Allgemeine Zeitung, Nr. 34, 22. August 1914.
Aus Konstantinopel, 19. August, wird dem WTB. England. Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt unter der "Exzellenz! Da die englische Regierung täglich Preßberichte Der Reichskanzler antwortete darauf: "Deutschland ist vom internationalen Nachrichtenverkehr ab- Vom österreichischen Kriegsschauplatz. Der Kaiser von Oesterreich, der bis zum letzten Augen- "Schweres Leid hat dieser Zeitabschnitt dem ehrwürdigen Herr- Vom österreichisch-russischen Kriegsschauplatz meldet das Woff- "Die österreichisch-ungarischen Truppen sind in Russisch-Polen Neuerdings haben die Oesterreicher Schabatz genommen. Schabatz oder Sabac (12,000 Einwohner) liegt an der Mündung Noch bedeutender scheinen die Erfolge unserer östereichischen Die österreichisch-ungarischen Truppen haben am 14. ds. Mts. WTB. Wien, 20. Aug. Die Reichspost meldet aus Semlin: "Am Dienstag nachmittag 3 Uhr verbreitete sich die Nachricht, daß Und unterm 17. ds. Mts. meldet das Wolffsche Telegraphen- "Die montenegrinischen Truppen kämpfen seit zwei Tagen in Auch Oesterreich hat über russische Gewaltakte zu klagen. Sowohl England wie Frankreich haben inzwischen auch Oester-
Aus Konſtantinopel, 19. Auguſt, wird dem WTB. England. Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt unter der „Exzellenz! Da die engliſche Regierung täglich Preßberichte Der Reichskanzler antwortete darauf: „Deutſchland iſt vom internationalen Nachrichtenverkehr ab- Vom öſterreichiſchen Kriegsſchauplatz. Der Kaiſer von Oeſterreich, der bis zum letzten Augen- „Schweres Leid hat dieſer Zeitabſchnitt dem ehrwürdigen Herr- Vom öſterreichiſch-ruſſiſchen Kriegsſchauplatz meldet das Woff- „Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen ſind in Ruſſiſch-Polen Neuerdings haben die Oeſterreicher Schabatz genommen. Schabatz oder Sabac (12,000 Einwohner) liegt an der Mündung Noch bedeutender ſcheinen die Erfolge unſerer öſtereichiſchen Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen haben am 14. ds. Mts. WTB. Wien, 20. Aug. Die Reichspoſt meldet aus Semlin: „Am Dienstag nachmittag 3 Uhr verbreitete ſich die Nachricht, daß Und unterm 17. ds. Mts. meldet das Wolffſche Telegraphen- „Die montenegriniſchen Truppen kämpfen ſeit zwei Tagen in Auch Oeſterreich hat über ruſſiſche Gewaltakte zu klagen. Sowohl England wie Frankreich haben inzwiſchen auch Oeſter- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <cit> <quote><pb facs="#f0005" n="519"/><fw place="top" type="header">22. Auguſt 1914. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/><cb/> fen Charakter annehmen ſollte, ſo trifft Rußland dafür allein die<lb/> Verantwortung.“</quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Aus <hi rendition="#g">Konſtantinopel,</hi> 19. Auguſt, wird dem <hi rendition="#aq">WTB.</hi><lb/> telegraphiert: Wie „Ikdam“ erfährt, gewinnt der Aufſtand im<lb/> Kaukaſus gegen Rußland an Ausdehnung. Die Aufſtändiſchen<lb/> ſprengten eine Brücke über den Araxesfluß an der einzigen Eiſen-<lb/> bahnlinie, die Rußland mit Perſien verbindet. Die ruſſiſchen<lb/> Truppen fliehen mit den Waffen und dem Gepäck an die türkiſche<lb/> Grenze. Vorgeſtern überſchritt eine große Zahl von Soldaten die<lb/> Grenze, um auf türkiſches Gebiet zu flüchten. Die Preiſe für die<lb/> Lebensmittel im Kaukaſus ſind auf das Vierfache geſtiegen. Es<lb/> wird immer ſchwieriger, den Aufſtand zu unterdrücken.