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Allgemeine Zeitung, Nr. 342, 10. Dezember 1890.

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Morgenblatt Ur. 342. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 10. December 1890.

schen Depesche zufolge hat das Duell zwischen Cavallotti
und Sacerdoti gestern stattgefunden. Der Letztere wurde
leicht verwundet.



Bayerische Chronik.
München, 9. December.

* Die Festlichkeiten zur Feier des 70. Geburts-
tages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten
beginnen
bereits, wie wir hören, am 11. März. Vormittags findet in den
Hauptlirchen der Stadt Gottesdienst mit seierlicher Aufsahrt statt,
nach der Kirche Militärparade nach Bestimmung der hiezu compe-
tenten Vehörden. Nachmittags folgt Gratulation der Kinder und
Körperschaften. Begleitet von Trommelschlag, ziehen um 2 Uhr
in frischem, lustigem Zuge die Kinder der vier oberen Classen der
hiesigen Volksschulen von ihren Schulhäusern gegen die königliche
Residenz; sie tragen blau-weiße Fahnen und mit flatternden Bän-
dern geschmückte Stäbe, die Knaben Tannenreiser auf den Hüten,
die Mädchen blau-weiße Schleifen und Schärpen. In dem Säulen-
hof der kgl. Residenz nehmen die Kinder Aufstellung; eine Abord-
nung der Lehrer bittet Se. kgl. Hoheit, den Glückwunsch der Kinder
als erste Gratulation entgegeunehmen zu wollen. Die Kinder
singen ein Huldigungslied, und während des Gesanges überreicht
je ein Knabe und ein Mädchen von jeder Schule dem hehen
Jubilar eine Blumenspende. Nach der Absingung des Vaterlands-
liedes "Heil unserm König Heil" verläßt die Schuljugend den
Residenzhof. Abends 6 Uhr laden die Glocken zu einer Andacht
in den hell erleuchteten Kirchen für die Eltern des Regenten ein.
8 Ubr Abends ist ein Fackelzug von der studirenden Jugend, den
Schülern der kgl. Akademie der bildenden Künste, der Technischen
Hochschule und den Studirenden der kgl. Universität geplant. Der
Festtag selbst wird ein recht feierliches Gepräge erhalten: Trom-
petenfanfaren werden vom Valcon des Nathhauses den Anbruch
des Jubeltages verkünden; auf diesen Morgengruß antwortet das
Geläute sämmtlicher Glocken. Die Flaggen an den Masten vor
der Feldherrnhalle werden gehißt und begrüßt durch die von der
Residenzwache ausgehende Tag Reveille. Kanonendonner wird sich
in das Gelänte der Glocken mischen. Die Aufstellung des Zuges
erfolgt um 10 Uhr. Allen vorans trägt ein Reiter die Standarte
der Stadt, begleitet von einer Ehrenwache und von Fanfaren-
bläsern zu Pferd. In festlich geschmückten Wagen folgt eine Ab-
ordnung des Magistrats und des Collegiums; 30 Vürger zu Pferd
geben ihnen das Geleite. Es folgen die Abordnungen aus den
Provinzen in ihrer ländlichen Tracht etc.



Der Magistrat hat die Gemeindeumlage auf
695,080 M. oder 100 Proceut der Staatssteuer festgesetzt. Zur Schulden-
tilgung werden nächstes Jahr 134,446 M. verwendet.

Dec. Bei der gestrigen Gemeindewahl
siegten die Liberalen.

Volkszählung. Das Nesultat der
Volkßählung dahier ist 12,438 (1885: 12,502, 1880: 12,601) Personen,
159 hiesige Eimvohner waren ortsabwesend.

Nach dem provisorischen Ergebniß der
Volkszählung ergibt sich für die hiesige Stadt eine Seelenzahl von
75,523 gegen 65,005 im Jahre 1885, demnach eine Zunahme
von 9618.



Telegraphische Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Das "Fremdenblatt" meldet: Die
Sitzungen betressend die Vertragsverhandlungen mit
Deutschland
sind heute Vormittags im Auswärtigen Amte
wieder aufgenommen worden und dürften bis Weihnachten dauern.
Inzwischen werden im österreichischen Handelsministerium noch im
Laufe dieser Woche Enqueten beginnen, um die Anschanungen der
verschiedenen Interessentengruppen, welche bei diesen Verhandlungen
in Frage kommen, auzuhören.

Der Nationalrath hat bei Berathung
des Auslieferungsgesetzes die Auslieferung wegen politi-
scher
Verbrechen und Vergehen bewilligt, wenn dieselben vor-
wiegend den Charakter gemeiner Verbrechen haben.



Telegramme des Wolff'schen Bureans.

Der Kaiser und die Kaiserin nahmen
heute früh um 9 Uhr das Abendmahl in der Friedenskirche. --
Die Commission zur Vorberathung des Gesetzentwurfes, betreffend
die öffentliche Volksschule, hat die Abgg. Francke (Tondern)
zum Vorsinenden, Wessel zum Stellvertreter und Dr. Kropatscheck,
Schumacher, Olzem und Krebs zu Schriftführern gewählt.

Die "Krenzztg." erklärt die Meldung
einiger Blätter, der Präsident des Oberlirchenraths, Dr. Hermes,
habe sein Entlassungsgesuch eingereicht, für thatsächlich
unrichtig.

Der Präsident des Neichsinvalidensonds,
Dr. O. Michaelis, ist gestorben.

(Olto Michaelis war am 12. September 1826 zu Lübbecke
in Westfalen geboren, studirte in Bonn und Berlin Jurisprudenz
und begann im Herbst 1847 in Paderborn die richterliche Lauf-
bahn. Im Jahre 1849 wurde er wegen eines Preßvergehens an-
geklagt, freigesprochen, jodoch aus dem Justizdienst entlassen. Er widmete
sich nun der Publicistik und ward im Jahre 1851 Redacteur des
volkswirthschaftlichen Theiles der "National-Zeitung". Im Jahre 1858
war er Mitbegründer des Congresses deutscher Volkswirthe in Gotha, in
dessen Mitte das erste Flämmchen der Einheitsbewegung wieder auf-
loderte, ein Kreis von Männern, aus welchem im nächsten Jahre
der Nationalverein hervorging. Im Berein mit Jules Faucher
gab Michaelis dann die "Vierteljahrsschrift für Volkswirthschaft
und Culturgeschichte" heraus. Im Jahre 1861 in das prenßische
Abgeordnetenhaus gewählt, gehörte er zu den wenigen Liberalen,
welche im Herbst 1864 die Bismarck'sche auswärtige Politik zu
versteben und sich ihr zu nähern begannen. Im Jahre 1867 in
den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt, schloß Michaelis
sich der nationalliberalen Partei an, noch in demselben Jahre
wurde er in das Bundeskanzleramt berufen. Im Jahre 1872
wurde er Director der Finanzabtheilung des damaligen Reichs-
kanzleramts und nach der großen Wendung in der Zoll- und
Wirthschaftspolitik trat Michaelis, ein entschiedener Freihändler, aus
dem politischen Dienst als Vorsitzender an die Spitze der
Verwaktung des Invalidenfonds. An der Gesetzgebung des Reiches
auf wirthschafklichem Gebiet hat er, wie überhaupt an der auf die
Herstellung der deutschen Einheit gerichteten Bewegung, einen her-
vorragenden Antheil genommen.)

In der heutigen Schulfragenconferenz
sprachen sich dem "Reichs-Anzeiger" zufolge Dr. Schrader (Halle) und
Dr. Kropatscheck (Berlin) gegen die Schmälerung des altsprachlichen
Unterrichts in den Gymnasien aus. Schrader hält nur die Entlastung der
Schüler in Rebenfächern und die Verminderung der Stundenzahl zum
Zweck eines vermehrten häuslichen Studiums für wünschenswerth.
[Spaltenumbruch] Professor Paulsen (Berlin) äußert sich gleichfalls gegen die Ver-
ringerung des altsprachlichen Unterrichts, hält indeß eine innere
Um formung des Unterrichts für möglich, und die freiere Ent-
wicklung der Anstalten wie der Schüler für wünschenswerth.
Major Fleck und Geh. Oberregierungsrath Lüders sprachen als
Commissare des Kriegsministers und des Handelsministers. Hof-
prediger Frommel gab den Klagen der Eltern über die Ueber-
bürdung der Schüler Ausdruck, und Geh.-Nath Hinzpeter nahm
Gelegenheit, dankbar anzuerkennen, daß das Kasseler Gymnasium
an seinem kaiserlichen Zögling feine Schuldigkeit voll gethan und
alle Erwartungen in hohem Maße ersüllt habe. Im weiteren
Berlaufe der Sitzung sprachen noch Dr. Goering, Director
Holzmüller-Hagen und Fürstbischof Dr. Kopp. Die Dis-
cussion über Frage III (Einschränkung der Unterrichtsstunden in
den alten Sprachen in den Gymnasien) wurde beendet; die Ab-
stimmung erfolgt aber erst nach Erledigung der Fragen I über die
Beibehaltung der bestehenden Arten von höheren Schulen und IV.
(Beibehaltung der im Jahre 1882 angeordneten Verstärkung des
Lateins in den Realgymnasien). Die nächste Sitzung beginnt am
Mittwoch um 10 Uhr.

Dem "Hamb. Corresp." zufolge ist
Johann Orths Schiff "Margareth" von der Hamburger Vark
"Maria Mercedes" zuletzt am 31. Juli mit 6 anderen Schiffen vor
den Ausläufern des Gebirges Cap Horn während eines furchtbaren
Orkans bei 15 Grad Kälte gesehen worden. -- Dem genannten Blatte
zufolge ist in Sachen des Cigarrenarbeiterstrikes die gestrige
Notiz über das Interesse des Kaisers an dem Strike und die Reise
des Vorsitzenden des Fabricantenvereins nach Berlin insofern nicht
ganz zutreffend, als der Vorsitzende nicht zum Vortrag befohlen ist,
sondern Informationen durch die Vehörden eingezogen werden.

