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Allgemeine Zeitung, Nr. 80, 20. März 1848.

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[Spaltenumbruch] verhältnisse haben, nicht bei dem Wunsche der Mittheilung der Bank-
ausweise stehen bleiben können, denn dieß ist nur ein Detail, eine
Folge des Ganzen. Wir müssen die Rechnungslage der ungarischen
Staatseinnahmen und Bedürfnisse und die verfassungsmäßige Gebah-
rung der Landesfinanzen, mit einem Worte, ein selbständiges, un-
garisches Finanzministerium verlangen, weil sonst die ohne uns über
uns verfügende fremde Regierungsgewalt unsere Geldverhältnisse in
endlose Verwirrung stürzen kann. Wenn wir dagegen ein verant-
wortliches Finanzministerium haben, so können wir für den Glanz
des Thrones, die Bedürfnisse des Vaterlandes und die Erfüllung aller
unserer rechtlichen Verpflichtungen Sorge tragen und die Geldverhält-
nisse unserer Mitbürger gegen alle gefahrdrohenden Fluctuationen
sicher stellen. In Hinsicht der Bankverhältnisse will ich daher nicht
mehr sagen als daß ich glaube wie die nöthigen Schritte zur
Beruhigung schon geschehen sind: der eine, daß das Publicum in
Hinsicht der Bankverhältnisse officiell aufgeklärt werde, der andere,
daß in allen Theilen des Landes Vorkehrungen geschehen, um die
Banknoten überall wo es nöthig einzulösen; und wenn dazu die
Tendenz der Regierungspolitik klug geändert wird, so hoffe ich daß
das Vertrauen zurückkehrt, dessen Rückführung nicht unser eige-
nes Interesse, sondern selbst jenes der Dynastie nothwendig gebietet.
Darum muß ich zurückgehen zu der Quelle dieses Uebels und der Be-
zeichnung der rettenden Mittel. Schon als ich beim Beginn des
Landtages die Adresse in Vorschlag brachte, hielt ich es für meine
Pflicht mich in die Analyse unserer Verhältnisse einzulassen, sowohl
in Hinsicht unserer innern Angelegenheiten als jener Verhältnisse die
in Folge der pragmatischen Sanction zwischen uns und dem öster-
reichischen Kaiserstaate besteht. Ich sprach meine Ueberzeugung aus,
wie die verfassungsmäßige Zukunft unseres Vaterlandes erst dann ge-
sichert sey, wenn unsern König in allen seinen Regierungsverhält-
nissen constitutionelle Regierungsformen umgeben. Ich sprach meine
Ueberzeugung aus, wie unser Vaterland nicht einmal in Hinsicht der
von der Nation gewünschten Reformen sicher sey, daß ihre Tendenz
constitutionell, ihr Resultat der Freiheit der Nation günstig seyn werde,
solange das Regierungssystem der Monarchie, die mit uns denselben
Fürsten zum Herrscher hat, mit der Verfassungsmäßigkeit im directen
Gegensatze steht; solange jener Staatsrath der die gemeinsamen Ver-
hältnisse der Monarchie lenkt und auch auf die innere Verwaltung
unseres Vaterlandes, wenn gleich ungesetzlich, aber doch überwiegend
Einfluß nimmt, in seinen Elementen, seiner Zusammensetzung und sei-
ner Tendenz anticonstitutionell ist. Ich sprach meine Ueberzeugung
aus daß, wo sich unsere und die Interessen der verbündeten Völker
der Monarchie treffen, diese ohne Gefährdung unserer Selbständigkeit,
unserer Freiheit und unseres Wohlseyns nur auf der Basis gemeinschaft-
licher Constitutionalität ausgleichen werden könne. Ich warf einen
schmerzlichen Blick auf den Ursprung und die Entwicklung des Wie-
ner bureaucratischen Regierungssystems, ich erinnerte, wie es das Ge-
bäude seiner entnervten Gewalt auf den Trümmern der unterdrückten
Freiheit unserer verbündeten Nachbarn erhoben hat, und indem ich die
gefahrvollen Folgen dieses unglückseligen Regierungsmechanismus her-
zählte und hineinblickte in das Buch des Lebens, in welchem die verhäng-
nißvolle Logik der Ereignisse die Offenbarung der Zukunft verkündet,
prophezeite ich in dem warmen Gefühle meiner wahren und treuen
Anhänglichkeit an das regierende Haus, daß der der zweite Gründer
des Hauses Habsburg seyn werde der das Regierungssystem der Mo-
narchie in constitutioneller Richtung reformiren und den Thron seines
erhabenen Hauses auf die Freiheit seiner Völker stellen wird uner-
