Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914.Allgemeine Zeitung 29. August 1914. [Spaltenumbruch]
Handel und Industrie Aufruf an die deutsche Jndustrie. Deutschland ist von Feinden umringt; die deutsche Entwicklung Zu diesem Zwecke haben sich der Zentralverband Deutscher In- Wir, die Unterzeichneten, sind dem Rufe ohne Zögern gefolgt Die Zusammenfassung der gesamten geistigen und materiellen Die Aufgaben, die zu lösen sind, umfassen die Lebensfragen der Durch die Herausgabe fortlaufender Mitteilungen über die in- Der "Kriegsausschuß der deutschen Industrie" ist sofort in Die Geschäftsstelle des "Kriegsausschusses" befindet sich Berlin Hauptberatungsstelle des Schutzverbandes für Deutschen Grund- besitz. Der Schutzverband für Deutschen Grundbesitz hat eine Haupt- Bayerischer Industriellen-Verband. Das Direktorium des Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914. [Spaltenumbruch]
Handel und Induſtrie Aufruf an die deutſche Jnduſtrie. Deutſchland iſt von Feinden umringt; die deutſche Entwicklung Zu dieſem Zwecke haben ſich der Zentralverband Deutſcher In- Wir, die Unterzeichneten, ſind dem Rufe ohne Zögern gefolgt Die Zuſammenfaſſung der geſamten geiſtigen und materiellen Die Aufgaben, die zu löſen ſind, umfaſſen die Lebensfragen der Durch die Herausgabe fortlaufender Mitteilungen über die in- Der „Kriegsausſchuß der deutſchen Induſtrie“ iſt ſofort in Die Geſchäftsſtelle des „Kriegsausſchuſſes“ befindet ſich Berlin Hauptberatungsſtelle des Schutzverbandes für Deutſchen Grund- beſitz. Der Schutzverband für Deutſchen Grundbeſitz hat eine Haupt- Bayeriſcher Induſtriellen-Verband. Das Direktorium des <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0010" n="548"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 29. 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Während draußen an Deutſchlands Grenzen die<lb/> Operationen beginnen, gilt es jetzt, hier im Herzen des Landes,<lb/> neben vielem anderen auch dafür zu ſorgen, daß die wirtſchaftliche<lb/> Arbeit, ſoweit irgend möglich, aufrecht erhalten und zu dieſem<lb/> Zwecke die hierfür verſügbaren Kräfte auf rationellſte Weiſe geſam-<lb/> melt und organiſiert werden, damit vor allem Zerſplitterung und<lb/> Vergeudung ſowie das Lahmliegen wirtſchaftlicher Kräfte und Werte<lb/> vermieden werden.</p><lb/> <p>Zu dieſem Zwecke haben ſich der Zentralverband Deutſcher In-<lb/> duſtrieller und der Bund der Induſtriellen vereinigt; ſie haben zu-<lb/> nächſt die Unterzeichneten, die im Augenblick erreichbar und in Berlin<lb/> anweſend ſind, zuſammengerufen mit der Bitte, dieſer Gemein-<lb/> ſchaftsarbeit ihre Kraft zu leihen.</p><lb/> <p>Wir, die Unterzeichneten, ſind dem Rufe ohne Zögern gefolgt<lb/> und haben uns heute zu dem<lb/><hi rendition="#g">Kriegsausſchuß für die deutſche Induſtrie</hi><lb/> mit dem Vorbehalt zuſammengetan, daß weitere Vertreter aus den<lb/> übrigen deutſchen Landesſtellen hinzugezogen werden.