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Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 23. Januar 1929.

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WIRTSCHAFT & BÖRSE
Börsen-Dämmerung
"Es fehlt nicht an Stimmen, die eine wei-
tere Senkung des Kursniveaus als den ein-
zig möglichen Ausweg aus der verfahrenen
Situation begrüßen würden, und in der
Tat besteht bei den führenden Kreisen eine
Art freiwilliger Abstinenz, die man, wenn
man ganz schwarz sehen will, als die
Ruhe vor dem Sturm
bezeichnen kann.
Jedenfalls tut man gut, weiter Gewehr bei
Fuß zu stehen und der Dinge zu harren, die
da kommen werden. --

(Börsenbetrachtung der "AZ" vom
12. Januar 1929.)

Die Kursstürze nehmen nach und nach
Ausmaße an, die das Interesse weiterer
Kreise nach den Börsensälen hinlenken. Lau-
fen auch längst keine Kundenengagements
mehr, jeder hat mehr oder weniger aus
einer besseren oder schlimmeren Zeit -- wie
man es nennen will -- Aktien herüber ge-
rettet in seinen Schreibtisch oder in sein
Banksafe. Und mancher blättert noch ab und
zu aus lieber alter Gewohnheit Börsenbericht
und Kurszettel seiner Zeitung ein wenig
durch. Liest nun der Laie von Kurs "ein-
brüchen", Baissen, Leerabgaben usw., so
drängt sich ihm wohl der bange Gedanke
auf, es müsse doch wohl recht schlecht um
uns stehen, wenn die Kurse derart weichen.

Mit nichten, naiver Leser, dem ist -- gott-
lob -- nicht immer so. Abgesehen von un-
serer prekären wirtschaftlichen Lage und den
drohenden Bedrückungen der Reparations-
"Endregelung" ist Polen, in diesem Falle
Deutschland, noch nicht verloren.

Der Kehraus, der momentan in den
Börsenräumen gehalten wird, richtet sich
gegen ganz bestimmte Leute. In der doch
immerhin sich über einige Monate erstrecken-
den Hausse des vorigen Herbstes hatten sich
-- trotz aller gegenteiligen Versicherungen --
viele große Engagements an Stellen ange-
sammelt, die nicht ganz gesund auf der
Brust waren. Der durch den Bericht des
Reparationsagenten hervorgerufene Ten-
denzumschwung brachte diese Stellen in
Nöten und so wiederholte sich denn momen-
tan das zur Genüge bekannte Börsenmanö-
ver des "Abschlachtens" fauler Kunden. Wer
nicht unbedingt finanziell potent ist, muß
daran glauben, und solange nicht der letzte
Schwachmatikus aus seinen angespannten
Engagements und häufig auch gleichzeitig
aus den Börsensälen für immer "heraus"
ist, wird keine Ruhe.

Hat sich dann das Kursniveau genügend
weit gesenkt und das Unwetter sich ver-
zogen, dann lächelt wieder die Sonne, als ob
nichts vorgefallen wäre.

Und die Moral von der Geschichte!
Spekuliere nicht, wenn du kein
Geld hast.

Zum Zusammenbruch der Berliner
Bankfirma G. Löwenberg & Co.

Der Bankzusammenbruch Unter den Linden
stellt sich als einer der bedeutendsten Finanzkata-
strophen der letzten Jahre dar. Die Firma H.
Löwenberg & Co. ist bereits im
Jahre 1848 gegründet
worden und
genoß in früheren Jahren in der Bank- und
Börsenwelt einen ausgezeichneten Ruf; sie besaß
bis zuletzt das Depotrecht.

Der flüchtige Alleininhaber, Dr. J. Lewin,
dem die in die Millionen gehenden Wechselfäl-
schungen zur Last gelegt werden, war früher
Vorstandsmitglied des Norddeutschen Bankver-
eins, später erfolgte sein Eintritt in die Bank-
firma Schwarz, Goldschmidt & Co., eines der
führenden Berliner Bankhäuser.

Die Höhe der Wechselfälschungen und der not-
leidenden Börsen-Engagements geht in die
Millionen.

Erste Dollar-Freigabe bei Nordlloyd

Beim Norddeutschen Lloyd sind nunmehr
als erste Auszahlung aus der Amerika-Frei-
gabe etwas über 2 Mill. Dollar eingegangen.
was im wesentlichen den Gegenwert für die
seinerzeit beschlagnahmten Hoboken-
Piers
darstellt.

Es handelt sich noch nicht um eine Ab-
schlagszahlung auf die gesamte Freigabefor-
derung, da die Entschädigung der genannten
Piers auf Grund eines Sonderverfah-
rens
erfolgte. In der jetzt erhaltenen
Summe sind Zinsen von rund 1/2 Mill.
Dollar enthalten; das Verfahren wegen Ent-
schädigung der beschlagnahmten Schiffe
nimmt seinen Fortgang.

