Allgemeine Zeitung, Nr. 46, 15. Februar 1871.[Spaltenumbruch]
25 Jan. 1871 um 121/2 Uhr Mittags an der Porte de France ein nament- Ueber einen bisher nur kurz erwähnten Ueberfall, welcher am 28 Jan. "Am 27 zog ich in den Faubourg neuf an dem Aus Stettin meldet die "N. St. Ztg.:" "Am 2 d. M. sind hier end- Verschiedenes. Ueber den am 8 d. M. verstorbenen Jakob Venedey bringt die "J. Venedey war am 24 Mai * Nachdem Hr. Karl Stangen aus Berlin seine letzte Expedition nach Jndustrie, Handel und Verkehr. Augsburg, 13 Febr. Bayer. Staatspapiere: 5proc. halbj. Oblig. -- Frankfurt a. M., 13 Febr. Württ. 5proc. Oblig. 983/4 bez.; 41/2proc. [Spaltenumbruch]
25 Jan. 1871 um 12½ Uhr Mittags an der Porte de France ein nament- Ueber einen bisher nur kurz erwähnten Ueberfall, welcher am 28 Jan. „Am 27 zog ich in den Faubourg neuf an dem Aus Stettin meldet die „N. St. Ztg.:“ „Am 2 d. M. ſind hier end- Verſchiedenes. Ueber den am 8 d. M. verſtorbenen Jakob Venedey bringt die „J. Venedey war am 24 Mai * Nachdem Hr. Karl Stangen aus Berlin ſeine letzte Expedition nach Jnduſtrie, Handel und Verkehr. Augsburg, 13 Febr. Bayer. Staatspapiere: 5proc. halbj. Oblig. — Frankfurt a. M., 13 Febr. Württ. 5proc. Oblig. 98¾ bez.; 4½proc. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="780"/><cb/> 25 Jan. 1871 um 12½ Uhr Mittags an der Porte de France ein nament-<lb/> liches Verzeichniß der Officiere und der im Officiersrange ſtehenden Beam-<lb/> ten, ſowie eine ſummariſche Nachweiſung der Mannſchaften der Beſatzung,<lb/> in gleichem das ſpecielle Verzeichniß aller Vorräthe und allen Kriegsmate-<lb/> rials überreichen. Art. 6. In Betracht der von der Bevölkerung ſchon<lb/> erlittenen ſchweren Verluſte ſoll der Stadt keine andere Contribution auf-<lb/> erlegt werden als ſie von allen andern offenen Städten und Dörfern der<lb/> occupirten Landestheile gezahlt werden. Die Sicherheit des Privateigen-<lb/> thums wird gewährleiſtet. Die Caſematten der Feſtung werden der Bevölke-<lb/> rung von Longwy ſo lange zur Verfügung bleiben bis deren Häuſer<lb/> wieder bewohnbar ſind. Longwy, 24 Jan. 1871. Der Commandant der<lb/> deutſchen Truppen vor Longwy, gez. v. Krenski, Oberſt. <hi rendition="#aq">Le Lt. Colonel<lb/> commandant ſupérieur,</hi> gez. Maſſaroli.“</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Ueber einen bisher nur kurz erwähnten Ueberfall, welcher am 28 Jan.<lb/> gegen <hi rendition="#b">Blois</hi> verſucht wurde, meldet ein Feldpoſtbrief der „Weſer-Ztg.“<lb/> aus Blois vom 30:</p> <cit> <quote>„Am 27 zog ich in den Faubourg neuf an dem<lb/> Vend<hi rendition="#aq">ô</hi>mer Thor. Meine neuen Miethsleute waren ſehr freundlich; ihr<lb/> Sohn iſt in Metz gefangen genommen, und jetzt in Hamburg. Schon am<lb/> 27 wurde es unruhig. Vor der an der Brücke welche über die Loire nach<lb/> der Vorſtadt Vienne führt gelegenen Commandantur waren Blouſenmän-<lb/> ner, Bauern, in Schaaren verſammelt. Eine Aufforderung des Comman-<lb/> danten Oberſten v. Below zum Auseinandergehen fruchtete nicht, und es<lb/> mußten Mannſchaften vom 8. Ulanen-Regiment die Leute mit blanker<lb/> Klinge über die Brücke zurücktreiben. Die Urſache dieſer Zuſammenrottung<lb/> war der Umſtand daß der Maire und verſchiedene vermögende Bürger der Stadt<lb/> Blois