Allgemeine Zeitung, Nr. 342, 10. Dezember 1890.Morgenblatt Ur. 342. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 10. December 1890. schen Depesche zufolge hat das Duell zwischen Cavallotti Bayerische Chronik. München, 9. December. * Die Festlichkeiten zur Feier des 70. Geburts- * Fürth, 8. Dec. Der Magistrat hat die Gemeindeumlage auf * Neunburg v. W., 6. Dec. Dec. Bei der gestrigen Gemeindewahl Schweinfurt, 8. Dec. Volkszählung. Das Nesultat der \ Augsburg, 8 Dec. Nach dem provisorischen Ergebniß der Telegraphische Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. N. Wien, 9. Dec. Das "Fremdenblatt" meldet: Die Bern, 9. Dec. Der Nationalrath hat bei Berathung Telegramme des Wolff'schen Bureans. * Berlin, 9. Dec. Der Kaiser und die Kaiserin nahmen * Berlin, 9. Dec. Die "Krenzztg." erklärt die Meldung * Berlin, 9. Dec. Der Präsident des Neichsinvalidensonds, (Olto Michaelis war am 12. September 1826 zu Lübbecke * Berlin, 9. Dec. In der heutigen Schulfragenconferenz * Hamburg, 9. Dec. Dem "Hamb. Corresp." zufolge ist * Luxemburg, 9. Dec. Die heutige Kammersitzung fand vor "Völker wie einzelne Menschen Hieran schloß sich die "Ihr erster Gedanke war dem Nachruf Die Sitzung wurde darauf bis Dienstag vertagt; die * Wien, 9. Dec. Der Kaiser hat heute die deutschen und * Wien, 9. Dec. Zu dem heutigen Deiner beim Kaiser * Pest. 9. Dec. Das Abgeordnetenhaus setzte die * London, 9. Dec. Nach einer dem hiesigen portugiesischen * London, 9. Dec. Das Oberhaus hat in dritter * London, 9. Dec. Im Unterhaufe erklärte Slaats- * Paris, 9. Dec. Die Blätter melden: Die November- * Paris, 9. Dec. Um den Klagen der Zuckerrüben- * Paris, 9. Dec. Der "Temps" bestätigt, daß die jüngst * Paris, 9. Dec. Dr. Dujardin-Beaumez hat in der beuti- * Clermont-Ferrand, 9. Dec. Gestern Nacht ist das * Rom, 9. Dec. Der König hat die Demission des * Brindisi, 9. Dec. Der Fürst von Montenegro und * Madrid, 9. Dec. Die Wahlen zur Erneuerung der * Madrid, 9. Dec. Das Decret betreffs Auflösung * St. Petersburg, 9. Dec. Das Kaiserpaar hat das * Belgrad, 9. Dec. Die Skupschtina hat den Entwurf, * Belgrad, 9. Dec. Das erste russische Dampfschiff * Konstantinopel. 9. Dec. Der russische Unterthan Pa- Morgenblatt Ur. 342. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 10. December 1890. ſchen Depeſche zufolge hat das Duell zwiſchen Cavallotti Bayeriſche Chronik. München, 9. December. * Die Feſtlichkeiten zur Feier des 70. Geburts- * Fürth, 8. Dec. Der Magiſtrat hat die Gemeindeumlage auf * Neunburg v. W., 6. Dec. Dec. Bei der geſtrigen Gemeindewahl ⊙ Schweinfurt, 8. Dec. Volkszählung. Das Neſultat der ↖ Augsburg, 8 Dec. Nach dem proviſoriſchen Ergebniß der Telegraphiſche Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. N. Wien, 9. Dec. Das „Fremdenblatt“ meldet: Die ⊕ Bern, 9. Dec. Der Nationalrath hat bei Berathung Telegramme des Wolff’ſchen Bureans. * Berlin, 9. Dec. Der Kaiſer und die Kaiſerin nahmen * Berlin, 9. Dec. Die „Krenzztg.“ erklärt die Meldung * Berlin, 9. Dec. Der Präſident des Neichsinvalidenſonds, (Olto Michaelis war am 12. September 1826 zu Lübbecke * Berlin, 9. Dec. In der heutigen Schulfragenconferenz * Hamburg, 9. Dec. Dem „Hamb. Correſp.“ zufolge iſt * Luxemburg, 9. Dec. Die heutige Kammerſitzung fand vor „Völker wie einzelne Menſchen Hieran ſchloß ſich die „Ihr erſter Gedanke war dem Nachruf Die Sitzung wurde darauf bis Dienſtag vertagt; die * Wien, 9. Dec. Der Kaiſer hat heute die deutſchen und * Wien, 9. Dec. Zu dem heutigen Dîner beim Kaiſer * Peſt. 9. Dec. Das Abgeordnetenhaus ſetzte die * London, 9. Dec. Nach einer dem hieſigen portugieſiſchen * London, 9. Dec. Das Oberhaus hat in dritter * London, 9. Dec. Im Unterhaufe erklärte Slaats- * Paris, 9. Dec. Die Blätter melden: Die November- * Paris, 9. Dec. Um den Klagen der Zuckerrüben- * Paris, 9. Dec. Der „Temps“ beſtätigt, daß die jüngſt * Paris, 9. Dec. Dr. Dujardin-Beaumez hat in der beuti- * Clermont-Ferrand, 9. Dec. Geſtern Nacht iſt das * Rom, 9. Dec. Der König hat die Demiſſion des * Brindiſi, 9. Dec. Der Fürſt von Montenegro und * Madrid, 9. Dec. Die Wahlen zur Erneuerung der * Madrid, 9. Dec. Das Decret betreffs Auflöſung * St. Petersburg, 9. Dec. Das Kaiſerpaar hat das * Belgrad, 9. Dec. Die Skupſchtina hat den Entwurf, * Belgrad, 9. Dec. Das erſte ruſſiſche Dampfſchiff * Konſtantinopel. 9. Dec. Der ruſſiſche Unterthan Pa- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Morgenblatt Ur. 342. <hi rendition="#b">München, Mittwoch Allgemeine Zeitung</hi> 10. December 1890.</fw><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p>ſchen Depeſche zufolge hat das Duell zwiſchen <hi rendition="#g">Cavallotti</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Sacerdoti</hi> geſtern ſtattgefunden. Der Letztere wurde<lb/> leicht verwundet.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">München,</hi> 9. December.</head><lb/> <p>* <hi rendition="#g">Die Feſtlichkeiten zur Feier des 70. Geburts-<lb/> tages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten</hi> beginnen<lb/> bereits, wie wir hören, am 11. März. Vormittags findet in den<lb/> Hauptlirchen der Stadt Gottesdienſt mit ſeierlicher Aufſahrt ſtatt,<lb/> nach der Kirche Militärparade nach Beſtimmung der hiezu compe-<lb/> tenten Vehörden. Nachmittags folgt Gratulation der Kinder und<lb/> Körperſchaften. Begleitet von Trommelſchlag, ziehen um 2 Uhr<lb/> in friſchem, luſtigem Zuge die Kinder der vier oberen Claſſen der<lb/> hieſigen Volksſchulen von ihren Schulhäuſern gegen die königliche<lb/> Reſidenz; ſie tragen blau-weiße Fahnen und mit flatternden Bän-<lb/> dern geſchmückte Stäbe, die Knaben Tannenreiſer auf den Hüten,<lb/> die Mädchen blau-weiße Schleifen und Schärpen. In dem Säulen-<lb/> hof der kgl. Reſidenz nehmen die Kinder Aufſtellung; eine Abord-<lb/> nung der Lehrer bittet Se. kgl. Hoheit, den Glückwunſch der Kinder<lb/> als erſte Gratulation entgegeunehmen zu wollen. Die Kinder<lb/> ſingen ein Huldigungslied, und während des Geſanges überreicht<lb/> je ein Knabe und ein Mädchen von jeder Schule dem hehen<lb/> Jubilar eine Blumenſpende. Nach der Abſingung des Vaterlands-<lb/> liedes „Heil unſerm König Heil“ verläßt die Schuljugend den<lb/> Reſidenzhof. Abends 6 Uhr laden die Glocken zu einer Andacht<lb/> in den hell erleuchteten Kirchen für die Eltern des Regenten ein.