Epple & Buxbaum, Augsburg
Werk-Verkauf

Die gestrige G.-V. ermächtigte die Ver-
waltung zum Verkaufe des Werkes I
zur Verringerung der eingetretenen Verluste
und nahm verschiedene neue Aufsichtsrats-
wahlen vor.

Ueber die Verkaufsverhandlungen, die noch
im Gange sind, hörte man nichts Näheres.

J. H. Hammersen A.-G. Osnabrück

Bei der Gesellschaft ist mit einem Dividen-
denrückgang
(i. V. 10 Prozent) zu rechnen.

[Spaltenumbruch]
Opposition gegen Adler-Sanierung

Gegen die beabsichtigte Sanierung bei den
Adlerwerken vorm. Hch. Kleyer
macht sich jetzt schon eine Opposition geltend.
Ein Aktionär, der behauptet, mindestens ein
Zehntel des Aktienkapitals hinter sich zu
haben, will eine geschlossene Ver-
wahrung
gegen die Sanierung, die seiner
Ansicht nach unnötig ist, zusammenbringen.

MÜNCHENER BÖRSE
Die heutige Börse

Tendenz: Ruhig


An der heutigen
Münchener Börse setzten sich die Kurseinbrüche
der letzten Zeit nicht mehr fort. Das Geschäft hat
jedoch eine weitere starke Einschränkung erfahren
und man ist noch immer ziemlich ängstlich beim
Eingehen neuer Engagements.

Auf dem Terminmarkte war der Verkehr
verhältnismäßig noch am lebhaftesten. Die No-
tierungen halten sich auf der Basis des gestrigen
Schlußkurses. Es wurden:
Bergmann 220
Adca 140
Hypothekenbank 171
Vereinsbank 1673/4
Bayerische Motoren 218
Mannesmann 125 1/8 .

In der Gruppe der variablen Werte
fallen Löwenbräu durch eine weitere Abschwä-
chung auf. Dieselben eröffneten mit 3011/2. Sonst
wurden hier Amperwerke 112, Füssen Hanf 110
bis 109, Krauß 58, Lokalbahn 89.

Auf dem Versicherungsmarkte konn-
ten sich heute Münchner Rückversiche-
rung
von ihrem gestrigen Sturz wieder um
5 Mark erholen. Zum Kurs von 665 wurde
ziemlich viel umgesetzt.

Bei den Immobilienaktien liegen Neu-
Westend weiter im Angebot. Die bisherige
Käuferfirma hält sich zurück. Das herauskom-
mende Material konnte nur zu einem um 6 Pro-
zent abgeschwächten Kurse bei 164 Aufnahme
finden. Die sonstigen Veränderungen auf dem
Kassamarkte sind ziemlich belanglos.

Restquoten liegen unregelmäßig, zum Teil
etwas schwächer. Im Freiverkehr werden einige
Umsätze in Otavi und Polyphon getätigt.

BERLINER BÖRSE
Amtlicher Verkehr

Tendenz: Beruhigt


Die starken Rück-
gänge der letzten Zeit haben nach und nach ein
Kursniveau geschaffen, auf dem sich wieder eine
gewisse Beruhigung einstellen kann. Die Baisse-
spekulation wagt sich gegenwärtig nicht weiter
vor und zieht es zum Teil vor, die dieses Mal

[Spaltenumbruch]

geglückten Gewinntransaktionen zu Geld zu
machen, indem sie ihre Positionen glattstellt. Der
Abschluß der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft
wird allgemein nicht ungünstig kommentiert, und
man begreift sehr wohl, daß die Gesellschaft
ebenso eine um 1 bis 2 Prozent höhere Dividende
hätte verteilen können. In der Reparations-
angelegenheit wird viel debattiert; man ist sich
allgemein darüber im klaren, daß die kommende
Endlösung naturgemäß schwere Belastungen
bringen wird. Gestern lag erstmals die Pariser
Börse wieder einmal etwas schwächer, und man
hofft, daß der eine oder der andere Spekulant sich
vielleicht wieder dem deutschen Markt angesichts
der gesunkenen Kurse zuwenden wird.

Die Geldverhältnisse sind enorm flüssig
und ersten Firmen wird Tagesgeld schon mit
31/2 Prozent angeboten. Monatsgeld bedingt
immer noch 7--8 Prozent.

Bei den Banken konnten Reichsbank-
anteile
ziemlich scharf anziehen und dieselben
eröffneten mit 3101/4 (plus 4). Bayerische Hypo-
thekenbank 1711/2. Handelsanteile 2301/4 und
Darmstädter 2801/4.

Schiffahrtswerte lustlos. Hapag schwä-
cher bei 1301/2, Nordlloyd unverändert bei 1261/2.

