißglückte ein französischer Angriff
nördlich Le Four de Parts.

Zwischen Maas und Mosel waren die Artillerie-
kämpfe nur an einzelnen Stellen lebhaft.

Ein französischer Angriff bei Flirey brach in unserem Feuer
zusammen. Im Croix des Carmes drangen unsere Truppen
nach Sprengung einiger Blockhäuser in die feindliche Hauptstellung
ein und fügten dem Gegner starke Verluste zu.

In dem Vorpostengefecht westlich von Avricourt nahmen
wir das Dorf Embermenel nach vorübergehender Räumung im
Sturm zurück.

In den Vogesen auf den Millackerhöhen nordwestlich von
Metzeral scheiterte ein feindlicher Angriff unter schweren Verlusten
für die französischen Alpenjäger. -- Bei einem Vorstoß auf die
Spitze des Hartmannsweilerkopfes gewannen wir am Nordostabhang
einige hundert Meter Boden.

Heute vormittag 10 Uhr warf über dem garnisonlosen Städtchen
Kandern ein niedrig fliegender feindlicher Flieger fünf
Bomben
ab. Eine davon platzte auf einem Felde, vier fielen
auf eine Schule, die meisten Schulkinder flüchteten in den Keller,
doch wurde ein Kind getötet, ein zweites schwer verletzt und meh-
rere verwundet.

Auch über Lörrach warf vormittags ein Flieger sechs
Bomben ab, die beim Bahnhof platzten. Ein Kind wurde hier ge-
tötet, einem jungen Manne ein Arm abgerissen und drei weitere
Personen teils schwer, teils leicht verletzt. (Die französischen Flieger
scheinen es besonders auf Lazarette und Schulkinder abgesehen
zu haben.)

Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
[Spaltenumbruch]
Der Feind im Weſten.

Die franzöſiſche Offenſive hält in beſcheidenen Gren-
zen und ohne nennenswerten Erfolg an. Freilich, lieſt man die
Telegramme der franzöſiſchen Heeresleitung, ſo ſtände bald kem
deutſcher Soldat mehr auf franzöſiſchem und belgiſchem Boden.
Wie ſtark ſich unſere Heeresleitung fühlt, geht wohl am beſten daraus
hervor, daß ſie dieſe erlogenen franzöſiſchen Siegesnachrichten ohne
jeden Zuſatz veröffentlichen läßt. Die ruhigen und ſachlichen Depeſchen
des Wolffſchen Bureaus ſind eben an ſich die wirkſamſte Richtig-
ſtellung. Die letzten Telegramme lauten:

16. April:

Vor Oſtende-Nieuport beteiligten ſich geſtern am Artil-
leriekampfe einige feindliche Torpedoboote, deren Feuer ſchnell zum
Schweigen gebracht wurde. Am Südrande von St. Eloi beſetz-
ten wir nach Sprengung zwei Häuſer. Am Südrande der
Loretto-Höhe wird ſeit heute nacht wieder gekämpft.

Zwiſchen Maas und Moſel fanden nur Artillerie-
kämpfe ſtatt. Die Verwendung von Bomben mit erſtickend wir-
kender Gasentwicklung und von Infanterie-Exploſivgeſchoſſen ſeitens
der Franzoſen nimmt zu.

Bei dem klaren ſichtigen Wetter war die Fliegertätig-
keit
geſtern wieder ſehr rege. Feindliche Flieger bewarfen die Ort-
ſchaften hinter unſeren Stellungen mit Bomben. Auch Freiburg
wurde wieder heimgeſucht, wo mehrere Zivilperſonen, hauptſäch-
lich Kinder, getötet und verletzt wurden.


17. April:

Geſtern brachten auch die Engländer öſtlich Ypern Gra-
naten und Bomben mit erſtickend wirkender Gasentwicklung zur
Anwendung.

Am Südhang der Lorettohöhe nordweſtlich von Arras
ging uns ein kleiner Stützpunkt von 60 Meter Breite und 50 Meter
Tiefe verloren.

In der Champagne nordweſtlich von Perthes wurde nach
umfangreicher Sprengung eine franzöſiſche Befeſtigungsgruppe im
Sturm genommen. Ein heute früh angeſetzter feindlicher Gegen-
angriff mißglückte.

Zwiſchen Maas und Moſel fanden heftige Artillerie-
kämpfe ſtatt. Bei Flirey griffen die Franzoſen mehrfach an, mit
ſchweren Verluſten wurden ſie in ihre Stellungen zurückgeworfen.

