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Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 28. März 1900.

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Mittwoch,
Zweites Morgenblatt Nr. 85 der Allgemeinen Zeitung.
28. März 1900.

[Spaltenumbruch]
Oesterreich-Ungarn.
Aus dem tschechischen Lager.

* Am Sonntag trat Abg. Eduard Gregr vor einer
radikalen Wählerversammlung in Melnik auf, um eine Ver-
dammungsrede auf die jungtschechische Parteipolitik
zu halten. Gregr ist entrüstet über die Aufgabe der Ob-
struktion gegen das Rekrutengesetz und will keinen der dafür
angeführten Gründe: Rücksicht auf den Monarchen, wie auf
die parlamentarische Majorität, Gefahr des Absolutismus,
gelten lassen. Die Furcht vor dem Absolutismus erscheine
unbegründet, weil derselbe auf die Dauer nicht mehr mög-
lich sei.

"Man muß einige Zeit durch das Rothe Meer des
Absolutismus waten, bevor man in das gelobte Land ge-
langen wird. Wir werden nicht ertrinken, wohl aber die
Aegypter, welche uns nicht aus der Gefangenschaft entlassen
wollen."

Dann folgte die unvermeidliche staatsrechtliche Fanfare
und die Aufforderung an die Wählerschaften, ihrerseits ein ent-
scheidendes Wort zu sprechen. Gregr will jedoch den Jung-
tschechenklub, an dessen Wiege er gestanden, nicht zerschlagen,
sondern ihn nur auf seinen ursprünglichen Weg zurückführen,
nachdem gewisse altschechische Elemente und Vertreter der
Realistenpartei einen anti-jungtschechischen Geist in den Klub
hineingebracht. Durch eine Resolution sollte Gregr zum
Austritt aus dem Jungtschechenklub aufgefordert werden, ehe
es aber zur Abstimmung darüber kam, endete die Versamm-
lung unter ungeheurem Tumult und Rauferei zwischen
Radikalen und Jungtschechen. Im übrigen wurde in der
Versammlung hauptsächlich dagegen protestirt, daß die Wieder-
herstellung der inneren tschechischen Amtssprache als
ausschlaggebende Bedingung des nationalen Friedens gelten
solle; eine Konzession in der Sprachenfrage könne nicht das
Ende des Kampfes bedeuten. Dieser Protest wird den jung-
tschechischen Abgeordneten besonders fatal sein, denn die
Errungenschaft der inneren tschechischen Amtsprache sollte
ja der Trumpf sein, mit dem man die Radikalen
schlagen wollte. Vermuthlich werden die Kundgebungen
der Melniker Versammlung nicht die einzigen ihrer Art
bleiben und die Mitglieder des Jungtschechenklubs werden
Noth haben, die Massen zu beschwichtigen. Da sie aber zu-
gleich eine schroffe Wendung gegenüber Regierung und Reichs-
rath werden vermeiden wollen, so dürfte ihre Haltung wieder
einmal für einige Zeit den Charakter des Unsteten, Schwan-
kenden und Unberechenbaren annehmen, den sie aus ähnlichen
Gründen schon so oft trug. In einer am Montag zu Prag
abgehaltenen jungtschechischen Parteiversammlung, wo Engel,
Kaizl, Herold u. A. speziell über das Thema der inneren
tschechischen Amtssprache sich äußerten, scheint die allgemeine
Unschlüssigkeit und Rathlosigkeit sich bereits bemerkbar ge-
macht zu haben.

Ungarischer Reichstag.

Tel. Das Abgeordneten-
haus
erledigte den gesammten Staatsvoranschlag
für das Jahr 1900 nach einer beifällig aufgenommenen Rede
des Finanzministers v. Lukaes. Letzterer legte sodann dem
Hause das Budgetgesetz vor.

Gräfin Stephanie Lonyay.

* Das Reichs-Kriegsministerium hat unter dem 24. d. M.
verlantbart: "Ihre kaiserliche und königliche Hoheit, die durch-
lauchtigste Kronprinzessin-Wittwe Erzherzogin Stephanie,
hat sich am 22. d. M. zu Miramar mit dem k. u. k. Kämmerer
Grafen Elemer Lonyay vermählt. Nachdem diese Ehe eine
nicht ebenbürtige ist, so gebührt, nach den am Aller-
höchsten Hof bestehenden Grundsätzen, der nunmehrigen Frau
Gräfin Stephanie Lonyay innerhalb der österreichisch-
ungarischen Monarchie weder der Titel "königliche
Hoheit" noch der Rang einer Prinzessin von
Belgien,
Herzogin zu Sachsen-Coburg. Hievon geschieht
auf Grund einer Mittheilung Sr. k. und k. apostolischen
Majestät Obersthofmeisteramtes die Verlautbarung."
In den
letzten Tagen hieß es, die der Neuvermählten von Wiener
Hofstellen zugehenden Briefe etc. seien addressirt: "Frau Gräfin
Lonyay, geb. Prinzessin von Belgien"; letzteres wird man
ihr wohl auch kaum nehmen können.

Herzog Philipp von Orleans.

* Wie aus Budapest berichtet wird, verlautet dort,
daß Herzog Philipp von Orleans in der Nähe von
Alcsuth eine Besitzung käuflich erwerben und mit seiner Ge-
mahlin, der Erzherzogin Maria Dorothea, der das neb-
lige englische Klima nicht zuträglich sei, in Ungarn ständigen
Wohnsitz nehmen werde. In Alcsuth befindet sich die Be-
sitzung des Erzherzogs Joseph, des Schwiegervaters des
Prinzen.

Belgien.
Aus der Kammer. -- Zu den Parlamentswahlen.

Während alle Staaten um uns
herum ihre Wehrkraft vermehren, verfolgen die belgischen
Klerikalen grundsätzlich die Tendenz, die Wehrkraft ihres
Landes zu schwächen. Die gegenwärtige Kammermehrheit
widersetzt sich seit Jahren der Beseitigung des veralteten
Stellvertretungssystems im Heeresdienste und der Einführung
des persönlichen Heeresdienstes. Nunmehr hat der Armee-
Ausschuß beschlossen, auch noch die aktive Dienstzeit, welche
in Belgien derzeit 28 Monate beträgt, noch weiter herab-
zusetzen.
Für einzelne Waffengattungen würde nach dem
Beschlusse des Armee-Ausschusses die aktive Dienstzeit überhaupt
bloß 15 Monate betragen. Der Urheber dieses Planes ist selbst-
verständlich der Abg. Woeste, der Führer der extrem-klerikalen
Partei, der Feind jeglicher Heeresreform. Der Beschluß des
Armee-Ausschusses hat in allen patriotischen Kreisen des Landes
eine derartige Erregung hervorgerufen, daß der Kriegsminister
General Cousebant d'Alemade sich schließlich veranlaßt
fand, im Heeresausschuß zu erscheinen und im Namen der
Regierung
gegen die Herabsetzung der aktiven Dienstzeit
Stellung zu nehmen. Aber der Armeeausschuß bleibt bei
seinem Beschluß, dessen Annahme in der Kammer durchaus
nicht ausgeschlossen ist, weil die Sozialdemokraten für ihn
stimmen werden. Sind sie doch hier wie allenthalben für
alle Gesetze zu haben, welche geeignet sind, die Wehrkraft zu
schwächen. -- Die Zahl der hervorragenden politischen Per-
sönlichkeiten, welche auf ihre Wiederwahl verzichten und dem
politischen Leben entsagen, wird täglich größer. Nach dem
früheren Ministerpräsidenten Vandenpeereboom hat jetzt
auch der frühere Justizminister und Kammerpräsident
de Landtsheere, einer der besten und anständigsten
Politiker der klerikalen Partei, seinem Wahlausschuß einen
Absagebrief geschickt. Andrerseits bewerben sich in allen
Parteien bisher nur ausgesprochene Mittelmäßigkeiten um die
[Spaltenumbruch] freiwerdenden Mandate. Es steht deßhalb schon jetzt fest,
daß das neue, auf Grund der Minderheitsvertretung zu
wählende belgische Parlament auf einem noch niedrigeren
geistigen Niveau stehen wird als das gegenwärtige, und das
will wahrlich etwas heißen!

Rußland.
Getäuschte Hoffnungen.

