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Allgemeine Zeitung, Nr. 44, 31. Oktober 1914.

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Allgemeine Zeitung 31. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch] Deutschen feuern aus Mariakerke und Middelkerke, die Franzosen
aus Nieuport und die Engländer von der See herüber nach den
Dünen. Von den Ostender Dünen sieht man bei dem jetzigen
klaren Wetter die englischen Schiffe auf der Höhe von Westende
und Nieuport. Englische Flieger klären die feindlichen Stellun-
gen auf.

Amsterdam, 23. Oktober:

Der "Telegraaf" meldet aus Sluis in Holland vom 21. Okto-
ber: Viele Häuser in Rousselaer stehen in Flammen. Ein
Teil der Einwohner ist nach Holland und Frankreich geflüchtet. Die
Deutschen beschießen die Stadt Nieuport, die von den Ver-
bündeten besetzt ist, von Mariakerke bei Ostende aus. Die
Verbündeten antworten sowohl vom Lande, wie mit dem Feuer
der englischen Kriegsschiffe. Die Kriegsschiffe, die früher auf der
Höhe von Nieuport lagen, näherten sich jetzt Westende. Von
dem Damm bei Ostende aus kann man den Geschützkampf
beobachten.

In Sluis und Aardenburg hört man ununterbrochen das
schwere Geschützfeuer aus Belgien. Der Kanonendonner schweigt
keinen Augenblick. Selbst in Sluis klirren an einigen Häusern
die Fenster. Es scheint den ganzen Morgen unaufhörlich fortzu-
gehen. Die Badeorte Middelkerke und Westende und einige Dörfer
leiden fürchterlich. An vielen Orten schlagen Flammen auf. In
Ostende ist es sehr lebendig. Automobile fahren hin und her und
bringen Verwundete. Bei Heijst und Blankenberghe steht die Be-
völkerung in Gruppen an den Dünen und am Strand, um den
Kanonendonner zu hören. Eine Menge von Flüchtlingen ist an-
gekommen, verängstigt von dem Geschützdonner, den Schrapnells
und den Bomben.

*

Großes Hauptquartier, 23. Oktober:

Am Yserkanal wurden gestern Erfolge errungen. Süd-
lich Dixmude sind unsere Truppen vorgedrungen. Westlich
Lille waren unsere Angriffe erfolgreich. Wir setzten uns in Besitz
mehrerer Ortschaften. Auf der übrigen Front des Westheeres
herrscht im wesentlichen Ruhe.

Großes Hauptquartier, 24. Oktober:

Die Kämpfe am Yser-Ypreskanal sind außerordentlich
hartnäckig. Im Norden gelang es uns, mit erheblichen Kräften
den Kanal zu überschreiten; östlich Ypres und südwestlich Lille
drangen unsere Truppen in heftigem Kampfe langsam weiter vor.
Ostende wurde gestern in völlig zweckloser Weise von englischen
Schiffen beschossen.

Im Argonnenwald kamen unsere Truppen ebenfalls vor-
wärts. Es wurden mehrere Maschinengewehre erbeutet und eine
Anzahl Gefangene gemacht. Zwei französische Flugzeuge wurden
hier heruntergeschossen.

Nördlich Toul bei Flirey lehnten die Franzosen eine ihnen
von uns zur Bestattung ihrer in großer Zahl vor der Front liegen-
den Toten und zur Bergung ihrer Verwundeten angebotene Waffen-
ruhe ab.

25. Oktober:

Der Yser-Ypreskanal ist zwischen Nieuport und Dix-
mude nach heftigen Kämpfen am 24. Oktober von uns mit weiteren
starken Kräften überschritten worden. Oestlich und nordöstlich
Ypres hat sich der Feind verstärkt. Trotzdem gelang es unseren
Truppen, an mehreren Stellen vorzudringen. Etwa 500 Engländer,
darunter ein Oberst und 28 Offiziere, wurden gefangen genommen.

26. Oktober:

Westlich des Yserkanals, zwischen Nieuport und
Dixmuiden, welche Orte noch vom Feind gehalten werden,
griffen unsere Truppen den sich dort noch hartnäckig wehrenden
Feind an. Das am Kampf sich beteiligende englische Geschwader
wurde durch schweres Artilleriefeuer zum Rückzug gezwungen.
Drei Schiffe erhielten Volltreffer.

