Allgemeine Zeitung, Nr. 79, 19. März 1848.[Spaltenumbruch]
glieder für ihre Amtshandlungen; 6) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit Schleswig-Holstein. Schleswig-Holstein, 12 März. Durch die neuesten welt- Schleswig-Holstein, 13 März. Der König-Herzog hat Aus Paris. = Paris, 12 März. Das erste Fest der Republik, ein Ball [Spaltenumbruch]
glieder für ihre Amtshandlungen; 6) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit Schleswig-Holſtein. ⊕ Schleswig-Holſtein, 12 März. Durch die neueſten welt- Schleswig-Holſtein, 13 März. Der König-Herzog hat Aus Paris. = Paris, 12 März. Das erſte Feſt der Republik, ein Ball <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0013" n="1261"/><cb/> glieder für ihre Amtshandlungen; 6) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit<lb/> mit Schwurgericht; 7) ſtaatsbürgerliche Gleichſtellung ohne Unterſchied<lb/> der Confeſſion. Die Deputation wurde zwar freundlich empfangen und<lb/> ebenſo entlaſſen, aber der ihr ſchriftlich ertheilte Beſcheid war in ſo allge-<lb/> meinen Ausdrücken abgefaßt und ſo ausweichend daß derſelbe allgemei-<lb/> nen Mißmuth und Unzufriedenheit erregte, welche ſich dermaßen ſtei-<lb/> gerten daß man große Beſorgniß hegen mußte. Doch es ſtellte ſich<lb/> die Sache günſtig, und durch Decret vom heutigen Tage bewilligt die<lb/> Fürſtin die erſten vier Forderungen und verſpricht die drei übrigen<lb/> mit den Ständen zu berathen. (<hi rendition="#g">Köln. Ztg.</hi>)</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Schleswig-Holſtein.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>⊕ <hi rendition="#b">Schleswig-Holſtein,</hi> 12 März.</dateline><lb/> <p>Durch die neueſten welt-<lb/> geſchichtlichen Ereigniſſe iſt der Entwicklungsgang der Schleswig-Hol-<lb/> ſteiniſchen Sache in eine neue Phaſe eingetreten. Das Bewußtſeyn<lb/> daß wir ſelber vermögen unſere Sache durch eigene Kraft und Be-<lb/> harrlichkeit in kurzer Zeit zum Ziele zu bringen, iſt allgemein hervor-<lb/> getreten, und drängt alle vaterländiſch geſinnten Männer zum raſchen<lb/> und entſchiedenen Handeln. Die Räthe des Königs, unſers Herzogs,<lb/> welche das Verfaſſungswerk leiten ſollen, haben dagegen das Vertrauen<lb/> zu ſich ſelber und zu ihrer Wirkſamkeit verloren, und die Gehülfen<lb/> welche bisher zu den Gewaltmaßregeln des Grafen Carl Moltcke ihre Zu-<lb/> ſtimmung gegeben haben ziehen ſich zurück und treten ſogar zu einer<lb/> beſcheidenen Oppoſition über. Der Kammerherr Scheel ſieht ein daß<lb/> ſeine Zeit vorüber, und iſt in Verzweiflung. Die ritterſchaftliche De-<lb/> putation aus den Herzogthümern, aus dem Kloſterpropſten Grafen<lb/> Reventlow von Preetz und dem Grafen Hahn von Neuhaus beſtehend,<lb/> hat bei dem König-Herzog die vorzüglichſte Aufnahme gefunden, ja<lb/> ſelbſt das Verlangen unſer Recht anerkannt zu ſehen iſt nicht unmit-<lb/> telbar abgelehnt worden. Däniſcherſeits find die Volksführer in<lb/> großer Beſorgniß daß der König ſich der Schleswig-Holſteiniſchen<lb/> Volksſache zuwenden und der hieſigen Bewegung nachgeben werde.