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">England.</hi> </head><lb/> <p>Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt unter der<lb/> Ueberſchrift „<hi rendition="#g">Engliſche Preßlügen gegen Deutſch-<lb/> land</hi>“: Der Leiter der großen amerikaniſchen Zeitungsverbindung,<lb/> der Aſſociated Preß in Newyork, Melville Stone, richtete unter dem<lb/> 14. Auguſt an den <hi rendition="#g">Reichskanzler</hi> folgendes Telegramm:</p><lb/> <cit> <quote>„Exzellenz! Da die engliſche Regierung täglich Preßberichte<lb/> über den Fortgang des Krieges ausgibt, würden uns ähnliche<lb/> Verlautbarungen von der deutſchen Regierung ſehr angenehm<lb/> ſein.“</quote> </cit><lb/> <p>Der Reichskanzler antwortete darauf:</p><lb/> <cit> <quote>„Deutſchland iſt vom internationalen Nachrichtenverkehr ab-<lb/> geſchnitten und kann ſich gegen die Lügen nicht verteidigen. 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Die Möglichkeit, ſchon nach<lb/> 17 Tagen unter den gewiß nicht leichten Verhältniſſen, wie ſie an<lb/> der Grenze von Serbien ſind, die Operationen aufzunehmen und<lb/> dem Feinde entgegenzurücken, iſt eine erſtaunliche Leiſtung, die<lb/> nicht genug anerkannt werden kann.</p><lb/> <p>Noch bedeutender ſcheinen die Erfolge unſerer öſtereichiſchen<lb/> Bundesgenoſſen gegen Serbien geweſen zu ſein:</p><lb/> <p>Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen haben am 14. ds. Mts.<lb/> nach heftigen Kämpfen den Feind aus einer ſeit langer Zeit be-<lb/> feſtigten Stellung auf den öſtlichen Uferhöhen der Drina in der<lb/> Nähe von Loznica und Ljesnica geworfen. Dort ſowohl wie bei<lb/> Sabac wurden am Nachmittag des 14. und in der Nacht zum 15.<lb/> Auguſt zahlreiche mit großer Tapferkeit geführte Gegenangriffe der<lb/> Serben abgewieſen. Am 15. Auguſt ſetzten die öſterreichiſch-ungari-<lb/> ſchen Truppen ihre Vorwärtsbewegung fort. Die Verluſte der<lb/> Serben ſind ſchwer, auch die öſterreichiſch-ungariſchen ſind nicht un-<lb/> beträchtlich. Einzelheiten darüber fehlen noch. Montenegriniſche<lb/> Streitkräfte, die in das Gebiet Oeſterreich-Ungarns einzudringen<lb/> verſuchten, wurden allenthalben zurückgeworfen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="5"> <dateline><hi rendition="#aq">WTB.</hi><hi rendition="#g">Wien,</hi> 20. Aug.</dateline><lb/> <p>Die Reichspoſt meldet aus Semlin:</p><lb/> <cit> <quote>„Am Dienstag nachmittag 3 Uhr verbreitete ſich die Nachricht, daß<lb/> die öſterreichiſchen Truppen bei Progra, 23 Kilometer weſtlich von<lb/> Semlin, die Save überſchritten hätten und auf ſerbiſches Gebiet<lb/> eingedrungen ſeien. Um 5 Uhr nachmittags wurde in Semlin be-<lb/> kannt, daß die öſterreichiſchen Truppen die ſerbiſche Stadt<lb/> Obrenowatſch eingenommen haben. Geſtern nacht wollte eine<lb/> ſerbiſche Komitatſchibande bei der Inſel Ciganlija unterhalb Sem-<lb/> lins bei dem Dorfe Gezanija auf das ungariſche Ufer gelangen,<lb/> wurde jedoch von unſeren Truppen zurückgewieſen und erlitt<lb/> ſchwere Verluſte.