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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.

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24. April 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

21. April:

Unweit der Kathedrale von Reims wurde eine neue
feindliche Batterte erkannt und unter Feuer genommen.

In den Argonnen warfen die Franzosen Bomben mit
Erbrechen erregender Wirkung. Ein seindlicher Angriff nördlich
Le Four de Paris scheiterte.

Zwischen Maas und Mosel wurde gestern bei Flirey ein
in breiter Front ansetzender Angriff mit starken Verlusten für die
Franzosen abgeschlagen. Im Priesterwalde gewannen wir
weiter an Boden. In den Vogesen griff der Feind vergeblich
unsere Stellungen nordwestlich und südwestlich von Metzeral sowie
bei Sondernach an. Auch dort hatten die Franzosen starke Ver-
luste.

Gestern früh warf ein seindlicher Flieger über Lörrach
Bomben ab, die eine einem Schweizer gehörige Seidenfabrik und
zwei Häuser beschädigten und mehrere Zivilpersonen verletzten.

22. April:

Südlich des La Bassee-Kanals und nordwestlich von
Arras nahmen wir erfolgreiche Minensprengun-
gen vor.

In den Argonnen und im Gelände zwischen Maas und
Mosel
fanden heftige Artilleriekämpfe statt. Nach Feuerüberfall
griffen die Franzosen heute nachts im Westteile des Priesterwaldes
an, wurden aber unter schweren Verlusten zurückgeschlagen.

Am Nordhang des Hartmannsweilerkopfes zer-
störten wir gestern einen feindlichen Stützpunkt und wiesen am
Abend einen feindlichen Angriff ab.



Wie die "Nationalzeitung" meldet, wurden am Hardtwald
bei Ottmarsheim durch eine Militärpatrouille zwei tote fran-
zösische Flieger
gefunden. Sie lagen über dem zertrümmer-
ten Apparat, offenbar schon einige Tage. Der Leutnant und sein
Begleiter gehörten wohl dem Geschwader an, das den Uebungs-
platz Neuenburg bombardierte und von deutschen Geschützen be-
schossen wurde. Beide Flieger zeigten mehrere Schußwunden.
Ebenso war das Flugzeug mehrfach getroffen.



Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt:

Blättermel-
dungen zufolge behauptet "New-York World" auf Grund einer an-
geblichen Aeußerung des Königs der Belgier, dieser selbst
habe von den bekannten Besprechungen des Generals Ducarme
mit dem Oberstleutnant Barnadiston aus dem Jahre 1906
dem deutschen Militärattache in Brüssel Mitteilung
machen lassen. Gegenüber dieser Angabe des New-Yorker Blattes
stellen wir auf Grund amtlicher Ermittelungen fest, daß keinem
der seit 1905 in Brüssel tätig gewesenen deutschen Militärattaches
eine solche Mitteilung gemacht worden ist.


Eine Uebersicht über die Kämpfe, die sich zwischen Maas und
Mosel abspielen, teilt das Große Hauptquartier dem Wolffschen
Telegraphen-Bureau mit. Sie lautet:

Der Stillstand in den Operationen der Fran-
zosen
zwischen Maas und Mosel, der sich nach den vorangegange-
nen schweren und für sie verlustreichen Angriffen bereits Ende der
zweiten Aprilwoche fühlbar gemacht hatte, dauert ohne Unter-
brechung seit dem 14. April, dem Tage unseres letzten Berichtes,
bis heute, den 19. April, an. Auf der Front der Armee herrscht
Ruhe, wobei unter Ruhe das Fehlen größerer, zusammenhängender
Angriffsunternehmungen zu verstehen ist, nicht aber die Beendi-
gung jeder Kampftätigkeit.

