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Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.


Donnerstag Nr. 76. 16 März 1848.



AUGSBURG. Abonnement hier bei der
Zeitungs-Expedition, Preis vierteljährig
3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr.
des 24 fl.-Fusses od. 8 Thlr. 41/2 Sgr. pr. C.;
für auswärts bei der hiesigen k. Ober-
postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für
Deutschland bei allen Postämtern, ganz-
jährig, halbjährig und bei Beginn der
2ten Hälfte jedes Semesters auch viertel-
jährig; für Frankreich in Strassburg bei
G. A. Alexandre, in Paris bei demsel-
ben Nr 23, rue Notre Dame de Nazareth
und bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und
bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng-
land bei Williams & Norgate, 14 Hen-
riette-Street, Covent-Garden in London,
für Nordamerika bei den Postämtern Bre-
men u. Hamburg, für Italien bei den k. k.
Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Vero-
na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.


[Spaltenumbruch]
Uebersicht.

Deutschland. München (Eingaben und Adressen. Graf Wald-
kirch übernimmt das Portefeuille. Das Arrosirungsanlehen); Speyer
(Adresse an die pfälzischen Abgeordneten); Nürnberg (die Gesetzlosigkeiten
gegen Juden und Gutsherren); Stuttgart (der Kammer der Abgeord-
neten die nahe Auflösung verkündigt. An die österreichischen Truppen
in Bregenz Gegenbefehl ergangen); Karlsruhe (v. Blittersdorff in
Ruhestand versetzt. Erklärungen über das Heer und Rastadt); vom
Bodensee (Aufregung in Stockach, Konstanz, Offenbach); Heidelberg
(die Notabelneinladung nach Frankfurt und die Posener); Darmstadt
(die beantragte Entfernung Linde's und des Prinzen Emil gescheitert.
v. Gagern über die Stellung zu Frankreich. v. Gagerns Mahnung an
die Odenwälder); Mainz (Centralcomite); Frankfurt (die schwarz-roth-
goldene Reichsfahne auf dem Bundespalast); Leipzig (fortwährende
Aufregung. Große Militärconcentrirung. Versammlung von Land-
tagsabgeordneten); aus den sächstschen Herzogthümern (auch hier die
Bewegung); Göttingen (Unruhen, Aufregung, Adresse); Koblenz
(Tagsbefehl); Berlin (der Prinz von Preußen zum Generalgouverneur
von Rheinland-Westfalen ernannt. Polenbegnadigung. Wedecke frei-
gesprochen); Wien (die Aufgaben der niederösterreichischen Stände.
Das neuerwachte politische Leben und dessen Hoffnungen. Unruhen).

Spanien. Außerordentliche Vollmachten der Regierung bewil-
ligt. Protestadresse. Erklärung von Narvaez.

Großbritannien. Die vertriebene Königsfamilie. Englands
Lage und die Einkommensteuer.

Frankreich. Vildung einer polnischen Legion. Die Geldkrists.

Niederlande. Ministerielle Erklärung über die Verhältnisse zu
Belgien und Frankreich.

Schweiz. Beantragte Aufhebung des Klosters St. Urban in
Luzern.

Central-Amerika. Die Besetzung von San Juan de Nica-
ragua.

Beilage. Die Nationalvertretung im Bunde. (II.) -- Die Ent-
wicklung und Consolidirung des österreichischen Kaiserstaats. -- Aus
Paris. -- Jtalien. (Rom: Die erwartete Constitution. Adresse des
römischen Senats und Gemeinderaths an Se. Heiligkeit). -- Personal-
nachrichten.

Außerordentl. Beilage. Frankreich. (L. Blancs Rede an das
Arbeiterparlament). -- Belgien. Brüssel (Frankreich erkennt die Unab-
hängigkeit Belgiens an und verspricht Achtung seiner Neutralität. Aus-
weisung mehrerer Deutschen). -- Jtalien. Fortdauer des Kampfs in
Messina. Modena: das Standrecht. Parma. Mailand. Turin: Ein-
drücke der französischen Republikverkündigung. Sicilien und Lord
Minto. Herabsetzung der Salzsteuer. Florenz: das Wahlgesetz) --
Rußland und Polen. (Fallen der polnischen Pfandbriefe. Wider-
sprechende Gerüchte.)

