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Allgemeine Zeitung, Nr. 347, 15. Dezember 1890.

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Abendblatt Nr. 347. München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890.
[Spaltenumbruch] zu ersetzen. Neben dem Gehalte ist freie Dienstwohnung oder Mieths-
entschädigung von 200 bis 600 Mark zu gewähren.

Der Herzog von Meiningen ist
zu kurzem Besuche am hiesigen Hofe eingetroffen.

Wohl noch nie ist eine Wahl-
bewegung
so ruhig verlaufen, wie diejenige für die am
18. d. M. stattfindenden Nachwahlen in den Bezirken Maul-
bronn
und Gerabronn. Dort stehen sich ein früherer Schult-
heiß und ein ländlicher Gemeinderath gegenüber, jener als Can-
didat der Negierung, dieser als demokratischer. Die Aufstellung
eines Führers der deutschen Partei war unmöglich in Folge des
Eindrucks, den die Mandatsniederlegung des letzten Abgeordneten
gemacht. In Gerabronn, wo von Seiten der Volkspartei Rechts-
anwalt Friedrich Hausmann, Bruder des Reichs- und Landtags-
abgeordneten, candidirt, tritt Kaufmann Dill aus Riederstetten auf.
Ursprünglich kam die Candidatur des Professors Dr. Egelhaaf in
Frage; aber es zeigte sich bald, daß der Boden für eine Local-
candidatur schon zu sehr vorbereitet war. So handelt es sich
denn in beiden Bezirken nur um Candidaten der Volks- und der
Regierungspartei. Die deutsche Partei sieht sich veranlaßt, sich
zuschauend zu verhalten, wenn auch natürlich manche Mitglieder
derselben die Regierungscandidaturen unterstützen.

Gestern Abend wurde hier eine
Versammlung gegen die Zulassung der Jesuiten abgehalten.
Als Vorsitzender fungirte Landesgerichtsrath Nestle, und im Bureau
waren die der deutschen Partei angehörenden Landtagsabgeordneten
Stälin und Dr. Göz vertreten. Professor Dietz hielt die Haupt-
rede. Die aufliegenden Petitionen an den Reichstag gegen die
Aufhebung des Jesuitengesetzes bedeckten sich rasch mit Unter-
schristen.

Oesterreich-Ungarn.

Uebermorgen wird das Abgeord-
netenhaus
in die Berathung des provisorischen Budgets
eintreten; die Parteiclubs werden morgen Sitzungen abhalten,
in denen sie ihr Verhalten in der Debatte feststellen werden.
Seitens der deutschen Opposition dürfte der Abg. v. Plener,
seitens der Altschechen Dr. Rieger, seitens der Jungtschechen
Gduard Gregr die Lage vom Gesichtspunkte der Ausgleichs-
action in Böhmen besprechen; einigermaßen gespannt ist man
darauf, ob auch ein Vertreter des Polenclubs mit einem die
Situation beleuchtenden, wenn auch nicht klärenden Worte in
die Debatte eingreifen wird. -- In Prag hat gestern eine
Versammlung von Vertretern der aus ehemaligen Alttschechen
bestehenden Skarda-Gruppe, der "Realisten" und der Jung-
tschechen stattgefunden, in welcher die Gründung einer
neuen Partei
besprochen wurde. Ein einheitliches Vor-
gehen aller tschechischen Fractionen, so wurde von einzelnen
Rednern hervorgehoben, sei nur dann möglich, wenn sich
eine einzige Partei bilde, welche das staatsrechtliche Pro-
gramm zu dem ihren mache und allen ihren Mitgliedern
in der Ausgleichsfrage vollste Freiheit einräume. Weitere
Berathungen sollen stattfinden. -- Die Handelsvertrags-
verhandlungen
sollen vor Weihnachten so weit geführt
werden, daß die erste Lesung der beiderseitigen Vorschläge be-
endet wird. Während der Weihnachtspause soll die Prüfung
dieser Propositionen durch die Regierungen erfolgen. Die
deutschen Vorschläge betreffen, wie verlautet, hauptsächlich die
Ermäßigung der Getreide-, Vieh- und Holzzölle, die Gegen-
forderungen bestehen, da es sich nicht um Differentialzölle,
sondern um einen vollständigen Tarif- und Handelsvertrag
handelt, in Ermäßigung gewisser Industriezölle, namentlich auf
jenem Gebiete, wo vor dem Tarif von 1878 das Appretur-
verfahren bestand. -- Im galizischen Landesausschuß wurde
seitens der Regierung mitgetheilt, daß letztere der Aufforderung
des Landtags zur Verhinderung der Einfuhr russischer
Kartoffeln
nach Oesterreich nicht beipflichte, weil die durch
die Einschränkung des Angebots zu gewärtigende Preiserhöhung
eine empfindliche Benachtheiligung der ärmeren galizischen
Volksclassen herbeiführen müßte.

Aus dem gleichzeitig mit dem Budget eingebrachten Staats-
rechnungsabschlusse
für 1889 ergibt sich, daß die gesammten
Staatseinnahmen per 565,018,517 fl. die Gesammtsumme der
Staatsausgaben per 551,254,027 fl. um 13,764,490 fl. über-
stiegen haben, so daß sich in Folge dieses Ueberschusses die Cassen-
reste, die im Jahre 1888 128,886,682 fl. betrugen, für das Jahr
1889 auf 142,651,172 fl. erhöhen. Das Rettoergebniß gestaltet
sich zu einem Ueberschusse von 11,139,788 fl. und die Bilanz
mithin um 10,957,165 fl. günstiger als im Staatsvoranschlage,
welcher nur einen Ueberschuß von 182,623 fl. angenommen hatte.
-- Demnächst soll in beiden Reichshälften ein Gesetzentwurf zum
Zwecke der Vermehrung der Kupferscheidemünzen eingebracht
werden.

Die Berliner "Kreuzzeitung" hatte kürzlich erwähnt, daß schon seit
längerer Zeit Officiere der k. und k. Armee sich zum Studium
der russischen Sprache in Rußland befinden; die "Reichswehr"
bestätigt diese Meldung, indem sie constatirt, daß sich seit einem
halben Jahre ein Hauptmann des Generalstabes und ein
dem Generalstabe zugelheilter Oberlieutenant behufs prakti-
schen Studiums der russischen Sprache in Kasan befinden.
"Bei der im Einvernehmen mit der russischen Heeresverwaltung
getrossenen Wahl des Aufenthaltes war es bestimmend, daß in
Kasan das reinste Russisch gesprochen wird, und keineswegs der
Umstand, daß in jener Stadt sich keine Garnison besinde. In Kasan
haben im Gegentheil vier Reservebataillone ihre Standquartiere und
das Commando des Kasan'schen Militärbezirkes seinen Sitz. Unsre
Officiere stehen denn auch, wie man uns berichtet, mit den Officieren der
russischen Truppenkörper im freundschaftlichsten cameradschaftlichen
Verkehr. Die Commandirung der k. und k. Officiere ist vorläufig
auf 8 Monate erfolgt, dürfte jedoch entweder verlängert oder nach
Ablauf der Frist auf andere Officiere übertragen werden. Kasan
ist Universitätsstadt mit circa 160,000 Einwohner und eines der
wichtigsten Emporien für den Haudel nach Asien, besitzt eine Stern-
warte, eine Bibliothek von 78,000 Bänden, sechs Gymnasien,
eine Infanterie-Junkerschule, zwei Realschulen, ein großes Theater
und mehrere geistliche Anstalten. Es ist Sitz eines Erzbischofs
und des Militärbezirkscommandanten."

Zu dem heutigen Deiner bei dem
Kaiser
waren außer dem Führer der preußischen Militärabord-
nung, Hauptmann v. Westernhagen, und dem demselben attachirten
Hauptmann Vayer auch der Militärattache der deutschen Bot-
schaft, Major v. Deines, der Corpscommandant Frhr. v. Schön-
feld, der Chef des Generalstabs Frhr. v. Beck und andere höhere
Officiere geladen.

Am nächsten Dienstag wird im Ofener
Palais des Fürst-Primas eine Bischofsconferenz statt-
sinden, welche der Besprechung der durch die Wegtaufungs-
Angelegenheit geschaffenen Situation gilt. -- Das Abgeord-
netenhaus
bewilligte in seiner gestrigen Sitzung das Recruten-
Contingent und nahm den Bericht über die Einjährig-Frei-
willigen-Prüfungen zur Kenntniß. Im Laufe der Debatte er-
klärte der Minister für Landesvertheidigung, Baron Fejervary,
das Ergebniß dieser Prüfungen im Jahre 1889/90 sei in Ungarn
[Spaltenumbruch] um ein Geringes günftiger als in Oesterreich. Die erste Classe
des Landsturms sei zur Ergänzung des Heeres bestimmt, die
Landwehr werde mit Mannlicher-Gewehren, die übrigen Land-
sturmclassen aus Sparsamkeitsgründen wahrscheinlich mit Werndl-
Gewehren bewaffnet werden. -- Aus Agram wird gemeldet:
Das neue Programm der Starcevic-Partei, welches
der Abg. Frank am 10. d. M. entwickelte, fordert die Vereini-
gung Dalmatiens, Istriens, Südsteiermarks und der Herzego-
wina mit Croatien. Der Banus hat in der Landtagssitzung
am 12. d. M. dieses Programm mit aller Entschiedenheit zurück-
gewiesen. In der heutigen Landtagssitzung wurde der Abg.
Frank, welcher gestern durch seine Erklärung, die Nationalpartei
conspirire gegen sein Leben, eine tumultuarische Scene herauf-
beschworen hatte, für 30 Sitzungen ausgeschlossen.

Schweiz.