feſtgenommen worden waren, da die Stadt die ihr auferlegte Contri-<lb/> bution nicht zahlen wollte. Von alle dem wußte ich noch nichts als ich am<lb/> 28 Nachmittags in meinem Quartier am Kamin ſaß. Plötzlich wurde es<lb/> unruhig auf der Straße; alles rannte in die Häuſer, Thüren und Läden<lb/> wurden geſchloſſen, Schreien und Lärmen überall; Ulanen-Patrouillen<lb/> galoppirten die Straßen auf und ab, dazwiſchen Commandorufe. Plötzlich<lb/> dröhnten vier ſtarke Kanonenſchläge und heftiger Knall. Offenbar waren<lb/> Granaten in die Stadt eingeſchlagen — Granaten, geſendet von den Fran-<lb/> zoſen in eine offene Stadt, die voll Verwundeter, Deutſcher und Franzoſen,<lb/> lag! Bei ſolcher Kriegführung hört alles auf! In größter Eile packten<lb/> wir, ich und mein Burſche, und eilten auf die Straße. Ich traf bald eine<lb/> Patrouille des 16 Regiments, von welcher ich erfuhr was vorgefallen war.<lb/> Von Francs-Tireurs war ein Ueberfall unternommen worden. Wir eilten<lb/> an das Loire-Ufer; da pfiffen uns die Chaſſepot-Kugeln ſchon um die Köpfe.<lb/> Drüben in Vienne lagen unſere Truppen, und wir hörten Salve auf Salve.<lb/> Blois war zur Zeit ſehr ſchwach beſetzt: es lagen hier ein Bataillon 16er,<lb/> etwa eine Compagnie Reconvaleſcenten und drei Schwadronen Ulanen.<lb/> Zum Glück waren aber eben noch heſſiſche Jäger, ein Bataillon, hinzuge-<lb/> kommen; ſie mußten gleich ins Feuer. Nachdem das Gefecht in Vienne<lb/> einige Zeit gewährt, kamen unſere Soldaten plötzlich im Laufſchritt über<lb/> die Brücke zurück — dreimal Hurrah! ein Blitz, ein furchtbarer Knall —<lb/> geſprengt war der Holzübergang über den früher von den Franzoſen zer-<lb/> ſtörten Theil der Brücke, und damit die Verbindung Vienne’s mit Blois<lb/> abgeſchnitten. Todtenſtille trat ein. Leider kam die Exploſion etwas zu<lb/> früh: 49 Heſſen, 36 Sechzehner und 1 Ulane fehlten. Die meiſten von<lb/> ihnen ſind wohl drüben gefangen genommen worden. Offenbar hatten die<lb/> Bewohner von Blois Verrath geübt. Das Bombardement war gerade<lb/> vorzugsweiſe auf das Telegraphenbureau, die Bagage und andere für uns<lb/> wichtige Punkte gerichtet. Die Stadt muß es ſchwer büßen. Auch die<lb/> Telegraphenleitung nach Vend<hi rendition="#aq">ô</hi>me iſt unterbrochen, und auf der Chauſſee<lb/> dorthin zeigten ſich ſtarke Banden von Blouſenmännern. Geſtern kam<lb/> Verſtärkung von Orleans; aber leider ſind die Kerle drüben ſchon längſt<lb/> wieder weg.“</quote> </cit> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Aus Stettin meldet die „N. St. Ztg.:“</p> <cit> <quote>„Am 2 d. M. ſind hier end-<lb/> lich nach längerer Pauſe wieder Feldpoſtbriefe vom 2. <hi rendition="#g">Armeecorps,</hi> und<lb/> zwar in großer Anzahl, eingetroffen, aus denen ſich, in Verbindung mit<lb/> den anderweit bekannt gewordenen Nachrichten, nunmehr ein klares Bild<lb/> von den Operationen desſelben gewinnen läßt. Danach wird beſtätigt daß,<lb/> während ein kleinerer Theil des 2. Armeecorps nach ſeinem Aufbruch aus<lb/> den Stellungen vor Paris über Auxerre und Avallon in ſüdöſtlicher Rich-<lb/> tung auf Dijon marſchirte und dort den Feind feſthielt, das Gros des<lb/> Corps Dijon nördlich umgieng, dann, nach einer Rechtsſchwenkung ſich<lb/> zwiſchen das Garibaldi’ſche und