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Allgemeine Zeitung, Nr. 343, 11. Dezember 1890.

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München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 11. December 1890. Zweites Morgenblatt Nr. 343.
[Spaltenumbruch] dargestellt, als ob ganz neue Bahnen der wirthschaftlichen Politik
eingeschlagen werden sollten, seitdem Fürst Bismarck von seinem
Platz geschieden ist, auf dem er lange und verantwortungsvolle
Jahre hindurch zum Heile des Vaterlandes gewirkt hat (Beifall
rechts.) -- Bahnen, welche den Interessen des Landes und des
Bauernstandes nicht dienen. Wenn Sie solche Besürchtungen im Lande
zu erwecken suchen, so führt das zu einer Beunruhigung, die un-
heilvoll wirkt. Handel und Wandel, Industrie und Landwirth-
schaft müssen gleichmäßig leiden, wenn fortgesetzt die Freihandels-
partei, die Herren Bebel und Richter, im Lande den Schein er-
wecken, als könnten die einschneidendsten, durchgreifendsten wirth-
schaftlichen Veränderungen unmittelbar vor der Thüre stehen. (Sehr
wahr rechts. Lachen links.) Auch in der Presse macht sich eine
solche Agitation geltend; ich nenne die "Frankfurter Zeitung", das
"Berliner Tageblatt", die "Vossische Zeitung"; die Früchte dieses
Feldzugplanes kommen nur der Baisse- und Haussespeculation an der
Börse zugute. Hören Sie mit solchen Beunruhigungen auf, dann
wird sich in allmählichem Ausgleich bald ein Getreidepreis bilden,
welcher alle Ihre Besürchtungen über den Haufen wirft. (Lachen
links.) Die heutigen Getreidepreise haben noch nicht eine Höhe,
die dem zehnjährigen Durchschnitt entspricht, wie Sie aus Fourage-
ansätzen in den einzelnen Jahren des Militaretats ersehen können.
Hrn. Bebel muß ich das Recht bestreiten, sich als Vertreter der
arbeitenden Classen zu geriren. Er ist eher ein Vertreter der nicht-
arbeitenden Classen. (Sehr gut! rechts; Lachen bei den Social-
demokraten.) Unter unseren Wählern befinden sich so gut Arbeiter,
wie unter den Wählern der socialdemokratischen Herren. Auch wir
haben ein Herz für den kleinen Mann. Wenn Sie Ihren Feldzug
auf das platte Land ausdehnen wollen, so werden sie bei dem länd-
lichen Arbeiter kein Glück haben, der sich viel klarer als der industrielle
Arbeiter das Bewußtsein seiner Zusammengehörigkeit mit dem
Arbeitgeber gewahrt hat und dem Sie seine religiösen und sitt-
lichen Ideale nicht rauben können. (Sehr gut! rechts.) Weih-
nachten, das schönste Fest im Jahre, wird uns an Jesu Krippe
alle vereinigt finden, ja alle, hoch und niedrig, arm und reich,
Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Daran wird der Atheismus des
Hrn. Bebel, Gott sei Dank, nichts ändern. (Lebhafter Beifall
rechts.) Bei Berliner Radaubrüdern mag Hr. Bebel Glück haben,
aber bei ordentlichen christlichen Arbeitern nicht. (Bravo rechts,
Lachen bei den Socialdemokraten.) Ihr Versuch, Zwietracht zu
säen, wird Ihnen nicht gelingen, so wenig wie hoffentlich auch der
Versuch gelingen wird, durch Ihre Darstellung unsres Wirthschafts-
lebens die Stellung der verbündeten Regierungen in den Verhand-
lungen mit Oesterreich-Ungarn zu schwächen und zu stören.
(Lachen links.) Industrie und Handel haben mit der Landwirth-
schaft in zehnjähriger gesunder Entwicklung die Ueberzeugung ge-
wonnen, daß Deutschland ohne Schutzzoll waffenlos der Aus-
beutung des Auslandes preisgegeben wäre. Bei uns sagen Sie:
Der deutsche Consument zahlt den Zoll; der amerikanischen Mac
Kinley-Bill gegenüber sagen Sie: "Der Importeur, der deutsche
Prodncent zahlt ihn;" einmal zahlt ihn also der Producent, ein-
mal zahlt ihn der Consument, wie es just gerade für Ihre Partei-
schablone paßt. Mit dieser Taktik und Politik finden Sie hoffent-
lich keinen Anklang. (Beifall rechts.)

Abg. Scipio (nat.-lib.): In dem Moment, wo die Regie-
rung sich in Verhandlungen über Handelsverträge befindet, will
ich über die Frage der Zölle stilkschweigend hinweggehen. Bezüg-
lich der Einführung der Silberwährung sind die Erfahrungen Nord-
amerika's für uns nicht sehr ermunternd. (Sehr richtig! links.)
Nordamerika, eines der reichsten Länder der Erde, zieht große
Quantitäten Silber zur Ausprägung heran, und doch sehen wir
ein Sinken des Silberpreises gegen alle Erwartung. Deutschland
würde ebensowenig eine Stabilität des Werthverhältnisses zwischen
Silber und Gold erreichen können. Das hängt von anderen
Momenten ab. Diese Frage ist überhaupt nicht so eng mit unserm
Import und Export verbunden. Ist denn der Import aus Oester-
reich und Rußland von der Silberfrage bedingt? (Rufe rechts:
Ja!) Haben diese Länder nicht Papierwährung, und steht heute
nicht um Jahre zurück die österreichische Papier-Valuta höher als
der Silberpreis? Können die Herren einen Zusammenhang zwischen
dem Stande des russischen Rubels und der Silberfrage nach-
weisen? (Rufe rechts: Ja!) Die Einnahmen unsres Etats sind
jetzt vielleicht auf einem Stande angekommen, wo wir auf einen
Rückschlag gefaßt sein müssen. Es ist zweifellos, daß der Wohl-
stand unsres Vaterlandes, wenn auch langsam, Fortschritte ge-
macht hat und zwar unter einem Münzregime, welches sich minde-
stens der Goldwährung nähert. Nach solchen Erfahrungen sollten
wir nicht ändern, sondern erhalten, was sich bewährt hat.
Gegenüber den steigenden Ausgaben sind alle Parteien zur mög-
lichsten Sparsamkeit verpflichtet. Allerdings können die durch
die Gesetze der letzten Jahre und durch die Entwicklung der
Marine bedingten Ausgaben nicht vermieden werden. Bezüglich
der Pferdegelder sind allerdings die Officiere der niederen Chargen
gegenwärtig mitunter sehr schwer belastet, aber es sind auch vielfach
Rationen bewilligt, welche ihrer Anzahl nach wenigstens keine Berech-
tigung haben. Die Budgetcommission hat hier Abhülfe zu erwägen.
Die große Tragweite der Frage der Unterofficiere verkenne ich
nicht. Gegenüber der Vermehrung der Vergehen im jugendlichen
Alter muß der in das Heer eintretende Ersatz anders behandelt
werden, und deßhalb sind an die Unterofficiere höhere Anforderungen
zu stellen. Daß wir aus dem unruhigen Zustande des Flaggen-
hissens herausgekommen sind und durch den Vertrag mit England
und andern Colonialmächten seste und sichere Grenzen für unsre
Colonialpolitik gewonnen sind, gereicht mir zur Freude. Die Kosten
der Colonien Kamerun und Togo werden nicht nur aus den lau-
senden Einnahmen bestritten, sondern es werden auch noch Sum-
men erübrigt, welche ein weiteres gedeihliches Fortschreiten der-
selben verbürgen. Bezüglich Ostafrika's ist zu berücksichtigen, daß
unter dem Schutz des Deutschen Reiches die Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft einen bestimmten Vertrag mit dem Sultan von Sansibar
geschlossen hatte. Als das Deutsche Reich in Ostafrika sich fest-
setzte, durfte der Rechtsschutz, den die Gesellschaft genoß,
nicht verringert werden. Betrachten Sie von diesem Standpunkt
das Abkommen mit der Gesellschaft und vergleichen Sie dabei,
was dieselbe aufgegeben hat, indem sie von dem Artikel 9 ihres
Vertrages mit dem Sultan von Sansibar zurücktrat und dagegen
eine Rente von 600,000 M. auf eine Reihe von Jahren bekam,
welche sie aber nicht zu ihren eigenen Gunsten, zu Gunsten ihrer
Rente verwenden darf, fondern im Interesse des Landes, soweit
nicht die Ablösung in Frage kommt. Es ist ein entschiedener
Vortheil, wenn nicht eine Privatgesellschaft, sondern das Reich
die Landeshoheit ausübt und die Zölle erhebt. Ich enthalte
mich aber eines weiteren Urtheils darüber, weil ich Mitglied
des Aufsichtsraths der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft bin.
Als einen Fortschritt begrüße ich die Auswerfung von 25,000 M.
für Colonisationsversuche in Südwestafrila. Das Klima daselbst
ist so gesund, daß deutsche Ackerbauer und Viehzüchter gedeihen und
zur Unabhängigkeit kommen können. Zur Erhöhung der Einnahmen
aus der Zuckersteuer bietet die Lage unsres Etats keine Veran-
lassung. Den unläugbaren Fortschritt des Wohlstandes in Deutsch-
land verdanken wir unsrer unentwegten, krastvollen und conse-
quenten äußeren Politik, deren Grundlagen von dem Gründer
unsres Reiches, dem Kaiser Wilhelm, gesegneten Angedenkens, und
[Spaltenumbruch] dem Kanzler Fürsten Bismarck gelegt sind, und dank der jetzigen
Leitung unsrer auswärtigen Angelegenheiten können wir mit Ruhe
und Sicherheit in die Zukunft sehen. Das Vertrauen in die
Festigkeit unsrer Politik bei anderen Völkern ist auch die beste
Grundlage für eine sichere Ausgestaltung unsrer Finanzen. Daß
die Einnahmen aus den Zöllen und der Tabaksteuer, welche für
das Reich zurückbehalten werden, von 130 auf 140 Millionen er-
höht werden sollen, bedeutet keine Verminderung der constitutionellen
Rechte des Reichstages. Principielle Bedenken gegen den Etat
habe ich nicht, aber eingehende Erwägung in der Commission ist
angezeigt, damit wir nicht auf Abwege gerathen in einem Augen-
blick, wo wir sehr hohen Einnahmen gegenüberstehen, aber gefaßt
sein müssen, daß diese Einnahmen später einen nicht unbedeutenden
Rückschlag erfahren. (Beifall bei den Nationalliberalen.)