schütterlich. Seit diesen Worten sind berühmte, von Staatsklugheit
gestützte Throne zusammengestürzt und ihre Freiheit haben Völker zu-
rückgenommen, die eine so nahe Zukunft noch vor drei Monaten
nicht träumen konnten. Wir aber wälzen seit drei Monaten uner-
müdet den Stein des Sisyphus und der Schmerz der Unbeweglichkeit
umwölkt meine Seele mit verzehrender Sorge; mit blutendem Herzen
sehe ich wie soviel edle Kraft, soviel treues Talent in undankbarer Ar-
beit sich abmüht, die den Qualen der Tretmühle gleicht. Ja, löb-
liche Stände, der schwere Fluch eines erstickenden Dampfes lastet auf
uns, aus den Beinkammern des Wiener Regierungssystems weht
ein auszehrender Wind uns an, der unsere Nerven erstarren macht
und niederdrückend auf den Flug unseres Geistes wirkt. Aber, wenn ich
bisher nur darum besorgt war, weil unter dem Einflusse des Wiener
Systems ich unsere Entwickelung zum unwiederbringlichen Schaden des
[Spaltenumbruch] Vaterlandes über alle Maßen aufgehalten sah, weil ich sehe daß die
constitutionelle Richtung unseres Fortschrittes nicht gesichert sey, und
weil ich sehe daß jene Divergenz die zwischen dem Absolutismus
des Regierungssystems der Monarchie und der constitutionellen Tendenz
der ungarischen Nation seit drei Jahrhunderten besteht, noch bis heute
nicht ausgeglichen sey und ohne das Aufgeben des einen oder andern
Princips nicht ausgeglichen werden könne; so ist jetzt nicht nur dieß
meine Besorgniß, sondern es drückt mich daß jene bureaukratische Poli-
tik der Unbeweglichkeit, welche im Wiener Staatsrathe verknöchert ist,
die Monarchie zur Auflösung führen, die Zukunft unserer geliebten
Dynastie compromittiren, unser Vaterland aber, das mit sich und in sich
so viel zu thun hat, das für das eigene Wohl jede seiner Kräfte und
jeden seiner Heller unumgänglich benöthigt, zu drückenden Opfern und
endlosen Uebeln führen kann. Ich sehe die Dinge so, und weil ich die
Dinge so sehe, halte ich es für meine unaufschiebbare Pflicht die löbli-
chen Stände aufzurufen daß sie ihre Aufmerksamkeit auf diesen Zustand
und auf die Verhütung der dem Vaterlande drohenden Uebel ausdehnen
wollen. Uns, denen die Nation die Mission gegeben hat daß wir ihre
Gegenwart beschützen, ihre Zukunft sicher stellen, uns ist es nicht erlaubt
mit geschlossenen Augen zuzuwarten bis unser Vaterland durch das
Meer der Uebel überfluthet wird. Dem Uebel zuvorzukommen das ist
unsere Aufgabe, und ich bin überzeugt daß, wenn wir dieß versäumen,
wir vor Gott, vor der Welt und vor unserem eigenen Gewissen verant-
wortlich würden für jenes Unglück das aus der Versäumniß erfolgen
wird. Wenn einmal wegen der Verkehrtheit der Politik die Zeit der
friedlichen Ausgleichung, der Beschwörung des Verhängnisses abgelau-
fen ist, wenn die Würfel unwiderruflich gefallen sind und wir es ver-
säumt haben zur Abwendung davon die frei erhobene loyale Stimme
der Vertreter dieses Volkes in die Schale zu werfen, wenn die Ver-
wicklungen so weit gediehen sind daß wir nur zwischen Verweigerung
und Opfern zu wählen haben deren Ende nur Gott steht, dann wird die
Reue zu spät seyn, und den in Unthätigkeit verschwendeten Augenblick
kann selbst der Allmächtige nicht wiedergeben. Ich wenigstens, wenn ich
auch als Patriot an den Folgen dieser späten Reue werde theilnehmen
müssen, so will ich als Abgeordneter an den Verantwortlichkeit keinen
Theil haben. Es mögen die löblichen Stände sich an die Zeiten der
französischen Kriege erinnern. Was hatten wir Ungarn mit den innern
Angelegenheiten des französischen Volkes zu thun? Unser Landtag
war im Jahr 1790 beisammen, aber er dehnte seine Aufmerksam-
keit auf die internationale Politik nicht aus, und was war die
Folge? Das -- daß der Fluch des ohne uns, aber auf unsere Kosten
gemachten Fehlers mit den unendlichen Opfern von 25 schweren Jah-
ren, auf unserem armen Vaterlande lastete, das Blut des Volkes in
Strömen floß, sein Vermögen, sein Besitz in den Strudel geworfen wurde.
