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Allgemeine Zeitung, Nr. 347, 15. Dezember 1890.

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München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. zweites Abendblatt Nr. 347.
[Spaltenumbruch] nämlich im Interesse des Friedens beider Nationen den Ton zu
mäßigen und in Zukunft Unwahrheiten keinen Raum mehr zu ge-
währen, nicht ins Leere. -- Seit Jahren leidet der General-
inspector der rumänischen Schulen der Türkei, Hr. Apostol Margarit,
unter den fanatischen Verfolgungen der Griechen, und mehrmals
schon wurde er gelegentlich seiner Inspectionsreisen ernstlich angefallen
und am Leben bedroht. Bisher war es ihm jedoch dank der Ergebenheit
und Wachsamkeit seines türkischen Dieners Mussa, eines Mannes von
herkulischem Körperbau und außergewöhnlicher Stärke, stets ge-
lungen, seinen Feinden zu entgehen. Diese überfielen daher vor
kurzem den genannten Mussa in der Nacht und brachten ihm so
schwere Wunden bei, daß er am folgenden Tage daran verschied.
Nachdem auf diese Weise der Hauptvertheidiger Margarits aus
dem Wege geräumt war, wurde dieser selbst vor einigen Tagen in
Salonik von einem Griechen aus Vlako Klissura überfallen und
durch vier Messerstiche schwer, doch nicht tödtlich, verletzt. In Zu-
kunft wird ihm die türkische Regierung eine Gendarmeriebedeckung
stellen, um ihn gegen das griechische Gesindel zu schützen. -- Wie
die "Nea Epitheorissis" wissen will, soll die Antwort des
Patriarchats auf das letzte Teskere, da dieses durch besondere
kaiserliche Irade sanctionirt ist, in Form eines Bittgesuches dem
Sultan heute überreicht werden, wobei Msgr. Chorene Aschikian
Veranlassung nehmen will, dem Padischah seine Ergebenheit und
die Versicherung auszudrücken, daß er unverzüglich seine Functionen
wieder aufnehmen werde. Es scheint überhaupt, als ob die mit
dem armenischen Patriarchat erwachsene Privilegienstreitfrage als
beigelegt zu betrachten wäre. -- Die Provinz Ak Schehir (Klein-
asien) wurde dieser Tage endlich von einem Scheusal befreit,
welches dieselbe seit mehreren Jahren ungestraft brandschatzte und
verheerte. Der neue Generalgouverneur von Koniah hatte sich
nämlich auf seiner Dienstantrittsreise kaum von dem Entsetzen,
welches der berüchtigte Räuberbandenführer Osman in der ganzen
Gegend verbreitete, persönlich überzeugt, als er dessen Vernichtung
beschloß und eine Compagnie Soldaten zur Verfolgung der Ban-
diten aussandte. Der Commandant der Truppe, Hauptmann
Ibrahim, traf die Bande bei Kirschehir und rieb sie nach hart-
näckigem Kampfe vollständig auf.

Ostafrika.

* Aus Sansibar wird der "Times" gemeldet: "Emin
Pascha
schickt sich an, von Usambiro nach Karagwa (nordwestlich
am Victoria Nyanza) zu marschiren. Hiesigen Geschäftskreifen
flößt die commercielle Zukunft Sansibars große Besorg-
nisse ein. Die Deutschen werden sich natürlich bestreben, das ganze
Sansibarer Geschäft nach ihrer Küste abzuleiten, und es werden
brittisch-indischen Kaufleuten von den hiesigen deutschen Behörden
große Versprechungen gemacht, um sie zu veranlassen, direct nach
der deutschen Küstenlinie zu importiren und Sansibar gänzlich zu
vermeiden."



Verschiedenes.

Die Berichte der deutschen Panzerschiffe
"Deutschland" und "Preußen" über angestellte Versuche, bei hefti-
gem Seegang durch Anwendung von Oel das Brechen der
Wellen
zu verhindern, liegen jetzt vor. Das Panzerschiff "Deutsch-
land" hat diese Proben bei Fiume im Adriatischen Meere ange-
stellt, und das Ergebniß war zufriedenstellend. Das Thurmschiff
"Preußen" hatte weniger günstige Resultate am 3. Februar bei
Cap Matapan zu verzeichnen, doch lag die Schuld an der zu
großen Schnelligkeit des Schiffes, welche zehn Meilen in der
Stunde betrug. Trotzdem zeigte sich, daß bei Anwendung von
Oel ein Ueberschlagen der Wellenkämme verhindert wird. Die
Versuche wurden in der üblichen Weise angestellt. Man hängte
den Oelsack, aus welchem die Flüssigkeit nur tropfenweise durch-
sickern kann, an denjenigen Stellen über Bord, woher man die
heftigsten Wellen erwartete, so daß allmählich um das Schiff
herum eine mehrere Meter breite, wenn auch überaus dünne, Oel-
schicht sich bildete. Welches Oel angewendet wird, ist gleich-
gültig. In obigen Fällen war es Maschinenöl, und die Menge,
welche während des ganzen Tages verbraucht wurde, betrug nur
75 Kilogramm.

Wie die Privattheater, werden auch die
königlichen Theater demnächst bauliche Veränderungen
erfahren, um den im Interesse der öffentlichen Sicherheit
getroffenen baupolizeilichen Bestimmungen der bekannten Verord-
nung vom October v. J. zu genügen. In welchem Umfange die
Umbauten sowohl im königlichen Opernhause wie im königlichen
Schauspielhause erforderlich sind und ob sie in der üblichen Bau-
zeit werden bewältigt werden können, darüber schweben noch die
Verhandlungen. (Wie steht es in dieser Beziehung mit den
Münchener Theatern? D. R.) -- Im Hauptportal des königlichen
Schlosses an der Schloßfreiheit wird jetzt das neue gewaltige
schmiedeiserne Thor eingesetzt. Das Thor ist neun Meter breit und
über zehn Meter hoch, mithin das größte in Schmiedearbeit, welches
in Deutschland, wenn nicht gar in ganz Europa vorhanden ist.
Der bereits in die Portalwände eingestemmte eiserne Auffchlagbalken,
welcher in der Mitte bogenartig nach oben geschweift ist, sieht wie
ein richtiger Brückenträger aus. Trotz seiner Massenhaftig-
keit ist das Thor vortrefflich gegliedert, im Schlüter-Stil
ornamentirt und durchgearbeitet. Oben wird man als Krönung
die Krone mit dem Namenszuge des Kaisers, reichem Lorbeerschmuck
und gewundenen Ranken sehen. Der mehr als mannshohe Sockel
besteht aus geschmiedeten Eisenplatten. Alsdann folgen die mehr-
fach gewundenen, fast armdicken Gitterstäbe, welche unten aus
Kelchen emporsteigen, um oben wieder in solche zu münden. Beide
Flügel sind einfach eingehängt, laufen also trotz ihrer gewaltigen
Last nicht auf Schienen und sind zudem so leicht drehbar, daß ein
einziger Mann das Oeffnen und Schließen besorgen kann. In
seiner Gefammtheit wiegt das Thor über hundert Centner. Auch
die zu beiden Seiten des Haupteinganges gelegenen rundbogigen
Nebenöffnungen, welche eine Breite von fünf Meter besitzen, werden
mit schmiedeeisernen Thoren verschlossen werden. Voraussichtlich
wird zu diesem hervorragenden Schmuck des Eosander'schen Haupt-
portals noch eine anderweitige Verschönerung hinzukommen, welche
mit der Niederlegung der Häuser an der Schloßfreiheit und der
Errichtung des Kaiser Wilhelm-Denkmals zusammenhängt.

Die im Morgenblatt der Allg. Ztg.
vom 28. November d. J. in einer Correspondenz aus Nervi aus-
gesprochenen Befürchtungen haben erfreulicherweise als nicht zu-
treffend sich erwiesen, und Nervi kann sich rühmen, seit heute das
erste größere Sanatorium an der ligurischen Küste für alle,
zur Behandlung mit der Koch'schen Lymphe geeigneten Kranken zu
besitzen. Nach endlicher Besiegung mannichfacher Schwierigkeiten ist
es dem Sanitätsrath und Stabsarzt d. R. Hrn. Dr. Laudien aus
Kissingen gelungen, eine große Villa in vortrefflicher Lage, in un-
mittelbarer Nähe von Eden-Hotel, zu miethen, dieselbe zweckent-
sprechend einzurichten und mit einem wohlgeschulten dortigen Dienst-
und Wärterpersonale so versehen und ebenso die nöthige Menge
Lymphe aus Berlin zu beschaffen. Und nachdem die hiesigen klima-
tischen Verhältnisse die Wirkung des Koch'schen Heilmittels in der
krästigsten Weise zu unterstützen geeignet erscheinen, so dürfte auch
der Zuspruch von Heilung Suchenden, namentlich aus Dentschland,
[Spaltenumbruch] nicht lange auf sich warten lassen, und daher auch der Erfolg
des immerhin gewagten Unternehmens bald ein lohnender sein.

Von Wichtigkeit für Weihnachten
und Neujahr:
man darf auf Postkreuzbänder Höflichkeitsgrüße
schreiben wie "With his compliments" und dergl. Der Secretär
des Oberpostamts hat soeben auf eine Anfrage obigen Bescheid
erlassen. Bis jetzt wurden solche Auffchriften mit vollem Brieffatze
geahndet, weil sie den Charakter der bloßen Kreuzbandsendung
zerstörten.