* Die jüngsten Auslassungen des "Journal de
St. Petersbourg"
zum Burenkrieg und zur Interventions-
frage (siehe Montagsblatt) haben, wie nicht anders zu er-
warten war, in der übrigen russischen Presse ein recht un-
freundliches Echo gefunden. Sieht man sich doch nach jener
Kundgebung, aus der, wofern sie kompetenter Quelle ent-
stammt, nicht nur die Abneigung der russischen Regierungs-
kreise gegen eine eigene Vermittlungsthätigkeit, sondern auch
deren Einverständniß mit der reservirten Haltung der übrigen
Mächte spricht, in den schönsten Hoffnungen getäuscht, die
man von dem Eingreifen der europäischen Diplomatie zu-
gunsten der Buren hegte. Die "Rossija" spricht von einer
überflüssigen, nunützen und verspäteten Grausamkeit an die
Adresse der Buren und meint, die Diplomatie hätte von ihrer
absoluten Indifferenz früher reden müssen, aber nicht jetzt,
wo die Bevölkerung der beiden Republiken in dem Kampf
mit der räuberischen Invasion untergeht: man solle ein Volk
in dieser Lage wenigstens ruhig sterben lassen, wenn ihm zu
helfen als unbedingt unmöglich erkannt worden sei. Als ob
nicht die russische Publizistik, indem sie allzu leidenschaftlich
und ohne Rücksicht auf die augenscheinlichen Intensionen der
europäischen Kabinette nach Hülfe für die Buren rief, selbst
sehr wesentlich dazu beigetragen hätte, bei diesen irrige Vor-
stellungen zu wecken! Aehnlich wie die "Rossija" sprechen sich
mehrere andere Blätter aus, dieselben trösten sich jedoch mit
der Erwartung, daß die Buren schließlich auch ohne fremde
Unterstützung auskommen und trotz aller vorübergehenden
Erfolge der Engländer Sieger bleiben werden. Nur ein
Organ, der "Ssyn Otetschestwa", nimmt die Darlegungen des
"Journal" mit einer gewissen Genugthuung auf und meint,
es ergebe sich daraus, daß den Krieg in der Hoffnung auf
auswärtige Hülfe fortsetzen, nur bedeuten würde, das Blut-
vergießen und die Leiden des Kriegs ohne klares Ziel zu
verlängern.

Aegypten.
Der Wasserstand des Nil.

Der Nil hat angefangen zu
steigen. Bei Faschoda begann das Steigen am 8. März
und hat bis jetzt ständig zugenommen; das Niveau des Nils
steht dort jetzt schon 45 cm höher als zuvor. Auch weiter
flußabwärts läßt sich das Steigen des Wassers bereits
bemerken, wenngleich der volle Effekt erst in mehreren
Wochen zu erwarten ist. Bei Duem, 350 Meilen stromab-
wärts, stieg das Wasser vom 10. bis zum 22. d. M. um
9 cm und in Assnan wird die Wirkung gegen den 1. Mai
erwartet. Der Nil fängt diesmal an, ungewöhnlich früh zu
steigen und vielleicht fällt die im Vorjahre fast ganz aus-
gebliebene Ueberschwemmung jetzt so aus, daß die Baum-
wollernte, die infolge des ungewöhnlich niedrigen Standes
des Nils fast vollständig mißrieth, möglicherweise zum Theil
noch zu retten ist. Andrerseits muß aber auch mit der
Möglichkeit gerechnet werden, daß das ungewöhnlich früh-
zeitige Steigen des Stroms ein sogenanntes falsches Steigen
ist, das die Sachen nur schlimmer machen würde, indem es
das richtige Steigen des Nils verzögert gerade zu der Zeit,
wo es für die Saaten am nöthigsten ist. Ein Grund für das
plötzliche Steigen des Nils kann auch darin gefunden werden,
daß die Arbeiten zur Fortschaffung des Sedd, die sich jetzt
ihrer Vollendung nähern, bereits erheblich Luft auf dem Ober-
lauf des Flusses gemacht haben. So telegraphirt Major
Peake unter dem 12. März aus Bahr-el-Dschebel, daß er dem-
nächst daran gehen wird, den neunten Block in Angriff zu
nehmen, und daß er hofft, Ende April mit allem fertig zu
sein. Als der siebente Block gelöst werden sollte, ging er
während der Nacht von selbst los und trieb stromabwärts,
alle Dampfer und sonstigen Fahrzeuge, die sich auf den:
Fluß befanden, mit sich reißend. Von der Größe dieser Blocks
"Sedd", die bekanntlich aus einem unentwirrbaren Gemisch
von Pflanzen, Baumstämmen und allem, was sich auf einem
Strom sonst noch anzusammeln pflegt, bestehen, erhält man
einen Begriff, wenn man erfährt, daß der Block, der sich los-
riß, nicht weniger als dreißig Stunden brauchte, um an einer
bestimmten Stelle des Flusses vorbeizutreiben. Zum Glück hat
er sich nirgendwo festgesetzt und passirte unbeschädigt Sobat;
die Gefahr, daß er den Fluß blockirt, ist also nun vorüber.
Die Dampfer und Boote konnten rechtzeitig gerettet werden.



Bayerischer Landtag.
Sitzung des Finanzausschusses.

Tagesordnung: Etat des
Ministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten.
Die Berathung wird bei B, "Kunst-
und besondere Bildungsanstalten",
und zwar zu-
nächst bei Kapitel 11, "Akademie der Wissenschaften",
fortgesetzt. Referent Dr. Schädler weist darauf hin, daß
bislang die Ausgaben für die Meteorologische Zentralstation
unter den Ausgaben für die Akademie der Wissenschaften vor-
getragen waren, daß aber im heurigen Etat die beiderseitigen
Forderungen ausgeschieden und unter einem eigenen Para-
graphen besonders eingetragen seien. Bei "Akademie der
Wissenschaften" sind 51,650 M. (gegenüber der XXIV. Finanz-
periode ein Mehr von 8437 M.) angefordert. Auf ver-
schiedene Aufragen ergab sich u. a., daß in den nächsten zwei
Jahren vier Bände der Monumenta boica erscheinen sollen.
Bei dieser Position werden die Wahlen der ordentlichen Mit-
glieder der Akademie von Dr. Daller bemängelt; von Dr.
Casselmann und v. Vollmar wird hervorgehoben, daß
der Akademie die freie Wahl ihrer Mitglieder gesichert bleiben
muß; Dr. Pichler hebt hervor, daß die Volksvertretung ihr Recht
wahren muß, auch diese Wahlen zu beurtheilen, und bemängelt
insbesondere die Wahl eines "unbedeutenden altkatholischen
Theologen". Abg. Wagner hebt hervor, daß diese Wahlen
frei von politischen Rücksichten bleiben müssen und daß die
Wahl des Hrn. Dr. Baumann nicht oktroyirt werden könne.
Dr. Casselmann wahrt energisch die Freiheit der Akademie
und bedauert die gehässige Kritik des Finanzausschusses.
Dr. Deinhard weist den Ausdruck "unbedeutender alt-
katholischer Theologe" schroff ab und spricht dem Abg.
Dr. Pichler ein Urtheil darüber überhaupt ab, was sich
[Spaltenumbruch] Dr. Pichler nicht sagen lassen will. Die Position wird
hierauf unverändert genehmigt.

"Meteorologische Zentralstation", persönliche
Ausgaben
25,415 M. -- mehr 3265 M. wesentlich für
einen weiteren Adjunkten. Abg. Wagner wünscht, daß die
Wetterprognosen früher an die Blätter hinauskämen. Dr.
Deinhard bittet, die Prognosen, die telegraphisch direkt an
die Gemeinden und Gutsbezirke gehen müssen, so rechtzeitig
am Tage hinauszugeben, daß auch am selben Tage noch die
Arbeiten danach vorgenommen werden können. v. Vollmar
empfiehlt das amerikanische System, Wetterzeichen von Thürmen
aus überall sichtbar zu geben. Kultusminister Dr. v. Landmann
theilt mit, daß das internationale meteorologische Material
hier erst um Mittag ankommt; die Verbreitung erscheint ihm
durch Telegramme oder Wetterzeichen am vortheilhaftesten.
Die Posten werden bewilligt. Sächliche Ausgaben
23,000 M., mehr 15,770 M. für das Observatorium
auf der Zugspitze,
werden bewilligt.

Bei Kap. 12 "Generalkonservatorium der wissen-
schaftlichen Sammlungen des Staates"
ist unter
den persönlichen Ausgaben ein Mehr von 11,043 M. vor-
gesehen, darunter 1500 M. für einen Assistenten, 1500 M.
für einen Präparator, 1230 M. für einen Diener 2. Ordnung,
960 M. für einen Diener 3. Ordnung. Die Position wird
im Betrage von 158,469 M. genehmigt. Ebenso die Regie-
und Unterhaltungskosten
für 23 einzelne Institute und
Sammlungen im Betrage von 124,741 M. Beim ethno-
graphischen Museum
bespricht Abg. v. Vollmar den
Platzmangel für dieses und das Museum von Gyps-
abgüssen
unter dem Hinweis darauf, daß in dem keller-
artigen Raum die Gegenstände des letzteren leiden müßten,
Abhülfe sei hier dringend nothwendig.

Kultusminister Dr. v. Landmann gibt den Platzmangel
zu, bestreitet aber, daß die unteren Räumlichkeiten feucht seien.
Ein Museum müsse noch weichen; die Bereinigung stoße aber
auch auf rechtliche Schwierigkeiten. Die Bereinigung der
Gypsabgüsse aus der klassischen und christlichen Zeit sei von
den Vorständen der Sammlungen nicht gutgeheißen worden.
Man könnte die Gipsabgüsse der antiken Zeit am besten mit
der Alten Glyptothek vereinigen, allein diese gehöre dem
königlichen Hause. Für das Gipsmuseum müsse ein anderer
Ort beschafft werden, das ethnographische Museum solle an
seinem Ort verbleiben.

