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Allgemeine Zeitung, Nr. 44, 31. Oktober 1914.

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erste Seite

München.
Allgemeine Zeitung
Erscheint einmal wöchentlich.
[Spaltenumbruch]
Nummer 41. 117. Jahrgang.
München, Samstag, 31. Oktober 1914.
Die Allgemeine Zeitung kostet für München durch Trägerin und
Zeitungsgeschäfte monatlich Mk. 1.--, durch alle deutschen Post-
anstalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutschland und
Oesterreich-Ungarn Mk. 2.--, ins Ausland M. 2.25.
Die Hauptexpedition, Müllerstr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs-
expeditionen und Postanstalten nehmen Bestellungen entgegen.
[Abbildung]
Inseratenpreise: die viergespaltene Nonpareillezeile 50 Pfg.,
Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entsprechenden
Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif.
Inserate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller-
straße 27/29, und alle Annoncen-Expedttionen.
Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.
Redaktion und Expedition: München, Müllerstraße 27/29.




Inhalt:

[Spaltenumbruch]
Seite
Kriegs-Chronik.
Der Feind im Westen -- Der Feind
im Osten -- England und der
Seekrieg -- Rußland -- Die letz-
ten Nachrichten -- Der Prozeß
Princip _ _ 633
Kleine Züge vom Koloß auf töner-
nen Füßen _ _ 637
[Spaltenumbruch]
Seite
Amerikaner über uns _ _ 638
Kunst und Literatur
Hodler und Dalcroze. Offene Ant-
wort von Berlepsch-Valendas,
B. D. A., Planegg _ _ 639
Stephana Schwertner. Von Alfred
Frhrn. v. Mensi _ _ 641
[Spaltenumbruch]
Seite
Feuilleton
Aus der neutralen Schweiz. Von
Alfred Beetschen (Zürich) _ _ 642
Bücheranzeigen
Kriegsmodelle _ _ 643
Deutsche Schwertschrift _ _ 643



Kriegs-Chronik.
[Spaltenumbruch]

Auch in dieser Woche ist das große Völkerringen in West
und Ost zu einer eigentlichen Entscheidung nicht gelangt. Aber
selbst die feindlichen Berichte lassen kaum einen Zweifel
darüber, daß wir sicher, wenn auch langsam, an Boden ge-
winnen. Im Nordwesten nähern wir uns der belgisch-fran-
zösischen Küste, trotzdem daß sich dort das belgische, wohl aber
noch mehr das französische und englische Heer im letzten
Augenblick zu einem energischeren Widerstand aufgerafft hat.
Im Osten und Süden Frankreichs ist der Stand so ziemlich
derselbe geblieben. In Rußland rücken unsere deutschen Trup-
pen immer weiter zur Einschließung Warschaus vor, das sich
auf eine Belagerung vorbereitet. Der größte Erfolg der
Oesterreicher in den letzten Tagen dürfte in der Befreiung
von Czernowitz zu suchen sein. Diese kleine Universitätsstadt
der Bukowina, in der deutsche Kultur und Wissenschaft am
weitesten gegen den Osten vorgeschoben erscheint, ähnlich wie
die größere und bedeutendere deutsche Universitätsstadt
Königsberg, deren Deutschtum freilich niemals so gefährdet
war, wie die einsame deutsch-österreichische Enklave Czerno-
witz. Auch England bereitet sich auf das Näherkommen des
deutschen Feindes vor und wird bereits nervös. In Gedan-
ken scheint es Belgien wie Frankreich bereits aufgegeben zu
haben und denkt mehr wie je nur an die eigene Haut. Sein
mit wirklicher Virtuosität vorbereiteter Lügenfeldzug geht
dabei nebenher weiter. Zugleich auch sein Bemühen, uns im
Verein mit Rußland bei den Neutralen und auf dem Meere
Verlegenheiten zu bereiten. Vorläufig freilich vergeblich. Im
Gegenteil, die englische Flotte ist bis heute noch nicht in Aktion
getreten, und in Indien entstehen dem englischen Weltreiche
ebensolche Verlegenheiten wie Rußland in Persien.

*

König Ludwig Inhaber des Eisernen Kreuzes.