Bourbaki’ſche Corps ſchiebend, über Gray,<lb/> Pesmes, D<hi rendition="#aq">ô</hi>le marſchirte, und ſich von da ſüdöſtlich in der Richtung auf<lb/> Pontarlier der Schweizer Gränze zuwendete, um dem Bourbaki’ſchen Corps<lb/> in Gemeinſchaft mit dem 7. preußiſchen Armeecorps den Weg nach Süden<lb/> zu verlegen. Nach mehrfachen kleineren Scharmützeln gelang es dann, wie<lb/> bereits gemeldet, am 30 Jan. unſerer 7. Brigade (du Troſſel) den Feind<lb/> bei Frasne zu ereilen, und dabei 2000 Gefangene zu machen und 2 Adler<lb/> zu erbeuten. Einem hier eingegangenen Schreiben des Generalmajors<lb/> v. Koblinski, Commandeurs unſerer 2. Infanterie-Brigade (Königsregiment<lb/> und 5. pommeriſches Infanterie-Regiment Nr. 42), welche die Avantgarde<lb/> bildete, datirt aus Mouchard (auf halbem Weg zwiſchen D<hi rendition="#aq">ô</hi>le und Pont-<lb/> arlier gelegen) 25 Jan., entnehmen wir folgendes: „Von Gray marſchirte<lb/> ich auf Pesmes, wo mir durch feindliche Abtheilungen der Uebergang über<lb/> den Fluß ſtreitig gemacht wurde; einige Granaten genügten jedoch um<lb/> dieſelben zu vertreiben. Ich ließ nun die Pioniere, da die Brücke zerſtört<lb/><cb/> war, eine Pontonbrücke ſchlagen, auf welcher das 2. Bataillon des Regi-<lb/> ments Nr. 2 debouchirte und eine Vorpoſtenſtellung nahm. Ich blieb für<lb/> die Nacht im Schloſſe zu Pesmes. Am folgenden Tage wurde der Marſch<lb/> nach D<hi rendition="#aq">ô</hi>le fortgeſetzt, und es kam darauf an die Eiſenbahn zu zerſtören<lb/> und ſich in den Beſitz von D<hi rendition="#aq">ô</hi>le zu ſetzen. Die Höhen vor der Stadt fand<lb/> ich vom Feinde beſetzt, das 2. Regiment und meine beiden Batterien gien-<lb/> gen zum Angriff vor, und nach 2½ ſtündigem Gefecht war ich Herr der<lb/> Stadt und im Beſitz der Eiſenbahn. Das Artilleriefeuer hatte ſo vortheil-<lb/> haft gewirkt, daß der Feind zwei Eiſenbahnzüge im Stich gelaſſen hatte —<lb/> einem Zuge war es noch gelungen zu entkommen — ſo daß ich Vorräthe<lb/> im Werth von 30,000 Thlrn. genommen habe. Da ſich Einwohner von<lb/> D<hi rendition="#aq">ô</hi>le an dem Kampfe betheiligt hatten, mußte die Stadt eine Contribution<lb/> von 10,000 Fr. erlegen. Mein Verluſt betrug 3 Todte und 17 Verwun-<lb/> dete; Lieutenant Gäde (vom Königsregiment) wurde durch einen Schuß<lb/> in den Unterleib ſchwer verwundet. Dagegen hat der Feind viel bedeu-<lb/> ten dere Verluſte gehabt und 40 Gefangene verloren. Am folgenden Tag<lb/> war Ruhe, und dieſe wurde benützt um meine Brigade aus den genomme-<lb/> nen Eiſenbahnzügen mit Stiefeln, Hoſen, Strümpfen, Tabak, Cigarren,<lb/> Kaffee, Speck und Pökelfleiſch zu verſehen. Am 23 Jan. marſchirten wir<lb/> auf Vandrey, wo die Brücke über den Sa<hi rendition="#aq">ô</hi>ne-Fluß wieder vom Feinde be-<lb/> ſetzt gefunden wurde; nach kurzem Kampfe, wobei Premierlieutenant Boll-<lb/> mann durch die Naſe geſchoſſen ward, wurde der Marſch fortgeſetzt. Am<lb/> 24 rückten wir auf Mouchard, das auch erſt genommen werden mußte,<lb/> und wobei wir einen Verluſt von 2 Todten hatten und 40 Gefangene<lb/> machten.“</quote> </cit> </div> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Verſchiedenes.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Ueber den am 8 d. M. verſtorbenen <hi rendition="#g">Jakob Venedey</hi> bringt die<lb/> „N.