Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 1. Februar 1850.[Spaltenumbruch]
aber irrig; die Sammlungen in Holstein zur Unterstützung ihrer von || München, 30 Jan. Wie erwähnt, hat in der gestrigen Ab- || München, 31 Jan. In der heutigen Abgeordnetensitzung er- # München, 31 Jan. Wie wir aus gutunterrichteter Quelle er- || München, 31 Jan. Nach dem Regierungsblatt Nro. 7 vom Regensburg, 29 Jan. Die gewaltigen Eismassen der Donau Württemberg. ** Stuttgart, 29 Jan. Bei dem lebhaften An- [Spaltenumbruch]
aber irrig; die Sammlungen in Holſtein zur Unterſtützung ihrer von || München, 30 Jan. Wie erwähnt, hat in der geſtrigen Ab- || München, 31 Jan. In der heutigen Abgeordnetenſitzung er- # München, 31 Jan. Wie wir aus gutunterrichteter Quelle er- || München, 31 Jan. Nach dem Regierungsblatt Nro. 7 vom Regensburg, 29 Jan. Die gewaltigen Eismaſſen der Donau Württemberg. ** Stuttgart, 29 Jan. Bei dem lebhaften An- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0002" n="498"/><cb/> aber irrig; die Sammlungen in Holſtein zur Unterſtützung ihrer von<lb/> der Verwaltungscommiſſion bedrängten Brüder in Schleswig beläuft ſich<lb/> ſchon auf 100,000 Mark, und wie wenig das ſchleswig-holſteiniſche Volk<lb/> zur Rache geneigt iſt zeigte ſich im vorigen Jahr als man durch freiwil-<lb/> lige Beiträge die Häuſer däniſcher Fiſcher an der Küſte wieder aufbaute,<lb/> welche ſich des Connivirens mit dem Feinde verdächtig gemacht hatten.<lb/> Endlich eben ſo unwahr iſt die Behauptung der Note daß Schleswig der<lb/> Aufnahmsort der Unzufriedenen aus allen Theilen Europa’s werden<lb/> würde. Es iſt bekannt genug daß Schleswig-Holſtein jene Unzu-<lb/> friedenen ſtets als für ſeinen Kampf um heiliges Recht unbrauchbar an-<lb/> geſehen hat, und daß niemand mit dem monarchiſchen und dem geſetzli-<lb/> chen Sinn der Schleswig-Holſteiner unzufriedener iſt als eben die „Unzu-<lb/> friedenen aus allen Theilen Europa’s.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>|| <hi rendition="#b">München,</hi> 30 Jan.</dateline><lb/> <p>Wie erwähnt, hat in der geſtrigen Ab-<lb/> geordnetenfitzung Fürſt <hi rendition="#g">Wallerſtein</hi> die Legitimation des Abg. Döl-<lb/> linger darum beanſtandet, weil dieſer ſeine Reactivirung und damit ein<lb/> Staatsamt angenommen habe und ſich ſohin einer neuen Wahl unter-<lb/> ziehen müſſe. Noch am nämlichen Tage legte Hr. <hi rendition="#g">Döllinger</hi> die bei-<lb/> den k. Reſeripte vor, deren eines unterm 31 Aug. 1847 ſeine „Verſetzung<lb/> in zeitlichen Ruheſtand“, das andere vom 24 Dec. 1849 ſeine Reactivi-<lb/> rung als Profeſſor der Kirchengeſchichte ausſpricht. Der erſte Secretär,<lb/><hi rendition="#g">Nar</hi> von Eichſtädt, hat hieraufhin heute einen Vortrag gefertigt, in wel-<lb/> chem er ausführt daß Hr. Döllinger durch ſeine Reactivirung weder ein<lb/> Staatsamt noch eine Beförderung angenommen habe, vielmehr habe er<lb/> nur zeitweiſe die Function im Staatsdienſte, nicht aber ſeine Qualität<lb/> als Staatsdiener verloren, und habe ſich einer Reactivirung nur durch<lb/> freiwillige Dimiſſion aus dem Staatsdienſt entziehen können — von einer<lb/> freien nicht mit Verluſt bedrohten Annahme eines Amtes handle es ſich<lb/> hier nicht. Hr. <hi rendition="#g">Nar</hi> beantragt daher einen Kammerbeſchluß dahin: daß<lb/> die Legitimation Döllingers durch ſeine Reactivirung weder als unter-<lb/> brochen noch als aufgehoben zu betrachten ſey. Dieſer Vor- und Antrag<lb/> wird morgen zur Berathung und Schlußfaſſung kommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>|| <hi rendition="#b">München,</hi> 31 Jan.