Allgemeine Zeitung, Nr. 41, 10. Oktober 1914.10. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Die von den Serben verbreitete Behauptung über die Vernich-Potiorek, Feldzeugmeister. Unter demselben Datum wird amtlich aus unserem deutschen Auf dem östlichen Kriegsschauplatze scheint der Vormarsch russi- Und unterm 3. Oktober: Im Osten sind das 3. sibirische und Teile des 22. Armee- Der stellvertretende Chef des österreichischen Generalstabs Die Operationen in Russisch-Polen und Galizien Der schon obengenannte Feldzeugmeister Potiorek meldet Die im östlichen Bosnien eingedrungenen serbischen und Auch bei dieser Gelegenheit wurden mehrere Gefallene öster- Bei der im nördlichen Abschnitte eingeleiteten Aktion wurde ein Das glückliche Vordringen der deutschen und österreichisch-unga- 6. Oktober: Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist der russische Vor- Am 5. Oktober wurden 21/2 russische Kavallerie-Divisionen und 7. Oktober: Eine amtliche Meldung aus Huszt sagt: Die österreichisch-unga- Auch der Zar gehtjetzt an die Front. Ueber London Nach einer Petersburger Meldung der "Morning Post" er- England. Das Wolffsche Bureau weiß uns nicht amtlich von einer neuen Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht folgendes: Die Ein Minenfeldersystem wurde ausgelegt und in großem Maß- Im Zusammenhang damit wird daran erinnert, daß die süd- Man braucht nicht weiter zu betonen, daß diese Maßregel auch Eine deutsche Antwort. National Tidende veröffentlicht folgende Aeußerungen "Unterstaatssekretär Acland", sagte Herr von Jagow, "behaup- Ebensowenig kann der Unterstaatssekretär vergessen haben, Es handelt sich daher um einen, nicht einmal besonders geschick- 10. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Die von den Serben verbreitete Behauptung über die Vernich-Potiorek, Feldzeugmeiſter. Unter demſelben Datum wird amtlich aus unſerem deutſchen Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatze ſcheint der Vormarſch ruſſi- Und unterm 3. Oktober: Im Oſten ſind das 3. ſibiriſche und Teile des 22. Armee- Der ſtellvertretende Chef des öſterreichiſchen Generalſtabs Die Operationen in Ruſſiſch-Polen und Galizien Der ſchon obengenannte Feldzeugmeiſter Potiorek meldet Die im öſtlichen Bosnien eingedrungenen ſerbiſchen und Auch bei dieſer Gelegenheit wurden mehrere Gefallene öſter- Bei der im nördlichen Abſchnitte eingeleiteten Aktion wurde ein Das glückliche Vordringen der deutſchen und öſterreichiſch-unga- 6. Oktober: Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz iſt der ruſſiſche Vor- Am 5. Oktober wurden 2½ ruſſiſche Kavallerie-Diviſionen und 7. Oktober: Eine amtliche Meldung aus Huszt ſagt: Die öſterreichiſch-unga- Auch der Zar gehtjetzt an die Front. Ueber London Nach einer Petersburger Meldung der „Morning Poſt“ er- England. Das Wolffſche Bureau weiß uns nicht amtlich von einer neuen Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht folgendes: Die Ein Minenfelderſyſtem wurde ausgelegt und in großem Maß- Im Zuſammenhang damit wird daran erinnert, daß die ſüd- Man braucht nicht weiter zu betonen, daß dieſe Maßregel auch Eine deutſche Antwort. National Tidende veröffentlicht folgende Aeußerungen „Unterſtaatsſekretär Acland“, ſagte Herr von Jagow, „behaup- Ebenſowenig kann der Unterſtaatsſekretär vergeſſen haben, Es handelt ſich daher um einen, nicht einmal beſonders geſchick- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0003" n="599.