Der Regierungsingenieur
Maissin, den das französische Kriegsministerium behufs Einrich-
tung von Fabriken rauchlosen Pulvers nach Rußland geschickt hat,
hat sich bei einem ihm veranstalteten Festmahle des St. Peters-
burger Officierscorps eine renommistische Tischrede gestattet, deren
Pointe nicht ohne Witz ist. Er glich nämlich Frankreich mit
dem Champagner, der sich ruhig verhalte, so lange die Flasche
verkorkt sei, jedoch wild überschäume, wenn man ihn entfessele.
"Wenn man uns anrühren sollte, würde unsere französische Wuth
uns über die zu eng gewordenen Grenzen hinaus und hoffentlich
weit genug fortreißen, daß wir mit unsern Freunden, den Franzosen
des Nordens, zusammenträfen und sie brüderlich auf jenem Schlacht-
felde umarmten, dessen Namen uns die Zukunft lehren wird, das
aber gewiß zwischen der Weichsel und dem Rhein liegt, und auf
dem die orientalische und westliche Frage zugleich ihre Lösung fin-
den werden."

Die North River-Brücke.
Die Entrepreneurs der New-York- und New-Jersey-Brückengesell-
schaft haben die Pläne des Chefingenieurs Thomas C. Clark und
des Affistentingenieurs Chas C. Brush gutgeheißen. Hienach wird
die Brücke in einer Höhe von 150 Fuß über der Hochfluthlinie
den North River überspannen und etwas über 2800 Fuß lang
werden. Der Bau soll im kommenden Frühjahr in Angriff ge-
nommen und binnen drei Jahren vollendet werden. Zur Auf-
bringung der Baukosten u. s. w. sollen für 15,000,000 Dollars
Actien und für 35,000,000 Dollars Obligationen emittirt werden.
Die Brücke wird ausschließlich Eisenbahnbrücke werden und es werden
sämmtliche Bahnen, welche am Jersey-Ufer ihre Terminalpunkte
haben, künftig Züge ins Centrum von New-York, wahrscheinlich
zum Madison Square, laufen lassen können.



Astronomische Mittheilungen.
J. B. Zwei neue Sternwarten.

Italien, welches bereits
eine stattliche Anzahl von Sternwarten besitzt, wir nennen nur
Brera in Mailand, Campidoglio in Rom, Collegio Romano in
Rom, Capo di Monte bei Neapel, Padua, Palermo, hat in diesem
Jahre zwei neue, trefflich ausgerüstete Anstalten zur Pflege der
Himmelskunde und der Geophysik erhalten. Die eine mit dem
Namen "Specula Vaticana" in Rom verdankt ihre Entstehung der
Liberalität des Papstes und liegt in den vaticanischen Gärten; sie
steht unter Leitung des Paters Denza und ist reich mit Apparaten
zum Studium der Atmosphäre, des Erdmagnetismus und der Erd-
beben ausgestattet. Im Gebiete der Astronomie wird sie sich aus-
schließlich mit der Photographie des Himmels beschäftigen und sich
an dem großen internationalen Unternehmen zur Herstellung einer
photographischen Karte des Himmels betheiligen. Die andere
Anstalt gehört zur Universität in Catania und wurde errichtet
durch die Initiative und die Thätigkeit des Professors Tacchini,
der seit 1876 auf die Bedeutung eines Observatoriums auf dem
Aetna hinwies; demgemäß besteht sie aus zwei Theilen, einem in
der Stadt Catania selbst gelegenen für die gewöhnlichen astrono-
mischen und physikalischen Untersuchungen, unter denen auch hier
die Photographie des Himmels und die Seismologie oben anstehen,
und einem zweiten, der in einer Höhe von 3000 Meter auf dem
Aetna liegt. Dieses letztere Observatorium dient zu spectroskopischen
und meteorologischen Beobachtungen und besitzt hiezu einen großen
Refractor und zahlreiche meteorologische Instrumente, außerdem
aber dient es noch zur Untersuchung der vulcanischen Thätigkeit
des Aetna. Bei der Bedeutung, welche hochgelegene Stationen in
neuerer Zeit sowohl für astronomische als für meteorologische
Forschungen erlangt haben, darf man große Erwartungen von der
Thätigkeit dieses neuen Institus hegen.



Telegraphische Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Die hiesige Handelskammer
hat sämmtliche deutsche Handelskammern, wirthschaftliche Corpora-
tionen und eine Anzahl Fachmänner, sowie die betheiligten Reichs-
und Landesbehörden behufs Berathung des Weingesetzentwurfs
zu einer zweitägigen Versammlung auf den 28. und 29. d. M.
hieher eingeladen.

Die Fusion zwischen den Jung-
tschechen, der Skarda- und der Realisten-Partei ist
vollzogen;
Donnerstag findet eine Schlußconferenz behufs
Erlassung eines Manifestes an das tschechische Volk, welches die
Bildung einer neuen Partei empfiehlt, statt. Die alttschechischen
Führer, Dr. Rieger und Dr. Zeithammer, werden heute
vom Kaiser in Audienz empfangen.

Mit Uebergehung der Vorschläge der
tschechischen Prager Handelskammer hat der Handelsminister die
maßgebendsten deutschen Textilindustriellen aus Prag zu der
Wiener Enquete betreffs des Handelsvertrags mit Deutschland
einberufen.

Unter Führung der Nationalbank
ist das Comite zur Gründung der königlich italienischen
Gesellschaft für Ostafrika
zusammengetreten, welchem zahl-
reiche Mitglieder der hohen Aristokratie und der Finanz ange-
hören. Das Actiencapital soll 20 Millionen betragen und die Ge-
sellschaft beabsichtigt zunächst, die Schifffahrt an der Somali-
Küste und nach Sansibar mittelst italienischer Dampfer aufzu-
nehmen, um sich in dieser Beziehung soweit als möglich unab-
hängig von England zu machen.



Telegramme des Wolff'schen Bureaus.

Den Morgenblättern zufolge ist der
Director des königlichen Schauspielhauses, Dr. Otto Devrient,
zurückgetreten; Max Grube ist mit den Functionen eines Ober-
regisseurs der Hofbühne betraut.

Die Schifffahrt ist in Folge
starken Frostes wieder geschlossen.

Die Eifenbahnstrecke Mül-
heim-Duisburg
ist wieder fahrbar.

Der französische Ministerresident
Raindre wurde vom Großberzog heute Vormittag in feier-
licher Audienz empfangen. Nachmittags findet der Empfang des
kgl. württembergischen Abgesandten Generals v. Molsberg statt.
Die Großherzogin ist heute Mittag nach Königstein abgereist.

Gestern fanden hier mehrere Anarchisten-
versammlungen
statt. In einer derselben wurde die Ermordung
des russischen Generals Seliwestrow als ruhmreiche That an-
gepriesen und dem muthmaßlichen Mörder Padlewski die höchste
[Spaltenumbruch] Anerkennung gezollt. Die Anarchisten Brenard und Stojanow
hielten Schmähreden gegen die Schweiz und ihre Institutionen.

Heute fanden in Tipperary und
Newry große antiparnellistische Meetings statt. Nach
stürmischen Scenen wurde der Absetzung Parnells bei-
gestimmt. Auch mehrere Zweige der Nationalliga erllärten
sich gegen Parnell.

Das Reuter'sche Bureau meldet
aus Peking vom 13. c., ein vom Kaiser ergangener Erlaß
ordne an, daß die bei der chinesischen Regierung beglaubigten
ausländischen Gesandten alljährlich ein Mal vom
Kaiser in Audienz empfangen
werden sollen.

Der Baumwollenarbeiterverein
zu Bolton hat mit einer Majorität von 3000 Stimmen beschlossen,
behufs Erlangung einer 5proc. Lohnerhöhung die Arbeit nieder-
zulegen. Die Zahl der muthmaßlich am Strike Theilnehmenden
wird auf etwa 25,000 Wollarbeiter geschätzt.

Die auf heute anberaumte Enthüllung
des Standbildes des Kaisers Friedrich wurde in Folge
des Ablebens seines Schöpfers verschoben.

Die "Times" meldet aus Sansibar,
14. Dec.: Es verlautet, daß der Sultan von Witu, Fumo
Bakari
in voriger Woche die englische Missionsstation am Tana-
flusse zerstören ließ und mehrere Eingeborene tödtete. In Folge
des Zwischenfalls in Manica griff die erregte Volksmenge das
englische Consulat in Quilimane an; die portugiesischen
Behörden schritten energisch ein und verhafteten die Rädelsführer.

Die erste englische Post vom
14. December über Vlissingen ist ausgeblieben. Grund: Nebel
zur See.

In Lalouviere fand gestern ein
Congreß von Bergarbeiterdelegirten statt, welche insge-
sammt 74 belgische Arbeitervereine vertraten. Dieselben haben
mit 60 gegen 12 Stimmen beschlossen, einen allgemeinen Strike
zu beginnen, falls die Kammer sich nicht in der gegenwärtigen
Session mit der Verfassungsrevision beschäftigte oder falls
die Kammer die Revision verwerfen sollte.

Ein Telegramm meldet aus Bona:
Während des Sturmes wurde gestern Nacht ein italienisches
Korallenschiff
an den Hafendamm geschleudert; 6 Matrosen
sind ertrunken.

