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Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 28. März 1900.

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München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 28. März 1900. Nr. 85.
[Spaltenumbruch] Kinderanstalten, Diakonissenstation und Altenheim) berichten
und regten zu neuer Liebe für die wichtige Aufgabe an. Die
Männerchöre der Sänger des Evangelischen Handwerker-
vereins unter Leitung des Hrn. Chormeisters Oehl, sowie
die Deklamationen des Hrn. Adjunkten G. Schneider
wurden mit Dank entgegengenommen. Viel Opferfreudigkeit
und Zusammenwirken thut freilich forthin noth, um das große
Ziel erreichen zu können. Das Aufblühen des westlichen
Stadttheils und die großen Baukomplexe, die in Laim ent-
stehen werden, geben dem Verein für innere Mission vollauf
Recht und Pflicht, einen lokalen Stützpunkt für seine segens-
reiche Thätigkeit im westlichen Stadttheile Münchens anzu-
streben. Mit Recht betonte die Ansprache von Pfarrer Oster-
tag, daß die Raumverhältnisse des zu erbauenden Gemeinde-
hauses im Hinblick auf den mächtigen Aufschwung des in
Rede stehenden Stadttheils keine zu kleinen sein dürfen. Möge
nun vor allem die Platzfrage eine günstige Lösung finden.



Die Hülfsaktion für die durch
Hochwasser Geschädigten geht hier zu Ende. Dem
"Kurier für Niederbayern" zufolge sind noch etwa 600--700
Entschädigungsgesuche zu erledigen. Im ganzen wurden
230,000 M. Schaden angemeldet und 198,800 M. zur Unter-
stützung angewiesen. Sollten sich jedoch im Laufe des Früh-
jahrs weitere Schäden an Gebänden, die bisher noch nicht
gesehen wurden, oder sollten Häuser auf hochwasserfreie Ge-
biete verlegt werden, so kann ein Zuschuß bis 1. August er-
beten werden.

Bei Antritt des Kommandos
über das III. Armeekorps durch Hrn. General v. Xylander
findet laut "Fränk. Kurier" sofort große Parade der ge-
sammten Garnison statt. Die Fahnen und Standarten der
hiesigen Regimenter werden in die Wohnung des Generals
gebracht. Vor dessen Hause wird ein Doppelehrenposten auf-
gestellt; der Ehrenposten vor dem Hause des Generalleutnants
v. Haag wird eingezogen. Die Kasernennenbauten müssen
bis 1. Oktober I. J. so weit fertiggestellt sein, daß das
8. Artillerie-Regiment und ein Trainbataillon dort einquartirt
werden können. Die Bekleidungsmannschaften des III. Armee-
korps (Schneider, Schuhmacher etc.) erhalten an den Aermeln
gelbe Litzen. Das I. Armeekorps trägt diese bekanntlich weiß;
das II. roth.

Zu dem Eisenbahn-
unglück hier
wird amtlich noch gemeldet: "Am 27. März,
vormittags 8 Uhr 30 Min., fuhr dem von Augsburg ein-
treffenden Schuellzug 80 bei seiner Einfahrt in die Station
Donauwörth eine Rangirmaschine in die Flanke. Der
Lokomotivführer Würsching der Rangirmaschine wurde ge-
tödtet; Zugführer Vitzthum, Heizer Zellner und Rangir-
stationsdiener Deffner wurden verletzt.

* In Kempten wurde der Kaplan Ed. Schön von
Seifriedsberg wegen fortgesetzter Verbrechen wider die Sitt-
lichkeit, begangen an Konfirmandinnen, zu zwei Jahren Ge-
fängniß verurtheilt. ("Fkft. Ztg.")



Der Krieg in Südafrika.

Sun Ein Verwandter des Präsidenten Krüger, der sich
vorübergehend in London aufhält, hat sich zu dem dortigen
Vertreter des "New-York Herald" über die Lage auf dem
Kriegsschauplatze
ausgelassen. Er sprach zunächst über
die angebliche Drohung Krügers, die Goldbergwerke zu zer-
stören, "das ist," so bemerkte er, "eine böswillige Er-
findung unsrer Feinde. Wir lassen in den Minen mit unsern
beschränkten Kräften so viel arbeiten, als möglich ist und
unsre Leute bemühen sich, wenigstens die Pumpen in Ordnung
zu halten, damit die Schächte nicht ersaufen. Was der frühere
amerikanische Gesandte in Transvaal, Hr. Montagu White,
über die mögliche Zerstörung gesagt hat, beruhte nicht
auf amtlichen Mittheilungen, sondern auf Vermuthungen.
Was den Krieg anbetrifft, so sehen wir selbst ein, daß die
Sache kritisch wird. Daher haben wir unsre Abordnung
herüberkommen lassen, die ihr Möglichstes versuchen soll, und
zwar in Brüssel, Berlin und Washington. Vielleicht, daß die
größte Republik einer kleinen hilft! Man hat viel Wesens
hergemacht von Paul Krügers Aeußerung, "ehe die Briten
Pretoria einnähmen, würde die Welt über den Preis der Ein-
nahme erschrecken". Er hat damit nichts anderes gemeint,
als daß die Erstürmung der stark befestigten Stadt ganz
erstaunliche Opfer an Menschenleben erfordern würde. Die
Forts zu nehmen, ist kaum möglich. Alle Zugangswege führen
obendrein durch gebirgiges Gelände, sind Hohlwege, die von
wenigen Leuten gegen eine große Zahl gehalten werden können.
Johannesburg freilich liegt ungünstiger, und kann weggenommen
werden. Sich ergeben werden die Buren nie. Sie
werden fortziehen. Zunächst, falls sie Pretoria im Stiche
lassen müssen, werden sie in die großen Ländereien im Norden
des Staats sich begeben, wo endlose Buschwälder mit wüsten
Strecken abwechseln und Deckung bieten. Unsern Leuten ist
dieses Land gut bekannt, dem Feinde nicht. Jede Brücke,
jede Furth, jeder gute Weg nach Norden wird vorher zerstört
werden und die englische Armee hätte es nicht leicht, sich
unter solchen Umständen zu verproviantiren. Unter englische
Oberhoheit, unter den Union Jack werden die Buren sich nie
zwingen lassen; ehe sie die Waffen niederlegen, muß ihre
Munition zu Ende sein und sie haben genug, für fast drei
Jahre."

Krügers Verwandter wird der Abordnung entgegenreisen
und sie nach den verschiedenen Hauptstädten begleiten.

Tel. In Paarl wurde eine
vom Afrikanderbond veranstaltete Versammlung zu-
gunsten einer versöhnlichen Politik abgehalten. In dieser
Versammlung erklärte Hargrove, die Buren würden nie-
mals sich mit der britischen Oberherrschaft zu-
frieden geben.
Ein neuer Krieg in sechs Jahren sei in
Aussicht, wenn den beiden südafrikanischen Republiken, welche
Gerechtigkeit und keine Großmuth verlangen, nicht die un-
beschränkte Unabhängigkeit
eingeräumt werde. Marais,
Mitglied der gesetzgebenden Versammlung der Kapkolonie,
sagte, der jetzige Krieg Englands sei die Fortsetzung des
Jameson-Raubzuges, die "gesetzliche Art" in welcher
Rhodes, wie er sich selbst ausdrückte, zum Ziele gelangen
wollte. Schließlich wurden von der Versammlung mit über-
wiegender Majorität Beschlüsse angenommen, in denen er-
klärt wird, daß jede Regelung des jetzigen Konflikts, bei der
nicht die Unabhängigkeit der südafrikanischen Republiken
gewahrt werde, sich als Schädigung der wichtigsten
Interessen des britischen Reiches erweisen werde.

Tel. Eine Kapstadter "Times"-
Meldung besagt: Nach Meldungen von Besuchern Transvaals
sei Krüger entschlossen, den Kampf bis aufs äußerste fort-
[Spaltenumbruch] zusetzen, obwohl viele Bürger anfangen, zu bezweifeln, ob
dies etwas nützen werde. Nach den Angaben zuverlässiger
Berichte seien seit dem Ausbruch des Krieges 2000 Buren
gefallen. Einschließlich der Verwundeten, Kranken und Ge-
fangenen müsse der Schätzung zufolge der Gesammtverlust
15,000 Mann übersteigen, ohne jene Freistaatler und Auf-
ständischen, welche die Waffen niedergelegt haben, mitgerechnet.
Es wird bezweifelt, ob die Republiken jetzt noch 30,000 Mann
den Truppen Roberts und Bullers gegenüberstellen können.