[599]"/> <fw place="top" type="header">10. Oktober 1914. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> <cit> <quote>Die von den Serben verbreitete Behauptung über die Vernich-<lb/> tung der 40. Honveddiviſion iſt ein neuerlicher Beweis der lebhaften<lb/> ſerbiſchen Phantaſie. Dieſe Diviſion befindet ſich, wie die Serben<lb/> ſich zu überzeugen in den letzten Tagen wiederholt Gelegenheit<lb/> hatten, in beſter Verfaſſung in der Gefechtsfront und hat ebenſo<lb/> wie bei Viſegrad auch an den Kämpfen der letzten Woche rühm-<lb/> lichen Anteil genommen. </quote> <bibl><hi rendition="#g">Potiorek,</hi> Feldzeugmeiſter.</bibl> </cit><lb/> <p>Unter demſelben Datum wird amtlich aus unſerem deutſchen<lb/> Großen Hauptquartier gemeldet:</p><lb/> <cit> <quote>Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatze ſcheint der Vormarſch ruſſi-<lb/> ſcher Kräfte über den Njemen gegen das Gouvernement Suwalki<lb/> bevorzuſtehen.</quote> </cit><lb/> <p>Und unterm 3. Oktober:</p><lb/> <cit> <quote>Im Oſten ſind das 3. <hi rendition="#g">ſibiriſche</hi> und <hi rendition="#g">Teile</hi> des 22. <hi rendition="#g">Armee-<lb/> korps,</hi> die ſich auf dem linken Flügel der über den <hi rendition="#g">Njemen</hi><lb/> vordringenden ruſſiſchen Armeen befanden, nach zweitägigem er-<lb/> bittertem Kampfe bei Auguſtow <hi rendition="#g">geſchlagen</hi> worden. Ueber<lb/> 2000 unverwundete Gefangene, eine Anzahl Geſchütze und Maſchi-<lb/> nengewehre wurden erbeutet.</quote> </cit><lb/> <p>Der ſtellvertretende Chef des öſterreichiſchen Generalſtabs<lb/> v. <hi rendition="#g">Höfer</hi> läßt unter dem 5. ds. amtlich verlautbaren:</p><lb/> <cit> <quote>Die Operationen in <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Polen</hi> und <hi rendition="#g">Galizien</hi><lb/> ſchreiten günſtig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend warfen<lb/> die deutſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Truppen den Feind von<lb/> Opatow und Klimontow gegen die Weichſel zurück. 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Sie befinden ſich<lb/> in panikartigem <hi rendition="#g">Rückzuge</hi> über die Landesgrenze. Ihren ganzen<lb/> Train, darunter nicht unbedeutende in Bosnien erbeutete Vorräte,<lb/> mußten ſie zurücklaſſen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Auch bei dieſer Gelegenheit wurden mehrere Gefallene öſter-<lb/> reichiſcher vorgeſandter Patrouillen, darunter ein Fähnrich, in beſtia-<lb/> liſch verſtümmeltem Zuſtande aufgefunden.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Bei der im nördlichen Abſchnitte eingeleiteten Aktion wurde ein<lb/> komplettes ſerbiſches Bataillon von einem öſterreichiſchen Halb-<lb/> bataillon gefangen.</quote> </cit><lb/> <p>Das glückliche Vordringen der deutſchen und öſterreichiſch-unga-<lb/> riſchen Streitkräfte in Ruſſiſch-Polen ſcheint die Ruſſen vollſtändig<lb/> überraſcht zu haben. Sie verſchoben zwar ſtarke Kräfte aus Gali-<lb/> zien nach Norden, wurden jedoch bei ihrem Verſuch, die Weichſel<lb/> in der Richtung Opatow zu überſchreiten, von den Verbündeten<lb/> über den Fluß zurückgeworfen. Unſere Truppen haben den ruſſi-<lb/> ſchen Brückenkopf bei Sandomir erobert. In Galizien rücken wir<lb/> plangemäß vor. Bei Tarnobrzeg wurde eine ruſſiſche Infanterie-<lb/> Diviſion unſererſeits geworfen.