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Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914.

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Allgemeine Zeitung 26. September 1914.
[Spaltenumbruch]
Auf dem Luftschiff im Feindesland.

Dem Anhaltischen Staatsanzeiger entnehmen wir die nach-
stehende hübsche Schilderung:


Liebes M.....

Ich sitze in einem schönen Garten jetzt und endlich bin ich so-
weit hergestellt, daß ich Dir einige Zeilen schreiben kann. Hoffent-
lich, und das ist mein Wunsch, werde ich bald entlassen -- ich hoffe
noch diese Woche -- und dann geht es hinaus ins Schlachtfeld, zu
streiten für Deutschlands Ehre. Seit meinem letzten Brief, den ich
von O. vor unserer Fahrt geschrieben habe, haben wir unendlich
viel erlebt. Die Tage klingen, als wären sie ein Traum, und doch
sind sie voll bitterer Wahrheit. Es waren Tage, die man niemals
wieder erleben wird, aber Stunden, in denen wir unseren Feinden
gezeigt haben, daß Tatkraft, Mut und Verwegenheit in deutschen
Adern fließt.

Doch ich will versuchen, die Vorgänge nacheinander zu schil-
dern. Wie jede Nacht traten wir am betr. Tage unsere Fahrt an,
machten unser Schiff in Ordnung und harrten des Auftrags, der
dem Schiffsführer vom Großen Hauptquartier erteilt wurde. Die
großen Hallentore wurden geöffnet, das Schiff ins Freie gebracht,
ein letztes Lebewohl den Daheimbleibenden, und langsam begannen
die Maschinen zu arbeiten, und stolz, gleich einem mächtigen Vogel,
erhob sich das Schiff und entführte uns vom Landungsplatz. In
fünf Minuten waren wir auf 1900 Meter, und die Motoren arbeite-
ten vorzüglich, die uns unserem Feinde nahebringen sollten. Kein
Laut störte die Stille der Natur, und der Mond und die vielen
tausend Sternlein am Himmel waren unsere stillen Begleiter. Die
letzten Vorbereitungen wurden getroffen, und hinein ging es mit
Jubel ins Feindesland. Viele Dörfer, Städte wurden überflogen
und endlich, nachdem wir unser Ziel, die Festung N., sahen, gingen
wir auf 2400 Meter hoch, und eine Viertelstunde später waren wir
über unserem Ziel. Jetzt begann auf unserem Schiff die richtige
Bewegung; einige "Bonbons" wurden hinabgeworfen, mit fürchter-
licher Wirkung. Die Treffsicherheit war vorzüglich, und nachdem
unsere Maschinengewehre in der Minute 1500 Schuß rausschleuder-
ten, war der Kampf in vollster Schärfe entbrannt. Das sei zum
Lobe unseres Schiffes gesagt, alles klappte vorzüglich. Jetzt öffnete
der Feind auch seine Schlünde und wollte uns eherne Grüße zu-
senden, doch wir hatten nur ein Lächeln ob dieser Pulververschwen-
dung, denn der Feind schoß einfach erbärmlich.

Unsere Aufgabe war erfüllt, und nun machten wir uns weiter
nach St. Qu. und richteten unter dem sich auf der Flucht befind-
lichen Feinde furchtbare Verwüstungen an. Heftig wurden auch
wir beschossen, und drei unserer Kameraden büßten ihr junges
Leben ein, aber treue Pflichterfüllung zeichnete sie aus. Doch desto
todesmutiger harrten wir auf unseren Posten aus. Sein oder
Nichtsein, das war unsere Aufgabe, und der Feind ist furchtbar
bedient worden und wird mit Schauer an unser Schiff denken. Jetzt
ging es zum Heimakhafen über Feindesland hinweg. Doch auf
einmal bekamen wir ein äußerst heftiges Feuer, das für uns ein
Verhängnis werden sollte. Fieberhaft wurde der Schaden ausge-
bessert, doch unsere alte Höhe konnten wir nicht erreichen -- wir
hatten zu viel Gasverlust. Jetzt wurden mit Riesenkraft Teile eines
Motors abmontiert und kurzerhand über Bord geworfen. Die
Maschinengewehre verrichteten blutige Arbeit unter unseren Fein-
den. Unser Ziel war die Grenze, doch durch schwierige Windver-
hältnisse, die ich dir persönlich besser denn schriftlich auseinander-
setzen kann, gelang uns dies Manöver nicht ganz und wir landeten
in einem Hochwalde eines französischen Dorfes. Es begann ein
Kampf auf Tod und Leben. Wir kämpften wie die Löwen. Unsere
größte Sorge war, daß das Schiff nicht in Feindeshand fiel -- und
es kam nicht in deren Hände. Einer von uns kam noch rein ins
Schiff und bediente mit der größten Kaltblütigkeit ein Schiffs-
maschinengewehr. Furchtbar war der Nahkampf, und als wir keine
Munition mehr hatten, ging es mit dem Seitengewehr. Erlasse
mir die Schilderung von dem, was nun kam. Wir mußten der
Uebermacht weichen und es gelang uns, uns nach D. durchzuschla-
gen, wo wir noch mit Franktireurs zu kämpfen hatten. Erbärm-
lich, daß ein Weib auf verwundete Soldaten schießt, statt sich der
Verwundeten, ob Freund oder Feind, anzunehmen. Unter unge-
heuren Strapazen, wo noch zwei Kameraden durch Meuchelmord
hingerafft wurden, langten wir in S. an und waren gerettet. Acht
[Spaltenumbruch] Mann von 42 Mann mit Offizier, die ausgezogen, waren übrig;
alle anderen blieben auf dem Schlachtfeld der Ehre....