Datum der Börsen: Madrid 6; Wien 13; Augsburg 16 März.



Deutschland.
Bayern.

Graf v. Waldkirch ist
gestern Abend von Karlsruhe hier eingetroffen, und hat bereits heute die
Functionen eines k. Ministerverwesers des k. Hauses und des Aeußern
angetreten.


Der bayerische Ministerresident am
badischen Hof, Graf v. Waldkirch, ist gestern Abend hier eingetroffen
und hat dadurch die Tags vorher verbreitete Nachricht widerlegt daß er
unwohl sey, und die Stelle als Verweser des genannten Ministeriums
deßhalb nicht übernehmen könne. Jhre k. Hoh. die Frau Kronprin-
zessin wird erst künftigen Freitag von Würzburg hier ankommen. Heute
Nachmittag fand die Vereidigung der hiesigen Stadtcompagnie und der
Militärpensionisten auf die Verfassung in dem k. Cadettencorps statt.
Der Kreis- und Stadtgerichtsdirector v. Barth hält jetzt allsonntäglich
für die im Stadtgericht verwendeten Accessisten und Rechtsprakticanten
Vorlesungen über Oeffentlichleit und Mündlichkeit. Bekanntlich ist
v. Barth zur Gesetzgebungscommission zugezogen. Das heute erschie-
[Spaltenumbruch] nene Regierungsblatt enthält unter anderm die allerhöchste Entschlie-
ßung, die Einführung der Landwehrordnung in der Pfalz und die Be-
kanntmachung den Vollzug des Gesetzes über das Eisenbahnanlehen be-
treffend. Jn Bezug auf das Anlehen wird die Arrosirung auf weitere
drei Monate, sohin bis zum 30 Jun. l. J. verlängert, insofern die ge-
setzliche Darlehenssumme nicht früher aufgebracht werden sollte.


Seit gestern liegt im Rathhause
eine Adresse an Se. Maj. zur Unterschrift auf, in welcher Männer un-
serer Stadt die "durch dringende Pflichten gegen Amt und Familie ge-
hindert sind in die Reihen der ordentlichen Landwehr sowie in die der
freiwillig bewehrten Jugend einzutreten, oder bei vorgerücktem Alter
aus dem Heer ausgeschieden sind", um die Erlaubniß bitten ein "Land-
wehr-Freicorps" bilden zu dürfen. Man steht hieraus wie mächtig die
alle Classen mit gleicher Gluth durchdringende Vaterlandsliebe hindrängt
zur Theilnahme an der Abwehr der das Vaterland bedrohenden Ge-
fahren, da man auch in jenen Kreisen der Gesellschaft die Mühe des
Waffendienstes zu übernehmen sich bereit erklärt, denen (wie Beamten,
Professoren, Aerzten, Adeligen, pensionirten Officieren, Rentnern etc.)
solches im gewöhnlichen Laufe der Dinge so ferne liegt. Es ist aller
Grund vorhanden eine sehr große Zahl von Unterschriften zu erwarten.
Jn einer heute Abend bei Weinwirth Ott stattfindenden Versammlung
hiesiger Bürger und anderer Männer des öffentlichen Vertrauens wird
ein Adreßentwurf an die Stände zur Berathung kommen, in welchem
die Wünsche und Erwartungen ausgesprochen werden sollen die man
von der Wirksamkeit der morgen zusammentretenden Vertreter des
Landes hegt. Während aber die Eröffnung des Landtags unmittelbar
vor der Thür steht, haben wir leider immer noch kein Ministerium, ein
Uebelstand der allgemein die gerechtesten Besorgnisse hervorruft. Für das
Aeußere ist nun Graf Waldkirch ernannt (von dem Grafen Armans-
perg war einen Augenblick die Rede). Beisler und Heres sollen noch
vor der Eröffnung ersetzt werden -- wir hoffen durch Männer die schon
seit längerer Zeit die öffentliche Stimme dafür bezeichnet hat. Gestern
Abend fürchtete man von Seite vieler Unzufriedenen einen Angriff auf
den Palast des Erzbischofs, und es wurden deßhalb Vorkehrungen ge-
troffen um diese unwürdige Demonstration zu verhindern. Der Abend
ging jedoch ohne Störung vorüber.


