Allgemeine Zeitung, Nr. 84, 27. März 1900.Nr. 84. [Spaltenumbruch]
Abendblatt. (Mit Beilage Nr. 71.) 103. Jahrgang. München, Dienstag, 27. März 1900.Wöchentlich Allgemeine Zeitung. Insertionspreis Redaktion und Expe- dition befinden sich Schwanthalerstr. 36 in München. Berichte sind an die Redaktion, Inserat- aufträge an die Ex- pedition franko ein- zusenden. [Spaltenumbruch] Abonnements für Berlin nimmt unsere dortige Filiale in der Leipzigerstraße 11 entgegen. Inseratenannahme in München bei der Expedition, Schwanthalerstraße 36, in Berlin in unserer Filiale, Verantwortlich für den politischen Theil der Chefredakteur Hans Tournier, für das Feuilleton Alfred Frhr. v. Mensi, für den Handelstheil Ernst Barth, sämmtlich in München. [Spaltenumbruch] Deutsches Reich. Die "Affaire Lerchenfeld". * München, 27. März. Der bekannten Auslassung Deutschland und China. * Berlin, 27. März. Der frühere deutsche Gesandte Vom Tage. * Berlin, 26. März. Der Generaldebatte über Der Deutsche Verein für den Schutz des ge- Nach einer zwischen dem Reichs-Versicherungsamt und In diesem Winterhalbjahr sind an einer größeren An- [Spaltenumbruch] Feuilleton. vl. Im Kunstverein ist der reichhaltige Nachlaß des x. Fischers Klaviervortrag Richard Wagner'scher -#- Konzert der Bürger-Sängerzunft. Die unter Z. Düsseldorf, im März. Die Düsseldorfer Nr. 84. [Spaltenumbruch]
Abendblatt. (Mit Beilage Nr. 71.) 103. Jahrgang. München, Dienſtag, 27. März 1900.Wöchentlich Allgemeine Zeitung. Inſertionspreis Redaktion und Expe- dition befinden ſich Schwanthalerſtr. 36 in München. Berichte ſind an die Redaktion, Inſerat- aufträge an die Ex- pedition franko ein- zuſenden. [Spaltenumbruch] Abonnements für Berlin nimmt unſere dortige Filiale in der Leipzigerſtraße 11 entgegen. Inſeratenannahme in München bei der Expedition, Schwanthalerſtraße 36, in Berlin in unſerer Filiale, Verantwortlich für den politiſchen Theil der Chefredakteur Hans Tournier, für das Feuilleton Alfred Frhr. v. Menſi, für den Handelstheil Ernſt Barth, ſämmtlich in München. [Spaltenumbruch] Deutſches Reich. Die „Affaire Lerchenfeld“. * München, 27. März. Der bekannten Auslaſſung Deutſchland und China. * Berlin, 27. März. Der frühere deutſche Geſandte Vom Tage. * Berlin, 26. März. Der Generaldebatte über Der Deutſche Verein für den Schutz des ge- Nach einer zwiſchen dem Reichs-Verſicherungsamt und In dieſem Winterhalbjahr ſind an einer größeren An- [Spaltenumbruch] Feuilleton. vl. Im Kunſtverein iſt der reichhaltige Nachlaß des x. Fiſchers Klaviervortrag Richard Wagner’ſcher -#- Konzert der Bürger-Sängerzunft. Die unter Z. Düſſeldorf, im März. Die Düſſeldorfer <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/><lb/> <front> <titlePage type="heading"> <docDate>Nr. 84.</docDate> <docTitle> <titlePart type="main"><hi rendition="#b">Abendblatt.</hi> (Mit Beilage Nr. 71.)</titlePart> </docTitle> <docDate>103. Jahrgang. <hi rendition="#b">München, Dienſtag,</hi> 27. März 1900.</docDate> </titlePage><lb/> <cb/> <div type="jExpedition" n="1"> <p>Wöchentlich<lb/> 22 <hi rendition="#g">Ausgaben.<lb/> Bezugspreiſe:</hi><lb/> Durch die Poſtämter:<lb/> jährlich M. 36. —,<lb/> ohne Beil. M. 18. —<lb/> (vierlelj. M. 9. —,<lb/> ohne Beil. M. 4.50);<lb/> in München b. d. Ex-<lb/> pedition od. d. Depots<lb/> monatlich M. 2. —,<lb/> ohne Veil. M. 1. 20.<lb/> Zuſtellg. mil. 50 Pf.<lb/><hi rendition="#g">Direkter</hi> Bezug für<lb/> Deutſchl. u. Oeſterreich<lb/> monatlich M. 4. —,<lb/> ohne Veil. M. 3. —,<lb/> Ausland M. 5. 60,<lb/> ohne Veil. M. 4. 40.</p> </div><lb/> <cb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung.</hi> </titlePart> </docTitle> </titlePage><lb/> <cb/> <div type="jExpedition" n="1"> <p>Inſertionspreis<lb/> für die kleinſpaltige<lb/> Kolonelzeile od. deren<lb/> Raum 25 Pfennig;<lb/> finanzielle Anzeigen<lb/> 35 Pf.; lokale Ver-<lb/> kaufsanzeig. 20 Pf.;<lb/> Stellengeſuche 15 Pf.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Redaktion und Expe-<lb/> dition befinden ſich<lb/> Schwanthalerſtr. 36<lb/> in München.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Berichte ſind an die<lb/> Redaktion, Inſerat-<lb/> aufträge an die Ex-<lb/> pedition franko ein-<lb/> zuſenden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jExpedition" n="1"> <p><hi rendition="#b">Abonnements für Berlin nimmt unſere dortige Filiale in der Leipzigerſtraße 11 entgegen.<lb/> Abonnements für das Ausland</hi> nehmen an: für England A. <hi rendition="#g">Siegle,</hi> 30 Lime Str., London; für Frankreich,<lb/> Portugal und Spanien A. <hi rendition="#g">Ammel</hi> und C. <hi rendition="#g">Klinckſieck</hi> in Paris; für Belgien, Bulgarien. Dänemark. Italien.<lb/> Niederlande, Numänien, Rußland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Serbien die dortigen Poſtämter; für den Orient<lb/> das k. k. Poſtamt in Wien oder Trieſt; für Nordamerika F. W. <hi rendition="#g">Chriſtern,</hi> E. <hi rendition="#g">Steiger</hi> u. <hi rendition="#g">Co.,</hi> Guſt.<lb/> E. <hi rendition="#g">Stechert, Weſtermann</hi> u. <hi rendition="#g">Co., International News Comp.,</hi> 83 und 85 Duane Str. in New-York.