Abg. Rickert (dfr.): Ueber die Agrarpolitik des Hrn. v. Frege
werden wir uns ja noch später zu unterhalten haben. Daß die
drei genannten Zeitungen eine Verschwörung gestiftet haben zur
Störung des Tarifs, ist eine seltsame Anschauung; haben denn die
Herren sich gescheut, die Welt zu beunruhigen, als es galt, den
Tarif vom Jahre 1879 zu ihren Gunsten zu erhöhen? Und Sie
wollen es den Leuten, welche im Interesse der armen Leute eine
Ermäßigung der Zölle fordern, verwehren, dies offen zu thun?
Daß das Ansehen Deutschlands von diesen Einnahmen aus den
Agrarzöllen abhängt, geht doch wirklich zu weit. Haben wir denn
keine anderen Einnahmequellen? Wenn wir doch die Rede über
Sparsamkeit nicht am Anfang, sondern am Ende der Etatsdebatten
zu hören bekämen, dann könnten wir auch die Thaten sehen!
Machen wir doch einige kräftige Striche beim Militär- und
Marine-Etat! Namentlich Hr. Windthorst wird hoffentlich dabei
helfen. Bezüglich der Colonialpolitik bin ich weniger hoff-
nungsvoll; Hr. Windthorst wird doch nachher Alles bewilligen,
nachdem er einmal A gesagt hat. Die Bereitstellung von 10 Mill.
für die Reichscasse berührt die Clausel Franckenstein durchaus nicht.
Es ist eine rein technische Maßregel. Die Zurückweisung des
Reichskanzlers auf die Bemerkung Hrn. Richters war so scharf, wie
noch keine Rede von ihm, ohne daß Hr. Richter dazu Anlaß gegeben
hätte. Ist es denn nicht begreislich, daß wir als Gegner der In-
validenversicherung unsern Standpunkt festhalten? Haben nicht an-
dere Instanzen sich ebenfalls gegen die Invalidenversicherung er-
klärt? So noch die Bielefelder Handelskammer, an deren Spitze sich
ein nationalliberaler Reichstagsabgeordneter befindet. Der jetzige
Reichstag würde das Gesetz niemals angenommen haben. (Sehr richtig!)
Hrn. v. Frege gebe ich keine Antwort darauf, daß es unsere Absicht
wäre, die Stellung der Regierung zu schwächen gegenüber dem Auslande.
Wenn ein Reichstagsabgeordneter sich so etwas herausnimmt, so
verdienen seine Aeußerungen nicht diejenige Beachtung, die man
sonst einem Abgeordneten schenkt. (Zustimmung links, Widerspruch
rechts.) Ich weiß überhaupt nicht, wie solche Erörterungen die
Verhandlungen stören können. Ist denn die österreichische Re-
gierung über die Stimmung in Deuttschland so wenig unterrichtet?
Solche Verhandlungen zwischen zwei Staaten sind überhaupt kein
Pferdehandel. (Zustimmung links.) Sind denn nicht vor vier Wochen
alle diese Dinge im preußischen Landesökonomie-Collegium in An-
wesenheit des landwirthschaftlichen Ministers behandelt worden? Hat
man nicht ein starres Festhalten an den bestehenden Zöllen verlangt?
Der erste freisinnige Abgeordnete, der etwas davon sagt, erfährt
eine schroffe Zurückweisung seitens des Reichskanzlers. Erst
durch diese Vorgänge, durch die Mittheilungen, daß ein Dif-
ferenzialzollsystem in Aussicht stehe, ist die Beunruhigung
eingetreten; denn gegen die Differenzialzölle muß die ganze
Geschäftswelt sich wehren. Wir haben uns gefreut, daß der Hr.
Reichskanzler von seinem Amtsantritt an uns anders entgegen-
getreten ist, als früher. Wir verlangen die Gleichberechtigung,
keine Bevorzugung. Das Recht werden wir uns nicht kürzen
lassen, daß wir unsre Ueberzeugung vertreten. Man kann uns
scharf zurückweisen, aber man darf uns nicht vorwerfen, daß wir
weniger Patriotismus hätten. (Zustimmung bei den Freisinnigen.)
Daß die Regierung mit dem Invalidenversicherungsgesetz eine
Besserung hat eintreten lassen wollen, ist richtig; aber die ganze
Socialpolitik hat keine Bedeutung neben diesem Steuer- und Wirth-
schaftssystem. (Sehr richtig! links.) Stellen Sie die Bevölkerung
vor die Wahl: Aufhebung der Zölle auf Lebensmittel oder Inva-
lidenversicherung. Die Entscheidung wird für das erstere fallen.

Reichskanzler v. Caprivi: Ich gestatte mir, den Abg. Rickert
darauf hinzuweisen, daß gerade der österreichische Abgeordnete, den
er hier citirt hat, der Abg. Plener, in einer Nede, die von ihm
durch die Zeitungen gegangen ist -- ob sie authentisch ist, weiß
ich nicht, ich kann nur aus dem Gedächtniß citiren -- sich etwa
dahin ausgesprochen hat: die ganze deutsche Zollpolitik müsse
Fiasco machen, Deutschland sei durch seine öffentliche Meinung
genöthigt, die Agrarzölle aufzuheben; warum solle man sich in
Oesterreich überhaupt noch mit einem solchen Zoll plagen, wenn
ohnehin Deutschland selbst diese Concessionen machen müsse, in Ge-
stalt des Entgegenkommens, weil es durch die öffentliche Meinung
dazu gezwungen wäre! (Hört! Hört! rechts.) Ich stelle es dem
Abg. Rickert anheim, selbst zu ermessen, von welcher Seite diejenigen
Reden, auf welche der Abg. Plener seine Behauptungen aufbaut,
gefallen sind. (Sehr gut! rechts.)

Ein Vertagungsantrag wird angenommen.

Persönlich bemerkt Abg. Richter: Hr. v. Frege hatte die
Güte, meinen Standpunkt mit demjenigen eines Tertianers zu
vergleichen. Ich fühle mich dadurch von seiner Seite nicht ver-
letzt, dagegen muß ich sagen, daß seine Aeußerungen mich lebhaft
an die Ausführungen des ewigen Unterquartaners im "Kladdera-
datsch" gerade in ihren besseren Theilen erinnert haben. (Heiter-
keit links.) Ich habe allerdings in Tertia gelebt und da gelesen:
Latifundia Italiam perdiderunt. Die agrarische Interessen-
vertretung in ihrer naiven Unwissenheit und egoistischen Rücksichts-
losigkeit ist auf die Dauer im Stande, selbst ein großes Reich zu
Schanden zu machen.

Abg. v. Frege: Ich überlasse es jedem deutschen Bauern,
sich klar zu machen, ob meine Politik oder Richters Politik zur
Bildung von Latifundien beiträgt.

Abg. Richter: Ich bin es nicht, der den Ministern Fidei-
commißstempel erläßt. (Lebhaftes Oh! rechts.) -- Schluß 51/4 Uhr.
Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr; Tagesordnung: Fortsetzung
der Etatsberathung. Rechnungsvorlagen. Erste Berathung der
Zuckersteuer-Vorlage.



Die Schulreform-Conferenz in Berlin.1)

Tel. Der "Reichs-Anz." meldet: Im weiteren
Verlaufe der gestrigen Conferenz zur Berathung von Fragen, das
höhere Schulwesen betreffend, fand ein Antrag Annahme,
dem zufolge die Zeit für die Vorträge der Berichterstatter auf je
30 Minuten, für Reden der übrigen Mitglieder auf je 15 Minuten
beschränkt wird. Es sprachen zur Sache noch Prof. Zeller,
Dr. Uhlig, Abt Uhlhorn, Dr. Pfähler, Dr. Göring,
Dr. Holzmüller und Fürstbischof D. Kopp. Hierauf wurde
ein vom Frhrn. v. Heereman eingebrachter Antrag auf Schluß
[Spaltenumbruch] der Debatte angenommen. Als Mitberichterstatter kamen noch
Dr. Kruse und Rector Volkmann zum Worte, Dr. Schott-
müller
verzichtete. Das Schlußwort hatte Berichterstatter Dr.
Hornemann. Die Abstimmung wurde, entsprechend dem
früher gefaßten Beschlusse, ausgesetzt. In der heute fortgesetzten
Verhandlung wurde zur Berathung der Frage übergegangen:
"Empfiehlt es sich, die im Lehrplan der Realgymnasien im Jahre
1882 angeordnete Verstärkung des Lateins beizubehalten, oder ist
eine Verminderung desselben und eine Herabsetzung der Gesammt-
stundenzahl insbesondere in den unteren Classen herbeizuführen?"
Bei Erörterung dieser Frage sind die von Sr. Majestät dem Kaiser
aufgestellten Fragen: "Sind die Lehrpläne classenweis für die
einzelnen Fächer festgelegt?" und "sind für eine neue
Lehrmethode wenigstens die Hauptpunkte festgestellt?" besonders zu
berücksichtigen. Die Frage wegen Beibehaltung der im Jahre 1882
angeordneten Verstärkung des Lateins wurde unter Voraussetzung
der Aufrechterhaltung des Lehrgegenstandes von dem Berichterstatter
Dr. Matthias wie vom Mitberichterstatter Prof. Paulsen be-
jaht, während der Mitberichterstatter Dr. Albrecht eine Vermin-
derung der Stundenzahl befürwortete. Auf Anregung des Abts
Uhlhorn wurde beschlossen, die Discussion über die vorliegenden
Fragen mit derjenigen über die Beibehaltung der bestehenden
Schularten zu verbinden. Demgemäß wurde zunächst zu der letzt-
gedachten Frage geschritten, welche wörtlich lautet: "Sind die heute
bestehenden Arten von höheren Schulen in ihrer gegenwärtigen
Sonderung beizubehalten, oder empfiehlt sich eine Verschmelzung
von a) Gymnasium und Realgymnasium, b) Realgymnasium und
Oberrealschule?" Als Berichterstatter sprach Director Frick, als
Mitberichterstatter Dr. Deiters, Dr. Fiedler und Dr.
Schauenburg. Die drei erstgenannten haben sich über folgende,
ihren Ausführungen zu Grunde liegende Thesen geeinigt: 1. Die
Dreitheilung der neunklassigen höheren Schulen ist principiell nicht
zu billigen; es sind künftig nur zwei Arten von höheren Lehr-
anstalten zuzulassen, welche entweder das humanistische Bildungs-
princip (Gymnasien) oder das realistische (lateinlose höhere
Bürgerschulen, lateinlose Oberrealschulen) solgerecht ausgestalten.
2) Die Realgymnasien würden sich für eines der in ihnen nicht
genügend ausgeglichenen Principien zu entscheiden haben und je
nach den örtlichen Verhältnissen entweder in Gymnasien oder in
lateinlosen Realschule übergehen können. Dr. Schauenburg
sprach sich für folgende Thesen aus: 1) Das Gymnasium bedarf
wie jede Schulgattung fortschreitender Vervollkommnung durch
Sichtung des Lehrstoffs und Verbesserung der Lehrweise; eine
weitere Anfnahme realistischer Lehrgegenstände in seinen Lehrplan
kann es nicht ertragen. 2) Das Realgymnasium hat sich wohl
bewährt als Bildungsschule für die höheren Schichten des Bürger-
thums, insbesondere auch für die Gebiete der höheren Technik,
des Bauwesens, der Post, des Berg- und des Forstfaches, es ge-
stattet keine weitere Verschmelzung mit dem humanistischen Gym-
nasium. 3) Das Realgymnasium ertheilt Abiturienten eine Vor-
bildung, welche dieselben zu erfolgreichen Studien auf den Uni-
versitäten besähigt. 4) Das Realgymnasium trägt in bewußter
Mitarbeit an der Entwicklung und Hebung des Volkslebens in
berufene Kreise Bildungsstoffe, welche zur Heilung der socialen
Schäden je länger je weniger zu entbehren sind. Weitere Aus-
gestaltung und Vertiefung seiner Lehraufgabe im Sinne des
kaiserlichen Erlasses für die Cadettenschulen liegen in den Bahnen
seiner natürlichen Entwicklung. 5) Das Realgymnasium ist auch
deßhalb unentbehrlich, weil es die Uebelstände einer vorzeitigen
Berufswahl vollständig beseitigt. 6) Das Realgymnasium muß
daher erhalten und wohlwollend gefördert werden. 7) Die Ober-
realschule ist namentlich als Fortsetzung der lateinlosen höheren
Bürgerschule zu erhalten und zu pflegen. -- Gymnasialdirector Dr.
Schulze hat zu der genannten Frage folgenden Antrag gestellt:

