Allgemeine Zeitung, Nr. 74, 14. März 1848.[Spaltenumbruch]
wirken versprach, hat bereits am 7 d. Schritte gethan dieser übernom- Freie Städte. Frankfurt a. M., 11 März. Sicherem Vernehmen Frankfurt a. M. Der Nachricht daß der deutsche Bund *** Frankfurt a. M., 10 März. Abends 5 Uhr. Die zwei || Frankfurt a. M., 11 März. Morgens. Der Senat *** Frankfurt a. M., 11 März. Vormittags. Obwohl || Frankfurt a. M., 12 März. Heute früh 6 Uhr fuhren zwei Preußen. || Bonn, 10 März. Aus unserer Stadt gehen in 𝛤 Berlin, 10 März. Die Mitglieder des Vereinigten Ausschus- *) Wir verweisen auf unsere gestrige Correspondenz aus München und
Stuttgart. [Spaltenumbruch]
wirken verſprach, hat bereits am 7 d. Schritte gethan dieſer übernom- Freie Städte. Frankfurt a. M., 11 März. Sicherem Vernehmen Frankfurt a. M. Der Nachricht daß der deutſche Bund *** Frankfurt a. M., 10 März. Abends 5 Uhr. Die zwei ‖ Frankfurt a. M., 11 März. Morgens. Der Senat *** Frankfurt a. M., 11 März. Vormittags. Obwohl ‖ Frankfurt a. M., 12 März. Heute früh 6 Uhr fuhren zwei Preußen. ‖ Bonn, 10 März. Aus unſerer Stadt gehen in 𝛤 Berlin, 10 März. Die Mitglieder des Vereinigten Ausſchuſ- *) Wir verweiſen auf unſere geſtrige Correſpondenz aus München und
Stuttgart. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0003" n="1171"/><cb/> wirken verſprach, hat bereits am 7 d. Schritte gethan dieſer übernom-<lb/> menen Verpflichtung zu entſprechen. Er hat den Legationsrath Frhrn.<lb/> v. Gagern (Bruder des neuen Miniſters im Großherzogthum Heſſen)<lb/> in außerordentlicher Miſſion an die Höfe von Darmſtadt, Baden,<lb/> Württemberg und Bayern abgeſandt um wo möglich zunächſt an die-<lb/> ſen Orten, wo die deutſche Bewegung einen gleichmäßigen Charak-<lb/> ter und die gleiche Richtung innehält, eine Vereinbarung zu überein-<lb/> ſtimmendem Handeln in dieſer großen Angelegenheit zu Stande<lb/> zu bringen. Die Vorſchläge Naſſau’s gehen ſicherm Vernehmen nach<lb/> vorerſt dahin einen Ort der Verhandlung feſtzuſetzen, einer der Re-<lb/> gierungen der genannten fünf Lande die Leitung der Verhandlung in die<lb/> Hände zu geben bis man ſich vielleicht über eine alternirende Leitung ver-<lb/> ſtände; mit der in der Heidelberger Verſammlung ernannten Commiſſion<lb/> in Beziehung zu treten um ſie zu vermögen auch ihrerſeits die Angelegen-<lb/> heit in die Hände jener Regierung zu geben; dann den Verſuch zu machen<lb/> wie die erzielte Nationalvertretung mit der beſtehenden oder mit der zweck-<lb/> mäßig (in ein Oberhaus) verwandelten Bundesbehörde in Verbindung zu<lb/> bringen ſey, das heißt mit andern Worten die Baſis einer Bundesverfaſſung<lb/> zu finden. Hr. v. Gagern hat am 8 ſeine Miſſion angetreten, und da<lb/> wir heute hören daß Darmſtädtiſcherſeits der Graf v. Lehrbach auf dem<lb/> Fuße nach Karlsruhe gefolgt, ſo zweifeln wir nicht daß Darmſtadt, wie ſich<lb/> ſchom aus der Erklärung des Erbgroßherzogs Mitregenten erwarten ließ,<lb/> auf Naſſau’s Vorſchläge unbedingt eingegangen iſt.<note place="foot" n="*)">Wir verweiſen auf unſere geſtrige Correſpondenz aus München und<lb/> Stuttgart.</note></p> <byline>(D. Z.)</byline> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Freie Städte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Frankfurt a. M.,</hi> 11 März.