<lb/> Sie ſuchen jetzt eine allgemeine Volkserhebung in Dänemark zu be-<lb/> wirken um Schleswig zu erobern. Der Etatsrath Hvidt ladet zu öf-<lb/> fentlichen Verſammlungen ein, in denen die Aufforderung zur Wirk-<lb/> ſamkeit des Volkes um die conſtitutionelle Verbindung Schleswigs<lb/> mit Dänemark zu Stande zu bringen motivirt werden ſoll. Jn den<lb/> Herzogthümern wird das geſammte Volk dieſe däniſche Unverſchämtheit<lb/> gebührend zu würdigen und derſelben in Rath und That zu begegnen<lb/> wiſſen. Das Programm des Schleswig-Holſteiniſchen Volkes wird in<lb/> dieſen Tagen von allen Theilen des Landes aus unſerm Herzog über-<lb/> reicht werden. Wir verlangen daß unſer mißkanntes, unterdrücktes<lb/> Landesrecht wieder Thatſache werde, daß der Staat Schleswig-Holſtein<lb/> in ſeiner Scheidung und Trennung vom Königreich anerkannt, daß<lb/> dieſem Staat die conſtitutionellen Rechte wieder eingeräumt, daß mit<lb/> ſeinen Vertretern die Verhandlung über eine ehrliche, freie Union mit<lb/> Dänemark vom König-Herzog eingeleitet werde. Daraus folgen alle<lb/> einzelnen Forderungen, deren Gewährung für unſer deutſches Bewußt-<lb/> ſeyn und die Abwehr däniſcher Uebergriffe nothwendig iſt. Um das<lb/> Schleswig – Holſteiniſch – Deutſche Banner ſchaart ſich die ganze Be-<lb/> völkerung, und wie die Gerechtigkeit unſerer Sache Volksüberzeugung<lb/> iſt, ſo kann ihr auch der Sieg nicht entſtehen. Die Stunde der Ent-<lb/> ſcheidung nahet, ſie wird uns nicht ſchwach und kleinmüthig finden.<lb/> Unſer Schleswig-Holſteiniſcher Rechnenmeiſter Tiedemann auf Johannis-<lb/> berg iſt am 10 d. M. im vierzehnten ländlichen Wahldiſtrict mit 147<lb/> unter 149 abgegebenen Stimmen bei der durch die Willkür des dä-<lb/> niſchen Cabinets nöthig gewordenen Ergänzungswahl wieder zum Ab-<lb/> geordneten gewählt. Zum Stellvertreter iſt ebenfalls, wie früher, der<lb/> Ziegeler Tams in Haddebye erkoren worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline> <hi rendition="#b">Schleswig-Holſtein,</hi> 13 März.</dateline><lb/> <p>Der König-Herzog hat<lb/> dem immer dringender gewordenen Verlangen der ultradäniſchen Partei<lb/> kriegeriſche Rüſtungen zu veranſtalten nachgegeben; nicht bloß daß<lb/> die Citadelle bei Kopenhagen die nöthige Vertheidigungsarmirung er-<lb/> hält, auch die Feſtung des deutſchen Bundeslandes Holſtein, Rends-<lb/> burg, erhält ſolche, an Verſtärkung der Befeſtigungswerke beider wird<lb/> ſchon gearbeitet und die Kriegsreſerve wird organiſirt. Ferner werden<lb/> drei Linienſchiffe und mehrere Fregatten ausgerüſtet, und dem Ver-<lb/> nehmen nach in Jütland ein neues Artilleriecorps gebildet. Wir erinnern<lb/> das deutſche Volk und die deutſchen Fürſten daran daß die Rüſtungen<lb/> Dänemarks auf deutſchem Boden gegen die deutſchen Bewegungen zu<lb/><cb/> Gunſten der Herzogthümer gerichtet find, daß ihr endliches Ziel iſt<lb/> das Herzogthum Schleswig für die Krone Dänemark zu behaupten.<lb/> Die bisher von den deutſchen Diplomaten vernachläſſigte deutſche Sache<lb/> des Herzogthums Schleswig wird als die Sache des deutſchen Volks<lb/> nicht minder wie die deutſche Sache Holſteins betrachtet werden. Die<lb/> deutſche Ehre duldet es nicht daß irgendeine Verletzung der deutſchen<lb/> Intereſſen Schleswigs ferner von däniſcher Seite geſchehe. Die Stadt<lb/> Hadersleben hat nochmals energiſch gegen die Daniſirung der daſigen<lb/> Gelehrtenſchule proteſtirt. Einer mit dieſer Proteſtation nach Kopen-<lb/> hagen geſandten Deputation hat der König erwiedert daß er aus Pietät<lb/> gegen ſeinen verewigten Vater in dem Beſchluſſe nichts ändern könne,<lb/> daß aber die weitern Daniſirungspläne vor der Ausführung noch er-<lb/> wogen werden ſollten. Die Stadtcommune hat durch ihre Vertreter<lb/> den Beſchluß gefaßt: die bisher geleiſteten Ausgaben aus dem Stadt-<lb/> ärar künftig für die däniſche Gelehrtenſchule nicht mehr zu bewilligen.