Tel. Die "Times" melden aus
Bloemfontein vom 26. d. M.: Infolge einer gestern in
der Richtung auf Brandfort von Kavallerie ausgeführten
Rekognoszirung wurden die Buren aus ihrer Stellung ver-
trieben.
Die Verluste auf britischer Seite sind gering --
Aus Lourenco Marques melden die "Times" vom
24. d. M.: Infolge der Beschlagnahme eines helio-
graphischen Apparats
und anderer Kriegsgeräthe,
welche für eine Firma bestimmt waren, der auch der hol-
ländische Konsul Pott
als Associe angehört, legte das
Prisengericht dieser Firma eine Geldstrafe von 210 Pfund
auf. Pott appellirt gegen den Urtheilsspruch. -- Die auf
den Bergwerken von Johannesburg beschäftigten Eingeborenen
werden dazu benutzt, um Verschanzungen auf den Johannes-
burg umgebenden Hügeln aufzuwerfen. Die Grow-Reef-Berg-
werke wurden infolgedessen geschlossen.

Tel. Die Krankheitsfälle
unter den auf Transportschiffen bei Simonstown gefangen
gehaltenen Buren mehren sich. Drei sind heute gestorben;
zwei andere heute beerdigt worden. Dabei wurde die Flagge
Transvaals auf den Sarg gelegt. Von den kranken Buren
leiden etwa hundert an Typhus. Die Krankheitsfälle
erregen bei der dortigen Bevölkerung große Unruhe.

Tel. Der irische Nationalist
Michael Davitt ist an Bord der "Gironde" in der Delagoa-
Bai eingetroffen. Auf diesem Schiff befanden sich noch
90 andere Passagiere, von denen sich die meisten nach Trans-
vaal begeben wollen.



Letzte Nachrichten.

Tel. Die Konservativen des
preußischen Abgeordnetenhauses wollen wegen der
Fleischbeschau interpelliren. Wie ich aus konservativen
Kreisen höre, finden fortwährend Verhandlungen zwischen
der Regierung und den Vertretern der Reichstagsmehr-
heit von der zweiten Lesung des Fleischbeschaugesetzes
statt, um eine Verständigung über die Zulassung des
ausländischen Pöckelfleisches herbeizuführen. Es wird
angenommen, daß die Verständigung erreicht werde.

Tel. Das Herrenhaus
nahm heute debattelos den Gesetzentwurf betreffend Dienst-
vergehen der Beamten der Landesversicherungs-
anstalten
an. Die Denkschrift betreffend die vom
1. April 1897 bis 31. März 1899 erfolgten Bauausführungen
von Wasserstraßen, über deren Regulirung dem Landtag
besondere Vorlagen gemacht wurden, wird durch Kenntniß-
nahme erledigt. Weiterhin wurde noch die Denkschrift über
die Ausführung des Gesetzes betreffend die Beförderung der
deutschen Ansiedelungen in Westpreußen besprochen

Tel. Der Kaifer bat nach
englischer Angabe die Rheder Currie u. Co., den Kapitän
Spence, welcher das deutsche Kriegsschiff "Kaiser Friedrich"
mit dem Kaiser an Bord nicht salutirt hatte, nicht zu entlassen
und ließ den Rhedern durch die Botschaft seinen Dank für
ihre Entschuldigung ausdrücken.

Tel. Der "Reichs-Anzeiger"
gibt bekannt: Auf Briefen zwischen Deutschland, den
Schutzgebieten und Samoa finden die für die deutschen
Schutzgebiete geltenden Bestimmungen und Taxen Anwendung.
Dieselben gelten auch für den Verkehr mit den im Auslande
befindlichen deutschen Kriegsschiffen. -- Ferner veröffentlicht
der "Reichs-Anzeiger" die am 1. April in Kraft tretende neue
Postordnung für das Deutsche Reich. -- Zum Schlusse bringt
er die Bekanntmachung, daß vom 1. April ab im Verkehr
mit den Schutzgebieten den in fremden Gewässern befindlichen
deutschen Kriegsschissen, sowie Oesterreich die Gewichts-
grenze
für einfache Briefe von 15 auf 20 Gramm er-
höht wird.

Tel. Auf eine dem Kaiser
von dem Oberpräsidenten erstattete Meldung über die Er-
öffnung
der hiesigen Marine-Ausstellung ging dem
Herzog zu Trachenberg folgendes Telegramm zu:
Se. Maj. der Kaiser haben Ew. Durchlaucht Meldung von
der Eröffnung der unter dem Protektorat der Erbprinzessin
von Sachsen-Meiningen stehenden Marine-Ausstellung huld-
vollst entgegenzunehmen geruht und haben sich über das
Interesse, welches die Breslauer Bürgerschaft dem patrioti-
schen Unternehmen zuwendet, sehr gefreut. Se. Majestät
lassen der Ausstellung einen guten Fortgang wünschen und
Ew. Durchlaucht bestens danken. v. Lucanus.

Tel. Die Zweite Kammer
ist heute zu einer kurzen Tagung zusammengetreten. Die
bisherigen Präsidenten, Geheimrath Haas, Offenbach, und
Rechtsanwalt Schmidt, Mainz, wurden wiedergewählt.

Tel. Abgeordnetenhaus.
Im Verlauf der Verhandlung über die Finanzressorts
sagte der Finanzminister, seit 10 Jahren sei ein erfreulicher
Fortschritt wahrnehmbar. Es hätten 1899 18 Proz. der
Staatsschuld in Händen inländischer Gläubiger sich befunden,
während 1898 schon 37.2 Proz. Rente im Inland unter-
gebracht waren. Der Gesetzenkwurf betreffend die Versiche-
rungsgesellschaften
schreibe diesen vor, ihre Prämien-
reserven in ungarischen Staatswerthen anzulegen. Daß der
innere Markt der Staatsrente gekräftigt werde, sei nöthig.
müsse aber mit größter Behutsamkeit geschehen.

Tel. Der Minister des
Aeußern erwiderte im Senat auf die Interpellation
Keesen, die Haager Akte werden in internationaler
Beziehung erst bestehen, nachdem alle Ratifikationen
vollzogen seien. Das Werk bezeichne einen bedeutsamen
Schritt auf dem Wege der friedlichen Lösung internatio-
naler Streitigkeiten. Senator Montefiore-Levy er-
hob Einspruch gegen die von der belgischen Presse
wider England gerichteten Angriffe. Der Minister
stimmte dem zu und gab seinem Bedauern darüber Aus-
druck, daß die Presse vergesse, was England für
Belgien gethan habe,
das jenem tiefe Erkenntlichkeit
schulde. Zu einer Sympathiebezeigung des Senators Picard
für die Buren-Republiken bemerkte der Minister, die Re-
gierung und das Parlament habe über fremde Streitig-
keiten keine Ansicht
zu äußern.

[Spaltenumbruch]

Tel. Die offizielle Eröffnung
der Weltausstellung ist auf den 14. April festgesetzt.

Tel. Morel, der bisherige
Untergouverneur der Banque de France, wurde zum Gouverneur
der Credit Foncier ernannt an Stelle Labeyrie's, welcher zum
Präsidenten des Rechnungshofes ernannt wurde.

Tel. Kammer. Die Besprechung
des Antrags Cambray Digny wird fortgesetzt. Der
Präsident sagt, das Berhalten der äußersten Linken sei
rechtswidrig. Er wisse, daß Abg. Pantano heute so gut
wie am Samstag die Absicht habe, zu sprechen. Er habe
nicht die Macht, ihn zum Schweigen zu zwingen, noch auch
aus dem Hause zu weisen. Die Urheber der Geschäftsord-
nung haben sich nicht vorgestellt, daß ein derartiger Skandal
vorkommen könne. (Lebhafter Beifall rechts. Lärm der
Linken.) Es ist das erste Mal bei uns, daß ein Abgeordneter
sich gegen die Autorität des Präsidenten und gegen die Ent-
scheidung des Hauses auflehnt. (Zwischenrufe.) Er würde
daher die Sitzung aufheben müssen und die Verantwortung
dafür Pantano zu überlassen haben. (Lebhafter Beifall. Unruhe
Widerspruch auf der Aeußersten Linken.) Abg. Pantana
protestirt. Es sei auch das erste Mal, daß man die Rechte
der Minderheit verletze, anstatt sie zu schützen. (Beifall auf
der äußersten Linken. Lärm.) Seine politischen Freunde
würden sich einer derartigen Vergewaltigung mit allen Mitteln
widersetzen. (Beifall auf der äußersten Linken. Großer Lärm
im Centrum und rechts.) Der Präsident ertheilt dem Abg.
Venturi das Wort. Abg. Pantano aber setzt seine am
Samstag begonnene Rede fort, worauf der Präsident unter
großem Lärm die Sitzung aufhebt

Tel. Der Kriegsminister Paprikow
begab sich nach St. Petersburg. Der Handelsminister
Natschowitsch bot seine Demission an.

Tel. Die Bewegung unter den
Anhängern des Boxer-Geheimbundes im Norden nimmt
einen beunruhigenden Umfang an. Zwischen den "Boxers"
und kaiserlichen Truppen hat bei Yen-Tschin in Petschili ein
ernstes Gefecht stattgefunden. Beide Theile waren ungefähr
1500 Mann stark. Die Verluste sollen schwer, der
Kampf unentschieden gewesen sein.

