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Allgemeine Zeitung, Nr. 41, 10. Oktober 1914.

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10. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Die von den Serben verbreitete Behauptung über die Vernich-
tung der 40. Honveddivision ist ein neuerlicher Beweis der lebhaften
serbischen Phantasie. Diese Division befindet sich, wie die Serben
sich zu überzeugen in den letzten Tagen wiederholt Gelegenheit
hatten, in bester Verfassung in der Gefechtsfront und hat ebenso
wie bei Visegrad auch an den Kämpfen der letzten Woche rühm-
lichen Anteil genommen.
Potiorek, Feldzeugmeister.

Unter demselben Datum wird amtlich aus unserem deutschen
Großen Hauptquartier gemeldet:

Auf dem östlichen Kriegsschauplatze scheint der Vormarsch russi-
scher Kräfte über den Njemen gegen das Gouvernement Suwalki
bevorzustehen.

Und unterm 3. Oktober:

Im Osten sind das 3. sibirische und Teile des 22. Armee-
korps,
die sich auf dem linken Flügel der über den Njemen
vordringenden russischen Armeen befanden, nach zweitägigem er-
bittertem Kampfe bei Augustow geschlagen worden. Ueber
2000 unverwundete Gefangene, eine Anzahl Geschütze und Maschi-
nengewehre wurden erbeutet.

Der stellvertretende Chef des österreichischen Generalstabs
v. Höfer läßt unter dem 5. ds. amtlich verlautbaren:

Die Operationen in Russisch-Polen und Galizien
schreiten günstig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend warfen
die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen den Feind von
Opatow und Klimontow gegen die Weichsel zurück. In den Kar-
pathen
wurden die Russen am Uzsoker Paß vollständig ge-
schlagen.

Der schon obengenannte Feldzeugmeister Potiorek meldet
unter dem 4. ds. amtlich über die Erfolge der österreichischen Armee
gegen Serbien und Montenegro:

Die im östlichen Bosnien eingedrungenen serbischen und
montenegrinischen Streitkräfte zwangen in dieses abseits der Haupt-
entscheidung liegende Gebiet mobile Kräfte zu detachieren. Die erste
dort eingeleitete Aktion fand bereits einen erfolgreichen Ab-
schluß.
Zwei montenegrinische Brigaden, die "Spuska" unter
dem Kommando des Generals Bucovitsch und die "Zetska" unter
General Rajevitsch, wurden in zweitägigen heftigen Kämpfen voll-
kommen geschlagen und auf Foca zurückgeworfen. Sie befinden sich
in panikartigem Rückzuge über die Landesgrenze. Ihren ganzen
Train, darunter nicht unbedeutende in Bosnien erbeutete Vorräte,
mußten sie zurücklassen.

Auch bei dieser Gelegenheit wurden mehrere Gefallene öster-
reichischer vorgesandter Patrouillen, darunter ein Fähnrich, in bestia-
lisch verstümmeltem Zustande aufgefunden.

Bei der im nördlichen Abschnitte eingeleiteten Aktion wurde ein
komplettes serbisches Bataillon von einem österreichischen Halb-
bataillon gefangen.

Das glückliche Vordringen der deutschen und österreichisch-unga-
rischen Streitkräfte in Russisch-Polen scheint die Russen vollständig
überrascht zu haben. Sie verschoben zwar starke Kräfte aus Gali-
zien nach Norden, wurden jedoch bei ihrem Versuch, die Weichsel
in der Richtung Opatow zu überschreiten, von den Verbündeten
über den Fluß zurückgeworfen. Unsere Truppen haben den russi-
schen Brückenkopf bei Sandomir erobert. In Galizien rücken wir
plangemäß vor. Bei Tarnobrzeg wurde eine russische Infanterie-
Division unsererseits geworfen.

