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Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 15. Mai 1915.

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Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915.
[Spaltenumbruch]

Diese Warnung ist am Samstag, 1. Mai, in allen führenden
amerikanischen Blättern (Inseratenteil) erschienen und am 3. Mai
im Londoner "Daily Telegraph" in einem Kabeltelegramm mit-
geteilt worden. Die englische Admiralität trat der Warnung mit
der Versicherung entgegen, daß die Amerikadampfer nichts zu
fürchten hätten, da sie Maßregeln ergriffen habe, um die Route
der transatlantischen Dampfer zu sichern. Damit hat die britische
Admiralität eine Bürgschaft übernommen, für die sie jetzt ein-
zustehen hat.

11. Mai:

In der Untersuchung über die Versenkung der "Lusitania"
sagte der Kapitän Turner aus: Als die gefährliche Zone
erreicht wurde, wurden alle Boote zum Herablassen klar gemacht und
alle Schotten geschlossen. Die Geschwindigkeit wurde wegen Nebels
auf 15 Knoten vermindert, dann aber wieder allmählich auf
18 Knoten erhöht. Es wurden drahtlose Telegramme empfangen,
aber keine ausgeschickt. Plötzlich rief ein Offizier: "Da ist ein
Torpedo!
" Der Kapitän lief nach dieser Seite des Dampfers
und sah noch das Schaumband. Das Torpedo traf. Der Kapitän
ordnete an, daß die Boote ausgesetzt würden und die Frauen und
Kinder zuerst in Sicherheit gebracht würden. Es wurde vergeblich
versucht, die Schnelligkeit des Schiffes herabzumindern. Es war
gefährlich, Boote herabzulassen, ehe die Geschwindigkeit verringert
war. Das Schiff war noch in der Fahrt als es sank.
Es blieb 20 Minuten lang flott. Zwei Leute waren am Auslug.
Es entstand keine Panik. Der Kapitän schloß, er habe genau die
Befehle befolgt, und würde ein zweitesmal wieder so handeln.

*

Die deutsche Note an die Neutralen.

Der Regierung der Vereinigten Staaten von
Amerika
und den Regierungen der neutralen Mächte in
Europa ist durch die bei ihnen beglaubigten kaiserlichen Vertreter
eine Mitteilung folgenden Inhaltes gemacht worden:

"Die kaiserliche Regierung bedauert aufrichtig den
Verlust von Menschenleben durch den Antergang der "Lusitania",
muß jedoch jede Verantwortung ablehnen. Eng-
land hat Deutschland durch seinen Aushungerungsplan zu ent-
sprechenden Vergeltungsmaßregeln gezwungen und das deutsche
Anerbieten, für den Fall des Aufgebens des Aushungerungsplanes
den Anterseebootskrieg einzustellen, mit verschärften Blockademaß-
nahmen beantwortet.

Englische Handelsschiffe können schon deshalb nicht
als gewöhnliche kauffahrteischiffe behandelt werden, weil sie ge-
wohnheitsgemäß armiert sind und wiederholt Angriffe auf
unsere Schiffe unternommen haben, so daß schon aus diesem Grunde
eine Durchsuchung ausgeschlossen ist. Der englische Parlaments-
sekretär hat noch jüngst auf Anfrage Lord Beresfords erklärt,
daß nunmehr so gut wie alle englischen Handelsschiffe bewaffnet und
auch mit Handgranaten versehen seien.

Aebrigens gibt die englische Presse offen zu, daß die
"Lusitania" mit gefährlicher Geschützstärke ausgerüstet war.
Der kaiserlichen Regierung ist ferner bekannt, daß die "Lusitanta"
auf ihren letzten Reisen wiederholt große Mengen kriegs-
material
beförderte, wie überhaupt die Cunard-Dampfer
"Mauretania" und "Lusitania" infolge ihrer Schnelligkeit als be-
sonders geschützt gegen Antersebootsangriffe betrachtet und mit
Vorliebe zum Transport von kriegsmaterial benutzt wurden. Die
"Lusitania" hatte auf der letzten Reise erwiesenermaßen
5400 kisten Munition an Bord; auch die sonstige Ladung war
größtenteils konterbande.