"Ich beantrage, zunächst nur die nachstehenden drei Thesen zu be-
sprechen: These 1. Von den bestehenden Arten höherer Lebr-
anstalten sind nur Gymnasium, bezw. Progymnasium einerseits
und höhere Bürgerschule andrerseits lebensfähig und daseins-
berechtigt. These 2. Die vorhandenen Realgymnasien sind all-
mählich in höhere Bürgerschulen mit oder ohne lateinische Neben-
curse für die untersten Classen und nur, wo ein wirkliches Be-
dürfniß dafür nachweisbar sein sollte, in Progymnasien, bezw.
Gymnasien umzuwandeln. These 3. Der Lehrgang der höheren
Bürgerschulen wird, wie bisher, am Ende des sechsten Schuljahres
abgeschlossen, doch wird den Zöglingen derselben Gelegenheit ge-
boten, auf Fachschulen, welche je nach örtlichem Bedürsniß einzu-
richten sind, ihre Fortbildung für das gewerbliche Leben, bezw. die
technischen Berufsfächer zu suchen."

An der hierauf eröffneten
Discussion betheiligten sich: Director Holzmüller, Geh. Rath
Wehrenpfennig, Gymnasialdirector Jäger. Bei Schluß des
Blattes sprach Gymnasialdirector Schulze über seinen Antrag.



Verschiedenes.

Nach der vorläufigen Feststellung des
Vollszählungsergebnisses bestand am 1. December d. J. die orts-
anwesende Bevölkerung der Stadt Dresden mit der die Casernen
umfassenden Albertstadt aus 132,289 männlichen und 143,796
weiblichen, zusammen also 276,085 Einwohnern, was gegen den
Bestand vor 5 Jahren eine Zunahme von 29,997 Einwohnern,
oder 12,2 Procent bedeutet. Die Einwohnerzahlen der 11 ein-
zelnen Stadtpolizeibezirke lassen deutlich erkennen, daß Dresden
dieselbe Entwicklung nimmt, wie eine solche in unsrer Zeit bei
allen großen Städten zu beobachten ist: der innere Stadtkern
nimmt an Vevölkerung ab, der sich an diesen unmittelbar anschließende
Ring von Vorstädten erhält einen nur geringen Zuwachs, und erst
außerhalb desselben zeigen die neu entstehenden Stadttheile, welche
nicht bloß die von auswärts zuwandernden, sondern auch die aus
dem Stadtinnern nach außen drängenden Elemente aufzunehmen
haben, ein starkes Wachsthum. So hat in Dresden die Einwohner-
zahl der aus 2 Polizeibezirken bestehenden Altstadt seit dem 1. De-
cember 1885 um 1102 abgenommen; selbst die Seevorstadt weist
eine Abnahme von 109 Einwohnern auf; die anderen, das Stadt-
innere umschließenden Vorstädte zeigen eine Bevölkerungszunahme
von 1154 bis 1943 Einwohnern, dagegen stieg die Bevölkerung
in neuen Stadttheilen um 2469 Einwohner, oder 127,6 Procent
(im östlichen Theile der Leipziger Vorstadt), 4055 Einwohner oder
112,5 Procent (in der Antonstadt), 6462 Einwohner oder 140,3 Pro-
cent (in der Südvorstadt) und sogar um 10,568 Einwohner oder
172,3 Procent (in der Johannstadt). Auch in der Provinz hat
die jetzige Volkszählung in den Städten, von einigen wenigen
abgesehen, eine mehr oder minder beträchtliche Zunahme der Ein-
wohnerzahl ergeben. Was insbesondere Leipzig anbetrifft, so ist
die Bewohnerzahl in Alt-Leipzig seit 1885 von 170,342 auf
178,549, also nur um 8207 Personen oder 4,8 Procent gestiegen;
dagegen ist in den Vororten, die am 1. Januar 1891 der Leip-
ziger Stadtgemeinde einverleibt werden, die Zahl der Einwohner
von 121,281 Einwohnern auf 176,961 angewachsen, hat mithin
eine Vermehrung von 55,680 Personen oder 45,9 Procent erfahren.
In Folge dessen wird Leipzig im nächsten Jahre über 353,000 Ein-
wohner haben.



1) S. auch 3. Morgenblatt.

München, Donnerſtag Allgemeine Zeitung 11. December 1890. Zweites Morgenblatt Nr. 343.
[Spaltenumbruch] dargeſtellt, als ob ganz neue Bahnen der wirthſchaftlichen Politik
eingeſchlagen werden ſollten, ſeitdem Fürſt Bismarck von ſeinem
Platz geſchieden iſt, auf dem er lange und verantwortungsvolle
Jahre hindurch zum Heile des Vaterlandes gewirkt hat (Beifall
rechts.) — Bahnen, welche den Intereſſen des Landes und des
Bauernſtandes nicht dienen. Wenn Sie ſolche Beſürchtungen im Lande
zu erwecken ſuchen, ſo führt das zu einer Beunruhigung, die un-
heilvoll wirkt. Handel und Wandel, Induſtrie und Landwirth-
ſchaft müſſen gleichmäßig leiden, wenn fortgeſetzt die Freihandels-
partei, die Herren Bebel und Richter, im Lande den Schein er-
wecken, als könnten die einſchneidendſten, durchgreifendſten wirth-
ſchaftlichen Veränderungen unmittelbar vor der Thüre ſtehen. (Sehr
wahr rechts. Lachen links.) Auch in der Preſſe macht ſich eine
ſolche Agitation geltend; ich nenne die „Frankfurter Zeitung“, das
„Berliner Tageblatt“, die „Voſſiſche Zeitung“; die Früchte dieſes
Feldzugplanes kommen nur der Baiſſe- und Hauſſeſpeculation an der
Börſe zugute. Hören Sie mit ſolchen Beunruhigungen auf, dann
wird ſich in allmählichem Ausgleich bald ein Getreidepreis bilden,
welcher alle Ihre Beſürchtungen über den Haufen wirft. (Lachen
links.) Die heutigen Getreidepreiſe haben noch nicht eine Höhe,
die dem zehnjährigen Durchſchnitt entſpricht, wie Sie aus Fourage-
anſätzen in den einzelnen Jahren des Militaretats erſehen können.
Hrn. Bebel muß ich das Recht beſtreiten, ſich als Vertreter der
arbeitenden Claſſen zu geriren. Er iſt eher ein Vertreter der nicht-
arbeitenden Claſſen. (Sehr gut! rechts; Lachen bei den Social-
demokraten.) Unter unſeren Wählern befinden ſich ſo gut Arbeiter,
wie unter den Wählern der ſocialdemokratiſchen Herren. Auch wir
haben ein Herz für den kleinen Mann. Wenn Sie Ihren Feldzug
auf das platte Land ausdehnen wollen, ſo werden ſie bei dem länd-
lichen Arbeiter kein Glück haben, der ſich viel klarer als der induſtrielle
Arbeiter das Bewußtſein ſeiner Zuſammengehörigkeit mit dem
Arbeitgeber gewahrt hat und dem Sie ſeine religiöſen und ſitt-
lichen Ideale nicht rauben können. (Sehr gut! rechts.) Weih-
nachten, das ſchönſte Feſt im Jahre, wird uns an Jeſu Krippe
alle vereinigt finden, ja alle, hoch und niedrig, arm und reich,
Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Daran wird der Atheismus des
Hrn. Bebel, Gott ſei Dank, nichts ändern. (Lebhafter Beifall
rechts.) Bei Berliner Radaubrüdern mag Hr. Bebel Glück haben,
aber bei ordentlichen chriſtlichen Arbeitern nicht. (Bravo rechts,
Lachen bei den Socialdemokraten.) Ihr Verſuch, Zwietracht zu
ſäen, wird Ihnen nicht gelingen, ſo wenig wie hoffentlich auch der
Verſuch gelingen wird, durch Ihre Darſtellung unſres Wirthſchafts-
lebens die Stellung der verbündeten Regierungen in den Verhand-
lungen mit Oeſterreich-Ungarn zu ſchwächen und zu ſtören.
(Lachen links.) Induſtrie und Handel haben mit der Landwirth-
ſchaft in zehnjähriger geſunder Entwicklung die Ueberzeugung ge-
wonnen, daß Deutſchland ohne Schutzzoll waffenlos der Aus-
beutung des Auslandes preisgegeben wäre. Bei uns ſagen Sie:
Der deutſche Conſument zahlt den Zoll; der amerikaniſchen Mac
Kinley-Bill gegenüber ſagen Sie: „Der Importeur, der deutſche
Prodncent zahlt ihn;“ einmal zahlt ihn alſo der Producent, ein-
mal zahlt ihn der Conſument, wie es juſt gerade für Ihre Partei-
ſchablone paßt. Mit dieſer Taktik und Politik finden Sie hoffent-
lich keinen Anklang. (Beifall rechts.)

