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Allgemeine Zeitung, Nr. 74, 14. März 1848.

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[Spaltenumbruch] die Umgestaltung mancher bisherigen Einrichtungen und die Einfüh-
rung neuer Institutionen welche als zeitgemäß erachtet werden, sich
zur Aufgabe stellt, hat dasselbe nicht minder manifestirt daß es die
Handhabung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, sowie den Schutz
des Eigenthums und die Achtung des Rechts als heilige Pflicht des
Staats und seiner Regierung erkenne. Ein Ministerium welches von
solcher Grundlage seines Wollens und Wirkens ausgeht und Gerech-
tigkeit an die Spitze seines Programmes stellt, kann auf die ausrich-
tige Mitwirkung eines jeden Vaterlandsfreunds und treuen Staats-
bürgers rechnen. Die unterzeichneten hier anwesenden Mitglieder der
Kammer der Standesherren drücken nicht nur ihre Gesinnungen aus,
sondern sind auch überzeugt im Sinne ihrer Standesgenossen zu han-
deln wenn sie erklären daß sie der Regierung mit Vertrauen ent-
gegenkommen, und daß sie solche in der oben bezeichneten Richtung
nach Kräften unterstützen werden. Hievon ausgehend legen Wir hie-
mit die Erklärung nieder daß Wir den in Aussicht gestellten Vorla-
gen von Ablösungsgesetzen mit Zutrauen entgegensehen, und einer
Recht und Billigkeit berücksichtigenden Ablösung sowie etwaigen Vor-
lagen in Betreff der Jagden bereitwillig entgegensehen. Verehrungs-
voll etc. Stuttgart, 11 März 1848. Constantin, Fürst v. Waldburg-
Zeil-Trauchberg, Vicepräsident der Kammer der Standesherren. Na-
mens des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein Karl, Prinz zu
Oettingen-Wallerstein. Friedrich, Graf Pückler Limpurg. Graf v.
Rechberg. Graf v. Neipperg."

Der Schwäb. Merkur vom 13 März sagt: "Eine den Wünschen
auf Ablösung entgegenkommende Erklärung der hier anwesenden Mit-
glieder der Ritterschaft kommt uns so eben, Mittags 2 Uhr, vom Mi-
nisterium des Innern noch zu, muß aber aus Mangel an Zeit auf mor-
gen verschoben werden. Die Proclamation der Minister ist gestern
allerwärts mit der größten Freude aufgenommen worden. Nach Tisch
verlas sie der Abgeordnete Federer aus einem Abzug dieser Blätter den
im Bürgerhaus Anwesenden. Abends war große Versammlung daselbst,
um eine Kundgebung des Dankes für die gewährten Volkswünsche an
Se. Maj. den König zu berathen. Ein Zug der Bürger vor das Schloß
um eine Deputation an den König dahin zu begleiten wurde verabre-
det, und allgemein die Nachricht hievon verbreitet. Als Mitglieder
dieser Abordnung sind bestimmt die HH. Stadtschultheiß Gutbrod, Fr.
Federer, Heinr. Müller, Flaschnermeister Schäf und Weingärtner
Stöckle. Hr. Procurator Schott verlas die Erklärung der Mitglieder
der ersten Kammer (s. oben) zur großen Freude der Anwesenden. Mit-
tags 12 Uhr fand der Zug in den Schloßhof statt. Viele Bürger hat-
ten sich schon zuvor im Bürgerhause versammelt, zogen von da auf den
Marktplatz, der bereits mit Tausenden besetzt war. Der Zug ordnete
sich hier unter Vortritt der Stadtgarde und der beiden Schützencorps,
und bewegte sich in größter Ordnung über die Königsstraße zum Schloß.
Viele Theilnehmer hatten die deutschen Farben, eine schwarz-roth-gol-
dene Cocarde aufgesteckt. Der innere Schloßhof faßte nicht die Menge.
Die Abordnung ging zu Sr. Maj. dem König. Sofort öffneten sich die
Thüren des Balcons des rechten Flügels, und der König mit der gan-
zen königlichen Familie erschien auf demselben. Ein tausendstimmiges
Hoch erscholl zu wiederholtenmalen, die Musik spielte "Heil unserm
König", und die Menge stimmte ein. Unter erneuertem Hochrufen ver-
ließ die königliche Familie den Balkon. -- Der Oberregierungsrath Ca-
merer
(von Reutlingen) ist gestern in die beunruhigten Landestheile mit
Aufträgen der Regierung abgereist. Wir hören daß der Obertribunal-
rath v. Sternenfels demnächst nach München abreisen wird behufs ge-
meinsamer Verabredungen der süddeutschen Regierungen über die Volks-
vertretung beim Bunde. Aus den beunruhigten Landestheilen gehen
uns heute Mittheilungen zu welche jedoch keineswegs so bestimmte
Nachrichten enthalten wie sie zur Beruhigung wünschenswerth wären.
In einer Mittheilung heißt es: Jaxthausen ist keineswegs, wie man
verbreitet hatte, abgebrannt, wohl aber sehr bedroht. Die an Baden
von Würtemberg übergegangenen Orte Kessach und Rossach sind
aufgestanden, und verlangen von ihren Grundherrschaften das an sie
schon längere Zeit bezahlte Ablösungsgeld baar zurück, weil jetzt die
Zeit gekommen sey wo sie ohnehin davon frei würden, und wollen
durchaus die Documente verbrennen. Die Gutsherren haben sich an
den Geheimenrath gewendet und um Beistand gegen die aufständischen
Bauern, auch in Berlichingen und Jaxthausen, gebeten. Gegen das
Rentamt in Jaxthausen zog eine Rotte, die Gültbücher verlangend.
Gleiche Forderungen stellten andere an das v. Gemmingensche Rent-
amt in Widdern, ohne Excesse zu verüben. In der Nacht auf den 11
kam ein Reitender um den andern in Neckarsulm an, um Hülfe vom
k. Oberamt zu verlangen; es wurde Militär von Heilbronn requirirt.
[Spaltenumbruch] Möge es ihm gelingen die Ruhe wieder herzustellen! In den Ober-
ämtern Künzelsau und Oehringen sind nach Mittheilungen die gestern
Abend (11) ankamen, keine Gewalthandlungen gegen Personen und
Eigenthum vorgefallen. Dagegen nahmen in Ingelfingen die Bauern
aus dem Oehringenschen Archiv Acten, und drohten in Oehringen,
wenn selbige ihnen nicht bis Montag ausgeliefert würden, sie
selbst zu nehmen. Ihre Beschwerde ist die daß vielfach Acten nicht
zur Einsicht der Bauern gelangen, wenn sie ihnen Günstiges enthalten."