Die "Riforma" erklärt, die neuerdings
von der "Times" gemeldeten Differenzen zwischen der bul-
garischen und der italienischen Regierung
in Philippopel
reichen um mehrere Monate zurück, seien rein administrativer
Natur und keineswegs so bedeutend, daß die Beziehungen zu Bul-
garien gestört worden wären, welchem Italien erst kürzlich seine
Sympathien kundgegeben habe; die "Riforma" fügt hinzu, Italien
habe Vorsorge getroffen, daß den Reclamationen der an dem Rechts-
handel betheiligten italienischen Unterthanen Folge gegeben werde.
(Wie im Morgenblatt der Allg. Ztg. vom 28. Nov. ausführlich berichtet
wurde, handelt es sich um die Sperrung des Geschäftslocals eines falliten
italienischen Kaufmanns durch die bulgarischen Behörden. D. N.) --
Gemäß eines am Freitag gefaßten Beschlusses der äußersten Linken
überreichte der Abg. Pratano dem Ministerpräsidenten, dem Schatz-
minister und dem Finanzminister eine Interpellation be-
treffs der Principien der gegenwärtigen italienischen Zollpolitik
und der Opportunität, den Handelsvertrag mit Oesterreich-
Ungarn
zu geeigneter Zeit zu kündigen. -- Das Königspaar
erwiderte gestern Nachmittag den Besuch des Erbprinzenpaares von
Schaumburg und nahm bei demselben den Thee ein.

Ein junger Mann, der am vergan-
genen Montag im hiesigen Hospital mit der Koch'schen Lymphe
behandelt wurde, starb in der vergangenen Nacht nach mehrtägigen
Athmungsbeschwerden und Pulsstörungen; die Autopsie ergab die
gewöhnlichen Schwindsuchtserscheinungen und Herzfellanschwellung.
Mehrere andere Fälle Koch'scher Behandlung, insbesondere zwei
Lupusfälle, sind günstig verlaufen.

In Helsingfors und Abo
haben die Setzer in mehreren Zeitungsdruckereien die Arbeit ein-
gestellt, weßhalb die Vlätter in kleinerem Umfange und unregel-
mäßig erschienen sind. Die strikenden Setzer rotteten sich zu-
sammen und durchzogen die Umgegend. -- Auf höhere Anordnung
wird der Universität Helsingfors die Aufnahme weiklicher Studiren-
den gestattet; jede Aufnahme bedarf der Genehmigung des Vor-
standes der Universität.

In Folge von Racheacten, welche
von Mohammedanern und Christen im Distriet Veranje verübt
wurden, flüchteten 25 Christensamilien nach Montenegro.

Die von der Skupschtina be-
schlossene Refolution, in welcher die Regierung aufgefordert
wird, im Einvernehmen mit der Regentschaft Vorsorge zu
treffen, daß aus dem gegenwärtigen Verhältnisse unter
den Mitgliedern des Königshauses
keine üblen Folgen
erwachsen, wurde heute der Königin-Mutter durch den Secretär
der Skupschtina überbracht. Die meisten Blätter besprechen
diese Angelegenheit. Der "Odjek" billigt den Beschluß der
Skupschtina und meint, es sei Sache der Eltern des Königs,
ihre persönlichen Gefühle den Interessen des Thrones und des
Vaterlandes unterzuordnen. Einige Blätter, darunter der
"Videlo" nebmen Partei für die Königin-Mutter.

Contreadmiral Schröder,
Commandant des deutschen Schulgeschwaders, ist gestern an
Bord des "Pfeil" mit 5 Officieren zur Begrüßung des Sultans
eingetroffen.

General Miles erhielt keine
Nachricht
von einem Zusammenstoße zwischen Truppen der Ver-
einigten Staaten und Indianern in der Nähe von Pineridge.
Man glaubt deßhalb, die Nachricht wäre unrichtig.

Justin Maccarthy und Sexton sind
heute nach Irland abgereist.

Die constituirende Ver-
sammlung begann die Berathung des Verfassungsent-
wurfes.
Der Präsident der provisorischen Regierung verlas
eine Botschaft, in welcher er der Versammlung für das ihm
bisher geschenkte Vertrauen dankte und dieselbe bat, die Be-
rathung der neuen Verfassung zu beschleunigen.



Der Aviso "Pfeil" ist am 14. December
in Konstantinopel eingetroffen und beabsichtigt am 20. December
nach Mytilene zurückznkehren. (Vgl. oben. D. N.)



Nach Schluß der Redaction eingetroffen.

Aus der Audienz Riegers beim
Kaiser
erfahre ich authentisch: der Kaiser sagte, er erkenne die
Schwierigkeit der Situation des böhmischen Ausgleichs und die
schwierige Lage der alttschechischen Partei an, er halte jedoch
die Hoffnung aufrecht, daß der Ausgleich doch zu
Stande gebracht werden wird.


Ministerpräsident Crispi hat gestern die
Unterstützung der von einem deutsch-englisch-italienischen Syndikat
in Angriff genommenen Schaffung eines internationalen Cur-
ortes im Albanergebirge
zugesagt.

München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. zweites Abendblatt Nr. 347.
[Spaltenumbruch] nämlich im Intereſſe des Friedens beider Nationen den Ton zu
mäßigen und in Zukunft Unwahrheiten keinen Raum mehr zu ge-
währen, nicht ins Leere. — Seit Jahren leidet der General-
inſpector der rumäniſchen Schulen der Türkei, Hr. Apoſtol Margarit,
unter den fanatiſchen Verfolgungen der Griechen, und mehrmals
ſchon wurde er gelegentlich ſeiner Inſpectionsreiſen ernſtlich angefallen
und am Leben bedroht. Bisher war es ihm jedoch dank der Ergebenheit
und Wachſamkeit ſeines türkiſchen Dieners Muſſa, eines Mannes von
herkuliſchem Körperbau und außergewöhnlicher Stärke, ſtets ge-
lungen, ſeinen Feinden zu entgehen. Dieſe überfielen daher vor
kurzem den genannten Muſſa in der Nacht und brachten ihm ſo
ſchwere Wunden bei, daß er am folgenden Tage daran verſchied.
Nachdem auf dieſe Weiſe der Hauptvertheidiger Margarits aus
dem Wege geräumt war, wurde dieſer ſelbſt vor einigen Tagen in
Salonik von einem Griechen aus Vlako Kliſſura überfallen und
durch vier Meſſerſtiche ſchwer, doch nicht tödtlich, verletzt. In Zu-
kunft wird ihm die türkiſche Regierung eine Gendarmeriebedeckung
ſtellen, um ihn gegen das griechiſche Geſindel zu ſchützen. — Wie
die „Nea Epitheoriſſis“ wiſſen will, ſoll die Antwort des
Patriarchats auf das letzte Teskeré, da dieſes durch beſondere
kaiſerliche Iradé ſanctionirt iſt, in Form eines Bittgeſuches dem
Sultan heute überreicht werden, wobei Mſgr. Chorene Aſchikian
Veranlaſſung nehmen will, dem Padiſchah ſeine Ergebenheit und
die Verſicherung auszudrücken, daß er unverzüglich ſeine Functionen
wieder aufnehmen werde. Es ſcheint überhaupt, als ob die mit
dem armeniſchen Patriarchat erwachſene Privilegienſtreitfrage als
beigelegt zu betrachten wäre. — Die Provinz Ak Schehir (Klein-
aſien) wurde dieſer Tage endlich von einem Scheuſal befreit,
welches dieſelbe ſeit mehreren Jahren ungeſtraft brandſchatzte und
verheerte. Der neue Generalgouverneur von Koniah hatte ſich
nämlich auf ſeiner Dienſtantrittsreiſe kaum von dem Entſetzen,
welches der berüchtigte Räuberbandenführer Osman in der ganzen
Gegend verbreitete, perſönlich überzeugt, als er deſſen Vernichtung
beſchloß und eine Compagnie Soldaten zur Verfolgung der Ban-
diten ausſandte. Der Commandant der Truppe, Hauptmann
Ibrahim, traf die Bande bei Kirſchehir und rieb ſie nach hart-
näckigem Kampfe vollſtändig auf.

Oſtafrika.

* Aus Sanſibar wird der „Times“ gemeldet: Emin
Paſcha
ſchickt ſich an, von Uſambiro nach Karagwa (nordweſtlich
am Victoria Nyanza) zu marſchiren. Hieſigen Geſchäftskreifen
flößt die commercielle Zukunft Sanſibars große Beſorg-
niſſe ein. Die Deutſchen werden ſich natürlich beſtreben, das ganze
Sanſibarer Geſchäft nach ihrer Küſte abzuleiten, und es werden
brittiſch-indiſchen Kaufleuten von den hieſigen deutſchen Behörden
große Verſprechungen gemacht, um ſie zu veranlaſſen, direct nach
der deutſchen Küſtenlinie zu importiren und Sanſibar gänzlich zu
vermeiden.“



Verſchiedenes.

Die Berichte der deutſchen Panzerſchiffe
„Deutſchland“ und „Preußen“ über angeſtellte Verſuche, bei hefti-
gem Seegang durch Anwendung von Oel das Brechen der
Wellen
zu verhindern, liegen jetzt vor. Das Panzerſchiff „Deutſch-
land“ hat dieſe Proben bei Fiume im Adriatiſchen Meere ange-
ſtellt, und das Ergebniß war zufriedenſtellend. Das Thurmſchiff
„Preußen“ hatte weniger günſtige Reſultate am 3. Februar bei
Cap Matapan zu verzeichnen, doch lag die Schuld an der zu
großen Schnelligkeit des Schiffes, welche zehn Meilen in der
Stunde betrug. Trotzdem zeigte ſich, daß bei Anwendung von
Oel ein Ueberſchlagen der Wellenkämme verhindert wird. Die
Verſuche wurden in der üblichen Weiſe angeſtellt. Man hängte
den Oelſack, aus welchem die Flüſſigkeit nur tropfenweiſe durch-
ſickern kann, an denjenigen Stellen über Bord, woher man die
heftigſten Wellen erwartete, ſo daß allmählich um das Schiff
herum eine mehrere Meter breite, wenn auch überaus dünne, Oel-
ſchicht ſich bildete. Welches Oel angewendet wird, iſt gleich-
gültig. In obigen Fällen war es Maſchinenöl, und die Menge,
welche während des ganzen Tages verbraucht wurde, betrug nur
75 Kilogramm.

