Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914.Allgemeine Zeitung 8. August 1914. [Spaltenumbruch]
Noch ehe dieses Telegramm seine Bestimmung erreichte, war Darauf trat die Deutsche Regierung, wie folgt in Aktion: Telegramm das Reichskanzlers an den kaiserlichen Botschafter in vom 31. Juli 1914. Dringend.Petersburg Trotz noch schwebender Vermittlungsverhandlungen und ob- Durch diese russischen Maßnahmen sind wir gezwungen wor- Telegramm des Reichskanzlers an den kaiserlichen Botschafter in vom 31. Juli 1914. Dringend.Paris Rußland hat trotz unserer noch schwebenden Vermittlungsaktion, Wir haben darauf drohenden Kriegszustand erklärt, dem Mobil- Die Mobilmachung bedeutet unvermeidlich den Krieg. Bitte Ehe jedoch die Meldung über die Ausführung dieses Auftrages Hiemit begann Rußland den Krieg gegen Deutschland. Am 2. August eröffnete Frankreich die Feindseligkeiten. Der auf den 4. ds. rasch einberufene Reichstag hatte eine für Geehrte Herren! In schicksalsschwerer Stunde habe Ich die gewählten Vertreter Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am Balkan Bei der Verfolgung ihrer berechtigten Interessen ist der ver- Mit schwerem Herzen habe ich Meine Armee gegen einen Geehrte Herren! Was menschliche Einsicht und Kraft ver- Uns kreibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der unbeugsame Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind, werden Sie An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht mein Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten und An meine Bayern! Deutschland hat den Kampf nach zwei Fronten aufgenommen. Bewegten Herzens sehen wir unsere Tapferen ins Feld ziehen. Wie unsere kapferen Soldaten draußen vor dem Feinde, so Bayern! Es gilt, das Reich zu schützen, das wir in blutigen München, den 4. August 1914. Ludwig. Kaiser Wilhelm an Heer und Marine. Das Marine-Verordnungsblatt veröffentlicht folgenden Aller- Nach 43jähriger Friedenszeit rufe ich die deutsche wehrfähige Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914. [Spaltenumbruch]
Noch ehe dieſes Telegramm ſeine Beſtimmung erreichte, war Darauf trat die Deutſche Regierung, wie folgt in Aktion: Telegramm das Reichskanzlers an den kaiſerlichen Botſchafter in vom 31. Juli 1914. Dringend.Petersburg Trotz noch ſchwebender Vermittlungsverhandlungen und ob- Durch dieſe ruſſiſchen Maßnahmen ſind wir gezwungen wor- Telegramm des Reichskanzlers an den kaiſerlichen Botſchafter in vom 31. Juli 1914. Dringend.Paris Rußland hat trotz unſerer noch ſchwebenden Vermittlungsaktion, Wir haben darauf drohenden Kriegszuſtand erklärt, dem Mobil- Die Mobilmachung bedeutet unvermeidlich den Krieg. Bitte Ehe jedoch die Meldung über die Ausführung dieſes Auftrages Hiemit begann Rußland den Krieg gegen Deutſchland. Am 2. Auguſt eröffnete Frankreich die Feindſeligkeiten. Der auf den 4. ds. raſch einberufene Reichstag hatte eine für Geehrte Herren! In ſchickſalsſchwerer Stunde habe Ich die gewählten Vertreter Die ſchwerſten Gefahren, die durch die Ereigniſſe am Balkan Bei der Verfolgung ihrer berechtigten Intereſſen iſt der ver- Mit ſchwerem Herzen habe ich Meine Armee gegen einen Geehrte Herren! Was menſchliche Einſicht und Kraft ver- Uns kreibt nicht Eroberungsluſt, uns beſeelt der unbeugſame Aus den Schriftſtücken, die Ihnen zugegangen ſind, werden Sie An die Völker und Stämme des Deutſchen Reiches ergeht mein Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um ſeine Fürſten und An meine Bayern! Deutſchland hat den Kampf nach zwei Fronten aufgenommen. Bewegten Herzens ſehen wir unſere Tapferen ins Feld ziehen. Wie unſere kapferen Soldaten draußen vor dem Feinde, ſo Bayern! Es gilt, das Reich zu ſchützen, das wir in blutigen München, den 4. Auguſt 1914. Ludwig. Kaiſer Wilhelm an Heer und Marine. 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Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914.
