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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871.

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[Spaltenumbruch] Leider weiß man hier nichts von der Versicherung der "Kreuzztg.:" daß
sich die Conferenz über alle wesentlichen Punkte geeinigt habe. Man glaubt
vielmehr daß bis jetzt noch über keinen wesentlichen Punkt eine Einigung
stattgefunden. Rußland verlangt die Neutralität des Schwarzen
Meeres gegen alle Mächte aufrecht zu erhalten und nur die Uferstaaten
(Rußland und Türkei) von den Verpflichtungen des Pariser Vertrags aus-
zunehmen. Bis jetzt hat sich England noch nicht entschließen können diese
Forderung zu bewilligen. Freiheit für alle, oder Beschränkung für alle, ist
es was Lord Granville fordert.

Frankreich.

Die "Amtszeitung" vom 8 d. veröffentlicht die Entlassung Gambetta's
als Minister des Jnnern und Delegirten des Kriegsministeriums, und be-
traut Hrn. Emanuel Arago mit dem erstern Ministerium, während das letz-
tere der General Leflo wieder vollständig übernehmen wird. -- Ferner wird
bekannt gegeben daß die von der Regierungsdelegation in Bordeaux aus-
gesprochene Dienstesenthebung mehrerer Richterbeamten ungesetzlich und
darum unwirksam sei.

Der "Constitutionnel" macht der gegenwärtigen Regierung immer
offener und entschiedener Opposition. Jn seiner Nummer vom 7 wendet
er sich in scharfen Worten gegen die beiden Depeschen Bismarcks an Jules
Favre und Gambetta, da er in diesen einen Eingriff in die inneren Ange-
legenheiten Frankreichs erblickt. Freilich gesteht er damit zu daß diese
Lection durch die Unklugheit Gambetta's nothwendig gemacht wurde. --
Heute bespricht er den Dualismus der Regierung: "Bedauerungswürdige
Lage! Diejenigen welche seit sechs Monaten die Verantwortlichkeit für die
Schicksale Frankreichs übernommen hatten, und welche jetzt ihr als Pilot
dienen sollten, fallen einer augenscheinlichen Desorganisation zum Opfer.
Sie verständigen sich nicht mehr untereinander, sie zerreißen sich. Das
nationale Jnteresse vergessend, beschäftigen sie sich vor allem mit ihrem
persönlichen Jnteresse. Als ob sie während der kurzen Dauer ihrer Regie-
rung nicht solidarisch gewesen wären, sowohl für das Gute als für das
Schlechte, theilen sie sich in zwei Feldlager. Die einen die Sündenböcke,
mit allen Verwünschungen, allen Anathemen beladen, die andern unschuldig
und glorreich; diese letzteren suchen ihre abenteuerliche Candidatur auf
den Ruin und den Mißcredit ihrer Collegen zu bauen."

John Lemoinne bespricht im "Journ. des Debats" in origineller und
scharfer Weise das Wahldecret Gambetta's; er meint: wenn man den darin
ausgesprochenen Grundsatz consequent verfolge, müßten alle diejenigen
von der Wählbarkeit ausgeschlossen werden welche dem Kaiser und der
Verfassung des Kaiserreichs den Eid der Treue geleistet, und dann würden
auch Gambetta und Rochefort wählunfähig sein. Er nennt dieses Decret
die absoluteste Mißachtung des Rechtes und der Freiheit, und begrüßt mit
Freuden den Waffenstillstand, der gestatte aus dem jetzigen recht- und regie-
rungslosen Zustande zu einer rechtmäßigen Regierung zu gelangen; und
schließt mit einer Aufforderung an die Bürger möglichst zahlreich vor den
Wahlurnen zu erscheinen.

Judustrie, Handel und Berkehr.