|B. L.-Ztg.“ folgende nekrologiſche Notizen:</p> <cit> <quote>„J. Venedey war am 24 Mai<lb/> 1805 zu Köln geboren, wo ſein Vater ein vielbeſchäftigter Advocat war. Nach-<lb/> dem er zu Bonn und Heidelberg die Rechte ſtudiert hatte, beſchäftigte er ſich<lb/> praktiſch bei ſeinem Vater, ſah ſich aber 1832 in Folge einer Broſchüre über<lb/> das „Geſchwornengericht“ genöthigt Preußen zu verlaſſen. In demſelben Jahr<lb/> wurde er wegen Betheiligung am Hambacher Feſt zu Mannheim verhaftet, doch<lb/> gelang es ihm aus der Unterſuchungshaft in Frankenthal zu entfliehen und die<lb/> franzöſiſche Gränze zu erreichen. Unter wechſelvollen Schickſalen lebte er nahezu<lb/> 16 Jahre in Frankreich, zuerſt in Straßburg und Nancy, dann in Paris und<lb/> Havre. Nach der Februar-Revolution erſchien er wieder in der Heimath, nahm<lb/> lebhaften Antheil am Vorparlament, am Fünfziger-Ausſchuß und an der Natio-<lb/> nalverſammlung, in welcher er als Vertreter Heſſen-Homburgs zu den Führern<lb/> der Linken gehörte. Dem ſogenannten Rumpfparlament in Stuttgart wohnte<lb/> er gleichfalls bis zur gewaltſamen Auflöſung desſelben bei. In den Jahren<lb/> der Reaction aus Berlin und Breslau ausgewieſen, lebte er zuerſt zu Bonn,<lb/> und ſiedelte 1853 nach Zürich über, wo er ſich als Docent der Geſchichte habili-<lb/> tirte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er theils in Oberweiler, wo er ſich<lb/> in dem Raſthaus ein trauliches, gern von Freunden und Fremden beſuchtes<lb/> Heim gegründet hatte, theils auf Reiſen zum Zweck hiſtoriſcher Forſchungen und<lb/> wiſſenſchaftlicher Vorträge. An der Politik nahm er in den letzten Jahren<lb/> wieder den lebhafteſten Antheil, indem er für zahlreiche Tagesblätter ſchrieb,<lb/> und auch an den demokratiſchen Beſtrebungen in Baden, z. B. an der Reformliga,<lb/> ſich betheiligte. Von ſeinen zahlreichen Schriften, die ſich durch Gedankenfülle<lb/> und elegante Schreibweiſe auszeichnen, haben „John Hampden“ und die „Ge-<lb/> ſchichte des deutſchen Volkes“ beſondere Anerkennung gefunden. Mit der Vollen-<lb/> dung des letzteren Werkes beſchäftigt, erlag Venedey einer heftigen Lungenent-<lb/> zündung nach kurzem Krankenlager. Eine Wittwe und zwei Knaben betrauern<lb/> in ihm den liebevollſten Familienvater und Lehrer.“</quote> </cit> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>* Nachdem Hr. Karl <hi rendition="#g">Stangen</hi> aus Berlin ſeine letzte Expedition nach<lb/> Aegypten und Paläſtina (die 14. Stangen’ſche) glücklich beendet, wird derſelbe<lb/> Anfangs April eine intereſſante Reiſe durch Italien (Florenz, Rom, Neapel)<lb/> über den Iſthmus von Korinth nach Athen und Konſtantinopel veranſtalten.<lb/> Für die Reiſe iſt die ſchönſte Jahreszeit gewählt; ſie wird wiederum, wie im<lb/> vorigen Jahre, in München angetreten und endigt in Wien, wo die Reiſenden<lb/> Ende Mai wieder eintreffen werden.</p> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jnduſtrie, Handel und Verkehr.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 13 Febr.</dateline> <p><hi rendition="#g">Bayer. Staatspapiere:</hi> 5proc. halbj. Oblig. —<lb/> 4proc. Oblig. 86 G.; 4proc. halbj. Oblig. 86 G.; 4½proc. Oblig. 92½ G.;<lb/> 4½proc. halbj. Obl 92¾ G.; 3½proc. Obl. —; 5proc. Anl. v. 1870 98⅝ G.;<lb/> 4proc. Grundr.