Seine Majestät der Kaiser hat, veranlaßt durch die hervor-
ragenden Waffentaten der bayerischen Truppen in dem großen
Kampf um Deutschlands Zukunft und Ehre, Seiner Majestät dem
König Ludwig mit Handschreiben das Eiserne Kreuz erster und
zweiter Klasse übersendet.

Gleichzeitig wurde der König und das ganze königliche Haus
neuerdings in tiefe Trauer versetzt: Erzherzogin Adelgunde
[Spaltenumbruch] von Oesterreich-Este, Herzogin von Modena, das letzte
lebende Kind König Ludwigs I., die Schwester des verstorbenen
Prinzregenten Luitpold, ist im hohen Alter von 92 Jahren am
28. d. M. gestorben.

*

Der Feind im Westen.
Ein Armeebefehl des Kronprinzen Rupprecht.

Kronprinz Rupprecht von Bayern hat als Komman-
dierender des VI. Armeekorps an seine Soldaten nachstehenden
schneidigen Armeebefehl gerichtet, der auch allen zu Hause Ge-
bliebenen aus der Seele gesprochen sein wird:

Soldaten der 6. Armee!

Wir haben nun das Glück, auch die Engländer vor unserer
Front zu haben, die Truppen jenes Volkes, dessen Neid seit Jahren
an der Arbeit war, uns mit einem Ring von Feinden zu umgeben,
um uns zu erdrosseln. Ihm haben wir diesen blutigen ungeheueren
Krieg vor allem zu verdanken. Darum, wenn es jetzt gegen diesen
Feind geht, übt Vergeltung wider die feindliche Hinterlist,
für so viele schwere Opfer! Zeigt ihnen, daß die Deutschen nicht
so leicht aus der Weltgeschichte zu streichen sind, zeigt ihnen das
durch deutsche Hiebe von ganz besonderer Art.
Hier ist der Gegner, der der Wiederherstellung des Friedens am
meisten im Wege steht. Drauf!

*


Ueber die Kämpfe im Westen liegen auch diesmal mehr Be-
richte auf dem Umwege über Holland, die Schweiz und Italien,
als wie von deutscher Seite vor. Auch die amtlichen Tagesberichte
aus dem Großen Hauptquartier benützen diese Berichte zur Er-
gänzung und zur Parallele mit ihrer eigenen. Wenn auch die
amtlichen Berichte des Hauptquartiers aus naheliegenden Grün-
den Vieles verschweigen mögen, so dürfen wir uns doch auf die
Wahrheit dessen, was sie wirklich sagen, bekanntlich vollkommen ver-
lassen. Wir lassen deshalb diese offiziellen Berichte in der Reihen-
folge ihres Eingangs nachstehend folgen:

Amsterdam, 22. Oktober:

Der "Telegraaf" meldet aus Sluis von heute: Zwischen
Ostende und Nieuport findet ein heftiges Geschützgefecht statt. Die


München.
Allgemeine Zeitung
Erſcheint einmal wöchentlich.
[Spaltenumbruch]
Nummer 41. 117. Jahrgang.
München, Samstag, 31. Oktober 1914.
Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und
Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk. 1.—, durch alle deutſchen Poſt-
anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und
Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25.
Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs-
expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen.
[Abbildung]
Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Nonpareillezeile 50 Pfg.,
Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entſprechenden
Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif.
Inſerate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller-
ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expedttionen.
Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.
Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29.




Inhalt:

[Spaltenumbruch]
Seite
Kriegs-Chronik.
Der Feind im Weſten — Der Feind
im Oſten — England und der
Seekrieg — Rußland — Die letz-
ten Nachrichten — Der Prozeß
Princip _ _ 633
Kleine Züge vom Koloß auf töner-
nen Füßen _ _ 637
[Spaltenumbruch]
Seite
Amerikaner über uns _ _ 638
Kunſt und Literatur
Hodler und Dalcroze. Offene Ant-
wort von Berlepſch-Valendàs,
B. D. A., Planegg _ _ 639
Stephana Schwertner. Von Alfred
Frhrn. v. Menſi _ _ 641
[Spaltenumbruch]
Seite
Feuilleton
Aus der neutralen Schweiz. Von
Alfred Beetſchen (Zürich) _ _ 642
Bücheranzeigen
Kriegsmodelle _ _ 643
Deutſche Schwertſchrift _ _ 643