Vor Benützung der "Lusitania" war, abgesehen von allge-
meiner deutscher Warnung, noch durch den Botschafter Grafen
Bernstorff besonders gewarnt worden. Die Warnung fand
jedoch seitens Neutraler keine Beachtung, seitens der Cunard-Linie
und der englischen Presse sogar frevelhafte Verhöhnung. Wenn
England auf diese Warnung hin jede Gefährdung des Schiffes be-
stritt, das Vorhandensein ausreichender Schutzmaßnahmen vor-
täuschte und die Reisenden so zur Mißachtung der deutschen War-
nungen und zur Benützung eines Schiffes verführte, das nach
Armierung und Ladung der Versenkung verfallen war, so trifft die
Verantwortung für den von der kaiserlichen Regierung aufs
tiefste beklagten Verlust von Menschenleben ausschließlich die
königlich Großbritannische Regierung."

*

[Spaltenumbruch]

Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir, daß die englische
Cunard-Linie und die White-Star-Line bis auf
weiteres den Dienst völlig eingestellt haben. Die Agen-
turen erhielten die Anweifung, keine Fahrkarten mehr auszugeben.

*


Am 7. Mai wurde vor Zeebrügge der englische Zer-
störer "Maori"
durch das Feuer unserer Küstenbatterien zum
Sinken gebracht. Der Zerstörer "Crusader", der zur Unter-
stützung heranzukommen suchte, wurde gezwungen, sich zurück-
zuziehen und seine ausgesetzten Rettungsboote im Stich zu lassen.
Die ganze Besatzung des "Maori" sowie die Bootsbemannungen
des "Crusader" wurden von unseren Fahrzeugen gerettet und nach
Zeebrügge gebracht, im ganzen 7 Offiziere und 88 Mann.

Bei dem Vorgehen unserer Truppen am 7. Mai gegen Libau
haben unsere Ostseestreitkräfte den Angriff durch Beschießung von
See unterstützt.

13. Mai:

Im Unterhause machte Churchill die Mitteilung, daß das
Linienschiff "Goliath" in den Dardanellen torpediert
wurde und daß man den Verlust von 500 Menschenleben befürchtet.

Türkei.

9. Mai:

Das Große Hauptquartier gab gestern bekannt:

In der
Dardanellenfront versuchte der Feind, um in seinem amtlichen Be-
richt melden zu können, daß er "erfolgreich" vorgeht, Angriffe bei
Ari Burun und Seddil Bahr unter dem Schutze seiner
Schiffe. Er wurde jedoch jedesmal unter schwersten Verlusten für ihn
bis in seine Stellungen am Ufer zurückgeworfen. Vorgestern nachts
drang ein Teil der Truppen unseres linken Flügels bei Ari Burun
in die feindlichen Verschanzungen ein und erbeutete eine Menge
Schanzmaterial. Das neue Lebensmitteldepot und die An-
schiffungsstaffel des Feindes wurden dabei unter Feuer genommen.
Wir haben Gewißheit, daß der Feind Dumdumgeschosse verwendet
und das Feuer seiner Geschütze auf unsere Verwundetensammel-
plätze richtet.
An der Kaukasusfront ist die allgemeine Lage unver-
ändert. Feindliche Angriffe in der Gegend von Olty wurden
unter schweren Verlusten für den Gegner abgewiesen. Die Lage
entwickelt sich günstig für uns. In der Provinz Aserbeidschan
machten unsere Truppen in der Gegend von Dilman am 29. April
und 1. Mai sowie an den folgenden Tagen kurze Angriffe. Sie
griffen die Russen überraschend an und brachten ihnen bedeutende
Verluste bei. Unsere Truppenabteilungen operierten weiter er-
folgreich. An den übrigen Teilen der Front hat sich nichts Wich-
tiges ereignet.

Das Große Hauptquartier meldet:

An der Dardanellenfront
bei Ari Burun machte der Feind gestern nachts vier ver-
zweifelte Angriffe, wurde aber durch unsere Bajonettangriffe voll-
ständig zurückgeworfen. Der Feind erlitt sehr schwere Verluste.
Ungefähr drei seiner Bataillone wurden aufgerieben. Heute gegen
mittag brachte der Feind unaufhörlich seine zahlreichen Verwun-
deten in seine Boote.
Im Süden bei Seddil Bahr machte der Feind unter dem
Schutze des Feuers seiner Schiffe vom Meeresufer aus einen An-
griff, der dank unseres Gegenangriffes erfolglos blieb. Von den
übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts von Bedeutung zu melden.

