Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929.Montag, den 21. Januar "AZ am Abend" Nr. 17 Was interessiert die Frau? [Spaltenumbruch]
Natürlich sind wieder die Frauen schuld Kampf den Pralinen Die amerikanischen Schokoladefabrikanten sind Seitdem ist tatsächlich die Produktion von Kon- Es bleibt den Schokoladefabrikanten nichts an- [irrelevantes Material] Zwischen den Mannequins bei Eugenie Schultz Aloysius, sein Traum und die Erfüllung * Schöne Frauen in schönen Kleidern Welch herrlicher Tag! Der weite Park erliegt [Abbildung]
Oh laßt uns leicht mit Opium getränkten Tabak Dies träumte ich -- natürlich -- als ich im Aber dann wäre beinahe mein schöner Traum Ich muß gesteh'n -- Oh, ihr Mannequins laßt "Sie sind ein aussichtsloser Fall!" sagte hier Und dann ging's ans Berichten: Mannequin Ella trug als "Prinzessin Boabdil, Mannequin Jenny als "Senorita" ein Stilkleid und ich wußte, wo stilreine Faschingskostüme Mannequin Claire trug ein Eislaufkostüm, der und ich wußte, woher die in St. Moritz und Mannequins Charlotte hatte ein Frühjahrs- Herr Fogg meinte: "Sie haben sich gebessert!" Was sollte ich tun? Auf zum Fasching! Einmal im Jahr nur ist Fasching! -- Einmal Aber abgesehen von der malerischen Wirkung, [irrelevantes Material] Die Dame und ihr Faschingskleid. [Abbildung]
1. "Die Nacht" Ueber einem Unterkleid aus blauem Cröpe-de- 2. "Kammerkätzchen" Gelbgeblümter weißer Taft. Das eng anlie- 3. "Schäferin" Rosa Taft ist in der Form eines Stilkleides 4. "Phantasiekleidchen" Schwarzer Taft mit einer Einfassung von 5. "Faschingsherold" Mütze, Halskrause, Puffärmel und Zackenröck- 6. "Pierrott" Weißer Taft mit modernen Zeichnungen in 7. "Biedermeier" Gelber Taft. Anliegendes Mieder mit Schulter- 8 "Harlekin" Mieder und Hosen aus blauer Seide -- Hals- Montag, den 21. Januar „AZ am Abend“ Nr. 17 Was interessiert die Frau? [Spaltenumbruch]
Natürlich ſind wieder die Frauen ſchuld Kampf den Pralinen Die amerikaniſchen Schokoladefabrikanten ſind Seitdem iſt tatſächlich die Produktion von Kon- Es bleibt den Schokoladefabrikanten nichts an- [irrelevantes Material] Zwiſchen den Mannequins bei Eugenie Schultz Aloyſius, ſein Traum und die Erfüllung * Schöne Frauen in ſchönen Kleidern Welch herrlicher Tag! Der weite Park erliegt [Abbildung]
Oh laßt uns leicht mit Opium getränkten Tabak Dies träumte ich — natürlich — als ich im Aber dann wäre beinahe mein ſchöner Traum Ich muß geſteh’n — Oh, ihr Mannequins laßt „Sie ſind ein ausſichtsloſer Fall!“ ſagte hier Und dann ging’s ans Berichten: Mannequin Ella trug als „Prinzeſſin Boabdil, Mannequin Jenny als „Senorita“ ein Stilkleid und ich wußte, wo ſtilreine Faſchingskoſtüme Mannequin Claire trug ein Eislaufkoſtüm, der und ich wußte, woher die in St. Moritz und Mannequins Charlotte hatte ein Frühjahrs- Herr Fogg meinte: „Sie haben ſich gebeſſert!“ Was ſollte ich tun? Auf zum Faſching! Einmal im Jahr nur iſt Faſching! — Einmal Aber abgeſehen von der maleriſchen Wirkung, [irrelevantes Material] Die Dame und ihr Faſchingskleid. [Abbildung]
1. „Die Nacht“ Ueber einem Unterkleid aus blauem Cröpe-de- 2. „Kammerkätzchen“ Gelbgeblümter weißer Taft. Das eng anlie- 3. „Schäferin“ Roſa Taft iſt in der Form eines Stilkleides 4. „Phantaſiekleidchen“ Schwarzer Taft mit einer Einfaſſung von 5. „Faſchingsherold“ Mütze, Halskrauſe, Puffärmel und Zackenröck- 6. „Pierrott“ Weißer Taft mit modernen Zeichnungen in 7. „Biedermeier“ Gelber Taft. Anliegendes Mieder mit Schulter- 8 „Harlekin“ Mieder und Hoſen aus blauer Seide — Hals- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0011" n="11"/> <fw place="top" type="header">Montag, den 21. 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Die<lb/> ſonſtigen Pompons abwechſelnd ſchwarz und blau.</p> </div> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [11/0011]
Montag, den 21. Januar „AZ am Abend“ Nr. 17
Was interessiert die Frau?