Kriegs-Chronik.
[Spaltenumbruch]

Auch in dieſer Woche iſt das große Völkerringen in Weſt
und Oſt zu einer eigentlichen Entſcheidung nicht gelangt. Aber
ſelbſt die feindlichen Berichte laſſen kaum einen Zweifel
darüber, daß wir ſicher, wenn auch langſam, an Boden ge-
winnen. Im Nordweſten nähern wir uns der belgiſch-fran-
zöſiſchen Küſte, trotzdem daß ſich dort das belgiſche, wohl aber
noch mehr das franzöſiſche und engliſche Heer im letzten
Augenblick zu einem energiſcheren Widerſtand aufgerafft hat.
Im Oſten und Süden Frankreichs iſt der Stand ſo ziemlich
derſelbe geblieben. In Rußland rücken unſere deutſchen Trup-
pen immer weiter zur Einſchließung Warſchaus vor, das ſich
auf eine Belagerung vorbereitet. Der größte Erfolg der
Oeſterreicher in den letzten Tagen dürfte in der Befreiung
von Czernowitz zu ſuchen ſein. Dieſe kleine Univerſitätsſtadt
der Bukowina, in der deutſche Kultur und Wiſſenſchaft am
weiteſten gegen den Oſten vorgeſchoben erſcheint, ähnlich wie
die größere und bedeutendere deutſche Univerſitätsſtadt
Königsberg, deren Deutſchtum freilich niemals ſo gefährdet
war, wie die einſame deutſch-öſterreichiſche Enklave Czerno-
witz. Auch England bereitet ſich auf das Näherkommen des
deutſchen Feindes vor und wird bereits nervös. In Gedan-
ken ſcheint es Belgien wie Frankreich bereits aufgegeben zu
haben und denkt mehr wie je nur an die eigene Haut. Sein
mit wirklicher Virtuoſität vorbereiteter Lügenfeldzug geht
dabei nebenher weiter. Zugleich auch ſein Bemühen, uns im
Verein mit Rußland bei den Neutralen und auf dem Meere
Verlegenheiten zu bereiten. Vorläufig freilich vergeblich. Im
Gegenteil, die engliſche Flotte iſt bis heute noch nicht in Aktion
getreten, und in Indien entſtehen dem engliſchen Weltreiche
ebenſolche Verlegenheiten wie Rußland in Perſien.

*

König Ludwig Inhaber des Eiſernen Kreuzes.

Seine Majeſtät der Kaiſer hat, veranlaßt durch die hervor-
ragenden Waffentaten der bayeriſchen Truppen in dem großen
Kampf um Deutſchlands Zukunft und Ehre, Seiner Majeſtät dem
König Ludwig mit Handſchreiben das Eiſerne Kreuz erſter und
zweiter Klaſſe überſendet.

Gleichzeitig wurde der König und das ganze königliche Haus
neuerdings in tiefe Trauer verſetzt: Erzherzogin Adelgunde
[Spaltenumbruch] von Oeſterreich-Eſte, Herzogin von Modena, das letzte
lebende Kind König Ludwigs I., die Schweſter des verſtorbenen
Prinzregenten Luitpold, iſt im hohen Alter von 92 Jahren am
28. d. M. geſtorben.

*

Der Feind im Weſten.
Ein Armeebefehl des Kronprinzen Rupprecht.

Kronprinz Rupprecht von Bayern hat als Komman-
dierender des VI. Armeekorps an ſeine Soldaten nachſtehenden
ſchneidigen Armeebefehl gerichtet, der auch allen zu Hauſe Ge-
bliebenen aus der Seele geſprochen ſein wird:

Soldaten der 6. Armee!