13. Mai:

Das Große Hauptquartier gibt bekannt:

An der Dardanellen-
front ereignete sich zu Lande nichts Wichtiges. Vormittags griff
ein Teil unserer Flotte ein englisches Panzerschiff an, das sich in
der Nähe des Hafens von Morto beim Eingang der Dardanellen
befand. Das Panzerschiff wurde an drei Stellen von Geschossen
getroffen: an der Brücke des Kommandanten, in der Mitte und
achtern. Es sank sofort. Auf den übrigen Kriegsschauplätzen
ereignete sich nichts Wesentliches.
Japan und China.

Das Bureau Reuter meldet aus London unterm 9. d. M.:
Die japanische Botschaft hat ein amtliches Telegramm aus Tokio
erhalten, nach welchem China Japans letzte Note an-
genommen hat.



Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915.
[Spaltenumbruch]

Dieſe Warnung iſt am Samstag, 1. Mai, in allen führenden
amerikaniſchen Blättern (Inſeratenteil) erſchienen und am 3. Mai
im Londoner „Daily Telegraph“ in einem Kabeltelegramm mit-
geteilt worden. Die engliſche Admiralität trat der Warnung mit
der Verſicherung entgegen, daß die Amerikadampfer nichts zu
fürchten hätten, da ſie Maßregeln ergriffen habe, um die Route
der transatlantiſchen Dampfer zu ſichern. Damit hat die britiſche
Admiralität eine Bürgſchaft übernommen, für die ſie jetzt ein-
zuſtehen hat.

11. Mai:

In der Unterſuchung über die Verſenkung der „Luſitania
ſagte der Kapitän Turner aus: Als die gefährliche Zone
erreicht wurde, wurden alle Boote zum Herablaſſen klar gemacht und
alle Schotten geſchloſſen. Die Geſchwindigkeit wurde wegen Nebels
auf 15 Knoten vermindert, dann aber wieder allmählich auf
18 Knoten erhöht. Es wurden drahtloſe Telegramme empfangen,
aber keine ausgeſchickt. Plötzlich rief ein Offizier: „Da iſt ein
Torpedo!
“ Der Kapitän lief nach dieſer Seite des Dampfers
und ſah noch das Schaumband. Das Torpedo traf. Der Kapitän
ordnete an, daß die Boote ausgeſetzt würden und die Frauen und
Kinder zuerſt in Sicherheit gebracht würden. Es wurde vergeblich
verſucht, die Schnelligkeit des Schiffes herabzumindern. Es war
gefährlich, Boote herabzulaſſen, ehe die Geſchwindigkeit verringert
war. Das Schiff war noch in der Fahrt als es ſank.
Es blieb 20 Minuten lang flott. Zwei Leute waren am Auslug.
Es entſtand keine Panik. Der Kapitän ſchloß, er habe genau die
Befehle befolgt, und würde ein zweitesmal wieder ſo handeln.

*

Die deutſche Note an die Neutralen.

Der Regierung der Vereinigten Staaten von
Amerika
und den Regierungen der neutralen Mächte in
Europa iſt durch die bei ihnen beglaubigten kaiſerlichen Vertreter
eine Mitteilung folgenden Inhaltes gemacht worden:

„Die kaiſerliche Regierung bedauert aufrichtig den
Verluſt von Menſchenleben durch den Antergang der „Luſitania“,
muß jedoch jede Verantwortung ablehnen. Eng-
land hat Deutſchland durch ſeinen Aushungerungsplan zu ent-
ſprechenden Vergeltungsmaßregeln gezwungen und das deutſche
Anerbieten, für den Fall des Aufgebens des Aushungerungsplanes
den Anterſeebootskrieg einzuſtellen, mit verſchärften Blockademaß-
nahmen beantwortet.