Die zur Begleitung der Deputirten der Pfalz nach
München bezeichneten Bürger von Speyer, Frankenthal, Neustadt,
Oggersheim und Lambsheim sind heute zusammengetreten und haben
nachstehende Adresse an die pfälzischen Deputirten angenommen, was
sie den einzelnen Gemeinden zur Wissenschaft und geeigneten Berück-
sichtigung mittheilen. Die Gemeinden, welche noch weitere Begleiter
zu wählen gedenken, werden eingeladen solches unverzüglich zu thun,
da die Zusammenkunft aller am Abend des 16 d. Mts. in Augsburg
im Gasthause zur goldenen Traube stattfinden soll. Ludwigshafen,
den 10 März 1848. Ußlaub. Dr. Walz. Merckle. Reichard. Heintz.
J. W. Behmer. Spatz. Behlen. Heller. Peter Zöller. Schick. J. V.
Reudelhuber. F. König. Ph. Knöckel. Kern. C. Knöckel. F. Kölsch. J.
Löwenthal. Heinrich Moll. -- Geehrte Mitbürger, Deputirte der Pfalz!
Treu Jhren Pflichten als Vertreter des Volkes haben Sie in einer
Eingabe vom 4 März von der Krone die Freiheitsrechte zurückgefor-
dert, welche in der Schlaffheit früherer Zeiten untergegangen. Halten
Sie fest an dieser Forderung, Sie haben um sich ein Volk von Brü-
dern, welches, durch seine Jnstitutionen großgezogen in der Liebe zur
Freiheit, bereit ist Gut und Leben einzusetzen wenn es den Kampf
gilt um die höchsten Güter, den Kampf für Freiheit und Vaterland.
Kämpfen Sie muthig für ein großes, einiges, freies Deutschland, auf
daß wir Pfälzer an den Gränzmarken des gemeinsamen deutschen Va-
terlandes, als nächste Nachbarn der großen, einigen französischen Re-
publik nicht erröthen müssen ob der Schmach deutscher Zerrissenheit
und politischer Knechtschaft. Ein deutsches Parlament wache über die
Freiheitsrechte aller deutschen Bürger, und berathe unter der Aegide
der schwarz-roth-goldnen Fahne über die gemeinsamen Jnteressen des


Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.


Donnerſtag Nr. 76. 16 März 1848.



AUGSBURG. Abonnement hier bei der
Zeitungs-Expedition, Preis vierteljährig
3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr.
des 24 fl.-Fusses od. 8 Thlr. 4½ Sgr. pr. C.;
für auswärts bei der hiesigen k. Ober-
postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für
Deutschland bei allen Postämtern, ganz-
jährig, halbjährig und bei Beginn der
2ten Hälfte jedes Semesters auch viertel-
jährig; für Frankreich in Strassburg bei
G. A. Alexandre, in Paris bei demsel-
ben Nr 23, rue Notre Dame de Nazareth
und bei der deutschen Buchhandlung von
F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und
bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng-
land bei Williams & Norgate, 14 Hen-
riette-Street, Covent-Garden in London,
für Nordamerika bei den Postämtern Bre-
men u. Hamburg, für Italien bei den k. k.
Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Vero-
na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Inserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.


[Spaltenumbruch]
Ueberſicht.