Und unter diesen ungeheuern Opfern sahen unsere Väter das Königs-
haus auf rettender Flucht, die siegreichen Waffen des fernen Westens,
diese Stadt selbst, den gewöhnlichen Sitz unserer Gesetzgebung, in der
Gewalt des Siegers, die in Auflösung begriffene Monarchie von der
Gnade des stolzen Triumphators abhängend, und thränenwerthe finan-
cielle Verwirrungen, welche mit dem furchtbaren Schlag von zwei Staats-
bankerotten unser armes unschuldiges Vaterland trafen. Bei diesem
ungeheuren Unglück war uns selbst jener Trost genommen sagen zu
können daß wir zur Abwendung der drohenden Gefahr alles gethan
hätten was wir thun konnten als noch Zeit dazu war. Wolle Gott
daß die Geschichte nicht dasselbe Urtheil fälle über diesen Land-
tag. Wolle Gott nicht daß unsere Seele einst jener Gedanke drücke,
wie wir die Gefahr nahen sahen dem Throne unseres Königs, nahen
unserem Vaterland, und nicht auftraten mit männlicher Entschlossen-
heit um sie abzuwenden. Wolle Gott daß wir wenigstens unser An-
denken vor der Anklage der versäumten Pflicht retten. Jch rufe da-
her die löblichen Stände auf: erheben wir unsere Politik auf die Höhe
der Ereignisse, schöpfen wir Kraft aus dem Gefühle der Treue gegen
unsere Dynastie, schöpfen wir Kraft aus dem Gefühl der Verantwort-
lichkeit die auf uns lastet, aus unserer Bürgerpflicht, zu einer Ent-
schlossenheit die so großartigen Umständen entspricht. Ich will diese
Umstände im Innern der Monarchie und im Auslande nicht ausma-
len, denn sie sind allgemein bekannt; aber ich spreche meine feste
Ueberzeugung aus daß die wahre Quelle des Zerfalls der Ruhe in der
Monarchie und der daraus entspringenden üblen Folgen im Wiener
Regierungs-System liegt, und mit Besorgniß spreche ich meine Ueber-
zeugung aus daß das Festhalten an dieser verkehrten Politik, die den

[Spaltenumbruch] verhältniſſe haben, nicht bei dem Wunſche der Mittheilung der Bank-
ausweiſe ſtehen bleiben können, denn dieß iſt nur ein Detail, eine
Folge des Ganzen. Wir müſſen die Rechnungslage der ungariſchen
Staatseinnahmen und Bedürfniſſe und die verfaſſungsmäßige Gebah-
rung der Landesfinanzen, mit einem Worte, ein ſelbſtändiges, un-
gariſches Finanzminiſterium verlangen, weil ſonſt die ohne uns über
uns verfügende fremde Regierungsgewalt unſere Geldverhältniſſe in
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wortliches Finanzminiſterium haben, ſo können wir für den Glanz
des Thrones, die Bedürfniſſe des Vaterlandes und die Erfüllung aller
unſerer rechtlichen Verpflichtungen Sorge tragen und die Geldverhält-
niſſe unſerer Mitbürger gegen alle gefahrdrohenden Fluctuationen
ſicher ſtellen. In Hinſicht der Bankverhältniſſe will ich daher nicht
mehr ſagen als daß ich glaube wie die nöthigen Schritte zur
Beruhigung ſchon geſchehen ſind: der eine, daß das Publicum in
Hinſicht der Bankverhältniſſe officiell aufgeklärt werde, der andere,
daß in allen Theilen des Landes Vorkehrungen geſchehen, um die
Banknoten überall wo es nöthig einzulöſen; und wenn dazu die
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das Vertrauen zurückkehrt, deſſen Rückführung nicht unſer eige-
nes Intereſſe, ſondern ſelbſt jenes der Dynaſtie nothwendig gebietet.