</p> </div><lb/> <cb/> <figure/> <cb/> <div type="jExpedition" n="1"> <p><hi rendition="#b">Inſeratenannahme</hi> in München bei der Expedition, <hi rendition="#b">Schwanthalerſtraße 36, in Berlin in unſerer Filiale,<lb/> Leipzigerſtraße 11,</hi> ferner in Berlin, Hamburg, Breslau, Köln, Leipzig, Frankfurt a. M., Stuttgart, Nürnberg,<lb/> Wien, Peſt, London, Zürich, Baſel ꝛc. bei den Annoncenbureaux R. <hi rendition="#g">Moſſe, Haaſenſtein</hi> u. <hi rendition="#g">Vogler,</hi> G. L.<lb/><hi rendition="#g">Daubeu. Co</hi>. In den Filialen der Zeitungsbureaux <hi rendition="#g">Invalidendank</hi> zu Berlin, Dresden, Leipzig, Chemniß ꝛc.<lb/> Außerdem in Berlin bei B. <hi rendition="#g">Arndt</hi> (Mohrenſtraße 26) und S. <hi rendition="#g">Kornik</hi> (Kochſtraße 23); für Frankreich bei <hi rendition="#g">John</hi><lb/> F. <hi rendition="#g">Jones</hi> u. <hi rendition="#g">Co.,</hi> 31 bis Faubourg Montmartre in Paris.</p> </div><lb/> <div type="imprimatur" n="1"> <p>Verantwortlich für den politiſchen Theil der Chefredakteur <hi rendition="#b">Hans Tournier,</hi> für das Feuilleton <hi rendition="#b">Alfred Frhr. v. Menſi,</hi> für den Handelstheil <hi rendition="#b">Ernſt Barth,</hi> ſämmtlich in München.<lb/> Druck und Verlag der Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung <hi rendition="#b">„Verlag der Allgemeinen Zeitung“</hi> in München.</p> </div><lb/> </front> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c">Die „Affaire Lerchenfeld“.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 27. März.</dateline> <p>Der bekannten Auslaſſung<lb/> der „Augsb. Abdztg.“, daß <hi rendition="#g">Graf Lerchenfeld</hi> ſeine<lb/> warm befürwortende Erklärung zum § 184a <hi rendition="#g">der <hi rendition="#aq">lex</hi><lb/> Heinze</hi> im <hi rendition="#g">Reichstag</hi> abgegeben habe, ohne von der<lb/> bayeriſchen Regierung dazu beauftragt geweſen zu ſein,<lb/> folgte alsbald die ebenſo bekannte offiziöſe Mittheilung<lb/> in der „Korreſpondenz Hoffmann“, daß die Notiz in der<lb/> „Augsb. Abendztg.“ zwar ſachlich richtig, aber amtlicher-<lb/> ſeits nicht veranlaßt worden ſei. Seitdem finden ſich in den<lb/> Preßorganen aller Parteirichtungen zahlloſe Betrachtungen<lb/> und Kombinationen, betreffend das Verhalten des Grafen<lb/> Lerchenfeld und ſein Verhältniß zu den hieſigen leitenden<lb/> Kreiſen, über die neuerliche Stellungnahme der bayeriſchen<lb/> Regierung zur <hi rendition="#aq">lex</hi> Heinze u. dgl. m. Es werden dabei<lb/> die eigenthümlichſten Anſchaunugen und Muthmaßungen<lb/> zutage gefördert und doch liegt die Sache ſehr einfach.<lb/> Der § 184<hi rendition="#aq">a</hi> in ſeiner ſcharfen, nicht eben einwandfreien<lb/> Faſſung iſt 1892 allerdings von der bayeriſchen<lb/> Regierung beantragt worden. Seit mehr als vier<lb/> Jahren ruhte die Angelegenheit dann, und da dem<lb/> bayeriſchen Geſandten in Berlin ſeitdem auch keine<lb/> anderen Inſtruktionen zugegangen waren, handelte<lb/> dieſer bei Abgabe ſeiner Erklärung im Reichstag im Ein-<lb/> klang mit den früheren, freilich ziemlich weit zurückliegen-<lb/> den Weiſungen. Er that dies wohl um ſo bereitwilliger,<lb/> als die Erklärung durchaus dem freundlichen Standpunkt<lb/> entſpricht, den Graf Lerchenfeld für ſeine Perſon dem<lb/> Centrum gegenüber einnimmt. Er handelte dagegen<lb/> weniger im Sinn und nach den Wünſchen ſeiner Regie-<lb/> rung, die angeſichts des heftigen Widerſtrebens der öffent-<lb/> lichen Meinung gegen das Geſetz und der lauten Proteſt-<lb/> kundgebungen es für rathſam erachtete, den Standpunkt,<lb/> den ſie vor Jahren eingenommen, doch etwas ändern zu<lb/> ſollen glaubte. Daß der erſte Vertreter Bayerns im<lb/> Bundesrath offenbar nicht ſofort und in genügender Weiſe<lb/> auf dienſtlichem Wege von dieſer Aenderung unterrichtet<lb/> wurde, iſt wohl der einzige Fehler, den die Regierung<lb/> gemacht hat, den man aber mehr oder minder aus der<lb/> Annahme erklären kann, daß der Geſandte ſich an die vor ſo<lb/> vielen Jahren gegebenen Inſtruktionen angeſichts der immer-<lb/> hin veränderten Sachlage und der heftigen Proteſtbewegung<lb/> nicht ohne weiteres halten würde. Daß unter dieſen Um-<lb/> ſtänden die Regierung von der Erklärung ihres Ge-<lb/> ſandten nicht gerade angenehm überraſcht wurde, läßt ſich<lb/> wohl begreifen, allein man dachte hier offenbar nicht<lb/> daran, den Geſandten in Berlin, der formell obenein zum<lb/> mindeſten nicht inkorrekt gehandelt hatte, öffentlich zu<lb/> koramiren. Das irrthümlich als „offiziös“ bezeichnete<lb/> kurze Entrefilet der „Augsb. Abdztg.“ verdankt ſeine Ent-<lb/> ſtehung wohl einem Privatgeſpräch eines Miniſters mit<lb/> einem Landtagsabgeordneten, in der auch die vielerörterte<lb/> Sache berührt wurde. Sollte die Negierung in der Ab-<lb/> geordnetenkammer wegen des Zwiſchenfalls interpellirt<lb/> werden, ſo könnte ſie nichts anderes thun, als den hier<lb/><cb/> erwähnten Sachverhalt darlegen. Von einer Abberufung<lb/> des hochverdienten Diplomaten aus Berlin kann ebenſo-<lb/> wenig die Rede ſein, wie von einem freiwilligen Rücktritt<lb/> desſelben. Es liegt hiezu nicht der mindeſte Grund vor.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c">Deutſchland und China.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 27. März.