Die heutige Kammersitzung fand vor
überfüllten Tribünen statt. Eine Commission der Kammer empfing
den Großherzog an der Treppe des Gebäudes, der Großherzog trug
die große nassauische Generalsuniform, der Erbgroßherzog die
Paradeuniform der österreichischen Husaren, beide hatten das Band
des goldenen Löwen angelegt. Die Großherzogin wohnte mit ihren
Hosdamen in Trauerkleidern der Feier in einer Loge bei. Nachdem
der Großherzog auf dem Throne Platz genommen, verlas er sitzend,
bedeckten Hauptes, solgende Rede:

"Völker wie einzelne Menschen
haben Tage der Trauer und des Schmerzes. Der Heimgang des
Königs-Großherzogs ist ein herber Verlust für das Land, wie Sie
selbst in einem Gefühle, das Sie ehrt, feierlich ausgesprochen.
König Wilhelms des Dritten Regierung ist für Luxemburg eine
lange Zeit des Friedens und des Glückes gewesen, unter dem
Schutze der Freiheit ist ihm eine ungeahnte Wohlfahrt erblüht, die
Autonomie, die Unabhängigkeit des Landes haben immer tiefere
Wurzeln geschlagen. Dieses Werk, wolches Mir und Meinem Sohne
stets ein Vorbild sein wird, sichert dem unvergeßlichen Fürsten die Dank-
barkeit eines freien glücklichen Volkes als schönsten Lohn. Mit Wilhelm
dem Dritten hat sich die Gruft der altehrwürdigen Kirche zu Delft
über der slerblichen Hülle desjenigen geschlossen, welcher in der
langen Reihe der der jüngeren Linie unseres Hauses entsprossenen
glorreichen Fürsten als letzter dagestanden. Mebreren von ihnen
gebührt in der Geschichte Luxemburgs ein ehrenvoller Platz.
Könige sterben -- Dynastien erlöschen, die Völker leben fort, die
Pflicht der Hinterbliebenen ist es, das Andenken ihrer Fürsten
zu ehren, welche dem Wohle des Landes ihre Thätigkeit unablässig
gewidmet haben. Das Luxemburger Volk und seine Fürsten wer-
den dieser heiligen Pslicht stets gerecht werden. Die Landesver-
fassung, die nassauischen Hausgesetze und die europäischen Verträge
berufen Mich auf den Thron des Großherzogthums. Ich bin Mir
der schweren Pflichten bewußt, die auf Mich mit der Krone über-
gegangen sind. Zur Wahrnehmung derselben in guten wie schweren
Tagen bedarf Ich Ihres hingebenden Vertrauens. Ich weiß wohl,
daß es leichter ist, Herzen zu gewinnen, als Liebe und Zuneigung
derselben dauernd zu bewahren. Ihre treue Mitwirkung wie un-
wandelbare Unterstützung auch in Zukunst zu finden, wird der
Gegenstand Meiues Bestrebens seien. Wir alle sind tief durchdrungen
von dem Ernste des Augenblicks, in welchem die Verbindung des
schönen Luxemburger Landes mit dem Hause, dem ich vorstehe, sich
vollzieht. Gott wolle den Bund segnen durch Festigkeit und
Cedeihen! Dem Himmel sei dafür gedankt, daß Mir im vor
gerückten Alter noch beschieden ist, Meine letzten Kräfte in den
Dienst des theuren Vaterlandes zu stellen."

Hieran schloß sich die
Verlesung der Eidesformel, worauf die Sitzung vertagt wurde und
der Großherzog unter dem Zuruf der Abgeordneten die Kammer
verließ. Nach Wiederausnahme der Sitzung verlas der Vicepräsi-
dent Simons den folgenden Adreßentwurf, welcher mit Acclama-
tion angenommen wurde:

"Ihr erster Gedanke war dem Nachruf
des Königs gewidmet; Sie können überzeugt sein, daß das Luxem-
burger Volk sein Andenken heilig bewahren wird. Freiheit und
Wohlstand, Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Landes sind
fortan Ihrem Schutz unterstellt. Die Luxemburger sind mit Leib
und Seele ihrem Landesfürsten ergeben und werden immer mit
Ihnen ihr unschätzbares Gut fördern und vertheidigen. Mit Ihnen
wünschen wir, Gott möge die Verbindung mit Ihrem Hause
segnen. Sie wird durch gegenseitiges Vertrauen und Anhänglich-
keit besruchtet. Sie bringen auf den Thron die große Menschen-
kenntniß eines nicht ohne Vitterkeit verbrachten Lebens mit. Mögen
Sie, die Großherzogin, Ihre Gemahlin, und Ihr Sohn glückliche
Tage auf dem Luxemburger Boden, Ihrem neuen Vaterlande,
finden!"

Die Sitzung wurde darauf bis Dienstag vertagt; die
Adresse wird morgen durch einen Kammerausschuß überreicht werden.

Der Kaiser hat heute die deutschen und
die österreichisch-ungarischen Delegirten für die Handelsvertrags-
verhandlungen zur Tafel geladen. Das "Militärverordnungsbl." meldet:
Der Kaiser verordnete die Versetzung des Dragoner-Rittmeisters
Erzherzogs Franz Salvator zu dem Dragoner-Regiment Nr. 15
und ordnete an, daß das Infanterie-Regiment Herzog Adolf von
Nassau Nr. 15 künftig den Namen "Adolf, Großherzog von
Luxemburg" sühren solle. -- Das Festungsartillerie-Regiment Nr. 1
hat den Namen des Kaisers Franz Joseph, die folgenden
Festungsartillerie-Regimenter haben für immerwährende Zeiten
nachstehende Namen zu führen: Nr. 3 Feldmarschall Franz Fürst
Kinsky.
Nr. 4 Feldmarschall Josef Graf Colloredo, Nr. 50
Feldzeugmeister Johann Freiherr von Ramsay, außerdem wurden
fünf Feldmarschalllieutenants zu Oberstinhabern ernannt.

Zu dem heutigen Deiner beim Kaiser
waren außer den deutschen, österreichischen und ungarischen
Handelsvertragsdelegirten auch die Minister Graf Kalnoky, Graf
Taaffe, Graf Falkenhayn, v. Dunajewski, Marquis Bacquehem,
Baron Orczy und Sectionschef v. Szögyenyi geladen. -- Der
österreichische Bergarbeitertag nahm eine Resolution
an, derzufolge der Strike, obwohl eine unentbehrliche Waffe,
nur dann anzuwenden sei, wenn die Lage des Marktes und die
eigene Stärke Erfolg versprechen, überhaupt kein anderes Mittel
mehr helfe. Ferner wurde beschlossen, den nächstjährigen inter-
nationalen Bergarbeitercongreß in Paris zu beschicken und erklärt,
der Vergarbeitertag stehe auf dem Standpunkte der internationalen
socialdemokratischen Partei; jedoch wurden die Delegirten aufgefor-
dert, im Falle von Maßregelungen durch Arbeitgeber unbedingt
auf dem Boden des Gesetzes zu verharren und Ausschreitungen zu
verhüten.

Das Abgeordnetenhaus setzte die
Debatte über die Ungarische Waffenfabrik fort. Der
Minister Varon Fejervary erklärte, wenn die Ungarische Waffen-
fabrik derart informirte, wie er ausgeführt habe, dann habe sie
ihn wissentlich falsch informirt. Gegenüber den Behauptungen von
Börsenspeculationen erklärte der Minister, er müsse, so lange ihm
nicht gehörig erwiesene Thatsachen vorlägen, das, was geschehen
sei, als correct geschehen betrachten. Der Minister bat, den Be-
richt zur Kenntniß zu nehmen. Graf Apponyi befürwortete die
Entsendung eines parlamentarischen Untersuchungscomites. Die
Debatte wurde auf morgen vertagt.

Nach einer dem hiesigen portugiesischen
Geschäftsträger zugegangenen Depesche aus Mozambique sind
die portugiesischen Beamten Paiva und Andrade sofort
wieder in Freiheit gesetzt worden.

Das Oberhaus hat in dritter
Lesung die irische Kartoffel- und Saat-Bill
ange-
nommen.

Im Unterhaufe erklärte Slaats-
secretär Fergusson, die portugiesischen Berichte über den jüngsten
Zusammenstoß in Südafrika behaupteten allerdings, die Eng-
länder seien die Angreifer gewefen; die englische Regierung habe
aber keinen Grund, an der Richtigkeit der Mittheilungen des Ober-
commissars der Capcolonie zu zweifeln. Oberhaus und Unterhaus
vertagten sich darauf bis zum 22. Januar.

Die Blätter melden: Die November-
einnahmen der indirecten Steuern und Monopole
übersteigen um 3,700,000 Francs den Voranschlag und
um 3,600,000 Francs die vorjährigen Einnahmen. Ein Mehr-
ergebniß gegenüber dem Voranschlag weisen die indirecten
Contributionen auf mit 2,900,000 Francs, Zucker mit 2,200,000
Francs, Forsten mit 1,200,000 Francs, ein Mindereiträgniß
die Zölle mit 1,800,000 Francs, die Monopole mit 870,000
Francs. -- "Monde" und "Univers" publiciren einen Brief
des Cardinals Rampolla an einen sranzösischen Bischof,
welcher beim Papste wegen der Kundgebung des Erzbischofs
Lavigerie
angefragt hatte. Derselbe führt aus, die katholische
Kirche habe weder in ihrer Verfassung, noch in ihren Doctrinen
etwas, das irgendeiner Regierungsform widerstrebe, denn jede
könne mit Gerechtigkeit und Klugheit gehandhabt werden und
einen ausgezeichneten Gesellschaftszustand aufrechterhalten. Der
apostolische Stuhl respectire nicht nur die bürgerlichen Gewalten,
sondern unterhalte auch diplomatische Beziehungen mit ihnen.
Die Gläubigen möchten deßhalb, falls nicht besonderer Grund
entgegensteht, an den öffentlichen Angelegenheiten theilnehmen,
damit der heilsame Einfluß der Religion zum Staatswohle
beitrage. Die französischen Katholiken würden nützlicher handeln,
wenn sie diesen Weg wandelten. -- Das "Echo de Paris"
meldet: Die Cavallerieofficier-Cadres werden
binnen Jahresfrist von 3680 auf 3608 reducirt.

Um den Klagen der Zuckerrüben-
und Zuckerindustrie
zu begegnen, schlug der Ackerbauminister
der Budgetcommission ein Bestenerungssystem vor, wonach die
Belastung des Zuckers auf 7,25, resp. 7 Frcs. herabgesetzt wird.
Inländischen Zuckerfabricanten, welche auf den Vortheil, den sie
über die gesetzliche Steuerbelastung hinaus aus der Zuckerprämie
ziehen, verzichten, soll ferner für die Campagne 1890/91 ein
steuerfreies Quantum von 20 Proc. der wirklich producirten Zucker-
menge zugestanden werden. -- Die Zollcommission nahm den
von der Regierung beantragten Zoll von 5 Frcs. auf Getreide
an. -- Eine Verfammlung der Rechten beschloß, sich, wie
in früheren Jahren, der Abstimmung über das Budget zu ent-
halten.