Die europäischen Börsen befinden sich augenblick-
lich in einer eigenthümlichen Lage; sie sehen den Frieden vor sich, und doch fehlt
ihnen die Fähigkeit eine danernde Haussebewegung auf der Tagesordnung zu er-
halten. Friede und Baisse sind für viele unvereinbare Begriffe, wenigstens in-
sofern als sie nicht zugestehen wollen daß man aus einem blutigen Krieg in
den Frieden mit weichenden Cursen übertreten könne. Die Börsenspeculation un-
terscheidet sich aber in so vielen Dingen von jeder andern, daß auch hier eine Ab-
weichung erklärlich, ja geboten ist. Auf jedem andern Berkehrsgebiete wirkt der
Krieg lähmend; es würden Geldmittel flüssig, welche theilweise den Börsen zufließen.
Diese leben von den großen Ereignissen auf dem Kriegsschauplatz, und escomptiren
schon einen zweiten Sieg wenn der erste gemeldet ist. Die Böesenspeculation eilt
allen Ereignissen voraus, sie genießt den Vortheil des durch die Berkehrsstockung
flüssig werdenden Geldmarktes, und muß im Frieden, sobald sich der übrige Ver-
kehr belebt, dieses Geld wieder herausgeben. Diese Berhältnisse beeinflussen schon
jetzt das Geschäft; das Gefühl daß schon im Krieg "Friedenscurse" erreicht wor-
den sind, die Möglichkeit eines M ßbrauchs der Friedenslage und die neuere specu-
lative Schwäche der Börsen begräuzen fortdauernd jede Hauffebewegung. Unter
solchen Verhältnissen konnte der Grundzug der Stimmung nur eine mehr oder
weniger scharf hervortretende Geschäftsunlust sein. Ausnahmen liegen nur
ganz vereinzelt vor, der Rücktritt Gambetta's wurde mit einer steigenden Curs-
bewegung begrüßt, aber noch vor dem Börsenschlusse entwickelte sich eine Reac-
tion, wie es hieß, auf drohende Conflicte zwischen der Türkei und Rußland,
weil ersteres, wenn Fürst Karl seine Würde niedergelegt hat, Rumänien be-
setzen, Rußland aber diese Occupation nicht dulden will. An der Börse ist man mit
solchen Combinationen schnell bei der Hand. Genug, die Hausse stand immer nur
vorubergehend auf der Tagesordnung. Jm speciellen ist nur wenig zu bemerken,
Türken waren weichend, weil man (ich weiß nicht wie oft dieß schon geschehen) eine
Finanzkrifts proguosticirte. Oesterr. Credite stiegen auf Dividenden-Gerüchte,
ungeachtet dieselben keinen Glauben fauden. Steuerlose waren vorübergehend stei-
gend, weil eine Vermehrung des Actiencapitals in Aussicht steht, später scheint
man aber den Einfluß derselben auf die Rentabilität weniger günstig aufgefaßt zu
haben. Rumänische Eisenbahn-Obligationen gaben täglich zu größeren Schwau-
kungen Veraulassung. Die Nachrichten aus Rumänien und die Gerüchte über
Rumänien waren nicht ohne Einfluß. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinszahlung
zu dem augegebenen Termin (31 März) tritt immer feruer, weil sich der zwi-
schen den Concessionären und der rumänischen Regierung bestehende Conflict
immer mehr zuspitzt und eine vorherige Lösung desselben nicht vorauszu-
setzen ist. Die Obligationsbesitzer beabsichtigen die diplomatische Jntervention
des Bundeskanzlers auzurufen; ich fürchte ohne Erfolg, denn die Stronsberg'sche
[Spaltenumbruch] Affaire ist in Rumänien zu einer politischen Parteisache geworden. Der Capitals-
markt war still und nur theilweise fest, für die Bundesanleiben waren Berkäufer
von dem Augenblick ab überwiegend in welchem eine allerh. Verordnung die Zu-
lässigkeit weiterer 25 Millionen Thaler Bundesanleihe zu emitiren ausgesprochen
hatte. Die Börse meinte zwar: die Emission stehe nicht bevor, die Emittirung
datire vom 27 Januar, und seitdem haben sich die maßgebenden Verhältnisse ge-
wendet. Dieser Auffassung widersprich! aber eine spätere Vorlage an das Abgeord-
netinhaus, welche die Vollmacht für den Finanzminister fordert dem Bundeskamler
auf Erfordern einen Credit von 50 Millionen Thilern zu eröffnen. Jn den Mo-
tiven wird ausdrücklich bemerkt daß "die bis jetzt bewilligten Credite bis in den
März hinein nicht ausreichen." Jn diesen Crediten sind die oben erwähnten 25
Millionen Thaler Bundesanleihe eingeschloffen. Daß "bis in März hinein" der
Friede bereits definitiv abgeschloffen sein wird, ist kaum vorauszusetzen, und auch
in diesem Fall muß dieselbe Frage aufgeworfen werden welche die Motive gegen-
über der von der Stadt Paris zu l istenden Contribution anregen: ob diese näm-
lich in der stipulirten Frist "in solchen Werthen erlegt werden wird welche zu Zah-
lungen für Kriegszwecke unmittelbar verwendbar sind." Bayerische Anlethen haben
sich besser als Norddeutsche gehalten, doch war auch in diesen das Geschäft weniger
angeregt. Auf dem Eisenbahnaetienmarkt, welcher alle nichtösterreichischen Devisen
nur faßt, hat sich nur vorübergehend einige Spaunkrast entwickelt, dagegen waren
Banken sehr fest, Meininger Credit fteigend, der Verwaltungsrath hat beschlossen
im Berein mit andern Banken und Bankhäusern (in Berlin mit der Deutschen
Bank) in London ein großes deutsch englisches Bankinstitut zu errichten. Dieser
Beschlaß zeigt daß die Auffassung eines veränderten Verhältnisses des deutschen
zum englischen Geldmarkte bereits Ausdruck findet. Diese Aufassung wird noch
weitere Folgen haben, sobald erst die noch vielseitig bestehende Voraussetzung
schwindet daß die Pariser Börse ihre vor dem Krieg eingenommene Stellung
wieder gewinnen wird.



Neueste Posten.

