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Allgemeine Zeitung, Nr. 86, 26. März 1848.

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[Spaltenumbruch] Fragen gehalten, mit denen sich gleichzeitig eine zahllose Volksmenge
aus allen Theilen der Herzogthümer daselbst eingefunden hatte und
ebenfalls Berathungen pflog. Die Ständemitglieder rathschlagten un-
ausgesetzt eilf Stunden. Das Hauptresultat der sehr belebten Debatte
unter dem gewählten Präsidenten Beseler ist dieß: eine Deputation
an den König-Herzog aus der Mitte der Stände nach Kopenhagen zu
senden, welche dahin bestimmt instruirt ist daß sie unter Vorstellung der
dringlichen Lage die Forderungen aufstelle: daß die Mitglieder beider
Ständeversammlungen zu einer gemeinschaftlichen Versammlung einzu-
berufen und dieser der Entwurf einer gemeinsamen Verfassung für die
Herzogthümer vorzulegen; daß die Einverleibung Schleswigs in den
deutschen Bund bewirkt; daß allgemeine Volksbewaffnung vom König zu
Stande gebracht; daß vollständige Preßfreiheit, daß das Recht zu Volks-
versammlungen gewährt; daß der Regierungspräsident v. Scheel unver-
züglich entlassen werde. Ferner würde die Deputation aussprechen daß
für die Bildung eines deutschen Parlaments die größte Sympathie in
den Herzogthümern herrsche. In diese Deputation sind gewählt die
fünf Abgeordneten Gülich und Engel aus Schleswig, v. Neergaard auf
Oevelgönne, Olshausen und Clausen aus Kiel. Es ist die baldigste
Abreise der Deputation zu erwarten. Für die aufgestellten Forderungen
tritt unser ganzes schleswig-holsteinisches Volk in die Schranken, und
möchte sich damit nach den eingereichten Adressen an die Stände nicht
einmal zufrieden geben wollen. Indeß hegen wir keine Hoffnung der
Gewährung; aber auch die Versagung wird uns dem Ziele näher
führen.

(Die Nationalitäten der österrei-
chischen Monarchie.)
Woher? Wohin? Der entgegengesetzte Pol
unserer Zeit ist der Regierungsantritt Kaiser Ferdinand des Zweiten.
Böhmen, Ungarn forderten Recht und Gedankenfreiheit, und drohten,
oder hatten sich factisch losgerissen. Da treten die Edlen Oesterreichs
und die Bürger Wiens vor den Kaiser, bitten um Licht und Recht,
doch die spanischen und wälschen Räthe Ferdinands versagen es, Dam-
pierre erscheint mit seinen Reitern, und die Monarchie ist gerettet.
Gerettet? Oesterreich war reich und blühend, seine Söhne alle, Edle,
Bürger und Landleute voll Vaterlandsliebe, seine Hochschulen die ersten
der Welt. Doch wir wollen keine Schatten heraufbeschwören. Nur
dem Andenken des hohen Jessenius, des Freundes von Rudolf und
Matthias, des größten Gelehrten Europa's, der in Prag auf dem
Schaffot endete, sey diese Erinnerung geweiht. Es wurde Nacht --
200jährige Nacht. Kaiser Joseph wollte Licht, doch die dessen entwöhn-
ten, geblendeten Augen ließen die Hand zurückstoßen. Die Undankbaren!
