Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929."AZ am Abend" Nr. 17 Montag, den 21. Januar Dreifacher Gaunerspiel [Spaltenumbruch]
EIN BANKNOTENROMAN (21. Fortsetzung) "Abenteuer für hiesige Begriffe," erklärte "Da bin ich neugierig. Du wirst mich doch Morris überlegte; dann sagte er: "Herr Morris hatte im Tone des Diktierens ge- "Schön!" rief der, sein Notizbuch zu- "Und nun," flüsterte Morris und blickte "Ja, soll ich denn wirklich in Haft?" "Es ist nur für ein paar Tage," suchte der "Weißt du -- angenehm ist das nicht, vor "Doch bloß, um später desto makelloser Lund hatte einen Vorschlag zu machen: Der Maler schwieg, aber seine Miene Morris schüttelte den Kopf. "Der Vor- "Und warum nicht?" fragte Lund leicht "Weil wir auf Laurids Rücksicht nehmen "Also, in Gottes Namen, sperrt mich ein," "Laurids ist überhaupt ein heikler Fall," Lund nickte: "Laurids -- ich habe mich "Graveur? Da ist er nicht übel vorgebildet "Allerdings," bestätigte der Assessor. Morris lächelte. "Aber Assessor, Sie Lund warf sich in seinen Sessel zurück. Der wehrte ab: "Jch will nichts gesagt "Daß du dich nicht schämst, solche Kalauer "Im Ernst!" lachte Morris, "man wird Er war vor das Gemälde getreten und "Bitte, bemühe dich nicht." spöttelte Morris drehte sich nach ihm um. "Willst Der Maler sah ihn an und hob nur mit- "Nein, ernstlich, Rupert. Ich kaufe das Steinmann war auch jetzt noch im Zweifel, Da reichte der Freund ihm die Hand. "Du Lund sah auf die Uhr. "Ich muß aufs "Gewiß," stimmte Morris bei. "Wir Die drei Männer hoben es von der Staf- Währenddem sagte Lund: "Noch eins, "Abwarten! abwarten! Bis zu dem Tag, [irrelevantes Material] „AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar Dreifacher Gaunerspiel [Spaltenumbruch]
EIN BANKNOTENROMAN (21. Fortſetzung) „Abenteuer für hieſige Begriffe,“ erklärte „Da bin ich neugierig. Du wirſt mich doch Morris überlegte; dann ſagte er: „Herr Morris hatte im Tone des Diktierens ge- „Schön!“ rief der, ſein Notizbuch zu- „Und nun,“ flüſterte Morris und blickte „Ja, ſoll ich denn wirklich in Haft?“ „Es iſt nur für ein paar Tage,“ ſuchte der „Weißt du — angenehm iſt das nicht, vor „Doch bloß, um ſpäter deſto makelloſer Lund hatte einen Vorſchlag zu machen: Der Maler ſchwieg, aber ſeine Miene Morris ſchüttelte den Kopf. „Der Vor- „Und warum nicht?“ fragte Lund leicht „Weil wir auf Laurids Rückſicht nehmen „Alſo, in Gottes Namen, ſperrt mich ein,“ „Laurids iſt überhaupt ein heikler Fall,“ Lund nickte: „Laurids — ich habe mich „Graveur? Da iſt er nicht übel vorgebildet „Allerdings,“ beſtätigte der Aſſeſſor. Morris lächelte. „Aber Aſſeſſor, Sie Lund warf ſich in ſeinen Seſſel zurück. Der wehrte ab: „Jch will nichts geſagt „Daß du dich nicht ſchämſt, ſolche Kalauer „Im Ernſt!“ lachte Morris, „man wird Er war vor das Gemälde getreten und „Bitte, bemühe dich nicht.“ ſpöttelte Morris drehte ſich nach ihm um. „Willſt Der Maler ſah ihn an und hob nur mit- „Nein, ernſtlich, Rupert. Ich kaufe das Steinmann war auch jetzt noch im Zweifel, Da reichte der Freund ihm die Hand. „Du Lund ſah auf die Uhr. „Ich muß aufs „Gewiß,“ ſtimmte Morris bei. „Wir Die drei Männer hoben es von der Staf- Währenddem ſagte Lund: „Noch eins, „Abwarten! abwarten! Bis zu dem Tag, [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0012" n="12"/> <fw place="top" type="header">„AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Dreifacher Gaunerspiel</hi><lb/> EIN BANKNOTENROMAN</head><lb/> <cb/> <argument> <p>(21. Fortſetzung)</p> </argument><lb/> <byline>von A. 