Die officiöse "Pester Correspondenz" erklärt heute
daß das morgige Amtsblatt die Ernennung des Professors Pauler zum
Cultusminister, des Staatssecretärs Toth zum Minister des Jnnern und
des Grafen Pejacsevich zum Minister für Croatien publiciren werde.
-- Das Unterhaus des ungarischen Reichstages hat am 8 d. das
Budget des Handelsministeriums angenommen, und die Generaldebatte
über das Budget des Justizministeriums begonnen. -- Jn der ungarischen
Delegation wurde am gleichen Tage das Budgetgesetz verlesen; hierauf
folgte der Bericht der Siebener-Commission, welche sich der Ansicht der öster-
reichischen Delegation in allen Fragen anschließt, und bloß bezüglich der
Schuld von 80 Millionen den ungarischen Standpunkt energisch vertritt.
Hingegen mußte die auf heute anberaumte Sitzung der Delegation aus-
fallen, weil sich -- höchst charakteristisch -- in den bereits sanctionirten
österreichischen Budgetpositionen ein Additionsfehler von drei Millionen
zum Nachtheile des Kriegsministeriums vorsindet. Die ungarischen Dele-
girten werden in einer Conferenz die Formalität berathen wie der Fehler
gutzumachen sei und das Ergebniß morgen Mittags der Delegation
vorlegen. (Ung. Bl.)


General Hussein Pascha ist, von Tunis kom-
mend, hier eingetroffen. Er ist nach Florenz weiter gereist mit einer Mis-
sion des Bey an die italienische Regierung. (T. N.)

Telegraphische Berichte.
Nachstehende Depeschen aus einem Extrablatt hier wiederholt.

Die Justizcommission des Abgeordneten-
hauses genehmigte unter Zustimmung des Regierungscommissärs den
Hagen'schen Antrag, betreffend die gesetzliche Gültigkeitserklärung ohne
Consens abgeschlossener Officiersehen, und zwar mit rückwirkender Kraft
vom Mobilmachungstag ab auch für durch Tod aufgelöste Ehen.


Jm Maas-Departement sind ge-
wählt: Bompard, Benoit, Billy, Grandpierre, Picard, Paulin Gilon;
im Departement Haut-Rhin: Keller-Haas, Denfert, Grosjean, Tachard,
Chauffour, Gambetta, Hartmann, Scheurer-Kestner, Rencker und Köchlin-
Steinbach.


Jn Folge der Eisanstauung ist das Wasser
im Donaucanal erheblich gestiegen, so daß ein Theil der Vorstädte Leopold-
stadt und Roßau überschwemmt ist.


Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Re-
gierung in der Militärvorlage auch einen Credit für Vornahme von Ver-
messungsarbeiten zum Zweck eventueller Errichtung von Defensivstellun-
gen um London und zwischen London und der Küste zu verlangen. Für
die Häfen von Dover, Harwich und Malta werden Befestigungen bean-
tragt werden.


Cremieux hat seine Entlassung gegeben,
versieht aber seine Functionen noch bis zum Zusammentritt der Consti-
tuante. General Leflo ist eingetroffen und hat die Leitung des Kriegs-
ministeriums übernommen. Leonville ist an Stelle Lauriers zum General-
director des Ministeriums des Jnnern ernannt worden. Es heißt: Dorian
habe die Entscheidung über die Fortdauer des Handelsvertrags mit Eng-
land der Nationalversammlung vorbehalten. -- Die Eisenbahngesellschaf-
ten Orleans, Paris, Lyon und Mittelmeer haben die Ausgabe von Fahr-
billets nach Paris auf allen Stationen angekündigt.


Weitere Wahlresultate sind: im De-
partement Orne sind sämmtliche gewählte Candidaten Conservative, dar-

[Spaltenumbruch] Leider weiß man hier nichts von der Verſicherung der „Kreuzztg.:“ daß
ſich die Conferenz über alle weſentlichen Punkte geeinigt habe. Man glaubt
vielmehr daß bis jetzt noch über keinen weſentlichen Punkt eine Einigung
ſtattgefunden. Rußland verlangt die Neutralität des Schwarzen
Meeres gegen alle Mächte aufrecht zu erhalten und nur die Uferſtaaten
(Rußland und Türkei) von den Verpflichtungen des Pariſer Vertrags aus-
zunehmen. Bis jetzt hat ſich England noch nicht entſchließen können dieſe
Forderung zu bewilligen. Freiheit für alle, oder Beſchränkung für alle, iſt
es was Lord Granville fordert.

Frankreich.

Die „Amtszeitung“ vom 8 d. veröffentlicht die Entlaſſung Gambetta’s
als Miniſter des Jnnern und Delegirten des Kriegsminiſteriums, und be-
traut Hrn. Emanuel Arago mit dem erſtern Miniſterium, während das letz-
tere der General Leflô wieder vollſtändig übernehmen wird. — Ferner wird
bekannt gegeben daß die von der Regierungsdelegation in Bordeaux aus-
geſprochene Dienſtesenthebung mehrerer Richterbeamten ungeſetzlich und
darum unwirkſam ſei.

Der „Conſtitutionnel“ macht der gegenwärtigen Regierung immer
offener und entſchiedener Oppoſition. Jn ſeiner Nummer vom 7 wendet
er ſich in ſcharfen Worten gegen die beiden Depeſchen Bismarcks an Jules
Favre und Gambetta, da er in dieſen einen Eingriff in die inneren Ange-
legenheiten Frankreichs erblickt. Freilich geſteht er damit zu daß dieſe
Lection durch die Unklugheit Gambetta’s nothwendig gemacht wurde. —
Heute beſpricht er den Dualismus der Regierung: „Bedauerungswürdige
Lage! Diejenigen welche ſeit ſechs Monaten die Verantwortlichkeit für die
Schickſale Frankreichs übernommen hatten, und welche jetzt ihr als Pilot
dienen ſollten, fallen einer augenſcheinlichen Desorganiſation zum Opfer.
Sie verſtändigen ſich nicht mehr untereinander, ſie zerreißen ſich. Das
nationale Jntereſſe vergeſſend, beſchäftigen ſie ſich vor allem mit ihrem
perſönlichen Jntereſſe. Als ob ſie während der kurzen Dauer ihrer Regie-
rung nicht ſolidariſch geweſen wären, ſowohl für das Gute als für das
Schlechte, theilen ſie ſich in zwei Feldlager. Die einen die Sündenböcke,
mit allen Verwünſchungen, allen Anathemen beladen, die andern unſchuldig
und glorreich; dieſe letzteren ſuchen ihre abenteuerliche Candidatur auf
den Ruin und den Mißcredit ihrer Collegen zu bauen.“

