Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929.WIRTSCHAFT & BÖRSE [Spaltenumbruch] Falsche Front! Eine Mahnung des Hansa-Bundes Die kommenden Reichstagsberatungen sind für Die deutsche Oeffentlichkeit darf sich nicht in Der schlüssige Nachweis dafür, daß der Mehr- Die Aufgabe des Augenblicks, die allen verant- Nicht "Kampf um neue Steuera", sondern Ein Bankbetrieb im Film Zu einer ungewöhnlichen, aber vielleicht ge- Nach einem kurzen Ueberblick über die Ent- Bange könnte es einem werden, wenn man Großes Lob verdient das, was auch außerhalb Am Schluß sei noch die glänzende Darstellung Man kann der Dresdner Bank zu diesem Film, MUNCHENER BÖRSE Die heutige Börse Tendenz: Lustlos, später schwach Nachdem man im Von Terminwerten kamen folgende No- Siemens 404 (später bis 401) Bei den variablen Papieren wurden: Auf dem Kassamarkte war nur mehr BERLINER BÖRSE Amtlicher Verkehr Tendenz: Nach der Die Geldverhältnisse sind die gleichen Auf dem Bankenmarkte war das Geschäft Schiffahrtsaktien lagen von Anfang an Schwächer veranlagt ist heute der Montan- Warenhauswerte geschäftslos, Karstadt Von Brauereiwerten liegen Schultheiß Kleines Geschäft in Polyphon bei 4421/2. Von Maschinenwerten sind heute Oren- Farben anfangs gut gehalten bei 2641/4, spä- Automobilaktien nach wie vor sehr Elektroaktien. welche durchweg fester Glanzstoff eher angeboten bei 491, da- Zellstoffaktien ruhig, Waldhof 2831/4. Von Kaliaktien nur Westeregeln mit 2931/2 Otavi ruhig bei 693/4. In der Gruppe der diversen Paxiere Neubesitzanleihe schwach bei 1470. Im Verlaufe fanden, wie eingangs erwähnt, Frankfurter Kurse [Tabelle] DER BÖRSENKIEBITZ 21. JanuarDie Kurseinbrüche am deutschen Effektenmarkt Die Autowerte sind praktisch erledigt, denn In der Maschinengruppe bekommen Namen wie Poege, Hartmann, Deutsche Wolle, Nur so fort! -- -- Nachbörse Tendenz Kurseinbrüche An der [Nachbörse] hörte man noch folgende [Tabelle] BERLINER BÖRSENKURSE vom 19. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten [Tabelle] AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE vom 19. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten [Tabelle] WIRTSCHAFT & BÖRSE [Spaltenumbruch] Falſche Front! Eine Mahnung des Hanſa-Bundes Die kommenden Reichstagsberatungen ſind für Die deutſche Oeffentlichkeit darf ſich nicht in Der ſchlüſſige Nachweis dafür, daß der Mehr- Die Aufgabe des Augenblicks, die allen verant- Nicht „Kampf um neue Steuera“, ſondern Ein Bankbetrieb im Film Zu einer ungewöhnlichen, aber vielleicht ge- Nach einem kurzen Ueberblick über die Ent- Bange könnte es einem werden, wenn man Großes Lob verdient das, was auch außerhalb Am Schluß ſei noch die glänzende Darſtellung Man kann der Dresdner Bank zu dieſem Film, MUNCHENER BÖRSE Die heutige Börse Tendenz: Lustlos, später schwach Nachdem man im Von Terminwerten kamen folgende No- Siemens 404 (ſpäter bis 401) Bei den variablen Papieren wurden: Auf dem Kaſſamarkte war nur mehr BERLINER BÖRSE Amtlicher Verkehr Tendenz: Nach der Die Geldverhältniſſe ſind die gleichen Auf dem Bankenmarkte war das Geſchäft Schiffahrtsaktien lagen von Anfang an Schwächer veranlagt iſt heute der Montan- Warenhauswerte geſchäftslos, Karſtadt Von Brauereiwerten liegen Schultheiß Kleines Geſchäft in Polyphon bei 442½. Von Maſchinenwerten ſind heute Oren- Farben anfangs gut gehalten bei 264¼, ſpä- Automobilaktien nach wie vor ſehr Elektroaktien. welche durchweg feſter Glanzſtoff eher angeboten bei 491, da- Zellſtoffaktien ruhig, Waldhof 283¼. Von Kaliaktien nur Weſteregeln mit 293½ Otavi ruhig bei 69¾. In der Gruppe der diverſen Paxiere Neubeſitzanleihe ſchwach bei 1470. Im Verlaufe fanden, wie eingangs erwähnt, Frankfurter Kurse [Tabelle] DER BÖRSENKIEBITZ 21. JanuarDie Kurseinbrüche am deutſchen Effektenmarkt Die Autowerte ſind praktiſch erledigt, denn In der Maſchinengruppe bekommen Namen wie Poege, Hartmann, Deutſche Wolle, Nur ſo fort! — — Nachbörse Tendenz Kurseinbrüche An der [Nachbörſe] hörte man noch folgende [Tabelle] BERLINER BÖRSENKURSE vom 19. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten [Tabelle] AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE vom 19. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten [Tabelle] <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0008"/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">WIRTSCHAFT & BÖRSE</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Falſche Front!</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Eine Mahnung des Hanſa-Bundes</hi> </p> </argument><lb/> <p>Die kommenden Reichstagsberatungen ſind für<lb/> die weitere Entwicklung der öffentlichen Finanzen<lb/> und der deutſchen Wirtſchaft von außerordent-<lb/> licher Bedeutung. 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Daher<lb/> iſt es falſch, die politiſchen und wirtſchaftlichen<lb/> Kräfte jetzt ſchon im Kampf um die Art etwaiger<lb/> Steuererhöhungen zu verzetteln.</p><lb/> <p>Die Aufgabe des Augenblicks, die allen verant-<lb/> wortungsbewußten Staatsbürgern geſtellt iſt, lau-<lb/> tet vielmehr: Kampf für Ausgabenminderung!<lb/> Daß ſofort wirkſame Einſparungsmöglichkeiten<lb/> in ausreichender Höhe (500 Millionen) in den<lb/> Haushalten zahlreicher Miniſterien, bei den<lb/> „übertragbaren“ und „einmaligen“ Ausgabe-<lb/> forderungen, im Finanzausgleich zwiſchen Reich<lb/> und Ländern und hinſichtlich der Reichszuſchüſſe<lb/> an die Sozialverſicherungsträger (ohne geringſte<lb/> Beeinträchtigung ihrer Leiſtungen für die Ver-<lb/> ſicherten!) möglich ſind, iſt in vielfachen Ver-<lb/> öffentlichungen des Hanſa-Bundes für Gewerbe,<lb/> Handel und Induſtrie — insbeſondere in ſeiner<lb/> Denkſchrift: „Freiheit der Wirtſchaft“ — dargelegt<lb/> worden.</p><lb/> <p>Nicht „Kampf um neue Steuera“, ſondern<lb/> „Kampf um Ausgabendroſſelung“ muß im Augen-<lb/> blick die Parole aller Einſichtigen und Verant-<lb/> worlungsbewußten lauten.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein Bankbetrieb im Film</hi> </head><lb/> <p>Zu einer ungewöhnlichen, aber vielleicht ge-<lb/> rade deshalb um ſo intereſſanteren Filmdar-<lb/> bietung hatte am Sonntag, den 20. 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In<lb/> eigenen Turnſälen wird in den Erholungspauſen<lb/> munter darauf losgeboxt, gefochten, gerungen,<lb/> geturnt, ein herrliches Sportgelände mit Lauf-<lb/> bahnen, einem eigenen Bootshaus uſw., ſteht den<lb/> Angeſtellten der Dresdner Bank zur Verfügung.</p><lb/> <p>Am Schluß ſei noch die glänzende Darſtellung<lb/> der Entwicklung und Vergrößerung des Filial-<lb/> netzes der Dresdner Bank erwähnt ſowie der ver-<lb/> ſchiedenen Niederlaſſungen und Auslandsverbin-<lb/> dungen.</p><lb/> <p>Man kann der Dresdner Bank zu dieſem Film,<lb/> der von der Ufa gedreht wurde, nur gratulieren,<lb/> iſt es wohl die beſte Propaganda für dieſes be-<lb/> deutende Bankinſtitut.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">MUNCHENER BÖRSE</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Die heutige Börse</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#aq">Tendenz: <hi rendition="#b">Lustlos, später schwach</hi></hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 19. 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Deſſauer Gas ſind<lb/> etwas ſchwächer bei 224¼ (minus 1), Berger<lb/> Tiefbau 400.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Neubeſitzanleihe</hi> ſchwach bei 1470.</p><lb/> <p>Im Verlaufe fanden, wie eingangs erwähnt,<lb/> wieder erneute Baiſſeangriffe ſtatt, die bei dem<lb/> vollſtändigen Desintereſſement der Börſe ziemlich<lb/> von Erfolg begleitet waren. Die Börſe ſchloß<lb/> ſchwach und unerholt. B.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Frankfurter Kurse</hi> </head><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">DER BÖRSENKIEBITZ</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#b">21. Januar</hi> </dateline><lb/> <p>Die Kurseinbrüche am deutſchen Effektenmarkt<lb/> nehmen ihren Fortgang. 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WIRTSCHAFT & BÖRSE
Falſche Front!