Natürlich ſind wieder
die Frauen ſchuld
Kampf den Pralinen
Die amerikaniſchen Schokoladefabrikanten ſind
wütend. Stelle ſich ein Menſch bloß vor: Eine
Zigarettenfabrik iſt mit einem großen Inſerat in
der Preſſe des ganzen Landes herausgekommen,
in dem es heißt, die Damen ſollten nur ja keine
Pralinen mehr ſchlecken, denn damit verdürben
ſie ſich nur ihre ſchlanken Figuren. Schokolade
mache fett, und das ſei doch wider die Mode.
Alſo Krieg der Schokolade! Und her mit den
Zigaretten! Durch Zigarettenrauchen werde man
nicht nur nicht fett, ſondern es förderte ſogar das
Schlankwerden, das jeder Girl, die etwas auf ſich
hält, ſehnlichſter Wunſch iſt.
Seitdem iſt tatſächlich die Produktion von Kon-
ditorwaren in ganz Amerika zurückgegangen. Die
Frauen haben ſich von den Zigarettenfabrikanten
überzeugen laſſen, und ſie haben geſchworen,
künftighin allen ſchokoladefarbigen Verſuchungen
mannhaft zu widerſtehen. Hungerkuren ſind ja
ohnehin ſchon allgemein an der Tagesordnung
im Kreiſe der amerikaniſchen Weiblichkeit. Man
braucht ſich die Mädels bloß anzuſehen, wie ſie
ſich ſyſtematiſch kaſteien. In den Konditoreien
und Eßlokalen, wo die kulinariſchen Lockungen
am gefährlichſten ſind, wo Schillerlocken und
Mohrenköpfe, Reispuddings und Schlagſahne-
meringen begehrlichen Blicken ausgeſetzt werden,
beſtellen die Girls ſich dünne Käſeſandwichs oder
einen Nußſalat oder ein Glas Milch mit Butter-
brot. Weiter nichts. Nur um ſchlank zu werden
oder ſchlank zu bleiben. Jetzt werden nicht ein-
mal mehr Pralinen genaſcht, und Zigaretten
treten mehr denn je an die Stelle aller Lecker-
biſſen aus Schokolade.
Es bleibt den Schokoladefabrikanten nichts an-
deres übrig, als ſich an Herrn Poiret aus Paris
zu wenden, der eben wieder in Neuyork einge-
troffen iſt, um als „arbiter elegantiarum“ die
amerikaniſchen Miſſes mit ſeinen allerletzten
Schreien vertraut zu machen. Vielleicht weiß
Herr Poiret einen Ausweg. Vielleicht kann er
die ſchlanke in eine fette Mode umbiegen, damit
die armen Schokoladefabrikanten wieder zu ihrem
Recht kommen, und wohlgerundete Formen wie-
der Pralinengenüſſe geſtatten.
_ Zwiſchen den Mannequins
bei Eugenie Schultz
Aloyſius, ſein Traum und die Erfüllung * Schöne Frauen in ſchönen Kleidern
Welch herrlicher Tag! Der weite Park erliegt
unter dem brennenden Auge der Sonne, wie die
Jugend unter der Herrſchaft der Liebe. Kein ein-
ziges Geräuſch, ſelbſt die Waſſerkünſte ſind wie
eingeſchlafen! Was für ſeltſame, leuchtende
Bäume, welch berauſchender Wohlgeruch in der
Luft, ein mächtiger Duft von Roſen und in der
Ferne Maſtſpitzen vom Wellenſchlag gewiegt! Und
dieſe Frauen um mich mit Blumen geſchmückt,
von kleinen Negerinnen gefächelt, die lieblich
plaudern!