Der "Temps" bestätigt, daß die jüngst
mit dem Paketboot "Caledonien" aus Tonaking zurückgekehrten
Soldaten in gesundheitswidrigster Weise bebandelt und unter-
gebracht waren, sagt aber, daß die Verantwortung hiefür nicht die
Marineverwaltung, sondern die Colonialbehörden treffe. -- Ein
Geschäftsdiener eines hiesigen Wechselmaklers veruntreute, um
seine Börsenverluste zu decken, 2500 Stück Obligationen im Vetrage
von 800,000 Frcs.; der Diener wurde verhaftet. Bei demselben
wurden 200 Stück Obligationen vorgefunden, außerdem 1200 bei
verschiedenen Bankhäufern.

Dr. Dujardin-Beaumez hat in der beuti-
gen zweiten Conferenz über die Koch'sche Heilmethode Folgen-
des constatirt: Der Zustand mehrerer Kranker verschlimmerte sich
nach den ersten Einspritzungen und blieb bei einigen anderen ohne
sichtbare Besserung. Er glanbt nicht, daß dies ein Grund sei, die
Behandlung aufzugeben, meint jedoch, zuvörderst hätten mehr Er-
fahrungen gesammelt werden müssen, bevor das Heilmittel bei
Menschen zur Anwendung gelangte.

Gestern Nacht ist das
hiesige Theatre des Barietes vollständig niederge-
brannt.
Es ist kein Verlust an Menschenleben zu beklagen. --
Graf Herbert Bismarck war gestern beim Generaldirector
der Zölle, Pallain, zum Deiner geladen.

Der König hat die Demission des
Schatzministers Giolitti,
der zugleich interimistischer Finanz-
minister war, angenommen und mit der Leitung des Finanz-
ministeriums Grimaldi betraut, der auch das Schatzministerium
interimistisch übernimmt. Grimaldi hat sein Amt bereits über-
nommen.

Der Fürst von Montenegro und
die Herzogin von Leuchtenberg sind hier angekommen. Der Fürst
reiste nach Bologna, die Herzogin nach Neapel weiter.

Die Wahlen zur Erneuerung der
Hälfte der Generalräthe hatten einen großen Erfolg für die
Regierung, in allen Hauptstädten außer Madrid, Saragossa und
Valladolid wurden Conservative gewählt, in 42 von 49 Provinzen
sind die Anhänger der Regierung durchgedrungen, im ganzen sind
212 Conservative gewählt; die Zahl der Oppositionscandidaten
aller Schattirungen beträgt 93, wovon 12 Carlisten; die Possi-
bilisten haben fast ebensoviel Sitze erlangt, wie die Fusionisten.

Das Decret betreffs Auflösung
der Cortes
dürfte vor Weihnachten erscheinen. Die allgemeinen
Corteswahlen finden am 1. Februar, der Zusammentritt der
Kammer am 4. März statt.

Das Kaiserpaar hat das
Institut des Großherzogs von Oldenburg besucht,
woselbst in deren Beisein ein Lupuskranker mit Koch'scher
Lymphe
geimpft wurde. Gestern wohnte das Kaiserpaar dem
Feste der Georgs-Ritter im Winterpalais bei.

Die Skupschtina hat den Entwurf,
betreffend die Ertheilung einer Concession an Marshall (London)
zur Errichtung einer Schweineschlachterei in Nisch, angenommen.

Das erste russische Dampfschiff
Namens "Tiflis" ist hier eingetroffen.

Der russische Unterthan Pa-
trikow,
Präsident des sogenannten revolutionären armeni-
schen Comites,
und neun Genossen wurden gestern vom Crimi-
nalgericht in Stambul in Gegenwart des Dragomans der russischen
Botschaft einem vorläusigen Verhöre unterworfen. Die öffentliche
Verhandlung beginnt morgen.

Morgenblatt Ur. 342. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 10. December 1890.

ſchen Depeſche zufolge hat das Duell zwiſchen Cavallotti
und Sacerdoti geſtern ſtattgefunden. Der Letztere wurde
leicht verwundet.



Bayeriſche Chronik.
München, 9. December.

* Die Feſtlichkeiten zur Feier des 70. Geburts-
tages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten
beginnen
bereits, wie wir hören, am 11. März. Vormittags findet in den
Hauptlirchen der Stadt Gottesdienſt mit ſeierlicher Aufſahrt ſtatt,
nach der Kirche Militärparade nach Beſtimmung der hiezu compe-
tenten Vehörden. Nachmittags folgt Gratulation der Kinder und
Körperſchaften. Begleitet von Trommelſchlag, ziehen um 2 Uhr
in friſchem, luſtigem Zuge die Kinder der vier oberen Claſſen der
hieſigen Volksſchulen von ihren Schulhäuſern gegen die königliche
Reſidenz; ſie tragen blau-weiße Fahnen und mit flatternden Bän-
dern geſchmückte Stäbe, die Knaben Tannenreiſer auf den Hüten,
die Mädchen blau-weiße Schleifen und Schärpen. In dem Säulen-
hof der kgl. Reſidenz nehmen die Kinder Aufſtellung; eine Abord-
nung der Lehrer bittet Se. kgl. Hoheit, den Glückwunſch der Kinder
als erſte Gratulation entgegeunehmen zu wollen. Die Kinder
ſingen ein Huldigungslied, und während des Geſanges überreicht
je ein Knabe und ein Mädchen von jeder Schule dem hehen
Jubilar eine Blumenſpende. Nach der Abſingung des Vaterlands-
liedes „Heil unſerm König Heil“ verläßt die Schuljugend den
Reſidenzhof. Abends 6 Uhr laden die Glocken zu einer Andacht
in den hell erleuchteten Kirchen für die Eltern des Regenten ein.
8 Ubr Abends iſt ein Fackelzug von der ſtudirenden Jugend, den
Schülern der kgl. Akademie der bildenden Künſte, der Techniſchen
Hochſchule und den Studirenden der kgl. Univerſität geplant. Der
Feſttag ſelbſt wird ein recht feierliches Gepräge erhalten: Trom-
petenfanfaren werden vom Valcon des Nathhauſes den Anbruch
des Jubeltages verkünden; auf dieſen Morgengruß antwortet das
Geläute ſämmtlicher Glocken. Die Flaggen an den Maſten vor
der Feldherrnhalle werden gehißt und begrüßt durch die von der
Reſidenzwache ausgehende Tag Reveille. Kanonendonner wird ſich
in das Gelänte der Glocken miſchen. Die Aufſtellung des Zuges
erfolgt um 10 Uhr. Allen vorans trägt ein Reiter die Standarte
der Stadt, begleitet von einer Ehrenwache und von Fanfaren-
bläſern zu Pferd. In feſtlich geſchmückten Wagen folgt eine Ab-
ordnung des Magiſtrats und des Collegiums; 30 Vürger zu Pferd
geben ihnen das Geleite. Es folgen die Abordnungen aus den
Provinzen in ihrer ländlichen Tracht ꝛc.



Der Magiſtrat hat die Gemeindeumlage auf
695,080 M. oder 100 Proceut der Staatsſteuer feſtgeſetzt. Zur Schulden-
tilgung werden nächſtes Jahr 134,446 M. verwendet.

Dec. Bei der geſtrigen Gemeindewahl
ſiegten die Liberalen.

Volkszählung. Das Neſultat der
Volkſzählung dahier iſt 12,438 (1885: 12,502, 1880: 12,601) Perſonen,
159 hieſige Eimvohner waren ortsabweſend.

Nach dem proviſoriſchen Ergebniß der
Volkszählung ergibt ſich für die hieſige Stadt eine Seelenzahl von
75,523 gegen 65,005 im Jahre 1885, demnach eine Zunahme
von 9618.



Telegraphiſche Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Das „Fremdenblatt“ meldet: Die
Sitzungen betreſſend die Vertragsverhandlungen mit
Deutſchland
ſind heute Vormittags im Auswärtigen Amte
wieder aufgenommen worden und dürften bis Weihnachten dauern.
Inzwiſchen werden im öſterreichiſchen Handelsminiſterium noch im
Laufe dieſer Woche Enquêten beginnen, um die Anſchanungen der
verſchiedenen Intereſſentengruppen, welche bei dieſen Verhandlungen
in Frage kommen, auzuhören.

Der Nationalrath hat bei Berathung
des Auslieferungsgeſetzes die Auslieferung wegen politi-
ſcher
Verbrechen und Vergehen bewilligt, wenn dieſelben vor-
wiegend den Charakter gemeiner Verbrechen haben.



Telegramme des Wolff’ſchen Bureans.

Der Kaiſer und die Kaiſerin nahmen
heute früh um 9 Uhr das Abendmahl in der Friedenskirche. —
Die Commiſſion zur Vorberathung des Geſetzentwurfes, betreffend
die öffentliche Volksſchule, hat die Abgg. Francke (Tondern)
zum Vorſinenden, Weſſel zum Stellvertreter und Dr. Kropatſcheck,
Schumacher, Olzem und Krebs zu Schriftführern gewählt.

Die „Krenzztg.“ erklärt die Meldung
einiger Blätter, der Präſident des Oberlirchenraths, Dr. Hermes,
habe ſein Entlaſſungsgeſuch eingereicht, für thatſächlich
unrichtig.

Der Präſident des Neichsinvalidenſonds,
Dr. O. Michaelis, iſt geſtorben.