Darum muß ich zurückgehen zu der Quelle dieſes Uebels und der Be-
zeichnung der rettenden Mittel. Schon als ich beim Beginn des
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Pflicht mich in die Analyſe unſerer Verhältniſſe einzulaſſen, ſowohl
in Hinſicht unſerer innern Angelegenheiten als jener Verhältniſſe die
in Folge der pragmatiſchen Sanction zwiſchen uns und dem öſter-
reichiſchen Kaiſerſtaate beſteht. Ich ſprach meine Ueberzeugung aus,
wie die verfaſſungsmäßige Zukunft unſeres Vaterlandes erſt dann ge-
ſichert ſey, wenn unſern König in allen ſeinen Regierungsverhält-
niſſen conſtitutionelle Regierungsformen umgeben. Ich ſprach meine
Ueberzeugung aus, wie unſer Vaterland nicht einmal in Hinſicht der
von der Nation gewünſchten Reformen ſicher ſey, daß ihre Tendenz
conſtitutionell, ihr Reſultat der Freiheit der Nation günſtig ſeyn werde,
ſolange das Regierungsſyſtem der Monarchie, die mit uns denſelben
Fürſten zum Herrſcher hat, mit der Verfaſſungsmäßigkeit im directen
Gegenſatze ſteht; ſolange jener Staatsrath der die gemeinſamen Ver-
hältniſſe der Monarchie lenkt und auch auf die innere Verwaltung
unſeres Vaterlandes, wenn gleich ungeſetzlich, aber doch überwiegend
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ner Tendenz anticonſtitutionell iſt. Ich ſprach meine Ueberzeugung
aus daß, wo ſich unſere und die Intereſſen der verbündeten Völker
der Monarchie treffen, dieſe ohne Gefährdung unſerer Selbſtändigkeit,
unſerer Freiheit und unſeres Wohlſeyns nur auf der Baſis gemeinſchaft-
licher Conſtitutionalität ausgleichen werden könne. Ich warf einen
ſchmerzlichen Blick auf den Urſprung und die Entwicklung des Wie-
ner bureaucratiſchen Regierungsſyſtems, ich erinnerte, wie es das Ge-
bäude ſeiner entnervten Gewalt auf den Trümmern der unterdrückten
Freiheit unſerer verbündeten Nachbarn erhoben hat, und indem ich die
gefahrvollen Folgen dieſes unglückſeligen Regierungsmechanismus her-
zählte und hineinblickte in das Buch des Lebens, in welchem die verhäng-
nißvolle Logik der Ereigniſſe die Offenbarung der Zukunft verkündet,
prophezeite ich in dem warmen Gefühle meiner wahren und treuen
Anhänglichkeit an das regierende Haus, daß der der zweite Gründer
des Hauſes Habsburg ſeyn werde der das Regierungsſyſtem der Mo-
narchie in conſtitutioneller Richtung reformiren und den Thron ſeines
erhabenen Hauſes auf die Freiheit ſeiner Völker ſtellen wird uner-
ſchütterlich. Seit dieſen Worten ſind berühmte, von Staatsklugheit
geſtützte Throne zuſammengeſtürzt und ihre Freiheit haben Völker zu-
rückgenommen, die eine ſo nahe Zukunft noch vor drei Monaten
nicht träumen konnten. Wir aber wälzen ſeit drei Monaten uner-
müdet den Stein des Siſyphus und der Schmerz der Unbeweglichkeit
umwölkt meine Seele mit verzehrender Sorge; mit blutendem Herzen
ſehe ich wie ſoviel edle Kraft, ſoviel treues Talent in undankbarer Ar-
beit ſich abmüht, die den Qualen der Tretmühle gleicht. Ja, löb-
liche Stände, der ſchwere Fluch eines erſtickenden Dampfes laſtet auf
uns, aus den Beinkammern des Wiener Regierungsſyſtems weht
ein auszehrender Wind uns an, der unſere Nerven erſtarren macht
und niederdrückend auf den Flug unſeres Geiſtes wirkt. Aber, wenn ich