</dateline> <p>Sicherem Vernehmen<lb/> nach hat die Bundesverſammlung, davon ausgehend daß eine Reviſion der<lb/> Bundesverfaſſung nothwendig iſt, ſich mit der Berathung der zu die-<lb/> ſem Zwecke den Bundesregierungen vorzulegenden Vorſchläge beſchäf-<lb/> tigt. Es ſoll ſich ihr jedoch bald die Ueberzeugung aufgedrungen ha-<lb/> ben daß, damit dieſe Vorſchläge mehr Ausſicht hätten allgemeine Be-<lb/> friedigung zu gewähren, ſie der Mitberathung <hi rendition="#g">namentlich ſolcher<lb/> Männer von außerhalb der Bundesverſammlung bedür-<lb/> fen welche das öffentliche Vertrauen auf ihre richtige<lb/> Würdigung der gegenwärtigen Zeitverhältniſſe beſitzen.</hi><lb/> Die Bundesverſammlung ſoll daher ſämmtliche Bundesregierungen<lb/> aufgefordert haben <hi rendition="#g">Männer des öffentlichen Vertrauens un-<lb/> verzüglich zu dieſem Zwecke hieher zu ſenden.</hi></p> <byline>(F.-O.-P.-Z.)</byline> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline> <hi rendition="#b">Frankfurt a. 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Dieß<lb/> geſchah wohl in der Abſicht einem <hi rendition="#g">bewaffneten Zug nach Kaſſel,</hi><lb/> von welchem in Hanau alles Ernſtes die Rede iſt, Widerſtand entgegen<lb/> zuſetzen. Auch Marburg iſt mit den Conceſſionen des Kurfürſten nicht<lb/> zufrieden, und hat eine neue Deputation nach Caſſel geſchickt, deren<lb/> erfolgloſe Rückkehr eine entſchiedenere Haltung herbeiführen dürfte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">*** Frankfurt a. M.,</hi> 11 März.</dateline> <p>Vormittags. Obwohl<lb/> heute Freiſchaaren von allen Seiten nach Hanau ſtrömen, die Ha-<lb/> nauer ſich und ihre Stadt ſo viel als möglich in Vertheidigungsſtand<lb/> ſetzen, ſo bezweifeln wir doch nicht daß es nicht zum Blutvergießen<lb/> kommen wird. Die Bewegung Kurheſſens hängt mit der von ganz<lb/> Deutſchland zuſammen, und deſſen öffentliche jetzt allmächtige Meinung<lb/> wird der kurheſſiſchen Regierung und, wie wir hoffen, auch den Ha-<lb/> nauern Geſetze vorſchreiben. Doch iſt der Zuſtand Hanau’s auch ſo für<lb/> ſeine Bewohner mit manchen Uebeln verbunden. Die Officiers- und<lb/> Beamtenfamilien ſind nach Frankfurt geflüchtet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>‖ <hi rendition="#b">Frankfurt a. M.,</hi> 12 März.</dateline> <p>Heute früh 6 Uhr fuhren zwei<lb/> Dampfboote mit Bewaffneten von Bockenheim unter großem Hurra-<lb/> geſchrei von hier nach Hanau ab, wohin auch von Offenbach, Mainz und<lb/> der ganzen Umgegend ununterbrochener Zuzug ſtattfand, ſo daß heute<lb/> wohl an 10,000 Mann in Hanau unter Waffen geſtanden haben mögen.<lb/> Zum Glück waren alle dieſe Zurüſtungen zur blutigen Gegenwehr über-<lb/> flüſſig, denn <hi rendition="#g">der Kurfürſt hat alles bewilligt.</hi> Nachdem die De-<lb/> putation von Hanau ohne Audienz erlangt zu haben bereits im Wagen<lb/> ſaß, erhob ſich das Kaſſeler Volk, zog unter Jubelgeſchrei vor das Schloß,<lb/> begann hier die Fenſter einzuwerfen und traf Anſtalt zum Stürmen.<lb/> Das Militär das zum Schutz des Schloſſes herbeigerufen worden, beob-<lb/> achtete eine paſſive Haltung. 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Trott<lb/> und Lotz.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Preußen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>‖ <hi rendition="#b">Bonn,</hi> 10 März.</dateline> <p>Aus unſerer Stadt gehen in<lb/> dieſen Tagen gleichzeitig drei verſchiedene Adreſſen nach Berlin ab: die<lb/> Adreſſe der Univerſität, Dahlmanns Werk, ein wahres Meiſterſtück,<lb/> ferner die Adreſſe des ſtädtiſchen Magiſtrats, und endlich eine von der<lb/> Bürgerſchaft beſonders abgefaßte, elf verſchiedene Punkte betreffende<lb/> Petition. 