(Olto Michaelis war am 12. September 1826 zu Lübbecke
in Weſtfalen geboren, ſtudirte in Bonn und Berlin Jurisprudenz
und begann im Herbſt 1847 in Paderborn die richterliche Lauf-
bahn. Im Jahre 1849 wurde er wegen eines Preßvergehens an-
geklagt, freigeſprochen, jodoch aus dem Juſtizdienſt entlaſſen. Er widmete
ſich nun der Publiciſtik und ward im Jahre 1851 Redacteur des
volkswirthſchaftlichen Theiles der „National-Zeitung“. Im Jahre 1858
war er Mitbegründer des Congreſſes deutſcher Volkswirthe in Gotha, in
deſſen Mitte das erſte Flämmchen der Einheitsbewegung wieder auf-
loderte, ein Kreis von Männern, aus welchem im nächſten Jahre
der Nationalverein hervorging. Im Berein mit Jules Faucher
gab Michaelis dann die „Vierteljahrsſchrift für Volkswirthſchaft
und Culturgeſchichte“ heraus. Im Jahre 1861 in das prenßiſche
Abgeordnetenhaus gewählt, gehörte er zu den wenigen Liberalen,
welche im Herbſt 1864 die Bismarck’ſche auswärtige Politik zu
verſteben und ſich ihr zu nähern begannen. Im Jahre 1867 in
den Reichstag des Norddeutſchen Bundes gewählt, ſchloß Michaelis
ſich der nationalliberalen Partei an, noch in demſelben Jahre
wurde er in das Bundeskanzleramt berufen. Im Jahre 1872
wurde er Director der Finanzabtheilung des damaligen Reichs-
kanzleramts und nach der großen Wendung in der Zoll- und
Wirthſchaftspolitik trat Michaelis, ein entſchiedener Freihändler, aus
dem politiſchen Dienſt als Vorſitzender an die Spitze der
Verwaktung des Invalidenfonds. An der Geſetzgebung des Reiches
auf wirthſchafklichem Gebiet hat er, wie überhaupt an der auf die
Herſtellung der deutſchen Einheit gerichteten Bewegung, einen her-
vorragenden Antheil genommen.)

In der heutigen Schulfragenconferenz
ſprachen ſich dem „Reichs-Anzeiger“ zufolge Dr. Schrader (Halle) und
Dr. Kropatſcheck (Berlin) gegen die Schmälerung des altſprachlichen
Unterrichts in den Gymnaſien aus. Schrader hält nur die Entlaſtung der
Schüler in Rebenfächern und die Verminderung der Stundenzahl zum
Zweck eines vermehrten häuslichen Studiums für wünſchenswerth.
[Spaltenumbruch] Profeſſor Paulſen (Berlin) äußert ſich gleichfalls gegen die Ver-
ringerung des altſprachlichen Unterrichts, hält indeß eine innere
Um formung des Unterrichts für möglich, und die freiere Ent-
wicklung der Anſtalten wie der Schüler für wünſchenswerth.
Major Fleck und Geh. Oberregierungsrath Lüders ſprachen als
Commiſſare des Kriegsminiſters und des Handelsminiſters. Hof-
prediger Frommel gab den Klagen der Eltern über die Ueber-
bürdung der Schüler Ausdruck, und Geh.-Nath Hinzpeter nahm
Gelegenheit, dankbar anzuerkennen, daß das Kaſſeler Gymnaſium
an ſeinem kaiſerlichen Zögling feine Schuldigkeit voll gethan und
alle Erwartungen in hohem Maße erſüllt habe. Im weiteren
Berlaufe der Sitzung ſprachen noch Dr. Goering, Director
Holzmüller-Hagen und Fürſtbiſchof Dr. Kopp. Die Dis-
cuſſion über Frage III (Einſchränkung der Unterrichtsſtunden in
den alten Sprachen in den Gymnaſien) wurde beendet; die Ab-
ſtimmung erfolgt aber erſt nach Erledigung der Fragen I über die
Beibehaltung der beſtehenden Arten von höheren Schulen und IV.
(Beibehaltung der im Jahre 1882 angeordneten Verſtärkung des
Lateins in den Realgymnaſien). Die nächſte Sitzung beginnt am
Mittwoch um 10 Uhr.

Dem „Hamb. Correſp.“ zufolge iſt
Johann Orths Schiff „Margareth“ von der Hamburger Vark
„Maria Mercedes“ zuletzt am 31. Juli mit 6 anderen Schiffen vor
den Ausläufern des Gebirges Cap Horn während eines furchtbaren
Orkans bei 15 Grad Kälte geſehen worden. — Dem genannten Blatte
zufolge iſt in Sachen des Cigarrenarbeiterſtrikes die geſtrige
Notiz über das Intereſſe des Kaiſers an dem Strike und die Reiſe
des Vorſitzenden des Fabricantenvereins nach Berlin inſofern nicht
ganz zutreffend, als der Vorſitzende nicht zum Vortrag befohlen iſt,
ſondern Informationen durch die Vehörden eingezogen werden.

Die heutige Kammerſitzung fand vor
überfüllten Tribünen ſtatt. Eine Commiſſion der Kammer empfing
den Großherzog an der Treppe des Gebäudes, der Großherzog trug
die große naſſauiſche Generalsuniform, der Erbgroßherzog die
Paradeuniform der öſterreichiſchen Huſaren, beide hatten das Band
des goldenen Löwen angelegt. Die Großherzogin wohnte mit ihren
Hoſdamen in Trauerkleidern der Feier in einer Loge bei. Nachdem
der Großherzog auf dem Throne Platz genommen, verlas er ſitzend,
bedeckten Hauptes, ſolgende Rede:

„Völker wie einzelne Menſchen
haben Tage der Trauer und des Schmerzes. Der Heimgang des
Königs-Großherzogs iſt ein herber Verluſt für das Land, wie Sie
ſelbſt in einem Gefühle, das Sie ehrt, feierlich ausgeſprochen.
König Wilhelms des Dritten Regierung iſt für Luxemburg eine
lange Zeit des Friedens und des Glückes geweſen, unter dem
Schutze der Freiheit iſt ihm eine ungeahnte Wohlfahrt erblüht, die
Autonomie, die Unabhängigkeit des Landes haben immer tiefere
Wurzeln geſchlagen. Dieſes Werk, wolches Mir und Meinem Sohne
ſtets ein Vorbild ſein wird, ſichert dem unvergeßlichen Fürſten die Dank-
barkeit eines freien glücklichen Volkes als ſchönſten Lohn. Mit Wilhelm
dem Dritten hat ſich die Gruft der altehrwürdigen Kirche zu Delft
über der ſlerblichen Hülle desjenigen geſchloſſen, welcher in der
langen Reihe der der jüngeren Linie unſeres Hauſes entſproſſenen
glorreichen Fürſten als letzter dageſtanden. Mebreren von ihnen
gebührt in der Geſchichte Luxemburgs ein ehrenvoller Platz.
Könige ſterben — Dynaſtien erlöſchen, die Völker leben fort, die
Pflicht der Hinterbliebenen iſt es, das Andenken ihrer Fürſten
zu ehren, welche dem Wohle des Landes ihre Thätigkeit unabläſſig
gewidmet haben. Das Luxemburger Volk und ſeine Fürſten wer-
den dieſer heiligen Pſlicht ſtets gerecht werden. Die Landesver-
faſſung, die naſſauiſchen Hausgeſetze und die europäiſchen Verträge
berufen Mich auf den Thron des Großherzogthums. Ich bin Mir
der ſchweren Pflichten bewußt, die auf Mich mit der Krone über-
gegangen ſind. Zur Wahrnehmung derſelben in guten wie ſchweren
Tagen bedarf Ich Ihres hingebenden Vertrauens. Ich weiß wohl,
daß es leichter iſt, Herzen zu gewinnen, als Liebe und Zuneigung
derſelben dauernd zu bewahren. Ihre treue Mitwirkung wie un-
wandelbare Unterſtützung auch in Zukunſt zu finden, wird der
Gegenſtand Meiues Beſtrebens ſeien. Wir alle ſind tief durchdrungen
von dem Ernſte des Augenblicks, in welchem die Verbindung des
ſchönen Luxemburger Landes mit dem Hauſe, dem ich vorſtehe, ſich
vollzieht. Gott wolle den Bund ſegnen durch Feſtigkeit und
Cedeihen! Dem Himmel ſei dafür gedankt, daß Mir im vor
gerückten Alter noch beſchieden iſt, Meine letzten Kräfte in den
Dienſt des theuren Vaterlandes zu ſtellen.“

Hieran ſchloß ſich die
Verleſung der Eidesformel, worauf die Sitzung vertagt wurde und
der Großherzog unter dem Zuruf der Abgeordneten die Kammer
verließ. Nach Wiederauſnahme der Sitzung verlas der Vicepräſi-
dent Simons den folgenden Adreßentwurf, welcher mit Acclama-
tion angenommen wurde:

„Ihr erſter Gedanke war dem Nachruf
des Königs gewidmet; Sie können überzeugt ſein, daß das Luxem-
burger Volk ſein Andenken heilig bewahren wird. Freiheit und
Wohlſtand, Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit des Landes ſind
fortan Ihrem Schutz unterſtellt. Die Luxemburger ſind mit Leib
und Seele ihrem Landesfürſten ergeben und werden immer mit
Ihnen ihr unſchätzbares Gut fördern und vertheidigen. Mit Ihnen
wünſchen wir, Gott möge die Verbindung mit Ihrem Hauſe
ſegnen. Sie wird durch gegenſeitiges Vertrauen und Anhänglich-
keit beſruchtet. Sie bringen auf den Thron die große Menſchen-
kenntniß eines nicht ohne Vitterkeit verbrachten Lebens mit. Mögen
Sie, die Großherzogin, Ihre Gemahlin, und Ihr Sohn glückliche
Tage auf dem Luxemburger Boden, Ihrem neuen Vaterlande,
finden!“

Die Sitzung wurde darauf bis Dienſtag vertagt; die
Adreſſe wird morgen durch einen Kammerausſchuß überreicht werden.

Der Kaiſer hat heute die deutſchen und
die öſterreichiſch-ungariſchen Delegirten für die Handelsvertrags-
verhandlungen zur Tafel geladen. Das „Militärverordnungsbl.“ meldet:
Der Kaiſer verordnete die Verſetzung des Dragoner-Rittmeiſters
Erzherzogs Franz Salvator zu dem Dragoner-Regiment Nr. 15
und ordnete an, daß das Infanterie-Regiment Herzog Adolf von
Naſſau Nr. 15 künftig den Namen „Adolf, Großherzog von
Luxemburg“ ſühren ſolle. — Das Feſtungsartillerie-Regiment Nr. 1
hat den Namen des Kaiſers Franz Joſeph, die folgenden
Feſtungsartillerie-Regimenter haben für immerwährende Zeiten
nachſtehende Namen zu führen: Nr. 3 Feldmarſchall Franz Fürſt
Kinsky.
Nr. 4 Feldmarſchall Joſef Graf Colloredo, Nr. 50
Feldzeugmeiſter Johann Freiherr von Ramſay, außerdem wurden
fünf Feldmarſchalllieutenants zu Oberſtinhabern ernannt.