... Als wir hier nach Berlin kamen, wurden wir überschüttet
mit Blumen. Trotzdem unserem alten Obersteuermann die rechte
Hand zerschmettert war und ihn drei Schüsse im Oberschenkel ge-
troffen hatten, war er der Alte geblieben und brachte ein dreifaches
Hurra auf die Kämpfenden aus, in das alles einstimmte.

Mit vieltausend Grüßen und Küssen
Dein getreuer
Max H.


Bücheranzeigen.

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Eine Tragödie in
5 Aufzügen. Text aus Schillers "Jungfrau von Orleans".
Zusammengestellt von Ernst von Possart. Braun & Schnei-
der in München. (Preis 50 Pfg.)

Es ist ein guter Gedanke des Verlags der Fliegenden Blätter
gewesen, das vorliegende Heft neu herausgegeben zu haben. Der
Leser wird staunen, wie sehr diese auf den deutsch-französischen Krieg
von 1870/71 gemünzten Erinnerungen auch auf die heutige Zeit
noch passen, noch mehr aber vielleicht darüber, wie das Drama
unseres großen nationalen Dichters zahllose Stellen abgeben konnte,
die ganz und gar auf unsere deutschen Kriege passen. Der junge
Possart war damals der glückliche Finder und Zusammensteller
dieser geflügelten Worte; wer aber der Zeichner der vortrefflichen
und charakteristischen heiteren Illustrationen ist -- darnach haben
wir in dem Hefte vergeblich gesucht. Das Reinerträgnis des Heftes
soll dem Roten Kreuz zugute kommen. M.



Eine neue Kriegskarte von Kiautschou zugunsten des "Oesterr.
Roten Kreuzes". Die Kartogr. Anstalt G. Freytag & Berndt, Ges.
m. b. H., Wien VII, Schottenfeldgasse 62, hat eine neue, schön aus-
geführte Karte herausgegeben: G. Freytags Karte von Kiau-
tschou 1 : 400.000 mit Beigabe eines Planes von Tsingtau 1 : 40.000,
Ost-Asien 1 : 7.500.000 und einer Weltkarte mit Darstellung aller
deutschen Schutzgebiete 1 : 120 Millionen, mit Text.

Durch die eingehende textliche Schilderung, die erst einen Be-
griff davon gibt, was das Deutsche Reich für Tsingtau und seine
Umgebung in der kurzen Zeit geleistet hat, sowie durch das Kar-
tenmaterial, welches Tsingtau und Kiautschou in größeren Maß-
stäben darstellt, sodaß die genaue Verfolgung kriegerischer Ereig-
nisse dort ermöglicht ist, während die Karte von Ost-Asien eine
Uebersicht Japans und der chinesischen Küste, die Weltkarte eine
gute Orientierung über die deutschen, englischen und französischen
Kolonien gibt, eignet sich die neue Erscheinung, von deren Rein-
ertrag ein Teil dem "Oesterr. Roten Kreuz" zufließt, vorzüglich zur
Information über die bei Kiautschou und anderen Kolonien sich
ereignenden Kämpfe. In einem netten Umschlage ist die Freytagsche
Karte von Kiautschou nebst allen Beigaben für Kr 1.-- mit Post-
zusendung Kr. 1.10 gegen Einsendung des Betrages (auch in Brief-
marken) vom Verlage, wie von jeder Buchhandlung zu beziehen.