Noch ehe dieſes Telegramm ſeine Beſtimmung erreichte, war
die bereits am Vormittag desſelben Tages angeordnete offenſichtlich
gegen Deutſchland gerichtete Mobiliſierung der geſamten ruſſiſchen
Streitkräfte in vollem Gange.
Darauf trat die Deutſche Regierung, wie folgt in Aktion:
Telegramm das Reichskanzlers an den kaiſerlichen Botſchafter in
Petersburg
vom 31. Juli 1914. Dringend.
Trotz noch ſchwebender Vermittlungsverhandlungen und ob-
wohl wir ſelbſt bis zur Stunde keinerlei Mobilmachungsmaßnahmen
getroffen haben, hat Rußland die ganze Armee und Flotte, alſo
auch gegen uns, mobiliſiert.
Durch dieſe ruſſiſchen Maßnahmen ſind wir gezwungen wor-
den, zur Sicherung des Reiches die drohende Kriegsgefahr auszu-
ſprechen, die noch nicht Mobiliſierung bedeutet. Die Mobiliſierung
muß aber folgen, falls nicht Rußland binnen zwölf Stunden jede
Kriegsmaßnahme gegen uns und Oeſterreich-Ungarn einſtellt und
uns hierüber beſtimmte Erklärung abgibt. Bitte dies ſofort Herrn
Sſaſonow mitzuteilen und Stunde der Mitteilung drahten.
Telegramm des Reichskanzlers an den kaiſerlichen Botſchafter in
Paris
vom 31. Juli 1914. Dringend.
Rußland hat trotz unſerer noch ſchwebenden Vermittlungsaktion,
und obwohl wir ſelbſt keinerlei Mobilmachungsmaßnahmen ge-
troffen haben, Mobilmachung ſeiner geſamten Armee und Flotte,
alſo auch gegen uns, verfügt.
Wir haben darauf drohenden Kriegszuſtand erklärt, dem Mobil-
machung folgen muß, falls nicht Rußland binnen 12 Stunden
alle Kriegsmaßnahmen gegen uns und Oeſterreich einſtelle.
Die Mobilmachung bedeutet unvermeidlich den Krieg. Bitte
franzöſiſche Regierung fragen, ob ſie in einem ruſſiſch-deutſchen
Krieg neutral bleiben will. Antwort muß binnen 18 Stunden er-
folgen. Sofort Stunde der geſtellten Anfrage drahten. Größte
Eile geboten.
Ehe jedoch die Meldung über die Ausführung dieſes Auftrages
einlief, überſchritten ruſſiſche Truppen am 1. Auguſt die deutſche
Grenze und rückten auf deutſchem Gebiet vor.
Hiemit begann Rußland den Krieg gegen Deutſchland.
Am 2. Auguſt eröffnete Frankreich die Feindſeligkeiten.
Der auf den 4. ds. raſch einberufene Reichstag hatte eine für
ewig denkwürdige einzige Sitzung, nachdem Se. Majeſtät der
Kaiſer ihn im Weißen Saale mit markigen Worten eröffnet hatte.
Der Reichskanzler legte rückhaltlos die wahre Situation dar, und
der wiedergewählte 1. Präſident Dr. Kaempf gab der Situation
in zu Herzen gehender Weiſe Ausdruck. Faſt unmittelbar darauf
forderte der engliſche Botſchafter ſeine Päſſe und erklärte den Krieg
unter dem Vorwande unſerer Vorletzung der Neutralität Belgiens.