bisher nur darum beſorgt war, weil unter dem Einfluſſe des Wiener
Syſtems ich unſere Entwickelung zum unwiederbringlichen Schaden des
[Spaltenumbruch] Vaterlandes über alle Maßen aufgehalten ſah, weil ich ſehe daß die
conſtitutionelle Richtung unſeres Fortſchrittes nicht geſichert ſey, und
weil ich ſehe daß jene Divergenz die zwiſchen dem Abſolutismus
des Regierungsſyſtems der Monarchie und der conſtitutionellen Tendenz
der ungariſchen Nation ſeit drei Jahrhunderten beſteht, noch bis heute
nicht ausgeglichen ſey und ohne das Aufgeben des einen oder andern
Princips nicht ausgeglichen werden könne; ſo iſt jetzt nicht nur dieß
meine Beſorgniß, ſondern es drückt mich daß jene bureaukratiſche Poli-
tik der Unbeweglichkeit, welche im Wiener Staatsrathe verknöchert iſt,
die Monarchie zur Auflöſung führen, die Zukunft unſerer geliebten
Dynaſtie compromittiren, unſer Vaterland aber, das mit ſich und in ſich
ſo viel zu thun hat, das für das eigene Wohl jede ſeiner Kräfte und
jeden ſeiner Heller unumgänglich benöthigt, zu drückenden Opfern und
endloſen Uebeln führen kann. Ich ſehe die Dinge ſo, und weil ich die
Dinge ſo ſehe, halte ich es für meine unaufſchiebbare Pflicht die löbli-
chen Stände aufzurufen daß ſie ihre Aufmerkſamkeit auf dieſen Zuſtand
und auf die Verhütung der dem Vaterlande drohenden Uebel ausdehnen
wollen. Uns, denen die Nation die Miſſion gegeben hat daß wir ihre
Gegenwart beſchützen, ihre Zukunft ſicher ſtellen, uns iſt es nicht erlaubt
mit geſchloſſenen Augen zuzuwarten bis unſer Vaterland durch das
Meer der Uebel überfluthet wird. Dem Uebel zuvorzukommen das iſt
unſere Aufgabe, und ich bin überzeugt daß, wenn wir dieß verſäumen,
wir vor Gott, vor der Welt und vor unſerem eigenen Gewiſſen verant-
wortlich würden für jenes Unglück das aus der Verſäumniß erfolgen
wird. Wenn einmal wegen der Verkehrtheit der Politik die Zeit der
friedlichen Ausgleichung, der Beſchwörung des Verhängniſſes abgelau-
fen iſt, wenn die Würfel unwiderruflich gefallen ſind und wir es ver-
ſäumt haben zur Abwendung davon die frei erhobene loyale Stimme
der Vertreter dieſes Volkes in die Schale zu werfen, wenn die Ver-
wicklungen ſo weit gediehen ſind daß wir nur zwiſchen Verweigerung
und Opfern zu wählen haben deren Ende nur Gott ſteht, dann wird die
Reue zu ſpät ſeyn, und den in Unthätigkeit verſchwendeten Augenblick
kann ſelbſt der Allmächtige nicht wiedergeben. Ich wenigſtens, wenn ich
auch als Patriot an den Folgen dieſer ſpäten Reue werde theilnehmen
müſſen, ſo will ich als Abgeordneter an den Verantwortlichkeit keinen
Theil haben. Es mögen die löblichen Stände ſich an die Zeiten der
franzöſiſchen Kriege erinnern. Was hatten wir Ungarn mit den innern
Angelegenheiten des franzöſiſchen Volkes zu thun? Unſer Landtag
war im Jahr 1790 beiſammen, aber er dehnte ſeine Aufmerkſam-
keit auf die internationale Politik nicht aus, und was war die
Folge? Das — daß der Fluch des ohne uns, aber auf unſere Koſten
gemachten Fehlers mit den unendlichen Opfern von 25 ſchweren Jah-
ren, auf unſerem armen Vaterlande laſtete, das Blut des Volkes in
Strömen floß, ſein Vermögen, ſein Beſitz in den Strudel geworfen wurde.