</dateline> <p>Der frühere deutſche Geſandte<lb/> in China, Hr. v. <hi rendition="#g">Brandt,</hi> bringt im Aprilheft der<lb/> „Deutſchen Revue“ nachdrücklich das Programm in Er-<lb/> innerung, das ſeinerzeit für Geſtaltung der Beziehungen<lb/> zwiſchen <hi rendition="#g">Deutſchland und China</hi> vom Grafen Bülow<lb/> aufgeſtellt worden iſt, jenes Programm, welches neben<lb/> dem Fortbeſtehen der beſten Beziehungen zur chineſiſchen<lb/> Regierung die <hi rendition="#g">friedliche</hi> Weiterentwicklung der deutſchen<lb/> kommerziellen und induſtriellen Intereſſen in China ins<lb/> Auge faßt. Hr. v. Brandt warnt davor, beim Ausbruch<lb/> von Unruhen im chineſiſchen Reich gleich an eine gegen<lb/> die Dynaſtie gerichtete Bewegung zu denken und ſie als<lb/> Anlaß zur Empfehlung diplomatiſcher und militäriſcher<lb/> Interventionen oder einer neuen Auftheilung China’s zu<lb/> benutzen. Solche Auslaſſungen eines Theils der deutſchen<lb/> Preſſe würden ſicherlich der chineſiſchen Regierung hinter-<lb/> bracht. <cit><quote>„Sie tragen,“ ſchreibt Hr. v. Brandt wörtlich,<lb/> „ſicher nicht dazu bei, die Erfüllung der Aufgaben der<lb/> diplomatiſchen und konſulariſchen Vertreter zu erleichtern,<lb/> wie ſie ebenfalls wenig geeignet ſein dürften, den deutſchen<lb/> Kaufmann bei der Konkurrenz um den Abſchluß von Regie-<lb/> rungsgeſchäften zu unterſtützen. Wenn man nicht, wie der<lb/> chineſiſche Geſandte in England, Sir Chichen Lofengloh,<lb/> von einer Stadt zur andern zieht, überall von den Vertretern<lb/> des Handels und der Induſtrie empfangen, herumge-<lb/> führt und gefeiert, wie der Geſandte China’s in den Ver-<lb/> einigten Staaten in gleicher Weiſe im Intereſſe der<lb/> amerikaniſchen Induſtrie bearbeitet wird, ſo kann man<lb/> nur mit aufrichtigem Bedauern feſtſtellen, wie für einen<lb/> großen Theil der deutſchen Preſſe China nur den Vor-<lb/> wand zu Angriffen gegen Regierung und Volk bietet, die,<lb/> wenn ſie nicht jeder Grundlage entbehren, doch meiſtens<lb/> als ſehr übertrieben bezeichnet werden müſſen. Die Auf-<lb/> gabe, die Deutſchland in China zu löſen hat, iſt ohnehin<lb/> eine genügend ſchwere und verantwortliche, als daß nicht<lb/> der Wunſch gerechtfertigt wäre, daß die Preſſe ſich über<lb/> die Tragweite ihrer Aeußerungen klar werden und nicht<lb/> ohne genügende Veranlaſſung zur Verſchlechterung unſrer<lb/> Beziehungen mit einem Reich beitragen möchte, mit dem<lb/> in Frieden und Freundſchaft zu leben wir alle Ver-<lb/> anlaſſung haben. Dann werden auch wir dazu mitwirken<lb/> können, dem chineſiſchen Zopf einige Härchen auszurupfen,<lb/> um ſo die Verdünnung desſelben zu befördern; eine<lb/> Arbeit, die freilich feiner behandelt ſein will, als wenn<lb/> man dem Chineſen mit beiden Händen in den Schopf<lb/> fährt, die dafür aber auch beſſere und dauernde Reſultate<lb/> ergeben dürfte, als das letzterwähnte Verfahren.“</quote></cit></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Vom Tage.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 26. März.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Generaldebatte über<lb/> die Flottennovelle</hi> in der Budgetkommiſſion des Reichs-<lb/><cb/> tags iſt die Dispoſition zugrunde gelegt, nach welcher die<lb/><hi rendition="#g">Begründung des Flottengeſetzes</hi> ausgearbeitet worden<lb/> iſt. Danach ſoll alſo zuerſt über die Nothwendigkeit und den<lb/> Umfang der Vermehrung der Kriegsmarine berathen werden,<lb/> dann die Durchführung der Vermehrung, die Koſten und Be-<lb/> ſchaffung der Mittel und ſchließlich die geſetzliche Feſtlegung<lb/> der Vermehrung. — Ein neuer <hi rendition="#g">Reichsweingeſetz-Entwurf</hi><lb/> im Sinne des allgemeinen Wunſches nach ſtriktem Verbot der<lb/> Herſtellung und Verſchleißung von Treſter-, Hefe-, Roſinen-<lb/> und anderen Kunſtweinen iſt im Reichsamte des Innern einer<lb/> Meldung des Weinbauvereinsorgans zufolge ſchon fertig-<lb/> geſtellt worden. Er ſoll lediglich die Form einer Novelle<lb/> zum 1892er Weingeſetze erhalten. Bereits hat er den In-<lb/> ſtanzenweg angetreten und iſt dem preußiſchen Landwirth-<lb/> ſchaftsminiſterium zugegangen. Er wird dann dem Bundes-<lb/> rathe unterbreitet werden. Es iſt deßhalb ſehr wahrſcheinlich,<lb/> daß die Vorlage noch im übernächſten Monat an den Reichs-<lb/> tag gelangen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Der <hi rendition="#g">Deutſche Verein für den Schutz des ge-<lb/> werblichen Eigenthums</hi> wird am Donnerſtag eine Ver-<lb/> ſammlung abhalten, in welcher Hr. Privatdozent <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Paul<lb/> Alexander-Katz</hi> über die Nichtigkeit eines Patents wegen<lb/> Kolliſion mit einem älteren Patent, ſowie Hr. Patentanwalt<lb/><hi rendition="#g">Lubier</hi> über das Waarenverzeichniß unter dem Schutz des<lb/> Waarenzeichengeſetzes einen Vortrag halten werden. Die von<lb/> dem gleichen Verein in Ausſicht genommene Konferenz für<lb/> gewerblichen Rechtsſchutz wird am 14. und 15. Mai d. J.