Wir ſchließen im Nachſtehenden die Vorlage der zeitgeſchichtlichen
Dokumente mit der Thronrede des Kaiſers, mit der er am 4. ds.
die außerordentliche Seſſion des Reichstages eröffnet hat, und laſſen
ihr das vom ſelben Tage datierte kraftvolle Manifeſt unſeres Königs
folgen:
Geehrte Herren!
In ſchickſalsſchwerer Stunde habe Ich die gewählten Vertreter
des deutſchen Volkes um Mich verſammelt. Faſt ein halbes Jahr-
hundert lang konnten wir auf dem Wege des Friedens verharren.
Verſuche, Deutſchland kriegeriſche Neigungen anzudichten und ſeine
Stellung in der Welt einzuengen, haben unſeres Volkes Geduld
oft auf harte Proben geſtellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat
Meine Regierung auch unter herausfordernden Amſtänden die
Entwicklung aller ſittlichen, geiſtigen und wirtſchaftlichen Kräfte als
höchſtes Ziel verfolgt. Die Welt iſt Zeuge geweſen, wie uner-
müdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten Jahre in
erſter Reihe ſtanden, um den Völkern Europas einen Krieg
zwiſchen den Großmächten zu erſparen.
Die ſchwerſten Gefahren, die durch die Ereigniſſe am Balkan
heraufbeſchworen waren, ſchienen überwunden zu ſein. Da tat
ſich mit der Ermordung Meines Freundes, des Erzherzogs Franz
Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher Verbündeter, der Kaiſer
und König Franz Joſeph, war gezwungen, zu den Waffen zu grei-
fen, um die Sicherheit ſeines Reiches gegen gefährliche Umtriebe aus
einem Nachbarſtaat zu verteidigen.
Bei der Verfolgung ihrer berechtigten Intereſſen iſt der ver-
bündeten Monarchie das ruſſiſche Reich in den Weg getreten. An
die Seite Oeſterreich-Ungarns ruft uns nicht nur unſere Bündnis-
pflicht. Uns fällt zugleich die gewaltige Aufgabe zu, mit der
alten Kulturgemeinſchaft der beiden Reiche unſere eigene Stellung
gegen den Anſturm feindlicher Kräfte zu ſchirmen.
Mit ſchwerem Herzen habe ich Meine Armee gegen einen
Nachbar mobiliſieren müſſen, mit dem ſie auf ſo vielen Schlacht-
feldern gemeinſam gefochten hat. Mit aufrichtigem Leid ſah ich
eine von Deutſchland treu bewahrte Freundſchaft zerbrechen. Die
kaiſerlich ruſſiſche Regierung hat ſich, dem Drängen eines uner-
ſättlichen Nationalismus nachgebend, für einen Staat eingeſetzt,
der durch Begünſtigung verbrecheriſcher Anſchläge das Unheil dieſes
Krieges veranlaßte. Daß auch Frankreich ſich auf die Seite unſerer
Gegner geſtellt hat, konnte uns nicht überraſchen. Zu oft ſind
unſere Bemühungen, mit der franzöſiſchen Republik zu freund-
licheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoffnungen und alten
Groll geſtoßen.
Geehrte Herren! Was menſchliche Einſicht und Kraft ver-
mag, um ein Volk für die letzten Entſcheidungen zu wappnen,
das iſt mit Ihrer patriotiſchen Hilfe geſchehen. Die Feindſelig-
keit, die im Oſten und Weſten ſeit langer Zeit um ſich gegriffen
hat, iſt nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegenwärtige
Lage ging nicht aus vorübergehenden Intereſſenkonflikten oder diplo-
matiſchen Konſtellationen hervor, ſie iſt das Ergebnis eines ſeit
langen Jahren tätigen Uebelwollens gegen die Macht und das
Gedeihen des Deutſchen Reiches.