<lb/> 8 Ubr Abends iſt ein Fackelzug von der ſtudirenden Jugend, den<lb/> Schülern der kgl. Akademie der bildenden Künſte, der Techniſchen<lb/> Hochſchule und den Studirenden der kgl. Univerſität geplant. Der<lb/> Feſttag ſelbſt wird ein recht feierliches Gepräge erhalten: Trom-<lb/> petenfanfaren werden vom Valcon des Nathhauſes den Anbruch<lb/> des Jubeltages verkünden; auf dieſen Morgengruß antwortet das<lb/> Geläute ſämmtlicher Glocken. Die Flaggen an den Maſten vor<lb/> der Feldherrnhalle werden gehißt und begrüßt durch die von der<lb/> Reſidenzwache ausgehende Tag Reveille. Kanonendonner wird ſich<lb/> in das Gelänte der Glocken miſchen. Die Aufſtellung des Zuges<lb/> erfolgt um 10 Uhr. Allen vorans trägt ein Reiter die Standarte<lb/> der Stadt, begleitet von einer Ehrenwache und von Fanfaren-<lb/> bläſern zu Pferd. In feſtlich geſchmückten Wagen folgt eine Ab-<lb/> ordnung des Magiſtrats und des Collegiums; 30 Vürger zu Pferd<lb/> geben ihnen das Geleite. Es folgen die Abordnungen aus den<lb/> Provinzen in ihrer ländlichen Tracht ꝛc.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>* <hi rendition="#b">Fürth,</hi> 8. Dec.</dateline> <p>Der Magiſtrat hat die Gemeindeumlage auf<lb/> 695,080 M. oder 100 Proceut der Staatsſteuer feſtgeſetzt. Zur Schulden-<lb/> tilgung werden nächſtes Jahr 134,446 M. verwendet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>* <hi rendition="#b">Neunburg v. W.,</hi> 6. Dec.</dateline> <p>Dec. Bei der geſtrigen Gemeindewahl<lb/> ſiegten die Liberalen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>⊙ <hi rendition="#b">Schweinfurt,</hi> 8. Dec.</dateline> <p><hi rendition="#g">Volkszählung.</hi> Das Neſultat der<lb/> Volkſzählung dahier iſt 12,438 (1885: 12,502, 1880: 12,601) Perſonen,<lb/> 159 hieſige Eimvohner waren ortsabweſend.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>↖ <hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 8 Dec.</dateline> <p>Nach dem proviſoriſchen Ergebniß der<lb/> Volkszählung ergibt ſich für die hieſige Stadt eine Seelenzahl von<lb/> 75,523 gegen 65,005 im Jahre 1885, demnach eine Zunahme<lb/> von 9618.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegraphiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">N.</hi><hi rendition="#b">Wien,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Das „Fremdenblatt“ meldet: Die<lb/> Sitzungen betreſſend die <hi rendition="#g">Vertragsverhandlungen mit<lb/> Deutſchland</hi> ſind heute Vormittags im Auswärtigen Amte<lb/> wieder aufgenommen worden und dürften bis Weihnachten dauern.<lb/> Inzwiſchen werden im öſterreichiſchen Handelsminiſterium noch im<lb/> Laufe dieſer Woche Enqu<hi rendition="#aq">ê</hi>ten beginnen, um die Anſchanungen der<lb/> verſchiedenen Intereſſentengruppen, welche bei dieſen Verhandlungen<lb/> in Frage kommen, auzuhören.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>⊕ <hi rendition="#b">Bern,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Nationalrath</hi> hat bei Berathung<lb/> des <hi rendition="#g">Auslieferungsgeſetzes</hi> die Auslieferung wegen <hi rendition="#g">politi-<lb/> ſcher</hi> Verbrechen und Vergehen bewilligt, wenn dieſelben vor-<lb/> wiegend den Charakter gemeiner Verbrechen haben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme des Wolff’ſchen Bureans.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> und die <hi rendition="#g">Kaiſerin</hi> nahmen<lb/> heute früh um 9 Uhr das Abendmahl in der Friedenskirche. —<lb/> Die Commiſſion zur Vorberathung des Geſetzentwurfes, betreffend<lb/> die öffentliche <hi rendition="#g">Volksſchule,</hi> hat die Abgg. Francke (Tondern)<lb/> zum Vorſinenden, Weſſel zum Stellvertreter und <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Kropatſcheck,<lb/> Schumacher, Olzem und Krebs zu Schriftführern gewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Die „Krenzztg.“ erklärt die Meldung<lb/> einiger Blätter, der Präſident des Oberlirchenraths, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Hermes,</hi><lb/> habe ſein <hi rendition="#g">Entlaſſungsgeſuch</hi> eingereicht, für thatſächlich<lb/><hi rendition="#g">unrichtig.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der Präſident des Neichsinvalidenſonds,<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> O. <hi rendition="#g">Michaelis,</hi> iſt <hi rendition="#g">geſtorben.</hi></p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Olto Michaelis</hi> war am 12. September 1826 zu Lübbecke<lb/> in Weſtfalen geboren, ſtudirte in Bonn und Berlin Jurisprudenz<lb/> und begann im Herbſt 1847 in Paderborn die richterliche Lauf-<lb/> bahn. Im Jahre 1849 wurde er wegen eines Preßvergehens an-<lb/> geklagt, freigeſprochen, jodoch aus dem Juſtizdienſt entlaſſen. Er widmete<lb/> ſich nun der Publiciſtik und ward im Jahre 1851 Redacteur des<lb/> volkswirthſchaftlichen Theiles der „National-Zeitung“. Im Jahre 1858<lb/> war er Mitbegründer des Congreſſes deutſcher Volkswirthe in Gotha, in<lb/> deſſen Mitte das erſte Flämmchen der Einheitsbewegung wieder auf-<lb/> loderte, ein Kreis von Männern, aus welchem im nächſten Jahre<lb/> der Nationalverein hervorging. Im Berein mit Jules Faucher<lb/> gab Michaelis dann die „Vierteljahrsſchrift für Volkswirthſchaft<lb/> und Culturgeſchichte“ heraus. Im Jahre 1861 in das prenßiſche<lb/> Abgeordnetenhaus gewählt, gehörte er zu den wenigen Liberalen,<lb/> welche im Herbſt 1864 die Bismarck’ſche auswärtige Politik zu<lb/> verſteben und ſich ihr zu nähern begannen. Im Jahre 1867 in<lb/> den Reichstag des Norddeutſchen Bundes gewählt, ſchloß Michaelis<lb/> ſich der nationalliberalen Partei an, noch in demſelben Jahre<lb/> wurde er in das Bundeskanzleramt berufen. Im Jahre 1872<lb/> wurde er Director der Finanzabtheilung des damaligen Reichs-<lb/> kanzleramts und nach der großen Wendung in der Zoll- und<lb/> Wirthſchaftspolitik trat Michaelis, ein entſchiedener Freihändler, aus<lb/> dem politiſchen Dienſt als Vorſitzender an die Spitze der<lb/> Verwaktung des Invalidenfonds. An der Geſetzgebung des Reiches<lb/> auf wirthſchafklichem Gebiet hat er, wie überhaupt an der auf die<lb/> Herſtellung der deutſchen Einheit gerichteten Bewegung, einen her-<lb/> vorragenden Antheil genommen.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>In der heutigen <hi rendition="#g">Schulfragenconferenz</hi><lb/> ſprachen ſich dem „Reichs-Anzeiger“ zufolge <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schrader</hi> (Halle) und<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Kropatſcheck</hi> (Berlin) gegen die Schmälerung des altſprachlichen<lb/> Unterrichts in den Gymnaſien aus. Schrader hält nur die Entlaſtung der<lb/> Schüler in Rebenfächern und die Verminderung der Stundenzahl zum<lb/> Zweck eines vermehrten häuslichen Studiums für wünſchenswerth.<lb/><cb/> Profeſſor <hi rendition="#g">Paulſen</hi> (Berlin) äußert ſich gleichfalls gegen die Ver-<lb/> ringerung des altſprachlichen Unterrichts, hält indeß eine innere<lb/> Um formung des Unterrichts für möglich, und die freiere Ent-<lb/> wicklung der Anſtalten wie der Schüler für wünſchenswerth.