6. Oktober:

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist der russische Vor-
marsch
gegen Ostpreußen im Gouvernement Suwalki zum
Stehen gebracht. Bei Suwalki wird der Feind seit gestern erfolg-
reich angegriffen. In Russisch-Polen vertrieben deutsche
Truppen am 4. Oktober die russische Gardeschützen-Brigade aus
einer befestigten Stellung zwischen Opatow und Ostrowitz und nah-
men ihr 3000 Gefangene, mehrere Geschütze und Maschinen-Ge-
wehre ab.

Am 5. Oktober wurden 21/2 russische Kavallerie-Divisionen und
Teile der Hauptreserve von Iwangerow bei Radom angegriffen
und auf Iwangerow zurückgeworfen.

7. Oktober:

Eine amtliche Meldung aus Huszt sagt: Die österreichisch-unga-
rischen Truppen stehen seit Montag mittag bei Tecsö mit den
Russen in heftigem Kampf. Den Russen wurden ihre Positionen
[Spaltenumbruch] entrissen. Bei Körösfalva fand ebenfalls ein heftiger Kampf
statt und endete mit einem vollständigen Siege. Die Russen wur-
den vernichtet oder gefangen. Hier bildeten 2000 polnische Legio-
näre die Vorhut. Die österreichisch-ungarischen Truppen konnten
bereits auch bei Marmaros-Sziget die Offensive ergreifen.
Rasche Flucht oder Vernichtung harrt auch der einzelnen kleinen
Abteilungen dieser russischen Truppen-Kolonnen, die auf Berg-
höhen ins Komitat Besztereze-Naszod eintraten. Vor-
läufig wurde das Vordringen von einigen in der Nähe befindlichen
Gendarmen aufgehalten. Die zur endgültigen Vereitelung des gan-
zen Versuches nötigen Truppen sind bereits unterwegs. Bei sämt-
lichen übrigen Pässen drangen die österreichisch-ungarischen Truppen
über die ungarische Grenze hinaus.

Auch der Zar gehtjetzt an die Front. Ueber London
wird darüber amtlich nachstehendes gemeldet:

Nach einer Petersburger Meldung der "Morning Post" er-
folgte die Abreise des Zaren nach dem Kriegsschauplatz in Galizien
in aller Stille, nur mit kleinem Gefolge und ohne Hofbeamte. Die
Anwesenheit des Zaren bedeute keine Einschränkung der Handlungs-
freiheit des Oberbefehlshabers Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch.
Der Zar wolle nur die Truppen ermuntern und anfeuern.
England.

Das Wolffsche Bureau weiß uns nicht amtlich von einer neuen
perfiden Aktion Englands zu melden:

Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht folgendes: Die
deutsche Politik des Minenlegens verbunden mit der Tätigkeit der
Unterseeboote zwingt die Admiralität aus militärischen Gründen,
Gegenmaßregeln zu ergreifen. Die Regierung erteilte deshalb die
Genehmigung zum Minenlegen in gewissen Gebieten.

Ein Minenfeldersystem wurde ausgelegt und in großem Maß-
stabe entwickelt. Um die Gefahr für die Nichtkämpfer zu verringern,
teilt die Admiralität mit, daß es von jetzt ab für die Schiffe gefähr-
lich sei, das Gebiet zwischen 51. Grad 15 Minuten und 51. Grad
40 Minuten nördlicher Breite und zwischen 1 Grad 35 Minuten und
3 Grad östlicher Länge zu durchfahren.

Im Zusammenhang damit wird daran erinnert, daß die süd-
liche Grenze der deutschen Minenfelder auf 52. Grad nördlicher
Breite liegt. Obgleich die Grenzen der gefährlichen Gebiete hier-
durch bestimmt sind, darf nicht angenommen werden, daß die Schiff-
fahrt in irgend einem Teile der Gewässer südlich und nördlich davon
ungefährlich sei. Den englischen Schiffen ist befohlen, ostwärts
segelnde Schiffe vor neu ausgelegten Minenfeldern zu warnen.

