Allgemeine Zeitung, Nr. 78, 18. März 1848.[Spaltenumbruch]
diplomatischen Angelegenheiten zu verfahren gedenkt, erwähnen wir daß Die Bewegungen in Deutschland theilen jetzt mit der französischen Die Times bemerkt über den in Paris versammelten Arbeiter- Sir Stratford Cannings Rückreise auf seinen Gesandtenpoften in Frankreich. Paris, 14 März. Die Entstehung zahlloser Clubs scheint im Augenblick das einzige Italien. Wir haben einen Stoß italienischer Zeitungen und Briefe vor uns Handels- und Börsennachrichten. Madrid, 8 März. 3proc. 233/4 G., 241/2 auf 50 T. (n. b. B. 23 7/8 London, 13 März. Consols 801/2. Paris, 14 März. 3proc. 48, 4proc. 65, 5proc. 72, Bankactien 1490, * Augsburg, 18 März. Die Preise auf gestriger Schranne sind wie- Frankfurt a. M., 15 März. Oesterr. 5proc Metall. 70, preuß. * Wien, 14 März. Gestern und heute sind keine Börsengeschäfte gemacht Verantwortliche Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart. [Spaltenumbruch]
diplomatiſchen Angelegenheiten zu verfahren gedenkt, erwähnen wir daß Die Bewegungen in Deutſchland theilen jetzt mit der franzöſiſchen Die Times bemerkt über den in Paris verſammelten Arbeiter- Sir Stratford Cannings Rückreiſe auf ſeinen Geſandtenpoften in Frankreich. Paris, 14 März. Die Entſtehung zahlloſer Clubs ſcheint im Augenblick das einzige Italien. Wir haben einen Stoß italieniſcher Zeitungen und Briefe vor uns Handels- und Börſennachrichten. Madrid, 8 März. 3proc. 23¾ G., 24½ auf 50 T. (n. b. B. 23⅞ London, 13 März. Conſols 80½. Paris, 14 März. 3proc. 48, 4proc. 65, 5proc. 72, Bankactien 1490, * Augsburg, 18 März. Die Preiſe auf geſtriger Schranne ſind wie- Frankfurt a. M., 15 März. Oeſterr. 5proc Metall. 70, preuß. * Wien, 14 März. Geſtern und heute ſind keine Börſengeſchäfte gemacht Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="1240"/><cb/> diplomatiſchen Angelegenheiten zu verfahren gedenkt, erwähnen wir daß<lb/> Hr. Cottu den Poſten in London für 400 Pſ. St. jährlich übernommen<lb/> hat, während bisher die franzöfiſche Geſandſchaft in London jährlich<lb/> 14,000 bis 15,000 Pf. St. koſtete.“ (Die franzöfiſche Regierung gibt<lb/> in dieſem Punkt den deutſchen Staaten ein nachahmungswürdiges Bei-<lb/> ſpiel, deren Geſandten im Ausland, nur in zu vielen Fällen bloße Hof-<lb/> figuranten, unendlich mehr koſten als ihre Dienſte werth find. Mit<lb/> dem deutſchen Parlament kommen hoffentlich auch <hi rendition="#g">gemeinſame</hi> und<lb/><hi rendition="#g">vereinfachte</hi> Vertretungen Deutſchlands bei den auswärtigen Staaten.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"><lb/> <p>Die Bewegungen in Deutſchland theilen jetzt mit der franzöſiſchen<lb/> Revolution die Aufmerkſamkeit der engliſchen Preſſe. Sie erkennt in<lb/> denſelben eben nur die endlich erfolgreiche Einforderung wohlzuſtän-<lb/> diger, blutbeſiegelter und allzu lange vorenthaltener Volksrechte. Die<lb/> Einigung der deutſchen Einzelſtaaten in einem deutſchen Parlament be-<lb/> trachtet die <hi rendition="#g">Times</hi> als unerläßlich; als ebenſo unerläßlich aber, wenn<lb/> dieſes Parlament etwas nützen ſolle, eine demſelben gegenüberſtehende<lb/><hi rendition="#g">concentrirte Vollziehungsgewalt</hi>, mit andern Worten: ein<lb/> Oberhaupt des deutſchen Bundes. 