John Lemoinne beſpricht im „Journ. des Débats“ in origineller und
ſcharfer Weiſe das Wahldecret Gambetta’s; er meint: wenn man den darin
ausgeſprochenen Grundſatz conſequent verfolge, müßten alle diejenigen
von der Wählbarkeit ausgeſchloſſen werden welche dem Kaiſer und der
Verfaſſung des Kaiſerreichs den Eid der Treue geleiſtet, und dann würden
auch Gambetta und Rochefort wählunfähig ſein. Er nennt dieſes Decret
die abſoluteſte Mißachtung des Rechtes und der Freiheit, und begrüßt mit
Freuden den Waffenſtillſtand, der geſtatte aus dem jetzigen recht- und regie-
rungsloſen Zuſtande zu einer rechtmäßigen Regierung zu gelangen; und
ſchließt mit einer Aufforderung an die Bürger möglichſt zahlreich vor den
Wahlurnen zu erſcheinen.

Juduſtrie, Handel und Berkehr.

Die europäiſchen Börſen befinden ſich augenblick-
lich in einer eigenthümlichen Lage; ſie ſehen den Frieden vor ſich, und doch fehlt
ihnen die Fähigkeit eine danernde Hauſſebewegung auf der Tagesordnung zu er-
halten. Friede und Baiſſe ſind für viele unvereinbare Begriffe, wenigſtens in-
ſofern als ſie nicht zugeſtehen wollen daß man aus einem blutigen Krieg in
den Frieden mit weichenden Curſen übertreten könne. Die Börſenſpeculation un-
terſcheidet ſich aber in ſo vielen Dingen von jeder andern, daß auch hier eine Ab-
weichung erklärlich, ja geboten iſt. Auf jedem andern Berkehrsgebiete wirkt der
Krieg lähmend; es würden Geldmittel flüſſig, welche theilweiſe den Börſen zufließen.
Dieſe leben von den großen Ereigniſſen auf dem Kriegsſchauplatz, und escomptiren
ſchon einen zweiten Sieg wenn der erſte gemeldet iſt. Die Böeſenſpeculation eilt
allen Ereigniſſen voraus, ſie genießt den Vortheil des durch die Berkehrsſtockung
flüſſig werdenden Geldmarktes, und muß im Frieden, ſobald ſich der übrige Ver-
kehr belebt, dieſes Geld wieder herausgeben. Dieſe Berhältniſſe beeinfluſſen ſchon
jetzt das Geſchäft; das Gefühl daß ſchon im Krieg „Friedenscurſe“ erreicht wor-
den ſind, die Möglichkeit eines M ßbrauchs der Friedenslage und die neuere ſpecu-
lative Schwäche der Börſen begräuzen fortdauernd jede Hauffebewegung. Unter
ſolchen Verhältniſſen konnte der Grundzug der Stimmung nur eine mehr oder
weniger ſcharf hervortretende Geſchäftsunluſt ſein. Ausnahmen liegen nur
ganz vereinzelt vor, der Rücktritt Gambetta’s wurde mit einer ſteigenden Curs-
bewegung begrüßt, aber noch vor dem Börſenſchluſſe entwickelte ſich eine Reac-
tion, wie es hieß, auf drohende Conflicte zwiſchen der Türkei und Rußland,
weil erſteres, wenn Fürſt Karl ſeine Würde niedergelegt hat, Rumänien be-
ſetzen, Rußland aber dieſe Occupation nicht dulden will. An der Börſe iſt man mit
ſolchen Combinationen ſchnell bei der Hand. Genug, die Hauſſe ſtand immer nur
vorubergehend auf der Tagesordnung. Jm ſpeciellen iſt nur wenig zu bemerken,
Türken waren weichend, weil man (ich weiß nicht wie oft dieß ſchon geſchehen) eine
Finanzkrifts proguoſticirte. Oeſterr. Credite ſtiegen auf Dividenden-Gerüchte,
ungeachtet dieſelben keinen Glauben fauden. Steuerloſe waren vorübergehend ſtei-
gend, weil eine Vermehrung des Actiencapitals in Ausſicht ſteht, ſpäter ſcheint
man aber den Einfluß derſelben auf die Rentabilität weniger günſtig aufgefaßt zu
haben. Rumäniſche Eiſenbahn-Obligationen gaben täglich zu größeren Schwau-
kungen Veraulaſſung. Die Nachrichten aus Rumänien und die Gerüchte über
Rumänien waren nicht ohne Einfluß. Die Wahrſcheinlichkeit einer Zinszahlung
zu dem augegebenen Termin (31 März) tritt immer feruer, weil ſich der zwi-
ſchen den Conceſſionären und der rumäniſchen Regierung beſtehende Conflict
immer mehr zuſpitzt und eine vorherige Löſung desſelben nicht vorauszu-
ſetzen iſt. Die Obligationsbeſitzer beabſichtigen die diplomatiſche Jntervention
des Bundeskanzlers auzurufen; ich fürchte ohne Erfolg, denn die Stronsberg’ſche
[Spaltenumbruch] Affaire iſt in Rumänien zu einer politiſchen Parteiſache geworden. Der Capitals-
markt war ſtill und nur theilweiſe feſt, für die Bundesanleiben waren Berkäufer
von dem Augenblick ab überwiegend in welchem eine allerh. Verordnung die Zu-
läſſigkeit weiterer 25 Millionen Thaler Bundesanleihe zu emitiren ausgeſprochen
hatte. Die Börſe meinte zwar: die Emiſſion ſtehe nicht bevor, die Emittirung
datire vom 27 Januar, und ſeitdem haben ſich die maßgebenden Verhältniſſe ge-
wendet. Dieſer Auffaſſung widerſprich! aber eine ſpätere Vorlage an das Abgeord-
netinhaus, welche die Vollmacht für den Finanzminiſter fordert dem Bundeskamler
auf Erfordern einen Credit von 50 Millionen Thilern zu eröffnen. Jn den Mo-
tiven wird ausdrücklich bemerkt daß „die bis jetzt bewilligten Credite bis in den
März hinein nicht ausreichen.“ Jn dieſen Crediten ſind die oben erwähnten 25
Millionen Thaler Bundesanleihe eingeſchloffen. Daß „bis in März hinein“ der
Friede bereits definitiv abgeſchloffen ſein wird, iſt kaum vorauszuſetzen, und auch
in dieſem Fall muß dieſelbe Frage aufgeworfen werden welche die Motive gegen-
über der von der Stadt Paris zu l iſtenden Contribution anregen: ob dieſe näm-
lich in der ſtipulirten Friſt „in ſolchen Werthen erlegt werden wird welche zu Zah-
lungen für Kriegszwecke unmittelbar verwendbar ſind.“ Bayeriſche Anlethen haben
ſich beſſer als Norddeutſche gehalten, doch war auch in dieſen das Geſchäft weniger
angeregt. Auf dem Eiſenbahnaetienmarkt, welcher alle nichtöſterreichiſchen Deviſen
nur faßt, hat ſich nur vorübergehend einige Spaunkraſt entwickelt, dagegen waren
Banken ſehr feſt, Meininger Credit fteigend, der Verwaltungsrath hat beſchloſſen
im Berein mit andern Banken und Bankhäuſern (in Berlin mit der Deutſchen
Bank) in London ein großes deutſch engliſches Bankinſtitut zu errichten. Dieſer
Beſchlaß zeigt daß die Auffaſſung eines veränderten Verhältniſſes des deutſchen
zum engliſchen Geldmarkte bereits Ausdruck findet. Dieſe Aufaſſung wird noch
weitere Folgen haben, ſobald erſt die noch vielſeitig beſtehende Vorausſetzung
ſchwindet daß die Pariſer Börſe ihre vor dem Krieg eingenommene Stellung
wieder gewinnen wird.