Tel. In Tschemulpo
ist ein russisches Geschwader eingetroffen.



Verschiedenes.
* Schorfkrankheit des Obstes.

Von Wichtigkeit für Obst-
züchter und andere Besitzer von Obstbäumen ist eine unter dem
Titel: "Die Fusikladium- oder Schorfkrankheit des
Kernobstes
" im Kaiserlichen Gesundheitsamt zu Berlin her-
ausgegebene, vom Geh. Nath Professor Dr. Frank bearbeitete
Farbentafel, auf welche -- obgleich ihr Erscheinen bereits im ver-
gangenen Dezember angezeigt wurde -- hiemit nochmals auf-
merksam gemacht sei. Denn gerade die bevorstehende Jahreszeit
ist besonders geeignet für den Beginn der Bekämpfung der an
Aepfeln und Birnen so erheblichen Schaden verursachenden
Schorfkrankheit. Die Tafel enthält naturgetreue Abbildungen
kranker Blätter, Zweige und Früchte und ferner einen erläutern-
den Text. Dieser Inhalt ermöglicht es Jedermann, die Krankheit
leicht zu erkennen. Auch wird die zweckmäßige und billige Her-
stellung eines bewährten Mittels und seine Anwendungsweise an-
gegeben. Die Verlagsbuchhandlung von P. Parey in Berlin
versendet die Fusikladium-Tafel zu einem mäßigen Preife.



Handel und Volkswirthschaft.
Peru und die Peruvian Corporation.
Ein Stück englischer finanzieller Mißwirthschaft

C. N. A. Zu keiner Zeit hat Peru eine solche Prosperität
gezeigt wie heute, denn wenn sich dieses Land, als es noch
seine Guano- und Salpeterlager besaß, in viel üppigeren
Verhältnissen befand als heute, so war diese Opulenz nur
vorübergehend und nicht auf eigene Erwerbsthätigkeit basirt.
Schon bevor die Gnanolager gänzlich erschöpft waren, machte
Peru mit 58,000,000 Pfd. St. bankerott. Die Salpetergründe
wurden ihm von Chile entrissen, und durch unaufhörliche
politische Wirren beunruhigt, lag die Republik zwanzig Jahre
lang erschöpft am Boden. Der wirthschaftliche Aufschwung,
der heute zu beobachten ist, ist ein Kind der Noth, die nicht
nur beten, sondern auch arbeiten lehrt. Es wird sich deßhalb
auch diese Besserung der Produktionsverhältnisse, weil auf
ernsthafter Arbeit beruhend, dauernd erhalten, und sie ist
ausgedrückt durch die Zahlen des Handelsverkehrs, der sich
in folgender Skala gehoben hat:

[Tabelle]

Die Einnahmen der Regierung -- die Spezialeinnahmen
der Provinzen und Municipalitäten nicht gerechnet -- be-
liefen sich:

[Tabelle]

Weil der Boden dafür jetzt günstig ist, nimmt die in-
dustrielle Unternehmungslust überall zu, hauptsächlich in der
Zuckerproduktion, deren Ergebniß 1899 um 15 Proz. höher
war als 1898. Aktiengesellschaften werden gebildet, um diesem
Geschäftszweig die große Entwicklung zu geben, deren er fähig
ist, durch Einrichtung von Zentralzuckersiedereien, in welchen
die kleineren Pflanzer ihr Zuckerrohr absetzen. Die Verbindung
mit den östlichen Abhängen der pernanischen Cordillera und
dem Amazonas wird sehr erleichtert durch einen neuen Weg
-- 165 englische Meilen -- von Oroya (letzte Zentralbahn-
station) nach dem Hafen Bermudez am Pichis, zwischen welchem
und Iguitos am Amazonas neuerdings ein Regierungsdampfer
den Verkehr besorgt. Dadurch werden die Produkte der Ur-
wälder: Kautschuk, Guttapercha u. s. w., auch auf dieser Seite
zur Ausbeutung kommen.

Die höheren Kupferpreise haben der Bergwerkindustrie
eine große Perspektive eröffnet. und würden in dieser Be-
ziehung noch viel glänzendere Resultate für das Land aus
dem Ausbau der Zentraleisenbahn von Oroya bis nach dem
Minendistrikt von Cerro de Pasco, einer kurzen Strecke von
80 engl. Meilen, entspringen, da dieser Distrikt auch sehr
kupferreich ist. -- Aus den Silberminen von Cerro de Pasco
sind bis heute, d. h. im Zeitraum von 269 Jahren, 430,000,000
Unzen reines Silber herausgezogen worden unter den sehr
mühseligen Bedingungen, welche die Transport- und Ver-
pflegungsschwierigkeiten in Höhen von 12,000 bis 13,000
ü. d. M. mit sich brachten. Jedoch war das von wenig Be-
lang für die Grubenbesitzer, solange die Silberpreise hoch
standen und solange sie auch nach dem Zurückgang

München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 28. März 1900. Nr. 85.
[Spaltenumbruch] Kinderanſtalten, Diakoniſſenſtation und Altenheim) berichten
und regten zu neuer Liebe für die wichtige Aufgabe an. Die
Männerchöre der Sänger des Evangeliſchen Handwerker-
vereins unter Leitung des Hrn. Chormeiſters Oehl, ſowie
die Deklamationen des Hrn. Adjunkten G. Schneider
wurden mit Dank entgegengenommen. Viel Opferfreudigkeit
und Zuſammenwirken thut freilich forthin noth, um das große
Ziel erreichen zu können. Das Aufblühen des weſtlichen
Stadttheils und die großen Baukomplexe, die in Laim ent-
ſtehen werden, geben dem Verein für innere Miſſion vollauf
Recht und Pflicht, einen lokalen Stützpunkt für ſeine ſegens-
reiche Thätigkeit im weſtlichen Stadttheile Münchens anzu-
ſtreben. Mit Recht betonte die Anſprache von Pfarrer Oſter-
tag, daß die Raumverhältniſſe des zu erbauenden Gemeinde-
hauſes im Hinblick auf den mächtigen Aufſchwung des in
Rede ſtehenden Stadttheils keine zu kleinen ſein dürfen. Möge
nun vor allem die Platzfrage eine günſtige Löſung finden.



Die Hülfsaktion für die durch
Hochwaſſer Geſchädigten geht hier zu Ende. Dem
„Kurier für Niederbayern“ zufolge ſind noch etwa 600—700
Entſchädigungsgeſuche zu erledigen. Im ganzen wurden
230,000 M. Schaden angemeldet und 198,800 M. zur Unter-
ſtützung angewieſen. Sollten ſich jedoch im Laufe des Früh-
jahrs weitere Schäden an Gebänden, die bisher noch nicht
geſehen wurden, oder ſollten Häuſer auf hochwaſſerfreie Ge-
biete verlegt werden, ſo kann ein Zuſchuß bis 1. Auguſt er-
beten werden.

Bei Antritt des Kommandos
über das III. Armeekorps durch Hrn. General v. Xylander
findet laut „Fränk. Kurier“ ſofort große Parade der ge-
ſammten Garniſon ſtatt. Die Fahnen und Standarten der
hieſigen Regimenter werden in die Wohnung des Generals
gebracht. Vor deſſen Hauſe wird ein Doppelehrenpoſten auf-
geſtellt; der Ehrenpoſten vor dem Hauſe des Generalleutnants
v. Haag wird eingezogen. Die Kaſernennenbauten müſſen
bis 1. Oktober I. J. ſo weit fertiggeſtellt ſein, daß das
8. Artillerie-Regiment und ein Trainbataillon dort einquartirt
werden können. Die Bekleidungsmannſchaften des III. Armee-
korps (Schneider, Schuhmacher ꝛc.) erhalten an den Aermeln
gelbe Litzen. Das I. Armeekorps trägt dieſe bekanntlich weiß;
das II. roth.

Zu dem Eiſenbahn-
unglück hier
wird amtlich noch gemeldet: „Am 27. März,
vormittags 8 Uhr 30 Min., fuhr dem von Augsburg ein-
treffenden Schuellzug 80 bei ſeiner Einfahrt in die Station
Donauwörth eine Rangirmaſchine in die Flanke. Der
Lokomotivführer Würſching der Rangirmaſchine wurde ge-
tödtet; Zugführer Vitzthum, Heizer Zellner und Rangir-
ſtationsdiener Deffner wurden verletzt.

* In Kempten wurde der Kaplan Ed. Schön von
Seifriedsberg wegen fortgeſetzter Verbrechen wider die Sitt-
lichkeit, begangen an Konfirmandinnen, zu zwei Jahren Ge-
fängniß verurtheilt. („Fkft. Ztg.“)



Der Krieg in Südafrika.