</p><lb/> <p>Die Zuſammenfaſſung der geſamten geiſtigen und materiellen<lb/> Mittel, welche die Induſtrie in ſich vereinigt, unter einheitlicher<lb/> Leitung durch die bewährteſten Führer der deutſchen Arbeit, in Füh-<lb/> lung mit der Reichsverwaltung und der deutſchen Finanzkraft, das<lb/> iſt die große Aufgabe, die wir löſen müſſen. 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Baurat; <hi rendition="#g">Schultze,</hi><lb/> Direktor; Dr.-Ing. v. <hi rendition="#g">Siemens,</hi> Geg. Regierungsrat; <hi rendition="#g">Urbig</hi> (Diskonto-<lb/> Geſellſchaft); <hi rendition="#g">Sommerguth,</hi> Regierungsrat a. 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Die Hauptberatungsſtelle wird vor allem berufen<lb/> ſein, mit Rat und Auskunſt einzugreifen in den Fragen, die nicht<lb/> rein örtlichen Charakters ſind oder wegen ihrer allgemeinen grund-<lb/> ſätzlichen Bedeutung einheitlich behandelt werden müſſen, oder bei<lb/> denen Verhandlungen mit Behörden erforderlich ſind. Die Haupt-<lb/> beratungsſtelle wird mit den Auskunſtsſtellen der angeſchloſſenen<lb/> ländlichen und ſtädtiſchen Organiſationen in ſtändiger Fühlung<lb/> bleiben, ſie über vorkommende allgemeine, grundſätzliche Fragen<lb/> und ihre Erledigungen unterrichten und ihnen diejenigen bei ihr<lb/> eingehenden Fragen mitteilen, die zweckmäßigerweiſe durch eine Aus-<lb/> kunftsſtelle einer angeſchloſſenen Organiſation erledigt werden<lb/> können, ſofern nicht wegen der Dringlichkeit der Sache die unmittel-<lb/> bare Auskunftserteilung durch die Hauptberatungsſtelle notwendig<lb/> erſcheint. 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Hierbei konnte erfreulicherweiſe feſtgeſtellt werden,<lb/> daß die bayeriſche Induſtrie bei der durch den Krieg geſchaffenen<lb/> ſchwierigen Lage eine außerordentlich große Opferwilligkeit bekundet<lb/> hat, indem ſowohl die einzelnen Fabriken als auch induſtrielle<lb/> Organiſationen namhafte Beiträge zur Unterſtützung der Familien<lb/> einberufener Induſtriearbeiter ſowie auch beſchäftigungslos ge-<lb/> wordener Arbeiter zur Verfügung geſtellt haben. Auch halten zahl-<lb/> reiche Fabriken im Jntereſſe ihrer Arbeiter wenn auch mit erheb-<lb/> lichen Opfern den Betrieb in beſchränktem Maße aufrecht. Es<lb/> wurde beſchloſſen, an die bayeriſche Induſtrie nochmals einen drin-<lb/> genden Appell zu richten, alles zu tun, was in ihren Kräften ſteht,<lb/> um die Arbeiter vor Not zu ſchützen. Gleichzeitig wurde beſchloſſen,<lb/> an die Kgl. Staatsregierung das Erſuchen zu ſtellen, auch ihrerſeits<lb/> zur Milderung der Notlage beizutragen und insbeſondere von ihrem<lb/> bisherigen Standpunkt abzugehen, daß Staatsbauten bis auf wei-<lb/> teres eingeſtellt und Aufträge an die Induſtrie nicht erteilt werden<lb/> ſollen. Es ſei im Gegenteil dringend zu wünſchen, daß der Staat<lb/> durch Erteilung von Aufträgen hilft, die Vermehrung der Arbeits-<lb/> loſigkeit hintanzuhalten, alſo mit gutem Beiſpiel vorangeht, ſo daß<lb/> das Vertrauen in unſerm Erwerbsleben wieder mehr Boden ge-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [548/0010]
Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914.
Handel und Induſtrie
Aufruf an die deutſche Jnduſtrie.