Wir haben nun das Glück, auch die Engländer vor unſerer
Front zu haben, die Truppen jenes Volkes, deſſen Neid ſeit Jahren
an der Arbeit war, uns mit einem Ring von Feinden zu umgeben,
um uns zu erdroſſeln. Ihm haben wir dieſen blutigen ungeheueren
Krieg vor allem zu verdanken. Darum, wenn es jetzt gegen dieſen
Feind geht, übt Vergeltung wider die feindliche Hinterliſt,
für ſo viele ſchwere Opfer! Zeigt ihnen, daß die Deutſchen nicht
ſo leicht aus der Weltgeſchichte zu ſtreichen ſind, zeigt ihnen das
durch deutſche Hiebe von ganz beſonderer Art.
Hier iſt der Gegner, der der Wiederherſtellung des Friedens am
meiſten im Wege ſteht. Drauf!

*


Ueber die Kämpfe im Weſten liegen auch diesmal mehr Be-
richte auf dem Umwege über Holland, die Schweiz und Italien,
als wie von deutſcher Seite vor. Auch die amtlichen Tagesberichte
aus dem Großen Hauptquartier benützen dieſe Berichte zur Er-
gänzung und zur Parallele mit ihrer eigenen. Wenn auch die
amtlichen Berichte des Hauptquartiers aus naheliegenden Grün-
den Vieles verſchweigen mögen, ſo dürfen wir uns doch auf die
Wahrheit deſſen, was ſie wirklich ſagen, bekanntlich vollkommen ver-
laſſen. Wir laſſen deshalb dieſe offiziellen Berichte in der Reihen-
folge ihres Eingangs nachſtehend folgen:

Amſterdam, 22. Oktober:

Der „Telegraaf“ meldet aus Sluis von heute: Zwiſchen
Oſtende und Nieuport findet ein heftiges Geſchützgefecht ſtatt. Die