-Ablöſ.-Obl. 86 G; 4proc. 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Ludw.-B. 135¼ bez.; bad. 35fl.-L. 60 bez.; kurh. 40Thlr.-L. 64¾ G.;<lb/> naff. 25fl.-L. —; großh. heffiſche 50fl.-L. 171 P.; 25fl.-L. 50¼ bez.; Ans<gap reason="illegible" unit="chars"/>ach-<lb/> Gunz. 7fl.-L. 12 bez.; Piſtolen fl. 9.45—47; doppelte fl. 9.46—48; preuß.<lb/> Friedrichsdlor fl. 9.58—59; holl. 10fl.-Stück fl. 9.54—58; Dueaten fl 5.<lb/> 37—39; Ducaten al marco fl. 5.38—40; Napoleonsd’or fl. 9.29½—30½; engl.<lb/> Sover. fl. 11.55—59. (Cursbl. d. Ver. Frif. Ztgn.)</p> </div> </div> </body> </floatingText> </p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [780/0020]
25 Jan. 1871 um 12½ Uhr Mittags an der Porte de France ein nament-
liches Verzeichniß der Officiere und der im Officiersrange ſtehenden Beam-
ten, ſowie eine ſummariſche Nachweiſung der Mannſchaften der Beſatzung,
in gleichem das ſpecielle Verzeichniß aller Vorräthe und allen Kriegsmate-
rials überreichen. Art. 6. In Betracht der von der Bevölkerung ſchon
erlittenen ſchweren Verluſte ſoll der Stadt keine andere Contribution auf-
erlegt werden als ſie von allen andern offenen Städten und Dörfern der
occupirten Landestheile gezahlt werden. Die Sicherheit des Privateigen-
thums wird gewährleiſtet. Die Caſematten der Feſtung werden der Bevölke-
rung von Longwy ſo lange zur Verfügung bleiben bis deren Häuſer
wieder bewohnbar ſind. Longwy, 24 Jan. 1871. Der Commandant der
deutſchen Truppen vor Longwy, gez. v. Krenski, Oberſt. Le Lt. Colonel
commandant ſupérieur, gez. Maſſaroli.“
Ueber einen bisher nur kurz erwähnten Ueberfall, welcher am 28 Jan.
gegen Blois verſucht wurde, meldet ein Feldpoſtbrief der „Weſer-Ztg.“
aus Blois vom 30:
„Am 27 zog ich in den Faubourg neuf an dem
Vendômer Thor. Meine neuen Miethsleute waren ſehr freundlich; ihr
Sohn iſt in Metz gefangen genommen, und jetzt in Hamburg. Schon am
27 wurde es unruhig. Vor der an der Brücke welche über die Loire nach
der Vorſtadt Vienne führt gelegenen Commandantur waren Blouſenmän-
ner, Bauern, in Schaaren verſammelt. Eine Aufforderung des Comman-
danten Oberſten v. Below zum Auseinandergehen fruchtete nicht, und es
mußten Mannſchaften vom 8. Ulanen-Regiment die Leute mit blanker
Klinge über die Brücke zurücktreiben. Die Urſache dieſer Zuſammenrottung
war der Umſtand daß der Maire und verſchiedene vermögende Bürger der Stadt
Blois feſtgenommen worden waren, da die Stadt die ihr auferlegte Contri-
bution nicht zahlen wollte. Von alle dem wußte ich noch nichts als ich am
28 Nachmittags in meinem Quartier am Kamin ſaß. Plötzlich wurde es
unruhig auf der Straße; alles rannte in die Häuſer, Thüren und Läden
wurden geſchloſſen, Schreien und Lärmen überall; Ulanen-Patrouillen
galoppirten die Straßen auf und ab, dazwiſchen Commandorufe. Plötzlich
dröhnten vier ſtarke Kanonenſchläge und heftiger Knall. Offenbar waren
Granaten in die Stadt eingeſchlagen — Granaten, geſendet von den Fran-
zoſen in eine offene Stadt, die voll Verwundeter, Deutſcher und Franzoſen,
lag! Bei ſolcher Kriegführung hört alles auf! In größter Eile packten
wir, ich und mein Burſche, und eilten auf die Straße. Ich traf bald eine
Patrouille des 16 Regiments, von welcher ich erfuhr was vorgefallen war.