Deutſchland. München (Eingaben und Adreſſen. Graf Wald-
kirch übernimmt das Portefeuille. Das Arroſirungsanlehen); Speyer
(Adreſſe an die pfälziſchen Abgeordneten); Nürnberg (die Geſetzloſigkeiten
gegen Juden und Gutsherren); Stuttgart (der Kammer der Abgeord-
neten die nahe Auflöſung verkündigt. An die öſterreichiſchen Truppen
in Bregenz Gegenbefehl ergangen); Karlsruhe (v. Blittersdorff in
Ruheſtand verſetzt. Erklärungen über das Heer und Raſtadt); vom
Bodenſee (Aufregung in Stockach, Konſtanz, Offenbach); Heidelberg
(die Notabelneinladung nach Frankfurt und die Poſener); Darmſtadt
(die beantragte Entfernung Linde’s und des Prinzen Emil geſcheitert.
v. Gagern über die Stellung zu Frankreich. v. Gagerns Mahnung an
die Odenwälder); Mainz (Centralcomité); Frankfurt (die ſchwarz-roth-
goldene Reichsfahne auf dem Bundespalaſt); Leipzig (fortwährende
Aufregung. Große Militärconcentrirung. Verſammlung von Land-
tagsabgeordneten); aus den ſächſtſchen Herzogthümern (auch hier die
Bewegung); Göttingen (Unruhen, Aufregung, Adreſſe); Koblenz
(Tagsbefehl); Berlin (der Prinz von Preußen zum Generalgouverneur
von Rheinland-Weſtfalen ernannt. Polenbegnadigung. Wedecke frei-
geſprochen); Wien (die Aufgaben der niederöſterreichiſchen Stände.
Das neuerwachte politiſche Leben und deſſen Hoffnungen. Unruhen).

Spanien. Außerordentliche Vollmachten der Regierung bewil-
ligt. Proteſtadreſſe. Erklärung von Narvaez.

Großbritannien. Die vertriebene Königsfamilie. Englands
Lage und die Einkommenſteuer.

Frankreich. Vildung einer polniſchen Legion. Die Geldkriſts.

Niederlande. Miniſterielle Erklärung über die Verhältniſſe zu
Belgien und Frankreich.

Schweiz. Beantragte Aufhebung des Kloſters St. Urban in
Luzern.

Central-Amerika. Die Beſetzung von San Juan de Nica-
ragua.

Beilage. Die Nationalvertretung im Bunde. (II.) — Die Ent-
wicklung und Conſolidirung des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats. — Aus
Paris. — Jtalien. (Rom: Die erwartete Conſtitution. Adreſſe des
römiſchen Senats und Gemeinderaths an Se. Heiligkeit). — Perſonal-
nachrichten.

Außerordentl. Beilage. Frankreich. (L. Blancs Rede an das
Arbeiterparlament). — Belgien. Brüſſel (Frankreich erkennt die Unab-
hängigkeit Belgiens an und verſpricht Achtung ſeiner Neutralität. Aus-
weiſung mehrerer Deutſchen). — Jtalien. Fortdauer des Kampfs in
Meſſina. Modena: das Standrecht. Parma. Mailand. Turin: Ein-
drücke der franzöſiſchen Republikverkündigung. Sicilien und Lord
Minto. Herabſetzung der Salzſteuer. Florenz: das Wahlgeſetz) —
Rußland und Polen. (Fallen der polniſchen Pfandbriefe. Wider-
ſprechende Gerüchte.)

Datum der Börſen: Madrid 6; Wien 13; Augsburg 16 März.



Deutſchland.
Bayern.

Graf v. Waldkirch iſt
geſtern Abend von Karlsruhe hier eingetroffen, und hat bereits heute die
Functionen eines k. Miniſterverweſers des k. Hauſes und des Aeußern
angetreten.


Der bayeriſche Miniſterreſident am
badiſchen Hof, Graf v. Waldkirch, iſt geſtern Abend hier eingetroffen
und hat dadurch die Tags vorher verbreitete Nachricht widerlegt daß er
unwohl ſey, und die Stelle als Verweſer des genannten Miniſteriums
deßhalb nicht übernehmen könne. Jhre k. Hoh. die Frau Kronprin-
zeſſin wird erſt künftigen Freitag von Würzburg hier ankommen. Heute
Nachmittag fand die Vereidigung der hieſigen Stadtcompagnie und der
Militärpenſioniſten auf die Verfaſſung in dem k. Cadettencorps ſtatt.
Der Kreis- und Stadtgerichtsdirector v. Barth hält jetzt allſonntäglich
für die im Stadtgericht verwendeten Acceſſiſten und Rechtsprakticanten
Vorleſungen über Oeffentlichleit und Mündlichkeit. Bekanntlich iſt
v. Barth zur Geſetzgebungscommiſſion zugezogen. Das heute erſchie-
[Spaltenumbruch] nene Regierungsblatt enthält unter anderm die allerhöchſte Entſchlie-
ßung, die Einführung der Landwehrordnung in der Pfalz und die Be-
kanntmachung den Vollzug des Geſetzes über das Eiſenbahnanlehen be-
treffend. Jn Bezug auf das Anlehen wird die Arroſirung auf weitere
drei Monate, ſohin bis zum 30 Jun. l. J. verlängert, inſofern die ge-
ſetzliche Darlehensſumme nicht früher aufgebracht werden ſollte.