"In Fjord und Mittelmeer" betitelt Kapitänleutnant Richard
v. Stosch,
der Verfasser der bekannten und weitverbreiteten
Schrift "Vom Seekadetten zum Seeoffizier", ein neues, fesselnd ge-
schriebenes Buch (Berlin, E. S. Mittler & Sohn, Preis 2.25 Mk.),
das von allen Flottenfreunden, insbesondere den jungen, mit Freude
begrüßt und mit Genuß gelesen werden wird. Er schildert darin
die Fahrten eines Kleinen Kreuzers, die abwechslungsreichen Ein-
drücke eines Seeoffiziers während der Indienststellung des Kreuzers
und der Einschiffung, auf der Nordlandreise, im Kaisermanöver,
auf Fahrten im Mittelmeer, an der syrischen Küste und in der
Aegäis, jenseits der Dardanellen, auf Blockade, vor Skutari und
der Bojanamündung. Zahlreiche Bilder tragen zur Veranschau-
lichung der ebenso unterhaltenden wie belehrenden Schilderungen
bei, die auch als eine vortreffliche Festgabe für erwachsene Schüler
höherer Lehranstalten empfohlen seien, namentlich für solche, die
Neigung für den Seeoffiziersberuf haben.



Von unseren Hochschulen
Der neue Direktor der staatlichen Galerien Bayerns.

Seine
Majestät der König hat den Direktor der K. K. österreichischen
Staatsgalerie in Wien, Regierungsrat Friedrich Dörnhöffer,
zum Direktor der staatlichen Galerien ernannt und ihm den Titel
eines Generaldirektors der staatlichen Galerien verliehen. Ferner
hat der König dem Beirate des Kultusministeriums in den Ange-
legenheiten der staatlichen Galerien, Maler Professor Anton
Stadler, das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen
Krone und dem Konservator der staatlichen Galerien Professor Dr.
Heinz Braune den Titel eines Direktors an den staatlichen Ge-
mäldesammlungen verliehen. Generaldirektor Dr. Dörnhöffer
wird sein Amt noch im Laufe dieses Jahres antreten.

Somit haben die längere Zeit andauernden Verhandlungen
mit dieser bedeutenden Kraft nun doch zu einem für Bayern er-
freulichen Abschlusse geführt.

Allgemeine Zeitung 26. September 1914.
[Spaltenumbruch]
Auf dem Luftſchiff im Feindesland.

Dem Anhaltiſchen Staatsanzeiger entnehmen wir die nach-
ſtehende hübſche Schilderung:


Liebes M.....

Ich ſitze in einem ſchönen Garten jetzt und endlich bin ich ſo-
weit hergeſtellt, daß ich Dir einige Zeilen ſchreiben kann. Hoffent-
lich, und das iſt mein Wunſch, werde ich bald entlaſſen — ich hoffe
noch dieſe Woche — und dann geht es hinaus ins Schlachtfeld, zu
ſtreiten für Deutſchlands Ehre. Seit meinem letzten Brief, den ich
von O. vor unſerer Fahrt geſchrieben habe, haben wir unendlich
viel erlebt. Die Tage klingen, als wären ſie ein Traum, und doch
ſind ſie voll bitterer Wahrheit. Es waren Tage, die man niemals
wieder erleben wird, aber Stunden, in denen wir unſeren Feinden
gezeigt haben, daß Tatkraft, Mut und Verwegenheit in deutſchen
Adern fließt.