Wie die Privattheater, werden auch die
königlichen Theater demnächſt bauliche Veränderungen
erfahren, um den im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit
getroffenen baupolizeilichen Beſtimmungen der bekannten Verord-
nung vom October v. J. zu genügen. In welchem Umfange die
Umbauten ſowohl im königlichen Opernhauſe wie im königlichen
Schauſpielhauſe erforderlich ſind und ob ſie in der üblichen Bau-
zeit werden bewältigt werden können, darüber ſchweben noch die
Verhandlungen. (Wie ſteht es in dieſer Beziehung mit den
Münchener Theatern? D. R.) — Im Hauptportal des königlichen
Schloſſes an der Schloßfreiheit wird jetzt das neue gewaltige
ſchmiedeiſerne Thor eingeſetzt. Das Thor iſt neun Meter breit und
über zehn Meter hoch, mithin das größte in Schmiedearbeit, welches
in Deutſchland, wenn nicht gar in ganz Europa vorhanden iſt.
Der bereits in die Portalwände eingeſtemmte eiſerne Auffchlagbalken,
welcher in der Mitte bogenartig nach oben geſchweift iſt, ſieht wie
ein richtiger Brückenträger aus. Trotz ſeiner Maſſenhaftig-
keit iſt das Thor vortrefflich gegliedert, im Schlüter-Stil
ornamentirt und durchgearbeitet. Oben wird man als Krönung
die Krone mit dem Namenszuge des Kaiſers, reichem Lorbeerſchmuck
und gewundenen Ranken ſehen. Der mehr als mannshohe Sockel
beſteht aus geſchmiedeten Eiſenplatten. Alsdann folgen die mehr-
fach gewundenen, faſt armdicken Gitterſtäbe, welche unten aus
Kelchen emporſteigen, um oben wieder in ſolche zu münden. Beide
Flügel ſind einfach eingehängt, laufen alſo trotz ihrer gewaltigen
Laſt nicht auf Schienen und ſind zudem ſo leicht drehbar, daß ein
einziger Mann das Oeffnen und Schließen beſorgen kann. In
ſeiner Gefammtheit wiegt das Thor über hundert Centner. Auch
die zu beiden Seiten des Haupteinganges gelegenen rundbogigen
Nebenöffnungen, welche eine Breite von fünf Meter beſitzen, werden
mit ſchmiedeeiſernen Thoren verſchloſſen werden. Vorausſichtlich
wird zu dieſem hervorragenden Schmuck des Eoſander’ſchen Haupt-
portals noch eine anderweitige Verſchönerung hinzukommen, welche
mit der Niederlegung der Häuſer an der Schloßfreiheit und der
Errichtung des Kaiſer Wilhelm-Denkmals zuſammenhängt.

Die im Morgenblatt der Allg. Ztg.
vom 28. November d. J. in einer Correſpondenz aus Nervi aus-
geſprochenen Befürchtungen haben erfreulicherweiſe als nicht zu-
treffend ſich erwieſen, und Nervi kann ſich rühmen, ſeit heute das
erſte größere Sanatorium an der liguriſchen Küſte für alle,
zur Behandlung mit der Koch’ſchen Lymphe geeigneten Kranken zu
beſitzen. Nach endlicher Beſiegung mannichfacher Schwierigkeiten iſt
es dem Sanitätsrath und Stabsarzt d. R. Hrn. Dr. Laudien aus
Kiſſingen gelungen, eine große Villa in vortrefflicher Lage, in un-
mittelbarer Nähe von Eden-Hôtel, zu miethen, dieſelbe zweckent-
ſprechend einzurichten und mit einem wohlgeſchulten dortigen Dienſt-
und Wärterperſonale ſo verſehen und ebenſo die nöthige Menge
Lymphe aus Berlin zu beſchaffen. Und nachdem die hieſigen klima-
tiſchen Verhältniſſe die Wirkung des Koch’ſchen Heilmittels in der
kräſtigſten Weiſe zu unterſtützen geeignet erſcheinen, ſo dürfte auch
der Zuſpruch von Heilung Suchenden, namentlich aus Dentſchland,
[Spaltenumbruch] nicht lange auf ſich warten laſſen, und daher auch der Erfolg
des immerhin gewagten Unternehmens bald ein lohnender ſein.

Von Wichtigkeit für Weihnachten
und Neujahr:
man darf auf Poſtkreuzbänder Höflichkeitsgrüße
ſchreiben wie „With his compliments“ und dergl. Der Secretär
des Oberpoſtamts hat ſoeben auf eine Anfrage obigen Beſcheid
erlaſſen. Bis jetzt wurden ſolche Auffchriften mit vollem Brieffatze
geahndet, weil ſie den Charakter der bloßen Kreuzbandſendung
zerſtörten.

Der Regierungsingenieur
Maiſſin, den das franzöſiſche Kriegsminiſterium behufs Einrich-
tung von Fabriken rauchloſen Pulvers nach Rußland geſchickt hat,
hat ſich bei einem ihm veranſtalteten Feſtmahle des St. Peters-
burger Officierscorps eine renommiſtiſche Tiſchrede geſtattet, deren
Pointe nicht ohne Witz iſt. Er glich nämlich Frankreich mit
dem Champagner, der ſich ruhig verhalte, ſo lange die Flaſche
verkorkt ſei, jedoch wild überſchäume, wenn man ihn entfeſſele.
„Wenn man uns anrühren ſollte, würde unſere franzöſiſche Wuth
uns über die zu eng gewordenen Grenzen hinaus und hoffentlich
weit genug fortreißen, daß wir mit unſern Freunden, den Franzoſen
des Nordens, zuſammenträfen und ſie brüderlich auf jenem Schlacht-
felde umarmten, deſſen Namen uns die Zukunft lehren wird, das
aber gewiß zwiſchen der Weichſel und dem Rhein liegt, und auf
dem die orientaliſche und weſtliche Frage zugleich ihre Löſung fin-
den werden.“

Die North River-Brücke.
Die Entrepreneurs der New-York- und New-Jerſey-Brückengeſell-
ſchaft haben die Pläne des Chefingenieurs Thomas C. Clark und
des Affiſtentingenieurs Chas C. Bruſh gutgeheißen. Hienach wird
die Brücke in einer Höhe von 150 Fuß über der Hochfluthlinie
den North River überſpannen und etwas über 2800 Fuß lang
werden. Der Bau ſoll im kommenden Frühjahr in Angriff ge-
nommen und binnen drei Jahren vollendet werden. Zur Auf-
bringung der Baukoſten u. ſ. w. ſollen für 15,000,000 Dollars
Actien und für 35,000,000 Dollars Obligationen emittirt werden.
Die Brücke wird ausſchließlich Eiſenbahnbrücke werden und es werden
ſämmtliche Bahnen, welche am Jerſey-Ufer ihre Terminalpunkte
haben, künftig Züge ins Centrum von New-York, wahrſcheinlich
zum Madiſon Square, laufen laſſen können.



Aſtronomiſche Mittheilungen.
J. B. Zwei neue Sternwarten.

Italien, welches bereits
eine ſtattliche Anzahl von Sternwarten beſitzt, wir nennen nur
Brera in Mailand, Campidoglio in Rom, Collegio Romano in
Rom, Capo di Monte bei Neapel, Padua, Palermo, hat in dieſem
Jahre zwei neue, trefflich ausgerüſtete Anſtalten zur Pflege der
Himmelskunde und der Geophyſik erhalten. Die eine mit dem
Namen „Specula Vaticana“ in Rom verdankt ihre Entſtehung der
Liberalität des Papſtes und liegt in den vaticaniſchen Gärten; ſie
ſteht unter Leitung des Paters Denza und iſt reich mit Apparaten
zum Studium der Atmoſphäre, des Erdmagnetismus und der Erd-
beben ausgeſtattet. Im Gebiete der Aſtronomie wird ſie ſich aus-
ſchließlich mit der Photographie des Himmels beſchäftigen und ſich
an dem großen internationalen Unternehmen zur Herſtellung einer
photographiſchen Karte des Himmels betheiligen. Die andere
Anſtalt gehört zur Univerſität in Catania und wurde errichtet
durch die Initiative und die Thätigkeit des Profeſſors Tacchini,
der ſeit 1876 auf die Bedeutung eines Obſervatoriums auf dem
Aetna hinwies; demgemäß beſteht ſie aus zwei Theilen, einem in
der Stadt Catania ſelbſt gelegenen für die gewöhnlichen aſtrono-
miſchen und phyſikaliſchen Unterſuchungen, unter denen auch hier
die Photographie des Himmels und die Seismologie oben anſtehen,
und einem zweiten, der in einer Höhe von 3000 Meter auf dem
Aetna liegt. Dieſes letztere Obſervatorium dient zu ſpectroſkopiſchen
und meteorologiſchen Beobachtungen und beſitzt hiezu einen großen
Refractor und zahlreiche meteorologiſche Inſtrumente, außerdem
aber dient es noch zur Unterſuchung der vulcaniſchen Thätigkeit
des Aetna. Bei der Bedeutung, welche hochgelegene Stationen in
neuerer Zeit ſowohl für aſtronomiſche als für meteorologiſche
Forſchungen erlangt haben, darf man große Erwartungen von der
Thätigkeit dieſes neuen Inſtitus hegen.