☉ Ein Verwandter des Präſidenten Krüger, der ſich
vorübergehend in London aufhält, hat ſich zu dem dortigen
Vertreter des „New-York Herald“ über die Lage auf dem
Kriegsſchauplatze
ausgelaſſen. Er ſprach zunächſt über
die angebliche Drohung Krügers, die Goldbergwerke zu zer-
ſtören, „das iſt,“ ſo bemerkte er, „eine böswillige Er-
findung unſrer Feinde. Wir laſſen in den Minen mit unſern
beſchränkten Kräften ſo viel arbeiten, als möglich iſt und
unſre Leute bemühen ſich, wenigſtens die Pumpen in Ordnung
zu halten, damit die Schächte nicht erſaufen. Was der frühere
amerikaniſche Geſandte in Transvaal, Hr. Montagu White,
über die mögliche Zerſtörung geſagt hat, beruhte nicht
auf amtlichen Mittheilungen, ſondern auf Vermuthungen.
Was den Krieg anbetrifft, ſo ſehen wir ſelbſt ein, daß die
Sache kritiſch wird. Daher haben wir unſre Abordnung
herüberkommen laſſen, die ihr Möglichſtes verſuchen ſoll, und
zwar in Brüſſel, Berlin und Waſhington. Vielleicht, daß die
größte Republik einer kleinen hilft! Man hat viel Weſens
hergemacht von Paul Krügers Aeußerung, „ehe die Briten
Pretoria einnähmen, würde die Welt über den Preis der Ein-
nahme erſchrecken“. Er hat damit nichts anderes gemeint,
als daß die Erſtürmung der ſtark befeſtigten Stadt ganz
erſtaunliche Opfer an Menſchenleben erfordern würde. Die
Forts zu nehmen, iſt kaum möglich. Alle Zugangswege führen
obendrein durch gebirgiges Gelände, ſind Hohlwege, die von
wenigen Leuten gegen eine große Zahl gehalten werden können.
Johannesburg freilich liegt ungünſtiger, und kann weggenommen
werden. Sich ergeben werden die Buren nie. Sie
werden fortziehen. Zunächſt, falls ſie Pretoria im Stiche
laſſen müſſen, werden ſie in die großen Ländereien im Norden
des Staats ſich begeben, wo endloſe Buſchwälder mit wüſten
Strecken abwechſeln und Deckung bieten. Unſern Leuten iſt
dieſes Land gut bekannt, dem Feinde nicht. Jede Brücke,
jede Furth, jeder gute Weg nach Norden wird vorher zerſtört
werden und die engliſche Armee hätte es nicht leicht, ſich
unter ſolchen Umſtänden zu verproviantiren. Unter engliſche
Oberhoheit, unter den Union Jack werden die Buren ſich nie
zwingen laſſen; ehe ſie die Waffen niederlegen, muß ihre
Munition zu Ende ſein und ſie haben genug, für faſt drei
Jahre.“

Krügers Verwandter wird der Abordnung entgegenreiſen
und ſie nach den verſchiedenen Hauptſtädten begleiten.

Tel. In Paarl wurde eine
vom Afrikanderbond veranſtaltete Verſammlung zu-
gunſten einer verſöhnlichen Politik abgehalten. In dieſer
Verſammlung erklärte Hargrove, die Buren würden nie-
mals ſich mit der britiſchen Oberherrſchaft zu-
frieden geben.
Ein neuer Krieg in ſechs Jahren ſei in
Ausſicht, wenn den beiden ſüdafrikaniſchen Republiken, welche
Gerechtigkeit und keine Großmuth verlangen, nicht die un-
beſchränkte Unabhängigkeit
eingeräumt werde. Marais,
Mitglied der geſetzgebenden Verſammlung der Kapkolonie,
ſagte, der jetzige Krieg Englands ſei die Fortſetzung des
Jameſon-Raubzuges, die „geſetzliche Art“ in welcher
Rhodes, wie er ſich ſelbſt ausdrückte, zum Ziele gelangen
wollte. Schließlich wurden von der Verſammlung mit über-
wiegender Majorität Beſchlüſſe angenommen, in denen er-
klärt wird, daß jede Regelung des jetzigen Konflikts, bei der
nicht die Unabhängigkeit der ſüdafrikaniſchen Republiken
gewahrt werde, ſich als Schädigung der wichtigſten
Intereſſen des britiſchen Reiches erweiſen werde.

Tel. Eine Kapſtadter „Times“-
Meldung beſagt: Nach Meldungen von Beſuchern Transvaals
ſei Krüger entſchloſſen, den Kampf bis aufs äußerſte fort-
[Spaltenumbruch] zuſetzen, obwohl viele Bürger anfangen, zu bezweifeln, ob
dies etwas nützen werde. Nach den Angaben zuverläſſiger
Berichte ſeien ſeit dem Ausbruch des Krieges 2000 Buren
gefallen. Einſchließlich der Verwundeten, Kranken und Ge-
fangenen müſſe der Schätzung zufolge der Geſammtverluſt
15,000 Mann überſteigen, ohne jene Freiſtaatler und Auf-
ſtändiſchen, welche die Waffen niedergelegt haben, mitgerechnet.
Es wird bezweifelt, ob die Republiken jetzt noch 30,000 Mann
den Truppen Roberts und Bullers gegenüberſtellen können.

Tel. Die „Times“ melden aus
Bloemfontein vom 26. d. M.: Infolge einer geſtern in
der Richtung auf Brandfort von Kavallerie ausgeführten
Rekognoszirung wurden die Buren aus ihrer Stellung ver-
trieben.
Die Verluſte auf britiſcher Seite ſind gering —
Aus Lourenço Marques melden die „Times“ vom
24. d. M.: Infolge der Beſchlagnahme eines helio-
graphiſchen Apparats
und anderer Kriegsgeräthe,
welche für eine Firma beſtimmt waren, der auch der hol-
ländiſche Konſul Pott
als Aſſocie angehört, legte das
Priſengericht dieſer Firma eine Geldſtrafe von 210 Pfund
auf. Pott appellirt gegen den Urtheilsſpruch. — Die auf
den Bergwerken von Johannesburg beſchäftigten Eingeborenen
werden dazu benutzt, um Verſchanzungen auf den Johannes-
burg umgebenden Hügeln aufzuwerfen. Die Grow-Reef-Berg-
werke wurden infolgedeſſen geſchloſſen.

Tel. Die Krankheitsfälle
unter den auf Transportſchiffen bei Simonstown gefangen
gehaltenen Buren mehren ſich. Drei ſind heute geſtorben;
zwei andere heute beerdigt worden. Dabei wurde die Flagge
Transvaals auf den Sarg gelegt. Von den kranken Buren
leiden etwa hundert an Typhus. Die Krankheitsfälle
erregen bei der dortigen Bevölkerung große Unruhe.

Tel. Der iriſche Nationaliſt
Michael Davitt iſt an Bord der „Gironde“ in der Delagoa-
Bai eingetroffen. Auf dieſem Schiff befanden ſich noch
90 andere Paſſagiere, von denen ſich die meiſten nach Trans-
vaal begeben wollen.



Letzte Nachrichten.

Tel. Die Konſervativen des
preußiſchen Abgeordnetenhauſes wollen wegen der
Fleiſchbeſchau interpelliren. Wie ich aus konſervativen
Kreiſen höre, finden fortwährend Verhandlungen zwiſchen
der Regierung und den Vertretern der Reichstagsmehr-
heit von der zweiten Leſung des Fleiſchbeſchaugeſetzes
ſtatt, um eine Verſtändigung über die Zulaſſung des
ausländiſchen Pöckelfleiſches herbeizuführen. Es wird
angenommen, daß die Verſtändigung erreicht werde.

Tel. Das Herrenhaus
nahm heute debattelos den Geſetzentwurf betreffend Dienſt-
vergehen der Beamten der Landesverſicherungs-
anſtalten
an. Die Denkſchrift betreffend die vom
1. April 1897 bis 31. März 1899 erfolgten Bauausführungen
von Waſſerſtraßen, über deren Regulirung dem Landtag
beſondere Vorlagen gemacht wurden, wird durch Kenntniß-
nahme erledigt. Weiterhin wurde noch die Denkſchrift über
die Ausführung des Geſetzes betreffend die Beförderung der
deutſchen Anſiedelungen in Weſtpreußen beſprochen

Tel. Der Kaifer bat nach
engliſcher Angabe die Rheder Currie u. Co., den Kapitän
Spence, welcher das deutſche Kriegsſchiff „Kaiſer Friedrich“
mit dem Kaiſer an Bord nicht ſalutirt hatte, nicht zu entlaſſen
und ließ den Rhedern durch die Botſchaft ſeinen Dank für
ihre Entſchuldigung ausdrücken.