In der Gruppe der Montanpapiere lie-
gen Ilse noch erheblich schwächer mit 208
(minus 5), während die anderen Montanaktien
sich freundlicher stellten. Es wurden Gelsenkirch-
ner 124 1/8 , Harpener 135, Mannesmann 1251/2,
Phönix 92 7/8 , Rheinische Braunkohlen 2781/4,
Rheinstahl 132.

Von Warenhausaktien sind Karstadt
abgeschwächt auf 2241/4. Tietz gehalten bei 2851/2.

Bier-Spritwerte ohne Belebung, Schult-
heiß 297, Ostwerke 249.

Sehr lebhaft gefragt bleiben Otapi, welche
mit 69 7/8 einsetzten und später über 70 gingen.

Polyphon in kleinen Posten gefragt bei 425.

Kaliaktien leicht aufgebessert. Aschersleben
279. Salzdetfurth 5121/4 und Westeregeln 2861/2.

Einiges Geschäft in Farben bei 2563/4.

Automobilpapiere wenig verändert.
Daimler 52 5/6 , Nationale Auto 41 5/8 , Adler 541/2.
Besser gehalten heute Bayerische Motorenwerke
bei 2181/2.

Elektroaktien etwas erholt bei kleineren
Käufen der Spekulation und des Auslandes.

A.E.G. 177
Bergmann 219
Gesfürel 242
Schuckert 232
Siemens 3961/2.

Geringfügige Deckungen bewirkten ein Höher-
gehen der Kurse in der Kunstseiden-
gruppe.
Glanzstoff 4831/2, Bemberg 436
(plus 21/2), Stöhr 219.

Zellstoffaktien wenig beachtet. Feld-
mühle 226 (minus 2), Waldhof 275, Aschzell 194.

In der Gruppe der diversen Papiere
wurden Deutsche Linoleum um 5 Prozent höher
bei 336, Dessauer Gas unverändert 2171/2, Ber-
ger schwach mit 390. Svenska verloren 51/2 und
gingen auf 493 zurück.

Neubesitzanleihe 14 1/8 .

Im Verlaufe trat eine katastrophale Verflauung
ein.

Nachbörse

Tendenz: Kurseinbrüche

An der Nachbört hörte man noch folgende
Kurse:

[Tabelle]
DER BÖRSENKIEBITZ

In dem Maße als die deutschen Börsen ver-
öden, prosperieren die Auslandsbörsen, voran
Neuyork. Dort stand man gestern überhaupt
Kopf. Die Ausmaße der Kurssteigerungen sind
schon beinahe mehr als "amerikanisch". Stude-
baker Auto sind im zwei Tagen um
etwa 100 Dollar (!) gestiegen.
Das
Jammern möchte einem ankommen, wenn man
dabei an unsere Auto-Aktien denkt. --

Im übrigen sind manche deutsche Aktien auf
einem Stand angelangt, der über kurz oder lang
kluge Leute daheim oder draußen zu Anschaffun-
gen reizen wird.

Frankfurter Kurse
[Tabelle]
BERLINER BÖRSENKURSE
vom 22. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
[Tabelle]
AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE
vom 22. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
[Tabelle]
WIRTSCHAFT & BÖRSE
Börſen-Dämmerung
„Es fehlt nicht an Stimmen, die eine wei-
tere Senkung des Kursniveaus als den ein-
zig möglichen Ausweg aus der verfahrenen
Situation begrüßen würden, und in der
Tat beſteht bei den führenden Kreiſen eine
Art freiwilliger Abſtinenz, die man, wenn
man ganz ſchwarz ſehen will, als die
Ruhe vor dem Sturm
bezeichnen kann.
Jedenfalls tut man gut, weiter Gewehr bei
Fuß zu ſtehen und der Dinge zu harren, die
da kommen werden. —

(Börſenbetrachtung der „AZ“ vom
12. Januar 1929.)

Die Kursſtürze nehmen nach und nach
Ausmaße an, die das Intereſſe weiterer
Kreiſe nach den Börſenſälen hinlenken. Lau-
fen auch längſt keine Kundenengagements
mehr, jeder hat mehr oder weniger aus
einer beſſeren oder ſchlimmeren Zeit — wie
man es nennen will — Aktien herüber ge-
rettet in ſeinen Schreibtiſch oder in ſein
Bankſafe. Und mancher blättert noch ab und
zu aus lieber alter Gewohnheit Börſenbericht
und Kurszettel ſeiner Zeitung ein wenig
durch. Lieſt nun der Laie von Kurs „ein-
brüchen“, Baiſſen, Leerabgaben uſw., ſo
drängt ſich ihm wohl der bange Gedanke
auf, es müſſe doch wohl recht ſchlecht um
uns ſtehen, wenn die Kurſe derart weichen.

Mit nichten, naiver Leſer, dem iſt — gott-
lob — nicht immer ſo. Abgeſehen von un-
ſerer prekären wirtſchaftlichen Lage und den
drohenden Bedrückungen der Reparations-
„Endregelung“ iſt Polen, in dieſem Falle
Deutſchland, noch nicht verloren.