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Brünneck aus Oſtpreußen, als<lb/> dem der Rheinprovinz angehörenden Landtagsmarſchall die beſten Zu-<lb/> ſicherungen in Bezug auf dieſe Wünſche, die ſich hauptſächlich auch auf<lb/> baldige Einberufung des Vereinigten Landtages bezogen, ertheilt. Aehn-<lb/> liche Wünſche hatten bereits früher der Oberbürgermeiſter und der<lb/> Stadtverordnetenvorſteher von Berlin, zuerſt durch den Miniſter v. Bodel-<lb/> ſchwingh und auf die demnächſt erfolgte Einladung des Königs, gegen<lb/> Se. Majeſtät perſönlich im Namen der Hauptſtadt ausgeſprochen, bei<lb/> welcher Gelegenheit der König ausdrücklich zu erkennen gab, wie ſehr<lb/> ihn die ruhige, vertrauensvoll der weitern Entwickelung des Staats-<lb/> lebens entgegenſehende Haltung der Stadt Berlin erfreue. Von Sei-<lb/> ten des ältern Theiles der Bürgerſchaft wird die Anſicht zu erkennen<lb/> gegeben daß eine <hi rendition="#g">bewaffnete</hi> Bürgergarde und nicht bloß eine<lb/> ſolche mit weißen Stäben und Armbinden noththue. Namentlich<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1171/0003]
wirken verſprach, hat bereits am 7 d. Schritte gethan dieſer übernom-
menen Verpflichtung zu entſprechen. Er hat den Legationsrath Frhrn.
v. Gagern (Bruder des neuen Miniſters im Großherzogthum Heſſen)
in außerordentlicher Miſſion an die Höfe von Darmſtadt, Baden,
Württemberg und Bayern abgeſandt um wo möglich zunächſt an die-
ſen Orten, wo die deutſche Bewegung einen gleichmäßigen Charak-
ter und die gleiche Richtung innehält, eine Vereinbarung zu überein-
ſtimmendem Handeln in dieſer großen Angelegenheit zu Stande
zu bringen. Die Vorſchläge Naſſau’s gehen ſicherm Vernehmen nach
vorerſt dahin einen Ort der Verhandlung feſtzuſetzen, einer der Re-
gierungen der genannten fünf Lande die Leitung der Verhandlung in die
Hände zu geben bis man ſich vielleicht über eine alternirende Leitung ver-
ſtände; mit der in der Heidelberger Verſammlung ernannten Commiſſion
in Beziehung zu treten um ſie zu vermögen auch ihrerſeits die Angelegen-
heit in die Hände jener Regierung zu geben; dann den Verſuch zu machen
wie die erzielte Nationalvertretung mit der beſtehenden oder mit der zweck-
mäßig (in ein Oberhaus) verwandelten Bundesbehörde in Verbindung zu
bringen ſey, das heißt mit andern Worten die Baſis einer Bundesverfaſſung
zu finden. Hr. v. Gagern hat am 8 ſeine Miſſion angetreten, und da
wir heute hören daß Darmſtädtiſcherſeits der Graf v. Lehrbach auf dem
Fuße nach Karlsruhe gefolgt, ſo zweifeln wir nicht daß Darmſtadt, wie ſich
ſchom aus der Erklärung des Erbgroßherzogs Mitregenten erwarten ließ,
auf Naſſau’s Vorſchläge unbedingt eingegangen iſt. *)
(D. Z.)
Freie Städte.
Frankfurt a. M., 11 März.Sicherem Vernehmen
nach hat die Bundesverſammlung, davon ausgehend daß eine Reviſion der
Bundesverfaſſung nothwendig iſt, ſich mit der Berathung der zu die-
ſem Zwecke den Bundesregierungen vorzulegenden Vorſchläge beſchäf-
tigt. Es ſoll ſich ihr jedoch bald die Ueberzeugung aufgedrungen ha-
ben daß, damit dieſe Vorſchläge mehr Ausſicht hätten allgemeine Be-
friedigung zu gewähren, ſie der Mitberathung namentlich ſolcher
Männer von außerhalb der Bundesverſammlung bedür-
fen welche das öffentliche Vertrauen auf ihre richtige
Würdigung der gegenwärtigen Zeitverhältniſſe beſitzen.
Die Bundesverſammlung ſoll daher ſämmtliche Bundesregierungen
aufgefordert haben Männer des öffentlichen Vertrauens un-
verzüglich zu dieſem Zwecke hieher zu ſenden.
