Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 8. Mai 1915.Allgemeine Zeitung 8. Mai 1915. [Spaltenumbruch]
5. Mai: Der Angriff der verbündeten Truppen nördlich der Wald- Die Größe des Sieges kann man daraus ersehen, daß Die Schnelligkeit, mit der unser Erfolg erreicht wurde, macht 6. Mai: Südwestlich Mitau, südlich Szadow und östlich * In Westgalizien versuchten die Nachhuten des flüchtenden In der Gegend östlich von Tarnow und nördlich bis zur Im Beskiden-Gebirge an der Lupkower Paßstraße schreitet * Der österreichische Generalstab meldet: Auf der ganzen Schlacht- Im Orawatal wurde ein starker russischer Angriff gegen Auch die letzten Stellungen auf den Höhen östlich des Duna- * Von Südosten kommende russische Angriffe auf Rossijeni Auf der übrigen Front fanden einzelne Nahkämpfe statt, * Die Rückwirkung des Sieges beginnt sichtbar zu wer- Die sonstige Situation ist im allgemeinen unverändert. England. Im Gefühle unseres Rechtes und unserer stets humanen Krieg- "Der englische Kriegsminister Lord Kitchener wagte in Kitchener sagt unseren Truppen nach, daß sie ihre engli- Wer das deutsche Wesen wirklich kennt und sich ein Urteil dar- Wir werden demzufolge wohl auch vergebens auf eine Sühne Wir können leider nur allzuviele Fälle englischer Grau- Was Kitchener über die deutschen Gefangenen- Wir glauben nicht, daß im Gegensatz dazu gerade Kitchener Allgemeine Zeitung 8. Mai 1915. [Spaltenumbruch]
5. Mai: Der Angriff der verbündeten Truppen nördlich der Wald- Die Größe des Sieges kann man daraus erſehen, daß Die Schnelligkeit, mit der unſer Erfolg erreicht wurde, macht 6. Mai: Südweſtlich Mitau, ſüdlich Szadow und öſtlich * In Weſtgalizien verſuchten die Nachhuten des flüchtenden In der Gegend öſtlich von Tarnow und nördlich bis zur Im Beskiden-Gebirge an der Lupkower Paßſtraße ſchreitet * Der öſterreichiſche Generalſtab meldet: Auf der ganzen Schlacht- Im Orawatal wurde ein ſtarker ruſſiſcher Angriff gegen Auch die letzten Stellungen auf den Höhen öſtlich des Duna- * Von Südoſten kommende ruſſiſche Angriffe auf Roſſijeni Auf der übrigen Front fanden einzelne Nahkämpfe ſtatt, * Die Rückwirkung des Sieges beginnt ſichtbar zu wer- Die ſonſtige Situation iſt im allgemeinen unverändert. England. Im Gefühle unſeres Rechtes und unſerer ſtets humanen Krieg- „Der engliſche Kriegsminiſter Lord Kitchener wagte in Kitchener ſagt unſeren Truppen nach, daß ſie ihre engli- Wer das deutſche Weſen wirklich kennt und ſich ein Urteil dar- Wir werden demzufolge wohl auch vergebens auf eine Sühne Wir können leider nur allzuviele Fälle engliſcher Grau- Was Kitchener über die deutſchen Gefangenen- Wir glauben nicht, daß im Gegenſatz dazu gerade Kitchener <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0006" n="Seite 280.[280]"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 8. Mai 1915.</fw><lb/> <cb/> <p>5. 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Iſt doch ſein Name<lb/> für alle Zeiten mit jenen berüchtigten Konzentrationslagern ver-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [Seite 280.[280]/0006]
Allgemeine Zeitung 8. Mai 1915.
5. Mai:
Der Angriff der verbündeten Truppen nördlich der Wald-
karpathen durchbrach geſtern bereits die dritte befeſtigte Linie
der Ruſſen, die dort auf der ganzen Front geworfen wurden und
auf die Wisloka zurückweichen.
Die Größe des Sieges kann man daraus erſehen, daß
infolge des Durchbruches der Verbündeten die Ruſſen ihre in der
nördlichen Flanke bedrohten Stellungen in den Waldkarpathen ſüd-
weſtlich von Dukla zu räumen beginnen.
Die Schnelligkeit, mit der unſer Erfolg erreicht wurde, macht
es unmöglich, ein zahlenmäßiges Bild über die Siegesbeute
zu geben. Nach den vorläufigen Meldungen ſcheint die Zahl der
Gefangenen bisher über 30,000 zu betragen.
6. Mai:
Südweſtlich Mitau, ſüdlich Szadow und öſtlich
Roſſijeni dauern die Kämpfe noch an. Nordöſtlich und ſüdöſtlich
Kalwarja ſind unſere Stellungen im Laufe des geſtrigen Tages
mehrfach von ſtarken ruſſiſchen Gruppen angegriffen worden; ſämt-
liche Angriffe ſcheiterten unter ſehr großen Ver-
luſten des Feindes. Ebenſowenig Erfolg hatten feindliche
Vorſtöße gegen unſeren Brückenkopf an der Pilica. Die Feſtung
Grodno wurde heute nacht mit Bomben belegt.