Tel. Der „Reichs-Anzeiger“
gibt bekannt: Auf Briefen zwiſchen Deutſchland, den
Schutzgebieten und Samoa finden die für die deutſchen
Schutzgebiete geltenden Beſtimmungen und Taxen Anwendung.
Dieſelben gelten auch für den Verkehr mit den im Auslande
befindlichen deutſchen Kriegsſchiffen. — Ferner veröffentlicht
der „Reichs-Anzeiger“ die am 1. April in Kraft tretende neue
Poſtordnung für das Deutſche Reich. — Zum Schluſſe bringt
er die Bekanntmachung, daß vom 1. April ab im Verkehr
mit den Schutzgebieten den in fremden Gewäſſern befindlichen
deutſchen Kriegsſchiſſen, ſowie Oeſterreich die Gewichts-
grenze
für einfache Briefe von 15 auf 20 Gramm er-
höht wird.

Tel. Auf eine dem Kaiſer
von dem Oberpräſidenten erſtattete Meldung über die Er-
öffnung
der hieſigen Marine-Ausſtellung ging dem
Herzog zu Trachenberg folgendes Telegramm zu:
Se. Maj. der Kaiſer haben Ew. Durchlaucht Meldung von
der Eröffnung der unter dem Protektorat der Erbprinzeſſin
von Sachſen-Meiningen ſtehenden Marine-Ausſtellung huld-
vollſt entgegenzunehmen geruht und haben ſich über das
Intereſſe, welches die Breslauer Bürgerſchaft dem patrioti-
ſchen Unternehmen zuwendet, ſehr gefreut. Se. Majeſtät
laſſen der Ausſtellung einen guten Fortgang wünſchen und
Ew. Durchlaucht beſtens danken. v. Lucanus.

Tel. Die Zweite Kammer
iſt heute zu einer kurzen Tagung zuſammengetreten. Die
bisherigen Präſidenten, Geheimrath Haas, Offenbach, und
Rechtsanwalt Schmidt, Mainz, wurden wiedergewählt.

Tel. Abgeordnetenhaus.
Im Verlauf der Verhandlung über die Finanzreſſorts
ſagte der Finanzminiſter, ſeit 10 Jahren ſei ein erfreulicher
Fortſchritt wahrnehmbar. Es hätten 1899 18 Proz. der
Staatsſchuld in Händen inländiſcher Gläubiger ſich befunden,
während 1898 ſchon 37.2 Proz. Rente im Inland unter-
gebracht waren. Der Geſetzenkwurf betreffend die Verſiche-
rungsgeſellſchaften
ſchreibe dieſen vor, ihre Prämien-
reſerven in ungariſchen Staatswerthen anzulegen. Daß der
innere Markt der Staatsrente gekräftigt werde, ſei nöthig.
müſſe aber mit größter Behutſamkeit geſchehen.

Tel. Der Miniſter des
Aeußern erwiderte im Senat auf die Interpellation
Keeſen, die Haager Akte werden in internationaler
Beziehung erſt beſtehen, nachdem alle Ratifikationen
vollzogen ſeien. Das Werk bezeichne einen bedeutſamen
Schritt auf dem Wege der friedlichen Löſung internatio-
naler Streitigkeiten. Senator Montefiore-Levy er-
hob Einſpruch gegen die von der belgiſchen Preſſe
wider England gerichteten Angriffe. Der Miniſter
ſtimmte dem zu und gab ſeinem Bedauern darüber Aus-
druck, daß die Preſſe vergeſſe, was England für
Belgien gethan habe,
das jenem tiefe Erkenntlichkeit
ſchulde. Zu einer Sympathiebezeigung des Senators Picard
für die Buren-Republiken bemerkte der Miniſter, die Re-
gierung und das Parlament habe über fremde Streitig-
keiten keine Anſicht
zu äußern.

[Spaltenumbruch]

Tel. Die offizielle Eröffnung
der Weltausſtellung iſt auf den 14. April feſtgeſetzt.

Tel. Morel, der bisherige
Untergouverneur der Banque de France, wurde zum Gouverneur
der Crédit Foncier ernannt an Stelle Labeyrie’s, welcher zum
Präſidenten des Rechnungshofes ernannt wurde.

Tel. Kammer. Die Beſprechung
des Antrags Cambray Digny wird fortgeſetzt. Der
Präſident ſagt, das Berhalten der äußerſten Linken ſei
rechtswidrig. Er wiſſe, daß Abg. Pantano heute ſo gut
wie am Samſtag die Abſicht habe, zu ſprechen. Er habe
nicht die Macht, ihn zum Schweigen zu zwingen, noch auch
aus dem Hauſe zu weiſen. Die Urheber der Geſchäftsord-
nung haben ſich nicht vorgeſtellt, daß ein derartiger Skandal
vorkommen könne. (Lebhafter Beifall rechts. Lärm der
Linken.) Es iſt das erſte Mal bei uns, daß ein Abgeordneter
ſich gegen die Autorität des Präſidenten und gegen die Ent-
ſcheidung des Hauſes auflehnt. (Zwiſchenrufe.) Er würde
daher die Sitzung aufheben müſſen und die Verantwortung
dafür Pantano zu überlaſſen haben. (Lebhafter Beifall. Unruhe
Widerſpruch auf der Aeußerſten Linken.) Abg. Pantana
proteſtirt. Es ſei auch das erſte Mal, daß man die Rechte
der Minderheit verletze, anſtatt ſie zu ſchützen. (Beifall auf
der äußerſten Linken. Lärm.) Seine politiſchen Freunde
würden ſich einer derartigen Vergewaltigung mit allen Mitteln
widerſetzen. (Beifall auf der äußerſten Linken. Großer Lärm
im Centrum und rechts.) Der Präſident ertheilt dem Abg.
Venturi das Wort. Abg. Pantano aber ſetzt ſeine am
Samſtag begonnene Rede fort, worauf der Präſident unter
großem Lärm die Sitzung aufhebt

Tel. Der Kriegsminiſter Paprikow
begab ſich nach St. Petersburg. Der Handelsminiſter
Natſchowitſch bot ſeine Demiſſion an.

Tel. Die Bewegung unter den
Anhängern des Boxer-Geheimbundes im Norden nimmt
einen beunruhigenden Umfang an. Zwiſchen den „Boxers“
und kaiſerlichen Truppen hat bei Yen-Tſchin in Petſchili ein
ernſtes Gefecht ſtattgefunden. Beide Theile waren ungefähr
1500 Mann ſtark. Die Verluſte ſollen ſchwer, der
Kampf unentſchieden geweſen ſein.

Tel. In Tſchemulpo
iſt ein ruſſiſches Geſchwader eingetroffen.



Verſchiedenes.
* Schorfkrankheit des Obſtes.

Von Wichtigkeit für Obſt-
züchter und andere Beſitzer von Obſtbäumen iſt eine unter dem
Titel: „Die Fuſikladium- oder Schorfkrankheit des
Kernobſtes
“ im Kaiſerlichen Geſundheitsamt zu Berlin her-
ausgegebene, vom Geh. Nath Profeſſor Dr. Frank bearbeitete
Farbentafel, auf welche — obgleich ihr Erſcheinen bereits im ver-
gangenen Dezember angezeigt wurde — hiemit nochmals auf-
merkſam gemacht ſei. Denn gerade die bevorſtehende Jahreszeit
iſt beſonders geeignet für den Beginn der Bekämpfung der an
Aepfeln und Birnen ſo erheblichen Schaden verurſachenden
Schorfkrankheit. Die Tafel enthält naturgetreue Abbildungen
kranker Blätter, Zweige und Früchte und ferner einen erläutern-
den Text. Dieſer Inhalt ermöglicht es Jedermann, die Krankheit
leicht zu erkennen. Auch wird die zweckmäßige und billige Her-
ſtellung eines bewährten Mittels und ſeine Anwendungsweiſe an-
gegeben. Die Verlagsbuchhandlung von P. Parey in Berlin
verſendet die Fuſikladium-Tafel zu einem mäßigen Preife.