Engliſche Handelsſchiffe können ſchon deshalb nicht
als gewöhnliche kauffahrteiſchiffe behandelt werden, weil ſie ge-
wohnheitsgemäß armiert ſind und wiederholt Angriffe auf
unſere Schiffe unternommen haben, ſo daß ſchon aus dieſem Grunde
eine Durchſuchung ausgeſchloſſen iſt. Der engliſche Parlaments-
ſekretär hat noch jüngſt auf Anfrage Lord Beresfords erklärt,
daß nunmehr ſo gut wie alle engliſchen Handelsſchiffe bewaffnet und
auch mit Handgranaten verſehen ſeien.

Aebrigens gibt die engliſche Preſſe offen zu, daß die
Luſitania“ mit gefährlicher Geſchützſtärke ausgerüſtet war.
Der kaiſerlichen Regierung iſt ferner bekannt, daß die „Luſitanta“
auf ihren letzten Reiſen wiederholt große Mengen kriegs-
material
beförderte, wie überhaupt die Cunard-Dampfer
„Mauretania“ und „Luſitania“ infolge ihrer Schnelligkeit als be-
ſonders geſchützt gegen Anterſebootsangriffe betrachtet und mit
Vorliebe zum Transport von kriegsmaterial benutzt wurden. Die
„Luſitania“ hatte auf der letzten Reiſe erwieſenermaßen
5400 kiſten Munition an Bord; auch die ſonſtige Ladung war
größtenteils konterbande.

Vor Benützung der „Luſitania“ war, abgeſehen von allge-
meiner deutſcher Warnung, noch durch den Botſchafter Grafen
Bernſtorff beſonders gewarnt worden. Die Warnung fand
jedoch ſeitens Neutraler keine Beachtung, ſeitens der Cunard-Linie
und der engliſchen Preſſe ſogar frevelhafte Verhöhnung. Wenn
England auf dieſe Warnung hin jede Gefährdung des Schiffes be-
ſtritt, das Vorhandenſein ausreichender Schutzmaßnahmen vor-
täuſchte und die Reiſenden ſo zur Mißachtung der deutſchen War-
nungen und zur Benützung eines Schiffes verführte, das nach
Armierung und Ladung der Verſenkung verfallen war, ſo trifft die
Verantwortung für den von der kaiſerlichen Regierung aufs
tiefſte beklagten Verluſt von Menſchenleben ausſchließlich die
königlich Großbritanniſche Regierung.“

*

[Spaltenumbruch]

Aus zuverläſſiger Quelle erfahren wir, daß die engliſche
Cunard-Linie und die White-Star-Line bis auf
weiteres den Dienſt völlig eingeſtellt haben. Die Agen-
turen erhielten die Anweifung, keine Fahrkarten mehr auszugeben.

*


Am 7. Mai wurde vor Zeebrügge der engliſche Zer-
ſtörer „Maori“
durch das Feuer unſerer Küſtenbatterien zum
Sinken gebracht. Der Zerſtörer „Cruſader“, der zur Unter-
ſtützung heranzukommen ſuchte, wurde gezwungen, ſich zurück-
zuziehen und ſeine ausgeſetzten Rettungsboote im Stich zu laſſen.
Die ganze Beſatzung des „Maori“ ſowie die Bootsbemannungen
des „Cruſader“ wurden von unſeren Fahrzeugen gerettet und nach
Zeebrügge gebracht, im ganzen 7 Offiziere und 88 Mann.

Bei dem Vorgehen unſerer Truppen am 7. Mai gegen Libau
haben unſere Oſtſeeſtreitkräfte den Angriff durch Beſchießung von
See unterſtützt.

13. Mai:

Im Unterhauſe machte Churchill die Mitteilung, daß das
Linienſchiff „Goliath“ in den Dardanellen torpediert
wurde und daß man den Verluſt von 500 Menſchenleben befürchtet.

Türkei.