Von Francs-Tireurs war ein Ueberfall unternommen worden. Wir eilten
an das Loire-Ufer; da pfiffen uns die Chaſſepot-Kugeln ſchon um die Köpfe.
Drüben in Vienne lagen unſere Truppen, und wir hörten Salve auf Salve.
Blois war zur Zeit ſehr ſchwach beſetzt: es lagen hier ein Bataillon 16er,
etwa eine Compagnie Reconvaleſcenten und drei Schwadronen Ulanen.
Zum Glück waren aber eben noch heſſiſche Jäger, ein Bataillon, hinzuge-
kommen; ſie mußten gleich ins Feuer. Nachdem das Gefecht in Vienne
einige Zeit gewährt, kamen unſere Soldaten plötzlich im Laufſchritt über
die Brücke zurück — dreimal Hurrah! ein Blitz, ein furchtbarer Knall —
geſprengt war der Holzübergang über den früher von den Franzoſen zer-
ſtörten Theil der Brücke, und damit die Verbindung Vienne’s mit Blois
abgeſchnitten. Todtenſtille trat ein. Leider kam die Exploſion etwas zu
früh: 49 Heſſen, 36 Sechzehner und 1 Ulane fehlten. Die meiſten von
ihnen ſind wohl drüben gefangen genommen worden. Offenbar hatten die
Bewohner von Blois Verrath geübt. Das Bombardement war gerade
vorzugsweiſe auf das Telegraphenbureau, die Bagage und andere für uns
wichtige Punkte gerichtet. Die Stadt muß es ſchwer büßen. Auch die
Telegraphenleitung nach Vendôme iſt unterbrochen, und auf der Chauſſee
dorthin zeigten ſich ſtarke Banden von Blouſenmännern. Geſtern kam
Verſtärkung von Orleans; aber leider ſind die Kerle drüben ſchon längſt
wieder weg.“
Aus Stettin meldet die „N. St. Ztg.:“
„Am 2 d. M. ſind hier end-
lich nach längerer Pauſe wieder Feldpoſtbriefe vom 2. Armeecorps, und
zwar in großer Anzahl, eingetroffen, aus denen ſich, in Verbindung mit
den anderweit bekannt gewordenen Nachrichten, nunmehr ein klares Bild
von den Operationen desſelben gewinnen läßt. Danach wird beſtätigt daß,
während ein kleinerer Theil des 2. Armeecorps nach ſeinem Aufbruch aus
den Stellungen vor Paris über Auxerre und Avallon in ſüdöſtlicher Rich-
tung auf Dijon marſchirte und dort den Feind feſthielt, das Gros des
Corps Dijon nördlich umgieng, dann, nach einer Rechtsſchwenkung ſich
zwiſchen das Garibaldi’ſche und Bourbaki’ſche Corps ſchiebend, über Gray,
Pesmes, Dôle marſchirte, und ſich von da ſüdöſtlich in der Richtung auf
Pontarlier der Schweizer Gränze zuwendete, um dem Bourbaki’ſchen Corps
in Gemeinſchaft mit dem 7. preußiſchen Armeecorps den Weg nach Süden
zu verlegen. Nach mehrfachen kleineren Scharmützeln gelang es dann, wie
bereits gemeldet, am 30 Jan. unſerer 7. Brigade (du Troſſel) den Feind
bei Frasne zu ereilen, und dabei 2000 Gefangene zu machen und 2 Adler
zu erbeuten. Einem hier eingegangenen Schreiben des Generalmajors
v. Koblinski, Commandeurs unſerer 2. Infanterie-Brigade (Königsregiment
und 5. pommeriſches Infanterie-Regiment Nr. 42), welche die Avantgarde
bildete, datirt aus Mouchard (auf halbem Weg zwiſchen Dôle und Pont-
arlier gelegen) 25 Jan., entnehmen wir folgendes: „Von Gray marſchirte
ich auf Pesmes, wo mir durch feindliche Abtheilungen der Uebergang über
den Fluß ſtreitig gemacht wurde; einige Granaten genügten jedoch um