Und wieder verlangen die Lombarden, die Polen, Böhmen, Ungarn,
Steyermark Recht und Gerechtigkeit, und wieder erheben sich die Edlen
Oesterreichs, die Bürger und Jünglinge Wiens, und der hohe, der
milde Herrscher gewährt alles. Und jetzt, wo alles erlangt ist was
der begeisterte Freund des Volkes fordern kann, wo das gewährt wo-
für so mancher seit Jahren im Stillen wirkte, jetzt beschleicht den
wahren Patrioten Bangigkeit, er fragt wohin? Die vorzüglichsten Be-
sorgnisse erregen die Fragen: Ist Oesterreich reif? Welche Gefahren
drohen von innen? welche von außen? Ja Oesterreich ist reif, des
mangelhaften Unterrichts ungeachtet fühlt jeder Bürger die Wohl-
thaten politischer Rechte. Die niedern Classen sind besser als in an-
[Spaltenumbruch] dern Ländern. Doch die Gefahren im Innern. Vor allen die ver-
schiedenen Nationalitäten. Was auch Schuselka sagen mag, Oester-
reich ist nicht deutsch. Deutsch spricht die Hälfte der Monarchie, der
Slave, Magyare und Italiener; doch tritt er in seinen Familienkreis,
so ist er Slave, Magyare, Italiener, die deutsche Bildung welche die
Nationen an einander gekittet hätte, wurde fern gehalten. Doch dürfte
die gesetzlich auszusprechende, factisch durchzuführende Gleichberechti-
gung aller Volksstämme, alle zu Oesterreichern vereinen. Aber Gali-
zien, Polen? Ich spreche es aus, die Zeit ist da wo Oesterreich seine
älteste, heiligste Schuld tilgen soll. Sobieski rettete Deutschland,
Ungarn, Europa. Ohne Galizien hält der Deutsche den Slaven das
Gleichgewicht, Polen jetzt ein niedergehaltener Feind, wird zum treuen
Bundesgenossen, und keine Gefahr droht vom Ausland. Doch im
Innern? Tausende von Interessen sind bedroht, jedermann fühlt dieß,
werden die Betheiligten sich freudig zu opfern verstehen? wie die hoch-
herzigen Ungarn, werden Tausende von jungen Männern, andere Le-
bensbahnen beginnen? voll Mühen und Ehren. Wir wünschen es
im Interesse der Betheiligten selbst. Geschieht es, dann Heil, Heil
Oesterreich dir! Doch hoffen? -- kaum.

Am 16 Vormittags brachten uns Rei-
sende aus Wien die erste Kunde daß Oesterreichs Bürgern eine Con-
stitution zu Theil geworden, daß die Censur aufgehoben, daß der
Staatskanzler Fürst Metternich seine Stelle in die Hände des Mon-
archen niedergelegt habe. War die Freude über des Staatskanzlers
Abdankung eine allgemeine, so erregten jene beiden Zugeständnisse einen
Jubel, an dem nur die nicht theilnahmen welche sich von ihren Amts-
mienen nicht schnell genug losmachen konnten. Zwar wissen wir nur
daß uns eine Constitution zugestanden ist, und es entgeht dem Bedächtigten
nicht daß es hier noch manches Aber geben kann das den Jubel vor-
schnell erscheinen lassen mag; aber die Scheidewand zwischen Volk und
Monarch ist gefallen, wir kennen die Liebe unseres Kaisers zu seinen
Unterthanen, wir wissen daß auch die Göttlichkeit des Rechtes der
Völker nach zeitgemäßen Institutionen regiert zu werden zur Anerken-
nung gelangt ist, und wir vertrauen auf die Einsicht aller die da noch
berufen seyn werden mitzuwirken an dem großen Bau der alle Staaten
Deutschlands zu einer unwiderstehlichen Veste erhebt, gegen den völker-
entwürdigenden Absolutismus des Ostens wie gegen die Fluth nicht
eindämmbarer Ideen des Westens. Die ewige Wahrheit hat sich den
Völkern und den Machthabern zu plötzlich und zu schlagend wieder ge-
zeigt daß es mit einer bloß scheinbaren Volksrepräsentation nicht ab-
gethan ist. Wir jubeln also, weil wir fest vertrauen auf unsern Kaiser
und auf die Einsicht seiner Räthe, und des zur Begründung des Ver-
fassungswerkes mitberufenen Kerns des Volkes. Zwar wurde der reine
Erguß der Freude in etwas getrübt durch eine Demonstration des Pö-
bels gegen den Bürgermeister dieser Stadt, der in der kurzen Zeit
seines Regiments von kaum einem Jahr alle Ungunst des Volkes auf
sich zu laden wußte, und durch muthwillige Zerstörungen an den Ver-
zehrungssteuer-Linien-Aemtern. Allein jener findet keine Theilnahme,
denn er hat seinen Posten feig verlassen und sein Heil in der Flucht
gesucht; den weiteren Excessen aber wurde durch das bloße Erscheinen
einer bewaffneten Macht rasch Einhalt gethan.