Der Kehraus, der momentan in den
Börſenräumen gehalten wird, richtet ſich
gegen ganz beſtimmte Leute. In der doch
immerhin ſich über einige Monate erſtrecken-
den Hauſſe des vorigen Herbſtes hatten ſich
— trotz aller gegenteiligen Verſicherungen —
viele große Engagements an Stellen ange-
ſammelt, die nicht ganz geſund auf der
Bruſt waren. Der durch den Bericht des
Reparationsagenten hervorgerufene Ten-
denzumſchwung brachte dieſe Stellen in
Nöten und ſo wiederholte ſich denn momen-
tan das zur Genüge bekannte Börſenmanö-
ver des „Abſchlachtens“ fauler Kunden. Wer
nicht unbedingt finanziell potent iſt, muß
daran glauben, und ſolange nicht der letzte
Schwachmatikus aus ſeinen angeſpannten
Engagements und häufig auch gleichzeitig
aus den Börſenſälen für immer „heraus“
iſt, wird keine Ruhe.

Hat ſich dann das Kursniveau genügend
weit geſenkt und das Unwetter ſich ver-
zogen, dann lächelt wieder die Sonne, als ob
nichts vorgefallen wäre.

Und die Moral von der Geſchichte!
Spekuliere nicht, wenn du kein
Geld haſt.

Zum Zuſammenbruch der Berliner
Bankfirma G. Löwenberg & Co.

Der Bankzuſammenbruch Unter den Linden
ſtellt ſich als einer der bedeutendſten Finanzkata-
ſtrophen der letzten Jahre dar. Die Firma H.
Löwenberg & Co. iſt bereits im
Jahre 1848 gegründet
worden und
genoß in früheren Jahren in der Bank- und
Börſenwelt einen ausgezeichneten Ruf; ſie beſaß
bis zuletzt das Depotrecht.

Der flüchtige Alleininhaber, Dr. J. Lewin,
dem die in die Millionen gehenden Wechſelfäl-
ſchungen zur Laſt gelegt werden, war früher
Vorſtandsmitglied des Norddeutſchen Bankver-
eins, ſpäter erfolgte ſein Eintritt in die Bank-
firma Schwarz, Goldſchmidt & Co., eines der
führenden Berliner Bankhäuſer.

Die Höhe der Wechſelfälſchungen und der not-
leidenden Börſen-Engagements geht in die
Millionen.

Erſte Dollar-Freigabe bei Nordlloyd

Beim Norddeutſchen Lloyd ſind nunmehr
als erſte Auszahlung aus der Amerika-Frei-
gabe etwas über 2 Mill. Dollar eingegangen.
was im weſentlichen den Gegenwert für die
ſeinerzeit beſchlagnahmten Hoboken-
Piers
darſtellt.

Es handelt ſich noch nicht um eine Ab-
ſchlagszahlung auf die geſamte Freigabefor-
derung, da die Entſchädigung der genannten
Piers auf Grund eines Sonderverfah-
rens
erfolgte. In der jetzt erhaltenen
Summe ſind Zinſen von rund ½ Mill.
Dollar enthalten; das Verfahren wegen Ent-
ſchädigung der beſchlagnahmten Schiffe
nimmt ſeinen Fortgang.

Epple & Buxbaum, Augsburg
Werk-Verkauf

Die geſtrige G.-V. ermächtigte die Ver-
waltung zum Verkaufe des Werkes I
zur Verringerung der eingetretenen Verluſte
und nahm verſchiedene neue Aufſichtsrats-
wahlen vor.

Ueber die Verkaufsverhandlungen, die noch
im Gange ſind, hörte man nichts Näheres.

J. H. Hammerſen A.-G. Osnabrück

Bei der Geſellſchaft iſt mit einem Dividen-
denrückgang
(i. V. 10 Prozent) zu rechnen.

[Spaltenumbruch]
Oppoſition gegen Adler-Sanierung

Gegen die beabſichtigte Sanierung bei den
Adlerwerken vorm. Hch. Kleyer
macht ſich jetzt ſchon eine Oppoſition geltend.
Ein Aktionär, der behauptet, mindeſtens ein
Zehntel des Aktienkapitals hinter ſich zu
haben, will eine geſchloſſene Ver-
wahrung
gegen die Sanierung, die ſeiner
Anſicht nach unnötig iſt, zuſammenbringen.

MÜNCHENER BÖRSE
Die heutige Börse

Tendenz: Ruhig


An der heutigen
Münchener Börſe ſetzten ſich die Kurseinbrüche
der letzten Zeit nicht mehr fort. Das Geſchäft hat
jedoch eine weitere ſtarke Einſchränkung erfahren
und man iſt noch immer ziemlich ängſtlich beim
Eingehen neuer Engagements.

