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Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 8. Mai 1915.

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8. Mai 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] knüpft, in denen während des Burenkrieges so viele unglückliche
Frauen und Kinder elend verschmachten mußten.

Die Behauptung, daß unsere Truppen wehrlose Gefangene mut-
willig erschossen hätten, überrascht uns aus dem Munde Kitcheners
nicht. Die englische Heeresleitung hält ja ihre Truppen mit Vor-
bedacht schon lange in dem Wahn, daß ihnen im Falle der Ge-
fangenschaft der Tod oder sonst ein grausames Schicksal drohe. Die
Gründe dafür liegen klar zutage, so daß wir sie nicht einmal an-
zudeuten brauchen.

Wenn Kitchener sich endlich zur Begründung weiterer Anklagen
gegen unsere Kriegführung auf internationale Abmach-
ungen
beruft, so sei ihm entgegenzuhalten, daß die Geschichte
keines Volkes der Welt an Beispielen für eine kaltherzige und treu-
lose Mißachtung solcher Vereinbarungen so reich wie die des engli-
schen ist. Wer seine Truppen von Amts wegen mit Munition ver-
sieht, die so grausame Wunden reißt wie die englischen Infanterie-
geschosse Marke VII, der sollte jeder Erörterung über das Haager
Abkommen vom 18. Oktober 1907 so weit wie möglich aus dem
Wege gehen. Wer gegen ein europäisches Kulturvolk farbige
Barbaren jeder Art und Herkunft ins Feld führt und ihrer Raub-
und Blutgier freien Lauf läßt, tut nicht wohl daran, an die Wild-
heit jener Derwische zu erinnern, in deren Geschichte der blutige
Tag von Omdurman doch wahrscheinlich nicht von englischer Milde (!)
zeugt. Wer endlich ein blühendes Volk wie das deutsche mitsamt
seinen Frauen und schuldlosen Kindern auszuhungern sucht, weil er
sich zu schwach fühlt, es in ehrlichem Kampfe durch Waffengewalt
zu bezwingen, der sollte mit einem Appell an fremde Menschlichkeit
die denkbar größte Zurückhaltung üben. Denn es ist nicht sein,
sondern unser Verdienst, wenn wir dieser Kampfesweise lachend
spotten und für alle Zukunft die befleckte englische Ehre wenigstens
vor dem Makel schützen, daß ein Plan zur Tat wird, dessen Schänd-
lichkeit durch die Ohnmacht seiner Urheber nicht gemildert werden
kann. Wenn Kitchener uns daher seine fernere Achtung entziehen
will, weil unser Verhalten im Kriege sich nicht mit seinen Begriffen
von der Soldatenehre deckt, so werden wir das mit dem stolzen
Bewußtsein zu tragen wissen, daß wir durch diese reinliche Schei-
dung zwischen uns und ihm in der Achtung vor uns selbst nur
steigen können.

*

Was nun unseren Unterseekrieg gegen England und die
Blockade betrifft, so würde es zu weit führen, die Namen aller jener
großen und kleinen Handelsschiffe, Fischerboote usw. einzeln anzu-
führen, die, zum Teil armiert, unseren tapferen Untersee- und
Torpedobooten zum Opfer gefallen sind, da diese Meldungen zudem
beinahe durchaus nur aus englischen, dänischen, holländischen und
norwegischen Quellen stammen und in ihrer Fassung nicht immer
kontrollierbar sind. Wir beschränken uns für heute darauf, die
Telegramme über den deutschen Luft- und Seekrieg wiederzu-
geben, wie sie uns in den sparsamen, aber um so zuverlässigeren
Brichten des stellvertretenden Chefs des deutschen Admiralstabes
vorliegen, und ihnen die Meldung der "Times" über einen deut-
schen Luftangriff auf Suffolk
vom 1. Mai voranzu-
setzen:

Die "Times" melden: Das deutsche Luftschiff, das gestern
nacht 12 Uhr 20 Min. Ipswich überflog, warf fünf Bomben ab,
darunter zwei Brandbomben. Zehn Minuten später brannten drei
Häuser. Die Feuerwehr unterdrückte den Brand mit Mühe; Per-
sonen sind nicht umgekommen, und, soweit bekannt, ist niemand
verletzt worden. Aus Bury St. Edmunds vernimmt das
Blatt, daß gestern nacht gegen 1 Uhr ein Luftschiff die Stadt über-
flog. Ein Passant auf der Straße hörte einen Motor. Zuerst
stiegen Flammen aus einem Geschäft, und gleich darauf traf eine
Bombe einen Stall, der ebenfalls sofort brannte. Dann flog das
Luftschiff an den Rand der Stadt, wo noch drei Bomben abgeworfen
wurden. Die erste fiel zwischen zwei alleinstehende Häuser, deren
Bewohner, durch den Lärm geweckt, herbeieilten und die Brand-
bombe mit Wasser löschten. Die zwei anderen Bomben fielen auf
Felder.

3. Mai:

Am 1. Mai nachmittags hat ein deutsches Unterseeboot
bei Galloper-Feuerschiff den englischen Torpedobootszerstörer
"Recruit" durch Torpedoschuß zum Sinken gebracht.

Am gleichen Tage fand in der Nähe von Noordhinder-
Feuerschiff ein Gefecht zwischen deutschen Vorposten-
booten
und einigen bewaffneten englischen Fischdamp-
[Spaltenumbruch] fern
statt, bei dem ein englischer Fischdampfer vernichtet wurde.
Eine Division englischer Torpedobootszerstörer griff in das Gefecht
ein, das mit dem Verlust unserer Vorpostenboote endete. Laut Be-
kanntgabe der britischen Admiralität wurde der größte Teil der Be-
satzung gerettet.

4. Mai:

Am 3. Mai hat ein deutsches Marine-Luftschiff
in der Nordsee ein Gefecht mit mehreren englischen Untersee-
booten gehabt. Es bewarf die Boote mit Bomben und brachte eines
von ihnen zum Sinken. Die Unterseeboote beschossen das Luft-
schiff mit Geschützen, ohne es zu treffen. Das Luftschiff ist wohl-
behalten zurückgekehrt.

Türkei.

Auch von dem fernen türkisch-asiatischen Kriegsschauplatz aus
dem Mittelmeer und von den Dardanellen kommen nur gute Nach-
richten. Die türkische Armee, wie die Marine, die beide zum Teil
ebenfalls unter deutscher Führung kämpfen, haben überall Erfolge
zu verzeichnen. Die Forcierung der Dardanellen scheint
noch nicht aufgegeben zu sein, wenn auch die Versuche bis jetzt nur
mit gänzlich unzulänglichen Kräften unternommen worden sind.
Die letzten Telegramme lauten:

30. April:

Der Feind, welcher in der Umgegend von Kumkaleh ge-
landet war, wurde trotz der Bemühungen, sich unter dem Schutze
des Feuers seiner Schiffe am Land zu behaupten, vollständig ver-
jagt. Kein Feind steht mehr auf dem asiatischen Dardanellen-Ufer.

Die feindlichen Streitkräfte auf der Spitze von Kapa Tepe
behaupten sich hartnäckig unter dem Schutze des feindlichen Schiffs-
feuers; von den anderen Teilen der Halbinsel Gallipoli ist der Feind
vertrieben.

Das Feuer unserer Batterien beschädigte am 28. April den
französischen Panzerkreuzer "Jeanne d'Arc", so daß er sich
brennend zurückzog. Ein englischer Torpedobootszerstörer sank in-
folge eines Brandes, der durch unsere Granaten verursacht worden
war, am 28. April an der Einfahrt der Meerenge.