Doch ich will verſuchen, die Vorgänge nacheinander zu ſchil-
dern. Wie jede Nacht traten wir am betr. Tage unſere Fahrt an,
machten unſer Schiff in Ordnung und harrten des Auftrags, der
dem Schiffsführer vom Großen Hauptquartier erteilt wurde. Die
großen Hallentore wurden geöffnet, das Schiff ins Freie gebracht,
ein letztes Lebewohl den Daheimbleibenden, und langſam begannen
die Maſchinen zu arbeiten, und ſtolz, gleich einem mächtigen Vogel,
erhob ſich das Schiff und entführte uns vom Landungsplatz. In
fünf Minuten waren wir auf 1900 Meter, und die Motoren arbeite-
ten vorzüglich, die uns unſerem Feinde nahebringen ſollten. Kein
Laut ſtörte die Stille der Natur, und der Mond und die vielen
tauſend Sternlein am Himmel waren unſere ſtillen Begleiter. Die
letzten Vorbereitungen wurden getroffen, und hinein ging es mit
Jubel ins Feindesland. Viele Dörfer, Städte wurden überflogen
und endlich, nachdem wir unſer Ziel, die Feſtung N., ſahen, gingen
wir auf 2400 Meter hoch, und eine Viertelſtunde ſpäter waren wir
über unſerem Ziel. Jetzt begann auf unſerem Schiff die richtige
Bewegung; einige „Bonbons“ wurden hinabgeworfen, mit fürchter-
licher Wirkung. Die Treffſicherheit war vorzüglich, und nachdem
unſere Maſchinengewehre in der Minute 1500 Schuß rausſchleuder-
ten, war der Kampf in vollſter Schärfe entbrannt. Das ſei zum
Lobe unſeres Schiffes geſagt, alles klappte vorzüglich. Jetzt öffnete
der Feind auch ſeine Schlünde und wollte uns eherne Grüße zu-
ſenden, doch wir hatten nur ein Lächeln ob dieſer Pulververſchwen-
dung, denn der Feind ſchoß einfach erbärmlich.

Unſere Aufgabe war erfüllt, und nun machten wir uns weiter
nach St. Qu. und richteten unter dem ſich auf der Flucht befind-
lichen Feinde furchtbare Verwüſtungen an. Heftig wurden auch
wir beſchoſſen, und drei unſerer Kameraden büßten ihr junges
Leben ein, aber treue Pflichterfüllung zeichnete ſie aus. Doch deſto
todesmutiger harrten wir auf unſeren Poſten aus. Sein oder
Nichtſein, das war unſere Aufgabe, und der Feind iſt furchtbar
bedient worden und wird mit Schauer an unſer Schiff denken. Jetzt
ging es zum Heimakhafen über Feindesland hinweg. Doch auf
einmal bekamen wir ein äußerſt heftiges Feuer, das für uns ein
Verhängnis werden ſollte. Fieberhaft wurde der Schaden ausge-
beſſert, doch unſere alte Höhe konnten wir nicht erreichen — wir
hatten zu viel Gasverluſt. Jetzt wurden mit Rieſenkraft Teile eines
Motors abmontiert und kurzerhand über Bord geworfen. Die
Maſchinengewehre verrichteten blutige Arbeit unter unſeren Fein-
den. Unſer Ziel war die Grenze, doch durch ſchwierige Windver-
hältniſſe, die ich dir perſönlich beſſer denn ſchriftlich auseinander-
ſetzen kann, gelang uns dies Manöver nicht ganz und wir landeten
in einem Hochwalde eines franzöſiſchen Dorfes. Es begann ein
Kampf auf Tod und Leben. Wir kämpften wie die Löwen. Unſere
größte Sorge war, daß das Schiff nicht in Feindeshand fiel — und
es kam nicht in deren Hände. Einer von uns kam noch rein ins
Schiff und bediente mit der größten Kaltblütigkeit ein Schiffs-
maſchinengewehr. Furchtbar war der Nahkampf, und als wir keine
Munition mehr hatten, ging es mit dem Seitengewehr. Erlaſſe
mir die Schilderung von dem, was nun kam. Wir mußten der
Uebermacht weichen und es gelang uns, uns nach D. durchzuſchla-
gen, wo wir noch mit Franktireurs zu kämpfen hatten. Erbärm-
lich, daß ein Weib auf verwundete Soldaten ſchießt, ſtatt ſich der
Verwundeten, ob Freund oder Feind, anzunehmen. Unter unge-
heuren Strapazen, wo noch zwei Kameraden durch Meuchelmord
hingerafft wurden, langten wir in S. an und waren gerettet. Acht
[Spaltenumbruch] Mann von 42 Mann mit Offizier, die ausgezogen, waren übrig;
alle anderen blieben auf dem Schlachtfeld der Ehre....

... Als wir hier nach Berlin kamen, wurden wir überſchüttet
mit Blumen. Trotzdem unſerem alten Oberſteuermann die rechte
Hand zerſchmettert war und ihn drei Schüſſe im Oberſchenkel ge-
troffen hatten, war er der Alte geblieben und brachte ein dreifaches
Hurra auf die Kämpfenden aus, in das alles einſtimmte.