Der Nationalrath hat heute die
Frage der Beröffentlichung eines vollständigen stenographischen Bulle-
tins über die Verhandlungen der eidgenössischen Räthe behandelt,
und im Gegensatz zu dem Antrage der Commission beschlossen, von
einer solchen Publication abzusehen, und dieselbe nur auf ein sub-
stantielles Protokoll jener Verhandlungen zu beschränken. Der be-
zügliche Veschluß wurde, da viele Mitglieder bei der Abstimmung
nicht anwesend waren, mit nur 44 gegen 28 Stimmen gesaßt. Unter
solchen Umständen ist es leicht möglich, daß man auf denselben noch
einmal zurückkommen wird. Im Ständerathe wurde heute die Be-
rathung des Zolltarifs erledigt, die Generalabstimmung aber auf nächste
Woche verschoben. Aus dem Ständerath ist als ein Gegenstand von all-
gemeinerem Interesse noch zu erwähnen, daß die Commission für Vera-
thung des Bundesbeschlusses betreffend Concession einer Eisenbahn
von Lauterbrunnen auf den Gipfel der Jungfrau zu dessen
Art. 8 den Zusatz beantragt hat: "Der Bundesrath wird die Ge-
nehmigung der Detailpläne für die II. Section dieser Linie erst
dann ertheilen, wenn durch Versuche nachgewiesen sein wird, daß
der Bau und Betrieb der Bahn in Bezug auf Leben und Gesund-
heit der Menschen keine ausnahmsweisen Gefahren nach sich ziehen
werde."
-- Wie es heißt, wird der neugewählte Bundesrath Frey
das eidgenössische Militärdepartement übernehmen, welches bisher
Bundesrath Hauser inne hatte, und dieser wird für den ab-
getretenen Bundesrath Hammer Vorstand des Finanz- und Zoll-
departements werden. -- Heute Bormittag hat der amerikanische
Gesandte Washburne, welcher bis jetzt nur den Charakter eines
Ministerresidenten und Generalconsuls hatte, Hrn. Bundespräsidenten
Ruchonnet sein Beglaubigungsschreiben als außerordentlicher Ge-
sandter und bevollmächtigter Minister bei der Eidgenossenschaft
überreicht, und zum gleichen Zwecke wurde auch der neue japa-
nische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister
Hiomo to Watanahe Insammi heute von demselben empfangen.



Bayerische Chronik.
Amtliche Nachrichten.

* Das k. Finanzministerium gibt in Nr. 22 des Finanz-
ministerialblattes auf Grund allerhöchster Ermächtigung die Grundsätze
bekannt, die vom Jahre 1891 ab für die Gewährung staatlicher
Unterstützungen
an das rentamtliche Gehülsenpersonal und dessen
Relicten maßgebend sein werden.

* Die Einberufung zum Revisionsdienst bei den
k. Regierungsfinanzkammern, sowie bei den k. Rechnungs-
kammern.
Das k. Finanzministerium hat sich veranlaßt gesehen, an
den Bestimmungen der Entschließung vom 31. Juli 1868 Aenderungen
vorzunehmen, welche in der Nr. 22 des Finanzministerialblattes ver-
öffentlicht wurden.

* Protestantische Kirche.

Die protestantische I. Pfarrstelle
bei St. Gumbertus in Ansbach, Dekanats Ansbach, wurde dem dermaligen
II. Pfarrer an der genannten Kirche, Johann Heinrich Kübel, ver-
liehen. Die protestantische Pfarrstelle zu Röckingen, Dekanats Wasser-
trüdingen, ist dem ersten Pfarrer zu Mainbernheim, Dekanats Klein-
langheim, Johann Adolf Christoph Zeh, verliehen und der von dem
gräflich v. Rechtern-Limpurg'schen Kirchenpatronate für den Pfarramts-
candidaten Emil Christian Caselmann von Dietersdorf ausgestellten
Präsentation auf die erledigte protestantische Pfarrstelle zu Possenheim,
Dekanats Markt-Einersheim, ist die landesherrliche Bestätigung ertheilt.
Der von dem Frhrn. v. Sazenhofen'schen Kirchenpatronate für den
Pfarrer Georg Christian Karl Meixner von Kohlberg, Dekanats
Weiden, ausgestellten Präsentation auf die protestantische Pfarrei Rothen-
stadt, Dekanats Weiden, ist die landesherrliche Bestätigung ertheilt und
dem genannten Geistlichen zugleich die mit dieser Pfarrei combinirte
Pfarrei Etzenrieth verliehen worden.



+ Se. k. Hoheit der Prinz-Regent hat unter dem
11. d. M. dem Bahnwärter Ludwig Stritzinger auf Posten
Nr. 24 der Bahnlinie München-Ingolstadt in Anerkennung des
pflichttreuen und entschlossenen Verhaltens, welches derselbe am
25. November d. J. bei dem drohenden Zusammenstoße der Züge
4 und 7 zwischen den Stationen Petershausen und Reichertshausen
an den Tag legte, die silberne Medaille des Verdienst-
ordens der bayerischen Krone
verliehen. Generaldirector
Schnorr v. Carolsfeld übergab dem telegraphisch einberufenen
Bahnwärter Stritzinger gestern persönlich dieses Zeichen der Aller-
höchsten Anerkennung unter dem gleichzeitigen Eröffnen, daß die
Generaldirection durch Entschließung des Ministeriums des könig-
lichen Hauses und des Aeußern ermächtigt worden sei, demselben
für sein bei dem bezeichneten Vorfalle an den Tag gelegtes rühm-
liches Verhalten überdies eine Geldbelohnung im Betrage von
400 M. verabfolgen zu lassen. Im Publicum wird dieser Act
der Anerkennung gewiß sehr beifällig aufgenommen werden.

* Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent empfing
gestern Vormittag den Major und Commandeur des 2. Chevaux-
legers-Regiments Sandner, den Major im 6. Infanterie-Regiment
Walther v. Walderstötten und den Hauptmann und Compagniechef
im 11. Infanterie-Regiment Beutelhauser, um von denselben
dienstliche Meldungen entgegenzunehmen. Für gestern Nach-
mittag waren als Gäste zur Tafel geladen der Staatsrath i. a.-o. D.
und Präsident der Regierung der Oberpfalz Dr. v. Ziegler in
Regensburg, der Präsident der Regierung von Mittelfranken
v. Zenetti in Ansbach, der Kämmerer und Gutsbesitzer Frhr. Max
v. Lerchenfeld-Aham auf Heinersreuth und der Kammerjunker,
Secondlieutenant der Reserve des 1. Schweren Reiter-Regiments
und Attache der k. bayerischen Gesandtschaft in Paris Frhr.
v. Riederer. -- Heute Vormittag begab sich der Prinz-Regent,
nur begleitet von den beiden Flügeladjutanten Major Ritter
v. Wiedenmann und Frhrn. v. Wolfskeel, in die Fasanerie Schleiß-
heim, um zu jagen. -- Der Prinz-Negent hat genehmigt, daß der
große Odeonssaal mit den nöthigen Nebenräumen Corporationen
zu Ballzwecken wieder überlassen werde. Die Direction der k.
Musikichule ertheilt auf schriftliche Anfragen im einzelnen Falle
wünschenswerthe nähere Aufschlüsse.

* Hof- und Personalnachrichten.

Prinz und Prinzessin
Leopold empfingen gestern Nachmittag wieder eine größere An-
zahl von Mitgliedern aus den drei Hofrangclassen in Audienz. --
Prinz und Prinzessin Ludwig und Prinz Leopold besuchten am
Samstag den Bazar Oriental et Espagnol von J. Sansuc Sohn
(Briennerstraße 8) und machten dort verschiedene Einkäufe. -- An
Stelle des verstorbenen Hauptmanns v. Walter soll Premier-
[Spaltenumbruch] lieutenant Frhr. v. Reitzenstein des 1. Schweren Reiter-Regi-
ments zum Adjutanten des Prinzen Alphons ernannt werden.

* Zur Feier des siebzigsten Geburtstages ihres
allerhöchsten Protectors, Sr. k. Hoheit des Prinz-Regenten, beschloß
die k. priv. Hauptschützengesellschaft, ein zwei Tage dauerndes Fest-
schießen im Monat März zu veranstalten. Wegen der voraussicht-
lich noch rauhen Witterung wurde die kürzere Distanz beim Schießen
gewählt, weil nur für diese Distanz zehn heizbare Schießstände zur
Verfügung stehen.

* Professor Kochs Heilverfahren.

Hr. Prof. Dr.
Bauer stellte heute in der Klinik ein Mädchen von 18 Jahren vor, das
mit allen Zeichen der Bleichsucht ins Krankenhaus gekommen war.
Ihr ganzes Aussehen erregte jedoch sogleich den Verdacht, daß es
sich möglicherweise um einen Fall der Tuberculose handle. Die
physikalische Untersuchung ergab keinen Anhaltspunkt dafür. Man
machte nun eine Probeinjection von 0,001 Gr., worauf sich keine
Reaction einstellte. Eine zweite Dosis von 0,003 Gr. rief lebhaste
Reaction hervor. Zur Zeit erhält das Mädchen 0,007 Gr. injicirt.
Im Hinblick auf diesen Fall sprach sich Hr. Prof. Dr. Vauer über
die eminente Wichtigkeit des Mittels in diagnostischer Hinsicht aus.
Er hat die Ueberzeugung, daß wir heute schon in der Lage sind,
auf Grund der Wirkung des Mittels mit voller Sicher-
heit behaupten zu können, daß ein tuberculoser Herd am
Körper des betreffenden Patienten vorhanden sei. Selbstver-
ständlich ist damit noch nicht der Ort des Herdes bestimmt,
aber es ist doch von unendlicher Wichtigkeit für die Diagnostik,
daß wir durch die Erfindung Kochs jetzt in den Stand gesetzt sind,
jeden kleinsten tuberculösen Proceß, der sich vorher unsrer Beob-
achtung völlig entzog, zu diagnosticiren. Auch Hr. Geh. Rath
Dr. v. Ziemssen stellte einen 16 jährigen Steindruckerlehrling vor,
der wegen sogenannter Fischschuppenkrankheit ins Krankenhaus ge-
kommen war. Bei ihm fanden sich alte serophulöse Narben, und
die Lungenuntersuchung ergab eine soeben entstandene Verdichtung
der linken Lungenspitze. Er wird ebenfalls mit Koch'scher Flüssig-
keit behandelt werden, und Hr. Geh. Rath Dr. v. Ziemssen be-
merkte, daß dieser Fall ganz besonders wegen der kurzen Zeit, seit
welcher der tuberculöse Proceß begonnen, zur Injection geeignet
sei und daß die Heilung wohl in 6 Wochen zu erwarten sein
dürfte. -- An die Vorstände der k. Universitätskliniken, die Amts-
und praktischen Aerzte ist seitens der k. Staatsministerien des
Innern beider Abtheilungen der folgende, das Koch'sche Heil-
verfahren
betreffende Erlaß ergangen: "Aus Anlaß vielfacher
Anfragen und Berichte hinsichtlich der Ausübung des Koch'schen
Heilverfahrens bei Tuberculose wird bekannt gegeben, daß für Zu-
stellung Koch'scher Flüssigkeit vorerst in der Weise Vorsorge ge-
troffen ist, daß den Kliniken der drei Landesuniversitäten und den
städtischen Krankenhäusern zu Nürnberg, Bamberg und Augsburg
unmittelbar durch die Centralabgabestelle in Berlin nach Maßgabe
des vorhandenen Vorrathes die entsprechende Menge der benannten
Flüssigkeit zugehen wird. Dabei wird darauf aufmerksam gemacht,
wie es als nothwendig erachtet werden muß, daß jene Aerzte,
welche sich mit den Koch'schen Heilversuchen zu befassen gedenken,
vor der Anwendung desselben sich durch Selbstanschauung über die
Einzelgaben des Mittels, über die Methode und über die
Wirkungen an einer Anstalt, welche die Koch'sche Flüssigkeit bereits
in versuchsweisen Gebrauch genommen hat, genau unterrichten.
München, den 23. November 1890.
Frhr. v. Feilitzsch.
Dr. v. Müller."