Berichtigung. In der Erklärung des Hrn. A. Lufft, Beilage Nr. 83 ist nachstehender Satz so zu lesen:
"Ferner ergeht hier an einen jeden, der zur Begründung der über meine politische Laufbahn und Stellung ausgestreuten
&q;Gerüchte irgendeine Thatsache anzuführen vermag, meine Aufforderung etc."


[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch] Fragen gehalten, mit denen ſich gleichzeitig eine zahlloſe Volksmenge
aus allen Theilen der Herzogthümer daſelbſt eingefunden hatte und
ebenfalls Berathungen pflog. Die Ständemitglieder rathſchlagten un-
ausgeſetzt eilf Stunden. Das Hauptreſultat der ſehr belebten Debatte
unter dem gewählten Präſidenten Beſeler iſt dieß: eine Deputation
an den König-Herzog aus der Mitte der Stände nach Kopenhagen zu
ſenden, welche dahin beſtimmt inſtruirt iſt daß ſie unter Vorſtellung der
dringlichen Lage die Forderungen aufſtelle: daß die Mitglieder beider
Ständeverſammlungen zu einer gemeinſchaftlichen Verſammlung einzu-
berufen und dieſer der Entwurf einer gemeinſamen Verfaſſung für die
Herzogthümer vorzulegen; daß die Einverleibung Schleswigs in den
deutſchen Bund bewirkt; daß allgemeine Volksbewaffnung vom König zu
Stande gebracht; daß vollſtändige Preßfreiheit, daß das Recht zu Volks-
verſammlungen gewährt; daß der Regierungspräſident v. Scheel unver-
züglich entlaſſen werde. Ferner würde die Deputation ausſprechen daß
für die Bildung eines deutſchen Parlaments die größte Sympathie in
den Herzogthümern herrſche. In dieſe Deputation ſind gewählt die
fünf Abgeordneten Gülich und Engel aus Schleswig, v. Neergaard auf
Oevelgönne, Olshauſen und Clauſen aus Kiel. Es iſt die baldigſte
Abreiſe der Deputation zu erwarten. Für die aufgeſtellten Forderungen
tritt unſer ganzes ſchleswig-holſteiniſches Volk in die Schranken, und
möchte ſich damit nach den eingereichten Adreſſen an die Stände nicht
einmal zufrieden geben wollen. Indeß hegen wir keine Hoffnung der
Gewährung; aber auch die Verſagung wird uns dem Ziele näher
führen.

(Die Nationalitäten der öſterrei-
chiſchen Monarchie.)
Woher? Wohin? Der entgegengeſetzte Pol
unſerer Zeit iſt der Regierungsantritt Kaiſer Ferdinand des Zweiten.
Böhmen, Ungarn forderten Recht und Gedankenfreiheit, und drohten,
oder hatten ſich factiſch losgeriſſen. Da treten die Edlen Oeſterreichs
und die Bürger Wiens vor den Kaiſer, bitten um Licht und Recht,
doch die ſpaniſchen und wälſchen Räthe Ferdinands verſagen es, Dam-
pierre erſcheint mit ſeinen Reitern, und die Monarchie iſt gerettet.