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Zwar glauben wir<lb/> nicht daß die proviſoriſche Regierung, welche ſo wohlmeinende Abſichten<lb/> kundgethan, die utopiſchen Theorien, welche jetzt vom Saale der Er-<lb/> Pairie leiblichen Beſitz genommen haben, theile oder theilen könne. Aber<lb/> wenn eine Meinungsverſchiedenheit über dieſe Fragen hervortritt, welche<lb/> nicht ausbleiben kann, ſo iſt dieß der Anfang einer furchtbaren Spal-<lb/> tung. Hoffentlich kann aber durch die Kraft der proviſoriſchen Regie-<lb/> rung die öffentliche Ruhe ſolange gewahrt werden bis die Nationalver-<lb/> ſammlung zuſammengetreten iſt; dann mag man dieſe großen politi-<lb/> ſchen und ſocialen Fragen ausfechten in den unblutigen, wenn auch hef-<lb/> tigen, Kämpfen einer conſtitutionellen Arena.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"><lb/> <p>Sir Stratford Cannings Rückreiſe auf ſeinen Geſandtenpoften in<lb/> Konſtantinopel hat ſich um einige Wochen verzögert. Er wird nun am<lb/> 15 oder 16 d. 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Es gibt jetzt einen <hi rendition="#g">Moniteur of-<lb/> ficiel des Clubs</hi>, welcher deren nicht weniger als 14 in Paris auf-<lb/> zählt (<hi rendition="#aq">la Société républicaine centrale, la Société patriotique de<lb/> l’Atelier, la Société des droits de l’Homme, la Fraternité, les<lb/> lcariens, Club de la Sorbonne, Club du progrès démocratique,<lb/> Club des Prévoyans, Société des droits et des devoirs de<lb/> l’Homme, Société de la rue Popincourt, Société démocratique<lb/> du troisième arrondissement, Société du cinquième arrondisse-<lb/> ment, Club des Jansenistes, Club des Latour-Ibariens</hi>), und das<lb/> Journal <hi rendition="#g">Charivari</hi>, das dieſem Treiben nicht ganz hold zu ſeyn<lb/> ſcheint, glaubt daß dieſe Liſte noch nicht vollzählig ſey. Bis jetzt, ſagt<lb/> es, herrſche das ſüdfranzöſiſche Element in den Clubs vor, in der Regel<lb/> nebme ein Redner oder General aus Marſeille oder Bordeaur, ein Gi-<lb/> rondiſt mit der Brille die Tribüne ein und declamire oder klatſche ins<lb/> Blaue, wie der Bürger Girardin der jeden Tag ausrufe: „Eine Jdee,<lb/> eine Idee! Kauft eine Jdee!“ Jndeß werden unter dieſem Einfluß die<lb/> Wahlen ſtattfinden. Die Wahlen der Nationalgarden ſind jetzt auf<lb/> den 18 d. M. feſtgeſetzt, und alle Bürger bei Pflichten aufgefordert dar-<lb/> an theilzunehmen. Die meiſten Legionen in Paris werden ihre Zahl<lb/> verdoppeln, einige verdreifachen gegen den Stand vor der Februarrevo-<lb/> lution. Schon hat die Regierung auch eine Vollziehungsinſtruction<lb/> (vom 12 März) erlaſſen über die Wahlen zur Nationalverſammlung in<lb/> Algerien, ſelbſt das active Militär iſt zur Abſtimmung berechtigt. 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Endlich iſt das <hi rendition="#g">ſiciliſche Parlamentauf den<lb/> 25 März nach Palermo einberufen:</hi> „um die Verfafſung von 1812<lb/> den jetzigen Zeitumſtänden anzupaffen, und für alle Erforderniſſe Sici-<lb/> liens vorzuſehen, wobei die Abhängigkeit der Reiche dieſſeits und jenſeits<lb/> der Meerenge von einem einzigen König behufs der Ganzheit der Mon-<lb/> archie in Kraft zu beſtehen hat.“ Ueber die Modalität der Wahlen ſind<lb/> ausführliche Beſtimmungen beigefügt. Die Beſchießung der Stadt<lb/> Meſſina dauerte fort, und Truppenverſtärkungen waren dahin abge-<lb/> gangen. — Die <hi rendition="#g">Gazzetta di Roma</hi> vom 10 März verkündigt<lb/> die Bildung eines neuen Miniſteriums für den Kirchenſtaat. In Folge<lb/> des freiwilligen Rücktrittes der bisherigen Miniſter find ernannt: Car-<lb/> dinal <hi rendition="#g">Antonelli</hi>, Conſeilspräfident und Miniſter des Auswärtigen;<lb/> Hr. 