Kap. 13 "Hof- und Staatsbibliothek". Referent
Dr. Schädler wünscht, daß die Arbeitszeit in der Staats-
bibliothek verlängert werden möge und daß die Leseräume
bis zu einer gewissen Zeit offen stünden. Weiter regt Referent
die Beschaffung besserer Räume und eine Erleichterung hin-
sichtlich der Bestellung und Lieferung von Büchern an. End-
lich wünscht Referent die Anschaffung einer Handbibliothek.

Der Kultusminister erkennt an, daß diese Wünsche
zum großen Theil berechtigt seien und ihnen demnächst durch
ein Nachtragspostulat abgeholfen werden würde, insbesondere
werde der Lesesaal auf die doppelte Größe gebracht und die
elektrische Beleuchtung eingeführt werden, auch werde eine
Handbibliothek angeschafft werden. Den Wünschen bezüglich
der Bestellung von Büchern werde er entgegenkommen.

Abg. v. Vollmar bespricht die mißlichen Verhältnisse
des Journalzimmers und das Bestellungswesen von Büchern,
das in anderen Bibliotheken viel rascher vor sich gehe. Der
Katalog sei an sich gut, aber nach einem veralteten Schema
eingerichtet.

Präsident Dr. Orterer ist auch für ein rascheres Be-
stellungswesen, glaubt aber, daß dies nicht ohne Personal-
vermehrung gemacht werden könne. Im übrigen müsse an-
erkannt werden, daß die Hof- und Staatsbibliothek einen
hervorragenden Rang unter den Bibliotheken einnehme und
daß an ihrer Spitze ein sehr tüchtiger und erfahrener Mann
stehe. Kultusminister Dr. v. Landmann schließt sich diesem
Urtheil an. -- Die Position von 178,124 M. wird bewilligt.
-- Kap. 14, "Beiträge an Kreisbibliotheken", enthält
die Summe von 28,093 M., welche gleichfalls genehmigt wird.

Hierauf wird die Sitzung auf morgen Nachmittag
4 Uhr vertagt. (Fortsetzung des Kultusetats.)



Bayerische Chronik.

* Hof- und Personalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Bezirksamtmann Voelk von Garmisch; Dekan Lorenz Wid-
mann,
Pfarrer in Berchtesgaden; Professor Peter Halm,
Maler; Professor Thomas Dennerlein, Bildhaner; Genre-
maler August Heyn und Kunstmaler Emil Adam. --
Fürstin Waldburg-Zeil-Zeil ist nach mehrtägigem Auf-
enthalt wieder nach Schloß Zeil zurückgekehrt. -- Graf und
Gräfin Brühl sind aus Dresden, Graf und Gräfin Bern-
storf
aus Mecklenburg hier eingetroffen und im Hotel
Bayerischer Hof abgestiegen. -- Gestorben ist in München
Major a. D. Franz Frhr. v. Falkenhausen im 49. Lebensjahre.

d. Landtagsferien.

Wie in Abgeordnetenkreisen ver-
lautet, wird das Plenum der Abgeordnetenkammer am
6. April bis über Ostern hinaus sistiren, jedoch der Finanz-
ausschuß bis in die ersten Tage der Charwoche hinein täg-
lich Doppelsitzungen halten.

ui. Großfeuer.

Heute Mittag brach in der Werkzeug-
werkstätte der Metallwaarenfabrik von Oskar Schuller,
Gewürzmühlstraße 1 b, Rückgebäude, Feuer aus, das um
1 Uhr 30 Minuten als Großfeuer fignalisirt wurde. Die
rasch erschienene Feuerwehr konnte die Flammen, die sich auf
den Dachraum fortgepflanzt hatten und dort das nur in ge-
ringer Entfernung befindliche bewohnte Vorderhaus bedrohten,
mit Hülfe einer Anzahl Hydranten und der neuen Kohlen-
säuredruckspritze in etwa einer halben Stunde so weit dämpfen,
daß die Gefahr als beseitigt erachtet werden konnte. Am Brand-
platz waren sofort außer dem unermüdlichen Oberkomman-
danten kgl. Rath Niedermayer noch der Regierungspräsi-
dent v. Auer, Bürgermeister v. Borscht und Regierungsrath
Dillmann erschienen. Ueber die Ursache des Brandes ist
noch nichts bekannt. Man vermuthet, daß Funken aus einer
in der Werkstätte stehenden Maschine das Feuer veranlaßten.
Der Schaden dürfte sehr beträchtlich sein.

g. Der Familienabend der Protestanten von
München-West,
der am 25. März in dem waffengeschmückten
Saal der Molkerei Bavaria, Landsbergerstraße, stattfand,
nahm einen für die sehr zahlreich erschienenen Theilnehmer
vollauf befriedigenden Verlauf. Die Ansprachen der Herren
Pfarrer Ostertag und Hülfsgeistlichen Krauß konnten von
erfreulichen Zuwendungen an die Kasse des zu erbauenden
Gemeindehauses (enthaltend Betsaal für 600--800 Personen,

Mittwoch,
Zweites Morgenblatt Nr. 85 der Allgemeinen Zeitung.
28. März 1900.

[Spaltenumbruch]
Oeſterreich-Ungarn.
Aus dem tſchechiſchen Lager.

* Am Sonntag trat Abg. Eduard Gregr vor einer
radikalen Wählerverſammlung in Melnik auf, um eine Ver-
dammungsrede auf die jungtſchechiſche Parteipolitik
zu halten. Gregr iſt entrüſtet über die Aufgabe der Ob-
ſtruktion gegen das Rekrutengeſetz und will keinen der dafür
angeführten Gründe: Rückſicht auf den Monarchen, wie auf
die parlamentariſche Majorität, Gefahr des Abſolutismus,
gelten laſſen. Die Furcht vor dem Abſolutismus erſcheine
unbegründet, weil derſelbe auf die Dauer nicht mehr mög-
lich ſei.

„Man muß einige Zeit durch das Rothe Meer des
Abſolutismus waten, bevor man in das gelobte Land ge-
langen wird. Wir werden nicht ertrinken, wohl aber die
Aegypter, welche uns nicht aus der Gefangenſchaft entlaſſen
wollen.“

Dann folgte die unvermeidliche ſtaatsrechtliche Fanfare
und die Aufforderung an die Wählerſchaften, ihrerſeits ein ent-
ſcheidendes Wort zu ſprechen. Gregr will jedoch den Jung-
tſchechenklub, an deſſen Wiege er geſtanden, nicht zerſchlagen,
ſondern ihn nur auf ſeinen urſprünglichen Weg zurückführen,
nachdem gewiſſe altſchechiſche Elemente und Vertreter der
Realiſtenpartei einen anti-jungtſchechiſchen Geiſt in den Klub
hineingebracht. Durch eine Reſolution ſollte Gregr zum
Austritt aus dem Jungtſchechenklub aufgefordert werden, ehe
es aber zur Abſtimmung darüber kam, endete die Verſamm-
lung unter ungeheurem Tumult und Rauferei zwiſchen
Radikalen und Jungtſchechen. Im übrigen wurde in der
Verſammlung hauptſächlich dagegen proteſtirt, daß die Wieder-
herſtellung der inneren tſchechiſchen Amtsſprache als
ausſchlaggebende Bedingung des nationalen Friedens gelten
ſolle; eine Konzeſſion in der Sprachenfrage könne nicht das
Ende des Kampfes bedeuten. Dieſer Proteſt wird den jung-
tſchechiſchen Abgeordneten beſonders fatal ſein, denn die
Errungenſchaft der inneren tſchechiſchen Amtsprache ſollte
ja der Trumpf ſein, mit dem man die Radikalen
ſchlagen wollte. Vermuthlich werden die Kundgebungen
der Melniker Verſammlung nicht die einzigen ihrer Art
bleiben und die Mitglieder des Jungtſchechenklubs werden
Noth haben, die Maſſen zu beſchwichtigen. Da ſie aber zu-
gleich eine ſchroffe Wendung gegenüber Regierung und Reichs-
rath werden vermeiden wollen, ſo dürfte ihre Haltung wieder
einmal für einige Zeit den Charakter des Unſteten, Schwan-
kenden und Unberechenbaren annehmen, den ſie aus ähnlichen
Gründen ſchon ſo oft trug. In einer am Montag zu Prag
abgehaltenen jungtſchechiſchen Parteiverſammlung, wo Engel,
Kaizl, Herold u. A. ſpeziell über das Thema der inneren
tſchechiſchen Amtsſprache ſich äußerten, ſcheint die allgemeine
Unſchlüſſigkeit und Rathloſigkeit ſich bereits bemerkbar ge-
macht zu haben.

Ungariſcher Reichstag.

Tel. Das Abgeordneten-
haus
erledigte den geſammten Staatsvoranſchlag
für das Jahr 1900 nach einer beifällig aufgenommenen Rede
des Finanzminiſters v. Lukaes. Letzterer legte ſodann dem
Hauſe das Budgetgeſetz vor.

Gräfin Stephanie Lonyay.