Neueſte Poſten.

Die officiöſe „Peſter Correſpondenz“ erklärt heute
daß das morgige Amtsblatt die Ernennung des Profeſſors Pauler zum
Cultusminiſter, des Staatsſecretärs Toth zum Miniſter des Jnnern und
des Grafen Pejacſevich zum Miniſter für Croatien publiciren werde.
— Das Unterhaus des ungariſchen Reichstages hat am 8 d. das
Budget des Handelsminiſteriums angenommen, und die Generaldebatte
über das Budget des Juſtizminiſteriums begonnen. — Jn der ungariſchen
Delegation wurde am gleichen Tage das Budgetgeſetz verleſen; hierauf
folgte der Bericht der Siebener-Commiſſion, welche ſich der Anſicht der öſter-
reichiſchen Delegation in allen Fragen anſchließt, und bloß bezüglich der
Schuld von 80 Millionen den ungariſchen Standpunkt energiſch vertritt.
Hingegen mußte die auf heute anberaumte Sitzung der Delegation aus-
fallen, weil ſich — höchſt charakteriſtiſch — in den bereits ſanctionirten
öſterreichiſchen Budgetpoſitionen ein Additionsfehler von drei Millionen
zum Nachtheile des Kriegsminiſteriums vorſindet. Die ungariſchen Dele-
girten werden in einer Conferenz die Formalität berathen wie der Fehler
gutzumachen ſei und das Ergebniß morgen Mittags der Delegation
vorlegen. (Ung. Bl.)


General Huſſein Paſcha iſt, von Tunis kom-
mend, hier eingetroffen. Er iſt nach Florenz weiter gereist mit einer Miſ-
ſion des Bey an die italieniſche Regierung. (T. N.)

Telegraphiſche Berichte.
Nachſtehende Depeſchen aus einem Extrablatt hier wiederholt.