* Priestermangel.

Das hiesige erzbischöfliche Ordinariat
hat eine Enquete über die in der Diöcese sich gegenwärtig auf-
haltenden Commorantpriester angeordnet, um festzustellen, ob wirk-
lich ein Priestermangel in der Diöcese besteht.

* Einen Uebersichtsplan der k. Haupt- und Residenz-
stadt München,
bearbeitet von Ludwig Wenng, hat die graphische
Kunst- und Verlagsanstalt Wenng u. Wild, München, erscheinen
lassen. Der Plan erstreckt sich auf die ganze Umgebung Münchens
bis Pasing, Feldmoching, Perlach, Großhesselohe etc. und enthält
die neuesten Baulinienpläne, die in der Anlage begriffenen Bahnstrecken
nördlich von Nymphenburg, Moosach, die Isarthalbahn, die neue
Burgfriedensgrenze und die Grenzen der anstoßenden Gemeinden.
Zahlreiche Höhenangaben orientiren über das Terrain, roth ein-
gezeichnete Kreise zeigen die Entfernung der einzelnen Punkte von
der Frauenkirche an. Dem Plane ist ein alphabetisches Straßen-
verzeichniß beigegeben.

+ Hoftheater.

Die beiden Vorstellungen zum Gedächtniß
von Beethoven und Weber finden am Mittwoch den 17. und
Dounerstag den 18. December statt, und zwar beide außer
Abonnement mit ermäßigten Preisen.
Beethovens
Geburtstag wird durch die Aufführung der "Ruinen von
Athen
" und des darauffolgenden "Fidelio" (mit Frl. Ternina
in der Titelrolle und Hrn. Vogl als Florestan), Webers Ge-
burtstag durch die Aufführung des "Freischütz" festlich begangen.
Im Residenztheater gelangt am Donnerstag den 18. December
gleichzeitig das neu einstudirte spanische Lustspiel "Donna
Diana
" zur Darstellung. Frl. Heese spielt die Titelrolle,
Frl. Dandler die Laura, Frl. v. Felden die Fenisa, Hr.
Richter den Don Diego, Hr. Fuchs den Don Cesar, Hr.
Stury den Don Louis, Hr. Keppler den Perin, Hr.
v. Pindo den Don Gaston und Frl. Hagemann die Floretta.
Freitag den 19. December wird wegen Unpäßlichkeit des Frl.
Bland statt der "Jungfrau von Orleans" Grillparzers Drama
"Die Ahnfrau" wiederholt und Samstag den 20. December geht
zum ersten Male im Hoftheater das Lustspiel "Glückspilze" in
Scene, wozu die "Die Puppenfee" gegeben wird. Am Sonn-
tag den 21. December gelangt statt der "Walküre" Webers
"Oberon" zur Aufführung.

* Die Post aus Vrittisch- und Niederländisch-
Indien, Straits - Settlements, Australien und
Ostasien
trifft heute Nachmittag 3 Uhr hier ein.

Musikschule.

Vom Januar 1891 an beginnend wird
Hr. Professor Kellermann im Odeon wöchentlich zweimal Vorträge
über Akustik halten. Es ist dies in neuerer Zeit das erste Mal, daß
in der Musikschule über Akustik gelefen wird.

* Geographische Gesellschaft zu München. Donnerstag
den 18. December 1890, halb 8 Uhr Abends, allgemeine Versammlung
im Chemischen Hörsaale (Arcisstraße 1). Vortrag von Hrn. Professor
Dr. Max Haushofer über "Spaziergänge in der südost-bayerischen
Moränenlandschaft".

* Alpenvereinssection München.

Nächsten Mittwoch den
17. December findet die ordentliche Generalversammlung statt. Tages-
ordnung: Erstattung des Jahresberichts und des Rechenschaftsberichts
für 1890, Wahl des Ausschusses, Berathung des Voranschlags für 1891
und besondere Anträge.

* Herzliche Bitte.

Die rauhe Winterszeit ist eingetreten und
nusre einheimischen Vögel finden nur schwer ihre Nahrung. Der
Verein für Vogelschutz und -Zucht in München, welcher Futter-
tische aufstellen ließ, bittet deßhalb, Abfälle von Küche, dann Futter der
Zimmervögel und Sämereien an Hrn. Joseph Streber, Franenstraße
Nr. 11/0 im Melberladen, gütigst abgeben zu wollen.



Bei der heutigen Magistratsrathswahl
wurden von 7 ausscheidenden Mitgliedern 6 und zwar 4 liberale und
2 conservative (darunter Landtagsabgeordneter Joseph Müller) fast ein-
stimmig wieder, dann Kunstmühlenbesitzer Kreßer (liberal) neu gewählt.
Die erledigte achte Nathsstelle erhielt nach heftigem Wahlkampfe ein
Centrumsmann.

Abendblatt Nr. 347. München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890.
[Spaltenumbruch] zu erſetzen. Neben dem Gehalte iſt freie Dienſtwohnung oder Mieths-
entſchädigung von 200 bis 600 Mark zu gewähren.

Der Herzog von Meiningen iſt
zu kurzem Beſuche am hieſigen Hofe eingetroffen.

Wohl noch nie iſt eine Wahl-
bewegung
ſo ruhig verlaufen, wie diejenige für die am
18. d. M. ſtattfindenden Nachwahlen in den Bezirken Maul-
bronn
und Gerabronn. Dort ſtehen ſich ein früherer Schult-
heiß und ein ländlicher Gemeinderath gegenüber, jener als Can-
didat der Negierung, dieſer als demokratiſcher. Die Aufſtellung
eines Führers der deutſchen Partei war unmöglich in Folge des
Eindrucks, den die Mandatsniederlegung des letzten Abgeordneten
gemacht. In Gerabronn, wo von Seiten der Volkspartei Rechts-
anwalt Friedrich Hausmann, Bruder des Reichs- und Landtags-
abgeordneten, candidirt, tritt Kaufmann Dill aus Riederſtetten auf.
Urſprünglich kam die Candidatur des Profeſſors Dr. Egelhaaf in
Frage; aber es zeigte ſich bald, daß der Boden für eine Local-
candidatur ſchon zu ſehr vorbereitet war. So handelt es ſich
denn in beiden Bezirken nur um Candidaten der Volks- und der
Regierungspartei. Die deutſche Partei ſieht ſich veranlaßt, ſich
zuſchauend zu verhalten, wenn auch natürlich manche Mitglieder
derſelben die Regierungscandidaturen unterſtützen.

Geſtern Abend wurde hier eine
Verſammlung gegen die Zulaſſung der Jeſuiten abgehalten.
Als Vorſitzender fungirte Landesgerichtsrath Neſtle, und im Bureau
waren die der deutſchen Partei angehörenden Landtagsabgeordneten
Stälin und Dr. Göz vertreten. Profeſſor Dietz hielt die Haupt-
rede. Die aufliegenden Petitionen an den Reichstag gegen die
Aufhebung des Jeſuitengeſetzes bedeckten ſich raſch mit Unter-
ſchriſten.

Oeſterreich-Ungarn.

Uebermorgen wird das Abgeord-
netenhaus
in die Berathung des proviſoriſchen Budgets
eintreten; die Parteiclubs werden morgen Sitzungen abhalten,
in denen ſie ihr Verhalten in der Debatte feſtſtellen werden.
Seitens der deutſchen Oppoſition dürfte der Abg. v. Plener,
ſeitens der Altſchechen Dr. Rieger, ſeitens der Jungtſchechen
Gduard Gregr die Lage vom Geſichtspunkte der Ausgleichs-
action in Böhmen beſprechen; einigermaßen geſpannt iſt man
darauf, ob auch ein Vertreter des Polenclubs mit einem die
Situation beleuchtenden, wenn auch nicht klärenden Worte in
die Debatte eingreifen wird. — In Prag hat geſtern eine
Verſammlung von Vertretern der aus ehemaligen Alttſchechen
beſtehenden Skarda-Gruppe, der „Realiſten“ und der Jung-
tſchechen ſtattgefunden, in welcher die Gründung einer
neuen Partei
beſprochen wurde. Ein einheitliches Vor-
gehen aller tſchechiſchen Fractionen, ſo wurde von einzelnen
Rednern hervorgehoben, ſei nur dann möglich, wenn ſich
eine einzige Partei bilde, welche das ſtaatsrechtliche Pro-
gramm zu dem ihren mache und allen ihren Mitgliedern
in der Ausgleichsfrage vollſte Freiheit einräume. Weitere
Berathungen ſollen ſtattfinden. — Die Handelsvertrags-
verhandlungen
ſollen vor Weihnachten ſo weit geführt
werden, daß die erſte Leſung der beiderſeitigen Vorſchläge be-
endet wird. Während der Weihnachtspauſe ſoll die Prüfung
dieſer Propoſitionen durch die Regierungen erfolgen. Die
deutſchen Vorſchläge betreffen, wie verlautet, hauptſächlich die
Ermäßigung der Getreide-, Vieh- und Holzzölle, die Gegen-
forderungen beſtehen, da es ſich nicht um Differentialzölle,
ſondern um einen vollſtändigen Tarif- und Handelsvertrag
handelt, in Ermäßigung gewiſſer Induſtriezölle, namentlich auf
jenem Gebiete, wo vor dem Tarif von 1878 das Appretur-
verfahren beſtand. — Im galiziſchen Landesausſchuß wurde
ſeitens der Regierung mitgetheilt, daß letztere der Aufforderung
des Landtags zur Verhinderung der Einfuhr ruſſiſcher
Kartoffeln
nach Oeſterreich nicht beipflichte, weil die durch
die Einſchränkung des Angebots zu gewärtigende Preiserhöhung
eine empfindliche Benachtheiligung der ärmeren galiziſchen
Volksclaſſen herbeiführen müßte.