Seit geſtern liegt im Rathhauſe
eine Adreſſe an Se. Maj. zur Unterſchrift auf, in welcher Männer un-
ſerer Stadt die „durch dringende Pflichten gegen Amt und Familie ge-
hindert ſind in die Reihen der ordentlichen Landwehr ſowie in die der
freiwillig bewehrten Jugend einzutreten, oder bei vorgerücktem Alter
aus dem Heer ausgeſchieden ſind“, um die Erlaubniß bitten ein „Land-
wehr-Freicorps“ bilden zu dürfen. Man ſteht hieraus wie mächtig die
alle Claſſen mit gleicher Gluth durchdringende Vaterlandsliebe hindrängt
zur Theilnahme an der Abwehr der das Vaterland bedrohenden Ge-
fahren, da man auch in jenen Kreiſen der Geſellſchaft die Mühe des
Waffendienſtes zu übernehmen ſich bereit erklärt, denen (wie Beamten,
Profeſſoren, Aerzten, Adeligen, penſionirten Officieren, Rentnern ꝛc.)
ſolches im gewöhnlichen Laufe der Dinge ſo ferne liegt. Es iſt aller
Grund vorhanden eine ſehr große Zahl von Unterſchriften zu erwarten.
Jn einer heute Abend bei Weinwirth Ott ſtattfindenden Verſammlung
hieſiger Bürger und anderer Männer des öffentlichen Vertrauens wird
ein Adreßentwurf an die Stände zur Berathung kommen, in welchem
die Wünſche und Erwartungen ausgeſprochen werden ſollen die man
von der Wirkſamkeit der morgen zuſammentretenden Vertreter des
Landes hegt. Während aber die Eröffnung des Landtags unmittelbar
vor der Thür ſteht, haben wir leider immer noch kein Miniſterium, ein
Uebelſtand der allgemein die gerechteſten Beſorgniſſe hervorruft. Für das
Aeußere iſt nun Graf Waldkirch ernannt (von dem Grafen Armans-
perg war einen Augenblick die Rede). Beisler und Heres ſollen noch
vor der Eröffnung erſetzt werden — wir hoffen durch Männer die ſchon
ſeit längerer Zeit die öffentliche Stimme dafür bezeichnet hat. Geſtern
Abend fürchtete man von Seite vieler Unzufriedenen einen Angriff auf
den Palaſt des Erzbiſchofs, und es wurden deßhalb Vorkehrungen ge-
troffen um dieſe unwürdige Demonſtration zu verhindern. Der Abend
ging jedoch ohne Störung vorüber.