Die Juſtizcommiſſion des Abgeordneten-
hauſes genehmigte unter Zuſtimmung des Regierungscommiſſärs den
Hagen’ſchen Antrag, betreffend die geſetzliche Gültigkeitserklärung ohne
Conſens abgeſchloſſener Officiersehen, und zwar mit rückwirkender Kraft
vom Mobilmachungstag ab auch für durch Tod aufgelöste Ehen.


Jm Maas-Departement ſind ge-
wählt: Bompard, Benoit, Billy, Grandpierre, Picard, Paulin Gilon;
im Departement Haut-Rhin: Keller-Haas, Denfert, Grosjean, Tachard,
Chauffour, Gambetta, Hartmann, Scheurer-Keſtner, Rencker und Köchlin-
Steinbach.


Jn Folge der Eisanſtauung iſt das Waſſer
im Donaucanal erheblich geſtiegen, ſo daß ein Theil der Vorſtädte Leopold-
ſtadt und Roßau überſchwemmt iſt.


Dem Vernehmen nach beabſichtigt die Re-
gierung in der Militärvorlage auch einen Credit für Vornahme von Ver-
meſſungsarbeiten zum Zweck eventueller Errichtung von Defenſivſtellun-
gen um London und zwiſchen London und der Küſte zu verlangen. Für
die Häfen von Dover, Harwich und Malta werden Befeſtigungen bean-
tragt werden.


Crémieux hat ſeine Entlaſſung gegeben,
verſieht aber ſeine Functionen noch bis zum Zuſammentritt der Conſti-
tuante. General Leflô iſt eingetroffen und hat die Leitung des Kriegs-
miniſteriums übernommen. Léonville iſt an Stelle Lauriers zum General-
director des Miniſteriums des Jnnern ernannt worden. Es heißt: Dorian
habe die Entſcheidung über die Fortdauer des Handelsvertrags mit Eng-
land der Nationalverſammlung vorbehalten. — Die Eiſenbahngeſellſchaf-
ten Orleans, Paris, Lyon und Mittelmeer haben die Ausgabe von Fahr-
billets nach Paris auf allen Stationen angekündigt.


Weitere Wahlreſultate ſind: im De-
partement Orne ſind ſämmtliche gewählte Candidaten Conſervative, dar-