<lb/> Man wird dann erwarten ob Zwangsmittel zur Anwendung gebracht<lb/> werden. Preßfreiheit und Aſſociationsrecht find dem Vernehmen nach<lb/> bewilligt, indeß iſt die Publication darüber noch nicht erfolgt. Die<lb/> Bewilligung des Rechts zu Volksverſammlungen iſt gegenwärtig von<lb/> großer Bedeutung, auch wird dadurch dem Ausbruch von Unruhen in<lb/> Kiel vorgebeugt, wo die Bürger wider das polizeiliche Verbot der Bür-<lb/> gerverſammlungen bereits eine drohende Stellung angenommen haben.<lb/> Vorgeſtern ward in Itzehoe die Wahlhandlung der erfahrnen Männer<lb/> für die größern und die kleinern ländlichen Grundbeſitzer des Herzog-<lb/> thums Holſtein vollzogen. Gewählt wurden für die erſteren: der Klo-<lb/> ſterpropſt Graf Reventlow von Preetz und der Gutsbeſitzer Schwerdtfeger<lb/> auf Wenſien; für die letztern; die bäuerlichen Hofbeſitzer Rohwer zu<lb/> Jargſtorf und Witt zu Büſum, alſo vier feſte, entſchiedene Männer.<lb/> Die Proteſtation der Wähler vor dem Wahlacte iſt zu Protokoll ge-<lb/> nommen worden. Auch ward den Wählern geſtattet das Wahlregle-<lb/> ment ſich ſelber zu machen. Die Verhältniſſe ſcheinen ſich immer mehr<lb/> ſo zu geſtalten daß die erfahrnen Männer gar nicht in Kopenhagen<lb/> zuſammentreten werden. — Am Sonnabend, den 18 d. M., wird in<lb/> Rendsburg eine Verſammlung der Abgeordneten beider Herzogthümer<lb/> gehalten um die nöthigen Schritte unter den jetzigen Verhältniſſen<lb/> zu beſchließen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="2"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Aus Paris.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <dateline>= <hi rendition="#b">Paris,</hi> 12 März.</dateline><lb/> <p>Das erſte Feſt der Republik, ein Ball<lb/> in dem Wintergarten, war von einer großen Anzahl Männer, weniger<lb/> von Frauen beſucht, mindeſtens war das Verhältniß der beiden Ge-<lb/> ſchlechter nicht das gewöhnliche. Sehr viele Fremde, Engländer,<lb/> Spanier, zumal Deutſche, hatten ſich eingefunden, und die gemiſchten<lb/> Uniformen boten einen eigenthümlichen Anblick dar. Der Ort ſelbſt,<lb/> eine der anziehendſten Neuerungen unſerer erfindungsreichen Induſtrie,<lb/> war ganz im Sinn der Februarrevolution ausgeſchmückt. Der Winter-<lb/> garten ſtellt vor ein ungeheures Haus von Glas, deſſen Balkwerk aus<lb/> Eiſen iſt und daher beinahe keinen Raum einnimmt, ſo daß es ſcheint<lb/> als ſchwebe die gläſerne Hülle in der Luft. Ringsum an der obern<lb/> gewölbten Decke des Hauſes, die auch von Glas iſt, läuft eine durch-<lb/> ſichtige Galerie hin wie eine Brücke vom leichteſten Schnitzwerk, und<lb/> auf dieſer ſchwebenden Galerie find Blumen und Gewächſe angehäuft,<lb/> deren Faſern, Blätter und Kanten längs den Wänden des Hauſes und<lb/> an leichten Eiſenpfeilern hinabhängen. An dieſem Hängewerke hin<lb/> waren dreifarbige Fahnen in Unzahl befeſtigt, die luſtig in den Raum<lb/> hinausragten. Im Hintergrunde, über dem Raſenplatze, dem Waſſer-<lb/> fall und Springbrunnen prangte eine farbige Beleuchtung und galva-<lb/> niſches Licht, dazwiſchen die Revolutionszahlen 27, 28, 29 Jul. 1830.