Bei einem Erkundungsvorſtoß nahmen unſere Truppen
eine feindliche Stellung nordweſtlich von Urbeis (Vogeſen), die, für
uns ungünſtig gelegen, unter Mitnahme einer Anzahl gefangen
genommener Alpenjäger, morgens wieder geräumt wurde.

Ein franzöſiſches Luftſchiff erſchien heute nacht über
Straßburg und warf mehrere Bomben ab. Der Sachſchaden,
der hauptſächlich Fenſterſcheiben betrifft, iſt unbedeutend. Einige
Zivilperſonen ſind leider verletzt worden.

Einer unſerer Flieger, der vorgeſtern Calais mit Bomben
belegte, bewarf geſtern Greenwich bei London.


18. April:

Nach Vornahme von Sprengungen drangen die Engländer
geſtern abend ſüdöſtlich von Ypern in unſere Höhenſtellung dicht
nördlich des Kanals ein, wurden aber im Gegenangriff ſofort wieder
zurückgeworfen; nur um drei von den Engländern beſetzte Spreng-
trichter wird noch gekämpft.

In der Champagne ſprengten die Franzoſen neben der
vorgeſtern von uns eroberten Stellung einen Graben, ohne Vor-
teil zu erringen.

Zwiſchen Maas und Moſel fanden nur Artilleriekämpfe
ſtatt. In den Vogeſen bemächtigten wir uns ſüdweſtlich von
Stoßweiher am Sattel einer vorgeſchobenen franzöſiſchen Stellung.
Südweſtlich von Metzeral wurden unſere Vorpoſten vor überlege-
nem Feind auf ihre Unterſtützungen zurückgenommen.


19. April:

Südöſtlich von Ypern wurden die Engländer aus den noch
gehaltenen kleinen Teilen unſerer Stellung vertrieben. Mit ſtarkem
Angriff links der Bahn Ypern—Comines verſuchten ſie geſtern abend
ſich erneut in den Beſitz der Höhenſtellung zu ſetzen. Der Angriff
brach unter ſchwerſten Verluſten zuſammen.

Bei Ingelmunſter iſt der franzöſiſche Fliegerleutnant Garros
zur Landung gezwungen und gefangen genommen worden. (Garros
gilt als der bedeutendſte und glücklichſte der franzöſiſchen Flieger,
der auch in Deutſchland bei Wettflügen bekannt geworden iſt. Nach
franzöſiſchen Quellen müßte er den Untergang einer Menge deut-
ſcher Flieger auf dem Gewiſſen haben.)

[Spaltenumbruch]

Zwiſchen Maas und Moſel verlief der Tag unter Ar-
tilleriekämpfen. Ein ſchwächlicher franzöſiſcher Angriffsverſuch gegen
die Combres-Stellung wurde durch unſer Feuer im Keime erſtickt.

In den Vogeſen mißglückten zwei franzöſiſche Angriffe
gegen die von uns genommene Sattelſtellung weſtlich des Reichs-
ackerkopfes und ein Angriff gegen die Höhen nördlich von Steiner-
brück. Nach ſtarken Verluſten zogen ſich die Franzoſen zurück.




Das Ausland wird von Frankreich und England aus, ſcheinbar
ſogar von amtlichen Stellen, mit Siegesnachrichten über an-
gebliche Erfolge unſerer Gegner
auf dem weſtlichen
Kriegsſchauplatze überſchwemmt. Alle dieſe Behauptungen ſind ein-
fach erfunden. Ihre Widerlegung im einzelnen lohnt ſich nicht, es
wird vielmehr lediglich auf ihre Nachprüfung an der Hand der
dienſtlichen deutſchen Kriegsberichte verwieſen.



Ueber einen am 18. d. M. auf die Pulverfabrik Rott-
weil
von einem franzöſiſchen Flieger erfolgten Angriff werden dem
„Berliner Tageblatt“ aus Stuttgart folgende Einzelheiten gemeldet:

Gegen 9 Uhr vorm. wurde dem Kommando der Landſturmkompagnie,
die in Rottweil den Wachdienſt verſieht, gemeldet, daß über dem
badiſchen Schwarzwald ein feindlicher Flieger geſichtet wurde, der
die Richtung nach Rottweil einſchlage. Um halb 10 Uhr erſchien
ein franzöſiſcher Doppeldecker über Rottweil, wo er in beträchtlicher
Höhe mehrere Kreiſe beſchrieb und raſch aufeinander mehrere
Bomben warf. Die Wachmannſchaft hatte dafür geſorgt, daß die
Bewohner der Stadt in den Häuſern blieben. Mehrere Bauarbeiter,
die ſich in der Kantine der Pulverfabrik aufhielten, konnten aber
ihre Neugierde nicht bezähmen und traten in dem Moment auf den
Hof, wo eine Bombe niederftel. Zwei Arbeiter wurden ſo ſchwer
verletzt, daß ſie bald ſtarben. Der Bauunternehmer Müller aus
Rottweil erlitt ebenfalls ſo ſchwere Verletzungen, daß ihm ein Bein
abgenommen werden mußte; es ſcheint fraglich, ob er mit dem
Leben davonkommen wird. Von den Arbeitern, die in der Pulver-
fabrik beſchäftigt waren, wurde niemand verletzt. Der Flieger
wurde heftig beſchoſſen; nachdem das Flugzeug, das mehrere Tref-
fer erhalten hatte, etwa eine Viertelſtunde über der Stadt gekreuzt
hatte, flog es in der Richtung nach dem ſüdlichen badiſchen Schwarz-
walde davon.



Der „Temps“ meldet:

Eine Taube überflog geſtern vormittag
Calais und warf ſechs Bomben ab. Zwei Perſonen wurden
verletzt, zwei Häuſer ſtark beſchädigt. Die Taube flog ſo hoch, daß
die Beſchießung durch die franzöſiſche Artillerie wirkungslos war.

20. April:

In der Champagne machte unſer Sappenangriff Fort-
ſchritte. In den Argonnen mißglückte ein franzöſiſcher Angriff
nördlich Le Four de Parts.

Zwiſchen Maas und Moſel waren die Artillerie-
kämpfe nur an einzelnen Stellen lebhaft.

Ein franzöſiſcher Angriff bei Flirey brach in unſerem Feuer
zuſammen. Im Croix des Carmes drangen unſere Truppen
nach Sprengung einiger Blockhäuſer in die feindliche Hauptſtellung
ein und fügten dem Gegner ſtarke Verluſte zu.

In dem Vorpoſtengefecht weſtlich von Avricourt nahmen
wir das Dorf Embermenel nach vorübergehender Räumung im
Sturm zurück.

In den Vogeſen auf den Millackerhöhen nordweſtlich von
Metzeral ſcheiterte ein feindlicher Angriff unter ſchweren Verluſten
für die franzöſiſchen Alpenjäger. — Bei einem Vorſtoß auf die
Spitze des Hartmannsweilerkopfes gewannen wir am Nordoſtabhang
einige hundert Meter Boden.

Heute vormittag 10 Uhr warf über dem garniſonloſen Städtchen
Kandern ein niedrig fliegender feindlicher Flieger fünf
Bomben
ab. Eine davon platzte auf einem Felde, vier fielen
auf eine Schule, die meiſten Schulkinder flüchteten in den Keller,
doch wurde ein Kind getötet, ein zweites ſchwer verletzt und meh-
rere verwundet.

Auch über Lörrach warf vormittags ein Flieger ſechs
Bomben ab, die beim Bahnhof platzten. Ein Kind wurde hier ge-
tötet, einem jungen Manne ein Arm abgeriſſen und drei weitere
Perſonen teils ſchwer, teils leicht verletzt. (Die franzöſiſchen Flieger
ſcheinen es beſonders auf Lazarette und Schulkinder abgeſehen
zu haben.)