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[747/0007] Leider weiß man hier nichts von der Verſicherung der „Kreuzztg.:“ daß ſich die Conferenz über alle weſentlichen Punkte geeinigt habe. Man glaubt vielmehr daß bis jetzt noch über keinen weſentlichen Punkt eine Einigung ſtattgefunden. Rußland verlangt die Neutralität des Schwarzen Meeres gegen alle Mächte aufrecht zu erhalten und nur die Uferſtaaten (Rußland und Türkei) von den Verpflichtungen des Pariſer Vertrags aus- zunehmen. Bis jetzt hat ſich England noch nicht entſchließen können dieſe Forderung zu bewilligen. Freiheit für alle, oder Beſchränkung für alle, iſt es was Lord Granville fordert. Frankreich. Die „Amtszeitung“ vom 8 d. veröffentlicht die Entlaſſung Gambetta’s als Miniſter des Jnnern und Delegirten des Kriegsminiſteriums, und be- traut Hrn. Emanuel Arago mit dem erſtern Miniſterium, während das letz- tere der General Leflô wieder vollſtändig übernehmen wird. — Ferner wird bekannt gegeben daß die von der Regierungsdelegation in Bordeaux aus- geſprochene Dienſtesenthebung mehrerer Richterbeamten ungeſetzlich und darum unwirkſam ſei. Der „Conſtitutionnel“ macht der gegenwärtigen Regierung immer offener und entſchiedener Oppoſition. Jn ſeiner Nummer vom 7 wendet er ſich in ſcharfen Worten gegen die beiden Depeſchen Bismarcks an Jules Favre und Gambetta, da er in dieſen einen Eingriff in die inneren Ange- legenheiten Frankreichs erblickt. Freilich geſteht er damit zu daß dieſe Lection durch die Unklugheit Gambetta’s nothwendig gemacht wurde. — Heute beſpricht er den Dualismus der Regierung: „Bedauerungswürdige Lage! Diejenigen welche ſeit ſechs Monaten die Verantwortlichkeit für die Schickſale Frankreichs übernommen hatten, und welche jetzt ihr als Pilot dienen ſollten, fallen einer augenſcheinlichen Desorganiſation zum Opfer. Sie verſtändigen ſich nicht mehr untereinander, ſie zerreißen ſich. Das nationale Jntereſſe vergeſſend, beſchäftigen ſie ſich vor allem mit ihrem perſönlichen Jntereſſe. Als ob ſie während der kurzen Dauer ihrer Regie- rung nicht ſolidariſch geweſen wären, ſowohl für das Gute als für das Schlechte, theilen ſie ſich in zwei Feldlager. Die einen die Sündenböcke, mit allen Verwünſchungen, allen Anathemen beladen, die andern unſchuldig und glorreich; dieſe letzteren ſuchen ihre abenteuerliche Candidatur auf den Ruin und den Mißcredit ihrer Collegen zu bauen.“ John Lemoinne beſpricht im „Journ. des Débats“ in origineller und ſcharfer Weiſe das Wahldecret Gambetta’s; er meint: wenn man den darin ausgeſprochenen Grundſatz conſequent verfolge, müßten alle diejenigen von der Wählbarkeit ausgeſchloſſen werden welche dem Kaiſer und der Verfaſſung des Kaiſerreichs den Eid der Treue geleiſtet, und dann würden auch Gambetta und Rochefort wählunfähig ſein. Er nennt dieſes Decret die abſoluteſte Mißachtung des Rechtes und der Freiheit, und begrüßt mit Freuden den Waffenſtillſtand, der geſtatte aus dem jetzigen recht- und regie- rungsloſen Zuſtande zu einer rechtmäßigen Regierung zu gelangen; und ſchließt mit einer Aufforderung an die Bürger möglichſt zahlreich vor den Wahlurnen zu erſcheinen. Juduſtrie, Handel und Berkehr. Δ Berlin, 11 Febr. Die europäiſchen Börſen befinden ſich augenblick- lich in einer eigenthümlichen Lage; ſie ſehen den Frieden vor ſich, und doch fehlt ihnen die Fähigkeit eine danernde Hauſſebewegung auf der Tagesordnung zu er- halten. Friede und Baiſſe ſind für viele unvereinbare Begriffe, wenigſtens in- ſofern als ſie nicht zugeſtehen wollen daß man aus einem blutigen Krieg in den Frieden mit weichenden Curſen übertreten könne. Die Börſenſpeculation un- terſcheidet ſich aber in ſo vielen Dingen von jeder andern, daß auch hier eine Ab- weichung erklärlich, ja geboten iſt. Auf jedem andern Berkehrsgebiete wirkt der Krieg lähmend; es würden Geldmittel flüſſig, welche theilweiſe den Börſen zufließen. Dieſe leben von den großen Ereigniſſen auf dem Kriegsſchauplatz, und escomptiren ſchon einen zweiten Sieg wenn der erſte gemeldet iſt. Die Böeſenſpeculation eilt allen Ereigniſſen voraus, ſie genießt den Vortheil des durch die Berkehrsſtockung flüſſig werdenden Geldmarktes, und muß im Frieden, ſobald ſich der übrige Ver- kehr belebt, dieſes Geld wieder herausgeben. Dieſe Berhältniſſe beeinfluſſen ſchon jetzt das Geſchäft; das Gefühl daß ſchon im Krieg „Friedenscurſe“ erreicht wor- den ſind, die Möglichkeit eines M ßbrauchs der Friedenslage und die neuere ſpecu- lative Schwäche der Börſen begräuzen fortdauernd jede Hauffebewegung. Unter ſolchen Verhältniſſen konnte der Grundzug der Stimmung nur eine mehr oder weniger ſcharf hervortretende Geſchäftsunluſt ſein. Ausnahmen liegen nur ganz vereinzelt vor, der Rücktritt Gambetta’s wurde mit einer ſteigenden Curs- bewegung begrüßt, aber noch vor dem Börſenſchluſſe entwickelte ſich eine Reac- tion, wie es hieß, auf drohende Conflicte zwiſchen der Türkei und Rußland, weil erſteres, wenn Fürſt Karl ſeine Würde niedergelegt hat, Rumänien be- ſetzen, Rußland aber dieſe Occupation nicht dulden will. An der Börſe iſt man mit ſolchen Combinationen ſchnell bei der Hand. Genug, die Hauſſe ſtand immer nur vorubergehend auf der Tagesordnung. Jm ſpeciellen iſt nur wenig zu bemerken, Türken waren weichend, weil man (ich weiß nicht wie oft dieß ſchon geſchehen) eine Finanzkrifts proguoſticirte. Oeſterr. Credite ſtiegen auf Dividenden-Gerüchte, ungeachtet dieſelben keinen Glauben fauden. Steuerloſe waren vorübergehend ſtei- gend, weil eine Vermehrung des Actiencapitals in Ausſicht ſteht, ſpäter ſcheint man aber den Einfluß derſelben auf die Rentabilität weniger günſtig aufgefaßt zu haben. 