Aus dem gleichzeitig mit dem Budget eingebrachten Staats-
rechnungsabſchluſſe
für 1889 ergibt ſich, daß die geſammten
Staatseinnahmen per 565,018,517 fl. die Geſammtſumme der
Staatsausgaben per 551,254,027 fl. um 13,764,490 fl. über-
ſtiegen haben, ſo daß ſich in Folge dieſes Ueberſchuſſes die Caſſen-
reſte, die im Jahre 1888 128,886,682 fl. betrugen, für das Jahr
1889 auf 142,651,172 fl. erhöhen. Das Rettoergebniß geſtaltet
ſich zu einem Ueberſchuſſe von 11,139,788 fl. und die Bilanz
mithin um 10,957,165 fl. günſtiger als im Staatsvoranſchlage,
welcher nur einen Ueberſchuß von 182,623 fl. angenommen hatte.
— Demnächſt ſoll in beiden Reichshälften ein Geſetzentwurf zum
Zwecke der Vermehrung der Kupferſcheidemünzen eingebracht
werden.

Die Berliner „Kreuzzeitung“ hatte kürzlich erwähnt, daß ſchon ſeit
längerer Zeit Officiere der k. und k. Armee ſich zum Studium
der ruſſiſchen Sprache in Rußland befinden; die „Reichswehr“
beſtätigt dieſe Meldung, indem ſie conſtatirt, daß ſich ſeit einem
halben Jahre ein Hauptmann des Generalſtabes und ein
dem Generalſtabe zugelheilter Oberlieutenant behufs prakti-
ſchen Studiums der ruſſiſchen Sprache in Kaſan befinden.
„Bei der im Einvernehmen mit der ruſſiſchen Heeresverwaltung
getroſſenen Wahl des Aufenthaltes war es beſtimmend, daß in
Kaſan das reinſte Ruſſiſch geſprochen wird, und keineswegs der
Umſtand, daß in jener Stadt ſich keine Garniſon beſinde. In Kaſan
haben im Gegentheil vier Reſervebataillone ihre Standquartiere und
das Commando des Kaſan’ſchen Militärbezirkes ſeinen Sitz. Unſre
Officiere ſtehen denn auch, wie man uns berichtet, mit den Officieren der
ruſſiſchen Truppenkörper im freundſchaftlichſten cameradſchaftlichen
Verkehr. Die Commandirung der k. und k. Officiere iſt vorläufig
auf 8 Monate erfolgt, dürfte jedoch entweder verlängert oder nach
Ablauf der Friſt auf andere Officiere übertragen werden. Kaſan
iſt Univerſitätsſtadt mit circa 160,000 Einwohner und eines der
wichtigſten Emporien für den Haudel nach Aſien, beſitzt eine Stern-
warte, eine Bibliothek von 78,000 Bänden, ſechs Gymnaſien,
eine Infanterie-Junkerſchule, zwei Realſchulen, ein großes Theater
und mehrere geiſtliche Anſtalten. Es iſt Sitz eines Erzbiſchofs
und des Militärbezirkscommandanten.“

Zu dem heutigen Dîner bei dem
Kaiſer
waren außer dem Führer der preußiſchen Militärabord-
nung, Hauptmann v. Weſternhagen, und dem demſelben attachirten
Hauptmann Vayer auch der Militärattaché der deutſchen Bot-
ſchaft, Major v. Deines, der Corpscommandant Frhr. v. Schön-
feld, der Chef des Generalſtabs Frhr. v. Beck und andere höhere
Officiere geladen.

Am nächſten Dienſtag wird im Ofener
Palais des Fürſt-Primas eine Biſchofsconferenz ſtatt-
ſinden, welche der Beſprechung der durch die Wegtaufungs-
Angelegenheit geſchaffenen Situation gilt. — Das Abgeord-
netenhaus
bewilligte in ſeiner geſtrigen Sitzung das Recruten-
Contingent und nahm den Bericht über die Einjährig-Frei-
willigen-Prüfungen zur Kenntniß. Im Laufe der Debatte er-
klärte der Miniſter für Landesvertheidigung, Baron Fejervary,
das Ergebniß dieſer Prüfungen im Jahre 1889/90 ſei in Ungarn
[Spaltenumbruch] um ein Geringes günftiger als in Oeſterreich. Die erſte Claſſe
des Landſturms ſei zur Ergänzung des Heeres beſtimmt, die
Landwehr werde mit Mannlicher-Gewehren, die übrigen Land-
ſturmclaſſen aus Sparſamkeitsgründen wahrſcheinlich mit Werndl-
Gewehren bewaffnet werden. — Aus Agram wird gemeldet:
Das neue Programm der Starcevic-Partei, welches
der Abg. Frank am 10. d. M. entwickelte, fordert die Vereini-
gung Dalmatiens, Iſtriens, Südſteiermarks und der Herzego-
wina mit Croatien. Der Banus hat in der Landtagsſitzung
am 12. d. M. dieſes Programm mit aller Entſchiedenheit zurück-
gewieſen. In der heutigen Landtagsſitzung wurde der Abg.
Frank, welcher geſtern durch ſeine Erklärung, die Nationalpartei
conſpirire gegen ſein Leben, eine tumultuariſche Scene herauf-
beſchworen hatte, für 30 Sitzungen ausgeſchloſſen.

Schweiz.

Der Nationalrath hat heute die
Frage der Beröffentlichung eines vollſtändigen ſtenographiſchen Bulle-
tins über die Verhandlungen der eidgenöſſiſchen Räthe behandelt,
und im Gegenſatz zu dem Antrage der Commiſſion beſchloſſen, von
einer ſolchen Publication abzuſehen, und dieſelbe nur auf ein ſub-
ſtantielles Protokoll jener Verhandlungen zu beſchränken. Der be-
zügliche Veſchluß wurde, da viele Mitglieder bei der Abſtimmung
nicht anweſend waren, mit nur 44 gegen 28 Stimmen geſaßt. Unter
ſolchen Umſtänden iſt es leicht möglich, daß man auf denſelben noch
einmal zurückkommen wird. Im Ständerathe wurde heute die Be-
rathung des Zolltarifs erledigt, die Generalabſtimmung aber auf nächſte
Woche verſchoben. Aus dem Ständerath iſt als ein Gegenſtand von all-
gemeinerem Intereſſe noch zu erwähnen, daß die Commiſſion für Vera-
thung des Bundesbeſchluſſes betreffend Conceſſion einer Eiſenbahn
von Lauterbrunnen auf den Gipfel der Jungfrau zu deſſen
Art. 8 den Zuſatz beantragt hat: „Der Bundesrath wird die Ge-
nehmigung der Détailpläne für die II. Section dieſer Linie erſt
dann ertheilen, wenn durch Verſuche nachgewieſen ſein wird, daß
der Bau und Betrieb der Bahn in Bezug auf Leben und Geſund-
heit der Menſchen keine ausnahmsweiſen Gefahren nach ſich ziehen
werde.“
— Wie es heißt, wird der neugewählte Bundesrath Frey
das eidgenöſſiſche Militärdepartement übernehmen, welches bisher
Bundesrath Hauſer inne hatte, und dieſer wird für den ab-
getretenen Bundesrath Hammer Vorſtand des Finanz- und Zoll-
departements werden. — Heute Bormittag hat der amerikaniſche
Geſandte Waſhburne, welcher bis jetzt nur den Charakter eines
Miniſterreſidenten und Generalconſuls hatte, Hrn. Bundespräſidenten
Ruchonnet ſein Beglaubigungsſchreiben als außerordentlicher Ge-
ſandter und bevollmächtigter Miniſter bei der Eidgenoſſenſchaft
überreicht, und zum gleichen Zwecke wurde auch der neue japa-
niſche außerordentliche Geſandte und bevollmächtigte Miniſter
Hiomo to Watanahe Inſammi heute von demſelben empfangen.



Bayeriſche Chronik.
Amtliche Nachrichten.

* Das k. Finanzminiſterium gibt in Nr. 22 des Finanz-
miniſterialblattes auf Grund allerhöchſter Ermächtigung die Grundſätze
bekannt, die vom Jahre 1891 ab für die Gewährung ſtaatlicher
Unterſtützungen
an das rentamtliche Gehülſenperſonal und deſſen
Relicten maßgebend ſein werden.

* Die Einberufung zum Reviſionsdienſt bei den
k. Regierungsfinanzkammern, ſowie bei den k. Rechnungs-
kammern.
Das k. Finanzminiſterium hat ſich veranlaßt geſehen, an
den Beſtimmungen der Entſchließung vom 31. Juli 1868 Aenderungen
vorzunehmen, welche in der Nr. 22 des Finanzminiſterialblattes ver-
öffentlicht wurden.

* Proteſtantiſche Kirche.

Die proteſtantiſche I. Pfarrſtelle
bei St. Gumbertus in Ansbach, Dekanats Ansbach, wurde dem dermaligen
II. Pfarrer an der genannten Kirche, Johann Heinrich Kübel, ver-
liehen. Die proteſtantiſche Pfarrſtelle zu Röckingen, Dekanats Waſſer-
trüdingen, iſt dem erſten Pfarrer zu Mainbernheim, Dekanats Klein-
langheim, Johann Adolf Chriſtoph Zeh, verliehen und der von dem
gräflich v. Rechtern-Limpurg’ſchen Kirchenpatronate für den Pfarramts-
candidaten Emil Chriſtian Caſelmann von Dietersdorf ausgeſtellten
Präſentation auf die erledigte proteſtantiſche Pfarrſtelle zu Poſſenheim,
Dekanats Markt-Einersheim, iſt die landesherrliche Beſtätigung ertheilt.
Der von dem Frhrn. v. Sazenhofen’ſchen Kirchenpatronate für den
Pfarrer Georg Chriſtian Karl Meixner von Kohlberg, Dekanats
Weiden, ausgeſtellten Präſentation auf die proteſtantiſche Pfarrei Rothen-
ſtadt, Dekanats Weiden, iſt die landesherrliche Beſtätigung ertheilt und
dem genannten Geiſtlichen zugleich die mit dieſer Pfarrei combinirte
Pfarrei Etzenrieth verliehen worden.



† Se. k. Hoheit der Prinz-Regent hat unter dem
11. d. M. dem Bahnwärter Ludwig Stritzinger auf Poſten
Nr. 24 der Bahnlinie München-Ingolſtadt in Anerkennung des
pflichttreuen und entſchloſſenen Verhaltens, welches derſelbe am
25. November d. J. bei dem drohenden Zuſammenſtoße der Züge
4 und 7 zwiſchen den Stationen Petershauſen und Reichertshauſen
an den Tag legte, die ſilberne Medaille des Verdienſt-
ordens der bayeriſchen Krone
verliehen. Generaldirector
Schnorr v. Carolsfeld übergab dem telegraphiſch einberufenen
Bahnwärter Stritzinger geſtern perſönlich dieſes Zeichen der Aller-
höchſten Anerkennung unter dem gleichzeitigen Eröffnen, daß die
Generaldirection durch Entſchließung des Miniſteriums des könig-
lichen Hauſes und des Aeußern ermächtigt worden ſei, demſelben
für ſein bei dem bezeichneten Vorfalle an den Tag gelegtes rühm-
liches Verhalten überdies eine Geldbelohnung im Betrage von
400 M. verabfolgen zu laſſen. Im Publicum wird dieſer Act
der Anerkennung gewiß ſehr beifällig aufgenommen werden.

* Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent empfing
geſtern Vormittag den Major und Commandeur des 2. Chevaux-
legers-Regiments Sandner, den Major im 6. Infanterie-Regiment
Walther v. Walderſtötten und den Hauptmann und Compagniechef
im 11. Infanterie-Regiment Beutelhauſer, um von denſelben
dienſtliche Meldungen entgegenzunehmen. Für geſtern Nach-
mittag waren als Gäſte zur Tafel geladen der Staatsrath i. a.-o. D.
und Präſident der Regierung der Oberpfalz Dr. v. Ziegler in
Regensburg, der Präſident der Regierung von Mittelfranken
v. Zenetti in Ansbach, der Kämmerer und Gutsbeſitzer Frhr. Max
v. Lerchenfeld-Aham auf Heinersreuth und der Kammerjunker,
Secondlieutenant der Reſerve des 1. Schweren Reiter-Regiments
und Attaché der k. bayeriſchen Geſandtſchaft in Paris Frhr.
v. Riederer. — Heute Vormittag begab ſich der Prinz-Regent,
nur begleitet von den beiden Flügeladjutanten Major Ritter
v. Wiedenmann und Frhrn. v. Wolfskeel, in die Faſanerie Schleiß-
heim, um zu jagen. — Der Prinz-Negent hat genehmigt, daß der
große Odeonsſaal mit den nöthigen Nebenräumen Corporationen
zu Ballzwecken wieder überlaſſen werde. Die Direction der k.
Muſikichule ertheilt auf ſchriftliche Anfragen im einzelnen Falle
wünſchenswerthe nähere Aufſchlüſſe.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Prinz und Prinzeſſin
Leopold empfingen geſtern Nachmittag wieder eine größere An-
zahl von Mitgliedern aus den drei Hofrangclaſſen in Audienz. —
Prinz und Prinzeſſin Ludwig und Prinz Leopold beſuchten am
Samſtag den Bazar Oriental et Eſpagnol von J. Sanſuc Sohn
(Briennerſtraße 8) und machten dort verſchiedene Einkäufe. — An
Stelle des verſtorbenen Hauptmanns v. Walter ſoll Premier-
[Spaltenumbruch] lieutenant Frhr. v. Reitzenſtein des 1. Schweren Reiter-Regi-
ments zum Adjutanten des Prinzen Alphons ernannt werden.

* Zur Feier des ſiebzigſten Geburtstages ihres
allerhöchſten Protectors, Sr. k. Hoheit des Prinz-Regenten, beſchloß
die k. priv. Hauptſchützengeſellſchaft, ein zwei Tage dauerndes Feſt-
ſchießen im Monat März zu veranſtalten. Wegen der vorausſicht-
lich noch rauhen Witterung wurde die kürzere Diſtanz beim Schießen
gewählt, weil nur für dieſe Diſtanz zehn heizbare Schießſtände zur
Verfügung ſtehen.

* Profeſſor Kochs Heilverfahren.

Hr. Prof. Dr.
Bauer ſtellte heute in der Klinik ein Mädchen von 18 Jahren vor, das
mit allen Zeichen der Bleichſucht ins Krankenhaus gekommen war.
Ihr ganzes Ausſehen erregte jedoch ſogleich den Verdacht, daß es
ſich möglicherweiſe um einen Fall der Tuberculoſe handle. Die
phyſikaliſche Unterſuchung ergab keinen Anhaltspunkt dafür. Man
machte nun eine Probeinjection von 0,001 Gr., worauf ſich keine
Reaction einſtellte. Eine zweite Doſis von 0,003 Gr. rief lebhaſte
Reaction hervor. Zur Zeit erhält das Mädchen 0,007 Gr. injicirt.
Im Hinblick auf dieſen Fall ſprach ſich Hr. Prof. Dr. Vauer über
die eminente Wichtigkeit des Mittels in diagnoſtiſcher Hinſicht aus.
Er hat die Ueberzeugung, daß wir heute ſchon in der Lage ſind,
auf Grund der Wirkung des Mittels mit voller Sicher-
heit behaupten zu können, daß ein tuberculoſer Herd am
Körper des betreffenden Patienten vorhanden ſei. Selbſtver-
ſtändlich iſt damit noch nicht der Ort des Herdes beſtimmt,
aber es iſt doch von unendlicher Wichtigkeit für die Diagnoſtik,
daß wir durch die Erfindung Kochs jetzt in den Stand geſetzt ſind,
jeden kleinſten tuberculöſen Proceß, der ſich vorher unſrer Beob-
achtung völlig entzog, zu diagnoſticiren. Auch Hr. Geh. Rath
Dr. v. Ziemſſen ſtellte einen 16 jährigen Steindruckerlehrling vor,
der wegen ſogenannter Fiſchſchuppenkrankheit ins Krankenhaus ge-
kommen war. Bei ihm fanden ſich alte ſerophulöſe Narben, und
die Lungenunterſuchung ergab eine ſoeben entſtandene Verdichtung
der linken Lungenſpitze. Er wird ebenfalls mit Koch’ſcher Flüſſig-
keit behandelt werden, und Hr. Geh. Rath Dr. v. Ziemſſen be-
merkte, daß dieſer Fall ganz beſonders wegen der kurzen Zeit, ſeit
welcher der tuberculöſe Proceß begonnen, zur Injection geeignet
ſei und daß die Heilung wohl in 6 Wochen zu erwarten ſein
dürfte. — An die Vorſtände der k. Univerſitätskliniken, die Amts-
und praktiſchen Aerzte iſt ſeitens der k. Staatsminiſterien des
Innern beider Abtheilungen der folgende, das Koch’ſche Heil-
verfahren
betreffende Erlaß ergangen: „Aus Anlaß vielfacher
Anfragen und Berichte hinſichtlich der Ausübung des Koch’ſchen
Heilverfahrens bei Tuberculoſe wird bekannt gegeben, daß für Zu-
ſtellung Koch’ſcher Flüſſigkeit vorerſt in der Weiſe Vorſorge ge-
troffen iſt, daß den Kliniken der drei Landesuniverſitäten und den
ſtädtiſchen Krankenhäuſern zu Nürnberg, Bamberg und Augsburg
unmittelbar durch die Centralabgabeſtelle in Berlin nach Maßgabe
des vorhandenen Vorrathes die entſprechende Menge der benannten
Flüſſigkeit zugehen wird. Dabei wird darauf aufmerkſam gemacht,
wie es als nothwendig erachtet werden muß, daß jene Aerzte,
welche ſich mit den Koch’ſchen Heilverſuchen zu befaſſen gedenken,
vor der Anwendung desſelben ſich durch Selbſtanſchauung über die
Einzelgaben des Mittels, über die Methode und über die
Wirkungen an einer Anſtalt, welche die Koch’ſche Flüſſigkeit bereits
in verſuchsweiſen Gebrauch genommen hat, genau unterrichten.
München, den 23. November 1890.
Frhr. v. Feilitzſch.
Dr. v. Müller.

* Prieſtermangel.

Das hieſige erzbiſchöfliche Ordinariat
hat eine Enquête über die in der Diöceſe ſich gegenwärtig auf-
haltenden Commorantprieſter angeordnet, um feſtzuſtellen, ob wirk-
lich ein Prieſtermangel in der Diöceſe beſteht.

* Einen Ueberſichtsplan der k. Haupt- und Reſidenz-
ſtadt München,
bearbeitet von Ludwig Wenng, hat die graphiſche
Kunſt- und Verlagsanſtalt Wenng u. Wild, München, erſcheinen
laſſen. Der Plan erſtreckt ſich auf die ganze Umgebung Münchens
bis Paſing, Feldmoching, Perlach, Großheſſelohe ꝛc. und enthält
die neueſten Baulinienpläne, die in der Anlage begriffenen Bahnſtrecken
nördlich von Nymphenburg, Mooſach, die Iſarthalbahn, die neue
Burgfriedensgrenze und die Grenzen der anſtoßenden Gemeinden.
Zahlreiche Höhenangaben orientiren über das Terrain, roth ein-
gezeichnete Kreiſe zeigen die Entfernung der einzelnen Punkte von
der Frauenkirche an. Dem Plane iſt ein alphabetiſches Straßen-
verzeichniß beigegeben.

Hoftheater.

Die beiden Vorſtellungen zum Gedächtniß
von Beethoven und Weber finden am Mittwoch den 17. und
Dounerſtag den 18. December ſtatt, und zwar beide außer
Abonnement mit ermäßigten Preiſen.
Beethovens
Geburtstag wird durch die Aufführung der „Ruinen von
Athen
“ und des darauffolgenden „Fidelio“ (mit Frl. Ternina
in der Titelrolle und Hrn. Vogl als Floreſtan), Webers Ge-
burtstag durch die Aufführung des „Freiſchütz“ feſtlich begangen.
Im Reſidenztheater gelangt am Donnerſtag den 18. December
gleichzeitig das neu einſtudirte ſpaniſche Luſtſpiel „Donna
Diana
“ zur Darſtellung. Frl. Heeſe ſpielt die Titelrolle,
Frl. Dandler die Laura, Frl. v. Felden die Feniſa, Hr.
Richter den Don Diego, Hr. Fuchs den Don Ceſar, Hr.
Stury den Don Louis, Hr. Keppler den Perin, Hr.
v. Pindo den Don Gaſton und Frl. Hagemann die Floretta.
Freitag den 19. December wird wegen Unpäßlichkeit des Frl.
Bland ſtatt der „Jungfrau von Orleans“ Grillparzers Drama
„Die Ahnfrau“ wiederholt und Samſtag den 20. December geht
zum erſten Male im Hoftheater das Luſtſpiel „Glückspilze“ in
Scene, wozu die „Die Puppenfee“ gegeben wird. Am Sonn-
tag den 21. December gelangt ſtatt der „Walküre“ Webers
Oberon“ zur Aufführung.

* Die Poſt aus Vrittiſch- und Niederländiſch-
Indien, Straits - Settlements, Auſtralien und
Oſtaſien
trifft heute Nachmittag 3 Uhr hier ein.

Muſikſchule.

Vom Januar 1891 an beginnend wird
Hr. Profeſſor Kellermann im Odeon wöchentlich zweimal Vorträge
über Akuſtik halten. Es iſt dies in neuerer Zeit das erſte Mal, daß
in der Muſikſchule über Akuſtik gelefen wird.