<lb/> in <hi rendition="#g">Frankfurt</hi> a. M. ſtattfinden. Die Berichte über die<lb/> Reform des Patentrechts und die Reform des Geſchmacks-<lb/> muſterrechts liegen ſchon fertig vor. Ein Bericht über die<lb/> Reform des Waarenzeichenrechts wird von einem aus Frank-<lb/> furter Induſtriellen gebildeten Ausſchuſſe bearbeitet werden,<lb/> der vor allem die Frage der Vorbenutzung an Waaarenzeichen<lb/> zum Gegenſtand einer Unterſuchung machen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Nach einer zwiſchen dem Reichs-Verſicherungsamt und<lb/> den Zentral-Poſtbehörden getroffenen Vereinbarung haben<lb/> die <hi rendition="#g">Empfänger von Alters- und Invalidenrenten</hi><lb/> vom 1. April ab für die Quittungen zur Abhebung der<lb/> Renten bei den Poſtanſtalten neue Formulare zu verwenden.<lb/> Dieſe Beſtimmung hat mehrfach zu dem Irrthum Anlaß ge-<lb/> geben, daß auch die <hi rendition="#g">Unfallrentenempfänger</hi> ſich vom<lb/> 1. April ab neuer Quittungsformulare zu bedienen hätten.<lb/> Dies iſt nicht der Fall. Die Empfänger von Unfallrenten<lb/> dürfen vielmehr die alten Formulare mit dem Vordruck der<lb/> Jahreszahl „189“ unter handſchriftlicher Abänderung der<lb/> Zahl in „1900“ auch in Zukunft weiter benutzen.</p> </div><lb/> <div xml:id="a1a" next="#a1b" type="jArticle" n="4"> <p>In dieſem Winterhalbjahr ſind an einer größeren An-<lb/> zahl von <hi rendition="#g">Baugewerkſchulen</hi> Vorklaſſen eingerichtet worden,<lb/> um jungen Leuten, die wegen mangelnder Vorkenntniſſe nicht<lb/> in die unterſte Baugewerkſchulklaſſe aufgenommen werden<lb/> konnten, Gelegenheit zu geben, die Lücken in ihrem Wiſſen<lb/> zu ergänzen. Im kommenden Sommerhalbjahr ſollen, ſoweit<lb/> thunlich, an allen Baugewerkſchulen ſolche Vorklaſſen beſtehen.<lb/> Es kann daher allen Baugewerktreibenden, die zum Herbſt in<lb/> die Baugewerkſchulen eintreten wollen und nicht die zum Be-<lb/> ſtehen der Aufnahmeprüfung erforderlichen Kenntniſſe be-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Feuilleton</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="2"> <p><hi rendition="#aq">vl.</hi><hi rendition="#b">Im Kunſtverein</hi> iſt der reichhaltige Nachlaß des<lb/> mit Recht beliebten, geſchickten Thiermalers A. <hi rendition="#g">Monte-<lb/> mezzo</hi> ausgeſtellt. Die Kollektion iſt von größerer Viel-<lb/> ſeitigkeit als man nach der etwas einförmigen Art von Monte-<lb/> mezzo’s Auftreten in den Ausſtellungen des Kunſtvereins<lb/> hätte annehmen mögen. Die Preiſe ſind in Anbetracht des<lb/> verſtändigen Fleißes und des klaren Geſchmacks, mit dem die<lb/> meiſten der Bilder ausgeführt ſind, ſehr zivil, ein bei den<lb/> Veräußerungen von Nachläſſen leider recht ſelten gewordener<lb/> Umſtand. <hi rendition="#g">Kunz Meyer</hi> brachte ein lebensgroßes weibliches<lb/> Portrait und zwölf Studien aus Schloß Oberbrunn und Um-<lb/> gegend. Die ſtille menſchliche Auffaſſung iſt fehr anerkennens-<lb/> werth, kann uns aber für die dünne, weſenloſe Farbe nicht<lb/> entſchädigen. Karl <hi rendition="#g">Böſſenroths</hi> Cyklus landſchaftlicher<lb/> Motive, Winter und Vorfrühling, geht ſehr energiſch auf an-<lb/> ſchauliche Raumgeſtaltung aus, aber dieſe ſcheinbar ſo ſehr<lb/> modern gemalten Studien ſind im Grunde recht alterthüm-<lb/> lich trüb in der Farbe, was doch ſonſt von Böſſenroths<lb/> Arbeiten nicht geſagt werden kann. <hi rendition="#g">Max-Ehrlers</hi> zwei<lb/> weibliche Genrefiguren verſtimmen erheblich durch ihre Ab-<lb/> ſicht freundlich und elegant zu wirken; der gehaltloſe Porzellan-<lb/> ton iſt gar zu unnatürlich. Ernſt <hi rendition="#g">Dargens</hi> Aquarelle<lb/> befitzen eine ſehr angenehme Tönung und ſo ſind auch<lb/><hi rendition="#g">Anderſen-Lundby’s</hi> Schneelandſchaften durch ihre zarte<lb/> Ausführung bemerkenswerth, obſchon ſie einigermaßen flach<lb/> gehalten ſind und allmählich in ihrer häufigen Wiederkehr<lb/> uns gar zu alltäglich vertraut vorkommen.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head>x. <hi rendition="#b">Fiſchers Klaviervortrag</hi></head><lb/> <p>Richard Wagner’ſcher<lb/> Werke, der geſtern eine gewaltige Zuhörermenge in die Räume<lb/> des Odeons gelockt hatte, nahm den großartigſten Verlauf.<lb/> Der geniale Künſtler, ſchon beim Erſcheinen jubelnd begrüßt,<lb/> ſpielte Abſchnitte aus „Triſtan“ (zweiter Akt, Liebesdnett),<lb/> „Parſifal“ (Verwandlungsmuſik und Charfreitagszauber), die<lb/> Venusberg-Scene aus „Tannhänſer“, die Rheintöchter-Scene<lb/> und Siegfrieds Tod aus „Götterdämmerung“, ſowie Vorſpiel<lb/> des zweiten Aktes und Walkürenritt aus „Walküre“. Wir<lb/> wollen über ſeine Meiſterſchaft in dieſer eigenſten Kunſt der<lb/> Wagner-Interpretation nicht wiederholen, was Alle wiſſen. Iſt<lb/> ſie doch auf dem ganzen Erdenrund längſt Gegenſtand un-<lb/> getheilter Bewunderung. Wir können nur konſtatiren, daß<lb/><cb/> Fiſcher den Abend hindurch eine geiſtige und körperliche<lb/> Spannkraft bewahrte, die aus Unglaubliche grenzt. Die ſchwie-<lb/> rigſten Partien gab er mit einem unerſchöpflichen Reichthum<lb/> feinſter Nuancen und Klaugmiſchungen, in den Tuttiſtellen<lb/> entfaltete er von Anfang bis Ende eine verblüffende Tonfülle,<lb/> die intrikateſten Verſchlingungen der Partitur ziſelirte er mit<lb/> plaſtiſcher, den charakteriſtiſchen Gehalt der Themen und die<lb/> Möglichkeiten ihrer Beziehungen wunderbar analyſirenden<lb/> Schärfe, kurz, der Abend war ein Triumph des muſikaliſchen<lb/> Nachſchaffens und einer der erhabenſten Genüſſe. Was Fiſcher<lb/> am beſten zum Vortrag brachte? Die ergreifende Siegfrieds-<lb/> muſik oder die glühende Luſt des Venusberges, den raſenden<lb/> Sturm am Walkürenfels oder die Wonneſchaner der Liebes-<lb/> nacht — es iſt nicht zu entſcheiden. Jede Darbietung war<lb/> gleich klar und innerlich vertieft, gleich originell, gleich<lb/> grandios. Das enthuſiasmirte Publikum ließ ſich zuletzt nicht<lb/> eher beruhigen, als bis der Konzertgeber noch den Feuer-<lb/> zauber losbrannte.