* Das Reichs-Kriegsminiſterium hat unter dem 24. d. M.
verlantbart: „Ihre kaiſerliche und königliche Hoheit, die durch-
lauchtigſte Kronprinzeſſin-Wittwe Erzherzogin Stephanie,
hat ſich am 22. d. M. zu Miramar mit dem k. u. k. Kämmerer
Grafen Elemer Lonyay vermählt. Nachdem dieſe Ehe eine
nicht ebenbürtige iſt, ſo gebührt, nach den am Aller-
höchſten Hof beſtehenden Grundſätzen, der nunmehrigen Frau
Gräfin Stephanie Lonyay innerhalb der öſterreichiſch-
ungariſchen Monarchie weder der Titel „königliche
Hoheit“ noch der Rang einer Prinzeſſin von
Belgien,
Herzogin zu Sachſen-Coburg. Hievon geſchieht
auf Grund einer Mittheilung Sr. k. und k. apoſtoliſchen
Majeſtät Oberſthofmeiſteramtes die Verlautbarung.“
In den
letzten Tagen hieß es, die der Neuvermählten von Wiener
Hofſtellen zugehenden Briefe ꝛc. ſeien addreſſirt: „Frau Gräfin
Lonyay, geb. Prinzeſſin von Belgien“; letzteres wird man
ihr wohl auch kaum nehmen können.

Herzog Philipp von Orleans.

* Wie aus Budapeſt berichtet wird, verlautet dort,
daß Herzog Philipp von Orleans in der Nähe von
Alcſuth eine Beſitzung käuflich erwerben und mit ſeiner Ge-
mahlin, der Erzherzogin Maria Dorothea, der das neb-
lige engliſche Klima nicht zuträglich ſei, in Ungarn ſtändigen
Wohnſitz nehmen werde. In Alcſuth befindet ſich die Be-
ſitzung des Erzherzogs Joſeph, des Schwiegervaters des
Prinzen.

Belgien.
Aus der Kammer. — Zu den Parlamentswahlen.

Während alle Staaten um uns
herum ihre Wehrkraft vermehren, verfolgen die belgiſchen
Klerikalen grundſätzlich die Tendenz, die Wehrkraft ihres
Landes zu ſchwächen. Die gegenwärtige Kammermehrheit
widerſetzt ſich ſeit Jahren der Beſeitigung des veralteten
Stellvertretungsſyſtems im Heeresdienſte und der Einführung
des perſönlichen Heeresdienſtes. Nunmehr hat der Armee-
Ausſchuß beſchloſſen, auch noch die aktive Dienſtzeit, welche
in Belgien derzeit 28 Monate beträgt, noch weiter herab-
zuſetzen.
Für einzelne Waffengattungen würde nach dem
Beſchluſſe des Armee-Ausſchuſſes die aktive Dienſtzeit überhaupt
bloß 15 Monate betragen. Der Urheber dieſes Planes iſt ſelbſt-
verſtändlich der Abg. Woeſte, der Führer der extrem-klerikalen
Partei, der Feind jeglicher Heeresreform. Der Beſchluß des
Armee-Ausſchuſſes hat in allen patriotiſchen Kreiſen des Landes
eine derartige Erregung hervorgerufen, daß der Kriegsminiſter
General Couſebant d’Alemade ſich ſchließlich veranlaßt
fand, im Heeresausſchuß zu erſcheinen und im Namen der
Regierung
gegen die Herabſetzung der aktiven Dienſtzeit
Stellung zu nehmen. Aber der Armeeausſchuß bleibt bei
ſeinem Beſchluß, deſſen Annahme in der Kammer durchaus
nicht ausgeſchloſſen iſt, weil die Sozialdemokraten für ihn
ſtimmen werden. Sind ſie doch hier wie allenthalben für
alle Geſetze zu haben, welche geeignet ſind, die Wehrkraft zu
ſchwächen. — Die Zahl der hervorragenden politiſchen Per-
ſönlichkeiten, welche auf ihre Wiederwahl verzichten und dem
politiſchen Leben entſagen, wird täglich größer. Nach dem
früheren Miniſterpräſidenten Vandenpeereboom hat jetzt
auch der frühere Juſtizminiſter und Kammerpräſident
de Landtsheere, einer der beſten und anſtändigſten
Politiker der klerikalen Partei, ſeinem Wahlausſchuß einen
Abſagebrief geſchickt. Andrerſeits bewerben ſich in allen
Parteien bisher nur ausgeſprochene Mittelmäßigkeiten um die
[Spaltenumbruch] freiwerdenden Mandate. Es ſteht deßhalb ſchon jetzt feſt,
daß das neue, auf Grund der Minderheitsvertretung zu
wählende belgiſche Parlament auf einem noch niedrigeren
geiſtigen Niveau ſtehen wird als das gegenwärtige, und das
will wahrlich etwas heißen!

Rußland.
Getäuſchte Hoffnungen.

* Die jüngſten Auslaſſungen des „Journal de
St. Pétersbourg“
zum Burenkrieg und zur Interventions-
frage (ſiehe Montagsblatt) haben, wie nicht anders zu er-
warten war, in der übrigen ruſſiſchen Preſſe ein recht un-
freundliches Echo gefunden. Sieht man ſich doch nach jener
Kundgebung, aus der, wofern ſie kompetenter Quelle ent-
ſtammt, nicht nur die Abneigung der ruſſiſchen Regierungs-
kreiſe gegen eine eigene Vermittlungsthätigkeit, ſondern auch
deren Einverſtändniß mit der reſervirten Haltung der übrigen
Mächte ſpricht, in den ſchönſten Hoffnungen getäuſcht, die
man von dem Eingreifen der europäiſchen Diplomatie zu-
gunſten der Buren hegte. Die „Roſſija“ ſpricht von einer
überflüſſigen, nunützen und verſpäteten Grauſamkeit an die
Adreſſe der Buren und meint, die Diplomatie hätte von ihrer
abſoluten Indifferenz früher reden müſſen, aber nicht jetzt,
wo die Bevölkerung der beiden Republiken in dem Kampf
mit der räuberiſchen Invaſion untergeht: man ſolle ein Volk
in dieſer Lage wenigſtens ruhig ſterben laſſen, wenn ihm zu
helfen als unbedingt unmöglich erkannt worden ſei. Als ob
nicht die ruſſiſche Publiziſtik, indem ſie allzu leidenſchaftlich
und ohne Rückſicht auf die augenſcheinlichen Intenſionen der
europäiſchen Kabinette nach Hülfe für die Buren rief, ſelbſt
ſehr weſentlich dazu beigetragen hätte, bei dieſen irrige Vor-
ſtellungen zu wecken! Aehnlich wie die „Roſſija“ ſprechen ſich
mehrere andere Blätter aus, dieſelben tröſten ſich jedoch mit
der Erwartung, daß die Buren ſchließlich auch ohne fremde
Unterſtützung auskommen und trotz aller vorübergehenden
Erfolge der Engländer Sieger bleiben werden. Nur ein
Organ, der „Sſyn Otetſcheſtwa“, nimmt die Darlegungen des
„Journal“ mit einer gewiſſen Genugthuung auf und meint,
es ergebe ſich daraus, daß den Krieg in der Hoffnung auf
auswärtige Hülfe fortſetzen, nur bedeuten würde, das Blut-
vergießen und die Leiden des Kriegs ohne klares Ziel zu
verlängern.

Aegypten.
Der Waſſerſtand des Nil.

Der Nil hat angefangen zu
ſteigen. Bei Faſchoda begann das Steigen am 8. März
und hat bis jetzt ſtändig zugenommen; das Niveau des Nils
ſteht dort jetzt ſchon 45 cm höher als zuvor. Auch weiter
flußabwärts läßt ſich das Steigen des Waſſers bereits
bemerken, wenngleich der volle Effekt erſt in mehreren
Wochen zu erwarten iſt. Bei Duem, 350 Meilen ſtromab-
wärts, ſtieg das Waſſer vom 10. bis zum 22. d. M. um
9 cm und in Aſſnan wird die Wirkung gegen den 1. Mai
erwartet. Der Nil fängt diesmal an, ungewöhnlich früh zu
ſteigen und vielleicht fällt die im Vorjahre faſt ganz aus-
gebliebene Ueberſchwemmung jetzt ſo aus, daß die Baum-
wollernte, die infolge des ungewöhnlich niedrigen Standes
des Nils faſt vollſtändig mißrieth, möglicherweiſe zum Theil
noch zu retten iſt. Andrerſeits muß aber auch mit der
Möglichkeit gerechnet werden, daß das ungewöhnlich früh-
zeitige Steigen des Stroms ein ſogenanntes falſches Steigen
iſt, das die Sachen nur ſchlimmer machen würde, indem es
das richtige Steigen des Nils verzögert gerade zu der Zeit,
wo es für die Saaten am nöthigſten iſt. Ein Grund für das
plötzliche Steigen des Nils kann auch darin gefunden werden,
daß die Arbeiten zur Fortſchaffung des Sedd, die ſich jetzt
ihrer Vollendung nähern, bereits erheblich Luft auf dem Ober-
lauf des Fluſſes gemacht haben. So telegraphirt Major
Peake unter dem 12. März aus Bahr-el-Dſchebel, daß er dem-
nächſt daran gehen wird, den neunten Block in Angriff zu
nehmen, und daß er hofft, Ende April mit allem fertig zu
ſein. Als der ſiebente Block gelöst werden ſollte, ging er
während der Nacht von ſelbſt los und trieb ſtromabwärts,
alle Dampfer und ſonſtigen Fahrzeuge, die ſich auf den:
Fluß befanden, mit ſich reißend. Von der Größe dieſer Blocks
„Sedd“, die bekanntlich aus einem unentwirrbaren Gemiſch
von Pflanzen, Baumſtämmen und allem, was ſich auf einem
Strom ſonſt noch anzuſammeln pflegt, beſtehen, erhält man
einen Begriff, wenn man erfährt, daß der Block, der ſich los-
riß, nicht weniger als dreißig Stunden brauchte, um an einer
beſtimmten Stelle des Fluſſes vorbeizutreiben. Zum Glück hat
er ſich nirgendwo feſtgeſetzt und paſſirte unbeſchädigt Sobat;
die Gefahr, daß er den Fluß blockirt, iſt alſo nun vorüber.
Die Dampfer und Boote konnten rechtzeitig gerettet werden.