Eingetroffenem Befehle zufolge ver-
lassen uns heute Abend 4 Uhr das 7te Infanterieregiment, zwei Schwa-
dronen des 2ten Reiterregiments und eine Abtheilung Artillerie mit
drei Geschützen. Ihre nächste Bestimmung ist die Umgegend Heilbronus
gegen das Hohenlohe'sche hin und Deckung der Gränze gegen den badi-
schen Odenwald, von woher bewaffnete Banden mit Einfall drohen.

Gestern ist eine Abtheilung Infanterie
unseres hiefigen Regiments nach Assumstadt, Möckmühl aufgebrochen,
und das hiesige Regiment soll durch ein weiteres verstärkt werden.
(Heilbr. T.)

Hohenzollern-Hechingen.

Die gestrigen Nachrichten über die
Verhältnisse in Hechingen werden durch die neueste Post gemildert. Zwar
hat sich der Fürst nach Stuttgart zurückgezogen, indeß hoffte man daß
eine Reihe von Bewilligungen die er bereits gemacht, die Wünsche der
Bewohner befriedigen werde. Das fürstliche Verordnungsblatt verfügt
die Zusammenberufung eines außerordentlichen Landtags und beruft
sämmtliche Landesdeputirte auf den 13 d. M. Ferner schreibt das fürstl.
Oberamt Hechingen an die Ortsvorsteher aus: "Bereits haben die an
und für sich unerheblichen Ercesse einiger Uebelwollenden Veranlassung
gegeben unsere sämmtliche Einwohnerschaft in den Nachbarstaaten zu
verdächtigen. Diese Verdächtigungen und Meinungen seyen ungegrün-
det, wie sämmtliche gutgefinnte Bürger wissen. Es sey im Interesse
jedes dahin zu wirken daß keinerlei Excesse verübt werden. Die Orts-
vorsteher werden zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung ermahnt, zu-
gleich aber wird wiederholt daß sie sich der Aussprache und Kundgebung
der Beschwerden und Wünsche der Bürgerschaft nicht nur nicht entgegen-
setzen, sondern so viel als möglich dafür Sorge tragen sollen daß diesel-
ben unentstellt an den Ort ihrer Bestimmung gebracht werden."