Weder tags noch nachts verstummt der Geschützdonner völlig;
stellenweise steigert sich das Feuer der schweren Artillerie zu größ-
ter Heftigkeit. Die Nahkampfmittel -- Minenwerfer, Handgranaten
und Sprengminen -- betätigen sich, und das Feuer der Infanterie
und der Maschinengewehre erlischt nie ganz. Beide Gegner suchen
die Straßen und Unterkunftsräume hinter den Fronten durch Ar-
tilleriefeuer und Fliegerbomben zu beunruhigen.

Marschierende Truppen, regerer Bahn- und Kraftwagenver-
kehr im Rücken der französischen Linien, besonders am 15. und
16. April, weisen darauf hin, daß der gegenwärtige Zustand ver-
hältnismäßiger Ruhe kaum ein dauernder bleiben dürfte. In den
Tagen vom 14. bis zum 19. April wirkte hauptsächlich die beider-
seitige Artillerie, während die französische Infanterie, wohl unter
dem Eindruck der in dem vorhergehenden Kämpfen erlittenen außer-
[Spaltenumbruch] ordentlichen Verluste, sich auf vereinzelte, stets mißglückte Teil-
angriffe beschränkte, die im Rahmen der Gesamtlage ohne Bedeu-
tung waren. Diese Unternehmungen wiederholten sich fast aus-
schließlich in den Abschnitten unserer Front, gegen die sich seit Be-
ginn der Kämpfe die französische Offensive mit besonderem Nach-
druck richtet: am Nordflügel gegen unsere Stellungen bei Marche-
ville-Maizerey und Combres, am Südflügel gegen unsere Linien
im Walde von Ailly, im Walde Mortmare, nördlich Regnieville-
Fay-en-Haye und im westlichen Priesterwalde.

In der Nacht vom 14. zum 15. April zeichneten sich die Feuer-
überfälle auf die Combres-Höhe durch besondere Heftigkeit aus.
Hier wandte der Gegner auch Nebel- und Stinkbomben an, die
den Zweck haben, einen Schleier von Rauch und unerträglichen
Gasen vor und in unsere Stellungen zu legen, um den Einblick
gegen den Feind zu verhindern und unseren Truppen den Aufent-
halt in den Gräben zu erschweren.

Ein Vorstoß im Priesterwalde setzte in derselben Nacht unsere
Truppen in den Besitz eines Teiles der französischen Hauptstellung,
die hier mit einem stark ausgebauten Stützpunkt gegen unseren
vordersten Graben vorspringt. Der mit diesem Erfolge eingeleitete
Nahkampf im westlichen Priesterwalde dauerte die folgenden Tage
und Nächte ohne Unterbrechung an: er schreitet langsam, aber für
uns günstig fort. In den Vormittagsstunden des 19. April gelang
es hier unseren Truppen, zwei Blockhäuser und die anschließenden
Grabenstücke in die Luft zu sprengen, wodurch unsere Stellung
weiter vorgeschoben werden konnte.

Hierbei erlitten die Franzosen nicht unbeträchtliche Verluste,
während uns der gewonnene Erfolg keinen einzigen Mann kostete.

Der 15. April brachte zwei am Abend unternommene fran-
zösische Angriffe im Aillywalde, die beide -- der zweite bereits wäh-
rend der Entwicklung -- in unserem Feuer zusammenbrachen.
Ebenso wurden zwei Vorstöße des Gegners nördlich Flirey in der
Nacht vom 16. zum 17. April abgewiesen. Wiederholt wurden in
diesen Tagen an verschiedenen Stellen, so an der Combres-Höhe
bei Flirey und gegenüber dem Walde Mortmare, beobachtet, daß
die Franzosen Truppen in den vordersten Gräben bereitstellen.
Zu Angriffen kam es nicht. Der Artillerie fiel auf beiden Seiten
in den Tagen vom 14. bis 19. April die Haupttätigkeit zu.

Der Feind im Osten.

Nach den Telegrammen der obersten Heeresleitung vom 16.
bis 20. April ist die Lage im Osten andauernd unverändert.