Deutſchland iſt von Feinden umringt; die deutſche Entwicklung
der letzten Jahrzehnte iſt ihnen ein Dorn im Auge. Deshalb ſollen
die Früchte der deutſchen Arbeit zerſtört werden. Die Feindſchaft
gilt der deutſchen nationalen Arbeit; denn ſie iſt die Stütze unſerer
Weltmachtſtellung. Während draußen an Deutſchlands Grenzen die
Operationen beginnen, gilt es jetzt, hier im Herzen des Landes,
neben vielem anderen auch dafür zu ſorgen, daß die wirtſchaftliche
Arbeit, ſoweit irgend möglich, aufrecht erhalten und zu dieſem
Zwecke die hierfür verſügbaren Kräfte auf rationellſte Weiſe geſam-
melt und organiſiert werden, damit vor allem Zerſplitterung und
Vergeudung ſowie das Lahmliegen wirtſchaftlicher Kräfte und Werte
vermieden werden.
Zu dieſem Zwecke haben ſich der Zentralverband Deutſcher In-
duſtrieller und der Bund der Induſtriellen vereinigt; ſie haben zu-
nächſt die Unterzeichneten, die im Augenblick erreichbar und in Berlin
anweſend ſind, zuſammengerufen mit der Bitte, dieſer Gemein-
ſchaftsarbeit ihre Kraft zu leihen.
Wir, die Unterzeichneten, ſind dem Rufe ohne Zögern gefolgt
und haben uns heute zu dem
Kriegsausſchuß für die deutſche Induſtrie
mit dem Vorbehalt zuſammengetan, daß weitere Vertreter aus den
übrigen deutſchen Landesſtellen hinzugezogen werden.
Die Zuſammenfaſſung der geſamten geiſtigen und materiellen
Mittel, welche die Induſtrie in ſich vereinigt, unter einheitlicher
Leitung durch die bewährteſten Führer der deutſchen Arbeit, in Füh-
lung mit der Reichsverwaltung und der deutſchen Finanzkraft, das
iſt die große Aufgabe, die wir löſen müſſen. Es handelt ſich um
ein planmäßiges Zuſammenwirken der bereits vorhandenen indu-
ſtriellen Organiſationen für eine kraftvolle Arbeitsleiſtung und die
zweckmäßigſte Verwendung der vorhandenen nationalen wirtſchaft-
lichen Kräfte, nicht allein für unſere Landesverteidigung an den
Grenzen, ſondern auch für die Verſorgung des inneren Bedarfes
während der Dauer des Krieges.
Die Aufgaben, die zu löſen ſind, umfaſſen die Lebensfragen der
Induſtrie. Wir müſſen uns eine ſyſtematiſche Verteilung und Un-
terbringung der Angeſtellten und Arbeiter ſowohl in der Landwirt-
ſchaft wie in der Induſtrie ſichern. Wir können die Unterſtützung
und Beſchäftigung der infolge des Krieges notleidenden Zweige der
Induſtrie durch die außergewöhnlich in Anſpruch genommenen In-
duſtrien, die Ueberweiſung von Teilen des Erzeugungsprozeſſes und
dergl. vermitteln. Wir wollen die ſchnellſte Verbreitung der Liefe-
rungsausſchreibungen des Staates und ſeiner einzelnen Verwal-
tungszweige (Militär-, Poſt-, Eiſenbahnverwaltungen) organiſieren.
Durch die Herausgabe fortlaufender Mitteilungen über die in-
folge des Kriegszuſtandes erlaſſenen Geſetze, Verordnungen und Be-
kanntmachungen der Behörden wollen wir die Induſtrie aufklären
und belehren, den Induſtriellen Auskunſt erteilen über die ſich aus
dem Kriegszuſtande ergebenden Verwaltungs- und Rechtsfragen.
Wir wollen die induſtriellen Kräfte auch ſammeln für die Förderung
allgemeiner nationaler Zwecke und uns bereit halten für alle weite-
ren Aufgaben, die in dieſer ernſten Zeit an die Induſtrie heran-
treten werden.