Gr. Baden.

Unter dem 9. d. M. wurde dem
Ministerialdirector Brunner, unter Ernennung desselben zum Staatsrath,
die Verwaltung des Justizministeriums übertragen, und der geheime
Finanzrath und Zollvereins-Bevollmächtigte Hoffmann in Stettin zum
Staatsrath und Präsidenten des Finanzministeriums ernannt. (Hoff-
mann war früher Abgeordneter der 2 Kammer, wo er entschieden der
liberalen Richtung angehörte.)

Der nassauische Legationsrath
v. Gagern kam gestern durch Karlsruhe um sich, wie man ver-
nimmt, mit unsern Regierungsbehörden und den einflußreichsten
Kammermitgliedern über die möglichst schnelle Vereinigung in Betreff
der Nationalvertretung am Bunde zu verständigen. Von hier ging der-
selbe nach Stuttgart. Ueber die Art wie der jetzige Bundestag refor-
mirt werden möchte, werden die Berathungen in der betreffenden Kam-
mercommission eifrigst betrieben um in den nächsten Tagen mit einem
bestimmten Antrage auftreten zu können. Auch über die Bestellung ei-
nes zeitweise für die Dauer der Gefahr mit der höchsten Executivge-
walt betrauten Reichsoberhauptes fangen die Ideen an sich zu sichten.
Ueber die im Kraichgau und Odenwald ausgebrochenen Unruhen lauten
heute die Nachrichten befriedigend; ein Theil des Militärs welches ge-
stern und vorgestern in aller Eile auf der Eisenbahn abgegangen war,
ist wieder hieher zurückgekehrt. Durch Vergleiche zwischen den Stan-
des- und Grundherren mit den zusammengerotteten Bauern wurde der
Friede, soweit man bis jetzt weiß, überall schnell wieder hergestellt. Mit
der Bewaffnung in den Städten geht es langsam, da es an Gewehren
fehlt, und die leichten carabinerartigen Büchsen, womit die Stadtwehren
definitiv bewaffnet werden sollen, meist erst aus Lüttich herbeigeschafft
werden müssen.

Wir vervollständigen heute die Nach-
richt von der Initiative die Nassau in Bezug auf die deutsche Bundes-
vertretung ergriffen hat. Der Herzog, der in seinen gegebenen Zusagen
auch für die sofortige Einberufung eines deutschen Parlaments zu

[Spaltenumbruch] die Umgeſtaltung mancher bisherigen Einrichtungen und die Einfüh-
rung neuer Inſtitutionen welche als zeitgemäß erachtet werden, ſich
zur Aufgabe ſtellt, hat dasſelbe nicht minder manifeſtirt daß es die
Handhabung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, ſowie den Schutz
des Eigenthums und die Achtung des Rechts als heilige Pflicht des
Staats und ſeiner Regierung erkenne. Ein Miniſterium welches von
ſolcher Grundlage ſeines Wollens und Wirkens ausgeht und Gerech-
tigkeit an die Spitze ſeines Programmes ſtellt, kann auf die auſrich-
tige Mitwirkung eines jeden Vaterlandsfreunds und treuen Staats-
bürgers rechnen. Die unterzeichneten hier anweſenden Mitglieder der
Kammer der Standesherren drücken nicht nur ihre Geſinnungen aus,
ſondern ſind auch überzeugt im Sinne ihrer Standesgenoſſen zu han-
deln wenn ſie erklären daß ſie der Regierung mit Vertrauen ent-
gegenkommen, und daß ſie ſolche in der oben bezeichneten Richtung
nach Kräften unterſtützen werden. Hievon ausgehend legen Wir hie-
mit die Erklärung nieder daß Wir den in Ausſicht geſtellten Vorla-
gen von Ablöſungsgeſetzen mit Zutrauen entgegenſehen, und einer
Recht und Billigkeit berückſichtigenden Ablöſung ſowie etwaigen Vor-
lagen in Betreff der Jagden bereitwillig entgegenſehen. Verehrungs-
voll ꝛc. Stuttgart, 11 März 1848. Conſtantin, Fürſt v. Waldburg-
Zeil-Trauchberg, Vicepräſident der Kammer der Standesherren. Na-
mens des fürſtlichen Hauſes Oettingen-Wallerſtein Karl, Prinz zu
Oettingen-Wallerſtein. Friedrich, Graf Pückler Limpurg. Graf v.
Rechberg. Graf v. Neipperg.“