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head>-#- <hi rendition="#b">Konzert der Bürger-Sängerzunft.</hi></head><lb/> <p>Die unter<lb/> der energiſchen Leitung des Hrn. Profeſſors Heinrich <hi rendition="#g">Schwartz</hi><lb/> ſtehende <hi rendition="#g">Bürger-Sängerzunft</hi> hielt geſtern Abend im<lb/> großen Kaim-Saale einen Geſangsvortrag unter der Mit-<lb/> wirkung von Frl. Bertha <hi rendition="#g">Zollitſch</hi> (Violine), Hrn. Hans<lb/> Werner <hi rendition="#g">Lehmeier</hi> (Baryton) und des Kaim-Orcheſters unter<lb/> Hrn. Kapellmeiſter Arthur <hi rendition="#g">Möller</hi>. Der Verein ſteht im<lb/> beſten Ruf, und mit Recht; denn das Stimmmaterial iſt gut,<lb/> und die künſtleriſche Perſönlichkeit des Dirigenten bürgt für<lb/> die Fernhaltung der öden Liedertafelei, wie ſie ſo gern in<lb/> Männergeſangvereinen gepflegt wird. Auch das geſtrige<lb/> Programm zeugte von dem Beſtreben, nur gute Werke auf-<lb/> zuführen. Die Vorträge wurden — nach der vom Orcheſter<lb/> geſpielten Euryanthen-Ouvertüre von Weber — mit einem<lb/> markigen Chor von Anton Bruckner für Chor und Orcheſter,<lb/> „Germanenzug“, eingeleitet und führten über die <hi rendition="#aq">a cappella</hi>-<lb/> Chöre „Kriegers Abſchied“ von Attenhofer, „Das iſt das<lb/> Meer“ von Jean Louis Nicodé, „Die Lotosblume“ von<lb/> R. Schumann, „König Ring“ (der Bürger-Sängerzunft zugeeignet)<lb/> von Franz Mair zu dem effektvollen „Lied vom Rhein“, eben-<lb/> falls für Chor und Orcheſter, von Ernſt Schwaiger. Unter<lb/> den von dem Verein zum erſtenmal geſungenen Werken mußten<lb/> ganz beſonders Bruckners „Germanenzug“ und Nicodé’s<lb/> „Das iſt das Meer“ intereſſiren. Eigenthümlich erſcheint im<lb/> „Germanenzug“ die durch den Text hervorgerufene, etwas<lb/><cb/> weiche Darſtellung des Walkürenſanges, der von einem Solo-<lb/> quartett (in dieſem Fall HH. <hi rendition="#g">Baumgärtner, Mühlhart,<lb/> Rudolph</hi> und <hi rendition="#g">Obpacher</hi>) ausgeführt wird: wir ſind ſo<lb/> gewöhnt, uns die Walküren vor allem als Heldenjungfrauen<lb/> vorzuſtellen, daß uns die Lockung der liebenden Wunſch-<lb/> mädchen im erſten Augenblick fremd anmuthen möchte.<lb/> Wagners ſcharfe muſikaliſche Zeichnung der Wotanstöchter<lb/> beherrſcht unſre Anſchauung derart, daß uns anders gemalte<lb/> Walküren faſt „illegitim“ vorkommen. Die Ausführung der<lb/> verſchiedenen Werke machte dem Chor alle Ehre; die Stimmen<lb/> klangen voll und weich, die Intonation war ſauber, und die<lb/> Sänger folgten dem Dirigenten aufs beſte hinſichtlich der<lb/> Nuancirungen in der Dynamik und des Tempos. Ohne<lb/> kritiſch nörgeln zu wollen — was mir gerade gegenüber<lb/> einem Chor von Herren, die nach des Tages Müh und<lb/> Arbeit in ſolch ernſter Weiſe der Muſik huldigen, unange-<lb/> bracht ſcheint — möchte ich doch bemerken, daß manchmal eine<lb/> ſchärfere Ausſprache die Wirkung hätte erhöhen können. Gut<lb/> geſprochen iſt halb geſungen. Eine zweite wichtige Sache iſt<lb/> die, daß nach Pauſenabſchnitten die Sänger den Dirigenten<lb/> anſchauen und genau zu gleicher Zeit den neuen Ton, das<lb/> neue Wort fingen. Hr. Lehmeier, ein Mitglied des Vereins,<lb/> hatte mit dem Vortrag des Prologs aus Leoncavallo’s<lb/> „Bajazzo“ und dreier Geſänge für Baryton großen Erfolg<lb/> bei den Zuhörern; ſeine Stimme iſt flüſſig und leicht, dürfte<lb/> aber durch eine vorſichtige Behandlung in der Höhe, beſonders<lb/> durch die Vermeidung der offenen Tongebung und damit zu-<lb/> ſammenhängend der flachen Vokaliſirung, noch an edlem<lb/> Klange gewinnen. Eine rechte Freude konnte man an der<lb/> jungen Violiniſtin Frln. Zollitſch haben, die, unterſtützt von<lb/> Hrn. Felix <hi rendition="#g">Kircher,</hi> eine Sonate des alten F. W. Ruſt für<lb/> Violine und Klavier ſpielte. Sie beſitzt bereits eine ſchöne<lb/> Gelänfigkeit und techniſche Sicherheit auf ihrem Inſtrument,<lb/> der Ton klingt warm und rund, und die Dame hat, was<lb/> das Beſte iſt, muſikaliſche Empfindung. So gelangen denn<lb/> die verſchiedenen Abſchnitte der Sonate aufs ſchönſte und der<lb/> laute Beifall war wohlverdient. Das Kaim-Orcheſter be-<lb/> theiligte ſich außer durch die Begleitung der Chöre und die<lb/> erwähnte Ouvertüre zu „Euryanthe“ noch mit der entzückenden<lb/> Entreakt-Muſik aus Schuberts „Roſamunde“ an dem Konzert.</p> </div><lb/> <div xml:id="a2a" next="#a2b" type="jComment" n="2"> <dateline><hi rendition="#aq">Z.</hi><hi rendition="#b">Düſſeldorf,</hi> im März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Die Düſſeldorfer<lb/> Märzausſtellungen</hi>. Man wird Düſſeldorf nicht leicht<lb/> jenen Kunſtſtädten beizählen dürfen, die wie etwa München</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Nr. 84. Abendblatt. (Mit Beilage Nr. 71.) 103. Jahrgang. München, Dienſtag, 27. März 1900.
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Deutſches Reich.
Die „Affaire Lerchenfeld“.