Das ganze Geschwader hielt sich darauf am 25. nachmittags
außer Sehweite. Bei Ypres steht der Kampf. Südwestlich Ypres
sowie westlich und südwestlich Lille machten unsere Truppen im
Angriff gute Fortschritte. In erbittertem Häuserkampf erlitten
die Engländer große Verluste und ließen über 500 Gefangene in
unseren Händen. Nördlich Arras brach ein heftiger französischer
Angriff in unserem Feuer zusammen. Der Feind hatte starke
Verluste.

*

[Spaltenumbruch]

Das Wolffsche Telegraphenbureau läßt sich unterm 24. Oktober
aus Brüssel nichtamtlich nachstehendes Telegramm senden, das
wieder einmal einen neuen Beweis von der Skrupellosigkeit unserer
Feinde gibt:

Leutnant Pfeil vom 3. Res.-Fuß-Art.-Reg. stellte am Tage
des Einzuges der deutschen Truppen in Antwerpen von der
Kathedrale aus fest, daß gegen 1/25 Uhr nachmittags von dem
Fort "Tete de Flandre", sowie von Seeschiffen auf der Schelde
der westliche Teil der Stadt, insbesondere die Grande Place und
die Kathedrale beschossen wurden.

Leutnant Pfeil beobachtete wiederholt Schrapnellschüsse un-
mittelbar vor der Kathedrale und Granatschüsse in der Nähe des
Rathauses und der Kathedrale.

Derselbe Offizier stellte am gleichen Vormittag aus zurück-
gelassenen Ausrüstungsstücken und Waffen fest, daß in den von
den englischen Truppen besetzten Schlössern Meimhof, Troyente
und Pulhof von den Verbündeten große Verwüstungen angerichtet
worden seien. Sehr wertvolle Möbelstücke waren vollständig zer-
schlagen. Große Bilder sowie Leder- und Samtmöbel waren zer-
schnitten, die Schränke durchwühlt und umhergeworfen. In einem
Ledersofa steckte noch ein englisches Seitengewehr.

*

Das Wolffsche Bureau vermittelt unterm 27. d. M. nach-
stehend eine amtliche belgische Meldung aus London:

"Daily Mail" meldet aus Havre: Ein belgisches
amtliches Communique
sagt, daß die Lage am Sonntag
Abend besser war als am Samstag, wo die Belgier ihre Stellungen
am Yserfluß aufgeben mußten und 21/2 Meilen zurückgeworfen
wurden. Seitdem gewannen die Belgier, verstärkt durch Ver-
bündete, wieder an verschiedenen Punkten des Flusses Berührung
mit dem Feind.

Der Verlust der Belgier in den neun Tagen, wo in
diesem Gebiete gekämpft wurde, stellt sich auf 10,000 Tote und
Verwundete.

Die Mitteilung unserer obersten Heeresleitung vom Tage
darauf schildert die Lage wie folgt:

Die Kämpfe bei Nieuport-Dixmude dauern noch an.
Die Belgier erhielten dort erhebliche Verstärkungen. Unser Angriff
wurde fortgesetzt. 16 englische Kriegsschiffe beteiligen sich am
Kampfe gegen unseren rechten Flügel. Ihr Feuer war erfolglos.
Bei Ypres ist die Lage am 27. Oktober unverändert geblieben.

Westlich Lille wurde unser Angriff mit Erfolg fortgesetzt.
Im Argonnerwald sind wieder einige feindliche Schützen-
gräben genommen worden, deren Besatzung zu Gefangenen ge-
macht wurde.

Auf der Westfront hat sich weiter nichts wesentliches er-
eignet.
Der Feind im Osten.

Im Osten haben unsere Truppen die Offensive gegen
Augustowo
ergriffen. In Gegend Iwangorod kämpfen
unsere Truppen Schulter an Schulter mit österreichisch-ungarischen
Truppen. Sie machten 1800 Gefangene.