Eine Mahnung des Hanſa-Bundes
Die kommenden Reichstagsberatungen ſind für
die weitere Entwicklung der öffentlichen Finanzen
und der deutſchen Wirtſchaft von außerordent-
licher Bedeutung. Es wird ſich entſcheiden, ob der
Reichstag erneut den Forderungen der Verwal-
tungsbürokratie in Reich und Ländern zu Laſten
der Geſamtheit der deutſchen Volkswirtſchaft nach-
geben oder ob er endlich anerkennen wird, daß
eine Finanzpolitik dauernder Laſtenſteigerung die
wirtſchaftlichen Kräfte zermürben und damit auch
die Stabilität der öffentlichen Finanzwirtſchaft
unmittelbar gefährden muß.
Die deutſche Oeffentlichkeit darf ſich nicht in
eine falſche Frontſtellung hineindrängen laſſen.
Alle Schichten des deutſchen Volkes — Handel.
Gewerbe, Induſtrie und Landwirtſchaft, Arbeit-
geber, Angeſtellte, Arbeiter, Beamte, Hausfrauen,
Rentner — haben ein unmittelbares, gemein-
ſchaftliches Intereſſe daran, gegen eine weitere
Erhöhung des Steuerdrucks anzukämpfen, der
Einengungen der deutſchen Produktionsfähigkeit,
Preisſteigerungen, erneute Schwächungen des
deutſchen Binnenmarktes und eine weitere Ver-
größerung der Not und des Elends der Arbeits-
loſen nach ſich ziehen muß.
Der ſchlüſſige Nachweis dafür, daß der Mehr-
bedarf des kommenden Haushaltsjahres nur durch
Steuererhöhungen, nicht aber durch Ausgaben-
minderungen gedeckt werden kann, iſt von der
Reichsfinanzverwaltung nirgends erbracht. Daher
iſt es falſch, die politiſchen und wirtſchaftlichen
Kräfte jetzt ſchon im Kampf um die Art etwaiger
Steuererhöhungen zu verzetteln.
Die Aufgabe des Augenblicks, die allen verant-
wortungsbewußten Staatsbürgern geſtellt iſt, lau-
tet vielmehr: Kampf für Ausgabenminderung!
Daß ſofort wirkſame Einſparungsmöglichkeiten
in ausreichender Höhe (500 Millionen) in den
Haushalten zahlreicher Miniſterien, bei den
„übertragbaren“ und „einmaligen“ Ausgabe-
forderungen, im Finanzausgleich zwiſchen Reich
und Ländern und hinſichtlich der Reichszuſchüſſe
an die Sozialverſicherungsträger (ohne geringſte
Beeinträchtigung ihrer Leiſtungen für die Ver-
ſicherten!) möglich ſind, iſt in vielfachen Ver-
öffentlichungen des Hanſa-Bundes für Gewerbe,
Handel und Induſtrie — insbeſondere in ſeiner
Denkſchrift: „Freiheit der Wirtſchaft“ — dargelegt
worden.
Nicht „Kampf um neue Steuera“, ſondern
„Kampf um Ausgabendroſſelung“ muß im Augen-
blick die Parole aller Einſichtigen und Verant-
worlungsbewußten lauten.
Ein Bankbetrieb im Film
Zu einer ungewöhnlichen, aber vielleicht ge-
rade deshalb um ſo intereſſanteren Filmdar-
bietung hatte am Sonntag, den 20. Januar, vor-
mittags 11 Uhr, die Dresdner Bank viele Ehren-
gäſte, Bankfachleute und alle ihre Angeſtellten
in den Phoebus-Palaſt eingeladen. Der Film
war betitelt: „Die Dresdner Bank und
ihre neuen Arbeitsmethoden“ und
überraſchte durch eine ausgezeichnete Regie und
Darſtellung. Was nicht ſo oft möglich iſt, den
ganzen Betrieb und die Arbeitsmethoden einer
Großbank vorgeführt zu ſehen und ſyſtematiſch
erklärt zu bekommen, wird durch dieſe Filmvor-
führung erreicht.
Nach einem kurzen Ueberblick über die Ent-
ſtehung der Dresdner Bank wird die Verwirk-
lichung des großen wirtſchaftlichen Problems
„Rationaliſierung“ gezeigt. Das Durchſchreib-
ſyſtem zum Beiſpiel ermöglicht es heute, ehemals
fünf Arbeitsgänge in einem einzigen Arbeits-
gang zu erledigen. Das Lochkartenſyſtem, das
bei der Berliner Niederlaſſung in großzügiger
Weiſe eingeführt iſt, muß geradezu genial ge-
nannt werden.