Gerettet? Oeſterreich war reich und blühend, ſeine Söhne alle, Edle,
Bürger und Landleute voll Vaterlandsliebe, ſeine Hochſchulen die erſten
der Welt. Doch wir wollen keine Schatten heraufbeſchwören. Nur
dem Andenken des hohen Jeſſenius, des Freundes von Rudolf und
Matthias, des größten Gelehrten Europa’s, der in Prag auf dem
Schaffot endete, ſey dieſe Erinnerung geweiht. Es wurde Nacht —
200jährige Nacht. Kaiſer Joſeph wollte Licht, doch die deſſen entwöhn-
ten, geblendeten Augen ließen die Hand zurückſtoßen. Die Undankbaren!
Und wieder verlangen die Lombarden, die Polen, Böhmen, Ungarn,
Steyermark Recht und Gerechtigkeit, und wieder erheben ſich die Edlen
Oeſterreichs, die Bürger und Jünglinge Wiens, und der hohe, der
milde Herrſcher gewährt alles. Und jetzt, wo alles erlangt iſt was
der begeiſterte Freund des Volkes fordern kann, wo das gewährt wo-
für ſo mancher ſeit Jahren im Stillen wirkte, jetzt beſchleicht den
wahren Patrioten Bangigkeit, er fragt wohin? Die vorzüglichſten Be-
ſorgniſſe erregen die Fragen: Iſt Oeſterreich reif? Welche Gefahren
drohen von innen? welche von außen? Ja Oeſterreich iſt reif, des
mangelhaften Unterrichts ungeachtet fühlt jeder Bürger die Wohl-
thaten politiſcher Rechte. Die niedern Claſſen ſind beſſer als in an-
[Spaltenumbruch] dern Ländern. Doch die Gefahren im Innern. Vor allen die ver-
ſchiedenen Nationalitäten. Was auch Schuſelka ſagen mag, Oeſter-
reich iſt nicht deutſch. Deutſch ſpricht die Hälfte der Monarchie, der
Slave, Magyare und Italiener; doch tritt er in ſeinen Familienkreis,
ſo iſt er Slave, Magyare, Italiener, die deutſche Bildung welche die
Nationen an einander gekittet hätte, wurde fern gehalten. Doch dürfte
die geſetzlich auszuſprechende, factiſch durchzuführende Gleichberechti-
gung aller Volksſtämme, alle zu Oeſterreichern vereinen. Aber Gali-
zien, Polen? Ich ſpreche es aus, die Zeit iſt da wo Oeſterreich ſeine
älteſte, heiligſte Schuld tilgen ſoll. Sobieski rettete Deutſchland,
Ungarn, Europa. Ohne Galizien hält der Deutſche den Slaven das
Gleichgewicht, Polen jetzt ein niedergehaltener Feind, wird zum treuen
Bundesgenoſſen, und keine Gefahr droht vom Ausland. Doch im
Innern? Tauſende von Intereſſen ſind bedroht, jedermann fühlt dieß,
werden die Betheiligten ſich freudig zu opfern verſtehen? wie die hoch-
herzigen Ungarn, werden Tauſende von jungen Männern, andere Le-
bensbahnen beginnen? voll Mühen und Ehren. Wir wünſchen es
im Intereſſe der Betheiligten ſelbſt. Geſchieht es, dann Heil, Heil
Oeſterreich dir! Doch hoffen? — kaum.