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Die Vorbereitungen zu den parlamentariſchen Wahlen<lb/> ſollten in der Stadt Turin am 11 oder 12 März beginnen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Handels- und Börſennachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid</hi>, 8 März.</dateline><lb/> <p>3proc. 23¾ G., 24½ auf 50 T. (n. b. B. 23⅞<lb/> P.), 5proc. 14 P. (n. b. B. 13¾ P.), unverz. Schuld 5⅛ P., Coup. 10<lb/> P. Wechſelcurſe: Paris 5.6 G., 5.7 P.; London 47.50 P.; Marſeille 5.9<lb/> G., 5.8 P.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London</hi>, 13 März.</dateline><lb/> <p>Conſols 80½.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris</hi>, 14 März.</dateline><lb/> <p>3proc. 48, 4proc. 65, 5proc. 72, Bankactien 1490,<lb/> belg. 5proc. 69, neap. 5proc. 72.50, röm. 67, Verſ. 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diplomatiſchen Angelegenheiten zu verfahren gedenkt, erwähnen wir daß
Hr. Cottu den Poſten in London für 400 Pſ. St. jährlich übernommen
hat, während bisher die franzöfiſche Geſandſchaft in London jährlich
14,000 bis 15,000 Pf. St. koſtete.“ (Die franzöfiſche Regierung gibt
in dieſem Punkt den deutſchen Staaten ein nachahmungswürdiges Bei-
ſpiel, deren Geſandten im Ausland, nur in zu vielen Fällen bloße Hof-
figuranten, unendlich mehr koſten als ihre Dienſte werth find. Mit
dem deutſchen Parlament kommen hoffentlich auch gemeinſame und
vereinfachte Vertretungen Deutſchlands bei den auswärtigen Staaten.)
Die Bewegungen in Deutſchland theilen jetzt mit der franzöſiſchen
Revolution die Aufmerkſamkeit der engliſchen Preſſe. Sie erkennt in
denſelben eben nur die endlich erfolgreiche Einforderung wohlzuſtän-
diger, blutbeſiegelter und allzu lange vorenthaltener Volksrechte. Die
Einigung der deutſchen Einzelſtaaten in einem deutſchen Parlament be-
trachtet die Times als unerläßlich; als ebenſo unerläßlich aber, wenn
dieſes Parlament etwas nützen ſolle, eine demſelben gegenüberſtehende
concentrirte Vollziehungsgewalt, mit andern Worten: ein
Oberhaupt des deutſchen Bundes. Die Schwierigkeiten der Aufſtellung
eines ſolchen Oberhauptes werden aber von der Times wohl erkannt.
Die Times bemerkt über den in Paris verſammelten Arbeiter-
congreß und das Verhältniß der proviſoriſchen Regierung zu demſelben:
„Eine Wahrheit ſteht feſt und unwandelbar, nämlich dieſe daß die In-
tereſſen von Capital und Arbeit unzertrennlich ſind, und daß, wenn man
Maßregeln faßt die das Induſtriecapital des Landes erſchüttern, das
Schickſal der arbeitenden Claſſen ein über alle Vorſtellung furchtbares
werden muß. Wenn die Vernunft die Franzoſen nicht witzigt, ſo wer-
den ſie durch die grauſamſte Erfahrung einſehen lernen daß die Freiheit
der Induſtrie die Baſis der Staatswirthſchaft iſt. Zwar glauben wir
nicht daß die proviſoriſche Regierung, welche ſo wohlmeinende Abſichten
kundgethan, die utopiſchen Theorien, welche jetzt vom Saale der Er-
Pairie leiblichen Beſitz genommen haben, theile oder theilen könne. Aber
wenn eine Meinungsverſchiedenheit über dieſe Fragen hervortritt, welche
nicht ausbleiben kann, ſo iſt dieß der Anfang einer furchtbaren Spal-
tung. Hoffentlich kann aber durch die Kraft der proviſoriſchen Regie-
rung die öffentliche Ruhe ſolange gewahrt werden bis die Nationalver-
ſammlung zuſammengetreten iſt; dann mag man dieſe großen politi-
ſchen und ſocialen Fragen ausfechten in den unblutigen, wenn auch hef-
tigen, Kämpfen einer conſtitutionellen Arena.“
Sir Stratford Cannings Rückreiſe auf ſeinen Geſandtenpoften in
Konſtantinopel hat ſich um einige Wochen verzögert. Er wird nun am
15 oder 16 d. M. abreiſen und ſeinen Weg über Wien nehmen.
Frankreich.
Paris, 14 März.