dieſelben zu vertreiben. Ich ließ nun die Pioniere, da die Brücke zerſtört
war, eine Pontonbrücke ſchlagen, auf welcher das 2. Bataillon des Regi-
ments Nr. 2 debouchirte und eine Vorpoſtenſtellung nahm. Ich blieb für
die Nacht im Schloſſe zu Pesmes. Am folgenden Tage wurde der Marſch
nach Dôle fortgeſetzt, und es kam darauf an die Eiſenbahn zu zerſtören
und ſich in den Beſitz von Dôle zu ſetzen. Die Höhen vor der Stadt fand
ich vom Feinde beſetzt, das 2. Regiment und meine beiden Batterien gien-
gen zum Angriff vor, und nach 2½ ſtündigem Gefecht war ich Herr der
Stadt und im Beſitz der Eiſenbahn. Das Artilleriefeuer hatte ſo vortheil-
haft gewirkt, daß der Feind zwei Eiſenbahnzüge im Stich gelaſſen hatte —
einem Zuge war es noch gelungen zu entkommen — ſo daß ich Vorräthe
im Werth von 30,000 Thlrn. genommen habe. Da ſich Einwohner von
Dôle an dem Kampfe betheiligt hatten, mußte die Stadt eine Contribution
von 10,000 Fr. erlegen. Mein Verluſt betrug 3 Todte und 17 Verwun-
dete; Lieutenant Gäde (vom Königsregiment) wurde durch einen Schuß
in den Unterleib ſchwer verwundet. Dagegen hat der Feind viel bedeu-
ten dere Verluſte gehabt und 40 Gefangene verloren. Am folgenden Tag
war Ruhe, und dieſe wurde benützt um meine Brigade aus den genomme-
nen Eiſenbahnzügen mit Stiefeln, Hoſen, Strümpfen, Tabak, Cigarren,
Kaffee, Speck und Pökelfleiſch zu verſehen. Am 23 Jan. marſchirten wir
auf Vandrey, wo die Brücke über den Saône-Fluß wieder vom Feinde be-
ſetzt gefunden wurde; nach kurzem Kampfe, wobei Premierlieutenant Boll-
mann durch die Naſe geſchoſſen ward, wurde der Marſch fortgeſetzt. Am
24 rückten wir auf Mouchard, das auch erſt genommen werden mußte,
und wobei wir einen Verluſt von 2 Todten hatten und 40 Gefangene
machten.“
Verſchiedenes.
Ueber den am 8 d. M. verſtorbenen Jakob Venedey bringt die
„N.|B. L.-Ztg.“ folgende nekrologiſche Notizen:
„J. Venedey war am 24 Mai
1805 zu Köln geboren, wo ſein Vater ein vielbeſchäftigter Advocat war. Nach-
dem er zu Bonn und Heidelberg die Rechte ſtudiert hatte, beſchäftigte er ſich
praktiſch bei ſeinem Vater, ſah ſich aber 1832 in Folge einer Broſchüre über
das „Geſchwornengericht“ genöthigt Preußen zu verlaſſen. In demſelben Jahr
wurde er wegen Betheiligung am Hambacher Feſt zu Mannheim verhaftet, doch
gelang es ihm aus der Unterſuchungshaft in Frankenthal zu entfliehen und die
franzöſiſche Gränze zu erreichen. Unter wechſelvollen Schickſalen lebte er nahezu
16 Jahre in Frankreich, zuerſt in Straßburg und Nancy, dann in Paris und
Havre. Nach der Februar-Revolution erſchien er wieder in der Heimath, nahm
lebhaften Antheil am Vorparlament, am Fünfziger-Ausſchuß und an der Natio-
nalverſammlung, in welcher er als Vertreter Heſſen-Homburgs zu den Führern
der Linken gehörte. Dem ſogenannten Rumpfparlament in Stuttgart wohnte
er gleichfalls bis zur gewaltſamen Auflöſung desſelben bei. In den Jahren
der Reaction aus Berlin und Breslau ausgewieſen, lebte er zuerſt zu Bonn,