</p><lb/> <p>6. Oktober:</p><lb/> <p>Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz iſt der <hi rendition="#g">ruſſiſche Vor-<lb/> marſch</hi> gegen <hi rendition="#g">Oſtpreußen</hi> im Gouvernement Suwalki zum<lb/> Stehen gebracht. Bei Suwalki wird der Feind ſeit geſtern erfolg-<lb/> reich angegriffen. In <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Polen</hi> vertrieben deutſche<lb/> Truppen am 4. 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Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen konnten<lb/> bereits auch bei <hi rendition="#g">Marmaros-Sziget</hi> die Offenſive ergreifen.<lb/> Raſche Flucht oder Vernichtung harrt auch der einzelnen kleinen<lb/> Abteilungen dieſer ruſſiſchen Truppen-Kolonnen, die auf Berg-<lb/> höhen ins Komitat <hi rendition="#g">Besztereze-Naszod</hi> eintraten. Vor-<lb/> läufig wurde das Vordringen von einigen in der Nähe befindlichen<lb/> Gendarmen aufgehalten. Die zur endgültigen Vereitelung des gan-<lb/> zen Verſuches nötigen Truppen ſind bereits unterwegs. Bei ſämt-<lb/> lichen übrigen Päſſen drangen die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen<lb/> über die ungariſche Grenze hinaus.</p><lb/> <p>Auch der <hi rendition="#g">Zar gehtjetzt an die Front.</hi> Ueber London<lb/> wird darüber amtlich nachſtehendes gemeldet:</p><lb/> <cit> <quote>Nach einer Petersburger Meldung der „Morning Poſt“ er-<lb/> folgte die Abreiſe des Zaren nach dem Kriegsſchauplatz in Galizien<lb/> in aller Stille, nur mit kleinem Gefolge und ohne Hofbeamte. Die<lb/> Anweſenheit des Zaren bedeute keine Einſchränkung der Handlungs-<lb/> freiheit des Oberbefehlshabers Großfürſten Nikolai Nikolajewitſch.<lb/> Der Zar wolle nur die Truppen ermuntern und anfeuern.</quote> </cit> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">England.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Das Wolffſche Bureau weiß uns nicht amtlich von einer neuen<lb/> perfiden Aktion Englands zu melden:</p><lb/> <p>Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht folgendes: Die<lb/> deutſche Politik des Minenlegens verbunden mit der Tätigkeit der<lb/> Unterſeeboote zwingt die Admiralität aus militäriſchen Gründen,<lb/> Gegenmaßregeln zu ergreifen. Die Regierung erteilte deshalb die<lb/> Genehmigung zum Minenlegen in gewiſſen Gebieten.</p><lb/> <p>Ein Minenfelderſyſtem wurde ausgelegt und in großem Maß-<lb/> ſtabe entwickelt. Um die Gefahr für die Nichtkämpfer zu verringern,<lb/> teilt die Admiralität mit, daß es von jetzt ab für die Schiffe gefähr-<lb/> lich ſei, das Gebiet zwiſchen 51. Grad 15 Minuten und 51. Grad<lb/> 40 Minuten nördlicher Breite und zwiſchen 1 Grad 35 Minuten und<lb/> 3 Grad öſtlicher Länge zu durchfahren.</p><lb/> <p>Im Zuſammenhang damit wird daran erinnert, daß die ſüd-<lb/> liche Grenze der deutſchen Minenfelder auf 52. Grad nördlicher<lb/> Breite liegt. Obgleich die Grenzen der gefährlichen Gebiete hier-<lb/> durch beſtimmt ſind, darf nicht angenommen werden, daß die Schiff-<lb/> fahrt in irgend einem Teile der Gewäſſer ſüdlich und nördlich davon<lb/> ungefährlich ſei. Den engliſchen Schiffen iſt befohlen, oſtwärts<lb/> ſegelnde Schiffe vor neu ausgelegten Minenfeldern zu warnen.</p><lb/> <p>Man braucht nicht weiter zu betonen, daß dieſe Maßregel auch<lb/> die geſamte Schiffahrt der neutralen Staaten trifft. 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Ich<lb/> kann nicht annehmen, daß dieſem hohen Beamten des britiſchen<lb/> Auswärtigen Amtes unbekannt ſein ſollte, daß Sir Edward Grey<lb/> in ſeiner Rede im engliſchen Unterhaus am 3. Auguſt erklärt hat,<lb/> er habe dem franzöſiſchen Botſchafter bereits am Nachmittag des<lb/> vorhergehenden Tages, alſo am 2. Auguſt, die vollſte Unterſtützung<lb/> der engliſchen Flotte für den Fall zugeſichert, daß die deutſche Flotte<lb/> gegen die franzöſiſche Küſte oder die franzöſiſche Schiffahrt vorgehe.