Am 16 Vormittags brachten uns Rei-
ſende aus Wien die erſte Kunde daß Oeſterreichs Bürgern eine Con-
ſtitution zu Theil geworden, daß die Cenſur aufgehoben, daß der
Staatskanzler Fürſt Metternich ſeine Stelle in die Hände des Mon-
archen niedergelegt habe. War die Freude über des Staatskanzlers
Abdankung eine allgemeine, ſo erregten jene beiden Zugeſtändniſſe einen
Jubel, an dem nur die nicht theilnahmen welche ſich von ihren Amts-
mienen nicht ſchnell genug losmachen konnten. Zwar wiſſen wir nur
daß uns eine Conſtitution zugeſtanden iſt, und es entgeht dem Bedächtigten
nicht daß es hier noch manches Aber geben kann das den Jubel vor-
ſchnell erſcheinen laſſen mag; aber die Scheidewand zwiſchen Volk und
Monarch iſt gefallen, wir kennen die Liebe unſeres Kaiſers zu ſeinen
Unterthanen, wir wiſſen daß auch die Göttlichkeit des Rechtes der
Völker nach zeitgemäßen Inſtitutionen regiert zu werden zur Anerken-
nung gelangt iſt, und wir vertrauen auf die Einſicht aller die da noch
berufen ſeyn werden mitzuwirken an dem großen Bau der alle Staaten
Deutſchlands zu einer unwiderſtehlichen Veſte erhebt, gegen den völker-
entwürdigenden Abſolutismus des Oſtens wie gegen die Fluth nicht
eindämmbarer Ideen des Weſtens. Die ewige Wahrheit hat ſich den
Völkern und den Machthabern zu plötzlich und zu ſchlagend wieder ge-
zeigt daß es mit einer bloß ſcheinbaren Volksrepräſentation nicht ab-
gethan iſt. Wir jubeln alſo, weil wir feſt vertrauen auf unſern Kaiſer
und auf die Einſicht ſeiner Räthe, und des zur Begründung des Ver-
faſſungswerkes mitberufenen Kerns des Volkes. Zwar wurde der reine
Erguß der Freude in etwas getrübt durch eine Demonſtration des Pö-
bels gegen den Bürgermeiſter dieſer Stadt, der in der kurzen Zeit
ſeines Regiments von kaum einem Jahr alle Ungunſt des Volkes auf
ſich zu laden wußte, und durch muthwillige Zerſtörungen an den Ver-
zehrungsſteuer-Linien-Aemtern. Allein jener findet keine Theilnahme,
denn er hat ſeinen Poſten feig verlaſſen und ſein Heil in der Flucht
geſucht; den weiteren Exceſſen aber wurde durch das bloße Erſcheinen
einer bewaffneten Macht raſch Einhalt gethan.



Berichtigung. In der Erklärung des Hrn. A. Lufft, Beilage Nr. 83 iſt nachſtehender Satz ſo zu leſen:
„Ferner ergeht hier an einen jeden, der zur Begründung der über meine politiſche Laufbahn und Stellung ausgeſtreuten
&q;Gerüchte irgendeine Thatſache anzuführen vermag, meine Aufforderung ꝛc.“


[irrelevantes Material]
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[1374/0014] Fragen gehalten, mit denen ſich gleichzeitig eine zahlloſe Volksmenge aus allen Theilen der Herzogthümer daſelbſt eingefunden hatte und ebenfalls Berathungen pflog. Die Ständemitglieder rathſchlagten un- ausgeſetzt eilf Stunden. Das Hauptreſultat der ſehr belebten Debatte unter dem gewählten Präſidenten Beſeler iſt dieß: eine Deputation an den König-Herzog aus der Mitte der Stände nach Kopenhagen zu ſenden, welche dahin beſtimmt inſtruirt iſt daß ſie unter Vorſtellung der dringlichen Lage die Forderungen aufſtelle: daß die Mitglieder beider Ständeverſammlungen zu einer gemeinſchaftlichen Verſammlung einzu- berufen und dieſer der Entwurf einer gemeinſamen Verfaſſung für die Herzogthümer vorzulegen; daß die Einverleibung Schleswigs in den deutſchen