[Abbildung]
Oh laßt uns leicht mit Opium getränkten Tabak
rauchen und in jene ſchöne Holzhütte gehen! Oh,
ihr goldenen Wolken am bläulichen Himmel, die
ihr wie reiſende Erdteile treibt, laßt uns ein Feſt
begehen!
Dies träumte ich — natürlich — als ich im
eleganten Vorraum von Eugenie Schultz in der
Weinſtraße warten mußte bis die Mannequins ſich
angekleidet hatten. — Ich war ein wenig ſpät
nach Hauſe gekommen.
Aber dann wäre beinahe mein ſchöner Traum
in Erfüllung gegangen. Es fehlten zwar die in
der Ferne leichtgewiegten Maſt-
ſpitzen! „Die haben wir nicht“, meinte Herr
Fogg, der Leiter des Hauſes — „wir führen nur
Brüſſeler Spitzen“ — aber „ſehen Sie ſich um
— dieſer prachtvolle Lüſter an der Decke —,
iſt er nicht eine ſtrahlende Sonne?“ „Und dieſe
Ankleidekoje hier iſt ſogar noch ſchöner, als die
einſame Holzhütte Ihres Traumes.“ — Und was
die Frauen betrifft!! — — —
Ich muß geſteh’n — Oh, ihr Mannequins laßt
uns zuſammen die Marmorſtufen des Palaſtes
herunterſteigen! Nehmet Platz meine Prinzeſſin-
nen gegenüber den Wieſen und Waſſerbecken, ich
bin berauſcht vom Liede eurer Schönheit!
„Sie ſind ein ausſichtsloſer Fall!“ ſagte hier
Herr Fogg — der ſüßeſte der Mannequins aber
meinte: „Nein, gar nicht — er iſt ein Künſtler,
er iſt eben ein Künſtler!“ — „Geben wir ihm
eine gute Zigarette, nachdem leicht mit Opium
getränkter Tabak gerade nicht da iſt, — er wird
ſich beruhigen, er iſt nur — aufgeregt, wie —
Und dann ging’s ans Berichten:
Mannequin Ella trug als „Prinzeſſin Boabdil,
kurz gebauſchte Hoſen aus gemuſterter Seide mit
langem Kaſak aus Lamé.
Mannequin Jenny als „Senorita“ ein Stilkleid
aus Silberlamé und lichtgrauem Atlas mit bun-
ten Seidenſtreifen innen im Rock —
und ich wußte, wo ſtilreine Faſchingskoſtüme
zur Welt kommen!
Mannequin Claire trug ein Eislaufkoſtüm, der
Rock mit einer breiten geſtrickten Paſſe in Höhe
der Taille, dazu ein blau-weiß kariertes Herren-
hemd, Jacke und Kappe aus ſchwarzem Lack-
leder —
und ich wußte, woher die in St. Moritz und
Davos wegen ihrer weniger ſachlichen Trocken-
heit auffallenden Winterſportskleider ſind.
Mannequins Charlotte hatte ein Frühjahrs-
enſemble an aus rotem China Krepp mit weißem
Wolljumper mit roter Applikation und rotem Filz-
hut — und ich wußte worüber man im kommen-
den Frühjahr in Nizza und Cannes ſprechen
wird. —
Herr Fogg meinte: „Sie haben ſich gebeſſert!“
Mannequin Ella aber ſagte: „Nein, er gefällt
mir gar nicht ſo, — weiß Gott, er iſt kein Künſt-
ler, — ich mag ihn nicht mehr!“ — — —
Was ſollte ich tun?
Aloyſius.
Auf zum Faſching!
Einmal im Jahr nur iſt Faſching! — Einmal
hinweg mit dem Alltag, über Bord die Sorgen.
— Einmal ſein eigenes „Ich“ vertauſchen, hinein-
ſchlüpfen in ein Gewand der Freude! Wie reiz-
voll, wenn aus der lieblichen Blondine plötzlich
eine feurige Spanierin geworden iſt, wenn ſtatt
des ſchwarzen Jünglings ein blondgelockter Ado-
nis erſcheint. Wie amüſant, ſich im Kleid und
weißer, duftiger Perücke der Madame Pompa-
dour zu ſpreizen. Aber das ſchönſte Koſtüm, ganz
gleich, ob beim Herrn oder der Dame, wirkt nur
echt, wenn auch das Geſicht und die Friſur genau
darauf abgeſtimmt ſind. — Hier beginnt die
Kunſt des geſchickten Friſeurs, der aus dem klei-
nen Mädchen die Marquiſe, aus der großen Dame
die Zofe — kurzum, deſſen geübte Hand alles das
hervorzaubert, was man für den Abend ſcheinen
will.