9. Mai:

Das Große Hauptquartier gab geſtern bekannt:

In der
Dardanellenfront verſuchte der Feind, um in ſeinem amtlichen Be-
richt melden zu können, daß er „erfolgreich“ vorgeht, Angriffe bei
Ari Burun und Seddil Bahr unter dem Schutze ſeiner
Schiffe. Er wurde jedoch jedesmal unter ſchwerſten Verluſten für ihn
bis in ſeine Stellungen am Ufer zurückgeworfen. Vorgeſtern nachts
drang ein Teil der Truppen unſeres linken Flügels bei Ari Burun
in die feindlichen Verſchanzungen ein und erbeutete eine Menge
Schanzmaterial. Das neue Lebensmitteldepot und die An-
ſchiffungsſtaffel des Feindes wurden dabei unter Feuer genommen.
Wir haben Gewißheit, daß der Feind Dumdumgeſchoſſe verwendet
und das Feuer ſeiner Geſchütze auf unſere Verwundetenſammel-
plätze richtet.
An der Kaukaſusfront iſt die allgemeine Lage unver-
ändert. Feindliche Angriffe in der Gegend von Olty wurden
unter ſchweren Verluſten für den Gegner abgewieſen. Die Lage
entwickelt ſich günſtig für uns. In der Provinz Aſerbeidſchan
machten unſere Truppen in der Gegend von Dilman am 29. April
und 1. Mai ſowie an den folgenden Tagen kurze Angriffe. Sie
griffen die Ruſſen überraſchend an und brachten ihnen bedeutende
Verluſte bei. Unſere Truppenabteilungen operierten weiter er-
folgreich. An den übrigen Teilen der Front hat ſich nichts Wich-
tiges ereignet.

Das Große Hauptquartier meldet:

An der Dardanellenfront
bei Ari Burun machte der Feind geſtern nachts vier ver-
zweifelte Angriffe, wurde aber durch unſere Bajonettangriffe voll-
ſtändig zurückgeworfen. Der Feind erlitt ſehr ſchwere Verluſte.
Ungefähr drei ſeiner Bataillone wurden aufgerieben. Heute gegen
mittag brachte der Feind unaufhörlich ſeine zahlreichen Verwun-
deten in ſeine Boote.
Im Süden bei Seddil Bahr machte der Feind unter dem
Schutze des Feuers ſeiner Schiffe vom Meeresufer aus einen An-
griff, der dank unſeres Gegenangriffes erfolglos blieb. Von den
übrigen Kriegsſchauplätzen iſt nichts von Bedeutung zu melden.

13. Mai:

Das Große Hauptquartier gibt bekannt:

An der Dardanellen-
front ereignete ſich zu Lande nichts Wichtiges. Vormittags griff
ein Teil unſerer Flotte ein engliſches Panzerſchiff an, das ſich in
der Nähe des Hafens von Morto beim Eingang der Dardanellen
befand. Das Panzerſchiff wurde an drei Stellen von Geſchoſſen
getroffen: an der Brücke des Kommandanten, in der Mitte und
achtern. Es ſank ſofort. Auf den übrigen Kriegsſchauplätzen
ereignete ſich nichts Weſentliches.
Japan und China.

Das Bureau Reuter meldet aus London unterm 9. d. M.:
Die japaniſche Botſchaft hat ein amtliches Telegramm aus Tokio
erhalten, nach welchem China Japans letzte Note an-
genommen hat.