Der „Kriegsausſchuß der deutſchen Induſtrie“ iſt ſofort in
Tätigkeit getreten. Der Zentralverband Deutſcher Induſtrieller und
der Bund der Induſtriellen haben ſich dem Kriegsausſchuß mit ihren
ſämtlichen Organiſationen und Einrichtungen zur Verfügung geſtellt.
Wir bitten alle Induſtriellen, von der Tätigkeit ihres „Kriegsaus-
ſchuſſes“ Gebrauch zu machen, ihn aber auch in jeder Richtung nach
Möglichkeit zu unterſtützen, und erhoffen insbeſondere die Mit-
arbeit der Landes- und Fachverbände, die unerläßlich iſt, wenn die
geſteckten Ziele erreicht und verwirklicht werden ſollen. Wir glauben
deshalb, auf ihre Unterſtützung beſtimmt rechnen zu können.
Die Geſchäftsſtelle des „Kriegsausſchuſſes“ befindet ſich Berlin
W. 9, Linkſtraße 25/III.
Kriegsausſchuß der deutſchen Induſtrie.
A. v. Blaſchke (S. Bleichröder); v. Böttinger, Geh. Regierungsrat,
M. d. H.; v. Borſig, Geh. Kommerzienrat; Dr.-Ing. Busley, Geh.
Regierungsrat, Profeſſor; Ehrhardt, Kommiſſions- und Baurat; Fried-
richs, Kommerzienrat; Dr.-Ing. Goerz, Kommerzienrat; Dr. Gott-
ſtein, Kommerzienrat; v. Gwinner (Deutſche Bank), M. d. H.; Hoff-
mann, Direktor; Dr. Hugenberg, Geh. Finanzrat; Koenig, Geh.
Regierungsrat; Lohfe, Kommerzienrat; Michalski; Mueller, Geh.
Oberfinanzrat (Dresdner Bank); Prieſter, Generaldirektor; Rötger,
Landrat a. D.; Schrey, Regierungs- und Geh. Baurat; Schultze,
Direktor; Dr.-Ing. v. Siemens, Geg. Regierungsrat; Urbig (Diskonto-
Geſellſchaft); Sommerguth, Regierungsrat a. D.; Dr. Weber, Bank-
direktor (Mitteldeutſche Kreditbank); Winkler, Generaldirektor.
Hauptberatungsſtelle des Schutzverbandes für Deutſchen Grund-
beſitz. Der Schutzverband für Deutſchen Grundbeſitz hat eine Haupt-
beratungsſtelle eingerichtet, bei welcher während des Krieges die
Angehörigen der zu den Fahnen einberufenen Haus- und Grund-
beſitzer unentgeltlichen, freundnachbarlichen Rat in ihren wirtſchaft-
lichen Angelegenheiten erhalten, wenn ſie nicht in der Lage ſind,
einen Rechtsbeiſtand in Anſpruch zu nehmen oder von einer der-
jenigen Beratungs- und Auskunftsſtellen Auskunft zu erhalten,
welche in den angeſchloſſenen Grund- und Hausbeſitzerorganiſationen
beſtehen und während des Krieges weiterarbeiten oder noch er-
richtet werden. Die Hauptberatungsſtelle wird vor allem berufen
ſein, mit Rat und Auskunſt einzugreifen in den Fragen, die nicht
rein örtlichen Charakters ſind oder wegen ihrer allgemeinen grund-
ſätzlichen Bedeutung einheitlich behandelt werden müſſen, oder bei
denen Verhandlungen mit Behörden erforderlich ſind. Die Haupt-
beratungsſtelle wird mit den Auskunſtsſtellen der angeſchloſſenen
ländlichen und ſtädtiſchen Organiſationen in ſtändiger Fühlung
bleiben, ſie über vorkommende allgemeine, grundſätzliche Fragen
und ihre Erledigungen unterrichten und ihnen diejenigen bei ihr
eingehenden Fragen mitteilen, die zweckmäßigerweiſe durch eine Aus-
kunftsſtelle einer angeſchloſſenen Organiſation erledigt werden