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[Seite 250.[250]/0004] Allgemeine Zeitung 24. April 1915. Der Feind im Weſten. Die franzöſiſche Offenſive hält in beſcheidenen Gren- zen und ohne nennenswerten Erfolg an. Freilich, lieſt man die Telegramme der franzöſiſchen Heeresleitung, ſo ſtände bald kem deutſcher Soldat mehr auf franzöſiſchem und belgiſchem Boden. Wie ſtark ſich unſere Heeresleitung fühlt, geht wohl am beſten daraus hervor, daß ſie dieſe erlogenen franzöſiſchen Siegesnachrichten ohne jeden Zuſatz veröffentlichen läßt. Die ruhigen und ſachlichen Depeſchen des Wolffſchen Bureaus ſind eben an ſich die wirkſamſte Richtig- ſtellung. Die letzten Telegramme lauten: 16. April: Vor Oſtende-Nieuport beteiligten ſich geſtern am Artil- leriekampfe einige feindliche Torpedoboote, deren Feuer ſchnell zum Schweigen gebracht wurde. Am Südrande von St. Eloi beſetz- ten wir nach Sprengung zwei Häuſer. Am Südrande der Loretto-Höhe wird ſeit heute nacht wieder gekämpft. Zwiſchen Maas und Moſel fanden nur Artillerie- kämpfe ſtatt. Die Verwendung von Bomben mit erſtickend wir- kender Gasentwicklung und von Infanterie-Exploſivgeſchoſſen ſeitens der Franzoſen nimmt zu. Bei dem klaren ſichtigen Wetter war die Fliegertätig- keit geſtern wieder ſehr rege. Feindliche Flieger bewarfen die Ort- ſchaften hinter unſeren Stellungen mit Bomben. Auch Freiburg wurde wieder heimgeſucht, wo mehrere Zivilperſonen, hauptſäch- lich Kinder, getötet und verletzt wurden. 17. April: Geſtern brachten auch die Engländer öſtlich Ypern Gra- naten und Bomben mit erſtickend wirkender Gasentwicklung zur Anwendung. Am Südhang der Lorettohöhe nordweſtlich von Arras ging uns ein kleiner Stützpunkt von 60 Meter Breite und 50 Meter Tiefe verloren. In der Champagne nordweſtlich von Perthes wurde nach umfangreicher Sprengung eine franzöſiſche Befeſtigungsgruppe im Sturm genommen. Ein heute früh angeſetzter feindlicher Gegen- angriff mißglückte. Zwiſchen Maas und Moſel fanden heftige Artillerie- kämpfe ſtatt. Bei Flirey griffen die Franzoſen mehrfach an, mit ſchweren Verluſten wurden ſie in ihre Stellungen zurückgeworfen. Bei einem Erkundungsvorſtoß nahmen unſere Truppen eine feindliche Stellung nordweſtlich von Urbeis (Vogeſen), die, für uns ungünſtig gelegen, unter Mitnahme einer Anzahl gefangen genommener Alpenjäger, morgens wieder geräumt wurde. Ein franzöſiſches Luftſchiff erſchien heute nacht über Straßburg und warf mehrere Bomben ab. Der Sachſchaden, der hauptſächlich Fenſterſcheiben betrifft, iſt unbedeutend. Einige Zivilperſonen ſind leider verletzt worden. Einer unſerer Flieger, der vorgeſtern Calais mit Bomben belegte, bewarf geſtern Greenwich bei London. 18. April: Nach Vornahme von Sprengungen drangen die Engländer geſtern abend ſüdöſtlich von Ypern in unſere Höhenſtellung dicht nördlich des Kanals ein, wurden aber im Gegenangriff ſofort wieder zurückgeworfen; nur um drei von den Engländern beſetzte Spreng- trichter wird noch gekämpft. In der Champagne ſprengten die Franzoſen neben der vorgeſtern von uns eroberten Stellung einen Graben, ohne Vor- teil zu erringen. Zwiſchen Maas und Moſel fanden nur Artilleriekämpfe ſtatt. In den Vogeſen bemächtigten wir uns ſüdweſtlich von Stoßweiher am Sattel einer vorgeſchobenen franzöſiſchen Stellung. Südweſtlich von Metzeral wurden unſere Vorpoſten vor überlege- nem Feind auf ihre Unterſtützungen zurückgenommen. 19. April: Südöſtlich von Ypern wurden die Engländer aus den noch gehaltenen kleinen Teilen unſerer Stellung vertrieben. Mit ſtarkem Angriff links der Bahn Ypern—Comines verſuchten ſie geſtern abend ſich erneut in den Beſitz der Höhenſtellung zu ſetzen. Der Angriff brach unter ſchwerſten Verluſten zuſammen. Bei Ingelmunſter iſt der franzöſiſche Fliegerleutnant Garros zur Landung gezwungen und gefangen genommen worden. (Garros gilt als der bedeutendſte und glücklichſte der franzöſiſchen Flieger, der auch in Deutſchland bei Wettflügen bekannt geworden iſt. Nach franzöſiſchen Quellen müßte er den Untergang einer Menge deut- ſcher Flieger auf dem Gewiſſen haben.) Zwiſchen Maas und Moſel verlief der Tag unter Ar- tilleriekämpfen. Ein