Abg. Scipio (nat.-lib.): In dem Moment, wo die Regie-
rung ſich in Verhandlungen über Handelsverträge befindet, will
ich über die Frage der Zölle ſtilkſchweigend hinweggehen. Bezüg-
lich der Einführung der Silberwährung ſind die Erfahrungen Nord-
amerika’s für uns nicht ſehr ermunternd. (Sehr richtig! links.)
Nordamerika, eines der reichſten Länder der Erde, zieht große
Quantitäten Silber zur Ausprägung heran, und doch ſehen wir
ein Sinken des Silberpreiſes gegen alle Erwartung. Deutſchland
würde ebenſowenig eine Stabilität des Werthverhältniſſes zwiſchen
Silber und Gold erreichen können. Das hängt von anderen
Momenten ab. Dieſe Frage iſt überhaupt nicht ſo eng mit unſerm
Import und Export verbunden. Iſt denn der Import aus Oeſter-
reich und Rußland von der Silberfrage bedingt? (Rufe rechts:
Ja!) Haben dieſe Länder nicht Papierwährung, und ſteht heute
nicht um Jahre zurück die öſterreichiſche Papier-Valuta höher als
der Silberpreis? Können die Herren einen Zuſammenhang zwiſchen
dem Stande des ruſſiſchen Rubels und der Silberfrage nach-
weiſen? (Rufe rechts: Ja!) Die Einnahmen unſres Etats ſind
jetzt vielleicht auf einem Stande angekommen, wo wir auf einen
Rückſchlag gefaßt ſein müſſen. Es iſt zweifellos, daß der Wohl-
ſtand unſres Vaterlandes, wenn auch langſam, Fortſchritte ge-
macht hat und zwar unter einem Münzregime, welches ſich minde-
ſtens der Goldwährung nähert. Nach ſolchen Erfahrungen ſollten
wir nicht ändern, ſondern erhalten, was ſich bewährt hat.
Gegenüber den ſteigenden Ausgaben ſind alle Parteien zur mög-
lichſten Sparſamkeit verpflichtet. Allerdings können die durch
die Geſetze der letzten Jahre und durch die Entwicklung der
Marine bedingten Ausgaben nicht vermieden werden. Bezüglich
der Pferdegelder ſind allerdings die Officiere der niederen Chargen
gegenwärtig mitunter ſehr ſchwer belaſtet, aber es ſind auch vielfach
Rationen bewilligt, welche ihrer Anzahl nach wenigſtens keine Berech-
tigung haben. Die Budgetcommiſſion hat hier Abhülfe zu erwägen.
Die große Tragweite der Frage der Unterofficiere verkenne ich
nicht. Gegenüber der Vermehrung der Vergehen im jugendlichen
Alter muß der in das Heer eintretende Erſatz anders behandelt
werden, und deßhalb ſind an die Unterofficiere höhere Anforderungen
zu ſtellen. Daß wir aus dem unruhigen Zuſtande des Flaggen-
hiſſens herausgekommen ſind und durch den Vertrag mit England
und andern Colonialmächten ſeſte und ſichere Grenzen für unſre
Colonialpolitik gewonnen ſind, gereicht mir zur Freude. Die Koſten
der Colonien Kamerun und Togo werden nicht nur aus den lau-
ſenden Einnahmen beſtritten, ſondern es werden auch noch Sum-
men erübrigt, welche ein weiteres gedeihliches Fortſchreiten der-
ſelben verbürgen. Bezüglich Oſtafrika’s iſt zu berückſichtigen, daß
unter dem Schutz des Deutſchen Reiches die Deutſch-Oſtafrikaniſche
Geſellſchaft einen beſtimmten Vertrag mit dem Sultan von Sanſibar
geſchloſſen hatte. Als das Deutſche Reich in Oſtafrika ſich feſt-
ſetzte, durfte der Rechtsſchutz, den die Geſellſchaft genoß,
nicht verringert werden. Betrachten Sie von dieſem Standpunkt
das Abkommen mit der Geſellſchaft und vergleichen Sie dabei,
was dieſelbe aufgegeben hat, indem ſie von dem Artikel 9 ihres
Vertrages mit dem Sultan von Sanſibar zurücktrat und dagegen
eine Rente von 600,000 M. auf eine Reihe von Jahren bekam,
welche ſie aber nicht zu ihren eigenen Gunſten, zu Gunſten ihrer
Rente verwenden darf, fondern im Intereſſe des Landes, ſoweit
nicht die Ablöſung in Frage kommt. Es iſt ein entſchiedener
Vortheil, wenn nicht eine Privatgeſellſchaft, ſondern das Reich
die Landeshoheit ausübt und die Zölle erhebt. Ich enthalte
mich aber eines weiteren Urtheils darüber, weil ich Mitglied
des Aufſichtsraths der Deutſch-Oſtafrikaniſchen Geſellſchaft bin.
Als einen Fortſchritt begrüße ich die Auswerfung von 25,000 M.
für Coloniſationsverſuche in Südweſtafrila. Das Klima daſelbſt
iſt ſo geſund, daß deutſche Ackerbauer und Viehzüchter gedeihen und
zur Unabhängigkeit kommen können. Zur Erhöhung der Einnahmen
aus der Zuckerſteuer bietet die Lage unſres Etats keine Veran-
laſſung. Den unläugbaren Fortſchritt des Wohlſtandes in Deutſch-
land verdanken wir unſrer unentwegten, kraſtvollen und conſe-
quenten äußeren Politik, deren Grundlagen von dem Gründer
unſres Reiches, dem Kaiſer Wilhelm, geſegneten Angedenkens, und
[Spaltenumbruch] dem Kanzler Fürſten Bismarck gelegt ſind, und dank der jetzigen
Leitung unſrer auswärtigen Angelegenheiten können wir mit Ruhe
und Sicherheit in die Zukunft ſehen. Das Vertrauen in die
Feſtigkeit unſrer Politik bei anderen Völkern iſt auch die beſte
Grundlage für eine ſichere Ausgeſtaltung unſrer Finanzen. Daß
die Einnahmen aus den Zöllen und der Tabakſteuer, welche für
das Reich zurückbehalten werden, von 130 auf 140 Millionen er-
höht werden ſollen, bedeutet keine Verminderung der conſtitutionellen
Rechte des Reichstages. Principielle Bedenken gegen den Etat
habe ich nicht, aber eingehende Erwägung in der Commiſſion iſt
angezeigt, damit wir nicht auf Abwege gerathen in einem Augen-
blick, wo wir ſehr hohen Einnahmen gegenüberſtehen, aber gefaßt
ſein müſſen, daß dieſe Einnahmen ſpäter einen nicht unbedeutenden
Rückſchlag erfahren. (Beifall bei den Nationalliberalen.)

Abg. Rickert (dfr.): Ueber die Agrarpolitik des Hrn. v. Frege
werden wir uns ja noch ſpäter zu unterhalten haben. Daß die
drei genannten Zeitungen eine Verſchwörung geſtiftet haben zur
Störung des Tarifs, iſt eine ſeltſame Anſchauung; haben denn die
Herren ſich geſcheut, die Welt zu beunruhigen, als es galt, den
Tarif vom Jahre 1879 zu ihren Gunſten zu erhöhen? Und Sie
wollen es den Leuten, welche im Intereſſe der armen Leute eine
Ermäßigung der Zölle fordern, verwehren, dies offen zu thun?
Daß das Anſehen Deutſchlands von dieſen Einnahmen aus den
Agrarzöllen abhängt, geht doch wirklich zu weit. Haben wir denn
keine anderen Einnahmequellen? Wenn wir doch die Rede über
Sparſamkeit nicht am Anfang, ſondern am Ende der Etatsdebatten
zu hören bekämen, dann könnten wir auch die Thaten ſehen!
Machen wir doch einige kräftige Striche beim Militär- und
Marine-Etat! Namentlich Hr. Windthorſt wird hoffentlich dabei
helfen. Bezüglich der Colonialpolitik bin ich weniger hoff-
nungsvoll; Hr. Windthorſt wird doch nachher Alles bewilligen,
nachdem er einmal A geſagt hat. Die Bereitſtellung von 10 Mill.
für die Reichscaſſe berührt die Clauſel Franckenſtein durchaus nicht.
Es iſt eine rein techniſche Maßregel. Die Zurückweiſung des
Reichskanzlers auf die Bemerkung Hrn. Richters war ſo ſcharf, wie
noch keine Rede von ihm, ohne daß Hr. Richter dazu Anlaß gegeben
hätte. Iſt es denn nicht begreiſlich, daß wir als Gegner der In-
validenverſicherung unſern Standpunkt feſthalten? Haben nicht an-
dere Inſtanzen ſich ebenfalls gegen die Invalidenverſicherung er-
klärt? So noch die Bielefelder Handelskammer, an deren Spitze ſich
ein nationalliberaler Reichstagsabgeordneter befindet. Der jetzige
Reichstag würde das Geſetz niemals angenommen haben. (Sehr richtig!)
Hrn. v. Frege gebe ich keine Antwort darauf, daß es unſere Abſicht
wäre, die Stellung der Regierung zu ſchwächen gegenüber dem Auslande.
Wenn ein Reichstagsabgeordneter ſich ſo etwas herausnimmt, ſo
verdienen ſeine Aeußerungen nicht diejenige Beachtung, die man
ſonſt einem Abgeordneten ſchenkt. (Zuſtimmung links, Widerſpruch
rechts.) Ich weiß überhaupt nicht, wie ſolche Erörterungen die
Verhandlungen ſtören können. Iſt denn die öſterreichiſche Re-
gierung über die Stimmung in Deuttſchland ſo wenig unterrichtet?
Solche Verhandlungen zwiſchen zwei Staaten ſind überhaupt kein
Pferdehandel. (Zuſtimmung links.) Sind denn nicht vor vier Wochen
alle dieſe Dinge im preußiſchen Landesökonomie-Collegium in An-
weſenheit des landwirthſchaftlichen Miniſters behandelt worden? Hat
man nicht ein ſtarres Feſthalten an den beſtehenden Zöllen verlangt?
Der erſte freiſinnige Abgeordnete, der etwas davon ſagt, erfährt
eine ſchroffe Zurückweiſung ſeitens des Reichskanzlers. Erſt
durch dieſe Vorgänge, durch die Mittheilungen, daß ein Dif-
ferenzialzollſyſtem in Ausſicht ſtehe, iſt die Beunruhigung
eingetreten; denn gegen die Differenzialzölle muß die ganze
Geſchäftswelt ſich wehren. Wir haben uns gefreut, daß der Hr.
Reichskanzler von ſeinem Amtsantritt an uns anders entgegen-
getreten iſt, als früher. Wir verlangen die Gleichberechtigung,
keine Bevorzugung. Das Recht werden wir uns nicht kürzen
laſſen, daß wir unſre Ueberzeugung vertreten. Man kann uns
ſcharf zurückweiſen, aber man darf uns nicht vorwerfen, daß wir
weniger Patriotismus hätten. (Zuſtimmung bei den Freiſinnigen.)
Daß die Regierung mit dem Invalidenverſicherungsgeſetz eine
Beſſerung hat eintreten laſſen wollen, iſt richtig; aber die ganze
Socialpolitik hat keine Bedeutung neben dieſem Steuer- und Wirth-
ſchaftsſyſtem. (Sehr richtig! links.) Stellen Sie die Bevölkerung
vor die Wahl: Aufhebung der Zölle auf Lebensmittel oder Inva-
lidenverſicherung. Die Entſcheidung wird für das erſtere fallen.

Reichskanzler v. Caprivi: Ich geſtatte mir, den Abg. Rickert
darauf hinzuweiſen, daß gerade der öſterreichiſche Abgeordnete, den
er hier citirt hat, der Abg. Plener, in einer Nede, die von ihm
durch die Zeitungen gegangen iſt — ob ſie authentiſch iſt, weiß
ich nicht, ich kann nur aus dem Gedächtniß citiren — ſich etwa
dahin ausgeſprochen hat: die ganze deutſche Zollpolitik müſſe
Fiasco machen, Deutſchland ſei durch ſeine öffentliche Meinung
genöthigt, die Agrarzölle aufzuheben; warum ſolle man ſich in
Oeſterreich überhaupt noch mit einem ſolchen Zoll plagen, wenn
ohnehin Deutſchland ſelbſt dieſe Conceſſionen machen müſſe, in Ge-
ſtalt des Entgegenkommens, weil es durch die öffentliche Meinung
dazu gezwungen wäre! (Hört! Hört! rechts.) Ich ſtelle es dem
Abg. Rickert anheim, ſelbſt zu ermeſſen, von welcher Seite diejenigen
Reden, auf welche der Abg. Plener ſeine Behauptungen aufbaut,
gefallen ſind. (Sehr gut! rechts.)