(F.-O.-P.-Z.)
Frankfurt a. M.Der Nachricht daß der deutſche Bund
einen beſondern Geſandten nach Kopenhagen ſenden werde, wird
jetzt von mehrern Seiten widerſprochen, mit dem Beiſatz: die Bundes-
verſammlung werde anderweitig die Intereſſen der deutſchen Herzogthü-
mer gegen die däniſche Politik zu vertreten wiſſen.
*** Frankfurt a. M., 10 März.Abends 5 Uhr. Die zwei
nach Kaſſel geſandten Deputirten: Obergerichtsvorſitzender Mackeldey,
früher Juſtizminiſter, und v. Schenck, Oberförſter, ſind von da nach
Hanau zurückgekehrt ohne andern Beſcheid des Kurfürſten, als ſich auf
ihren Poſten zu begeben. Die Hanauer ſollen ſich ganz verbarricadirt
und heute ſämmtliche Bürgermeiſter und Gemeindeälteſte der Provinz
zu ſich beſchieden haben. — Das Auszugsprotocoll des großen Raths er-
theilt heute Beſcheid auf die „Eingaben“ hiefiger Bürger vom 4 und 6
d. M. (S. unten.) Keine Frage daß dieſer Beſcheid ganz dem Sinn der
Bürgerſchaft entſpricht, ſo daß in Frankfurt das größte Einverſtändniß
zwiſchen den Bürgern und der Regierung beſteht.
‖ Frankfurt a. M., 11 März.Morgens. Der Senat
hat geſtern Abend den Beſcheid auf die Bürgeradreſſe vom 4 d.
M. veröffentlicht. Außer der bereits gewährten Preßfreiheit und
Amneſtie verſpricht er Mitwirkung zur Aufhebung der Ausnahmsgeſetze
des deutſchen Bundes, zur Einführung der Nationalvertretung am
Bunde und eines gemeinſamen Strafgeſetzbuchs und Strafverfahrens
für ganz Deutſchland. Das Vereinigungsrecht ſolle alsbald wieder
hergeſtellt, die hier bereits beſtehende allgemeine Volksbewaffnung an-
gemeſſen fortgebildet, die eingeleitete Einführung von Schwurgerich-
ten beſchleunigt, die Verhältniſſe und das Wohl der Landbewohner
eifrigſt gefördert werden. Staatsbürgerliche Gleichheit ohne Unter-
ſchied des Glaubens beſtehe hier ſchon für alle chriſtlichen Confeſſionen.
Ausdehnung auf Nichtchriften werde, ſo weit es auf dem Wege der Ge-
ſetzgebung möglich, auch ferner angeſtrebt werden. Weitergehende
Aenderungen in dieſer Hinſicht würden ſo tief in das Weſen der hieſigen
Verhältniſſe eingreifen daß der Senat Anſtand nehme deren zu be-
antragen. Aus Hanau vernehmen wir heute daß das Militär auf er-
haltenen Befehl, nachdem es neu beeidigt worden, geſtern Nachmittag
die Stadt verlaſſen und 2 Stunden von Hanau Poſto gefaßt hat. Dieß
geſchah wohl in der Abſicht einem bewaffneten Zug nach Kaſſel,
von welchem in Hanau alles Ernſtes die Rede iſt, Widerſtand entgegen
zuſetzen. Auch Marburg iſt mit den Conceſſionen des Kurfürſten nicht
zufrieden, und hat eine neue Deputation nach Caſſel geſchickt, deren
erfolgloſe Rückkehr eine entſchiedenere Haltung herbeiführen dürfte.
*** Frankfurt a. M., 11 März.Vormittags. Obwohl
heute Freiſchaaren von allen Seiten nach Hanau ſtrömen, die Ha-
nauer ſich und ihre Stadt ſo viel als möglich in Vertheidigungsſtand
ſetzen, ſo bezweifeln wir doch nicht daß es nicht zum Blutvergießen
kommen wird. Die Bewegung Kurheſſens hängt mit der von ganz
Deutſchland zuſammen, und deſſen öffentliche jetzt allmächtige Meinung
wird der kurheſſiſchen Regierung und, wie wir hoffen, auch den Ha-
nauern Geſetze vorſchreiben. Doch iſt der Zuſtand Hanau’s auch ſo für
ſeine Bewohner mit manchen Uebeln verbunden. Die Officiers- und
Beamtenfamilien ſind nach Frankfurt geflüchtet.