können, ſofern nicht wegen der Dringlichkeit der Sache die unmittel-
bare Auskunftserteilung durch die Hauptberatungsſtelle notwendig
erſcheint. Die Hauptberatungsſtelle erteilt unentgeltlich Auskunft
und Rat namentlich in folgenden Angelegenheiten: Angelegenheiten
der Verwaltung des ländlichen Grundbeſitzes mit Ausſchluß der land-
wirtſchaftlichn Fach- und Betriebsfragen; Steuerfragen; Wehr-
beitragsſragen; Fragen der Pfändung und Zwangsverſteigerung;
Verſicherungsfragen; Inſtandhaltung der Häuſer; Häuſerverwertung
und Häuſerverwaltung; Hypothekenangelegenheiten; Geldanlage;
Verwertung von Wertpapieren und ſonſtigen Angelegenheiten der Ver-
mögensverwaltung; Behandlung unvollendeter baulicher Arbeiten;
Fragen der ſtädtiſchen und ländlichen Einquartierung; Straßen-
reinigung; Straßenunterhaltung, Anliegerbeiträge, Fluchtlinien-
Angelegenheit, Bürgerſteigreparaturen uſw.; Ankauf und Verkauf
ländlicher und ſtädtiſcher Grundſtücke; Mietſtreitigkeiten. Diejenigen,
welche die Hauptberatungsſtelle in Anſpruch nehmen wollen, werden
gebeten, ſich unmittelbar an die „Hauptberatungsſtelle des Schutz-
verbandes für Deutſchen Grundbeſitz E. V., Berlin W. 8, Tauben-
ſtraße 44—45 (Fernſprecher-Amt Zentrum 2345 und 9956)“ münd-
lich, gegebenenfalls auch durch Fernſprecher, oder ſchriftlich zu
wenden.
Bayeriſcher Induſtriellen-Verband. Das Direktorium des
Bayeriſchen Induſtriellen-Verbandes hielt am 25. Auguſt 1914 unter
dem Vorſitz des Herrn Geh. Baurats Dr. v. Rieppel in Nürnberg
eine Sitzung ab. Hierbei konnte erfreulicherweiſe feſtgeſtellt werden,
daß die bayeriſche Induſtrie bei der durch den Krieg geſchaffenen
ſchwierigen Lage eine außerordentlich große Opferwilligkeit bekundet
hat, indem ſowohl die einzelnen Fabriken als auch induſtrielle
Organiſationen namhafte Beiträge zur Unterſtützung der Familien
einberufener Induſtriearbeiter ſowie auch beſchäftigungslos ge-
wordener Arbeiter zur Verfügung geſtellt haben. Auch halten zahl-
reiche Fabriken im Jntereſſe ihrer Arbeiter wenn auch mit erheb-
lichen Opfern den Betrieb in beſchränktem Maße aufrecht. Es
wurde beſchloſſen, an die bayeriſche Induſtrie nochmals einen drin-
genden Appell zu richten, alles zu tun, was in ihren Kräften ſteht,
um die Arbeiter vor Not zu ſchützen. Gleichzeitig wurde beſchloſſen,
an die Kgl. Staatsregierung das Erſuchen zu ſtellen, auch ihrerſeits
zur Milderung der Notlage beizutragen und insbeſondere von ihrem
bisherigen Standpunkt abzugehen, daß Staatsbauten bis auf wei-
teres eingeſtellt und Aufträge an die Induſtrie nicht erteilt werden
ſollen. Es ſei im Gegenteil dringend zu wünſchen, daß der Staat
durch Erteilung von Aufträgen hilft, die Vermehrung der Arbeits-
loſigkeit hintanzuhalten, alſo mit gutem Beiſpiel vorangeht, ſo daß
das Vertrauen in unſerm Erwerbsleben wieder mehr Boden ge-
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Zitationshilfe: | Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine36_1914/10>, abgerufen am 16.02.2025. |