</dateline><lb/> <p>In der heutigen Abgeordnetenſitzung er-<lb/> ſtattete der erſte Secretär <hi rendition="#g">Nar</hi> den bereits erwähnten Vortrag über die<lb/> Legitimation des Abgeordneten <hi rendition="#g">Döllinger</hi>. Nach kurzer Debatte trat<lb/> die Kammer, gegen nur wenige Stimmen aus der Linken, dem Antrag<lb/> bei, und erklärte die Legitimation Döllingers für nicht alterirt durch ſeine<lb/> neuliche Reactivirung. Gelegentlich deſſen wurde Hr. v. <hi rendition="#g">Laſſaulx</hi><lb/> wieder perſönlich gegen den Fürſten Wallerſtein — er ward deßhalb vom<lb/> Präfidenten unterbrochen — verbreitete ſich dann über die allzuhäufigen<lb/> Quiescenzen in Bayern, und benützte die Würzburger Profeſſoren-<lb/> Quiescirung von 1832 zu einer leicht verſtändlichen Anſpielung. Fürſt<lb/><hi rendition="#g">Wallerſtein</hi> weist wiederholt ſolche Digreſſionen zurück, gegen<lb/> welche ſich der Angegriffene vertheidigen müſſe, die aber gleichzeitig auch<lb/> das Anſehen der Kammer in der öffentlichen Meinung zu Grund richten.<lb/> Dem folgt ein Vortrag des Hrn. v. <hi rendition="#g">Steinsdorf,</hi> als Ausſchußreferen-<lb/> ten, über den Geſetzentwurf „die Verpflichtung zum Erſatz des bei Auf-<lb/> läufen dieſſeits des Rheins verurſachten Schadens betreffend.“ Wir<lb/> werden bei Gelegenheit der bevorſtehenden Berathung darauf zurück-<lb/> kommen. Die weiteren Gegenſtände der Tagesordnung, Vorträge des<lb/> Beſchwerde- und Petitionsausſchuſſes, boten kein Intereſſe. <hi rendition="#g">Kolb</hi> be-<lb/> gründete nur noch ſeine Anfrage über eine neuliche Aeußerung des Mini-<lb/> ſterpräſidenten, in welcher die Andeutung gefunden werden könne als ob<lb/> das Miniſterium ſein Syſtem allenfalls auch durch einen Verfaſſungs-<lb/> bruch aufrecht halten würde. Hr. v. d. <hi rendition="#g">Pfordten</hi> entgegnete darauf:<lb/> jene Deutung könne nur durch Herausreißen eines Theils ſeiner Rede<lb/> aus dem Zuſammenhang gegeben werden; dem Sinn und Zuſammenhang<lb/> nach habe er aber nicht mehr geſagt als daß man im Vereinsgeſetz der<lb/> Regierung genügende Kraft den Vereinen gegenüber gewähren ſolle; ge-<lb/> ſchähe dieß nicht, und käme kein Geſetz zu Stande, dann würden eben die<lb/> Vereine, denen zur Zeit eine geſetzliche Berechtigung nicht zur Seite ſteht,<lb/> geſchloſſen werden müſſen. Schließlich gibt der Hr. Miniſter zu ver-<lb/> ſtehen daß er künftig bei derartiger Benützung des Interpellationsrechts<lb/> von dem Recht Gebrauch machen werde — keine Antwort zu ertheilen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline># <hi rendition="#b">München,</hi> 31 Jan.