Und unter dieſen ungeheuern Opfern ſahen unſere Väter das Königs-
haus auf rettender Flucht, die ſiegreichen Waffen des fernen Weſtens,
dieſe Stadt ſelbſt, den gewöhnlichen Sitz unſerer Geſetzgebung, in der
Gewalt des Siegers, die in Auflöſung begriffene Monarchie von der
Gnade des ſtolzen Triumphators abhängend, und thränenwerthe finan-
cielle Verwirrungen, welche mit dem furchtbaren Schlag von zwei Staats-
bankerotten unſer armes unſchuldiges Vaterland trafen. Bei dieſem
ungeheuren Unglück war uns ſelbſt jener Troſt genommen ſagen zu
können daß wir zur Abwendung der drohenden Gefahr alles gethan
hätten was wir thun konnten als noch Zeit dazu war. Wolle Gott
daß die Geſchichte nicht dasſelbe Urtheil fälle über dieſen Land-
tag. Wolle Gott nicht daß unſere Seele einſt jener Gedanke drücke,
wie wir die Gefahr nahen ſahen dem Throne unſeres Königs, nahen
unſerem Vaterland, und nicht auftraten mit männlicher Entſchloſſen-
heit um ſie abzuwenden. Wolle Gott daß wir wenigſtens unſer An-
denken vor der Anklage der verſäumten Pflicht retten. Jch rufe da-
her die löblichen Stände auf: erheben wir unſere Politik auf die Höhe
der Ereigniſſe, ſchöpfen wir Kraft aus dem Gefühle der Treue gegen
unſere Dynaſtie, ſchöpfen wir Kraft aus dem Gefühl der Verantwort-
lichkeit die auf uns laſtet, aus unſerer Bürgerpflicht, zu einer Ent-
ſchloſſenheit die ſo großartigen Umſtänden entſpricht. Ich will dieſe
Umſtände im Innern der Monarchie und im Auslande nicht ausma-
len, denn ſie ſind allgemein bekannt; aber ich ſpreche meine feſte
Ueberzeugung aus daß die wahre Quelle des Zerfalls der Ruhe in der
Monarchie und der daraus entſpringenden üblen Folgen im Wiener
Regierungs-Syſtem liegt, und mit Beſorgniß ſpreche ich meine Ueber-
zeugung aus daß das Feſthalten an dieſer verkehrten Politik, die den

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[0019] verhältniſſe haben, nicht bei dem Wunſche der Mittheilung der Bank- ausweiſe ſtehen bleiben können, denn dieß iſt nur ein Detail, eine Folge des Ganzen. Wir müſſen die Rechnungslage der ungariſchen Staatseinnahmen und Bedürfniſſe und die verfaſſungsmäßige Gebah- rung der Landesfinanzen, mit einem Worte, ein ſelbſtändiges, un- gariſches Finanzminiſterium verlangen, weil ſonſt die ohne uns über uns verfügende fremde Regierungsgewalt unſere Geldverhältniſſe in endloſe Verwirrung ſtürzen kann. Wenn wir dagegen ein verant- wortliches Finanzminiſterium haben, ſo können wir für den Glanz des Thrones, die Bedürfniſſe des Vaterlandes und die Erfüllung aller unſerer rechtlichen Verpflichtungen Sorge tragen und die Geldverhält- niſſe unſerer Mitbürger gegen alle gefahrdrohenden Fluctuationen ſicher ſtellen. In Hinſicht der Bankverhältniſſe will ich daher nicht mehr ſagen als daß ich glaube wie die nöthigen Schritte zur Beruhigung ſchon geſchehen ſind: der eine, daß das Publicum in Hinſicht der Bankverhältniſſe officiell aufgeklärt werde, der andere, daß in allen Theilen des Landes Vorkehrungen geſchehen, um die Banknoten überall wo es nöthig einzulöſen; und wenn dazu die Tendenz der Regierungspolitik klug geändert wird, ſo hoffe ich daß das Vertrauen zurückkehrt, deſſen Rückführung nicht unſer eige- nes Intereſſe, ſondern ſelbſt jenes der Dynaſtie nothwendig gebietet. Darum muß ich zurückgehen zu der Quelle dieſes Uebels und der Be- zeichnung der rettenden Mittel. Schon als ich beim Beginn des Landtages die Adreſſe in Vorſchlag brachte, hielt ich es für meine Pflicht mich in die Analyſe unſerer Verhältniſſe einzulaſſen, ſowohl in Hinſicht unſerer innern Angelegenheiten als jener Verhältniſſe die in Folge der pragmatiſchen Sanction zwiſchen uns und dem öſter- reichiſchen Kaiſerſtaate beſteht. Ich ſprach meine Ueberzeugung aus, wie die verfaſſungsmäßige Zukunft unſeres Vaterlandes erſt dann ge- ſichert ſey, wenn unſern König in allen ſeinen Regierungsverhält- niſſen