‖ Frankfurt a. M., 12 März.Heute früh 6 Uhr fuhren zwei
Dampfboote mit Bewaffneten von Bockenheim unter großem Hurra-
geſchrei von hier nach Hanau ab, wohin auch von Offenbach, Mainz und
der ganzen Umgegend ununterbrochener Zuzug ſtattfand, ſo daß heute
wohl an 10,000 Mann in Hanau unter Waffen geſtanden haben mögen.
Zum Glück waren alle dieſe Zurüſtungen zur blutigen Gegenwehr über-
flüſſig, denn der Kurfürſt hat alles bewilligt. Nachdem die De-
putation von Hanau ohne Audienz erlangt zu haben bereits im Wagen
ſaß, erhob ſich das Kaſſeler Volk, zog unter Jubelgeſchrei vor das Schloß,
begann hier die Fenſter einzuwerfen und traf Anſtalt zum Stürmen.
Das Militär das zum Schutz des Schloſſes herbeigerufen worden, beob-
achtete eine paſſive Haltung. Die Sturmglocke hatte unterdeſſen die
ganze Bevölkerung und eine Maſſe Landleute herbeigezogen, ſo daß die
Maſſe vor dem Schloſſe auf 17 bis 20,000 Köpfe anwuchs. Unter dieſen
drohenden Ausſpicien ließ endlich der Kurfürſt die Hanauer Deputirten
rufen, und gewährte nach längerer Unterredung die ſchon bekannten
Forderungen. Durch die Paſſagiere des Eilwagens welcher geſtern
Abend unmittelbar nach der Entſcheidung Kaſſel verließ, erfuhr man
die näheren Details. Das kurheſſiſche Miniſterium iſt geändert: die
neuen Miniſter ſind die HH. Schwedes, Obriſtlieutenant Weiß, v. Trott
und Lotz.
Preußen.
‖ Bonn, 10 März.Aus unſerer Stadt gehen in
dieſen Tagen gleichzeitig drei verſchiedene Adreſſen nach Berlin ab: die
Adreſſe der Univerſität, Dahlmanns Werk, ein wahres Meiſterſtück,
ferner die Adreſſe des ſtädtiſchen Magiſtrats, und endlich eine von der
Bürgerſchaft beſonders abgefaßte, elf verſchiedene Punkte betreffende
Petition. Reichsverfaſſung und baldigſte Zuſamenberufung des Ver-
einigten Landtags bilden, wie überall, den Kern unſerer Wünſche.
𝛤 Berlin, 10 März.Die Mitglieder des Vereinigten Ausſchuſ-
ſes haben vor ihrer Abreiſe noch eine beſondere Audienz bei Sr. Ma-
jeſtät gehabt, in welcher ſie dem König die Wünſche des Landes ſo-
wohl in den aus den Provinzen ihnen aufgetragenen Petititonen als in
mündlicher Bevorwortung durch das Organ des Landtagmarſchalls, Für-
ſten v. Solms-Lich, zu erkennen gaben. Der König hat, wie wir
aus beſter Quelle erfahren, ſowohl den einzelnen Mitgliedern, nament-
lich den HH. v. Auerswald und v. Brünneck aus Oſtpreußen, als
dem der Rheinprovinz angehörenden Landtagsmarſchall die beſten Zu-
ſicherungen in Bezug auf dieſe Wünſche, die ſich hauptſächlich auch auf
baldige Einberufung des Vereinigten Landtages bezogen, ertheilt. Aehn-
liche Wünſche hatten bereits früher der Oberbürgermeiſter und der
Stadtverordnetenvorſteher von Berlin, zuerſt durch den Miniſter v. Bodel-
ſchwingh und auf die demnächſt erfolgte Einladung des Königs, gegen
Se. Majeſtät perſönlich im Namen der Hauptſtadt ausgeſprochen, bei
welcher Gelegenheit der König ausdrücklich zu erkennen gab, wie ſehr
ihn die ruhige, vertrauensvoll der weitern Entwickelung des Staats-
lebens entgegenſehende Haltung der Stadt Berlin erfreue. Von Sei-
ten des ältern Theiles der Bürgerſchaft wird die Anſicht zu erkennen
gegeben daß eine bewaffnete Bürgergarde und nicht bloß eine
ſolche mit weißen Stäben und Armbinden noththue. Namentlich
*) Wir verweiſen auf unſere geſtrige Correſpondenz aus München und
Stuttgart.
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(2022-03-29T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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