Auf dem Terminmarkte war der Verkehr
verhältnismäßig noch am lebhafteſten. Die No-
tierungen halten ſich auf der Baſis des geſtrigen
Schlußkurſes. Es wurden:
Bergmann 220
Adca 140
Hypothekenbank 171
Vereinsbank 167¾
Bayeriſche Motoren 218
Mannesmann 125⅛.

In der Gruppe der variablen Werte
fallen Löwenbräu durch eine weitere Abſchwä-
chung auf. Dieſelben eröffneten mit 301½. Sonſt
wurden hier Amperwerke 112, Füſſen Hanf 110
bis 109, Krauß 58, Lokalbahn 89.

Auf dem Verſicherungsmarkte konn-
ten ſich heute Münchner Rückverſiche-
rung
von ihrem geſtrigen Sturz wieder um
5 Mark erholen. Zum Kurs von 665 wurde
ziemlich viel umgeſetzt.

Bei den Immobilienaktien liegen Neu-
Weſtend weiter im Angebot. Die bisherige
Käuferfirma hält ſich zurück. Das herauskom-
mende Material konnte nur zu einem um 6 Pro-
zent abgeſchwächten Kurſe bei 164 Aufnahme
finden. Die ſonſtigen Veränderungen auf dem
Kaſſamarkte ſind ziemlich belanglos.

Reſtquoten liegen unregelmäßig, zum Teil
etwas ſchwächer. Im Freiverkehr werden einige
Umſätze in Otavi und Polyphon getätigt.

BERLINER BÖRSE
Amtlicher Verkehr

Tendenz: Beruhigt


Die ſtarken Rück-
gänge der letzten Zeit haben nach und nach ein
Kursniveau geſchaffen, auf dem ſich wieder eine
gewiſſe Beruhigung einſtellen kann. Die Baiſſe-
ſpekulation wagt ſich gegenwärtig nicht weiter
vor und zieht es zum Teil vor, die dieſes Mal

[Spaltenumbruch]

geglückten Gewinntransaktionen zu Geld zu
machen, indem ſie ihre Poſitionen glattſtellt. Der
Abſchluß der Allgemeinen Elektrizitätsgeſellſchaft
wird allgemein nicht ungünſtig kommentiert, und
man begreift ſehr wohl, daß die Geſellſchaft
ebenſo eine um 1 bis 2 Prozent höhere Dividende
hätte verteilen können. In der Reparations-
angelegenheit wird viel debattiert; man iſt ſich
allgemein darüber im klaren, daß die kommende
Endlöſung naturgemäß ſchwere Belaſtungen
bringen wird. Geſtern lag erſtmals die Pariſer
Börſe wieder einmal etwas ſchwächer, und man
hofft, daß der eine oder der andere Spekulant ſich
vielleicht wieder dem deutſchen Markt angeſichts
der geſunkenen Kurſe zuwenden wird.

Die Geldverhältniſſe ſind enorm flüſſig
und erſten Firmen wird Tagesgeld ſchon mit
3½ Prozent angeboten. Monatsgeld bedingt
immer noch 7—8 Prozent.

Bei den Banken konnten Reichsbank-
anteile
ziemlich ſcharf anziehen und dieſelben
eröffneten mit 310¼ (plus 4). Bayeriſche Hypo-
thekenbank 171½. Handelsanteile 230¼ und
Darmſtädter 280¼.

Schiffahrtswerte luſtlos. Hapag ſchwä-
cher bei 130½, Nordlloyd unverändert bei 126½.

In der Gruppe der Montanpapiere lie-
gen Ilſe noch erheblich ſchwächer mit 208
(minus 5), während die anderen Montanaktien
ſich freundlicher ſtellten. Es wurden Gelſenkirch-
ner 124⅛, Harpener 135, Mannesmann 125½,
Phönix 92⅞, Rheiniſche Braunkohlen 278¼,
Rheinſtahl 132.

Von Warenhausaktien ſind Karſtadt
abgeſchwächt auf 224¼. Tietz gehalten bei 285½.

Bier-Spritwerte ohne Belebung, Schult-
heiß 297, Oſtwerke 249.

Sehr lebhaft gefragt bleiben Otapi, welche
mit 69⅞ einſetzten und ſpäter über 70 gingen.

Polyphon in kleinen Poſten gefragt bei 425.

Kaliaktien leicht aufgebeſſert. Aſchersleben
279. Salzdetfurth 512¼ und Weſteregeln 286½.

Einiges Geſchäft in Farben bei 256¾.

Automobilpapiere wenig verändert.
Daimler 52⅚, Nationale Auto 41⅝, Adler 54½.
Beſſer gehalten heute Bayeriſche Motorenwerke
bei 218½.

Elektroaktien etwas erholt bei kleineren
Käufen der Spekulation und des Auslandes.

A.E.G. 177
Bergmann 219
Gesfürel 242
Schuckert 232
Siemens 396½.