* Geographiſche Geſellſchaft zu München. Donnerſtag
den 18. December 1890, halb 8 Uhr Abends, allgemeine Verſammlung
im Chemiſchen Hörſaale (Arcisſtraße 1). Vortrag von Hrn. Profeſſor
Dr. Max Haushofer über „Spaziergänge in der ſüdoſt-bayeriſchen
Moränenlandſchaft“.

* Alpenvereinsſection München.

Nächſten Mittwoch den
17. December findet die ordentliche Generalverſammlung ſtatt. Tages-
ordnung: Erſtattung des Jahresberichts und des Rechenſchaftsberichts
für 1890, Wahl des Ausſchuſſes, Berathung des Voranſchlags für 1891
und beſondere Anträge.

* Herzliche Bitte.

Die rauhe Winterszeit iſt eingetreten und
nuſre einheimiſchen Vögel finden nur ſchwer ihre Nahrung. Der
Verein für Vogelſchutz und -Zucht in München, welcher Futter-
tiſche aufſtellen ließ, bittet deßhalb, Abfälle von Küche, dann Futter der
Zimmervögel und Sämereien an Hrn. Joſeph Streber, Franenſtraße
Nr. 11/0 im Melberladen, gütigſt abgeben zu wollen.



Bei der heutigen Magiſtratsrathswahl
wurden von 7 ausſcheidenden Mitgliedern 6 und zwar 4 liberale und
2 conſervative (darunter Landtagsabgeordneter Joſeph Müller) faſt ein-
ſtimmig wieder, dann Kunſtmühlenbeſitzer Kreßer (liberal) neu gewählt.
Die erledigte achte Nathsſtelle erhielt nach heftigem Wahlkampfe ein
Centrumsmann.