Der Schwäb. Merkur vom 13 März ſagt: „Eine den Wünſchen
auf Ablöſung entgegenkommende Erklärung der hier anweſenden Mit-
glieder der Ritterſchaft kommt uns ſo eben, Mittags 2 Uhr, vom Mi-
niſterium des Innern noch zu, muß aber aus Mangel an Zeit auf mor-
gen verſchoben werden. Die Proclamation der Miniſter iſt geſtern
allerwärts mit der größten Freude aufgenommen worden. Nach Tiſch
verlas ſie der Abgeordnete Federer aus einem Abzug dieſer Blätter den
im Bürgerhaus Anweſenden. Abends war große Verſammlung daſelbſt,
um eine Kundgebung des Dankes für die gewährten Volkswünſche an
Se. Maj. den König zu berathen. Ein Zug der Bürger vor das Schloß
um eine Deputation an den König dahin zu begleiten wurde verabre-
det, und allgemein die Nachricht hievon verbreitet. Als Mitglieder
dieſer Abordnung ſind beſtimmt die HH. Stadtſchultheiß Gutbrod, Fr.
Federer, Heinr. Müller, Flaſchnermeiſter Schäf und Weingärtner
Stöckle. Hr. Procurator Schott verlas die Erklärung der Mitglieder
der erſten Kammer (ſ. oben) zur großen Freude der Anweſenden. Mit-
tags 12 Uhr fand der Zug in den Schloßhof ſtatt. Viele Bürger hat-
ten ſich ſchon zuvor im Bürgerhauſe verſammelt, zogen von da auf den
Marktplatz, der bereits mit Tauſenden beſetzt war. Der Zug ordnete
ſich hier unter Vortritt der Stadtgarde und der beiden Schützencorps,
und bewegte ſich in größter Ordnung über die Königsſtraße zum Schloß.
Viele Theilnehmer hatten die deutſchen Farben, eine ſchwarz-roth-gol-
dene Cocarde aufgeſteckt. Der innere Schloßhof faßte nicht die Menge.
Die Abordnung ging zu Sr. Maj. dem König. Sofort öffneten ſich die
Thüren des Balcons des rechten Flügels, und der König mit der gan-
zen königlichen Familie erſchien auf demſelben. Ein tauſendſtimmiges
Hoch erſcholl zu wiederholtenmalen, die Muſik ſpielte „Heil unſerm
König“, und die Menge ſtimmte ein. Unter erneuertem Hochrufen ver-
ließ die königliche Familie den Balkon. — Der Oberregierungsrath Ca-
merer
(von Reutlingen) iſt geſtern in die beunruhigten Landestheile mit
Aufträgen der Regierung abgereist. Wir hören daß der Obertribunal-
rath v. Sternenfels demnächſt nach München abreiſen wird behufs ge-
meinſamer Verabredungen der ſüddeutſchen Regierungen über die Volks-
vertretung beim Bunde. Aus den beunruhigten Landestheilen gehen
uns heute Mittheilungen zu welche jedoch keineswegs ſo beſtimmte
Nachrichten enthalten wie ſie zur Beruhigung wünſchenswerth wären.
In einer Mittheilung heißt es: Jaxthauſen iſt keineswegs, wie man
verbreitet hatte, abgebrannt, wohl aber ſehr bedroht. Die an Baden
von Würtemberg übergegangenen Orte Keſſach und Roſſach ſind
aufgeſtanden, und verlangen von ihren Grundherrſchaften das an ſie
ſchon längere Zeit bezahlte Ablöſungsgeld baar zurück, weil jetzt die
Zeit gekommen ſey wo ſie ohnehin davon frei würden, und wollen
durchaus die Documente verbrennen. Die Gutsherren haben ſich an
den Geheimenrath gewendet und um Beiſtand gegen die aufſtändiſchen
Bauern, auch in Berlichingen und Jaxthauſen, gebeten. Gegen das
Rentamt in Jaxthauſen zog eine Rotte, die Gültbücher verlangend.
Gleiche Forderungen ſtellten andere an das v. Gemmingenſche Rent-
amt in Widdern, ohne Exceſſe zu verüben. In der Nacht auf den 11
kam ein Reitender um den andern in Neckarſulm an, um Hülfe vom
k. Oberamt zu verlangen; es wurde Militär von Heilbronn requirirt.
[Spaltenumbruch] Möge es ihm gelingen die Ruhe wieder herzuſtellen! In den Ober-
ämtern Künzelsau und Oehringen ſind nach Mittheilungen die geſtern
Abend (11) ankamen, keine Gewalthandlungen gegen Perſonen und
Eigenthum vorgefallen. Dagegen nahmen in Ingelfingen die Bauern
aus dem Oehringenſchen Archiv Acten, und drohten in Oehringen,
wenn ſelbige ihnen nicht bis Montag ausgeliefert würden, ſie
ſelbſt zu nehmen. Ihre Beſchwerde iſt die daß vielfach Acten nicht
zur Einſicht der Bauern gelangen, wenn ſie ihnen Günſtiges enthalten.“