Aber abgeſehen von der maleriſchen Wirkung,
muß man ſich auch wohl und ſicher in ſeinem Ko-
ſtüm fühlen. Die angeſchminkte Maske darf nicht
gleich abblättern, ſobald man ein wenig heiß vom
Tanz wird. Die Perücke muß leicht ſein und feſt
ſitzen. Eine Trachtenfriſur, aus eigenem Haar
geſteckt, ſoll den ganzen Abend hindurch die Form
behalten. Das iſt alles gar nicht ſo leicht! — Am
Karlsplatz 11 kenne ich ſolch’ einen Hexen-
meiſter, der ſein Fach verſteht, aus „jung“ —
„alt“ und aus „alt“ — „jung“ macht. Unter deſſen
Händen ſich ſchnell und geſchickt Märchenprinzeſ-
ſinnen und Vagabunden entpuppen. Wer alſo
einmal verzaubert werden will, der gehe hin zu
Meiſter Krebs am Stachus 11 im „Roten
Hahn“. — Er kann danach getroſt auf die Re-
doute gehen, ohne von Verwandten und Freun-
den erkannt zu werden — — manchmal will man
das wohl nicht!???
R. R.
_ Die Dame und ihr Faſchingskleid.
[Abbildung]
1. „Die Nacht“
Ueber einem Unterkleid aus blauem Cröpe-de-
Chine gleichfarbiger Tüll, der in der Taille eng
anliegt und im Rock weit fällt. Sterne aus Gold-
__tter als Kopfſchmuck, am Kleid und an Tüll-
bändern, die von der rechten Schulter herabfallen
bzw. als Armbänder getragen werden. Die breite
Tüllſchärpe wird rechts zu einer großen Schleife
geſchlungen.
2. „Kammerkätzchen“
Gelbgeblümter weißer Taft. Das eng anlie-
gende Mieder wird mit blauem Samtband ge-
ſchnürt. Häubchen, Schulterteile und Schürze aus
weißem, pliſſiertem Taft. Rockſchoß und Band
Beſatz aus blauem Samt.
3. „Schäferin“
Roſa Taft iſt in der Form eines Stilkleides
verarbeitet. Von der Hüfte herab ſchlingt ſich
eine Blumengirlande, die durch dunkelblau-ſilber-
nes Band unterbrochen wird. Das gleiche Band
kehrt als Putz der großen Strohſchute wieder.
4. „Phantaſiekleidchen“
Schwarzer Taft mit einer Einfaſſung von
Goldtreſſe um den Ausſchnitt und den Saum des
in Zacken endenden Röckchens. Dazu Pompons
in verſchiedenen grellen Farben.
5. „Faſchingsherold“
Mütze, Halskrauſe, Puffärmel und Zackenröck-
chen aus weißer Seide, das Leibchen — hinten
geſchloſſen — aus giftgrünem Samt. Grüne und
gelbe Pompons.
6. „Pierrott“
Weißer Taft mit modernen Zeichnungen in
zarten Farben. Am Leibchenſchluß, an den Sei-
ten der Beinkleider und auf den Schuhen ſchwarz-
gelbe Pompons.
7. „Biedermeier“
Gelber Taft. Anliegendes Mieder mit Schulter-
krauſe und Puffärmeln. Weiter Stilkleidrock mit
drei Volants Die Beinkleider werden über dem
Knöchel gebunden. Als Garnierung wird überall
ſchwarzes Samtband verwandt.
8 „Harlekin“
Mieder und Hoſen aus blauer Seide — Hals-
krauſe aus Silbertüll — Dreiſpitz und Weſte aus
ſchwarzem Samt oder aus Silberbrokat. Auf
dem Mieder ſchwarze und weiße Pompons. Die
ſonſtigen Pompons abwechſelnd ſchwarz und blau.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-01-02T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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