Der Angriff von 16 Panzerschiffen und vielen Tor-
pedobootszerstörern gegen unsere vorgeschobenen Batterien an der
Meerenge am 27. April hatte folgendes Ergebnis: Tausende gegen
unsere Batterien und Infanteriestellungen abgeschossene Granaten
verwundeten bis abends einige Soldaten leicht. Dagegen wurden
zwei Transportschiffe vor Sedd il Bahr wiederholt von unseren
Granaten getroffen, so daß eines sofort auf Strand lief. Wir ver-
senkten eine Reihe von Booten und Segelschiffen, die mit Soldaten
besetzt waren und die sich mit Schleppdampfern bei den Transport-
schiffen befanden. Die englischen Linienschiffe "Majestic" und
"Triumph" wurden beschädigt und zogen sich aus der Schlachtlinie
zurück.

In den letzten beiden Tagen unternahm die feindliche Flotte
nichts mehr gegen die Meerenge. Von den anderen Kriegsschau-
plätzen ist nichts Bedeutendes zu melden.

Wie der "Taswir-i-Efkiar" aus den Dardanellen erfährt, ist
das englische Schlachtschiff "Vengeance" von den türkischen Bat-
terien beschädigt worden.

Das Hauptquartier teilt mit: Bei Kapatepe und Galli-
poli
versuchte der Feind Aktionen, um sich aus einem schmalen
Landstreifen, wo er eingeschlossen war, freizumachen. Aber wir
wiesen diese Versuche zurück und zwangen den Feind, bis auf 500
Meter vom Meeresufer entfernt zurückzuweichen und sich unter dem
Schutz des Feuers seines Schiffes zu flüchten. Wir fügten ihm un-
geheuere Verluste zu. Einen Landungsversuch, den der Feind unter
dem Schutz seiner Flotte im Hafen von Saros machte, brachten
wir vollständig zum Scheitern. Von den übrigen Kriegsschauplätzen
ist nichts von Bedeutung zu melden.

*

Die "Deutschnationale Correspondenz" veröffentlicht einen Be-
richt über die Torpedierung des "Leon Gambetta"
nach Aeußerungen des Linienschiffsleutnants von Trapp. Da-
nach ist ihm das seindliche Schiff ungefähr um Mitternacht 20 See-
meilen südöstlich von Kap Leuca mit verdeckten Lichtern in
Sicht gekommen. Das Unterseeboot habe auf ungefähr 500 Meter
einen Torpedo auf das Achterdeck und einen zweiten Torpedo auf
die vordere Kabinengruppe lanciert. Beide Lancierungen waren

8. Mai 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] knüpft, in denen während des Burenkrieges ſo viele unglückliche
Frauen und Kinder elend verſchmachten mußten.

Die Behauptung, daß unſere Truppen wehrloſe Gefangene mut-
willig erſchoſſen hätten, überraſcht uns aus dem Munde Kitcheners
nicht. Die engliſche Heeresleitung hält ja ihre Truppen mit Vor-
bedacht ſchon lange in dem Wahn, daß ihnen im Falle der Ge-
fangenſchaft der Tod oder ſonſt ein grauſames Schickſal drohe. Die
Gründe dafür liegen klar zutage, ſo daß wir ſie nicht einmal an-
zudeuten brauchen.