Man braucht nicht weiter zu betonen, daß diese Maßregel auch
die gesamte Schiffahrt der neutralen Staaten trifft. Deutschland
hat seine Minen an den englischen Feind gelegt und bedroht nirgends
die neutrale Schiffahrt.

Eine deutsche Antwort.

National Tidende veröffentlicht folgende Aeußerungen
des Staatssekretärs
des deutschen Auswärtigen Amtes
Staatsminister v. Jagow, die eine Antwort auf ein jüngst ver-
öffentlichtes Interview mit dem englischen Unterstaatssekretär Ac-
land
darstellen:

"Unterstaatssekretär Acland", sagte Herr von Jagow, "behaup-
tet, das Eingreifen Englands in den Krieg sei darauf zurückzufüh-
ren, daß Deutschland die Neutralität Belgiens verletzt habe. Ich
kann nicht annehmen, daß diesem hohen Beamten des britischen
Auswärtigen Amtes unbekannt sein sollte, daß Sir Edward Grey
in seiner Rede im englischen Unterhaus am 3. August erklärt hat,
er habe dem französischen Botschafter bereits am Nachmittag des
vorhergehenden Tages, also am 2. August, die vollste Unterstützung
der englischen Flotte für den Fall zugesichert, daß die deutsche Flotte
gegen die französische Küste oder die französische Schiffahrt vorgehe.
Erst in der Nacht vom 3. auf den 4. August aber erfolgte die Ver-
letzung der belgischen Neutralität durch deutsche Truppen.

Ebensowenig kann der Unterstaatssekretär vergessen haben,
daß Sir Edward Grey in seiner Unterredung mit dem Fürsten Lich-
nowsky am 1. August es ausdrücklich abgelehnt hat, Deutschland
die Neutralität Englands für den Fall zuzusichern, daß Deutschland
die Neutralität Belgiens respektiere.

Es handelt sich daher um einen, nicht einmal besonders geschick-
ten erneuten Versuch, die Welt über Motive irrezuführen, die der
englischen Beteiligung am Kriege zugrunde liegen. Sie bestehen
10. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Die von den Serben verbreitete Behauptung über die Vernich-
tung der 40. Honveddiviſion iſt ein neuerlicher Beweis der lebhaften
ſerbiſchen Phantaſie. Dieſe Diviſion befindet ſich, wie die Serben
ſich zu überzeugen in den letzten Tagen wiederholt Gelegenheit
hatten, in beſter Verfaſſung in der Gefechtsfront und hat ebenſo
wie bei Viſegrad auch an den Kämpfen der letzten Woche rühm-
lichen Anteil genommen.
Potiorek, Feldzeugmeiſter.

Unter demſelben Datum wird amtlich aus unſerem deutſchen
Großen Hauptquartier gemeldet:

Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatze ſcheint der Vormarſch ruſſi-
ſcher Kräfte über den Njemen gegen das Gouvernement Suwalki
bevorzuſtehen.

Und unterm 3. Oktober:

Im Oſten ſind das 3. ſibiriſche und Teile des 22. Armee-
korps,
die ſich auf dem linken Flügel der über den Njemen
vordringenden ruſſiſchen Armeen befanden, nach zweitägigem er-
bittertem Kampfe bei Auguſtow geſchlagen worden. Ueber
2000 unverwundete Gefangene, eine Anzahl Geſchütze und Maſchi-
nengewehre wurden erbeutet.

Der ſtellvertretende Chef des öſterreichiſchen Generalſtabs
v. Höfer läßt unter dem 5. ds. amtlich verlautbaren:

Die Operationen in Ruſſiſch-Polen und Galizien
ſchreiten günſtig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend warfen
die deutſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Truppen den Feind von
Opatow und Klimontow gegen die Weichſel zurück. In den Kar-
pathen
wurden die Ruſſen am Uzſoker Paß vollſtändig ge-
ſchlagen.

