Allgemeine Zeitung, Nr. 42, 17. Oktober 1914.17. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
die Festung durch Hinausschieben von Heeresteilen gegen Westen zudecken, vermochte aber unseren heraneilenden Armeen nirgends stand zu halten. Die fünf bis sechs russischen Infanterie-Divisionen, die sich bei Auch Ungarn dürfte von den noch im Komitat Marmaros und Unter demselben Datum meldete der Kriegsberichterstatter der Unterm 12. ds. wird amtlich mitgeteilt: Unsere Offensive In Russischpolen wurden alle Versuche starker russischer Unterm 13. ds. wird amtlich gemeldet: Gestern schlugen unsere Der Kampf östlich Chyrow dauert noch an. Eine Kosaken- In den durch die ungünstige Witterung und die schlechten Weg- Ueber die Lage im Osten überhaupt übernimmt das Wolff- Ein militärischer Mitarbeiter des "Neuen Wiener Tagblatts" Immer neue Teilerfolge zeitigt das geschlossene Vorgehen der An und für sich sind es zwar örtlich begrenzte Einzelereignisse Das wurde mit einer solchen Promptheit erreicht, daß nun mit Unsere weiter südlich im Raume von Sandec längs der Eisen- Trotz des wiederholten, vergeblichen und mit furchtbaren Ver- Aus Wien wird dem Wolffschen Telegraphenbureau unterm In der Linie Stary-Sambor-Medyka, südöstlich von Przemysl, Auf dem östlichen Kriegsschauplatz sind in den Weiter südlich sind beim Zurückwerfen russischer Vortruppen Einen kulturell-historisch merkwürdigen Aufruf hat die Zu die Jiden in Paulen. Unsere Fohnen brengen eich Recht un Freiheit; gleiche Birger- Zu lang hot ihr sich geplogt unter dem eisernen moskowitischen Loßt eich nischt, wie a ßach mol friler, obnarren durch chanu- Wie hat man eich obgezohlt dem dosigen Chaum, was man hot Asau hot der Zar gehalten sein monarchisch Wort, wos er hot Eier heiliger Chauw ist ajetzt, zusammen zu nehmen alle Kref- Alle Sorten Lieferungen wellen bald un gut bezahlt. Bahnt Die obere Leitung vun die verbindet deitsche un 17. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
die Feſtung durch Hinausſchieben von Heeresteilen gegen Weſten zudecken, vermochte aber unſeren heraneilenden Armeen nirgends ſtand zu halten. Die fünf bis ſechs ruſſiſchen Infanterie-Diviſionen, die ſich bei Auch Ungarn dürfte von den noch im Komitat Marmaros und Unter demſelben Datum meldete der Kriegsberichterſtatter der Unterm 12. ds. wird amtlich mitgeteilt: Unſere Offenſive In Ruſſiſchpolen wurden alle Verſuche ſtarker ruſſiſcher Unterm 13. ds. wird amtlich gemeldet: Geſtern ſchlugen unſere Der Kampf öſtlich Chyrow dauert noch an. Eine Koſaken- In den durch die ungünſtige Witterung und die ſchlechten Weg- Ueber die Lage im Oſten überhaupt übernimmt das Wolff- Ein militäriſcher Mitarbeiter des „Neuen Wiener Tagblatts“ Immer neue Teilerfolge zeitigt das geſchloſſene Vorgehen der An und für ſich ſind es zwar örtlich begrenzte Einzelereigniſſe Das wurde mit einer ſolchen Promptheit erreicht, daß nun mit Unſere weiter ſüdlich im Raume von Sandec längs der Eiſen- Trotz des wiederholten, vergeblichen und mit furchtbaren Ver- Aus Wien wird dem Wolffſchen Telegraphenbureau unterm In der Linie Stary-Sambor-Medyka, ſüdöſtlich von Przemysl, Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz ſind in den Weiter ſüdlich ſind beim Zurückwerfen ruſſiſcher Vortruppen Einen kulturell-hiſtoriſch merkwürdigen Aufruf hat die Zu die Jiden in Paulen. Unſere Fohnen brengen eich Recht un Freiheit; gleiche Birger- Zu lang hot ihr ſich geplogt unter dem eiſernen moskowitiſchen Loßt eich niſcht, wie a ßach mol friler, obnarren durch chanu- Wie hat man eich obgezohlt dem doſigen Chaum, was man hot Aſau hot der Zar gehalten ſein monarchiſch Wort, wos er hot Eier heiliger Chauw iſt ajetzt, zuſammen zu nehmen alle Kref- Alle Sorten Lieferungen wellen bald un gut bezahlt. Bahnt Die obere Leitung vun die verbindet deitſche un <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0005" n="609"/><fw place="top" type="header">17. 