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St.<lb/> Platten, Formen und Handwerkszeug zur<lb/> Herſtellung von Banknoten aufgefunden.<lb/> Der Verhaftete leugnet zwar hartnäckig eine<lb/> Beteiligung an den fortgeſetzten Verbrechen,<lb/> die unſere Reſidenz in Atem halten, dürfte<lb/> aber angeſichts des ſchwer belaſtenden Fun-<lb/> des überführt ſein. 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Er, als Polizeibeamter, würde bald<lb/> von der heimlichen Freilaſſung Steinmanns<lb/> hören, ſtutzig werden und ſeine mutmaßlichen<lb/> Galgenbrüder warnen. Unſer ganzer Plan<lb/> könnte daran ſcheitern. Wir dürfen Rupert<lb/> unter keinen Umſtänden auf freiem Fuße<lb/> laſſen.“</p><lb/> <p>„Alſo, in Gottes Namen, ſperrt mich ein,“<lb/> ſeufzte dieſer ſchwer. „Bekomme ich wenig-<lb/> ſtens Waſſer und Vrot?“</p><lb/> <p>„Laurids iſt überhaupt ein heikler Fall,“<lb/> fuhr der Ire fort. „Er darf nicht das ge-<lb/> ringſte von unſeren wahren Plänen ahnen.<lb/> Sie müſſen, Aſſeſſor, auch die anderen Un-<lb/> terbeamten im unklaren laſſen bis zum letz-<lb/> ten Augenblick, wo wir zwei der Zuverläſ-<lb/> ſigſten einweihen bei bedingungsloſer<lb/> Schweigepflicht den Kollegen gegenüber.“</p><lb/> <p>Lund nickte: „Laurids — ich habe mich<lb/> erkundigt, welchen Beruf der Mann vor<lb/> ſeiner Militärzeit ausübte. Er iſt Graveur<lb/> geweſen.“</p><lb/> <p>„Graveur? Da iſt er nicht übel vorgebildet<lb/> für ſolche Delikte, wie wir ſie ihm zutrauen.“</p><lb/> <p>„Allerdings,“ beſtätigte der Aſſeſſor.<lb/> Dann ſagte er: „Um auf ihre Falle, Mor-<lb/> ris, zurückzukommen — ich glaube, wir<lb/> werden dazu — weil Steinmann für den<lb/> Muſeumsabend ausſcheidet — einen neuen<lb/> Mitſpieler brauchen, der uns hilft, das Ge-<lb/> ſpräch über das verkaufte Bild und die<lb/> Kaufſumme in Umlauf zu bringen. Vielleicht<lb/> könnten wir mit dieſer Rolle den Leutnant<lb/> Uſſing oder den Legationsrat Eſtrup be-<lb/> trauen.“</p><lb/> <p>Morris lächelte. „Aber Aſſeſſor, Sie<lb/> ſcheinen im Hin und Her der Beratungen zu<lb/> vergeſſen, daß wir gerade unter dieſen<lb/> Leuten den Haupttäter vermuten. Wer<lb/> ſagt Ihnen, daß nicht — Eſtrup zum Bei-<lb/> ſpiel der Geſuchte iſt.“</p><lb/> <p>Lund warf ſich in ſeinen Seſſel zurück.<lb/> „Aber Morris!“ entſetzte er ſich.</p><lb/> <p>Der wehrte ab: „Jch will nichts geſagt<lb/> haben, nein. Ich wollte nur ein Beiſpiel<lb/> geben, — übrigens halte ich einen neuen<lb/> Mitſpieler durchaus nicht für nötig, Ueber<lb/> Steinmann wird genügend geſchwätzt wer-<lb/> den, und über den Bilderverkauf auch. Wenn<lb/> wir den Stein nur erſt ins Rollen bringen<lb/> — der Mann folgt nach.“</p><lb/> <p>„Daß du dich nicht ſchämſt, ſolche Kalauer<lb/> zu verzapfen,“ proteſtierte der Maler halb<lb/> geärgert, halb beluſtigt.</p><lb/> <p>„Im Ernſt!“ lachte Morris, „man wird<lb/> viel davon ſprechen, daß du gerade zu der<lb/> Zeit gepackt wirſt, da du in den Genuß<lb/> vielen echten Geldes gekommen wäreſt. Be-<lb/> ſonders gutmütige Seelen werden dich ſo-<lb/> gar bedauern. — Nein, wir brauchen keinen<lb/> weiteren Mitſpieler.