Allgemeine Zeitung, Nr. 80, 20. März 1848.[Spaltenumbruch]
Rheingränze seyen noch keine Anordnungen getroffen; vertragsmäßig In der Karlsruher Ztg. vom 19 März ist amtlich allen denen Freie Städte. || Frankfurt a. M., 17 März. Unsere K. Sachsen. *** Dresden, 15 März. Die große Gefahr *+ Dresden, 16 März. Leider habe ich Ihnen von gestern An das sächsische Volk. Von Sr. Maj. dem König an die Dresden, 16 März 1848.Die Staatsminister. Dr. Braun. Dr. von der Pforten. Georgi. Dresden, 16 März. (Amtliche Nachricht.) Se. k. Maj. Bekanntmachung. Nachdem Se. königl. Maj. die zeitherigen Dresden, 16 März 1848.Gesammt- ministerium. Dr. Braun. Dr. v. d. Pfordten. K. Hannover. Die Hannover'sche Zeitung vom 15 März "Hannoveraner! Diese Anrede erregt [Spaltenumbruch]
Rheingränze ſeyen noch keine Anordnungen getroffen; vertragsmäßig In der Karlsruher Ztg. vom 19 März iſt amtlich allen denen Freie Städte. || Frankfurt a. M., 17 März. Unſere K. Sachſen. *** Dresden, 15 März. Die große Gefahr *† Dresden, 16 März. Leider habe ich Ihnen von geſtern An das ſächſiſche Volk. Von Sr. Maj. dem König an die Dresden, 16 März 1848.Die Staatsminiſter. Dr. Braun. Dr. von der Pforten. Georgi. Dresden, 16 März. (Amtliche Nachricht.) Se. k. Maj. Bekanntmachung. Nachdem Se. königl. Maj. die zeitherigen Dresden, 16 März 1848.Geſammt- miniſterium. Dr. Braun. Dr. v. d. Pfordten. K. Hannover. Die Hannover’ſche Zeitung vom 15 März „Hannoveraner! Dieſe Anrede erregt <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0003" n="1267"/><cb/> Rheingränze ſeyen noch keine Anordnungen getroffen; vertragsmäßig<lb/> müſſe in Kriegszeiten und bei drohendem Kriege die Beſatzung von<lb/> Raſtadt zu einem Drittheil aus Bundestruppen beſtehen. Dagegen<lb/> wurde bemerkt daß dieſe aus dem achten Armeecorps genommen werden<lb/> ſollten. Nach einer Erklärung von Staatsrath Bekk hat die Regierung<lb/> eine Quelle ermittelt aus der ſie höchſt wahrſcheinlich binnen ſehr<lb/> kurzem eine bedeutende Anzahl Gewehre um billigen Preis beziehen<lb/> kann. (D. <hi rendition="#g">Ztg</hi>.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>In der <hi rendition="#g">Karlsruher Ztg</hi>. vom 19 März iſt amtlich allen denen<lb/> vollſtändige Amneſtie gewährt welche etwa wegen politiſcher Verbrechen<lb/> (den Landesverrath ausgenommen) verurtheilt ſind, oder wegen eines vor<lb/> dem 16 März 1848 begangenen politiſchen Verbrechens (den Landesver-<lb/> rath ausgenommen) in Unterſuchung ſtehen oder in Unterſuchung kom-<lb/> men können.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Freie Städte</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>|| <hi rendition="#b">Frankfurt a. M.</hi>, 17 März.</dateline><lb/> <p>Unſere<lb/> Nachbarſtadt Offenbach bereitet auf nächſten Sonntag große Feſtlichkeit,<lb/> Beleuchtung ꝛc. zur Feier der jüngſten Ereigniſſe in Heſſen vor. Die<lb/> Eiſenbahn, die vor etwa 14 Tagen von den Offenbachern auf eigene<lb/> Fauſt eröffnet wurde, aber nur viermal täglich fährt, ſoll bald in regel-<lb/> mäßigen Betrieb kommen. — Für die Hanauer Arbeiter wird fleißig<lb/> geſammelt.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>K. <hi rendition="#g">Sachſen</hi>.</head><lb/> <div n="4"> <dateline>*** <hi rendition="#b">Dresden</hi>, 15 März.