Geringfügige Deckungen bewirkten ein Höher-
gehen der Kurſe in der Kunſtſeiden-
gruppe.
Glanzſtoff 483½, Bemberg 436
(plus 2½), Stöhr 219.

Zellſtoffaktien wenig beachtet. Feld-
mühle 226 (minus 2), Waldhof 275, Aſchzell 194.

In der Gruppe der diverſen Papiere
wurden Deutſche Linoleum um 5 Prozent höher
bei 336, Deſſauer Gas unverändert 217½, Ber-
ger ſchwach mit 390. Svenska verloren 5½ und
gingen auf 493 zurück.

Neubeſitzanleihe 14⅛.

Im Verlaufe trat eine kataſtrophale Verflauung
ein.

Nachbörse

Tendenz: Kurseinbrüche

An der Nachbört hörte man noch folgende
Kurſe:

[Tabelle]
DER BÖRSENKIEBITZ

In dem Maße als die deutſchen Börſen ver-
öden, proſperieren die Auslandsbörſen, voran
Neuyork. Dort ſtand man geſtern überhaupt
Kopf. Die Ausmaße der Kursſteigerungen ſind
ſchon beinahe mehr als „amerikaniſch“. Stude-
baker Auto ſind im zwei Tagen um
etwa 100 Dollar (!) geſtiegen.
Das
Jammern möchte einem ankommen, wenn man
dabei an unſere Auto-Aktien denkt. —

Im übrigen ſind manche deutſche Aktien auf
einem Stand angelangt, der über kurz oder lang
kluge Leute daheim oder draußen zu Anſchaffun-
gen reizen wird.