Wenn Kitchener ſich endlich zur Begründung weiterer Anklagen
gegen unſere Kriegführung auf internationale Abmach-
ungen
beruft, ſo ſei ihm entgegenzuhalten, daß die Geſchichte
keines Volkes der Welt an Beiſpielen für eine kaltherzige und treu-
loſe Mißachtung ſolcher Vereinbarungen ſo reich wie die des engli-
ſchen iſt. Wer ſeine Truppen von Amts wegen mit Munition ver-
ſieht, die ſo grauſame Wunden reißt wie die engliſchen Infanterie-
geſchoſſe Marke VII, der ſollte jeder Erörterung über das Haager
Abkommen vom 18. Oktober 1907 ſo weit wie möglich aus dem
Wege gehen. Wer gegen ein europäiſches Kulturvolk farbige
Barbaren jeder Art und Herkunft ins Feld führt und ihrer Raub-
und Blutgier freien Lauf läßt, tut nicht wohl daran, an die Wild-
heit jener Derwiſche zu erinnern, in deren Geſchichte der blutige
Tag von Omdurman doch wahrſcheinlich nicht von engliſcher Milde (!)
zeugt. Wer endlich ein blühendes Volk wie das deutſche mitſamt
ſeinen Frauen und ſchuldloſen Kindern auszuhungern ſucht, weil er
ſich zu ſchwach fühlt, es in ehrlichem Kampfe durch Waffengewalt
zu bezwingen, der ſollte mit einem Appell an fremde Menſchlichkeit
die denkbar größte Zurückhaltung üben. Denn es iſt nicht ſein,
ſondern unſer Verdienſt, wenn wir dieſer Kampfesweiſe lachend
ſpotten und für alle Zukunft die befleckte engliſche Ehre wenigſtens
vor dem Makel ſchützen, daß ein Plan zur Tat wird, deſſen Schänd-
lichkeit durch die Ohnmacht ſeiner Urheber nicht gemildert werden
kann. Wenn Kitchener uns daher ſeine fernere Achtung entziehen
will, weil unſer Verhalten im Kriege ſich nicht mit ſeinen Begriffen
von der Soldatenehre deckt, ſo werden wir das mit dem ſtolzen
Bewußtſein zu tragen wiſſen, daß wir durch dieſe reinliche Schei-
dung zwiſchen uns und ihm in der Achtung vor uns ſelbſt nur
ſteigen können.

*

Was nun unſeren Unterſeekrieg gegen England und die
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großen und kleinen Handelsſchiffe, Fiſcherboote uſw. einzeln anzu-
führen, die, zum Teil armiert, unſeren tapferen Unterſee- und
Torpedobooten zum Opfer gefallen ſind, da dieſe Meldungen zudem
beinahe durchaus nur aus engliſchen, däniſchen, holländiſchen und
norwegiſchen Quellen ſtammen und in ihrer Faſſung nicht immer
kontrollierbar ſind. Wir beſchränken uns für heute darauf, die
Telegramme über den deutſchen Luft- und Seekrieg wiederzu-
geben, wie ſie uns in den ſparſamen, aber um ſo zuverläſſigeren
Brichten des ſtellvertretenden Chefs des deutſchen Admiralſtabes
vorliegen, und ihnen die Meldung der „Times“ über einen deut-
ſchen Luftangriff auf Suffolk
vom 1. Mai voranzu-
ſetzen:

Die „Times“ melden: Das deutſche Luftſchiff, das geſtern
nacht 12 Uhr 20 Min. Ipswich überflog, warf fünf Bomben ab,
darunter zwei Brandbomben. Zehn Minuten ſpäter brannten drei
Häuſer. Die Feuerwehr unterdrückte den Brand mit Mühe; Per-
ſonen ſind nicht umgekommen, und, ſoweit bekannt, iſt niemand
verletzt worden. Aus Bury St. Edmunds vernimmt das
Blatt, daß geſtern nacht gegen 1 Uhr ein Luftſchiff die Stadt über-
flog. Ein Paſſant auf der Straße hörte einen Motor. Zuerſt
ſtiegen Flammen aus einem Geſchäft, und gleich darauf traf eine
Bombe einen Stall, der ebenfalls ſofort brannte. Dann flog das
Luftſchiff an den Rand der Stadt, wo noch drei Bomben abgeworfen
wurden. Die erſte fiel zwiſchen zwei alleinſtehende Häuſer, deren
Bewohner, durch den Lärm geweckt, herbeieilten und die Brand-
bombe mit Waſſer löſchten. Die zwei anderen Bomben fielen auf
Felder.

3. Mai:

Am 1. Mai nachmittags hat ein deutſches Unterſeeboot
bei Galloper-Feuerſchiff den engliſchen Torpedobootszerſtörer
„Recruit“ durch Torpedoſchuß zum Sinken gebracht.