Bayeriſcher Landtag.
Sitzung des Finanzausſchuſſes.

Tagesordnung: Etat des
Miniſteriums des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten.
Die Berathung wird bei B, „Kunſt-
und beſondere Bildungsanſtalten“,
und zwar zu-
nächſt bei Kapitel 11, „Akademie der Wiſſenſchaften“,
fortgeſetzt. Referent Dr. Schädler weist darauf hin, daß
bislang die Ausgaben für die Meteorologiſche Zentralſtation
unter den Ausgaben für die Akademie der Wiſſenſchaften vor-
getragen waren, daß aber im heurigen Etat die beiderſeitigen
Forderungen ausgeſchieden und unter einem eigenen Para-
graphen beſonders eingetragen ſeien. Bei „Akademie der
Wiſſenſchaften“ ſind 51,650 M. (gegenüber der XXIV. Finanz-
periode ein Mehr von 8437 M.) angefordert. Auf ver-
ſchiedene Aufragen ergab ſich u. a., daß in den nächſten zwei
Jahren vier Bände der Monumenta boica erſcheinen ſollen.
Bei dieſer Poſition werden die Wahlen der ordentlichen Mit-
glieder der Akademie von Dr. Daller bemängelt; von Dr.
Caſſelmann und v. Vollmar wird hervorgehoben, daß
der Akademie die freie Wahl ihrer Mitglieder geſichert bleiben
muß; Dr. Pichler hebt hervor, daß die Volksvertretung ihr Recht
wahren muß, auch dieſe Wahlen zu beurtheilen, und bemängelt
insbeſondere die Wahl eines „unbedeutenden altkatholiſchen
Theologen“. Abg. Wagner hebt hervor, daß dieſe Wahlen
frei von politiſchen Rückſichten bleiben müſſen und daß die
Wahl des Hrn. Dr. Baumann nicht oktroyirt werden könne.
Dr. Caſſelmann wahrt energiſch die Freiheit der Akademie
und bedauert die gehäſſige Kritik des Finanzausſchuſſes.
Dr. Deinhard weist den Ausdruck „unbedeutender alt-
katholiſcher Theologe“ ſchroff ab und ſpricht dem Abg.
Dr. Pichler ein Urtheil darüber überhaupt ab, was ſich
[Spaltenumbruch] Dr. Pichler nicht ſagen laſſen will. Die Poſition wird
hierauf unverändert genehmigt.

„Meteorologiſche Zentralſtation“, perſönliche
Ausgaben
25,415 M. — mehr 3265 M. weſentlich für
einen weiteren Adjunkten. Abg. Wagner wünſcht, daß die
Wetterprognoſen früher an die Blätter hinauskämen. Dr.
Deinhard bittet, die Prognoſen, die telegraphiſch direkt an
die Gemeinden und Gutsbezirke gehen müſſen, ſo rechtzeitig
am Tage hinauszugeben, daß auch am ſelben Tage noch die
Arbeiten danach vorgenommen werden können. v. Vollmar
empfiehlt das amerikaniſche Syſtem, Wetterzeichen von Thürmen
aus überall ſichtbar zu geben. Kultusminiſter Dr. v. Landmann
theilt mit, daß das internationale meteorologiſche Material
hier erſt um Mittag ankommt; die Verbreitung erſcheint ihm
durch Telegramme oder Wetterzeichen am vortheilhafteſten.
Die Poſten werden bewilligt. Sächliche Ausgaben
23,000 M., mehr 15,770 M. für das Obſervatorium
auf der Zugſpitze,
werden bewilligt.

Bei Kap. 12 „Generalkonſervatorium der wiſſen-
ſchaftlichen Sammlungen des Staates“
iſt unter
den perſönlichen Ausgaben ein Mehr von 11,043 M. vor-
geſehen, darunter 1500 M. für einen Aſſiſtenten, 1500 M.
für einen Präparator, 1230 M. für einen Diener 2. Ordnung,
960 M. für einen Diener 3. Ordnung. Die Poſition wird
im Betrage von 158,469 M. genehmigt. Ebenſo die Regie-
und Unterhaltungskoſten
für 23 einzelne Inſtitute und
Sammlungen im Betrage von 124,741 M. Beim ethno-
graphiſchen Muſeum
beſpricht Abg. v. Vollmar den
Platzmangel für dieſes und das Muſeum von Gyps-
abgüſſen
unter dem Hinweis darauf, daß in dem keller-
artigen Raum die Gegenſtände des letzteren leiden müßten,
Abhülfe ſei hier dringend nothwendig.

Kultusminiſter Dr. v. Landmann gibt den Platzmangel
zu, beſtreitet aber, daß die unteren Räumlichkeiten feucht ſeien.
Ein Muſeum müſſe noch weichen; die Bereinigung ſtoße aber
auch auf rechtliche Schwierigkeiten. Die Bereinigung der
Gypsabgüſſe aus der klaſſiſchen und chriſtlichen Zeit ſei von
den Vorſtänden der Sammlungen nicht gutgeheißen worden.
Man könnte die Gipsabgüſſe der antiken Zeit am beſten mit
der Alten Glyptothek vereinigen, allein dieſe gehöre dem
königlichen Hauſe. Für das Gipsmuſeum müſſe ein anderer
Ort beſchafft werden, das ethnographiſche Muſeum ſolle an
ſeinem Ort verbleiben.

Kap. 13 „Hof- und Staatsbibliothek“. Referent
Dr. Schädler wünſcht, daß die Arbeitszeit in der Staats-
bibliothek verlängert werden möge und daß die Leſeräume
bis zu einer gewiſſen Zeit offen ſtünden. Weiter regt Referent
die Beſchaffung beſſerer Räume und eine Erleichterung hin-
ſichtlich der Beſtellung und Lieferung von Büchern an. End-
lich wünſcht Referent die Anſchaffung einer Handbibliothek.

Der Kultusminiſter erkennt an, daß dieſe Wünſche
zum großen Theil berechtigt ſeien und ihnen demnächſt durch
ein Nachtragspoſtulat abgeholfen werden würde, insbeſondere
werde der Leſeſaal auf die doppelte Größe gebracht und die
elektriſche Beleuchtung eingeführt werden, auch werde eine
Handbibliothek angeſchafft werden. Den Wünſchen bezüglich
der Beſtellung von Büchern werde er entgegenkommen.

Abg. v. Vollmar beſpricht die mißlichen Verhältniſſe
des Journalzimmers und das Beſtellungsweſen von Büchern,
das in anderen Bibliotheken viel raſcher vor ſich gehe. Der
Katalog ſei an ſich gut, aber nach einem veralteten Schema
eingerichtet.

Präſident Dr. Orterer iſt auch für ein raſcheres Be-
ſtellungsweſen, glaubt aber, daß dies nicht ohne Perſonal-
vermehrung gemacht werden könne. Im übrigen müſſe an-
erkannt werden, daß die Hof- und Staatsbibliothek einen
hervorragenden Rang unter den Bibliotheken einnehme und
daß an ihrer Spitze ein ſehr tüchtiger und erfahrener Mann
ſtehe. Kultusminiſter Dr. v. Landmann ſchließt ſich dieſem
Urtheil an. — Die Poſition von 178,124 M. wird bewilligt.
— Kap. 14, „Beiträge an Kreisbibliotheken“, enthält
die Summe von 28,093 M., welche gleichfalls genehmigt wird.

Hierauf wird die Sitzung auf morgen Nachmittag
4 Uhr vertagt. (Fortſetzung des Kultusetats.)



Bayeriſche Chronik.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Bezirksamtmann Voelk von Garmiſch; Dekan Lorenz Wid-
mann,
Pfarrer in Berchtesgaden; Profeſſor Peter Halm,
Maler; Profeſſor Thomas Dennerlein, Bildhaner; Genre-
maler Auguſt Heyn und Kunſtmaler Emil Adam.
Fürſtin Waldburg-Zeil-Zeil iſt nach mehrtägigem Auf-
enthalt wieder nach Schloß Zeil zurückgekehrt. — Graf und
Gräfin Brühl ſind aus Dresden, Graf und Gräfin Bern-
ſtorf
aus Mecklenburg hier eingetroffen und im Hotel
Bayeriſcher Hof abgeſtiegen. — Geſtorben iſt in München
Major a. D. Franz Frhr. v. Falkenhauſen im 49. Lebensjahre.

d. Landtagsferien.