<lb/> Major <hi rendition="#g">Fleck</hi> und Geh. Oberregierungsrath <hi rendition="#g">Lüders</hi> ſprachen als<lb/> Commiſſare des Kriegsminiſters und des Handelsminiſters. Hof-<lb/> prediger <hi rendition="#g">Frommel</hi> gab den Klagen der Eltern über die Ueber-<lb/> bürdung der Schüler Ausdruck, und Geh.-Nath <hi rendition="#g">Hinzpeter</hi> nahm<lb/> Gelegenheit, dankbar anzuerkennen, daß das Kaſſeler Gymnaſium<lb/> an ſeinem kaiſerlichen Zögling feine Schuldigkeit voll gethan und<lb/> alle Erwartungen in hohem Maße erſüllt habe. Im weiteren<lb/> Berlaufe der Sitzung ſprachen noch <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Goering,</hi> Director<lb/><hi rendition="#g">Holzmüller</hi>-Hagen und Fürſtbiſchof <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Kopp.</hi> Die Dis-<lb/> cuſſion über Frage <hi rendition="#aq">III</hi> (Einſchränkung der Unterrichtsſtunden in<lb/> den alten Sprachen in den Gymnaſien) wurde beendet; die Ab-<lb/> ſtimmung erfolgt aber erſt nach Erledigung der Fragen <hi rendition="#aq">I</hi> über die<lb/> Beibehaltung der beſtehenden Arten von höheren Schulen und <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> (Beibehaltung der im Jahre 1882 angeordneten Verſtärkung des<lb/> Lateins in den Realgymnaſien). Die nächſte Sitzung beginnt am<lb/> Mittwoch um 10 Uhr.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Hamburg,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Dem „Hamb. Correſp.“ zufolge iſt<lb/><hi rendition="#g">Johann Orths</hi> Schiff <hi rendition="#g">„Margareth“</hi> von der Hamburger Vark<lb/><hi rendition="#g">„Maria Mercedes“</hi> zuletzt am 31. Juli mit 6 anderen Schiffen vor<lb/> den Ausläufern des Gebirges Cap Horn während eines furchtbaren<lb/> Orkans bei 15 Grad Kälte geſehen worden. — Dem genannten Blatte<lb/> zufolge iſt in Sachen des <hi rendition="#g">Cigarrenarbeiterſtrikes</hi> die geſtrige<lb/> Notiz über das Intereſſe des <hi rendition="#g">Kaiſers</hi> an dem Strike und die Reiſe<lb/> des Vorſitzenden des Fabricantenvereins nach Berlin inſofern nicht<lb/> ganz zutreffend, als der Vorſitzende nicht zum Vortrag befohlen iſt,<lb/> ſondern Informationen durch die Vehörden eingezogen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Luxemburg,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Die heutige Kammerſitzung fand vor<lb/> überfüllten Tribünen ſtatt. Eine Commiſſion der Kammer empfing<lb/> den Großherzog an der Treppe des Gebäudes, der Großherzog trug<lb/> die große naſſauiſche Generalsuniform, der Erbgroßherzog die<lb/> Paradeuniform der öſterreichiſchen Huſaren, beide hatten das Band<lb/> des goldenen Löwen angelegt. Die Großherzogin wohnte mit ihren<lb/> Hoſdamen in Trauerkleidern der Feier in einer Loge bei. Nachdem<lb/> der Großherzog auf dem Throne Platz genommen, verlas er ſitzend,<lb/> bedeckten Hauptes, ſolgende Rede:</p><lb/> <cit> <quote>„Völker wie einzelne Menſchen<lb/> haben Tage der Trauer und des Schmerzes. Der Heimgang des<lb/> Königs-Großherzogs iſt ein herber Verluſt für das Land, wie Sie<lb/> ſelbſt in einem Gefühle, das Sie ehrt, feierlich ausgeſprochen.<lb/> König Wilhelms des Dritten Regierung iſt für Luxemburg eine<lb/> lange Zeit des Friedens und des Glückes geweſen, unter dem<lb/> Schutze der Freiheit iſt ihm eine ungeahnte Wohlfahrt erblüht, die<lb/> Autonomie, die Unabhängigkeit des Landes haben immer tiefere<lb/> Wurzeln geſchlagen. Dieſes Werk, wolches Mir und Meinem Sohne<lb/> ſtets ein Vorbild ſein wird, ſichert dem unvergeßlichen Fürſten die Dank-<lb/> barkeit eines freien glücklichen Volkes als ſchönſten Lohn. Mit Wilhelm<lb/> dem Dritten hat ſich die Gruft der altehrwürdigen Kirche zu Delft<lb/> über der ſlerblichen Hülle desjenigen geſchloſſen, welcher in der<lb/> langen Reihe der der jüngeren Linie unſeres Hauſes entſproſſenen<lb/> glorreichen Fürſten als letzter dageſtanden. Mebreren von ihnen<lb/> gebührt in der Geſchichte Luxemburgs ein ehrenvoller Platz.<lb/> Könige ſterben — Dynaſtien erlöſchen, die Völker leben fort, die<lb/> Pflicht der Hinterbliebenen iſt es, das Andenken ihrer Fürſten<lb/> zu ehren, welche dem Wohle des Landes ihre Thätigkeit unabläſſig<lb/> gewidmet haben. Das Luxemburger Volk und ſeine Fürſten wer-<lb/> den dieſer heiligen Pſlicht ſtets gerecht werden. Die Landesver-<lb/> faſſung, die naſſauiſchen Hausgeſetze und die europäiſchen Verträge<lb/> berufen Mich auf den Thron des Großherzogthums. Ich bin Mir<lb/> der ſchweren Pflichten bewußt, die auf Mich mit der Krone über-<lb/> gegangen ſind. Zur Wahrnehmung derſelben in guten wie ſchweren<lb/> Tagen bedarf Ich Ihres hingebenden Vertrauens. Ich weiß wohl,<lb/> daß es leichter iſt, Herzen zu gewinnen, als Liebe und Zuneigung<lb/> derſelben dauernd zu bewahren. Ihre treue Mitwirkung wie un-<lb/> wandelbare Unterſtützung auch in Zukunſt zu finden, wird der<lb/> Gegenſtand Meiues Beſtrebens ſeien. Wir alle ſind tief durchdrungen<lb/> von dem Ernſte des Augenblicks, in welchem die Verbindung des<lb/> ſchönen Luxemburger Landes mit dem Hauſe, dem ich vorſtehe, ſich<lb/> vollzieht. Gott wolle den Bund ſegnen durch Feſtigkeit und<lb/> Cedeihen! Dem Himmel ſei dafür gedankt, daß Mir im vor<lb/> gerückten Alter noch beſchieden iſt, Meine letzten Kräfte in den<lb/> Dienſt des theuren Vaterlandes zu ſtellen.“</quote> </cit><lb/> <p>Hieran ſchloß ſich die<lb/> Verleſung der Eidesformel, worauf die Sitzung vertagt wurde und<lb/> der Großherzog unter dem Zuruf der Abgeordneten die Kammer<lb/> verließ. Nach Wiederauſnahme der Sitzung verlas der Vicepräſi-<lb/> dent <hi rendition="#g">Simons</hi> den folgenden Adreßentwurf, welcher mit Acclama-<lb/> tion angenommen wurde:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>„Ihr erſter Gedanke war dem Nachruf<lb/> des Königs gewidmet; Sie können überzeugt ſein, daß das Luxem-<lb/> burger Volk ſein Andenken heilig bewahren wird. Freiheit und<lb/> Wohlſtand, Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit des Landes ſind<lb/> fortan Ihrem Schutz unterſtellt. Die Luxemburger ſind mit Leib<lb/> und Seele ihrem Landesfürſten ergeben und werden immer mit<lb/> Ihnen ihr unſchätzbares Gut fördern und vertheidigen. Mit Ihnen<lb/> wünſchen wir, Gott möge die Verbindung mit Ihrem Hauſe<lb/> ſegnen. Sie wird durch gegenſeitiges Vertrauen und Anhänglich-<lb/> keit beſruchtet. Sie bringen auf den Thron die große Menſchen-<lb/> kenntniß eines nicht ohne Vitterkeit verbrachten Lebens mit. Mögen<lb/> Sie, die Großherzogin, Ihre Gemahlin, und Ihr Sohn glückliche<lb/> Tage auf dem Luxemburger Boden, Ihrem neuen Vaterlande,<lb/> finden!