* München, 27. März. Der bekannten Auslaſſung
der „Augsb. Abdztg.“, daß Graf Lerchenfeld ſeine
warm befürwortende Erklärung zum § 184a der lex
Heinze im Reichstag abgegeben habe, ohne von der
bayeriſchen Regierung dazu beauftragt geweſen zu ſein,
folgte alsbald die ebenſo bekannte offiziöſe Mittheilung
in der „Korreſpondenz Hoffmann“, daß die Notiz in der
„Augsb. Abendztg.“ zwar ſachlich richtig, aber amtlicher-
ſeits nicht veranlaßt worden ſei. Seitdem finden ſich in den
Preßorganen aller Parteirichtungen zahlloſe Betrachtungen
und Kombinationen, betreffend das Verhalten des Grafen
Lerchenfeld und ſein Verhältniß zu den hieſigen leitenden
Kreiſen, über die neuerliche Stellungnahme der bayeriſchen
Regierung zur lex Heinze u. dgl. m. Es werden dabei
die eigenthümlichſten Anſchaunugen und Muthmaßungen
zutage gefördert und doch liegt die Sache ſehr einfach.
Der § 184a in ſeiner ſcharfen, nicht eben einwandfreien
Faſſung iſt 1892 allerdings von der bayeriſchen
Regierung beantragt worden. Seit mehr als vier
Jahren ruhte die Angelegenheit dann, und da dem
bayeriſchen Geſandten in Berlin ſeitdem auch keine
anderen Inſtruktionen zugegangen waren, handelte
dieſer bei Abgabe ſeiner Erklärung im Reichstag im Ein-
klang mit den früheren, freilich ziemlich weit zurückliegen-
den Weiſungen. Er that dies wohl um ſo bereitwilliger,
als die Erklärung durchaus dem freundlichen Standpunkt
entſpricht, den Graf Lerchenfeld für ſeine Perſon dem
Centrum gegenüber einnimmt. Er handelte dagegen
weniger im Sinn und nach den Wünſchen ſeiner Regie-
rung, die angeſichts des heftigen Widerſtrebens der öffent-
lichen Meinung gegen das Geſetz und der lauten Proteſt-
kundgebungen es für rathſam erachtete, den Standpunkt,
den ſie vor Jahren eingenommen, doch etwas ändern zu
ſollen glaubte. Daß der erſte Vertreter Bayerns im
Bundesrath offenbar nicht ſofort und in genügender Weiſe
auf dienſtlichem Wege von dieſer Aenderung unterrichtet
wurde, iſt wohl der einzige Fehler, den die Regierung
gemacht hat, den man aber mehr oder minder aus der
Annahme erklären kann, daß der Geſandte ſich an die vor ſo
vielen Jahren gegebenen Inſtruktionen angeſichts der immer-
hin veränderten Sachlage und der heftigen Proteſtbewegung
nicht ohne weiteres halten würde. Daß unter dieſen Um-
ſtänden die Regierung von der Erklärung ihres Ge-
ſandten nicht gerade angenehm überraſcht wurde, läßt ſich
wohl begreifen, allein man dachte hier offenbar nicht
daran, den Geſandten in Berlin, der formell obenein zum
mindeſten nicht inkorrekt gehandelt hatte, öffentlich zu
koramiren. Das irrthümlich als „offiziös“ bezeichnete
kurze Entrefilet der „Augsb. Abdztg.“ verdankt ſeine Ent-
ſtehung wohl einem Privatgeſpräch eines Miniſters mit
einem Landtagsabgeordneten, in der auch die vielerörterte
Sache berührt wurde. Sollte die Negierung in der Ab-
geordnetenkammer wegen des Zwiſchenfalls interpellirt
werden, ſo könnte ſie nichts anderes thun, als den hier
erwähnten Sachverhalt darlegen. Von einer Abberufung
des hochverdienten Diplomaten aus Berlin kann ebenſo-
wenig die Rede ſein, wie von einem freiwilligen Rücktritt
desſelben. Es liegt hiezu nicht der mindeſte Grund vor.
Deutſchland und China.
* Berlin, 27. März. Der frühere deutſche Geſandte
in China, Hr. v. Brandt, bringt im Aprilheft der
„Deutſchen Revue“ nachdrücklich das Programm in Er-
innerung, das ſeinerzeit für Geſtaltung der Beziehungen
zwiſchen Deutſchland und China vom Grafen Bülow
aufgeſtellt worden iſt, jenes Programm, welches neben
dem Fortbeſtehen der beſten Beziehungen zur chineſiſchen
Regierung die friedliche Weiterentwicklung der deutſchen
kommerziellen und induſtriellen Intereſſen in China ins
Auge faßt. Hr. v. Brandt warnt davor, beim Ausbruch
von Unruhen im chineſiſchen Reich gleich an eine gegen
die Dynaſtie gerichtete Bewegung zu denken und ſie als
Anlaß zur Empfehlung diplomatiſcher und militäriſcher
Interventionen oder einer neuen Auftheilung China’s zu
benutzen. Solche Auslaſſungen eines Theils der deutſchen
Preſſe würden ſicherlich der chineſiſchen Regierung hinter-
bracht. „Sie tragen,“ ſchreibt Hr. v. Brandt wörtlich,
„ſicher nicht dazu bei, die Erfüllung der Aufgaben der
diplomatiſchen und konſulariſchen Vertreter zu erleichtern,
wie ſie ebenfalls wenig geeignet ſein dürften, den deutſchen
Kaufmann bei der Konkurrenz um den Abſchluß von Regie-
rungsgeſchäften zu unterſtützen. Wenn man nicht, wie der
chineſiſche Geſandte in England, Sir Chichen Lofengloh,
von einer Stadt zur andern zieht, überall von den Vertretern
des Handels und der Induſtrie empfangen, herumge-
führt und gefeiert, wie der Geſandte China’s in den Ver-
einigten Staaten in gleicher Weiſe im Intereſſe der
amerikaniſchen Induſtrie bearbeitet wird, ſo kann man
nur mit aufrichtigem Bedauern feſtſtellen, wie für einen
großen Theil der deutſchen Preſſe China nur den Vor-
wand zu Angriffen gegen Regierung und Volk bietet, die,
wenn ſie nicht jeder Grundlage entbehren, doch meiſtens
als ſehr übertrieben bezeichnet werden müſſen. Die Auf-
gabe, die Deutſchland in China zu löſen hat, iſt ohnehin
eine genügend ſchwere und verantwortliche, als daß nicht
der Wunſch gerechtfertigt wäre, daß die Preſſe ſich über
die Tragweite ihrer Aeußerungen klar werden und nicht
ohne genügende Veranlaſſung zur Verſchlechterung unſrer
Beziehungen mit einem Reich beitragen möchte, mit dem
in Frieden und Freundſchaft zu leben wir alle Ver-
anlaſſung haben. Dann werden auch wir dazu mitwirken
können, dem chineſiſchen Zopf einige Härchen auszurupfen,
um ſo die Verdünnung desſelben zu befördern; eine
Arbeit, die freilich feiner behandelt ſein will, als wenn
man dem Chineſen mit beiden Händen in den Schopf
fährt, die dafür aber auch beſſere und dauernde Reſultate
ergeben dürfte, als das letzterwähnte Verfahren.“
Vom Tage.