</dateline><lb/> <p>Die große Gefahr<lb/> in welcher das Königreich Sachſen ſchwebte, beſonders in den Tagen<lb/> vom 6 bis 12 d. Mts., iſt nun glücklich vorüber, und das Land in<lb/> der Hauptſache als beruhigt anzuſehen. Welche Veränderungen ſind<lb/> theils vorgegangen, theils verheißen worden um eine allgemeine Er-<lb/> hebung gegen die dermaligen Vertreter der Regierung abzuwenden!<lb/> Am 8 d. 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Kunde von Metternichs Abdankung welche unſere<lb/> officielle Zeitung brachte, die drohende Stellung Leipzigs und der meiſten<lb/> andern bedeutenden Städte Sachſens überhaupt, die beſchloſſene Ankunft<lb/> von 6000 Leipziger Bürgern vor den Schwellen des Thrones und der<lb/> am 13 bevorſtehende Jahrmarkt der Reſidenz insbeſondere. In der<lb/> That, ſehr charakteriſtiſch für unſer Sachſen! Denn ſoviel und nicht<lb/> um ein Haar weniger gehörte dazu um die in gewohnter Siegesſicher-<lb/> heit am Ruder ſtehenden Staatsminiſter aus dem Sattel zu heben, daß<lb/> ſie einen außerordentlichen Landtag bereis auf den 20 d. einzuberufen,<lb/> Preßfreiheit u. ſ. w. zu erklären und endlich ihren Aemtern zu ent-<lb/> ſagen ſich bewogen fanden, durch das allgemeine und laut ausge-<lb/> ſprochene Mißtrauen überwältigt. Die Stadt Leipzig hat den voll-<lb/> ſtändigſten Sieg errungen, ihre Beſchwerden wegen der blutigen Au-<lb/> guſtereigniſſe von 1845 ſind (ſo ſagt man überall) jetzt gehoben, das<lb/> gekränkte Recht ausgeſühnt. Möge die aufſtrebende Stadt nun aber<lb/> auch Maß halten lernen! Neue Stöße des Weſtſturmes werden frei-<lb/> lich nachfolgen, doch hoffentlich wird ſie das neue Miniſterium, welches<lb/> der treffliche heut eingetroffene Braun zuſammenzuſetzen auserſehen<lb/> iſt, mit leichter Mühe auf geſetzmäßige Weiſe beſchwichtigen. Heil<lb/> dem Vaterlande!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>*† <hi rendition="#b">Dresden,</hi> 16 März.</dateline><lb/> <p>Leider habe ich Ihnen von geſtern<lb/> Abend erneuerten Straßenlärm zu berichten. Man redete ſchon am<lb/> Tage davon daß er ſtattfinden würde, und es iſt daher ſehr zu verwun-<lb/> dern warum nicht Vorkehrungsmaßregeln ergriffen und die Communal-<lb/> garde zur Aufrechterhaltung der Ordnung früher beordert war; jeden-<lb/> falls wäre der gefährliche Auflauf vermieden worden. Schon nach 7 Uhr<lb/> Abends ſammelten ſich in den Straßen Volkshaufen, die jubelnd und<lb/> ſingend umherzogen und nach 9 Uhr vor die Polizei rückten und dort die<lb/> Fenſter einwarfen, auch an einigen andern Privathäuſern wurden Fenſter<lb/> zertrümmert. Die Communalgardewache war nicht hinreichend dem Tu-<lb/> mult zu ſteuern; um 10 Uhr wurde Generalmarſch zur Verſammlung<lb/> der Bürgerwachen geſchlagen. Die verſchiedenen Züge rückten an, ſäu-<lb/> berten den Markt und die angränzenden Straßen. Nun erhob ſich am<lb/> Poſtplatz der Tumult, der denn nach 12 Uhr durch das nicht genug zu<lb/><cb/> rühmende Entgegentreten der Communalgarde völlig gehoben wurde.<lb/> Gegen 40 Leute ſind verhaftet worden. Leider ward gegen die Bürger-<lb/> wache mit Steinen geworfen; mehrere Gardiſten wurden verletzt. Heute<lb/> mit einbrechendem Abend iſt die geſammte Communalgardenmacht auf-<lb/> geboten, und es iſt durchaus nicht zu fürchten daß ſich die beklagenswer-<lb/> then Auftritte wiederholen werden. Die HH. Braun, Georgi und v. d.