Der ſchon obengenannte Feldzeugmeiſter Potiorek meldet
unter dem 4. ds. amtlich über die Erfolge der öſterreichiſchen Armee
gegen Serbien und Montenegro:

Die im öſtlichen Bosnien eingedrungenen ſerbiſchen und
montenegriniſchen Streitkräfte zwangen in dieſes abſeits der Haupt-
entſcheidung liegende Gebiet mobile Kräfte zu detachieren. Die erſte
dort eingeleitete Aktion fand bereits einen erfolgreichen Ab-
ſchluß.
Zwei montenegriniſche Brigaden, die „Spuska“ unter
dem Kommando des Generals Bucovitſch und die „Zetska“ unter
General Rajevitſch, wurden in zweitägigen heftigen Kämpfen voll-
kommen geſchlagen und auf Foca zurückgeworfen. Sie befinden ſich
in panikartigem Rückzuge über die Landesgrenze. Ihren ganzen
Train, darunter nicht unbedeutende in Bosnien erbeutete Vorräte,
mußten ſie zurücklaſſen.

Auch bei dieſer Gelegenheit wurden mehrere Gefallene öſter-
reichiſcher vorgeſandter Patrouillen, darunter ein Fähnrich, in beſtia-
liſch verſtümmeltem Zuſtande aufgefunden.

Bei der im nördlichen Abſchnitte eingeleiteten Aktion wurde ein
komplettes ſerbiſches Bataillon von einem öſterreichiſchen Halb-
bataillon gefangen.

Das glückliche Vordringen der deutſchen und öſterreichiſch-unga-
riſchen Streitkräfte in Ruſſiſch-Polen ſcheint die Ruſſen vollſtändig
überraſcht zu haben. Sie verſchoben zwar ſtarke Kräfte aus Gali-
zien nach Norden, wurden jedoch bei ihrem Verſuch, die Weichſel
in der Richtung Opatow zu überſchreiten, von den Verbündeten
über den Fluß zurückgeworfen. Unſere Truppen haben den ruſſi-
ſchen Brückenkopf bei Sandomir erobert. In Galizien rücken wir
plangemäß vor. Bei Tarnobrzeg wurde eine ruſſiſche Infanterie-
Diviſion unſererſeits geworfen.

6. Oktober:

Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz iſt der ruſſiſche Vor-
marſch
gegen Oſtpreußen im Gouvernement Suwalki zum
Stehen gebracht. Bei Suwalki wird der Feind ſeit geſtern erfolg-
reich angegriffen. In Ruſſiſch-Polen vertrieben deutſche
Truppen am 4. Oktober die ruſſiſche Gardeſchützen-Brigade aus
einer befeſtigten Stellung zwiſchen Opatow und Oſtrowitz und nah-
men ihr 3000 Gefangene, mehrere Geſchütze und Maſchinen-Ge-
wehre ab.

Am 5. Oktober wurden 2½ ruſſiſche Kavallerie-Diviſionen und
Teile der Hauptreſerve von Iwangerow bei Radom angegriffen
und auf Iwangerow zurückgeworfen.

7. Oktober:

Eine amtliche Meldung aus Huszt ſagt: Die öſterreichiſch-unga-
riſchen Truppen ſtehen ſeit Montag mittag bei Técſö mit den
Ruſſen in heftigem Kampf. Den Ruſſen wurden ihre Poſitionen
[Spaltenumbruch] entriſſen. Bei Körösfalva fand ebenfalls ein heftiger Kampf
ſtatt und endete mit einem vollſtändigen Siege. Die Ruſſen wur-
den vernichtet oder gefangen. Hier bildeten 2000 polniſche Legio-
näre die Vorhut. Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen konnten
bereits auch bei Marmaros-Sziget die Offenſive ergreifen.
Raſche Flucht oder Vernichtung harrt auch der einzelnen kleinen
Abteilungen dieſer ruſſiſchen Truppen-Kolonnen, die auf Berg-
höhen ins Komitat Besztereze-Naszod eintraten. Vor-
läufig wurde das Vordringen von einigen in der Nähe befindlichen
Gendarmen aufgehalten. Die zur endgültigen Vereitelung des gan-
zen Verſuches nötigen Truppen ſind bereits unterwegs. Bei ſämt-
lichen übrigen Päſſen drangen die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen
über die ungariſche Grenze hinaus.