Die zur Begleitung der Deputirten der Pfalz nach
München bezeichneten Bürger von Speyer, Frankenthal, Neuſtadt,
Oggersheim und Lambsheim ſind heute zuſammengetreten und haben
nachſtehende Adreſſe an die pfälziſchen Deputirten angenommen, was
ſie den einzelnen Gemeinden zur Wiſſenſchaft und geeigneten Berück-
ſichtigung mittheilen. Die Gemeinden, welche noch weitere Begleiter
zu wählen gedenken, werden eingeladen ſolches unverzüglich zu thun,
da die Zuſammenkunft aller am Abend des 16 d. Mts. in Augsburg
im Gaſthauſe zur goldenen Traube ſtattfinden ſoll. Ludwigshafen,
den 10 März 1848. Ußlaub. Dr. Walz. Merckle. Reichard. Heintz.
J. W. Behmer. Spatz. Behlen. Heller. Peter Zöller. Schick. J. V.
Reudelhuber. F. König. Ph. Knöckel. Kern. C. Knöckel. F. Kölſch. J.
Löwenthal. Heinrich Moll. — Geehrte Mitbürger, Deputirte der Pfalz!
Treu Jhren Pflichten als Vertreter des Volkes haben Sie in einer
Eingabe vom 4 März von der Krone die Freiheitsrechte zurückgefor-
dert, welche in der Schlaffheit früherer Zeiten untergegangen. Halten
Sie feſt an dieſer Forderung, Sie haben um ſich ein Volk von Brü-
dern, welches, durch ſeine Jnſtitutionen großgezogen in der Liebe zur
Freiheit, bereit iſt Gut und Leben einzuſetzen wenn es den Kampf
gilt um die höchſten Güter, den Kampf für Freiheit und Vaterland.
Kämpfen Sie muthig für ein großes, einiges, freies Deutſchland, auf
daß wir Pfälzer an den Gränzmarken des gemeinſamen deutſchen Va-
terlandes, als nächſte Nachbarn der großen, einigen franzöſiſchen Re-
publik nicht erröthen müſſen ob der Schmach deutſcher Zerriſſenheit
und politiſcher Knechtſchaft. Ein deutſches Parlament wache über die
Freiheitsrechte aller deutſchen Bürger, und berathe unter der Aegide
der ſchwarz-roth-goldnen Fahne über die gemeinſamen Jntereſſen des