“</p> </div> </body> </floatingText><lb/> <p>Die Sitzung wurde darauf bis Dienſtag vertagt; die<lb/> Adreſſe wird morgen durch einen Kammerausſchuß überreicht werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Wien,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> hat heute die deutſchen und<lb/> die öſterreichiſch-ungariſchen <hi rendition="#g">Delegirten</hi> für die Handelsvertrags-<lb/> verhandlungen zur Tafel geladen. Das „Militärverordnungsbl.“ meldet:<lb/> Der Kaiſer verordnete die Verſetzung des Dragoner-Rittmeiſters<lb/> Erzherzogs <hi rendition="#g">Franz Salvator</hi> zu dem Dragoner-Regiment Nr. 15<lb/> und ordnete an, daß das Infanterie-Regiment Herzog Adolf von<lb/> Naſſau Nr. 15 künftig den Namen „Adolf, Großherzog von<lb/> Luxemburg“ ſühren ſolle. — Das Feſtungsartillerie-Regiment Nr. 1<lb/> hat den Namen des <hi rendition="#g">Kaiſers Franz Joſeph,</hi> die folgenden<lb/> Feſtungsartillerie-Regimenter haben für immerwährende Zeiten<lb/> nachſtehende Namen zu führen: Nr. 3 Feldmarſchall Franz <hi rendition="#g">Fürſt<lb/> Kinsky.</hi> Nr. 4 Feldmarſchall Joſef Graf <hi rendition="#g">Colloredo,</hi> Nr. 50<lb/> Feldzeugmeiſter Johann Freiherr von Ramſay, außerdem wurden<lb/> fünf Feldmarſchalllieutenants zu Oberſtinhabern ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Wien,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Zu dem heutigen <hi rendition="#g">D<hi rendition="#aq">î</hi>ner beim Kaiſer</hi><lb/> waren außer den deutſchen, öſterreichiſchen und ungariſchen<lb/> Handelsvertragsdelegirten auch die Miniſter Graf K<hi rendition="#aq">á</hi>lnoky, Graf<lb/> Taaffe, Graf Falkenhayn, v. Dunajewski, Marquis Bacquehem,<lb/> Baron Orczy und Sectionschef v. Szögyenyi geladen. — Der<lb/><hi rendition="#g">öſterreichiſche Bergarbeitertag</hi> nahm eine Reſolution<lb/> an, derzufolge der <hi rendition="#g">Strike,</hi> obwohl eine unentbehrliche Waffe,<lb/> nur dann anzuwenden ſei, wenn die Lage des Marktes und die<lb/> eigene Stärke Erfolg verſprechen, überhaupt kein anderes Mittel<lb/> mehr helfe. Ferner wurde beſchloſſen, den nächſtjährigen inter-<lb/> nationalen Bergarbeitercongreß in Paris zu beſchicken und erklärt,<lb/> der Vergarbeitertag ſtehe auf dem Standpunkte der internationalen<lb/> ſocialdemokratiſchen Partei; jedoch wurden die Delegirten aufgefor-<lb/> dert, im Falle von Maßregelungen durch Arbeitgeber unbedingt<lb/> auf dem Boden des Geſetzes zu verharren und Ausſchreitungen zu<lb/> verhüten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Peſt.</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Das <hi rendition="#g">Abgeordnetenhaus</hi> ſetzte die<lb/> Debatte über die <hi rendition="#g">Ungariſche Waffenfabrik</hi> fort. Der<lb/> Miniſter Varon Fejervary erklärte, wenn die Ungariſche Waffen-<lb/> fabrik derart informirte, wie er ausgeführt habe, dann habe ſie<lb/> ihn wiſſentlich falſch informirt. Gegenüber den Behauptungen von<lb/> Börſenſpeculationen erklärte der Miniſter, er müſſe, ſo lange ihm<lb/> nicht gehörig erwieſene Thatſachen vorlägen, das, was geſchehen<lb/> ſei, als correct geſchehen betrachten. Der Miniſter bat, den Be-<lb/> richt zur Kenntniß zu nehmen. Graf <hi rendition="#g">Apponyi</hi> befürwortete die<lb/> Entſendung eines parlamentariſchen Unterſuchungscomit<hi rendition="#aq">é</hi>s. Die<lb/> Debatte wurde auf morgen vertagt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Nach einer dem hieſigen portugieſiſchen<lb/> Geſchäftsträger zugegangenen Depeſche aus Mozambique ſind<lb/> die portugieſiſchen Beamten <hi rendition="#g">Paiva</hi> und <hi rendition="#g">Andrade</hi> ſofort<lb/> wieder in Freiheit geſetzt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Das <hi rendition="#g">Oberhaus hat in dritter<lb/> Leſung die iriſche Kartoffel- und Saat-Bill</hi> ange-<lb/> nommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Im <hi rendition="#g">Unterhaufe</hi> erklärte Slaats-<lb/> ſecretär <hi rendition="#g">Ferguſſon,</hi> die portugieſiſchen Berichte über den jüngſten<lb/><hi rendition="#g">Zuſammenſtoß in Südafrika</hi> behaupteten allerdings, die Eng-<lb/> länder ſeien die Angreifer gewefen; die engliſche Regierung habe<lb/> aber keinen Grund, an der Richtigkeit der Mittheilungen des Ober-<lb/> commiſſars der Capcolonie zu zweifeln. Oberhaus und Unterhaus<lb/> vertagten ſich darauf bis zum 22. Januar.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Paris,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Die Blätter melden: Die November-<lb/> einnahmen der <hi rendition="#g">indirecten Steuern und Monopole</hi><lb/> überſteigen um 3,700,000 Francs den Voranſchlag und<lb/> um 3,600,000 Francs die vorjährigen Einnahmen. Ein Mehr-<lb/> ergebniß gegenüber dem Voranſchlag weiſen die indirecten<lb/> Contributionen auf mit 2,900,000 Francs, Zucker mit 2,200,000<lb/> Francs, Forſten mit 1,200,000 Francs, ein Mindereiträgniß<lb/> die Zölle mit 1,800,000 Francs, die Monopole mit 870,000<lb/> Francs. — „Monde“ und „Univers“ publiciren einen Brief<lb/> des <hi rendition="#g">Cardinals Rampolla</hi> an einen ſranzöſiſchen Biſchof,<lb/> welcher beim Papſte wegen der <hi rendition="#g">Kundgebung des Erzbiſchofs<lb/> Lavigerie</hi> angefragt hatte. Derſelbe führt aus, die katholiſche<lb/> Kirche habe weder in ihrer Verfaſſung, noch in ihren Doctrinen<lb/> etwas, das irgendeiner Regierungsform widerſtrebe, denn jede<lb/> könne mit Gerechtigkeit und Klugheit gehandhabt werden und<lb/> einen ausgezeichneten Geſellſchaftszuſtand aufrechterhalten. Der<lb/> apoſtoliſche Stuhl reſpectire nicht nur die bürgerlichen Gewalten,<lb/> ſondern unterhalte auch diplomatiſche Beziehungen mit ihnen.<lb/> Die Gläubigen möchten deßhalb, falls nicht beſonderer Grund<lb/> entgegenſteht, an den öffentlichen Angelegenheiten theilnehmen,<lb/> damit der heilſame Einfluß der Religion zum Staatswohle<lb/> beitrage. Die franzöſiſchen Katholiken würden nützlicher handeln,<lb/> wenn ſie dieſen Weg wandelten. — Das „Echo de Paris“<lb/> meldet: Die <hi rendition="#g">Cavallerieofficier-Cadres</hi> werden<lb/> binnen Jahresfriſt von 3680 auf 3608 reducirt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Paris,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Um den Klagen der <hi rendition="#g">Zuckerrüben-<lb/> und Zuckerinduſtrie</hi> zu begegnen, ſchlug der Ackerbauminiſter<lb/> der Budgetcommiſſion ein Beſtenerungsſyſtem vor, wonach die<lb/> Belaſtung des Zuckers auf 7,25, reſp. 7 Frcs. herabgeſetzt wird.