Telegraphiſche Nachrichten.
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Die hieſige Handelskammer
hat ſämmtliche deutſche Handelskammern, wirthſchaftliche Corpora-
tionen und eine Anzahl Fachmänner, ſowie die betheiligten Reichs-
und Landesbehörden behufs Berathung des Weingeſetzentwurfs
zu einer zweitägigen Verſammlung auf den 28. und 29. d. M.
hieher eingeladen.

Die Fuſion zwiſchen den Jung-
tſchechen, der Skarda- und der Realiſten-Partei iſt
vollzogen;
Donnerſtag findet eine Schlußconferenz behufs
Erlaſſung eines Manifeſtes an das tſchechiſche Volk, welches die
Bildung einer neuen Partei empfiehlt, ſtatt. Die alttſchechiſchen
Führer, Dr. Rieger und Dr. Zeithammer, werden heute
vom Kaiſer in Audienz empfangen.

Mit Uebergehung der Vorſchläge der
tſchechiſchen Prager Handelskammer hat der Handelsminiſter die
maßgebendſten deutſchen Textilinduſtriellen aus Prag zu der
Wiener Enquête betreffs des Handelsvertrags mit Deutſchland
einberufen.

Unter Führung der Nationalbank
iſt das Comité zur Gründung der königlich italieniſchen
Geſellſchaft für Oſtafrika
zuſammengetreten, welchem zahl-
reiche Mitglieder der hohen Ariſtokratie und der Finanz ange-
hören. Das Actiencapital ſoll 20 Millionen betragen und die Ge-
ſellſchaft beabſichtigt zunächſt, die Schifffahrt an der Somali-
Küſte und nach Sanſibar mittelſt italieniſcher Dampfer aufzu-
nehmen, um ſich in dieſer Beziehung ſoweit als möglich unab-
hängig von England zu machen.



Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus.

Den Morgenblättern zufolge iſt der
Director des königlichen Schauſpielhauſes, Dr. Otto Devrient,
zurückgetreten; Max Grube iſt mit den Functionen eines Ober-
regiſſeurs der Hofbühne betraut.

Die Schifffahrt iſt in Folge
ſtarken Froſtes wieder geſchloſſen.

Die Eifenbahnſtrecke Mül-
heim-Duisburg
iſt wieder fahrbar.

Der franzöſiſche Miniſterreſident
Raindre wurde vom Großberzog heute Vormittag in feier-
licher Audienz empfangen. Nachmittags findet der Empfang des
kgl. württembergiſchen Abgeſandten Generals v. Molsberg ſtatt.
Die Großherzogin iſt heute Mittag nach Königſtein abgereist.

Geſtern fanden hier mehrere Anarchiſten-
verſammlungen
ſtatt. In einer derſelben wurde die Ermordung
des ruſſiſchen Generals Seliweſtrow als ruhmreiche That an-
geprieſen und dem muthmaßlichen Mörder Padlewski die höchſte
[Spaltenumbruch] Anerkennung gezollt. Die Anarchiſten Brenard und Stojanow
hielten Schmähreden gegen die Schweiz und ihre Inſtitutionen.

Heute fanden in Tipperary und
Newry große antiparnelliſtiſche Meetings ſtatt. Nach
ſtürmiſchen Scenen wurde der Abſetzung Parnells bei-
geſtimmt. Auch mehrere Zweige der Nationalliga erllärten
ſich gegen Parnell.

Das Reuter’ſche Bureau meldet
aus Peking vom 13. c., ein vom Kaiſer ergangener Erlaß
ordne an, daß die bei der chineſiſchen Regierung beglaubigten
ausländiſchen Geſandten alljährlich ein Mal vom
Kaiſer in Audienz empfangen
werden ſollen.

Der Baumwollenarbeiterverein
zu Bolton hat mit einer Majorität von 3000 Stimmen beſchloſſen,
behufs Erlangung einer 5proc. Lohnerhöhung die Arbeit nieder-
zulegen. Die Zahl der muthmaßlich am Strike Theilnehmenden
wird auf etwa 25,000 Wollarbeiter geſchätzt.

Die auf heute anberaumte Enthüllung
des Standbildes des Kaiſers Friedrich wurde in Folge
des Ablebens ſeines Schöpfers verſchoben.

Die „Times“ meldet aus Sanſibar,
14. Dec.: Es verlautet, daß der Sultan von Witu, Fumo
Bakari
in voriger Woche die engliſche Miſſionsſtation am Tana-
fluſſe zerſtören ließ und mehrere Eingeborene tödtete. In Folge
des Zwiſchenfalls in Manica griff die erregte Volksmenge das
engliſche Conſulat in Quilimane an; die portugieſiſchen
Behörden ſchritten energiſch ein und verhafteten die Rädelsführer.

Die erſte engliſche Poſt vom
14. December über Vliſſingen iſt ausgeblieben. Grund: Nebel
zur See.

In Lalouvière fand geſtern ein
Congreß von Bergarbeiterdelegirten ſtatt, welche insge-
ſammt 74 belgiſche Arbeitervereine vertraten. Dieſelben haben
mit 60 gegen 12 Stimmen beſchloſſen, einen allgemeinen Strike
zu beginnen, falls die Kammer ſich nicht in der gegenwärtigen
Seſſion mit der Verfaſſungsreviſion beſchäftigte oder falls
die Kammer die Reviſion verwerfen ſollte.

Ein Telegramm meldet aus Bona:
Während des Sturmes wurde geſtern Nacht ein italieniſches
Korallenſchiff
an den Hafendamm geſchleudert; 6 Matroſen
ſind ertrunken.

Die „Riforma“ erklärt, die neuerdings
von der „Times“ gemeldeten Differenzen zwiſchen der bul-
gariſchen und der italieniſchen Regierung
in Philippopel
reichen um mehrere Monate zurück, ſeien rein adminiſtrativer
Natur und keineswegs ſo bedeutend, daß die Beziehungen zu Bul-
garien geſtört worden wären, welchem Italien erſt kürzlich ſeine
Sympathien kundgegeben habe; die „Riforma“ fügt hinzu, Italien
habe Vorſorge getroffen, daß den Reclamationen der an dem Rechts-
handel betheiligten italieniſchen Unterthanen Folge gegeben werde.
(Wie im Morgenblatt der Allg. Ztg. vom 28. Nov. ausführlich berichtet
wurde, handelt es ſich um die Sperrung des Geſchäftslocals eines falliten
italieniſchen Kaufmanns durch die bulgariſchen Behörden. D. N.) —
Gemäß eines am Freitag gefaßten Beſchluſſes der äußerſten Linken
überreichte der Abg. Pratano dem Miniſterpräſidenten, dem Schatz-
miniſter und dem Finanzminiſter eine Interpellation be-
treffs der Principien der gegenwärtigen italieniſchen Zollpolitik
und der Opportunität, den Handelsvertrag mit Oeſterreich-
Ungarn
zu geeigneter Zeit zu kündigen. — Das Königspaar
erwiderte geſtern Nachmittag den Beſuch des Erbprinzenpaares von
Schaumburg und nahm bei demſelben den Thee ein.

Ein junger Mann, der am vergan-
genen Montag im hieſigen Hoſpital mit der Koch’ſchen Lymphe
behandelt wurde, ſtarb in der vergangenen Nacht nach mehrtägigen
Athmungsbeſchwerden und Pulsſtörungen; die Autopſie ergab die
gewöhnlichen Schwindſuchtserſcheinungen und Herzfellanſchwellung.
Mehrere andere Fälle Koch’ſcher Behandlung, insbeſondere zwei
Lupusfälle, ſind günſtig verlaufen.

In Helſingfors und Abo
haben die Setzer in mehreren Zeitungsdruckereien die Arbeit ein-
geſtellt, weßhalb die Vlätter in kleinerem Umfange und unregel-
mäßig erſchienen ſind. Die ſtrikenden Setzer rotteten ſich zu-
ſammen und durchzogen die Umgegend. — Auf höhere Anordnung
wird der Univerſität Helſingfors die Aufnahme weiklicher Studiren-
den geſtattet; jede Aufnahme bedarf der Genehmigung des Vor-
ſtandes der Univerſität.

In Folge von Racheacten, welche
von Mohammedanern und Chriſten im Diſtriet Veranje verübt
wurden, flüchteten 25 Chriſtenſamilien nach Montenegro.

Die von der Skupſchtina be-
ſchloſſene Refolution, in welcher die Regierung aufgefordert
wird, im Einvernehmen mit der Regentſchaft Vorſorge zu
treffen, daß aus dem gegenwärtigen Verhältniſſe unter
den Mitgliedern des Königshauſes
keine üblen Folgen
erwachſen, wurde heute der Königin-Mutter durch den Secretär
der Skupſchtina überbracht. Die meiſten Blätter beſprechen
dieſe Angelegenheit. Der „Odjek“ billigt den Beſchluß der
Skupſchtina und meint, es ſei Sache der Eltern des Königs,
ihre perſönlichen Gefühle den Intereſſen des Thrones und des
Vaterlandes unterzuordnen. Einige Blätter, darunter der
„Videlo“ nebmen Partei für die Königin-Mutter.