<lb/> Pforten befinden ſich ſeit geſtern hier; Braun iſt mit der Bildung des<lb/> neuen Miniſteriums beauftragt, wie wir hören ſind die Leipziger gegen<lb/> die Wahl des Profeſſors v. d. Pfordten und wünſchen daß jedenfalls<lb/> Todt mit in das Miniſterium trete; auch der General v. Buttler habe ſich<lb/> durch den 12 Leipz. Aug. als Kriegsminiſter unmöglich gemacht. Ge-<lb/> ſtern Abend war Bürgerverſammlung im Odeum, zu welcher ſich eine<lb/> Leipziger Deputation in den HH. Ruge, Wuttke, Schreck ꝛc. eingefun-<lb/> den. — Aus dem Weimariſchen haben wir ſo eben Nachricht erhalten daß<lb/> daſelbſt wirkliche Bauernunruhen zu befürchten ſind; die Bürger hätten<lb/> ihre Wünſche befriedigt erhalten, nun wollten aber auch die Bauern die<lb/> ihrigen erfüllt haben; wie dieſe ausfallen mögen, kann man ſich denken.</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g">An das ſächſiſche Volk</hi>. Von Sr. Maj. dem König an die<lb/> Spitze der Geſchäfte berufen, haben ſich Unterzeichnete über folgende<lb/> Hauptgrundſätze und Maßregeln vereinigt: Beeidigung des Militärs<lb/> auf die Verfaſſung. Aufhebung der Cenſur für immer. Ein Preß-<lb/> geſetz ohne das Syſtem der Conceſſionen und Cautionen. Reform der<lb/> Rechtspflege auf Grundlage der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit; in<lb/> Strafſachen Geſchwornengericht. Reform des Wahlgeſetzes. Aner-<lb/> kennung des Vereinsrechts mit Repreſſivbeſtimmungen wegen Miß-<lb/> brauchs. Geſetzliche Ordnung der kirchlichen Verhältniſſe im Geiſte der<lb/> Duldung und Parität. Antrag auf Reviſion des Vereinszolltarifs.<lb/> Kräftige Mitwirkung zu zeitgemäßer Geſtaltung des deutſchen Bundes<lb/> mit Vertretung des Volks bei demſelben. Se. königl. Maj. haben<lb/> dieſen Maßregeln und Grundſätzen Ihre Zuſtimmung zu ertheilen ge-<lb/> ruht. Gemäß ihnen wird das Erforderliche eingeleitet werden. Das<lb/> ſächſiſche Volk wird die hohe Bedeutung dieſer königl. Entſchließung<lb/> würdigen und dieß durch Erhaltung der Ruhe und Ordnung im Lande<lb/> bethätigen.</p> <closer> <dateline>Dresden, 16 März 1848.</dateline> <signed>Die Staatsminiſter. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Braun.<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> von der Pforten. 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Die dießfalls unter<lb/> dem 9 März 1848 ergangene Verordnung wird daher außer Wirkſam-<lb/> keit geſetzt und erledigen ſich auch die deßhalb aus dem Miniſterium<lb/> des Jnnern ergangenen Miſſiven.</p> <closer> <dateline>Dresden, 16 März 1848.</dateline> <signed>Geſammt-<lb/> miniſterium. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Braun. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. d. Pfordten.</signed> </closer> </div> </body> </floatingText> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>K. <hi rendition="#g">Hannover</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Hannover</hi>’ſche <hi rendition="#g">Zeitung</hi> vom 15 März<lb/> enthält folgende Proclamation. <floatingText><body><div n="1"><p>„Hannoveraner! 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Rheingränze ſeyen noch keine Anordnungen getroffen; vertragsmäßig
müſſe in Kriegszeiten und bei drohendem Kriege die Beſatzung von
Raſtadt zu einem Drittheil aus Bundestruppen beſtehen. Dagegen
wurde bemerkt daß dieſe aus dem achten Armeecorps genommen werden
ſollten. Nach einer Erklärung von Staatsrath Bekk hat die Regierung
eine Quelle ermittelt aus der ſie höchſt wahrſcheinlich binnen ſehr
kurzem eine bedeutende Anzahl Gewehre um billigen Preis beziehen
kann. (D. Ztg.)