ſchwächlicher franzöſiſcher Angriffsverſuch gegen die Combres-Stellung wurde durch unſer Feuer im Keime erſtickt. In den Vogeſen mißglückten zwei franzöſiſche Angriffe gegen die von uns genommene Sattelſtellung weſtlich des Reichs- ackerkopfes und ein Angriff gegen die Höhen nördlich von Steiner- brück. Nach ſtarken Verluſten zogen ſich die Franzoſen zurück. Das Ausland wird von Frankreich und England aus, ſcheinbar ſogar von amtlichen Stellen, mit Siegesnachrichten über an- gebliche Erfolge unſerer Gegner auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatze überſchwemmt. Alle dieſe Behauptungen ſind ein- fach erfunden. Ihre Widerlegung im einzelnen lohnt ſich nicht, es wird vielmehr lediglich auf ihre Nachprüfung an der Hand der dienſtlichen deutſchen Kriegsberichte verwieſen. Ueber einen am 18. d. M. auf die Pulverfabrik Rott- weil von einem franzöſiſchen Flieger erfolgten Angriff werden dem „Berliner Tageblatt“ aus Stuttgart folgende Einzelheiten gemeldet: Gegen 9 Uhr vorm. wurde dem Kommando der Landſturmkompagnie, die in Rottweil den Wachdienſt verſieht, gemeldet, daß über dem badiſchen Schwarzwald ein feindlicher Flieger geſichtet wurde, der die Richtung nach Rottweil einſchlage. Um halb 10 Uhr erſchien ein franzöſiſcher Doppeldecker über Rottweil, wo er in beträchtlicher Höhe mehrere Kreiſe beſchrieb und raſch aufeinander mehrere Bomben warf. Die Wachmannſchaft hatte dafür geſorgt, daß die Bewohner der Stadt in den Häuſern blieben. Mehrere Bauarbeiter, die ſich in der Kantine der Pulverfabrik aufhielten, konnten aber ihre Neugierde nicht bezähmen und traten in dem Moment auf den Hof, wo eine Bombe niederftel. Zwei Arbeiter wurden ſo ſchwer verletzt, daß ſie bald ſtarben. Der Bauunternehmer Müller aus Rottweil erlitt ebenfalls ſo ſchwere Verletzungen, daß ihm ein Bein abgenommen werden mußte; es ſcheint fraglich, ob er mit dem Leben davonkommen wird. Von den Arbeitern, die in der Pulver- fabrik beſchäftigt waren, wurde niemand verletzt. Der Flieger wurde heftig beſchoſſen; nachdem das Flugzeug, das mehrere Tref- fer erhalten hatte, etwa eine Viertelſtunde über der Stadt gekreuzt hatte, flog es in der Richtung nach dem ſüdlichen badiſchen Schwarz- walde davon. Der „Temps“ meldet: Eine Taube überflog geſtern vormittag Calais und warf ſechs Bomben ab. Zwei Perſonen wurden verletzt, zwei Häuſer ſtark beſchädigt. Die Taube flog ſo hoch, daß die Beſchießung durch die franzöſiſche Artillerie wirkungslos war. 20. April: In der Champagne machte unſer Sappenangriff Fort- ſchritte. In den Argonnen mißglückte ein franzöſiſcher Angriff nördlich Le Four de Parts. Zwiſchen Maas und Moſel waren die Artillerie- kämpfe nur an einzelnen Stellen lebhaft. Ein franzöſiſcher Angriff bei Flirey brach in unſerem Feuer zuſammen. Im Croix des Carmes drangen unſere Truppen nach Sprengung einiger Blockhäuſer in die feindliche Hauptſtellung ein und fügten dem Gegner ſtarke Verluſte zu. In dem Vorpoſtengefecht weſtlich von Avricourt nahmen wir das Dorf Embermenel nach vorübergehender Räumung im Sturm zurück. In den Vogeſen auf den Millackerhöhen nordweſtlich von Metzeral ſcheiterte ein feindlicher Angriff unter ſchweren Verluſten für die franzöſiſchen Alpenjäger. — Bei einem Vorſtoß auf die Spitze des Hartmannsweilerkopfes gewannen wir am Nordoſtabhang einige hundert Meter Boden. Heute vormittag 10 Uhr warf über dem garniſonloſen Städtchen Kandern ein niedrig fliegender feindlicher Flieger fünf Bomben ab. Eine davon platzte auf einem Felde, vier fielen auf eine Schule, die meiſten Schulkinder flüchteten in den Keller, doch wurde ein Kind getötet, ein zweites ſchwer verletzt und meh- rere verwundet. Auch über Lörrach warf vormittags ein Flieger ſechs Bomben ab, die beim Bahnhof platzten. Ein Kind wurde hier ge- tötet, einem jungen Manne ein Arm abgeriſſen und drei weitere Perſonen teils ſchwer, teils leicht verletzt. (Die franzöſiſchen Flieger ſcheinen es beſonders auf Lazarette und Schulkinder abgeſehen zu haben.)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915, S. Seite 250.[250]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1915/4>, abgerufen am 23.11.2024.