</dateline><lb/> <p>Wie wir aus gutunterrichteter Quelle er-<lb/> fahren, iſt von Seite der öſterreichiſchen Regierung in der wichtigen Frage<lb/> der deutſchen Zoll- und Handelseinigung ſo eben ein bedeutender, vielleicht<lb/> ein entſcheidender Schritt vorwärts gethan worden. Wir hoffen barüber<lb/> bald Ausführlicheres berichten zu können. Jedenfalls ſteht ſo viel feſt daß<lb/> Oeſterreich in jener Frage jetzt mit aller Offenheit und Entſchiedenheit die<lb/> Initiative ergriffen, und ſeine Anträge darüber in ganz beſtimmter Weiſe<lb/> formulirt an die deutſchen Regierungen hat gelangen laſſen. Wenn wir<lb/> recht unterrichtet ſind, ſo iſt dieß in einer ebenſo umfaſſenden als präciſen<lb/> Denkſchrift des öſterreichiſchen Handelsminiſters v. Bruck über die An-<lb/> bahnung der öſterreichiſch-deutſchen Zoll- und Handelseinigung geſchehen,<lb/><cb/> die etwa unterm 26 Januar von Wien abgegangen ſeyn mag, und die den<lb/> ſämmtlichen deutſchen Regierungen ſcheint unterbreitet worden zu ſeyn.<lb/> Dieſe Denkſchrift ſoll vom höchſten Jntereſſe ſeyn, die ganze deutſche Zoll-<lb/> frage auf ihre Hauptgeſichtspunkte und einfachſten Verhältniſſe zurückfüh-<lb/> ren, und mit feſter Hand die Grundlinien zeichnen auf welchen ſich das<lb/> Werk einer allgemeinen Verſtändigung erheben kann. Die Hand aufs<lb/> Herz, wer hätte es ſich vor einem halben Jahr noch auch nur träumen laſ-<lb/> ſen daß Oeſterreich, deſſen Geſchicke damals noch ſo dunkel waren, ſchon ſo<lb/> bald in einer der wichtigſten Fragen, an welche ſelbſt die deutſche National-<lb/> verſammlung zu Frankfurt kaum ernſthaft zu denken, noch viel weniger friſch<lb/> die Hand zu legen wagte, für die volle handelspolitiſche Einigung Deutſch-<lb/> lands und Oeſterreichs die Initiative ergreifen werde? Ja gewiß, was<lb/> man auch ſagen mag, die Entwicklung iſt in den letzten Jahren raſch ge-<lb/> gangen, und ſie macht namentlich in Oeſterreich unter den Auſpicien ebenſo<lb/> einſichtsvoller als muthiger Männer Rieſenſchritte. Oder hat das öſter-<lb/> reichiſche Miniſterium ſich, in jener Lebensfrage wenigſtens, nicht muthiger<lb/> bewieſen als ſelbſt die Frankfurter Verſammlung, welche den Schwierig-<lb/> keiten derſelben mehr auszuweichen als ſie zu bemeiſtern ſuchte? Und wenn<lb/> man auf der andern Seite jetzt ebenſo umſichtig, entſchieden und muthig ent-<lb/> gegenkommt, ſo beſteht kaum noch ein Zweifel daß das große Ziel der Han-<lb/> delseinigung — ein Werk von unberechenbarer Tragweite — werde bälder<lb/> erreicht werden als man vor kurzem auch nur zu hoffen wagte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>|| <hi rendition="#b">München,</hi> 31 Jan.</dateline><lb/> <p>Nach dem Regierungsblatt Nro. 7 vom<lb/> heutigen iſt mittelſt allerhöchſter Entſchließung beſtimmt worden: daß ſich<lb/> die Beſtimmungen der Verordnung vom 28 Febr. 1838 über die Zuſtän-<lb/> digkeit der Unterbehörden in Polizeiſtraffällen in den Regierungsbezirken<lb/> dieſſeits des Rheins auf die Univerſitätspolizeidirectorien in Erlangen<lb/> und Würzburg hinſichtlich der dem Gebiete ihrer Zuſtändigkeit zugewieſe-<lb/> nen Polizeiübertretungen zu erſtrecken haben. Das Staatsminiſterium<lb/> der Juſtiz hat dem Oberappellationsgericht das früher bewilligte, aber ſeit<lb/> einer Reihe von Jahren nicht mehr ausgeübte Recht zu den vacanten Stel-<lb/> len am oberſten Gerichtshof drei Candidaten in Vorſchlag zu bringen<lb/> zurückgegeben. Während der geſtern dahier zu Ende gegangenen Schwur-<lb/> gerichtsſeſſion für das erſte Quartal des Jahres 1850 kamen in 14 Si-<lb/> tzungen 13 Fälle zur Verhandlung und Aburtheilung, nämlich 5 wegen<lb/> Raub, 5 wegen Tödtung