Eingetroffenem Befehle zufolge ver-
laſſen uns heute Abend 4 Uhr das 7te Infanterieregiment, zwei Schwa-
dronen des 2ten Reiterregiments und eine Abtheilung Artillerie mit
drei Geſchützen. Ihre nächſte Beſtimmung iſt die Umgegend Heilbronus
gegen das Hohenlohe’ſche hin und Deckung der Gränze gegen den badi-
ſchen Odenwald, von woher bewaffnete Banden mit Einfall drohen.

Geſtern iſt eine Abtheilung Infanterie
unſeres hiefigen Regiments nach Aſſumſtadt, Möckmühl aufgebrochen,
und das hieſige Regiment ſoll durch ein weiteres verſtärkt werden.
(Heilbr. T.)

Hohenzollern-Hechingen.

Die geſtrigen Nachrichten über die
Verhältniſſe in Hechingen werden durch die neueſte Poſt gemildert. Zwar
hat ſich der Fürſt nach Stuttgart zurückgezogen, indeß hoffte man daß
eine Reihe von Bewilligungen die er bereits gemacht, die Wünſche der
Bewohner befriedigen werde. Das fürſtliche Verordnungsblatt verfügt
die Zuſammenberufung eines außerordentlichen Landtags und beruft
ſämmtliche Landesdeputirte auf den 13 d. M. Ferner ſchreibt das fürſtl.
Oberamt Hechingen an die Ortsvorſteher aus: „Bereits haben die an
und für ſich unerheblichen Erceſſe einiger Uebelwollenden Veranlaſſung
gegeben unſere ſämmtliche Einwohnerſchaft in den Nachbarſtaaten zu
verdächtigen. Dieſe Verdächtigungen und Meinungen ſeyen ungegrün-
det, wie ſämmtliche gutgefinnte Bürger wiſſen. Es ſey im Intereſſe
jedes dahin zu wirken daß keinerlei Exceſſe verübt werden. Die Orts-
vorſteher werden zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung ermahnt, zu-
gleich aber wird wiederholt daß ſie ſich der Ausſprache und Kundgebung
der Beſchwerden und Wünſche der Bürgerſchaft nicht nur nicht entgegen-
ſetzen, ſondern ſo viel als möglich dafür Sorge tragen ſollen daß dieſel-
ben unentſtellt an den Ort ihrer Beſtimmung gebracht werden.“

Gr. Baden.

Unter dem 9. d. M. wurde dem
Miniſterialdirector Brunner, unter Ernennung desſelben zum Staatsrath,
die Verwaltung des Juſtizminiſteriums übertragen, und der geheime
Finanzrath und Zollvereins-Bevollmächtigte Hoffmann in Stettin zum
Staatsrath und Präſidenten des Finanzminiſteriums ernannt. (Hoff-
mann war früher Abgeordneter der 2 Kammer, wo er entſchieden der
liberalen Richtung angehörte.)