In den kleinen Gefechten bei Kalvarja wurden in den letz-
ten Tagen von uns 1040 Russen gefangen genommen und 7 Ma-
schinengewehre erbeutet.



Nach einer Bukarester Quelle sind die Verluste der
Russen in der Bukowina
zwar ziffernmäßig noch nicht
mitgeteilt worden, doch kann gesagt werden, daß dieselben sehr
bedeutend sind. Unmittelbar nach der großen Niederlage der
Russen bei Jakobeny und Kirlibaba wurden, wie jetzt bekannt-
gegeben wird, innerhalb weniger Tage 56 Waggons mit über-
einandergelegten Leichen von Soldaten tatarischen Volksstammes
nach Rußland befördert, da die russische Heeresleitung diesen Regi-
mentern versprochen hatte, die Gefallenen in heimatlicher Erde be-
statten zu lassen, da sie sich sonst nach religiösen Gründen geweigert
hätten, an dem Kriege teilzunehmen. In den Waggons befanden
sich mindestens 3500 Leichen.



Die Hauptkämpfe spielten sich auch in der vergangenen Woche
in den Karpathen ab. Ueber den Mißerfolg der
Russen in den Karpathen
wird dem Wolffschen Tele-
graphenbureau aus Stockholm unterm 20. April gemeldet:

Die
Russen verbreiten die Nachricht, daß ihre Erfolge in den Karpathen
andauerten, die Verluste der Verbündeten seien ungeheuer und
überstiegen bereits hunderttausend Mann. Sie nähmen täglich
noch zu. Der Zustand der verbündeten Truppen sei schlecht. Die
Russen hätten nicht die Absicht, nach Ungarn vorzurücken, aber
jeder Versuch der Oesterreicher zur Wiedereroberung der von russi-
schen Truppen besetzten "altrussischen" Gebiete werde abgewiesen
werden.

Wenn die Russen wirklich von vornherein nichts weiter be-
absichtigt hätten, als die Behauptung des "altrussischen" Gebietes,
so wäre schwer zu verstehen, weshalb sie in den letzten Wochen bei
ihren Angriffen auf die Karpathenpässe so gewaltige Anstrengun-

24. April 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

21. April:

Unweit der Kathedrale von Reims wurde eine neue
feindliche Batterte erkannt und unter Feuer genommen.

In den Argonnen warfen die Franzoſen Bomben mit
Erbrechen erregender Wirkung. Ein ſeindlicher Angriff nördlich
Le Four de Paris ſcheiterte.

Zwiſchen Maas und Moſel wurde geſtern bei Flirey ein
in breiter Front anſetzender Angriff mit ſtarken Verluſten für die
Franzoſen abgeſchlagen. Im Prieſterwalde gewannen wir
weiter an Boden. In den Vogeſen griff der Feind vergeblich
unſere Stellungen nordweſtlich und ſüdweſtlich von Metzeral ſowie
bei Sondernach an. Auch dort hatten die Franzoſen ſtarke Ver-
luſte.

Geſtern früh warf ein ſeindlicher Flieger über Lörrach
Bomben ab, die eine einem Schweizer gehörige Seidenfabrik und
zwei Häuſer beſchädigten und mehrere Zivilperſonen verletzten.

22. April:

Südlich des La Baſſée-Kanals und nordweſtlich von
Arras nahmen wir erfolgreiche Minenſprengun-
gen vor.

In den Argonnen und im Gelände zwiſchen Maas und
Moſel
fanden heftige Artilleriekämpfe ſtatt. Nach Feuerüberfall
griffen die Franzoſen heute nachts im Weſtteile des Prieſterwaldes
an, wurden aber unter ſchweren Verluſten zurückgeſchlagen.

Am Nordhang des Hartmannsweilerkopfes zer-
ſtörten wir geſtern einen feindlichen Stützpunkt und wieſen am
Abend einen feindlichen Angriff ab.