Am gleichen Tage fand in der Nähe von Noordhinder-
Feuerſchiff ein Gefecht zwiſchen deutſchen Vorpoſten-
booten
und einigen bewaffneten engliſchen Fiſchdamp-
[Spaltenumbruch] fern
ſtatt, bei dem ein engliſcher Fiſchdampfer vernichtet wurde.
Eine Diviſion engliſcher Torpedobootszerſtörer griff in das Gefecht
ein, das mit dem Verluſt unſerer Vorpoſtenboote endete. Laut Be-
kanntgabe der britiſchen Admiralität wurde der größte Teil der Be-
ſatzung gerettet.

4. Mai:

Am 3. Mai hat ein deutſches Marine-Luftſchiff
in der Nordſee ein Gefecht mit mehreren engliſchen Unterſee-
booten gehabt. Es bewarf die Boote mit Bomben und brachte eines
von ihnen zum Sinken. Die Unterſeeboote beſchoſſen das Luft-
ſchiff mit Geſchützen, ohne es zu treffen. Das Luftſchiff iſt wohl-
behalten zurückgekehrt.

Türkei.

Auch von dem fernen türkiſch-aſiatiſchen Kriegsſchauplatz aus
dem Mittelmeer und von den Dardanellen kommen nur gute Nach-
richten. Die türkiſche Armee, wie die Marine, die beide zum Teil
ebenfalls unter deutſcher Führung kämpfen, haben überall Erfolge
zu verzeichnen. Die Forcierung der Dardanellen ſcheint
noch nicht aufgegeben zu ſein, wenn auch die Verſuche bis jetzt nur
mit gänzlich unzulänglichen Kräften unternommen worden ſind.
Die letzten Telegramme lauten:

30. April:

Der Feind, welcher in der Umgegend von Kumkaleh ge-
landet war, wurde trotz der Bemühungen, ſich unter dem Schutze
des Feuers ſeiner Schiffe am Land zu behaupten, vollſtändig ver-
jagt. Kein Feind ſteht mehr auf dem aſiatiſchen Dardanellen-Ufer.

Die feindlichen Streitkräfte auf der Spitze von Kapa Tepe
behaupten ſich hartnäckig unter dem Schutze des feindlichen Schiffs-
feuers; von den anderen Teilen der Halbinſel Gallipoli iſt der Feind
vertrieben.

Das Feuer unſerer Batterien beſchädigte am 28. April den
franzöſiſchen Panzerkreuzer „Jeanne d’Arc“, ſo daß er ſich
brennend zurückzog. Ein engliſcher Torpedobootszerſtörer ſank in-
folge eines Brandes, der durch unſere Granaten verurſacht worden
war, am 28. April an der Einfahrt der Meerenge.

Der Angriff von 16 Panzerſchiffen und vielen Tor-
pedobootszerſtörern gegen unſere vorgeſchobenen Batterien an der
Meerenge am 27. April hatte folgendes Ergebnis: Tauſende gegen
unſere Batterien und Infanterieſtellungen abgeſchoſſene Granaten
verwundeten bis abends einige Soldaten leicht. Dagegen wurden
zwei Transportſchiffe vor Sedd il Bahr wiederholt von unſeren
Granaten getroffen, ſo daß eines ſofort auf Strand lief. Wir ver-
ſenkten eine Reihe von Booten und Segelſchiffen, die mit Soldaten
beſetzt waren und die ſich mit Schleppdampfern bei den Transport-
ſchiffen befanden. Die engliſchen Linienſchiffe „Majeſtic“ und
„Triumph“ wurden beſchädigt und zogen ſich aus der Schlachtlinie
zurück.

In den letzten beiden Tagen unternahm die feindliche Flotte
nichts mehr gegen die Meerenge. Von den anderen Kriegsſchau-
plätzen iſt nichts Bedeutendes zu melden.

Wie der „Taswir-i-Efkiar“ aus den Dardanellen erfährt, iſt
das engliſche Schlachtſchiff „Vengeance“ von den türkiſchen Bat-
terien beſchädigt worden.