*
In Weſtgalizien verſuchten die Nachhuten des flüchtenden
Feindes den unter Befehl des Generaloberſten Mackenſen
ſtehenden verbündeten Truppen geſtern verzweifelten Widerſtand zu
leiſten, der aber auf den Höhen des linken Wisloka-Ufers, oberhalb
wie unterhalb der Ropa-Mündung, mit wuchtigen Schlägen gebrochen
wurde. Noch abends war nicht nur an mehreren Stellen der Ueber-
gang über die Wisloka erzwungen, ſondern auch feſte Hand auf die
Duklapaßſtraße durch Beſetzung des Ortes gleichen Namens gelegt.
In der Gegend öſtlich von Tarnow und nördlich bis zur
Weichſel wurde auf dem rechten Ufer des Dunajec bis in die
Nacht hinein gefochten. Die Zahl der bisher gemachten Gefange-
nen iſt auf über 40,000 geſtiegen, wobei zu beachten iſt, daß es ſich
um reine Frontalkämpfe handelt.
Im Beskiden-Gebirge an der Lupkower Paßſtraße ſchreitet
ein Angriff der Kräfte des Generals der Kavallerie von der Marwitz
gleichlaufend mit demjenigen der öſterreichiſch-ungariſchen Armee,
mit der ſie in einem Verbande ſtehen, günſtig fort.
*
Der öſterreichiſche Generalſtab meldet: Auf der ganzen Schlacht-
front in Weſtgalizien dringen die Verbündeten weiter erfolg-
reich vor. Noch intakte Truppen des Feindes verſuchen, in gün-
ſtigen Verteidigungsſtellen den ſchleunigen Rückzug zu decken.
Starke ruſſiſche Kräfte in den Beskiden ſind durch den Flankenſtoß
der ſiegreichen Armeen ſehr bedroht. Die Gegend von Jaslo
und Dukla iſt bereits erkämpft. Die im Gange befindlichen
Kämpfe werden die Vernichtung der dritten ruſſiſchen Armee ver-
vollſtändigen.
Im Orawatal wurde ein ſtarker ruſſiſcher Angriff gegen
die Höhe Oſtry blutig abgewieſen und 700 Ruſſen gefangen. Die
Zahl der Gefangenen iſt auf 50,000 geſtiegen. Die übrige Situa-
tion iſt unverändert.
Auch die letzten Stellungen auf den Höhen öſtlich des Duna-
jec und der Biala ſind von unſeren Truppen erkämpft. Seit
10 Uhr vormittag iſt Tarnow wieder in unſerem Beſitz.
*
Von Südoſten kommende ruſſiſche Angriffe auf Roſſijeni
wurden abgewieſen. Die Verfolgung des Feindes iſt im Gang. —
Auch bei Kalwarja ſowie nordöſtlich von Suwalki und öſtlich von
Auguſtowo ſcheiterten zahlreiche ruſſiſche Vorſtöße. Dort wur-
den insgeſamt etwa 500 Ruſſen gefangen genommen.
Auf der übrigen Front fanden einzelne Nahkämpfe ſtatt,
die ſämtlich zu unſeren Gunſten entſchieden wurden.
*
Die Rückwirkung des Sieges beginnt ſichtbar zu wer-
den. Die ruſſiſche Beskidenfront Zboro—Sztropko—Lupkow iſt un-
haltbar geworden. Da die ſiegreichen verbündeten Streitkräfte unter
andauernd erfolgreichen Kämpfen von Weſten her gegen Jaslo und
Znigrod weiter vordringen, iſt der Gegner im Weſtabſchnitt der
Karpathenfront ſeit heute früh in vollem Rückzuge aus
Ungarn, verfolgt von öſterreichiſch-ungariſchen und deutſchen
Truppen. Die Ruſſen ſind ſomit in einer etwa 150 Kilometer langen
Front geſchlagen und unter den ſchwerſten Verluſten zum Rückzug
gezwungen.
Die ſonſtige Situation iſt im allgemeinen unverändert.
England.