und 3 wegen Diebſtahl; 2 Individuen wurden<lb/> freigeſprochen, die übrigen aber verurtheilt. — Der mehrmalige und<lb/> auffallend plötzliche, ſehr bedeutende Temperaturwechſel dieſer Tage, von<lb/> welchem die meteorologiſchen Beobachtungstabellen hieſigen Ortes ſeit faſt<lb/> 25 Jahren kaum ein Beiſpiel aufzuweiſen haben, erregte gegründete Be-<lb/> ſorgniſſe für den Geſundheitszuſtand unſerer Hauptſtadt, iſt indeß bis zur<lb/> Zeit ohne nachtheilige Rückwirkung geblieben, indem fortwährend die<lb/> Zahl der Erkrankungen und Todesfälle ſich im mittlern Verhältniſſe der<lb/> ſonſt in dieſer Jahreszeit hierüber geſammelten ſtatiſtiſchen Notizen<lb/> bewegt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Regensburg,</hi> 29 Jan.</dateline><lb/> <p>Die gewaltigen Eismaſſen der Donau<lb/> haben hier vorgeſtern das Flußbett des linken, an Stadtamhof vorbeifließen-<lb/> den Armes ſo ſtark verſchoben, daß der Strom in Folge der außerordent-<lb/> lichen Stauung bei Pfaffenſtein über ſein Ufer getreten iſt, und ſeit heute<lb/> Nachmittag die Straßenſtrecke zwiſchen Stadtamhof und Steinweg über-<lb/> fluthet iſt und die Communication mit Kähnen unterhalten werden muß.<lb/> Selbſt ſehr alte Perſonen werden ſich kaum einer ähnlichen Stauung des<lb/> Stromes an dieſer Stelle erinnern. 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Es handelt ſich dabei natürlich um Herſtellung derjenigen<lb/> Verbindungslinie welche ſich nach den Ergebniſſen der Vorarbeiten als<lb/> die durch die allgemeinen Verkehrsintereſſen vorzugsweiſe bedingte und<lb/> durch ihre verhältnißmäßig geringen Anlagekoſten zur Ausführung aus<lb/> Privatmitteln geeignetſte darſtellt, nämlich der Linie von Bietigheim über<lb/> Bretten nach Bruchſal. Nachdem das königl. württembergiſche Miniſte-<lb/> rium in officieller Weiſe ſeine Bereitwilligkeit erklärt hat zu einem der-<lb/> artigen Unternehmen nicht allein die erforderliche Conceſſion zu ertheilen,<lb/> ſondern auch demſelben jede thunliche Unterſtützung angedeihen zu laſſen;<lb/> nachdem ferner das großherzogl. badiſche Miniſterium ſich auf eine münd-<lb/> lich gemachte Anfrage dem Unternehmen wenigſtens nicht unbedingt ab-<lb/> geneigt gezeigt hat, haben vorgeſtern und geſtern Beſprechungen einer An-<lb/> zahl von Männern ſtattgefunden welche dieſem für die commercielle und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [498/0002]
aber irrig; die Sammlungen in Holſtein zur Unterſtützung ihrer von
der Verwaltungscommiſſion bedrängten Brüder in Schleswig beläuft ſich
ſchon auf 100,000 Mark, und wie wenig das ſchleswig-holſteiniſche Volk
zur Rache geneigt iſt zeigte ſich im vorigen Jahr als man durch freiwil-
lige Beiträge die Häuſer däniſcher Fiſcher an der Küſte wieder aufbaute,
welche ſich des Connivirens mit dem Feinde verdächtig gemacht hatten.
Endlich eben ſo unwahr iſt die Behauptung der Note daß Schleswig der
Aufnahmsort der Unzufriedenen aus allen Theilen Europa’s werden
würde. Es iſt bekannt genug daß Schleswig-Holſtein jene Unzu-
friedenen ſtets als für ſeinen Kampf um heiliges Recht unbrauchbar an-
geſehen hat, und daß niemand mit dem monarchiſchen und dem geſetzli-
chen Sinn der Schleswig-Holſteiner unzufriedener iſt als eben die „Unzu-
friedenen aus allen Theilen Europa’s.“
|| München, 30 Jan.