Wie die „Nationalzeitung“ meldet, wurden am Hardtwald
bei Ottmarsheim durch eine Militärpatrouille zwei tote fran-
zöſiſche Flieger
gefunden. Sie lagen über dem zertrümmer-
ten Apparat, offenbar ſchon einige Tage. Der Leutnant und ſein
Begleiter gehörten wohl dem Geſchwader an, das den Uebungs-
platz Neuenburg bombardierte und von deutſchen Geſchützen be-
ſchoſſen wurde. Beide Flieger zeigten mehrere Schußwunden.
Ebenſo war das Flugzeug mehrfach getroffen.



Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt:

Blättermel-
dungen zufolge behauptet „New-York World“ auf Grund einer an-
geblichen Aeußerung des Königs der Belgier, dieſer ſelbſt
habe von den bekannten Beſprechungen des Generals Ducarme
mit dem Oberſtleutnant Barnadiſton aus dem Jahre 1906
dem deutſchen Militärattaché in Brüſſel Mitteilung
machen laſſen. Gegenüber dieſer Angabe des New-Yorker Blattes
ſtellen wir auf Grund amtlicher Ermittelungen feſt, daß keinem
der ſeit 1905 in Brüſſel tätig geweſenen deutſchen Militärattachés
eine ſolche Mitteilung gemacht worden iſt.


Eine Ueberſicht über die Kämpfe, die ſich zwiſchen Maas und
Moſel abſpielen, teilt das Große Hauptquartier dem Wolffſchen
Telegraphen-Bureau mit. Sie lautet:

Der Stillſtand in den Operationen der Fran-
zoſen
zwiſchen Maas und Moſel, der ſich nach den vorangegange-
nen ſchweren und für ſie verluſtreichen Angriffen bereits Ende der
zweiten Aprilwoche fühlbar gemacht hatte, dauert ohne Unter-
brechung ſeit dem 14. April, dem Tage unſeres letzten Berichtes,
bis heute, den 19. April, an. Auf der Front der Armee herrſcht
Ruhe, wobei unter Ruhe das Fehlen größerer, zuſammenhängender
Angriffsunternehmungen zu verſtehen iſt, nicht aber die Beendi-
gung jeder Kampftätigkeit.

Weder tags noch nachts verſtummt der Geſchützdonner völlig;
ſtellenweiſe ſteigert ſich das Feuer der ſchweren Artillerie zu größ-
ter Heftigkeit. Die Nahkampfmittel — Minenwerfer, Handgranaten
und Sprengminen — betätigen ſich, und das Feuer der Infanterie
und der Maſchinengewehre erliſcht nie ganz. Beide Gegner ſuchen
die Straßen und Unterkunftsräume hinter den Fronten durch Ar-
tilleriefeuer und Fliegerbomben zu beunruhigen.

Marſchierende Truppen, regerer Bahn- und Kraftwagenver-
kehr im Rücken der franzöſiſchen Linien, beſonders am 15. und
16. April, weiſen darauf hin, daß der gegenwärtige Zuſtand ver-
hältnismäßiger Ruhe kaum ein dauernder bleiben dürfte. In den
Tagen vom 14. bis zum 19. April wirkte hauptſächlich die beider-
ſeitige Artillerie, während die franzöſiſche Infanterie, wohl unter
dem Eindruck der in dem vorhergehenden Kämpfen erlittenen außer-
[Spaltenumbruch] ordentlichen Verluſte, ſich auf vereinzelte, ſtets mißglückte Teil-
angriffe beſchränkte, die im Rahmen der Geſamtlage ohne Bedeu-
tung waren. Dieſe Unternehmungen wiederholten ſich faſt aus-
ſchließlich in den Abſchnitten unſerer Front, gegen die ſich ſeit Be-
ginn der Kämpfe die franzöſiſche Offenſive mit beſonderem Nach-
druck richtet: am Nordflügel gegen unſere Stellungen bei Marché-
ville-Maizerey und Combres, am Südflügel gegen unſere Linien
im Walde von Ailly, im Walde Mortmare, nördlich Régnieville-
Fay-en-Haye und im weſtlichen Prieſterwalde.