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Donnerſtag Nr. 76. 16 März 1848. AUGSBURG. Abonnement hier bei der Zeitungs-Expedition, Preis vierteljährig 3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr. des 24 fl.-Fusses od. 8 Thlr. 4½ Sgr. pr. C.; für auswärts bei der hiesigen k. Ober- postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für Deutschland bei allen Postämtern, ganz- jährig, halbjährig und bei Beginn der 2ten Hälfte jedes Semesters auch viertel- jährig; für Frankreich in Strassburg bei G. A. Alexandre, in Paris bei demsel- ben Nr 23, rue Notre Dame de Nazareth und bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng- land bei Williams & Norgate, 14 Hen- riette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei den Postämtern Bre- men u. Hamburg, für Italien bei den k. k. Postämtern zu Bregenz, Innsbruck, Vero- na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie- chenland u. die Levante etc. bei dem k. k. Postamt in Triest. Inserate aller Art werden aufgenommen und der Raum der dreispal- tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt- blatt mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr. Ueberſicht. Deutſchland. München (Eingaben und Adreſſen. Graf Wald- kirch übernimmt das Portefeuille. Das Arroſirungsanlehen); Speyer (Adreſſe an die pfälziſchen Abgeordneten); Nürnberg (die Geſetzloſigkeiten gegen Juden und Gutsherren); Stuttgart (der Kammer der Abgeord- neten die nahe Auflöſung verkündigt. An die öſterreichiſchen Truppen in Bregenz Gegenbefehl ergangen); Karlsruhe (v. Blittersdorff in Ruheſtand verſetzt. Erklärungen über das Heer und Raſtadt); vom Bodenſee (Aufregung in Stockach, Konſtanz, Offenbach); Heidelberg (die Notabelneinladung nach Frankfurt und die Poſener); Darmſtadt (die beantragte Entfernung Linde’s und des Prinzen Emil geſcheitert. v. Gagern über die Stellung zu Frankreich. v. Gagerns Mahnung an die Odenwälder); Mainz (Centralcomité); Frankfurt (die ſchwarz-roth- goldene Reichsfahne auf dem Bundespalaſt); Leipzig (fortwährende Aufregung. Große Militärconcentrirung. Verſammlung von Land- tagsabgeordneten); aus den ſächſtſchen Herzogthümern (auch hier die Bewegung); Göttingen (Unruhen, Aufregung, Adreſſe); Koblenz (Tagsbefehl); Berlin (der Prinz von Preußen zum Generalgouverneur von Rheinland-Weſtfalen ernannt. Polenbegnadigung. Wedecke frei- geſprochen); Wien (die Aufgaben der niederöſterreichiſchen Stände. Das neuerwachte politiſche Leben und deſſen Hoffnungen. Unruhen). Spanien. Außerordentliche Vollmachten der Regierung bewil- ligt. Proteſtadreſſe. Erklärung von Narvaez. Großbritannien. Die vertriebene Königsfamilie. Englands Lage und die Einkommenſteuer. Frankreich. Vildung einer polniſchen Legion. Die Geldkriſts. Niederlande. Miniſterielle Erklärung über die Verhältniſſe zu Belgien und Frankreich. Schweiz. Beantragte Aufhebung des Kloſters St. Urban in Luzern. Central-Amerika. Die Beſetzung von San Juan de Nica- ragua. Beilage. Die Nationalvertretung im Bunde. (II.) — Die Ent- wicklung und Conſolidirung des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats. — Aus Paris. — Jtalien. (Rom: Die erwartete Conſtitution. Adreſſe des römiſchen Senats und Gemeinderaths an Se. Heiligkeit). — Perſonal- nachrichten. Außerordentl. Beilage. Frankreich. (L. Blancs Rede an das Arbeiterparlament). — Belgien. Brüſſel (Frankreich erkennt die Unab- hängigkeit Belgiens an und verſpricht Achtung ſeiner Neutralität. Aus- weiſung mehrerer Deutſchen). — Jtalien. Fortdauer des Kampfs in Meſſina. Modena: das Standrecht. Parma. Mailand. Turin: Ein- drücke der franzöſiſchen Republikverkündigung. Sicilien und Lord Minto. Herabſetzung der Salzſteuer. Florenz: das Wahlgeſetz) — Rußland und Polen. (Fallen der polniſchen Pfandbriefe. Wider- ſprechende Gerüchte.) Datum der Börſen: Madrid 6; Wien 13; Augsburg 16 März. Deutſchland. Bayern. †† München, 15 März. Graf v. Waldkirch iſt geſtern Abend von Karlsruhe hier eingetroffen, und hat bereits heute die Functionen eines k. Miniſterverweſers des k. Hauſes und des Aeußern angetreten. * München, 15 März. Der bayeriſche Miniſterreſident am badiſchen Hof, Graf v. Waldkirch, iſt geſtern Abend hier eingetroffen und hat dadurch die Tags vorher verbreitete Nachricht widerlegt daß er unwohl ſey, und die Stelle als Verweſer des genannten Miniſteriums deßhalb nicht übernehmen könne. Jhre k. Hoh. die Frau Kronprin- zeſſin wird erſt künftigen Freitag von Würzburg hier ankommen. Heute Nachmittag fand die Vereidigung der hieſigen Stadtcompagnie und der Militärpenſioniſten auf die Verfaſſung in dem k. Cadettencorps