<lb/> 22, 23, 24 Febr. 1848 und patriotiſche Jnſchriften; hoch über dem Ein-<lb/> gange des Saals die Worte: <hi rendition="#aq">Vive la République.</hi> Nach Mitternacht,<lb/> in einem Augenblick wo die Tänze ruhten, ſtellten ſich ſämmtliche Männer<lb/> mitten in den Saal und ſangen unter Begleitung des Orcheſters die<lb/> Marſeillaiſe, den Chant du Départ und die Hymne der Girondins mit<lb/> warmem Ausdruck; vorher hatten deutſche Sänger mehrere Lieder, unter<lb/> anderm Lützows wilde Jagd, mit großem Beifall vorgetragen. Die tieffte<lb/> Wirkung aber brachte die Schlußſcene hervor. Die Schüler der ver-<lb/> ſchiedenen Anſtalten, polytechniſche, St. Cyr, Marine und andere<lb/> nahmen eine Maſſe Fahnen von den Säulentrophäen herab und trugen<lb/> ſie ſingend der Geſellſchaft durch die Laubgänge des Gartens vor; alles<lb/> folgte ihnen. Als ſie an die vorige Stelle zurückkehrten, ſtimmten ſie<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [1261/0013]
glieder für ihre Amtshandlungen; 6) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit
mit Schwurgericht; 7) ſtaatsbürgerliche Gleichſtellung ohne Unterſchied
der Confeſſion. Die Deputation wurde zwar freundlich empfangen und
ebenſo entlaſſen, aber der ihr ſchriftlich ertheilte Beſcheid war in ſo allge-
meinen Ausdrücken abgefaßt und ſo ausweichend daß derſelbe allgemei-
nen Mißmuth und Unzufriedenheit erregte, welche ſich dermaßen ſtei-
gerten daß man große Beſorgniß hegen mußte. Doch es ſtellte ſich
die Sache günſtig, und durch Decret vom heutigen Tage bewilligt die
Fürſtin die erſten vier Forderungen und verſpricht die drei übrigen
mit den Ständen zu berathen. (Köln. Ztg.)
Schleswig-Holſtein.
⊕ Schleswig-Holſtein, 12 März.
Durch die neueſten welt-
geſchichtlichen Ereigniſſe iſt der Entwicklungsgang der Schleswig-Hol-
ſteiniſchen Sache in eine neue Phaſe eingetreten. Das Bewußtſeyn
daß wir ſelber vermögen unſere Sache durch eigene Kraft und Be-
harrlichkeit in kurzer Zeit zum Ziele zu bringen, iſt allgemein hervor-
getreten, und drängt alle vaterländiſch geſinnten Männer zum raſchen
und entſchiedenen Handeln. Die Räthe des Königs, unſers Herzogs,
welche das Verfaſſungswerk leiten ſollen, haben dagegen das Vertrauen
zu ſich ſelber und zu ihrer Wirkſamkeit verloren, und die Gehülfen
welche bisher zu den Gewaltmaßregeln des Grafen Carl Moltcke ihre Zu-
ſtimmung gegeben haben ziehen ſich zurück und treten ſogar zu einer
beſcheidenen Oppoſition über. Der Kammerherr Scheel ſieht ein daß
ſeine Zeit vorüber, und iſt in Verzweiflung. Die ritterſchaftliche De-
putation aus den Herzogthümern, aus dem Kloſterpropſten Grafen
Reventlow von Preetz und dem Grafen Hahn von Neuhaus beſtehend,
hat bei dem König-Herzog die vorzüglichſte Aufnahme gefunden, ja
ſelbſt das Verlangen unſer Recht anerkannt zu ſehen iſt nicht unmit-
telbar abgelehnt worden. Däniſcherſeits find die Volksführer in
großer Beſorgniß daß der König ſich der Schleswig-Holſteiniſchen
Volksſache zuwenden und der hieſigen Bewegung nachgeben werde.