Wie erwähnt, hat in der geſtrigen Ab-
geordnetenfitzung Fürſt Wallerſtein die Legitimation des Abg. Döl-
linger darum beanſtandet, weil dieſer ſeine Reactivirung und damit ein
Staatsamt angenommen habe und ſich ſohin einer neuen Wahl unter-
ziehen müſſe. Noch am nämlichen Tage legte Hr. Döllinger die bei-
den k. Reſeripte vor, deren eines unterm 31 Aug. 1847 ſeine „Verſetzung
in zeitlichen Ruheſtand“, das andere vom 24 Dec. 1849 ſeine Reactivi-
rung als Profeſſor der Kirchengeſchichte ausſpricht. Der erſte Secretär,
Nar von Eichſtädt, hat hieraufhin heute einen Vortrag gefertigt, in wel-
chem er ausführt daß Hr. Döllinger durch ſeine Reactivirung weder ein
Staatsamt noch eine Beförderung angenommen habe, vielmehr habe er
nur zeitweiſe die Function im Staatsdienſte, nicht aber ſeine Qualität
als Staatsdiener verloren, und habe ſich einer Reactivirung nur durch
freiwillige Dimiſſion aus dem Staatsdienſt entziehen können — von einer
freien nicht mit Verluſt bedrohten Annahme eines Amtes handle es ſich
hier nicht. Hr. Nar beantragt daher einen Kammerbeſchluß dahin: daß
die Legitimation Döllingers durch ſeine Reactivirung weder als unter-
brochen noch als aufgehoben zu betrachten ſey. Dieſer Vor- und Antrag
wird morgen zur Berathung und Schlußfaſſung kommen.
|| München, 31 Jan.
In der heutigen Abgeordnetenſitzung er-
ſtattete der erſte Secretär Nar den bereits erwähnten Vortrag über die
Legitimation des Abgeordneten Döllinger. Nach kurzer Debatte trat
die Kammer, gegen nur wenige Stimmen aus der Linken, dem Antrag
bei, und erklärte die Legitimation Döllingers für nicht alterirt durch ſeine
neuliche Reactivirung. Gelegentlich deſſen wurde Hr. v. Laſſaulx
wieder perſönlich gegen den Fürſten Wallerſtein — er ward deßhalb vom
Präfidenten unterbrochen — verbreitete ſich dann über die allzuhäufigen
Quiescenzen in Bayern, und benützte die Würzburger Profeſſoren-
Quiescirung von 1832 zu einer leicht verſtändlichen Anſpielung. Fürſt
Wallerſtein weist wiederholt ſolche Digreſſionen zurück, gegen
welche ſich der Angegriffene vertheidigen müſſe, die aber gleichzeitig auch
das Anſehen der Kammer in der öffentlichen Meinung zu Grund richten.
Dem folgt ein Vortrag des Hrn. v. Steinsdorf, als Ausſchußreferen-
ten, über den Geſetzentwurf „die Verpflichtung zum Erſatz des bei Auf-
läufen dieſſeits des Rheins verurſachten Schadens betreffend.“ Wir
werden bei Gelegenheit der bevorſtehenden Berathung darauf zurück-
kommen. Die weiteren Gegenſtände der Tagesordnung, Vorträge des
Beſchwerde- und Petitionsausſchuſſes, boten kein Intereſſe. Kolb be-
gründete nur noch ſeine Anfrage über eine neuliche Aeußerung des Mini-
ſterpräſidenten, in welcher die Andeutung gefunden werden könne als ob
das Miniſterium ſein Syſtem allenfalls auch durch einen Verfaſſungs-
bruch aufrecht halten würde. Hr. v. d. Pfordten entgegnete darauf:
jene Deutung könne nur durch Herausreißen eines Theils ſeiner Rede
aus dem Zuſammenhang gegeben werden; dem Sinn und Zuſammenhang
nach habe er aber nicht mehr geſagt als daß man im Vereinsgeſetz der
Regierung genügende Kraft den Vereinen gegenüber gewähren ſolle; ge-
ſchähe dieß nicht, und käme kein Geſetz zu Stande, dann würden eben die
Vereine, denen zur Zeit eine geſetzliche Berechtigung nicht zur Seite ſteht,
geſchloſſen werden müſſen. Schließlich gibt der Hr. Miniſter zu ver-
ſtehen daß er künftig bei derartiger Benützung des Interpellationsrechts
von dem Recht Gebrauch machen werde — keine Antwort zu ertheilen.