Bange könnte es einem werden, wenn man
ſieht, wie heute ſämtliche buchhalteriſchen Arbei-
ten, Kontrollarbeiten im Bankweſen uſw., durch
genaueſte Maſchinen — wahre Wunder der
Technik — erledigt werden können. Angefangen
von der einfachen Schreibmaſchine, den Rechen-
und Additionsmaſchinen, bis zu den komplizier-
teſten Buchungsmaſchinen, Sortiermaſchinen,
Adreſſiermaſchinen, Geldzählmaſchinen.
Großes Lob verdient das, was auch außerhalb
der Büros für die Angeſtelltenſchaft von ſeiten
der Dresdner Bank in Berlin geleiſtet wird. In
eigenen Turnſälen wird in den Erholungspauſen
munter darauf losgeboxt, gefochten, gerungen,
geturnt, ein herrliches Sportgelände mit Lauf-
bahnen, einem eigenen Bootshaus uſw., ſteht den
Angeſtellten der Dresdner Bank zur Verfügung.
Am Schluß ſei noch die glänzende Darſtellung
der Entwicklung und Vergrößerung des Filial-
netzes der Dresdner Bank erwähnt ſowie der ver-
ſchiedenen Niederlaſſungen und Auslandsverbin-
dungen.
Man kann der Dresdner Bank zu dieſem Film,
der von der Ufa gedreht wurde, nur gratulieren,
iſt es wohl die beſte Propaganda für dieſes be-
deutende Bankinſtitut.
MUNCHENER BÖRSE
Die heutige Börse
Tendenz: Lustlos, später schwach
München, 19. Jan., 12 Uhr.
Nachdem man im
Einklange mit Berlin etwas hoffnungsvoller ein-
geſetzt hatte, ſchlief ſpäter das Geſchäft bei nach-
gebenden Kurſen wieder vollſtändig ein. Auch die
Favoriten der letzten Tage — Münchner
Rückverſicherung und Neu-Weſtend —
lenkten ihre Kursbewegung wieder in bedeutend
ruhigere Bahnen ein. Bei erſterer Geſellſchaft
hat die nunmehr doch gekommene Kapitals-
erhöhung zwar angenehm überraſcht, gilt jedoch
als durch die Steigerung der letzten Tage bereits
eskomptiert. Auch in Neu-Weſtend kam heute
etwas Ware heraus, wodurch der Kurs um
1 Prozent nachgab. Man notierte Münchner
Rückverſicherung mit 695 (und.) und Neu-Weſtend
mit 174½.
Von Terminwerten kamen folgende No-
tizen zuſtande:
Siemens 404 (ſpäter bis 401)
Hypothekenbank 173½
Bayeriſche Motoren 225—223
Mannesmann 128½.
Bei den variablen Papieren wurden:
Hanf Füſſen 115 B.
Krauß 58½
Rathgeber 79½
Löwenbräu 305¼ (ſchwach)
Auf dem Kaſſamarkte war nur mehr
wenig Geſchäft und bei den Reſtquoten ſind die
Notierungen leicht abgeſchwächt.
BERLINER BÖRSE
Amtlicher Verkehr
Tendenz:
Lustlos, später Kurseinbrüche
Berlin, 19. Januar, 11.50 Uhr.
Nach der
freundlichen Schlußſtimmung des geſtrigen Tages
hätte man für heute eine gewiſſe Geſchäfts-
belebung erwarten dürfen. Nachrichten über eine
eventuell drohende Regierungskriſe, hervorgerufen
durch die Bayeriſche Volkspartei, legten ſich je-
doch wieder als Schatten auf die allgemeine
Stimmung. Zurückhaltung und geringer Order-
eingang bewirkten, daß das Geſchäft auf ein
Minimum zuſammenſchrumpfte und eine größere
Anzahl der Erſtnotierungen ausfiel. Trotz alle-
dem kann man die Grundtendenz nicht gerade als
unfreundlich anſprechen, vielmehr iſt die Stim-
mung ſelbſt verſchiedentlich durchaus freundlich.
Die Geldverhältniſſe ſind die gleichen
wie in den letzten Tagen. Wie ſchon geſtern an-
geführt, belebt der verhältnismäßig günſtige
Reichsbankausweis die Hoffnungen auf weitere
Zugeſtändniſſe der Reichsbank in der Diskont-
frage. Verſchiedentlich nennt man als Termin
für eine weitere Reduktion der Zinsſätze bereits
die erſten Februartage.