In der Karlsruher Ztg. vom 19 März iſt amtlich allen denen
vollſtändige Amneſtie gewährt welche etwa wegen politiſcher Verbrechen
(den Landesverrath ausgenommen) verurtheilt ſind, oder wegen eines vor
dem 16 März 1848 begangenen politiſchen Verbrechens (den Landesver-
rath ausgenommen) in Unterſuchung ſtehen oder in Unterſuchung kom-
men können.
Freie Städte.
|| Frankfurt a. M., 17 März.
Unſere
Nachbarſtadt Offenbach bereitet auf nächſten Sonntag große Feſtlichkeit,
Beleuchtung ꝛc. zur Feier der jüngſten Ereigniſſe in Heſſen vor. Die
Eiſenbahn, die vor etwa 14 Tagen von den Offenbachern auf eigene
Fauſt eröffnet wurde, aber nur viermal täglich fährt, ſoll bald in regel-
mäßigen Betrieb kommen. — Für die Hanauer Arbeiter wird fleißig
geſammelt.
K. Sachſen.
*** Dresden, 15 März.
Die große Gefahr
in welcher das Königreich Sachſen ſchwebte, beſonders in den Tagen
vom 6 bis 12 d. Mts., iſt nun glücklich vorüber, und das Land in
der Hauptſache als beruhigt anzuſehen. Welche Veränderungen ſind
theils vorgegangen, theils verheißen worden um eine allgemeine Er-
hebung gegen die dermaligen Vertreter der Regierung abzuwenden!
Am 8 d. Mts. war die Gefahr, wie ich in den höchſten Regionen
beſonders zu bemerken Gelegenheit hatte, auf den äußerſten Gipfel ge-
ſtiegen; der König hatte Mittags die Deputirten von ſechs Städten
kalt empfangen, auffallend hart und wortlos abgewieſen, an ein Nach-
geben ſchien nicht mehr zu denken, und alle Wohlgeſinnten fürchteten
in den nächſten Tagen das Anheben der blutigſten und unheilvollſten
Vorfälle. Was brach da in den Morgenſtunden des 9 d. den hart-
näckigen und unüberwindbar ſcheinenden Eigenſinn der Miniſter wie
durch Zauberſchlag? Die faſt gleichzeitig aus den meiſten deutſchen
Staaten eintreffenden Berichte von liberalen Bewilligungen, die obwohl
fälſchliche (voreilige?) Kunde von Metternichs Abdankung welche unſere
officielle Zeitung brachte, die drohende Stellung Leipzigs und der meiſten
andern bedeutenden Städte Sachſens überhaupt, die beſchloſſene Ankunft
von 6000 Leipziger Bürgern vor den Schwellen des Thrones und der
am 13 bevorſtehende Jahrmarkt der Reſidenz insbeſondere. In der
That, ſehr charakteriſtiſch für unſer Sachſen! Denn ſoviel und nicht
um ein Haar weniger gehörte dazu um die in gewohnter Siegesſicher-
heit am Ruder ſtehenden Staatsminiſter aus dem Sattel zu heben, daß
ſie einen außerordentlichen Landtag bereis auf den 20 d. einzuberufen,
Preßfreiheit u. ſ. w. zu erklären und endlich ihren Aemtern zu ent-
ſagen ſich bewogen fanden, durch das allgemeine und laut ausge-
ſprochene Mißtrauen überwältigt. Die Stadt Leipzig hat den voll-
ſtändigſten Sieg errungen, ihre Beſchwerden wegen der blutigen Au-
guſtereigniſſe von 1845 ſind (ſo ſagt man überall) jetzt gehoben, das
gekränkte Recht ausgeſühnt. Möge die aufſtrebende Stadt nun aber
auch Maß halten lernen! Neue Stöße des Weſtſturmes werden frei-
lich nachfolgen, doch hoffentlich wird ſie das neue Miniſterium, welches
der treffliche heut eingetroffene Braun zuſammenzuſetzen auserſehen
iſt, mit leichter Mühe auf geſetzmäßige Weiſe beſchwichtigen. Heil
dem Vaterlande!