und ſiedelte 1853 nach Zürich über, wo er ſich als Docent der Geſchichte habili-
tirte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er theils in Oberweiler, wo er ſich
in dem Raſthaus ein trauliches, gern von Freunden und Fremden beſuchtes
Heim gegründet hatte, theils auf Reiſen zum Zweck hiſtoriſcher Forſchungen und
wiſſenſchaftlicher Vorträge. An der Politik nahm er in den letzten Jahren
wieder den lebhafteſten Antheil, indem er für zahlreiche Tagesblätter ſchrieb,
und auch an den demokratiſchen Beſtrebungen in Baden, z. B. an der Reformliga,
ſich betheiligte. Von ſeinen zahlreichen Schriften, die ſich durch Gedankenfülle
und elegante Schreibweiſe auszeichnen, haben „John Hampden“ und die „Ge-
ſchichte des deutſchen Volkes“ beſondere Anerkennung gefunden. Mit der Vollen-
dung des letzteren Werkes beſchäftigt, erlag Venedey einer heftigen Lungenent-
zündung nach kurzem Krankenlager. Eine Wittwe und zwei Knaben betrauern
in ihm den liebevollſten Familienvater und Lehrer.“
* Nachdem Hr. Karl Stangen aus Berlin ſeine letzte Expedition nach
Aegypten und Paläſtina (die 14. Stangen’ſche) glücklich beendet, wird derſelbe
Anfangs April eine intereſſante Reiſe durch Italien (Florenz, Rom, Neapel)
über den Iſthmus von Korinth nach Athen und Konſtantinopel veranſtalten.
Für die Reiſe iſt die ſchönſte Jahreszeit gewählt; ſie wird wiederum, wie im
vorigen Jahre, in München angetreten und endigt in Wien, wo die Reiſenden
Ende Mai wieder eintreffen werden.
Jnduſtrie, Handel und Verkehr.
Augsburg, 13 Febr. Bayer. Staatspapiere: 5proc. halbj. Oblig. —
4proc. Oblig. 86 G.; 4proc. halbj. Oblig. 86 G.; 4½proc. Oblig. 92½ G.;
4½proc. halbj. Obl 92¾ G.; 3½proc. Obl. —; 5proc. Anl. v. 1870 98⅝ G.;
4proc. Grundr.-Ablöſ.-Obl. 86 G; 4proc. Präm-L. à 100 Thlr. 108 P. —
Jnduſtrielle Papiere: Bayer. Oſidahn 124½ G., 2. Emiſ. —, mit 15 Proc.
Einz. 107½ P.; Bankactien 855 G.; 4proc. Bankoblig. 98¾ G.; 4proc. Pfand-
briefe 90 G.; Augsburger 7fl.-L. 6½ P.; Augsburger Kammgaru-Spiuneret
107 G.; Mech. Spinn- u. Weberei Angsburg 20 P; Baumw-Spinn Stadibach
Augsburg 200 P.; Haunſtetter Weberei 150 P.; Baumw.-Spinnecei n. Weberes
Bamberg 85 P.; Gas-Induſtrie-Actien Augsburg 84 P.; Gasbeleucht.-Geſellſchaft
Augsburg 180 G.; Maſchinenfabrik Augsburg 98 P.; Seilerwaarenfabrik Füßen
135 G.
Frankfurt a. M., 13 Febr. Württ. 5proc. Oblig. 98¾ bez.; 4½proc.
91⅜ bez.; 4proc. 85 G.; 3½proc. 82½ P.; bad. 5proc. Obl 99⅜ bez: 4½-
proc 92 bez.; 4proc. 86¼ bez.; 3½proc. 82⅝ G.; pfälz. Max. B. 108¾ P.;
4proc. heſſ. Ludw.-B. 135¼ bez.; bad. 35fl.-L. 60 bez.; kurh. 40Thlr.-L. 64¾ G.;
naff. 25fl.-L. —; großh. heffiſche 50fl.-L. 171 P.; 25fl.-L. 50¼ bez.; Ans_ ach-
Gunz. 7fl.-L. 12 bez.; Piſtolen fl. 9.45—47; doppelte fl. 9.46—48; preuß.
Friedrichsdlor fl. 9.58—59; holl. 10fl.-Stück fl. 9.54—58; Dueaten fl 5.
37—39; Ducaten al marco fl. 5.38—40; Napoleonsd’or fl. 9.29½—30½; engl.
Sover. fl. 11.55—59. (Cursbl. d. Ver. Frif. Ztgn.)
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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