Contreadmiral Schröder,
Commandant des deutſchen Schulgeſchwaders, iſt geſtern an
Bord des „Pfeil“ mit 5 Officieren zur Begrüßung des Sultans
eingetroffen.

General Miles erhielt keine
Nachricht
von einem Zuſammenſtoße zwiſchen Truppen der Ver-
einigten Staaten und Indianern in der Nähe von Pineridge.
Man glaubt deßhalb, die Nachricht wäre unrichtig.

Juſtin Maccarthy und Sexton ſind
heute nach Irland abgereist.

Die conſtituirende Ver-
ſammlung begann die Berathung des Verfaſſungsent-
wurfes.
Der Präſident der proviſoriſchen Regierung verlas
eine Botſchaft, in welcher er der Verſammlung für das ihm
bisher geſchenkte Vertrauen dankte und dieſelbe bat, die Be-
rathung der neuen Verfaſſung zu beſchleunigen.



Der Aviſo „Pfeil“ iſt am 14. December
in Konſtantinopel eingetroffen und beabſichtigt am 20. December
nach Mytilene zurückznkehren. (Vgl. oben. D. N.)



Nach Schluß der Redaction eingetroffen.

Aus der Audienz Riegers beim
Kaiſer
erfahre ich authentiſch: der Kaiſer ſagte, er erkenne die
Schwierigkeit der Situation des böhmiſchen Ausgleichs und die
ſchwierige Lage der alttſchechiſchen Partei an, er halte jedoch
die Hoffnung aufrecht, daß der Ausgleich doch zu
Stande gebracht werden wird.


Miniſterpräſident Criſpi hat geſtern die
Unterſtützung der von einem deutſch-engliſch-italieniſchen Syndikat
in Angriff genommenen Schaffung eines internationalen Cur-
ortes im Albanergebirge
zugeſagt.