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[294/0008] Allgemeine Zeitung 15. Mai 1915. Dieſe Warnung iſt am Samstag, 1. Mai, in allen führenden amerikaniſchen Blättern (Inſeratenteil) erſchienen und am 3. Mai im Londoner „Daily Telegraph“ in einem Kabeltelegramm mit- geteilt worden. Die engliſche Admiralität trat der Warnung mit der Verſicherung entgegen, daß die Amerikadampfer nichts zu fürchten hätten, da ſie Maßregeln ergriffen habe, um die Route der transatlantiſchen Dampfer zu ſichern. Damit hat die britiſche Admiralität eine Bürgſchaft übernommen, für die ſie jetzt ein- zuſtehen hat. 11. Mai: In der Unterſuchung über die Verſenkung der „Luſitania“ ſagte der Kapitän Turner aus: Als die gefährliche Zone erreicht wurde, wurden alle Boote zum Herablaſſen klar gemacht und alle Schotten geſchloſſen. Die Geſchwindigkeit wurde wegen Nebels auf 15 Knoten vermindert, dann aber wieder allmählich auf 18 Knoten erhöht. Es wurden drahtloſe Telegramme empfangen, aber keine ausgeſchickt. Plötzlich rief ein Offizier: „Da iſt ein Torpedo!“ Der Kapitän lief nach dieſer Seite des Dampfers und ſah noch das Schaumband. Das Torpedo traf. Der Kapitän ordnete an, daß die Boote ausgeſetzt würden und die Frauen und Kinder zuerſt in Sicherheit gebracht würden. Es wurde vergeblich verſucht, die Schnelligkeit des Schiffes herabzumindern. Es war gefährlich, Boote herabzulaſſen, ehe die Geſchwindigkeit verringert war. Das Schiff war noch in der Fahrt als es ſank. Es blieb 20 Minuten lang flott. Zwei Leute waren am Auslug. Es entſtand keine Panik. Der Kapitän ſchloß, er habe genau die Befehle befolgt, und würde ein zweitesmal wieder ſo handeln. * Die deutſche Note an die Neutralen. Der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und den Regierungen der neutralen Mächte in Europa iſt durch die bei ihnen beglaubigten kaiſerlichen Vertreter eine Mitteilung folgenden Inhaltes gemacht worden: „Die kaiſerliche Regierung bedauert aufrichtig den Verluſt von Menſchenleben durch den Antergang der „Luſitania“, muß jedoch jede Verantwortung ablehnen. Eng- land hat Deutſchland durch ſeinen Aushungerungsplan zu ent- ſprechenden Vergeltungsmaßregeln gezwungen und das deutſche Anerbieten, für den Fall des Aufgebens des Aushungerungsplanes den Anterſeebootskrieg einzuſtellen, mit verſchärften Blockademaß- nahmen beantwortet. Engliſche Handelsſchiffe können ſchon deshalb nicht als gewöhnliche kauffahrteiſchiffe behandelt werden, weil ſie ge- wohnheitsgemäß armiert ſind und wiederholt Angriffe auf unſere Schiffe unternommen haben, ſo daß ſchon aus dieſem Grunde eine Durchſuchung ausgeſchloſſen iſt. Der engliſche Parlaments- ſekretär hat noch jüngſt auf Anfrage Lord Beresfords erklärt, daß nunmehr ſo gut wie alle engliſchen Handelsſchiffe bewaffnet und auch mit Handgranaten verſehen ſeien. Aebrigens gibt die engliſche Preſſe offen zu, daß die „Luſitania“ mit gefährlicher Geſchützſtärke ausgerüſtet war. Der kaiſerlichen Regierung iſt ferner bekannt, daß die „Luſitanta“ auf ihren letzten Reiſen wiederholt große Mengen kriegs- material beförderte, wie überhaupt die Cunard-Dampfer „Mauretania“ und „Luſitania“ infolge ihrer Schnelligkeit als be- ſonders geſchützt gegen Anterſebootsangriffe betrachtet und mit Vorliebe zum Transport von kriegsmaterial benutzt wurden. Die „Luſitania“ hatte auf der letzten Reiſe erwieſenermaßen 5400 kiſten Munition an Bord; auch die ſonſtige Ladung war größtenteils konterbande. Vor Benützung der „Luſitania“ war, abgeſehen von allge- meiner deutſcher Warnung, noch durch den Botſchafter Grafen Bernſtorff beſonders gewarnt worden. Die Warnung fand jedoch ſeitens Neutraler keine Beachtung, ſeitens der Cunard-Linie und der engliſchen Preſſe ſogar frevelhafte Verhöhnung. Wenn England auf dieſe Warnung hin jede Gefährdung des Schiffes be- ſtritt, das Vorhandenſein ausreichender Schutzmaßnahmen vor- täuſchte und die Reiſenden ſo zur Mißachtung der deutſchen War- nungen und zur Benützung eines Schiffes verführte, das nach Armierung und Ladung der Verſenkung verfallen war, ſo trifft die Verantwortung für den von der kaiſerlichen Regierung aufs tiefſte beklagten Verluſt von Menſchenleben ausſchließlich die königlich Großbritanniſche Regierung.