ſtatt. Der Kreis- und Stadtgerichtsdirector v. Barth hält jetzt allſonntäglich für die im Stadtgericht verwendeten Acceſſiſten und Rechtsprakticanten Vorleſungen über Oeffentlichleit und Mündlichkeit. Bekanntlich iſt v. Barth zur Geſetzgebungscommiſſion zugezogen. Das heute erſchie- nene Regierungsblatt enthält unter anderm die allerhöchſte Entſchlie- ßung, die Einführung der Landwehrordnung in der Pfalz und die Be- kanntmachung den Vollzug des Geſetzes über das Eiſenbahnanlehen be- treffend. Jn Bezug auf das Anlehen wird die Arroſirung auf weitere drei Monate, ſohin bis zum 30 Jun. l. J. verlängert, inſofern die ge- ſetzliche Darlehensſumme nicht früher aufgebracht werden ſollte. ## München, 15 März. Seit geſtern liegt im Rathhauſe eine Adreſſe an Se. Maj. zur Unterſchrift auf, in welcher Männer un- ſerer Stadt die „durch dringende Pflichten gegen Amt und Familie ge- hindert ſind in die Reihen der ordentlichen Landwehr ſowie in die der freiwillig bewehrten Jugend einzutreten, oder bei vorgerücktem Alter aus dem Heer ausgeſchieden ſind“, um die Erlaubniß bitten ein „Land- wehr-Freicorps“ bilden zu dürfen. Man ſteht hieraus wie mächtig die alle Claſſen mit gleicher Gluth durchdringende Vaterlandsliebe hindrängt zur Theilnahme an der Abwehr der das Vaterland bedrohenden Ge- fahren, da man auch in jenen Kreiſen der Geſellſchaft die Mühe des Waffendienſtes zu übernehmen ſich bereit erklärt, denen (wie Beamten, Profeſſoren, Aerzten, Adeligen, penſionirten Officieren, Rentnern ꝛc.) ſolches im gewöhnlichen Laufe der Dinge ſo ferne liegt. Es iſt aller Grund vorhanden eine ſehr große Zahl von Unterſchriften zu erwarten. Jn einer heute Abend bei Weinwirth Ott ſtattfindenden Verſammlung hieſiger Bürger und anderer Männer des öffentlichen Vertrauens wird ein Adreßentwurf an die Stände zur Berathung kommen, in welchem die Wünſche und Erwartungen ausgeſprochen werden ſollen die man von der Wirkſamkeit der morgen zuſammentretenden Vertreter des Landes hegt. Während aber die Eröffnung des Landtags unmittelbar vor der Thür ſteht, haben wir leider immer noch kein Miniſterium, ein Uebelſtand der allgemein die gerechteſten Beſorgniſſe hervorruft. Für das Aeußere iſt nun Graf Waldkirch ernannt (von dem Grafen Armans- perg war einen Augenblick die Rede). Beisler und Heres ſollen noch vor der Eröffnung erſetzt werden — wir hoffen durch Männer die ſchon ſeit längerer Zeit die öffentliche Stimme dafür bezeichnet hat. Geſtern Abend fürchtete man von Seite vieler Unzufriedenen einen Angriff auf den Palaſt des Erzbiſchofs, und es wurden deßhalb Vorkehrungen ge- troffen um dieſe unwürdige Demonſtration zu verhindern. Der Abend ging jedoch ohne Störung vorüber. Speyer. Die zur Begleitung der Deputirten der Pfalz nach München bezeichneten Bürger von Speyer, Frankenthal, Neuſtadt, Oggersheim und Lambsheim ſind heute zuſammengetreten und haben nachſtehende Adreſſe an die pfälziſchen Deputirten angenommen, was ſie den einzelnen Gemeinden zur Wiſſenſchaft und geeigneten Berück- ſichtigung mittheilen. Die Gemeinden, welche noch weitere Begleiter zu wählen gedenken, werden eingeladen ſolches unverzüglich zu thun, da die Zuſammenkunft aller am Abend des 16 d. Mts. in Augsburg im Gaſthauſe zur goldenen Traube ſtattfinden ſoll. Ludwigshafen, den 10 März 1848. Ußlaub. Dr. Walz. Merckle. Reichard. Heintz. J. W. Behmer. Spatz. Behlen. Heller. Peter Zöller. Schick. J. V. Reudelhuber. F. König. Ph. Knöckel. Kern. C. Knöckel. F. Kölſch. J. Löwenthal. Heinrich Moll. — Geehrte Mitbürger, Deputirte der Pfalz! Treu Jhren Pflichten als Vertreter des Volkes haben Sie in einer Eingabe vom 4 März von der Krone die Freiheitsrechte zurückgefor- dert, welche in der Schlaffheit früherer Zeiten untergegangen. Halten Sie feſt an dieſer Forderung, Sie haben um ſich ein Volk von Brü- dern, welches, durch ſeine Jnſtitutionen großgezogen in der Liebe zur Freiheit, bereit iſt Gut und Leben einzuſetzen wenn es den Kampf gilt um die höchſten Güter, den Kampf für Freiheit und Vaterland. Kämpfen Sie muthig für ein großes, einiges, freies Deutſchland, auf daß wir Pfälzer an den Gränzmarken des gemeinſamen deutſchen Va- terlandes, als nächſte Nachbarn der großen, einigen franzöſiſchen Re- publik nicht erröthen müſſen ob der Schmach deutſcher Zerriſſenheit und politiſcher Knechtſchaft. Ein deutſches Parlament wache über die Freiheitsrechte aller deutſchen Bürger, und berathe unter der Aegide der ſchwarz-roth-goldnen Fahne über die gemeinſamen Jntereſſen des

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine76_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.