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[0001] München. Allgemeine Zeitung Erſcheint einmal wöchentlich. Nummer 41. 117. Jahrgang.München, Samstag, 31. Oktober 1914. Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk. 1.—, durch alle deutſchen Poſt- anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25. Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs- expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen. [Abbildung] Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Nonpareillezeile 50 Pfg., Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif. Inſerate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller- ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expedttionen. Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821. Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29. Inhalt: Seite Kriegs-Chronik. Der Feind im Weſten — Der Feind im Oſten — England und der Seekrieg — Rußland — Die letz- ten Nachrichten — Der Prozeß Princip _ _ 633 Kleine Züge vom Koloß auf töner- nen Füßen _ _ 637 Seite Amerikaner über uns _ _ 638 Kunſt und Literatur Hodler und Dalcroze. Offene Ant- wort von Berlepſch-Valendàs, B. D. A., Planegg _ _ 639 Stephana Schwertner. Von Alfred Frhrn. v. Menſi _ _ 641 Seite Feuilleton Aus der neutralen Schweiz. Von Alfred Beetſchen (Zürich) _ _ 642 Bücheranzeigen Kriegsmodelle _ _ 643 Deutſche Schwertſchrift _ _ 643 Kriegs-Chronik. Auch in dieſer Woche iſt das große Völkerringen in Weſt und Oſt zu einer eigentlichen Entſcheidung nicht gelangt. Aber ſelbſt die feindlichen Berichte laſſen kaum einen Zweifel darüber, daß wir ſicher, wenn auch langſam, an Boden ge- winnen. Im Nordweſten nähern wir uns der belgiſch-fran- zöſiſchen Küſte, trotzdem daß ſich dort das belgiſche, wohl aber noch mehr das franzöſiſche und engliſche Heer im letzten Augenblick zu einem energiſcheren Widerſtand aufgerafft hat. Im Oſten und Süden Frankreichs iſt der Stand ſo ziemlich derſelbe geblieben. In Rußland rücken unſere deutſchen Trup- pen immer weiter zur Einſchließung Warſchaus vor, das ſich auf eine Belagerung vorbereitet. Der größte Erfolg der Oeſterreicher in den letzten Tagen dürfte in der Befreiung von Czernowitz zu ſuchen ſein. Dieſe kleine Univerſitätsſtadt der Bukowina, in der deutſche Kultur und Wiſſenſchaft am weiteſten gegen den Oſten vorgeſchoben erſcheint, ähnlich wie die größere und bedeutendere deutſche Univerſitätsſtadt Königsberg, deren Deutſchtum freilich niemals ſo gefährdet war, wie die einſame deutſch-öſterreichiſche Enklave Czerno- witz. Auch England bereitet ſich auf das Näherkommen des deutſchen Feindes vor und wird bereits nervös. In Gedan- ken ſcheint es Belgien wie Frankreich bereits aufgegeben zu haben und denkt mehr wie je nur an die eigene Haut. Sein mit wirklicher Virtuoſität vorbereiteter Lügenfeldzug geht dabei nebenher weiter. Zugleich auch ſein Bemühen, uns im Verein mit Rußland bei den Neutralen und auf dem Meere Verlegenheiten zu bereiten. Vorläufig freilich vergeblich. Im Gegenteil, die engliſche Flotte iſt bis heute noch nicht in Aktion getreten, und in Indien entſtehen dem engliſchen Weltreiche ebenſolche Verlegenheiten wie Rußland in Perſien. * König Ludwig Inhaber des Eiſernen Kreuzes. Seine Majeſtät der Kaiſer hat, veranlaßt durch die hervor- ragenden Waffentaten der bayeriſchen Truppen in dem großen Kampf um Deutſchlands Zukunft und Ehre, Seiner Majeſtät dem König Ludwig mit Handſchreiben das Eiſerne Kreuz erſter und zweiter Klaſſe überſendet. Gleichzeitig wurde der König und das ganze königliche Haus neuerdings in tiefe Trauer verſetzt: Erzherzogin Adelgunde von Oeſterreich-Eſte, Herzogin von Modena, das letzte lebende Kind König Ludwigs I., die Schweſter des verſtorbenen Prinzregenten Luitpold, iſt im hohen Alter von 92 Jahren am 28. d. M. geſtorben. * Der Feind im Weſten. Ein Armeebefehl des Kronprinzen Rupprecht. Kronprinz Rupprecht von Bayern hat als Komman- dierender des VI. Armeekorps an ſeine Soldaten nachſtehenden ſchneidigen Armeebefehl gerichtet, der auch allen zu Hauſe Ge- bliebenen aus der Seele geſprochen ſein wird: Soldaten der 6. Armee! Wir haben nun das Glück, auch die Engländer vor unſerer Front zu haben, die Truppen jenes Volkes, deſſen Neid ſeit Jahren an der Arbeit war, uns mit einem Ring von Feinden zu umgeben, um uns zu erdroſſeln. Ihm haben wir dieſen blutigen ungeheueren Krieg vor allem zu verdanken. Darum, wenn es jetzt gegen dieſen Feind geht, übt Vergeltung wider die feindliche Hinterliſt, für ſo viele ſchwere Opfer! Zeigt ihnen, daß die Deutſchen nicht ſo leicht aus der Weltgeſchichte zu ſtreichen ſind, zeigt ihnen das durch deutſche Hiebe von ganz beſonderer Art. Hier iſt der Gegner, der der Wiederherſtellung des Friedens am meiſten im Wege ſteht. Drauf! Rupprecht. * Ueber die Kämpfe im Weſten liegen auch diesmal mehr Be- richte auf dem Umwege über Holland, die Schweiz und Italien, als wie von deutſcher Seite vor. Auch die amtlichen Tagesberichte aus dem Großen Hauptquartier benützen dieſe Berichte zur Er- gänzung und zur Parallele mit ihrer eigenen. Wenn auch die amtlichen Berichte des Hauptquartiers aus naheliegenden Grün- den Vieles verſchweigen mögen, ſo dürfen wir uns doch auf die Wahrheit deſſen, was ſie wirklich ſagen, bekanntlich vollkommen ver- laſſen. Wir laſſen deshalb dieſe offiziellen Berichte in der Reihen- folge ihres Eingangs nachſtehend folgen: Amſterdam, 22. Oktober: Der „Telegraaf“ meldet aus Sluis von heute: Zwiſchen Oſtende und Nieuport findet ein heftiges Geſchützgefecht ſtatt. Die

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-27T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 44, 31. Oktober 1914, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine44_1914/1>, abgerufen am 12.11.2024.