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&#x017F;chen Studiums der ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Sprache in <hi rendition="#g">Ka&#x017F;an</hi> befinden.<lb/><cit><quote>&#x201E;Bei der im Einvernehmen mit der ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Heeresverwaltung<lb/>
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Um&#x017F;tand, daß in jener Stadt &#x017F;ich keine Garni&#x017F;on be&#x017F;inde. In Ka&#x017F;an<lb/>
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das Commando des Ka&#x017F;an&#x2019;&#x017F;chen Militärbezirkes &#x017F;einen Sitz. Un&#x017F;re<lb/>
Officiere &#x017F;tehen denn auch, wie man uns berichtet, mit den Officieren der<lb/>
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Verkehr. Die Commandirung der k. und k. Officiere i&#x017F;t vorläufig<lb/>
auf 8 Monate erfolgt, dürfte jedoch entweder verlängert oder nach<lb/>
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i&#x017F;t Univer&#x017F;itäts&#x017F;tadt mit circa 160,000 Einwohner und eines der<lb/>
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warte, eine Bibliothek von 78,000 Bänden, &#x017F;echs Gymna&#x017F;ien,<lb/>
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Contingent und nahm den Bericht über die Einjährig-Frei-<lb/>
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um ein Geringes günftiger als in Oe&#x017F;terreich. Die er&#x017F;te Cla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
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&#x017F;turmcla&#x017F;&#x017F;en aus Spar&#x017F;amkeitsgründen wahr&#x017F;cheinlich mit Werndl-<lb/>
Gewehren bewaffnet werden. &#x2014; Aus <hi rendition="#g">Agram</hi> wird gemeldet:<lb/>
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&#x017F;olchen Um&#x017F;tänden i&#x017F;t es leicht möglich, daß man auf den&#x017F;elben noch<lb/>
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Schnorr v. Carolsfeld übergab dem telegraphi&#x017F;ch einberufenen<lb/>
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Mu&#x017F;ikichule ertheilt auf &#x017F;chriftliche Anfragen im einzelnen Falle<lb/>
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Sam&#x017F;tag den Bazar Oriental et E&#x017F;pagnol von J. San&#x017F;uc Sohn<lb/>
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Bauer &#x017F;tellte heute in der Klinik ein Mädchen von 18 Jahren vor, das<lb/>
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&#x017F;ich möglicherwei&#x017F;e um einen Fall der Tuberculo&#x017F;e handle. Die<lb/>
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&#x017F;tadt München,</hi> bearbeitet von Ludwig Wenng, hat die graphi&#x017F;che<lb/>
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[3/0003] Abendblatt Nr. 347. München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. zu erſetzen. Neben dem Gehalte iſt freie Dienſtwohnung oder Mieths- entſchädigung von 200 bis 600 Mark zu gewähren. (*) Coburg, 14. Dec. Der Herzog von Meiningen iſt zu kurzem Beſuche am hieſigen Hofe eingetroffen. ∞ Stuttgart, 14. Dec. Wohl noch nie iſt eine Wahl- bewegung ſo ruhig verlaufen, wie diejenige für die am 18. d. M. ſtattfindenden Nachwahlen in den Bezirken Maul- bronn und Gerabronn. Dort ſtehen ſich ein früherer Schult- heiß und ein ländlicher Gemeinderath gegenüber, jener als Can- didat der Negierung, dieſer als demokratiſcher. Die Aufſtellung eines Führers der deutſchen Partei war unmöglich in Folge des Eindrucks, den die Mandatsniederlegung des letzten Abgeordneten gemacht. In Gerabronn, wo von Seiten der Volkspartei Rechts- anwalt Friedrich Hausmann, Bruder des Reichs- und Landtags- abgeordneten, candidirt, tritt Kaufmann Dill aus Riederſtetten auf. Urſprünglich kam die Candidatur des Profeſſors Dr. Egelhaaf in Frage; aber es zeigte ſich bald, daß der Boden für eine Local- candidatur ſchon zu ſehr vorbereitet war. So handelt es ſich denn in beiden Bezirken nur um Candidaten der Volks- und der Regierungspartei. Die deutſche Partei ſieht ſich veranlaßt, ſich zuſchauend zu verhalten, wenn auch natürlich manche Mitglieder derſelben die Regierungscandidaturen unterſtützen. # Stuttgart, 14. Dec. Geſtern Abend wurde hier eine Verſammlung gegen die Zulaſſung der Jeſuiten abgehalten. Als Vorſitzender fungirte Landesgerichtsrath Neſtle, und im Bureau waren die der deutſchen Partei angehörenden Landtagsabgeordneten Stälin und Dr. Göz vertreten. Profeſſor Dietz hielt die Haupt- rede. Die aufliegenden Petitionen an den Reichstag gegen die Aufhebung des Jeſuitengeſetzes bedeckten ſich raſch mit Unter- ſchriſten. Oeſterreich-Ungarn. * Wien, 14. Dec. Uebermorgen wird das Abgeord- netenhaus in die Berathung des proviſoriſchen Budgets eintreten; die Parteiclubs werden morgen Sitzungen abhalten, in denen ſie ihr Verhalten in der Debatte feſtſtellen werden. Seitens der deutſchen Oppoſition dürfte der Abg. v. Plener, ſeitens der Altſchechen Dr. Rieger, ſeitens der Jungtſchechen Gduard Gregr die Lage vom Geſichtspunkte der Ausgleichs- action in Böhmen beſprechen; einigermaßen geſpannt iſt man darauf, ob auch ein Vertreter des Polenclubs mit einem die Situation beleuchtenden, wenn auch nicht klärenden Worte in die Debatte eingreifen wird. — In Prag hat geſtern eine Verſammlung von Vertretern der aus ehemaligen Alttſchechen beſtehenden Skarda-Gruppe, der „Realiſten“ und der Jung- tſchechen ſtattgefunden, in welcher die Gründung einer neuen Partei beſprochen wurde. Ein einheitliches Vor- gehen aller tſchechiſchen Fractionen, ſo wurde von einzelnen Rednern hervorgehoben, ſei nur dann möglich, wenn ſich eine einzige Partei bilde, welche das ſtaatsrechtliche Pro- gramm zu dem ihren mache und allen ihren Mitgliedern in der Ausgleichsfrage vollſte Freiheit einräume. Weitere Berathungen ſollen ſtattfinden. — Die Handelsvertrags- verhandlungen ſollen vor Weihnachten ſo weit geführt werden, daß die erſte Leſung der beiderſeitigen Vorſchläge be- endet wird. Während der Weihnachtspauſe ſoll die Prüfung dieſer Propoſitionen durch die Regierungen erfolgen. Die deutſchen Vorſchläge betreffen, wie verlautet, hauptſächlich die Ermäßigung der Getreide-, Vieh- und Holzzölle, die Gegen- forderungen beſtehen, da es ſich nicht um Differentialzölle, ſondern um einen vollſtändigen Tarif- und Handelsvertrag handelt, in Ermäßigung gewiſſer Induſtriezölle, namentlich auf jenem Gebiete, wo vor dem Tarif von 1878 das Appretur- verfahren beſtand. — Im galiziſchen Landesausſchuß wurde ſeitens der Regierung mitgetheilt, daß letztere der Aufforderung des Landtags zur Verhinderung der Einfuhr ruſſiſcher Kartoffeln nach Oeſterreich nicht beipflichte, weil die durch die Einſchränkung des Angebots zu gewärtigende Preiserhöhung eine empfindliche Benachtheiligung der ärmeren galiziſchen Volksclaſſen herbeiführen müßte. Aus dem gleichzeitig mit dem Budget eingebrachten Staats- rechnungsabſchluſſe für 1889 ergibt ſich, daß die geſammten Staatseinnahmen per 565,018,517 fl. die Geſammtſumme der Staatsausgaben per 551,254,027 fl. um 13,764,490 fl. über- ſtiegen haben, ſo daß ſich in Folge dieſes Ueberſchuſſes die Caſſen- reſte, die im Jahre 1888 128,886,682 fl. betrugen, für das Jahr 1889 auf 142,651,172 fl. erhöhen. Das Rettoergebniß geſtaltet ſich zu einem Ueberſchuſſe von 11,139,788 fl. und die Bilanz mithin um 10,957,165 fl. günſtiger als im Staatsvoranſchlage, welcher nur einen Ueberſchuß von 182,623 fl. angenommen hatte. — Demnächſt ſoll in beiden Reichshälften ein Geſetzentwurf zum Zwecke der Vermehrung der Kupferſcheidemünzen eingebracht werden. Die Berliner „Kreuzzeitung“ hatte kürzlich erwähnt, daß ſchon ſeit längerer Zeit Officiere der k. und k. Armee ſich zum Studium der ruſſiſchen Sprache in Rußland befinden; die „Reichswehr“ beſtätigt dieſe Meldung, indem ſie conſtatirt, daß ſich ſeit einem halben Jahre ein Hauptmann des Generalſtabes und ein dem Generalſtabe zugelheilter Oberlieutenant behufs prakti- ſchen Studiums der ruſſiſchen Sprache in Kaſan befinden. „Bei der im Einvernehmen mit der ruſſiſchen Heeresverwaltung getroſſenen Wahl des Aufenthaltes war es beſtimmend, daß in Kaſan das reinſte Ruſſiſch geſprochen wird, und keineswegs der Umſtand, daß in jener Stadt ſich keine Garniſon beſinde. In Kaſan haben im Gegentheil vier Reſervebataillone ihre Standquartiere und das Commando des Kaſan’ſchen Militärbezirkes ſeinen Sitz. Unſre Officiere ſtehen denn auch, wie man uns berichtet, mit den Officieren der ruſſiſchen Truppenkörper im freundſchaftlichſten cameradſchaftlichen Verkehr. Die Commandirung der k. und k. Officiere iſt vorläufig auf 8 Monate erfolgt, dürfte jedoch entweder verlängert oder nach Ablauf der Friſt auf andere Officiere übertragen werden. Kaſan iſt Univerſitätsſtadt mit circa 160,000 Einwohner und eines der wichtigſten Emporien für den Haudel nach Aſien, beſitzt eine Stern- warte, eine Bibliothek von 78,000 Bänden, ſechs Gymnaſien, eine Infanterie-Junkerſchule, zwei Realſchulen, ein großes Theater und mehrere geiſtliche Anſtalten. Es iſt Sitz eines Erzbiſchofs und des Militärbezirkscommandanten.“ (*) Wien, 14. Dec. Zu dem heutigen Dîner bei dem Kaiſer waren außer dem Führer der preußiſchen Militärabord- nung, Hauptmann v. Weſternhagen, und dem demſelben attachirten Hauptmann Vayer auch der Militärattaché der deutſchen Bot- ſchaft, Major v. Deines, der Corpscommandant Frhr. v. Schön- feld, der Chef des Generalſtabs Frhr. v. Beck und andere höhere Officiere geladen. * Peſt, 13. Dec. Am nächſten Dienſtag wird im Ofener Palais des Fürſt-Primas eine Biſchofsconferenz ſtatt- ſinden, welche der Beſprechung der durch die Wegtaufungs- Angelegenheit geſchaffenen Situation gilt. — Das Abgeord- netenhaus bewilligte in ſeiner geſtrigen Sitzung das Recruten- Contingent und nahm den Bericht über die Einjährig-Frei- willigen-Prüfungen zur Kenntniß. Im Laufe der Debatte er- klärte der Miniſter für Landesvertheidigung, Baron Fejervary, das Ergebniß dieſer Prüfungen im Jahre 1889/90 ſei in Ungarn um ein Geringes günftiger als in Oeſterreich. Die erſte Claſſe des Landſturms ſei zur Ergänzung des Heeres beſtimmt, die Landwehr werde mit Mannlicher-Gewehren, die übrigen Land- ſturmclaſſen aus Sparſamkeitsgründen wahrſcheinlich mit Werndl- Gewehren bewaffnet werden. — Aus Agram wird gemeldet: Das neue Programm der Starcevic-Partei, welches der Abg. Frank am 10. d. M. entwickelte, fordert die Vereini- gung Dalmatiens, Iſtriens, Südſteiermarks und der Herzego- wina mit Croatien. Der Banus hat in der Landtagsſitzung am 12. d. M. dieſes Programm mit aller Entſchiedenheit zurück- gewieſen. In der heutigen Landtagsſitzung wurde der Abg. Frank, welcher geſtern durch ſeine Erklärung, die Nationalpartei conſpirire gegen ſein Leben, eine tumultuariſche Scene herauf- beſchworen hatte, für 30 Sitzungen ausgeſchloſſen. Schweiz. # Bern, 13. Dec. Der Nationalrath hat heute die Frage der Beröffentlichung eines vollſtändigen ſtenographiſchen Bulle- tins über die Verhandlungen der eidgenöſſiſchen Räthe behandelt, und im Gegenſatz zu dem Antrage der Commiſſion beſchloſſen, von einer ſolchen Publication abzuſehen, und dieſelbe nur auf ein ſub- ſtantielles Protokoll jener Verhandlungen zu beſchränken. Der be- zügliche Veſchluß wurde, da viele Mitglieder bei der Abſtimmung nicht anweſend waren, mit nur 44 gegen 28 Stimmen geſaßt. Unter ſolchen Umſtänden iſt es leicht möglich, daß man auf denſelben noch einmal zurückkommen wird. Im Ständerathe wurde heute die Be- rathung des Zolltarifs erledigt, die Generalabſtimmung aber auf nächſte Woche verſchoben. Aus dem Ständerath iſt als ein Gegenſtand von all- gemeinerem Intereſſe noch zu erwähnen, daß die Commiſſion für Vera- thung des Bundesbeſchluſſes betreffend Conceſſion einer Eiſenbahn von Lauterbrunnen auf den Gipfel der Jungfrau zu deſſen Art. 8 den Zuſatz beantragt hat: „Der Bundesrath wird die Ge- nehmigung der Détailpläne für die II. Section dieſer Linie erſt dann ertheilen, wenn durch Verſuche nachgewieſen ſein wird, daß der Bau und Betrieb der Bahn in Bezug auf Leben und Geſund- heit der Menſchen keine ausnahmsweiſen Gefahren nach ſich ziehen werde.