Aus Wien erhielt das Wolffsche Bureau nachstehende amtliche
Verlautbarungen des österreichischen Generalstabschefs:

Wien, 23. Oktober:

Während gestern in der Schlacht südlich von Przemysl
hauptsächlich unsere gegen die feindlichen Stützpunkte angesetzte
schwere Artillerie das Wort hatte, entwickelten sich die heutigen
Kämpfe am unteren San, wo wir den Gegner an mehreren Punk-
ten auf das westliche Ufer übergehen ließen, um ihn anzugreifen
und schlagen zu können. Die übergegangenen russischen Kräfte sind
bereits überall dicht an den Fluß gepreßt. Bei Zarzecze machten
wir über 1000 Gefangene. Teile unseres Heeres erschienen über-
raschend vor Iwangorod, schlugen zwei feindliche Divisionen, nah-
men 3600 Russen gefangen und erbeuteten eine Fahne und 15
Maschinengewehre.

Bei der Rückkehr von einer erfolgreichen Aktion in der Save
stieß unser Flußmonitor "Temes" auf eine Mine und sank. Von
den Ueberlebenden werden 33 Personen vermißt, die übrigen sind
gerettet.

Allgemeine Zeitung 31. Oktober 1914.
[Spaltenumbruch] Deutſchen feuern aus Mariakerke und Middelkerke, die Franzoſen
aus Nieuport und die Engländer von der See herüber nach den
Dünen. Von den Oſtender Dünen ſieht man bei dem jetzigen
klaren Wetter die engliſchen Schiffe auf der Höhe von Weſtende
und Nieuport. Engliſche Flieger klären die feindlichen Stellun-
gen auf.

Amſterdam, 23. Oktober:

Der „Telegraaf“ meldet aus Sluis in Holland vom 21. Okto-
ber: Viele Häuſer in Rouſſelaer ſtehen in Flammen. Ein
Teil der Einwohner iſt nach Holland und Frankreich geflüchtet. Die
Deutſchen beſchießen die Stadt Nieuport, die von den Ver-
bündeten beſetzt iſt, von Mariakerke bei Oſtende aus. Die
Verbündeten antworten ſowohl vom Lande, wie mit dem Feuer
der engliſchen Kriegsſchiffe. Die Kriegsſchiffe, die früher auf der
Höhe von Nieuport lagen, näherten ſich jetzt Weſtende. Von
dem Damm bei Oſtende aus kann man den Geſchützkampf
beobachten.

In Sluis und Aardenburg hört man ununterbrochen das
ſchwere Geſchützfeuer aus Belgien. Der Kanonendonner ſchweigt
keinen Augenblick. Selbſt in Sluis klirren an einigen Häuſern
die Fenſter. Es ſcheint den ganzen Morgen unaufhörlich fortzu-
gehen. Die Badeorte Middelkerke und Weſtende und einige Dörfer
leiden fürchterlich. An vielen Orten ſchlagen Flammen auf. In
Oſtende iſt es ſehr lebendig. Automobile fahren hin und her und
bringen Verwundete. Bei Heijſt und Blankenberghe ſteht die Be-
völkerung in Gruppen an den Dünen und am Strand, um den
Kanonendonner zu hören. Eine Menge von Flüchtlingen iſt an-
gekommen, verängſtigt von dem Geſchützdonner, den Schrapnells
und den Bomben.

*

Großes Hauptquartier, 23. Oktober:

Am Yſerkanal wurden geſtern Erfolge errungen. Süd-
lich Dixmude ſind unſere Truppen vorgedrungen. Weſtlich
Lille waren unſere Angriffe erfolgreich. Wir ſetzten uns in Beſitz
mehrerer Ortſchaften. Auf der übrigen Front des Weſtheeres
herrſcht im weſentlichen Ruhe.

Großes Hauptquartier, 24. Oktober:

Die Kämpfe am Yſer-Ypreskanal ſind außerordentlich
hartnäckig. Im Norden gelang es uns, mit erheblichen Kräften
den Kanal zu überſchreiten; öſtlich Ypres und ſüdweſtlich Lille
drangen unſere Truppen in heftigem Kampfe langſam weiter vor.
Oſtende wurde geſtern in völlig zweckloſer Weiſe von engliſchen
Schiffen beſchoſſen.