Zu dem heutigen Dîner beim Kaiſer
waren außer den deutſchen, öſterreichiſchen und ungariſchen
Handelsvertragsdelegirten auch die Miniſter Graf Kálnoky, Graf
Taaffe, Graf Falkenhayn, v. Dunajewski, Marquis Bacquehem,
Baron Orczy und Sectionschef v. Szögyenyi geladen. — Der
öſterreichiſche Bergarbeitertag nahm eine Reſolution
an, derzufolge der Strike, obwohl eine unentbehrliche Waffe,
nur dann anzuwenden ſei, wenn die Lage des Marktes und die
eigene Stärke Erfolg verſprechen, überhaupt kein anderes Mittel
mehr helfe. Ferner wurde beſchloſſen, den nächſtjährigen inter-
nationalen Bergarbeitercongreß in Paris zu beſchicken und erklärt,
der Vergarbeitertag ſtehe auf dem Standpunkte der internationalen
ſocialdemokratiſchen Partei; jedoch wurden die Delegirten aufgefor-
dert, im Falle von Maßregelungen durch Arbeitgeber unbedingt
auf dem Boden des Geſetzes zu verharren und Ausſchreitungen zu
verhüten.

Das Abgeordnetenhaus ſetzte die
Debatte über die Ungariſche Waffenfabrik fort. Der
Miniſter Varon Fejervary erklärte, wenn die Ungariſche Waffen-
fabrik derart informirte, wie er ausgeführt habe, dann habe ſie
ihn wiſſentlich falſch informirt. Gegenüber den Behauptungen von
Börſenſpeculationen erklärte der Miniſter, er müſſe, ſo lange ihm
nicht gehörig erwieſene Thatſachen vorlägen, das, was geſchehen
ſei, als correct geſchehen betrachten. Der Miniſter bat, den Be-
richt zur Kenntniß zu nehmen. Graf Apponyi befürwortete die
Entſendung eines parlamentariſchen Unterſuchungscomités. Die
Debatte wurde auf morgen vertagt.

Nach einer dem hieſigen portugieſiſchen
Geſchäftsträger zugegangenen Depeſche aus Mozambique ſind
die portugieſiſchen Beamten Paiva und Andrade ſofort
wieder in Freiheit geſetzt worden.

Das Oberhaus hat in dritter
Leſung die iriſche Kartoffel- und Saat-Bill
ange-
nommen.

Im Unterhaufe erklärte Slaats-
ſecretär Ferguſſon, die portugieſiſchen Berichte über den jüngſten
Zuſammenſtoß in Südafrika behaupteten allerdings, die Eng-
länder ſeien die Angreifer gewefen; die engliſche Regierung habe
aber keinen Grund, an der Richtigkeit der Mittheilungen des Ober-
commiſſars der Capcolonie zu zweifeln. Oberhaus und Unterhaus
vertagten ſich darauf bis zum 22. Januar.

Die Blätter melden: Die November-
einnahmen der indirecten Steuern und Monopole
überſteigen um 3,700,000 Francs den Voranſchlag und
um 3,600,000 Francs die vorjährigen Einnahmen. Ein Mehr-
ergebniß gegenüber dem Voranſchlag weiſen die indirecten
Contributionen auf mit 2,900,000 Francs, Zucker mit 2,200,000
Francs, Forſten mit 1,200,000 Francs, ein Mindereiträgniß
die Zölle mit 1,800,000 Francs, die Monopole mit 870,000
Francs. — „Monde“ und „Univers“ publiciren einen Brief
des Cardinals Rampolla an einen ſranzöſiſchen Biſchof,
welcher beim Papſte wegen der Kundgebung des Erzbiſchofs
Lavigerie
angefragt hatte. Derſelbe führt aus, die katholiſche
Kirche habe weder in ihrer Verfaſſung, noch in ihren Doctrinen
etwas, das irgendeiner Regierungsform widerſtrebe, denn jede
könne mit Gerechtigkeit und Klugheit gehandhabt werden und
einen ausgezeichneten Geſellſchaftszuſtand aufrechterhalten. Der
apoſtoliſche Stuhl reſpectire nicht nur die bürgerlichen Gewalten,
ſondern unterhalte auch diplomatiſche Beziehungen mit ihnen.
Die Gläubigen möchten deßhalb, falls nicht beſonderer Grund
entgegenſteht, an den öffentlichen Angelegenheiten theilnehmen,
damit der heilſame Einfluß der Religion zum Staatswohle
beitrage. Die franzöſiſchen Katholiken würden nützlicher handeln,
wenn ſie dieſen Weg wandelten. — Das „Echo de Paris“
meldet: Die Cavallerieofficier-Cadres werden
binnen Jahresfriſt von 3680 auf 3608 reducirt.

Um den Klagen der Zuckerrüben-
und Zuckerinduſtrie
zu begegnen, ſchlug der Ackerbauminiſter
der Budgetcommiſſion ein Beſtenerungsſyſtem vor, wonach die
Belaſtung des Zuckers auf 7,25, reſp. 7 Frcs. herabgeſetzt wird.
Inländiſchen Zuckerfabricanten, welche auf den Vortheil, den ſie
über die geſetzliche Steuerbelaſtung hinaus aus der Zuckerprämie
ziehen, verzichten, ſoll ferner für die Campagne 1890/91 ein
ſteuerfreies Quantum von 20 Proc. der wirklich producirten Zucker-
menge zugeſtanden werden. — Die Zollcommiſſion nahm den
von der Regierung beantragten Zoll von 5 Frcs. auf Getreide
an. — Eine Verfammlung der Rechten beſchloß, ſich, wie
in früheren Jahren, der Abſtimmung über das Budget zu ent-
halten.

Der „Temps“ beſtätigt, daß die jüngſt
mit dem Paketboot „Caledonien“ aus Tonaking zurückgekehrten
Soldaten in geſundheitswidrigſter Weiſe bebandelt und unter-
gebracht waren, ſagt aber, daß die Verantwortung hiefür nicht die
Marineverwaltung, ſondern die Colonialbehörden treffe. — Ein
Geſchäftsdiener eines hieſigen Wechſelmaklers veruntreute, um
ſeine Börſenverluſte zu decken, 2500 Stück Obligationen im Vetrage
von 800,000 Frcs.; der Diener wurde verhaftet. Bei demſelben
wurden 200 Stück Obligationen vorgefunden, außerdem 1200 bei
verſchiedenen Bankhäufern.

Dr. Dujardin-Beaumez hat in der beuti-
gen zweiten Conferenz über die Koch’ſche Heilmethode Folgen-
des conſtatirt: Der Zuſtand mehrerer Kranker verſchlimmerte ſich
nach den erſten Einſpritzungen und blieb bei einigen anderen ohne
ſichtbare Beſſerung. Er glanbt nicht, daß dies ein Grund ſei, die
Behandlung aufzugeben, meint jedoch, zuvörderſt hätten mehr Er-
fahrungen geſammelt werden müſſen, bevor das Heilmittel bei
Menſchen zur Anwendung gelangte.

Geſtern Nacht iſt das
hieſige Théâtre des Bariétés vollſtändig niederge-
brannt.
Es iſt kein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. —
Graf Herbert Bismarck war geſtern beim Generaldirector
der Zölle, Pallain, zum Dîner geladen.

Der König hat die Demiſſion des
Schatzminiſters Giolitti,
der zugleich interimiſtiſcher Finanz-
miniſter war, angenommen und mit der Leitung des Finanz-
miniſteriums Grimaldi betraut, der auch das Schatzminiſterium
interimiſtiſch übernimmt. Grimaldi hat ſein Amt bereits über-
nommen.

Der Fürſt von Montenegro und
die Herzogin von Leuchtenberg ſind hier angekommen. Der Fürſt
reiste nach Bologna, die Herzogin nach Neapel weiter.

Die Wahlen zur Erneuerung der
Hälfte der Generalräthe hatten einen großen Erfolg für die
Regierung, in allen Hauptſtädten außer Madrid, Saragoſſa und
Valladolid wurden Conſervative gewählt, in 42 von 49 Provinzen
ſind die Anhänger der Regierung durchgedrungen, im ganzen ſind
212 Conſervative gewählt; die Zahl der Oppoſitionscandidaten
aller Schattirungen beträgt 93, wovon 12 Carliſten; die Poſſi-
biliſten haben faſt ebenſoviel Sitze erlangt, wie die Fuſioniſten.

Das Decret betreffs Auflöſung
der Cortes
dürfte vor Weihnachten erſcheinen. Die allgemeinen
Corteswahlen finden am 1. Februar, der Zuſammentritt der
Kammer am 4. März ſtatt.

Das Kaiſerpaar hat das
Inſtitut des Großherzogs von Oldenburg beſucht,
woſelbſt in deren Beiſein ein Lupuskranker mit Koch’ſcher
Lymphe
geimpft wurde. Geſtern wohnte das Kaiſerpaar dem
Feſte der Georgs-Ritter im Winterpalais bei.

Die Skupſchtina hat den Entwurf,
betreffend die Ertheilung einer Conceſſion an Marſhall (London)
zur Errichtung einer Schweineſchlachterei in Niſch, angenommen.

Das erſte ruſſiſche Dampfſchiff
Namens „Tiflis“ iſt hier eingetroffen.

Der ruſſiſche Unterthan Pa-
trikow,
Präſident des ſogenannten revolutionären armeni-
ſchen Comités,
und neun Genoſſen wurden geſtern vom Crimi-
nalgericht in Stambul in Gegenwart des Dragomans der ruſſiſchen
Botſchaft einem vorläuſigen Verhöre unterworfen. Die öffentliche
Verhandlung beginnt morgen.