In der Nacht vom 14. zum 15. April zeichneten ſich die Feuer-
überfälle auf die Combres-Höhe durch beſondere Heftigkeit aus.
Hier wandte der Gegner auch Nebel- und Stinkbomben an, die
den Zweck haben, einen Schleier von Rauch und unerträglichen
Gaſen vor und in unſere Stellungen zu legen, um den Einblick
gegen den Feind zu verhindern und unſeren Truppen den Aufent-
halt in den Gräben zu erſchweren.

Ein Vorſtoß im Prieſterwalde ſetzte in derſelben Nacht unſere
Truppen in den Beſitz eines Teiles der franzöſiſchen Hauptſtellung,
die hier mit einem ſtark ausgebauten Stützpunkt gegen unſeren
vorderſten Graben vorſpringt. Der mit dieſem Erfolge eingeleitete
Nahkampf im weſtlichen Prieſterwalde dauerte die folgenden Tage
und Nächte ohne Unterbrechung an: er ſchreitet langſam, aber für
uns günſtig fort. In den Vormittagsſtunden des 19. April gelang
es hier unſeren Truppen, zwei Blockhäuſer und die anſchließenden
Grabenſtücke in die Luft zu ſprengen, wodurch unſere Stellung
weiter vorgeſchoben werden konnte.

Hierbei erlitten die Franzoſen nicht unbeträchtliche Verluſte,
während uns der gewonnene Erfolg keinen einzigen Mann koſtete.

Der 15. April brachte zwei am Abend unternommene fran-
zöſiſche Angriffe im Aillywalde, die beide — der zweite bereits wäh-
rend der Entwicklung — in unſerem Feuer zuſammenbrachen.
Ebenſo wurden zwei Vorſtöße des Gegners nördlich Flirey in der
Nacht vom 16. zum 17. April abgewieſen. Wiederholt wurden in
dieſen Tagen an verſchiedenen Stellen, ſo an der Combres-Höhe
bei Flirey und gegenüber dem Walde Mortmare, beobachtet, daß
die Franzoſen Truppen in den vorderſten Gräben bereitſtellen.
Zu Angriffen kam es nicht. Der Artillerie fiel auf beiden Seiten
in den Tagen vom 14. bis 19. April die Haupttätigkeit zu.

Der Feind im Oſten.

Nach den Telegrammen der oberſten Heeresleitung vom 16.
bis 20. April iſt die Lage im Oſten andauernd unverändert.

In den kleinen Gefechten bei Kalvarja wurden in den letz-
ten Tagen von uns 1040 Ruſſen gefangen genommen und 7 Ma-
ſchinengewehre erbeutet.



Nach einer Bukareſter Quelle ſind die Verluſte der
Ruſſen in der Bukowina
zwar ziffernmäßig noch nicht
mitgeteilt worden, doch kann geſagt werden, daß dieſelben ſehr
bedeutend ſind. Unmittelbar nach der großen Niederlage der
Ruſſen bei Jakobeny und Kirlibaba wurden, wie jetzt bekannt-
gegeben wird, innerhalb weniger Tage 56 Waggons mit über-
einandergelegten Leichen von Soldaten tatariſchen Volksſtammes
nach Rußland befördert, da die ruſſiſche Heeresleitung dieſen Regi-
mentern verſprochen hatte, die Gefallenen in heimatlicher Erde be-
ſtatten zu laſſen, da ſie ſich ſonſt nach religiöſen Gründen geweigert
hätten, an dem Kriege teilzunehmen. In den Waggons befanden
ſich mindeſtens 3500 Leichen.