“ * Aus zuverläſſiger Quelle erfahren wir, daß die engliſche Cunard-Linie und die White-Star-Line bis auf weiteres den Dienſt völlig eingeſtellt haben. Die Agen- turen erhielten die Anweifung, keine Fahrkarten mehr auszugeben. * Am 7. Mai wurde vor Zeebrügge der engliſche Zer- ſtörer „Maori“ durch das Feuer unſerer Küſtenbatterien zum Sinken gebracht. Der Zerſtörer „Cruſader“, der zur Unter- ſtützung heranzukommen ſuchte, wurde gezwungen, ſich zurück- zuziehen und ſeine ausgeſetzten Rettungsboote im Stich zu laſſen. Die ganze Beſatzung des „Maori“ ſowie die Bootsbemannungen des „Cruſader“ wurden von unſeren Fahrzeugen gerettet und nach Zeebrügge gebracht, im ganzen 7 Offiziere und 88 Mann. Bei dem Vorgehen unſerer Truppen am 7. Mai gegen Libau haben unſere Oſtſeeſtreitkräfte den Angriff durch Beſchießung von See unterſtützt. 13. Mai: Im Unterhauſe machte Churchill die Mitteilung, daß das Linienſchiff „Goliath“ in den Dardanellen torpediert wurde und daß man den Verluſt von 500 Menſchenleben befürchtet. Türkei. 9. Mai: Das Große Hauptquartier gab geſtern bekannt: In der Dardanellenfront verſuchte der Feind, um in ſeinem amtlichen Be- richt melden zu können, daß er „erfolgreich“ vorgeht, Angriffe bei Ari Burun und Seddil Bahr unter dem Schutze ſeiner Schiffe. Er wurde jedoch jedesmal unter ſchwerſten Verluſten für ihn bis in ſeine Stellungen am Ufer zurückgeworfen. Vorgeſtern nachts drang ein Teil der Truppen unſeres linken Flügels bei Ari Burun in die feindlichen Verſchanzungen ein und erbeutete eine Menge Schanzmaterial. Das neue Lebensmitteldepot und die An- ſchiffungsſtaffel des Feindes wurden dabei unter Feuer genommen. Wir haben Gewißheit, daß der Feind Dumdumgeſchoſſe verwendet und das Feuer ſeiner Geſchütze auf unſere Verwundetenſammel- plätze richtet. An der Kaukaſusfront iſt die allgemeine Lage unver- ändert. Feindliche Angriffe in der Gegend von Olty wurden unter ſchweren Verluſten für den Gegner abgewieſen. Die Lage entwickelt ſich günſtig für uns. In der Provinz Aſerbeidſchan machten unſere Truppen in der Gegend von Dilman am 29. April und 1. Mai ſowie an den folgenden Tagen kurze Angriffe. Sie griffen die Ruſſen überraſchend an und brachten ihnen bedeutende Verluſte bei. Unſere Truppenabteilungen operierten weiter er- folgreich. An den übrigen Teilen der Front hat ſich nichts Wich- tiges ereignet. Das Große Hauptquartier meldet: An der Dardanellenfront bei Ari Burun machte der Feind geſtern nachts vier ver- zweifelte Angriffe, wurde aber durch unſere Bajonettangriffe voll- ſtändig zurückgeworfen. Der Feind erlitt ſehr ſchwere Verluſte. Ungefähr drei ſeiner Bataillone wurden aufgerieben. Heute gegen mittag brachte der Feind unaufhörlich ſeine zahlreichen Verwun- deten in ſeine Boote. Im Süden bei Seddil Bahr machte der Feind unter dem Schutze des Feuers ſeiner Schiffe vom Meeresufer aus einen An- griff, der dank unſeres Gegenangriffes erfolglos blieb. Von den übrigen Kriegsſchauplätzen iſt nichts von Bedeutung zu melden. 13. Mai: Das Große Hauptquartier gibt bekannt: An der Dardanellen- front ereignete ſich zu Lande nichts Wichtiges. Vormittags griff ein Teil unſerer Flotte ein engliſches Panzerſchiff an, das ſich in der Nähe des Hafens von Morto beim Eingang der Dardanellen befand. Das Panzerſchiff wurde an drei Stellen von Geſchoſſen getroffen: an der Brücke des Kommandanten, in der Mitte und achtern. Es ſank ſofort. Auf den übrigen Kriegsſchauplätzen ereignete ſich nichts Weſentliches. Japan und China. Das Bureau Reuter meldet aus London unterm 9. d. M.: Die japaniſche Botſchaft hat ein amtliches Telegramm aus Tokio erhalten, nach welchem China Japans letzte Note an- genommen hat.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 15. Mai 1915, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine20_1915/8>, abgerufen am 23.11.2024.