Im Argonnenwald kamen unſere Truppen ebenfalls vor-
wärts. Es wurden mehrere Maſchinengewehre erbeutet und eine
Anzahl Gefangene gemacht. Zwei franzöſiſche Flugzeuge wurden
hier heruntergeſchoſſen.

Nördlich Toul bei Flirey lehnten die Franzoſen eine ihnen
von uns zur Beſtattung ihrer in großer Zahl vor der Front liegen-
den Toten und zur Bergung ihrer Verwundeten angebotene Waffen-
ruhe ab.

25. Oktober:

Der Yſer-Ypreskanal iſt zwiſchen Nieuport und Dix-
mude nach heftigen Kämpfen am 24. Oktober von uns mit weiteren
ſtarken Kräften überſchritten worden. Oeſtlich und nordöſtlich
Ypres hat ſich der Feind verſtärkt. Trotzdem gelang es unſeren
Truppen, an mehreren Stellen vorzudringen. Etwa 500 Engländer,
darunter ein Oberſt und 28 Offiziere, wurden gefangen genommen.

26. Oktober:

Weſtlich des Yſerkanals, zwiſchen Nieuport und
Dixmuiden, welche Orte noch vom Feind gehalten werden,
griffen unſere Truppen den ſich dort noch hartnäckig wehrenden
Feind an. Das am Kampf ſich beteiligende engliſche Geſchwader
wurde durch ſchweres Artilleriefeuer zum Rückzug gezwungen.
Drei Schiffe erhielten Volltreffer.

Das ganze Geſchwader hielt ſich darauf am 25. nachmittags
außer Sehweite. Bei Ypres ſteht der Kampf. Südweſtlich Ypres
ſowie weſtlich und ſüdweſtlich Lille machten unſere Truppen im
Angriff gute Fortſchritte. In erbittertem Häuſerkampf erlitten
die Engländer große Verluſte und ließen über 500 Gefangene in
unſeren Händen. Nördlich Arras brach ein heftiger franzöſiſcher
Angriff in unſerem Feuer zuſammen. Der Feind hatte ſtarke
Verluſte.

*

[Spaltenumbruch]

Das Wolffſche Telegraphenbureau läßt ſich unterm 24. Oktober
aus Brüſſel nichtamtlich nachſtehendes Telegramm ſenden, das
wieder einmal einen neuen Beweis von der Skrupelloſigkeit unſerer
Feinde gibt:

Leutnant Pfeil vom 3. Reſ.-Fuß-Art.-Reg. ſtellte am Tage
des Einzuges der deutſchen Truppen in Antwerpen von der
Kathedrale aus feſt, daß gegen ½5 Uhr nachmittags von dem
Fort „Tête de Flandre“, ſowie von Seeſchiffen auf der Schelde
der weſtliche Teil der Stadt, insbeſondere die Grande Place und
die Kathedrale beſchoſſen wurden.

Leutnant Pfeil beobachtete wiederholt Schrapnellſchüſſe un-
mittelbar vor der Kathedrale und Granatſchüſſe in der Nähe des
Rathauſes und der Kathedrale.

Derſelbe Offizier ſtellte am gleichen Vormittag aus zurück-
gelaſſenen Ausrüſtungsſtücken und Waffen feſt, daß in den von
den engliſchen Truppen beſetzten Schlöſſern Meimhof, Troyente
und Pulhof von den Verbündeten große Verwüſtungen angerichtet
worden ſeien. Sehr wertvolle Möbelſtücke waren vollſtändig zer-
ſchlagen. Große Bilder ſowie Leder- und Samtmöbel waren zer-
ſchnitten, die Schränke durchwühlt und umhergeworfen. In einem
Lederſofa ſteckte noch ein engliſches Seitengewehr.

*

Das Wolffſche Bureau vermittelt unterm 27. d. M. nach-
ſtehend eine amtliche belgiſche Meldung aus London:

„Daily Mail“ meldet aus Havre: Ein belgiſches
amtliches Communique
ſagt, daß die Lage am Sonntag
Abend beſſer war als am Samstag, wo die Belgier ihre Stellungen
am Yſerfluß aufgeben mußten und 2½ Meilen zurückgeworfen
wurden. Seitdem gewannen die Belgier, verſtärkt durch Ver-
bündete, wieder an verſchiedenen Punkten des Fluſſes Berührung
mit dem Feind.