“</p><lb/> <p>Er war vor das Gemälde getreten und<lb/> hatte es geraume Zeit gemuſtert. „Es ge-<lb/> fällt mir — und von Tag zu Tag mehr,“<lb/> lobte er.</p><lb/> <p>„Bitte, bemühe dich nicht.“ ſpöttelte<lb/> Steinmann.</p><lb/> <p>Morris drehte ſich nach ihm um. „Willſt<lb/> du mit dem erhebenden Gefühl ins Kittchen<lb/> wandern, es doch und wirklich verkauft zu<lb/> haben? Ich biete ſechstauſend Kronen, das<lb/> iſt es wert unter Brüdern.“</p><lb/> <p>Der Maler ſah ihn an und hob nur mit-<lb/> leidig die Schultern. „Du biſt heute ver-<lb/> rückt,“ erklärte er. „Daran läßt ſich nichts<lb/> ändern.“</p><lb/> <p>„Nein, ernſtlich, Rupert. Ich kaufe das<lb/> Bild. Es ſoll das Prunkſtück meines dem-<lb/> nächſt zu gründenden Hausſtandes ſein.“</p><lb/> <p>Steinmann war auch jetzt noch im Zweifel,<lb/> Aber ſchließlich gelang es dem Iren doch,<lb/> ihn von der Ehrlichkeit ſeiner Abſichten zu<lb/> überzeugen.</p><lb/> <p>Da reichte der Freund ihm die Hand. „Du<lb/> haſt Talent, Frank, einem im rechten<lb/> Augenblick Freude zu machen. Zu beſſerer<lb/> Zeit hätteſt du mir den Schinken gar nicht<lb/> abkaufen können. Jetzt werde ich mein<lb/> Märtyrerdaſein leichter leben.“</p><lb/> <p>Lund ſah auf die Uhr. „Ich muß aufs<lb/> Büro, meine Herren. Sie kommen ja mit.“</p><lb/> <p>„Gewiß,“ ſtimmte Morris bei. „Wir<lb/> wollen gehen. Der Häftling Steinmann muß<lb/> auf die Wache. — Halt, das Bild! Herr<lb/> Kommerzienrat Veilchenfeld aus Berlin hat<lb/> es gekauft und bereits abſchicken laſſen.<lb/> Alſo, in die Bilderkammer damit! Es iſt<lb/> doch beſſer, wenn die Herren Einbrecher es<lb/> bei ihrem etwaigen Beſuch nicht mehr vor-<lb/> finden. Sonſt könnten ſie im letzten Augen-<lb/> blick ſtutzig werden.“</p><lb/> <p>Die drei Männer hoben es von der Staf-<lb/> felei und ſchleppten es in einen kleinen<lb/> dunklen Nebenraum, der zur Aufbewahrung<lb/> von Kiſten, Rahmen und aufgeſpannter<lb/> Leinwand verwendet wurde.</p><lb/> <p>Währenddem ſagte Lund: „Noch eins,<lb/> Morris. Was, meinen Sie, ſollen wir mit<lb/> der Villa Malſen machen?“</p><lb/> <p>„Abwarten! abwarten! Bis zu dem Tag,<lb/> wo hier die Falle ſchnappen möge. Und<lb/> dann, zur gleichen Zeit, die Hand auf die<lb/> Gräfin und die Geheimniſſe ihres Hauſes!<lb/> Sollte mich wundern, wenn dort nicht was<lb/> zu finden wäre. — Aber das alles muß noch<lb/> eingehend beſprochen und ausgeklügelt<lb/> werden.“<lb/> (Fortſetzung folgt)</p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [12/0012]
„AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar
Dreifacher Gaunerspiel
EIN BANKNOTENROMAN
(21. Fortſetzung)
von A. M. FREY
„Abenteuer für hieſige Begriffe,“ erklärte
der Ire. „Drüben wird ſo was manchmal
gemacht. — Und nun zu dir, Rupert! Was
wir mit dir anfangen, muß gleich klar ge-
ſtellt werden.“
„Da bin ich neugierig. Du wirſt mich doch
wenigſtens am Leben laſſen?“ meinte der
Maler mit bitterem Humor.
Morris überlegte; dann ſagte er: „Herr
Aſſeſſor, Sie werden dafür ſorgen, daß heute
noch eine Notiz in die Zeitung kommt fol-
genden Inhalts: Der Polizei iſt es endlich
gelungen, in der Fälſcheraffäre einen guten
Fang zu tun. Sie hat gegen alles Erwar-
ten in dem Atelier des Kunſtmalers R. St.