Das Hauptquartier teilt mit: Bei Kapatepe und Galli-
poli
verſuchte der Feind Aktionen, um ſich aus einem ſchmalen
Landſtreifen, wo er eingeſchloſſen war, freizumachen. Aber wir
wieſen dieſe Verſuche zurück und zwangen den Feind, bis auf 500
Meter vom Meeresufer entfernt zurückzuweichen und ſich unter dem
Schutz des Feuers ſeines Schiffes zu flüchten. Wir fügten ihm un-
geheuere Verluſte zu. Einen Landungsverſuch, den der Feind unter
dem Schutz ſeiner Flotte im Hafen von Saros machte, brachten
wir vollſtändig zum Scheitern. Von den übrigen Kriegsſchauplätzen
iſt nichts von Bedeutung zu melden.

*

Die „Deutſchnationale Correſpondenz“ veröffentlicht einen Be-
richt über die Torpedierung des „Léon Gambetta“
nach Aeußerungen des Linienſchiffsleutnants von Trapp. Da-
nach iſt ihm das ſeindliche Schiff ungefähr um Mitternacht 20 See-
meilen ſüdöſtlich von Kap Leuca mit verdeckten Lichtern in
Sicht gekommen. Das Unterſeeboot habe auf ungefähr 500 Meter
einen Torpedo auf das Achterdeck und einen zweiten Torpedo auf
die vordere Kabinengruppe lanciert. Beide Lancierungen waren