<lb/> Inländiſchen Zuckerfabricanten, welche auf den Vortheil, den ſie<lb/> über die geſetzliche Steuerbelaſtung hinaus aus der Zuckerprämie<lb/> ziehen, verzichten, ſoll ferner für die Campagne 1890/91 ein<lb/> ſteuerfreies Quantum von 20 Proc. der wirklich producirten Zucker-<lb/> menge zugeſtanden werden. — Die <hi rendition="#g">Zollcommiſſion</hi> nahm den<lb/> von der Regierung beantragten Zoll von 5 Frcs. auf <hi rendition="#g">Getreide</hi><lb/> an. — Eine <hi rendition="#g">Verfammlung der Rechten</hi> beſchloß, ſich, wie<lb/> in früheren Jahren, der Abſtimmung über das Budget zu ent-<lb/> halten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Paris,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der „Temps“ beſtätigt, daß die jüngſt<lb/> mit dem Paketboot „Caledonien“ aus Tonaking zurückgekehrten<lb/> Soldaten in geſundheitswidrigſter Weiſe bebandelt und unter-<lb/> gebracht waren, ſagt aber, daß die Verantwortung hiefür nicht die<lb/> Marineverwaltung, ſondern die Colonialbehörden treffe. — Ein<lb/> Geſchäftsdiener eines hieſigen Wechſelmaklers <hi rendition="#g">veruntreute,</hi> um<lb/> ſeine Börſenverluſte zu decken, 2500 Stück Obligationen im Vetrage<lb/> von 800,000 Frcs.; der Diener wurde <hi rendition="#g">verhaftet.</hi> Bei demſelben<lb/> wurden 200 Stück Obligationen vorgefunden, außerdem 1200 bei<lb/> verſchiedenen Bankhäufern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Paris,</hi> 9. Dec.</dateline> <p><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Dujardin-Beaumez hat in der beuti-<lb/> gen zweiten Conferenz über die <hi rendition="#g">Koch’ſche Heilmethode</hi> Folgen-<lb/> des conſtatirt: Der Zuſtand mehrerer Kranker verſchlimmerte ſich<lb/> nach den erſten Einſpritzungen und blieb bei einigen anderen ohne<lb/> ſichtbare Beſſerung. Er glanbt nicht, daß dies ein Grund ſei, die<lb/> Behandlung aufzugeben, meint jedoch, zuvörderſt hätten mehr Er-<lb/> fahrungen geſammelt werden müſſen, bevor das Heilmittel bei<lb/> Menſchen zur Anwendung gelangte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Clermont-Ferrand,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Geſtern Nacht iſt das<lb/> hieſige <hi rendition="#g">Th<hi rendition="#aq">éâ</hi>tre des Bari<hi rendition="#aq">é</hi>t<hi rendition="#aq">é</hi>s</hi> vollſtändig <hi rendition="#g">niederge-<lb/> brannt.</hi> Es iſt kein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. —<lb/> Graf <hi rendition="#g">Herbert Bismarck</hi> war geſtern beim Generaldirector<lb/> der Zölle, Pallain, zum D<hi rendition="#aq">î</hi>ner geladen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Rom,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">König</hi> hat die <hi rendition="#g">Demiſſion des<lb/> Schatzminiſters Giolitti,</hi> der zugleich interimiſtiſcher Finanz-<lb/> miniſter war, <hi rendition="#g">angenommen</hi> und mit der Leitung des Finanz-<lb/> miniſteriums <hi rendition="#g">Grimaldi</hi> betraut, der auch das Schatzminiſterium<lb/> interimiſtiſch übernimmt. Grimaldi hat ſein Amt bereits über-<lb/> nommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Brindiſi,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Fürſt von Montenegro</hi> und<lb/> die Herzogin von Leuchtenberg ſind hier angekommen. Der Fürſt<lb/> reiste nach Bologna, die Herzogin nach Neapel weiter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Madrid,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Die Wahlen zur Erneuerung der<lb/> Hälfte der <hi rendition="#g">Generalräthe</hi> hatten einen großen Erfolg für die<lb/> Regierung, in allen Hauptſtädten außer Madrid, Saragoſſa und<lb/> Valladolid wurden Conſervative gewählt, in 42 von 49 Provinzen<lb/> ſind die Anhänger der Regierung durchgedrungen, im ganzen ſind<lb/> 212 Conſervative gewählt; die Zahl der Oppoſitionscandidaten<lb/> aller Schattirungen beträgt 93, wovon 12 Carliſten; die Poſſi-<lb/> biliſten haben faſt ebenſoviel Sitze erlangt, wie die Fuſioniſten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Madrid,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Das Decret betreffs <hi rendition="#g">Auflöſung<lb/> der Cortes</hi> dürfte vor Weihnachten erſcheinen. Die allgemeinen<lb/><hi rendition="#g">Corteswahlen</hi> finden am 1. Februar, der Zuſammentritt der<lb/> Kammer am 4. März ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Das <hi rendition="#g">Kaiſerpaar</hi> hat das<lb/><hi rendition="#g">Inſtitut des Großherzogs von Oldenburg</hi> beſucht,<lb/> woſelbſt in deren Beiſein ein Lupuskranker mit <hi rendition="#g">Koch’ſcher<lb/> Lymphe</hi> geimpft wurde. Geſtern wohnte das Kaiſerpaar dem<lb/><hi rendition="#g">Feſte der Georgs-Ritter</hi> im Winterpalais bei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">Skupſchtina</hi> hat den Entwurf,<lb/> betreffend die Ertheilung einer Conceſſion an Marſhall (London)<lb/> zur Errichtung einer Schweineſchlachterei in Niſch, angenommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Das erſte <hi rendition="#g">ruſſiſche Dampfſchiff</hi><lb/> Namens „Tiflis“ iſt hier eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Konſtantinopel.</hi> 9. Dec.</dateline> <p>Der ruſſiſche Unterthan <hi rendition="#g">Pa-<lb/> trikow,</hi> Präſident des ſogenannten <hi rendition="#g">revolutionären armeni-<lb/> ſchen Comit<hi rendition="#aq">é</hi>s,</hi> und neun Genoſſen wurden geſtern vom Crimi-<lb/> nalgericht in Stambul in Gegenwart des Dragomans der ruſſiſchen<lb/> Botſchaft einem vorläuſigen Verhöre unterworfen. Die öffentliche<lb/> Verhandlung beginnt morgen.</p> </div> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Morgenblatt Ur. 342. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 10. December 1890.
ſchen Depeſche zufolge hat das Duell zwiſchen Cavallotti
und Sacerdoti geſtern ſtattgefunden. Der Letztere wurde
leicht verwundet.
Bayeriſche Chronik.
München, 9. December.
* Die Feſtlichkeiten zur Feier des 70. Geburts-
tages Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten beginnen
bereits, wie wir hören, am 11. März. Vormittags findet in den
Hauptlirchen der Stadt Gottesdienſt mit ſeierlicher Aufſahrt ſtatt,
nach der Kirche Militärparade nach Beſtimmung der hiezu compe-
tenten Vehörden. Nachmittags folgt Gratulation der Kinder und
Körperſchaften. Begleitet von Trommelſchlag, ziehen um 2 Uhr
in friſchem, luſtigem Zuge die Kinder der vier oberen Claſſen der
hieſigen Volksſchulen von ihren Schulhäuſern gegen die königliche
Reſidenz; ſie tragen blau-weiße Fahnen und mit flatternden Bän-
dern geſchmückte Stäbe, die Knaben Tannenreiſer auf den Hüten,
die Mädchen blau-weiße Schleifen und Schärpen. In dem Säulen-
hof der kgl. Reſidenz nehmen die Kinder Aufſtellung; eine Abord-
nung der Lehrer bittet Se. kgl. Hoheit, den Glückwunſch der Kinder
als erſte Gratulation entgegeunehmen zu wollen. Die Kinder
ſingen ein Huldigungslied, und während des Geſanges überreicht
je ein Knabe und ein Mädchen von jeder Schule dem hehen
Jubilar eine Blumenſpende. Nach der Abſingung des Vaterlands-
liedes „Heil unſerm König Heil“ verläßt die Schuljugend den
Reſidenzhof. Abends 6 Uhr laden die Glocken zu einer Andacht
in den hell erleuchteten Kirchen für die Eltern des Regenten ein.