Auf dem Bankenmarkte war das Geſchäft
nicht ſehr umfangreich und die Kursbewegung be-
ſcheiden. Handelsanteile waren um 1 Prozent ge-
ſchwächt auf 235¼, Darmſtädter unverändert mit
286½ und Reichsbankanteile geſchäftslos bei
319½. Bayeriſche Hypothekenbank 173¾.
Schiffahrtsaktien lagen von Anfang an
unregelmäßig, ſpäter erfolgten hier größere An-
griffe der Baiſſepartei. Es wurden Hapag 135½,
ſpäter 132¾. Nordlloyd 130½, ſpäter 128.
Schwächer veranlagt iſt heute der Montan-
markt, wo Mannesmann und Phönix je um
1 Prozent auf 128⅚ bezw. 93¾ nachgaben. Rhei-
niſche Braunkohlen 286, Rheinſtahl 137¾ und
Stahlverein 98⅛. Maxhütte lagen ſchärfer
im Angebot und gingen auf 198½ bis 196 zurück.
Warenhauswerte geſchäftslos, Karſtadt
230½, Tietz 291.
Von Brauereiwerten liegen Schultheiß
ſchwächer bei 302, auch Oſtwerke ſind mit 258 um
mehr als 2 Prozent abgeſchwächt.
Kleines Geſchäft in Polyphon bei 442½.
Von Maſchinenwerten ſind heute Oren-
ſtein & Koppel ſcharf abgeſchwächt und das Pa-
pier, welches dieſer Tage zum erſtenmal den Pari-
kurs unterſchritten hatte, ſtürzte bis auf etwa
90 Prozent.
Farben anfangs gut gehalten bei 264¼, ſpä-
ter gleichfalls rückgängig bis auf 261.
Automobilaktien nach wie vor ſehr
flau, vor allem Daimler, welche auf 56½ nach-
gaben, N.A.G. bei 42⅙ und Adler bei 60 beſſer
gehalten. Vayeriſche Motorenwerke 224¾.
Elektroaktien. welche durchweg feſter
eingeſetzt hatten, mußten ſpäter gleichfalls ſchärfer
weichen. Es eröffneten:
A.E.G. 182⅝
Gesfürel 247 ex Bezugsrecht
Siemens 407½ (ſpäter bis 403)
Schuckert 242¾ (ſpäter bis 240).
Glanzſtoff eher angeboten bei 491, da-
gegen Stöhr etwas feſter mit 232⅝ (plus 3).
Zellſtoffaktien ruhig, Waldhof 283¼.
Von Kaliaktien nur Weſteregeln mit 293½
notiert.
Otavi ruhig bei 69¾.
In der Gruppe der diverſen Paxiere
hat ſich ſehr wenig ereignet. Deſſauer Gas ſind
etwas ſchwächer bei 224¼ (minus 1), Berger
Tiefbau 400.
Neubeſitzanleihe ſchwach bei 1470.
Im Verlaufe fanden, wie eingangs erwähnt,
wieder erneute Baiſſeangriffe ſtatt, die bei dem
vollſtändigen Desintereſſement der Börſe ziemlich
von Erfolg begleitet waren. Die Börſe ſchloß
ſchwach und unerholt. B.
Frankfurter Kurse
DER BÖRSENKIEBITZ
21. Januar
Die Kurseinbrüche am deutſchen Effektenmarkt
nehmen ihren Fortgang. Der Kreis der Zuſam-
menbrechenden wird täglich größer.
Die Autowerte ſind praktiſch erledigt, denn
„Kurſe“ von 40 und 50 Prozent für Daimler,
Adler, N.A.G. uſw. kann man nicht mehr als
Werttaxen anſprechen. Entweder iſt das alles
Bluff oder die Branche iſt tatſächlich pleite,
dann ... heraus mit der Sprache!
In der Maſchinengruppe bekommen
Deutſche Maſchinen, die anſcheinend nicht leben
und nicht ſterben können, Geſellſchaft. Oren-
ſtein & Koppel haben die Parigrenze unter-
ſchritten und ſtürzen weiter. —
Namen wie Poege, Hartmann, Deutſche Wolle,
„Waffen“, Schleſ. Textil uſw. ſind weitere Etap-
pen auf dem Wege ins Nirwana.
Nur ſo fort! — —
B.
Nachbörse
Tendenz Kurseinbrüche
An der Nachbörſe hörte man noch folgende
Kurſe:
BERLINER BÖRSENKURSE
vom 19. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE
vom 19. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
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(2023-01-02T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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