conſtitutionelle Regierungsformen umgeben. Ich ſprach meine Ueberzeugung aus, wie unſer Vaterland nicht einmal in Hinſicht der von der Nation gewünſchten Reformen ſicher ſey, daß ihre Tendenz conſtitutionell, ihr Reſultat der Freiheit der Nation günſtig ſeyn werde, ſolange das Regierungsſyſtem der Monarchie, die mit uns denſelben Fürſten zum Herrſcher hat, mit der Verfaſſungsmäßigkeit im directen Gegenſatze ſteht; ſolange jener Staatsrath der die gemeinſamen Ver- hältniſſe der Monarchie lenkt und auch auf die innere Verwaltung unſeres Vaterlandes, wenn gleich ungeſetzlich, aber doch überwiegend Einfluß nimmt, in ſeinen Elementen, ſeiner Zuſammenſetzung und ſei- ner Tendenz anticonſtitutionell iſt. Ich ſprach meine Ueberzeugung aus daß, wo ſich unſere und die Intereſſen der verbündeten Völker der Monarchie treffen, dieſe ohne Gefährdung unſerer Selbſtändigkeit, unſerer Freiheit und unſeres Wohlſeyns nur auf der Baſis gemeinſchaft- licher Conſtitutionalität ausgleichen werden könne. Ich warf einen ſchmerzlichen Blick auf den Urſprung und die Entwicklung des Wie- ner bureaucratiſchen Regierungsſyſtems, ich erinnerte, wie es das Ge- bäude ſeiner entnervten Gewalt auf den Trümmern der unterdrückten Freiheit unſerer verbündeten Nachbarn erhoben hat, und indem ich die gefahrvollen Folgen dieſes unglückſeligen Regierungsmechanismus her- zählte und hineinblickte in das Buch des Lebens, in welchem die verhäng- nißvolle Logik der Ereigniſſe die Offenbarung der Zukunft verkündet, prophezeite ich in dem warmen Gefühle meiner wahren und treuen Anhänglichkeit an das regierende Haus, daß der der zweite Gründer des Hauſes Habsburg ſeyn werde der das Regierungsſyſtem der Mo- narchie in conſtitutioneller Richtung reformiren und den Thron ſeines erhabenen Hauſes auf die Freiheit ſeiner Völker ſtellen wird uner- ſchütterlich. Seit dieſen Worten ſind berühmte, von Staatsklugheit geſtützte Throne zuſammengeſtürzt und ihre Freiheit haben Völker zu- rückgenommen, die eine ſo nahe Zukunft noch vor drei Monaten nicht träumen konnten. Wir aber wälzen ſeit drei Monaten uner- müdet den Stein des Siſyphus und der Schmerz der Unbeweglichkeit umwölkt meine Seele mit verzehrender Sorge; mit blutendem Herzen ſehe ich wie ſoviel edle Kraft, ſoviel treues Talent in undankbarer Ar- beit ſich abmüht, die den Qualen der Tretmühle gleicht. Ja, löb- liche Stände, der ſchwere Fluch eines erſtickenden Dampfes laſtet auf uns, aus den Beinkammern des Wiener Regierungsſyſtems weht ein auszehrender Wind uns an, der unſere Nerven erſtarren macht und niederdrückend auf den Flug unſeres Geiſtes wirkt. Aber, wenn ich bisher nur darum beſorgt war, weil unter dem Einfluſſe des Wiener Syſtems ich unſere Entwickelung zum unwiederbringlichen Schaden des Vaterlandes über alle Maßen aufgehalten ſah, weil ich ſehe daß die conſtitutionelle Richtung unſeres Fortſchrittes nicht geſichert ſey, und weil ich ſehe daß jene Divergenz die zwiſchen dem Abſolutismus des Regierungsſyſtems der Monarchie und der conſtitutionellen Tendenz der ungariſchen Nation ſeit drei Jahrhunderten beſteht, noch bis heute nicht ausgeglichen ſey und ohne das Aufgeben des einen oder andern Princips nicht ausgeglichen werden könne; ſo iſt jetzt nicht nur dieß meine Beſorgniß, ſondern es drückt mich daß jene bureaukratiſche Poli- tik der Unbeweglichkeit, welche im Wiener Staatsrathe verknöchert iſt, die Monarchie zur Auflöſung führen, die Zukunft unſerer geliebten Dynaſtie compromittiren, unſer Vaterland aber, das mit ſich und in ſich ſo viel zu thun hat, das für das eigene Wohl jede ſeiner Kräfte und jeden ſeiner Heller unumgänglich benöthigt, zu drückenden Opfern und endloſen Uebeln führen kann. Ich ſehe die Dinge ſo, und weil ich die Dinge ſo ſehe, halte ich es für meine unaufſchiebbare Pflicht die löbli- chen Stände aufzurufen daß ſie ihre Aufmerkſamkeit auf dieſen