<lb/> Erſt in der Nacht vom 3. auf den 4. Auguſt aber erfolgte die Ver-<lb/> letzung der belgiſchen Neutralität durch deutſche Truppen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Ebenſowenig kann der Unterſtaatsſekretär vergeſſen haben,<lb/> daß Sir Edward Grey in ſeiner Unterredung mit dem Fürſten Lich-<lb/> nowsky am 1. Auguſt es ausdrücklich abgelehnt hat, Deutſchland<lb/> die Neutralität Englands für den Fall zuzuſichern, daß Deutſchland<lb/> die Neutralität Belgiens reſpektiere.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Es handelt ſich daher um einen, nicht einmal beſonders geſchick-<lb/> ten erneuten Verſuch, die Welt über Motive irrezuführen, die der<lb/> engliſchen Beteiligung am Kriege zugrunde liegen. Sie beſtehen<lb/></quote> </cit> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [599.[599]/0003]
10. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung
Die von den Serben verbreitete Behauptung über die Vernich-
tung der 40. Honveddiviſion iſt ein neuerlicher Beweis der lebhaften
ſerbiſchen Phantaſie. Dieſe Diviſion befindet ſich, wie die Serben
ſich zu überzeugen in den letzten Tagen wiederholt Gelegenheit
hatten, in beſter Verfaſſung in der Gefechtsfront und hat ebenſo
wie bei Viſegrad auch an den Kämpfen der letzten Woche rühm-
lichen Anteil genommen. Potiorek, Feldzeugmeiſter.
Unter demſelben Datum wird amtlich aus unſerem deutſchen
Großen Hauptquartier gemeldet:
Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatze ſcheint der Vormarſch ruſſi-
ſcher Kräfte über den Njemen gegen das Gouvernement Suwalki
bevorzuſtehen.
Und unterm 3. Oktober:
Im Oſten ſind das 3. ſibiriſche und Teile des 22. Armee-
korps, die ſich auf dem linken Flügel der über den Njemen
vordringenden ruſſiſchen Armeen befanden, nach zweitägigem er-
bittertem Kampfe bei Auguſtow geſchlagen worden. Ueber
2000 unverwundete Gefangene, eine Anzahl Geſchütze und Maſchi-
nengewehre wurden erbeutet.
Der ſtellvertretende Chef des öſterreichiſchen Generalſtabs
v. Höfer läßt unter dem 5. ds. amtlich verlautbaren:
Die Operationen in Ruſſiſch-Polen und Galizien
ſchreiten günſtig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend warfen
die deutſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Truppen den Feind von
Opatow und Klimontow gegen die Weichſel zurück. In den Kar-
pathen wurden die Ruſſen am Uzſoker Paß vollſtändig ge-
ſchlagen.
Der ſchon obengenannte Feldzeugmeiſter Potiorek meldet
unter dem 4. ds. amtlich über die Erfolge der öſterreichiſchen Armee
gegen Serbien und Montenegro:
Die im öſtlichen Bosnien eingedrungenen ſerbiſchen und
montenegriniſchen Streitkräfte zwangen in dieſes abſeits der Haupt-
entſcheidung liegende Gebiet mobile Kräfte zu detachieren. Die erſte
dort eingeleitete Aktion fand bereits einen erfolgreichen Ab-
ſchluß. Zwei montenegriniſche Brigaden, die „Spuska“ unter
dem Kommando des Generals Bucovitſch und die „Zetska“ unter
General Rajevitſch, wurden in zweitägigen heftigen Kämpfen voll-
kommen geſchlagen und auf Foca zurückgeworfen. Sie befinden ſich
in panikartigem Rückzuge über die Landesgrenze. Ihren ganzen
Train, darunter nicht unbedeutende in Bosnien erbeutete Vorräte,
mußten ſie zurücklaſſen.