Der Verluſt der Belgier in den neun Tagen, wo in
dieſem Gebiete gekämpft wurde, ſtellt ſich auf 10,000 Tote und
Verwundete.

Die Mitteilung unſerer oberſten Heeresleitung vom Tage
darauf ſchildert die Lage wie folgt:

Die Kämpfe bei Nieuport-Dixmude dauern noch an.
Die Belgier erhielten dort erhebliche Verſtärkungen. Unſer Angriff
wurde fortgeſetzt. 16 engliſche Kriegsſchiffe beteiligen ſich am
Kampfe gegen unſeren rechten Flügel. Ihr Feuer war erfolglos.
Bei Ypres iſt die Lage am 27. Oktober unverändert geblieben.

Weſtlich Lille wurde unſer Angriff mit Erfolg fortgeſetzt.
Im Argonnerwald ſind wieder einige feindliche Schützen-
gräben genommen worden, deren Beſatzung zu Gefangenen ge-
macht wurde.

Auf der Weſtfront hat ſich weiter nichts weſentliches er-
eignet.
Der Feind im Oſten.

Im Oſten haben unſere Truppen die Offenſive gegen
Auguſtowo
ergriffen. In Gegend Iwangorod kämpfen
unſere Truppen Schulter an Schulter mit öſterreichiſch-ungariſchen
Truppen. Sie machten 1800 Gefangene.

Aus Wien erhielt das Wolffſche Bureau nachſtehende amtliche
Verlautbarungen des öſterreichiſchen Generalſtabschefs:

Wien, 23. Oktober:

Während geſtern in der Schlacht ſüdlich von Przemysl
hauptſächlich unſere gegen die feindlichen Stützpunkte angeſetzte
ſchwere Artillerie das Wort hatte, entwickelten ſich die heutigen
Kämpfe am unteren San, wo wir den Gegner an mehreren Punk-
ten auf das weſtliche Ufer übergehen ließen, um ihn anzugreifen
und ſchlagen zu können. Die übergegangenen ruſſiſchen Kräfte ſind
bereits überall dicht an den Fluß gepreßt. Bei Zarzecze machten
wir über 1000 Gefangene. Teile unſeres Heeres erſchienen über-
raſchend vor Iwangorod, ſchlugen zwei feindliche Diviſionen, nah-
men 3600 Ruſſen gefangen und erbeuteten eine Fahne und 15
Maſchinengewehre.