Wie in Abgeordnetenkreiſen ver-
lautet, wird das Plenum der Abgeordnetenkammer am
6. April bis über Oſtern hinaus ſiſtiren, jedoch der Finanz-
ausſchuß bis in die erſten Tage der Charwoche hinein täg-
lich Doppelſitzungen halten.

ui. Großfeuer.

Heute Mittag brach in der Werkzeug-
werkſtätte der Metallwaarenfabrik von Oskar Schuller,
Gewürzmühlſtraße 1 b, Rückgebäude, Feuer aus, das um
1 Uhr 30 Minuten als Großfeuer fignaliſirt wurde. Die
raſch erſchienene Feuerwehr konnte die Flammen, die ſich auf
den Dachraum fortgepflanzt hatten und dort das nur in ge-
ringer Entfernung befindliche bewohnte Vorderhaus bedrohten,
mit Hülfe einer Anzahl Hydranten und der neuen Kohlen-
ſäuredruckſpritze in etwa einer halben Stunde ſo weit dämpfen,
daß die Gefahr als beſeitigt erachtet werden konnte. Am Brand-
platz waren ſofort außer dem unermüdlichen Oberkomman-
danten kgl. Rath Niedermayer noch der Regierungspräſi-
dent v. Auer, Bürgermeiſter v. Borſcht und Regierungsrath
Dillmann erſchienen. Ueber die Urſache des Brandes iſt
noch nichts bekannt. Man vermuthet, daß Funken aus einer
in der Werkſtätte ſtehenden Maſchine das Feuer veranlaßten.
Der Schaden dürfte ſehr beträchtlich ſein.

g. Der Familienabend der Proteſtanten von
München-Weſt,
der am 25. März in dem waffengeſchmückten
Saal der Molkerei Bavaria, Landsbergerſtraße, ſtattfand,
nahm einen für die ſehr zahlreich erſchienenen Theilnehmer
vollauf befriedigenden Verlauf. Die Anſprachen der Herren
Pfarrer Oſtertag und Hülfsgeiſtlichen Krauß konnten von
erfreulichen Zuwendungen an die Kaſſe des zu erbauenden
Gemeindehauſes (enthaltend Betſaal für 600—800 Perſonen,