Sie ſuchen jetzt eine allgemeine Volkserhebung in Dänemark zu be-
wirken um Schleswig zu erobern. Der Etatsrath Hvidt ladet zu öf-
fentlichen Verſammlungen ein, in denen die Aufforderung zur Wirk-
ſamkeit des Volkes um die conſtitutionelle Verbindung Schleswigs
mit Dänemark zu Stande zu bringen motivirt werden ſoll. Jn den
Herzogthümern wird das geſammte Volk dieſe däniſche Unverſchämtheit
gebührend zu würdigen und derſelben in Rath und That zu begegnen
wiſſen. Das Programm des Schleswig-Holſteiniſchen Volkes wird in
dieſen Tagen von allen Theilen des Landes aus unſerm Herzog über-
reicht werden. Wir verlangen daß unſer mißkanntes, unterdrücktes
Landesrecht wieder Thatſache werde, daß der Staat Schleswig-Holſtein
in ſeiner Scheidung und Trennung vom Königreich anerkannt, daß
dieſem Staat die conſtitutionellen Rechte wieder eingeräumt, daß mit
ſeinen Vertretern die Verhandlung über eine ehrliche, freie Union mit
Dänemark vom König-Herzog eingeleitet werde. Daraus folgen alle
einzelnen Forderungen, deren Gewährung für unſer deutſches Bewußt-
ſeyn und die Abwehr däniſcher Uebergriffe nothwendig iſt. Um das
Schleswig – Holſteiniſch – Deutſche Banner ſchaart ſich die ganze Be-
völkerung, und wie die Gerechtigkeit unſerer Sache Volksüberzeugung
iſt, ſo kann ihr auch der Sieg nicht entſtehen. Die Stunde der Ent-
ſcheidung nahet, ſie wird uns nicht ſchwach und kleinmüthig finden.
Unſer Schleswig-Holſteiniſcher Rechnenmeiſter Tiedemann auf Johannis-
berg iſt am 10 d. M. im vierzehnten ländlichen Wahldiſtrict mit 147
unter 149 abgegebenen Stimmen bei der durch die Willkür des dä-
niſchen Cabinets nöthig gewordenen Ergänzungswahl wieder zum Ab-
geordneten gewählt. Zum Stellvertreter iſt ebenfalls, wie früher, der
Ziegeler Tams in Haddebye erkoren worden.
Schleswig-Holſtein, 13 März.
Der König-Herzog hat
dem immer dringender gewordenen Verlangen der ultradäniſchen Partei
kriegeriſche Rüſtungen zu veranſtalten nachgegeben; nicht bloß daß
die Citadelle bei Kopenhagen die nöthige Vertheidigungsarmirung er-
hält, auch die Feſtung des deutſchen Bundeslandes Holſtein, Rends-
burg, erhält ſolche, an Verſtärkung der Befeſtigungswerke beider wird
ſchon gearbeitet und die Kriegsreſerve wird organiſirt. Ferner werden
drei Linienſchiffe und mehrere Fregatten ausgerüſtet, und dem Ver-
nehmen nach in Jütland ein neues Artilleriecorps gebildet. Wir erinnern
das deutſche Volk und die deutſchen Fürſten daran daß die Rüſtungen
Dänemarks auf deutſchem Boden gegen die deutſchen Bewegungen zu
Gunſten der Herzogthümer gerichtet find, daß ihr endliches Ziel iſt
das Herzogthum Schleswig für die Krone Dänemark zu behaupten.
Die bisher von den deutſchen Diplomaten vernachläſſigte deutſche Sache
des Herzogthums Schleswig wird als die Sache des deutſchen Volks
nicht minder wie die deutſche Sache Holſteins betrachtet werden. Die
deutſche Ehre duldet es nicht daß irgendeine Verletzung der deutſchen
Intereſſen Schleswigs ferner von däniſcher Seite geſchehe. Die Stadt
Hadersleben hat nochmals energiſch gegen die Daniſirung der daſigen
Gelehrtenſchule proteſtirt. Einer mit dieſer Proteſtation nach Kopen-
hagen geſandten Deputation hat der König erwiedert daß er aus Pietät
gegen ſeinen verewigten Vater in dem Beſchluſſe nichts ändern könne,
daß aber die weitern Daniſirungspläne vor der Ausführung noch er-
wogen werden ſollten. Die Stadtcommune hat durch ihre Vertreter
den Beſchluß gefaßt: die bisher geleiſteten Ausgaben aus dem Stadt-
ärar künftig für die däniſche Gelehrtenſchule nicht mehr zu bewilligen.