Der naſſauiſche Legationsrath
v. Gagern kam geſtern durch Karlsruhe um ſich, wie man ver-
nimmt, mit unſern Regierungsbehörden und den einflußreichſten
Kammermitgliedern über die möglichſt ſchnelle Vereinigung in Betreff
der Nationalvertretung am Bunde zu verſtändigen. Von hier ging der-
ſelbe nach Stuttgart. Ueber die Art wie der jetzige Bundestag refor-
mirt werden möchte, werden die Berathungen in der betreffenden Kam-
mercommiſſion eifrigſt betrieben um in den nächſten Tagen mit einem
beſtimmten Antrage auftreten zu können. Auch über die Beſtellung ei-
nes zeitweiſe für die Dauer der Gefahr mit der höchſten Executivge-
walt betrauten Reichsoberhauptes fangen die Ideen an ſich zu ſichten.
Ueber die im Kraichgau und Odenwald ausgebrochenen Unruhen lauten
heute die Nachrichten befriedigend; ein Theil des Militärs welches ge-
ſtern und vorgeſtern in aller Eile auf der Eiſenbahn abgegangen war,
iſt wieder hieher zurückgekehrt. Durch Vergleiche zwiſchen den Stan-
des- und Grundherren mit den zuſammengerotteten Bauern wurde der
Friede, ſoweit man bis jetzt weiß, überall ſchnell wieder hergeſtellt. Mit
der Bewaffnung in den Städten geht es langſam, da es an Gewehren
fehlt, und die leichten carabinerartigen Büchſen, womit die Stadtwehren
definitiv bewaffnet werden ſollen, meiſt erſt aus Lüttich herbeigeſchafft
werden müſſen.

Wir vervollſtändigen heute die Nach-
richt von der Initiative die Naſſau in Bezug auf die deutſche Bundes-
vertretung ergriffen hat. Der Herzog, der in ſeinen gegebenen Zuſagen
auch für die ſofortige Einberufung eines deutſchen Parlaments zu