Platten, Formen und Handwerkszeug zur
Herſtellung von Banknoten aufgefunden.
Der Verhaftete leugnet zwar hartnäckig eine
Beteiligung an den fortgeſetzten Verbrechen,
die unſere Reſidenz in Atem halten, dürfte
aber angeſichts des ſchwer belaſtenden Fun-
des überführt ſein. Es beſteht die beſte Aus-
ſicht, nunmehr auch der übrigen Mitglieder
der Bande habhaft zu werden.“
Morris hatte im Tone des Diktierens ge-
ſprochen, und Lund hatte ſich Aufzeichnun-
gen gemacht.
„Schön!“ rief der, ſein Notizbuch zu-
klappend. „Das wird beſorgt.“
„Und nun,“ flüſterte Morris und blickte
den Maler in geheuchelter Trauer an, „du
Unglücksmenſch, muß ich dir noch einmal
ſchonend eröffnen —“
„Ja, ſoll ich denn wirklich in Haft?“
grollte Rupert verzweifelt.
„Es iſt nur für ein paar Tage,“ ſuchte der
Ire ihn zu tröſten.
„Weißt du — angenehm iſt das nicht, vor
aller Welt als der ärgſte Schurke dazu-
ſtehen.“
„Doch bloß, um ſpäter deſto makelloſer
aus Schmach und Schande wieder empor-
zutauchen, umſtrahlt vom Glanze heroiſchen
Opfermutes,“ ſcherzte Morris.
Lund hatte einen Vorſchlag zu machen:
„Ich wüßte vielleicht einen Ausweg. Wir
begeben uns jetzt zu dritt — Steinmann in
unſerer Mitte — zum Polizeigebäude. Dies
geſchieht nur wegen einer eventuellen Be-
obachtung unſeres Verhaltens unſerer Geg-
ner. Auf der Polizei nimmt Steinmann
einen Fahrplan, wählt einen Zug, der ihn
irgendwohin aufs Land bringt — nahe der
Stadt — begibt ſich unauffällig an die Bahn
und reiſt ab. Wir müſſen natürlich einen
Aufenthalt für Sie, Steinmann, wählen, der
wenig beſucht, aber doch möglichſt in der
Nähe iſt und ſo, daß wir telephoniſch uns
jederzeit und ſchnell verſtändigen können.
Dort draußen bleiben Sie dann, bis wir Sie
wieder herbeirufen.“
Der Maler ſchwieg, aber ſeine Miene
hellte ſich mächtig auf.
Morris ſchüttelte den Kopf. „Der Vor-
ſchlag iſt leider nicht zu brauchen.“
„Und warum nicht?“ fragte Lund leicht
gekränkt.
„Weil wir auf Laurids Rückſicht nehmen
müſſen. Er, als Polizeibeamter, würde bald
von der heimlichen Freilaſſung Steinmanns
hören, ſtutzig werden und ſeine mutmaßlichen
Galgenbrüder warnen. Unſer ganzer Plan
könnte daran ſcheitern. Wir dürfen Rupert
unter keinen Umſtänden auf freiem Fuße
laſſen.“
„Alſo, in Gottes Namen, ſperrt mich ein,“
ſeufzte dieſer ſchwer. „Bekomme ich wenig-
ſtens Waſſer und Vrot?“
„Laurids iſt überhaupt ein heikler Fall,“
fuhr der Ire fort. „Er darf nicht das ge-
ringſte von unſeren wahren Plänen ahnen.
Sie müſſen, Aſſeſſor, auch die anderen Un-
terbeamten im unklaren laſſen bis zum letz-
ten Augenblick, wo wir zwei der Zuverläſ-
ſigſten einweihen bei bedingungsloſer
Schweigepflicht den Kollegen gegenüber.“
Lund nickte: „Laurids — ich habe mich
erkundigt, welchen Beruf der Mann vor
ſeiner Militärzeit ausübte. Er iſt Graveur
geweſen.“
„Graveur? Da iſt er nicht übel vorgebildet
für ſolche Delikte, wie wir ſie ihm zutrauen.“
„Allerdings,“ beſtätigte der Aſſeſſor.