*† Dresden, 16 März.
Leider habe ich Ihnen von geſtern
Abend erneuerten Straßenlärm zu berichten. Man redete ſchon am
Tage davon daß er ſtattfinden würde, und es iſt daher ſehr zu verwun-
dern warum nicht Vorkehrungsmaßregeln ergriffen und die Communal-
garde zur Aufrechterhaltung der Ordnung früher beordert war; jeden-
falls wäre der gefährliche Auflauf vermieden worden. Schon nach 7 Uhr
Abends ſammelten ſich in den Straßen Volkshaufen, die jubelnd und
ſingend umherzogen und nach 9 Uhr vor die Polizei rückten und dort die
Fenſter einwarfen, auch an einigen andern Privathäuſern wurden Fenſter
zertrümmert. Die Communalgardewache war nicht hinreichend dem Tu-
mult zu ſteuern; um 10 Uhr wurde Generalmarſch zur Verſammlung
der Bürgerwachen geſchlagen. Die verſchiedenen Züge rückten an, ſäu-
berten den Markt und die angränzenden Straßen. Nun erhob ſich am
Poſtplatz der Tumult, der denn nach 12 Uhr durch das nicht genug zu
rühmende Entgegentreten der Communalgarde völlig gehoben wurde.
Gegen 40 Leute ſind verhaftet worden. Leider ward gegen die Bürger-
wache mit Steinen geworfen; mehrere Gardiſten wurden verletzt. Heute
mit einbrechendem Abend iſt die geſammte Communalgardenmacht auf-
geboten, und es iſt durchaus nicht zu fürchten daß ſich die beklagenswer-
then Auftritte wiederholen werden. Die HH. Braun, Georgi und v. d.
Pforten befinden ſich ſeit geſtern hier; Braun iſt mit der Bildung des
neuen Miniſteriums beauftragt, wie wir hören ſind die Leipziger gegen
die Wahl des Profeſſors v. d. Pfordten und wünſchen daß jedenfalls
Todt mit in das Miniſterium trete; auch der General v. Buttler habe ſich
durch den 12 Leipz. Aug. als Kriegsminiſter unmöglich gemacht. Ge-
ſtern Abend war Bürgerverſammlung im Odeum, zu welcher ſich eine
Leipziger Deputation in den HH. Ruge, Wuttke, Schreck ꝛc. eingefun-
den. — Aus dem Weimariſchen haben wir ſo eben Nachricht erhalten daß
daſelbſt wirkliche Bauernunruhen zu befürchten ſind; die Bürger hätten
ihre Wünſche befriedigt erhalten, nun wollten aber auch die Bauern die
ihrigen erfüllt haben; wie dieſe ausfallen mögen, kann man ſich denken.
An das ſächſiſche Volk. Von Sr. Maj. dem König an die
Spitze der Geſchäfte berufen, haben ſich Unterzeichnete über folgende
Hauptgrundſätze und Maßregeln vereinigt: Beeidigung des Militärs
auf die Verfaſſung. Aufhebung der Cenſur für immer. Ein Preß-
geſetz ohne das Syſtem der Conceſſionen und Cautionen. Reform der
Rechtspflege auf Grundlage der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit; in
Strafſachen Geſchwornengericht. Reform des Wahlgeſetzes. Aner-
kennung des Vereinsrechts mit Repreſſivbeſtimmungen wegen Miß-
brauchs. Geſetzliche Ordnung der kirchlichen Verhältniſſe im Geiſte der
Duldung und Parität. Antrag auf Reviſion des Vereinszolltarifs.