Auch der Zar gehtjetzt an die Front. Ueber London
wird darüber amtlich nachſtehendes gemeldet:

Nach einer Petersburger Meldung der „Morning Poſt“ er-
folgte die Abreiſe des Zaren nach dem Kriegsſchauplatz in Galizien
in aller Stille, nur mit kleinem Gefolge und ohne Hofbeamte. Die
Anweſenheit des Zaren bedeute keine Einſchränkung der Handlungs-
freiheit des Oberbefehlshabers Großfürſten Nikolai Nikolajewitſch.
Der Zar wolle nur die Truppen ermuntern und anfeuern.
England.

Das Wolffſche Bureau weiß uns nicht amtlich von einer neuen
perfiden Aktion Englands zu melden:

Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht folgendes: Die
deutſche Politik des Minenlegens verbunden mit der Tätigkeit der
Unterſeeboote zwingt die Admiralität aus militäriſchen Gründen,
Gegenmaßregeln zu ergreifen. Die Regierung erteilte deshalb die
Genehmigung zum Minenlegen in gewiſſen Gebieten.

Ein Minenfelderſyſtem wurde ausgelegt und in großem Maß-
ſtabe entwickelt. Um die Gefahr für die Nichtkämpfer zu verringern,
teilt die Admiralität mit, daß es von jetzt ab für die Schiffe gefähr-
lich ſei, das Gebiet zwiſchen 51. Grad 15 Minuten und 51. Grad
40 Minuten nördlicher Breite und zwiſchen 1 Grad 35 Minuten und
3 Grad öſtlicher Länge zu durchfahren.

Im Zuſammenhang damit wird daran erinnert, daß die ſüd-
liche Grenze der deutſchen Minenfelder auf 52. Grad nördlicher
Breite liegt. Obgleich die Grenzen der gefährlichen Gebiete hier-
durch beſtimmt ſind, darf nicht angenommen werden, daß die Schiff-
fahrt in irgend einem Teile der Gewäſſer ſüdlich und nördlich davon
ungefährlich ſei. Den engliſchen Schiffen iſt befohlen, oſtwärts
ſegelnde Schiffe vor neu ausgelegten Minenfeldern zu warnen.

Man braucht nicht weiter zu betonen, daß dieſe Maßregel auch
die geſamte Schiffahrt der neutralen Staaten trifft. Deutſchland
hat ſeine Minen an den engliſchen Feind gelegt und bedroht nirgends
die neutrale Schiffahrt.

Eine deutſche Antwort.

National Tidende veröffentlicht folgende Aeußerungen
des Staatsſekretärs
des deutſchen Auswärtigen Amtes
Staatsminiſter v. Jagow, die eine Antwort auf ein jüngſt ver-
öffentlichtes Interview mit dem engliſchen Unterſtaatsſekretär Ac-
land
darſtellen:

„Unterſtaatsſekretär Acland“, ſagte Herr von Jagow, „behaup-
tet, das Eingreifen Englands in den Krieg ſei darauf zurückzufüh-
ren, daß Deutſchland die Neutralität Belgiens verletzt habe. Ich
kann nicht annehmen, daß dieſem hohen Beamten des britiſchen
Auswärtigen Amtes unbekannt ſein ſollte, daß Sir Edward Grey
in ſeiner Rede im engliſchen Unterhaus am 3. Auguſt erklärt hat,
er habe dem franzöſiſchen Botſchafter bereits am Nachmittag des
vorhergehenden Tages, alſo am 2. Auguſt, die vollſte Unterſtützung
der engliſchen Flotte für den Fall zugeſichert, daß die deutſche Flotte
gegen die franzöſiſche Küſte oder die franzöſiſche Schiffahrt vorgehe.
Erſt in der Nacht vom 3. auf den 4. Auguſt aber erfolgte die Ver-
letzung der belgiſchen Neutralität durch deutſche Truppen.