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Unſere Truppen ſind dem Gegner<lb/> überall an den Ferſen.</p><lb/> <p>Auch Ungarn dürfte von den noch im Komitat Marmaros und<lb/> Beſztercz-Naſzod herumirrenden feindlichen Abteilungen bald gänz-<lb/> lich geſäubert ſein.</p><lb/> <p>Unter demſelben Datum meldete der Kriegsberichterſtatter der<lb/> „Reichspoſt“: Am Dienstag unternahmen die Ruſſen einen Angriff<lb/> auf einen Teil des äußeren Fortgürtels von <hi rendition="#g">Przemysl.</hi> Die<lb/> Verteidiger ließen den Feind auf 800 Schritt herankommen und<lb/> eröffneten erſt dann ein ſtarkes Geſchütz-, Maſchinengewehr- und<lb/> Infanteriefeuer. Die Wirkung des plötzlichen Feuers war entſetz-<lb/> lich. Gegen 10,000 Ruſſen, die zu dieſem Angriffe angeſetzt waren,<lb/> blieben bis auf geringfügige Ueberreſte alle tot oder verwundet am<lb/> Platze. 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17. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung
die Feſtung durch Hinausſchieben von Heeresteilen gegen Weſten zu
decken, vermochte aber unſeren heraneilenden Armeen nirgends ſtand
zu halten.
Die fünf bis ſechs ruſſiſchen Infanterie-Diviſionen, die ſich bei
Lancut ſtellten, ſind auf fluchtartigem Rückzug an den Sanfluß.
Ebenſo wurden eine Koſaken-Diviſion und eine Infanterie-Brigade,
die öſtlich Dymow eine verſtärkte Stellung inne hatten, nach kurzem
Widerſtand zurückgeworfen. Unſere Truppen ſind dem Gegner
überall an den Ferſen.
Auch Ungarn dürfte von den noch im Komitat Marmaros und
Beſztercz-Naſzod herumirrenden feindlichen Abteilungen bald gänz-
lich geſäubert ſein.
Unter demſelben Datum meldete der Kriegsberichterſtatter der
„Reichspoſt“: Am Dienstag unternahmen die Ruſſen einen Angriff
auf einen Teil des äußeren Fortgürtels von Przemysl. Die
Verteidiger ließen den Feind auf 800 Schritt herankommen und
eröffneten erſt dann ein ſtarkes Geſchütz-, Maſchinengewehr- und
Infanteriefeuer. Die Wirkung des plötzlichen Feuers war entſetz-
lich. Gegen 10,000 Ruſſen, die zu dieſem Angriffe angeſetzt waren,
blieben bis auf geringfügige Ueberreſte alle tot oder verwundet am
Platze. Der ruſſiſche Angriff war hier völlig in ſich zuſammenge-
brochen.
Unterm 12. ds. wird amtlich mitgeteilt: Unſere Offenſive
erreichte unter vielfachen, für unſere Truppen durchweg ſiegreichen
Kämpfen den San. Der Entſatz der Feſtung Przemysl iſt voll-
zogen. Nördlich und ſüdlich der Feſtung werden Reſte der feind-
lichen Einſchließungsarmee angegriffen. Jaroslau und Le-
zajsk ſind in unſerem Beſitz. Von Sieniawa geht ein ſtarker
Feind zurück. Oeſtlich von Chyrow ſchreitet unſer Angriff gleich-
falls fort.
In Ruſſiſchpolen wurden alle Verſuche ſtarker ruſſiſcher
Streitkräfte, die Weichſel ſüdlich von Iwangorod zu überſchreiten,
abgeſchlagen.
Unterm 13. ds. wird amtlich gemeldet: Geſtern ſchlugen unſere
gegen Przemysl anrückenden Kräfte, unterſtützt durch einen Aus-
fall der Beſatzung, die Einſchließung derartig zurück, daß ſich der
Feind jetzt nur mehr vor der Oſtfront der Feſtung hält. Bei ſeinem
Rückzug ſtürzten mehrere Kriegsbrücken nächſt Sosnica ein. Viele
Ruſſen ertranken im San.