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[Seite 281.[281]/0007] 8. Mai 1915. Allgemeine Zeitung knüpft, in denen während des Burenkrieges ſo viele unglückliche Frauen und Kinder elend verſchmachten mußten. Die Behauptung, daß unſere Truppen wehrloſe Gefangene mut- willig erſchoſſen hätten, überraſcht uns aus dem Munde Kitcheners nicht. Die engliſche Heeresleitung hält ja ihre Truppen mit Vor- bedacht ſchon lange in dem Wahn, daß ihnen im Falle der Ge- fangenſchaft der Tod oder ſonſt ein grauſames Schickſal drohe. Die Gründe dafür liegen klar zutage, ſo daß wir ſie nicht einmal an- zudeuten brauchen. Wenn Kitchener ſich endlich zur Begründung weiterer Anklagen gegen unſere Kriegführung auf internationale Abmach- ungen beruft, ſo ſei ihm entgegenzuhalten, daß die Geſchichte keines Volkes der Welt an Beiſpielen für eine kaltherzige und treu- loſe Mißachtung ſolcher Vereinbarungen ſo reich wie die des engli- ſchen iſt. Wer ſeine Truppen von Amts wegen mit Munition ver- ſieht, die ſo grauſame Wunden reißt wie die engliſchen Infanterie- geſchoſſe Marke VII, der ſollte jeder Erörterung über das Haager Abkommen vom 18. Oktober 1907 ſo weit wie möglich aus dem Wege gehen. Wer gegen ein europäiſches Kulturvolk farbige Barbaren jeder Art und Herkunft ins Feld führt und ihrer Raub- und Blutgier freien Lauf läßt, tut nicht wohl daran, an die Wild- heit jener Derwiſche zu erinnern, in deren Geſchichte der blutige Tag von Omdurman doch wahrſcheinlich nicht von engliſcher Milde (!) zeugt. Wer endlich ein blühendes Volk wie das deutſche mitſamt ſeinen Frauen und ſchuldloſen Kindern auszuhungern ſucht, weil er ſich zu ſchwach fühlt, es in ehrlichem Kampfe durch Waffengewalt zu bezwingen, der ſollte mit einem Appell an fremde Menſchlichkeit die denkbar größte Zurückhaltung üben. Denn es iſt nicht ſein, ſondern unſer Verdienſt, wenn wir dieſer Kampfesweiſe lachend ſpotten und für alle Zukunft die befleckte engliſche Ehre wenigſtens vor dem Makel ſchützen, daß ein Plan zur Tat wird, deſſen Schänd- lichkeit durch die Ohnmacht ſeiner Urheber nicht gemildert werden kann. Wenn Kitchener uns daher ſeine fernere Achtung entziehen will, weil unſer Verhalten im Kriege ſich nicht mit ſeinen Begriffen von der Soldatenehre deckt, ſo werden wir das mit dem ſtolzen Bewußtſein zu tragen wiſſen, daß wir durch dieſe reinliche Schei- dung zwiſchen uns und ihm in der Achtung vor uns ſelbſt nur ſteigen können. * Was nun unſeren Unterſeekrieg gegen England und die Blockade betrifft, ſo würde es zu weit führen, die Namen aller jener großen und kleinen Handelsſchiffe, Fiſcherboote uſw. einzeln anzu- führen, die, zum Teil armiert, unſeren tapferen Unterſee- und Torpedobooten zum Opfer gefallen ſind, da dieſe Meldungen zudem beinahe durchaus nur aus engliſchen, däniſchen, holländiſchen und norwegiſchen Quellen ſtammen und in ihrer Faſſung nicht immer kontrollierbar ſind. Wir beſchränken uns für heute darauf, die Telegramme über den deutſchen Luft- und Seekrieg wiederzu- geben, wie ſie uns in den ſparſamen, aber um ſo zuverläſſigeren Brichten des ſtellvertretenden Chefs des deutſchen Admiralſtabes vorliegen, und ihnen die Meldung der „Times“ über einen deut- ſchen Luftangriff auf Suffolk vom 1. Mai voranzu- ſetzen: Die „Times“ melden: Das deutſche Luftſchiff, das geſtern nacht 12 Uhr 20 Min. Ipswich überflog, warf fünf Bomben ab, darunter zwei Brandbomben. Zehn Minuten ſpäter brannten drei Häuſer. Die Feuerwehr unterdrückte den Brand mit Mühe; Per- ſonen ſind nicht umgekommen, und, ſoweit bekannt, iſt niemand verletzt worden. Aus Bury St. Edmunds vernimmt das Blatt, daß geſtern nacht gegen 1 Uhr ein Luftſchiff die Stadt über- flog. Ein Paſſant auf der Straße hörte einen Motor. Zuerſt ſtiegen Flammen aus einem Geſchäft, und gleich darauf traf eine Bombe einen Stall, der ebenfalls ſofort brannte. Dann flog das Luftſchiff an den Rand der Stadt, wo noch drei Bomben abgeworfen wurden. Die erſte fiel zwiſchen zwei alleinſtehende Häuſer, deren Bewohner, durch den Lärm geweckt, herbeieilten und die Brand- bombe mit Waſſer löſchten. Die zwei anderen Bomben fielen auf Felder. 