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[1170/0002] die Umgeſtaltung mancher bisherigen Einrichtungen und die Einfüh- rung neuer Inſtitutionen welche als zeitgemäß erachtet werden, ſich zur Aufgabe ſtellt, hat dasſelbe nicht minder manifeſtirt daß es die Handhabung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, ſowie den Schutz des Eigenthums und die Achtung des Rechts als heilige Pflicht des Staats und ſeiner Regierung erkenne. Ein Miniſterium welches von ſolcher Grundlage ſeines Wollens und Wirkens ausgeht und Gerech- tigkeit an die Spitze ſeines Programmes ſtellt, kann auf die auſrich- tige Mitwirkung eines jeden Vaterlandsfreunds und treuen Staats- bürgers rechnen. Die unterzeichneten hier anweſenden Mitglieder der Kammer der Standesherren drücken nicht nur ihre Geſinnungen aus, ſondern ſind auch überzeugt im Sinne ihrer Standesgenoſſen zu han- deln wenn ſie erklären daß ſie der Regierung mit Vertrauen ent- gegenkommen, und daß ſie ſolche in der oben bezeichneten Richtung nach Kräften unterſtützen werden. Hievon ausgehend legen Wir hie- mit die Erklärung nieder daß Wir den in Ausſicht geſtellten Vorla- gen von Ablöſungsgeſetzen mit Zutrauen entgegenſehen, und einer Recht und Billigkeit berückſichtigenden Ablöſung ſowie etwaigen Vor- lagen in Betreff der Jagden bereitwillig entgegenſehen. Verehrungs- voll ꝛc. Stuttgart, 11 März 1848. Conſtantin, Fürſt v. Waldburg- Zeil-Trauchberg, Vicepräſident der Kammer der Standesherren. Na- mens des fürſtlichen Hauſes Oettingen-Wallerſtein Karl, Prinz zu Oettingen-Wallerſtein. Friedrich, Graf Pückler Limpurg. Graf v. Rechberg. Graf v. Neipperg.“ Der Schwäb. Merkur vom 13 März ſagt: „Eine den Wünſchen auf Ablöſung entgegenkommende Erklärung der hier anweſenden Mit- glieder der Ritterſchaft kommt uns ſo eben, Mittags 2 Uhr, vom Mi- niſterium des Innern noch zu, muß aber aus Mangel an Zeit auf mor- gen verſchoben werden. Die Proclamation der Miniſter iſt geſtern allerwärts mit der größten Freude aufgenommen worden. Nach Tiſch verlas ſie der Abgeordnete Federer aus einem Abzug dieſer Blätter den im Bürgerhaus Anweſenden. Abends war große Verſammlung daſelbſt, um eine Kundgebung des Dankes für die gewährten Volkswünſche an Se. Maj. den König zu berathen. Ein Zug der Bürger vor das Schloß um eine Deputation an den König dahin zu begleiten wurde verabre- det, und allgemein die Nachricht hievon verbreitet. Als Mitglieder dieſer Abordnung ſind beſtimmt die HH. Stadtſchultheiß Gutbrod, Fr. Federer, Heinr. Müller, Flaſchnermeiſter Schäf und Weingärtner Stöckle. Hr. Procurator Schott verlas die Erklärung der Mitglieder der erſten Kammer (ſ. oben) zur großen Freude der Anweſenden. Mit- tags 12 Uhr fand der Zug in den Schloßhof ſtatt. Viele Bürger hat- ten ſich ſchon zuvor im Bürgerhauſe verſammelt, zogen von da auf den Marktplatz, der bereits mit Tauſenden beſetzt war. Der Zug ordnete ſich hier unter Vortritt der Stadtgarde und der beiden Schützencorps, und bewegte ſich in größter Ordnung über die Königsſtraße zum Schloß. Viele Theilnehmer hatten die deutſchen Farben, eine ſchwarz-roth-gol- dene Cocarde aufgeſteckt. Der innere Schloßhof faßte nicht die Menge. Die Abordnung ging zu Sr. Maj. dem König. Sofort öffneten ſich die Thüren des Balcons des rechten Flügels, und der König mit der gan- zen königlichen Familie erſchien auf demſelben. Ein tauſendſtimmiges Hoch erſcholl zu wiederholtenmalen, die Muſik ſpielte „Heil unſerm König“, und die Menge ſtimmte ein. Unter erneuertem Hochrufen ver- ließ die königliche Familie den Balkon. — Der Oberregierungsrath Ca- merer (von Reutlingen) iſt geſtern in die beunruhigten Landestheile mit Aufträgen der Regierung abgereist. Wir hören daß der Obertribunal- rath v. Sternenfels demnächſt nach München abreiſen wird behufs ge- meinſamer Verabredungen der ſüddeutſchen Regierungen über die Volks- vertretung beim Bunde. Aus den beunruhigten Landestheilen gehen uns heute Mittheilungen zu welche jedoch keineswegs ſo beſtimmte Nachrichten enthalten wie ſie zur Beruhigung wünſchenswerth wären. In einer Mittheilung heißt es: Jaxthauſen iſt keineswegs, wie man verbreitet hatte, abgebrannt, wohl aber ſehr bedroht. Die an Baden von Würtemberg übergegangenen Orte Keſſach und Roſſach ſind aufgeſtanden, und verlangen von ihren Grundherrſchaften das an ſie ſchon längere Zeit bezahlte Ablöſungsgeld baar zurück, weil jetzt die Zeit gekommen ſey wo ſie ohnehin davon frei würden, und wollen durchaus die Documente verbrennen. Die Gutsherren haben ſich an den Geheimenrath gewendet und um Beiſtand gegen die aufſtändiſchen Bauern, auch in Berlichingen und Jaxthauſen, gebeten. Gegen das Rentamt in Jaxthauſen zog eine Rotte, die Gültbücher verlangend. Gleiche Forderungen ſtellten andere an das v. Gemmingenſche Rent- amt in Widdern, ohne Exceſſe zu verüben. In der Nacht auf den 11 kam ein Reitender um den andern in Neckarſulm an, um Hülfe vom k. Oberamt zu verlangen; es wurde Militär von Heilbronn requirirt. Möge es ihm gelingen die Ruhe wieder herzuſtellen! In den Ober- ämtern Künzelsau und Oehringen ſind nach Mittheilungen die geſtern Abend (11) ankamen, keine Gewalthandlungen gegen Perſonen und Eigenthum vorgefallen. Dagegen nahmen in Ingelfingen die Bauern aus dem Oehringenſchen Archiv Acten, und drohten in Oehringen, wenn ſelbige ihnen nicht bis Montag ausgeliefert würden, ſie ſelbſt zu nehmen. Ihre Beſchwerde iſt die daß vielfach Acten nicht zur Einſicht der Bauern gelangen, wenn ſie ihnen Günſtiges enthalten.