Auch bei dieſer Gelegenheit wurden mehrere Gefallene öſter-
reichiſcher vorgeſandter Patrouillen, darunter ein Fähnrich, in beſtia-
liſch verſtümmeltem Zuſtande aufgefunden.
Bei der im nördlichen Abſchnitte eingeleiteten Aktion wurde ein
komplettes ſerbiſches Bataillon von einem öſterreichiſchen Halb-
bataillon gefangen.
Das glückliche Vordringen der deutſchen und öſterreichiſch-unga-
riſchen Streitkräfte in Ruſſiſch-Polen ſcheint die Ruſſen vollſtändig
überraſcht zu haben. Sie verſchoben zwar ſtarke Kräfte aus Gali-
zien nach Norden, wurden jedoch bei ihrem Verſuch, die Weichſel
in der Richtung Opatow zu überſchreiten, von den Verbündeten
über den Fluß zurückgeworfen. Unſere Truppen haben den ruſſi-
ſchen Brückenkopf bei Sandomir erobert. In Galizien rücken wir
plangemäß vor. Bei Tarnobrzeg wurde eine ruſſiſche Infanterie-
Diviſion unſererſeits geworfen.
6. Oktober:
Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz iſt der ruſſiſche Vor-
marſch gegen Oſtpreußen im Gouvernement Suwalki zum
Stehen gebracht. Bei Suwalki wird der Feind ſeit geſtern erfolg-
reich angegriffen. In Ruſſiſch-Polen vertrieben deutſche
Truppen am 4. Oktober die ruſſiſche Gardeſchützen-Brigade aus
einer befeſtigten Stellung zwiſchen Opatow und Oſtrowitz und nah-
men ihr 3000 Gefangene, mehrere Geſchütze und Maſchinen-Ge-
wehre ab.
Am 5. Oktober wurden 2½ ruſſiſche Kavallerie-Diviſionen und
Teile der Hauptreſerve von Iwangerow bei Radom angegriffen
und auf Iwangerow zurückgeworfen.
7. Oktober:
Eine amtliche Meldung aus Huszt ſagt: Die öſterreichiſch-unga-
riſchen Truppen ſtehen ſeit Montag mittag bei Técſö mit den
Ruſſen in heftigem Kampf. Den Ruſſen wurden ihre Poſitionen
entriſſen. Bei Körösfalva fand ebenfalls ein heftiger Kampf
ſtatt und endete mit einem vollſtändigen Siege. Die Ruſſen wur-
den vernichtet oder gefangen. Hier bildeten 2000 polniſche Legio-
näre die Vorhut. Die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen konnten
bereits auch bei Marmaros-Sziget die Offenſive ergreifen.
Raſche Flucht oder Vernichtung harrt auch der einzelnen kleinen
Abteilungen dieſer ruſſiſchen Truppen-Kolonnen, die auf Berg-
höhen ins Komitat Besztereze-Naszod eintraten. Vor-
läufig wurde das Vordringen von einigen in der Nähe befindlichen
Gendarmen aufgehalten. Die zur endgültigen Vereitelung des gan-
zen Verſuches nötigen Truppen ſind bereits unterwegs. Bei ſämt-
lichen übrigen Päſſen drangen die öſterreichiſch-ungariſchen Truppen
über die ungariſche Grenze hinaus.
Auch der Zar gehtjetzt an die Front. Ueber London
wird darüber amtlich nachſtehendes gemeldet:
Nach einer Petersburger Meldung der „Morning Poſt“ er-
folgte die Abreiſe des Zaren nach dem Kriegsſchauplatz in Galizien
in aller Stille, nur mit kleinem Gefolge und ohne Hofbeamte. Die
Anweſenheit des Zaren bedeute keine Einſchränkung der Handlungs-
freiheit des Oberbefehlshabers Großfürſten Nikolai Nikolajewitſch.