* Berlin, 26. März. Der Generaldebatte über
die Flottennovelle in der Budgetkommiſſion des Reichs-
tags iſt die Dispoſition zugrunde gelegt, nach welcher die
Begründung des Flottengeſetzes ausgearbeitet worden
iſt. Danach ſoll alſo zuerſt über die Nothwendigkeit und den
Umfang der Vermehrung der Kriegsmarine berathen werden,
dann die Durchführung der Vermehrung, die Koſten und Be-
ſchaffung der Mittel und ſchließlich die geſetzliche Feſtlegung
der Vermehrung. — Ein neuer Reichsweingeſetz-Entwurf
im Sinne des allgemeinen Wunſches nach ſtriktem Verbot der
Herſtellung und Verſchleißung von Treſter-, Hefe-, Roſinen-
und anderen Kunſtweinen iſt im Reichsamte des Innern einer
Meldung des Weinbauvereinsorgans zufolge ſchon fertig-
geſtellt worden. Er ſoll lediglich die Form einer Novelle
zum 1892er Weingeſetze erhalten. Bereits hat er den In-
ſtanzenweg angetreten und iſt dem preußiſchen Landwirth-
ſchaftsminiſterium zugegangen. Er wird dann dem Bundes-
rathe unterbreitet werden. Es iſt deßhalb ſehr wahrſcheinlich,
daß die Vorlage noch im übernächſten Monat an den Reichs-
tag gelangen wird.
Der Deutſche Verein für den Schutz des ge-
werblichen Eigenthums wird am Donnerſtag eine Ver-
ſammlung abhalten, in welcher Hr. Privatdozent Dr. Paul
Alexander-Katz über die Nichtigkeit eines Patents wegen
Kolliſion mit einem älteren Patent, ſowie Hr. Patentanwalt
Lubier über das Waarenverzeichniß unter dem Schutz des
Waarenzeichengeſetzes einen Vortrag halten werden. Die von
dem gleichen Verein in Ausſicht genommene Konferenz für
gewerblichen Rechtsſchutz wird am 14. und 15. Mai d. J.
in Frankfurt a. M. ſtattfinden. Die Berichte über die
Reform des Patentrechts und die Reform des Geſchmacks-
muſterrechts liegen ſchon fertig vor. Ein Bericht über die
Reform des Waarenzeichenrechts wird von einem aus Frank-
furter Induſtriellen gebildeten Ausſchuſſe bearbeitet werden,
der vor allem die Frage der Vorbenutzung an Waaarenzeichen
zum Gegenſtand einer Unterſuchung machen wird.
Nach einer zwiſchen dem Reichs-Verſicherungsamt und
den Zentral-Poſtbehörden getroffenen Vereinbarung haben
die Empfänger von Alters- und Invalidenrenten
vom 1. April ab für die Quittungen zur Abhebung der
Renten bei den Poſtanſtalten neue Formulare zu verwenden.
Dieſe Beſtimmung hat mehrfach zu dem Irrthum Anlaß ge-
geben, daß auch die Unfallrentenempfänger ſich vom
1. April ab neuer Quittungsformulare zu bedienen hätten.
Dies iſt nicht der Fall. Die Empfänger von Unfallrenten
dürfen vielmehr die alten Formulare mit dem Vordruck der
Jahreszahl „189“ unter handſchriftlicher Abänderung der
Zahl in „1900“ auch in Zukunft weiter benutzen.
In dieſem Winterhalbjahr ſind an einer größeren An-
zahl von Baugewerkſchulen Vorklaſſen eingerichtet worden,
um jungen Leuten, die wegen mangelnder Vorkenntniſſe nicht
in die unterſte Baugewerkſchulklaſſe aufgenommen werden
konnten, Gelegenheit zu geben, die Lücken in ihrem Wiſſen
zu ergänzen. Im kommenden Sommerhalbjahr ſollen, ſoweit
thunlich, an allen Baugewerkſchulen ſolche Vorklaſſen beſtehen.
Es kann daher allen Baugewerktreibenden, die zum Herbſt in
die Baugewerkſchulen eintreten wollen und nicht die zum Be-
ſtehen der Aufnahmeprüfung erforderlichen Kenntniſſe be-
Feuilleton.
vl. Im Kunſtverein iſt der reichhaltige Nachlaß des
mit Recht beliebten, geſchickten Thiermalers A. Monte-
mezzo ausgeſtellt. Die Kollektion iſt von größerer Viel-
ſeitigkeit als man nach der etwas einförmigen Art von Monte-
mezzo’s Auftreten in den Ausſtellungen des Kunſtvereins
hätte annehmen mögen. Die Preiſe ſind in Anbetracht des
verſtändigen Fleißes und des klaren Geſchmacks, mit dem die
meiſten der Bilder ausgeführt ſind, ſehr zivil, ein bei den
Veräußerungen von Nachläſſen leider recht ſelten gewordener
Umſtand. Kunz Meyer brachte ein lebensgroßes weibliches
Portrait und zwölf Studien aus Schloß Oberbrunn und Um-
gegend. Die ſtille menſchliche Auffaſſung iſt fehr anerkennens-
werth, kann uns aber für die dünne, weſenloſe Farbe nicht
entſchädigen. Karl Böſſenroths Cyklus landſchaftlicher
Motive, Winter und Vorfrühling, geht ſehr energiſch auf an-
ſchauliche Raumgeſtaltung aus, aber dieſe ſcheinbar ſo ſehr
modern gemalten Studien ſind im Grunde recht alterthüm-
lich trüb in der Farbe, was doch ſonſt von Böſſenroths
Arbeiten nicht geſagt werden kann. Max-Ehrlers zwei
weibliche Genrefiguren verſtimmen erheblich durch ihre Ab-
ſicht freundlich und elegant zu wirken; der gehaltloſe Porzellan-
ton iſt gar zu unnatürlich. Ernſt Dargens Aquarelle
befitzen eine ſehr angenehme Tönung und ſo ſind auch
Anderſen-Lundby’s Schneelandſchaften durch ihre zarte
Ausführung bemerkenswerth, obſchon ſie einigermaßen flach
gehalten ſind und allmählich in ihrer häufigen Wiederkehr
uns gar zu alltäglich vertraut vorkommen.
x. Fiſchers Klaviervortrag
Richard Wagner’ſcher
Werke, der geſtern eine gewaltige Zuhörermenge in die Räume
des Odeons gelockt hatte, nahm den großartigſten Verlauf.