“ Ludwigsburg, 11 März.Eingetroffenem Befehle zufolge ver- laſſen uns heute Abend 4 Uhr das 7te Infanterieregiment, zwei Schwa- dronen des 2ten Reiterregiments und eine Abtheilung Artillerie mit drei Geſchützen. Ihre nächſte Beſtimmung iſt die Umgegend Heilbronus gegen das Hohenlohe’ſche hin und Deckung der Gränze gegen den badi- ſchen Odenwald, von woher bewaffnete Banden mit Einfall drohen. Heilbronn, 11 März.Geſtern iſt eine Abtheilung Infanterie unſeres hiefigen Regiments nach Aſſumſtadt, Möckmühl aufgebrochen, und das hieſige Regiment ſoll durch ein weiteres verſtärkt werden. (Heilbr. T.) Hohenzollern-Hechingen. Die geſtrigen Nachrichten über die Verhältniſſe in Hechingen werden durch die neueſte Poſt gemildert. Zwar hat ſich der Fürſt nach Stuttgart zurückgezogen, indeß hoffte man daß eine Reihe von Bewilligungen die er bereits gemacht, die Wünſche der Bewohner befriedigen werde. Das fürſtliche Verordnungsblatt verfügt die Zuſammenberufung eines außerordentlichen Landtags und beruft ſämmtliche Landesdeputirte auf den 13 d. M. Ferner ſchreibt das fürſtl. Oberamt Hechingen an die Ortsvorſteher aus: „Bereits haben die an und für ſich unerheblichen Erceſſe einiger Uebelwollenden Veranlaſſung gegeben unſere ſämmtliche Einwohnerſchaft in den Nachbarſtaaten zu verdächtigen. Dieſe Verdächtigungen und Meinungen ſeyen ungegrün- det, wie ſämmtliche gutgefinnte Bürger wiſſen. Es ſey im Intereſſe jedes dahin zu wirken daß keinerlei Exceſſe verübt werden. Die Orts- vorſteher werden zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung ermahnt, zu- gleich aber wird wiederholt daß ſie ſich der Ausſprache und Kundgebung der Beſchwerden und Wünſche der Bürgerſchaft nicht nur nicht entgegen- ſetzen, ſondern ſo viel als möglich dafür Sorge tragen ſollen daß dieſel- ben unentſtellt an den Ort ihrer Beſtimmung gebracht werden.“ Gr. Baden. Karlsruhe, 9 März.Unter dem 9. d. M. wurde dem Miniſterialdirector Brunner, unter Ernennung desſelben zum Staatsrath, die Verwaltung des Juſtizminiſteriums übertragen, und der geheime Finanzrath und Zollvereins-Bevollmächtigte Hoffmann in Stettin zum Staatsrath und Präſidenten des Finanzminiſteriums ernannt. (Hoff- mann war früher Abgeordneter der 2 Kammer, wo er entſchieden der liberalen Richtung angehörte.) § Karlsruhe, 12 März.Der naſſauiſche Legationsrath v. Gagern kam geſtern durch Karlsruhe um ſich, wie man ver- nimmt, mit unſern Regierungsbehörden und den einflußreichſten Kammermitgliedern über die möglichſt ſchnelle Vereinigung in Betreff der Nationalvertretung am Bunde zu verſtändigen. Von hier ging der- ſelbe nach Stuttgart. Ueber die Art wie der jetzige Bundestag refor- mirt werden möchte, werden die Berathungen in der betreffenden Kam- mercommiſſion eifrigſt betrieben um in den nächſten Tagen mit einem beſtimmten Antrage auftreten zu können. Auch über die Beſtellung ei- nes zeitweiſe für die Dauer der Gefahr mit der höchſten Executivge- walt betrauten Reichsoberhauptes fangen die Ideen an ſich zu ſichten. Ueber die im Kraichgau und Odenwald ausgebrochenen Unruhen lauten heute die Nachrichten befriedigend; ein Theil des Militärs welches ge- ſtern und vorgeſtern in aller Eile auf der Eiſenbahn abgegangen war, iſt wieder hieher zurückgekehrt. Durch Vergleiche zwiſchen den Stan- des- und Grundherren mit den zuſammengerotteten Bauern wurde der Friede, ſoweit man bis jetzt weiß, überall ſchnell wieder hergeſtellt. Mit der Bewaffnung in den Städten geht es langſam, da es an Gewehren fehlt, und die leichten carabinerartigen Büchſen, womit die Stadtwehren definitiv bewaffnet werden ſollen, meiſt erſt aus Lüttich herbeigeſchafft werden müſſen. Heidelberg, 11 März.Wir vervollſtändigen heute die Nach- richt von der Initiative die Naſſau in Bezug auf die deutſche Bundes- vertretung ergriffen hat. Der Herzog, der in ſeinen gegebenen Zuſagen auch für die ſofortige Einberufung eines deutſchen Parlaments zu

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-03-29T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 74, 14. März 1848, S. 1170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine74_1848/2>, abgerufen am 01.06.2024.