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Die Brücke wird aus&#x017F;chließlich Ei&#x017F;enbahnbrücke werden und es werden<lb/>
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Himmelskunde und der Geophy&#x017F;ik erhalten. Die eine mit dem<lb/>
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An&#x017F;talt gehört zur Univer&#x017F;ität in Catania und wurde errichtet<lb/>
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For&#x017F;chungen erlangt haben, darf man große Erwartungen von der<lb/>
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[6/0006] München, Montag Allgemeine Zeitung 15. December 1890. zweites Abendblatt Nr. 347. nämlich im Intereſſe des Friedens beider Nationen den Ton zu mäßigen und in Zukunft Unwahrheiten keinen Raum mehr zu ge- währen, nicht ins Leere. — Seit Jahren leidet der General- inſpector der rumäniſchen Schulen der Türkei, Hr. Apoſtol Margarit, unter den fanatiſchen Verfolgungen der Griechen, und mehrmals ſchon wurde er gelegentlich ſeiner Inſpectionsreiſen ernſtlich angefallen und am Leben bedroht. Bisher war es ihm jedoch dank der Ergebenheit und Wachſamkeit ſeines türkiſchen Dieners Muſſa, eines Mannes von herkuliſchem Körperbau und außergewöhnlicher Stärke, ſtets ge- lungen, ſeinen Feinden zu entgehen. Dieſe überfielen daher vor kurzem den genannten Muſſa in der Nacht und brachten ihm ſo ſchwere Wunden bei, daß er am folgenden Tage daran verſchied. Nachdem auf dieſe Weiſe der Hauptvertheidiger Margarits aus dem Wege geräumt war, wurde dieſer ſelbſt vor einigen Tagen in Salonik von einem Griechen aus Vlako Kliſſura überfallen und durch vier Meſſerſtiche ſchwer, doch nicht tödtlich, verletzt. In Zu- kunft wird ihm die türkiſche Regierung eine Gendarmeriebedeckung ſtellen, um ihn gegen das griechiſche Geſindel zu ſchützen. — Wie die „Nea Epitheoriſſis“ wiſſen will, ſoll die Antwort des Patriarchats auf das letzte Teskeré, da dieſes durch beſondere kaiſerliche Iradé ſanctionirt iſt, in Form eines Bittgeſuches dem Sultan heute überreicht werden, wobei Mſgr. Chorene Aſchikian Veranlaſſung nehmen will, dem Padiſchah ſeine Ergebenheit und die Verſicherung auszudrücken, daß er unverzüglich ſeine Functionen wieder aufnehmen werde. Es ſcheint überhaupt, als ob die mit dem armeniſchen Patriarchat erwachſene Privilegienſtreitfrage als beigelegt zu betrachten wäre. — Die Provinz Ak Schehir (Klein- aſien) wurde dieſer Tage endlich von einem Scheuſal befreit, welches dieſelbe ſeit mehreren Jahren ungeſtraft brandſchatzte und verheerte. Der neue Generalgouverneur von Koniah hatte ſich nämlich auf ſeiner Dienſtantrittsreiſe kaum von dem Entſetzen, welches der berüchtigte Räuberbandenführer Osman in der ganzen Gegend verbreitete, perſönlich überzeugt, als er deſſen Vernichtung beſchloß und eine Compagnie Soldaten zur Verfolgung der Ban- diten ausſandte. Der Commandant der Truppe, Hauptmann Ibrahim, traf die Bande bei Kirſchehir und rieb ſie nach hart- näckigem Kampfe vollſtändig auf. Oſtafrika. * Aus Sanſibar wird der „Times“ gemeldet: „Emin Paſcha ſchickt ſich an, von Uſambiro nach Karagwa (nordweſtlich am Victoria Nyanza) zu marſchiren. Hieſigen Geſchäftskreifen flößt die commercielle Zukunft Sanſibars große Beſorg- niſſe ein. Die Deutſchen werden ſich natürlich beſtreben, das ganze Sanſibarer Geſchäft nach ihrer Küſte abzuleiten, und es werden brittiſch-indiſchen Kaufleuten von den hieſigen deutſchen Behörden große Verſprechungen gemacht, um ſie zu veranlaſſen, direct nach der deutſchen Küſtenlinie zu importiren und Sanſibar gänzlich zu vermeiden.“ Verſchiedenes. * Berlin, 12. Dec. Die Berichte der deutſchen Panzerſchiffe „Deutſchland“ und „Preußen“ über angeſtellte Verſuche, bei hefti- gem Seegang durch Anwendung von Oel das Brechen der Wellen zu verhindern, liegen jetzt vor. Das Panzerſchiff „Deutſch- land“ hat dieſe Proben bei Fiume im Adriatiſchen Meere ange- ſtellt, und das Ergebniß war zufriedenſtellend. Das Thurmſchiff „Preußen“ hatte weniger günſtige Reſultate am 3. Februar bei Cap Matapan zu verzeichnen, doch lag die Schuld an der zu großen Schnelligkeit des Schiffes, welche zehn Meilen in der Stunde betrug. Trotzdem zeigte ſich, daß bei Anwendung von Oel ein Ueberſchlagen der Wellenkämme verhindert wird. Die Verſuche wurden in der üblichen Weiſe angeſtellt. Man hängte den Oelſack, aus welchem die Flüſſigkeit nur tropfenweiſe durch- ſickern kann, an denjenigen Stellen über Bord, woher man die heftigſten Wellen erwartete, ſo daß allmählich um das Schiff herum eine mehrere Meter breite, wenn auch überaus dünne, Oel- ſchicht ſich bildete. Welches Oel angewendet wird, iſt gleich- gültig. In obigen Fällen war es Maſchinenöl, und die Menge, welche während des ganzen Tages verbraucht wurde, betrug nur 75 Kilogramm. * Berlin, 13. Dec. Wie die Privattheater, werden auch die königlichen Theater demnächſt bauliche Veränderungen erfahren, um den im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit getroffenen baupolizeilichen Beſtimmungen der bekannten Verord- nung vom October v. J. zu genügen. In welchem Umfange die Umbauten ſowohl im königlichen Opernhauſe wie im königlichen Schauſpielhauſe erforderlich ſind und ob ſie in der üblichen Bau- zeit werden bewältigt werden können, darüber ſchweben noch die Verhandlungen. (Wie ſteht es in dieſer Beziehung mit den Münchener Theatern? D. R.) — Im Hauptportal des königlichen Schloſſes an der Schloßfreiheit wird jetzt das neue gewaltige ſchmiedeiſerne Thor eingeſetzt. Das Thor iſt neun Meter breit und über zehn Meter hoch, mithin das größte in Schmiedearbeit, welches in Deutſchland, wenn nicht gar in ganz Europa vorhanden iſt. Der bereits in die Portalwände eingeſtemmte eiſerne Auffchlagbalken, welcher in der Mitte bogenartig nach oben geſchweift iſt, ſieht wie ein richtiger Brückenträger aus. Trotz ſeiner Maſſenhaftig- keit iſt das Thor vortrefflich gegliedert, im Schlüter-Stil ornamentirt und durchgearbeitet. Oben wird man als Krönung die Krone mit dem Namenszuge des Kaiſers, reichem Lorbeerſchmuck und gewundenen Ranken ſehen. Der mehr als mannshohe Sockel beſteht aus geſchmiedeten Eiſenplatten. Alsdann folgen die mehr- fach gewundenen, faſt armdicken Gitterſtäbe, welche unten aus Kelchen emporſteigen, um oben wieder in ſolche zu münden. Beide Flügel ſind einfach eingehängt, laufen alſo trotz ihrer gewaltigen Laſt nicht auf Schienen und ſind zudem ſo leicht drehbar, daß ein einziger Mann das Oeffnen und Schließen beſorgen kann. In ſeiner Gefammtheit wiegt das Thor über hundert Centner. Auch die zu beiden Seiten des Haupteinganges gelegenen rundbogigen Nebenöffnungen, welche eine Breite von fünf Meter beſitzen, werden mit ſchmiedeeiſernen Thoren verſchloſſen werden. Vorausſichtlich wird zu dieſem hervorragenden Schmuck des Eoſander’ſchen Haupt- portals noch eine anderweitige Verſchönerung hinzukommen, welche mit der Niederlegung der Häuſer an der Schloßfreiheit und der Errichtung des Kaiſer Wilhelm-Denkmals zuſammenhängt. ⏏ Nervi, 13. Dec. Die im Morgenblatt der Allg. Ztg. vom 28. November d. J. in einer Correſpondenz aus Nervi aus- geſprochenen Befürchtungen haben erfreulicherweiſe als nicht zu- treffend ſich erwieſen, und Nervi kann ſich rühmen, ſeit heute das erſte größere Sanatorium an der liguriſchen Küſte für alle, zur Behandlung mit der Koch’ſchen Lymphe geeigneten Kranken zu beſitzen. Nach endlicher Beſiegung mannichfacher Schwierigkeiten iſt es dem Sanitätsrath und Stabsarzt d. R. Hrn. Dr. Laudien aus Kiſſingen gelungen, eine große Villa in vortrefflicher Lage, in un- mittelbarer Nähe von Eden-Hôtel, zu miethen, dieſelbe zweckent- ſprechend einzurichten und mit einem wohlgeſchulten dortigen Dienſt- und Wärterperſonale ſo verſehen und ebenſo die nöthige Menge Lymphe aus Berlin zu beſchaffen. Und nachdem die hieſigen klima- tiſchen Verhältniſſe die Wirkung des Koch’ſchen Heilmittels in der kräſtigſten Weiſe zu unterſtützen geeignet erſcheinen, ſo dürfte auch der Zuſpruch von Heilung Suchenden, namentlich aus Dentſchland, nicht lange auf ſich warten laſſen, und daher auch der Erfolg des immerhin gewagten Unternehmens bald ein lohnender ſein. * London, 11. Dec. Von Wichtigkeit für Weihnachten und Neujahr: man darf auf Poſtkreuzbänder Höflichkeitsgrüße ſchreiben wie „With his compliments“ und dergl. Der Secretär des Oberpoſtamts hat ſoeben auf eine Anfrage obigen Beſcheid erlaſſen. Bis jetzt wurden ſolche Auffchriften mit vollem Brieffatze geahndet, weil ſie den Charakter der bloßen Kreuzbandſendung zerſtörten. * St. Petersburg, im Dec. Der Regierungsingenieur Maiſſin, den das franzöſiſche Kriegsminiſterium behufs Einrich- tung von Fabriken rauchloſen Pulvers nach Rußland geſchickt hat, hat ſich bei einem ihm veranſtalteten Feſtmahle des St. Peters- burger Officierscorps eine renommiſtiſche Tiſchrede geſtattet, deren Pointe nicht ohne Witz iſt. Er glich nämlich Frankreich mit dem Champagner, der ſich ruhig verhalte, ſo lange die Flaſche verkorkt ſei, jedoch wild überſchäume, wenn man ihn entfeſſele. „Wenn man uns anrühren ſollte, würde unſere franzöſiſche Wuth uns über die zu eng gewordenen Grenzen hinaus und hoffentlich weit genug fortreißen, daß wir mit unſern Freunden, den Franzoſen des Nordens, zuſammenträfen und ſie brüderlich auf jenem Schlacht- felde umarmten, deſſen Namen uns die Zukunft lehren wird, das aber gewiß zwiſchen der Weichſel und dem Rhein liegt, und auf dem die orientaliſche und weſtliche Frage zugleich ihre Löſung fin- den werden.