Der Zar wolle nur die Truppen ermuntern und anfeuern.
England.
Das Wolffſche Bureau weiß uns nicht amtlich von einer neuen
perfiden Aktion Englands zu melden:
Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht folgendes: Die
deutſche Politik des Minenlegens verbunden mit der Tätigkeit der
Unterſeeboote zwingt die Admiralität aus militäriſchen Gründen,
Gegenmaßregeln zu ergreifen. Die Regierung erteilte deshalb die
Genehmigung zum Minenlegen in gewiſſen Gebieten.
Ein Minenfelderſyſtem wurde ausgelegt und in großem Maß-
ſtabe entwickelt. Um die Gefahr für die Nichtkämpfer zu verringern,
teilt die Admiralität mit, daß es von jetzt ab für die Schiffe gefähr-
lich ſei, das Gebiet zwiſchen 51. Grad 15 Minuten und 51. Grad
40 Minuten nördlicher Breite und zwiſchen 1 Grad 35 Minuten und
3 Grad öſtlicher Länge zu durchfahren.
Im Zuſammenhang damit wird daran erinnert, daß die ſüd-
liche Grenze der deutſchen Minenfelder auf 52. Grad nördlicher
Breite liegt. Obgleich die Grenzen der gefährlichen Gebiete hier-
durch beſtimmt ſind, darf nicht angenommen werden, daß die Schiff-
fahrt in irgend einem Teile der Gewäſſer ſüdlich und nördlich davon
ungefährlich ſei. Den engliſchen Schiffen iſt befohlen, oſtwärts
ſegelnde Schiffe vor neu ausgelegten Minenfeldern zu warnen.
Man braucht nicht weiter zu betonen, daß dieſe Maßregel auch
die geſamte Schiffahrt der neutralen Staaten trifft. Deutſchland
hat ſeine Minen an den engliſchen Feind gelegt und bedroht nirgends
die neutrale Schiffahrt.
Eine deutſche Antwort.
National Tidende veröffentlicht folgende Aeußerungen
des Staatsſekretärs des deutſchen Auswärtigen Amtes
Staatsminiſter v. Jagow, die eine Antwort auf ein jüngſt ver-
öffentlichtes Interview mit dem engliſchen Unterſtaatsſekretär Ac-
land darſtellen:
„Unterſtaatsſekretär Acland“, ſagte Herr von Jagow, „behaup-
tet, das Eingreifen Englands in den Krieg ſei darauf zurückzufüh-
ren, daß Deutſchland die Neutralität Belgiens verletzt habe. Ich
kann nicht annehmen, daß dieſem hohen Beamten des britiſchen
Auswärtigen Amtes unbekannt ſein ſollte, daß Sir Edward Grey
in ſeiner Rede im engliſchen Unterhaus am 3. Auguſt erklärt hat,
er habe dem franzöſiſchen Botſchafter bereits am Nachmittag des
vorhergehenden Tages, alſo am 2. Auguſt, die vollſte Unterſtützung
der engliſchen Flotte für den Fall zugeſichert, daß die deutſche Flotte
gegen die franzöſiſche Küſte oder die franzöſiſche Schiffahrt vorgehe.
Erſt in der Nacht vom 3. auf den 4. Auguſt aber erfolgte die Ver-
letzung der belgiſchen Neutralität durch deutſche Truppen.
Ebenſowenig kann der Unterſtaatsſekretär vergeſſen haben,
daß Sir Edward Grey in ſeiner Unterredung mit dem Fürſten Lich-
nowsky am 1. Auguſt es ausdrücklich abgelehnt hat, Deutſchland
die Neutralität Englands für den Fall zuzuſichern, daß Deutſchland
die Neutralität Belgiens reſpektiere.
Es handelt ſich daher um einen, nicht einmal beſonders geſchick-
ten erneuten Verſuch, die Welt über Motive irrezuführen, die der
engliſchen Beteiligung am Kriege zugrunde liegen. Sie beſtehen
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(2023-04-27T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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