Handel und Volkswirthſchaft.
Peru und die Peruvian Corporation.
Ein Stück engliſcher finanzieller Mißwirthſchaft

C. N. A. Zu keiner Zeit hat Peru eine ſolche Proſperität
gezeigt wie heute, denn wenn ſich dieſes Land, als es noch
ſeine Guano- und Salpeterlager beſaß, in viel üppigeren
Verhältniſſen befand als heute, ſo war dieſe Opulenz nur
vorübergehend und nicht auf eigene Erwerbsthätigkeit baſirt.
Schon bevor die Gnanolager gänzlich erſchöpft waren, machte
Peru mit 58,000,000 Pfd. St. bankerott. Die Salpetergründe
wurden ihm von Chile entriſſen, und durch unaufhörliche
politiſche Wirren beunruhigt, lag die Republik zwanzig Jahre
lang erſchöpft am Boden. Der wirthſchaftliche Aufſchwung,
der heute zu beobachten iſt, iſt ein Kind der Noth, die nicht
nur beten, ſondern auch arbeiten lehrt. Es wird ſich deßhalb
auch dieſe Beſſerung der Produktionsverhältniſſe, weil auf
ernſthafter Arbeit beruhend, dauernd erhalten, und ſie iſt
ausgedrückt durch die Zahlen des Handelsverkehrs, der ſich
in folgender Skala gehoben hat:

[Tabelle]

Die Einnahmen der Regierung — die Spezialeinnahmen
der Provinzen und Municipalitäten nicht gerechnet — be-
liefen ſich:

[Tabelle]

Weil der Boden dafür jetzt günſtig iſt, nimmt die in-
duſtrielle Unternehmungsluſt überall zu, hauptſächlich in der
Zuckerproduktion, deren Ergebniß 1899 um 15 Proz. höher
war als 1898. Aktiengeſellſchaften werden gebildet, um dieſem
Geſchäftszweig die große Entwicklung zu geben, deren er fähig
iſt, durch Einrichtung von Zentralzuckerſiedereien, in welchen
die kleineren Pflanzer ihr Zuckerrohr abſetzen. Die Verbindung
mit den öſtlichen Abhängen der pernaniſchen Cordillera und
dem Amazonas wird ſehr erleichtert durch einen neuen Weg
— 165 engliſche Meilen — von Oroya (letzte Zentralbahn-
ſtation) nach dem Hafen Bermudez am Pichis, zwiſchen welchem
und Iguitos am Amazonas neuerdings ein Regierungsdampfer
den Verkehr beſorgt. Dadurch werden die Produkte der Ur-
wälder: Kautſchuk, Guttapercha u. ſ. w., auch auf dieſer Seite
zur Ausbeutung kommen.

Die höheren Kupferpreiſe haben der Bergwerkinduſtrie
eine große Perſpektive eröffnet. und würden in dieſer Be-
ziehung noch viel glänzendere Reſultate für das Land aus
dem Ausbau der Zentraleiſenbahn von Oroya bis nach dem
Minendiſtrikt von Cerro de Pasco, einer kurzen Strecke von
80 engl. Meilen, entſpringen, da dieſer Diſtrikt auch ſehr
kupferreich iſt. — Aus den Silberminen von Cerro de Pasco
ſind bis heute, d. h. im Zeitraum von 269 Jahren, 430,000,000
Unzen reines Silber herausgezogen worden unter den ſehr
mühſeligen Bedingungen, welche die Transport- und Ver-
pflegungsſchwierigkeiten in Höhen von 12,000 bis 13,000
ü. d. M. mit ſich brachten. Jedoch war das von wenig Be-
lang für die Grubenbeſitzer, ſolange die Silberpreiſe hoch
ſtanden und ſolange ſie auch nach dem Zurückgang