“ — Wie es heißt, wird der neugewählte Bundesrath Frey das eidgenöſſiſche Militärdepartement übernehmen, welches bisher Bundesrath Hauſer inne hatte, und dieſer wird für den ab- getretenen Bundesrath Hammer Vorſtand des Finanz- und Zoll- departements werden. — Heute Bormittag hat der amerikaniſche Geſandte Waſhburne, welcher bis jetzt nur den Charakter eines Miniſterreſidenten und Generalconſuls hatte, Hrn. Bundespräſidenten Ruchonnet ſein Beglaubigungsſchreiben als außerordentlicher Ge- ſandter und bevollmächtigter Miniſter bei der Eidgenoſſenſchaft überreicht, und zum gleichen Zwecke wurde auch der neue japa- niſche außerordentliche Geſandte und bevollmächtigte Miniſter Hiomo to Watanahe Inſammi heute von demſelben empfangen. Bayeriſche Chronik. Amtliche Nachrichten. * Das k. Finanzminiſterium gibt in Nr. 22 des Finanz- miniſterialblattes auf Grund allerhöchſter Ermächtigung die Grundſätze bekannt, die vom Jahre 1891 ab für die Gewährung ſtaatlicher Unterſtützungen an das rentamtliche Gehülſenperſonal und deſſen Relicten maßgebend ſein werden. * Die Einberufung zum Reviſionsdienſt bei den k. Regierungsfinanzkammern, ſowie bei den k. Rechnungs- kammern. Das k. Finanzminiſterium hat ſich veranlaßt geſehen, an den Beſtimmungen der Entſchließung vom 31. Juli 1868 Aenderungen vorzunehmen, welche in der Nr. 22 des Finanzminiſterialblattes ver- öffentlicht wurden. * Proteſtantiſche Kirche. Die proteſtantiſche I. Pfarrſtelle bei St. Gumbertus in Ansbach, Dekanats Ansbach, wurde dem dermaligen II. Pfarrer an der genannten Kirche, Johann Heinrich Kübel, ver- liehen. Die proteſtantiſche Pfarrſtelle zu Röckingen, Dekanats Waſſer- trüdingen, iſt dem erſten Pfarrer zu Mainbernheim, Dekanats Klein- langheim, Johann Adolf Chriſtoph Zeh, verliehen und der von dem gräflich v. Rechtern-Limpurg’ſchen Kirchenpatronate für den Pfarramts- candidaten Emil Chriſtian Caſelmann von Dietersdorf ausgeſtellten Präſentation auf die erledigte proteſtantiſche Pfarrſtelle zu Poſſenheim, Dekanats Markt-Einersheim, iſt die landesherrliche Beſtätigung ertheilt. Der von dem Frhrn. v. Sazenhofen’ſchen Kirchenpatronate für den Pfarrer Georg Chriſtian Karl Meixner von Kohlberg, Dekanats Weiden, ausgeſtellten Präſentation auf die proteſtantiſche Pfarrei Rothen- ſtadt, Dekanats Weiden, iſt die landesherrliche Beſtätigung ertheilt und dem genannten Geiſtlichen zugleich die mit dieſer Pfarrei combinirte Pfarrei Etzenrieth verliehen worden. † Se. k. Hoheit der Prinz-Regent hat unter dem 11. d. M. dem Bahnwärter Ludwig Stritzinger auf Poſten Nr. 24 der Bahnlinie München-Ingolſtadt in Anerkennung des pflichttreuen und entſchloſſenen Verhaltens, welches derſelbe am 25. November d. J. bei dem drohenden Zuſammenſtoße der Züge 4 und 7 zwiſchen den Stationen Petershauſen und Reichertshauſen an den Tag legte, die ſilberne Medaille des Verdienſt- ordens der bayeriſchen Krone verliehen. Generaldirector Schnorr v. Carolsfeld übergab dem telegraphiſch einberufenen Bahnwärter Stritzinger geſtern perſönlich dieſes Zeichen der Aller- höchſten Anerkennung unter dem gleichzeitigen Eröffnen, daß die Generaldirection durch Entſchließung des Miniſteriums des könig- lichen Hauſes und des Aeußern ermächtigt worden ſei, demſelben für ſein bei dem bezeichneten Vorfalle an den Tag gelegtes rühm- liches Verhalten überdies eine Geldbelohnung im Betrage von 400 M. verabfolgen zu laſſen. Im Publicum wird dieſer Act der Anerkennung gewiß ſehr beifällig aufgenommen werden. * Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent empfing geſtern Vormittag den Major und Commandeur des 2. Chevaux- legers-Regiments Sandner, den Major im 6. Infanterie-Regiment Walther v. Walderſtötten und den Hauptmann und Compagniechef im 11. Infanterie-Regiment Beutelhauſer, um von denſelben dienſtliche Meldungen entgegenzunehmen. Für geſtern Nach- mittag waren als Gäſte zur Tafel geladen der Staatsrath i. a.-o. D. und Präſident der Regierung der Oberpfalz Dr. v. Ziegler in Regensburg, der Präſident der Regierung von Mittelfranken v. Zenetti in Ansbach, der Kämmerer und Gutsbeſitzer Frhr. Max v. Lerchenfeld-Aham auf Heinersreuth und der Kammerjunker, Secondlieutenant der Reſerve des 1. Schweren Reiter-Regiments und Attaché der k. bayeriſchen Geſandtſchaft in Paris Frhr. v. Riederer. — Heute Vormittag begab ſich der Prinz-Regent, nur begleitet von den beiden Flügeladjutanten Major Ritter v. Wiedenmann und Frhrn. v. Wolfskeel, in die Faſanerie Schleiß- heim, um zu jagen. — Der Prinz-Negent hat genehmigt, daß der große Odeonsſaal mit den nöthigen Nebenräumen Corporationen zu Ballzwecken wieder überlaſſen werde. Die Direction der k. Muſikichule ertheilt auf ſchriftliche Anfragen im einzelnen Falle wünſchenswerthe nähere Aufſchlüſſe. * Hof- und Perſonalnachrichten. Prinz und Prinzeſſin Leopold empfingen geſtern Nachmittag wieder eine größere An- zahl von Mitgliedern aus den drei Hofrangclaſſen in Audienz. — Prinz und Prinzeſſin Ludwig und Prinz Leopold beſuchten am Samſtag den Bazar Oriental et Eſpagnol von J. Sanſuc Sohn (Briennerſtraße 8) und machten dort verſchiedene Einkäufe. — An Stelle des verſtorbenen Hauptmanns v. Walter ſoll Premier- lieutenant Frhr. v. Reitzenſtein des 1. Schweren Reiter-Regi- ments zum Adjutanten des Prinzen Alphons ernannt werden. * Zur Feier des ſiebzigſten Geburtstages ihres allerhöchſten Protectors, Sr. k. Hoheit des Prinz-Regenten, beſchloß die k. priv. Hauptſchützengeſellſchaft, ein zwei Tage dauerndes Feſt- ſchießen im Monat März zu veranſtalten. Wegen der vorausſicht- lich noch rauhen Witterung wurde die kürzere Diſtanz beim Schießen gewählt, weil nur für dieſe Diſtanz zehn heizbare Schießſtände zur Verfügung ſtehen. * Profeſſor Kochs Heilverfahren. Hr. Prof. Dr. Bauer ſtellte heute in der Klinik ein Mädchen von 18 Jahren vor, das mit allen Zeichen der Bleichſucht ins Krankenhaus gekommen war. Ihr ganzes Ausſehen erregte jedoch ſogleich den Verdacht, daß es ſich möglicherweiſe um einen Fall der Tuberculoſe handle. Die phyſikaliſche Unterſuchung ergab keinen Anhaltspunkt dafür. Man machte nun eine Probeinjection von 0,001 Gr., worauf ſich keine Reaction einſtellte. Eine zweite Doſis von 0,003 Gr. rief lebhaſte Reaction hervor. Zur Zeit erhält das Mädchen 0,007 Gr. injicirt. Im Hinblick auf dieſen Fall ſprach ſich Hr. Prof. Dr. Vauer über die eminente Wichtigkeit des Mittels in diagnoſtiſcher Hinſicht aus. Er hat die Ueberzeugung, daß wir heute ſchon in der Lage ſind, auf Grund der Wirkung des Mittels mit voller Sicher- heit behaupten zu können, daß ein tuberculoſer Herd am Körper des betreffenden Patienten vorhanden ſei. Selbſtver- ſtändlich iſt damit noch nicht der Ort des Herdes beſtimmt, aber es iſt doch von unendlicher Wichtigkeit für die Diagnoſtik, daß wir durch die Erfindung Kochs jetzt in den Stand geſetzt ſind, jeden kleinſten tuberculöſen Proceß, der ſich vorher unſrer Beob- achtung völlig entzog, zu diagnoſticiren. Auch Hr. Geh. Rath Dr. v. Ziemſſen ſtellte einen 16 jährigen Steindruckerlehrling vor, der wegen ſogenannter Fiſchſchuppenkrankheit ins Krankenhaus ge- kommen war. Bei ihm fanden ſich alte ſerophulöſe Narben, und die Lungenunterſuchung ergab eine ſoeben entſtandene Verdichtung der linken Lungenſpitze. Er wird ebenfalls mit Koch’ſcher Flüſſig- keit behandelt werden, und Hr. Geh. Rath Dr. v. Ziemſſen be- merkte, daß dieſer Fall ganz beſonders wegen der kurzen Zeit, ſeit welcher der tuberculöſe Proceß begonnen, zur Injection geeignet ſei und daß die Heilung wohl in 6 Wochen zu erwarten ſein dürfte. — An die Vorſtände der k. Univerſitätskliniken, die Amts- und praktiſchen Aerzte iſt ſeitens der k. Staatsminiſterien des Innern beider Abtheilungen der folgende, das Koch’ſche Heil- verfahren betreffende Erlaß ergangen: „Aus Anlaß vielfacher Anfragen und Berichte hinſichtlich der Ausübung des Koch’ſchen Heilverfahrens bei Tuberculoſe wird bekannt gegeben, daß für Zu- ſtellung Koch’ſcher Flüſſigkeit vorerſt in der Weiſe Vorſorge ge- troffen iſt, daß den Kliniken der drei Landesuniverſitäten und den ſtädtiſchen Krankenhäuſern zu Nürnberg, Bamberg und Augsburg unmittelbar durch die Centralabgabeſtelle in Berlin nach Maßgabe des vorhandenen Vorrathes die entſprechende Menge der benannten Flüſſigkeit zugehen wird. Dabei wird darauf aufmerkſam gemacht, wie es als nothwendig erachtet werden muß, daß jene Aerzte, welche ſich mit den Koch’ſchen Heilverſuchen zu befaſſen gedenken, vor der Anwendung desſelben ſich durch Selbſtanſchauung über die Einzelgaben des Mittels, über die Methode und über die Wirkungen an einer Anſtalt, welche die Koch’ſche Flüſſigkeit bereits in verſuchsweiſen Gebrauch genommen hat, genau unterrichten. München, den 23. November 1890. Frhr. v. Feilitzſch. Dr. v. Müller.“ * Prieſtermangel. Das hieſige erzbiſchöfliche Ordinariat hat eine Enquête über die in der Diöceſe ſich gegenwärtig auf- haltenden Commorantprieſter angeordnet, um feſtzuſtellen, ob wirk- lich ein Prieſtermangel in der Diöceſe beſteht. * Einen Ueberſichtsplan der k. Haupt- und Reſidenz- ſtadt München, bearbeitet von Ludwig Wenng, hat die graphiſche Kunſt- und Verlagsanſtalt Wenng u. Wild, München, erſcheinen laſſen. Der Plan erſtreckt ſich auf die ganze Umgebung Münchens bis Paſing, Feldmoching, Perlach, Großheſſelohe ꝛc. und enthält die neueſten Baulinienpläne, die in der Anlage begriffenen Bahnſtrecken nördlich von Nymphenburg, Mooſach, die Iſarthalbahn, die neue Burgfriedensgrenze und die Grenzen der anſtoßenden Gemeinden. Zahlreiche Höhenangaben orientiren über das Terrain, roth ein- gezeichnete Kreiſe zeigen die Entfernung der einzelnen Punkte von der Frauenkirche an. Dem Plane iſt ein alphabetiſches Straßen- verzeichniß beigegeben. † Hoftheater. Die beiden Vorſtellungen zum Gedächtniß von Beethoven und Weber finden am Mittwoch den 17. und Dounerſtag den 18. December ſtatt, und zwar beide außer Abonnement mit ermäßigten Preiſen. Beethovens Geburtstag wird durch die Aufführung der „Ruinen von Athen“ und des darauffolgenden „Fidelio“ (mit Frl. Ternina in der Titelrolle und Hrn. Vogl als Floreſtan), Webers Ge- burtstag durch die Aufführung des „Freiſchütz“ feſtlich begangen. Im Reſidenztheater gelangt am Donnerſtag den 18. December gleichzeitig das neu einſtudirte ſpaniſche Luſtſpiel „Donna Diana“ zur Darſtellung. Frl. Heeſe ſpielt die Titelrolle, Frl. Dandler die Laura, Frl. v. Felden die Feniſa, Hr. Richter den Don Diego, Hr. Fuchs den Don Ceſar, Hr. Stury den Don Louis, Hr. Keppler den Perin, Hr. v. Pindo den Don Gaſton und Frl. Hagemann die Floretta. Freitag den 19. December wird wegen Unpäßlichkeit des Frl. Bland ſtatt der „Jungfrau von Orleans“ Grillparzers Drama „Die Ahnfrau“ wiederholt und Samſtag den 20. December geht zum erſten Male im Hoftheater das Luſtſpiel „Glückspilze“ in Scene, wozu die „Die Puppenfee“ gegeben wird. Am Sonn- tag den 21. December gelangt ſtatt der „Walküre“ Webers „Oberon“ zur Aufführung. * Die Poſt aus Vrittiſch- und Niederländiſch- Indien, Straits - Settlements, Auſtralien und Oſtaſien trifft heute Nachmittag 3 Uhr hier ein. ≏ Muſikſchule. Vom Januar 1891 an beginnend wird Hr. Profeſſor Kellermann im Odeon wöchentlich zweimal Vorträge über Akuſtik halten. Es iſt dies in neuerer Zeit das erſte Mal, daß in der Muſikſchule über Akuſtik gelefen wird. * Geographiſche Geſellſchaft zu München. Donnerſtag den 18. December 1890, halb 8 Uhr Abends, allgemeine Verſammlung im Chemiſchen Hörſaale (Arcisſtraße 1). Vortrag von Hrn. Profeſſor Dr. Max Haushofer über „Spaziergänge in der ſüdoſt-bayeriſchen Moränenlandſchaft“. * Alpenvereinsſection München. Nächſten Mittwoch den 17. December findet die ordentliche Generalverſammlung ſtatt. Tages- ordnung: Erſtattung des Jahresberichts und des Rechenſchaftsberichts für 1890, Wahl des Ausſchuſſes, Berathung des Voranſchlags für 1891 und beſondere Anträge. * Herzliche Bitte. Die rauhe Winterszeit iſt eingetreten und nuſre einheimiſchen Vögel finden nur ſchwer ihre Nahrung. Der Verein für Vogelſchutz und -Zucht in München, welcher Futter- tiſche aufſtellen ließ, bittet deßhalb, Abfälle von Küche, dann Futter der Zimmervögel und Sämereien an Hrn. Joſeph Streber, Franenſtraße Nr. 11/0 im Melberladen, gütigſt abgeben zu wollen. # Bamberg, 12. Dec. Bei der heutigen Magiſtratsrathswahl wurden von 7 ausſcheidenden Mitgliedern 6 und zwar 4 liberale und 2 conſervative (darunter Landtagsabgeordneter Joſeph Müller) faſt ein- ſtimmig wieder, dann Kunſtmühlenbeſitzer Kreßer (liberal) neu gewählt. Die erledigte achte Nathsſtelle erhielt nach heftigem Wahlkampfe ein Centrumsmann.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 347, 15. Dezember 1890, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine347_1890/3>, abgerufen am 21.11.2024.