Allgemeine Zeitung, Nr. 84, 24. März 1848.[Spaltenumbruch]
stern auch Brüssel einen Auftritt, der zwar zu keinen thätlichen Un- [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
ſtern auch Brüſſel einen Auftritt, der zwar zu keinen thätlichen Un- [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0013" n="1341"/><cb/> ſtern auch Brüſſel einen Auftritt, der zwar zu keinen thätlichen Un-<lb/> ruhen führte, aber doch ſchon als ein ſchlimmes Symptom angeſehen<lb/> werden muß. Vom frühen Morgen an waren viele Hundert Arbei-<lb/> ter auf einem freien Platz am Namürer Thore verſammelt, klagten<lb/> über Mangel an Arbeit, und forderten auch wohl von den Vorüber-<lb/> gehenden Geld ab. Gegen eilf Uhr begaben ſie ſich an des Königs<lb/> Palaſt, und einer der Anführer wurde vorgelaſſen, und überreichte<lb/> eine Bittſchrift. Lange wartete man auf Antwort. Auf die Verſiche-<lb/> rung endlich daß man ihre Wünſche in Erwägung ziehen werde, ent-<lb/> fernten ſich die Arbeiter unter dem Rufe: „Es lebe der König!“<lb/> In der Bittſchrift wird gegen die Arbeiten in den Gefängniſſen und<lb/> Armenhäuſern proteſtirt, weil die vom Staate genährten und mit allem ver-<lb/> ſehenen Sträflinge und Bettler unter viel günſtigeren Bedingungen arbei-<lb/> ten als der freie, nur auf ſich ſelbſt angewieſene Arbeiter; das Product der<lb/> freien Arbeit alſo gegen die Erzeugniſſe jener Anſtalten nicht concurriren<lb/> kann. Dieſe Beſchwerde iſt allerdings gegründet, und darf nicht unbe-<lb/> rückſichtigt bleiben. Wir fürchten nur ſie werde der Anfang zu andern<lb/><cb/> Beſchwerden ſeyn, denen es ſchwerer ſeyn wird abzuhelfen. Uebrigens<lb/> betrug ſich die verſammelte Menge vor und in der Nähe des könig-<lb/> lichen Palaſtes mit muſterhafter Ruhe und Beſcheidenheit, und der<lb/> Ruf: „Es lebe der König!“ erſcholl aus voller Bruſt. — Aus<lb/> Lille vernehmen wir heute Morgen daß dort Arbeiteraufſtände waren<lb/> die zu argen Thätlichkeiten geführt haben. Dabei offenbarte ſich eine Feind-<lb/> ſeligkeit gegen die belgiſchen Arbeiter, deren einer zur genauen Noth noch<lb/> mit dem Leben davongekommen iſt. Sowie man anderwärts in Frankreich<lb/> die engliſchen Arbeiter vertrieben hat, ſo vertreibt man nun dort die bel-<lb/> giſchen. In dieſer Weiſe übt das ſouveräne Volk die allgemeine Gleich-<lb/> heit und Brüderſchaft aus. Es werden in kurzem ſolche Aufſtände noch<lb/> in andern franzöſiſchen Städten ausbrechen, denn die Noth wächst in<lb/> Frankreich mit jedem Tage. Unſere Berichte aus Paris lauten in dieſer<lb/> Hinſicht ſehr beunruhigend. Jeder Bemittelte der ſich entfernen kann<lb/> verläßt die Stadt und nicht wenige das Land. Ledru-Rollins Rund-<lb/> ſchreiben, worin ſich der rohe Abſolutismus dieſer angeblichen Freiheits-<lb/> helden recht ungehindert ausſpricht, hat überall Schrecken verbreitet und<lb/> der Republik unberechenbar geſchadet.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [1341/0013]
ſtern auch Brüſſel einen Auftritt, der zwar zu keinen thätlichen Un-
ruhen führte, aber doch ſchon als ein ſchlimmes Symptom angeſehen
werden muß. Vom frühen Morgen an waren viele Hundert Arbei-
ter auf einem freien Platz am Namürer Thore verſammelt, klagten
über Mangel an Arbeit, und forderten auch wohl von den Vorüber-
gehenden Geld ab. Gegen eilf Uhr begaben ſie ſich an des Königs
Palaſt, und einer der Anführer wurde vorgelaſſen, und überreichte
eine Bittſchrift. Lange wartete man auf Antwort. Auf die Verſiche-
rung endlich daß man ihre Wünſche in Erwägung ziehen werde, ent-
fernten ſich die Arbeiter unter dem Rufe: „Es lebe der König!“
In der Bittſchrift wird gegen die Arbeiten in den Gefängniſſen und
Armenhäuſern proteſtirt, weil die vom Staate genährten und mit allem ver-
ſehenen Sträflinge und Bettler unter viel günſtigeren Bedingungen arbei-
ten als der freie, nur auf ſich ſelbſt angewieſene Arbeiter; das Product der
freien Arbeit alſo gegen die Erzeugniſſe jener Anſtalten nicht concurriren
kann. Dieſe Beſchwerde iſt allerdings gegründet, und darf nicht unbe-
rückſichtigt bleiben. Wir fürchten nur ſie werde der Anfang zu andern
Beſchwerden ſeyn, denen es ſchwerer ſeyn wird abzuhelfen. Uebrigens
betrug ſich die verſammelte Menge vor und in der Nähe des könig-
lichen Palaſtes mit muſterhafter Ruhe und Beſcheidenheit, und der
Ruf: „Es lebe der König!“ erſcholl aus voller Bruſt. — Aus
Lille vernehmen wir heute Morgen daß dort Arbeiteraufſtände waren
die zu argen Thätlichkeiten geführt haben. Dabei offenbarte ſich eine Feind-
ſeligkeit gegen die belgiſchen Arbeiter, deren einer zur genauen Noth noch
mit dem Leben davongekommen iſt. Sowie man anderwärts in Frankreich
die engliſchen Arbeiter vertrieben hat, ſo vertreibt man nun dort die bel-
giſchen. In dieſer Weiſe übt das ſouveräne Volk die allgemeine Gleich-
heit und Brüderſchaft aus. Es werden in kurzem ſolche Aufſtände noch
in andern franzöſiſchen Städten ausbrechen, denn die Noth wächst in
Frankreich mit jedem Tage. Unſere Berichte aus Paris lauten in dieſer
Hinſicht ſehr beunruhigend. Jeder Bemittelte der ſich entfernen kann
verläßt die Stadt und nicht wenige das Land. Ledru-Rollins Rund-
ſchreiben, worin ſich der rohe Abſolutismus dieſer angeblichen Freiheits-
helden recht ungehindert ausſpricht, hat überall Schrecken verbreitet und
der Republik unberechenbar geſchadet.
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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