8 Ubr Abends iſt ein Fackelzug von der ſtudirenden Jugend, den
Schülern der kgl. Akademie der bildenden Künſte, der Techniſchen
Hochſchule und den Studirenden der kgl. Univerſität geplant. Der
Feſttag ſelbſt wird ein recht feierliches Gepräge erhalten: Trom-
petenfanfaren werden vom Valcon des Nathhauſes den Anbruch
des Jubeltages verkünden; auf dieſen Morgengruß antwortet das
Geläute ſämmtlicher Glocken. Die Flaggen an den Maſten vor
der Feldherrnhalle werden gehißt und begrüßt durch die von der
Reſidenzwache ausgehende Tag Reveille. Kanonendonner wird ſich
in das Gelänte der Glocken miſchen. Die Aufſtellung des Zuges
erfolgt um 10 Uhr. Allen vorans trägt ein Reiter die Standarte
der Stadt, begleitet von einer Ehrenwache und von Fanfaren-
bläſern zu Pferd. In feſtlich geſchmückten Wagen folgt eine Ab-
ordnung des Magiſtrats und des Collegiums; 30 Vürger zu Pferd
geben ihnen das Geleite. Es folgen die Abordnungen aus den
Provinzen in ihrer ländlichen Tracht ꝛc.
* Fürth, 8. Dec. Der Magiſtrat hat die Gemeindeumlage auf
695,080 M. oder 100 Proceut der Staatsſteuer feſtgeſetzt. Zur Schulden-
tilgung werden nächſtes Jahr 134,446 M. verwendet.
* Neunburg v. W., 6. Dec. Dec. Bei der geſtrigen Gemeindewahl
ſiegten die Liberalen.
⊙ Schweinfurt, 8. Dec. Volkszählung. Das Neſultat der
Volkſzählung dahier iſt 12,438 (1885: 12,502, 1880: 12,601) Perſonen,
159 hieſige Eimvohner waren ortsabweſend.
↖ Augsburg, 8 Dec. Nach dem proviſoriſchen Ergebniß der
Volkszählung ergibt ſich für die hieſige Stadt eine Seelenzahl von
75,523 gegen 65,005 im Jahre 1885, demnach eine Zunahme
von 9618.
Telegraphiſche Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.
N. Wien, 9. Dec. Das „Fremdenblatt“ meldet: Die
Sitzungen betreſſend die Vertragsverhandlungen mit
Deutſchland ſind heute Vormittags im Auswärtigen Amte
wieder aufgenommen worden und dürften bis Weihnachten dauern.
Inzwiſchen werden im öſterreichiſchen Handelsminiſterium noch im
Laufe dieſer Woche Enquêten beginnen, um die Anſchanungen der
verſchiedenen Intereſſentengruppen, welche bei dieſen Verhandlungen
in Frage kommen, auzuhören.
⊕ Bern, 9. Dec. Der Nationalrath hat bei Berathung
des Auslieferungsgeſetzes die Auslieferung wegen politi-
ſcher Verbrechen und Vergehen bewilligt, wenn dieſelben vor-
wiegend den Charakter gemeiner Verbrechen haben.
Telegramme des Wolff’ſchen Bureans.
* Berlin, 9. Dec. Der Kaiſer und die Kaiſerin nahmen
heute früh um 9 Uhr das Abendmahl in der Friedenskirche. —
Die Commiſſion zur Vorberathung des Geſetzentwurfes, betreffend
die öffentliche Volksſchule, hat die Abgg. Francke (Tondern)
zum Vorſinenden, Weſſel zum Stellvertreter und Dr. Kropatſcheck,
Schumacher, Olzem und Krebs zu Schriftführern gewählt.
* Berlin, 9. Dec. Die „Krenzztg.“ erklärt die Meldung
einiger Blätter, der Präſident des Oberlirchenraths, Dr. Hermes,
habe ſein Entlaſſungsgeſuch eingereicht, für thatſächlich
unrichtig.
* Berlin, 9. Dec. Der Präſident des Neichsinvalidenſonds,
Dr. O. Michaelis, iſt geſtorben.
(Olto Michaelis war am 12. September 1826 zu Lübbecke
in Weſtfalen geboren, ſtudirte in Bonn und Berlin Jurisprudenz
und begann im Herbſt 1847 in Paderborn die richterliche Lauf-
bahn. Im Jahre 1849 wurde er wegen eines Preßvergehens an-
geklagt, freigeſprochen, jodoch aus dem Juſtizdienſt entlaſſen. Er widmete
ſich nun der Publiciſtik und ward im Jahre 1851 Redacteur des
volkswirthſchaftlichen Theiles der „National-Zeitung“. Im Jahre 1858
war er Mitbegründer des Congreſſes deutſcher Volkswirthe in Gotha, in
deſſen Mitte das erſte Flämmchen der Einheitsbewegung wieder auf-
loderte, ein Kreis von Männern, aus welchem im nächſten Jahre
der Nationalverein hervorging. Im Berein mit Jules Faucher
gab Michaelis dann die „Vierteljahrsſchrift für Volkswirthſchaft
und Culturgeſchichte“ heraus. Im Jahre 1861 in das prenßiſche
Abgeordnetenhaus gewählt, gehörte er zu den wenigen Liberalen,
welche im Herbſt 1864 die Bismarck’ſche auswärtige Politik zu
verſteben und ſich ihr zu nähern begannen. Im Jahre 1867 in
den Reichstag des Norddeutſchen Bundes gewählt, ſchloß Michaelis
ſich der nationalliberalen Partei an, noch in demſelben Jahre
wurde er in das Bundeskanzleramt berufen. Im Jahre 1872
wurde er Director der Finanzabtheilung des damaligen Reichs-
kanzleramts und nach der großen Wendung in der Zoll- und
Wirthſchaftspolitik trat Michaelis, ein entſchiedener Freihändler, aus
dem politiſchen Dienſt als Vorſitzender an die Spitze der
Verwaktung des Invalidenfonds. An der Geſetzgebung des Reiches
auf wirthſchafklichem Gebiet hat er, wie überhaupt an der auf die
Herſtellung der deutſchen Einheit gerichteten Bewegung, einen her-
vorragenden Antheil genommen.)
* Berlin, 9. Dec. In der heutigen Schulfragenconferenz
ſprachen ſich dem „Reichs-Anzeiger“ zufolge Dr. Schrader (Halle) und
Dr. Kropatſcheck (Berlin) gegen die Schmälerung des altſprachlichen
Unterrichts in den Gymnaſien aus. Schrader hält nur die Entlaſtung der
Schüler in Rebenfächern und die Verminderung der Stundenzahl zum
Zweck eines vermehrten häuslichen Studiums für wünſchenswerth.
Profeſſor Paulſen (Berlin) äußert ſich gleichfalls gegen die Ver-
ringerung des altſprachlichen Unterrichts, hält indeß eine innere
Um formung des Unterrichts für möglich, und die freiere Ent-
wicklung der Anſtalten wie der Schüler für wünſchenswerth.
Major Fleck und Geh. Oberregierungsrath Lüders ſprachen als
Commiſſare des Kriegsminiſters und des Handelsminiſters. Hof-
prediger Frommel gab den Klagen der Eltern über die Ueber-
bürdung der Schüler Ausdruck, und Geh.-Nath Hinzpeter nahm
Gelegenheit, dankbar anzuerkennen, daß das Kaſſeler Gymnaſium
an ſeinem kaiſerlichen Zögling feine Schuldigkeit voll gethan und
alle Erwartungen in hohem Maße erſüllt habe. Im weiteren
Berlaufe der Sitzung ſprachen noch Dr. Goering, Director
Holzmüller-Hagen und Fürſtbiſchof Dr. Kopp. Die Dis-
cuſſion über Frage III (Einſchränkung der Unterrichtsſtunden in
den alten Sprachen in den Gymnaſien) wurde beendet; die Ab-
ſtimmung erfolgt aber erſt nach Erledigung der Fragen I über die
Beibehaltung der beſtehenden Arten von höheren Schulen und IV.
(Beibehaltung der im Jahre 1882 angeordneten Verſtärkung des
Lateins in den Realgymnaſien). Die nächſte Sitzung beginnt am
Mittwoch um 10 Uhr.
* Hamburg, 9. Dec. Dem „Hamb. Correſp.“ zufolge iſt
Johann Orths Schiff „Margareth“ von der Hamburger Vark
„Maria Mercedes“ zuletzt am 31. Juli mit 6 anderen Schiffen vor
den Ausläufern des Gebirges Cap Horn während eines furchtbaren
Orkans bei 15 Grad Kälte geſehen worden. — Dem genannten Blatte
zufolge iſt in Sachen des Cigarrenarbeiterſtrikes die geſtrige
Notiz über das Intereſſe des Kaiſers an dem Strike und die Reiſe
des Vorſitzenden des Fabricantenvereins nach Berlin inſofern nicht
ganz zutreffend, als der Vorſitzende nicht zum Vortrag befohlen iſt,
ſondern Informationen durch die Vehörden eingezogen werden.