# München, 31 Jan.
Wie wir aus gutunterrichteter Quelle er-
fahren, iſt von Seite der öſterreichiſchen Regierung in der wichtigen Frage
der deutſchen Zoll- und Handelseinigung ſo eben ein bedeutender, vielleicht
ein entſcheidender Schritt vorwärts gethan worden. Wir hoffen barüber
bald Ausführlicheres berichten zu können. Jedenfalls ſteht ſo viel feſt daß
Oeſterreich in jener Frage jetzt mit aller Offenheit und Entſchiedenheit die
Initiative ergriffen, und ſeine Anträge darüber in ganz beſtimmter Weiſe
formulirt an die deutſchen Regierungen hat gelangen laſſen. Wenn wir
recht unterrichtet ſind, ſo iſt dieß in einer ebenſo umfaſſenden als präciſen
Denkſchrift des öſterreichiſchen Handelsminiſters v. Bruck über die An-
bahnung der öſterreichiſch-deutſchen Zoll- und Handelseinigung geſchehen,
die etwa unterm 26 Januar von Wien abgegangen ſeyn mag, und die den
ſämmtlichen deutſchen Regierungen ſcheint unterbreitet worden zu ſeyn.
Dieſe Denkſchrift ſoll vom höchſten Jntereſſe ſeyn, die ganze deutſche Zoll-
frage auf ihre Hauptgeſichtspunkte und einfachſten Verhältniſſe zurückfüh-
ren, und mit feſter Hand die Grundlinien zeichnen auf welchen ſich das
Werk einer allgemeinen Verſtändigung erheben kann. Die Hand aufs
Herz, wer hätte es ſich vor einem halben Jahr noch auch nur träumen laſ-
ſen daß Oeſterreich, deſſen Geſchicke damals noch ſo dunkel waren, ſchon ſo
bald in einer der wichtigſten Fragen, an welche ſelbſt die deutſche National-
verſammlung zu Frankfurt kaum ernſthaft zu denken, noch viel weniger friſch
die Hand zu legen wagte, für die volle handelspolitiſche Einigung Deutſch-
lands und Oeſterreichs die Initiative ergreifen werde? Ja gewiß, was
man auch ſagen mag, die Entwicklung iſt in den letzten Jahren raſch ge-
gangen, und ſie macht namentlich in Oeſterreich unter den Auſpicien ebenſo
einſichtsvoller als muthiger Männer Rieſenſchritte. Oder hat das öſter-
reichiſche Miniſterium ſich, in jener Lebensfrage wenigſtens, nicht muthiger
bewieſen als ſelbſt die Frankfurter Verſammlung, welche den Schwierig-
keiten derſelben mehr auszuweichen als ſie zu bemeiſtern ſuchte? Und wenn
man auf der andern Seite jetzt ebenſo umſichtig, entſchieden und muthig ent-
gegenkommt, ſo beſteht kaum noch ein Zweifel daß das große Ziel der Han-
delseinigung — ein Werk von unberechenbarer Tragweite — werde bälder
erreicht werden als man vor kurzem auch nur zu hoffen wagte.
|| München, 31 Jan.