“</quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="5"> <p>Und unterm 17. ds. Mts. meldet das Wolffſche Telegraphen-<lb/> bureau vom montenegriniſchen Kriegsſchauplatz:</p><lb/> <cit> <quote>„Die montenegriniſchen Truppen kämpfen ſeit zwei Tagen in<lb/> der Umgebung des Berges Liſanitz in der Gegend von Grahovo<lb/> gegen bedeutende öſterreichiſche Streitkräfte. Die Verluſte der<lb/> Montenegriner in dieſem Kampfe betragen bisher 45 Tote und<lb/> Verwundete. Das 16. öſterreichiſche Armeekorps greift die Weſt-<lb/> grenze von Montenegro auf der Linie Krivaja—Grahovo an; das<lb/> 15. öſterreichiſche Korps marſchiert auf der Linie Cernica—Gacko.<lb/> Die öſterreichiſche Flotte bombardiert die montenegriniſchen Stel-<lb/> lungen auf dem Berg Lovcen.“</quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="5"> <p>Auch Oeſterreich hat über ruſſiſche <hi rendition="#g">Gewaltakte</hi> zu klagen.<lb/> Auf dem Umwege über das Berliner Wolffſche Telegraphenbureau<lb/> erfährt man, daß im öſterreichiſchen Miniſterium des Aeußern<lb/> durch die amerikaniſche Botſchaft folgende Tatſache zur Kenntnis<lb/> gebracht worden iſt: Am 13. Auguſt wurde der öſterreichiſch-ungari-<lb/> ſche Vizekonſul Hoffinger, der von dem öſterr.-ungar. Botſchafter<lb/> zum Schutz des diplomatiſchen Archivs in Petersburg zurückgelaſſen<lb/> worden war und für deſſen Sicherheit das ruſſiſche Miniſterium<lb/> des Aeußern ausdrücklich garantierte, als Kriegsgefangener ver-<lb/> haftet. Der Proteſt, den die amerikaniſche Botſchaft, die bekannt-<lb/> lich in Rußland den Schutz der öſterreichiſch-ungariſchen Intereſſen<lb/> für die Dauer des Krieges übernommen hat, gegen dieſen eklatan-<lb/> ten Bruch des Völkerrechts einlegte, blieb erfolglos. 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22. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung
fen Charakter annehmen ſollte, ſo trifft Rußland dafür allein die
Verantwortung.“
Aus Konſtantinopel, 19. Auguſt, wird dem WTB.
telegraphiert: Wie „Ikdam“ erfährt, gewinnt der Aufſtand im
Kaukaſus gegen Rußland an Ausdehnung. Die Aufſtändiſchen
ſprengten eine Brücke über den Araxesfluß an der einzigen Eiſen-
bahnlinie, die Rußland mit Perſien verbindet. Die ruſſiſchen
Truppen fliehen mit den Waffen und dem Gepäck an die türkiſche
Grenze. Vorgeſtern überſchritt eine große Zahl von Soldaten die
Grenze, um auf türkiſches Gebiet zu flüchten. Die Preiſe für die
Lebensmittel im Kaukaſus ſind auf das Vierfache geſtiegen. Es
wird immer ſchwieriger, den Aufſtand zu unterdrücken.
England.
Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt unter der
Ueberſchrift „Engliſche Preßlügen gegen Deutſch-
land“: Der Leiter der großen amerikaniſchen Zeitungsverbindung,
der Aſſociated Preß in Newyork, Melville Stone, richtete unter dem
14. Auguſt an den Reichskanzler folgendes Telegramm:
„Exzellenz! Da die engliſche Regierung täglich Preßberichte
über den Fortgang des Krieges ausgibt, würden uns ähnliche
Verlautbarungen von der deutſchen Regierung ſehr angenehm
ſein.“
Der Reichskanzler antwortete darauf:
„Deutſchland iſt vom internationalen Nachrichtenverkehr ab-
geſchnitten und kann ſich gegen die Lügen nicht verteidigen. Es
vertraut, durch Taten die Falſchheit ſeiner Feinde zu erweiſen
und dankt jedem, der die Wahrheit verbreiten hilft.“
Vom öſterreichiſchen Kriegsſchauplatz.
Der Kaiſer von Oeſterreich, der bis zum letzten Augen-
blick eine kaum dageweſene Langmut beſeſſen hat, um die Kriegs-
gefahr ſolange als möglich hinauszuſchieben, feierte am 18. ds.