Ein Vertagungsantrag wird angenommen.

Perſönlich bemerkt Abg. Richter: Hr. v. Frege hatte die
Güte, meinen Standpunkt mit demjenigen eines Tertianers zu
vergleichen. Ich fühle mich dadurch von ſeiner Seite nicht ver-
letzt, dagegen muß ich ſagen, daß ſeine Aeußerungen mich lebhaft
an die Ausführungen des ewigen Unterquartaners im „Kladdera-
datſch“ gerade in ihren beſſeren Theilen erinnert haben. (Heiter-
keit links.) Ich habe allerdings in Tertia gelebt und da geleſen:
Latifundia Italiam perdiderunt. Die agrariſche Intereſſen-
vertretung in ihrer naiven Unwiſſenheit und egoiſtiſchen Rückſichts-
loſigkeit iſt auf die Dauer im Stande, ſelbſt ein großes Reich zu
Schanden zu machen.

Abg. v. Frege: Ich überlaſſe es jedem deutſchen Bauern,
ſich klar zu machen, ob meine Politik oder Richters Politik zur
Bildung von Latifundien beiträgt.

Abg. Richter: Ich bin es nicht, der den Miniſtern Fidei-
commißſtempel erläßt. (Lebhaftes Oh! rechts.) — Schluß 5¼ Uhr.
Nächſte Sitzung Donnerſtag 1 Uhr; Tagesordnung: Fortſetzung
der Etatsberathung. Rechnungsvorlagen. Erſte Berathung der
Zuckerſteuer-Vorlage.



Die Schulreform-Conferenz in Berlin.1)

Tel. Der „Reichs-Anz.“ meldet: Im weiteren
Verlaufe der geſtrigen Conferenz zur Berathung von Fragen, das
höhere Schulweſen betreffend, fand ein Antrag Annahme,
dem zufolge die Zeit für die Vorträge der Berichterſtatter auf je
30 Minuten, für Reden der übrigen Mitglieder auf je 15 Minuten
beſchränkt wird. Es ſprachen zur Sache noch Prof. Zeller,
Dr. Uhlig, Abt Uhlhorn, Dr. Pfähler, Dr. Göring,
Dr. Holzmüller und Fürſtbiſchof D. Kopp. Hierauf wurde
ein vom Frhrn. v. Heereman eingebrachter Antrag auf Schluß
[Spaltenumbruch] der Debatte angenommen. Als Mitberichterſtatter kamen noch
Dr. Kruſe und Rector Volkmann zum Worte, Dr. Schott-
müller
verzichtete. Das Schlußwort hatte Berichterſtatter Dr.
Hornemann. Die Abſtimmung wurde, entſprechend dem
früher gefaßten Beſchluſſe, ausgeſetzt. In der heute fortgeſetzten
Verhandlung wurde zur Berathung der Frage übergegangen:
„Empfiehlt es ſich, die im Lehrplan der Realgymnaſien im Jahre
1882 angeordnete Verſtärkung des Lateins beizubehalten, oder iſt
eine Verminderung desſelben und eine Herabſetzung der Geſammt-
ſtundenzahl insbeſondere in den unteren Claſſen herbeizuführen?“
Bei Erörterung dieſer Frage ſind die von Sr. Majeſtät dem Kaiſer
aufgeſtellten Fragen: „Sind die Lehrpläne claſſenweis für die
einzelnen Fächer feſtgelegt?“ und „ſind für eine neue
Lehrmethode wenigſtens die Hauptpunkte feſtgeſtellt?“ beſonders zu
berückſichtigen. Die Frage wegen Beibehaltung der im Jahre 1882
angeordneten Verſtärkung des Lateins wurde unter Vorausſetzung
der Aufrechterhaltung des Lehrgegenſtandes von dem Berichterſtatter
Dr. Matthias wie vom Mitberichterſtatter Prof. Paulſen be-
jaht, während der Mitberichterſtatter Dr. Albrecht eine Vermin-
derung der Stundenzahl befürwortete. Auf Anregung des Abts
Uhlhorn wurde beſchloſſen, die Discuſſion über die vorliegenden
Fragen mit derjenigen über die Beibehaltung der beſtehenden
Schularten zu verbinden. Demgemäß wurde zunächſt zu der letzt-
gedachten Frage geſchritten, welche wörtlich lautet: „Sind die heute
beſtehenden Arten von höheren Schulen in ihrer gegenwärtigen
Sonderung beizubehalten, oder empfiehlt ſich eine Verſchmelzung
von a) Gymnaſium und Realgymnaſium, b) Realgymnaſium und
Oberrealſchule?“ Als Berichterſtatter ſprach Director Frick, als
Mitberichterſtatter Dr. Deiters, Dr. Fiedler und Dr.
Schauenburg. Die drei erſtgenannten haben ſich über folgende,
ihren Ausführungen zu Grunde liegende Theſen geeinigt: 1. Die
Dreitheilung der neunklaſſigen höheren Schulen iſt principiell nicht
zu billigen; es ſind künftig nur zwei Arten von höheren Lehr-
anſtalten zuzulaſſen, welche entweder das humaniſtiſche Bildungs-
princip (Gymnaſien) oder das realiſtiſche (lateinloſe höhere
Bürgerſchulen, lateinloſe Oberrealſchulen) ſolgerecht ausgeſtalten.
2) Die Realgymnaſien würden ſich für eines der in ihnen nicht
genügend ausgeglichenen Principien zu entſcheiden haben und je
nach den örtlichen Verhältniſſen entweder in Gymnaſien oder in
lateinloſen Realſchule übergehen können. Dr. Schauenburg
ſprach ſich für folgende Theſen aus: 1) Das Gymnaſium bedarf
wie jede Schulgattung fortſchreitender Vervollkommnung durch
Sichtung des Lehrſtoffs und Verbeſſerung der Lehrweiſe; eine
weitere Anfnahme realiſtiſcher Lehrgegenſtände in ſeinen Lehrplan
kann es nicht ertragen. 2) Das Realgymnaſium hat ſich wohl
bewährt als Bildungsſchule für die höheren Schichten des Bürger-
thums, insbeſondere auch für die Gebiete der höheren Technik,
des Bauweſens, der Poſt, des Berg- und des Forſtfaches, es ge-
ſtattet keine weitere Verſchmelzung mit dem humaniſtiſchen Gym-
naſium. 3) Das Realgymnaſium ertheilt Abiturienten eine Vor-
bildung, welche dieſelben zu erfolgreichen Studien auf den Uni-
verſitäten beſähigt. 4) Das Realgymnaſium trägt in bewußter
Mitarbeit an der Entwicklung und Hebung des Volkslebens in
berufene Kreiſe Bildungsſtoffe, welche zur Heilung der ſocialen
Schäden je länger je weniger zu entbehren ſind. Weitere Aus-
geſtaltung und Vertiefung ſeiner Lehraufgabe im Sinne des
kaiſerlichen Erlaſſes für die Cadettenſchulen liegen in den Bahnen
ſeiner natürlichen Entwicklung. 5) Das Realgymnaſium iſt auch
deßhalb unentbehrlich, weil es die Uebelſtände einer vorzeitigen
Berufswahl vollſtändig beſeitigt. 6) Das Realgymnaſium muß
daher erhalten und wohlwollend gefördert werden. 7) Die Ober-
realſchule iſt namentlich als Fortſetzung der lateinloſen höheren
Bürgerſchule zu erhalten und zu pflegen. — Gymnaſialdirector Dr.
Schulze hat zu der genannten Frage folgenden Antrag geſtellt:

„Ich beantrage, zunächſt nur die nachſtehenden drei Theſen zu be-
ſprechen: Theſe 1. Von den beſtehenden Arten höherer Lebr-
anſtalten ſind nur Gymnaſium, bezw. Progymnaſium einerſeits
und höhere Bürgerſchule andrerſeits lebensfähig und daſeins-
berechtigt. Theſe 2. Die vorhandenen Realgymnaſien ſind all-
mählich in höhere Bürgerſchulen mit oder ohne lateiniſche Neben-
curſe für die unterſten Claſſen und nur, wo ein wirkliches Be-
dürfniß dafür nachweisbar ſein ſollte, in Progymnaſien, bezw.
Gymnaſien umzuwandeln. Theſe 3. Der Lehrgang der höheren
Bürgerſchulen wird, wie bisher, am Ende des ſechsten Schuljahres
abgeſchloſſen, doch wird den Zöglingen derſelben Gelegenheit ge-
boten, auf Fachſchulen, welche je nach örtlichem Bedürſniß einzu-
richten ſind, ihre Fortbildung für das gewerbliche Leben, bezw. die
techniſchen Berufsfächer zu ſuchen.“

An der hierauf eröffneten
Discuſſion betheiligten ſich: Director Holzmüller, Geh. Rath
Wehrenpfennig, Gymnaſialdirector Jäger. Bei Schluß des
Blattes ſprach Gymnaſialdirector Schulze über ſeinen Antrag.



Verſchiedenes.

Nach der vorläufigen Feſtſtellung des
Vollszählungsergebniſſes beſtand am 1. December d. J. die orts-
anweſende Bevölkerung der Stadt Dresden mit der die Caſernen
umfaſſenden Albertſtadt aus 132,289 männlichen und 143,796
weiblichen, zuſammen alſo 276,085 Einwohnern, was gegen den
Beſtand vor 5 Jahren eine Zunahme von 29,997 Einwohnern,
oder 12,2 Procent bedeutet. Die Einwohnerzahlen der 11 ein-
zelnen Stadtpolizeibezirke laſſen deutlich erkennen, daß Dresden
dieſelbe Entwicklung nimmt, wie eine ſolche in unſrer Zeit bei
allen großen Städten zu beobachten iſt: der innere Stadtkern
nimmt an Vevölkerung ab, der ſich an dieſen unmittelbar anſchließende
Ring von Vorſtädten erhält einen nur geringen Zuwachs, und erſt
außerhalb desſelben zeigen die neu entſtehenden Stadttheile, welche
nicht bloß die von auswärts zuwandernden, ſondern auch die aus
dem Stadtinnern nach außen drängenden Elemente aufzunehmen
haben, ein ſtarkes Wachsthum. So hat in Dresden die Einwohner-
zahl der aus 2 Polizeibezirken beſtehenden Altſtadt ſeit dem 1. De-
cember 1885 um 1102 abgenommen; ſelbſt die Seevorſtadt weist
eine Abnahme von 109 Einwohnern auf; die anderen, das Stadt-
innere umſchließenden Vorſtädte zeigen eine Bevölkerungszunahme
von 1154 bis 1943 Einwohnern, dagegen ſtieg die Bevölkerung
in neuen Stadttheilen um 2469 Einwohner, oder 127,6 Procent
(im öſtlichen Theile der Leipziger Vorſtadt), 4055 Einwohner oder
112,5 Procent (in der Antonſtadt), 6462 Einwohner oder 140,3 Pro-
cent (in der Südvorſtadt) und ſogar um 10,568 Einwohner oder
172,3 Procent (in der Johannſtadt). Auch in der Provinz hat
die jetzige Volkszählung in den Städten, von einigen wenigen
abgeſehen, eine mehr oder minder beträchtliche Zunahme der Ein-
wohnerzahl ergeben. Was insbeſondere Leipzig anbetrifft, ſo iſt
die Bewohnerzahl in Alt-Leipzig ſeit 1885 von 170,342 auf
178,549, alſo nur um 8207 Perſonen oder 4,8 Procent geſtiegen;
dagegen iſt in den Vororten, die am 1. Januar 1891 der Leip-
ziger Stadtgemeinde einverleibt werden, die Zahl der Einwohner
von 121,281 Einwohnern auf 176,961 angewachſen, hat mithin
eine Vermehrung von 55,680 Perſonen oder 45,9 Procent erfahren.
In Folge deſſen wird Leipzig im nächſten Jahre über 353,000 Ein-
wohner haben.