Uns kreibt nicht Eroberungsluſt, uns beſeelt der unbeugſame
Wille, den Platz zu bewahren, auf den Gott uns geſtellt hat, für
uns und alle kommenden Geſchlechter.
Aus den Schriftſtücken, die Ihnen zugegangen ſind, werden Sie
erſehen, wie meine Regierung und vor allem mein Kanzler bis zum
letzten Augenblick bemüht waren, das Aeußerſte abzuwenden. In
aufgedrungener Notwehr, mit reinem Gewiſſen und reiner Hand
ergreifen wir das Schwert.
An die Völker und Stämme des Deutſchen Reiches ergeht mein
Ruf, mit geſamter Kraft, in brüderlichem Zuſammenſtehen mit unſe-
ren Bundesgenoſſen zu verteidigen, was wir in friedlicher Arbeit
geſchaffen haben. Nach dem Beiſpiel unſerer Väter, feſt und getreu,
ernſt und ritterlich, demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem
Feind, ſo vertrauen wir der ewigen Allmacht, die unſere Abwehr
ſtärken und zu einem guten Ende lenken wolle!
Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um ſeine Fürſten und
Führer geſchart, das ganze deutſche Volk. Faſſen Sie Ihre Ent-
ſchlüſſe einmütig und ſchnell, das iſt mein inniger Wunſch.
An meine Bayern!
Deutſchland hat den Kampf nach zwei Fronten aufgenommen.
Der Druck der Ungewißheit iſt von uns gewichen, das deutſche
Volk weiß, wer ſeine Gegner ſind. In ruhigem Ernſt, erfüllt von
Gottvertrauen und Zuverſicht, ſcharen unſere wehrhaften Männer
ſich um die Fahnen. Es gibt kein Haus, das nicht teil hätte an
dieſem frevelhaft uns aufgedrungenen Krieg.
Bewegten Herzens ſehen wir unſere Tapferen ins Feld ziehen.
Der Kampf, der unſer Heer erwartet, geht um die heiligſten Güter;
um unſere Ehre und Exiſtenz. Gott hat das deutſche Volk in vier
Jahrzehnten raſtloſer Arbeit groß und ſtark gemacht, er hat unſer
Friedenswerk ſichtbar geſegnet. Er wird mit unſerer Sache ſein,
die gut und gerecht iſt.
Wie unſere kapferen Soldaten draußen vor dem Feinde, ſo
ſtelle auch zu Hauſe jeder ſeinen Mann. Wollen wir, jeder nach
ſeiner Kraft, im eigenen Lande Helfer ſein für die, die hinaus-
gezogen ſind, um mit ſtarker Hand den Herd der Väter zu ver-
teidigen! Tue jeder freudig die Pflicht, die ſein vaterländiſches
Empfinden ihn übernehmen heißt! Frauen und Töchter ſind dem
dem Land mit tatkräftigem Beiſpiel vorangegangen.
Bayern! Es gilt, das Reich zu ſchützen, das wir in blutigen
Kämpfen miterſtritten haben. Wir kennen unſere Soldaten und
wiſſen, was wir von ihrem Mut, ihrer Manneszucht und Opfer-
willigkeit zu erwarten haben. Gott ſegne unſer tapferes deutſches
Heer, unſere machtvolle Flotte und unſere treuen öſterreichiſch-
ungariſchen Waffenbrüder! Er ſchütze den Kaiſer, unſer großes
deutſches Vaterland, unſer geliebtes Bayern!
München, den 4. Auguſt 1914.
Ludwig.
Kaiſer Wilhelm an Heer und Marine.
Das Marine-Verordnungsblatt veröffentlicht folgenden Aller-
höchſten Erlaß an das deutſche Heer und die deutſche Marine:
Nach 43jähriger Friedenszeit rufe ich die deutſche wehrfähige
Mannſchaft zu den Waffen.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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