Die Entſtehung zahlloſer Clubs ſcheint im Augenblick das einzige
gefährliche Element zu ſeyn für die Sache der Republik. Wenn nicht
der geſunde Sinn des Volkes ſelbſt dieſem Uebel ſteuert, ſo muß es un-
ausbleiblich Reactionsbewegungen hervorrufen, denn eine Clubherrſchaft
erträgt kein Land auf die Dauer. Es gibt jetzt einen Moniteur of-
ficiel des Clubs, welcher deren nicht weniger als 14 in Paris auf-
zählt (la Société républicaine centrale, la Société patriotique de
l’Atelier, la Société des droits de l’Homme, la Fraternité, les
lcariens, Club de la Sorbonne, Club du progrès démocratique,
Club des Prévoyans, Société des droits et des devoirs de
l’Homme, Société de la rue Popincourt, Société démocratique
du troisième arrondissement, Société du cinquième arrondisse-
ment, Club des Jansenistes, Club des Latour-Ibariens), und das
Journal Charivari, das dieſem Treiben nicht ganz hold zu ſeyn
ſcheint, glaubt daß dieſe Liſte noch nicht vollzählig ſey. Bis jetzt, ſagt
es, herrſche das ſüdfranzöſiſche Element in den Clubs vor, in der Regel
nebme ein Redner oder General aus Marſeille oder Bordeaur, ein Gi-
rondiſt mit der Brille die Tribüne ein und declamire oder klatſche ins
Blaue, wie der Bürger Girardin der jeden Tag ausrufe: „Eine Jdee,
eine Idee! Kauft eine Jdee!“ Jndeß werden unter dieſem Einfluß die
Wahlen ſtattfinden. Die Wahlen der Nationalgarden ſind jetzt auf
den 18 d. M. feſtgeſetzt, und alle Bürger bei Pflichten aufgefordert dar-
an theilzunehmen. Die meiſten Legionen in Paris werden ihre Zahl
verdoppeln, einige verdreifachen gegen den Stand vor der Februarrevo-
lution. Schon hat die Regierung auch eine Vollziehungsinſtruction
(vom 12 März) erlaſſen über die Wahlen zur Nationalverſammlung in
Algerien, ſelbſt das active Militär iſt zur Abſtimmung berechtigt. Die
Emancipationsfrage ſcheint die Regierung ſtark in Anſpruch zu nehmen,
und vielleicht wird ſie auch damit gedrängt; ſie erklärt nun im Moni-
teur daß die Commiſſion ihre Arbeit eifrigſt betreibe, daß es aber
nicht möglich ſey die Freiheit auf den Colonien ſchon vor der jetzigen
Ernte zu organiſtren. Von Seiten des Auslands find wieder zwei An-
näherungsſchritte erfolgt: der heſſen-darmſtädtiſche Miniſter, Frhr. v.
Drachenfels, und der badiſche, v. Schweizer, haben die Anzeige ge-
macht daß ſie ermächtigt find ihre Verrichtungen bei der Regierung der
Republik fortzuſetzen.
Italien.
Wir haben einen Stoß italieniſcher Zeitungen und Briefe vor uns
liegen, die des Wichtigen mancherlei enthalten. Die neapolitaniſchen
Blätter gehen bis zum 7 März. Das neue Miniſterium für das König-
reich Sicilien dieſſeits des Pharus iſt gebildet, und zwar aus folgenden
Mitgliedern: Herzog v. Serracapriola, Conſeilspräſident; Baron C.
Bonanni, Miniſter der kirchlichen Angelegenheiten; Fürſt Dentice,
Finanzminiſter; Fürſt v. Torella, für Ackerbau und Handel; Fürſt
Cariati, für die auswärtigen Angelegenheiten; Oberſt Uberti, für
Kriegsweſen und Marine; Don Giacomo Savareſe, für die öffentlichen
Arbeiten; Hr. S. P. Bozzelli, Miniſter des Innern; Hr. Poerio,
des öffentlichen Unterrichts; Don A. Saliceti, der Gnade und Juſtiz.