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dem politi&#x017F;chen Dien&#x017F;t als Vor&#x017F;itzender an die Spitze der<lb/>
Verwaktung des Invalidenfonds. An der Ge&#x017F;etzgebung des Reiches<lb/>
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&#x017F;prachen &#x017F;ich dem &#x201E;Reichs-Anzeiger&#x201C; zufolge <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schrader</hi> (Halle) und<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Kropat&#x017F;check</hi> (Berlin) gegen die Schmälerung des alt&#x017F;prachlichen<lb/>
Unterrichts in den Gymna&#x017F;ien aus. Schrader hält nur die Entla&#x017F;tung der<lb/>
Schüler in Rebenfächern und die Verminderung der Stundenzahl zum<lb/>
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Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Paul&#x017F;en</hi> (Berlin) äußert &#x017F;ich gleichfalls gegen die Ver-<lb/>
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Um formung des Unterrichts für möglich, und die freiere Ent-<lb/>
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Major <hi rendition="#g">Fleck</hi> und Geh. Oberregierungsrath <hi rendition="#g">Lüders</hi> &#x017F;prachen als<lb/>
Commi&#x017F;&#x017F;are des Kriegsmini&#x017F;ters und des Handelsmini&#x017F;ters. Hof-<lb/>
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&#x017F;timmung erfolgt aber er&#x017F;t nach Erledigung der Fragen <hi rendition="#aq">I</hi> über die<lb/>
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(Beibehaltung der im Jahre 1882 angeordneten Ver&#x017F;tärkung des<lb/>
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Orkans bei 15 Grad Kälte ge&#x017F;ehen worden. &#x2014; Dem genannten Blatte<lb/>
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Notiz über das Intere&#x017F;&#x017F;e des <hi rendition="#g">Kai&#x017F;ers</hi> an dem Strike und die Rei&#x017F;e<lb/>
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&#x017F;ondern Informationen durch die Vehörden eingezogen werden.</p>
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Paradeuniform der ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Hu&#x017F;aren, beide hatten das Band<lb/>
des goldenen Löwen angelegt. Die Großherzogin wohnte mit ihren<lb/>
Ho&#x017F;damen in Trauerkleidern der Feier in einer Loge bei. Nachdem<lb/>
der Großherzog auf dem Throne Platz genommen, verlas er &#x017F;itzend,<lb/>
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haben Tage der Trauer und des Schmerzes. Der Heimgang des<lb/>
Königs-Großherzogs i&#x017F;t ein herber Verlu&#x017F;t für das Land, wie Sie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in einem Gefühle, das Sie ehrt, feierlich ausge&#x017F;prochen.<lb/>
König Wilhelms des Dritten Regierung i&#x017F;t für Luxemburg eine<lb/>
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Schutze der Freiheit i&#x017F;t ihm eine ungeahnte Wohlfahrt erblüht, die<lb/>
Autonomie, die Unabhängigkeit des Landes haben immer tiefere<lb/>
Wurzeln ge&#x017F;chlagen. Die&#x017F;es Werk, wolches Mir und Meinem Sohne<lb/>
&#x017F;tets ein Vorbild &#x017F;ein wird, &#x017F;ichert dem unvergeßlichen Für&#x017F;ten die Dank-<lb/>
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dem Dritten hat &#x017F;ich die Gruft der altehrwürdigen Kirche zu Delft<lb/>
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gebührt in der Ge&#x017F;chichte Luxemburgs ein ehrenvoller Platz.<lb/>
Könige &#x017F;terben &#x2014; Dyna&#x017F;tien erlö&#x017F;chen, die Völker leben fort, die<lb/>
Pflicht der Hinterbliebenen i&#x017F;t es, das Andenken ihrer Für&#x017F;ten<lb/>
zu ehren, welche dem Wohle des Landes ihre Thätigkeit unablä&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
gewidmet haben. Das Luxemburger Volk und &#x017F;eine Für&#x017F;ten wer-<lb/>
den die&#x017F;er heiligen P&#x017F;licht &#x017F;tets gerecht werden. Die Landesver-<lb/>
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berufen Mich auf den Thron des Großherzogthums. Ich bin Mir<lb/>
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gegangen &#x017F;ind. Zur Wahrnehmung der&#x017F;elben in guten wie &#x017F;chweren<lb/>
Tagen bedarf Ich Ihres hingebenden Vertrauens. Ich weiß wohl,<lb/>
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wandelbare Unter&#x017F;tützung auch in Zukun&#x017F;t zu finden, wird der<lb/>
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&#x017F;chönen Luxemburger Landes mit dem Hau&#x017F;e, dem ich vor&#x017F;tehe, &#x017F;ich<lb/>
vollzieht. Gott wolle den Bund &#x017F;egnen durch Fe&#x017F;tigkeit und<lb/>
Cedeihen! Dem Himmel &#x017F;ei dafür gedankt, daß Mir im vor<lb/>
gerückten Alter noch be&#x017F;chieden i&#x017F;t, Meine letzten Kräfte in den<lb/>
Dien&#x017F;t des theuren Vaterlandes zu &#x017F;tellen.&#x201C;</quote>
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Verle&#x017F;ung der Eidesformel, worauf die Sitzung vertagt wurde und<lb/>
der Großherzog unter dem Zuruf der Abgeordneten die Kammer<lb/>
verließ. Nach Wiederau&#x017F;nahme der Sitzung verlas der Viceprä&#x017F;i-<lb/>
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des Königs gewidmet; Sie können überzeugt &#x017F;ein, daß das Luxem-<lb/>
burger Volk &#x017F;ein Andenken heilig bewahren wird. Freiheit und<lb/>
Wohl&#x017F;tand, Selb&#x017F;tändigkeit und Unabhängigkeit des Landes &#x017F;ind<lb/>
fortan Ihrem Schutz unter&#x017F;tellt. Die Luxemburger &#x017F;ind mit Leib<lb/>
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&#x017F;egnen. Sie wird durch gegen&#x017F;eitiges Vertrauen und Anhänglich-<lb/>
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kenntniß eines nicht ohne Vitterkeit verbrachten Lebens mit. Mögen<lb/>
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nationalen Bergarbeitercongreß in Paris zu be&#x017F;chicken und erklärt,<lb/>
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&#x017F;ocialdemokrati&#x017F;chen Partei; jedoch wurden die Delegirten aufgefor-<lb/>
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Francs, For&#x017F;ten mit 1,200,000 Francs, ein Mindereiträgniß<lb/>
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[3/0003] Morgenblatt Ur. 342. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 10. December 1890. ſchen Depeſche zufolge hat das Duell zwiſchen Cavallotti und Sacerdoti geſtern ſtattgefunden. Der Letztere wurde leicht verwundet. Bayeriſche Chronik. München, 9. December. * Die Feſtlichkeiten zur Feier des 70. Geburts- tages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten beginnen bereits, wie wir hören, am 11. März. Vormittags findet in den Hauptlirchen der Stadt Gottesdienſt mit ſeierlicher Aufſahrt ſtatt, nach der Kirche Militärparade nach Beſtimmung der hiezu compe- tenten Vehörden. Nachmittags folgt Gratulation der Kinder und Körperſchaften. Begleitet von Trommelſchlag, ziehen um 2 Uhr in friſchem, luſtigem Zuge die Kinder der vier oberen Claſſen der hieſigen Volksſchulen von ihren Schulhäuſern gegen die königliche Reſidenz; ſie tragen blau-weiße Fahnen und mit flatternden Bän- dern geſchmückte Stäbe, die Knaben Tannenreiſer auf den Hüten, die Mädchen blau-weiße Schleifen und Schärpen. In dem Säulen- hof der kgl. Reſidenz nehmen die Kinder Aufſtellung; eine Abord- nung der Lehrer bittet Se. kgl. Hoheit, den Glückwunſch der Kinder als erſte Gratulation entgegeunehmen zu wollen. Die Kinder ſingen ein Huldigungslied, und während des Geſanges überreicht je ein Knabe und ein Mädchen von jeder Schule dem hehen Jubilar eine Blumenſpende. Nach der Abſingung des Vaterlands- liedes „Heil unſerm König Heil“ verläßt die Schuljugend den Reſidenzhof. Abends 6 Uhr laden die Glocken zu einer Andacht in den hell erleuchteten Kirchen für die Eltern des Regenten ein. 8 Ubr Abends iſt ein Fackelzug von der ſtudirenden Jugend, den Schülern der kgl. Akademie der bildenden Künſte, der Techniſchen Hochſchule und den Studirenden der kgl. Univerſität geplant. Der Feſttag ſelbſt wird ein recht feierliches Gepräge erhalten: Trom- petenfanfaren werden vom Valcon des Nathhauſes den Anbruch des Jubeltages verkünden; auf dieſen Morgengruß antwortet das Geläute ſämmtlicher Glocken. Die Flaggen an den Maſten vor der Feldherrnhalle werden gehißt und begrüßt durch die von der Reſidenzwache ausgehende Tag Reveille. Kanonendonner wird ſich in das Gelänte der Glocken miſchen. Die Aufſtellung des Zuges erfolgt um 10 Uhr. Allen vorans trägt ein Reiter die Standarte der Stadt, begleitet von einer Ehrenwache und von Fanfaren- bläſern zu Pferd. In feſtlich geſchmückten Wagen folgt eine Ab- ordnung des Magiſtrats und des Collegiums; 30 Vürger zu Pferd geben ihnen das Geleite. Es folgen die Abordnungen aus den Provinzen in ihrer ländlichen Tracht ꝛc. * Fürth, 8. Dec. Der Magiſtrat hat die Gemeindeumlage auf 695,080 M. oder 100 Proceut der Staatsſteuer