Mit vieltauſend Grüßen und Küſſen
Dein getreuer
Max H.


Bücheranzeigen.

Der Deutſch-Franzöſiſche Krieg 1870/71. Eine Tragödie in
5 Aufzügen. Text aus Schillers „Jungfrau von Orleans“.
Zuſammengeſtellt von Ernſt von Poſſart. Braun & Schnei-
der in München. (Preis 50 Pfg.)

Es iſt ein guter Gedanke des Verlags der Fliegenden Blätter
geweſen, das vorliegende Heft neu herausgegeben zu haben. Der
Leſer wird ſtaunen, wie ſehr dieſe auf den deutſch-franzöſiſchen Krieg
von 1870/71 gemünzten Erinnerungen auch auf die heutige Zeit
noch paſſen, noch mehr aber vielleicht darüber, wie das Drama
unſeres großen nationalen Dichters zahlloſe Stellen abgeben konnte,
die ganz und gar auf unſere deutſchen Kriege paſſen. Der junge
Poſſart war damals der glückliche Finder und Zuſammenſteller
dieſer geflügelten Worte; wer aber der Zeichner der vortrefflichen
und charakteriſtiſchen heiteren Illuſtrationen iſt — darnach haben
wir in dem Hefte vergeblich geſucht. Das Reinerträgnis des Heftes
ſoll dem Roten Kreuz zugute kommen. M.



Eine neue Kriegskarte von Kiautſchou zugunſten des „Oeſterr.
Roten Kreuzes“. Die Kartogr. Anſtalt G. Freytag & Berndt, Geſ.
m. b. H., Wien VII, Schottenfeldgaſſe 62, hat eine neue, ſchön aus-
geführte Karte herausgegeben: G. Freytags Karte von Kiau-
tſchou 1 : 400.000 mit Beigabe eines Planes von Tſingtau 1 : 40.000,
Oſt-Aſien 1 : 7.500.000 und einer Weltkarte mit Darſtellung aller
deutſchen Schutzgebiete 1 : 120 Millionen, mit Text.

Durch die eingehende textliche Schilderung, die erſt einen Be-
griff davon gibt, was das Deutſche Reich für Tſingtau und ſeine
Umgebung in der kurzen Zeit geleiſtet hat, ſowie durch das Kar-
tenmaterial, welches Tſingtau und Kiautſchou in größeren Maß-
ſtäben darſtellt, ſodaß die genaue Verfolgung kriegeriſcher Ereig-
niſſe dort ermöglicht iſt, während die Karte von Oſt-Aſien eine
Ueberſicht Japans und der chineſiſchen Küſte, die Weltkarte eine
gute Orientierung über die deutſchen, engliſchen und franzöſiſchen
Kolonien gibt, eignet ſich die neue Erſcheinung, von deren Rein-
ertrag ein Teil dem „Oeſterr. Roten Kreuz“ zufließt, vorzüglich zur
Information über die bei Kiautſchou und anderen Kolonien ſich
ereignenden Kämpfe. In einem netten Umſchlage iſt die Freytagſche
Karte von Kiautſchou nebſt allen Beigaben für Kr 1.— mit Poſt-
zuſendung Kr. 1.10 gegen Einſendung des Betrages (auch in Brief-
marken) vom Verlage, wie von jeder Buchhandlung zu beziehen.



„In Fjord und Mittelmeer“ betitelt Kapitänleutnant Richard
v. Stoſch,
der Verfaſſer der bekannten und weitverbreiteten
Schrift „Vom Seekadetten zum Seeoffizier“, ein neues, feſſelnd ge-
ſchriebenes Buch (Berlin, E. S. Mittler & Sohn, Preis 2.25 Mk.),
das von allen Flottenfreunden, insbeſondere den jungen, mit Freude
begrüßt und mit Genuß geleſen werden wird. Er ſchildert darin
die Fahrten eines Kleinen Kreuzers, die abwechslungsreichen Ein-
drücke eines Seeoffiziers während der Indienſtſtellung des Kreuzers
und der Einſchiffung, auf der Nordlandreiſe, im Kaiſermanöver,
auf Fahrten im Mittelmeer, an der ſyriſchen Küſte und in der
Aegäis, jenſeits der Dardanellen, auf Blockade, vor Skutari und
der Bojanamündung. Zahlreiche Bilder tragen zur Veranſchau-
lichung der ebenſo unterhaltenden wie belehrenden Schilderungen
bei, die auch als eine vortreffliche Feſtgabe für erwachſene Schüler
höherer Lehranſtalten empfohlen ſeien, namentlich für ſolche, die
Neigung für den Seeoffiziersberuf haben.