Der geniale Künſtler, ſchon beim Erſcheinen jubelnd begrüßt,
ſpielte Abſchnitte aus „Triſtan“ (zweiter Akt, Liebesdnett),
„Parſifal“ (Verwandlungsmuſik und Charfreitagszauber), die
Venusberg-Scene aus „Tannhänſer“, die Rheintöchter-Scene
und Siegfrieds Tod aus „Götterdämmerung“, ſowie Vorſpiel
des zweiten Aktes und Walkürenritt aus „Walküre“. Wir
wollen über ſeine Meiſterſchaft in dieſer eigenſten Kunſt der
Wagner-Interpretation nicht wiederholen, was Alle wiſſen. Iſt
ſie doch auf dem ganzen Erdenrund längſt Gegenſtand un-
getheilter Bewunderung. Wir können nur konſtatiren, daß
Fiſcher den Abend hindurch eine geiſtige und körperliche
Spannkraft bewahrte, die aus Unglaubliche grenzt. Die ſchwie-
rigſten Partien gab er mit einem unerſchöpflichen Reichthum
feinſter Nuancen und Klaugmiſchungen, in den Tuttiſtellen
entfaltete er von Anfang bis Ende eine verblüffende Tonfülle,
die intrikateſten Verſchlingungen der Partitur ziſelirte er mit
plaſtiſcher, den charakteriſtiſchen Gehalt der Themen und die
Möglichkeiten ihrer Beziehungen wunderbar analyſirenden
Schärfe, kurz, der Abend war ein Triumph des muſikaliſchen
Nachſchaffens und einer der erhabenſten Genüſſe. Was Fiſcher
am beſten zum Vortrag brachte? Die ergreifende Siegfrieds-
muſik oder die glühende Luſt des Venusberges, den raſenden
Sturm am Walkürenfels oder die Wonneſchaner der Liebes-
nacht — es iſt nicht zu entſcheiden. Jede Darbietung war
gleich klar und innerlich vertieft, gleich originell, gleich
grandios. Das enthuſiasmirte Publikum ließ ſich zuletzt nicht
eher beruhigen, als bis der Konzertgeber noch den Feuer-
zauber losbrannte.
-#- Konzert der Bürger-Sängerzunft.
Die unter
der energiſchen Leitung des Hrn. Profeſſors Heinrich Schwartz
ſtehende Bürger-Sängerzunft hielt geſtern Abend im
großen Kaim-Saale einen Geſangsvortrag unter der Mit-
wirkung von Frl. Bertha Zollitſch (Violine), Hrn. Hans
Werner Lehmeier (Baryton) und des Kaim-Orcheſters unter
Hrn. Kapellmeiſter Arthur Möller. Der Verein ſteht im
beſten Ruf, und mit Recht; denn das Stimmmaterial iſt gut,
und die künſtleriſche Perſönlichkeit des Dirigenten bürgt für
die Fernhaltung der öden Liedertafelei, wie ſie ſo gern in
Männergeſangvereinen gepflegt wird. Auch das geſtrige
Programm zeugte von dem Beſtreben, nur gute Werke auf-
zuführen. Die Vorträge wurden — nach der vom Orcheſter
geſpielten Euryanthen-Ouvertüre von Weber — mit einem
markigen Chor von Anton Bruckner für Chor und Orcheſter,
„Germanenzug“, eingeleitet und führten über die a cappella-
Chöre „Kriegers Abſchied“ von Attenhofer, „Das iſt das
Meer“ von Jean Louis Nicodé, „Die Lotosblume“ von
R. Schumann, „König Ring“ (der Bürger-Sängerzunft zugeeignet)
von Franz Mair zu dem effektvollen „Lied vom Rhein“, eben-
falls für Chor und Orcheſter, von Ernſt Schwaiger. Unter
den von dem Verein zum erſtenmal geſungenen Werken mußten
ganz beſonders Bruckners „Germanenzug“ und Nicodé’s
„Das iſt das Meer“ intereſſiren. Eigenthümlich erſcheint im
„Germanenzug“ die durch den Text hervorgerufene, etwas
weiche Darſtellung des Walkürenſanges, der von einem Solo-
quartett (in dieſem Fall HH. Baumgärtner, Mühlhart,
Rudolph und Obpacher) ausgeführt wird: wir ſind ſo
gewöhnt, uns die Walküren vor allem als Heldenjungfrauen
vorzuſtellen, daß uns die Lockung der liebenden Wunſch-
mädchen im erſten Augenblick fremd anmuthen möchte.
Wagners ſcharfe muſikaliſche Zeichnung der Wotanstöchter
beherrſcht unſre Anſchauung derart, daß uns anders gemalte
Walküren faſt „illegitim“ vorkommen. Die Ausführung der
verſchiedenen Werke machte dem Chor alle Ehre; die Stimmen
klangen voll und weich, die Intonation war ſauber, und die
Sänger folgten dem Dirigenten aufs beſte hinſichtlich der
Nuancirungen in der Dynamik und des Tempos. Ohne
kritiſch nörgeln zu wollen — was mir gerade gegenüber
einem Chor von Herren, die nach des Tages Müh und
Arbeit in ſolch ernſter Weiſe der Muſik huldigen, unange-
bracht ſcheint — möchte ich doch bemerken, daß manchmal eine
ſchärfere Ausſprache die Wirkung hätte erhöhen können. Gut
geſprochen iſt halb geſungen. Eine zweite wichtige Sache iſt
die, daß nach Pauſenabſchnitten die Sänger den Dirigenten
anſchauen und genau zu gleicher Zeit den neuen Ton, das
neue Wort fingen. Hr. Lehmeier, ein Mitglied des Vereins,
hatte mit dem Vortrag des Prologs aus Leoncavallo’s
„Bajazzo“ und dreier Geſänge für Baryton großen Erfolg
bei den Zuhörern; ſeine Stimme iſt flüſſig und leicht, dürfte
aber durch eine vorſichtige Behandlung in der Höhe, beſonders
durch die Vermeidung der offenen Tongebung und damit zu-
ſammenhängend der flachen Vokaliſirung, noch an edlem
Klange gewinnen. Eine rechte Freude konnte man an der
jungen Violiniſtin Frln. Zollitſch haben, die, unterſtützt von
Hrn. Felix Kircher, eine Sonate des alten F. W. Ruſt für
Violine und Klavier ſpielte. Sie beſitzt bereits eine ſchöne
Gelänfigkeit und techniſche Sicherheit auf ihrem Inſtrument,
der Ton klingt warm und rund, und die Dame hat, was
das Beſte iſt, muſikaliſche Empfindung. So gelangen denn
die verſchiedenen Abſchnitte der Sonate aufs ſchönſte und der
laute Beifall war wohlverdient. Das Kaim-Orcheſter be-
theiligte ſich außer durch die Begleitung der Chöre und die
erwähnte Ouvertüre zu „Euryanthe“ noch mit der entzückenden
Entreakt-Muſik aus Schuberts „Roſamunde“ an dem Konzert.
Z. Düſſeldorf, im März. Die Düſſeldorfer
Märzausſtellungen. Man wird Düſſeldorf nicht leicht
jenen Kunſtſtädten beizählen dürfen, die wie etwa München
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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