Ebenſowenig kann der Unterſtaatsſekretär vergeſſen haben,
daß Sir Edward Grey in ſeiner Unterredung mit dem Fürſten Lich-
nowsky am 1. Auguſt es ausdrücklich abgelehnt hat, Deutſchland
die Neutralität Englands für den Fall zuzuſichern, daß Deutſchland
die Neutralität Belgiens reſpektiere.

Es handelt ſich daher um einen, nicht einmal beſonders geſchick-
ten erneuten Verſuch, die Welt über Motive irrezuführen, die der
engliſchen Beteiligung am Kriege zugrunde liegen. Sie beſtehen
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[599.[599]/0003] 10. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung Die von den Serben verbreitete Behauptung über die Vernich- tung der 40. Honveddiviſion iſt ein neuerlicher Beweis der lebhaften ſerbiſchen Phantaſie. Dieſe Diviſion befindet ſich, wie die Serben ſich zu überzeugen in den letzten Tagen wiederholt Gelegenheit hatten, in beſter Verfaſſung in der Gefechtsfront und hat ebenſo wie bei Viſegrad auch an den Kämpfen der letzten Woche rühm- lichen Anteil genommen. Potiorek, Feldzeugmeiſter. Unter demſelben Datum wird amtlich aus unſerem deutſchen Großen Hauptquartier gemeldet: Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatze ſcheint der Vormarſch ruſſi- ſcher Kräfte über den Njemen gegen das Gouvernement Suwalki bevorzuſtehen. Und unterm 3. Oktober: Im Oſten ſind das 3. ſibiriſche und Teile des 22. Armee- korps, die ſich auf dem linken Flügel der über den Njemen vordringenden ruſſiſchen Armeen befanden, nach zweitägigem er- bittertem Kampfe bei Auguſtow geſchlagen worden. Ueber 2000 unverwundete Gefangene, eine Anzahl Geſchütze und Maſchi- nengewehre wurden erbeutet. Der ſtellvertretende Chef des öſterreichiſchen Generalſtabs v. Höfer läßt unter dem 5. ds. amtlich verlautbaren: Die Operationen in Ruſſiſch-Polen und Galizien ſchreiten günſtig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend warfen die deutſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Truppen den Feind von Opatow und Klimontow gegen die Weichſel zurück. In den Kar- pathen wurden die Ruſſen am Uzſoker Paß vollſtändig ge- ſchlagen. Der ſchon obengenannte Feldzeugmeiſter Potiorek meldet unter dem 4. ds. amtlich über die Erfolge der öſterreichiſchen Armee gegen Serbien und Montenegro: Die im öſtlichen Bosnien eingedrungenen ſerbiſchen und montenegriniſchen Streitkräfte zwangen in dieſes abſeits der Haupt- entſcheidung liegende Gebiet mobile Kräfte zu detachieren. Die erſte dort eingeleitete Aktion fand bereits einen erfolgreichen Ab- ſchluß. Zwei montenegriniſche Brigaden, die „Spuska“ unter dem Kommando des Generals Bucovitſch und die „Zetska“ unter General Rajevitſch, wurden in zweitägigen heftigen Kämpfen voll- kommen geſchlagen und auf Foca zurückgeworfen. Sie befinden ſich in panikartigem Rückzuge über die Landesgrenze. Ihren ganzen Train, darunter nicht unbedeutende in Bosnien erbeutete Vorräte, mußten ſie zurücklaſſen. Auch bei dieſer Gelegenheit wurden mehrere Gefallene öſter- reichiſcher vorgeſandter Patrouillen, darunter