Kräftige Mitwirkung zu zeitgemäßer Geſtaltung des deutſchen Bundes
mit Vertretung des Volks bei demſelben. Se. königl. Maj. haben
dieſen Maßregeln und Grundſätzen Ihre Zuſtimmung zu ertheilen ge-
ruht. Gemäß ihnen wird das Erforderliche eingeleitet werden. Das
ſächſiſche Volk wird die hohe Bedeutung dieſer königl. Entſchließung
würdigen und dieß durch Erhaltung der Ruhe und Ordnung im Lande
bethätigen.
Dresden, 16 März 1848.Die Staatsminiſter. Dr. Braun.
Dr. von der Pforten. Georgi.
Dresden, 16 März.
(Amtliche Nachricht.) Se. k. Maj.
haben dem Gerichtsdirector Advocat Dr. Alexander Carl Hermann
Braun, unter Ernennung zum Staatsminiſter, das Departement der
Juſtiz und proviſoriſch die Leitung des Miniſteriums des Cultus und
öffentlichen Unterrichts, deßgleichen dem Hofrath Prof. Dr. Ludwig Carl
Heinrich von der Pfordten, unter Ernennung zum Staatsminiſter, das
Departement des Innern und proviſoriſch die Leitung des Miniſte-
riums der auswärtigen Angelegenheiten, ſowie dem Landtagsabgeord-
neten Robert Georgi, unter Ernennung zum Staatsminiſter, das Fi-
nanzminiſterium zu übertragen, auch den Oberſt Albrecht Stellanus
Grafen v. Holtzendorff proviſoriſch mit Leitung des Kriegsminiſteriums
zu beauftragen geruht. Die neuernannten Staatsminiſter werden ſo-
fort die von Sr. Maj. dem König genehmigten Hauptgrundſätze ihrer
künftigen Verwaltung veröffentlichen.
Bekanntmachung. Nachdem Se. königl. Maj. die zeitherigen
Staatsminiſter entlaſſen, auch wegen Wiederbeſetzung und beziehent-
lich Verwaltung der erledigten Functionen allerhöchſte Entſchließung
gefaßt haben, der Zweck der Einberufung eines außerordentlichen Land-
tags aber ſich theils hierdurch erledigt, theils dem augenblicklichen Be-
dürfniſſe geſetzlicher Beſtimmungen, insbeſondere über die Preſſe, auf
andere Weiſe abgeholfen werden kann, demnächſt auch die Kürze der
Zeit den neueintretenden Departementsminiſtern die erforderliche Vor-
bereitung zur Abhaltung eines Landtags nicht geſtattet, haben Se.
Maj. der König beſchloſſen den auf den 20 d. M. zuſammenberufenen
außerordentlichen Landtag nicht abhalten zu laſſen. Die dießfalls unter
dem 9 März 1848 ergangene Verordnung wird daher außer Wirkſam-
keit geſetzt und erledigen ſich auch die deßhalb aus dem Miniſterium
des Jnnern ergangenen Miſſiven.
Dresden, 16 März 1848.Geſammt-
miniſterium. Dr. Braun. Dr. v. d. Pfordten.
K. Hannover.
Die Hannover’ſche Zeitung vom 15 März
enthält folgende Proclamation. „Hannoveraner! Dieſe Anrede erregt
in Mir nur die Gefühle von Liebe und Zutrauen welche durch die
ſtärkſten Beweiſe der Anhänglichkeit an den angeſtammten König und
das Vaterland in der unglücklichen Zeit von 1803 bis 1813 von Euch
ohne Ausnahme bewieſen, auch ſeitdem bethätigt ſind. Von dieſen
Gefühlen erfüllt, antworte Jch hierdurch Selbſt auf alle Eure Peti-
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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