Der Kampf öſtlich Chyrow dauert noch an. Eine Koſaken-
diviſion wurde von unſerer Kavallerie gegen Drohobycz ge-
worfen.
In den durch die ungünſtige Witterung und die ſchlechten Weg-
verhältniſſe außerordentlich erſchwerten Märſchen und Kämpfen der
letzten Wochen hat ſich die Leiſtungsfähigkeit unſerer braven Trup-
pen glänzend bewährt.
Ueber die Lage im Oſten überhaupt übernimmt das Wolff-
ſche Telegraphenbureau nachſtehende ausführliche Erklärungen:
Ein militäriſcher Mitarbeiter des „Neuen Wiener Tagblatts“
ſchreibt über die jüngſten Ereigniſſe:
Immer neue Teilerfolge zeitigt das geſchloſſene Vorgehen der
verbündeten deutſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Armeen an den
beiden Ufern der Weichſel im Raume Iwangorod, das kaum 100
Kilometer ſüdöſtlich von Warſchau liegt, bis Dymow am Sanfluß,
40 Kilometer weſtlich von Przemysl. Sieg auf Sieg über die feind-
lichen Nachhuten wird erfochten.
An und für ſich ſind es zwar örtlich begrenzte Einzelereigniſſe
in der 250 Kilometer breiten nordöſtlichen Operationslinie, im Hin-
blick auf das ungeheuere gemeinſame Endziel, aber doch ſchon die
ineinandergreifenden Glieder einer unzerreißbaren Kette, die mit
ehernem Druck langſam, aber immer merklicher die ruſſiſche Haupt-
macht an Hals und Bruſt zu würgen beginnt. Es zeigt ſich nun-
mehr zur Evidenz, daß die Konzentrierung unſerer Armeen nach
Weſten keine taktiſche Niederlage war, ſondern vielmehr eine über-
legte ſtrategiſche Maßnahme bildete, diktiert von dem höheren Zweck,
den lückenloſen Anſchluß an die deutſche Armee nördlich von Krakau
zu ſichern.
Das wurde mit einer ſolchen Promptheit erreicht, daß nun mit
den mit vereinten Kräften ſich ſtellenden gegneriſchen Truppen eine
Spitze nach der anderen abgebrochen wird. Die Erſtürmung des
ruſſiſchen Brückenkopfes bei Sandomierz und die Zurückwerfung der
feindlichen Infanterie-Diviſion bei Tarnobrzeg im Weichſel- und
Sanwinkel tragen bereits die erwarteten Früchte. Der geſchlagene
Gegner konnte ſich bei der energiſchen Verfolgung über das Hinder-
nis der beiden tiefen und breiten Flüſſe nicht raſch genug zurück-
ziehen und fiel ſamt dem Train abteilungsweiſe unſeren noch auf
dem rechten Weichſelufer vordringenden Truppen in die Hände.
Unſere weiter ſüdlich im Raume von Sandec längs der Eiſen-
bahn und Straße gegen Rzeſſow vorgegangene Armee warf am
7. Oktober jene Heeresteile des Gegners, die verſuchten, die Feſtung
Przemysl von Weſten einzuſchließen, bei dem Dorfe Barycz, 15 Kilo-
meter ſüdlich der Stadt Rzeſzow, wodurch dieſer ſo wichtige Bahn-
knotenpunkt wieder endgültig in Beſitz genommen wurde.
Trotz des wiederholten, vergeblichen und mit furchtbaren Ver-
luſten bezahlten Anrennens gegen die Forts von Przemysl in den
erſten Tagen des Oktober rannten ſich die Ruſſen am 6. und 7. Okt.
an den Bollwerken erneut die Köpfe ein. Nicht ſo ſehr die Tauſende
von Toten und Verwundeten, die der Gegner dort liegen ließ, wer-
den ihn von der Wiederholung des vergeblichen Beginnens abhalten,
wohl aber dürfte das bedenkliche Nahen unſerer ſiegreichen Truppen
im Weſten der Feſtung ſchon in den nächſten Tagen jedem weiteren
Belagerungsverſuch möglicherweiſe ein endgültiges Ende bereiten.