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Die Börſe meinte zwar: die Emiſſion ſtehe nicht bevor, die Emittirung datire vom 27 Januar, und ſeitdem haben ſich die maßgebenden Verhältniſſe ge- wendet. Dieſer Auffaſſung widerſprich! aber eine ſpätere Vorlage an das Abgeord- netinhaus, welche die Vollmacht für den Finanzminiſter fordert dem Bundeskamler auf Erfordern einen Credit von 50 Millionen Thilern zu eröffnen. Jn den Mo- tiven wird ausdrücklich bemerkt daß „die bis jetzt bewilligten Credite bis in den März hinein nicht ausreichen.“ Jn dieſen Crediten ſind die oben erwähnten 25 Millionen Thaler Bundesanleihe eingeſchloffen. Daß „bis in März hinein“ der Friede bereits definitiv abgeſchloffen ſein wird, iſt kaum vorauszuſetzen, und auch in dieſem Fall muß dieſelbe Frage aufgeworfen werden welche die Motive gegen- über der von der Stadt Paris zu l iſtenden Contribution anregen: ob dieſe näm- lich in der ſtipulirten Friſt „in ſolchen Werthen erlegt werden wird welche zu Zah- lungen für Kriegszwecke unmittelbar verwendbar ſind.“ Bayeriſche Anlethen haben ſich beſſer als Norddeutſche gehalten, doch war auch in dieſen das Geſchäft weniger angeregt. Auf dem Eiſenbahnaetienmarkt, welcher alle nichtöſterreichiſchen Deviſen nur faßt, hat ſich nur vorübergehend einige Spaunkraſt entwickelt, dagegen waren Banken ſehr feſt, Meininger Credit fteigend, der Verwaltungsrath hat beſchloſſen im Berein mit andern Banken und Bankhäuſern (in Berlin mit der Deutſchen Bank) in London ein großes deutſch engliſches Bankinſtitut zu errichten. Dieſer Beſchlaß zeigt daß die Auffaſſung eines veränderten Verhältniſſes des deutſchen zum engliſchen Geldmarkte bereits Ausdruck findet. Dieſe Aufaſſung wird noch weitere Folgen haben, ſobald erſt die noch vielſeitig beſtehende Vorausſetzung ſchwindet daß die Pariſer Börſe ihre vor dem Krieg eingenommene Stellung wieder gewinnen wird. Neueſte Poſten. Peſt, 11 Febr. Die officiöſe „Peſter Correſpondenz“ erklärt heute daß das morgige Amtsblatt die Ernennung des Profeſſors Pauler zum Cultusminiſter, des Staatsſecretärs Toth zum Miniſter des Jnnern und des Grafen Pejacſevich zum Miniſter für Croatien publiciren werde. — Das Unterhaus des ungariſchen Reichstages hat am 8 d. das Budget des Handelsminiſteriums angenommen, und die Generaldebatte über das Budget des Juſtizminiſteriums begonnen. — Jn der ungariſchen Delegation wurde am gleichen Tage das Budgetgeſetz verleſen; hierauf folgte der Bericht der Siebener-Commiſſion, welche ſich der Anſicht der öſter- reichiſchen Delegation in allen Fragen anſchließt, und bloß bezüglich der Schuld von 80 Millionen den ungariſchen Standpunkt energiſch vertritt. Hingegen mußte die auf heute anberaumte Sitzung der Delegation aus- fallen, weil ſich — höchſt charakteriſtiſch — in den bereits ſanctionirten öſterreichiſchen Budgetpoſitionen ein Additionsfehler von drei Millionen zum Nachtheile des Kriegsminiſteriums vorſindet. Die ungariſchen Dele- girten werden in einer Conferenz die Formalität berathen wie der Fehler gutzumachen ſei und das Ergebniß morgen Mittags der Delegation vorlegen. (Ung. Bl.) Cagltart, 9 Febr. General Huſſein Paſcha iſt, von Tunis kom- mend, hier eingetroffen. Er iſt nach Florenz weiter gereist mit einer Miſ- ſion des Bey an die italieniſche Regierung. (T. N.) Telegraphiſche Berichte. Nachſtehende Depeſchen aus einem Extrablatt hier wiederholt. ▽ Berlin, 12 Febr. Die Juſtizcommiſſion des Abgeordneten- hauſes genehmigte unter Zuſtimmung des Regierungscommiſſärs den Hagen’ſchen Antrag, betreffend die geſetzliche Gültigkeitserklärung ohne Conſens abgeſchloſſener Officiersehen, und zwar mit rückwirkender Kraft vom Mobilmachungstag ab auch für durch Tod aufgelöste Ehen. (*) Saarbrücken, 12 Febr. Jm Maas-Departement ſind ge- wählt: Bompard, Benoit, Billy, Grandpierre, Picard, Paulin Gilon; im Departement Haut-Rhin: Keller-Haas, Denfert, Grosjean, Tachard, Chauffour, Gambetta, Hartmann, Scheurer-Keſtner, Rencker und Köchlin- Steinbach. (*) Wien, 12 Febr. Jn Folge der Eisanſtauung iſt das Waſſer im Donaucanal erheblich geſtiegen, ſo daß ein Theil der Vorſtädte Leopold- ſtadt und Roßau überſchwemmt iſt. (*) London, 12 Febr. Dem Vernehmen nach beabſichtigt die Re- gierung in der Militärvorlage auch einen Credit für Vornahme von Ver- meſſungsarbeiten zum Zweck eventueller Errichtung von Defenſivſtellun- gen um London und zwiſchen London und der Küſte zu verlangen. Für die Häfen von Dover, Harwich und Malta werden Befeſtigungen bean- tragt werden. * Bordeaux, 10 Febr. Crémieux hat ſeine Entlaſſung gegeben, verſieht aber ſeine Functionen noch bis zum Zuſammentritt der Conſti- tuante. General Leflô iſt eingetroffen und hat die Leitung des Kriegs- miniſteriums übernommen. Léonville iſt an Stelle Lauriers zum General- director des Miniſteriums des Jnnern ernannt worden. Es heißt: Dorian habe die Entſcheidung über die Fortdauer des Handelsvertrags mit Eng- land der Nationalverſammlung vorbehalten. — Die Eiſenbahngeſellſchaf- ten Orleans, Paris, Lyon und Mittelmeer haben die Ausgabe von Fahr- billets nach Paris auf allen Stationen angekündigt. (*) Bordeaux, 11 Febr. Weitere Wahlreſultate ſind: im De- partement Orne ſind ſämmtliche gewählte Candidaten Conſervative, dar-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1871/7>, abgerufen am 21.11.2024.