Bund bewirkt; daß allgemeine Volksbewaffnung vom König zu Stande gebracht; daß vollſtändige Preßfreiheit, daß das Recht zu Volks- verſammlungen gewährt; daß der Regierungspräſident v. Scheel unver- züglich entlaſſen werde. Ferner würde die Deputation ausſprechen daß für die Bildung eines deutſchen Parlaments die größte Sympathie in den Herzogthümern herrſche. In dieſe Deputation ſind gewählt die fünf Abgeordneten Gülich und Engel aus Schleswig, v. Neergaard auf Oevelgönne, Olshauſen und Clauſen aus Kiel. Es iſt die baldigſte Abreiſe der Deputation zu erwarten. Für die aufgeſtellten Forderungen tritt unſer ganzes ſchleswig-holſteiniſches Volk in die Schranken, und möchte ſich damit nach den eingereichten Adreſſen an die Stände nicht einmal zufrieden geben wollen. Indeß hegen wir keine Hoffnung der Gewährung; aber auch die Verſagung wird uns dem Ziele näher führen. ***Grätz, 20 März.(Die Nationalitäten der öſterrei- chiſchen Monarchie.) Woher? Wohin? Der entgegengeſetzte Pol unſerer Zeit iſt der Regierungsantritt Kaiſer Ferdinand des Zweiten. Böhmen, Ungarn forderten Recht und Gedankenfreiheit, und drohten, oder hatten ſich factiſch losgeriſſen. Da treten die Edlen Oeſterreichs und die Bürger Wiens vor den Kaiſer, bitten um Licht und Recht, doch die ſpaniſchen und wälſchen Räthe Ferdinands verſagen es, Dam- pierre erſcheint mit ſeinen Reitern, und die Monarchie iſt gerettet. Gerettet? Oeſterreich war reich und blühend, ſeine Söhne alle, Edle, Bürger und Landleute voll Vaterlandsliebe, ſeine Hochſchulen die erſten der Welt. Doch wir wollen keine Schatten heraufbeſchwören. Nur dem Andenken des hohen Jeſſenius, des Freundes von Rudolf und Matthias, des größten Gelehrten Europa’s, der in Prag auf dem Schaffot endete, ſey dieſe Erinnerung geweiht. Es wurde Nacht — 200jährige Nacht. Kaiſer Joſeph wollte Licht, doch die deſſen entwöhn- ten, geblendeten Augen ließen die Hand zurückſtoßen. Die Undankbaren! Und wieder verlangen die Lombarden, die Polen, Böhmen, Ungarn, Steyermark Recht und Gerechtigkeit, und wieder erheben ſich die Edlen Oeſterreichs, die Bürger und Jünglinge Wiens, und der hohe, der milde Herrſcher gewährt alles. Und jetzt, wo alles erlangt iſt was der begeiſterte Freund des Volkes fordern kann, wo das gewährt wo- für ſo mancher ſeit Jahren im Stillen wirkte, jetzt beſchleicht den wahren Patrioten Bangigkeit, er fragt wohin? Die vorzüglichſten Be- ſorgniſſe erregen die Fragen: Iſt Oeſterreich reif? Welche Gefahren drohen von innen? welche von außen? Ja Oeſterreich iſt reif, des mangelhaften Unterrichts ungeachtet fühlt jeder Bürger die Wohl- thaten politiſcher Rechte. Die niedern Claſſen ſind beſſer als in an- dern Ländern. Doch die Gefahren im Innern. Vor allen die ver- ſchiedenen Nationalitäten. Was auch Schuſelka ſagen mag, Oeſter- reich iſt nicht deutſch. Deutſch ſpricht die Hälfte der Monarchie, der Slave, Magyare und Italiener; doch tritt er in ſeinen Familienkreis, ſo iſt er Slave, Magyare, Italiener, die deutſche Bildung welche die Nationen an einander gekittet hätte, wurde fern gehalten. Doch dürfte die geſetzlich auszuſprechende, factiſch durchzuführende Gleichberechti- gung aller Volksſtämme, alle zu Oeſterreichern vereinen. Aber Gali- zien, Polen? Ich ſpreche es aus, die Zeit iſt