Frankfurter Kurse
[Tabelle]
BERLINER BÖRSENKURSE
vom 22. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
[Tabelle]
AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE
vom 22. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten
[Tabelle]
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[0007] WIRTSCHAFT & BÖRSE Börſen-Dämmerung „Es fehlt nicht an Stimmen, die eine wei- tere Senkung des Kursniveaus als den ein- zig möglichen Ausweg aus der verfahrenen Situation begrüßen würden, und in der Tat beſteht bei den führenden Kreiſen eine Art freiwilliger Abſtinenz, die man, wenn man ganz ſchwarz ſehen will, als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen kann. Jedenfalls tut man gut, weiter Gewehr bei Fuß zu ſtehen und der Dinge zu harren, die da kommen werden. — (Börſenbetrachtung der „AZ“ vom 12. Januar 1929.) Die Kursſtürze nehmen nach und nach Ausmaße an, die das Intereſſe weiterer Kreiſe nach den Börſenſälen hinlenken. Lau- fen auch längſt keine Kundenengagements mehr, jeder hat mehr oder weniger aus einer beſſeren oder ſchlimmeren Zeit — wie man es nennen will — Aktien herüber ge- rettet in ſeinen Schreibtiſch oder in ſein Bankſafe. Und mancher blättert noch ab und zu aus lieber alter Gewohnheit Börſenbericht und Kurszettel ſeiner Zeitung ein wenig durch. Lieſt nun der Laie von Kurs „ein- brüchen“, Baiſſen, Leerabgaben uſw., ſo drängt ſich ihm wohl der bange Gedanke auf, es müſſe doch wohl recht ſchlecht um uns ſtehen, wenn die Kurſe derart weichen. Mit nichten, naiver Leſer, dem iſt — gott- lob — nicht immer ſo. Abgeſehen von un- ſerer prekären wirtſchaftlichen Lage und den drohenden Bedrückungen der Reparations- „Endregelung“ iſt Polen, in dieſem Falle Deutſchland, noch nicht verloren. Der Kehraus, der momentan in den Börſenräumen gehalten wird, richtet ſich gegen ganz beſtimmte Leute. In der doch immerhin ſich über einige Monate erſtrecken- den Hauſſe des vorigen Herbſtes hatten ſich — trotz aller gegenteiligen Verſicherungen — viele große Engagements an Stellen ange- ſammelt, die nicht ganz geſund auf der Bruſt waren. Der durch den Bericht des Reparationsagenten hervorgerufene Ten- denzumſchwung brachte dieſe Stellen in Nöten und ſo wiederholte ſich denn momen- tan das zur Genüge bekannte Börſenmanö- ver des „Abſchlachtens“ fauler Kunden. Wer nicht unbedingt finanziell potent iſt, muß daran glauben, und ſolange nicht der letzte Schwachmatikus aus ſeinen angeſpannten Engagements und häufig auch gleichzeitig aus den Börſenſälen für immer „heraus“ iſt, wird keine Ruhe. Hat ſich dann das Kursniveau genügend weit geſenkt und das Unwetter ſich ver- zogen, dann lächelt wieder die Sonne, als ob nichts vorgefallen wäre. Und die Moral von der Geſchichte! Spekuliere nicht, wenn du kein Geld haſt. J. Badmann. Zum Zuſammenbruch der Berliner Bankfirma G. Löwenberg & Co. Der Bankzuſammenbruch Unter den Linden ſtellt ſich als einer der bedeutendſten Finanzkata- ſtrophen der letzten Jahre dar. Die Firma H. Löwenberg & Co. iſt bereits im Jahre 1848 gegründet worden und genoß in früheren Jahren in der Bank- und Börſenwelt einen ausgezeichneten Ruf; ſie beſaß bis zuletzt das Depotrecht. Der flüchtige Alleininhaber, Dr. J. Lewin, dem die in die Millionen gehenden Wechſelfäl- ſchungen zur Laſt gelegt werden, war früher Vorſtandsmitglied des Norddeutſchen Bankver- eins, ſpäter erfolgte ſein Eintritt in die Bank- firma Schwarz, Goldſchmidt & Co., eines der führenden Berliner Bankhäuſer. Die Höhe der Wechſelfälſchungen und der not- leidenden Börſen-Engagements geht in die Millionen. Erſte Dollar-Freigabe bei Nordlloyd Beim Norddeutſchen Lloyd ſind nunmehr als erſte Auszahlung aus der Amerika-Frei- gabe etwas über 2 Mill. Dollar eingegangen. was im weſentlichen den Gegenwert für die ſeinerzeit beſchlagnahmten Hoboken- Piers darſtellt. Es handelt ſich noch nicht um eine Ab- ſchlagszahlung auf die geſamte Freigabefor- derung, da die Entſchädigung der genannten Piers auf Grund eines Sonderverfah- rens erfolgte. In der jetzt erhaltenen Summe ſind Zinſen von rund ½ Mill. Dollar enthalten; das Verfahren wegen Ent- ſchädigung der beſchlagnahmten Schiffe nimmt ſeinen Fortgang. Epple & Buxbaum, Augsburg Werk-Verkauf Die geſtrige G.-V. ermächtigte die Ver- waltung zum Verkaufe des Werkes I zur Verringerung der eingetretenen Verluſte und nahm verſchiedene neue Aufſichtsrats- wahlen vor. Ueber die Verkaufsverhandlungen, die noch im Gange ſind, hörte man nichts Näheres. J. H. Hammerſen A.