feſtgeſetzt. Zur Schulden- tilgung werden nächſtes Jahr 134,446 M. verwendet. * Neunburg v. W., 6. Dec. Dec. Bei der geſtrigen Gemeindewahl ſiegten die Liberalen. ⊙ Schweinfurt, 8. Dec. Volkszählung. Das Neſultat der Volkſzählung dahier iſt 12,438 (1885: 12,502, 1880: 12,601) Perſonen, 159 hieſige Eimvohner waren ortsabweſend. ↖ Augsburg, 8 Dec. Nach dem proviſoriſchen Ergebniß der Volkszählung ergibt ſich für die hieſige Stadt eine Seelenzahl von 75,523 gegen 65,005 im Jahre 1885, demnach eine Zunahme von 9618. Telegraphiſche Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. N. Wien, 9. Dec. Das „Fremdenblatt“ meldet: Die Sitzungen betreſſend die Vertragsverhandlungen mit Deutſchland ſind heute Vormittags im Auswärtigen Amte wieder aufgenommen worden und dürften bis Weihnachten dauern. Inzwiſchen werden im öſterreichiſchen Handelsminiſterium noch im Laufe dieſer Woche Enquêten beginnen, um die Anſchanungen der verſchiedenen Intereſſentengruppen, welche bei dieſen Verhandlungen in Frage kommen, auzuhören. ⊕ Bern, 9. Dec. Der Nationalrath hat bei Berathung des Auslieferungsgeſetzes die Auslieferung wegen politi- ſcher Verbrechen und Vergehen bewilligt, wenn dieſelben vor- wiegend den Charakter gemeiner Verbrechen haben. Telegramme des Wolff’ſchen Bureans. * Berlin, 9. Dec. Der Kaiſer und die Kaiſerin nahmen heute früh um 9 Uhr das Abendmahl in der Friedenskirche. — Die Commiſſion zur Vorberathung des Geſetzentwurfes, betreffend die öffentliche Volksſchule, hat die Abgg. Francke (Tondern) zum Vorſinenden, Weſſel zum Stellvertreter und Dr. Kropatſcheck, Schumacher, Olzem und Krebs zu Schriftführern gewählt. * Berlin, 9. Dec. Die „Krenzztg.“ erklärt die Meldung einiger Blätter, der Präſident des Oberlirchenraths, Dr. Hermes, habe ſein Entlaſſungsgeſuch eingereicht, für thatſächlich unrichtig. * Berlin, 9. Dec. Der Präſident des Neichsinvalidenſonds, Dr. O. Michaelis, iſt geſtorben. (Olto Michaelis war am 12. September 1826 zu Lübbecke in Weſtfalen geboren, ſtudirte in Bonn und Berlin Jurisprudenz und begann im Herbſt 1847 in Paderborn die richterliche Lauf- bahn. Im Jahre 1849 wurde er wegen eines Preßvergehens an- geklagt, freigeſprochen, jodoch aus dem Juſtizdienſt entlaſſen. Er widmete ſich nun der Publiciſtik und ward im Jahre 1851 Redacteur des volkswirthſchaftlichen Theiles der „National-Zeitung“. Im Jahre 1858 war er Mitbegründer des Congreſſes deutſcher Volkswirthe in Gotha, in deſſen Mitte das erſte Flämmchen der Einheitsbewegung wieder auf- loderte, ein Kreis von Männern, aus welchem im nächſten Jahre der Nationalverein hervorging. Im Berein mit Jules Faucher gab Michaelis dann die „Vierteljahrsſchrift für Volkswirthſchaft und Culturgeſchichte“ heraus. Im Jahre 1861 in das prenßiſche Abgeordnetenhaus gewählt, gehörte er zu den wenigen Liberalen, welche im Herbſt 1864 die Bismarck’ſche auswärtige Politik zu verſteben und ſich ihr zu nähern begannen. Im Jahre 1867 in den Reichstag des Norddeutſchen Bundes gewählt, ſchloß Michaelis ſich der nationalliberalen Partei an, noch in demſelben Jahre wurde er in das Bundeskanzleramt berufen. Im Jahre 1872 wurde er Director der Finanzabtheilung des damaligen Reichs- kanzleramts und nach der großen Wendung in der Zoll- und Wirthſchaftspolitik trat Michaelis, ein entſchiedener Freihändler, aus dem politiſchen Dienſt als Vorſitzender an die Spitze der Verwaktung des Invalidenfonds. An der Geſetzgebung des Reiches auf wirthſchafklichem Gebiet hat er, wie überhaupt an der auf die Herſtellung der deutſchen Einheit gerichteten Bewegung, einen her- vorragenden Antheil genommen.) * Berlin, 9. Dec. In der heutigen Schulfragenconferenz ſprachen ſich dem „Reichs-Anzeiger“ zufolge Dr. Schrader (Halle) und Dr. Kropatſcheck (Berlin) gegen die Schmälerung des altſprachlichen Unterrichts in den Gymnaſien aus. Schrader hält nur die Entlaſtung der Schüler in Rebenfächern und die Verminderung der Stundenzahl zum Zweck eines vermehrten häuslichen Studiums für wünſchenswerth. Profeſſor Paulſen (Berlin) äußert ſich gleichfalls gegen die Ver- ringerung des altſprachlichen Unterrichts, hält indeß eine innere Um formung des Unterrichts für möglich, und die freiere Ent- wicklung der Anſtalten wie der Schüler für wünſchenswerth. Major Fleck und Geh. Oberregierungsrath Lüders ſprachen als Commiſſare des Kriegsminiſters und des Handelsminiſters. Hof- prediger Frommel gab den Klagen der Eltern über die Ueber- bürdung der Schüler Ausdruck, und Geh.-Nath Hinzpeter nahm Gelegenheit, dankbar anzuerkennen, daß das Kaſſeler Gymnaſium an ſeinem kaiſerlichen Zögling feine Schuldigkeit voll gethan und alle Erwartungen in hohem Maße erſüllt habe. Im weiteren Berlaufe der Sitzung ſprachen noch Dr. Goering, Director Holzmüller-Hagen und Fürſtbiſchof Dr. Kopp. Die Dis- cuſſion über Frage III (Einſchränkung der Unterrichtsſtunden in den alten Sprachen in den Gymnaſien) wurde beendet; die Ab- ſtimmung erfolgt aber erſt nach Erledigung der Fragen I über die Beibehaltung der beſtehenden Arten von höheren Schulen und IV. (Beibehaltung der im Jahre 1882 angeordneten Verſtärkung des Lateins in den Realgymnaſien). Die nächſte Sitzung beginnt am Mittwoch um 10 Uhr. * Hamburg, 9. Dec. Dem „Hamb. Correſp.“ zufolge iſt Johann Orths Schiff „Margareth“ von der Hamburger Vark „Maria Mercedes“ zuletzt am 31. Juli mit 6 anderen Schiffen vor den Ausläufern des Gebirges Cap Horn während eines furchtbaren Orkans bei 15 Grad Kälte geſehen worden. — Dem genannten Blatte zufolge iſt in Sachen des Cigarrenarbeiterſtrikes die geſtrige Notiz über das Intereſſe des Kaiſers an dem Strike und die Reiſe des Vorſitzenden des Fabricantenvereins nach Berlin inſofern nicht ganz zutreffend, als der Vorſitzende nicht zum Vortrag befohlen iſt, ſondern Informationen durch die Vehörden eingezogen werden. * Luxemburg, 9. Dec. Die heutige Kammerſitzung fand vor überfüllten Tribünen ſtatt. Eine Commiſſion der Kammer empfing den Großherzog an der Treppe des Gebäudes, der Großherzog trug die große naſſauiſche Generalsuniform, der Erbgroßherzog die Paradeuniform der öſterreichiſchen Huſaren, beide hatten das Band des goldenen Löwen angelegt. Die Großherzogin wohnte mit ihren Hoſdamen in Trauerkleidern der Feier in einer Loge bei. Nachdem der Großherzog auf dem Throne Platz genommen, verlas er ſitzend, bedeckten Hauptes, ſolgende Rede: „Völker wie einzelne Menſchen haben Tage der Trauer und des Schmerzes. Der Heimgang des Königs-Großherzogs iſt ein herber Verluſt für das Land, wie Sie ſelbſt in einem Gefühle, das Sie ehrt, feierlich ausgeſprochen. König Wilhelms des Dritten Regierung iſt für Luxemburg eine lange Zeit des Friedens und des Glückes geweſen, unter dem Schutze der Freiheit iſt ihm eine ungeahnte Wohlfahrt erblüht, die Autonomie, die Unabhängigkeit des Landes haben immer tiefere Wurzeln geſchlagen. Dieſes Werk, wolches Mir und Meinem Sohne ſtets ein Vorbild ſein wird, ſichert dem unvergeßlichen Fürſten die Dank- barkeit eines freien glücklichen Volkes als ſchönſten Lohn. Mit Wilhelm dem Dritten hat ſich die Gruft der altehrwürdigen Kirche zu Delft über der ſlerblichen Hülle desjenigen geſchloſſen, welcher in der langen Reihe der der jüngeren Linie unſeres Hauſes entſproſſenen glorreichen Fürſten als letzter dageſtanden. Mebreren von ihnen gebührt in der Geſchichte Luxemburgs ein ehrenvoller Platz. Könige ſterben — Dynaſtien erlöſchen, die Völker leben fort, die Pflicht der Hinterbliebenen iſt es, das Andenken ihrer Fürſten zu ehren, welche dem Wohle des Landes ihre Thätigkeit unabläſſig gewidmet haben. Das Luxemburger Volk und ſeine Fürſten wer- den dieſer heiligen Pſlicht ſtets gerecht werden. Die Landesver- faſſung, die naſſauiſchen Hausgeſetze und die europäiſchen Verträge berufen Mich auf den Thron des Großherzogthums. Ich bin Mir der ſchweren Pflichten bewußt, die auf Mich mit der Krone über- gegangen ſind. Zur Wahrnehmung derſelben in guten wie ſchweren Tagen bedarf Ich Ihres hingebenden Vertrauens. Ich weiß wohl, daß es leichter iſt, Herzen zu gewinnen, als Liebe und Zuneigung derſelben dauernd zu bewahren. Ihre treue Mitwirkung wie un- wandelbare Unterſtützung auch in Zukunſt zu finden, wird der Gegenſtand Meiues Beſtrebens ſeien. Wir alle ſind tief durchdrungen von dem Ernſte des Augenblicks, in welchem die Verbindung des ſchönen Luxemburger Landes mit dem Hauſe, dem ich vorſtehe, ſich vollzieht. Gott wolle den Bund ſegnen durch Feſtigkeit und Cedeihen! Dem Himmel ſei dafür gedankt, daß Mir im vor gerückten Alter noch beſchieden iſt, Meine letzten Kräfte in den Dienſt des theuren Vaterlandes zu ſtellen.