Von unſeren Hochſchulen
Der neue Direktor der ſtaatlichen Galerien Bayerns.

Seine
Majeſtät der König hat den Direktor der K. K. öſterreichiſchen
Staatsgalerie in Wien, Regierungsrat Friedrich Dörnhöffer,
zum Direktor der ſtaatlichen Galerien ernannt und ihm den Titel
eines Generaldirektors der ſtaatlichen Galerien verliehen. Ferner
hat der König dem Beirate des Kultusminiſteriums in den Ange-
legenheiten der ſtaatlichen Galerien, Maler Profeſſor Anton
Stadler, das Ritterkreuz des Verdienſtordens der Bayeriſchen
Krone und dem Konſervator der ſtaatlichen Galerien Profeſſor Dr.
Heinz Braune den Titel eines Direktors an den ſtaatlichen Ge-
mäldeſammlungen verliehen. Generaldirektor Dr. Dörnhöffer
wird ſein Amt noch im Laufe dieſes Jahres antreten.

Somit haben die längere Zeit andauernden Verhandlungen
mit dieſer bedeutenden Kraft nun doch zu einem für Bayern er-
freulichen Abſchluſſe geführt.

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[584/0010] Allgemeine Zeitung 26. September 1914. Auf dem Luftſchiff im Feindesland. Dem Anhaltiſchen Staatsanzeiger entnehmen wir die nach- ſtehende hübſche Schilderung: 5. u. 6. 9. 1914. Liebes M..... Ich ſitze in einem ſchönen Garten jetzt und endlich bin ich ſo- weit hergeſtellt, daß ich Dir einige Zeilen ſchreiben kann. Hoffent- lich, und das iſt mein Wunſch, werde ich bald entlaſſen — ich hoffe noch dieſe Woche — und dann geht es hinaus ins Schlachtfeld, zu ſtreiten für Deutſchlands Ehre. Seit meinem letzten Brief, den ich von O. vor unſerer Fahrt geſchrieben habe, haben wir unendlich viel erlebt. Die Tage klingen, als wären ſie ein Traum, und doch ſind ſie voll bitterer Wahrheit. Es waren Tage, die man niemals wieder erleben wird, aber Stunden, in denen wir unſeren Feinden gezeigt haben, daß Tatkraft, Mut und Verwegenheit in deutſchen Adern fließt. Doch ich will verſuchen, die Vorgänge nacheinander zu ſchil- dern. Wie jede Nacht traten wir am betr. Tage unſere Fahrt an, machten unſer Schiff in Ordnung und harrten des Auftrags, der dem Schiffsführer vom Großen Hauptquartier erteilt wurde. Die großen Hallentore wurden geöffnet, das Schiff ins Freie gebracht, ein letztes Lebewohl den Daheimbleibenden, und langſam begannen die Maſchinen zu arbeiten, und ſtolz, gleich einem mächtigen Vogel, erhob ſich das Schiff und entführte uns vom Landungsplatz. In fünf Minuten waren wir auf 1900 Meter, und die Motoren arbeite- ten vorzüglich, die uns unſerem Feinde nahebringen ſollten. Kein Laut ſtörte die Stille der Natur, und der Mond und die vielen tauſend Sternlein am Himmel waren unſere ſtillen Begleiter. Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, und hinein ging es mit Jubel ins Feindesland. Viele Dörfer, Städte wurden überflogen und endlich, nachdem wir unſer Ziel, die Feſtung N., ſahen, gingen wir auf 2400 Meter hoch, und eine Viertelſtunde ſpäter waren wir über unſerem Ziel. Jetzt begann auf unſerem Schiff die richtige Bewegung; einige „Bonbons“ wurden hinabgeworfen, mit fürchter- licher Wirkung. Die Treffſicherheit war vorzüglich, und nachdem unſere Maſchinengewehre in der Minute 1500 Schuß rausſchleuder- ten, war der Kampf in vollſter Schärfe entbrannt. Das ſei zum Lobe unſeres Schiffes geſagt, alles klappte vorzüglich. Jetzt öffnete der Feind auch ſeine Schlünde und wollte uns eherne Grüße zu- ſenden, doch wir hatten nur ein Lächeln ob dieſer Pulververſchwen- dung, denn der Feind ſchoß einfach erbärmlich. Unſere