Bei der Rückkehr von einer erfolgreichen Aktion in der Save
ſtieß unſer Flußmonitor „Temes“ auf eine Mine und ſank. Von
den Ueberlebenden werden 33 Perſonen vermißt, die übrigen ſind
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[634/0002] Allgemeine Zeitung 31. Oktober 1914. Deutſchen feuern aus Mariakerke und Middelkerke, die Franzoſen aus Nieuport und die Engländer von der See herüber nach den Dünen. Von den Oſtender Dünen ſieht man bei dem jetzigen klaren Wetter die engliſchen Schiffe auf der Höhe von Weſtende und Nieuport. Engliſche Flieger klären die feindlichen Stellun- gen auf. Amſterdam, 23. Oktober: Der „Telegraaf“ meldet aus Sluis in Holland vom 21. Okto- ber: Viele Häuſer in Rouſſelaer ſtehen in Flammen. Ein Teil der Einwohner iſt nach Holland und Frankreich geflüchtet. Die Deutſchen beſchießen die Stadt Nieuport, die von den Ver- bündeten beſetzt iſt, von Mariakerke bei Oſtende aus. Die Verbündeten antworten ſowohl vom Lande, wie mit dem Feuer der engliſchen Kriegsſchiffe. Die Kriegsſchiffe, die früher auf der Höhe von Nieuport lagen, näherten ſich jetzt Weſtende. Von dem Damm bei Oſtende aus kann man den Geſchützkampf beobachten. In Sluis und Aardenburg hört man ununterbrochen das ſchwere Geſchützfeuer aus Belgien. Der Kanonendonner ſchweigt keinen Augenblick. Selbſt in Sluis klirren an einigen Häuſern die Fenſter. Es ſcheint den ganzen Morgen unaufhörlich fortzu- gehen. Die Badeorte Middelkerke und Weſtende und einige Dörfer leiden fürchterlich. An vielen Orten ſchlagen Flammen auf. In Oſtende iſt es ſehr lebendig. Automobile fahren hin und her und bringen Verwundete. Bei Heijſt und Blankenberghe ſteht die Be- völkerung in Gruppen an den Dünen und am Strand, um den Kanonendonner zu hören. Eine Menge von Flüchtlingen iſt an- gekommen, verängſtigt von dem Geſchützdonner, den Schrapnells und den Bomben. * Großes Hauptquartier, 23. Oktober: Am Yſerkanal wurden geſtern Erfolge errungen. Süd- lich Dixmude ſind unſere Truppen vorgedrungen. Weſtlich Lille waren unſere Angriffe erfolgreich. Wir ſetzten uns in Beſitz mehrerer Ortſchaften. Auf der übrigen Front des Weſtheeres herrſcht im weſentlichen Ruhe. Großes Hauptquartier, 24. Oktober: Die Kämpfe am Yſer-Ypreskanal ſind außerordentlich hartnäckig. Im Norden gelang es uns, mit erheblichen Kräften den Kanal zu überſchreiten; öſtlich Ypres und ſüdweſtlich Lille drangen unſere Truppen in heftigem Kampfe langſam weiter vor. Oſtende wurde geſtern in völlig zweckloſer Weiſe von engliſchen Schiffen beſchoſſen. Im Argonnenwald kamen unſere Truppen ebenfalls vor- wärts. Es wurden mehrere Maſchinengewehre erbeutet und eine Anzahl Gefangene gemacht. Zwei franzöſiſche Flugzeuge wurden hier heruntergeſchoſſen. Nördlich Toul bei Flirey lehnten die Franzoſen eine ihnen von uns zur Beſtattung ihrer in großer Zahl vor der Front liegen- den Toten und zur Bergung ihrer Verwundeten angebotene Waffen- ruhe ab. 25. Oktober: Der Yſer-Ypreskanal iſt zwiſchen Nieuport und Dix- mude nach heftigen Kämpfen am 24. Oktober von uns mit weiteren ſtarken Kräften überſchritten worden. Oeſtlich und nordöſtlich Ypres hat ſich der Feind verſtärkt. Trotzdem gelang es unſeren Truppen, an mehreren Stellen vorzudringen. Etwa 500 Engländer, darunter ein Oberſt und 28 Offiziere, wurden gefangen genommen. 26. Oktober: Weſtlich des Yſerkanals, zwiſchen Nieuport und Dixmuiden, welche Orte noch vom Feind gehalten werden, griffen unſere Truppen den ſich dort noch hartnäckig wehrenden Feind an. Das am Kampf ſich beteiligende engliſche Geſchwader wurde durch ſchweres Artilleriefeuer zum Rückzug gezwungen. Drei Schiffe erhielten Volltreffer. Das ganze Geſchwader hielt ſich darauf am 25. nachmittags außer Sehweite. Bei Ypres ſteht der Kampf. Südweſtlich Ypres ſowie weſtlich und ſüdweſtlich Lille machten unſere Truppen im Angriff gute Fortſchritte. In erbittertem Häuſerkampf erlitten die Engländer große Verluſte und ließen über 500 Gefangene in unſeren Händen. Nördlich Arras brach ein heftiger franzöſiſcher Angriff in unſerem Feuer zuſammen. Der Feind hatte ſtarke Verluſte. * Das Wolffſche Telegraphenbureau läßt ſich unterm 24. Oktober aus Brüſſel nichtamtlich nachſtehendes Telegramm ſenden, das wieder einmal einen neuen Beweis von der Skrupelloſigkeit unſerer Feinde gibt: Leutnant Pfeil vom 3. Reſ.