ſeinen 84. Geburtstag und ſieht ſich von allen Seiten von Frie-
densſtörern umgeben. Die Nordd. Allgem. Ztg. widmete ihm zu
dieſem Tage nachſtehende Zeilen:
„Schweres Leid hat dieſer Zeitabſchnitt dem ehrwürdigen Herr-
ſcher gebracht. Durch ruchloſe Hand wurden der nächſte Thronerbe
und deſſen Gemahlin dem Leben entriſſen. Unter dem Zwange der
Notwendigkeit, für die Sicherheit des öſterreichiſch-ungariſchen
Reiches gegen die fortdauernden feindlichen Anſchläge vom ſerbiſchen
Boden Bürgſchaften zu ſchaffen, hat der greiſe Monarch, deſſen
Friedensliebe ſelbſt die ſchlimmſten Schmäher nicht beſtreiten könn-
ten, zu den Waffen greifen müſſen. Nicht nur die berechtigte, ſon-
dern die notwendige Abwehr ſollte den Mächten des Dreiverbandes
zum Vorwand dienen, um einen Weltbrand zu entfeſſeln. In all
den Tagen des Leides und in den Stunden ernſteſter Entſchließun-
gen wird es dem Kaiſer und König Franz Joſeph ein erhebender
Troſt geweſen ſein, ſeine Völker ohne Unterſchied des Stammes ſein
Leid einmütig mittragen und nun ſie ebenſo einmütig und in treu-
eſter Hingabe in den Krieg ziehen zu ſehen. Sie wiſſen, daß ihr
Herrſcher das Schwert zog, um das Gemeinwohl aller Glieder der
habsburgiſchen Monarchie zu ſchützen, und ſie werden ihre Pflicht
tun. Auch in Deutſchland gedenkt man in dieſen Tagen mit be-
ſonderer Innigkeit des ehrwürdigen Monarchen, der, mit unſerem
Kaiſer in unverbrüchlicher Bundestreue verknüpft, einen gerechten
Kampf kämpft, der zum Siege führen wird. Das iſt unſere feſte
Zuverſicht.“
Vom öſterreichiſch-ruſſiſchen Kriegsſchauplatz meldet das Woff-
ſche Telegraphenbureau:
„Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen ſind in Ruſſiſch-Polen
weiter vorgerückt. Ungefähr 700 ruſſiſche Deſerteure wurden nach
Linz, Salzburg und Innsbruck gebracht. Bezeichnend für den
Geiſt der öſterreichiſch-ungariſchen Truppen iſt die Tatſache, daß ein
in Gefangenſchaft geratener Huſar am nächſten Tage auf einem
Koſakenpferde zu ſeiner Abteilung einrückte. — Im Norden ſetzen
die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen ihre Vorwärtsbewegung im
Raume weſtlich der Weichſel fort und ſind auch öſtlich des Fluſſes
bereits im Vordringen begriffen.“
Neuerdings haben die Oeſterreicher Schabatz genommen.
Schabatz oder Sabac (12,000 Einwohner) liegt an der Mündung
des Kamitſchak in die Save, die hier die ſerbiſche Nordgrenze gegen
Ungarn bildet. Vor der Stadt befindet ſich eine kleine Befeſtigung.
Es iſt Sitz eines Zollamts und Untergymnaſiums ſowie eines
Biſchofs. Seine Hauptbedeutung liegt im Handel mit einheimiſchen
Produkten. Die Nachricht bedeutet den Anfang der öſterreichiſch-
ungariſchen Offenſive gegen Serbien. Die Möglichkeit, ſchon nach
17 Tagen unter den gewiß nicht leichten Verhältniſſen, wie ſie an
der Grenze von Serbien ſind, die Operationen aufzunehmen und
dem Feinde entgegenzurücken, iſt eine erſtaunliche Leiſtung, die
nicht genug anerkannt werden kann.
Noch bedeutender ſcheinen die Erfolge unſerer öſtereichiſchen
Bundesgenoſſen gegen Serbien geweſen zu ſein:
Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen haben am 14. ds. Mts.
nach heftigen Kämpfen den Feind aus einer ſeit langer Zeit be-
feſtigten Stellung auf den öſtlichen Uferhöhen der Drina in der
Nähe von Loznica und Ljesnica geworfen. Dort ſowohl wie bei
Sabac wurden am Nachmittag des 14. und in der Nacht zum 15.
Auguſt zahlreiche mit großer Tapferkeit geführte Gegenangriffe der
Serben abgewieſen. Am 15. Auguſt ſetzten die öſterreichiſch-ungari-
ſchen Truppen ihre Vorwärtsbewegung fort. Die Verluſte der
Serben ſind ſchwer, auch die öſterreichiſch-ungariſchen ſind nicht un-
beträchtlich. Einzelheiten darüber fehlen noch. Montenegriniſche
Streitkräfte, die in das Gebiet Oeſterreich-Ungarns einzudringen
verſuchten, wurden allenthalben zurückgeworfen.