“ * New-York, 28. Nov. Die North River-Brücke. Die Entrepreneurs der New-York- und New-Jerſey-Brückengeſell- ſchaft haben die Pläne des Chefingenieurs Thomas C. Clark und des Affiſtentingenieurs Chas C. Bruſh gutgeheißen. Hienach wird die Brücke in einer Höhe von 150 Fuß über der Hochfluthlinie den North River überſpannen und etwas über 2800 Fuß lang werden. Der Bau ſoll im kommenden Frühjahr in Angriff ge- nommen und binnen drei Jahren vollendet werden. Zur Auf- bringung der Baukoſten u. ſ. w. ſollen für 15,000,000 Dollars Actien und für 35,000,000 Dollars Obligationen emittirt werden. Die Brücke wird ausſchließlich Eiſenbahnbrücke werden und es werden ſämmtliche Bahnen, welche am Jerſey-Ufer ihre Terminalpunkte haben, künftig Züge ins Centrum von New-York, wahrſcheinlich zum Madiſon Square, laufen laſſen können. Aſtronomiſche Mittheilungen. J. B. Zwei neue Sternwarten. Italien, welches bereits eine ſtattliche Anzahl von Sternwarten beſitzt, wir nennen nur Brera in Mailand, Campidoglio in Rom, Collegio Romano in Rom, Capo di Monte bei Neapel, Padua, Palermo, hat in dieſem Jahre zwei neue, trefflich ausgerüſtete Anſtalten zur Pflege der Himmelskunde und der Geophyſik erhalten. Die eine mit dem Namen „Specula Vaticana“ in Rom verdankt ihre Entſtehung der Liberalität des Papſtes und liegt in den vaticaniſchen Gärten; ſie ſteht unter Leitung des Paters Denza und iſt reich mit Apparaten zum Studium der Atmoſphäre, des Erdmagnetismus und der Erd- beben ausgeſtattet. Im Gebiete der Aſtronomie wird ſie ſich aus- ſchließlich mit der Photographie des Himmels beſchäftigen und ſich an dem großen internationalen Unternehmen zur Herſtellung einer photographiſchen Karte des Himmels betheiligen. Die andere Anſtalt gehört zur Univerſität in Catania und wurde errichtet durch die Initiative und die Thätigkeit des Profeſſors Tacchini, der ſeit 1876 auf die Bedeutung eines Obſervatoriums auf dem Aetna hinwies; demgemäß beſteht ſie aus zwei Theilen, einem in der Stadt Catania ſelbſt gelegenen für die gewöhnlichen aſtrono- miſchen und phyſikaliſchen Unterſuchungen, unter denen auch hier die Photographie des Himmels und die Seismologie oben anſtehen, und einem zweiten, der in einer Höhe von 3000 Meter auf dem Aetna liegt. Dieſes letztere Obſervatorium dient zu ſpectroſkopiſchen und meteorologiſchen Beobachtungen und beſitzt hiezu einen großen Refractor und zahlreiche meteorologiſche Inſtrumente, außerdem aber dient es noch zur Unterſuchung der vulcaniſchen Thätigkeit des Aetna. Bei der Bedeutung, welche hochgelegene Stationen in neuerer Zeit ſowohl für aſtronomiſche als für meteorologiſche Forſchungen erlangt haben, darf man große Erwartungen von der Thätigkeit dieſes neuen Inſtitus hegen. Telegraphiſche Nachrichten. Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. &#x1F745; Wiesbaden, 15. Dec. Die hieſige Handelskammer hat ſämmtliche deutſche Handelskammern, wirthſchaftliche Corpora- tionen und eine Anzahl Fachmänner, ſowie die betheiligten Reichs- und Landesbehörden behufs Berathung des Weingeſetzentwurfs zu einer zweitägigen Verſammlung auf den 28. und 29. d. M. hieher eingeladen. S. Wien, 15. Dec. Die Fuſion zwiſchen den Jung- tſchechen, der Skarda- und der Realiſten-Partei iſt vollzogen; Donnerſtag findet eine Schlußconferenz behufs Erlaſſung eines Manifeſtes an das tſchechiſche Volk, welches die Bildung einer neuen Partei empfiehlt, ſtatt. Die alttſchechiſchen Führer, Dr. Rieger und Dr. Zeithammer, werden heute vom Kaiſer in Audienz empfangen. g. Prag, 15. Dec. Mit Uebergehung der Vorſchläge der tſchechiſchen Prager Handelskammer hat der Handelsminiſter die maßgebendſten deutſchen Textilinduſtriellen aus Prag zu der Wiener Enquête betreffs des Handelsvertrags mit Deutſchland einberufen. ꕽ Mailand, 15. Dec. Unter Führung der Nationalbank iſt das Comité zur Gründung der königlich italieniſchen Geſellſchaft für Oſtafrika zuſammengetreten, welchem zahl- reiche Mitglieder der hohen Ariſtokratie und der Finanz ange- hören. Das Actiencapital ſoll 20 Millionen betragen und die Ge- ſellſchaft beabſichtigt zunächſt, die Schifffahrt an der Somali- Küſte und nach Sanſibar mittelſt italieniſcher Dampfer aufzu- nehmen, um ſich in dieſer Beziehung ſoweit als möglich unab- hängig von England zu machen. Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus. * Berlin, 15. Dec. Den Morgenblättern zufolge iſt der Director des königlichen Schauſpielhauſes, Dr. Otto Devrient, zurückgetreten; Max Grube iſt mit den Functionen eines Ober- regiſſeurs der Hofbühne betraut. * Königsberg, 15. Dec. Die Schifffahrt iſt in Folge ſtarken Froſtes wieder geſchloſſen. * Duisburg, 15. Dec. Die Eifenbahnſtrecke Mül- heim-Duisburg iſt wieder fahrbar. * Luxemburg, 15. Dec. Der franzöſiſche Miniſterreſident Raindre wurde vom Großberzog heute Vormittag in feier- licher Audienz empfangen. Nachmittags findet der Empfang des kgl. württembergiſchen Abgeſandten Generals v. Molsberg ſtatt. Die Großherzogin iſt heute Mittag nach Königſtein abgereist. * Genf, 15. Dec. Geſtern fanden hier mehrere Anarchiſten- verſammlungen ſtatt. In einer derſelben wurde die Ermordung des ruſſiſchen Generals Seliweſtrow als ruhmreiche That an- geprieſen und dem muthmaßlichen Mörder Padlewski die höchſte Anerkennung gezollt. Die Anarchiſten Brenard und Stojanow hielten Schmähreden gegen die Schweiz und ihre Inſtitutionen. * London, 14. Dec. Heute fanden in Tipperary und Newry große antiparnelliſtiſche Meetings ſtatt. Nach ſtürmiſchen Scenen wurde der Abſetzung Parnells bei- geſtimmt. Auch mehrere Zweige der Nationalliga erllärten ſich gegen Parnell. (*) London, 14. Dec. Das Reuter’ſche Bureau meldet aus Peking vom 13. c., ein vom Kaiſer ergangener Erlaß ordne an, daß die bei der chineſiſchen Regierung beglaubigten ausländiſchen Geſandten alljährlich ein Mal vom Kaiſer in Audienz empfangen werden ſollen. (*) London, 14. Dec. Der Baumwollenarbeiterverein zu Bolton hat mit einer Majorität von 3000 Stimmen beſchloſſen, behufs Erlangung einer 5proc. Lohnerhöhung die Arbeit nieder- zulegen. Die Zahl der muthmaßlich am Strike Theilnehmenden wird auf etwa 25,000 Wollarbeiter geſchätzt. * London, 15. Dec. Die auf heute anberaumte Enthüllung des Standbildes des Kaiſers Friedrich wurde in Folge des Ablebens ſeines Schöpfers verſchoben. * London, 15. Dec. Die „Times“ meldet aus Sanſibar, 14. Dec.: Es verlautet, daß der Sultan von Witu, Fumo Bakari in voriger Woche die engliſche Miſſionsſtation am Tana- fluſſe zerſtören ließ und mehrere Eingeborene tödtete. In Folge des Zwiſchenfalls in Manica griff die erregte Volksmenge das engliſche Conſulat in Quilimane an; die portugieſiſchen Behörden ſchritten energiſch ein und verhafteten die Rädelsführer. * Venloo, 15. Dec. Die erſte engliſche Poſt vom 14. December über Vliſſingen iſt ausgeblieben. Grund: Nebel zur See. * Brüſſel, 15. Dec. In Lalouvière fand geſtern ein Congreß von Bergarbeiterdelegirten ſtatt, welche insge- ſammt 74 belgiſche Arbeitervereine vertraten. Dieſelben haben mit 60 gegen 12 Stimmen beſchloſſen, einen allgemeinen Strike zu beginnen, falls die Kammer ſich nicht in der gegenwärtigen Seſſion mit der Verfaſſungsreviſion beſchäftigte oder falls die Kammer die Reviſion verwerfen ſollte. * Paris, 15. Dec. Ein Telegramm meldet aus Bona: Während des Sturmes wurde geſtern Nacht ein italieniſches Korallenſchiff an den Hafendamm geſchleudert; 6 Matroſen ſind ertrunken. * Rom, 15. Dec. Die „Riforma“ erklärt, die neuerdings von der „Times“ gemeldeten Differenzen zwiſchen der bul- gariſchen und der italieniſchen Regierung in Philippopel reichen um mehrere Monate zurück, ſeien rein adminiſtrativer Natur und keineswegs ſo bedeutend, daß die Beziehungen zu Bul- garien geſtört worden wären, welchem Italien erſt kürzlich ſeine Sympathien kundgegeben habe; die „Riforma“ fügt hinzu, Italien habe Vorſorge getroffen, daß den Reclamationen der an dem Rechts- handel betheiligten italieniſchen Unterthanen Folge gegeben werde. (Wie im Morgenblatt der Allg. Ztg. vom 28. Nov. ausführlich berichtet wurde, handelt es ſich um die Sperrung des Geſchäftslocals eines falliten italieniſchen Kaufmanns durch die bulgariſchen Behörden. D. N.) — Gemäß eines am Freitag gefaßten Beſchluſſes der äußerſten Linken überreichte der Abg. Pratano dem Miniſterpräſidenten, dem Schatz- miniſter und dem Finanzminiſter eine Interpellation be- treffs der Principien der gegenwärtigen italieniſchen Zollpolitik und der Opportunität, den Handelsvertrag mit Oeſterreich- Ungarn zu geeigneter Zeit zu kündigen. — Das Königspaar erwiderte geſtern Nachmittag den Beſuch des Erbprinzenpaares von Schaumburg und nahm bei demſelben den Thee ein. * Madrid, 24. Dec. Ein junger Mann, der am vergan- genen Montag im hieſigen Hoſpital mit der Koch’ſchen Lymphe behandelt wurde, ſtarb in der vergangenen Nacht nach mehrtägigen Athmungsbeſchwerden und Pulsſtörungen; die Autopſie ergab die gewöhnlichen Schwindſuchtserſcheinungen und Herzfellanſchwellung. Mehrere andere Fälle Koch’ſcher Behandlung, insbeſondere zwei Lupusfälle, ſind günſtig verlaufen. * St. Petersburg, 15. Dec. In Helſingfors und Abo haben die Setzer in mehreren Zeitungsdruckereien die Arbeit ein- geſtellt, weßhalb die Vlätter in kleinerem Umfange und unregel- mäßig erſchienen ſind. Die ſtrikenden Setzer rotteten ſich zu- ſammen und durchzogen die Umgegend. — Auf höhere Anordnung wird der Univerſität Helſingfors die Aufnahme weiklicher Studiren- den geſtattet; jede Aufnahme bedarf der Genehmigung des Vor- ſtandes der Univerſität. (*) Cetinje, 14. Dec. In Folge von Racheacten, welche von Mohammedanern und Chriſten im Diſtriet Veranje verübt wurden, flüchteten 25 Chriſtenſamilien nach Montenegro. (*) Belgrad, 14. Dec. Die von der Skupſchtina be- ſchloſſene Refolution, in welcher die Regierung aufgefordert wird, im Einvernehmen mit der Regentſchaft Vorſorge zu treffen, daß aus dem gegenwärtigen Verhältniſſe unter den Mitgliedern des Königshauſes keine üblen Folgen erwachſen, wurde heute der Königin-Mutter durch den Secretär der Skupſchtina überbracht. Die meiſten Blätter beſprechen dieſe Angelegenheit. Der „Odjek“ billigt den Beſchluß der Skupſchtina und meint, es ſei Sache der Eltern des Königs, ihre perſönlichen Gefühle den Intereſſen des Thrones und des Vaterlandes unterzuordnen. Einige Blätter, darunter der „Videlo“ nebmen Partei für die Königin-Mutter. * Konſtantinopel, 15. Dec. Contreadmiral Schröder, Commandant des deutſchen Schulgeſchwaders, iſt geſtern an Bord des „Pfeil“ mit 5 Officieren zur Begrüßung des Sultans eingetroffen. (*) New-York, 13. Dec. General Miles erhielt keine Nachricht von einem Zuſammenſtoße zwiſchen Truppen der Ver- einigten Staaten und Indianern in der Nähe von Pineridge. Man glaubt deßhalb, die Nachricht wäre unrichtig. * New-York, 14. Dec. Juſtin Maccarthy und Sexton ſind heute nach Irland abgereist. (*) Rio de Janeiro, 13. Dec. Die conſtituirende Ver- ſammlung begann die Berathung des Verfaſſungsent- wurfes. Der Präſident der proviſoriſchen Regierung verlas eine Botſchaft, in welcher er der Verſammlung für das ihm bisher geſchenkte Vertrauen dankte und dieſelbe bat, die Be- rathung der neuen Verfaſſung zu beſchleunigen. * Berlin, 15. Dec. Der Aviſo „Pfeil“ iſt am 14. December in Konſtantinopel eingetroffen und beabſichtigt am 20. December nach Mytilene zurückznkehren. (Vgl. oben. D. N.) Nach Schluß der Redaction eingetroffen. 8. Wien, 15. Dec. Aus der Audienz Riegers beim Kaiſer erfahre ich authentiſch: der Kaiſer ſagte, er erkenne die Schwierigkeit der Situation des böhmiſchen Ausgleichs und die ſchwierige Lage der alttſchechiſchen Partei an, er halte jedoch die Hoffnung aufrecht, daß der Ausgleich doch zu Stande gebracht werden wird. ♋ Rom, 15. Dec. Miniſterpräſident Criſpi hat geſtern die Unterſtützung der von einem deutſch-engliſch-italieniſchen Syndikat in Angriff genommenen Schaffung eines internationalen Cur- ortes im Albanergebirge zugeſagt.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 347, 15. Dezember 1890, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine347_1890/6>, abgerufen am 01.06.2024.