Aufgabe war erfüllt, und nun machten wir uns weiter nach St. Qu. und richteten unter dem ſich auf der Flucht befind- lichen Feinde furchtbare Verwüſtungen an. Heftig wurden auch wir beſchoſſen, und drei unſerer Kameraden büßten ihr junges Leben ein, aber treue Pflichterfüllung zeichnete ſie aus. Doch deſto todesmutiger harrten wir auf unſeren Poſten aus. Sein oder Nichtſein, das war unſere Aufgabe, und der Feind iſt furchtbar bedient worden und wird mit Schauer an unſer Schiff denken. Jetzt ging es zum Heimakhafen über Feindesland hinweg. Doch auf einmal bekamen wir ein äußerſt heftiges Feuer, das für uns ein Verhängnis werden ſollte. Fieberhaft wurde der Schaden ausge- beſſert, doch unſere alte Höhe konnten wir nicht erreichen — wir hatten zu viel Gasverluſt. Jetzt wurden mit Rieſenkraft Teile eines Motors abmontiert und kurzerhand über Bord geworfen. Die Maſchinengewehre verrichteten blutige Arbeit unter unſeren Fein- den. Unſer Ziel war die Grenze, doch durch ſchwierige Windver- hältniſſe, die ich dir perſönlich beſſer denn ſchriftlich auseinander- ſetzen kann, gelang uns dies Manöver nicht ganz und wir landeten in einem Hochwalde eines franzöſiſchen Dorfes. Es begann ein Kampf auf Tod und Leben. Wir kämpften wie die Löwen. Unſere größte Sorge war, daß das Schiff nicht in Feindeshand fiel — und es kam nicht in deren Hände. Einer von uns kam noch rein ins Schiff und bediente mit der größten Kaltblütigkeit ein Schiffs- maſchinengewehr. Furchtbar war der Nahkampf, und als wir keine Munition mehr hatten, ging es mit dem Seitengewehr. Erlaſſe mir die Schilderung von dem, was nun kam. Wir mußten der Uebermacht weichen und es gelang uns, uns nach D. durchzuſchla- gen, wo wir noch mit Franktireurs zu kämpfen hatten. Erbärm- lich, daß ein Weib auf verwundete Soldaten ſchießt, ſtatt ſich der Verwundeten, ob Freund oder Feind, anzunehmen. Unter unge- heuren Strapazen, wo noch zwei Kameraden durch Meuchelmord hingerafft wurden, langten wir in S. an und waren gerettet. Acht Mann von 42 Mann mit Offizier, die ausgezogen, waren übrig; alle anderen blieben auf dem Schlachtfeld der Ehre.... ... Als wir hier nach Berlin kamen, wurden wir überſchüttet mit Blumen. Trotzdem unſerem alten Oberſteuermann die rechte Hand zerſchmettert war und ihn drei Schüſſe im Oberſchenkel ge- troffen hatten, war er der Alte geblieben und brachte ein dreifaches Hurra auf die Kämpfenden aus, in das alles einſtimmte. Mit vieltauſend Grüßen und Küſſen Dein getreuer Max H. Bücheranzeigen. Der Deutſch-Franzöſiſche Krieg 1870/71. Eine Tragödie in 5 Aufzügen. Text aus Schillers „Jungfrau von Orleans“. Zuſammengeſtellt von Ernſt von Poſſart. Braun & Schnei- der in München. (Preis 50 Pfg.) Es iſt ein guter Gedanke des Verlags der Fliegenden Blätter geweſen, das vorliegende Heft neu herausgegeben zu haben. Der Leſer wird ſtaunen, wie ſehr dieſe auf den deutſch-franzöſiſchen Krieg von 1870/71 gemünzten Erinnerungen auch auf die heutige Zeit noch paſſen, noch mehr aber vielleicht darüber, wie das Drama unſeres großen nationalen Dichters zahlloſe Stellen abgeben konnte, die ganz und gar auf unſere deutſchen Kriege paſſen. Der junge Poſſart war damals der glückliche Finder und Zuſammenſteller dieſer geflügelten Worte; wer aber der Zeichner der vortrefflichen und charakteriſtiſchen heiteren Illuſtrationen iſt — darnach haben wir in dem Hefte vergeblich geſucht. Das Reinerträgnis des Heftes ſoll dem Roten