3. Mai: Am 1. Mai nachmittags hat ein deutſches Unterſeeboot bei Galloper-Feuerſchiff den engliſchen Torpedobootszerſtörer „Recruit“ durch Torpedoſchuß zum Sinken gebracht. Am gleichen Tage fand in der Nähe von Noordhinder- Feuerſchiff ein Gefecht zwiſchen deutſchen Vorpoſten- booten und einigen bewaffneten engliſchen Fiſchdamp- fern ſtatt, bei dem ein engliſcher Fiſchdampfer vernichtet wurde. Eine Diviſion engliſcher Torpedobootszerſtörer griff in das Gefecht ein, das mit dem Verluſt unſerer Vorpoſtenboote endete. Laut Be- kanntgabe der britiſchen Admiralität wurde der größte Teil der Be- ſatzung gerettet. 4. Mai: Am 3. Mai hat ein deutſches Marine-Luftſchiff in der Nordſee ein Gefecht mit mehreren engliſchen Unterſee- booten gehabt. Es bewarf die Boote mit Bomben und brachte eines von ihnen zum Sinken. Die Unterſeeboote beſchoſſen das Luft- ſchiff mit Geſchützen, ohne es zu treffen. Das Luftſchiff iſt wohl- behalten zurückgekehrt. Türkei. Auch von dem fernen türkiſch-aſiatiſchen Kriegsſchauplatz aus dem Mittelmeer und von den Dardanellen kommen nur gute Nach- richten. Die türkiſche Armee, wie die Marine, die beide zum Teil ebenfalls unter deutſcher Führung kämpfen, haben überall Erfolge zu verzeichnen. Die Forcierung der Dardanellen ſcheint noch nicht aufgegeben zu ſein, wenn auch die Verſuche bis jetzt nur mit gänzlich unzulänglichen Kräften unternommen worden ſind. Die letzten Telegramme lauten: 30. April: Der Feind, welcher in der Umgegend von Kumkaleh ge- landet war, wurde trotz der Bemühungen, ſich unter dem Schutze des Feuers ſeiner Schiffe am Land zu behaupten, vollſtändig ver- jagt. Kein Feind ſteht mehr auf dem aſiatiſchen Dardanellen-Ufer. Die feindlichen Streitkräfte auf der Spitze von Kapa Tepe behaupten ſich hartnäckig unter dem Schutze des feindlichen Schiffs- feuers; von den anderen Teilen der Halbinſel Gallipoli iſt der Feind vertrieben. Das Feuer unſerer Batterien beſchädigte am 28. April den franzöſiſchen Panzerkreuzer „Jeanne d’Arc“, ſo daß er ſich brennend zurückzog. Ein engliſcher Torpedobootszerſtörer ſank in- folge eines Brandes, der durch unſere Granaten verurſacht worden war, am 28. April an der Einfahrt der Meerenge. Der Angriff von 16 Panzerſchiffen und vielen Tor- pedobootszerſtörern gegen unſere vorgeſchobenen Batterien an der Meerenge am 27. April hatte folgendes Ergebnis: Tauſende gegen unſere Batterien und Infanterieſtellungen abgeſchoſſene Granaten verwundeten bis abends einige Soldaten leicht. Dagegen wurden zwei Transportſchiffe vor Sedd il Bahr wiederholt von unſeren Granaten getroffen, ſo daß eines ſofort auf Strand lief. Wir ver- ſenkten eine Reihe von Booten und Segelſchiffen, die mit Soldaten beſetzt waren und die ſich mit Schleppdampfern bei den Transport- ſchiffen befanden. Die engliſchen Linienſchiffe „Majeſtic“ und „Triumph“ wurden beſchädigt und zogen ſich aus der Schlachtlinie zurück. In den letzten beiden Tagen unternahm die feindliche Flotte nichts mehr gegen die Meerenge. Von den anderen Kriegsſchau- plätzen iſt nichts Bedeutendes zu melden. Wie der „Taswir-i-Efkiar“ aus den Dardanellen erfährt, iſt das engliſche Schlachtſchiff „Vengeance“ von den türkiſchen Bat- terien beſchädigt worden. Das Hauptquartier teilt mit: Bei Kapatepe und Galli- poli verſuchte der Feind Aktionen, um ſich aus einem ſchmalen Landſtreifen, wo er eingeſchloſſen war, freizumachen. Aber wir wieſen dieſe Verſuche zurück und zwangen den Feind, bis auf 500 Meter vom Meeresufer entfernt zurückzuweichen und ſich unter dem Schutz des Feuers ſeines Schiffes zu flüchten. Wir fügten ihm un- geheuere Verluſte zu. Einen Landungsverſuch, den der Feind unter dem Schutz ſeiner Flotte im Hafen von Saros machte, brachten wir vollſtändig zum Scheitern. Von den übrigen Kriegsſchauplätzen iſt nichts von Bedeutung zu melden. * Die „Deutſchnationale Correſpondenz“ veröffentlicht einen Be- richt über die Torpedierung des „Léon Gambetta“ nach Aeußerungen des Linienſchiffsleutnants von Trapp. Da- nach iſt ihm das ſeindliche Schiff ungefähr um Mitternacht 20 See- meilen ſüdöſtlich von Kap Leuca mit verdeckten Lichtern in Sicht gekommen. Das Unterſeeboot habe auf ungefähr 500 Meter einen Torpedo auf das Achterdeck und einen zweiten Torpedo auf die vordere Kabinengruppe lanciert. Beide Lancierungen waren

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 8. Mai 1915, S. Seite 281.[281]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine19_1915/7>, abgerufen am 15.06.2024.