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[6/0006] München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 28. März 1900. Nr. 85. Kinderanſtalten, Diakoniſſenſtation und Altenheim) berichten und regten zu neuer Liebe für die wichtige Aufgabe an. Die Männerchöre der Sänger des Evangeliſchen Handwerker- vereins unter Leitung des Hrn. Chormeiſters Oehl, ſowie die Deklamationen des Hrn. Adjunkten G. Schneider wurden mit Dank entgegengenommen. Viel Opferfreudigkeit und Zuſammenwirken thut freilich forthin noth, um das große Ziel erreichen zu können. Das Aufblühen des weſtlichen Stadttheils und die großen Baukomplexe, die in Laim ent- ſtehen werden, geben dem Verein für innere Miſſion vollauf Recht und Pflicht, einen lokalen Stützpunkt für ſeine ſegens- reiche Thätigkeit im weſtlichen Stadttheile Münchens anzu- ſtreben. Mit Recht betonte die Anſprache von Pfarrer Oſter- tag, daß die Raumverhältniſſe des zu erbauenden Gemeinde- hauſes im Hinblick auf den mächtigen Aufſchwung des in Rede ſtehenden Stadttheils keine zu kleinen ſein dürfen. Möge nun vor allem die Platzfrage eine günſtige Löſung finden. * Landshut, 27. März. Die Hülfsaktion für die durch Hochwaſſer Geſchädigten geht hier zu Ende. Dem „Kurier für Niederbayern“ zufolge ſind noch etwa 600—700 Entſchädigungsgeſuche zu erledigen. Im ganzen wurden 230,000 M. Schaden angemeldet und 198,800 M. zur Unter- ſtützung angewieſen. Sollten ſich jedoch im Laufe des Früh- jahrs weitere Schäden an Gebänden, die bisher noch nicht geſehen wurden, oder ſollten Häuſer auf hochwaſſerfreie Ge- biete verlegt werden, ſo kann ein Zuſchuß bis 1. Auguſt er- beten werden. * Nürnberg, 27. März. Bei Antritt des Kommandos über das III. Armeekorps durch Hrn. General v. Xylander findet laut „Fränk. Kurier“ ſofort große Parade der ge- ſammten Garniſon ſtatt. Die Fahnen und Standarten der hieſigen Regimenter werden in die Wohnung des Generals gebracht. Vor deſſen Hauſe wird ein Doppelehrenpoſten auf- geſtellt; der Ehrenpoſten vor dem Hauſe des Generalleutnants v. Haag wird eingezogen. Die Kaſernennenbauten müſſen bis 1. Oktober I. J. ſo weit fertiggeſtellt ſein, daß das 8. Artillerie-Regiment und ein Trainbataillon dort einquartirt werden können. Die Bekleidungsmannſchaften des III. Armee- korps (Schneider, Schuhmacher ꝛc.) erhalten an den Aermeln gelbe Litzen. Das I. Armeekorps trägt dieſe bekanntlich weiß; das II. roth. C. H. Donanwörth, 27. März. Zu dem Eiſenbahn- unglück hier wird amtlich noch gemeldet: „Am 27. März, vormittags 8 Uhr 30 Min., fuhr dem von Augsburg ein- treffenden Schuellzug 80 bei ſeiner Einfahrt in die Station Donauwörth eine Rangirmaſchine in die Flanke. Der Lokomotivführer Würſching der Rangirmaſchine wurde ge- tödtet; Zugführer Vitzthum, Heizer Zellner und Rangir- ſtationsdiener Deffner wurden verletzt. * In Kempten wurde der Kaplan Ed. Schön von Seifriedsberg wegen fortgeſetzter Verbrechen wider die Sitt- lichkeit, begangen an Konfirmandinnen, zu zwei Jahren Ge- fängniß verurtheilt. („Fkft. Ztg.“) Der Krieg in Südafrika. ☉ Ein Verwandter des Präſidenten Krüger, der ſich vorübergehend in London aufhält, hat ſich zu dem dortigen Vertreter des „New-York Herald“ über die Lage auf dem Kriegsſchauplatze ausgelaſſen. Er ſprach zunächſt über die angebliche Drohung Krügers, die Goldbergwerke zu zer- ſtören, „das iſt,“ ſo bemerkte er, „eine böswillige Er- findung unſrer Feinde. Wir laſſen in den Minen mit unſern beſchränkten Kräften ſo viel arbeiten, als möglich iſt und unſre Leute bemühen ſich, wenigſtens die Pumpen in Ordnung zu halten, damit die Schächte nicht erſaufen. Was der frühere amerikaniſche Geſandte in Transvaal, Hr. Montagu White, über die mögliche Zerſtörung geſagt hat, beruhte nicht auf amtlichen Mittheilungen, ſondern auf Vermuthungen. Was den Krieg anbetrifft, ſo ſehen wir ſelbſt ein, daß die Sache kritiſch wird. Daher haben wir unſre Abordnung herüberkommen laſſen, die ihr Möglichſtes verſuchen ſoll, und zwar in Brüſſel, Berlin und Waſhington. Vielleicht, daß die größte Republik einer kleinen hilft! Man hat viel Weſens hergemacht von Paul Krügers Aeußerung, „ehe die Briten Pretoria einnähmen, würde die Welt über den Preis der Ein- nahme erſchrecken“. Er hat damit nichts anderes gemeint, als daß die Erſtürmung der ſtark befeſtigten Stadt ganz erſtaunliche Opfer an Menſchenleben erfordern würde. Die Forts zu nehmen, iſt kaum möglich. Alle Zugangswege führen obendrein durch gebirgiges Gelände, ſind Hohlwege, die von wenigen Leuten gegen eine große Zahl gehalten werden können. Johannesburg freilich liegt ungünſtiger, und kann weggenommen werden. Sich ergeben werden die Buren nie. Sie werden fortziehen. Zunächſt, falls ſie Pretoria im Stiche laſſen müſſen, werden ſie in die großen Ländereien im Norden des Staats ſich begeben, wo endloſe Buſchwälder mit wüſten Strecken abwechſeln und Deckung bieten. Unſern Leuten iſt dieſes Land gut bekannt, dem Feinde nicht. Jede Brücke, jede Furth, jeder gute Weg nach Norden wird vorher zerſtört werden und die engliſche Armee hätte es nicht leicht, ſich unter ſolchen Umſtänden zu verproviantiren. Unter engliſche Oberhoheit, unter den Union Jack werden die Buren ſich nie zwingen laſſen; ehe ſie die Waffen niederlegen, muß ihre Munition zu Ende ſein und ſie haben genug, für faſt drei Jahre.“ Krügers Verwandter wird der Abordnung entgegenreiſen und ſie nach den verſchiedenen Hauptſtädten begleiten. * London, 27. März. Tel. In Paarl wurde eine vom Afrikanderbond veranſtaltete Verſammlung zu- gunſten einer verſöhnlichen Politik abgehalten. In dieſer Verſammlung erklärte Hargrove, die Buren würden nie- mals ſich mit der britiſchen Oberherrſchaft zu- frieden geben. Ein neuer Krieg in ſechs Jahren ſei in Ausſicht, wenn den beiden ſüdafrikaniſchen Republiken, welche Gerechtigkeit und keine Großmuth verlangen, nicht die un- beſchränkte Unabhängigkeit eingeräumt werde. Marais, Mitglied der geſetzgebenden Verſammlung der Kapkolonie, ſagte, der jetzige Krieg Englands ſei die Fortſetzung des Jameſon-Raubzuges, die „geſetzliche Art“ in welcher Rhodes, wie er ſich ſelbſt ausdrückte, zum Ziele gelangen wollte. Schließlich wurden von der Verſammlung mit über- wiegender Majorität Beſchlüſſe angenommen, in denen er- klärt wird, daß jede Regelung des jetzigen Konflikts, bei der nicht die Unabhängigkeit der ſüdafrikaniſchen Republiken gewahrt werde, ſich als Schädigung der wichtigſten Intereſſen des britiſchen Reiches erweiſen werde. d. London, 27. März. Tel. Eine Kapſtadter „Times“- Meldung beſagt: Nach Meldungen von Beſuchern Transvaals ſei Krüger entſchloſſen, den Kampf bis aufs äußerſte fort- zuſetzen, obwohl viele Bürger anfangen, zu bezweifeln, ob dies etwas nützen werde. Nach den Angaben zuverläſſiger Berichte ſeien ſeit dem Ausbruch des Krieges 2000 Buren gefallen. Einſchließlich der Verwundeten, Kranken und Ge- fangenen müſſe der Schätzung zufolge der Geſammtverluſt 15,000 Mann überſteigen, ohne jene Freiſtaatler und Auf- ſtändiſchen, welche die Waffen niedergelegt haben, mitgerechnet. Es wird bezweifelt, ob die Republiken jetzt noch 30,000 Mann den Truppen Roberts und Bullers gegenüberſtellen können. * London, 27. März. Tel. Die „Times“ melden aus Bloemfontein vom 26. d. M.: Infolge einer geſtern in der Richtung auf Brandfort von Kavallerie ausgeführten Rekognoszirung wurden die Buren aus ihrer Stellung ver- trieben. Die Verluſte auf britiſcher Seite ſind gering — Aus Lourenço Marques melden die „Times“ vom 24. d. M.: Infolge der Beſchlagnahme eines helio- graphiſchen Apparats und anderer Kriegsgeräthe, welche für eine Firma beſtimmt waren, der auch der hol- ländiſche Konſul Pott als Aſſocie angehört, legte das Priſengericht dieſer Firma eine Geldſtrafe von 210 Pfund auf. Pott appellirt gegen den Urtheilsſpruch. — Die auf den Bergwerken von Johannesburg beſchäftigten Eingeborenen werden dazu benutzt, um Verſchanzungen auf den Johannes- burg umgebenden Hügeln aufzuwerfen. Die Grow-Reef-Berg- werke wurden infolgedeſſen geſchloſſen. * London, 27. März. Tel. Die Krankheitsfälle unter den auf Transportſchiffen bei Simonstown gefangen gehaltenen Buren mehren ſich. Drei ſind heute geſtorben; zwei andere heute beerdigt worden. Dabei wurde die Flagge Transvaals auf den Sarg gelegt. Von den kranken Buren leiden etwa hundert an Typhus. Die Krankheitsfälle erregen bei der dortigen Bevölkerung große Unruhe. * London, 27. März. Tel. Der iriſche Nationaliſt Michael Davitt iſt an Bord der „Gironde“ in der Delagoa- Bai eingetroffen. Auf dieſem Schiff befanden ſich noch 90 andere Paſſagiere, von denen ſich die meiſten nach Trans- vaal begeben wollen. Letzte Nachrichten. 