da wo Oeſterreich ſeine älteſte, heiligſte Schuld tilgen ſoll. Sobieski rettete Deutſchland, Ungarn, Europa. Ohne Galizien hält der Deutſche den Slaven das Gleichgewicht, Polen jetzt ein niedergehaltener Feind, wird zum treuen Bundesgenoſſen, und keine Gefahr droht vom Ausland. Doch im Innern? Tauſende von Intereſſen ſind bedroht, jedermann fühlt dieß, werden die Betheiligten ſich freudig zu opfern verſtehen? wie die hoch- herzigen Ungarn, werden Tauſende von jungen Männern, andere Le- bensbahnen beginnen? voll Mühen und Ehren. Wir wünſchen es im Intereſſe der Betheiligten ſelbſt. Geſchieht es, dann Heil, Heil Oeſterreich dir! Doch hoffen? — kaum. * Laibach, 17 März. Am 16 Vormittags brachten uns Rei- ſende aus Wien die erſte Kunde daß Oeſterreichs Bürgern eine Con- ſtitution zu Theil geworden, daß die Cenſur aufgehoben, daß der Staatskanzler Fürſt Metternich ſeine Stelle in die Hände des Mon- archen niedergelegt habe. War die Freude über des Staatskanzlers Abdankung eine allgemeine, ſo erregten jene beiden Zugeſtändniſſe einen Jubel, an dem nur die nicht theilnahmen welche ſich von ihren Amts- mienen nicht ſchnell genug losmachen konnten. Zwar wiſſen wir nur daß uns eine Conſtitution zugeſtanden iſt, und es entgeht dem Bedächtigten nicht daß es hier noch manches Aber geben kann das den Jubel vor- ſchnell erſcheinen laſſen mag; aber die Scheidewand zwiſchen Volk und Monarch iſt gefallen, wir kennen die Liebe unſeres Kaiſers zu ſeinen Unterthanen, wir wiſſen daß auch die Göttlichkeit des Rechtes der Völker nach zeitgemäßen Inſtitutionen regiert zu werden zur Anerken- nung gelangt iſt, und wir vertrauen auf die Einſicht aller die da noch berufen ſeyn werden mitzuwirken an dem großen Bau der alle Staaten Deutſchlands zu einer unwiderſtehlichen Veſte erhebt, gegen den völker- entwürdigenden Abſolutismus des Oſtens wie gegen die Fluth nicht eindämmbarer Ideen des Weſtens. Die ewige Wahrheit hat ſich den Völkern und den Machthabern zu plötzlich und zu ſchlagend wieder ge- zeigt daß es mit einer bloß ſcheinbaren Volksrepräſentation nicht ab- gethan iſt. Wir jubeln alſo, weil wir feſt vertrauen auf unſern Kaiſer und auf die Einſicht ſeiner Räthe, und des zur Begründung des Ver- faſſungswerkes mitberufenen Kerns des Volkes. Zwar wurde der reine Erguß der Freude in etwas getrübt durch eine Demonſtration des Pö- bels gegen den Bürgermeiſter dieſer Stadt, der in der kurzen Zeit ſeines Regiments von kaum einem Jahr alle Ungunſt des Volkes auf ſich zu laden wußte, und durch muthwillige Zerſtörungen an den Ver- zehrungsſteuer-Linien-Aemtern. Allein jener findet keine Theilnahme, denn er hat ſeinen Poſten feig verlaſſen und ſein Heil in der Flucht geſucht; den weiteren Exceſſen aber wurde durch das bloße Erſcheinen einer bewaffneten Macht raſch Einhalt gethan. Berichtigung. In der Erklärung des Hrn. A. Lufft, Beilage Nr. 83 iſt nachſtehender Satz ſo zu leſen: „Ferner ergeht hier an einen jeden, der zur Begründung der über meine politiſche Laufbahn und Stellung ausgeſtreuten &q;Gerüchte irgendeine Thatſache anzuführen vermag, meine Aufforderung ꝛc.“ _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 86, 26. März 1848, S. 1374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine86_1848/14>, abgerufen am 21.11.2024.