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&#x017F;tammt, nicht nur die Abneigung der ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Regierungs-<lb/>
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Mächte &#x017F;pricht, in den &#x017F;chön&#x017F;ten Hoffnungen getäu&#x017F;cht, die<lb/>
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Adre&#x017F;&#x017F;e der Buren und meint, die Diplomatie hätte von ihrer<lb/>
ab&#x017F;oluten Indifferenz früher reden mü&#x017F;&#x017F;en, aber nicht jetzt,<lb/>
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&#x017F;tellungen zu wecken! Aehnlich wie die &#x201E;Ro&#x017F;&#x017F;ija&#x201C; &#x017F;prechen &#x017F;ich<lb/>
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Erfolge der Engländer Sieger bleiben werden. Nur ein<lb/>
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Peake unter dem 12. März aus Bahr-el-D&#x017F;chebel, daß er dem-<lb/>
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Man könnte die Gipsabgü&#x017F;&#x017F;e der antiken Zeit am be&#x017F;ten mit<lb/>
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Major a. D. Franz Frhr. v. Falkenhau&#x017F;en im 49. Lebensjahre.</p>
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[0005] Mittwoch, Zweites Morgenblatt Nr. 85 der Allgemeinen Zeitung. 28. März 1900. Oeſterreich-Ungarn. Aus dem tſchechiſchen Lager. * Am Sonntag trat Abg. Eduard Gregr vor einer radikalen Wählerverſammlung in Melnik auf, um eine Ver- dammungsrede auf die jungtſchechiſche Parteipolitik zu halten. Gregr iſt entrüſtet über die Aufgabe der Ob- ſtruktion gegen das Rekrutengeſetz und will keinen der dafür angeführten Gründe: Rückſicht auf den Monarchen, wie auf die parlamentariſche Majorität, Gefahr des Abſolutismus, gelten laſſen. Die Furcht vor dem Abſolutismus erſcheine unbegründet, weil derſelbe auf die Dauer nicht mehr mög- lich ſei. „Man muß einige Zeit durch das Rothe Meer des Abſolutismus waten, bevor man in das gelobte Land ge- langen wird. Wir werden nicht ertrinken, wohl aber die Aegypter, welche uns nicht aus der Gefangenſchaft entlaſſen wollen.“Dann folgte die unvermeidliche ſtaatsrechtliche Fanfare und die Aufforderung an die Wählerſchaften, ihrerſeits ein ent- ſcheidendes Wort zu ſprechen. Gregr will jedoch den Jung- tſchechenklub, an deſſen Wiege er geſtanden, nicht zerſchlagen, ſondern ihn nur auf ſeinen urſprünglichen Weg zurückführen, nachdem gewiſſe altſchechiſche Elemente und Vertreter der Realiſtenpartei einen anti-jungtſchechiſchen Geiſt in den Klub hineingebracht. Durch eine Reſolution ſollte Gregr zum Austritt aus dem Jungtſchechenklub aufgefordert werden, ehe es aber zur Abſtimmung darüber kam, endete die Verſamm- lung unter ungeheurem Tumult und Rauferei zwiſchen Radikalen und Jungtſchechen. Im übrigen wurde in der Verſammlung hauptſächlich dagegen proteſtirt, daß die Wieder- herſtellung der inneren tſchechiſchen Amtsſprache als ausſchlaggebende Bedingung des nationalen Friedens gelten ſolle; eine Konzeſſion in der Sprachenfrage könne nicht das Ende des Kampfes bedeuten. Dieſer Proteſt wird den jung- tſchechiſchen Abgeordneten beſonders fatal ſein, denn die Errungenſchaft der inneren tſchechiſchen Amtsprache ſollte ja der Trumpf ſein, mit dem man die Radikalen ſchlagen wollte. Vermuthlich werden die Kundgebungen der Melniker Verſammlung nicht die einzigen ihrer Art bleiben und die Mitglieder des Jungtſchechenklubs werden Noth haben, die Maſſen zu beſchwichtigen. Da ſie aber zu- gleich eine ſchroffe Wendung gegenüber Regierung und Reichs- rath werden vermeiden wollen, ſo dürfte ihre Haltung wieder einmal für einige Zeit den Charakter des Unſteten, Schwan- kenden und Unberechenbaren annehmen, den ſie aus ähnlichen Gründen ſchon ſo oft trug. In einer am Montag zu Prag abgehaltenen jungtſchechiſchen Parteiverſammlung, wo Engel, Kaizl, Herold u. A. ſpeziell über das Thema der inneren tſchechiſchen Amtsſprache ſich äußerten, ſcheint die allgemeine Unſchlüſſigkeit und Rathloſigkeit ſich bereits bemerkbar ge- macht zu haben. Ungariſcher Reichstag. * Budapeſt, 27. März. Tel. Das Abgeordneten- haus erledigte den geſammten Staatsvoranſchlag für das Jahr 1900 nach einer beifällig aufgenommenen Rede des Finanzminiſters v. Lukaes. Letzterer legte ſodann dem Hauſe das Budgetgeſetz vor. Gräfin Stephanie Lonyay. * Das Reichs-Kriegsminiſterium hat unter dem 24. d. M. verlantbart: „Ihre kaiſerliche und königliche Hoheit, die durch- lauchtigſte Kronprinzeſſin-Wittwe Erzherzogin Stephanie, hat ſich am 22. d. M. zu Miramar mit dem k. u. k. Kämmerer Grafen Elemer Lonyay vermählt. Nachdem dieſe Ehe eine nicht ebenbürtige iſt, ſo gebührt, nach den am Aller- höchſten Hof beſtehenden Grundſätzen, der nunmehrigen Frau Gräfin Stephanie Lonyay innerhalb der öſterreichiſch- ungariſchen Monarchie weder der Titel „königliche Hoheit“ noch der Rang einer Prinzeſſin von Belgien, Herzogin zu Sachſen-Coburg. Hievon geſchieht auf Grund einer Mittheilung Sr. k. und k. apoſtoliſchen Majeſtät Oberſthofmeiſteramtes die Verlautbarung.“ In den letzten Tagen hieß es, die der Neuvermählten von Wiener Hofſtellen zugehenden Briefe ꝛc. ſeien addreſſirt: „Frau Gräfin Lonyay, geb. Prinzeſſin von Belgien“; letzteres wird man ihr wohl auch kaum nehmen können. Herzog Philipp von Orleans. * Wie aus Budapeſt berichtet wird, verlautet dort, daß Herzog Philipp von Orleans in der Nähe von Alcſuth eine Beſitzung käuflich erwerben und mit ſeiner Ge- mahlin, der Erzherzogin Maria Dorothea, der das neb- lige engliſche Klima nicht zuträglich ſei, in Ungarn ſtändigen Wohnſitz nehmen werde. In Alcſuth befindet ſich die Be- ſitzung des Erzherzogs Joſeph, des Schwiegervaters des Prinzen. Belgien. Aus der Kammer. — Zu den Parlamentswahlen. □ Brüſſel, 26. März. Während alle Staaten um uns herum ihre Wehrkraft vermehren, verfolgen die belgiſchen Klerikalen grundſätzlich die Tendenz, die Wehrkraft ihres Landes zu ſchwächen. Die gegenwärtige Kammermehrheit widerſetzt ſich ſeit Jahren der Beſeitigung des veralteten Stellvertretungsſyſtems im Heeresdienſte und der Einführung des perſönlichen Heeresdienſtes. Nunmehr hat der Armee- Ausſchuß beſchloſſen, auch noch die aktive Dienſtzeit, welche in Belgien derzeit 28 Monate beträgt, noch weiter herab- zuſetzen. Für einzelne Waffengattungen würde nach dem Beſchluſſe des Armee-Ausſchuſſes die aktive Dienſtzeit überhaupt bloß 15 Monate betragen. Der Urheber dieſes Planes iſt ſelbſt- verſtändlich der Abg. Woeſte, der Führer der extrem-klerikalen Partei, der Feind jeglicher Heeresreform. Der Beſchluß des Armee-Ausſchuſſes hat in allen patriotiſchen Kreiſen des Landes eine derartige Erregung hervorgerufen, daß der Kriegsminiſter General Couſebant d’Alemade ſich ſchließlich veranlaßt fand, im Heeresausſchuß zu erſcheinen und im Namen der Regierung gegen die Herabſetzung der aktiven Dienſtzeit Stellung zu nehmen. Aber der Armeeausſchuß bleibt bei ſeinem Beſchluß, deſſen Annahme in der Kammer durchaus nicht ausgeſchloſſen iſt, weil die Sozialdemokraten für ihn ſtimmen werden. Sind ſie doch hier wie allenthalben für alle Geſetze zu haben, welche geeignet ſind, die Wehrkraft zu ſchwächen. — Die Zahl der hervorragenden politiſchen Per- ſönlichkeiten, welche auf ihre Wiederwahl verzichten und dem politiſchen Leben entſagen, wird täglich größer. Nach dem früheren Miniſterpräſidenten Vandenpeereboom hat jetzt auch der frühere Juſtizminiſter und Kammerpräſident de Landtsheere, einer der beſten und anſtändigſten Politiker der klerikalen Partei, ſeinem Wahlausſchuß einen Abſagebrief geſchickt. Andrerſeits bewerben ſich in allen Parteien bisher nur ausgeſprochene Mittelmäßigkeiten um die freiwerdenden Mandate. Es ſteht deßhalb ſchon jetzt feſt, daß das neue, auf Grund der Minderheitsvertretung zu wählende belgiſche Parlament auf einem noch niedrigeren geiſtigen Niveau ſtehen wird als das gegenwärtige, und das will wahrlich etwas heißen! Rußland. Getäuſchte Hoffnungen. * Die jüngſten Auslaſſungen des „Journal de St. Pétersbourg“ zum Burenkrieg und zur Interventions- frage (ſiehe Montagsblatt) haben, wie nicht anders zu er- warten war, in der übrigen ruſſiſchen Preſſe ein recht un- freundliches Echo gefunden. Sieht man ſich doch nach jener Kundgebung, aus der, wofern ſie kompetenter Quelle ent- ſtammt, nicht nur die Abneigung der ruſſiſchen Regierungs- kreiſe gegen eine eigene Vermittlungsthätigkeit, ſondern auch deren Einverſtändniß mit der reſervirten Haltung der übrigen Mächte ſpricht, in den ſchönſten Hoffnungen getäuſcht, die man von dem Eingreifen der europäiſchen Diplomatie zu- gunſten der Buren hegte. Die „Roſſija“ ſpricht von einer überflüſſigen, nunützen und verſpäteten Grauſamkeit an die Adreſſe der Buren und meint, die Diplomatie hätte von ihrer abſoluten Indifferenz früher reden müſſen, aber nicht jetzt, wo die Bevölkerung der beiden Republiken in dem Kampf mit der räuberiſchen Invaſion untergeht: man ſolle ein Volk in dieſer Lage wenigſtens ruhig ſterben laſſen, wenn ihm zu helfen als unbedingt unmöglich erkannt worden ſei. Als ob nicht die ruſſiſche Publiziſtik, indem ſie allzu leidenſchaftlich und ohne Rückſicht auf die augenſcheinlichen Intenſionen der europäiſchen Kabinette nach Hülfe für die Buren rief, ſelbſt ſehr weſentlich dazu beigetragen hätte, bei dieſen irrige Vor- ſtellungen zu wecken! Aehnlich wie die „Roſſija“ ſprechen ſich mehrere andere Blätter aus, dieſelben tröſten ſich jedoch mit der Erwartung, daß die Buren ſchließlich auch ohne fremde Unterſtützung auskommen und trotz aller vorübergehenden Erfolge der Engländer Sieger bleiben werden. Nur ein Organ, der „Sſyn Otetſcheſtwa“, nimmt die Darlegungen des „Journal“ mit einer gewiſſen Genugthuung auf und meint, es ergebe ſich daraus, daß den Krieg in der Hoffnung auf auswärtige Hülfe fortſetzen, nur bedeuten würde, das Blut- vergießen und die Leiden des Kriegs ohne klares Ziel zu verlängern. Aegypten. Der Waſſerſtand des Nil. kl. Kairo, 22. März. Der Nil hat angefangen zu ſteigen. Bei Faſchoda begann das Steigen am 8. März und hat bis jetzt ſtändig zugenommen; das Niveau des Nils ſteht dort jetzt ſchon 45 cm höher als zuvor. Auch weiter flußabwärts läßt ſich das Steigen des Waſſers bereits bemerken, wenngleich der volle