1) S. auch 3. Morgenblatt.
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Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft einen be&#x017F;timmten Vertrag mit dem Sultan von San&#x017F;ibar<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte. Als das Deut&#x017F;che Reich in O&#x017F;tafrika &#x017F;ich fe&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;etzte, durfte der Rechts&#x017F;chutz, den die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft genoß,<lb/>
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Vertrages mit dem Sultan von San&#x017F;ibar zurücktrat und dagegen<lb/>
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Als einen Fort&#x017F;chritt begrüße ich die Auswerfung von 25,000 M.<lb/>
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Leitung un&#x017F;rer auswärtigen Angelegenheiten können wir mit Ruhe<lb/>
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Herren &#x017F;ich ge&#x017F;cheut, die Welt zu beunruhigen, als es galt, den<lb/>
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Ermäßigung der Zölle fordern, verwehren, dies offen zu thun?<lb/>
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Agrarzöllen abhängt, geht doch wirklich zu weit. Haben wir denn<lb/>
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Machen wir doch einige kräftige Striche beim Militär- und<lb/>
Marine-Etat! Namentlich Hr. Windthor&#x017F;t wird hoffentlich dabei<lb/>
helfen. Bezüglich der Colonialpolitik bin ich weniger hoff-<lb/>
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für die Reichsca&#x017F;&#x017F;e berührt die Clau&#x017F;el Francken&#x017F;tein durchaus nicht.<lb/>
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Reichskanzlers auf die Bemerkung Hrn. Richters war &#x017F;o &#x017F;charf, wie<lb/>
noch keine Rede von ihm, ohne daß Hr. Richter dazu Anlaß gegeben<lb/>
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klärt? So noch die Bielefelder Handelskammer, an deren Spitze &#x017F;ich<lb/>
ein nationalliberaler Reichstagsabgeordneter befindet. Der jetzige<lb/>
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Hrn. v. Frege gebe ich keine Antwort darauf, daß es un&#x017F;ere Ab&#x017F;icht<lb/>
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verdienen &#x017F;eine Aeußerungen nicht diejenige Beachtung, die man<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t einem Abgeordneten &#x017F;chenkt. (Zu&#x017F;timmung links, Wider&#x017F;pruch<lb/>
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Der er&#x017F;te frei&#x017F;innige Abgeordnete, der etwas davon &#x017F;agt, erfährt<lb/>
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Ge&#x017F;chäftswelt &#x017F;ich wehren. Wir haben uns gefreut, daß der Hr.<lb/>
Reichskanzler von &#x017F;einem Amtsantritt an uns anders entgegen-<lb/>
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keine Bevorzugung. Das Recht werden wir uns nicht kürzen<lb/>
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Daß die Regierung mit dem Invalidenver&#x017F;icherungsge&#x017F;etz eine<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;erung hat eintreten la&#x017F;&#x017F;en wollen, i&#x017F;t richtig; aber die ganze<lb/>
Socialpolitik hat keine Bedeutung neben die&#x017F;em Steuer- und Wirth-<lb/>
&#x017F;chafts&#x017F;y&#x017F;tem. (Sehr richtig! links.) Stellen Sie die Bevölkerung<lb/>
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ich nicht, ich kann nur aus dem Gedächtniß citiren &#x2014; &#x017F;ich etwa<lb/>
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Fiasco machen, Deut&#x017F;chland &#x017F;ei durch &#x017F;eine öffentliche Meinung<lb/>
genöthigt, die Agrarzölle aufzuheben; warum &#x017F;olle man &#x017F;ich in<lb/>
Oe&#x017F;terreich überhaupt noch mit einem &#x017F;olchen Zoll plagen, wenn<lb/>
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&#x017F;talt des Entgegenkommens, weil es durch die öffentliche Meinung<lb/>
dazu gezwungen wäre! (Hört! Hört! rechts.) Ich &#x017F;telle es dem<lb/>
Abg. Rickert anheim, &#x017F;elb&#x017F;t zu erme&#x017F;&#x017F;en, von welcher Seite diejenigen<lb/>
Reden, auf welche der Abg. Plener &#x017F;eine Behauptungen aufbaut,<lb/>
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[6/0006] München, Donnerſtag Allgemeine Zeitung 11. December 1890. Zweites Morgenblatt Nr. 343. dargeſtellt, als ob ganz neue Bahnen der wirthſchaftlichen Politik eingeſchlagen werden ſollten, ſeitdem Fürſt Bismarck von ſeinem Platz geſchieden iſt, auf dem er lange und verantwortungsvolle Jahre hindurch zum Heile des Vaterlandes gewirkt hat (Beifall rechts.) — Bahnen, welche den Intereſſen des Landes und des Bauernſtandes nicht dienen. Wenn Sie ſolche Beſürchtungen im Lande zu erwecken ſuchen, ſo führt das zu einer Beunruhigung, die un- heilvoll wirkt. Handel und Wandel, Induſtrie und Landwirth- ſchaft müſſen gleichmäßig leiden, wenn fortgeſetzt die Freihandels- partei, die Herren Bebel und Richter, im Lande den Schein er- wecken, als könnten die einſchneidendſten, durchgreifendſten wirth- ſchaftlichen Veränderungen unmittelbar vor der Thüre ſtehen. (Sehr wahr rechts. Lachen links.) Auch in der Preſſe macht ſich eine ſolche Agitation geltend; ich nenne die „Frankfurter Zeitung“, das „Berliner Tageblatt“, die „Voſſiſche Zeitung“; die Früchte dieſes Feldzugplanes kommen nur der Baiſſe- und Hauſſeſpeculation an der Börſe zugute. Hören Sie mit ſolchen Beunruhigungen auf, dann wird ſich in allmählichem Ausgleich bald ein Getreidepreis bilden, welcher alle Ihre Beſürchtungen über den Haufen wirft. (Lachen links.) Die heutigen Getreidepreiſe haben noch nicht eine Höhe, die dem zehnjährigen Durchſchnitt entſpricht, wie Sie aus Fourage- anſätzen in den einzelnen Jahren des Militaretats erſehen können. Hrn. Bebel muß ich das Recht beſtreiten, ſich als Vertreter der arbeitenden Claſſen zu geriren. Er iſt eher ein Vertreter der nicht- arbeitenden Claſſen. (Sehr gut! rechts; Lachen bei den Social- demokraten.) Unter unſeren Wählern befinden ſich ſo gut Arbeiter, wie unter den Wählern der ſocialdemokratiſchen Herren. Auch wir haben ein Herz für den kleinen Mann. Wenn Sie Ihren Feldzug auf das platte Land ausdehnen wollen, ſo werden ſie bei dem länd- lichen Arbeiter kein Glück haben, der ſich viel klarer als der induſtrielle Arbeiter das Bewußtſein ſeiner Zuſammengehörigkeit mit dem Arbeitgeber gewahrt hat und dem Sie ſeine religiöſen und ſitt- lichen Ideale nicht rauben können. (Sehr gut! rechts.) Weih- nachten, das ſchönſte Feſt im Jahre, wird uns an Jeſu Krippe alle vereinigt finden, ja alle, hoch und niedrig, arm und reich, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Daran wird der Atheismus des Hrn. Bebel, Gott ſei Dank, nichts ändern. (Lebhafter Beifall rechts.) Bei Berliner Radaubrüdern mag Hr. Bebel Glück haben, aber bei ordentlichen chriſtlichen Arbeitern nicht. (Bravo rechts, Lachen bei den Socialdemokraten.) Ihr Verſuch, Zwietracht zu ſäen, wird Ihnen nicht gelingen, ſo wenig wie hoffentlich auch der Verſuch gelingen wird, durch Ihre Darſtellung unſres Wirthſchafts- lebens die Stellung der verbündeten Regierungen in den Verhand- lungen mit Oeſterreich-Ungarn zu ſchwächen und zu ſtören. (Lachen links.) Induſtrie und Handel haben mit der Landwirth- ſchaft in zehnjähriger geſunder Entwicklung die Ueberzeugung ge- wonnen, daß Deutſchland ohne Schutzzoll waffenlos der Aus- beutung des Auslandes preisgegeben wäre. Bei uns ſagen Sie: Der deutſche Conſument zahlt den Zoll; der amerikaniſchen Mac Kinley-Bill gegenüber ſagen Sie: „Der Importeur, der deutſche Prodncent zahlt ihn;“ einmal zahlt ihn alſo der Producent, ein- mal zahlt ihn der Conſument, wie es juſt gerade für Ihre Partei- ſchablone paßt. Mit dieſer Taktik und Politik finden Sie hoffent- lich keinen Anklang. (Beifall rechts.) Abg. Scipio (nat.