4 Berlin, 27 März. Tel. Die Konſervativen des preußiſchen Abgeordnetenhauſes wollen wegen der Fleiſchbeſchau interpelliren. Wie ich aus konſervativen Kreiſen höre, finden fortwährend Verhandlungen zwiſchen der Regierung und den Vertretern der Reichstagsmehr- heit von der zweiten Leſung des Fleiſchbeſchaugeſetzes ſtatt, um eine Verſtändigung über die Zulaſſung des ausländiſchen Pöckelfleiſches herbeizuführen. Es wird angenommen, daß die Verſtändigung erreicht werde. P Berlin, 27 März. Tel. Das Herrenhaus nahm heute debattelos den Geſetzentwurf betreffend Dienſt- vergehen der Beamten der Landesverſicherungs- anſtalten an. Die Denkſchrift betreffend die vom 1. April 1897 bis 31. März 1899 erfolgten Bauausführungen von Waſſerſtraßen, über deren Regulirung dem Landtag beſondere Vorlagen gemacht wurden, wird durch Kenntniß- nahme erledigt. Weiterhin wurde noch die Denkſchrift über die Ausführung des Geſetzes betreffend die Beförderung der deutſchen Anſiedelungen in Weſtpreußen beſprochen * Berlin, 27. März. Tel. Der Kaifer bat nach engliſcher Angabe die Rheder Currie u. Co., den Kapitän Spence, welcher das deutſche Kriegsſchiff „Kaiſer Friedrich“ mit dem Kaiſer an Bord nicht ſalutirt hatte, nicht zu entlaſſen und ließ den Rhedern durch die Botſchaft ſeinen Dank für ihre Entſchuldigung ausdrücken. * Berlin, 27. März. Tel. Der „Reichs-Anzeiger“ gibt bekannt: Auf Briefen zwiſchen Deutſchland, den Schutzgebieten und Samoa finden die für die deutſchen Schutzgebiete geltenden Beſtimmungen und Taxen Anwendung. Dieſelben gelten auch für den Verkehr mit den im Auslande befindlichen deutſchen Kriegsſchiffen. — Ferner veröffentlicht der „Reichs-Anzeiger“ die am 1. April in Kraft tretende neue Poſtordnung für das Deutſche Reich. — Zum Schluſſe bringt er die Bekanntmachung, daß vom 1. April ab im Verkehr mit den Schutzgebieten den in fremden Gewäſſern befindlichen deutſchen Kriegsſchiſſen, ſowie Oeſterreich die Gewichts- grenze für einfache Briefe von 15 auf 20 Gramm er- höht wird. * Breslau, 27. März. Tel. Auf eine dem Kaiſer von dem Oberpräſidenten erſtattete Meldung über die Er- öffnung der hieſigen Marine-Ausſtellung ging dem Herzog zu Trachenberg folgendes Telegramm zu: Se. Maj. der Kaiſer haben Ew. Durchlaucht Meldung von der Eröffnung der unter dem Protektorat der Erbprinzeſſin von Sachſen-Meiningen ſtehenden Marine-Ausſtellung huld- vollſt entgegenzunehmen geruht und haben ſich über das Intereſſe, welches die Breslauer Bürgerſchaft dem patrioti- ſchen Unternehmen zuwendet, ſehr gefreut. Se. Majeſtät laſſen der Ausſtellung einen guten Fortgang wünſchen und Ew. Durchlaucht beſtens danken. v. Lucanus. * Darmſtadt, 27. März. Tel. Die Zweite Kammer iſt heute zu einer kurzen Tagung zuſammengetreten. Die bisherigen Präſidenten, Geheimrath Haas, Offenbach, und Rechtsanwalt Schmidt, Mainz, wurden wiedergewählt. * Budapeſt, 27. März. Tel. Abgeordnetenhaus. Im Verlauf der Verhandlung über die Finanzreſſorts ſagte der Finanzminiſter, ſeit 10 Jahren ſei ein erfreulicher Fortſchritt wahrnehmbar. Es hätten 1899 18 Proz. der Staatsſchuld in Händen inländiſcher Gläubiger ſich befunden, während 1898 ſchon 37.2 Proz. Rente im Inland unter- gebracht waren. Der Geſetzenkwurf betreffend die Verſiche- rungsgeſellſchaften ſchreibe dieſen vor, ihre Prämien- reſerven in ungariſchen Staatswerthen anzulegen. Daß der innere Markt der Staatsrente gekräftigt werde, ſei nöthig. müſſe aber mit größter Behutſamkeit geſchehen. * Brüſſel, 27. März. Tel. Der Miniſter des Aeußern erwiderte im Senat auf die Interpellation Keeſen, die Haager Akte werden in internationaler Beziehung erſt beſtehen, nachdem alle Ratifikationen vollzogen ſeien. Das Werk bezeichne einen bedeutſamen Schritt auf dem Wege der friedlichen Löſung internatio- naler Streitigkeiten. Senator Montefiore-Levy er- hob Einſpruch gegen die von der belgiſchen Preſſe wider England gerichteten Angriffe. Der Miniſter ſtimmte dem zu und gab ſeinem Bedauern darüber Aus- druck, daß die Preſſe vergeſſe, was England für Belgien gethan habe, das jenem tiefe Erkenntlichkeit ſchulde. Zu einer Sympathiebezeigung des Senators Picard für die Buren-Republiken bemerkte der Miniſter, die Re- gierung und das Parlament habe über fremde Streitig- keiten keine Anſicht zu äußern. * Paris, 27. März. Tel. Die offizielle Eröffnung der Weltausſtellung iſt auf den 14. April feſtgeſetzt. * Paris, 27. März. Tel. Morel, der bisherige Untergouverneur der Banque de France, wurde zum Gouverneur der Crédit Foncier ernannt an Stelle Labeyrie’s, welcher zum Präſidenten des Rechnungshofes ernannt wurde. * Rom, 27. März. Tel. Kammer. Die Beſprechung des Antrags Cambray Digny wird fortgeſetzt. Der Präſident ſagt, das Berhalten der äußerſten Linken ſei rechtswidrig. Er wiſſe, daß Abg. Pantano heute ſo gut wie am Samſtag die Abſicht habe, zu ſprechen. Er habe nicht die Macht, ihn zum Schweigen zu zwingen, noch auch aus dem Hauſe zu weiſen. Die Urheber der Geſchäftsord- nung haben ſich nicht vorgeſtellt, daß ein derartiger Skandal vorkommen könne. (Lebhafter Beifall rechts. Lärm der Linken.) Es iſt das erſte Mal bei uns, daß ein Abgeordneter ſich gegen die Autorität des Präſidenten und gegen die Ent- ſcheidung des Hauſes auflehnt. (Zwiſchenrufe.) Er würde daher die Sitzung aufheben müſſen und die Verantwortung dafür Pantano zu überlaſſen haben. (Lebhafter Beifall. Unruhe Widerſpruch auf der Aeußerſten Linken.) Abg. Pantana proteſtirt. Es ſei auch das erſte Mal, daß man die Rechte der Minderheit verletze, anſtatt ſie zu ſchützen. (Beifall auf der äußerſten Linken. Lärm.) Seine politiſchen Freunde würden ſich einer derartigen Vergewaltigung mit allen Mitteln widerſetzen. (Beifall auf der äußerſten Linken. Großer Lärm im Centrum und rechts.) Der Präſident ertheilt dem Abg. Venturi das Wort. Abg. Pantano aber ſetzt ſeine am Samſtag begonnene Rede fort, worauf der Präſident unter großem Lärm die Sitzung aufhebt * Sofia, 27. März. Tel. Der Kriegsminiſter Paprikow begab ſich nach St. Petersburg. Der Handelsminiſter Natſchowitſch bot ſeine Demiſſion an. * Peking, 27. März. Tel. Die Bewegung unter den Anhängern des Boxer-Geheimbundes im Norden nimmt einen beunruhigenden Umfang an. Zwiſchen den „Boxers“ und kaiſerlichen Truppen hat bei Yen-Tſchin in Petſchili ein ernſtes Gefecht ſtattgefunden. Beide Theile waren ungefähr 1500 Mann ſtark. Die Verluſte ſollen ſchwer, der Kampf unentſchieden geweſen ſein. * Yokohama, 27. März. Tel. In Tſchemulpo iſt ein ruſſiſches Geſchwader eingetroffen. Verſchiedenes. * Schorfkrankheit des Obſtes.Von Wichtigkeit für Obſt- züchter und andere Beſitzer von Obſtbäumen iſt eine unter dem Titel: „Die Fuſikladium- oder Schorfkrankheit des Kernobſtes“ im Kaiſerlichen Geſundheitsamt zu Berlin her- ausgegebene, vom Geh. Nath Profeſſor Dr. Frank bearbeitete Farbentafel, auf welche — obgleich ihr Erſcheinen bereits im ver- gangenen Dezember angezeigt wurde — hiemit nochmals auf- merkſam gemacht ſei. Denn gerade die bevorſtehende Jahreszeit iſt beſonders geeignet für den Beginn der Bekämpfung der an Aepfeln und Birnen ſo erheblichen Schaden verurſachenden Schorfkrankheit. Die Tafel enthält naturgetreue Abbildungen kranker Blätter, Zweige und Früchte und ferner einen erläutern- den Text. Dieſer Inhalt ermöglicht es Jedermann, die Krankheit leicht zu erkennen. Auch wird die zweckmäßige und billige Her- ſtellung eines bewährten Mittels und ſeine Anwendungsweiſe an- gegeben. Die Verlagsbuchhandlung von P. Parey in Berlin verſendet die Fuſikladium-Tafel zu einem mäßigen Preife. Handel und Volkswirthſchaft. Peru und die Peruvian Corporation. Ein Stück engliſcher finanzieller Mißwirthſchaft C. N. A. Zu keiner Zeit hat Peru eine ſolche Proſperität gezeigt wie heute, denn wenn ſich dieſes Land, als es noch ſeine Guano- und Salpeterlager beſaß, in viel üppigeren Verhältniſſen befand als heute, ſo war dieſe Opulenz nur vorübergehend und nicht auf eigene Erwerbsthätigkeit baſirt. Schon bevor die Gnanolager gänzlich erſchöpft waren, machte Peru mit 58,000,000 Pfd. St. bankerott. Die Salpetergründe wurden ihm von Chile entriſſen, und durch unaufhörliche politiſche Wirren beunruhigt, lag die Republik zwanzig Jahre lang erſchöpft am Boden. Der wirthſchaftliche Aufſchwung, der heute zu beobachten iſt, iſt ein Kind der Noth, die nicht nur beten, ſondern auch arbeiten lehrt. Es wird ſich deßhalb auch dieſe Beſſerung der Produktionsverhältniſſe, weil auf ernſthafter Arbeit beruhend, dauernd erhalten, und ſie iſt ausgedrückt durch die Zahlen des Handelsverkehrs, der ſich in folgender Skala gehoben hat: Die Einnahmen der Regierung — die Spezialeinnahmen der Provinzen und Municipalitäten nicht gerechnet — be- liefen ſich: Weil der Boden dafür jetzt günſtig iſt, nimmt die in- duſtrielle Unternehmungsluſt überall zu, hauptſächlich in der Zuckerproduktion, deren Ergebniß 1899 um 15 Proz. höher war als 1898. Aktiengeſellſchaften werden gebildet, um dieſem Geſchäftszweig die große Entwicklung zu geben, deren er fähig iſt, durch Einrichtung von Zentralzuckerſiedereien, in welchen die kleineren Pflanzer ihr Zuckerrohr abſetzen. Die Verbindung mit den öſtlichen Abhängen der pernaniſchen Cordillera und dem Amazonas wird ſehr erleichtert durch einen neuen Weg — 165 engliſche Meilen — von Oroya (letzte Zentralbahn- ſtation) nach dem Hafen Bermudez am Pichis, zwiſchen welchem und Iguitos am Amazonas neuerdings ein Regierungsdampfer den Verkehr beſorgt. Dadurch werden die Produkte der Ur- wälder: Kautſchuk, Guttapercha u. ſ. w., auch auf dieſer Seite zur Ausbeutung kommen. Die höheren Kupferpreiſe haben der Bergwerkinduſtrie eine große Perſpektive eröffnet. und würden in dieſer Be- ziehung noch viel glänzendere Reſultate für das Land aus dem Ausbau der Zentraleiſenbahn von Oroya bis nach dem Minendiſtrikt von Cerro de Pasco, einer kurzen Strecke von 80 engl. Meilen, entſpringen, da dieſer Diſtrikt auch ſehr kupferreich iſt. — Aus den Silberminen von Cerro de Pasco ſind bis heute, d. h. im Zeitraum von 269 Jahren, 430,000,000 Unzen reines Silber herausgezogen worden unter den ſehr mühſeligen Bedingungen, welche die Transport- und Ver- pflegungsſchwierigkeiten in Höhen von 12,000 bis 13,000 ü. d. M. mit ſich brachten. Jedoch war das von wenig Be- lang für die Grubenbeſitzer, ſolange die Silberpreiſe hoch ſtanden und ſolange ſie auch nach dem Zurückgang

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 85, 28. März 1900, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine85_1900/6>, abgerufen am 21.11.2024.