Effekt erſt in mehreren Wochen zu erwarten iſt. Bei Duem, 350 Meilen ſtromab- wärts, ſtieg das Waſſer vom 10. bis zum 22. d. M. um 9 cm und in Aſſnan wird die Wirkung gegen den 1. Mai erwartet. Der Nil fängt diesmal an, ungewöhnlich früh zu ſteigen und vielleicht fällt die im Vorjahre faſt ganz aus- gebliebene Ueberſchwemmung jetzt ſo aus, daß die Baum- wollernte, die infolge des ungewöhnlich niedrigen Standes des Nils faſt vollſtändig mißrieth, möglicherweiſe zum Theil noch zu retten iſt. Andrerſeits muß aber auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß das ungewöhnlich früh- zeitige Steigen des Stroms ein ſogenanntes falſches Steigen iſt, das die Sachen nur ſchlimmer machen würde, indem es das richtige Steigen des Nils verzögert gerade zu der Zeit, wo es für die Saaten am nöthigſten iſt. Ein Grund für das plötzliche Steigen des Nils kann auch darin gefunden werden, daß die Arbeiten zur Fortſchaffung des Sedd, die ſich jetzt ihrer Vollendung nähern, bereits erheblich Luft auf dem Ober- lauf des Fluſſes gemacht haben. So telegraphirt Major Peake unter dem 12. März aus Bahr-el-Dſchebel, daß er dem- nächſt daran gehen wird, den neunten Block in Angriff zu nehmen, und daß er hofft, Ende April mit allem fertig zu ſein. Als der ſiebente Block gelöst werden ſollte, ging er während der Nacht von ſelbſt los und trieb ſtromabwärts, alle Dampfer und ſonſtigen Fahrzeuge, die ſich auf den: Fluß befanden, mit ſich reißend. Von der Größe dieſer Blocks „Sedd“, die bekanntlich aus einem unentwirrbaren Gemiſch von Pflanzen, Baumſtämmen und allem, was ſich auf einem Strom ſonſt noch anzuſammeln pflegt, beſtehen, erhält man einen Begriff, wenn man erfährt, daß der Block, der ſich los- riß, nicht weniger als dreißig Stunden brauchte, um an einer beſtimmten Stelle des Fluſſes vorbeizutreiben. Zum Glück hat er ſich nirgendwo feſtgeſetzt und paſſirte unbeſchädigt Sobat; die Gefahr, daß er den Fluß blockirt, iſt alſo nun vorüber. Die Dampfer und Boote konnten rechtzeitig gerettet werden. Bayeriſcher Landtag. Sitzung des Finanzausſchuſſes. * München, 27. März. Tagesordnung: Etat des Miniſteriums des Innern für Kirchen- und Schul- angelegenheiten. Die Berathung wird bei B, „Kunſt- und beſondere Bildungsanſtalten“, und zwar zu- nächſt bei Kapitel 11, „Akademie der Wiſſenſchaften“, fortgeſetzt. Referent Dr. Schädler weist darauf hin, daß bislang die Ausgaben für die Meteorologiſche Zentralſtation unter den Ausgaben für die Akademie der Wiſſenſchaften vor- getragen waren, daß aber im heurigen Etat die beiderſeitigen Forderungen ausgeſchieden und unter einem eigenen Para- graphen beſonders eingetragen ſeien. Bei „Akademie der Wiſſenſchaften“ ſind 51,650 M. (gegenüber der XXIV. Finanz- periode ein Mehr von 8437 M.) angefordert. Auf ver- ſchiedene Aufragen ergab ſich u. a., daß in den nächſten zwei Jahren vier Bände der Monumenta boica erſcheinen ſollen. Bei dieſer Poſition werden die Wahlen der ordentlichen Mit- glieder der Akademie von Dr. Daller bemängelt; von Dr. Caſſelmann und v. Vollmar wird hervorgehoben, daß der Akademie die freie Wahl ihrer Mitglieder geſichert bleiben muß; Dr. Pichler hebt hervor, daß die Volksvertretung ihr Recht wahren muß, auch dieſe Wahlen zu beurtheilen, und bemängelt insbeſondere die Wahl eines „unbedeutenden altkatholiſchen Theologen“. Abg. Wagner hebt hervor, daß dieſe Wahlen frei von politiſchen Rückſichten bleiben müſſen und daß die Wahl des Hrn. Dr. Baumann nicht oktroyirt werden könne. Dr. Caſſelmann wahrt energiſch die Freiheit der Akademie und bedauert die gehäſſige Kritik des Finanzausſchuſſes. Dr. Deinhard weist den Ausdruck „unbedeutender alt- katholiſcher Theologe“ ſchroff ab und ſpricht dem Abg. Dr. Pichler ein Urtheil darüber überhaupt ab, was ſich Dr. Pichler nicht ſagen laſſen will. Die Poſition wird hierauf unverändert genehmigt. „Meteorologiſche Zentralſtation“, perſönliche Ausgaben 25,415 M. — mehr 3265 M. weſentlich für einen weiteren Adjunkten. Abg. Wagner wünſcht, daß die Wetterprognoſen früher an die Blätter hinauskämen. Dr. Deinhard bittet, die Prognoſen, die telegraphiſch direkt an die Gemeinden und Gutsbezirke gehen müſſen, ſo rechtzeitig am Tage hinauszugeben, daß auch am ſelben Tage noch die Arbeiten danach vorgenommen werden können. v. Vollmar empfiehlt das amerikaniſche Syſtem, Wetterzeichen von Thürmen aus überall ſichtbar zu geben. Kultusminiſter Dr. v. Landmann theilt mit, daß das internationale meteorologiſche Material hier erſt um Mittag ankommt; die Verbreitung erſcheint ihm durch Telegramme oder Wetterzeichen am vortheilhafteſten. Die Poſten werden bewilligt. Sächliche Ausgaben 23,000 M., mehr 15,770 M. für das Obſervatorium auf der Zugſpitze, werden bewilligt. Bei Kap. 12 „Generalkonſervatorium der wiſſen- ſchaftlichen Sammlungen des Staates“ iſt unter den perſönlichen Ausgaben ein Mehr von 11,043 M. vor- geſehen, darunter 1500 M. für einen Aſſiſtenten, 1500 M. für einen Präparator, 1230 M. für einen Diener 2. Ordnung, 960 M. für einen Diener 3. Ordnung. Die Poſition wird im Betrage von 158,469 M. genehmigt. Ebenſo die Regie- und Unterhaltungskoſten für 23 einzelne Inſtitute und Sammlungen im Betrage von 124,741 M. Beim ethno- graphiſchen Muſeum beſpricht Abg. v. Vollmar den Platzmangel für dieſes und das Muſeum von Gyps- abgüſſen unter dem Hinweis darauf, daß in dem keller- artigen Raum die Gegenſtände des letzteren leiden müßten, Abhülfe ſei hier dringend nothwendig. Kultusminiſter Dr. v. Landmann gibt den Platzmangel zu, beſtreitet aber, daß die unteren Räumlichkeiten feucht ſeien. Ein Muſeum müſſe noch weichen; die Bereinigung ſtoße aber auch auf rechtliche Schwierigkeiten. Die Bereinigung der Gypsabgüſſe aus der klaſſiſchen und chriſtlichen Zeit ſei von den Vorſtänden der Sammlungen nicht gutgeheißen worden. Man könnte die Gipsabgüſſe der antiken Zeit am beſten mit der Alten Glyptothek vereinigen, allein dieſe gehöre dem königlichen Hauſe. Für das Gipsmuſeum müſſe ein anderer Ort beſchafft werden, das ethnographiſche Muſeum ſolle an ſeinem Ort verbleiben. Kap. 13 „Hof- und Staatsbibliothek“. Referent Dr. Schädler wünſcht, daß die Arbeitszeit in der Staats- bibliothek verlängert werden möge und daß die Leſeräume bis zu einer gewiſſen Zeit offen ſtünden. Weiter regt Referent die Beſchaffung beſſerer Räume und eine Erleichterung hin- ſichtlich der Beſtellung und Lieferung von Büchern an. End- lich wünſcht Referent die Anſchaffung einer Handbibliothek. Der Kultusminiſter erkennt an, daß dieſe Wünſche zum großen Theil berechtigt ſeien und ihnen demnächſt durch ein Nachtragspoſtulat abgeholfen werden würde, insbeſondere werde der Leſeſaal auf die doppelte Größe gebracht und die elektriſche Beleuchtung eingeführt werden, auch werde eine Handbibliothek angeſchafft werden. Den Wünſchen bezüglich der Beſtellung von Büchern werde er entgegenkommen. Abg. v. Vollmar beſpricht die mißlichen Verhältniſſe des Journalzimmers und das Beſtellungsweſen von Büchern, das in anderen Bibliotheken viel raſcher vor ſich gehe. Der Katalog ſei an ſich gut, aber nach einem veralteten Schema eingerichtet. Präſident Dr. Orterer iſt auch für ein raſcheres Be- ſtellungsweſen, glaubt aber, daß dies nicht ohne Perſonal- vermehrung gemacht werden könne. Im übrigen müſſe an- erkannt werden, daß die Hof- und Staatsbibliothek einen hervorragenden Rang unter den Bibliotheken einnehme und daß an ihrer Spitze ein ſehr tüchtiger und erfahrener Mann ſtehe. Kultusminiſter Dr. v. Landmann ſchließt ſich dieſem Urtheil an. — Die Poſition von 178,124 M. wird bewilligt. — Kap. 14, „Beiträge an Kreisbibliotheken“, enthält die Summe von 28,093 M., welche gleichfalls genehmigt wird. Hierauf wird die Sitzung auf morgen Nachmittag 4 Uhr vertagt. (Fortſetzung des Kultusetats.) Bayeriſche Chronik. München, 27. März. * Hof- und Perſonalnachrichten. Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen: Bezirksamtmann Voelk von Garmiſch; Dekan Lorenz Wid- mann, Pfarrer in Berchtesgaden; Profeſſor Peter Halm, Maler; Profeſſor Thomas Dennerlein, Bildhaner; Genre- maler Auguſt Heyn und Kunſtmaler Emil Adam. — Fürſtin Waldburg-Zeil-Zeil iſt nach mehrtägigem Auf- enthalt wieder nach Schloß Zeil zurückgekehrt. — Graf und Gräfin Brühl ſind aus Dresden, Graf und Gräfin Bern- ſtorf aus Mecklenburg hier eingetroffen und im Hotel Bayeriſcher Hof abgeſtiegen. — Geſtorben iſt in München Major a. D. Franz Frhr. v. Falkenhauſen im 49. Lebensjahre. d. Landtagsferien.Wie in Abgeordnetenkreiſen ver- lautet, wird das Plenum der Abgeordnetenkammer am 6. April bis über Oſtern hinaus ſiſtiren, jedoch der Finanz- ausſchuß bis in die erſten Tage der Charwoche hinein täg- lich Doppelſitzungen halten. ui. Großfeuer.Heute Mittag brach in der Werkzeug- werkſtätte der Metallwaarenfabrik von Oskar Schuller, Gewürzmühlſtraße 1 b, Rückgebäude, Feuer aus, das um 1 Uhr 30 Minuten als Großfeuer fignaliſirt wurde. Die raſch erſchienene Feuerwehr konnte die Flammen, die ſich auf den Dachraum fortgepflanzt hatten und dort das nur in ge- ringer Entfernung befindliche bewohnte Vorderhaus bedrohten, mit Hülfe einer Anzahl Hydranten und der neuen Kohlen- ſäuredruckſpritze in etwa einer halben Stunde ſo weit dämpfen, daß die Gefahr als beſeitigt erachtet werden konnte. Am Brand- platz waren ſofort außer dem unermüdlichen Oberkomman- danten kgl. Rath Niedermayer noch der Regierungspräſi- dent v. Auer, Bürgermeiſter v. Borſcht und Regierungsrath Dillmann erſchienen. Ueber die Urſache des Brandes iſt noch nichts bekannt. Man vermuthet, daß Funken aus einer in der Werkſtätte ſtehenden Maſchine das Feuer veranlaßten. Der Schaden dürfte ſehr beträchtlich ſein. g. Der Familienabend der Proteſtanten von München-Weſt, der am 25. März in dem waffengeſchmückten Saal der Molkerei Bavaria, Landsbergerſtraße, ſtattfand, nahm einen für die ſehr zahlreich erſchienenen Theilnehmer vollauf befriedigenden Verlauf. Die Anſprachen der Herren Pfarrer Oſtertag und Hülfsgeiſtlichen Krauß konnten von erfreulichen Zuwendungen an die Kaſſe des zu erbauenden Gemeindehauſes (enthaltend Betſaal für 600—800 Perſonen,

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 28. März 1900, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine85_1900/5>, abgerufen am 14.08.2024.