Die Hauptkämpfe ſpielten ſich auch in der vergangenen Woche
in den Karpathen ab. Ueber den Mißerfolg der
Ruſſen in den Karpathen
wird dem Wolffſchen Tele-
graphenbureau aus Stockholm unterm 20. April gemeldet:

Die
Ruſſen verbreiten die Nachricht, daß ihre Erfolge in den Karpathen
andauerten, die Verluſte der Verbündeten ſeien ungeheuer und
überſtiegen bereits hunderttauſend Mann. Sie nähmen täglich
noch zu. Der Zuſtand der verbündeten Truppen ſei ſchlecht. Die
Ruſſen hätten nicht die Abſicht, nach Ungarn vorzurücken, aber
jeder Verſuch der Oeſterreicher zur Wiedereroberung der von ruſſi-
ſchen Truppen beſetzten „altruſſiſchen“ Gebiete werde abgewieſen
werden.

Wenn die Ruſſen wirklich von vornherein nichts weiter be-
abſichtigt hätten, als die Behauptung des „altruſſiſchen“ Gebietes,
ſo wäre ſchwer zu verſtehen, weshalb ſie in den letzten Wochen bei
ihren Angriffen auf die Karpathenpäſſe ſo gewaltige Anſtrengun-

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[Seite 251.[251]/0005] 24. April 1915. Allgemeine Zeitung 21. April: Unweit der Kathedrale von Reims wurde eine neue feindliche Batterte erkannt und unter Feuer genommen. In den Argonnen warfen die Franzoſen Bomben mit Erbrechen erregender Wirkung. Ein ſeindlicher Angriff nördlich Le Four de Paris ſcheiterte. Zwiſchen Maas und Moſel wurde geſtern bei Flirey ein in breiter Front anſetzender Angriff mit ſtarken Verluſten für die Franzoſen abgeſchlagen. Im Prieſterwalde gewannen wir weiter an Boden. In den Vogeſen griff der Feind vergeblich unſere Stellungen nordweſtlich und ſüdweſtlich von Metzeral ſowie bei Sondernach an. Auch dort hatten die Franzoſen ſtarke Ver- luſte. Geſtern früh warf ein ſeindlicher Flieger über Lörrach Bomben ab, die eine einem Schweizer gehörige Seidenfabrik und zwei Häuſer beſchädigten und mehrere Zivilperſonen verletzten. 22. April: Südlich des La Baſſée-Kanals und nordweſtlich von Arras nahmen wir erfolgreiche Minenſprengun- gen vor. In den Argonnen und im Gelände zwiſchen Maas und Moſel fanden heftige Artilleriekämpfe ſtatt. Nach Feuerüberfall griffen die Franzoſen heute nachts im Weſtteile des Prieſterwaldes an, wurden aber unter ſchweren Verluſten zurückgeſchlagen. Am Nordhang des Hartmannsweilerkopfes zer- ſtörten wir geſtern einen feindlichen Stützpunkt und wieſen am Abend einen feindlichen Angriff ab. Wie die „Nationalzeitung“ meldet, wurden am Hardtwald bei Ottmarsheim durch eine Militärpatrouille zwei tote fran- zöſiſche Flieger gefunden. Sie lagen über dem zertrümmer- ten Apparat, offenbar ſchon einige Tage. Der Leutnant und ſein Begleiter gehörten wohl dem Geſchwader an, das den Uebungs- platz Neuenburg bombardierte und von deutſchen Geſchützen be- ſchoſſen wurde. Beide Flieger zeigten mehrere Schußwunden. Ebenſo war das Flugzeug mehrfach getroffen. Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt: Blättermel- dungen zufolge behauptet „New-York World“ auf Grund einer an- geblichen Aeußerung des Königs der Belgier, dieſer ſelbſt habe von den bekannten Beſprechungen des Generals Ducarme mit dem Oberſtleutnant Barnadiſton aus dem Jahre 1906 dem deutſchen Militärattaché in Brüſſel Mitteilung machen laſſen. Gegenüber dieſer Angabe des New-Yorker Blattes ſtellen wir auf Grund amtlicher Ermittelungen feſt, daß keinem der ſeit 1905 in Brüſſel tätig geweſenen deutſchen Militärattachés eine ſolche Mitteilung gemacht worden iſt. Eine Ueberſicht über die Kämpfe, die ſich zwiſchen Maas und Moſel abſpielen, teilt das Große Hauptquartier dem Wolffſchen Telegraphen-Bureau mit. Sie lautet: Der Stillſtand in den Operationen der Fran- zoſen zwiſchen Maas und Moſel, der ſich nach den vorangegange- nen ſchweren und für ſie verluſtreichen Angriffen bereits Ende der zweiten Aprilwoche fühlbar gemacht hatte, dauert ohne Unter- brechung ſeit dem 14. April, dem Tage unſeres letzten Berichtes, bis heute, den 19. April, an. Auf der Front der Armee herrſcht Ruhe, wobei unter Ruhe das Fehlen größerer, zuſammenhängender Angriffsunternehmungen zu verſtehen iſt, nicht aber die Beendi- gung jeder Kampftätigkeit. Weder tags noch nachts verſtummt der Geſchützdonner völlig; ſtellenweiſe ſteigert ſich das Feuer der ſchweren Artillerie zu größ- ter Heftigkeit. Die Nahkampfmittel — Minenwerfer, Handgranaten und Sprengminen — betätigen ſich, und das Feuer der Infanterie und der Maſchinengewehre erliſcht nie ganz. Beide Gegner ſuchen die Straßen und Unterkunftsräume hinter den Fronten durch Ar- tilleriefeuer und Fliegerbomben zu beunruhigen. Marſchierende Truppen, regerer Bahn- und Kraftwagenver- kehr im Rücken der franzöſiſchen Linien, beſonders am 15. und 16. April, weiſen darauf hin, daß der gegenwärtige Zuſtand ver- hältnismäßiger Ruhe kaum ein dauernder bleiben dürfte. In den Tagen vom 14. bis zum 19. April wirkte hauptſächlich die beider- ſeitige Artillerie, während die franzöſiſche Infanterie, wohl unter dem Eindruck der in dem vorhergehenden Kämpfen erlittenen außer- ordentlichen Verluſte, ſich auf vereinzelte, ſtets mißglückte Teil- angriffe beſchränkte, die im Rahmen der Geſamtlage ohne Bedeu- tung waren. Dieſe Unternehmungen wiederholten ſich faſt aus- ſchließlich in den Abſchnitten unſerer Front, gegen die ſich ſeit Be- ginn der Kämpfe die franzöſiſche Offenſive mit beſonderem Nach- druck richtet: am Nordflügel gegen unſere Stellungen bei Marché- ville-Maizerey und Combres, am Südflügel gegen unſere Linien im Walde von Ailly, im Walde Mortmare, nördlich Régnieville- Fay-en-Haye und im weſtlichen Prieſterwalde. In der Nacht vom 14. zum 15. April zeichneten ſich die Feuer- überfälle auf die Combres-Höhe durch beſondere Heftigkeit aus. Hier wandte der Gegner auch Nebel- und Stinkbomben an, die den Zweck haben, einen Schleier von Rauch und unerträglichen Gaſen vor und in unſere Stellungen zu legen, um den Einblick gegen den Feind zu verhindern und unſeren Truppen den Aufent- halt in den Gräben zu erſchweren. Ein Vorſtoß im Prieſterwalde ſetzte in derſelben Nacht unſere Truppen in den Beſitz eines Teiles der franzöſiſchen Hauptſtellung, die hier mit einem ſtark ausgebauten Stützpunkt gegen unſeren vorderſten Graben vorſpringt. Der mit dieſem Erfolge eingeleitete Nahkampf im weſtlichen Prieſterwalde dauerte die folgenden