Ferner: der Commendatore Don Gaetano Scovazzo iſt zum Miniſter-
Staatsſecretär für die ſiciliſchen Angelegenheiten ernannt, hat aber in der
Nähe des Königs zu wohnen, es ſey daß dieſer in Neapel oder in Palermo
reſidire. Durch ein zweites Decret vom 6 März iſt der Contre-Admiral
Don Ruggiero Settimo Fürſt v. Fitalia zum General-Statthalter
(Luogotenente Generale) von Sicilien ernannt. Ihm beigegeben ſind:
als Miniſter der Gnade, der Juſtiz und des Cultus, Don Pasquale
Saloi; als Miniſter des Innern, Fürſt v. Scordia; als Finanzminiſter,
Don Vinc. Sardella. Endlich iſt das ſiciliſche Parlamentauf den
25 März nach Palermo einberufen: „um die Verfafſung von 1812
den jetzigen Zeitumſtänden anzupaffen, und für alle Erforderniſſe Sici-
liens vorzuſehen, wobei die Abhängigkeit der Reiche dieſſeits und jenſeits
der Meerenge von einem einzigen König behufs der Ganzheit der Mon-
archie in Kraft zu beſtehen hat.“ Ueber die Modalität der Wahlen ſind
ausführliche Beſtimmungen beigefügt. Die Beſchießung der Stadt
Meſſina dauerte fort, und Truppenverſtärkungen waren dahin abge-
gangen. — Die Gazzetta di Roma vom 10 März verkündigt
die Bildung eines neuen Miniſteriums für den Kirchenſtaat. In Folge
des freiwilligen Rücktrittes der bisherigen Miniſter find ernannt: Car-
dinal Antonelli, Conſeilspräfident und Miniſter des Auswärtigen;
Hr. Gaetano Recchi, Miniſter des Innern; der Advocat Francesco
Sturbinetti, Miniſter der Gnade und Juſtiz (Cardinal Roberti, der
bisherige Inhaber dieſes Amtes, bleibt oberſter Uditore); Monſignor
Carlo Morichini, Erzbiſchof von Niſibi, Finanzminiſter; Hr. Marco
Minghetti, Miniſter der öffentlichen Arbeiten; Fürſt Aldobrandini,
Kriegsminiſter; Advocat Gtuſeppe Galletti, Polizeiminiſter. Der
biſherige Unterrichts- und der Handelsminiſter, Cardinal Mezzofanti
und Graf Paſolini, bleiben auf ihren Poſten. — Die Florentiner
Staatszeitung vom 11 und 13 März enthält eine neue Provincial-
eintheilung des Großherzogthums, proviſoriſche Beſtimmungen für die
Freiwilligencorps der Guardia Civica u. ſ. w. — Die Gazzetta Pie-
monteſe enthält ein vom 7 März datirtes königl. Breve mit den nähe-
ren Beſtimmungen über die im Februar verheißene Ermäßigung des
Salzpreiſes. Die Vorbereitungen zu den parlamentariſchen Wahlen
ſollten in der Stadt Turin am 11 oder 12 März beginnen.
Handels- und Börſennachrichten.
Madrid, 8 März.
3proc. 23¾ G., 24½ auf 50 T. (n. b. B. 23⅞
P.), 5proc. 14 P. (n. b. B. 13¾ P.), unverz. Schuld 5⅛ P., Coup. 10
P. Wechſelcurſe: Paris 5.6 G., 5.7 P.; London 47.50 P.; Marſeille 5.9
G., 5.8 P.
London, 13 März.
Conſols 80½.
Paris, 14 März.
3proc. 48, 4proc. 65, 5proc. 72, Bankactien 1490,
belg. 5proc. 69, neap. 5proc. 72.50, röm. 67, Verſ. G.-B. rechte 110, linke
120, Paris-Orleans 725, Rouen 400, Lyon 286 25, Straßburg 337.50,
Nordbahn 337.50, Rouen-Havre 200, Marſ-Avignon 250, Straßb-Baſel 90,
Orl.-Vierzon 300, Bordeaur 397.50, Tours-Nantes 327.50.
* Augsburg, 18 März.
Die Preiſe auf geſtriger Schranne ſind wie-
der gefallen. Die Mittelpreiſe ſtellen ſich jetzt alſo: Weizen fl. 19.5, Kern
fl. 19.11, Roggen fl. 12.25, Gerſte fl. 10.30., Haber fl. 5.5.
Frankfurt a. M., 15 März.
Oeſterr. 5proc Metall. 70, preuß.
50Thlr.-Prämienſcheine 88 P., Staatsſchuldſcheine 83½ P., württ, 3½ proc.
75, 4½proc. 93½, bad. 3½proc. 73¾, 35 fl.-Looſe 26¾, darmſt. 3½proc.
75, 4proc. 86, Lotto-Anleh. v. 50 fl. 59, kurheff. 40Thlr.-Looſe 23, naſſ.
3½proc. 77, Frankf. 3½proc. 92¼, 84½, holl. 2½proc. 38¼, poln. 300fl.-
Looſe 86, ſard. 36Fr.-Looſe 26 P., Disconto 4 P.
* Wien, 14 März.
Geſtern und heute ſind keine Börſengeſchäfte gemacht
worden. Die Wechſel die nicht bezahlt werden konnten, da man auch zur Bank
keinen Zutritt hatte, ſind aber weder proteſtirt noch präjudicirt. Die Kauf-
mannsläden blieben geſtern Nachmittag und heute geſchloſſen.
Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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