* Luxemburg, 9. Dec. Die heutige Kammerſitzung fand vor
überfüllten Tribünen ſtatt. Eine Commiſſion der Kammer empfing
den Großherzog an der Treppe des Gebäudes, der Großherzog trug
die große naſſauiſche Generalsuniform, der Erbgroßherzog die
Paradeuniform der öſterreichiſchen Huſaren, beide hatten das Band
des goldenen Löwen angelegt. Die Großherzogin wohnte mit ihren
Hoſdamen in Trauerkleidern der Feier in einer Loge bei. Nachdem
der Großherzog auf dem Throne Platz genommen, verlas er ſitzend,
bedeckten Hauptes, ſolgende Rede:
„Völker wie einzelne Menſchen
haben Tage der Trauer und des Schmerzes. Der Heimgang des
Königs-Großherzogs iſt ein herber Verluſt für das Land, wie Sie
ſelbſt in einem Gefühle, das Sie ehrt, feierlich ausgeſprochen.
König Wilhelms des Dritten Regierung iſt für Luxemburg eine
lange Zeit des Friedens und des Glückes geweſen, unter dem
Schutze der Freiheit iſt ihm eine ungeahnte Wohlfahrt erblüht, die
Autonomie, die Unabhängigkeit des Landes haben immer tiefere
Wurzeln geſchlagen. Dieſes Werk, wolches Mir und Meinem Sohne
ſtets ein Vorbild ſein wird, ſichert dem unvergeßlichen Fürſten die Dank-
barkeit eines freien glücklichen Volkes als ſchönſten Lohn. Mit Wilhelm
dem Dritten hat ſich die Gruft der altehrwürdigen Kirche zu Delft
über der ſlerblichen Hülle desjenigen geſchloſſen, welcher in der
langen Reihe der der jüngeren Linie unſeres Hauſes entſproſſenen
glorreichen Fürſten als letzter dageſtanden. Mebreren von ihnen
gebührt in der Geſchichte Luxemburgs ein ehrenvoller Platz.
Könige ſterben — Dynaſtien erlöſchen, die Völker leben fort, die
Pflicht der Hinterbliebenen iſt es, das Andenken ihrer Fürſten
zu ehren, welche dem Wohle des Landes ihre Thätigkeit unabläſſig
gewidmet haben. Das Luxemburger Volk und ſeine Fürſten wer-
den dieſer heiligen Pſlicht ſtets gerecht werden. Die Landesver-
faſſung, die naſſauiſchen Hausgeſetze und die europäiſchen Verträge
berufen Mich auf den Thron des Großherzogthums. Ich bin Mir
der ſchweren Pflichten bewußt, die auf Mich mit der Krone über-
gegangen ſind. Zur Wahrnehmung derſelben in guten wie ſchweren
Tagen bedarf Ich Ihres hingebenden Vertrauens. Ich weiß wohl,
daß es leichter iſt, Herzen zu gewinnen, als Liebe und Zuneigung
derſelben dauernd zu bewahren. Ihre treue Mitwirkung wie un-
wandelbare Unterſtützung auch in Zukunſt zu finden, wird der
Gegenſtand Meiues Beſtrebens ſeien. Wir alle ſind tief durchdrungen
von dem Ernſte des Augenblicks, in welchem die Verbindung des
ſchönen Luxemburger Landes mit dem Hauſe, dem ich vorſtehe, ſich
vollzieht. Gott wolle den Bund ſegnen durch Feſtigkeit und
Cedeihen! Dem Himmel ſei dafür gedankt, daß Mir im vor
gerückten Alter noch beſchieden iſt, Meine letzten Kräfte in den
Dienſt des theuren Vaterlandes zu ſtellen.“
Hieran ſchloß ſich die
Verleſung der Eidesformel, worauf die Sitzung vertagt wurde und
der Großherzog unter dem Zuruf der Abgeordneten die Kammer
verließ. Nach Wiederauſnahme der Sitzung verlas der Vicepräſi-
dent Simons den folgenden Adreßentwurf, welcher mit Acclama-
tion angenommen wurde:
„Ihr erſter Gedanke war dem Nachruf
des Königs gewidmet; Sie können überzeugt ſein, daß das Luxem-
burger Volk ſein Andenken heilig bewahren wird. Freiheit und
Wohlſtand, Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit des Landes ſind
fortan Ihrem Schutz unterſtellt. Die Luxemburger ſind mit Leib
und Seele ihrem Landesfürſten ergeben und werden immer mit
Ihnen ihr unſchätzbares Gut fördern und vertheidigen. Mit Ihnen
wünſchen wir, Gott möge die Verbindung mit Ihrem Hauſe
ſegnen. Sie wird durch gegenſeitiges Vertrauen und Anhänglich-
keit beſruchtet. Sie bringen auf den Thron die große Menſchen-
kenntniß eines nicht ohne Vitterkeit verbrachten Lebens mit. Mögen
Sie, die Großherzogin, Ihre Gemahlin, und Ihr Sohn glückliche
Tage auf dem Luxemburger Boden, Ihrem neuen Vaterlande,
finden!“
Die Sitzung wurde darauf bis Dienſtag vertagt; die
Adreſſe wird morgen durch einen Kammerausſchuß überreicht werden.
* Wien, 9. Dec. Der Kaiſer hat heute die deutſchen und
die öſterreichiſch-ungariſchen Delegirten für die Handelsvertrags-
verhandlungen zur Tafel geladen. Das „Militärverordnungsbl.“ meldet:
Der Kaiſer verordnete die Verſetzung des Dragoner-Rittmeiſters
Erzherzogs Franz Salvator zu dem Dragoner-Regiment Nr. 15
und ordnete an, daß das Infanterie-Regiment Herzog Adolf von
Naſſau Nr. 15 künftig den Namen „Adolf, Großherzog von
Luxemburg“ ſühren ſolle. — Das Feſtungsartillerie-Regiment Nr. 1
hat den Namen des Kaiſers Franz Joſeph, die folgenden
Feſtungsartillerie-Regimenter haben für immerwährende Zeiten
nachſtehende Namen zu führen: Nr. 3 Feldmarſchall Franz Fürſt
Kinsky. Nr. 4 Feldmarſchall Joſef Graf Colloredo, Nr. 50
Feldzeugmeiſter Johann Freiherr von Ramſay, außerdem wurden
fünf Feldmarſchalllieutenants zu Oberſtinhabern ernannt.
* Wien, 9. Dec. Zu dem heutigen Dîner beim Kaiſer
waren außer den deutſchen, öſterreichiſchen und ungariſchen
Handelsvertragsdelegirten auch die Miniſter Graf Kálnoky, Graf
Taaffe, Graf Falkenhayn, v. Dunajewski, Marquis Bacquehem,
Baron Orczy und Sectionschef v. Szögyenyi geladen. — Der
öſterreichiſche Bergarbeitertag nahm eine Reſolution
an, derzufolge der Strike, obwohl eine unentbehrliche Waffe,
nur dann anzuwenden ſei, wenn die Lage des Marktes und die
eigene Stärke Erfolg verſprechen, überhaupt kein anderes Mittel
mehr helfe. Ferner wurde beſchloſſen, den nächſtjährigen inter-
nationalen Bergarbeitercongreß in Paris zu beſchicken und erklärt,
der Vergarbeitertag ſtehe auf dem Standpunkte der internationalen
ſocialdemokratiſchen Partei; jedoch wurden die Delegirten aufgefor-
dert, im Falle von Maßregelungen durch Arbeitgeber unbedingt
auf dem Boden des Geſetzes zu verharren und Ausſchreitungen zu
verhüten.
* Peſt. 9. Dec. Das Abgeordnetenhaus ſetzte die
Debatte über die Ungariſche Waffenfabrik fort. Der
Miniſter Varon Fejervary erklärte, wenn die Ungariſche Waffen-
fabrik derart informirte, wie er ausgeführt habe, dann habe ſie
ihn wiſſentlich falſch informirt. Gegenüber den Behauptungen von
Börſenſpeculationen erklärte der Miniſter, er müſſe, ſo lange ihm
nicht gehörig erwieſene Thatſachen vorlägen, das, was geſchehen
ſei, als correct geſchehen betrachten. Der Miniſter bat, den Be-
richt zur Kenntniß zu nehmen. Graf Apponyi befürwortete die
Entſendung eines parlamentariſchen Unterſuchungscomités. Die
Debatte wurde auf morgen vertagt.