-Fuß-Art.-Reg. ſtellte am Tage des Einzuges der deutſchen Truppen in Antwerpen von der Kathedrale aus feſt, daß gegen ½5 Uhr nachmittags von dem Fort „Tête de Flandre“, ſowie von Seeſchiffen auf der Schelde der weſtliche Teil der Stadt, insbeſondere die Grande Place und die Kathedrale beſchoſſen wurden. Leutnant Pfeil beobachtete wiederholt Schrapnellſchüſſe un- mittelbar vor der Kathedrale und Granatſchüſſe in der Nähe des Rathauſes und der Kathedrale. Derſelbe Offizier ſtellte am gleichen Vormittag aus zurück- gelaſſenen Ausrüſtungsſtücken und Waffen feſt, daß in den von den engliſchen Truppen beſetzten Schlöſſern Meimhof, Troyente und Pulhof von den Verbündeten große Verwüſtungen angerichtet worden ſeien. Sehr wertvolle Möbelſtücke waren vollſtändig zer- ſchlagen. Große Bilder ſowie Leder- und Samtmöbel waren zer- ſchnitten, die Schränke durchwühlt und umhergeworfen. In einem Lederſofa ſteckte noch ein engliſches Seitengewehr. * Das Wolffſche Bureau vermittelt unterm 27. d. M. nach- ſtehend eine amtliche belgiſche Meldung aus London: „Daily Mail“ meldet aus Havre: Ein belgiſches amtliches Communique ſagt, daß die Lage am Sonntag Abend beſſer war als am Samstag, wo die Belgier ihre Stellungen am Yſerfluß aufgeben mußten und 2½ Meilen zurückgeworfen wurden. Seitdem gewannen die Belgier, verſtärkt durch Ver- bündete, wieder an verſchiedenen Punkten des Fluſſes Berührung mit dem Feind. Der Verluſt der Belgier in den neun Tagen, wo in dieſem Gebiete gekämpft wurde, ſtellt ſich auf 10,000 Tote und Verwundete. Die Mitteilung unſerer oberſten Heeresleitung vom Tage darauf ſchildert die Lage wie folgt: Die Kämpfe bei Nieuport-Dixmude dauern noch an. Die Belgier erhielten dort erhebliche Verſtärkungen. Unſer Angriff wurde fortgeſetzt. 16 engliſche Kriegsſchiffe beteiligen ſich am Kampfe gegen unſeren rechten Flügel. Ihr Feuer war erfolglos. Bei Ypres iſt die Lage am 27. Oktober unverändert geblieben. Weſtlich Lille wurde unſer Angriff mit Erfolg fortgeſetzt. Im Argonnerwald ſind wieder einige feindliche Schützen- gräben genommen worden, deren Beſatzung zu Gefangenen ge- macht wurde. Auf der Weſtfront hat ſich weiter nichts weſentliches er- eignet. Der Feind im Oſten. Im Oſten haben unſere Truppen die Offenſive gegen Auguſtowo ergriffen. In Gegend Iwangorod kämpfen unſere Truppen Schulter an Schulter mit öſterreichiſch-ungariſchen Truppen. Sie machten 1800 Gefangene. Aus Wien erhielt das Wolffſche Bureau nachſtehende amtliche Verlautbarungen des öſterreichiſchen Generalſtabschefs: Wien, 23. Oktober: Während geſtern in der Schlacht ſüdlich von Przemysl hauptſächlich unſere gegen die feindlichen Stützpunkte angeſetzte ſchwere Artillerie das Wort hatte, entwickelten ſich die heutigen Kämpfe am unteren San, wo wir den Gegner an mehreren Punk- ten auf das weſtliche Ufer übergehen ließen, um ihn anzugreifen und ſchlagen zu können. Die übergegangenen ruſſiſchen Kräfte ſind bereits überall dicht an den Fluß gepreßt. Bei Zarzecze machten wir über 1000 Gefangene. Teile unſeres Heeres erſchienen über- raſchend vor Iwangorod, ſchlugen zwei feindliche Diviſionen, nah- men 3600 Ruſſen gefangen und erbeuteten eine Fahne und 15 Maſchinengewehre. Bei der Rückkehr von einer erfolgreichen Aktion in der Save ſtieß unſer Flußmonitor „Temes“ auf eine Mine und ſank. Von den Ueberlebenden werden 33 Perſonen vermißt, die übrigen ſind gerettet.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 44, 31. Oktober 1914, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine44_1914/2>, abgerufen am 13.12.2024.