Nach dem Regierungsblatt Nro. 7 vom
heutigen iſt mittelſt allerhöchſter Entſchließung beſtimmt worden: daß ſich
die Beſtimmungen der Verordnung vom 28 Febr. 1838 über die Zuſtän-
digkeit der Unterbehörden in Polizeiſtraffällen in den Regierungsbezirken
dieſſeits des Rheins auf die Univerſitätspolizeidirectorien in Erlangen
und Würzburg hinſichtlich der dem Gebiete ihrer Zuſtändigkeit zugewieſe-
nen Polizeiübertretungen zu erſtrecken haben. Das Staatsminiſterium
der Juſtiz hat dem Oberappellationsgericht das früher bewilligte, aber ſeit
einer Reihe von Jahren nicht mehr ausgeübte Recht zu den vacanten Stel-
len am oberſten Gerichtshof drei Candidaten in Vorſchlag zu bringen
zurückgegeben. Während der geſtern dahier zu Ende gegangenen Schwur-
gerichtsſeſſion für das erſte Quartal des Jahres 1850 kamen in 14 Si-
tzungen 13 Fälle zur Verhandlung und Aburtheilung, nämlich 5 wegen
Raub, 5 wegen Tödtung und 3 wegen Diebſtahl; 2 Individuen wurden
freigeſprochen, die übrigen aber verurtheilt. — Der mehrmalige und
auffallend plötzliche, ſehr bedeutende Temperaturwechſel dieſer Tage, von
welchem die meteorologiſchen Beobachtungstabellen hieſigen Ortes ſeit faſt
25 Jahren kaum ein Beiſpiel aufzuweiſen haben, erregte gegründete Be-
ſorgniſſe für den Geſundheitszuſtand unſerer Hauptſtadt, iſt indeß bis zur
Zeit ohne nachtheilige Rückwirkung geblieben, indem fortwährend die
Zahl der Erkrankungen und Todesfälle ſich im mittlern Verhältniſſe der
ſonſt in dieſer Jahreszeit hierüber geſammelten ſtatiſtiſchen Notizen
bewegt.
Regensburg, 29 Jan.
Die gewaltigen Eismaſſen der Donau
haben hier vorgeſtern das Flußbett des linken, an Stadtamhof vorbeifließen-
den Armes ſo ſtark verſchoben, daß der Strom in Folge der außerordent-
lichen Stauung bei Pfaffenſtein über ſein Ufer getreten iſt, und ſeit heute
Nachmittag die Straßenſtrecke zwiſchen Stadtamhof und Steinweg über-
fluthet iſt und die Communication mit Kähnen unterhalten werden muß.
Selbſt ſehr alte Perſonen werden ſich kaum einer ähnlichen Stauung des
Stromes an dieſer Stelle erinnern. (Tag bl.)
Württemberg.
** Stuttgart, 29 Jan.
Bei dem lebhaften An-
iheil welchen Ihr Blatt durch eine Reihe von Mittheilungen für die Frage
der Durchführung einer ſüddeutſchen Oſtweſtbahn an den Tag gelegt hat,
dürfte die Nachricht Ihnen nicht unerwünſcht ſeyn daß man nunmehr auch
hier angefangen hat auf die Ausfüllung der Lücke, welche dermalen noch
zwiſchen dem württembergiſchen und dem badiſchen Eiſenbahnſyſtem be-
ſteht, zu denken, und entſchloſſen iſt dieſen Zweck im Wege des Privat-
unternehmens anzuſtreben, falls entſprechenden Maßregeln von Seite der
beiden Regierungen für den Augenblick nicht zu beſeitigende Hinderniſſe im
Wege ſtänden. Es handelt ſich dabei natürlich um Herſtellung derjenigen
Verbindungslinie welche ſich nach den Ergebniſſen der Vorarbeiten als
die durch die allgemeinen Verkehrsintereſſen vorzugsweiſe bedingte und
durch ihre verhältnißmäßig geringen Anlagekoſten zur Ausführung aus
Privatmitteln geeignetſte darſtellt, nämlich der Linie von Bietigheim über
Bretten nach Bruchſal. Nachdem das königl. württembergiſche Miniſte-
rium in officieller Weiſe ſeine Bereitwilligkeit erklärt hat zu einem der-
artigen Unternehmen nicht allein die erforderliche Conceſſion zu ertheilen,
ſondern auch demſelben jede thunliche Unterſtützung angedeihen zu laſſen;
nachdem ferner das großherzogl. badiſche Miniſterium ſich auf eine münd-
lich gemachte Anfrage dem Unternehmen wenigſtens nicht unbedingt ab-
geneigt gezeigt hat, haben vorgeſtern und geſtern Beſprechungen einer An-
zahl von Männern ſtattgefunden welche dieſem für die commercielle und
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(2022-02-11T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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