Dann ſagte er: „Um auf ihre Falle, Mor-
ris, zurückzukommen — ich glaube, wir
werden dazu — weil Steinmann für den
Muſeumsabend ausſcheidet — einen neuen
Mitſpieler brauchen, der uns hilft, das Ge-
ſpräch über das verkaufte Bild und die
Kaufſumme in Umlauf zu bringen. Vielleicht
könnten wir mit dieſer Rolle den Leutnant
Uſſing oder den Legationsrat Eſtrup be-
trauen.“
Morris lächelte. „Aber Aſſeſſor, Sie
ſcheinen im Hin und Her der Beratungen zu
vergeſſen, daß wir gerade unter dieſen
Leuten den Haupttäter vermuten. Wer
ſagt Ihnen, daß nicht — Eſtrup zum Bei-
ſpiel der Geſuchte iſt.“
Lund warf ſich in ſeinen Seſſel zurück.
„Aber Morris!“ entſetzte er ſich.
Der wehrte ab: „Jch will nichts geſagt
haben, nein. Ich wollte nur ein Beiſpiel
geben, — übrigens halte ich einen neuen
Mitſpieler durchaus nicht für nötig, Ueber
Steinmann wird genügend geſchwätzt wer-
den, und über den Bilderverkauf auch. Wenn
wir den Stein nur erſt ins Rollen bringen
— der Mann folgt nach.“
„Daß du dich nicht ſchämſt, ſolche Kalauer
zu verzapfen,“ proteſtierte der Maler halb
geärgert, halb beluſtigt.
„Im Ernſt!“ lachte Morris, „man wird
viel davon ſprechen, daß du gerade zu der
Zeit gepackt wirſt, da du in den Genuß
vielen echten Geldes gekommen wäreſt. Be-
ſonders gutmütige Seelen werden dich ſo-
gar bedauern. — Nein, wir brauchen keinen
weiteren Mitſpieler.“
Er war vor das Gemälde getreten und
hatte es geraume Zeit gemuſtert. „Es ge-
fällt mir — und von Tag zu Tag mehr,“
lobte er.
„Bitte, bemühe dich nicht.“ ſpöttelte
Steinmann.
Morris drehte ſich nach ihm um. „Willſt
du mit dem erhebenden Gefühl ins Kittchen
wandern, es doch und wirklich verkauft zu
haben? Ich biete ſechstauſend Kronen, das
iſt es wert unter Brüdern.“
Der Maler ſah ihn an und hob nur mit-
leidig die Schultern. „Du biſt heute ver-
rückt,“ erklärte er. „Daran läßt ſich nichts
ändern.“
„Nein, ernſtlich, Rupert. Ich kaufe das
Bild. Es ſoll das Prunkſtück meines dem-
nächſt zu gründenden Hausſtandes ſein.“
Steinmann war auch jetzt noch im Zweifel,
Aber ſchließlich gelang es dem Iren doch,
ihn von der Ehrlichkeit ſeiner Abſichten zu
überzeugen.
Da reichte der Freund ihm die Hand. „Du
haſt Talent, Frank, einem im rechten
Augenblick Freude zu machen. Zu beſſerer
Zeit hätteſt du mir den Schinken gar nicht
abkaufen können. Jetzt werde ich mein
Märtyrerdaſein leichter leben.“
Lund ſah auf die Uhr. „Ich muß aufs
Büro, meine Herren. Sie kommen ja mit.“
„Gewiß,“ ſtimmte Morris bei. „Wir
wollen gehen. Der Häftling Steinmann muß
auf die Wache. — Halt, das Bild! Herr
Kommerzienrat Veilchenfeld aus Berlin hat
es gekauft und bereits abſchicken laſſen.
Alſo, in die Bilderkammer damit! Es iſt
doch beſſer, wenn die Herren Einbrecher es
bei ihrem etwaigen Beſuch nicht mehr vor-
finden. Sonſt könnten ſie im letzten Augen-
blick ſtutzig werden.“
Die drei Männer hoben es von der Staf-
felei und ſchleppten es in einen kleinen
dunklen Nebenraum, der zur Aufbewahrung
von Kiſten, Rahmen und aufgeſpannter
Leinwand verwendet wurde.
Währenddem ſagte Lund: „Noch eins,
Morris. Was, meinen Sie, ſollen wir mit
der Villa Malſen machen?“
„Abwarten! abwarten! Bis zu dem Tag,
wo hier die Falle ſchnappen möge. Und
dann, zur gleichen Zeit, die Hand auf die
Gräfin und die Geheimniſſe ihres Hauſes!
Sollte mich wundern, wenn dort nicht was
zu finden wäre. — Aber das alles muß noch
eingehend beſprochen und ausgeklügelt
werden.“
(Fortſetzung folgt)
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(2023-01-02T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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