ein Fähnrich, in beſtia- liſch verſtümmeltem Zuſtande aufgefunden. Bei der im nördlichen Abſchnitte eingeleiteten Aktion wurde ein komplettes ſerbiſches Bataillon von einem öſterreichiſchen Halb- bataillon gefangen. Das glückliche Vordringen der deutſchen und öſterreichiſch-unga- riſchen Streitkräfte in Ruſſiſch-Polen ſcheint die Ruſſen vollſtändig überraſcht zu haben. Sie verſchoben zwar ſtarke Kräfte aus Gali- zien nach Norden, wurden jedoch bei ihrem Verſuch, die Weichſel in der Richtung Opatow zu überſchreiten, von den Verbündeten über den Fluß zurückgeworfen. Unſere Truppen haben den ruſſi- ſchen Brückenkopf bei Sandomir erobert. In Galizien rücken wir plangemäß vor. Bei Tarnobrzeg wurde eine ruſſiſche Infanterie- Diviſion unſererſeits geworfen. 6. Oktober: Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz iſt der ruſſiſche Vor- marſch gegen Oſtpreußen im Gouvernement Suwalki zum Stehen gebracht. Bei Suwalki wird der Feind ſeit geſtern erfolg- reich angegriffen. In Ruſſiſch-Polen vertrieben deutſche Truppen am 4. Oktober die ruſſiſche Gardeſchützen-Brigade aus einer befeſtigten Stellung zwiſchen Opatow und Oſtrowitz und nah- men ihr 3000 Gefangene, mehrere Geſchütze und Maſchinen-Ge- wehre ab. Am 5. Oktober wurden 2½ ruſſiſche Kavallerie-Diviſionen und Teile der Hauptreſerve von Iwangerow bei Radom angegriffen und auf Iwangerow zurückgeworfen. 7. Oktober: Eine amtliche Meldung aus Huszt ſagt: Die öſterreichiſch-unga- riſchen Truppen ſtehen ſeit Montag mittag bei Técſö mit den Ruſſen in heftigem Kampf. Den Ruſſen wurden ihre Poſitionen entriſſen. Bei Körösfalva fand ebenfalls ein heftiger Kampf ſtatt und endete mit einem vollſtändigen Siege. Die Ruſſen wur- den vernichtet oder gefangen. Hier bildeten 2000 polniſche Legio- näre die Vorhut. Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen konnten bereits auch bei Marmaros-Sziget die Offenſive ergreifen. Raſche Flucht oder Vernichtung harrt auch der einzelnen kleinen Abteilungen dieſer ruſſiſchen Truppen-Kolonnen, die auf Berg- höhen ins Komitat Besztereze-Naszod eintraten. Vor- läufig wurde das Vordringen von einigen in der Nähe befindlichen Gendarmen aufgehalten. Die zur endgültigen Vereitelung des gan- zen Verſuches nötigen Truppen ſind bereits unterwegs. Bei ſämt- lichen übrigen Päſſen drangen die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen über die ungariſche Grenze hinaus. Auch der Zar gehtjetzt an die Front. Ueber London wird darüber amtlich nachſtehendes gemeldet: Nach einer Petersburger Meldung der „Morning Poſt“ er- folgte die Abreiſe des Zaren nach dem Kriegsſchauplatz in Galizien in aller Stille, nur mit kleinem Gefolge und ohne Hofbeamte. Die Anweſenheit des Zaren bedeute keine Einſchränkung der Handlungs- freiheit des Oberbefehlshabers Großfürſten Nikolai Nikolajewitſch. Der Zar wolle nur die Truppen ermuntern und anfeuern. England. Das Wolffſche Bureau weiß uns nicht amtlich von einer neuen perfiden Aktion Englands zu melden: Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht folgendes: Die deutſche Politik des Minenlegens verbunden mit der Tätigkeit der Unterſeeboote zwingt die Admiralität aus militäriſchen Gründen, Gegenmaßregeln zu ergreifen. Die Regierung erteilte deshalb die Genehmigung zum Minenlegen in gewiſſen Gebieten. Ein Minenfelderſyſtem wurde ausgelegt und in großem Maß- ſtabe entwickelt. Um die Gefahr für die Nichtkämpfer zu verringern, teilt die Admiralität mit, daß es von jetzt ab für die Schiffe gefähr- lich ſei, das Gebiet zwiſchen 51. Grad 15 Minuten und 51. Grad 40 Minuten nördlicher Breite und zwiſchen 1 Grad 35 Minuten und 3 Grad öſtlicher Länge zu durchfahren. Im Zuſammenhang damit wird daran erinnert, daß die ſüd- liche Grenze der deutſchen Minenfelder auf 52. Grad nördlicher Breite liegt. Obgleich die Grenzen der gefährlichen Gebiete hier- durch beſtimmt ſind, darf nicht angenommen werden, daß die Schiff- fahrt in irgend einem Teile der Gewäſſer ſüdlich und nördlich davon ungefährlich ſei. Den engliſchen Schiffen iſt befohlen, oſtwärts ſegelnde Schiffe vor neu ausgelegten Minenfeldern zu warnen. Man braucht nicht weiter zu betonen, daß dieſe Maßregel auch die geſamte Schiffahrt der neutralen Staaten trifft. Deutſchland hat ſeine Minen an den engliſchen Feind gelegt und bedroht nirgends die neutrale Schiffahrt. Eine deutſche Antwort. National Tidende veröffentlicht folgende Aeußerungen des Staatsſekretärs des deutſchen Auswärtigen Amtes Staatsminiſter v. Jagow, die eine Antwort auf ein jüngſt ver- öffentlichtes Interview mit dem engliſchen Unterſtaatsſekretär Ac- land darſtellen: „Unterſtaatsſekretär Acland“, ſagte Herr von Jagow, „behaup- tet, das Eingreifen Englands in den Krieg ſei darauf zurückzufüh- ren, daß Deutſchland die Neutralität Belgiens verletzt habe. Ich kann nicht annehmen, daß dieſem hohen Beamten des britiſchen Auswärtigen Amtes unbekannt ſein ſollte, daß Sir Edward Grey in ſeiner Rede im engliſchen Unterhaus am 3. Auguſt erklärt hat, er habe dem franzöſiſchen Botſchafter bereits am Nachmittag des vorhergehenden Tages, alſo am 2. Auguſt, die vollſte Unterſtützung der engliſchen Flotte für den Fall zugeſichert, daß die deutſche Flotte gegen die franzöſiſche Küſte oder die franzöſiſche Schiffahrt vorgehe. Erſt in der Nacht vom 3. auf den 4. Auguſt aber erfolgte die Ver- letzung der belgiſchen Neutralität durch deutſche Truppen. Ebenſowenig kann der Unterſtaatsſekretär vergeſſen haben, daß Sir Edward Grey in ſeiner Unterredung mit dem Fürſten Lich- nowsky am 1. Auguſt es ausdrücklich abgelehnt hat, Deutſchland die Neutralität Englands für den Fall zuzuſichern, daß Deutſchland die Neutralität Belgiens reſpektiere. Es handelt ſich daher um einen, nicht einmal beſonders geſchick- ten erneuten Verſuch, die Welt über Motive irrezuführen, die der engliſchen Beteiligung am Kriege zugrunde liegen. Sie beſtehen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 41, 10. Oktober 1914, S. 599.[599]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine41_1914/3>, abgerufen am 21.11.2024.