Im Gefühle unſeres Rechtes und unſerer ſtets humanen Krieg-
führung haben unſere militäriſchen wie Zivilbehörden ſtets eine
außerordentliche Langmut bewieſen. Von Zeit zu Zeit aber findet
man ſich doch veranlaßt, gegen gar zu unverſchämte Verleumdungen
und Gehäſſigkeiten zu proteſtieren. So hat jetzt wieder die „Nord-
deutſche Allgemeine Zeitung“, das Sprachrohr der Regierung, ſich
veranlaßt geſehen, ganz energiſch einer neuerlichen Schmähung
des deutſchen Heeres durch den engliſchen Kriegs-
miniſter entgegenzutreten. Sie ſchreibt:
„Der engliſche Kriegsminiſter Lord Kitchener wagte in
ſeiner Oberhaus-Rede vom 27. April, die Ehre des deutſchen Heeres
durch den Vorwurf unmenſchlicher Grauſamkeit gegen wehrloſe Ge-
fangene anzutaſten. Die Perſon des Anklägers und die Schwere
ſeiner Beſchuldigungen rechtfertigen es, wenn wir über dieſe Ver-
leumdungen nicht mit einer wortloſen Verachtung hinweggehen,
die ſie an ſich verdienten. Denn von einem Manne, der mit den
Nachtſeiten der engliſchen Kriegführung aus ſo
reicher und eigener Erfahrung vertraut iſt wie Kitchener, ſetzt
alle Welt voraus, daß nur die ſichere Kenntnis ganz unerhörter
Schändlichkeiten ihm ein Verdammungsurteil über andere in den
Mund legen könnte. Die hauptſächliche Stütze der von Kitchener
erhobenen Anklagen bildet aber offenbar ein Bericht des aus deut-
ſcher Kriegsgefangenſchaft entflohenen engliſchen Majors Vandeleur.
Bezeichnend für die Glaubwürdigkeit dieſer auch der deutſchen Re-
gierung bekannten Aufzeichnungen iſt die Tatſache, daß ihr Ver-
faſſer bei den eigenen Kameraden nicht mehr für geiſtig normal
gilt, ſeitdem der Krieg auf ſeine Nerven eingewirkt hat.
Kitchener ſagt unſeren Truppen nach, daß ſie ihre engli-
ſchen Gefangenen in vielen Fällen mißhandelt und manche
von ihnen ſogar kalten Blutes erſchoſſen hätten. Selbſt vor ver-
wundeten Offizieren habe ihre Roheit nicht Halt gemacht. In den
Gefangenenlagern werde die grauſame Behandlung durch Hunger
und andere Quälereien fortgeſetzt. Deutſchland habe große kriege-
riſche Fähigkeiten und großen Mut bewieſen, jedoch die Soldaten-
ehre durch Handlungen befleckt, die mit der barbariſchen Wildheit
der Derwiſche wetteifern könnten.
Wer das deutſche Weſen wirklich kennt und ſich ein Urteil dar-
über nicht nur aus den Schmähſchriften bildete, der wird, wes
Stammes er auch ſei, mit Entrüſtung dieſe unverantwortliche
Herabwürdigung eines Heeres zurückweiſen, deſſen ſtraffe Mannes-
zucht ſich in vielen ruhmreichen Kriegen bewährte und von den Fern-
ſtehenden oft genug als übermäßig ſcharf kritiſiert wurde. Es zeugt
von einer ſelbſt für engliſche Verhältniſſe ungewöhnlichen An-
maßung, wenn ein ſolches Heer von einem Gegner angegriffen wird,
unter deſſen Befehl die herzloſen Peiniger jenes deutſchen Kriegs-
freiwilligen Calliez ſtehen, von dem ein engliſcher Flieger-Offizier
im Oktober 1914 gemeinſam mit mehreren Soldaten durch rohe
Mißhandlungen Verrat an unſeren Truppen zu erpreſſen ſuchte.
Von einer Verurteilung dieſer elenden Handlungsweiſe hörte man
aus dem engliſchen Lager bisher noch nichts.
Wir werden demzufolge wohl auch vergebens auf eine Sühne
für die ſchmachvolle und grauſame Behandlung warten, die ge-
fangene deutſche Soldaten im März nach den Kämpfen um Neuve
Chapelle erdulden mußten. Unter der Leitung und Aufſicht der
Engländer raubten indiſche Truppen dieſe Gefangenen aus und
mißhandelten ſie.
Wir können leider nur allzuviele Fälle engliſcher Grau-
ſamkeit durch eidliche Ausſagen belegen, darunter die unmenſch-
liche Behandlung unſerer in den deutſchen und engliſchen Kolonien
gefangenen Volksgenoſſen.
Was Kitchener über die deutſchen Gefangenen-
lager behauptet, wird durch die Ausſagen vieler neutraler Zeugen
widerlegt. Unter ihnen erklärte der amerikaniſche Botſchafter in
Berlin erſt vor kurzem, daß die gefangenen Engländer nach ſeiner
eigenen Feſtſtellung in völlig angemeſſener Weiſe behandelt würden.
Wir glauben nicht, daß im Gegenſatz dazu gerade Kitchener
das Recht hat, haltloſe Anklagen zu erheben. Iſt doch ſein Name
für alle Zeiten mit jenen berüchtigten Konzentrationslagern ver-
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(2023-04-24T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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