“ Hieran ſchloß ſich die Verleſung der Eidesformel, worauf die Sitzung vertagt wurde und der Großherzog unter dem Zuruf der Abgeordneten die Kammer verließ. Nach Wiederauſnahme der Sitzung verlas der Vicepräſi- dent Simons den folgenden Adreßentwurf, welcher mit Acclama- tion angenommen wurde: „Ihr erſter Gedanke war dem Nachruf des Königs gewidmet; Sie können überzeugt ſein, daß das Luxem- burger Volk ſein Andenken heilig bewahren wird. Freiheit und Wohlſtand, Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit des Landes ſind fortan Ihrem Schutz unterſtellt. Die Luxemburger ſind mit Leib und Seele ihrem Landesfürſten ergeben und werden immer mit Ihnen ihr unſchätzbares Gut fördern und vertheidigen. Mit Ihnen wünſchen wir, Gott möge die Verbindung mit Ihrem Hauſe ſegnen. Sie wird durch gegenſeitiges Vertrauen und Anhänglich- keit beſruchtet. Sie bringen auf den Thron die große Menſchen- kenntniß eines nicht ohne Vitterkeit verbrachten Lebens mit. 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Nr. 4 Feldmarſchall Joſef Graf Colloredo, Nr. 50 Feldzeugmeiſter Johann Freiherr von Ramſay, außerdem wurden fünf Feldmarſchalllieutenants zu Oberſtinhabern ernannt. * Wien, 9. Dec. Zu dem heutigen Dîner beim Kaiſer waren außer den deutſchen, öſterreichiſchen und ungariſchen Handelsvertragsdelegirten auch die Miniſter Graf Kálnoky, Graf Taaffe, Graf Falkenhayn, v. Dunajewski, Marquis Bacquehem, Baron Orczy und Sectionschef v. Szögyenyi geladen. — Der öſterreichiſche Bergarbeitertag nahm eine Reſolution an, derzufolge der Strike, obwohl eine unentbehrliche Waffe, nur dann anzuwenden ſei, wenn die Lage des Marktes und die eigene Stärke Erfolg verſprechen, überhaupt kein anderes Mittel mehr helfe. Ferner wurde beſchloſſen, den nächſtjährigen inter- nationalen Bergarbeitercongreß in Paris zu beſchicken und erklärt, der Vergarbeitertag ſtehe auf dem Standpunkte der internationalen ſocialdemokratiſchen Partei; jedoch wurden die Delegirten aufgefor- dert, im Falle von Maßregelungen durch Arbeitgeber unbedingt auf dem Boden des Geſetzes zu verharren und Ausſchreitungen zu verhüten. * Peſt. 9. Dec. Das Abgeordnetenhaus ſetzte die Debatte über die Ungariſche Waffenfabrik fort. Der Miniſter Varon Fejervary erklärte, wenn die Ungariſche Waffen- fabrik derart informirte, wie er ausgeführt habe, dann habe ſie ihn wiſſentlich falſch informirt. Gegenüber den Behauptungen von Börſenſpeculationen erklärte der Miniſter, er müſſe, ſo lange ihm nicht gehörig erwieſene Thatſachen vorlägen, das, was geſchehen ſei, als correct geſchehen betrachten. Der Miniſter bat, den Be- richt zur Kenntniß zu nehmen. Graf Apponyi befürwortete die Entſendung eines parlamentariſchen Unterſuchungscomités. Die Debatte wurde auf morgen vertagt. * London, 9. Dec. Nach einer dem hieſigen portugieſiſchen Geſchäftsträger zugegangenen Depeſche aus Mozambique ſind die portugieſiſchen Beamten Paiva und Andrade ſofort wieder in Freiheit geſetzt worden. * London, 9. Dec. Das Oberhaus hat in dritter Leſung die iriſche Kartoffel- und Saat-Bill ange- nommen. * London, 9. Dec. Im Unterhaufe erklärte Slaats- ſecretär Ferguſſon, die portugieſiſchen Berichte über den jüngſten Zuſammenſtoß in Südafrika behaupteten allerdings, die Eng- länder ſeien die Angreifer gewefen; die engliſche Regierung habe aber keinen Grund, an der Richtigkeit der Mittheilungen des Ober- commiſſars der Capcolonie zu zweifeln. Oberhaus und Unterhaus vertagten ſich darauf bis zum 22. Januar. * Paris, 9. Dec. Die Blätter melden: Die November- einnahmen der indirecten Steuern und Monopole überſteigen um 3,700,000 Francs den Voranſchlag und um 3,600,000 Francs die vorjährigen Einnahmen. Ein Mehr- ergebniß gegenüber dem Voranſchlag weiſen die indirecten Contributionen auf mit 2,900,000 Francs, Zucker mit 2,200,000 Francs, Forſten mit 1,200,000 Francs, ein Mindereiträgniß die Zölle mit 1,800,000 Francs, die Monopole mit 870,000 Francs. — „Monde“ und „Univers“ publiciren einen Brief des Cardinals Rampolla an einen ſranzöſiſchen Biſchof, welcher beim Papſte wegen der Kundgebung des Erzbiſchofs Lavigerie angefragt hatte. Derſelbe führt aus, die katholiſche Kirche habe weder in ihrer Verfaſſung, noch in ihren Doctrinen etwas, das irgendeiner Regierungsform widerſtrebe, denn jede könne mit Gerechtigkeit und Klugheit gehandhabt werden und einen ausgezeichneten Geſellſchaftszuſtand aufrechterhalten. Der apoſtoliſche Stuhl reſpectire nicht nur die bürgerlichen Gewalten, ſondern unterhalte auch diplomatiſche Beziehungen mit ihnen. Die Gläubigen möchten deßhalb, falls nicht beſonderer Grund entgegenſteht, an den öffentlichen Angelegenheiten theilnehmen, damit der heilſame Einfluß der Religion zum Staatswohle beitrage. Die franzöſiſchen Katholiken würden nützlicher handeln, wenn ſie dieſen Weg wandelten. — Das „Echo de Paris“ meldet: Die Cavallerieofficier-Cadres werden binnen Jahresfriſt von 3680 auf 3608 reducirt. * Paris, 9. Dec. Um den Klagen der Zuckerrüben- und Zuckerinduſtrie zu begegnen, ſchlug der Ackerbauminiſter der Budgetcommiſſion ein Beſtenerungsſyſtem vor, wonach die Belaſtung des Zuckers auf 7,25, reſp. 7 Frcs. herabgeſetzt wird. Inländiſchen Zuckerfabricanten, welche auf den Vortheil, den ſie über die geſetzliche Steuerbelaſtung hinaus aus der Zuckerprämie ziehen, verzichten, ſoll ferner für die Campagne 1890/91 ein ſteuerfreies Quantum von 20 Proc. der wirklich producirten Zucker- menge zugeſtanden werden. — Die Zollcommiſſion nahm den von der Regierung beantragten Zoll von 5 Frcs. auf Getreide an. — Eine Verfammlung der Rechten beſchloß, ſich, wie in früheren Jahren, der Abſtimmung über das Budget zu ent- halten. * Paris, 9. Dec. Der „Temps“ beſtätigt, daß die jüngſt mit dem Paketboot „Caledonien“ aus Tonaking zurückgekehrten Soldaten in geſundheitswidrigſter Weiſe bebandelt und unter- gebracht waren, ſagt aber, daß die Verantwortung hiefür nicht die Marineverwaltung, ſondern die Colonialbehörden treffe. — Ein Geſchäftsdiener eines hieſigen Wechſelmaklers veruntreute, um ſeine Börſenverluſte zu decken, 2500 Stück Obligationen im Vetrage von 800,000 Frcs.; der Diener wurde verhaftet. Bei demſelben wurden 200 Stück Obligationen vorgefunden, außerdem 1200 bei verſchiedenen Bankhäufern. * Paris, 9. Dec. Dr. Dujardin-Beaumez hat in der beuti- gen zweiten Conferenz über die Koch’ſche Heilmethode Folgen- des conſtatirt: Der Zuſtand mehrerer Kranker verſchlimmerte ſich nach den erſten Einſpritzungen und blieb bei einigen anderen ohne ſichtbare Beſſerung. Er glanbt nicht, daß dies ein Grund ſei, die Behandlung aufzugeben, meint jedoch, zuvörderſt hätten mehr Er- fahrungen geſammelt werden müſſen, bevor das Heilmittel bei Menſchen zur Anwendung gelangte. * Clermont-Ferrand, 9. Dec. Geſtern Nacht iſt das hieſige Théâtre des Bariétés vollſtändig niederge- brannt. Es iſt kein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. — Graf Herbert Bismarck war geſtern beim Generaldirector der Zölle, Pallain, zum Dîner geladen. * Rom, 9. Dec. Der König hat die Demiſſion des Schatzminiſters Giolitti, der zugleich interimiſtiſcher Finanz- miniſter war, angenommen und mit der Leitung des Finanz- miniſteriums Grimaldi betraut, der auch das Schatzminiſterium interimiſtiſch übernimmt. Grimaldi hat ſein Amt bereits über- nommen. * Brindiſi, 9. Dec. Der Fürſt von Montenegro und die Herzogin von Leuchtenberg ſind hier angekommen. Der Fürſt reiste nach Bologna, die Herzogin nach Neapel weiter. * Madrid, 9. Dec. Die Wahlen zur Erneuerung der Hälfte der Generalräthe hatten einen großen Erfolg für die Regierung, in allen Hauptſtädten außer Madrid, Saragoſſa und Valladolid wurden Conſervative gewählt, in 42 von 49 Provinzen ſind die Anhänger der Regierung durchgedrungen, im ganzen ſind 212 Conſervative gewählt; die Zahl der Oppoſitionscandidaten aller Schattirungen beträgt 93, wovon 12 Carliſten; die Poſſi- biliſten haben faſt ebenſoviel Sitze erlangt, wie die Fuſioniſten. * Madrid, 9. Dec. Das Decret betreffs Auflöſung der Cortes dürfte vor Weihnachten erſcheinen. Die allgemeinen Corteswahlen finden am 1. Februar, der Zuſammentritt der Kammer am 4. März ſtatt. * St. Petersburg, 9. Dec. Das Kaiſerpaar hat das Inſtitut des Großherzogs von Oldenburg beſucht, woſelbſt in deren Beiſein ein Lupuskranker mit Koch’ſcher Lymphe geimpft wurde. Geſtern wohnte das Kaiſerpaar dem Feſte der Georgs-Ritter im Winterpalais bei. * Belgrad, 9. Dec. Die Skupſchtina hat den Entwurf, betreffend die Ertheilung einer Conceſſion an Marſhall (London) zur Errichtung einer Schweineſchlachterei in Niſch, angenommen. * Belgrad, 9. Dec. Das erſte ruſſiſche Dampfſchiff Namens „Tiflis“ iſt hier eingetroffen. * Konſtantinopel. 9. Dec. Der ruſſiſche Unterthan Pa- trikow, Präſident des ſogenannten revolutionären armeni- ſchen Comités, und neun Genoſſen wurden geſtern vom Crimi- nalgericht in Stambul in Gegenwart des Dragomans der ruſſiſchen Botſchaft einem vorläuſigen Verhöre unterworfen. Die öffentliche Verhandlung beginnt morgen.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 342, 10. Dezember 1890, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine342_1890/3>, abgerufen am 01.06.2024.