Man wird dann erwarten ob Zwangsmittel zur Anwendung gebracht
werden. Preßfreiheit und Aſſociationsrecht find dem Vernehmen nach
bewilligt, indeß iſt die Publication darüber noch nicht erfolgt. Die
Bewilligung des Rechts zu Volksverſammlungen iſt gegenwärtig von
großer Bedeutung, auch wird dadurch dem Ausbruch von Unruhen in
Kiel vorgebeugt, wo die Bürger wider das polizeiliche Verbot der Bür-
gerverſammlungen bereits eine drohende Stellung angenommen haben.
Vorgeſtern ward in Itzehoe die Wahlhandlung der erfahrnen Männer
für die größern und die kleinern ländlichen Grundbeſitzer des Herzog-
thums Holſtein vollzogen. Gewählt wurden für die erſteren: der Klo-
ſterpropſt Graf Reventlow von Preetz und der Gutsbeſitzer Schwerdtfeger
auf Wenſien; für die letztern; die bäuerlichen Hofbeſitzer Rohwer zu
Jargſtorf und Witt zu Büſum, alſo vier feſte, entſchiedene Männer.
Die Proteſtation der Wähler vor dem Wahlacte iſt zu Protokoll ge-
nommen worden. Auch ward den Wählern geſtattet das Wahlregle-
ment ſich ſelber zu machen. Die Verhältniſſe ſcheinen ſich immer mehr
ſo zu geſtalten daß die erfahrnen Männer gar nicht in Kopenhagen
zuſammentreten werden. — Am Sonnabend, den 18 d. M., wird in
Rendsburg eine Verſammlung der Abgeordneten beider Herzogthümer
gehalten um die nöthigen Schritte unter den jetzigen Verhältniſſen
zu beſchließen.
Aus Paris.
= Paris, 12 März.
Das erſte Feſt der Republik, ein Ball
in dem Wintergarten, war von einer großen Anzahl Männer, weniger
von Frauen beſucht, mindeſtens war das Verhältniß der beiden Ge-
ſchlechter nicht das gewöhnliche. Sehr viele Fremde, Engländer,
Spanier, zumal Deutſche, hatten ſich eingefunden, und die gemiſchten
Uniformen boten einen eigenthümlichen Anblick dar. Der Ort ſelbſt,
eine der anziehendſten Neuerungen unſerer erfindungsreichen Induſtrie,
war ganz im Sinn der Februarrevolution ausgeſchmückt. Der Winter-
garten ſtellt vor ein ungeheures Haus von Glas, deſſen Balkwerk aus
Eiſen iſt und daher beinahe keinen Raum einnimmt, ſo daß es ſcheint
als ſchwebe die gläſerne Hülle in der Luft. Ringsum an der obern
gewölbten Decke des Hauſes, die auch von Glas iſt, läuft eine durch-
ſichtige Galerie hin wie eine Brücke vom leichteſten Schnitzwerk, und
auf dieſer ſchwebenden Galerie find Blumen und Gewächſe angehäuft,
deren Faſern, Blätter und Kanten längs den Wänden des Hauſes und
an leichten Eiſenpfeilern hinabhängen. An dieſem Hängewerke hin
waren dreifarbige Fahnen in Unzahl befeſtigt, die luſtig in den Raum
hinausragten. Im Hintergrunde, über dem Raſenplatze, dem Waſſer-
fall und Springbrunnen prangte eine farbige Beleuchtung und galva-
niſches Licht, dazwiſchen die Revolutionszahlen 27, 28, 29 Jul. 1830.
22, 23, 24 Febr. 1848 und patriotiſche Jnſchriften; hoch über dem Ein-
gange des Saals die Worte: Vive la République. Nach Mitternacht,
in einem Augenblick wo die Tänze ruhten, ſtellten ſich ſämmtliche Männer
mitten in den Saal und ſangen unter Begleitung des Orcheſters die
Marſeillaiſe, den Chant du Départ und die Hymne der Girondins mit
warmem Ausdruck; vorher hatten deutſche Sänger mehrere Lieder, unter
anderm Lützows wilde Jagd, mit großem Beifall vorgetragen. Die tieffte
Wirkung aber brachte die Schlußſcene hervor. Die Schüler der ver-
ſchiedenen Anſtalten, polytechniſche, St. Cyr, Marine und andere
nahmen eine Maſſe Fahnen von den Säulentrophäen herab und trugen
ſie ſingend der Geſellſchaft durch die Laubgänge des Gartens vor; alles
folgte ihnen. Als ſie an die vorige Stelle zurückkehrten, ſtimmten ſie
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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