WTB. Wien, 20. Aug.
Die Reichspoſt meldet aus Semlin:
„Am Dienstag nachmittag 3 Uhr verbreitete ſich die Nachricht, daß
die öſterreichiſchen Truppen bei Progra, 23 Kilometer weſtlich von
Semlin, die Save überſchritten hätten und auf ſerbiſches Gebiet
eingedrungen ſeien. Um 5 Uhr nachmittags wurde in Semlin be-
kannt, daß die öſterreichiſchen Truppen die ſerbiſche Stadt
Obrenowatſch eingenommen haben. Geſtern nacht wollte eine
ſerbiſche Komitatſchibande bei der Inſel Ciganlija unterhalb Sem-
lins bei dem Dorfe Gezanija auf das ungariſche Ufer gelangen,
wurde jedoch von unſeren Truppen zurückgewieſen und erlitt
ſchwere Verluſte.“
Und unterm 17. ds. Mts. meldet das Wolffſche Telegraphen-
bureau vom montenegriniſchen Kriegsſchauplatz:
„Die montenegriniſchen Truppen kämpfen ſeit zwei Tagen in
der Umgebung des Berges Liſanitz in der Gegend von Grahovo
gegen bedeutende öſterreichiſche Streitkräfte. Die Verluſte der
Montenegriner in dieſem Kampfe betragen bisher 45 Tote und
Verwundete. Das 16. öſterreichiſche Armeekorps greift die Weſt-
grenze von Montenegro auf der Linie Krivaja—Grahovo an; das
15. öſterreichiſche Korps marſchiert auf der Linie Cernica—Gacko.
Die öſterreichiſche Flotte bombardiert die montenegriniſchen Stel-
lungen auf dem Berg Lovcen.“
Auch Oeſterreich hat über ruſſiſche Gewaltakte zu klagen.
Auf dem Umwege über das Berliner Wolffſche Telegraphenbureau
erfährt man, daß im öſterreichiſchen Miniſterium des Aeußern
durch die amerikaniſche Botſchaft folgende Tatſache zur Kenntnis
gebracht worden iſt: Am 13. Auguſt wurde der öſterreichiſch-ungari-
ſche Vizekonſul Hoffinger, der von dem öſterr.-ungar. Botſchafter
zum Schutz des diplomatiſchen Archivs in Petersburg zurückgelaſſen
worden war und für deſſen Sicherheit das ruſſiſche Miniſterium
des Aeußern ausdrücklich garantierte, als Kriegsgefangener ver-
haftet. Der Proteſt, den die amerikaniſche Botſchaft, die bekannt-
lich in Rußland den Schutz der öſterreichiſch-ungariſchen Intereſſen
für die Dauer des Krieges übernommen hat, gegen dieſen eklatan-
ten Bruch des Völkerrechts einlegte, blieb erfolglos. Die öſter-
reichiſch-ungariſche Regierung ſah ſich veranlaßt, dieſem ruſſiſchen
Gewaltakt, dem übrigens bereits die willkürliche Verhaftung des
Botſchaftskanzleibeamten Loſter vorangegangen war, mit der völ-
kerrechtlichen Waffe der Repreſſalie zu bekämpfen, und verfügte
daher noch heute die Gefangennahme des ruſſiſchen Kanzleibeamten
Stolkowsky, dem die diplomatiſchen Archive der hieſigen Botſchaft
anvertraut ſind, des ruſſiſchen Botſchaftsgeiſtlichen Jakubowsky und
des ſich gegenwärtig in Budapeſt aufhaltenden ruſſiſchen Konſuls
in Serajewo, von Igelſtröm,“ Es iſt begreiflich, daß ſich Oeſter-
reich zu ſolchen Repreſſalien veranlaßt fühlt.
Sowohl England wie Frankreich haben inzwiſchen auch Oeſter-
reich den Krieg erklärt. Die engliſche Kriegserklärung erfolgte in
folgender Form: Der großbritanniſche Botſchafter Bunſen erſchien
im Miniſterium des Aeußern, um zu erklären, daß ſich Frankreich
als im Kriegszuſtand mit Oeſterreich-Ungarn befindlich betrachte,
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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