-lib.): In dem Moment, wo die Regie- rung ſich in Verhandlungen über Handelsverträge befindet, will ich über die Frage der Zölle ſtilkſchweigend hinweggehen. Bezüg- lich der Einführung der Silberwährung ſind die Erfahrungen Nord- amerika’s für uns nicht ſehr ermunternd. (Sehr richtig! links.) Nordamerika, eines der reichſten Länder der Erde, zieht große Quantitäten Silber zur Ausprägung heran, und doch ſehen wir ein Sinken des Silberpreiſes gegen alle Erwartung. Deutſchland würde ebenſowenig eine Stabilität des Werthverhältniſſes zwiſchen Silber und Gold erreichen können. Das hängt von anderen Momenten ab. Dieſe Frage iſt überhaupt nicht ſo eng mit unſerm Import und Export verbunden. Iſt denn der Import aus Oeſter- reich und Rußland von der Silberfrage bedingt? (Rufe rechts: Ja!) Haben dieſe Länder nicht Papierwährung, und ſteht heute nicht um Jahre zurück die öſterreichiſche Papier-Valuta höher als der Silberpreis? Können die Herren einen Zuſammenhang zwiſchen dem Stande des ruſſiſchen Rubels und der Silberfrage nach- weiſen? (Rufe rechts: Ja!) Die Einnahmen unſres Etats ſind jetzt vielleicht auf einem Stande angekommen, wo wir auf einen Rückſchlag gefaßt ſein müſſen. Es iſt zweifellos, daß der Wohl- ſtand unſres Vaterlandes, wenn auch langſam, Fortſchritte ge- macht hat und zwar unter einem Münzregime, welches ſich minde- ſtens der Goldwährung nähert. Nach ſolchen Erfahrungen ſollten wir nicht ändern, ſondern erhalten, was ſich bewährt hat. Gegenüber den ſteigenden Ausgaben ſind alle Parteien zur mög- lichſten Sparſamkeit verpflichtet. Allerdings können die durch die Geſetze der letzten Jahre und durch die Entwicklung der Marine bedingten Ausgaben nicht vermieden werden. Bezüglich der Pferdegelder ſind allerdings die Officiere der niederen Chargen gegenwärtig mitunter ſehr ſchwer belaſtet, aber es ſind auch vielfach Rationen bewilligt, welche ihrer Anzahl nach wenigſtens keine Berech- tigung haben. Die Budgetcommiſſion hat hier Abhülfe zu erwägen. Die große Tragweite der Frage der Unterofficiere verkenne ich nicht. Gegenüber der Vermehrung der Vergehen im jugendlichen Alter muß der in das Heer eintretende Erſatz anders behandelt werden, und deßhalb ſind an die Unterofficiere höhere Anforderungen zu ſtellen. Daß wir aus dem unruhigen Zuſtande des Flaggen- hiſſens herausgekommen ſind und durch den Vertrag mit England und andern Colonialmächten ſeſte und ſichere Grenzen für unſre Colonialpolitik gewonnen ſind, gereicht mir zur Freude. Die Koſten der Colonien Kamerun und Togo werden nicht nur aus den lau- ſenden Einnahmen beſtritten, ſondern es werden auch noch Sum- men erübrigt, welche ein weiteres gedeihliches Fortſchreiten der- ſelben verbürgen. Bezüglich Oſtafrika’s iſt zu berückſichtigen, daß unter dem Schutz des Deutſchen Reiches die Deutſch-Oſtafrikaniſche Geſellſchaft einen beſtimmten Vertrag mit dem Sultan von Sanſibar geſchloſſen hatte. Als das Deutſche Reich in Oſtafrika ſich feſt- ſetzte, durfte der Rechtsſchutz, den die Geſellſchaft genoß, nicht verringert werden. Betrachten Sie von dieſem Standpunkt das Abkommen mit der Geſellſchaft und vergleichen Sie dabei, was dieſelbe aufgegeben hat, indem ſie von dem Artikel 9 ihres Vertrages mit dem Sultan von Sanſibar zurücktrat und dagegen eine Rente von 600,000 M. auf eine Reihe von Jahren bekam, welche ſie aber nicht zu ihren eigenen Gunſten, zu Gunſten ihrer Rente verwenden darf, fondern im Intereſſe des Landes, ſoweit nicht die Ablöſung in Frage kommt. Es iſt ein entſchiedener Vortheil, wenn nicht eine Privatgeſellſchaft, ſondern das Reich die Landeshoheit ausübt und die Zölle erhebt. Ich enthalte mich aber eines weiteren Urtheils darüber, weil ich Mitglied des Aufſichtsraths der Deutſch-Oſtafrikaniſchen Geſellſchaft bin. Als einen Fortſchritt begrüße ich die Auswerfung von 25,000 M. für Coloniſationsverſuche in Südweſtafrila. Das Klima daſelbſt iſt ſo geſund, daß deutſche Ackerbauer und Viehzüchter gedeihen und zur Unabhängigkeit kommen können. Zur Erhöhung der Einnahmen aus der Zuckerſteuer bietet die Lage unſres Etats keine Veran- laſſung. Den unläugbaren Fortſchritt des Wohlſtandes in Deutſch- land verdanken wir unſrer unentwegten, kraſtvollen und conſe- quenten äußeren Politik, deren Grundlagen von dem Gründer unſres Reiches, dem Kaiſer Wilhelm, geſegneten Angedenkens, und dem Kanzler Fürſten Bismarck gelegt ſind, und dank der jetzigen Leitung unſrer auswärtigen Angelegenheiten können wir mit Ruhe und Sicherheit in die Zukunft ſehen. Das Vertrauen in die Feſtigkeit unſrer Politik bei anderen Völkern iſt auch die beſte Grundlage für eine ſichere Ausgeſtaltung unſrer Finanzen. Daß die Einnahmen aus den Zöllen und der Tabakſteuer, welche für das Reich zurückbehalten werden, von 130 auf 140 Millionen er- höht werden ſollen, bedeutet keine Verminderung der conſtitutionellen Rechte des Reichstages. Principielle Bedenken gegen den Etat habe ich nicht, aber eingehende Erwägung in der Commiſſion iſt angezeigt, damit wir nicht auf Abwege gerathen in einem Augen- blick, wo wir ſehr hohen Einnahmen gegenüberſtehen, aber gefaßt ſein müſſen, daß dieſe Einnahmen ſpäter einen nicht unbedeutenden Rückſchlag erfahren. (Beifall bei den Nationalliberalen.) Abg. Rickert (dfr.): Ueber die Agrarpolitik des Hrn. v. Frege werden wir uns ja noch ſpäter zu unterhalten haben. Daß die drei genannten Zeitungen eine Verſchwörung geſtiftet haben zur Störung des Tarifs, iſt eine ſeltſame Anſchauung; haben denn die Herren ſich geſcheut, die Welt zu beunruhigen, als es galt, den Tarif vom Jahre 1879 zu ihren Gunſten zu erhöhen? Und Sie wollen es den Leuten, welche im Intereſſe der armen Leute eine Ermäßigung der Zölle fordern, verwehren, dies offen zu thun? Daß das Anſehen Deutſchlands von dieſen Einnahmen aus den Agrarzöllen abhängt, geht doch wirklich zu weit. Haben wir denn keine anderen Einnahmequellen? Wenn wir doch die Rede über Sparſamkeit nicht am Anfang, ſondern am Ende der Etatsdebatten zu hören bekämen, dann könnten wir auch die Thaten ſehen! Machen wir doch einige kräftige Striche beim Militär- und Marine-Etat! Namentlich Hr. Windthorſt wird hoffentlich dabei helfen. Bezüglich der Colonialpolitik bin ich weniger hoff- nungsvoll; Hr. Windthorſt wird doch nachher Alles bewilligen, nachdem er einmal A geſagt hat. Die Bereitſtellung von 10 Mill. für die Reichscaſſe berührt die Clauſel Franckenſtein durchaus nicht. Es iſt eine rein techniſche Maßregel. Die Zurückweiſung des Reichskanzlers auf die Bemerkung Hrn. Richters war ſo ſcharf, wie noch keine Rede von ihm, ohne daß Hr. Richter dazu Anlaß gegeben hätte. Iſt es denn nicht begreiſlich, daß wir als Gegner der In- validenverſicherung unſern Standpunkt feſthalten? Haben nicht an- dere Inſtanzen ſich ebenfalls gegen die Invalidenverſicherung er- klärt? So noch die Bielefelder Handelskammer, an deren Spitze ſich ein nationalliberaler Reichstagsabgeordneter befindet. Der jetzige Reichstag würde das Geſetz niemals angenommen haben. (Sehr richtig!) Hrn. v. Frege gebe ich keine Antwort darauf, daß es unſere Abſicht wäre, die Stellung der Regierung zu ſchwächen gegenüber dem Auslande. Wenn ein Reichstagsabgeordneter ſich ſo etwas herausnimmt, ſo verdienen ſeine Aeußerungen nicht diejenige Beachtung, die man ſonſt einem Abgeordneten ſchenkt. (Zuſtimmung links, Widerſpruch rechts.) Ich weiß überhaupt nicht, wie ſolche Erörterungen die Verhandlungen ſtören können. Iſt denn die öſterreichiſche Re- gierung über die Stimmung in Deuttſchland ſo wenig unterrichtet? Solche Verhandlungen zwiſchen zwei Staaten ſind überhaupt kein Pferdehandel. (Zuſtimmung links.) Sind denn nicht vor vier Wochen alle dieſe Dinge im preußiſchen Landesökonomie-Collegium in An- weſenheit des landwirthſchaftlichen Miniſters behandelt worden? Hat man nicht ein ſtarres Feſthalten an den beſtehenden Zöllen verlangt? Der erſte freiſinnige Abgeordnete, der etwas davon ſagt, erfährt eine ſchroffe Zurückweiſung ſeitens des Reichskanzlers. Erſt durch dieſe Vorgänge, durch die Mittheilungen, daß ein Dif- ferenzialzollſyſtem in Ausſicht ſtehe, iſt die Beunruhigung eingetreten; denn gegen die Differenzialzölle muß die ganze Geſchäftswelt ſich wehren. Wir haben uns gefreut, daß der Hr. Reichskanzler von ſeinem Amtsantritt an uns anders entgegen- getreten iſt, als früher. Wir verlangen die Gleichberechtigung, keine Bevorzugung. Das Recht werden wir uns nicht kürzen laſſen, daß wir unſre Ueberzeugung vertreten. Man kann uns ſcharf zurückweiſen, aber man darf uns nicht vorwerfen, daß wir weniger Patriotismus hätten. (Zuſtimmung bei den Freiſinnigen.) Daß die Regierung mit dem Invalidenverſicherungsgeſetz eine Beſſerung hat eintreten laſſen wollen, iſt richtig; aber die ganze Socialpolitik hat keine Bedeutung neben dieſem Steuer- und Wirth- ſchaftsſyſtem. (Sehr richtig! links.) Stellen Sie die Bevölkerung vor die Wahl: Aufhebung der Zölle auf Lebensmittel oder Inva- lidenverſicherung. Die Entſcheidung wird für das erſtere fallen. Reichskanzler v. Caprivi: Ich geſtatte mir, den Abg. Rickert darauf hinzuweiſen, daß gerade der öſterreichiſche Abgeordnete, den er hier citirt hat, der Abg. Plener, in einer Nede, die von ihm durch die Zeitungen gegangen iſt — ob ſie authentiſch iſt, weiß ich nicht, ich kann nur aus dem Gedächtniß citiren — ſich etwa dahin ausgeſprochen hat: die ganze deutſche Zollpolitik müſſe Fiasco machen, Deutſchland ſei durch ſeine öffentliche Meinung genöthigt, die Agrarzölle aufzuheben; warum ſolle man ſich in Oeſterreich überhaupt noch mit einem ſolchen Zoll plagen, wenn ohnehin Deutſchland ſelbſt dieſe Conceſſionen machen müſſe, in Ge- ſtalt des Entgegenkommens, weil es durch die öffentliche Meinung dazu gezwungen wäre! (Hört! Hört! rechts.) Ich ſtelle es dem Abg. Rickert anheim, ſelbſt zu ermeſſen, von welcher Seite diejenigen Reden, auf welche der Abg. Plener ſeine Behauptungen aufbaut, gefallen ſind. (Sehr gut! rechts.) Ein Vertagungsantrag wird angenommen. Perſönlich bemerkt Abg. Richter: Hr. v. Frege hatte die Güte, meinen Standpunkt mit demjenigen eines Tertianers zu vergleichen. Ich fühle mich dadurch von ſeiner Seite nicht ver- letzt, dagegen muß ich ſagen, daß ſeine Aeußerungen mich lebhaft an die Ausführungen des ewigen Unterquartaners im „Kladdera- datſch“ gerade in ihren beſſeren Theilen erinnert haben. (Heiter- keit links.) Ich habe allerdings in Tertia gelebt und da geleſen: Latifundia Italiam perdiderunt. Die agrariſche Intereſſen- vertretung in ihrer naiven Unwiſſenheit und egoiſtiſchen Rückſichts- loſigkeit iſt auf die Dauer im Stande, ſelbſt ein großes Reich zu Schanden zu machen. Abg. v. Frege: Ich überlaſſe es jedem deutſchen Bauern, ſich klar zu machen, ob meine Politik oder Richters Politik zur Bildung von Latifundien beiträgt. Abg. Richter: Ich bin es nicht, der den Miniſtern Fidei- commißſtempel erläßt. (Lebhaftes Oh! rechts.) — Schluß 5¼ Uhr. Nächſte Sitzung Donnerſtag 1 Uhr; Tagesordnung: Fortſetzung der Etatsberathung. Rechnungsvorlagen. Erſte Berathung der Zuckerſteuer-Vorlage. Die Schulreform-Conferenz in Berlin. 