-G. Osnabrück Bei der Geſellſchaft iſt mit einem Dividen- denrückgang (i. V. 10 Prozent) zu rechnen. Oppoſition gegen Adler-Sanierung Gegen die beabſichtigte Sanierung bei den Adlerwerken vorm. Hch. Kleyer macht ſich jetzt ſchon eine Oppoſition geltend. Ein Aktionär, der behauptet, mindeſtens ein Zehntel des Aktienkapitals hinter ſich zu haben, will eine geſchloſſene Ver- wahrung gegen die Sanierung, die ſeiner Anſicht nach unnötig iſt, zuſammenbringen. MÜNCHENER BÖRSE Die heutige Börse Tendenz: Ruhig München, 22. Jan., 1 Uhr. An der heutigen Münchener Börſe ſetzten ſich die Kurseinbrüche der letzten Zeit nicht mehr fort. Das Geſchäft hat jedoch eine weitere ſtarke Einſchränkung erfahren und man iſt noch immer ziemlich ängſtlich beim Eingehen neuer Engagements. Auf dem Terminmarkte war der Verkehr verhältnismäßig noch am lebhafteſten. Die No- tierungen halten ſich auf der Baſis des geſtrigen Schlußkurſes. Es wurden: Bergmann 220 Adca 140 Hypothekenbank 171 Vereinsbank 167¾ Bayeriſche Motoren 218 Mannesmann 125⅛. In der Gruppe der variablen Werte fallen Löwenbräu durch eine weitere Abſchwä- chung auf. Dieſelben eröffneten mit 301½. Sonſt wurden hier Amperwerke 112, Füſſen Hanf 110 bis 109, Krauß 58, Lokalbahn 89. Auf dem Verſicherungsmarkte konn- ten ſich heute Münchner Rückverſiche- rung von ihrem geſtrigen Sturz wieder um 5 Mark erholen. Zum Kurs von 665 wurde ziemlich viel umgeſetzt. Bei den Immobilienaktien liegen Neu- Weſtend weiter im Angebot. Die bisherige Käuferfirma hält ſich zurück. Das herauskom- mende Material konnte nur zu einem um 6 Pro- zent abgeſchwächten Kurſe bei 164 Aufnahme finden. Die ſonſtigen Veränderungen auf dem Kaſſamarkte ſind ziemlich belanglos. Reſtquoten liegen unregelmäßig, zum Teil etwas ſchwächer. Im Freiverkehr werden einige Umſätze in Otavi und Polyphon getätigt. BERLINER BÖRSE Amtlicher Verkehr Tendenz: Beruhigt Berlin, 22. Jan., 12.50 Uhr. Die ſtarken Rück- gänge der letzten Zeit haben nach und nach ein Kursniveau geſchaffen, auf dem ſich wieder eine gewiſſe Beruhigung einſtellen kann. Die Baiſſe- ſpekulation wagt ſich gegenwärtig nicht weiter vor und zieht es zum Teil vor, die dieſes Mal geglückten Gewinntransaktionen zu Geld zu machen, indem ſie ihre Poſitionen glattſtellt. Der Abſchluß der Allgemeinen Elektrizitätsgeſellſchaft wird allgemein nicht ungünſtig kommentiert, und man begreift ſehr wohl, daß die Geſellſchaft ebenſo eine um 1 bis 2 Prozent höhere Dividende hätte verteilen können. In der Reparations- angelegenheit wird viel debattiert; man iſt ſich allgemein darüber im klaren, daß die kommende Endlöſung naturgemäß ſchwere Belaſtungen bringen wird. Geſtern lag erſtmals die Pariſer Börſe wieder einmal etwas ſchwächer, und man hofft, daß der eine oder der andere Spekulant ſich vielleicht wieder dem deutſchen Markt angeſichts der geſunkenen Kurſe zuwenden wird. Die Geldverhältniſſe ſind enorm flüſſig und erſten Firmen wird Tagesgeld ſchon mit 3½ Prozent angeboten. Monatsgeld bedingt immer noch 7—8 Prozent. Bei den Banken konnten Reichsbank- anteile ziemlich ſcharf anziehen und dieſelben eröffneten mit 310¼ (plus 4). Bayeriſche Hypo- thekenbank 171½. Handelsanteile 230¼ und Darmſtädter 280¼. Schiffahrtswerte luſtlos. Hapag ſchwä- cher bei 130½, Nordlloyd unverändert bei 126½. In der Gruppe der Montanpapiere lie- gen Ilſe noch erheblich ſchwächer mit 208 (minus 5), während die anderen Montanaktien ſich freundlicher ſtellten. Es wurden Gelſenkirch- ner 124⅛, Harpener 135, Mannesmann 125½, Phönix 92⅞, Rheiniſche Braunkohlen 278¼, Rheinſtahl 132. Von Warenhausaktien ſind Karſtadt abgeſchwächt auf 224¼. Tietz gehalten bei 285½. Bier-Spritwerte ohne Belebung, Schult- heiß 297, Oſtwerke 249. Sehr lebhaft gefragt bleiben Otapi, welche mit 69⅞ einſetzten und ſpäter über 70 gingen. Polyphon in kleinen Poſten gefragt bei 425. Kaliaktien leicht aufgebeſſert. Aſchersleben 279. Salzdetfurth 512¼ und Weſteregeln 286½. Einiges Geſchäft in Farben bei 256¾. Automobilpapiere wenig verändert. Daimler 52⅚, Nationale Auto 41⅝, Adler 54½. Beſſer gehalten heute Bayeriſche Motorenwerke bei 218½. Elektroaktien etwas erholt bei kleineren Käufen der Spekulation und des Auslandes. A.E.G. 177 Bergmann 219 Gesfürel 242 Schuckert 232 Siemens 396½. Geringfügige Deckungen bewirkten ein Höher- gehen der Kurſe in der Kunſtſeiden- gruppe. Glanzſtoff 483½, Bemberg 436 (plus 2½), Stöhr 219. Zellſtoffaktien wenig beachtet. Feld- mühle 226 (minus 2), Waldhof 275, Aſchzell 194. In der Gruppe der diverſen Papiere wurden Deutſche Linoleum um 5 Prozent höher bei 336, Deſſauer Gas unverändert 217½, Ber- ger ſchwach mit 390. Svenska verloren 5½ und gingen auf 493 zurück. Neubeſitzanleihe 14⅛. Im Verlaufe trat eine kataſtrophale Verflauung ein. B. Nachbörse Tendenz: Kurseinbrüche An der Nachbört hörte man noch folgende Kurſe: DER BÖRSENKIEBITZ 23. Januar In dem Maße als die deutſchen Börſen ver- öden, proſperieren die Auslandsbörſen, voran Neuyork. Dort ſtand man geſtern überhaupt Kopf. Die Ausmaße der Kursſteigerungen ſind ſchon beinahe mehr als „amerikaniſch“. Stude- baker Auto ſind im zwei Tagen um etwa 100 Dollar (!) geſtiegen. Das Jammern möchte einem ankommen, wenn man dabei an unſere Auto-Aktien denkt. — Im übrigen ſind manche deutſche Aktien auf einem Stand angelangt, der über kurz oder lang kluge Leute daheim oder draußen zu Anſchaffun- gen reizen wird. B. Frankfurter Kurse BERLINER BÖRSENKURSE vom 22. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten AMTLICHER KURSBERICHT DER MÜNCHNER BÖRSE vom 22. Januar 1928 in Reichsmarkprozenten

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 23. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine19_1929/7>, abgerufen am 21.11.2024.