Kreuz zugute kommen. M. Eine neue Kriegskarte von Kiautſchou zugunſten des „Oeſterr. Roten Kreuzes“. Die Kartogr. Anſtalt G. Freytag & Berndt, Geſ. m. b. H., Wien VII, Schottenfeldgaſſe 62, hat eine neue, ſchön aus- geführte Karte herausgegeben: G. Freytags Karte von Kiau- tſchou 1 : 400.000 mit Beigabe eines Planes von Tſingtau 1 : 40.000, Oſt-Aſien 1 : 7.500.000 und einer Weltkarte mit Darſtellung aller deutſchen Schutzgebiete 1 : 120 Millionen, mit Text. Durch die eingehende textliche Schilderung, die erſt einen Be- griff davon gibt, was das Deutſche Reich für Tſingtau und ſeine Umgebung in der kurzen Zeit geleiſtet hat, ſowie durch das Kar- tenmaterial, welches Tſingtau und Kiautſchou in größeren Maß- ſtäben darſtellt, ſodaß die genaue Verfolgung kriegeriſcher Ereig- niſſe dort ermöglicht iſt, während die Karte von Oſt-Aſien eine Ueberſicht Japans und der chineſiſchen Küſte, die Weltkarte eine gute Orientierung über die deutſchen, engliſchen und franzöſiſchen Kolonien gibt, eignet ſich die neue Erſcheinung, von deren Rein- ertrag ein Teil dem „Oeſterr. Roten Kreuz“ zufließt, vorzüglich zur Information über die bei Kiautſchou und anderen Kolonien ſich ereignenden Kämpfe. In einem netten Umſchlage iſt die Freytagſche Karte von Kiautſchou nebſt allen Beigaben für Kr 1.— mit Poſt- zuſendung Kr. 1.10 gegen Einſendung des Betrages (auch in Brief- marken) vom Verlage, wie von jeder Buchhandlung zu beziehen. „In Fjord und Mittelmeer“ betitelt Kapitänleutnant Richard v. Stoſch, der Verfaſſer der bekannten und weitverbreiteten Schrift „Vom Seekadetten zum Seeoffizier“, ein neues, feſſelnd ge- ſchriebenes Buch (Berlin, E. S. Mittler & Sohn, Preis 2.25 Mk.), das von allen Flottenfreunden, insbeſondere den jungen, mit Freude begrüßt und mit Genuß geleſen werden wird. Er ſchildert darin die Fahrten eines Kleinen Kreuzers, die abwechslungsreichen Ein- drücke eines Seeoffiziers während der Indienſtſtellung des Kreuzers und der Einſchiffung, auf der Nordlandreiſe, im Kaiſermanöver, auf Fahrten im Mittelmeer, an der ſyriſchen Küſte und in der Aegäis, jenſeits der Dardanellen, auf Blockade, vor Skutari und der Bojanamündung. Zahlreiche Bilder tragen zur Veranſchau- lichung der ebenſo unterhaltenden wie belehrenden Schilderungen bei, die auch als eine vortreffliche Feſtgabe für erwachſene Schüler höherer Lehranſtalten empfohlen ſeien, namentlich für ſolche, die Neigung für den Seeoffiziersberuf haben. Von unſeren Hochſchulen Der neue Direktor der ſtaatlichen Galerien Bayerns. Seine Majeſtät der König hat den Direktor der K. K. öſterreichiſchen Staatsgalerie in Wien, Regierungsrat Friedrich Dörnhöffer, zum Direktor der ſtaatlichen Galerien ernannt und ihm den Titel eines Generaldirektors der ſtaatlichen Galerien verliehen. Ferner hat der König dem Beirate des Kultusminiſteriums in den Ange- legenheiten der ſtaatlichen Galerien, Maler Profeſſor Anton Stadler, das Ritterkreuz des Verdienſtordens der Bayeriſchen Krone und dem Konſervator der ſtaatlichen Galerien Profeſſor Dr. Heinz Braune den Titel eines Direktors an den ſtaatlichen Ge- mäldeſammlungen verliehen. Generaldirektor Dr. Dörnhöffer wird ſein Amt noch im Laufe dieſes Jahres antreten. Somit haben die längere Zeit andauernden Verhandlungen mit dieſer bedeutenden Kraft nun doch zu einem für Bayern er- freulichen Abſchluſſe geführt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine39_1914/10>, abgerufen am 21.11.2024.