Tage und Nächte ohne Unterbrechung an: er ſchreitet langſam, aber für uns günſtig fort. In den Vormittagsſtunden des 19. April gelang es hier unſeren Truppen, zwei Blockhäuſer und die anſchließenden Grabenſtücke in die Luft zu ſprengen, wodurch unſere Stellung weiter vorgeſchoben werden konnte. Hierbei erlitten die Franzoſen nicht unbeträchtliche Verluſte, während uns der gewonnene Erfolg keinen einzigen Mann koſtete. Der 15. April brachte zwei am Abend unternommene fran- zöſiſche Angriffe im Aillywalde, die beide — der zweite bereits wäh- rend der Entwicklung — in unſerem Feuer zuſammenbrachen. Ebenſo wurden zwei Vorſtöße des Gegners nördlich Flirey in der Nacht vom 16. zum 17. April abgewieſen. Wiederholt wurden in dieſen Tagen an verſchiedenen Stellen, ſo an der Combres-Höhe bei Flirey und gegenüber dem Walde Mortmare, beobachtet, daß die Franzoſen Truppen in den vorderſten Gräben bereitſtellen. Zu Angriffen kam es nicht. Der Artillerie fiel auf beiden Seiten in den Tagen vom 14. bis 19. April die Haupttätigkeit zu. Der Feind im Oſten. Nach den Telegrammen der oberſten Heeresleitung vom 16. bis 20. April iſt die Lage im Oſten andauernd unverändert. In den kleinen Gefechten bei Kalvarja wurden in den letz- ten Tagen von uns 1040 Ruſſen gefangen genommen und 7 Ma- ſchinengewehre erbeutet. Nach einer Bukareſter Quelle ſind die Verluſte der Ruſſen in der Bukowina zwar ziffernmäßig noch nicht mitgeteilt worden, doch kann geſagt werden, daß dieſelben ſehr bedeutend ſind. Unmittelbar nach der großen Niederlage der Ruſſen bei Jakobeny und Kirlibaba wurden, wie jetzt bekannt- gegeben wird, innerhalb weniger Tage 56 Waggons mit über- einandergelegten Leichen von Soldaten tatariſchen Volksſtammes nach Rußland befördert, da die ruſſiſche Heeresleitung dieſen Regi- mentern verſprochen hatte, die Gefallenen in heimatlicher Erde be- ſtatten zu laſſen, da ſie ſich ſonſt nach religiöſen Gründen geweigert hätten, an dem Kriege teilzunehmen. In den Waggons befanden ſich mindeſtens 3500 Leichen. Die Hauptkämpfe ſpielten ſich auch in der vergangenen Woche in den Karpathen ab. Ueber den Mißerfolg der Ruſſen in den Karpathen wird dem Wolffſchen Tele- graphenbureau aus Stockholm unterm 20. April gemeldet: Die Ruſſen verbreiten die Nachricht, daß ihre Erfolge in den Karpathen andauerten, die Verluſte der Verbündeten ſeien ungeheuer und überſtiegen bereits hunderttauſend Mann. Sie nähmen täglich noch zu. Der Zuſtand der verbündeten Truppen ſei ſchlecht. Die Ruſſen hätten nicht die Abſicht, nach Ungarn vorzurücken, aber jeder Verſuch der Oeſterreicher zur Wiedereroberung der von ruſſi- ſchen Truppen beſetzten „altruſſiſchen“ Gebiete werde abgewieſen werden. Wenn die Ruſſen wirklich von vornherein nichts weiter be- abſichtigt hätten, als die Behauptung des „altruſſiſchen“ Gebietes, ſo wäre ſchwer zu verſtehen, weshalb ſie in den letzten Wochen bei ihren Angriffen auf die Karpathenpäſſe ſo gewaltige Anſtrengun-

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915, S. Seite 251.[251]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1915/5>, abgerufen am 21.11.2024.