Zuſtand und auf die Verhütung der dem Vaterlande drohenden Uebel ausdehnen wollen. Uns, denen die Nation die Miſſion gegeben hat daß wir ihre Gegenwart beſchützen, ihre Zukunft ſicher ſtellen, uns iſt es nicht erlaubt mit geſchloſſenen Augen zuzuwarten bis unſer Vaterland durch das Meer der Uebel überfluthet wird. Dem Uebel zuvorzukommen das iſt unſere Aufgabe, und ich bin überzeugt daß, wenn wir dieß verſäumen, wir vor Gott, vor der Welt und vor unſerem eigenen Gewiſſen verant- wortlich würden für jenes Unglück das aus der Verſäumniß erfolgen wird. Wenn einmal wegen der Verkehrtheit der Politik die Zeit der friedlichen Ausgleichung, der Beſchwörung des Verhängniſſes abgelau- fen iſt, wenn die Würfel unwiderruflich gefallen ſind und wir es ver- ſäumt haben zur Abwendung davon die frei erhobene loyale Stimme der Vertreter dieſes Volkes in die Schale zu werfen, wenn die Ver- wicklungen ſo weit gediehen ſind daß wir nur zwiſchen Verweigerung und Opfern zu wählen haben deren Ende nur Gott ſteht, dann wird die Reue zu ſpät ſeyn, und den in Unthätigkeit verſchwendeten Augenblick kann ſelbſt der Allmächtige nicht wiedergeben. Ich wenigſtens, wenn ich auch als Patriot an den Folgen dieſer ſpäten Reue werde theilnehmen müſſen, ſo will ich als Abgeordneter an den Verantwortlichkeit keinen Theil haben. Es mögen die löblichen Stände ſich an die Zeiten der franzöſiſchen Kriege erinnern. Was hatten wir Ungarn mit den innern Angelegenheiten des franzöſiſchen Volkes zu thun? Unſer Landtag war im Jahr 1790 beiſammen, aber er dehnte ſeine Aufmerkſam- keit auf die internationale Politik nicht aus, und was war die Folge? Das — daß der Fluch des ohne uns, aber auf unſere Koſten gemachten Fehlers mit den unendlichen Opfern von 25 ſchweren Jah- ren, auf unſerem armen Vaterlande laſtete, das Blut des Volkes in Strömen floß, ſein Vermögen, ſein Beſitz in den Strudel geworfen wurde. Und unter dieſen ungeheuern Opfern ſahen unſere Väter das Königs- haus auf rettender Flucht, die ſiegreichen Waffen des fernen Weſtens, dieſe Stadt ſelbſt, den gewöhnlichen Sitz unſerer Geſetzgebung, in der Gewalt des Siegers, die in Auflöſung begriffene Monarchie von der Gnade des ſtolzen Triumphators abhängend, und thränenwerthe finan- cielle Verwirrungen, welche mit dem furchtbaren Schlag von zwei Staats- bankerotten unſer armes unſchuldiges Vaterland trafen. Bei dieſem ungeheuren Unglück war uns ſelbſt jener Troſt genommen ſagen zu können daß wir zur Abwendung der drohenden Gefahr alles gethan hätten was wir thun konnten als noch Zeit dazu war. Wolle Gott daß die Geſchichte nicht dasſelbe Urtheil fälle über dieſen Land- tag. Wolle Gott nicht daß unſere Seele einſt jener Gedanke drücke, wie wir die Gefahr nahen ſahen dem Throne unſeres Königs, nahen unſerem Vaterland, und nicht auftraten mit männlicher Entſchloſſen- heit um ſie abzuwenden. Wolle Gott daß wir wenigſtens unſer An- denken vor der Anklage der verſäumten Pflicht retten. Jch rufe da- her die löblichen Stände auf: erheben wir unſere Politik auf die Höhe der Ereigniſſe, ſchöpfen wir Kraft aus dem Gefühle der Treue gegen unſere Dynaſtie, ſchöpfen wir Kraft aus dem Gefühl der Verantwort- lichkeit die auf uns laſtet, aus unſerer Bürgerpflicht, zu einer Ent- ſchloſſenheit die ſo großartigen Umſtänden entſpricht. Ich will dieſe Umſtände im Innern der Monarchie und im Auslande nicht ausma- len, denn ſie ſind allgemein bekannt; aber ich ſpreche meine feſte Ueberzeugung aus daß die wahre Quelle des Zerfalls der Ruhe in der Monarchie und der daraus entſpringenden üblen Folgen im Wiener Regierungs-Syſtem liegt, und mit Beſorgniß ſpreche ich meine Ueber- zeugung aus daß das Feſthalten an dieſer verkehrten Politik, die den

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 80, 20. März 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine80_1848/19>, abgerufen am 21.11.2024.