Aus Wien wird dem Wolffſchen Telegraphenbureau unterm
14. ds. vom öſterreichiſch-ruſſiſchen Kriegsſchauplatz gemeldet:
In der Linie Stary-Sambor-Medyka, ſüdöſtlich von Przemysl,
ſind befeſtigte Stellungen des Feindes. Unſere Truppen greifen an.
Dieſe Kämpfe nehmen an Ausdehnung zu. In den Karpathen
nahmen wir Toronya nach viertägigem Kampfe und verfolgten die
Ruſſen gegen Wyskow. Kleinere erfolgreiche Gefechte mit zurück-
gehenden feindlichen Abteilungen fanden auch im Viſſotal ſtatt.
Auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz ſind in den
Kämpfen bei Schirwindt die Ruſſen geworfen und haben 3000
Gefangene, 26 Geſchütze und 12 Maſchinengewehre verloren. Lyck
iſt wieder in unſerem Beſitz. Bialla iſt vom Feinde geräumt.
Weiter ſüdlich ſind beim Zurückwerfen ruſſiſcher Vortruppen
auf Warſchau 8000 Gefangene gemacht und 25 Geſchütze erbeutet
worden.
Einen kulturell-hiſtoriſch merkwürdigen Aufruf hat die
deutſche und öſterreichiſche Heeresleitung in Ruſſiſch-Polen verbreitet,
nämlich einen in jiddiſch deutſcher Sprache, im ſogenannten jiddiſchen
Jargon. Er lautet:
Zu die Jiden in Paulen.
Die heldiſche Armee vun die grauße mitteleiropäiſche Regierun-
gen, Deitſchland und Eſterreich-Ungarn, ſeinen arein in Paulen.
Der mechtiger Marſch von unſern Armees hat gezwungen die deſpo-
tiſche ruſſiſche Regierung zu antlaufen.
Unſere Fohnen brengen eich Recht un Freiheit; gleiche Birger-
rechte, Freiheit vorn Glauben, Freiheit zu arbeiten undgeſtert in
alle Zweigen vun ekonomiſchen un kulturellen Leben in eier Geiſt!
Zu lang hot ihr ſich geplogt unter dem eiſernen moskowitiſchen
Joch. Wie Freind kummen wir zu eich, die barbariſche fremde
Regierung is aus! Die gleiche Recht vor Jiden ſoll weren gebaut
auf feſte Fundamenten.
Loßt eich niſcht, wie a ßach mol friler, obnarren durch chanu-
fedige Verſprechungen! Zu hot niſcht auch in 1905 der Zar geſogt
die gleiche Recht von Jiden, un zu hot er niſcht darauf gegeben den
hechſten Manifeſt?
Wie hat man eich obgezohlt dem doſigen Chaum, was man hot
auf ſich genummen vor der ganzen Welt? Gedenkt das Araustrei-
ben, wos man treibt togteglich die jidiſche Maſſen vun ſeiere einge-
ſeſſene Mekaumaus! Gedenkt Kiſchinew, Homel, Bialyſtok, Siedletz
un viel hunderter andere blutige Pogromes! Gedenkt dem Beilis-
Prozeß un die Arbeit vun die barbariſche Regierung, zu verbreiten
dem ſchrecklichen Ligen von Blutgebrauch bei die Jiden!
Aſau hot der Zar gehalten ſein monarchiſch Wort, wos er hot
gegeben, elendig in die Klemm! Er iſt jetzt wieder in die Klemm!
— Ot, dos is die Siboh vun ſeine Verſprechungen.
Eier heiliger Chauw iſt ajetzt, zuſammen zu nehmen alle Kref-
ten, mitzuarbeiten bei die Befreiung. Alle Volkskreften: eier junger
Daur, eiere Kehillaus, eiere Chewraus muſſen ſich ſchtellen wie ein
Mann, mitzuhelfen zu die heilige Sach. Mir erwarten, as ihr wet
beweiſen durch Fakten eier Verſchtand un eier Uebergegebenheit.
Wendet ſich mit dem greßten Bitochau zu die Kommandanten vun
unſere Militär in die Oerter, wos ſeinen nohent zu eich.
Alle Sorten Lieferungen wellen bald un gut bezahlt. Bahnt
dem Weg, zu bezwingen im ganzen dem Sſaune un zu brengen
dem Nizochaun vun Freiheit un Gerechtigkeit!
Die obere Leitung vun die verbindet deitſche un
eſterreichiſch-ungariſche Armees.
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(2023-04-27T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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