1) * Berlin, 10. Dec. Tel. Der „Reichs-Anz.“ meldet: Im weiteren Verlaufe der geſtrigen Conferenz zur Berathung von Fragen, das höhere Schulweſen betreffend, fand ein Antrag Annahme, dem zufolge die Zeit für die Vorträge der Berichterſtatter auf je 30 Minuten, für Reden der übrigen Mitglieder auf je 15 Minuten beſchränkt wird. Es ſprachen zur Sache noch Prof. Zeller, Dr. Uhlig, Abt Uhlhorn, Dr. Pfähler, Dr. Göring, Dr. Holzmüller und Fürſtbiſchof D. Kopp. Hierauf wurde ein vom Frhrn. v. Heereman eingebrachter Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. Als Mitberichterſtatter kamen noch Dr. Kruſe und Rector Volkmann zum Worte, Dr. Schott- müller verzichtete. Das Schlußwort hatte Berichterſtatter Dr. Hornemann. Die Abſtimmung wurde, entſprechend dem früher gefaßten Beſchluſſe, ausgeſetzt. In der heute fortgeſetzten Verhandlung wurde zur Berathung der Frage übergegangen: „Empfiehlt es ſich, die im Lehrplan der Realgymnaſien im Jahre 1882 angeordnete Verſtärkung des Lateins beizubehalten, oder iſt eine Verminderung desſelben und eine Herabſetzung der Geſammt- ſtundenzahl insbeſondere in den unteren Claſſen herbeizuführen?“ Bei Erörterung dieſer Frage ſind die von Sr. Majeſtät dem Kaiſer aufgeſtellten Fragen: „Sind die Lehrpläne claſſenweis für die einzelnen Fächer feſtgelegt?“ und „ſind für eine neue Lehrmethode wenigſtens die Hauptpunkte feſtgeſtellt?“ beſonders zu berückſichtigen. Die Frage wegen Beibehaltung der im Jahre 1882 angeordneten Verſtärkung des Lateins wurde unter Vorausſetzung der Aufrechterhaltung des Lehrgegenſtandes von dem Berichterſtatter Dr. Matthias wie vom Mitberichterſtatter Prof. Paulſen be- jaht, während der Mitberichterſtatter Dr. Albrecht eine Vermin- derung der Stundenzahl befürwortete. Auf Anregung des Abts Uhlhorn wurde beſchloſſen, die Discuſſion über die vorliegenden Fragen mit derjenigen über die Beibehaltung der beſtehenden Schularten zu verbinden. Demgemäß wurde zunächſt zu der letzt- gedachten Frage geſchritten, welche wörtlich lautet: „Sind die heute beſtehenden Arten von höheren Schulen in ihrer gegenwärtigen Sonderung beizubehalten, oder empfiehlt ſich eine Verſchmelzung von a) Gymnaſium und Realgymnaſium, b) Realgymnaſium und Oberrealſchule?“ Als Berichterſtatter ſprach Director Frick, als Mitberichterſtatter Dr. Deiters, Dr. Fiedler und Dr. Schauenburg. Die drei erſtgenannten haben ſich über folgende, ihren Ausführungen zu Grunde liegende Theſen geeinigt: 1. Die Dreitheilung der neunklaſſigen höheren Schulen iſt principiell nicht zu billigen; es ſind künftig nur zwei Arten von höheren Lehr- anſtalten zuzulaſſen, welche entweder das humaniſtiſche Bildungs- princip (Gymnaſien) oder das realiſtiſche (lateinloſe höhere Bürgerſchulen, lateinloſe Oberrealſchulen) ſolgerecht ausgeſtalten. 2) Die Realgymnaſien würden ſich für eines der in ihnen nicht genügend ausgeglichenen Principien zu entſcheiden haben und je nach den örtlichen Verhältniſſen entweder in Gymnaſien oder in lateinloſen Realſchule übergehen können. Dr. Schauenburg ſprach ſich für folgende Theſen aus: 1) Das Gymnaſium bedarf wie jede Schulgattung fortſchreitender Vervollkommnung durch Sichtung des Lehrſtoffs und Verbeſſerung der Lehrweiſe; eine weitere Anfnahme realiſtiſcher Lehrgegenſtände in ſeinen Lehrplan kann es nicht ertragen. 2) Das Realgymnaſium hat ſich wohl bewährt als Bildungsſchule für die höheren Schichten des Bürger- thums, insbeſondere auch für die Gebiete der höheren Technik, des Bauweſens, der Poſt, des Berg- und des Forſtfaches, es ge- ſtattet keine weitere Verſchmelzung mit dem humaniſtiſchen Gym- naſium. 3) Das Realgymnaſium ertheilt Abiturienten eine Vor- bildung, welche dieſelben zu erfolgreichen Studien auf den Uni- verſitäten beſähigt. 4) Das Realgymnaſium trägt in bewußter Mitarbeit an der Entwicklung und Hebung des Volkslebens in berufene Kreiſe Bildungsſtoffe, welche zur Heilung der ſocialen Schäden je länger je weniger zu entbehren ſind. Weitere Aus- geſtaltung und Vertiefung ſeiner Lehraufgabe im Sinne des kaiſerlichen Erlaſſes für die Cadettenſchulen liegen in den Bahnen ſeiner natürlichen Entwicklung. 5) Das Realgymnaſium iſt auch deßhalb unentbehrlich, weil es die Uebelſtände einer vorzeitigen Berufswahl vollſtändig beſeitigt. 6) Das Realgymnaſium muß daher erhalten und wohlwollend gefördert werden. 7) Die Ober- realſchule iſt namentlich als Fortſetzung der lateinloſen höheren Bürgerſchule zu erhalten und zu pflegen. — Gymnaſialdirector Dr. Schulze hat zu der genannten Frage folgenden Antrag geſtellt: „Ich beantrage, zunächſt nur die nachſtehenden drei Theſen zu be- ſprechen: Theſe 1. Von den beſtehenden Arten höherer Lebr- anſtalten ſind nur Gymnaſium, bezw. Progymnaſium einerſeits und höhere Bürgerſchule andrerſeits lebensfähig und daſeins- berechtigt. Theſe 2. Die vorhandenen Realgymnaſien ſind all- mählich in höhere Bürgerſchulen mit oder ohne lateiniſche Neben- curſe für die unterſten Claſſen und nur, wo ein wirkliches Be- dürfniß dafür nachweisbar ſein ſollte, in Progymnaſien, bezw. Gymnaſien umzuwandeln. Theſe 3. Der Lehrgang der höheren Bürgerſchulen wird, wie bisher, am Ende des ſechsten Schuljahres abgeſchloſſen, doch wird den Zöglingen derſelben Gelegenheit ge- boten, auf Fachſchulen, welche je nach örtlichem Bedürſniß einzu- richten ſind, ihre Fortbildung für das gewerbliche Leben, bezw. die techniſchen Berufsfächer zu ſuchen.“ An der hierauf eröffneten Discuſſion betheiligten ſich: Director Holzmüller, Geh. Rath Wehrenpfennig, Gymnaſialdirector Jäger. Bei Schluß des Blattes ſprach Gymnaſialdirector Schulze über ſeinen Antrag. Verſchiedenes. ⴱ Dresden, 6. Dec. Nach der vorläufigen Feſtſtellung des Vollszählungsergebniſſes beſtand am 1. December d. J. die orts- anweſende Bevölkerung der Stadt Dresden mit der die Caſernen umfaſſenden Albertſtadt aus 132,289 männlichen und 143,796 weiblichen, zuſammen alſo 276,085 Einwohnern, was gegen den Beſtand vor 5 Jahren eine Zunahme von 29,997 Einwohnern, oder 12,2 Procent bedeutet. Die Einwohnerzahlen der 11 ein- zelnen Stadtpolizeibezirke laſſen deutlich erkennen, daß Dresden dieſelbe Entwicklung nimmt, wie eine ſolche in unſrer Zeit bei allen großen Städten zu beobachten iſt: der innere Stadtkern nimmt an Vevölkerung ab, der ſich an dieſen unmittelbar anſchließende Ring von Vorſtädten erhält einen nur geringen Zuwachs, und erſt außerhalb desſelben zeigen die neu entſtehenden Stadttheile, welche nicht bloß die von auswärts zuwandernden, ſondern auch die aus dem Stadtinnern nach außen drängenden Elemente aufzunehmen haben, ein ſtarkes Wachsthum. So hat in Dresden die Einwohner- zahl der aus 2 Polizeibezirken beſtehenden Altſtadt ſeit dem 1. De- cember 1885 um 1102 abgenommen; ſelbſt die Seevorſtadt weist eine Abnahme von 109 Einwohnern auf; die anderen, das Stadt- innere umſchließenden Vorſtädte zeigen eine Bevölkerungszunahme von 1154 bis 1943 Einwohnern, dagegen ſtieg die Bevölkerung in neuen Stadttheilen um 2469 Einwohner, oder 127,6 Procent (im öſtlichen Theile der Leipziger Vorſtadt), 4055 Einwohner oder 112,5 Procent (in der Antonſtadt), 6462 Einwohner oder 140,3 Pro- cent (in der Südvorſtadt) und ſogar um 10,568 Einwohner oder 172,3 Procent (in der Johannſtadt). Auch in der Provinz hat die jetzige Volkszählung in den Städten, von einigen wenigen abgeſehen, eine mehr oder minder beträchtliche Zunahme der Ein- wohnerzahl ergeben. Was insbeſondere Leipzig anbetrifft, ſo iſt die Bewohnerzahl in Alt-Leipzig ſeit 1885 von 170,342 auf 178,549, alſo nur um 8207 Perſonen oder 4,8 Procent geſtiegen; dagegen iſt in den Vororten, die am 1. Januar 1891 der Leip- ziger Stadtgemeinde einverleibt werden, die Zahl der Einwohner von 121,281 Einwohnern auf 176,961 angewachſen, hat mithin eine Vermehrung von 55,680 Perſonen oder 45,9 Procent erfahren. In Folge deſſen wird Leipzig im nächſten Jahre über 353,000 Ein- wohner haben. 1) S. auch 3. Morgenblatt.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 343, 11. Dezember 1890, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine343_1890/6>, abgerufen am 13.06.2024.