* London, 9. Dec. Nach einer dem hieſigen portugieſiſchen
Geſchäftsträger zugegangenen Depeſche aus Mozambique ſind
die portugieſiſchen Beamten Paiva und Andrade ſofort
wieder in Freiheit geſetzt worden.
* London, 9. Dec. Das Oberhaus hat in dritter
Leſung die iriſche Kartoffel- und Saat-Bill ange-
nommen.
* London, 9. Dec. Im Unterhaufe erklärte Slaats-
ſecretär Ferguſſon, die portugieſiſchen Berichte über den jüngſten
Zuſammenſtoß in Südafrika behaupteten allerdings, die Eng-
länder ſeien die Angreifer gewefen; die engliſche Regierung habe
aber keinen Grund, an der Richtigkeit der Mittheilungen des Ober-
commiſſars der Capcolonie zu zweifeln. Oberhaus und Unterhaus
vertagten ſich darauf bis zum 22. Januar.
* Paris, 9. Dec. Die Blätter melden: Die November-
einnahmen der indirecten Steuern und Monopole
überſteigen um 3,700,000 Francs den Voranſchlag und
um 3,600,000 Francs die vorjährigen Einnahmen. Ein Mehr-
ergebniß gegenüber dem Voranſchlag weiſen die indirecten
Contributionen auf mit 2,900,000 Francs, Zucker mit 2,200,000
Francs, Forſten mit 1,200,000 Francs, ein Mindereiträgniß
die Zölle mit 1,800,000 Francs, die Monopole mit 870,000
Francs. — „Monde“ und „Univers“ publiciren einen Brief
des Cardinals Rampolla an einen ſranzöſiſchen Biſchof,
welcher beim Papſte wegen der Kundgebung des Erzbiſchofs
Lavigerie angefragt hatte. Derſelbe führt aus, die katholiſche
Kirche habe weder in ihrer Verfaſſung, noch in ihren Doctrinen
etwas, das irgendeiner Regierungsform widerſtrebe, denn jede
könne mit Gerechtigkeit und Klugheit gehandhabt werden und
einen ausgezeichneten Geſellſchaftszuſtand aufrechterhalten. Der
apoſtoliſche Stuhl reſpectire nicht nur die bürgerlichen Gewalten,
ſondern unterhalte auch diplomatiſche Beziehungen mit ihnen.
Die Gläubigen möchten deßhalb, falls nicht beſonderer Grund
entgegenſteht, an den öffentlichen Angelegenheiten theilnehmen,
damit der heilſame Einfluß der Religion zum Staatswohle
beitrage. Die franzöſiſchen Katholiken würden nützlicher handeln,
wenn ſie dieſen Weg wandelten. — Das „Echo de Paris“
meldet: Die Cavallerieofficier-Cadres werden
binnen Jahresfriſt von 3680 auf 3608 reducirt.
* Paris, 9. Dec. Um den Klagen der Zuckerrüben-
und Zuckerinduſtrie zu begegnen, ſchlug der Ackerbauminiſter
der Budgetcommiſſion ein Beſtenerungsſyſtem vor, wonach die
Belaſtung des Zuckers auf 7,25, reſp. 7 Frcs. herabgeſetzt wird.
Inländiſchen Zuckerfabricanten, welche auf den Vortheil, den ſie
über die geſetzliche Steuerbelaſtung hinaus aus der Zuckerprämie
ziehen, verzichten, ſoll ferner für die Campagne 1890/91 ein
ſteuerfreies Quantum von 20 Proc. der wirklich producirten Zucker-
menge zugeſtanden werden. — Die Zollcommiſſion nahm den
von der Regierung beantragten Zoll von 5 Frcs. auf Getreide
an. — Eine Verfammlung der Rechten beſchloß, ſich, wie
in früheren Jahren, der Abſtimmung über das Budget zu ent-
halten.
* Paris, 9. Dec. Der „Temps“ beſtätigt, daß die jüngſt
mit dem Paketboot „Caledonien“ aus Tonaking zurückgekehrten
Soldaten in geſundheitswidrigſter Weiſe bebandelt und unter-
gebracht waren, ſagt aber, daß die Verantwortung hiefür nicht die
Marineverwaltung, ſondern die Colonialbehörden treffe. — Ein
Geſchäftsdiener eines hieſigen Wechſelmaklers veruntreute, um
ſeine Börſenverluſte zu decken, 2500 Stück Obligationen im Vetrage
von 800,000 Frcs.; der Diener wurde verhaftet. Bei demſelben
wurden 200 Stück Obligationen vorgefunden, außerdem 1200 bei
verſchiedenen Bankhäufern.
* Paris, 9. Dec. Dr. Dujardin-Beaumez hat in der beuti-
gen zweiten Conferenz über die Koch’ſche Heilmethode Folgen-
des conſtatirt: Der Zuſtand mehrerer Kranker verſchlimmerte ſich
nach den erſten Einſpritzungen und blieb bei einigen anderen ohne
ſichtbare Beſſerung. Er glanbt nicht, daß dies ein Grund ſei, die
Behandlung aufzugeben, meint jedoch, zuvörderſt hätten mehr Er-
fahrungen geſammelt werden müſſen, bevor das Heilmittel bei
Menſchen zur Anwendung gelangte.
* Clermont-Ferrand, 9. Dec. Geſtern Nacht iſt das
hieſige Théâtre des Bariétés vollſtändig niederge-
brannt. Es iſt kein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. —
Graf Herbert Bismarck war geſtern beim Generaldirector
der Zölle, Pallain, zum Dîner geladen.
* Rom, 9. Dec. Der König hat die Demiſſion des
Schatzminiſters Giolitti, der zugleich interimiſtiſcher Finanz-
miniſter war, angenommen und mit der Leitung des Finanz-
miniſteriums Grimaldi betraut, der auch das Schatzminiſterium
interimiſtiſch übernimmt. Grimaldi hat ſein Amt bereits über-
nommen.
* Brindiſi, 9. Dec. Der Fürſt von Montenegro und
die Herzogin von Leuchtenberg ſind hier angekommen. Der Fürſt
reiste nach Bologna, die Herzogin nach Neapel weiter.
* Madrid, 9. Dec. Die Wahlen zur Erneuerung der
Hälfte der Generalräthe hatten einen großen Erfolg für die
Regierung, in allen Hauptſtädten außer Madrid, Saragoſſa und
Valladolid wurden Conſervative gewählt, in 42 von 49 Provinzen
ſind die Anhänger der Regierung durchgedrungen, im ganzen ſind
212 Conſervative gewählt; die Zahl der Oppoſitionscandidaten
aller Schattirungen beträgt 93, wovon 12 Carliſten; die Poſſi-
biliſten haben faſt ebenſoviel Sitze erlangt, wie die Fuſioniſten.
* Madrid, 9. Dec. Das Decret betreffs Auflöſung
der Cortes dürfte vor Weihnachten erſcheinen. Die allgemeinen
Corteswahlen finden am 1. Februar, der Zuſammentritt der
Kammer am 4. März ſtatt.
* St. Petersburg, 9. Dec. Das Kaiſerpaar hat das
Inſtitut des Großherzogs von Oldenburg beſucht,
woſelbſt in deren Beiſein ein Lupuskranker mit Koch’ſcher
Lymphe geimpft wurde. Geſtern wohnte das Kaiſerpaar dem
Feſte der Georgs-Ritter im Winterpalais bei.
* Belgrad, 9. Dec. Die Skupſchtina hat den Entwurf,
betreffend die Ertheilung einer Conceſſion an Marſhall (London)
zur Errichtung einer Schweineſchlachterei in Niſch, angenommen.
* Belgrad, 9. Dec. Das erſte ruſſiſche Dampfſchiff
Namens „Tiflis“ iſt hier eingetroffen.
* Konſtantinopel. 9. Dec. Der ruſſiſche Unterthan Pa-
trikow, Präſident des ſogenannten revolutionären armeni-
ſchen Comités, und neun Genoſſen wurden geſtern vom Crimi-
nalgericht in Stambul in Gegenwart des Dragomans der ruſſiſchen
Botſchaft einem vorläuſigen Verhöre unterworfen. Die öffentliche
Verhandlung beginnt morgen.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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